December starts on Sunday.. von _Taisto_Perkele_ (..want you feel happier then?..) ================================================================================ Kapitel 6: Heimweh ------------------ Das Abendessen im Hause der Braginskis war einfach wundervoll, so Tinos Meinung. Während Katyusha den kleinen Taisto im Arm hielt, half der Finne sogar freiwillig beim Tisch abräumen und Geschirr abspülen. So allmählich gewann er ja doch Vertrauen zu dieser ach so mysteriösen und gefährlichen Familie. Eigentlich.. waren sie allesamt doch ganz nett. Solange Ivan sein normales Ich zu zeigen gab, verstand sich. Als Tino fertig mit helfen war, betrachtete er nochmals die Runde die am Tisch saß, dann nahm er seinen kleinen Bruder wieder zu sich und bedankte sich herzlich dafür, dass er heute ein Teil der Familie sein durfte. Danach verschwand er auch schon wieder in sein Zimmer. Dort verwandelte sich sein eben noch so breites Lächeln in ein tiefes trauriges Gesicht. Doch plötzlich klopfte jemand zaghaft an der Tür. "Ja..? Herein.." Die Tür öffnete sich langsam. Es war Raivis mit einem besorgten aber auch ängstlichen Gesicht. "H-Hallo Tino.. D-Darf ich.. reinkommen?" "Oh.. Hallo Raivis.. Selbstverständlich, komm ruhig rein.." Raivis betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich. Dann nahm er Platz neben Tino. "T-Tino.. Hör mal.. ich.. bin sehr froh dass du hier bist.. Ohne dich wäre es hier kaum auszuhalten.. Eigentlich sollten ich und meine Brüder Mr. Braginski dankbar sein dass er uns bei sich aufgenommen hat, aber.." "Du musst mir nichts erzählen Kleiner.. Ich weis darüber bescheid.. Und es tut mir auch sehr leid dass ihr hier genauso leiden musstet wie ich.. Ihr müsst bestimmt schon lange Heimweh haben.." "Das hatten wir einmal, ja.. Aber wir haben uns an die Gefangenschaft gewöhnt, uns blieb nichts anderes übrig, weist du? Es wäre zu gefährlich um hier zu verschwinden.. Wir hatten es schon einmal versucht, das hätte uns beinahe unser Leben gekostet. Stattdessen wurden wir aber nur vergewaltigt.." Raivis zuckte bei diesen Erinnerungen einige male zusammen und konnte nichts gegen die Tränen tun, die ihm so plötzlich in die Augen schossen. Tino wusste natürlich genau wie der Kleine sich fühlen musste. Eine Vergewaltigung in dem jungen Alter war wirklich eine grausame Erfahrung.. Darum legte er Taisto in sein kleines Bettchen ab und nahm anschließend Raivis in den Arm. "Shhh... Alles wird gut..", sagte er in einem beruhigenden Ton. "Ich weis wie das ist.. Gleich an meinem zweiten Tag hier ist es mir passiert.. Aber nicht nur das mein Kleiner, nicht nur das.." Nun kamen sogar dem Finnen die Tränen. Er drückte Raivis fester an sich und weinte mit ihm. "Ich wünschte ich könnte uns hier raus holen.. Dann könnten wir endlich wieder nach Hause!" Die beiden schluchzten und weinten so sehr, dass sich selbst Toris und Ruben eine Erlaubnis gaben um in das Zimmer des Finnen einzutreten. Als sie das Szenario betrachteten, wussten sie sofort was los war. "Ach Gottchen.. Bitte weint doch nicht..", meinte Ruben. Ihm blieb aber keine andere Wahl als erst einmal Tino in den Arm zu nehmen, währen Toris sich um Raivis kümmerte. Tino weinte und weinte.. So kannte Ruben ihn garnicht. Für ihn war Tino immer der hellste Sonnenschein gewesen, doch nach allem was passiert war, musste es wohl oder übel eines Tages so kommen. "Ruben ich will nach Hause! Ich will einfach nur noch nach Hause! Und