Return to Gaia von sakura_18 ================================================================================ Kapitel 6: IX - Neun der Stäbe ------------------------------ Ist es ein Traum oder ist es Wirklichkeit? Ich scheine mich in einem immer währenden Traum wieder zu finden. Einige Tage Später, scheint auch Merle Van bereits mein Zustand geschrieben zu haben. Er ist sofort auf dem Weg zu mir. Millerna berichtet Merle und den anderen auch endlich, dass ich mich bessere und ich schon bald wieder auf den Beinen bin. Nachdem sie gegangen sind, scheine ich das erste Mal aufzuwachen. Später scheine ich im Schlafen wieder Visionen zu erleben. Es schockt und überrascht mich. Jemand will mich töten und ich habe ihn nicht das erste Mal gesehen. In letzter Sekunde wache ich auf und kann ausweichen. Ich renne mit meinem Schwert weg, doch er verletzt mich durch einen tiefen Schnitt im Rücken. Noch immer kann ich weglaufen, obwohl ich für einige Minuten wie erstarrt war. Doch wieder hält er mich auf und ich falle die Treppe runter. Van scheint inzwischen in Pallas angekommen und auch sein Berater gibt ihm endlich seinen Segen hier bei mir zu bleiben. Merle trifft ihn als erstes und mit Millerna & Allen machen sie sich auf dem Weg zu mir. Doch kurz bevor hören sie einen fürchterlichen Schrei. Van glaubt meiner und rennt. Als er mich sieht, kann er es fast kaum glauben und mit seinem Ruf rettet er mir das Leben, wieder einmal. Die Nacht war bereits eingebrochen, als sie Hitomi in ihr Bett legten und sie zudeckten. Nach und nach verließen alle das überfüllte Zimmer - außer einer. Van war ihr in keiner einzelnen Sekunde von der Seite gewichen. Sanft hielt er ihre rechte Hand und saß neben ihr, ohne einmal seinen Blick von ihr zu lassen. Er konnte beinahe nicht glauben, wie schön sie war, auch wenn sie ein wenig blass schien. Nun waren ihre stechend grünen Augen geschlossen, doch er konnte sich noch so gut erinnern, wie ihre Smaragde gestrahlt hatten, als sie seine zum ersten Mal erblickt hatten, dass es ihm ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Er erinnerte sich gerne an die letzten Stunden zurück und einzig die Gewissheit, dass er wieder ihre strahlenden Augen sehen durfte, schenkten ihm die Erinnerungen mit großer Wonne. Wie gerne würde er wie Stunden zuvor wieder ihre Stimme hören. Sie übertraf alles, was er je zuvor gehört hatte. Er hatte vergessen, wie einmalig ihre Stimme klang. Das schönste und bezaubernste, was er jemals gehört hatte. Hitomi hatte nur seinen Namen geflüstert und doch war es ihm vorgekommen als wäre in dem Moment die Welt stehen geblieben. Er war nicht fähig gewesen etwas zu erwidern. Warum, wusste er selbst nicht genau. Aber wobei er sich ganz sicher war, dass er der glücklichste Mensch auf Erden gewesen war als sie ihn leicht angelächelt hatte. Doch als es plötzlich erstarb und sie in seinen Armen zusammensackte, wäre er fast wahnsinnig geworden. Sie jetzt zu verlieren, dass hätte er einfach nicht verkraftet und da er es nicht musste, dankte er innerlich jeden Gott, den er irgendwie kannte oder von dem er gehört hatte. Millerna hatte ihm versichert, dass sie in wenigen Stunden oder auch Minuten aufwachen würde. Deshalb durfte er ihre Seite nicht verlassen, selbst wenn er es gewollt hätte. Fast musste er auflachen als er an die weiteren Minuten dachte. Es war beinahe belustigend, In betracht dessen, wie er von Millerna behandelt wurde, immerhin war er eine geachtete Person. Wäre Van nicht in so einer Situation gewesen, wäre er darüber wohl wirklich verwundert gewesen, doch da er sich weiß Gott, andere Gedanken machte, hatte er nichts dagegen getan. Er erinnerte sich, noch ganz genau, wie er sich in diesem Augenblick gefühlt hatte. Für einige Sekunden lang, hatte sich alles in seinem Kopf wie verrückt gedreht. Es war als läge Van in einem Trancezustand. Er war einfach nicht fähig gewesen irgendetwas Hilfreiches zu tun. Er hatte Hitomi endlich wieder in seinen Armen und da wurde sie auch schon ohnmächtig - irgendetwas Ironisches lag in der Sache, nicht wahr?! In diesem Moment hatte Millerna die Kontrolle übernommen und ab diesem Zeitpunkt hatte er erst wirklich wahrgenommen, dass sie Königin von Asturia war. Er hatte in ihr nie, die strenge, hochachtungsvolle Rolle der Königin gesehen, das war eher für Dryden gedacht, vielleicht weil er sie nie in ihrem Schloss gesehen hatte, oder einfach weil er seit Jahren nicht mehr zu Besuch gewesen war. Wenn er länger darüber nachdachte, tat ihm das jetzt Leid. Aber vor ein paar Stunden hatte ihn das nicht gekümmert. Vergessen war die Tatsache, dass sie ihn heftig von ihr geschubst hatte und ihn