Der Dämon von Akio21 ================================================================================ Kapitel 45: Noch ein Spiegel ---------------------------- Heji legte erstaunt den Kopf zur Seite, verlor das Gleichgewicht und fiel wie ein Stein vom Baum herunter. „Also – das wäre Sasuke nie passiert,“ dachte ich unangenehm berührt. „Echt peinlich,“ murmelte Sasuke direkt neben mir. Hejis Kopf steckte im weichen Waldboden fest. Sehr schnell zog er ihn heraus und sprang auf. Irgendwie erinnerte er mich an diese Kastenteufel dabei. Nachdem er sich von irgendwelchen Blättern in den Haaren und Erde in den Ohren befreit hatte, sah er uns mit hochrotem Kopf an, zeigte mit seinem Finger auf mich und beschuldigte mich: „Das hast du mit Absicht gemacht. Na warte!“ Kaum hatte er ausgesprochen, flitzte er auch schon wieder den Baum hoch und hüpfte davon. Sprachlos stand ich immer noch da und sah in die Richtung in die er verschwunden war. Selbst Sasuke machte keine Anstalten ihm zu folgen. „Also wo waren wir stehen geblieben?“ wurde ich plötzlich gefragt und damit aus meiner Starre gerissen. Ich wandte mich Sasuke zu. „Genau, stehen geblieben. Ja, wir sind stehen geblieben, beeilen wir uns lieber. Heji ist nicht die einzige Präsenz, die ich hier spüre.“ Das stimmte sogar. Ich konnte deutlich den Geruch eines anderen Kitsune wahrnehmen. Und den von Weihrauch. Das war kein normaler Kitsune. „Echt? Oder ist das eine deiner Ausreden?“ Sasuke hielt seine Nase in die Luft. „Sind uns etwa die Mönche gefolgt?“ „Nein, der kommt von Inari,“ erklärte ich ihm. „Der Gott, dein Meister meine ich, der dich als Boten haben will?“ „Ja, genau.“ Laut sagte ich: „Ich wusste gar nicht, das Inaris Boten auch als Spitzel arbeiten.“ Genau als ich mich gerade umdrehen und loslaufen wollte hörte ich ein Rascheln. „Aha, endlich zeigst du dich.“ Der weiße Kitsune stolzierte mit einem Spiegel auf mich zu und legte ihn vor mir auf die Erde, dann verschwand er einfach. Sasuke stöhnte. „Nein. Bitte nicht. Nicht schon wieder Spiegel.“ „Das ist keiner von der Spiegelwelt,“ erklärte ich ihm und hob den mit Gold umrandeten Spiegel auf. „Der ist von Inari.“ „Was heißt das?“ „Ist ein heiliger Spiegel, erkläre ich dir später.“ „Hm, glaubst du, dieser Heji ist deshalb abgehauen?“ „Nein, glaub ich nicht. Ich hab es dir doch schon mehrfach erklärt, er will einen richtigen Kampf. Wahrscheinlich in der Dämonenwelt.“ „In der Dämonenwelt? Und wie kommen wir dann wieder zurück?“ „Also was mich betrifft,“ ich hob den Spiegel hoch, „wenn ich Inaris Bote werde, wäre das kein Problem.“ „Ah ja, und was ist mit mir? Moment mal, ist das so was wie ein Telefon?“ „Nicht ganz. Was ist mit dir – gute Frage, keine Ahnung, wolltest du nicht ohnehin mal dorthin?“ „Schon, aber mit dir.“ „Wärst du ja dann.“ Sasuke schlug mir auf den Kopf. „Ich würde aber nicht ohne dich bleiben wollen.“ Das Gespräch nahm eine Wendung die mir nicht gefiel. Ich änderte meine Gestalt, Sasuke tat es mir gleich. „Gut, also los.“ Als er zustimmend nickte, rannten wir beide los. Keine Ahnung warum, aber Sasuke hielt sich lieber hinter mir. Vielleicht wollte er mir den Rücken decken. „Übrigens Sasuke – hab ich dir das schon erzählt – ich war Augenzeuge bei der Erfindung des Kastenteufels.“ „Ach ja? Wurde der von Dämonen hergestellt?