Das Schicksal eines Mannes von Ayres (Eine magische Geschichte) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Owyn kam wieder in Lars Haus zu sich. Diesmal lag Miranda schlafend neben ihm. Im Kamin brannte ein Feuer aber es war niemand im Haus. Draußen war es bereits dunkel geworden. Als Owyn versuchte aufzustehen, schmerzten sein rechter Arm und seine rechte Hand. Jetzt bemerkte er, dass man ihm sein Hemd ausgezogen hatte und seinen rechten Oberarm sowie seine rechte Hand bandagiert hatte. Die Bandagen an seinem Oberarm waren durchgeblutet. Vorsichtig betastete er diese Stelle, doch als ein stechender Schmerz durch seinen Arm schoss, ließ er davon ab. Nach kurzer Zeit schaffte er es sich aufzusetzen. Besorgt betrachtete er Miranda. Ihr Gesicht war sehr blass und er hatte Angst, dass er ihr zu viel abverlangt hatte. Doch endlich regte sich Miranda und öffnete die Augen. “Wie fühlst du dich?”, fragte Owyn. Verwirrt blickte sie ihn an. “Wie ich mich fühle?” “Ja wie fühlst du dich?” “Ich weiß nicht genau. Ich bin müde. Was ist denn passiert?” “Wir haben gegen den Dämon gekämpft. Ich hatte nicht mehr genug Kraft um ihn zu vernichten und bat dich um deine Hilfe. Du hast mir deine Kraft gegeben. Weißt du nicht mehr?” “Doch. Aber was ist dann passiert? Ist er jetzt tot?” “Ja ist er.” “Wie?” “Mir ist eingefallen, dass er austrocknet wenn er zu lange außerhalb des Wassers ist. Wenn du Wasser auf Erde schüttest, nimmt die Erde die Feuchtigkeit in sich auf. Ich habe einfach Erde auf ihn geworfen.” “Und deine Verletzungen? Hast du große Schmerzen?” “Es tut weh aber ich glaube, dass es nicht allzu schlimm ist.” “Ich sehe es mir mal an.”, sagte Miranda und versuchte aufzustehen. Owyn hielt sie zurück. Sie sah ihn an und legte sich wieder hin. “Im Moment könntest du mir ohnehin nicht helfen. Du bist noch zu erschöpft.”, sagte er zu ihr und legte sich ebenfalls wieder hin. Nach einer Weile schlief Owyn wieder ein. Er wurde von zwei Stimmen geweckt. Als er die Augen öffnete sah er Lars und die übergewichtige Frau miteinander sprechen. “Wir könnten eine kleine Brücke aus Holz darüber legen.”, meinte Lars nachdenklich. “Das wäre eine Möglichkeit, aber mit was bauen wir sie?”, entgegnete die Frau. Beide betrachteten sich fragend. Owyn versuchte sich aufzusetzen. Durch die Bewegung wurden die Frau und Lars auf ihn aufmerksam. “Bleib liegen Junge.”, sagte Lars. Die übergewichtige Frau nickte. Unter Schmerzen setzte sich Owyn auf. “Um was geht es denn? Wozu braucht ihr eine Brücke?”, fragte Owyn sie neugierig. “Im Moment kommt niemand vom Marktplatz.“, antwortete Lars. Irritiert blickte ihn Owyn an. “Die Erde hat gebebt und jetzt ist eine große Spalte zwischen dem Rest des Dorfes und dem Marktplatz.”, erklärte die Frau. Owyn nickte und betrachtete seine Schulter. Der Verband musste gewechselt worden sein, denn die Stelle wo er durchgeblutet war, war nun wesentlich kleiner. “Ihr braucht keine Brücke. Ich werde den Spalt wieder schließen.”, sagte Owyn zu den Beiden. Lars musterte ihn mit einem Gesichtsausdruck, den Owyn nicht deuten konnte. Die Frau nickte zufrieden und ging zum Kamin. Owyns Blick folgte ihr und er sah, wie sie in einem Topf rührte, der über dem Feuer hing. Erst jetzt bemerkte er, dass er Hunger hatte. Kurz darauf war das Essen auch schon fertig. Sie aßen von dem Eintopf und tranken Kräutertee. Miranda schlief ruhig weiter. Nach dem Essen stand Owyn auf, ging zur Tür und blickte hinaus. Auf dem Marktplatz spielten vier Kinder, die Owyn etwa auf fünf Jahre schätzte. Fünf Frauen bei den Kindern und unterhielten sich. In der Nähe des Spaltes standen fünf Männer und sprachen miteinander .Der Rest der Menschenmenge hatte sich an die Häuserwände gelehnt. Einer der fünf Männer schien den Versuch wagen zu wollen, über den Spalt zu springen. Owyn trat hinaus. Die vier Kinder hörten auf zu spielen und starrten ihn mit offenen Mündern an. Owyn lächelte sie an und ging dann auf die fünf Männer zu, diese verstummten und sahen ihn an. “Wie fühlt Ihr euch, Meister Magier?”, fragte einer von ihnen und musterte ihn. “Ich denke, dass meine Kräfte ausreichen um den Spalt wieder zu schließen.”, antwortete ihm Owyn und betrachtete sich den Spalt. “Ich hoffe, dass wir dich danach nicht wieder in Lars Haus zurücktragen müssen, Jungchen.”, entgegnete eine vertraut klingende Stimme. Er drehte sich um und sah den Bootsbauer ganz in der Nähe stehen. Grinsend schüttelte Owyn den Kopf. “Nein diese Arbeit werde ich Euch dieses Mal ersparen.” “Das ist nett, denn weißt du Jungchen, mein Rücken ist nicht mehr so gut wie vor zehn Jahren. Eine solche Last sollte man einem alten Mann nicht mehr zumuten.” Owyn lächelte und ging zum Spalt. Nach genauerer Betrachtung, runzelte er die Stirn und musterte den Mann, der zuvor über den Spalt springen wollte. “Das ist zu weit, um hinüber springen zu können.”, sagte Owyn zu dem Mann. “Aber nein. Man muss sich nur Anlauf nehmen.”, meinte dieser selbstsicher. “Wirklich? Meinst du nicht, du überschätzt dich?”, fragte ihn der Bootsbauer. Der Mann schüttelte den Kopf und entfernte sich vom Spalt. Ein paar Meter entfernt blieb er stehen und drehte sich um. “Er überschätzt sich gewaltig. Oder was meinst du, Jungchen?”, meinte der alte Mann. Wieder betrachtete Owyn den Spalt. “Der Spalt ist zu breit um hinüber zu springen. Jemand sollte ihn davon abhalten, so lange es noch möglich ist.”, entgegnete Owyn. Der alte Bootsbauer nickte und ging auf den Mann zu, welcher plötzlich loslief. “Verdammt!”, murrte der Bootsbauer. “Nein so nicht.”, sagte Owyn und hob die linke Hand. Der Läufer prallte gegen eine unsichtbare Mauer und fiel mit blutender Nase zu Boden. Als er nicht mehr aufstand, ging Owyn zu ihm und betrachtete ihn. Der Alte stellte sich ebenfalls neben den Bewusstlosen. “Das tut mir Leid.”, sagte Owyn. “Es tut dir Leid? Warum denn? Du hast ihm das Leben gerettet. Mach dir keine Sorgen Jungchen, die Nase heilt wieder.”, entgegnete der Bootsbauer. “Vielleicht kann Miranda später nach ihm sehen. Aber jetzt schließe ich dieses Loch, bevor noch jemand auf die Idee kommt, hinüber springen zu wollen.” “Ja, tu das Jungchen. Tu das.” “Bitte tretet alle von dem Loch zurück.”, sagte Owyn und kniete sich, etwa einen Meter vom Spalt entfernt, hin und legte die linke Hand auf den Boden. Die Männer und der Bootsbauer stellten sich, etwa eineinhalb Meter, hinter Owyn und warteten ab. Dieser schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Doch dann öffnete er wieder die Augen und starrte auf die Straße zum See. “Was ist denn? Ist etwas nicht in Ordnung, Jungchen?”, fragte der Alte. “Wir bekommen Besuch aus meinem Dorf. Wenn ich mich nicht