Mit Hang zum Plüsch von Zorro-san (Law/Kid) ================================================================================ Kapitel 7: Ehrlich scheinheilig ------------------------------- Hallo meine lieben Leser :) Ein ganz dickes Dankeschön, dass ihr meine FF mit so viel Hingabe verfolgt!! Die ständig steigenden Favouriteneinträge und die zahlreichen Reviews sind wirklich Balsam für die Seele und motivieren immer zum weiterschreiben :3 Für die etwas längere Wartezeit entschuldige ich mich noch einmal, kann aber ein zügigeres Update leider nicht versprechen. Freuen über Feedback tue ich mich aber immer :)) Ganz viel Spaß beim Lesen! Ehrlich scheinheilig     Herzzerreißend schnieft Konomi in sein Minz-Taschentuch und wischt sich die Tränen, die sich langsam ihren Weg über seine geröteten Wangen kullern, aus den Augen. Ein leises Schluchzen entrinnt seiner Kehle, so, dass ihn jeder einfach nur knuddeln und trösten würde. „Mein Gott!!“, fast jeder! „Hast du dich jetzt mal bald im Griff oder was?!“   „Leck mich, du Wichser! Du hast keine Ahnung, was das hier für mich bedeutet!!“, schluchzt er mir empört an den Kopf.   Tatsächlich weiß ich aber ganz genau, was das hier für ihn bedeutet: Mir liegt ebenfalls der Arsch auf Grundeis!   Konomi wurde höchstpersönlich dazu auserkoren, mich an diesem heiligen Sonntag - unserem heiligen Sonntag, an dem wir normalerweise gemeinsam kochen und uns dämliche Verkupplungsshows ansehen (Zombie hat als Einziger ne Ische am Start, die ihm so gut wie alles verbietet und allgemein von uns gehasst wird! Killer ist sich für sowas einfach zu fein …auch wir haben eine sanfte Seite okay?!) – als Alibi ins Krankenhaus zu begleiten. Der Batman-Verschnitt hat nämlich die große Ehre, so zu tun, als hätte er noch Kopfschmerzen vom letzten Wochenende und wöllte sich noch einmal untersuchen lassen. Ganz zufällig werde ich dann auf unseren gemeinsamen Horror treffen:  den Chirurg des Grauens, von dem mein Leidensgenosse untersucht werden wird (es steht völlig außer Frage, dass in diesem Krankenhaus vielleicht noch andere Ärzte arbeiten) und dem ganz deutlich von keinem geringeren als mir klar gemacht wird, was passiert, wenn er sich nicht auf meine Seite stellt (wenn das mal keine tolle Umschreibung für Bitten und Betteln war...!). Noch zufälliger werde ich dann in dem Zimmer des Trolls landen und ihm einen kleinen Freundschaftsbesuch abstatten, bei dem ich ihm schön meine weitere Anwesenheit unter die Nase reiben werde (abgesehen von der Tatsache, welche Höllenqualen er mir dann nach seiner Genesung unter die Nase reiben wird). Soweit der Plan.   Wir hocken noch draußen im Auto. Genervt seufze ich und lege mein Kinn auf dem Lenkrad ab, während Konomi weiter fröhlich seine Taschentücher vollrotzt. Erbärmlich! Und dennoch bin ich froh, dass er diese Schmach für uns beide auf sich nimmt...       Wir passieren den Parkplatz, den Ort, an dem das Grauen meiner Sozialstunden-Lebensabschnittsphase mir sein wahres, abgrundtief böses Gesicht gezeigt hat und betreten die Notaufnahme des Krankenhauses, den Ort, an dem das Grauen von Konomis Freundschaft zu dem Rotschopf zu seiner Linken ihm ihr wahres, abgrundtief böses Gesicht gezeigt hat. Im Endeffekt läuft es auf dasselbe  hinaus: Bis heute konnten wir die schrecklichen Bilder des Schlächters in der Notfallstation an diesem regnerischen Freitag (es hat zwar nicht geregnet, aber etwas Dramatik darf ja wohl sein), die sich in unsere armen Seelen gebrannt haben, nicht vergessen.   