No Pity for Mental Delusion von the_bitches ================================================================================ Kapitel 3: :chapter 3: ---------------------- Langsam fiel der oberste Kimono zu Boden, ein weißer Unterkimono bedeckte nun halb seinen Rücken. Der Kragen des Unterkimonos hing weit nach unten, fast konnte man das perfekt geformte Hinterteil erkennen. Es war eigentlich eine sehr erotische Szene, die sich im schwachen Licht abspielte. Die Vorderseite wurde mit dem obersten Kimono bedeckt, der Spiegel stand in Reichweite, die Geisha selbst sah sich nicht gerne nackt. Die blutroten Lippen waren leicht geöffnet, einige Strähnen des Haargestecks fielen über den Rücken, bedeckten das weiße Muster, welches man ihr auf den Nacken gemalt hatte. Sanft senkten sich die Augenlider, der Spiegel reflektierte den wunderschönen Zwilling, dessen Vorderseite sittlich bedeckt war. Doch auch der Spiegel war es, welcher verriet, dass die Schönheit nicht der einzige Mensch im Zimmer war, der wach war. Yuu wachte, Uruha sah ihn ganz deutlich, wie er seinen Rücken anstarrte. Dieser verräterische Spiegel... Früher oder später würde er es erfahren, dessen war sich Uruha bewusst, doch so früh hatte er damit nicht gerechnet. Noch blieben jedoch Chancen sich nicht offenbaren zu müssen, wie gut, dass er doch immer seine Vorderseite bedeckt hielt und man im Spiegel nur den Rücken sehen konnte. Wenn man nicht genau hinsah, könnte man seinen Rücken auch als Frauenrücken identifizieren. Er behielt also seine Ruhe, schlug lediglich wieder die Augen nieder. "Geilt es dich auf, du kleiner Spanner?" Seine Stimme klang androgyn, wie immer. Er war gerade sehr zu kleinen Spielchen aufgelegt... Weiterhin blieb er mit dem Rücken zu Yuu stehen, schob jedoch eines der langen, seidenglatten Beine unter den Stoffen hervor, er wusste nur zu gut, dass man dies im Spiegel sehen konnte. Hatte er doch schon zu viel des Sake gehabt? Was für ein gefährliches Spiel er da doch begann. Nun war es sein nackter Rücken und sein makelloses Bein, welches der Schwarzhaarige sehen konnte. "Ich dachte du schläfst schon..." Wieder sprach er ihn direkt an, brachte ihn nun dazu sich in eine senkrechte Position zu begeben. Yuu konnte es nicht riskieren nur für einen Moment seinen Blick von der makellosen Geisha zu nehmen, welche immer mehr von der verbotenen Haut präsentierte. Seine Augen huschten über den Körper - blieben hier und dort hängen, bis er jene Gestalt durch den Spiegel hindurch beobachtete. Nicht nur mit der Rückenpartie musste er sich zufrieden geben - weiteres sollte ihm wissentlich eröffnet werden. Doch auch wenn er so still und ruhig wie möglich auf seinem Futon lag und ihm der Schutz der Dunkelheit kam zugute - verriet ihn der Spiegel auf hinterhältige Weise. Dennoch, hielt der Schwarzschopf nicht davon ab, der Schönheit weiterhin musternde Blicke zu schenken. Sein Grinsen verschwand auch dann nicht, als Uruha das Wort erhob - so lieblich, wie bereits kennengelernt. "Hm, was wäre wenn?", provozierende Worte. Yuu liebte dieses Spiel. Langsam brachte er sich in senkrechte, gerade Position und besah die Geisha weiterhin mit prüfenden Blick. Irgendetwas war anders. "Dachtest du...", sprach er leise und war sich keiner Schuld bewusst Uruha zu bespannen. Unter leisen Sohlen schlich er schließlich auf die Schönheit zu - fühlte sich wie magnetisch angezogen. Nah, sehr nah, Er blieb hinter ihr stehen - konnte sogar Ansatzweise den schmalen Rücken an seiner Brust fühlen. Er hielt sich nicht zurück sein Gegenüber zu berühren - nahm sich die Erlaubnis einfach heraus und legte nun eine Hand, welche gänzlich von Schmutz und Dreck befreit war, auf Uruhas Schulter. Beinahe kaum spürbar tanzten seine Finger über die Haut und verstrichen so langsam das weiße Muster, welches den Rücken des Größeren zierte. Die Hand blieb ruhelos, strich unentwegt über die seidige Haut. Einige Haarsträhnen, welche über den Rücken fielen, wurden sanft beiseite gestrichen. Ein angedeuteter Kuss wurde auf die Schulter gehaucht. Yuu griff nun nach vorne - hielt den Stoff des Kimonos, welcher sonst das Bein der Geisha bedecken würde, fest. Noch immer konnte er den Yasminduft ausmachen, doch mischten sich nun Zigarettenrauch und der Geruch von Sake darunter. Eine betörender Mischung. Wie gut, dass er sich noch nicht schlafen gelegt hatte, denn sonst wäre ihm das hier, dieses kleine Spielchen, entgangen. Der Schwarzhaarige erhob sich tatsächlich und ging auf die wunderschöne Geisha zu. Das Licht, welches die kleine Öllampe spendete, war perfekt, es rückte den Körper der Geisha in optimales Licht. Anders würde es auch nicht bei gewissen arrangierten Nächten mit diversen Kunden ablaufen. Alles war wundervoll perfekt. Ruhig blieb er, sagte nichts, wartete ab was geschehen würde, was der Schwarzhaarige nun tun würde. Kurz darauf stand er direkt hinter ihm, er konnte die Nähe förmlich spüren, auch wenn er ihn noch nicht berührte. Dies lies jedoch nicht lange auf sich warten, kaum merklich zuckte die Geisha etwas, als sich warme, große Hände auf seinen nackten Rücken legten. Er tat es tatsächlich. "Dir ist bewusst, dass du für das, was du gerade tust, Schläge kassieren könntest?" Pikante Worte, anrüchig in der Wortwahl. Uruha war einer der geschicktesten dieser Art der Verführungskünste. Erhaben hielt der Schöne den Kopf mit dem prächtigen Gesteck in die Höhe. Zart und mit einer gewissen Ehrfurcht tanzten die Hände über seinen Rücken, verweilten im Nacken und strichen dort über die kleinen Erhebungen, mit denen sich die Wirbelsäule abzeichnete. Es wäre gelogen, wenn man diese Szene nicht als erotisch bezeichnete. Auf einmal jedoch glitt eine Hand geschickt nach vorne, legte sich an den Stoff, welcher gerade wieder losgelassen wurde, so dass das Bein, welches vorher so provokant präsentiert worden war, deutlich sichtbar im großen, jadeverzierten Spiegel war. Der Stoff wurde auf Hüfthöhe der Geisha festgehalten. Uruha spürte wie sich der Leib des Schwarzhaarigen gegen seine Rückseite drängte, die Augenweide sog die Luft ein, kaum hörbar jedoch. Der Blick Yuus lag auf dem wunderschönen Zwilling, welcher sich im Spiegel zeigte, Uruha blickte ebenfalls in den Spiegel. Die Geisha suchte den Ausdruck in den Augen und er fand ihn, konnte ihn lesen. Ein düsteres Lächeln legte sich auf die blutroten Lippen, alles war totenstill. Den kaum merklichen Kuss auf seinem Schulterblatt hatte er wahrgenommen. "Du weißt nicht was du