irre.”, antwortete er. Kurz darauf war das Getrappel von Hufen zu hören. Dann kam ein Wagen in Sicht, auf dem zwei Personen saßen und der von zwei Pferden gezogen wurde. “Wer ist das?”, fragte der alte Bootsbauer. “Das sind Daniel, der Vater von Miranda und mein Bruder Ronan.” Daniel brachte den Wagen einige Meter vor dem Spalt zum stehen. Er und Ronan stiegen ab und näherten sich dem Spalt. “Du bist ja verletzt! Was ist passiert?”, fragte Ronan. “Ich habe gegen einen Wasserdämon gekämpft. Geht zum Wagen und haltet die Pferde gut fest.”, entgegnete Owyn. Ronan und Daniel gingen zu den Pferden und hielten sie fest. Wieder schloss Owyn die Augen und kurz darauf, begann die Erde zu beben. Die Pferde am Wagen scheuten und versuchten sich dem Griff, der beiden Männer zu entwinden. Mit aller Kraft die sie hatten, stemmten sich diese dagegen. Dann schloss sich der Spalt und die Erde hörte auf zu beben. Ronan lief zu Owyn, der nun schwankend auf den Beinen stand. Als Ronan ihn erreichte, stützte er ihn. “Wo ist Miranda?”, fragte Daniel, der sich nun langsam mit dem Wagen näherte. “Sie ist noch in Lars Haus und schläft.”, antwortete ihm Owyn. “Ist sie verletzt?” “Nein ihr ist nichts passiert.” Daniel übergab den Wagen in die Obhut eines Mannes und schaute sich auf dem Marktplatz um. Sein Blick blieb auf dem Bewusstlosen, mit der blutenden Nase ruhen. “Was ist passiert? Hat er auch gegen den Wasserdämon gekämpft?”, fragte er Owyn. “Nein. Nicht wirklich.”, entgegnete dieser. Daniel kniete sich neben den Bewusstlosen und legte vorsichtig die Hand auf dessen Nase. “Die Nase ist gebrochen. Es kommt mir so vor, als sei er gegen eine Mauer gelaufen. Zumindest sieht der Bruch so aus.”, meinte er verwundert. Er zog seine Hand zurück. “Deine Wunde sehe ich mir besser im Haus an. Können wir zu Lars gehen oder gibt es hier ein Gasthaus?” “Wir gehen zu Lars.”, antwortete Owyn und schritt voran. Als sie das Haus betraten, saß Miranda am Tisch und trank Tee. Sie begrüßte ihren Vater mit einer Umarmung und versicherte ihm, dass es ihr gut ginge. “Jetzt kümmere ich mich erst um deine Wunde. Setz dich bitte.”, sagte Daniel und zeigte auf einen Stuhl. Owyn nickte und setzte sich. Daniel begutachtete den Verband und berührte ihn, an der durchgebluteten Stelle. Verwirrt sah er an Owyns Arm herunter und schloss die Augen. “Dein Knochen ist angerissen. Du darfst dein Handgelenk gar nicht bewegen. Miranda hast du das nicht bemerkt?”, fragte Daniel. “Doch habe ich. Ich hatte sein Handgelenk bereits geschient.”, antwortete sie. Daniel ergriff das verletzte Handgelenk. Owyn verzog das Gesicht und keuchte. Dann ließ der Heiler wieder los und wickelte den Verband ab. “Beweg deine Hand mal.”, sagte er zu Owyn. Er drehte seine Hand, griff dann Mirandas Becher und hob ihn hoch. “Ich habe keine Schmerzen mehr in der Hand.”, meinte Owyn. “Gut. Trotzdem solltest du noch etwas vorsichtig mit der Hand umgehen.”, entgegnete Daniel und begann, den anderen Verband abzuwickeln. Eine tiefe, etwa vier Zentimeter breite und fünf Zentimeter lange, blutende Wunde kam zum Vorschein. Mirandas Vater zog sich einen Stuhl zu Owyn und setzte sich. “Was war das?”, fragte er und zeigte auf die Wunde. “Ein Eissplitter. Ich konnte nicht mehr ausweichen.” Daniel hielt seine Hand dicht über die Wunde und schloss wiederum die Augen. Als nichts geschah, drückte er die Hand auf die Wunde. Owyn keuchte und wurde ganz bleich im Gesicht. Schweißperlen rannen über das Gesicht des Heilers, als er die Augen öffnete und seine Hand zurückzog. Die Wunde war noch immer da, hatte jedoch aufgehört zu bluten. “Im Moment kann ich es nicht heilen. Ich werde dir ein paar Kräuter darauf legen und die Wunde wieder bandagieren. Morgen werde ich dann wieder danach sehen.”, sagte der Heiler, zog einen Beutel aus seiner weißen Robe und entnahm diesem ein paar Kräuter. In der Zwischenzeit lief Miranda in einen anderen Raum und brachte ihrem Vater saubere Bandagen. Nachdem die Wunde an Owyns Oberarm versorgt war, erzählten Miranda und Owyn was geschehen war. Daniel hörte fasziniert zu und Ronan wollte wissen, wie ein Wasserdämon aussehe und ob es sehr schmerzhaft sei, von einem Eissplitter durchbohrt zu werden. Am nächsten Tag brachen sie nach Sevo auf. Drei Stunden vor der Abenddämmerung, erreichten sie die Ruinen Idars. Daniel hielt den Wagen, ein paar Meter vor den ersten Häusern an und stieg ab. “Wir machen hier Rast. Ich mag die Ruinen nicht.”, erklärte Daniel. Die anderen stimmten zu und stiegen ebenfalls vom Wagen. Als Ronan ein Feuer entfacht hatte, teilte Miranda Brot und Käse aus. Owyn brachte einen Trinkschlauch, der mit Tee gefüllt war und setzte sich zu den beiden anderen ans Feuer. Daniel versorgte die Pferde. Nachdem sie mit dem Essen fertig waren, kümmerte sich der Heiler um Owyns Wunde. Wieder konnte er sie nicht völlig heilen. “Das ist eine wirklich interessante und außergewöhnliche Wunde.”, meinte Daniel fasziniert. Owyn nickte Geistesabwesend, während er die Ruinen und Straßen Idars beobachtete. “Ist etwas nicht in Ordnung?”, fragte ihn Miranda. “Nein. Alles in Ordnung.” “Was siehst du dir denn an?”, fragte Ronan. “Ein schwaches leuchten. Seht ihr das nicht?” “Nein.”, antworteten Daniel, Ronan und Miranda gleichzeitig. “Vielleicht bildest du dir das bloß ein.”, sagte Ronan. Daniel und Miranda starrten noch immer die Ruinen an. Auf einmal breitete sich Verwirrung auf dem Gesicht des Magiers aus. Ronan folgte seinem Blick, konnte jedoch nichts Auffälliges entdecken. Dann stand Daniel auf und schaute nervös zwischen den zerstörten Häusern hin und her. “Was?”, fragte Ronan interessiert. “Owyn du scheinst Probleme anzuziehen, wie das Feuer die Motten.”, meinte Daniel. “Ja das denke ich allmählich auch.”, entgegnete ihm Owyn. “Miranda lösch das Feuer.”, befahl Daniel seiner Tochter. Diese nickte und sah sich nach dem Trinkschlauch um. Owyn hielt eine Hand über das Feuer, welches sofort erlosch. “Es wird nichts helfen.”, sagte Owyn. “Warum denn nicht? Um was geht es denn? Räuber?”, fragte Ronan verwirrt. “Etwas magisches kommt auf uns zu.”, antwortete der Heiler. “Es ist ein Tier. Ich denke, dass es ein Hirsch ist. Irgendjemand muss ihn verzaubert haben.”, fügte Owyn hinzu. “Oder er hat etwas Verfluchtes gegessen oder getrunken.”, meinte Miranda. Daniel nickte stolz. “Wie dem auch sei, es kommt auf uns zu.”, sagte Owyn. Alle Vier sahen gebannt zwischen den Häusern der Ruine umher. Dann tauchte etwas Pechschwarzes zwischen zwei der zerstörten Häuser auf. Sie hielten die Luft an. Das Wesen spähte in der Dunkelheit umher und sein Blick blieb auf Ronan hängen. Dieser trat sofort einen Schritt zurück. Daniel