Fate von abgemeldet (Between two Worlds) ================================================================================ Kapitel 2: Kiss from a Rose --------------------------- Schnell vergingen zwei Wochen, in denen das Team sich immer besser kennen lernte und in denen Sophia und Elijah ihre Fähigkeiten noch besser zu kontrollieren lernten. Charles war dabei ein wirklich guter Trainer, der ihnen mit Geduld alles erklären konnte und sogar Elijah, der eigentlich jedes Mal eine ziemliche Unlust verspürte, ans Arbeiten bringen konnte. Bedingt durch das harte und stramme Training, hatte Sophia allerdings nicht wirklich die Möglichkeit Erik noch etwas näher zu kommen, was sie sehr bedauerte. Auch er wirkte etwas unkonzentriert, wenn sie sich begegneten und er eigentlich hätte Charles zuhören sollen. Es war, als wollten sie zueinander, wurden aber immer wieder von irgendetwas aufgehalten. Es war sehr früh am Morgen, gerade mal sechs Uhr morgens. Der Herbst machte sich bemerkbar. Die Blätter der Bäume hatten sich in den schönsten Gelb-, Orange- und Rottönen verfärbt und Laub bedeckte den Kiesweg, der um das Anwesen führte, wie ein Teppich. Die Luft war kühl und es regnete leicht. Sophia joggte ihre gewohnten Kilometer, Ginger an ihrer Seite. Die junge Hündin sprang hinter einigen Kaninchen her, die schnell das Weite suchten. Einen Moment musste sie stehen bleiben und über den übermütigen Hund lachen, dabei bemerkte sie, dass Charles und Erik im Arbeitszimmer saßen und anscheinend Schach spielten, was sie öfter taten. Sie hob die Hand und winkte ihnen zu, um dann wieder weiterzumachen. Über Eriks Lippen huschte ein Lächeln. „Sie ist sehr fleißig. Obwohl der Regen ihre pyromanischen Fähigkeiten schwächt, joggt sie bei diesem Wetter, um sich abzuhärten.“, bemerkte Charles und machte seinen Zug. Sein Gegenüber nickte zustimmend. „Und sie macht dabei so eine gute Figur. Ich würde ihr gerne nachher beim Abkühlen unter der Dusche helfen.“, gab er unverfroren zu, was seinen Freund etwas beschämte. Das er auch immer das aussprechen musste, was er dachte. „Das würde ich dir nicht gerade empfehlen. Wenn ihr Bruder davon Wind bekommt...“, erinnerte er ihn daran, doch der Mann, mit den klaren blauen Augen, winkte nur ab. „Gerade das macht die Sache doch viel spaßiger. Und falls dieser Dreikäsehoch mich abmurkst, sterbe ich wenigstens nachdem ich sie nackt gesehen habe.“, scherzte er, doch Charles war von diesem Witz nicht gerade sehr angetan. Erik spielte mal wieder ein gefährliches Spiel. Aber er wäre ja nicht Erik, wenn das nicht so sein würde. Sie betrat die warme Küche und steuerte sofort auf den Kühlschrank zu, um sich etwas zu trinken herauszunehmen. „So früh schon bei der Arbeit? Das verdient meinen Respekt, kleine Lady.“, ertönte eine Stimme hinter ihr und drehte sich verschreckt in die Richtung. Erleichtert holte sie wieder Luft, die sie zuvor angehalten hatte. „Gott, du hast mich erschreckt.“, gestand sie ihm und er lachte. „Einfach nur Erik würde auch reichen.“, juxte er und sie schenkte ihm dafür ein wunderschönes Lächeln. Er zwinkerte kokettierend und einen Moment lang schwiegen sie sich an. „Und wer hat gewonnen?“, fragte sie dann und nahm sich einen Apfel aus der Obstschale. Der Mann schien etwas verwirrt, da sie so einfach das Thema wechselte. „Eh... Wieso gewonnen?“, harkte er nach und sie lächelte erneut. „Na, bei dem Schachspiel. Du und Charles, ihr habt doch gerade wieder gespielt als ich beim Training war, oder nicht?