Das Schicksal eines Mannes von Ayres (Eine magische Geschichte) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Dieser war ein Laubwald aus Eichen und Buchen. Er war sehr alt und daher waren die Bäume etliche Meter hoch und ihre Stämme sehr dick. Es gab nur einen Pfad der sich einmal gabelte. Nahe des Waldrandes zu Sevo floss der Liewe durch den Wald, welcher dem Lonba Gebirge entsprang und durch Schmelzwasser gespeist wurde. Der Fluss war knietief und etwa drei Meter breit. Eine alte Holzbrücke führte von einem Ufer zum anderen. Als die beiden Freunde den Fluss erreichten dämmerte es bereits. Plötzlich blieb Owyn stehen. “Warte.” “Warum was ist denn los? Stimmt etwas nicht?” “Ich fürchte wir werden überfallen.” “Wie kommst du darauf?” Plötzlich antwortete eine dunkle Stimme aus dem Gebüsch. “Na er wird uns wohl gehört haben.” Ein bärtiger, dunkelhaariger Mann trat aus dem Gebüsch. Er trug schwarze Kleidung und hatte ein Schwert in der rechten Hand. Auf der anderen Seite des Weges traten ebenfalls zwei dunkelhaarige, bärtige, in schwarz gekleidete Männer aus dem Gebüsch. Beide hatten ebenfalls Schwerter in der Hand und grinsten. Ronan blickte Owyn gelassen an. Dieser schüttelte den Kopf. “Nein gerochen.” Die beiden die jetzt hinter ihnen standen funkelten sie wütend an. Der Mann, welcher der Anführer zu sein schien, lächelte und antwortete: “Dann wissen wir ja was wir mit dem Verdienst machen.” Owyn nickte und löste den Beutel an seinem Gürtel. Ronan sah ihn verständnislos an. “Du wirst ihnen doch nicht dein Geld geben.” Der Anführer blickte ihn prüfend an. “Ihr seid unbewaffnet.” “Das stimmt nicht ganz.”, antwortete Ronan. Owyn schüttelte abermals den Kopf und warf dem Anführer der Wegelagerer ein paar Münzen zu. “Euer ganzes Geld wenn ich bitten darf.“, sagte der Anführer und fügte, mit einem scharfem blick auf Ronan, hinzu: “Euer beider Geld.” “Nein das müsst ihr euch schon mit Gewalt holen!“, schrie Ronan und funkelte ihn, die Hände zu Fäusten geballt, herausfordernd an. “Bringst du deinen Freund dazu, mir sein Geld zu geben, oder sollen meine Freunde und ich das tun?” Forschend blickte Owyn seinen Bruder an. Dann drehte er sich wieder zu dem Mann. “Tut mir leid, dass kann ich nicht. Treten sie zur Seite und lassen sie uns passieren. Ich möchte sie ungern verletzen. Sie haben doch Geld bekommen.” Ronan setzte eine zufriedene Miene auf. Der Mann vor ihnen sah jedoch belustigt aus. “Ich erwähnte es bereits, ihr seid unbewaffnet. Es wäre Selbstmord sich zu widersetzen.” “Nun ich denke, dass ich es riskieren werde.”, antwortete Owyn mit einem funkeln in seinen grünen Augen. Der Anführer starrte ihn an. Plötzlich stutzte Owyn und schaute in die Richtung aus der sie gekommen waren. Der Wegelagerer drehte ebenfalls den Kopf und lauschte angestrengt. Dann nickte er und seine beiden Begleiter verschwanden im Gebüsch. “Was ist denn jetzt?”, fragte Ronan verwirrt. Der Anführer deutete in die Richtung, in die Owyn immer noch blickte und antwortete: ”Eure Rettung naht. Wir werden das ein andermal klären.” Dann verschwand auch dieser im Gebüsch. “Was sollte das denn? Ich habe n…”, er unterbrach seine Rede und lauschte. Langsam näherte sich Hufgetrappel. “Es ist Daniel.”, sagte Owyn. “Oh, dann