streckte die Hand aus und hielt Ronan fest. “Steh still.”, flüsterte der Heiler. Ronan nickte fast unmerklich. Langsam bewegte sich das Wesen auf sie zu. “Es hat uns gesehen. Was tun wir jetzt?”, fragte Miranda flüsternd. “Vielleicht können wir es mit Feuer verscheuchen.”, entgegnete Ronan leise. Daniel zuckte mit den Schultern und sah Owyn an. Dieser stieß die Faust in die Luft. Von der Feuerstelle schossen Flammen, einer Säule gleich, einige Meter in die Höhe. Das Wesen wurde beleuchtet. Es war ein schwarzer Hirsch mit vollkommen weißen Augen und einem messerscharfem Geweih. “Ein schwarzer Hirsch!”, schrie Ronan entsetzt. Der Hirsch stand dort, wie angewurzelt und starrte Owyn an, welcher noch immer mit erhobener Faust, in der Nähe der Feuerstelle stand. “Feuer verscheucht ihn nicht. Aber das hatte ich auch nicht geglaubt. Was nun?”, meinte Daniel ruhig. Wieder setzte sich der Hirsch in Bewegung. Er senkte den Kopf, so dass sein messerscharfes Geweih auf Owyn gerichtet war und lief los. Blitzschnell senkte Owyn die Faust und öffnete sie. Der Hirsch prallte auf eine unsichtbare Mauer und stolperte rückwärts. “Als sei er gegen eine Mauer gelaufen.”, sagte Daniel und blickte Owyn erstaunt an. Auf einmal änderte sich der Gesichtsausdruck des Heilers. Er sah so aus, als sei ihm etwas schlagartig klar geworden. Das Tier stand einige Meter von der kleinen Gruppe entfernt und scharrte mit einem Huf auf der Erde. “Es sieht so aus, als würde der Hirsch bald wieder angreifen.”, sagte Ronan. “Nein. Wenn er angreifen wollte, würde er sein Geweih senken. Im Moment steht er mit erhobenem Kopf da.”, entgegnete ihm Miranda. Owyn und Daniel nickten. “Ich glaube, dass er auf etwas wartet. Vielleicht sucht er nach einer Schwachstelle in unserer Verteidigung.”, meinte Owyn. “Hat unsere Verteidigung denn eine Schwachstelle?”, fragte Daniel. “Für den Hirsch allein, gibt es keine Möglichkeit.”, antwortete ihm Owyn. “Seht doch mal. Die Ruinen, sie leuchten.”, stellte Ronan schockiert fest. Ein leicht bläuliches, schwaches Licht leuchtete zwischen den Häusern. “Was ist das?”, fragte Miranda. “Ich weiß es nicht.”, antwortete ihr Vater. “Es hat nichts mit den Ruinen zu tun. Das ist etwas anderes.”, meinte Owyn. Der Lichtschein wurde heller. Plötzlich tauchte ein Ball aus Energie zwischen den Häusern auf und flog mit unglaublicher Geschwindigkeit auf die Vier zu. Owyn stutzte. Kurz bevor der Ball auf die, von Owyn errichtete Barriere prallte, senkte er die Hand und sprang zur Seite. Der Ball raste zwischen Daniel und ihm hindurch. Einige Meter entfernt, blieb die Kugel dann in der Luft schweben. Der Hirsch nutzte diese Gelegenheit, um Owyn anzugreifen. Dieser wirbelte herum und baute abermals sein Schild auf. Als der Hirsch auf das Schild traf, brach sein Geweih und er fiel zu Boden. “Owyn!”, schrie Miranda, kurz bevor der Ball aus Energie auf Owyns Schild traf. Mit einem Schrei ging dieser zu Boden. Der Ball verfehlte ihn nur um haaresbreite. Wieder schwebte der Ball, einige Meter von der Gruppe entfernt, in der Luft. Daniel ging auf Owyn zu um ihm zu helfen, wurde jedoch von einer unsichtbaren Mauer aufgehalten. Miranda und Ronan liefen zu Daniel und drückten gegen das unsichtbare Hindernis. Der am Boden liegende Owyn, drehte sich auf den Rücken und setzte sich auf. “Owyn sei vorsichtig! Dieses fliegende Ding ist noch immer da!”, schrie Ronan. Owyn blickte ihn verwirrt an und versuchte dann aufzustehen. Mit Mühe schaffte er es, sich auf den Beinen zu Halten. Ruhig sah er sich um. Sein Blick blieb an dem schwebenden Ball hängen. “Bist du in Ordnung?”, fragte Daniel besorgt. “Ja.”, antwortete ihm Owyn knapp. Wieder startete die Kugel einen Angriff. Owyn drehte sich weg und landete auf dem Hintern. Er ballte seine Hand zu einer Faust, öffnete sie wieder und hielt sie vor sich. Über seiner Handfläche tauchte eine kleine Flamme auf, welche schnell größer wurde und sich zu einer Kugel formte. Owyns Feuerkugel schwebte langsam auf den Energieball zu. Dieser setzte sich in Bewegung und flog mit rasanter Geschwindigkeit um die Feuerkugel. Abermals stand Owyn auf. Er richtete die Hand, mit der Handfläche auf den Ball aus Feuer und ballte sie zu einer Faust. Augenblicklich verlosch der Feuerball. Die Energiekugel stand wieder still. Der junge Magier wendete den Blick von der Kugel ab und musterte die Ruinen. Erneut formte Owyn einen Feuerball, welcher zwischen den Ruinen der Häuser verschwand. So plötzlich wie der Energieball aufgetaucht war, war er auch wieder verschwunden. “Was hast du gemacht?”, fragte Miranda. “Ich habe die Person angegriffen, die mir diesen Energieball auf den Hals gehetzt hat.”, antwortete der junge Magier. “Und, hast du ihn getroffen?”, fragte Ronan beeindruckt. “Nein.” “Warum ist der Energieball denn dann verschwunden?” “Ich weiß es nicht. Vielleicht habe ich ihn überrascht.” “Das ist alles sehr interessant, aber währest du so nett diese Barriere verschwinden zu lassen?”, meinte Daniel trocken. Owyn grinste und zuckte mit den Schultern. “Aber natürlich. Wenn man so nett gebeten wird.” Nachdem die unsichtbare Mauer verschwunden war, stellte sich Daniel zu Owyn und starrte ihn an. “Stimmt etwas nicht?”, fragte Owyn. “Noch mal zu diesen unsichtbaren Barrieren.”, begann Daniel. Owyn sah den Heiler an und überlegte. “Man kann sie nicht sehen. Sie sind wie Mauern die man nicht sieht. Habe ich Recht?”, fuhr Daniel fort. “Stimmt. Ich benutze sie meist als Schild. Worauf willst du hinaus?” “In Bato lag ein Mann mit gebrochener Nase auf dem Boden.” “Ja ich erinnere mich. Denkst du, dass er gegen solch eine Barriere gelaufen ist?” “Ist er?” “Ja.”, antwortete ihm Owyn. Daniel blickte ihn missbilligend an. Ronan grinste und schlug Owyn auf die Schulter. “Ich dachte, dass du deine Magie nicht zum Spaß einsetzt.”, sagte er. “Das tue ich auch nicht. Es war zu seiner eigenen Sicherheit. Ich musste ihn aufhalten.”, antwortete Owyn schulterzuckend. “Da gab es bestimmt eine sanftere Methode.”, entgegnete Daniel. “Um etwas anderes zu versuchen, war die Zeit zu knapp.”, meinte Owyn. “So, so.”, entgegnete Daniel ungläubig. “Wir sollten uns schlafen legen. Es besteht doch keine Gefahr mehr.”, sagte Miranda. “Keine Sorge. Wir können uns gefahrlos schlafen legen.”, meinte Owyn. Kurze Zeit später legte sich die kleine Gruppe schlafen. Am nächsten Tag erreichten sie Sevo, kurz nach der Mittagszeit. Auf dem Marktplatz wurden sie von Elain und Horst begrüßt. Elain berichtete, dass ihre Eltern in Egin ausgeraubt wurden und deshalb noch dort bleiben mussten. Nach einer kurzen Mahlzeit im Gasthaus, trennte sich die Gruppe. Ronan begleitete Miranda und Daniel nach Hause, während