tust...", kamen die prickelnden Worte erotisch über die vollen Lippen. Immer noch hielt er sich den Kimono vor der Brust mit den zarten Fingern zusammen. Yuu war überrascht, dass ihn die Geisha noch nicht von sich gewiesen hatte. Seine Hände wurden weder zurückgeschlagen, noch wurden mahnende Worte an ihn gerichtet. Uruha spielte anscheinend genauso gerne wie er selbst. "Nicht?", wisperte er in die Stille, welche sich im Raum ausgebreitet hatte. Was wollte die Schönheit damit sagen? Der Schwarzschopf wollte noch mehr herausfinden, war neugierig und konnte dem Drang nicht widerstehen die Geisha weiterhin zu berühren. Seine Hand, die vorher den weichen Stoff gehalten hatte, glitt nun über den glatten Oberschenkel, berührten diesen sanft und nicht zu fordernd. Wie schön sich die Haut doch anfühlte - man wollte einfach mehr davon haben. Yuu konnte bei dem Gedanken, dass diese Stelle womöglich schon durch Andere berührt worden war, nur seicht den Kopf schütteln. Diese Männer wussten dieses Glück bestimmt nicht einmal ansatzweise zu schätzen. Die Meisten gierten doch nur auf das perfekte Fleisch und wollten Sex. Jedoch Uruha so anzufassen, genügte ihm beinahe. "Wie schön du dich anfühlst.", raunte er dunkel. Entsprach es doch nur der Wahrheit seiner Gedanken. Sein Blick haftete, durch den Spiegel hinweg, auf den rot bemalten Lippen - die provokant in ihren Bann zogen und zum Küssen aufforderten. Schließlich kam auch seine zweite Hand zum Einsatz, griff diese nun nach Uruhas Händen und entzog ihm den Stoff, hielt den Oberkörper jedoch noch bedeckt. Uruha konnte spüren, wie die Hand über seinen Oberschenkel glitt, die weiche Haut spürte. Er zuckte nicht zurück, streckte sich dem anderen jedoch auch nicht entgegen. Ein Kompliment wurde an sein Ohr geraunt, die Geisha schlug die Augen nieder. Sie bewegten sich Beide auf sehr dünnem Eis. Yuu war männlicher als er selbst, auch wenn er des selben Geschlechts war. Die sanfte rote Farbe auf seinen eigenen Lidern machte ihn im Moment viel weiblicher. Sehr viel Haut war es, welche die Geisha zeigte, würde es Okaa-san sehen, er wusste nicht, wie sie reagieren würde. Es war kein züchtiges bisschen Haut mehr, es war schon viel zu erotisch. Sanft legte sich nun eine zweite Hand an seine beiden Hände, welche den Stoff vor seiner Brust bis jetzt gehalten hatten und forderten ihn nun mit sanftem Druck auf dem Schwarzhaarigen die Seide zu überlassen - und es geschah. Der Schwarzhaarige hatte nun die Befugnis darüber seinen wundervollen Körper, dessen Züge sich immer noch an den wichtigsten Stellen nur erahnen ließ, zu enthüllen. Was sollte das Ganze, was tat die Geisha da? Wo war es noch ein Spiel, wo waren Grenzen? Die Geisha wusste nicht warum sie nicht handelte. Sie übergab die Enthüllungsbefugnis einem einfachen, dahergelaufenen Bauern? Dieser Körper, der doch schon für eine Nacht so wertvoll war, dass man sich einen Monat lang davon versorgen konnte? Mit einer langsamen, fast schon kunstvollen Bewegung drehte Uruha seinen wunderschönen Kopf zur Seite, eine der zarten Hände fand den Weg an die Wange des Schwarzhaarigen und strich so sanft darüber, einer leichten Frühlingsbrise gleich. Die roten Lippen waren nahe denen des Schwarzhaarigen, sie waren leicht geöffnet. "Nein.", kam es leise, aber dennoch bestimmt als Bestätigung auf die vorherige Frage. Spannung lag in der Luft, schien diese zum Knistern zu bringen. "Gib es zu, dich geilt es auf..." Die Worte waren nun deutlich erotischer als zuvor. Uruha wusste, dass Männerkörper nicht lange lügen konnten, auch wenn sie sich noch so sehr darum bemühten, sachlich und anständig zu bleiben, er hatte schon zu viele dieser Sorte gesehen. Noch immer wurde Yuu nicht in seinem Tun aufgehalten. Warum sollte er dann jetzt gerade in diesem knisternden Moment aufhören? Ihm fiel kein gutes Argument ein - zudem konnte er sich langsam nicht mehr zurückhalten. Vor allem nicht, nachdem nun auch er von der Geisha berührt wurde. Keine schmerzende Ohrfeige - nein, ganz sanft strichen die zarten Finger über seine Wange. Würde er seinen Kopf nur wenige Zentimeter vor bewegen, ihre Lippen würden sich mit Sicherheit berühren. Doch dies unterließ der Schwarzhaarige vorerst, musste er doch noch etwas wichtiges herausfinden, bevor er so etwas wagen würde. Die Vorahnung, die sich zu Beginn in ihm festgesetzt hatte, musste bestätigt oder widerlegt werden. Unbewegt hielt er den Stoff in den Händen, sah mit starrem Blick in den Spiegel. "Was sich wohl darunter verbirgt?", flüsterte er und küsste nun direkt die Haut am Hals. Es war das erste Mal, dass seine Lippen diese berührten. Es war so viel besser als er es sich vorgestellt hatte. Okaa-san machte inzwischen ihren nächtlichen Rundgang, ahnte nichts von der Szene, welche sich im obersten Stockwerk abspielte. Wie immer schritt sie leise die Gänge entlang, eine Kerze spendete ihr fahles Licht. Kaum wagte sie zu atmen und war leise, damit ihr nicht Ungewöhnliches entgehen konnte. Auch kam sie am Zimmer der Geisha vorbei, lauschte wie ein Luchs, konnte jedoch nichts auffälliges erhören, so dass der Weg unwissend fortgesetzt wurde. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die Hausherrin irgendetwas davon zu Gesicht bekommen hätte. Nichts ahnend von der Visite hing Yuus Blick wie magnetisch auf dem Körper vor sich. "Ich soll es zugeben? Brauchst du deine Bestätigung, hm?", sprach er im leisen Ton weiter und ließ langsam den Stoff aus seinen Händen fallen. Geschmeidig fiel der feine Stoff vom Körper ab und eröffnete Yuu mehr davon. Nun hatte er es! Er sah es mit eigenen Augen. Ganz deutlich konnte er die flache Brust erkennen – eine flache Brust, welche keine weiblichen Rundungen zierte. "Ja, das tut es...", fügte er sei dem Satz hinzu, als er mit seiner freien Hand über die glatte Brust strich. Ihm war es gleich, ob Uruha nun eine Frau war oder nicht. Noch immer sah er in ihm eine Schönheit, das Geschlecht sollte keine Rolle spielen. Lippen legten sich an seinen Hals, küssten diesen, die Berührung war sehr sanft, ja fast schon zärtlich. Etwas kostbares war es, was die Lippen berührten, sicherlich hatten sie so etwas wertvolles noch nie zuvor berührt. Jäh fiel der edle Stoff zu Boden, jetzt wusste es der Schwarzhaarige, was er früher oder später sowieso gesehen hätte, sie saßen zu nah aufeinander. Der Satz, den Uruha vernahm, bestätigte ihn. Natürlich hatte er es auch so gewusste, er war ein Meister darin in den Leuten zu lesen wie in einem offenem