ist er also aus Egin zurück. Das ging schnell.”, erwiderte Ronan Kurz darauf kam ein Wagen in Sicht, vor den zwei Pferde gespannt waren. Das Gespann wurde von einem dünnen, großen Mann in mittlerem Alter gelenkt. Er hatte schulterlanges, schwarzes Haar und trug eine weiße schmucklose Robe. Als er sie erkannte rief er: “Hallo ihr Beiden. Soll ich euch mitnehmen?” Bevor Owyn den Mund aufmachen konnte, antwortete Ronan bereits. “Ja danke. Das wäre sehr nett.” Daniel brachte den Wagen neben ihnen zum stehen. “Steigt auf und reicht mir mal die Lampe.” Sie stiegen auf und Owyn reichte ihm die Lampe. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und es war schwer etwas, das weiter als einen Meter entfernt war, zu sehen. “Was macht ihr um diese Zeit noch im Wald?” “Wir wurden aufgehalten.”, antwortete Owyn knapp. Daniel kramte in der Zwischenzeit in einem Beutel, auf der suche nach seinem Feuerstein. “Aufgehalten wurdet ihr also. Von was denn?” Sarkastisch antwortete Ronan: “Ach nur von so ein paar Wegelagerern, die uns umbringen und ausrauben wollten.” Daniel hörte auf in seinem Beutel zu kramen und blickte die Beiden, mit hochgezogenen Augenbrauen an. “Wie habt ihr sie verjagt?”, fragte er und sein Blick ruhte auf Owyn. “Wir haben sie nicht verjagt, du warst es. Als sie dich näher kommen hörten, sind sie geflohen.”, antwortete ihm Owyn. Ronan nickte bloß. “Aha so war das also. Sag mal Owyn, könntest du mir mal zur Hand gehen?”, meinte Daniel und hielt ihm die Lampe entgegen. “Klar.” Owyn zückte seinen Feuerstein und entzündete die Lampe. Ronan fing lauthals an zu lachen und Daniel sah enttäuscht aus. Er hängte die Lampe so an den Wagen, dass sie die Straße beleuchtete und nahm die Zügel wieder in die Hand. Langsam beruhigte sich Ronan und hörte auf zu lachen. Gemeinsam fuhren sie weiter in Richtung Sevo. Sevo war ein kleines Dorf. Es gab ein kleines Gasthaus mit einem Stall, einen Schmied, einen Heiler, etwa zweidutzend Häuser und einen kleinen Marktplatz. Bald kamen die Lichter in Sicht. Sie fuhren durch die leere Hauptstraße bis sie den kleinen Marktplatz erreichten. Am anderen Ende des Platzes standen das einzige Gasthaus und daneben ein Stall. Daniel hielt vor dem Stall und stieg ab. “So da sind wir. Wo ist denn Horst?” “Er ist bestimmt eingeschlafen.”, antwortete Ronan und sprang vom Wagen. Owyn stieg ebenfalls ab. Aus dem Gasthaus drangen viele laute Stimmen. Es diente meist als Schenke für die Dorfbewohner und das war am heutigen Abend nicht anders. “Also ich gehe jetzt mal nachsehen wo dieser Nichtsnutz steckt.”, sagte Ronan und schritt auf die Stalltür zu. Als er sie erreichte flog sie auf und traf hart seine Nase. Er stürzte zu Boden und fluchte. In der Tür stand ein kleiner, dünner Junge mit kurzem, struppigem, dunkelblondem Haar. Er trug eine braune Hose und ein schmutziges, weißes Hemd. Er schaute sich um und sah Ronan am Boden sitzen. “Oh nein! War ich das? Tut mir leid, ich bin nun mal ein Nichtsnutz.”, sagte er, mit dem Anflug eines Lächelns im Gesicht. Dann ging er zu Daniel und Owyn hinüber. “Guten Abend.” Owyn und Daniel nickten. Dann ging Daniel zu Ronan hinüber. “Zeig mir mal deine Nase.” Ronan nahm die Hand von der Nase und fragte: ”Kannst du das wieder in