Owyn, Elain und Horst in Richtung des Orebarwaldes verschwanden. Als Owyn und die Kinder, kurz vor der Abenddämmerung zurückkamen, sahen sie einen großen, muskulösen Mann mit breiten Schulter und einer Glatze vor der Schmiede stehen. Er war etwa im mittleren Alter und trug nur eine schwarze Hose. “Sieh mal Owyn. Da ist Merlock.”, sagte Elain fröhlich. Owyn nickte ging ging zum Dorfschmied. “Ach, wenn das nicht unser Dorfmagier ist.”, meinte Merlock grinsend. “Hallo Merlock. Wie läuft das Geschäft?” entgegnete Owyn. “Ich kann nicht klagen. Zurzeit könnte ich gut einen Lehrling gebrauchen. Du könntest doch mal bei deinem Freund Ronan nachfragen.” “Hast du diesen Versuch nicht schon einmal vor einem Jahr gestartet? Wenn ich mich recht entsinne, wollte Ronan lieber lernen wie man kämpft.” “Ja, du hast Recht. Diese Trachtprügel wird er sein ganzes Leben nicht vergessen.”, antwortete ihm Merlock lachend. “Daher hatte er also diese ganzen blauen Flecken und Prellungen. Es hat fast zwei Monate gedauert, bis er wieder normal aussah. Er hat überall erzählt, dass er im Wald, mit bloßen Händen, gegen einen wilden Eber gekämpft hat.”, meinte Elain. Horst nickte grinsend. “Kannst ihn ja mal fragen. Das kostet doch nichts. Wo wir gerade bei kosten sind. Dein Anhänger ist fertig.”, sagte der Schmied. “Das hatte ich fast vergessen. Ich gebe dir sofort dein Geld.”, sagte Owyn, kramte in seinem Beutel und drückte Merlock ein paar Münzen in die Hand. Dieser drückte seinerseits Owyn einen etwa fünf Zentimeter langen und zwei Zentimeter breiten Gegenstand in die Hand. Owyn verabschiedete sich und ging dann. Elain und Horst folgten ihm. Am Gasthaus verabschiedeten sich Horst und verschwand im Stall. Als Horst die Türen geschlossen hatte, konnte Elain ihre Neugier nicht mehr zügeln. “Was hat Merlock dir denn da gerade gegeben?”, fragte sie ihn aufgeregt. “Ich dachte schon, du seiest krank.” “Wieso?” “Na, weil du mich nicht sofort gefragt hast.” “Ich dachte, es sei ein Geheimnis und Horst dürfe es nicht wissen.” “Aber Horst ist doch der Erste, dem du es verrätst.”, entgegnete ihr Owyn grinsend. Augenblicklich errötete Elain. Owyn zuckte mit den Schultern und hielt ihr den Anhänger hin. Sie ergriff ihn, drehte und wendete ihn und blickte den Anhänger unverwandt an. “Was ist das?”, fragte Elain, während sie den Anhänger noch immer anblickte. “Das ist eine Schutzrune.” “Wow! Woher weißt du das denn?”, fragte sie ihn verblüfft. Owyn sah sie verwirrt an. “Darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich muss es wohl gelernt haben, als ich noch klein war.”, antwortete er. Elain blickte ihn nachdenklich an und hielt ihm dann den Anhänger hin. Owyn schüttelte den Kopf. “Behalte den Anhänger ruhig. Du hast noch nichts von mir zum Geburtstag bekommen.” Überglücklich verschwand Elain im Stall des Gasthauses. Kopfschüttelnd schlenderte Owyn nach Hause. Noch am selben Abend tauchte Elain mit einem Lederband auf und ließ sich von Owyn die Rune um den Hals hängen. Die nächsten beiden Tage gab es einen riesigen Rummel um das kleine Mädchen, mit der seltsamen Rune um den Hals. Owyn vermied es mit Daniel zusammen zu treffen, welcher großes Interesse an dem Anhänger zeigte. “Ich mache mir langsam Sorgen um unsere Eltern.”, sagte Ronan am darauf folgenden Tag zu Owyn und Elain. Beide nickten. “Ja du hast Recht. Es ist sehr ungewöhnlich, dass sie so lange fort bleiben.”, antwortete Owyn. “Aber sie wurden bestohlen. Vielleicht liegt es daran.”, meinte Elain. “Stimmt.”, sagte Ronan. “Ich werde trotzdem nach Egin gehen um sie zu suchen.”, entgegnete Owyn. “Moment mal! Wieso gehst du? Ich bin der Ältere von uns.”, sagte Ronan aufmüpfig. Elain runzelte die Stirn. “Soll das ein Scherz sein? Wenn du gehst, wirst du wahrscheinlich bis auf das Hemd ausgeraubt.” Ronans Gesicht fing zu glühen an. “Ich hätte den Banditen mein Geld nicht freiwillig gegeben, im Gegensatz zu Owyn! Außerdem kann ich sehr gut auf mich alleine aufpassen! Ich bin viel stärker als er!” “Ja das ist richtig.”, antwortete ihm Owyn. “Aber ohne Intelligenz nutzt dir stärke nichts.”, sagte Elain. Ronan warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Owyn legte den Finger auf den Mund. “Macht leise.”, flüsterte er. Die anderen Beiden blickten stumm zur Tür, dann klopfte es. “Ist jemand Zuhause?”, erklang Daniels Stimme vor der Tür. “Verdammt es ist nicht abgeschlossen.”, knurrte Owyn. Elain ging zur Tür und legte den Riegel vor. ”Nein. Es ist niemand da.”, rief sie. “Owyn ich möchte dich etwas fragen.”, sagte Daniel durch die verschlossene Tür. “Nur zu.”, meinte Ronan. Owyn schüttelte den Kopf, ging zur Tür und öffnete sie. “Ja?” “Darf ich reinkommen?”, fragte Daniel. “Natürlich.”, antwortete Owyn und trat beiseite. “Dieses Zeichen, das Elain um den Hals trägt, was bedeutet es? Es ist doch von dir, nichtwahr?” “Das ist eine Schutzrune.” “Woher kennst du sie?” “Ich weiß es nicht. Leider muss ich heute noch nach Egin aufbrechen und habe noch einige Vorbereitungen zu treffen. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest.”, meinte Owyn. Daniel nickte unzufrieden und verließ das Haus. “Du gehst nach Egin?”, fragte Ronan aufmüpfig, nachdem Owyn die Tür geschlossen hatte. Dieser nickte. Noch am selben Tag brach er nach Egin auf. Owyns Reise verlief ereignislos. Als das Dorf gerade in Sichtweite kam, bemerkte er zwei Gestalten, welche mitten auf dem Weg saßen. Die Beiden standen auf und musterten ihn. Sie trugen beide eine rote Hose und ein rotes Hemd. Beide Männer hatten kurze braune Haare und waren sehr muskulös. Einer der Männer, der ein wenig kleiner war als der andere, trat einen Schritt vor. “Wohin führt Euch euer Weg, junger Freund?” “Nach Egin. Ich bin auf der Suche nachmeinen Eltern.” “In Egin ist es dieser Tage gefährlich geworden. Es ziehen Räuberbanden in der Stadt umher.”, sagte der etwas größere der Beiden. “Wie ich bemerke, seit Ihr unbewaffnet.”, meinte der Kleinere. Owyn musterte sie. “Ihr ebenfalls.”, antwortete Owyn. “Verseht Euch nicht in uns. Wir sind starke Kämpfer. Wir sind immer bewaffnet.”, entgegnete er dem jungen Magier. Wiederum musterte dieser, die beiden Männer in rot. Die Beiden traten beiseite um ihn passieren zu lassen. Owyn ging weiter. Egin war ein Dorf mit etwa drei Dutzend Häusern, einer großen Schmiede mit Stall, zwei Gasthäusern, einem Schmuckhändler und einer Kräuterkundigen. Etwas außerhalb des Dorfes befand sich eine Mühle. Die Menschen in den Dörfern, die in der Nähe lagen, brachten ihr Korn dorthin. Einmal im Monat fand auf dem großen Marktplatz ein Markt statt, zu dem Händler aus allen teilen des Landes kamen und ihre Waren zum verkauf