Buch. "Was hast du nur getan, du hast mein kleines Geheimnis enthüllt...". Leise waren seine Worte. Hände glitten über die glatte Brust, berührten flüchtig seine Nippel. Sie glitten nach unten, an seine Hüfte, welche noch immer vom weißen Unterkimono bedeckt war, der von einem dünnen Obi an der Hüfte gehalten wurde. Die Hände legten sich an seine Hüfte, wieder fanden Lippen an seinen Hals. Die Schönheit lies es geschehen, wehrte sich nicht. Leicht räkelte er sich im sanften Griff Yuus, der seinen Oberkörper immer noch an seine Hinterseite drückte. Barfuß stand die Geisha vor dem großen Spiegel, lehnte sich nun stärker gegen den Schwarzhaarigen, welcher ihn hielt. Der Kopf der Geisha kippte in den Nacken, soweit es ihm mit dem prachtvollen Haargesteck möglich war und ruhte nun auf Yuus Schultern. Ein makelloses, glattes Bein stemmte sich nun gegen den jadeverzierten Rand des Spiegels, es war mehr als aufreizend und kam einem Angebot gleich. Der weiße Unterkimono fiel von seinem Bein ab und bedeckte gerade noch die Körpermitte. Als Geisha beherrschte er alle Tricks der Verführungskunst, jedoch waren diese Tricks wertlos, wenn er nicht wusste, was beim Akt zu tun war um die Männer zufrieden zu stellen und dies beherrschte er nun wirklich perfekt. Yuu stützte ihn, hielt ihn in dieser Position, welch hoch erotisches Bild der Spiegel doch wiedergab. "Deine Lenden verraten mir, dass du schon lange nicht mehr mit jemanden geschlafen hast." Die Worte wurden sehr nahe an sein Ohr gehaucht. Das Geheimnis war gelüftet - Yuu würde lügen müssen, wenn er sagen würde, er hätte es von Anfang geahnt. Der Schwarzschopf ließ sich an dieser Tatsache jedoch nicht stören, behielt den Anderen nah an sich und ließ diesen seine Körperwärme spüren. "Dennoch verlierst du deinen Reiz nicht... nicht für mich.", wisperte er rau.. Nicht nur der Spiegel hatte ihn verraten, sein Körper tat dies genauso. Sein Körper reagierte auf den der Schönheit. Konnte er sich etwa so von einem Mann hinreißen lassen? Man konnte es nicht leugnen, es war so und es war auch nicht zu verbergen. Uruha wandte sich nicht ab - kam ihm sogar noch näher, was Yuu ein eindeutiges Grinsen auf die Lippen zauberte. "Da hast du Recht.", kommentierte er nüchtern - war sein letztes Abenteuer wirklich schon einige Zeit her gewesen. Es war passiert, als er noch bei seinen Adoptiveltern gelebt, und gearbeitet hatte - ohne Dank. Gänzlich konnte er auf diese verzichten und das, was er nun hier erlebte, war doch sehr angenehm - jedenfalls das Jetzt und Hier. "Du verleitest mich zu etwas, was ich womöglich lieber nicht tun sollte.", hauchte er ebenso zurück, warnte ihn, strich federleicht über den eleganten, makellosen Hals und hob mit seinen Fingerspitzen Uruhas Kinn an, drehte es noch ein Stückchen weiter zu sich. Direkt schaute er ihm in die Augen - versuchte daraus zu lesen, was in dessen Kopf vorging. Er scheiterte - wollte die Geisha spielen, oder nicht? Was die Schönheit wohl tun würde, wenn Yuu sich einfach einen Kuss von ihm stehlen würde? Würde er dann endlich seine Schläge kassieren, würde er nach der Hausherrin rufen - oder was würde passieren? Kaum dass man eine Bewegung ausmachen konnte, so langsam kam er ihm entgegen, näherte sich den fremden Lippen - den Blick auf die Geisha gerichtet. Jeden Moment würde es passieren. Yuu neigte etwas seinen Kopf und legte folgend seine Lippen auf den dazugehörigen Gegenpart. Wohlbedacht koordinierte die Geisha ihre langsamen Bewegungen. Er wusste, wie er seine Reize einsetzten musste, sein langes Bein glitt den jadeverzierten Rand des Spiegels hinab, langsam und sinnlich. Als das Bein ebenso wie das andere wieder auf den Tatamimatten stand, drehte sich die Geisha, langsam und bedacht. Sein Oberkörper war noch immer entblößt, er gab sich unzüchtig und hurenhaft. Doch was eine Geisha hinter verschlossenen Türe tat, das konnte schließlich auch niemand sehen. Sein Kinn wurde nun angehoben und gedreht, der Blick fiel direkt in seine Augen. Lippen kamen ihm näher, ehe sie sich mit den seinen verschlossen. Die Augen der Geisha glitten zu, der Kuss war nicht zu fest, aber auch nicht zu schüchtern. Er wehrte sich wiederum nicht, ließ es geschehen, spürte, wie der Griff um seine Taille fester wurde. Er wurde begehrt. Die Lippen lösten sich nur langsam, lang war er gewesen, der Kuss. Leicht geöffnete waren die roten, nun leicht verschmierten Lippen der Geisha, langsam schlug er die wunderschönen Augen wieder auf. "Weißt du wie viele Leute für diesen Anblick sterben würden, welchen du nun hast?", leise waren die Worte, jedoch wohl verständlich für den Schwarzhaarigen. Wieder schlug er elegant die Augen nieder, schmiegte sich leicht an den Oberkörper Yuus, dieser war bedeckt. "Ich hab es seit gestern gewusst, dass ich dich reize, schon den ersten Blick den du mir geschenkt hast." Stille legte sich wieder über die Beiden. Seine Hand fuhr langsam über den Arm Yuus, welcher von einem leichten Sommeryukata verhüllt war. Yuus Blick lag immer noch auf der Geisha vor ihm. Uruha jedoch bückte sich, hob den Kimono auf, welchen Yuu hatte von seinem Körper fallen lassen und trat zwei kleine Schritte zurück. Der Oberkörper der Geisha war wieder bedeckt, er wandte sich ab, zeigte Yuu zum zweiten Mal seinen makellosen Rücken und ging zum Paravent, welcher die Sicht auf die Geisha verhüllte, als sie sich einen dünnen Seidenkimono anzog, welcher beim Schlafen getragen werden sollte. Was passierte hier eigentlich? War er schon zu weit gegangen, als er von den süßen Lippen der Geisha gekostet hatte? Ein schöner, aufregender Moment. Uruha hatte ihn durchschaut - vielleicht gar nicht so schwer, verbarg der Schwarzschopf seine Interessen nicht. Stellte sie zur Schau und provozierte solche Augenblicke. Nichts war passiert - keine Schläge, nichts. Auch wurde der Lippenkontakt nicht erwidert. Kein Kuss, wie es ein Liebespaar miteinander austauschen würde. Er wurde nicht abgelehnt, bekam keine Absage. Uruha handelte schlichtweg wie eine Geisha es tun würde. Vielmehr sah er es als Einladung - glaubte, dass die Schönheit schon längst barsche Worte an ihn gewandt hätte, wenn er Yuus Handeln in keinem Fall dulden würde. Elegant verschwand die Geisha hinter dem Paravent, durch das fahle Licht konnte Yuu noch nicht mal dessen Silhouette erkennen. Er folgte ihm keine Sekunde später. Wie zuvor stellte er sich dicht hinter ihm, diesmal so, dass man es genau spüren konnte. Sein Gesicht näherte sich diesen - strich