“, warf sie ein und nun verstand er auch, was sie von ihm wollte. „Ach so... Das meinst du. Keiner... Wir haben die Partie unterbrochen. Ich wollte mich ein wenig mit dir unterhalten.“, verriet er ihr und sie errötete etwas. Er hatte extra eine Pause eingelegt, um sie zu sehen? „Und worüber?“, erkundigte sie sich etwas zögerlich. In seiner Nähe hatte sie immer das Gefühl, sie würde alles falsch machen, weshalb sie sich vorsichtig verhielt und schüchtern wurde, obwohl sie das eigentlich gar nicht wirklich war. Er zuckte mit den Schultern und lehnte sich lässig gegen die Arbeitsplatte der alten Küche. Dann beugte er sich zu ihr vor und sah ihr tief in die Augen. Sie spürte ein Kribbeln in der Magengegend und wurde noch roter. „Über so vieles... Aber wir brauchen ja nicht unbedingt reden...“, munkelte er und sie verlor sich vollkommen in seiner Anmache. Sie biss sich lasziv auf die Unterlippe, was ihn ziemlich antörnte. Er liebte es, wenn eine schöne Frau ihn reizend ansah. Und sie war mehr als schön. Sie raubte ihm jedes Mal den Atem, wenn er nur ihre Stimme hörte. „Wenn wir nicht reden, was machen wir dann?“, murmelte sie und versuchte ihn so in Verlegenheit zu bringen, doch es gelang ihr einfach nicht. „Ich dachte, wir könnten eventuell...“, wollte er ihr gerade vorschlagen, da ging ein Räuspern durch den Raum. Sie schraken zusammen und richteten ihre Aufmerksamkeit auf Elijah, der zusammen mit Raven, gerade den Raum betreten hatte. Die Blondine schien ebenfalls erschrocken. Der junge Mann hingegen hatte, wie sie, gesehen, wie Erik seine Schwester angeschmachtet hatte und hätte ihm am liebsten irgendetwas harsches an den Kopf geworfen, wenn Sophia nicht dabei gewesen wäre. Stattdessen erntete der etwas ältere Mutant nur einen finsteren Blick und Elijah wandte sich an seine Schwester. „Der Laster mit unseren Klamotten ist da, Schwesterchen.“, teilte er ihr grummelnd mit und sie folgte ihm hinaus, während Eriks Blick ihr folgte. Wenn ihr Bruder nicht dazwischen gegangen wäre, dann hätte er ihr vielleicht etwas mehr als Schamröte entlocken können. Aber dafür war ja noch reichlich Zeit. „Es gefällt mir nicht, wie er dich ansieht, Sophia.“, knurrte Elijah und nahm ihr einen schweren Karton ab. Sie hielt in ihrer Bewegung inne und blickte ihn verständnislos an. „Wer sieht mich wie an, Elijah?“, fragte sie und setzte den Karton ab, um sich durchs offene Haar zu fahren. Was hatte er denn jetzt schon wieder? „Na, dieser komische Erik. Merkst du nicht, dass er dich am liebsten gleich in die nächste Besenkammer schleppen würde?“, machte er ihr klar und sie musste laut auflachen. „Ich bitte dich... Erstens ist Erik nicht komisch, sondern sehr nett. Und zweitens denke ich nicht, dass er beim ersten Mal die Besenkammer wählt. Er ist nicht wie du, Bruderherz.“, entgegnete sie und grinste dabei amüsiert. Doch an seinem Blick erkannte sie schnell, dass er es durchaus ernst meinte. „Rührt er dich an, werde ich ihn umbringen, Sophia...“, warnte er sie vor und sie verdrehte die Augen. „Das wirst du nicht. Ich mag ihn wirklich sehr und ich fühle mich gut, wenn er mir schmeichelt. Soll er mich doch ins Bett kriegen. Ich würde mich darüber freuen.“, offenbarte sie ihm, was ihn rasend machte. Wie konnte sie ihm das nur so unverblümt ins Gesicht sagen? Er sollte doch der Einzige sein, für den sie sich interessierte. War er es nicht gewesen, der sie gerettet hatte? Seit wann war sie nur so undankbar? „Das ist nicht wahr, Sophia... Siehst du nicht, was er mit uns macht? Er hetzt dich gegen mich auf!