sogar angeschrien hatte, denn ganz allein ihr hatte er es zu verdanken, dass Hitomi noch lebte. Van war ihr etwas schuldig, mehr als er es in Worte fassen konnte. Würde sie jemals etwas von sich aus begehren, würde Millerna es bekommen, aber er zweifelte stark daran, dass sie etwas wollte, was sie noch nicht hatte. Sie hatte einfach schon alles, was man haben konnte. Er dachte daran, wie es weitergegangen war. Millerna hatte Hitomi behandelt und als er sie in einen geschützten Raum brachte, wollte sie ihn unbedingt raus, doch er hatte sich strikt geweigert. Sie war stur gewesen, doch er sturer und dann hatte sie wohl erkannt, dass Hitomi’s Leben auf dem Spiel stand. Sie hatte ihn seufzend reingelassen und ehrlich gesagt, war es wirklich schmerzhaft gewesen mit anzusehen was Millerna alles tat um Hitomi zu retten. Doch es hatte sich gelohnt, wenn es auch Stunden gedauert hatte. Hitomi lebte. Luca wusste, dass dieses Gespräch Unangenehm werden würde und das erkannte man nicht nur an ihrer angespannten Haltung, sondern weil sie immer wieder alle Wände des dunklen Saales überquerte. Dabei biss sie sich die ganze Zeit fest auf die Lippen und ballte ihre Hände zu Fäusten. Einzig ein paar glühende Fackeln erhellten den trüben Raum. Luca, die einzige im Saal, kümmerte es nicht und blieb in der Mitte plötzlich stehen. Wohl gerade zum richtigen Zeitpunkt, denn kaum eine Sekunde später, öffnete sich die Tür vor ihr. Sofort kniete sie sich runter und zollte so ihre Beugsamkeit. Der eher schmächtige Mann, setzte sich auf einen großen, prunkvollen Stuhl – man konnte ihn wohl schon als Thron bezeichnen - der auf einer Art Altar stand. Durch eine Handbewegung seinerseits, erhob sie sich wieder und versuchte ihre emotionslose Maske beizubehalten, doch Luca zweifelte nicht daran, dass diese je länger sie ihn ansah, bröckelte. Sie wollte sich entschuldigen, ihr ganzes Herz bei ihm ausschütteln, aber sie durfte nicht. Er hatte keine Ahnung, dass sie seinen Befehl einfach missachtet hatte. So was hatte sie noch nie getan, noch nicht mal gewagt, je an so was zu denken. Sie hatte fürchterliche Angst, was er tun würde, wenn er davon erfahren würde. Luca wusste nicht ob er es schon wusste, denn wenn man es seinem Gesicht ablas, war er jetzt schon stinkwütend. Sie sah nur auf den harten Steinboden, etwas anderes riskierte sie nicht. Viel zu große Angst, hatte sie vor irgendeinem Ausbruch seinerseits. Oh, verdammt, er weiß es... „Luca!“ Abrupt zuckte sie zusammen und starrte doch noch immer auf den Boden. „Sieh mich an!“ erklang seine wütende Stimme und jetzt war sie sich wirklich ziemlich sicher, dass er ihren Verrat kannte, also hob sie ganz langsam ihr Haupt und versuchte ihr innerliches Durcheinander zu verbergen. Seine grünen Augen bohrten sich fast in ihre und sie hatte das Gefühl, als könnte er ihr bis tief in die Seele schauen. Ein erzitternder Schauder lief ihr über den Rücken. Er stand ganz langsam auf und lief die wenigen Stufen, der Treppe runter und genau einige Zentimeter vor ihr blieb er stehen. Sie sah ihrem Herr und Gebieter direkt in die Iris. So sehr sie sich seinem Blick auch entziehen wollte, Luca konnte es nicht. Er war verletzt, dass wusste sie. Er musste es nicht sagen, denn für sie war es klar, obwohl er es hinter seinem nüchternen Gesicht perfekt verbarg. Urplötzlich legte er seine Hand sanft auf eine ihrer blassen Wangen und sah ihr für einen Moment einfach in die Augen, fast unerträglich schien es. „Ich bin enttäuscht“, sagte er nun die unbestrittene Tatsache aus. „Aber ich nehme an, dass weißt du schon.“Sie öffnete den Mund bereit zu antworten, aber dann bekam sie jäh Angst, dass kein Ton ihren Lippen entfloh, also nickte sie nur knapp. Endlich ließ er sie los, setzte sich stattdessen auf eine der Stufen, während sie weiter einfach steif dastand und ihn beobachtete. Er sah wieder hinauf zu ihr und sein Blick tat fast schmerzhaft weh. „Weißt du ich habe mich ehrlich gefreut, sie endlich zu sehen und in ihre grünen Augen zu blicken.“ Luca hatte das Gefühl, als würde er in Erinnerungen schwelgen, aber sie hatte keine Ahnung in welchen. „Ich nehme es dir nicht übel“, sagte er leise und seine Stimme hatte wieder einen harten, verbitterten Klang. „Ich weiß ja, was dieses Mädchen mit Menschen anstellen kann, egal ob Mann oder Frau. Aber ich kann dir nicht sagen, dass ich es niemandem Übel nehme.