anboten. Seine Eltern kamen stellvertretend für ihr Dorf und verkauften dort Brot, Tränke des Heilers und Waren des Schmiedes. Als Owyn und Ronan noch klein waren, nahmen ihre Eltern sie mit auf den Markt. Dort hatten sie sich etwas Geld verdient und es gespart. Owyn schlenderte durch die Straßen und erreichte den Marktplatz. Sofort bemerkte er eine aufgeregte Menschenmenge und ging dorthin. In Mitten der Menschen stand ein Mann, der eine junge Frau an den Handgelenken festhielt und ein weiterer der zwei Beutel in Händen hielt. “Dieses Mädchen ist eine Diebin!”, rief der Mann mit den Beuteln. Das Mädchen hatte eine ungewöhnliche Erscheinungsform. Sie war sehr hübsch und etwa in Owyns Alter. Statt eines Kleides trug sie eine braune Hose und ein dreckiges, weißes Hemd. Sie hatte zotteliges braunes, schulterlanges Haar, braune Augen und war schlank. Sie versuchte sich loszureißen. “Los mich sofort los!”, schrie sie. Der Mann, der sie festhielt grinste nur. “Du bist keine gute Diebin. Weißt du, gute Diebe lassen sich nicht erwischen. Wo sind deine Komplizen?”, sagte der Mann mit den Beuteln und sah sich um. Owyn spürte etwas, doch als er sich umdrehte, war nichts mehr zu sehen. “Ich habe keine Komplizen! Lass mich endlich los!”, entgegnete die junge Frau. Der Mann, welcher die Beutel hielt, zog ein Messer und schritt auf sie zu. “Rede besser. Ich bin es leid, bestohlen zu werden.”, meinte er und hielt ihr das Messer an die Kehle. Sie schwieg. Der Mann nahm das Messer von ihrer Kehle und zog es ihr über den Arm. Die junge Frau wurde blass und verzog das Gesicht. Owyn trat vor, dicht gefolgt von einer älteren Frau. Ihr Haar war schulterlang, braun, mit silbernen Strähnen durchzogen und zu einem Zopf geflochten. Sie war klein und schmal. An ihrer Hüfte hingen drei Beutel und sie trug ein hellblaues Kleid, mit einer schmutzigen weißen Schürze. “Schluss damit! Lassen Sie das Mädchen los!”, sagte die Frau aufgebracht. “Halt dich da raus, du Kräuterhexe!”, sagte der Mann mit dem Messer. “Ihr werdet dem Mädchen nichts mehr tun!”, meinte sie. “Was willst du dagegen tun, Weib? Willst du mich mit deinen Kräutern bewerfen?”, entgegnete der Mann lachend. Die Frau wurde rot und drehte sich zu den Menschen um, die dort wortlos standen. “Rede.”, sagte der Mann wieder zu dem Mädchen und setzte das Messer an ihren Arm. Owyn schritt zu dem Mann und umklammerte das Handgelenk mit dem Messer. “Überleg dir das noch mal, Junge. Ich bin stärker als du. Ich warne dich nur einmal, also lauf.” “Nein. Lass sie laufen.”, entgegnete Owyn. Der Mann schlug dem jungen Magier, mit der linken in den Magen. Dieser lockerte seinen Griff und krümmte sich. Der Mann nutzte die Gelegenheit und entwand sein Handgelenk Owyns Griff. “Nein!”, brüllte die ältere Frau. Owyn ließ sich zur Seite fallen und entkam nur knapp der Klinge. “Schnell bist du ja.”, meinte der Mann. Owyn nickte. Ein dünner Mann drängelte sich in der Menschenmenge nach vorn. Er hatte kurzes, dunkelblondes Haar, trug braune Kleidung und hatte eine enorme Ähnlichkeit mit Ronan. Der Mann war etwa im mittleren Alter. Owyn kam wieder auf die Füße. Er sah zu dem Mädchen, das mittlerweile auf dem Boden saß und ihn ansah. Von ihrem Arm tropfte Blut. Der junge Magier bemerkte den Mann in der Menschenmenge. Dieser nickte ihm zu. “Pass besser auf.”, sagte der Angreifer und stieß zu. Owyn wich aus und schlug dem Mann ins Gesicht. Dieser stolperte zur Seite, fing sich jedoch schnell wieder und griff nochmals an. Owyn wich dem Messer gekonnt aus. In der Zwischenzeit schlich sich der Mann, der Ronan so Ähnlich sah, an das Mädchen und dessen Wächter heran. Er verpasste dem Wächter einen Schlag ins Gesicht, welcher ihn von den Füßen riss. Dann setzte er sich auf den, am Boden liegenden und beobachtete den Kampf. Es sah gut für den jungen Magier aus. Er war schneller und flinker. Doch als er ins stolpern kam, streifte ihn das Messer des Angreifers. Owyn wurde von ihm am Handgelenk gepackt. “Jetzt ist Schluss mit dem herumgehobse!”, stellte er grinsend fest. Doch bevor er Owyn das Messer in den Bauch rammen konnte, sprang das Mädchen auf und trat den Angreifer ans Bein. Der junge Magier riss sich los und trat den Mann zwischen die Beine. Diesem entwich die Luft aus den Lungen und er fiel zu Boden. Owyn schob das Messer weg und wandte sich dem Mädchen zu. “Komm.”, sagte Owyn, ergriff ihre Hand und lief auf eine enge Gasse zu. Ihr Helfer folgte ihnen. Sie liefen bis sie vor einem Gasthaus standen. Über der Tür hing ein Schild, welches ein Pferd zeigte, das auf den Hinterbeinen stand. Darunter stand: Gasthaus zum bockenden Gaul Ihr Helfer ging hinein und die Beiden folgten. In dem großen Raum standen etwa vierzehn Tische. Ein kleines Podest, auf dem etwa sechs Stühle platz gehabt hätten, stand in der Mitte des Raumes. An der rechten Wand befand sich ein Kamin. Hinter der Theke befand sich eine Tür, welche in die Küche führte. Links neben der Theke führte eine Treppe nach oben. Im Schankraum saßen etwa zwei Duzend Menschen, welche aßen, tranken und sich unterhielten. Der Wirt sah zu ihnen herüber. “Ah Tyler. Wie ich sehe, hast du deinen Sohn mitgebracht. Hallo Owyn.” “Hallo Roland, lange nicht mehr gesehen.”, sagte Owyn lächelnd. Der Wirt nickte und besah sich die junge Frau an Owyns Hand. Die Drei gingen die Treppe hinauf und betraten einen Flur. Vor der Tür am Ende des Flurs, blieben sie stehen. Der Mann mit Namen Tyler zog einen Schlüssel hervor und öffnete die Tür. In dem Raum, den sie betraten, standen zwei Betten, ein Tisch mit drei Stühlen und eine abschließbare Truhe. Owyn zog das Mädchen zu einem der Stühle. Sie setzte sich und beobachtete die beiden Männer. “Was machst du denn hier?”, fragte Tyler und schritt auf den jungen Magier zu. “Wir haben uns Sorgen um euch gemacht. Ist alles in Ordnung? Wo ist Mutter?” “Uns geht es gut. Margret ist gerade in der Küche. Sie meinte, wenn wir sowieso noch hier blieben, könne sie der Frau von Roland ein wenig zur Hand gehen. Du kennst sie ja, Frala ist krank und ein wenig schwach auf der Brust.”, meinte er lächelnd. Owyn nickte. Tyler zog ihn in den Arm. “Wer seid ihr?”, fragte das Mädchen. Die Beiden drehten sich um und blickten sie an. “Tut mir leid, ich habe mich nicht vorgestellt. Ich bin Tyler und das ist mein Sohn Owyn.” “Ich heiße Talia.” “Du bist verletzt.”, sagte Tyler und blickte Owyn an. Dieser schüttelte den Kopf und zeigte auf Talias Arm. “Darf ich es mir ansehen?”, fragte er. Sie nickte. Er ergriff ihren Arm und besah sich die Verletzung, dann hielt er seine Hand darüber. Der Schnitt schloss sich. Schweiß klitterte auf Owyns Stirn. Talia blickte ihn erstaunt an. “Bist du ein