An der Anmeldung sitzt irgendeine platinblondierte Tussi und feilt sich kaugummikauend die falschen Fingernägel. „Hallo, Miss Valentine.“, liest Konomi von ihrem Namenschildchen ab. Wie vereinbart kümmert er sich um den ersten Part des Plans.   Die Angesprochene horcht auf und klimpert mit ihren aufgeklebten Wimpern zu uns hoch. Wie um alles in der Welt kriegt so jemand einen Job in einem Krankenhaus?! Da hätten die auch mich da hinsetzen können, würde wahrscheinlich genauso vertrauenswürdig und seriös wirken!   „Was gibt’s?“, legt sie die Nagelfeile weg. Von der billigen Bitch hab ich jetzt schon die Schnauze voll.   Konomi hingegen hält sich wacker zurück (ich hoffe für dieses weinerliche Vieh, dass er sie nicht auch noch um ihr kurzes Röckchen beneidet, so wie der sie die ganze Zeit anstarrt!). „Letzte Woche wurde ich hier am Kopf behandelt und habe aber immer noch Schmerzen... wäre es möglich, noch einmal untersucht zu werden?“   Der platinschimmernde Schopf sieht sich ihr gegenüber skeptisch an (und ich hoffe sehr, dass sie ihn nicht um sein kurzes Röckchen beneidet!). „Sie wollen also in die Notaufnahme wegen Kopfschmerzen? Haben Sie schon ihren Hausarzt aufgesucht?“   Konomis Gehirn rattert. „Nun ja... mir wurde gesagt, die Schmerzen würden in ein paar Tagen besser werden. Das sind sie aber nicht und mir ist schon öfter schwarz vor Augen geworden und schwindelig gewesen. Nächste Woche muss ich geschäftlich auf Dienstreise  und habe keine Zeit mehr zum Arzt zu gehen. Und ich bin privat versichert.“ Wenn dieses Püppchen diesem Typen in kurzem Rock und kniehohen Lackstiefeln, kombiniert mit einem Netz-Top, das gerade mal die Brustwarzen bedeckt, das glaubt, schockt mich auch nicht mehr, was hier für Ärzte arbeiten!   Sie kaut demonstrativ auf ihrem Kaugummi herum und es zuckt mir dermaßen in den Fingern, ihr das Ding nicht aus dem gefärbten Maul zu schlagen (da fällt mir ein, dass ich meinen Lippenstift vergessen habe). „Na schön. Dann brauch ich die Karte. Nehmen Sie hinten im Gang Platz, man ruft Sie dann auf.“     Im Wartezimmer. Irgendwie bewundere ich mich dafür, dass ich so ruhig geblieben bin.   „Scheiße, Mann! Es geht mir so richtig dreckig!“, jammert der Schwarzhaarige neben mir. Und wie immer ziehen wir alle Blick auf uns (dass der Trottel auch nicht mal die Beine überschlagen kann! Ich will nicht wissen, welche Aussicht sich da einem bietet!).   „Freu dich doch, dann musst du wenigstens nichts vortäuschen!“, überspiele ich meine eigene Furcht. Nur das Wippen meines Beines lässt vielleicht auf Unbehagen schließen.   „Bist du sicher, dass er jetzt auch arbeitet...?“   „Natürlich (nicht)! Und selbst wenn, dann warten wir halt solange, bis er hier antanzt.“ Irgendsoein alter Sack schaut Konomi unumwogen unter den Rock. „Überleg doch mal. So ein Lebewesen hat doch garantiert keine Freunde (außer irgendwelchen Freaks, die mir das Leben schwer machen) und will sicher nicht alleine zuhause rumhocken, wo er doch hier seelenruhig seiner kranken Neigung freien Lauf lassen kann?