“ Wieder erklangen die angst- und schmerzerfüllten Schreie, die Mal zu Mal einige Sekunden still blieben und dann wieder drauflos schrien. Doch nun war ihr klar, wessen Lärm sie hörte. Sie zuckte zusammen als ihr klar wurde, dass ganz allein sie schuld an dessen Schmerzen war und das eigentlich sie an derer Stelle wäre. Aber dann war sie plötzlich überrascht, dass ihr das vollkommen egal war. Luca kannte keinen von ihnen, das einzige was sie wusste, dass diese Menschen ihren unverzeihlichen Fehler ebenfalls nicht richtig gemacht hatten - insgeheim war sie froh deswegen. Deshalb war er innerlich so wütend und sonnte sich in den verzweifelten Geschrei, den man sogar hier oben im Saal hören konnte. Es war außergewöhnlich. Nun ja, das war wohl falsch ausgedrückt. Sie sollte wohl sagen, es war einfach nicht seine Art so zu… töten! Er bevorzugte es schnell und schmerzlos. Das musste bedeuten ihm war Hitomi wirklich wichtig und irgendwie war sie eifersüchtig, dass sie solche Aufmerksamkeit erhielt, obwohl Hitomi es nicht mal wusste. Stunden mussten wieder einmal vergangen sein, wie Van überflüssigerweise bemerkte. Er hielt, wie wahrscheinlich zuvor auch, immer noch ihre Hand und sah ihr einfach still ins engelsgleiche Gesicht. Sein Herz schlug noch immer so schnell und es überraschte ihn, dass es niemals aufgehört hatte ruhiger zu schlagen. Schlagartig als er eine kaum wahrnehmbare Berührung spürte, hielt er es zuerst auch nur für eine Phantasie seinerseits. Aber als es nochmal passierte, war er sich vollkommen sicher. Hitomi’s Hand hatte gerade gezuckt und erst jetzt bemerkte er die ebenfalls zuckenden Lider. Sie würde jeden Moment aufwachen! Er hielt den Atem an und starrte noch intensiver auf Hitomi’s geschlossene Lider und dann endlich konnte er ihr in die einzigartigen Smaragde blicken. Er war zu nichts fähig. Er starrte einfach weiter und beobachtete wie sich ihre Iris hin und her im Zimmer umsahen, bis sie plötzlich ganz allein ihn in Augenschein nahmen. Hitomi war wie erstarrt und obwohl ihr Kopf pochte, konnte sie sich nicht von dem Bild losreißen. Sie glaubte nicht recht daran. Was da wirklich geschah, konnte nur eine Vision sein. Wo auch sonst begegnete sie Van so wie jetzt! Das konnte einfach nicht wahr sein. Erst als sie einen leichten Händedruck spürte, bemerkte sie, dass ihre Wunschvorstellung ihre Hand hielt. Sie weitete abrupt ihre Augen. Das konnte doch nicht wahr sein. Sie spürte ihn und es fühlte sich so echt an, dass sie stark daran zweifelte in einer blöden Vision zu stecken. Wieder durchbrach ein einziger Gedanke Hitomi‘s Wirrwarr von Gefühlen. Oh bitte, ich will nicht träumen, lass mich bitte in keiner Vision sein. Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln, während sie versuchte ein paar Mal zu blinzeln. Hitomi drückte seine Hand, versuchte festzustellen ob es wirklich echt war. Die Tränen rannen nun, da sie sich nun absolut sicher war in Van’s rot-braune Augen zu sehen. „Van“, sagte sie leise, doch in Wahrheit kam nur ein Krächzen aus ihr raus. Doch Van war egal, wie ihre Stimme klang. Es machte ihn noch glücklicher, als er es vor ein paar Stunden gewesen war. Sie hustete ein paar Mal und versuchte es nochmal. Diesmal klappte es und wäre es nicht zu anstrengend, hätte sie auch noch gelächelt. Van betrachtete dabei besorgt ihr tränenreiches Gesicht, tat aber nichts, hatte Angst dabei alles zu zerstören. Langsam versuchte sie sich aufzusetzen und sofort war er an ihre Seite getreten und half ihr, bis sie es geschafft hatte. Hitomi sah ihm dabei die ganze Zeit in die Augen. „H-Hitomi“, hauchte er leise und sofort bemerkte sie die Reaktion darauf. Ihr Herz hämmerte so laut in ihrer Brust, dass sie Angst hatte er könnte es hören. Seine Hand hob sie und strich ihr dann sanft die Tränen aus ihrem Gesicht. Es ließ ihre Wangen glühen. Sie wollte nur noch eins, wie sie es langsam in ihrem Innern drängend spürte und damit umarmte sie ihn fest. Nach einigen Sekunden konnte sie auch seine Arme um sich spürten. Sie hatte das Gefühl, als wäre sie in dem Augenblick einfach nur komplett. Nie zuvor war ihr das klarer gewesen. Erst jetzt fiel ihr auf wie groß ihre Sehnsucht nach ihm gewesen und sie war sich sicher, dass sie deswegen noch gut davon gekommen war. Wie lange sie auf dem Bett so dasaßen, wusste sie nicht. Hitomi’s Zeitgefühl war vollkommen aus ihr gewichen, doch als sie sich langsam, fast wie in Zeitlupe langsam lösten, konnte sie endlich lächeln, ganz allein für ihn. Es schien als sollte der Moment danach ewig andauern, doch so sollte es wohl doch nicht sein. Denn gleich darauf erklang eine hohe Stimme, welche sich an Van wegdrängte und Hitomi stürmisch in die Arme nahm. Diese konnte gar nicht so schnell reagieren und war zuerst einfach nur geschockt. Dabei bemerkte der Übeltäter nicht einmal, dass er den König Fanelias auf den harten Teppichboden beförderte. Dieser stand murrend auf und fauchte mit den Händen an die Hüfte gestemmt: „Merle!