“, brachte er hervor und sie spürte, dass er kurz davor war zu explodieren. Seufzend nahm sie eine Metalltruhe, die ihr gehörte. „Dein Egoismus hetzt mich auf, Elijah. Du bemerkst gar nicht, dass ich mich wegen deinem Verhalten auf keinen Mann mehr einlassen kann. Du stehst immer im Weg!“, stieß sie ihn diese Worte entgegen und er stammelte nur empört vor sich hin. Sie schleppte die schwere Truhe fort und sah nicht einmal auf ihn zurück. Sollte er doch in seiner Eifersucht versauern. Gerade kam sie die lange Treppe hinauf, da begegnete sie erneut Erik. Er sah, dass sie sich mit der schweren Kiste abkämpfte und ließ sie mit einer lässigen Handbewegung schweben. Sie schenkte ihm wieder dieses Lächeln, dass er so mochte. „Vielen Dank.“, meinte sie und er grinste. „Keine Ursache. Eine Lady darf doch nicht so schwer tragen.“, klärte er sie auf und begleitete sie bis zu ihrem Zimmer, das wirklich das Schönste im ganzen Haus war. Es lag zum Garten hinaus und man hatte einen tollen Blick auf das kleine Wäldchen, das hinter dem Anwesen war. Er stellte die Kiste ab und sie wandte sich ihm zu. „Um was ging es gerade bei deinem Streit mit Elijah?“, wollte er von ihr wissen und sie senkte ihren Blick gen Boden. Er hatte es also gesehen. „Nun, scheint so, als ob er eifersüchtig auf dich ist, Erik. Er denkt, du willst nur mit mir spielen und ich würde so dumm sein und darauf reinfallen...“, berichtete sie ihm und er lehnte sich an die Wand, wobei er wirklich sehr sexy wirkte und sie etwas aus dem Konzept brachte. „Ist das so? Und was denkst du darüber?“, harkte er nach. Ein genervtes Seufzen entwich ihr. „Er ist mein großer Bruder. Er will mich nur beschützen...“, erwiderte sie, doch das war anscheinend nicht die Antwort, die Erik haben wollte. „Nein, ich meine, was du davon hältst, dass ich angeblich Spielchen mit dir spiele...“, ging er etwas mehr auf das Thema ein. Sie lehnte sich ihm gegenüber ebenfalls an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie wollte mit ihm nicht über so etwas reden. „Du hast es nicht nötig Spielchen zu spielen, Erik... Und nun entschuldige mich, ich muss den Laster weiter leer räumen.“, befreite sie sich geschickt aus dieser prekären Situation. Er schmunzelte amüsiert, als sie den Raum verließ. Nein, das hatte er wirklich nicht. „Ich dachte, du wärst heute mit dem Kochen dran, Raven?“, meinte Charles, als er zusammen mit Erik in die Küche kam. Alle anderen waren schon am Tisch versammelt, selbst Elijah, wenn auch schweigsamer und grimmiger denn je. Sophia verteilte gerade die Teller. „Sie hat darauf bestanden mir diese Aufgabe abzunehmen.“, erklärte das blonde Mädchen. Erik erkannte die Gerichte, die auf dem Tisch standen und so köstlich vor sich hindufteten. Challa, Kreplach, Pastrami und viele andere jüdische Speisen. Er hatte von Anfang an den Verdacht gehabt, dass sie Jüdin war. Der Nachname hatte alles gesagt. „Da fühlt man sich ja gleich wieder wie Zuhause.“, freute er sich und setzte sich natürlich neben sie. „Ich dachte mir, da wir uns noch gar nicht dafür bedankt haben, dass wir hier so freundlich aufgenommen wurden, koche ich mal etwas, das meiner Kultur entstammt.“, offenbarte sie und alle waren begeistert von der Idee. „Gut, dass du das getan hast, Sophia. Ravens Kochkünste sind nicht gerade die Besten und dieses Brot schmeckt wirklich gut. Hast du das selbst gebacken?“, kam es von Alex, der dafür einen mehr als entrüsteten Blick erntete. Die Anderen lachten nur darüber. „Das nennt man Challa, Alex. Und schön, dass es dir so gut schmeckt.