euch nehme ich mit! Wir müssen hier raus!" "Shhhhh.. Ruuuhig.. Beruhig dich Tino... Ich weis dass du nach Hause möchtest.. Das möchten wir alle.. Aber es geht nicht.. Sobald du versuchst hier auszubrechen, riskierst du womöglich dein Leben, und unseres genauso.." "Aber ich.:!" "Nein Tino.. Alles was wir tun können, ist.. zusammenhalten.. Und wo wir doch von zusammenhalten sprechen.. Was hältst du davon wenn wir heute Nacht in deinem Zimmer übernachten? Dann ist keiner von uns allein." Alle anwesenden blickten auf. Das war eine wirklich gute Idee, aber was durfte man von Ruben schon anderes erwarten? "Ist gut.. Das machen wir.." In Tinos verweintes Gesicht bildete sich ein schwaches Lächeln. "Schön! Dann bereiten wir mal alles vor." Ruben, Raivis und Toris machten sich auf um ihre Schlafsachen zu holen und diese in Tino's Zimmer zu verteilen. Der Älteste der Geschwister hatte sogar eine kleine Überraschung für den Finnen parat. "Schau mal Tino.. Das hier ist für dich. Ich hoffe Ivan hat dich noch nicht allzu sehr manipuliert." Tino nahm die Schachtel des Esten entgegen und öffnete diese. Als er den Inhalt erblickte, wusste er jedoch nicht ob er sich freuen oder doch lieber weinen sollte. "Ein Adventskranz..." "Ja, ein Adventskranz. Wir haben sehr lange daran rum gebastelt.. Das war schwer, nachdem Ivan ja nichts davon erfahren durfte. Und du weist, wie er uns am laufenden Bande kontrolliert und beobachtet.. Sei froh, dass wir hier noch keine Sicherheitskameras haben. Wir hoffen er gefällt dir und tröstet dich ein wenig.. Immerhin ist uns bewusst wie sehr du doch das Fest der Liebe zu schätzen weist." Der Finne seuftzte leise. Danach stellte er den Adventskranz auf sein Nachttischkästchen und zündete - völlig unabhängig davon ob der Advent bereits angefangen hatte oder nicht - jede einzelne Kerze an. "Ich weis nicht ob ich hier überhaupt Lust dazu habe Weihnachten zu feiern.. Entweder wir können von Russland flüchten oder uns bleibt nichts anderes übrig als das Fest der Liebe einmal ausfallen zu lassen.." Durch diese Worte war der Jüngste zutiefst geschockt. "Kein Weihnachten? Aber Tino! Das.. Das kannst du nicht machen! Deine Weihnachtsfeste sind mit Abstand die schönsten.. Es wäre grauenhaft wenn wir darauf verzichten müssten.. Vielleicht.. vielleicht schenkt uns das ja sogar neue Hoffnung.. Darin bist du doch ein wahrer Meister, Tino.." Jener Blick wanderte zu Tino. "Ich.. Ich weis nicht.. Darüber nachdenken kann Ich.. Aber Ich kann dennoch nichts versprechen Raivis.." Der sonst so weihnachtlich eingestimmte Finne seuftze leise. Natürlich wollte er der Welt so wie jedes Jahr eine schöne Freude bereiten, er wollte glückliche Gesichter sehen. Ob er allerdings dazu in der Lage war es auch dieses Jahr hinzubekommen, nach all dem was bisher geschehen war, konnte er wirklich nicht sagen. Sachte strich Tino durch Raivis' Haar. "Mal sehen was sich so ergibt mein Kleiner.. Ich finde ja, wir sollten uns nun hinlegen und neue Kraft für den morgigen Tag schöpfen. Womöglich fällt uns sogar ein Weg ein wie wir hier wieder raus kommen! Versprich mir, bis dahin tapfer zu sein." Der jüngste der drei baltischen Brüder nickte mit einem tränenreichen Lächeln. "Ist gut! Der Weihnachtsmann hat mein volles Wort!" Somit machte es sich jeder bequem und begann seine Reise ins Traumland, das einzige Land, in dem die Freiheit grenzenlos war.. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)