“ Die eher zierliche Katzenfrau zuckte darauf zusammen und drehte sich langsam zu ihm um. Unschuldig kratzte sie sich am Hinterkopf und grinste. „Hey Van, was machst du denn da?! Hast du gesehen Hitomi ist endlich aufgewacht.“ Dieser verdrehte darauf die Augen. „Ja, das habe ich auch schon bemerkt.“ Gerade als Merle noch was erwidern wollte, hielt sie abrupt durch ein Kichern inne. Hitomi hatte alles leise mit verfolgt und es brachte sie zum Lachen, dass zwischen den beiden noch immer diese Lockere Stimmung herrschte. Beide sahen sie lächelnd an, worauf Hitomi sie dann fragend ansah. „Was ist?“ Merle grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Nichts.“ Hitomi ließ es dabei und bemerkte, dass sie nun viel kräftiger als vorhin war. Wie nebenbei hörte sie, wie Van Merle wegschickte und wie sie ihr noch einen Kuss auf die Wange gab. Dann setzte sich Van wieder neben sie. „Alles in Ordnung mit dir?“ Leicht lächelte sie und sah ihn beruhigend an. „Es ging mir nie besser.“ Van nahm ihre Hand und küsste sanft ihren Handrücken. „Das ist wundervoll“, hauchte er leise. Tränen schossen ihr wieder in die Augen und sie vermag es nicht einmal sie aufzuhalten. „Ich… Ich bin so glücklich und ich…“ Hitomi wurde jäh von ihm unterbrochen, indem er einen Finger vor ihren Mund hielt. „Shh… bitte sag jetzt nichts, lass mich dich einfach noch einmal fest umarmen.“ Somit tat er es und sie ließ sich auf seine harte Brust sinken. Sie wünschte sich immer so zu bleiben, für immer bei ihm zu sein. Es überraschte sie wie laut Van’s Herz in seiner Brust hämmerte. Es war beinahe so schnell wie ihres und das machte sie einfach nur überglücklich. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich nur auf den Klang seines Herzens. EinigeTage Später Hitomi atmete erleichtert die frische Nachtluft ein. Sie sah vom marmornen Balkon hinab auf den prächtig geschmückten Garten. Seufzend lehnte sie sich mit verschränkten Armen an die Brüstung und ließ leicht den Kopf hängen. Niemals zuvor hatte sie sich so sehr gewünscht Alkohol in sich aufzunehmen, wie jetzt. Aber das Problem war, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie so leicht wie auf der Erde wirklich schmeckbares bekommen konnte. Nun ja zumindest nicht ihren Lieblingsdrink und wie sie hier aus dem Palast rauskam, wusste sie auch nicht ganz recht. Sie wurde fast wie eine Prinzessin bewacht. Zu Anfang fand sie es ja noch ganz schmeichelhaft, doch nach einiger Zeit wurde es nur noch anstrengend. Hitomi fand ja, dass das alles unnötig war, denn immerhin hatte sie niemand seit dem Vorfall je wieder angegriffen. Sie hatte versucht die anderen davon zu überzeugen die hohe Maßnahme fallen zu lassen, aber keine Chance, nicht einmal Merle hatte sich überreden lassen, wobei sie gedacht hatte, diese würde sie am liebsten alleine raus lassen. Normalerweise befand sich zu jeder einzelner Minute jemand bei ihr, doch als sie ein wenig laut wurde, hatte man sie endlich allein gelassen und stand sie hier. Die ersten Minuten war sie so erleichtert, wie schon lange nicht mehr. Es hatte sich so gut angefühlt nicht in stetiger Gesellschaft zu sein. Immerhin brauchte jeder Mal – mindestens einmal pro Tag – Zeit für sich und das war ihr bis jetzt verwehrt geblieben. Doch je länger sie alleine war, desto mehr Gedanken konnte sie sich machen und dann kam plötzlich der Punkt, bei dem sie sich an die letzten Tage zurück erinnerte. Es war schmerzhaft, doch dann tauchte jäh ein Bild vor ihren Augen auf, dass sie innerlich erzittern ließ. Es war der zweite Brief den sie von Darius bekommen hatte. Sie wusste, dass da etwas stand, dass ihr nicht gefallen würde und nur deshalb fürchtete sie sich davor. Bisher hatte sie es gut genug verdrängt und bisher war sie noch nicht alleine gewesen um den Brief zu lesen, doch jetzt schien der perfekte Zeitpunkt. Sie wollte ihn nicht öffnen und HItomi wusste, dass sie ihn nicht lesen wollte, trotzdem musste sie es tun. Der Brief war vielleicht Lebenswichtig auch wenn es ihr nicht gefiel. Sie drehte sich um und lief nach einigen Sekunden auf ihre Tasche zu. Zum Glück hatte niemand ihre Sachen durchsucht, fast schon überraschend für Merle, aber sie sollte froh sein. Sie nahm den Brief heraus und für einen Moment sah sie ihn nur an. Selbstzweifel plagten sie, welche Hitomi mit einem Kopfschütteln verdrängte. Es klappte einigermaßen und gerade als das Mädchen den Umschlag aufschneiden wollte, klopfte es an der Tür. Erschrocken zuckte sie zusammen und verstaute den Brief schnell wieder in ihre Tasche. Noch ein letztes Mal atmete sie einmal tief ein und aus, bevor sie harsch die Tür aufriss. Eine junge Frau, etwa Hitomi’s Alter, wahrscheinlich etwas jünger, blickte sie mit schüchternen großen, blauen Augen an. „Sae. Was ist los? Was bringt dich zu mir?