“   „Du hast keine Ahnung, Kid! Ich wurde schon einmal von ihm behandelt! Du bloß bedroht!!“, Konomi verschränkt die Arme vor der Brust und rutscht noch tiefer in seinem Stuhl, gibt noch mehr Blick auf Dinge frei, die Leute mit schwachen Nerven lieber nicht sehen sollten – zu denen der Alte gegenüber wohl nicht gehört. „Wenn ich das überlebe, hab ich Einiges bei dir gut!“   „Ja, du sparst dir die Kaution, um mich aus dem Kittchen zu holen, wenn das hier nicht funktioniert!“   „Wie bitte?!“   „Du vergisst wohl, wie oft ich dir schon den Kopf aus der Schlinge gezogen habe?!“   „Du meinst die Schlinge, die du mir jedes Mal umgelegt hast?! So wie jetzt?!“ Wie um alles in der Hölle kann man nur so undankbar sein?!   „Mister Konomi, bitte.“ Okay, es geht los!   Konomi erhebt sich so würdevoll wie möglich und zieht sich den knappen Rock zurecht. „Nun gut. Sollte ich auf einer Bare zurückkommen, sag Killer, Zombie und meinen Eltern, wie sehr ich sie liebe.“   „Und was ist mir?“   „Richte es einfach aus.“, meint er und stöckelt davon, begleitet von einem sehnsüchtigen Blick des Typen gegenüber auf seinem Arsch. WTF?! Dieser elendige, scheinheilige Pseudofreund!       Beobachtet von dem Alten gegenüber lausche ich schon geschlagene 10 Minuten an der Tür zum Behandlungszimmer, höre aber nicht das typisch für Konomi panische Gekreische, wenn er um sein Leben kämpft. Hm... Ob der Verfechter der Urangst heute vielleicht wirklich nicht da ist? Um auf Nummer sicher zu gehen, komme ich auf die glorreiche Idee, mal bei der Anmeldung nachzufragen. Diesmal hockt da aber eine andere, abgehetzt aussehende, Tussi. „Heute hat Dr. Nako Dienst.“ - Na prima!   Aber vielleicht... (In meinen Augen) verführerisch lehne ich mich über die Theke und funkele sie einschüchternd an. Sie hebt bloß ungläubig eine Augenbraue. „Ein Freund von mir liegt hier auf der Station und ich brauche seine Zimmernummer.“ Wenn ich schon umsonst auf den Trottel Konomi warten muss, kann ich die Zeit wenigstens sinnvoll nutzen!     Zimmer Nummer 348, vierte Etage.  Ich erreiche mein Ziel, richte mich gerade auf und öffne schwungvoll die Tür. „Hallooooo, Freund!“   Dort liegt er, der Troll: splitterfasernackt in seinem Bett und mit Pornozeitschrift.   Es dauert ein paar Sekunden, bis er checkt, wer da gerade vor ihm steht. „Billy the Kid!!! Raus hier!!“, werde ich angeplärrt, während er, so gut es geht, seine Genitalien unter der Decke versteckt.   „Na, na, na.“, ich schließe die Tür. „Ich wollte nur mal so schauen, wie es meinem Lieblingskollegen so geht. Hätte nicht gedacht, dass du dich so sehr freust, mich wieder zu sehen!“ Herrlich! Das werde ich dem Wichser ewig vorhalten!   „Du sollst dich verpissen!! Reicht es dir nicht, dass du mich hierher verfrachtet hast?!“, er läuft knallrot an. Wahrscheinlich vor Wut und Scham.   „Ich kann auch nichts dafür, dass du meine Warnungen nicht ernst nimmst!“, verteidige ich mich. „Außerdem hast du keine Beweise, dass ich das war! Wer weiß, was du dir sonst noch alles reingepfiffen hast!