“, entgegnete sie und reichte Charles das Pastrami, sehr fein geschnittenes Fleisch. Die Runde unterhielt sich angeregt und die Stimmung war wirklich gut. „Das ist aber auch wirklich gut, Sophia. Beinahe so gut, wie das Essen meiner Mutter.“, bekam sie von Erik ein ehrliches Lob, dass sie wieder erröten ließ. „Das muss dann ja schon was heißen.“, stellte sie lachend fest und er fiel mit ein, wobei er beinahe beiläufig ihre Hand berührte. „Nein, ehrlich. Das ist wirklich lecker. Es ist immer wieder erfreulich, dass eine so hinreißende Frau so gut kochen kann. Die Männer müssen dir ja zu Füßen liegen, Sophia.“, meinte er im Flüsterton und sie blickte verlegen auf seine Hand, die so zärtlich ihre streichelte, dass es ihr Gänsehaut bereitete. Wie würde es nur sein mit ihm allein zu sein, wenn er schon jetzt romantische Gefühle in ihr auslöste? „Ach, so viele sind es gar nicht... Bei dem zwanzigsten habe ich aufgehört zu zählen.“, scherzte sie und er musste lachen. „Oh, dann bin ich wohl auch nur eine Nummer auf deiner langen Liste, wie?“, munkelte er und sie leckte sich provozierend über die Lippen. „Da lässt sich bestimmt noch was dran ändern.“, gab sie zurück und ihre schmalen Finger spielten mit seinen. „Ich hoffe doch...“, konterte Erik und sie betrachteten sich schweigend. Während die Anderen nichts von der Spannung zwischen den beiden bemerkten, wusste Elijah ganz genau, was da war. Und es passte ihm überhaupt nicht. Ihm wurde schlecht und er hätte am liebsten seinen Teller über den Tisch geschleudert. Doch er sagt nichts. Es würde doch nur wieder Streit mit Sophia deswegen geben. Also erhob er sich, allerdings lautstark, und ging an den Beiden vorbei. Seine Schwester warf ihm einen fragenden Blick zu und er verdrehte genervt die Augen. „Was hat Elijah denn? Er ist schon den ganzen Tag so?“, erkundigte Raven sich bei ihr und sie zuckte mit den Schultern. „Scheint so, als ob ihm mein Essen nicht mehr schmecken würde.“, antwortete sie nur und ließ von Erik ab, um schweigend aufzuessen. Zwei weitere Tage vergingen, in denen Sophia und Elijah kein einziges Wort mehr miteinander wechselten. Charles machte sich mittlerweile so einige Sorgen. Das brachte nicht gerade gute Laune in die Gruppe, auch wenn Sophia immer versuchte zu lachen. Sie brachte sich sogar noch mehr in die Gruppe ein und bot den anderen Therapiesitzungen an, damit sie mit ihr sprechen konnten, wenn ihnen etwas auf der Seele lag. Und tatsächlich nutzten viele der Teenies die Gelegenheit. Wahrscheinlich die ganz normalen Teenagerprobleme. Doch an diesem Mittag machte auch Erik von dem Angebot Gebrauch. Zumindest machte es den Anschein. Sie war etwas überrascht als er in das Arbeitszimmer trat, dass Charles ihr zur Verfügung gestellt hatte. „Erik? Was machst du denn hier?“, wollte sie verdutzt wissen und er konnte nicht anders, als darüber zu lachen. „Du denkst doch nicht, dass nur die Kinder einen Rat brauchen.“, erwiderte er und sie lächelte, als er sich neben sie setzte. Da war sie ja mal neugierig. „Und wobei kann ich dir helfen?“, harkte sie nach und er senkte zuerst den Blick, um sie dann von unten her anzusehen. „Ich wollte dich was fragen... Rein hypothetisch... Wenn du eine Frau wärst, die ich einfach so anspreche. Was würdest du dann sagen, wenn ich dich um ein Date bitten würde?“, munkelte er, doch sie verstand natürlich, was er damit bezweckte. „Ich würde mich eventuell überreden lassen. Kommt drauf an, wo du mich hin entführen wolltest...“, kam sie ihm zuvor und er grinste schelmisch. Er lehnte sich etwas mehr zu ihr vor, sodass sie seinen Augen nicht mehr ausweichen konnte, selbst, wenn sie es wollte. „Nun, ich kenne einen kleinen irischen Pub nicht weit von hier... Wir könnten dorthin fahren, uns dort reinsetzen, uns nett unterhalten, eine Kleinigkeit trinken und dann mal sehen...