“ Fragend sah Hitomi fast drängend zu ihr. Nervös kaute diese auf ihre Unterlippe und sah abwechselnd auf und ab. „E-Euer Dinner sollte jeden Moment serviert sein. Königin Asturia’s fragt um ihre Anwesenheit.“ Wenige Sekunden blickte sie auf das scheue Mädchen und dann tat es ihr auch schon wieder leid, dass sie sie so barsch behandelt hatte. Hitomi wusste doch, dass es mit ihr schwierig war. Sie konnte ja nichts dafür, dass sie im Moment ein wenig gereizt war. Bevor sie leise die Tür schloss, betrachtete Hitomi noch einmal ihre Tasche indem der Brief verstaut war, und wandte sich dann dem blonden Mädchen zu. „Tut mir leid, Sae. Ich bin im Augenblick nur… etwas reizbar. Du brauchst keine Angst vor mir zu haben.“ „H-Habe ich nicht“, antwortete das ängstliche, zierliche Mädchen auch prompt. „Ich war nur ein wenig erschrocken.“ Gleichzeitig machten sich beide auf dem Weg in den Speisesaal. Hitomi musste leicht schmunzeln, als sie daran dachte, wie es zu Anfang gewesen war als sie Sae kennengelernt hatte. Bei ihrer ersten Begegnung hatte Sae sie nicht einmal angesehen, doch Hitomi hatte sie schnell ins Herz geschlossen. Sie war ein unsicheres, süßes Mädchen dem niemand was zu Leide tun konnte und obwohl sie es nicht mal ahnte, war sie deshalb so zwingend liebenswert. Sie musste schreckliches erlebt haben, wenn sie solche Angst vor einer Fremden zu haben schien – oder sie hatte einfach Angst vor ihr! – der in die Zukunft sehenden Hexe vom Mond der Illusionen. Sie hatte erfahren, dass man sie unter anderem so nannte; wohl in ganz Gaia, doch ehrlich gesagt war ihr das wirklich piepegal. Was kümmerte sie es auch, was die Leute von ihr dachten oder wie andere sie nannten. Nach und bestimmt auch während dem Krieg hatten diese irrsinnigen Gerüchte angefangen. Wie auch immer, jedenfalls war Sae ihr nun als Zofe unterstellt. Hitomi hatte sich wirklich strikt geweigert und alles Mögliche versucht um es abzulehnen, aber auch hier war ihre Mühe umsonst gewesen. Millerna hatte sie schlussendlich überredet, als sie meinte, dass man eine Zofe ganz und gar brauchte und das Mädchen bei ihr vielleicht aufgeschlossener wurde. Sie war der einzige Grund, warum sie überhaupt ihr Einverständnis gegeben hatte. Hitomi wusste einfach nicht wozu sie solch eine Zofe überhaupt brauchte. Bisher war sie sehr gut ohne ausgekommen und einzig ihr Mitgefühl hatte dem Wunsch nachgegeben. Aber Millerna hatte Recht gehabt - glaubte sie zumindest - denn einige Tage später, schien sie schon keine Angst mehr vor ihr zu haben. Dennoch störte sie etwas noch ungemein. Hitomi hasste den Gedanken, dass jemand für sie - wahrscheinlich war es Millerna – eine Zofe bezahlte. Wie konnte sie das nur je zurückzahlen, außerdem hatte sie hier in Gaia definitiv nicht viel Geld. Da schlich sich automatisch ein schmerzender Gedanke durch ihren Kopf. Hitomi sah es auf eine Art und Weise plötzlich wie eine Sklaverei in der Sae arbeitete. Das konnte doch nicht wahr sein. Den Gedanken musste sie sofort wieder verscheuchen. Das war nicht richtig. Sae arbeitete einfach als diesen Beruf, das war alles, redete sie sich ein. Sie bekam ja Geld und Sklaverei war ja auch weitaus schlimmer, als sie es sich je vorstellen konnte. Wieso war ihr der Gedanke auch jäh vor ihrem inneren Auge aufgetaucht?! Wahrscheinlich, weil noch nie jemand für sie gearbeitet hatte. Das schüchterne Mädchen brauchte auch nur Arbeit um zu überleben, dass kannte sie ja von sich selbst. Auf der Erde hatte sie neben ihrem Studium ständig Nebenjobs gehabt, also wieso war sie so irritiert über diesen Beruf hier. Es gab ihn auf ihrer Welt nicht mehr, nur deswegen war Hitomi zuerst so irritiert gewesen. Langsam beruhigte sie sich wieder und beide betraten gemeinsam den vertrauten Raum durch eine hohe, vollständig mit Gold verkleidete, Flügeltür die von zwei Wachen geöffnet wurde. Sae stellte sich, wie andere Angestellten auch, an eine der vielen Säulen nahe des länglichen Tisches, welcher mit einem schneeweißen Tischtuch bedeckt war. Hitomi trat vor, so dass sie bemerkte wie stumm alle Augen auf sie gerichtet waren und verbeugte sich tief, bevor sie an alle eine Entschuldigung für ihre unverschämte Unpünktlichkeit, richtete. Dann bewegte sie sich mit versucht geschmeidig, sanften Schritten über den Boden - welcher mit dicken, tiefgrünen Teppichen bedeckt war - auf ihren Platz zu, welcher diesmal neben Merle war. „Schon vergessen“, Meinte Millerna mit ihrer lieblich einnehmenden Stimme. „Unser Essen wurde noch nicht einmal serviert, also denke ich nicht, dass du sehr spät dran bist.