“ „Nein, ich war damals in einem kleineren Dorf. Eine Hütte mit jeder Menge Geschmacksrichtungen hatte mein Interesse geweckt.“ „Mit was?“ „Eine Mutter, die zehn Kinder hatte. Jungen, Mädchen, von zwanzig Jahren bis fünf Jahren.“ „Ah. Verstehe.“ „Damals haben die Leute ihre Süßigkeiten selbst hergestellt. Sie haben Nüsse zerkleinert, sie mit Teig umschlossen, auf gebacken und dann kam Honig drauf.“ „Pfui Teufel. Nicht mein Geschmack.“ „Na ja, war eben so. Ihr Jüngster, also sie hatte das Zeug in einer Schachtel ganz oben auf dem Schrank stehen, und ihr jüngster Sohn hat sie jedes mal leer gegessen. Egal, welche Strafe er bekam und die waren nicht ohne, glaub mir, er konnte es nicht lassen.“ „Also eine echte Naschkatze?“ „Ja. Sie hat dann eine Art Feder gebastelt und obenauf einen hässlichen Hexenkopf geklebt. Mit Wasser, Mehl und Eiern.“ „Wie?“ „So stellte man damals Kleber her.“ „Wie alt bist du überhaupt?“ Sasukes Frage ärgerte mich. Er wusste sehr genau wie alt ich war. Aber das war nicht der Grund, weshalb ich mich ärgerte. Ich beschloss weiter zu erzählen. „Na ja, wie üblich stellte er eine abenteuerliche Konstruktion zusammen um an die Schachtel zu kommen, er öffnete sie und heraus sprang dieses Teil. Vor Schreck fiel er runter. Ich konnte ihn gerade eben noch so auffangen.“ „Du hast ihn gerettet?“ staunte Sasuke. Empört blieb ich stehen. Sasuke rannte mich über den Haufen und durch den Schwung konnte ich den Spiegel nicht mehr halten. Da wir den Wald schon längst verlassen hatten und über irgendeinen Grashügel neben Gewässer rannten musste ich tatenlos mit ansehen, wie der Spiegel den Hügel hinab rutschte und mit einem lauten Platschen im Wasser versank. „Toll gemacht, Sasuke. Ganz toll.“ „Moment mal, das ist doch nicht meine Schuld. Du bist einfach ohne Vorwarnung stehengeblieben.“ „Auch wieder wahr, jedenfalls müssen wir ihn zurück bekommen.“ „Müssen wir das? Lass ihn doch einfach. Ich meine, war ja keine Absicht. Inari kann dich dafür nicht verantwortlich machen, oder?“ Überlegend starrte ich Sasuke an. „Vergiss das dumme Teil einfach. Und hör auf, dir die Lippe blutig zu beißen, erzähl mir lieber, wie es weiter ging mit dem Kind.“ „Nichts weiter. Seine Mutter war mir sehr dankbar und wollte mich bewirten. Aber – die hatten eh nicht viel, also sagte ich, ich müsse weiter und das hab ich dann auch gemacht.“ Ich sah hinunter zu dem dunklen Wasser. Wie tief es da wohl war? Obwohl, direkt an der Steinmauer vielleicht nicht allzu tief. Die Dunkelheit konnte täuschen. „Wir sollten den Spiegel sofort holen. Nicht das morgen irgendein Mensch dort von der Mauer springt und ihn findet.“ „Ohne mich. Ich fasse dieses Teil nicht an.“ Sasuke verschränkte die Arme. „Ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie dieser Edelstein aufleuchtet und der Spiegel mich einsaugt.“ Dich saugt er nicht ein, dachte ich. Aber das Gold und der Edelstein waren ein Problem. Den würde kein Mensch einfach mal kurz liegen lassen. Ich seufzte. „Da hilft wohl alles nichts. Ich geh und hol ihn. Am Besten ich sehe es als Training.“ „Training? Wofür? Du kannst doch schwimmen?“ Ach Sasuke, du musst noch viel lernen. Ich sah mich vorsichtshalber um. „Du hältst Wache.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)