“, schlug er ihr vor und sie musste sich zusammenreißen, um nicht vollkommen durchzudrehen. Sie freute sich ja jetzt schon auf ein Date mit ihm. Aber sie durfte sich ihm auch nicht so hinwerfen, wie man einem Hund einen Knochen servieren würde. Sie war ja kein gefundenes Fressen für die Männerwelt. „Das klingt echt verlockend... Aber ich muss erst noch darüber nachdenken.“, meinte sie dann und er wirkte ziemlich enttäuscht, so wie ihm sein selbstsicherer Gesichtsausdruck aus dem Gesicht fiel. Doch zeigte er Verständnis für ihre Entscheidung. „Kein Problem, kleine Lady. Du kannst mir immer noch nach dem Training Bescheid sagen... Aber lass mich bitte nicht zu lange zappeln.“, witzelte er und brachte sie damit zum lachen. Nachdem er sie alleine gelassen hatte, atmete sie tief durch und sank in das weiche Leder des Sofas. Sie fühlte sich so gut, dass es beinahe schon wehtat. „Freut mich, dass du dich doch noch überwinden konntest mit mir auszugehen.“, scherzte er, während sie in seinem alten Austin Healey, die Allee hinuntersausten. Es war ein Cabrio und sie genoss die kühle Herbstluft, die an ihren Haaren zog und ihre Wange rötete. „Ich hätte dich ungern enttäusch, Erik.“, gestand sie ihm und sie lächelten sich an. Irgendwie wirkte alles wie in einem dieser romantischen Leinwandstreifen. Ein attraktiver Mann und eine hübsche Frau fahren zusammen ins Ungewisse, doch man wusste jedes Mal, was am Ende dieser Fahrt auf die Beiden wartete. „Wo fahren wir überhaupt hin?“, erkundigte sie sich dann und betrachtete die vorbeifliegenden Gebäude und Straßen. Er schmunzelte. „Lass dich einfach überraschen.“, munkelte er und sie hätte ihn gerne so lange genervt, bis er es ihr verraten hätte, ließ es dann allerdings bleiben. Sollte er sie heute Abend überraschen. Sie würde alles von ihm nehmen, was er bereit war, ihr zu geben. Der Wagen hielt vor einen kleinen Lokal. Laute, fröhliche Musik, welche sofort zum tanzen aufforderte, drang an ihre Ohren. Er kam auf ihre Seite und öffnete ihr galant die Türe. Reichte ihr sogar die Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. „Vielen Dank...“, murmelte sie verlegen und drückte seine Hand etwas kräftiger, damit er sie nicht mehr losließ. Seine blauen Augen musterten sie, wie in dem Moment, in dem sie an diesem Abend vor ihn getreten war. Er fand, dass sie wirklich die schönste Frau war, die er je gesehen hatte. Ihr zartrosafarbenes Petticoatkleid war trägerlos und zeigte viel von ihren Beinen und ihrem Dekolleté. Schwarze Locken fielen wallend auf ihre zierlichen Schultern. Mit diesem hingerissenen Blick führte er sie in die Bar und sie setzten sich an einen freien Tisch. Sie bestellten sich zwei Gläser des besten Whiskeys und stießen an. „Auf einen hoffentlich tollen Abend. Auf uns.“, prostete er und sie lächelte, wobei ihr Blick seinen nicht auswich. Wie konnte sie auch. Er hatte diese eindringlich tollen blauen Augen. Jede Frau wäre ihn sicherlich innerhalb von Sekunden verfallen und sie begann sich darüber zu wundern, dass sie nicht schon längst nackt vor ihm gestanden hatte. Was hielt sie denn noch davon ab? War es vielleicht ihr Bruder? Sie wusste es nicht, aber es war wahrscheinlich auch besser so. Wie leicht zu haben, wollte sie nämlich nicht wirken. Also genoss sie lieber den wunderbaren Abend in dem Lokal. Sie tranken noch eine Menge Whiskey und anderen hochprozentigen Alkohol und tanzten sogar zusammen auf den Song Hey Baby von Bruce Channel. Am Ende waren sie bereits so betrunken, dass sie nicht mehr mit dem Auto fahren konnten. „Komm wir gehen...