“ Dankbar lächelte Hitomi sie an, nahm dann von einer stillen, jungen Frau in gepflegter Arbeitskleidung ihr langstieliges Glas mit Wein entgegen, welches die anderen alle schon besaßen. Sie trank ein Schlückchen der säuerlichen, herben Flüssigkeit und dachte jäh an das erste Mal als sie hier gesessen hatte und zum ersten Mal ein Schluck getrunken hatte. Damals war sie schon nach kürzester Zeit beschwipst und hatte es für einen sehr guten Wein gehalten. Aber sechs Jahre Später, konnte ihr ein Glas Wein nichts mehr antun und nun wusste sie, dass es wirklich besseren Wein gab, aber er war schmackhaft. Van erschien just in dem Augenblick, als das Essen aufgetragen wurde – als es ihr plötzlich peinlich wurde, dass sie noch gar nicht bemerkt hatte, dass er sich auch noch nicht zu ihnen gesellt hatte. Er setzte sich neben sie und lächelte das schönste Lächeln, das sie je an jemanden gesehen hatte. Sie lächelte zurück und spürte wie ihr Herz schlagartig einen Hüpfer machte. Während die anderen – Millerna, Allen, Merle und noch einige andere, deren Namen sie vergessen hatte – gepflegt miteinander plauderten, konzentrierte sie sich unteranderem aufs Essen und auf natürlich auf den Mann neben ihr. Es war unumgänglich; in seiner Gegenwart fühlte sie sich sprichwörtlich wie im siebten Himmel. Ob Van wohl ahnte, was für eine Wirkung er auf sie hatte?! Sie wusste es nicht und im Grunde war es ihr auch egal. Sie senkte wieder ihren Blick – der stetig an ihm wie eine Klette hing- und hatte wieder ihre Mahlzeit vor Auge. Kürbissuppe, ein bitteres Gemüse mit erbsengroßen Peperoni, frisches Kalbfleisch, hauchdünn geschnitten, Kartoffeln in einer dünnen Soße, Käse, der auf der Zunge zerging und mit süßen blauen Weintrauben serviert wurde. Die Kellner, allesamt junge Leute, kamen und gingen wortlos und sorgten dafür, dass Teller und Gläser stets gefüllt waren. Hitomi versuchte sich auf das Gespräch zu konzentrieren, als sie hörte, dass es um Diebstähle in verschiedenen Ländern ging. Anscheinend wurden altertümliche und sehr begehrenswerte Dinge gestohlen, welche wirklich wertvoll waren. Es gab sie, der Legende nach schon seit Jahrtausenden und sie waren die Heiligtümer Gaias. Jeder Gegenstand schien in derselben Nacht, derselben Zeit erbeutet worden zu sein. Beinahe erschreckend. Man schloss bald auf eine Gruppe, die vom gleichen Täter angeführt wurden. Jedoch hatte man noch keinen Hinweis, keinen einzigen Beweis für den Täter, doch es war absolut sicher… es gab einen. Hitomi hatte das seltsam nagende Gefühl, dass diese Diebstähle etwas miteinander gemein hatten… nun sie war der gleichen Meinung wie die anderen und sie glaubte – sie wusste nicht mal wieso – dass sie irgendwas mit ihrer damaligen Entführung zu tun hatten. Auch wurde sie das Gefühl nicht los, dass eine Vision sie heimsuchen sollte, die aber glücklicherweise in dem unpassenden Moment nicht kam. Das Gespräch wurde abrupt unterbrochen – was sie sehr schade fand – als ein Mädchen eine umwerfend aussehende Torte auf den Tisch stellte. Hitomi war überrascht. Sie hätte nicht gedacht, dass es sowas auch hier in Gaia gab. Als sie den ersten Bissen nahm, war sie verblüfft wie lecker es schmeckte und liebend gerne nahm sie weitere Bissen. Danach begab sich Hitomi einige Stunden später in ihr Zimmer und kramte den Brief wieder aus ihrer Tasche. Beinahe abwesend setzte sie sich mit ihm auf ihr Bett und jetzt, da sie sich sicher war von niemanden mehr gestört zu werden; sie hatte es selbst veranlasst heute alleine gelassen zu werden, bekam sie wieder diese zügellose Furcht. Sie musste schlucken, bevor sie behutsam das Siegel brach und langsam den Brief mit einem zischenden Geräusch rauszog. Eine Gänsehaut überkam sie, als gleichzeitig ihr Atem nur noch in stockenden Stößen ging. Sie schlug das sorgfältig gefaltete Pergament auseinander und fragte sich plötzlich wieso sie bisher noch kein Verlangen verspürt hatte ihn zu lesen, denn jetzt war es da, so sehr dass ihr Herz schlug, als dürfte es den nächsten Morgen nicht mehr erleben. Für einen Moment sah Hitomi auf das Papier, welches mit einer feinsäuberlich, markanten Schrift vollgeschrieben waren. Während sie noch einmal tief einatmete, begann sie zu lesen. Hitomi, Fürchte dich nicht meinen Brief zu lesen. Ich verspreche dir meine Worte werden interessant und sehr aufschlussreich, je nachdem wie du sie betrachtest. Doch ich muss leider zugeben, dass ich weiß, dass sie dich schocken werden und ich bin mir nicht sicher ob du mich danach nur verabscheust oder sogar hassen wirst. Wahrscheinlich letzteres. Wie