Ordnung bringen?” “Ja natürlich, sie ist nicht einmal gebrochen.”, antwortete er und hielt seine Hand dicht vor Ronans blutende Nase. Dann zog er die Hand wieder zurück. Die Nase hatte aufgehört zu bluten. “Na wie ist es?” “Super danke. Du hast zu Recht den Titel eines Heilers.” Daniel wurde leicht rosa im Gesicht. “Vielen dank.” “Ich bin ja tatsächlich ein Nichtsnutz. Noch nicht mal gebrochen war sie.”, flüsterte Horst Owyn zu. Dieser lächelte. Dann drehte sich Horst zu Daniel. “Ich kümmere mich um die Pferde und den Wagen.” Daniel nickte und Horst führte das Gespann neben den Stall. “Möchtest du nicht noch mitkommen und eine Tasse Tee trinken Owyn? Miranda würde sich sicher freuen.”, fragte Daniel heiter. Owyn schüttelte den Kopf. “Nein tut mir leid. Ein anderes Mal vielleicht.” “Da kann man nichts machen.”, sagte Daniel und machte sich auf den Nachhauseweg. Inzwischen hatte Horst eines der Pferde aus dem Gespann gelöst und führte es in den Stall. “Lass uns nach Hause gehen. Ich bin müde.”, sagte Owyn. “Geh schon vor, ich komme später. Ich gehe noch ein Bier trinken.”, mit diesen Worten verschwand er in dem kleinen Gasthaus. Owyn verließ den Marktplatz und bog in eine kleine Gasse ein. Nach einer Weile blieb er vor einem Haus stehen. Er ging zur Tür und öffnete sie. Der Raum dahinter war von einem Feuerschein erhellt, der von einem Kamin am Ende des Zimmers stammte. In der Mitte des Zimmers stand ein Tisch um den sechs Stühle standen. Auf dem Tisch selbst standen zwei Teller mit Löffel und einem Leib Brot, eingroßer Topf und eine Lampe. Instinktiv sah sich Owyn nach Elain, seiner kleinen Schwester um. Doch es war zu dunkel und daher war ein Großteil des Zimmers nicht einzusehen. Er ging zum Tisch und nahm die Lampe die darauf stand. Owyn nahm den Feuerstein aus seiner Tasche und entzündete sie. Er hob sie hoch und der Rest des Zimmers wurde schwach beleuchtet. Zwei Türen führten aus dem Raum in andere. In einer Ecke des Raumes lag ein kleines, dünnes Mädchen mit schulterlangem, braunem Haar. Sie trug eine braune Hose und ein braunes Hemd. Owyn wusste das es die alte Kleidung ihres Bruders war. Elain schien zu schlafen. Er stellte die Lampe vor einer der Türen ab und hob sie vom Boden auf. Sie schlief ruhig weiter und Owyn trug sie durch die Tür, vor der die Lampe stand, in einen anderen Raum. In diesem herrschte vollkommene Dunkelheit. Owyn trat zur Seite und der Schein der Lampe viel in das erheblich kleinere Zimmer. Im Zimmer standen ein großes Bett und eine große Truhe. Owyn schloss die Augen und konzentrierte sich. Ein matter Schein ging nun von ihm aus. Er öffnete die Augen und trug das Mädchen durch die nächste Tür. Der Raum wurde von dem Licht, das von Owyn ausging leicht erleuchtet. Dieser war etwa so groß wie der vorherige und hatte in etwa dieselbe Ausstattung. Ein Bett, das jedoch kleiner war als das in dem vorhergegangenen Raum und eine Truhe. Er legte Elain auf das Bett und deckte sie zu. Dann verließ er den Raum und kehrte wieder in den Raum mit dem Kamin zurück. Dort hob er die Lampe wieder auf und stellte sie zurück auf den Tisch. Das matte leuchten, das von ihm ausging, verschwand. Er setzte sich eine Weile an den Tisch und wartete auf Ronan. Doch dieser kam