mit der Nase über die schöne Haut und atmete den Duft ein, den der Größere ausstrahlte. "Das sind die Prinzipien einer Geisha, sie dürfen und wollen es nicht, doch was willst du?", hauchte er und legte seine Lippen erneut auf das Schulterblatt. Vorwitzig schlichen seine Hände nach vorne und legten sich an den flachen Oberkörper, ehe sie unter den seidenen Stoff fuhren. Zärtlich berührte er die nackte, weiche Haut - strich hin zu einer der Brustwarzen, welche Yuu mit seinem Mittel- und Zeigefinger umkreiste. Nicht zu forsch ging er vor - berührte Uruha mit einer Leichtigkeit, welche dennoch deutlich zu fühlen war, während sich seine Lippen längst wieder an den Hals gelegt hatten und diesen küssten. Gerade als er den Seidenkimono mit einem dünnen Obi gebunden hatte, spürte er die Vorderseite des anderen wieder an seinem Rücken. Er wollte sich umdrehen, wurde jedoch in dieser Position gehalten, der Griff war nun schon etwas fordernder. Händen schoben die Hände den kostbaren Stoff wieder etwas nach unten, Lippen legten sich leicht an sein Schulterblatt. Hände erschlichen sich wieder den Weg nach vorne, fuhren über den Oberkörper. Für eine längere Zeit spürte er die Hände des anderen an seinem Nippel, was ihn dazu brauchte die Luft geräuschvoll einzuatmen. "Mit jedem Mal, welches du meinen Körper berührst wird die Schlinge um deinen Hals enger. Ist dir das bewusst?" Uruha könnte schreien, Okaa-san würde dann mitbekommen, welche unzüchtige Sachen im Zimmer ihrer Geisha vor sich gingen. Immer noch hatte die Schönheit eine gewisse Abneigung, gegen Sexualität, hing es für ihn doch immer mit Zwang zusammen, so hatte er sich hassen gelernt. Natürlich hatte er den Schwarzhaarigen gerade eben am Spiegel provoziert, warum das über ihn gekommen war, vermochte er selbst nicht genau zu sagen. "Wenn du es so nötig hast, dann leg selbst Hand an dir an. Ich bin keine Prostituierte, mit der du es treiben kannst." Die Schönheit reagierte nicht auf die Frage, welche man ihm gestellt hatte. Mit Absicht? Mit einem Mal jedoch würde er stärker an den Körper hinter sich gezogen, man hielt seine Hüfte fest. Deutlich nun konnte er spüren, worüber er die ganze Zeit redete. Der Schwarzhaarige war erregt und das nicht zu knapp, die Erregung drückte sich an seine, noch von Seidenstoff bedeckten, wundervolle Rundungen. Hände glitt von seiner Hüfte, wollten sich anscheinend in tiefere, aufregender Gefilde vor tasten. Kurz schloss die Geisha die Augen, der andere konnte es nicht sehen. Die Luft sog er nun harsch ein. Lippen küssten sich seinen Nacken entlang, die Geisha bekam eine Gänsehaut, gegen welche sie nichts tun konnte, hatte er doch sonst so eine gute Körperbeherrschung. "Yuu!" Yuu war sich durchaus bewusst auf welch dünnem Eis er sich bewegte - er ging das Risiko ein und liebte das Spiel mit dem Feuer. Auch wenn er schon mehrere Frauen berühren durfte, keine fühlte sich so weich an wie Uruha und dieser war ein Mann! Es störte ihn nicht, dass er Gefallen daran fand - hatte er sich keine Sekunde dagegen gesträubt und hielt es nicht für nötig seine Erregung zu verbergen. Auch wenn er nun sehr erregt war, musste er seine Lust nicht unbedingt an dem Anderen auslassen. Das, was sich ihm bereits eröffnet hatte, befriedigte ihn ungemein. "Hab ich denn einmal ein Wort darüber verloren?", wisperte er gegen die Haut, welche sich um weiten besser anfühlte als der seidige Stoff. Nie hatte er erwähnt mit Uruha schlafen zu wollen, nie gesagt, dass er sich an diesem befriedigen wollte. Sicher, einen gewissen Reiz hatte es - doch würde er sich diesen noch bewahren. "Ich gebe zu, du erregst mich, doch - ", sprach er leise war ihm doch die Art nicht entgangen wie Uruha seinen Namen aussprach. Ein Schmunzeln bildete sich auf seinen Lippen, die bis eben noch die zarte Haut liebkost hatten. Er spürte die Gänsehaut unter seinen Fingern – einen Schritt setzte er nach vorne, um sich vor die Geisha stellen zu können. "Denkst du ich will dich um jeden Preis?", fragte er direkt an ihn gewandt, wollte sich dessen Zuneigung nicht erkaufen, sondern ehrlich erwerben. Seine Hände und ebenso eine Lippen ließen nun vollkommen von ihm ab und er sah ihn an, mehr nicht. Der Schwarzhaarige trat nun vor ihn, blickte ihn an. Die Frage erreichte das Ohr der Schönheit, die blutroten Lippen lagen eine Weile aufeinander. "Du gibst dich so und du bist erregt. Du hast selbst gesagt, dass du auf mich reagierst. Warum solltest du anders sein als die anderen Männer? So eine dumme Frage. Du solltest lernen mit einen Gefühlen umzugehen, das kannst du als Geisha nicht gebrauchen." Wieder einmal schlug der die wundervollen Augen nieder, Yuu war auf Abstand gegangen. "Du wirst deine Erregung nicht befriedigen, ich hab dir bereits gesagt, dass du die Finger von dir zu nehmen hast, hier in meinem Zimmer." Langsam zog er sich nun wieder den Seidenkimono nach oben, bedeckte die unzüchtige Haut und stand wieder sittsam vor ihm. Seine Silhouette konnte nun wieder nur erahnt werden, auch das konnte auf eine gewisse Art anziehend wirken. "Du wirst schon bald keinen Gefallen mehr am Beischlaf finden, Yuu. Glaub mir, wenn du eine Geisha bist, dann wirst du viele Dinge mit ganz anderen Augen sehen." Er hatte die Art der Berührungen des anderen jedoch nicht auf der Stelle vergessen, auch wenn er es niemals zugeben würde. Sie waren sanft und zärtlich gewesen, hatten seine Haut ehrfürchtig umschmeichelt. Die Zartheit der Lippen auf seinem Schulterblatt war ebenfalls noch da. Natürlich taten die Männer das auch mit ihm, nicht jeder war grob, jedoch waren ihre Berührungen ebenso voller Gier und Verlangen, sie wollten Eins werden mit ihm. Fühlen wollten sie ihn, wenn er sich in den Händen dieser Männer räkelte und den Kopf lasziv in den Nacken legte. All das wollten sie, eine heiße Nacht mit einer Geisha, die so berühmt war, dass man ihren Namen noch außerhalb der Stadt weitläufig kannte. Er hingegen wollte es nicht, so etwas intimes, nur weil man es von ihm mit Hilfe einer hübschen Summe für die Okaa-san verlangte. Es wäre gelogen, wenn er keine Schmerzen dabei hätte. Uruha schluckte flüssige schmerzstillende Mittel, wenn er für eine Nacht an einen reichen Mann gegeben wurde. Nicht oft, aber dennoch. Physische Schmerzen konnten die Mittel lindern, doch womit linderte man psychische Schmerzen? Die Geisha züchtigte sich wieder, präsentierte sich wieder unnahbar und kalt. Innerlich musste Yuu seufzen. Immer das selbe. Er unternahm keinen weiteren