“   Plötzlich völlig selbstsicher, ignoriert er die Tatsache, dass er wie Gott ihn schuf vor mir liegt, und verschränkt grinsend die Arme vor der Brust. „Glaub mir, KitKat, die habe ich! Mein guter, alter Freund Law hat das Fläschchen, das er bei dir gefunden hat, eingepackt! Und wie es der Zufall so will, ist es eines aus unserer Heimapotheke! Hehe...“   Mit einem Engelsgesicht (welches mir genau wie jetzt noch nie gelungen ist) schlendere ich seelenruhig zu dem leeren Krankenbett gegenüber, nehme ein Kissen und knautsche es einmal kurz durch, um zu sehen, ob es für mein Vorhaben taugt. Damit bewaffnet stelle ich mich direkt mit einem mordgeilen Blick vor ihn. Er schaut verwundert zu mir hoch und ehe er reagieren kann, drücke ich ihm die flauschige Mordwaffe aufs Gesicht. „Mal sehen, wie viel dein Wissen wert ist, wenn du es für dich behalten musst!“   „Hmmphf!!!“, oh ja! Das ist Musik in meinen Ohren! Wie lange habe ich auf diesen Moment gewartet? Wie sehr habe ich mich nach diesem Gefühl der Erlösung gesehnt? Hier ist es! Ohne auch nur einen Gedanken an die womöglichen Konsequenzen, drücke ich seelenruhig und völlig euphorisch weiter dieses scheiß weiße Kissen auf die Fratze unter mir.   In meine kranke Siegeslache vollkommen vertieft, merke ich zu spät, wie er mir gezielt zuerst in die Eier und dann in die Nieren schlägt.   Geschockt und von Schmerz gepeinigt lasse ich von ihm ab. „Was zum Teufel...?!!“ Reiß dich zusammen, Mann! Die Hände vom Schritt weg, tu ihm nicht den Gefallen, dich vor Schmerzen auch noch zu krümmen! Vergiss es, du wirst auch nicht in die Knie gehen und dich schon gar nicht konomi-like hinlegen um zu winseln!! Sehr gut, Eustass! Schön ruhig ein- und ausatmen. Stell dich aufrecht hin! Vergiss den Schmerz, gut so, Junge!   Ist das gerade wirklich passiert?! Einigermaßen habe ich mich wieder im Griff, ignoriere die Schmerzen und sehe halbgekrümmt zum Bett auf – es ist leer. Dann bemerke ich eine Bewegung rechts von mir – und kann gerade so einem Stuhl ausweichen, der angeflogen kommt und scheppernd gegen eines dieser nervig-piependen Geräte kracht. WTF?! Ich schaue mich um und erblicke den Troll: völlig nackt und mit wild abstehenden Haaren steht er da, wie ein Berserker einen kleinen Tisch erhoben und mehr als bereit, ihn nach mir zu werfen! (Für jemanden, der gerade zum zweiten Mal knapp dem Tod entkommen ist, ist der aber ganz schön flink auf den Beinen! Obwohl, wenn ich mir so überlege, mit wem der arme Wicht befreundet ist, schockt mich das eigentlich nicht wirklich...)   Ich blicke mich im Raum um, finde aber außer dem Krankenbett nichts, an das ich schnell genug rankommen würde, um es ihm an den Kopf zu pfeffern, bevor er die Lust daran verloren hat, den scheiß Tisch noch weiter festzuhalten. „Wir können doch über alles reden!“   Kaum ausgesprochen, werfe ich mich auch schon ganz actionfilmmäßig mit einer Rolle übers Bett, um dem angeflogenen Tisch zu entkommen. In soetwas leider noch nicht ganz so geübt, lande ich unsanft auf dem Beistellwägelchen und reiße es mit mir zu Boden. Scheppernd kracht das scheiß Teil auf mich und ich bete zu Roger, dass ich mir keine verfluchte Rippe gebrochen habe. Gepuscht von dem Adrenalin in meinen Adern erhebe ich mich (vor Schmerz leider nicht ganz so cool wie ich mir einbilde) zusammen mit meiner (mit Absicht) besorgten Waffe (dem Beistellwägelchen) und funkele den Troll angriffslustig an.   