Heiler?” Gerade als er antworten wollte, fiel ihm eine dünne rote Linie auf, die genau an der Stelle des Schnittes verlief. Er stutzte. “Ist etwas nicht in Ordnung?”, fragte Tyler. Die junge Frau besah sich ebenfalls ihren Arm. “Was ist das?”, fragte sie. “Ich bin mir nicht sicher, es könnte eine Vergiftung sein.”, antwortete Owyn. Tyler blickte ihn an. “Du wurdest verletzt.”, sagte er. Der junge Magier nickte. “Kannst du die Vergiftung denn heilen?”, fragte sein Vater. “Nein. Vergiftungen kann ich nicht heilen.”, antwortete er. Talia sah von einem zum anderen. “Wartet hier.”, sagte Tyler und verschwand durch die Tür. “Wohin geht er?”, fragte Talia. Owyn zuckte mit den Schultern. “Ich habe keine Ahnung.” “Bist du ein Heiler?” “Nein, nicht wirklich. Und du? Bist du eine Diebin?”, erwiderte er. Talia musterte ihn. “Ich tue was nötig ist, um zu überleben.” Owyn nickte. “Was hast du jetzt vor? Es wäre nicht klug, mit deiner bisherigen Tätigkeit weiterzumachen.”, meinte er. “Richtig. Aber ich kann sonst nichts. Auf dem Markt, wollten sie mich nicht. Sie sagten, Frauen seien nicht dafür geschaffen, schwere Kisten zu tragen. Ich bestehle auch nur Leute, die genug haben.” “Diese beiden Kerle, wer waren die? Kennst du sie?” “Ich kenne sie nicht. Sie arbeiten für einen Magier. Es heißt, er wäre für die meisten Diebstähle hier verantwortlich. Ich dachte, es könne ihm nicht schaden ihm zu zeigen, wie es ist bestohlen zu werden. Außerdem hatten sie eine Menge Geld dabei.”, sagte sie. “Ihm zeigen wie es ist, bestohlen zu werden? Du stiehlst doch auch.” “Das ist etwas anderes. Ich nehme nur was ich brauche. Dieser Magier hat genug Geld um zu kaufen, was er braucht.” “Warum unternimmt niemand etwas gegen ihn?” “Es ist nur unter den Dieben in Egin bekannt. Wie soll man denn den Menschen sagen, dass einem die Leute des Magiers beim stehlen zuvor gekommen sind?” “Ja, das ist ein Argument.”, entgegnete der junge Magier. Dann klopfte es an der Tür. Talia zuckte zusammen. Owyn ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt breit. Vor der Tür stand die ältere Frau, die ihnen auf dem Marktplatz geholfen hatte. “Hallo, ich bin hier um mir die Wunden anzusehen. Tyler sagte, dass die Klinge des Messers vergiftet war. Ich bin die Kräuterkundige des Dorfes. Darf ich eintreten?”, sagte die Frau. Owyn trat beiseite und ließ sie hinein. “Nennt mich Abi.”, sagte sie, zog einen Stuhl zu Talia und setzte sich vor sie. “Mein Name ist Owyn und das ist Talia.” Abi nickte und untersuchte Talias Arm. “Die Wunde ist geschlossen? Ist einer von euch ein Heiler?” “Nein, nicht wirklich. Ist es eine Vergiftung?”, entgegnete er. “Ja. Wer hat die Wunde geschlossen?” “Ich.” Abi musterte den jungen Magier. Dann griff sie in einen ihrer drei Beutel und zog ein Stück Kohle und ein Stück Pergament hervor. Sie zeichnete ein paar Zeichen darauf und warf es zu Owyn. Kurz bevor es ihn berühren konnte, verschwanden die Zeichen. “Kein Heiler sondern ein Magier. Nicht wahr?”, meinte die Frau. Er nickte. “Das habe ich vor vielen Jahren von einem alten Magier gelernt.”, sagte sie stolz. Der junge Magier musterte sie. Still beobachtete Talia alles. Noch mal untersuchte Abi den Arm des jungen Mädchens. “Beweg doch bitte mal deine Finger.”, sagte sie. Talia nickte, ballte die Hand zur Faust und öffnete sie wieder. “Ist etwas anders als sonst?” “Ja sie fühlt sich irgendwie taub an.”, entgegnete ihr Talia. “Sonst noch etwas?” “Nein. Oder doch, ich habe ein komisches Gefühl. Aber ich kann es nicht beschreiben.” Plötzlich zuckte Owyn zusammen und stützte sich auf dem Tisch ab. Die beiden Frauen sahen ihn an. Er blickte auf seine Hüfte. Abi und Talia folgten seinem Blick und sahen, blaue Flammen an der Stelle, wo ihn das Messer gestreift hatte. Owyn presste seine Hand auf die Flammen, Abi sprang auf und näherte sich ihm. Talia klappte der Mund auf. “Was ist das?”, fragte sie schockiert. “Er hat wohl etwas gegen andere Magier.”, sagte Owyn, während Abi ein paar Kräuter hervorzog. “Kannst du den Zauber brechen? So kann ich dem Gift nicht entgegen wirken.” Der junge Magier spürte etwas, konnte es jedoch nicht zuordnen. Er schloss die Augen und zog die Hand von den Flammen, welche sofort verschwanden. Die ältere Frau zog Owyns Hemd nach oben und drückte ein paar Kräuter auf den kleinen Schnitt. “Festhalten.”, befahl sie, griff in einen Beutel und zog eine Bandage hervor. Sie rückte die Kräuter zurecht und befestigte sie mit dem Verband. “So, das sollte reichen.” Sie zog eine weitere Bandage hervor, legte Kräuter auf Talias Arm und verband ihn. “Was war das gerade?”, fragte Talia neugierig. “Ein Zauber, für den Fall dass mit diesem Messer ein Magier verletzt wird. Du hattest also Recht, es waren die Männer des Magiers.”, antwortete Owyn “Ja natürlich waren das Eriks Männer. Aber warum tragen sie vergiftete Messer mit sich herum? Und wozu dieser Zauber? Nur um die Diebe zu stoppen?”, erwiderte Abi. “Ich dachte, ich sei der einzige Magier, im Umkreis von sechs Tagesmärschen.” “Da bist du nicht auf dem neusten Stand. Erik ist vor zwei Jahren hierher gekommen. Er hat sich, außerhalb der Stadt ein Haus gebaut. Seit dem lebt er hier. Du warst wohl länger nicht mehr in Egin.”, stellte die Kräuterkundige fest. Owyn schüttelte den Kopf. Die Tür flog auf und eine, etwas kräftigere, hübsche Frau in einem roten Kleid betrat den Raum. Ihr Haar war hellbraun und zu einem Zopf zusammengebunden. Owyn wusste, dass ihr Haar etwa hüftlang war, wenn sie es offen trug. Die Frau durchquerte den Raum und zog, den jungen Magier in ihre Arme. Jetzt betrat auch Tyler den Raum. “Vorsicht Schatz, du erdrückst ihn sonst noch.”, meinte er grinsend. “Oh, tut mir Leid. Wie geht es dir, Ronan und Elain? Ist alles in Ordnung?”, sagte Magret. “Ja, bei uns ist alles in Ordnung. Ich kam her um euch zu suchen.” “Und wer ist das junge Mädchen?”, fragte sie. “Ich bin Talia. Ihr Sohn und ihr Mann haben mich gerettet.”, antwortete sie und deutete auf ihren Arm. “Freut mich sehr, ich bin Magret.”, sagte Owyns Mutter und nickte ihr freundlich zu. Nachdem Owyn erzählt hatte was sich in letzter Zeit zugetragen hatte, stellte die Kräuterkundige fest, dass er das Unheil anzog, wie das Licht die Motten. “Du bist zweimal überfallen worden? Von denselben Männern? Und du hast gegen einen Wasserdämon und einen verzauberten Hirsch gekämpft?”, fragte Talia ungläubig. Der junge Magier nickte, während seine Eltern ihn besorgt musterten. “Du solltest unbedingt mal bei Erik vorbei schauen und ihn fragen, weshalb seine Männer vergiftete Waffen bei sich tragen.”, schlug Abi vor. “Ich denke, das ist keine gute Idee.”, sagte Margret. “Wenn er es mit einem