nicht. Dann beschloss Owyn schlafen zu gehen. Er nahm die Lampe und verließ den Raum durch die andere Tür. Der Raum den er betrat war etwas größer als der, in dem Elain schlief. Es standen zwei Betten und drei Truhen darin. Auf einem der beiden Betten lagen mehrere Bücher. Owyn stellte die Lampe auf einer der Truhen ab und räumte die Bücher vom Bett. Dann zog er Hemd und Hose aus und legte sich schlafen. Am nächsten Morgen wurde er von Elains flüsternder Stimme geweckt. Sie kniete vor seinem Bett und blickte ihn an. Ein lautes schnarchen sagte ihm das Ronan noch immer schlief. “Bist du wach?” “Ja bin ich.” “Ich wollte mich bedanken. Du hast mich doch gestern ins Bett getragen, oder?” “Ja habe ich. Hattest du auf uns gewartet?” “Ja. So lange Mama und Papa in Egin sind kümmere ich mich um den Haushalt. Ich hatte gekocht.” “Ich habe es gesehen. Ich habe es nicht probiert. Tut mir leid.” “Macht nichts. Ich kann es aufwärmen und wir essen es heute zum Frühstück. Allerdings glaube ich nicht das Ronan aufstehen will. War er wieder im Gasthaus um Katrina zu sehen?” “Natürlich. Du weißt doch dass er in sie verliebt ist.” “Schon. Sie ist aber nicht in ihn verliebt.” “Das ist ihm noch nicht aufgefallen. Aber Ronan lässt sich da auch nichts sagen.” Elain nickte und stand auf. “Ich gehe schon mal das Essen aufwärmen.”, mit diesen Worten verließ sie das Zimmer. Owyn stand auf und zog sich an. Dann folgte er Elain. Sie versuchte gerade den Topf über das Kaminfeuer zu hängen. Er ging auf sie zu um ihr zu helfen. Plötzlich rutschte ihr der Topf aus der Hand, doch er fiel nicht zu Boden. Elain drehte sich um und sah Owyn mitten im Raum stehen. Er hatte die Handfläche auf den Topf gerichtet und bewegte sie jetzt. Elain drehte sich wieder zum Topf. Dieser schwebte über das Kaminfeuer. Plötzlich erzitterte er. Schnell befestigte Elain den Topf und sah zu Owyn hinüber. Dieser schwankte leicht und setzte sich auf einen Stuhl. “Bist du in Ordnung Owyn?” “Mach dir keine Sorgen. Es geht mir gut. Es liegt daran, dass ich noch nicht ganz wach bin. Ich bin nur etwas erschöpft.” “War das ein neuer Zauber?” “Ja.” “Seit wann kannst du das?” “Lass mich mal überlegen.”, sagte Owyn nachdenklich. “Seit letzter Woche. Deshalb beherrsche ich ihn auch nicht so gut. Er strengt mich zu sehr an.” “Passiert das öfter?”, fragte Elain besorgt. “Nein nur bei neuen Zaubern die ich nicht gut beherrsche.” Elain musterte ihn aufmerksam. “Es geht mir wirklich gut.”, sagte Owyn lächelnd und stand wieder auf. “Wenn du es sagst.”, entgegnete Elain ungläubig und nahm sich einen Holzlöffel, aus einer Truhe neben dem Kamin. Dann fing sie an damit den Eintopf zu rühren. Owyn ging zu der Truhe und holte zwei Teller, zwei Löffel und ein Tuch um den Topf darauf zu stellen hervor. “Nein lass mich das machen.”, meinte Elain und nahm ihm die Sachen ab. Owyn schüttelte ungläubig den Kopf und setzte sich wieder auf den Stuhl. Dann fragte er sie: “Wann hast du Geburtstag? In zwei Tagen wirst du elf, nicht?” “Nein in drei.” “Ja richtig.” Nach kurzer Zeit stellte Elain den dampfenden Eintopf auf den Tisch. Sie aßen und wuschen dann die Teller, an dem kleinen Brunnen neben dem Haus ab. Als sie wieder ins Haus kamen, saß Ronan am Tisch. “Ach da seit ihr. Ich