Versuch sich der Schönheit anzunähern - auch wenn er es gerne getan hätte. "Eine Geisha tut dies nicht, eine Geisha tut das nicht.", sprach er leise. Schon Recht, Uruha hatte ihn zu unterrichten – doch glaubte Yuu langsam das dieser gar nichts mehr Anderes annehmen konnte. Perfekt - konnte der Schöne diese Rolle nicht einfach mal ablegen und nur er selbst sein oder war dies sein wirkliches Ich? Hatte man es ihm jahrelang eingeprügelt oder hatte sich Uruha das Tag für Tag aufs Neue eingeredet? Jeder sehnte sich nach Zuneigung und Gefühlen, nicht immer mussten Hintergedanken eine Rolle spielen. Wollte oder konnte das sein Gegenüber nicht verstehen? Oder bildete sich der Schwarzhaarige das nur ein und sah etwas was womöglich gar nicht existierte? Wirre Gedanken sammelten sich in seinem Kopf und brachten ihn so ganz durcheinander! Er wandte sich ab und ließ den Anderen alleine hinter dem Paravent stehen. "Keine Sorge, ich werde nichts tun, was eine Geisha nicht auch tun würde.", sprach im selben Ton, wie sich Uruha sonst ausdrückte. Ihm war heiß - eine Mischung aus dem herrschenden subtropischen Klima und dem vorherigen Erlebnis. Ein zarter Lufthauch umspielte seine Haut, als er sich ans Fenster gestellt hatte. Herrlich, auch wenn nicht gerade sehr erfrischend. "Für dich sind alle Menschen gleich, hm?", fragte er nun, warf diese Frage einfach so in den Raum und glaubte zudem, dass Uruha kaum Erfahrungen dies bezüglich besaß. Oder war etwas in dessen Leben vorgefallen von dem er nichts wusste? Warum war er so wie er war? Es war nicht so, dass Yuu schlecht über ihn dachte, er machte sich eben seine Gedanken um diesen. Schlussendlich wandte sich der Schwarzhaarige nun von ihm ab und ging ans Fenster. Natürlich besaß Uruha Erfahrungen, so vielen Männer hatte er Gesellschaft geleistet und es war doch immer nur das Gleiche gewesen. Sie glaubten wohl, dass der Schönheit diese gierigen Blick verborgen geblieben wären. Waren diese Männer wohl alle so naiv, oder war es ihnen einfach nur egal, was er darüber dachte? Es stimmte nicht, dass Kouyou nur eine Seite des Lebens kennengelernt hatte - nein, sicherlich waren es aber viele düstersten gewesen. Das Leben einer Geisha war niemals von Hungersnot geprägt, es beinhaltete immer warmen Schlafplatz und Kleidung am Leibe, vielleicht sogar mehr, als was man sich wohl je erträumen hätte können. Doch einsam war es, kalt und grausam. Es gab Neider, die einem nichts gönnten. Je mehr man geschenkt bekam von den Kunden, so wie er, desto mehr machte man sich bei den anderen Geishas unbeliebt, Intrigen waren folglich ein unvermeidbares Übel. Aus allem jedoch schien sich die Geisha nichts zu machen, schritt sicheren Fußes auf ihrem Weg und ließ sich nicht davon abbringen. Er kannte es so, so hatte man es ihm beigebracht und eingetrichtert, so hatte man ihn in ein besseres Leben geholt, zumindest augenscheinlich. "Für mich sind diese Art von Männer alle gleich, weil ich genug erlebt habe, das kannst du mir glauben." Elegant schritt er auf sein Futon zu und setzte sich auf dieses, er konnte nun deutlich seine Müdigkeit spüren, war der Abend im Teehaus doch lange genug gewesen. Sein Blick glitt zu Yuu, welcher am Fenster stand und eine sanfte Brise genoss. "Meinst du, du kannst diese Menschen besser beurteilen? Wie kannst du von etwas sprechen, was du nicht nicht einmal erlebt hast?" Der Tonfall war wieder herablassend, so wie er zuvor auch mit dem Schwarzhaarigen gesprochen hatte. "Du denkst auch, dass ganze hier macht mir Spaß, hm?" Nun klang er verärgert. Auf welche große Lebenserfahrung konnte der andere schon zurück greifen, gerade einmal ein Jahr war er älter. Uruha war sehr jung gewesen, als man ihn das erste mal an einen Mann verkauft hatte, ein durchaus einschneidendes Erlebnis der jungen Geisha, die zu dieser Zeit noch grün hinter den Ohr gewesen war. Etwas worüber er nicht so genau nachdenken wollte, über die Jahre hinweg hatte er gelernt, dass es manchmal besser war Dinge bewusst zu vergessen oder zu verdrängen. Nun aber wollte er einfach nur schlafen. "Ich bin müde, ich möchte mich schlafen legen, mach die Öllampe aus und leg dich auch hin." Regungslos blieb der Schwarzhaarige am Fenster stehen und lauschte den Worten Uruhas. Leicht schüttelte er seinen Kopf, er glaubte, egal was er nun darauf antwortete, dass es der Geisha sowieso nicht passen würde. "Da hast du Recht, ein richtiges Urteil kann ich mir darüber nicht bilden. Doch davon habe ich auch nicht gesprochen.", rechtfertigte er sich, stieß sich von der Wand ab und ging langsam hinüber zu seinem Futon, welches genau neben dem der Schönheit hergerichtet worden war. Was hatte er darüber auch schon zu sagen? Eigentlich gar nichts - würde früher oder später seine eigenen Erfahrungen machen müssen. Wie der Andere auch schon wieder sprach - er kannte es, fiel dieser wieder ins vorgegebene Muster zurück. Wie ermüdend. "Nein, dass denke ich nicht.", sprach er nur leise. Uruha würde es doch eh nicht verstehen oder verstehen wollen. Würde er Yuu überhaupt Glauben schenken? Fraglich. Auch weitere Versuche sich der Geisha zu nähern würde er nun vorerst unterlassen. Yuu wollte nicht aufdringlich sein, den Anderen bedrängen und etwas von ihm abverlangen wollen, was dieser unter keinen Umständen wollte. So etwas etwas würde nie passen! Gewisse Andeutungen waren in Ordnung, etwas spielen - dann, wenn es die Situation erlaubte! Man musste nur den richtigen Moment abwarten - der nächste würde schon kommen. Schon längst war der prickelnde Augenblick zu Ende gegangen. Der Aufforderung wurde nachgegangen. Ohne einen weiteren Kommentar legte er sich auf sein Futon, nachdem er das fahle Licht gelöscht hatte. Sanft deckte sich der Schöne zu und schloss die Augen. Angestrengt war er, auch wenn er heute nur einen Kunden unterhalten hatte, es hatte ihm gereicht. Noch immer roch er nach Rauch und Sake, die Gerüche verbanden sich mit dem zarten Yasminduft. Die Kerze der Öllampe erlosch, der Schwarzhaarige legte sich neben ihn auf sein Futon, dann war alles ruhig. Von draußen war Dumpf der Lärm der Betrunkenen zu vernehmen, welche sich lautstark mit Frauen vergnügten, doch die Schönheit hatte sich von Kindheit an daran gewöhnt. Lange dauerte es auch nicht, bis er eingeschlafen war. Lange schlief die Schönheit, schließlich weckte man diese nicht, man lies sie ausschlafen, wenn sie erst spät in der Nacht nach Hause gekommen war, so wie es gestern gewesen war. Er durfte bis mittags schlafen