Der nackte Irre lacht und nimmt eine Karatepose an. „Nicht schlecht, Kitty! Aber mal sehen, was du hierzu sagst!“ Mit wildem Kampfgeschrei stürzt er auf mich zu, um mir einen Roundkick zu verpassen. Doch da hat er noch nicht mit dem Beistellwägelchen gerechnet, welches auf ihn zugerollt kommt, um ihn außer Gefecht zu setzen! ...nur leider ist dieses scheiß Teil so langsam, dass er es ohne Probleme wieder zu mir zurückkickt und es mich im hohen Tempo erwischt!! WTF?! Gefangen zwischen Wand und Beistellwägelchen (und gepeinigt von Schmerzen) blicke ich am Boden liegend zu meinem Gegner auf. Dieser grinst siegessicher zu mir herunter und demütigt mich noch zusätzlich, in dem er sich mit einem Bein auf dem scheiß Wägelchen abstützt, welches noch mehr auf meinen gepeinigten Torso drückt. „Hast wohl gedacht, ich wäre so ein kleines hilfloses Ding wie Penguin, he?! Ich bin Meister im Karate!“   „Was hast du gerade gesagt?“ Überrascht blicken wir beide herüber zur Zimmertür: dort steht der Pinguin – und Trafalgar. Da beide in Freizeitkluft (der Arzt trägt schon wieder diese dämliche Fellmütze), wohl ein Krankenbesuch unter Freunden.   „Peng-?!“   „Hast du das gerade ernst gemeint?“, wie eine kleine Prinzessin keift die Ursache meiner Sozialstunden den Nackten an. „Ein kleines hilfloses Ding, ja?“   Trafalgar schaut nur höchst belustigt zu mir herüber – und ich wünschte, ich würde nicht hilflos unter einem verdammten Beistellwägelchen vor einem nackten Wahnsinnigen rumliegen!   „Das war nicht so gemeint!“   „Schon okay! Vergiss es einfach!“, theatralisch wie eh und je dreht sich der Träger mit der Mütze mit der Aufschrift seines Namens um und verlässt empört das Zimmer. Es hat also jede Gang einen Konomi...   „Penguin! Warte!“, splitternackt folgt mein Peiniger seinem Kumpanen nach draußen, woraufhin der empörte Schrei einer Krankenschwester ertönt. (Das muss ein Bild für die Götter sein: der Pinguin läuft schluchzend den Krankenhausflur entlang, verfolgt von einem nackten Wahnsinnigen, der ihn um Verzeihung bittet.)   Ich bin fassungslos. Trafalgar schaut amüsiert in den Flur und verfolgt das Spektakel lachend. „Lauf, Shachi, lauf!“, ruft er in den Gang, während hysterische Schimpfereien und Verzeihungsrufe ins Zimmer dringen. Dann dreht er sich grinsend zu mir um, schlendert in den Raum und setzt sich auf das Krankenbett, neben welchem ich auf dem Boden liege. Der Schwarzhaarige stützt seine Ellbogen auf den Knien ab und schaut zu mir herunter. Ich knurre.   „Na, Mister Eustass. Wie ich sehe, haben Sie mal wieder für Furrore gesorgt.“   Der Arsch soll lieber dieses scheiß Ding von mir runternehmen, anstatt blöde Sprüche zu reißen! Murrend hieve ich das Wägelchen unter Schmerzen selbst weg und setze mich etwas an der Wand auf. Meine Rippen tun wahnsinnig weh, aber völlig männlich wird das natürlich nicht gezeigt. Ich schnaufe. „Wo ist das Abführmittel?“   Sein Blick wird intensiver. Irgendwie... liebseelig? „Wo ist das Geld für den Autoschaden?“   Etwas verwundert darüber, dass ich noch keine Angst vor ihm habe (wahrscheinlich das Adrenalin), blicke ich unbeeindruckt zu ihm hoch und grinse, trotz meines ramponierten Aussehens, selbstsicher. Nun ist es endlich soweit! Ich werde mich ganz allein aus dieser Affäre ziehen, hahahahaa!!!   „Eure Schrottmühle stand im Halteverbot!“ Mal sehen, ob er jetzt immer noch so eine große Fresse hat!   Er lehnt sich zurück und überschlägt lässig die Beine. Sein Gesichtsausdruck verändert sich nicht, was meine Selbstsicherheit etwas einknicken lässt. „Möglich.“   'Möglich'?! Ich werfe ihm die Rettung aus dieser Misere meines Lebens vor die Füße und alles was er zu sagen hat, ist 'Möglich'?! Mein Blick verrät wohl alles und er kichert dämlich, lässt Seinen auffällig über mich wandern und heftet ihn wieder an mein Gesicht.   „Das Auto stand vielleicht im Halteverbot. Aber Sie, Mister Eustass, sind betrunken nach einer Schlägerei hineingefahren. Wir können das gerne auch über die Polizei klären. Vielleicht wird mir ja eine Teilschuld zugesprochen.“, das Wort Polizei lässt die extra Betonung ihre Wirkung nicht verfälschen. So ein verdammter Mist, ich könnte kotzen!! ...wobei, wenn ich mal genau darüber nachdenke, kann mir die Angelegenheit eigentlich egal sein. Wenn ich diesen Schlächter nicht auf meine Seite ziehen kann, lande ich sowieso im Kittchen, ha! Die Sache kann mir also so oder so nichts mehr anhaben!   „Was haben Sie hier überhaupt zu suchen, Mister Eustass?“, säuselt er süffisant.   „Ich wollte bloß meinem lieben Kollegen einen kleinen Besuch abstatten...!“, lüge ich die halbe Wahrheit.   Er muss die (nicht vorhandene) Unsicherheit in meiner Stimme gehört haben. Belustigt schaut er sich das angerichtete Chaos an. „Ach, wirklich?“   Okay, Eustass. Denk an den Plan!   Ich grinse (hoffentlich) verführerisch „Schön, ich bin ehrlich.“ und richte mich (mit noch mehr Hoffnung) cool und machomäßig auf, um intensiv auf ihn herab zu grinsen. Die Ärmel seines Schlabberpullis sind hochgezogen und mir fallen die Tattoos auf (warum wundert mich das Death auf seinen Fingern eigentlich nicht?!). Er hebt erwartungsvoll eine Augenbraue und ich bete, dass ich die ganzen Anzeichen nicht falsch gedeutet habe. „Eigentlich wollte ich zu dir.“, und so gesellt sich die eine halbe Wahrheit zu der anderen.   Der Penner lacht. Ist das zu fassen?!   „Aber natürlich, Mister Eustass!“, glucksend erhebt er sich und schaut in mein verärgertes Gesicht. Dann kommt er auf mich zu und bleibt ganz nah vor mir stehen – verdammt nah. „Sie wollen doch bloß an das Abführmittel, welches ich gestern – zu Ihrem Glück, wie ich meine - mitgenommen habe?“   Über meine Lippen kommt keine Antwort, stattdessen wird ein dicker Kloß meine Kehle runtergedrückt. Obwohl ich größer und kräftiger als mein Gegenüber bin, macht diese scheiß ungewollte Nähe mich verdammt nervös und ich wirke alles andere als einschüchternd...! Trafalgar grinst dämlich.   Er fängt an, an den Knöpfen meines Sweatshirts herumzufummeln. Dann beugt er sich zu mir hoch und säuselt mir mit tiefer Stimme ins Ohr: „Sie stellen eindeutig eine Gefahr für meine Freunde dar, Mister Eustass.“ und verpasst meinem Nacken eine unangenehme Gänsehaut. Schlagartig wird mir warm.   Ich schlucke und schaue etwas betreten zur Tür, in der Hoffnung, dass mich hier gleich jemand rettet. Wo steckt eigentlich dieser Trottel Konomi?! „W-wenn, dann stellen deine Freunde eine Gefahr für mich dar!