habe euch schon gesucht.” “Wir waren keine fünf Minuten weg.”, sagte Elain. “Das spielt doch keine Rolle. Ihr wart nicht im Haus.” Owyn und Elain setzten sich zu Ronan an den Tisch. “Ich habe schon mit Elain gefrühstückt.” “Habe ich bereits bemerkt.”, antwortete Ronan und deutete auf die abgewaschenen Teller und Löffel, die nun auf dem Tisch lagen. “Ich werde einfach im Gasthaus essen.”, fuhr Ronan grinsend fort. “Ja bei Katrina.”, sagte Elain belustigt. Ronan wurde rot. “Davon verstehst du nichts! Wie denn auch du bist erst zehn.” “In drei Tagen werde ich elf. Außerdem verstehe ich genug davon, um dir sagen zu können das Katrina nicht in dich verliebt ist.” Ronan klappte der Mund auf. Schockiert starrte er seine kleine Schwester an. Dann stand er ruckartig auf und verließ das Haus. Elain und Owyn sahen ihm nach. “Wo geht er denn hin?” Owyn antwortete ihr Schulter zuckend: “Zu Katrina. Oder besser gesagt ins Gasthaus.” “Du denkst er glaubt mir das nicht?” “Nein ich weiß es.” Elain stand auf und verstaute die Teller und Löffel wieder in der Truhe neben dem Kamin. “Ich gehe dann jetzt mal zu Horst. Ich muss ihm schließlich sagen, dass du einen neuen Zauber kennst.” Sofort drehte sie sich um und lief zur Tür. Owyn wollte ihr noch etwas nachrufen, doch sie war schon durch die Tür verschwunden. Eine ganze Weile saß er am Tisch und starrte in die Flammen. Dann klopfte es an der Tür. Owyn ging zur Tür und öffnete sie. Ein großer, schlanker, alter Mann mit einer schmutzigen blassblauen Hose und einem schmutzigen weißen Hemd stand davor und starrte ihn an. “Ich suche einen Magier namens Owyn. Bist du sein Sohn?” Owyn blickte ihn verwirrt an. “Nein. Mein Name ist Owyn. Kann ich euch helfen?” “Ihr seid Owyn? Aber ihr seid doch höchstens neunzehn Jahre alt.”, sagte der alte Mann schockiert. “Ich bin zwanzig guter Mann. Wie kann ich Euch helfen?” “Ihr könnt mir nicht helfen. Ich bringe doch ein Kind nicht in Lebensgefahr!” Owyn sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Der Mann wollte gerade gehen doch Owyn hielt ihn zurück. “Wartet. Wer hat Euch zu mir geschickt und wobei soll ich helfen?” “Das ist das Problem bei euch jungen Leuten. Ihr hört einfach nicht zu. Ich sagte, dass du mir nicht helfen kannst.” “Wer hat Euch zu mir geschickt?” Eine heitere Stimme antwortete ihm: “Ich habe ihn zu dir geschickt. Es gibt hier weit und breit nur einen Magier und das bist nun einmal du.” Owyn musste sich nicht nach der Quelle der Stimme umsehen. Er wusste auch so, dass es Daniel war. Er blickte zur Straße und sah wie erwartet Daniel dort stehen. Der alte Mann nickte. “Richtig. Von eurem Heiler.” “Um was geht es denn überhaupt? Es wäre nett mich darüber nicht im Unklaren zu lassen.” Daniel kam auf sie zu und schob Owyn und den alten Mann ins Haus und schloss die Tür hinter ihnen. “Dieser Mann hier stammt aus Bato. Du kennst das Dorf wahrscheinlich nicht. Es liegt einen Tagesmarsch hinter den Ruinen von Idar. Das Dorf wurde direkt neben dem Andagsee erbaut. Die Menschen dort leben hauptsächlich vom Fischen. Da der Wald vor den Ruinen endet, gehen sie nicht jagen. Es ist einfach ein zu weiter Weg. Seit einiger Zeit fangen sie kaum noch Fische und ein paar Kinder aus dem Dorf werden vermisst. Ich