“, raunte sie ihm zu und nahm seine Hand, um ihn hinter sich her, durch die Türe zuziehen. „Aber, die Rechnung...“, versuchte er einzuwenden, doch da waren sie auch schon draußen und rannten zusammen die Straße hinunter. Man konnte noch hören, wie der Wirt ihnen nachrief und laut schimpfte. Als sie um eine Ecke waren, lehnten sie sich kurz an eine Hauswand an und atmeten tief durch, um anschließend lauthals loszulachen. Sie hatten sich doch tatsächlich gewagt, die Zeche zu prellen. „Wir sind echt verrückt.“, meinte sie und bemerkte dabei, dass er, mit beiden Händen neben ihren Kopf abgestützt, vor ihr stand und sie sozusagen eingekesselt hatte. Sein Gesicht war ihrem so nahe, dass sich ihre Nasenspitzen berührten. „Du bist verrückt.“, warf er ein, um klarzustellen, dass er mit der ganzen Idee gar nichts zu tun hatte. Noch etwas außer Puste grinsten sie sich an und sie glaubte, dass er sich noch näher an sie gelehnt hatte, um sie jeden Augenblick zu küssen, doch er machte einen Rückzieher. „Wir sollten uns ein Taxi nehmen.“, bedacht er die Uhrzeit und sah sich auch sofort nach einem um. Wenige Minuten später waren sie zurück am Anwesen und stiegen aus. Er begleitete sie noch bis vor ihre Zimmertür und blieb dann ihr gegenüber stehen. Schweigen hallte durch den Raum, doch es war nicht unangenehm. Ein Lächeln huschte über ihre rosageschminkten Lippen, als sie bemerkte, dass er etwas sagen wollte, allerdings nicht wusste, was. „Der Abend war wirklich wunderschön, Erik. Wir sollten so etwas wiederholen.“, bedankte sie sich bei ihm und deutete gleichzeitig an, dass sie sich gerne wieder mit ihm in einer Kneipe betrinken wollte. Er leckte sich über die schmalen Lippen und räusperte sich. „Ja, das sollten wir tun... Unbedingt....“, entgegnete er und seine Augen konnten gar nicht mehr von ihr lassen. Lag das am Alkohol oder an einem anderen Grund? Nein, selbst wenn er nüchtern gewesen wäre, sie wäre immer noch so hinreißend gewesen. „Ja, wirklich...“, kam es von ihr und sie ging leicht auf die Zehenspitzen. Er wusste, was sie bezweckte und er versuchte gar nicht sie aufzuhalten. Ihre beiden Münder waren jetzt nur noch einem Zentimeter voneinander entfernt und die Luft zwischen ihren Körpern schien zu pulsieren und sich elektrisch aufzuladen. „Wirklich...“, war sein letztes Wort, bevor sich seine Lider senkten und er ihren Kuss entfing. Es war, als ob er schmelzen würde. Sie fühlte sich warm an. Angenehm warm. Und sie küsste so gut, dass es ihn verführte sie einfach zu packen und auf ihr Bett zu schleudern, um noch mehr von ihrem Können zu erfahren. Ihre Hand griff in sein Haar, die andere Hand an seine Brust. Er umfasste ihre Hüfte und zog sie enger an sich. Doch mit einem Mal war der Zauber vorbei und sie ließ von ihm ab. „Tut mir leid... Eh... Gute Nacht, Erik.“, wimmelte sie ihn ab und schlüpfte in ihr Zimmer, um ihn allein vor der Türe zurückzulassen. Er hörte sein Herz schlagen. Es hüpfte wie wahnsinnig und konnte sich kaum beruhigen. Aufgeregt sog er die Luft ein und hatte dabei immer noch ihren Geruch in der Nase. Rosen. Er war von einer Rose geküsst worden. Der Kuss einer Rose? Was gab er denn da für einen poetischen Schwachsinn von sich? Schluckend rieb er sich über die Lippen und raufte sich dann das Haar. Was machte sie nur mit ihm? Er war doch sonst nicht wie einer dieser pubertierenden Teenies. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)