und Sake durfte er trinken, wenn er im Teehaus war, jedoch in Maßen. Er durfte nicht betrunken sein, musste er doch alle Kunden bis zum Ende unterhalten können. Kein einziger Sonnenstrahl hatte am heutigen Tag die Erde berührt, Regen war es, welcher erbarmungslos vom Himmel fiel, schon seit früher Stunde. Es hatte abgekühlt, eine durchaus angenehme Geschichte, wenn man bedachte, dass die letzten Tage von drückender Schwüle dominiert wurden. Der Regen prasselte nun nieder, bedeckte die grausame Welt mit Tränen, als wollte der Himmel all das Leid auf der Erde beweinen. Eben von diesen Geräuschen wurde Uruha zu später Vormittagsstunde wach. Kurz blinzelte er und gähnte dann, noch immer war er geschminkt und seine Haare waren noch hochgesteckt, er hatte nur die großen Haarkämme und die Kanzashi aus dem edlen Gesteck entfernt, sonst hatte er alles so belassen, wie er aus der Okiya gegangen war, hatte er doch nicht so viel Zeit mit dem Auskleiden verbringen wollen, da er recht schwerfällig gewesen war. Nun erhob er sich und setzte sich in seinem Futon auf, er wirkte als hätte er nicht geschlafen, sondern als hätte er sich gerade noch hergerichtet. Lediglich einige Strähnen vielen vorwitzig aus seinem Haargesteck und auf die mit dem Seidenkimono bedeckten Schultern. Traum- und ereignislos war sein Schlaf gewesen, jedoch erholsam. Selbst wenn er träumte, er konnte sich nicht an recht viel erinnern, wenn er aufwachte - bereits beim ersten Augenaufschlag, als wen dies der Auslöser gewesen wäre, hatte er beinahe alles wieder vergessen. Manchmal konnte das von guten Nutzen sein, wenn man etwas Schlimmes und Unangenehmes geträumt hatte - nur schade, wenn es das Gegenteil gewesen war. Auch wenn der Schwarzschopf spät zu Bett gegangen war, öffnete er schon früh am Morgen seine Augen, er war ausgeruht und ausgeschlafen. Sofort hörte er das bekannte Geräusch des Regens. Wie gern wäre der Ältere nun hinaus gelaufen, um sich in den warmen Sommerregen zu stellen! Schon öfters hatte er so etwas gemacht, nahm sich dieses Handeln einfach heraus, auch wenn ihn seine misslungenen Eltern zurückgerufen hatten. Er ließ sich nicht belehren. Zu schön war das Gefühl die seichten Regentropfen auf seiner Haut spüren zu können, doch hier blieb ihm dies wohl verwehrt. Yuu konnte nicht einfach hinausstürmen - womöglich würden hier von der Hausherrin noch schlimmere Strafen folgen als in seiner Heimat. Nach ihm wurde nicht gerufen, nichts abverlangt, demnach blieb er auf seinem Futon liegen und starrte an die Decke. Viele Gedanken schwirrten in seinem Kopf umher - neben sich sah er Uruha, welcher noch schlief. Dessen ruhige Atmung hatte ihn verraten. Selbst wenn er nun aufstehen würde, er wüsste nicht, was er tun sollte. Was erwartete man auch von ihm? Seine Mutter und sein Vater hatten ihre Forderungen gleich bei den ersten Sonnenstrahlen kund getan, hatten ihm diese wenn nötig sogar eingeprügelt - doch hier? Auf der Seite liegend sah er zu der Schönheit, ruhig war sie. Yuu besah sich genau dessen Gesichtszüge, prägte sich jedes Detail ein. Wozu? Das könnte er, wenn man ihn fragen würde, nicht beantworten. Nach einer schier endlos scheinenden Zeit wurde auch Uruha wach, der Schwarzschopf wandte seinen Blick ab - sollte der Jüngere nicht falsche Schlüsse ziehen. Was würde er auch annehmen können? Das er ihn wieder bespannte, schon gemeinste Pläne ausheckte um nur an seinen Körper zu kommen? Wieder schaute er gen Decke, die Arme hinter den Kopf verschränkt. "Gut geschlafen?", begrüßte er den anderen höflich, sein Tonfall war monoton. Eine ihm zu bekannte und doch ebenso neue Stimme begrüßte ihn. "Uhm... ok.", kam es aus dem Mund der Geisha, welche doch noch etwas verschlafen wirkte. Am frühen Morgen - also wenn er aufwachte - war er eben noch nicht hundert prozentig ansprechbar. Er musste sich waschen, das war das Einzige, was ihm nun als erstes in den Sinn kam, nahm er doch noch den Geruch des letzten Abends wahr, er mochte ihn nicht, roch er doch zu sehr nach den Menschen, die er unterhalten musste. Elegant nun erhob er sich und schritt zum Fusuma, das Dienstmädchen sollte Wasser im Bad für ihn warm machen. Nach dem Frühstück, welches man schon bald als Mittagsmahlzeit bezeichnen konnte, würde er ein Bad nehmen, ein langes heißes. Schon als er eine Trennwand beiseite geschoben hatte, entdeckte er die Dienstmagd auf dem Flur, die sich sofort zu ihm umdrehte. "Geh und leg Holz auf, ich will baden nach dem Essen." Schon etwas fordernd kam es über seine Lippen. "Und hol etwas zu Essen.", fügte er noch an, ehe er sich zu Yuu umdrehte. "Komm." Er ging nun den Flur mit bloßen Füßen entlang und schritt auf das Zimmer zu, in welchem sie zu speisen beliebten, der Schwarzhaarige folgte ihm wortlos. Im Zimmer, von welchem aus man bei geöffneter Schiebetüre einen wunderbaren Blick auf den edlen japanischen Garten hatte, saß Okaa-san und rauchte ihre Pfeife. Auf dem niedrigen Tischchen hatte sie eine Zeitung ausgebreitet, die sie nach gewohnter Manier aufmerksam studierte. Als die Türe beiseite geschoben wurde, lächelte sie , ihre Geisha samt Anhang war also wach. "Hast du gut geschlafen? Wie war es gestern im Teehaus beim General?" Nicht sofort ging die Geisha auf die Frage Okaa-sans ein, sondern setzte sich nur ein den Tisch, wie es ihm Yuu ebenfalls gleichtat. "So wie immer, wie soll es schon gewesen sein." Eine knappe Antwort, welche wohl am besten ausdrückte, dass er nicht darüber reden wollte. Er mochte das ganz nicht, mochte den General nicht, welcher sich doch so aufdringlich an ihn heran gemacht hatte und am liebsten noch andere Sachen mit ihm gemacht hätte, als nur seine Kunststück zu bewundern und sich von ihm bedienen zu lassen. Kurz darauf ging der Fusuma ein zweites Mal auf und das Dienstmädchen kam mit frischem grünen Tee und etwas zu essen herein. Sofort als sie das Speisezimmer betreten hatten, fühlte sich Yuu unwohl. Lag es an der Anwesenheit der Hausherrin? Von Anfang an lag in ihm eine gewisse Missgunst gegenüber der Frau, doch ein triftiges Argument dafür konnte er nicht liefern. War es einfach ein Gefühl das sich unerlaubt in ihm ausbreitete? Doch Yuu überspielte dies auf beste Art und Weise, ließ sich nichts anmerken und fing an sich etwas von den dargebotenen Köstlichkeiten in die Reisschüssel zu tun. Nicht viel nahm er - wollte oder besser musste er zeigen, dass er nicht gierig war und ein anständiges Benehmen an den Tag legen konnte. Dem kargen Gespräch lauschte er