kenne mich in der Hinsicht zwar nicht gut aus, aber ich denke es ist ein Wasserdämon im Andagsee. Dämonen kann man, wie du vielleicht weißt, nur mit Magie wirksam bekämpfen. Daher habe ich diesen Mann zu dir geschickt”, erzählte Daniel. Der alte Mann schaute Daniel wütend an. “Ihr könnt doch nicht glauben, dass ich diesen jungen Mann mit in mein Dorf nehme. Er hat sein ganzes Leben noch vor sich. Wenn es wirklich ein Wasserdämon ist, muss ich einen ausgebildeten Magier bitten.", sagte er wütend. “Nun dramatisiert das doch nicht so. Owyn ist durchaus in der Lage einen Wasserdämon zu besiegen.” Owyn sah von einem zum anderen. “Dürfte ich auch etwas zu dem Thema beitragen?” “Das ist nicht nötig. Ich werde dich nicht mitnehmen.", sagte der Alte stur. “Ihr müsst wenn ihr nicht verhungern wollt. Außerdem wird der Dämon früher oder später das Dorf angreifen. Bis ihr einen anderen Magier gefunden habt, der im stande ist einen Wasserdämon zu besiegen, hat er euer ganzes Dorf vernichtet.", sagte Daniel gelassen. Der Alte starrte ihn mit offenem Mund an. Dann meldete sich Owyn zu Wort. “Ich hatte noch nie etwas”, fing Owyn an, doch Daniel unterbrach ihn. “Nehmt ihr Owyn nun mit oder nehmt ihr in kauf, dass euer Dorf verwüstet wird und die Menschen die darin leben, sterben werden?” “Ich weiß nicht. Ich muss erst darüber nachdenken”, antwortete der Alte. “Das können Sie gern bei mir tun.”, sagte Daniel und öffnete die Tür. Der Alte nickte nur. Gerade als sie das Haus verlassen wollten, schlug ihnen die Tür vor der Nase zu. Beide drehten sich um und sahen Owyn, der die Handfläche auf die Tür gerichtet hatte “Einen Moment noch.", sagte er gelassen. “Keine Sorge Owyn. Ich werde dir alles was ich über Wasserdämonen weiß beibringen. Außerdem wird der Dämon das Dorf ausrotten, wenn du ihnen nicht hilfst. Ich komme später wieder, aber jetzt bringe ich erst mal diesen netten Mann in mein Haus. Dort kann er sich ein wenig ausruhen.", sagte Daniel freundlich. Owyn musterte die beiden Männer. Dann senkte er die Hand. Daniel und der alte Mann verließen das Haus und überließen Owyn seinen Gedanken. Es dauerte nicht lange bis es wieder an der Tür klopfte. Er öffnete sie. “Hallo Owyn, wie geht es dir? Mein Vater hat mich geschickt.” Vor der Tür stand Daniels Tochter Miranda und strahlte ihn an. Sie war ein Jahr älter als Owyn. Sie war dünn und hatte schwarzes, schulterlanges Haar das mit einem Leberband zusammen gebunden war. Sie trug eine schwarze Robe, dessen Saum und Ärmel mit goldenen Fäden bestickt waren. “Mir geht es gut. Daniel wollte doch persönlich vorbei kommen. Es ging um den Wasserdämon.", sagte Owyn und trat zur Seite. Miranda trat ein und meinte: “Ja aber ich habe ihn gebeten mich zu schicken. Ich habe ohnehin mehr Ahnung von Dämonen als er.” Sie setzte sich und Owyn holte zwei Becher und eine Kanne aus der Truhe und stellte sie auf den Tisch. Miranda zog einen Becher und die Kanne zu sich. Dann hielt sie ihre Hand über die Kanne und konzentrierte sich. Nichts geschah. Owyn legte seine Hand auf ihre und die Kanne füllte sich mit heißem Wasser. Miranda lächelte und warf ein paar Kräuter hinein. “Ich beherrsche es noch immer nicht.” “Das braucht Zeit. Die Magie einer Heilerin ist anders als die