auch immer. Ich stelle mich dem und hoffe du wirst meine Gefühle verstehen und dadurch nicht wieder auf den Mond der Illusionen flüchten, wenn du es nur könntest. Zudem komme ich später. Aber zu aller erst möchte ich dir sagen, dass ich nicht vollstes informiert bin und dir nur teilweise berichten kann, was ich weiß, selbst wenn es mir tatsächlich verboten ist und mich dafür eigentlich der Tod kosten würde. Ich denke einfach, du hast die Wahrheit verdient, selbst wenn es nur ein Bruchteil davon ist. Ich frage mich, wie ich nur anfangen kann und plötzlich denke ich deine Entführung ist der beste Anfang. Ja, das stimmt wohl. Du willst bestimmt wissen, wieso ausgerechnet du wieder diejenige bist, die in allem verstrickt worden ist. Das weiß ich auch nicht genau. Aber ich kann dir sagen, zu wem du an diesem Tag gebracht werden solltest, als du wahrscheinlich noch Gott sei Dank fliehen konntest. Ich kenne ihn gut und stehe tief in seiner Schuld. Sein Vater hat mir und meiner geliebten Schwester das Leben gerettet, als wir dachten wir wären am Ende. Er hat uns bei sich aufgenommen und wir sind von nun an bei ihm aufgewachsen. Da dieser aber seit einigen Jahren verstorben ist, dienen wir nun ehrfürchtig seinem Sohn, Ares. Seit klein auf bin ich mit ihm zusammen aufgewachsen, wie auch meine Schwester Luca, jedenfalls kenne ich ihn ein bisschen mehr als manch andere. Ich denke schon, dass ich ihn als meinen besten Freund bezeichnen kann. Ganz sicher, nur leider weiß ich nicht was er von mir hält. Er war schon immer sehr geheimnisvoll und es ist schwer seine Gedanken in seinem Gesicht abzulesen. Ich habe das Gefühl als sei ihm schon früh etwas Schlimmes zugestoßen, von dem ich keine Ahnung habe. Ich will ihm helfen. Deshalb weiß ich, dass du ihm eines Tages gegenüber treten wirst, selbst wenn es dir nicht gefällt, aber du bist ihm sehr wichtig. Wie sehr weiß ich noch nicht. Du musst wissen, dass ich ihn deswegen schon ausgefragt habe und wenn du ihn in diesem Moment gesehen hättest – ich glaube selbst du hättest Mitleid gehabt; für den Mann, der dich jagt, Hitomi. Er hat mich angesehen und ich wusste sofort es war ein Fehler ihn zu fragen, trotzdem hat er geantwortet. >Ich will sie einfach wieder in meiner Nähe sehen< Weißt du was das bedeutet, Hitomi? Bestimmt hast du es gleich bemerkt. Es bedeutet du warst schon einmal bei ihm und es hat mich damals so überrascht, wie wahrscheinlich dich in diesem Moment. Dann hat er sich umgedreht und ist einfach gegangen. Ich kann dir nichts weiter sagen. Ob er dich umbringen will, oder dich für seine Zwecke verwenden will – ich weiß es wirklich nicht. Obwohl es für mich nicht nach einem Rachsüchtigen Mann ausgesehen hatte. Aber wenn er das vorhatte, dann nicht nachdem du ihn getroffen hättest, sonst hätte er uns wohl kaum veranlasst dich zu trainieren. Ich kann dir aber sagen, falls ich mich eines Tages entscheiden muss, dann wirst es nicht du sein. Also bereite dich darauf vor, bald gegen einen von uns, Luca oder mich, gegenüberzutreten. Ich verspreche dir, ich kann auch für sie sprechen: Wir werden kämpfen, selbst wenn es bedeutet dich zu verletzten. Du solltest diese Kämpfe nicht mehr als Training ansehen. Von nun an wird es für dich um Leben und Tod gehen. Außerdem solltest du wissen, dass wir wissen wo du dich befindest, egal wo du dich versteckst. Egal ob auf der Erde, in Gaia oder wie jetzt in Pallas, wir wissen es einfach! Deswegen schlage ich vor dich nicht bei deinen Freunden, bei deinem Geliebten oder sonst wem zu verstecken. Es ist besser für dich alleine umher zu reisen, obwohl es ist wohl um einiges gefährlicher, es wird aber weniger Opfer geben und das würdest du dir doch wünschen, oder Hitomi? Denn, wenn es sein muss, werden wir über Leichen gehen. Wie wir es dir gelehrt haben… wir zeigen keine Emotionen. Auch wird dir die Erde nichts nützen. Wie du es selbst erlebt hast, finden wir dich auch dort. Da fällt mir ein, wollte ich dir zu Anfang nicht noch berichten, wieso du nicht auf die Erde zurück kannst? Ja, ich glaube ich erinnere mich wage. Es ist einfach. Ares hat Dornkirk’s Schicksalsmaschine repariert und perfektioniert. Du wusstest bestimmt nicht, dass sie viele Fehler aufweist. Er schon. Er meinte, er musste vieles ausbessern und konnte noch einige seiner eigenen Nebeneffekte erzielen. Du siehst es, Ares ist sehr intelligent. Damit hat er die Lichtsäulen, die es einem ermöglichen in andere Welten, Sphären zu reisen, im Griff und kann sie beliebig herbeiwünschen oder sie zerstören. Und wenn er will, kann er sie steuern, dass keiner außer ihm zu einer Lichtsäule in der Lage ist. So, als ob, die Funktion blockiert