neugierig, welches zwischen Uruha und der Hausherrin ablief. Doch viel konnte er diesem nicht entnehmen - keinerlei Informationen wurden ihm Preis gegeben, darüber, was letzte Nacht im Teehaus geschehen war. Über ihr kleines Spiel verlor man auch kein Wort - Yuu sowieso nicht, doch konnte er die Geisha noch nicht einschätzen. Die Hausherrin faltete die Zeitung zusammen, sah auf und beschaute sich ihrer Geisha. Ein hübsches Ding war er - wie gut, dass sie damals das Glück beim Schopfe gepackt und sich dem damals noch jungen Kind angenommen hatte. Wie sich schnell herausgestellte hatte, entwickelte sich dieses unscheinbare Kind zu ihrer besten Einnahmequelle. "Wie immer also. Der General war bereits in der Früh bei mir.", sprach sie weiter und hoffte nun die Aufmerksamkeit ihres Schützlings auf sich gezogen zu haben. "Er hat mir ohne Umschweife ein beachtliches Angebot gemacht.", sprach sie, erhob sich ihres Alters gemäß, und schritt an Uruha heran. Eine Hand wurde auf dessen Schulter gelegt. "Du scheinst ihm gestern wohl sehr gefallen zu haben.", flüsterte sie ihm zu - dennoch so laut, dass es der andere verstehen konnten. "Gut gemacht, mein Liebling.", hauchte sie hinterher - würde sie, wenn sie auf das gemachte Angebot eingehen würde, um einiges mehr Geld in den Händen halten können als zuvor. Yuu hatte derweil dem Gespräch gelauscht - zählte Eins und Eins zusammen und dachte sich dazu die passende Geschichte aus. Ein doch recht sarkastisches Lächeln bildete sich auf den Zügen der Geisha. "Wie überaus reizend von ihm.", die Ironie schwang in seiner Stimme mit. Uruha wusste nur zu gut, wie Okaa-san auf Geld reagierte, sie konnte nie genug davon haben. "Was hat er denn über mich erzählt?", er wollte tatsächlich mehr wissen. Die Geisha schien nicht gerade gut aufgelegt zu sein. Er hatte schlecht geschlafen, wirres Zeug geträumt, war in der Nacht öfter aufgewacht, gereizt eben. Etwas Reis nahm er sich in seine Schüssel, goss etwas süße Soße darüber und aß etwas davon. "Das dumme Ding soll möglichst schleunigst Feuerholz auflegen, ich will mich baden." Die Hausmagd war gemeint, der Schöne hatte noch nie etwas für sie übrig gehabt. Es war eine gewisse überlegene Art, die er an den Tag legte, redete herablassend, so gesehen war die Geisha doch eine kleine Prinzessin. Berühmt war er, viele reiche Männer wollten seine Gesellschaft, beherrschte er sein Handwerk eben. Immer noch regnete es in Strömen, ein missbilligender Blick seitens der Geisha in Richtung des Fensters signalisierte seine Gedanken dem anderen gegenüber. Ein düsterer Blick glitt zu Yuu, welcher still dasaß und aß. Suchte er verantwortliche für seine schlechte Stimmung? "Wieso gibt man ihm nicht ein eigenes Zimmer, warum soll ich eines mit ihm teilen? Ich bin die Geisha des Hauses, er ist noch nicht einmal eine Lerngeisha." Eine kurze Pause folgte, in welcher er nun wieder etwas von dem Essen zu sich nahm, welches man ihnen servierte hatte und er anschließend einen Schluck des warmen grünen Tees nahm. "Der General war aufdringlich, Okaa-san. Das gehört sich nicht." Ein gewisser Unterton schwang in seiner Stimme mit, er wollte der Frau doch noch etwas davon mitteilen, was sich gestern im Teehaus abgespielt hatte. Er hatte ihn auf die Matten gedrückt, es schickte sich durchaus nicht. Schließlich war kein Anlass dafür gewesen, hatten sie sich doch im Teehaus befunden, diverse Aktivitäten würden an anderen Plätzen stattfinden. Yuu entging die Laune der Geisha nicht, Uruha gab sich auch keine Mühe diese zu überspielen, ganz deutlich konnte man erkennen was sich in seinem Inneren abspielte. Doch der Schwarzschopf blieb still und unterließ es, sich ins Gespräch einzumischen. Die Hand die Okaa-san vor wenigen Augenblicken auf die schmale Schulter der Schönheit gelegt hatte wurde nun schnell wieder entfernt und ein strenger Blick auf ihn gerichtet. Sie brauchte dazu nichts zu sagen, Uruha wusste doch selbst ganz genau, dass es sich für eine Geisha nicht schickte so zu reden - was bildete er sich überhaupt ein? "Sei still!", ermahnte sie im barschem, strengen Ton. "Ich mache hier die Regeln, nach denen du dich zu richten hast!", redete sie im selbigen Ton weiter wie sie begonnen hatte. Die Frau fasste sich an die Schläfe und senkte ihren Kopf. "Züchtige dein Mundwerk! Er ist immerhin bereit einen hohen Preis für dich zu bezahlen, viel mehr als du es Wert bist!" Sie witterte Geld und dieses würde sie unter keinen Umständen ausschlagen! Wie hässlich Geldgier doch war - schrecklich. Auch wenn sie wusste, wie sich solche Treffen abzuspielen hatten, würde sie über den kleinen Fauxpas hinweg sehen, schließlich würde der General diesen teuer bezahlen, im wahrsten Sinne des Wortes. Strenge Worte verließen ihren Mund, sie musste deutlich machen wer hier das Sagen hatte, wo Uruha sich zu unterzuordnen hatte. Ein abfälliges Schnauben war alles, was Uruha nun von sich gab. Die Geisha konnte durchaus sehr frech und gehässig werden. Wieder aß er still etwas aus seiner Reisschüssel. "Und wann soll es sein?", sie wusste genau, was er meinte. Sicherlich hätte Uruha nun sehr vulgär werden können, doch das hätte die Situation noch mehr aufgebauscht. Okaa-san würde doch schon sicherlich etwas mit diesem Mann ausgemacht haben, wenn er schon so viel Geld dafür bot, da war sich der Schöne sicher. Sein Blick glitt zu Yuu, welcher neben ihm saß und das Ganze still zu verfolgen schien. Kein Wort sagte er, war still und aß seinen Reis. Dieses kleine Bauerntrampel würde er sich heute Nachmittag schon noch vornehmen und ihm zeigen was es hieß, Geisha zu werden, dessen war er sich sicher. Gereizt, so könnte man Uruha im Moment wohl am besten bezeichnen. Er wollte keine Volksreden von Okaa-san, wusste er doch eigentlich, wie er sich ihr gegenüber zu verhalten hatte, nur wollte er eben nicht und konnte auch anders. Seine Reisschüssel wurde nun auf dem Tisch gesetzt, er hatte keinen Hunger mehr. Das Einzige was er nun noch wollte, war ein warmes Bad um seine Glieder zu lockern und zu entspannen. Eigentlich wollte er sich wieder auf die weichen Kissen seines Futons legen und dort liegen bleiben für den Rest seines Lebens. Natürlich er sollte sich gegenüber Okaa-san benehmen, was war ihm da nur eingefallen...? Diese Frau konnte ihn wahnsinnig machen mit ihren strengen Regeln, an welche er sich zu halten hatte. Sein Blick fiel auf die Zeitung, welche Okaa-san gelesen hatte, sie pflegte stets diese zu lesen, um zu wissen was es neues