Wasserdämon aufnehmen kann, dürfte dieser diebische Möchtegern Magier und seine Lakaien kein Problem darstellen.”, entgegnete die Kräuterkundige. Tyler und Owyn nickten. “Gut, ich begleite dich.”, sagte Talia entschlossen. “Dann lass uns gehen.”, meinte Tyler und schritt zur Tür. Die junge Diebin und Owyn nickten und folgten ihm. “Moment.”, sagte Owyn und blieb stehen. “Was ist denn?”, fragte Talia. “Sieht man von hier aus den Marktplatz?” “Ja, von unserem Zimmer aus sieht man ihn.”, antwortete ihm Tyler. Gemeinsam gingen sie in Margrets und Tyler Zimmer und sahen aus dem Fenster. Keiner der Anwesenden konnte etwas seltsamen entdecken. “Sieht jemand diesen Erik?”, fragte Owyn. “Nein. Warum fragst du?”, antwortete Abi. “Ich spüre Magie, die aus dieser Richtung zu kommen scheint.” “So etwas kannst du auch?”, fragte Talia. Der junge Magier nickte. “Also ich sehe ihn nicht. Owyn, hast du dich vielleicht geirrt?”, meinte sein Vater. Der junge Magier schüttelte den Kopf und öffnete das Fenster. “Kannst du etwa auch Fliegen.”, spottete Talia. “Nein. Ich kann einiges, aber mit fliegen kann ich leider nicht dienen.”, antwortete er grinsend. Abi beugte sich aus dem Fenster und blickte nach unten, dann schüttelte sie den Kopf. “Nichts.”, stellte sie fest und zuckte mit den Schultern. “Dann lasst uns jetzt gehen.”, meinte Talia. “Da, ist das nicht Erik? Dort drüben, auf dem Marktplatz.”, fragte Margret und deutete auf einen, in eine leuchtend blaue Robe gekleideten Mann. Tyler, Abi und die junge Diebin, sahen aus dem Fenster und nickten. “Ja, diese Robe ist tatsächlich seine.”, antwortete die Kräuterkundige. “Wir sollten besser vom Fenster weggehen. Ich bin noch keinem anderen Magier begegnet. Vielleicht spürt er auch meine Magie.”, sagte Owyn. “Ja das tut er.”, entgegnete Tyler und schob sich vor seine Frau. Die Anderen drei drehten sich um und sahen, dass Erik gerade eine Feuerkugel formte. “Was soll denn das?! Ist er verrückt geworden?! Was tut er denn da?!”, schrie Abi wütend. Dann flog die Feuerkugel auch schon auf sie zu. Owyn hob die Hand und richtete sie auf die Kugel. Diese erstarrte. Erik vollführte eine Geste mit seinem Arm und plötzlich vergrößerte sich der Ball aus Feuer. Nun richtete der junge Magier auch die zweite Handfläche auf das Feuer. Plötzlich umschlossen Flammen seine Handgelenke. “Was?!”, rief er verblüfft aus. Margret schrie auf und wollte ihm zur Hilfe kommen, doch Tyler hielt sie zurück. Owyn zuckte zurück, die Barriere um die Kugel löste sich auf und diese raste auf sie zu. Die anderen Vier zogen schützend die Arme vor das Gesicht. Dann spürten sie eine ungewohnte Hitze. Als sie wieder hin sahen, erblickten sie Owyn, der wie es schien, den Feuerball mit bloßen Händen zurück hielt. “Owyn!”, schrie sein Vater und sah sich suchend um. Owyn schloss die Augen und stieß die Hände nach vorn. Die Kugel entfernte sich langsam und verharrte etwa einen Meter vor ihm. Tyler ergriff einen Krug mit Wasser und schüttete den Inhalt über die Hände, des jungen Mannes. Dieser öffnete seine grünen Augen, in denen ein ungewöhnliches funkeln zu sehen war. Wenige Zentimeter vor seinen Händen formte sich ein Wasserball. Welcher schnell größer wurde, sich auf die Feuerkugel zu bewegte und sie löschte. Erik setzte sich auf den Boden und erteilte seinen Männern Befehle. Die Fünf sahen zu, wie sich der Marktplatz leerte. Als niemand, außer Erik und seinen beiden Handlangern in der Nähe waren, hob der, in eine leuchtend blaue Robe gekleidete Magier, eine Hand. Owyn tat es ihm gleich und drehte sich zu den Anderen um. “Bist du verletzt?”, fragte ihn Tyler. “Nein, es ist so weit alles in Ordnung.”, antwortete er. “Was jetzt?”, fragte Abi. “Jetzt gehen wir ihn zur Rede stellen.”, antwortete der junge Magier. “Gut, los.”, sagte Talia und ging hinaus. Tyler, Abi und Owyn folgten ihr. Die Straßen waren Menschenleer. Als sie den Marktplatz betraten, stand Erik auf und musterte sie. Erik war ein beleibter Mann, mit kurzem blondem Haar, der eine leuchtend blaue Robe trug. Welche am Saum mit goldenen Fäden bestickt war. Owyn bemerkte, dass der ältere Magier etwa einen Kopf größer war, als er selbst. “Ihr seid eine interessante Gruppe. Eine junge Diebin, die Kräuterkundige des Dorfes, ein kämpfender Händler und ein, für sein Alter, sehr begabter junger Magier. Was führt euch nach Egin?”, fragte Erik. “Der Handel. Wie Ihr schon so treffend bemerkt habt, bin ich ein Händler und das ist mein Sohn Owyn. Nun zu Euch, warum habt Ihr uns angegriffen?”, entgegnete Tyler. “Das liegt doch auf der Hand. Owyn und diese junge Diebin sind eine Gefahr für Egin. Da ich wusste, dass er ein Magier ist, wollte ich kein Risiko eingehen und ihn gleich außer Gefecht setzen. Aber das erwies sich, als nicht ganz so leicht wie ich es mir dachte.”, entgegnete Erik mit einem Blick auf Tylers Sohn. “Mein Sohn ist Keine Gefahr für Egin. Er sah, dass Talia Hilfe brauchte und handelte dementsprechend. Ihre Männer, sie sind gefährlich.”, konterte Tyler. “Meine Männer handeln nach meinen Anweisungen.” “Dann habt Ihr ihnen befohlen, junge Mädchen zu quälen?!”, schaltete sich Abi in das Gespräch ein. “Nein, ich habe ihnen gesagt, sie sollen die Diebe stellen.” “Und was dann? Sie zum Schweigen bringen, damit niemand erfährt, dass Ihr ebenfalls ein Dieb seid?”, sagte Owyn. “Sei vorsichtig, was du sagst Junge! Das ist eine sehr ernste Anschuldigung!”, entgegnete Erik wütend. “Es ist keine Anschuldigung, es ist die Wahrheit!”, schrie Talia. Um Eriks Hände züngelten plötzlich Flammen. “Sei vorsichtig damit, was du sagst!”, sagte der wütende Magier. Drohen Sie mir?”, fragte Talia mit einem leichten grinsen. “Talia.”, sagte Tyler mahnend. “Ich habe es nicht nötig zu stehlen. Ich habe genug Geld, um zu kaufen was ich brauche.”, stellte Erik fest, während die Flammen verloschen. “Und warum tut Ihr das nicht?”, fragte Talia Erik schenkte ihr einen abfälligen Blick. “Beweise erst einmal was du da behauptest.” “Das können wir wohl nicht, aber erzählt uns warum Eure Männer vergiftete Dolche bei sich tragen.”, entgegnete Owyn. Erik musterte ihn. “Wurdest du von diesem Dolch verletzt?”, fragte der beleibte Mann. Owyn nickte knapp. Der ältere Magier grinste. “Wie alt bist du?”, fragte er. “Ich bin zwanzig, aber was tut das zur Sache?” “Es gibt einige junge Magier. Doch die meisten können ihre Fähigkeiten nur dürftig kontrollieren. Du bist zwar sehr begabt, aber ich denke, du kannst nicht sehr gut mit deiner Kraft umgehen.” “Und darauf setzt Ihr? Eure Fähigkeiten, die Magie betreffend sind auch nicht die besten.”, entgegnete Owyn kühl. Wieder züngelten Flammen um Eriks Hände. “Forderst du mich