eines Magiers. Aber ich bin mir sicher, dass du es irgendwann schaffst.” “Du hast Recht, danke. Aber ich bin ja wegen des Dämons gekommen. Ich habe schon mal etwas über sie gelesen und einer der Händler hat mir von ihnen erzählt.” “Bist du je einem begegnet?” “Nein. Das hätte ich auch nicht überlebt. Ich bin nur eine Heilerin. Sie sind sehr gefährlich. Deshalb ist es sehr wichtig, dass du alles über sie weißt.” “Ich weiß nicht ob ich einem Wasserdämon gewachsen bin.” “Keine Sorge. Das schaffst du schon. Außerdem werde ich dich begleiten.” “Wie bitte? Hat Daniel dir das erlaubt?", fragte Owyn entsetzt. “Nein natürlich nicht. Das würde er mir niemals erlauben.” “Ich will dich nicht in Gefahr bringen.” “Das wirst du nicht. Außerdem wäre ich eine schlechte Freundin, wenn ich dich einfach alleine gehen ließe.", sagte sie lächelnd. Owyn sah sie abschätzend an. “Ich habe keine Chance richtig?” “Richtig. Aber jetzt zurück zu dem Dämon. Also ein Wasserdämon besteht, wie der Name schon sagt, vollkommen aus Wasser. Wenn sie sich im Wasser aufhalten, sieht man sie kaum noch. Sie können das Wasser für kurze Zeit verlassen. Sie fressen Fische, Tiere und Menschen. Sie vermehren sich in dem sie Eier legen. Die Eier haben eine leicht grünliche Farbe und liegen meist am tiefsten Punkt des Gewässers. Das ist alles was ich über sie weiß.” “Haben Wasserdämonen keine Schwächen? Wie bekämpft man sie?” “Ich weiß es nicht. Tut mir leid.", antwortete Miranda betrübt. Owyn sah sie nachdenklich an. “Gut dann werden wir das wohl herausfinden müssen”, meinte Owyn. Miranda lächelte ihn glücklich an und nickte. “Ja werden wir wohl. Morgenfrüh brechen wir auf.” “Gut.” “Ich hole dich ab.” “Ihr holt mich ab. Oder willst du den alten Mann etwa hier lassen?", fragte Owyn lächelnd. “Nein natürlich nicht.", antwortete Miranda und wurde leicht rosa im Gesicht. Immer noch lächelnd goss Owyn ihr Tee in den Becher. Sie nahm ihn und trank einen großen Schluck daraus. Sie blieb bis es dunkel wurde und ging dann nach Hause. Kurze Zeit später tauchten auch schon Elain und Ronan auf. “Hallo Owyn. Warst du den ganzen Tag zu Hause?", fragte Ronan. “Ja war ich. Hört mal ich muss euch etwas erzählen.” “So ein Zufall. Ich muss dir auch etwas erzählen. Wir sind heute Abend alle drei zum Essen eingeladen.", sagte Ronan stolz. “Ja James hat uns eingeladen”, meldete sich Elain zu Wort. Ronan nickte glücklich. “Katrina wird extra für uns kochen. In ihrem Haus. Du weißt schon, dass neben dem Gasthaus”, erzählte er. “Das ist ja toll.”, entgegnete Owyn. “Was wolltest du uns sagen?", fragte Elain. Ich sage es euch später. Im Moment kann das warten. Lasst uns gehen.” Sie machten sich auf den Weg. Als sie dort ankamen öffnete ein, in die Jahre gekommener, leicht übergewichtiger Mann, mit breiten Schultern und kurzem, blondem Haar, die Tür. Er trug eine braune Hose und ein weißes Hemd. Lächelnd sagte er: “Hallo ihr Drei. Das ging ja wirklich schnell.” “Hallo James.", entgegnete Owyn. Die anderen beiden nickten nur grinsend. “Kommt rein und setzt euch. Das Essen wird bald fertig sein”, meinte James und trat bei Seite um sie einzulassen. Sie betraten das Haus. Ein Kamin, in dem ein Topf hing, befand sich an der gegenüberliegenden Wand. Daneben befand