wäre. Ich schweife ab. Jedenfalls kannst du nicht zurück auf die Erde. Es sei denn, er will es so und ich glaube das ist nicht der Fall. Ich glaube der einzige Weg ihm zu entkommen ist, dich ihm zu stellen und ihn zu töten. Aber dafür fehlt dir, denke ich, der Mumm und weitaus mehr an Erfahrung. Du bist einfach noch nicht soweit. Du solltest noch mehr trainieren, wenn du eine Chance gegen ihn haben willst. Da fällt mir ein, es gäbe da doch noch eine andere Lösung. Du könntest natürlich einen anderen für dich kämpfen lassen, aber würdest du so tief sinken? Ich glaube nicht, aber wieder fällt mir etwas ein. Da wir es gerade von der Schicksalsmaschine hatten. Du hast den letzten Krieg selbst miterlebt, also möchte ich dich beruhigen. Ares hat, denke ich, nicht dieselben Interessen wie Dornkirk. Es tut mir leid, ich weiß nicht viel, was mir erst jetzt auffällt. Es ist wenigstens etwas Information. Ich wünsche dir viel Glück und hoffe du überlebst alles. Ich möchte dir noch sagen, dass ich dich als Freundin sehe und du mir sehr viel bedeutest. Er bedeutet mir einfach noch ein bisschen mehr und noch einmal, es tut mir leid. - Darius Hitomi war geschockt, dass konnte man wohl laut sagen. Ihre Arme, in deren Hände der Brief lag, blieben steif und gefühllos. Das Gesicht aschfarben, die Augen teilnahmslos und ihre Lippen bewegten sich kaum merklich. Für einige Sekunden hielt sie einfach ihre Augen weit auf und sah starr in die gegenüberliegende Wand, ohne ein einziges Mal zu blinzeln. Keine Regung war in ihrem Gesicht zu erkennen, fast beängstigend. Man hätte das Fallen einer Stecknadel gehört. Dann plötzlich regte sie sich wieder, beinahe so als hätte man ihr wieder Leben eingehaucht und doch schien sie nicht richtig da. Langsam - wenn man ihr zusah, hätte man fast meinen können, sie wäre eine lebensechte Puppe - legte sie den Brief samt Umschlag wieder in die Tasche. Dann schritt sie aus dem Zimmer, ging den Gang entlang, die Treppe runter um darauf aus dem Eingangstor nach außen zu gelangen. Dabei war ihr aber die ganze Zeit entgangen, dass jemand sie mit seinen braunen Augen verfolgte. Er ließ sich auch nichts anmerken und war so leise wie möglich, damit sie ihn nicht bemerkte. Obwohl er nicht wusste, wie unnötig es war. Sie hätte es so oder so nicht gehört. Draußen erwartete sie ihr Pferd Aris schon. Hitomi wusste nicht genau wieso, doch wann immer es ihr schlecht ging, wusste es Aris und tröstete sie auf seine Art. Sie war dankbar dafür, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie ihr Liebling, das anstellte. Sie stand auf der letzten Stufe ganz unten der Treppe und strich mit ihren langen Fingern über die Weiße Mähne ihres Pferdes. Aris beugte sein Haupt und stupste es zaghaft gegen ihre Schulter. Hitomi hob ihre Hand und berührte ihn zwischen den Augen, streichelte dann über die weichen Nüstern. Sie lächelte, es erstarb aber abrupt als sie Schritte hinter sich hörte. Hitomi’s Schimmel schien zu spüren, dass er nun nicht mehr von ihr beachtet wurde, denn er legte sich auf den Boden. Er hatte Recht. Sie drehte sich um und keine Sekunde später, war nur noch Jemand in ihren Gedanken. Van. Sie war überrascht ihn zu sehen, doch das hatte nicht viel zu sagen. Er sah in dieser Nacht wunderschön aus, dachte sie. Durch den heutigen Vollmond und die leuchtende Erde hinter seinem Rücken, wurde dieser Eindruck nur noch verstärkt. Sie bemerkte nicht einmal, wie er sich auf dem Weg zu ihr machte, so sehr war sie von seinem ganzen Wesen beeindruckt. Erst als er genau eine Stufe vor ihr stand, fiel es ihr auf. „Du solltest doch nicht alleine umherwandern, besonders nicht bei Nacht.“ Sein klagender Unterton entging ihr kaum, doch es war ihr egal. „Das tut mir leid, aber ich … sagen wir ich hatte den dringenden Wunsch nach Draußen zu gehen“, flüsterte sie unbewusst und sah ihm tief in die Augen. Van entwich ein leiser Seufzer. „Du hättest mich fragen können.“ „Das habe ich wohl vergessen“, meinte sie nur. „Ich wäre mitgekommen“, sagte Van und erwiderte ihren Blick. „Ja, vielleicht.“ „Ganz sicher“, beteuerte er. Hitomi konnte nicht mehr. Ihr Herz tat zum Zerreisen weh und in dem er hier war und so wunderbar aussah, machte er es nicht besser. Sie fällte schlagartig einen Entschluss. „Es tut mir leid, Van und auch für das, was ich jetzt tun muss, tut es mir leid. Aber ich kann nicht mehr. Schon die ganzen Tage, nein Jahre musste ich warten. Es reicht, Van…“ Damit ignorierte sie seinen fragenden Blick völlig, legte ihre Arme um seinen Hals, so dass sie ihn zu sich runter ziehen konnte und ihre Lippen auf seine drücken konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)