heraus? Ich bin zwar im Nachteil, da du das Element Wasser beherrschst, allerdings bin ich viel erfahrener und besser, im Umgang mit der Magie.”, meinte der beleibte Mann wütend. “Ich möchte Euch nicht herausfordern, denn Ihr wäret tatsächlich im Nachteil. Meine Fähigkeiten sind stärker, als Ihr glaubt.” “So? Ist das so? Ich nehme das als eine Aufforderung, es mir selbst anzusehen. Mach dich bereit und zeige mir deine Überlegenheit.” “Ich bitte euch zurückzutreten.”, sagte Owyn mit einem Blick auf die anderen Drei. Diese zogen sich langsam zurück. Der junge Magier wandte sich wieder Erik zu, dieser legte seine brennenden Handflächen aneinander und zog dann seine Hände auseinander, bis sie links und rechts neben ihm waren. Ein Kreis aus Feuer flammte um die beiden Männer herum auf. Owyn sah sich ungerührt die Feuerwand an. “Damit uns niemand dazwischen funkt.”, sagte der ältere Mann grinsend, während die flammen um seine Hände verloschen. “Das wird nicht nötig sein. Es wird sich niemand einmischen und ich werde dieser Konfrontation nicht aus dem Weg gehen. Darum solltet Ihr diese Energieverschwendung nicht länger aufrechterhalten.” Sein Gegner schüttelte lediglich den Kopf. Der junge Magier zuckte mit den Schultern und blickte ihn geduldig an. Sein Gegenüber murmelte etwas, formte eine Feuerkugel von etwa zehn Zentimeter Durchmesser und warf diese auf den jungen Mann. Dieser sprang zur Seite und die Kugel verfehlte ihn. Dann verschwand sie in den Flammen, nur um sich kurz darauf wieder neben Owyn aus ihnen zu lösen. Wieder weichte er der Kugel aus, doch diesmal verfehlte sie ihn nur knapp und verschwand abermals in den Flammen. Er hob die Hände links und rechts, in Hüfthöhe neben sich und führte langsam die Handflächen aneinander. Der Kreis aus Feuer verlosch und Erik sah sich verwundert um. Schließlich blickte er den jungen Magier an. Dieser lächelte. “Ein interessanter Trick. Du hast mein Feuer gelöscht, ohne Wasser zu benutzen. Du bist begabter, als ich angenommen hatte.”, meinte Erik. Owyn nickte. “Wollt ihr weiter machen?” “Natürlich, aber jetzt machen wir ernst.” “Ernst?” fragte Owyn. “Ja.” “Ich dachte, Ihr wolltet Egin vor mir beschützen und es nicht, mit meiner Hilfe dem Erdboden gleich machen.”, meinte der junge Mann schmunzelnd. Erik blickte ihn nachdenklich an. Die beiden Magier standen sich gegenüber und warteten, auf den nächsten Zug des anderen. Dann hob der ältere Magier die Hand und richtete sie mit der Handfläche, einen Spruch murmelnd, auf seinen Gegner. Langsam erwärmte sich die Luft um Owyn herum. “Was?”, fragte dieser irritiert und sah zu Boden. Um ihn herum wurde es immer heißer und schweiß rann ihm übers Gesicht. Dann begann er zu schwanken und sah sich ratlos um. “Wird es dir zu heiß?”, spottete Erik. Da bemerkte Owyn, dass weder seine drei Freunde, noch Erik etwas von dieser enormen Hitze spürten. Er wankte zur Seite, bis er spürte dass es wieder kühler wurde und ging dann in die Knie. “Gegen indirekte Angriffe, kannst du wohl nicht viel ausrichten. Ich sagte doch, dass du deine Kräfte noch nicht gut, kontrollieren kannst.”, sagte der beleibte Magier triumphierend. “Stimmt. Doch Angriff ist die beste Verteidigung.”, keuchte Owyn und stieß seine linke Faust in Eriks Richtung. Dieser stolperte zurück, als hätte man ihn gestoßen und viel auf den Hintern. Owyn öffnete die Hand und legte sie auf den Boden. Die Erde begann zu beben und Tyler musste die beiden Frauen festhalten, damit sie nicht zu Boden gingen. “Hör auf! Lass das! Du wirst noch alles niederreißen!”, schrie Erik empört. Langsam ließ das Beben nach, bis es letztlich ganz aufhörte. Erik lag mittlerweile flach auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen. Owyn machte eine Handbewegung in der Luft, die aussah als streiche er über eine Oberfläche. Sein Gegner öffnete die Augen und mühte sich vergeblich, sich aufzurichten. “Was ist das?! Was ist das?!”, schrie der beleibte Mann, außerstande einen klaren Gedanken zu fassen. Schließlich blieb er liegen und wartete ab. “Was ist nun mit dem Dolch?”, fragte der junge Magier. “Ich habe ihn von einem Mann, der wollte dass ich den Zauber oder Fluch, der auf ihm lastet breche. Ich gab ihn einem meiner Männer.” “Gut und die Diebstähle?”, fragte ihn Owyn. “Ich habe nur unverkäufliches gestohlen! Alles was ich so erwerben konnte, bezahlte ich. Ich brauche diese Gegenstände. Sie haben eine magische Bedeutung.”, antwortete Erik resignierend. “Wieso? Was sind das für Gegenstände?”, fragte Abi neugierig. “Ich weiß nichts Genaueres darüber. Auf ihnen sind seltsame Zeichen. Sie sind wohl sehr alt.”, antwortete er. Owyn setzte sich in den Schneidersitz und betrachtete, den am Boden liegenden. “Und mir willst du es anhängen! Das ist ja interessant.”, erwiderte Talia aufbrausend. Tyler legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. “Und du bist nie auf die Idee gekommen, die Besitzer der Gegenstände einfach zu fragen, ob du sie dir ansehen darfst?”, fragte Abi verwundert. Stille. “Ich gebe die Gegenstände, die mir nicht gehören zurück.”, sagte der ältere Magier, nach einer Weile. “Und den Dolch darfst du behalten.”, fügte er zügig hinzu. “Dann geht, aber lasst den Dolch gleich hier.”, sagte Owyn, der immer noch auf dem Boden saß. Erik stand zögernd auf, ging zu einem seiner Männer, nahm den Dolch entgegen und warf ihn in Richtung, des jungen Mannes. Dann verschwand er in einer Seitenstraße, dicht gefolgt von den beiden Männern. Während Talia den Dolch aufhob, trat Tyler zu seinem Sohn und ging in die Hocke. “Alles in Ordnung, Owyn?”, fragte er. Dieser schüttelte den Kopf. Abi stellte sich neben Tyler und musterte den jungen Magier. “Ich sehe keine Verletzungen oder Verbrennungen.”, stellte die Kräuterkundige fest. Wiederum schüttelte er den Kopf. Tyler legte einen Arm um die Hüfte seines Sohnes, ergriff dann dessen Arm und legte ihn sich um die Schulter. Er zog ihn auf die Beine und wartete. Owyns Beine begannen zu zittern und gaben nach. Die kleine Gruppe machte sich gemeinsam auf den Weg zum Gasthaus. Dort angekommen setzte Tyler seinen Sohn auf dem Bett ab und zog sich selbst einen Stuhl heran. “Was ist denn?”, fragte Margret voller Sorge. Abi, Talia und Tyler musterten den jungen Mann. “Keine Sorge. Es ist nichts, was man mit ein wenig Ruhe nicht kurieren könnte.”, antwortete dieser mit einem matten Gesichtsausdruck. “Gut, dann lassen wir dich jetzt mal ausruhen.”, sagte Abi, ergriff Margrets Arm und zog sie, mit sanfter Gewalt aus dem Zimmer. Die anderen beiden folgten ihnen wortlos. Der junge Magier legte sich hin und schlief fast augenblicklich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)