“, versuche ich cool zu kontern. „Erst Sozialstunden, dann Körperverletzung und ab Montag wahrscheinlich Knast!“   Die Hand, welche an meinen Knöpfen herumgewerkelt hat, fährt hoch zu meinem Nacken und gräbt sich in mein Haar. Der Chirurg schmiegt sein Gesicht an meines und drückt mich näher zu sich, seine Lippen noch immer ganze nahe an meinem Ohr. „Ich könnte dir helfen, wenn du das möchtest.“, flüstert er und ich hoffe inständig für diesen kranken Bastard, dass das da ein Skalpell ist, was da so hart an meinen Bauch drückt..!!!   Der Mann meiner Alpträume lässt etwas von mir ab, streichelt nun mit dem Daumen über meine Wange und sieht zu mir auf. Dieser verfluchte Metzger sieht so scheinheilig nett aus, dass ich den kranken Psychopathen am liebsten aus ihm herausgeprügelt hätte! Zudem schwitze ich fürchterlich und bin völlig überfordert. „Allerdings hätte ich dann etwas bei dir gut, Mister Eustass.“, meint er eindeutig zweideutig und ich kapiere sofort. Unter anderen Umständen, sprich: hätte ich nicht so eine scheiß Angst davor, dass er jeden Moment mit einem Skalpell auf mich los gehen würde, wäre ich wahrscheinlich schon längst über ihn hergefallen! Ich glaube, schon einmal erwähnt zu haben, dass Dr. Trafalgar eigentlich ein recht hübsches Kerlchen ist – sieht man mal von seinem geistigen Zustand ab...       Mir verdammt benutzt (und auch ein wenig gedemütigt) vorkommend, stapfe ich wütend (Außenstehende würden es wohl eher als Humpeln bezeichnen) mit hochroten Wangen und einem leichten Ziehen in meiner Lendengegend unter Schmerzen zurück in die Notaufnahme. Höchst verwundert, weswegen ein echt ramponierter und eindeutig unter Schmerzen leidender Typ einfach so an ihr vorbeiläuft ohne eine Untersuchung zu wollen, hält mich die Tussi an der Anmeldung an. Barsch wird ihr klargemacht, dass ich nur jemanden abhole. Ich habe absolut keinen Bock, auch nur eine Sekunde länger hier zu bleiben (auch wenn ich es bitternötig hätte)!   Kein Konomi im Wartezimmer.   Wütend steuere ich an dem alten Gaffer und den anderen Wartenden vorbei und reiße unter dem Protest der mich verfolgenden Anmeldefrau die Tür zum Behandlungsraum auf – und nehme mir vor, mir vielleicht Mal das scheiß Anklopfen anzugewöhnen, um mich solchen bösen Überraschungen nicht mehr ständig selbst auszusetzen! Der Anblick lässt mir und der namenlosen Tussi die Kinnlade offen stehen: die blonde, aufgetakelte Bitch von der Rezeption in ihrem knappen Schwesternkleidchen reitet meinem Kumpel auf der Patientenliege gerade laut stöhnend das letzte bisschen Hirn aus dem Schädel!   Kreischend wirft sie mir ihren leopardenen High-Heel an den Schädel. „Verpissen Sie sich gefälligst und warten draußen, bis die Untersuchung abgeschlossen ist!“   „Dauert nur noch fünf Minuten, Kid!“, keucht mir ein verschwitzter Konomi zu - und mir die Platzwunde vom Stöckel des High-Heels haltend, wünschte ich, dieser Typ wäre mir niemals begegnet!   „Tut mir leid, Liebes! Ich habe noch versucht, den Typen hier aufzuhalten!“, flüchtet sich das Weib neben mir vor ihrer Kollegin in Ausreden und zerrt mich aus der Tür.   WAS ZUM GEIER IST DAS HIER EIGENTLICH FÜR EIN ABGEFUCKTES KRANKENHAUS?!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)