sich eine Tür und auf der anderen Seite stand eine Truhe. Über der Truhe hing ein kleines Regal, auf dem Teller und Töpfe standen. Ein Stück vom Kamin entfernt stand ein großer Tisch um den sechs Stühle standen. Auf einem der Stühle saß ein Mädchen, das etwa in Owyns Alter war. Sie war schlank und hatte hüftlanges, blondes Haar. Sie trug ein gelbes Kleid und darüber eine weiße Schürze. Hinter dem Tisch befand sich eine weitere Tür. Die Drei gingen zum Tisch und setzten sich. “Hallo.", sagten Owyn und Elain. “Hallo”, erwiderte sie lächelnd. “Hallo Katrina”, meinte Ronan. Katrina nickte ihm lächelnd zu. Dann stand sie auf und ging zum Kamin um nach dem Essen zu sehen. James setzte sich zu den Drei. “Owyn ich habe heute Nachmittag gehört das du”, fing James an, doch Owyn unterbrach ihn. “Nein unsere Eltern sind noch nicht aus Egin zurück. Das stimmt nicht.” “Nein nein. Das meinte ich nicht.", sagte James. Owyn blickte ihn böse an. Elain sah von James zu Owyn. “Stimmt etwas nicht? Um was geht es denn?” “Ich sage es euch, wenn wir wieder zu Hause sind. Versprochen.", antwortete Owyn. Nach einer Weile kam auch Horst dazu. Das Essen verlief ereignislos. Als sie wieder zu Hause waren fragte Elain sofort: “Was wolltest du uns sagen? Was ist denn los?” Owyn zögerte. Ronan sah ihn fragend an. “Ich werde morgen nach Bato aufbrechen. Wenn ich durch die Ruinen gehe, brauche ich etwa eineinhalb Tage.", sagte Owyn. “Moment mal! Was zum Henker willst du in Bato?! Warum hast du uns das nicht früher gesagt.", sagte Ronan aufgebracht. “Hast du denn meinen Geburtstag vergessen?", fragte Elain traurig. “Nein. Es tut mir sehr leid. Ich habe es auch erst heute erfahren. Es geht nicht anders. Ich habe keine andere Wahl.” “Wieso willst du auf einmal nach Bato? Da stimmt doch etwas nicht.", sagte Ronan misstrauisch. Owyn erzählte ihnen von dem alten Mann und von dem See, in dem ein Wasserdämon hauste. Er erklärte ihnen, dass man einen Dämon nur mit Magie wirksam bekämpfen könne und dass er weit und breit der einzige Magier sei. “Aber du hast doch keine Ahnung, wie man einen Wasserdämon bekämpft.", sagte Elain besorgt. “Natürlich hat er das. Stimmt doch Owyn. Oder nicht?” “Nein.” “Was du hast keine Ahnung! Das gib es doch nicht! Bist du etwa Lebensmüde”, brüllte Ronan schockiert. “Du glaubst doch nicht, dass wir dich gehen lassen.", sagte Elain wütend. Owyn blickte beide an. Dann lächelte er und sagte: “Natürlich werdet ihr das.” Die beiden sahen ihn schockiert an. “Gut wann gehen wir?", fragte Ronan. “Wir?” “Natürlich ich lasse dich doch nicht alleine gehen.” “Und ich auch nicht.", sagte Elain. “Ich werde keinen von euch beiden mitnehmen.” “Was!", sagten Elain und Ronan gleichzeitig. “Das du Elain nicht mitnehmen willst, ist in Ordnung. Aber warum nimmst du mich nicht mit?", fragte ihn Ronan ernst. “Weil du Elain nicht alleine hier lassen kannst. Ganz einfach.” “Ich werde bald elf. Ich bin kein kleines Kind mehr”, meinte Elain aufgebracht. “Doch bist du, aber ich nicht”, meinte Ronan. “Das spielt keine Rolle. Ich nehme euch Beide nicht mit. Das ist mein letztes Wort.", sagte Owyn bestimmt. Die anderen Beiden nickten wütend und verschwanden in ihren Zimmern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)