gab in der Stadt, oder hielt nach potentiellen Kunden für ihre Geisha Ausschau. "Mein Rücken tut mir weh, die Dienstmagd soll mir die Glieder massieren.", kam es nun wieder von der Schönheit welche sich nun langsam erhob und Okaa-san ansah. Das arme Dienstmädchen wusste, dass Uruha keine Frau war, wäre es auch einfach unmöglich gewesen es vor ihr zu verbergen, wenn man eben so eng in dieser Okiya aufeinander saß. "Das wirst du schon früh genug erfahren...", ließ sie offen stehen, wann sie das nächste Treffen mit dem General vorgesehen hatte. Solch eine wichtige und vor allem teure Angelegenheit ließ man nicht lange warten, vor allem nicht Matsubayashi-san. Gierte sie doch, seitdem der General sein Angebot ausgesprochen hatte, nach seinem Besitz. So viel Geld - noch nie wurde so viel für ihre Geisha geboten - wie konnte sie nein sagen? Unmöglich versteht sich! Nach der Strenge folgte nun ein überraschend sanfter Blick, sogar ein kleines Lächeln zauberte sie hervor. "Natürlich wird sie das tun." Würde sie es dem Dienstmädchen, wenn es sein müsste, höchstpersönlich anordnen. Der Schwarzhaarige wurde aus allen Angelegenheiten heraus gehalten - doch lange würde sich dieser Umstand wohl nicht mehr halten. Bald musste er die Aufgaben einer Lerngeisha übernehmen, musste lernten eine Geisha zu sein, schön und anmutig. "Nun geh.", schickte sie die Geisha aus dem Zimmer. Sofort galt ihre Aufmerksamkeit nun Yuu welcher sich, seitdem er sich gesetzt, nicht einmal gerührt hatte. Ohne Angst schaute der Schwarzschopf in ihre Richtung, war gespannt welche Worte die Frau nun für ihn noch übrig hatte. Ein kritischer Blick war es, welcher Yuu zu teil wurde. Die Frau setzte sich nun wieder an den Tisch Yuu gegenüber. Sie nahm ihre Pfeife wieder auf, welche sie zuvor auf ein kleines Tellerchen gelegt hatte, damit nichts anbrannte. "Es hat natürlich einen Grund, warum du dein Zimmer mit Uruha teilst. Schau dir so viel wie möglich von der Schönheit ab, so lernst du am schnellsten - und du hast schnell zu lernen. Eigentlich bist du schon zu alt dafür eine Geisha zu werden, du kannst nicht mehr in die Schule gehen. Heute Nachmittag sollst du lernen mit dem Fächer zu tanzen, diene zukünftigen Kunden musst du doch unterhalten können. Anmutig sollst du aussehen und nicht unbeholfen. Auch musst du deine Kunden bei Tisch bedienen können, lernen zu wissen was sie wollen, noch bevor sie es aussprechen." Sie führte die Pfeife an den Mund und nahm einen tiefen Zug von ihr, ehe sie den Rauch in die Luft blies. Draußen trommelte der Regen auf die Dächer, es hatte kein bisschen aufgehört zu regnen seitdem die beiden aufgestanden waren. "Schau dir nur an, was aus dir werden kann. Ist Uruha nicht eine perfekt Geisha? Erst wenn dich alle Männer haben wollen, dann kannst du dich eine richtige Geisha nennen. Wenn dein Preis in die Höhe geht und du im Teehaus gefragt bist. Du kannst damit beginnen dir einen Namen zu machen, wenn dich ein Mann zum ersten mal in der Nacht bei sich haben will. Streng dich ja an, ich will nur die besten Geishas mein Eigen nennen." Ein Lächeln bildete sich auf ihren Zügen. "Und jetzt geh ins Zimmer, wenn mein Liebling aus dem Bade kommt, dann sollen die Futons weggeräumt sein, hilf der Magd. Schau dass der Schminktisch ordentlich ist, an welchem ihr euch hübsch macht. Und sag dem Dienstmädchen, dass sie Uruha sanft den Rücken massieren soll, du hast doch gehört, wie es meinem Liebling geht." Uruha hatte definitiv eine viel höre Stellung als Yuu, welcher ihm bei diversen Sachen helfen sollte und sich dabei von der Geisha vieles abschauen sollte. Wie er ging und wie er sich verhielt - schließlich war er die große Geisha des Hauses, welcher die Lerngeisha zur Seite stehen sollte. Lange wurde er von Okaa-san unterwiesen. Ihm wurde gesagt, wie er sich demnächst zu verhalten hatte und was er dafür können müsste. Als allzu einfach würden sich diese Aufgaben sicherlich nicht herausstellen - harte Arbeit eben. Nicht umsonst zog sich die Ausbildung einer Geisha in die Länge - erlernte man die Fähigkeiten und das Gespür nicht von heute auf morgen. Wie deutlich sich ihr Charakter auch bei den Worten zeigte - Geld, Macht und Ruhm waren wohl die einzigen Tugenden nach denen die Hausherrin strebte. Was zählte eigentlich für ihn? Wirkliche Gedanken hatte sich der Schwarzschopf noch nie darüber gemacht. Freiheit? Ja, das ganz sicher - doch diese musste er nun wieder für einen Teil aufgeben - heimlich würde er sie Stück für Stück zurück gewinnen. Es galt nur den richtigen Zeitpunkt abzuwarten. Der junge Mann erhob sich, meldete sich mit einer leichten Verbeugung bei der Hausherrin ab und ging geradewegs in das gemeinsame Zimmer, um die gestellten Aufgaben zu erledigen. Ordentlich hatte er dabei vorzugehen, wollte sich auch keinen Fehler erlauben und arbeitete gewissenhaft. Alles wurde nach Vorschrift weg geschafft, so, wie es sonst das Dienstmädchen erledigte. Auch den kleinen Schminktisch brachte er in Ordnung und besah sich die darauf liegenden Utensilien.Wie er wohl selbst aussehen würde, wenn er diese tragen würde? Er besah sich im Spiegel und versuchte sich weißes Puder und rote bemalte Lippen in seinem Gesicht vorzustellen. Kopfschüttelnd ließ er rasch davon. Yuuki leistete ihm in eben diesem Moment Gesellschaft und wartete, wie er, dass sie ihre Befehle ausführen konnte. Warmes Wasser umspielte die Züge der Geisha. Sein Körper war sein Kapital, das wusste er. Seine makellose Haut und seine natürliche Schönheit trugen ihr übriges dazu bei, auch von Natur aus war er eben hübsch. Langsam jedoch erhob er sich und hüllte sich in ein weiches Handtuch. Der Duft von Yasmin, sein Duft, lag im Raum, er war geheimnisvoll und doch so reizend süß. Wundervoll rochen seine Haare nach dem Bade danach, etwas Unverkennbares. Der Schmutz von letzter Nacht war von ihm abgewaschen, das Make-up von seinem Gesicht entfernt. Er wusste nicht, ob er heute Abend wieder ins Teehaus musste, Okaa-san hatte kein Wort darüber verloren. Oder ob er sogar zum General musste, der doch schon bei Okaa-san höchstpersönlich seinen Wunsch ausgesprochen hatte und diesen für sie mit einem hübschen Sümmchen gefestigt hatte. Ein dreckiges Geldgeschäft war es, Okaa-san hatte in dieser Hinsicht ihre Schwächen. Er trocknete nun seinen Körper, die nassen Haare gaben immer wieder einige Tropfen Wasser ab, welche über die zarte Haut rannen. Der Körper wurde schließlich in einen einfachen Kimono, welcher mit Kranichen verziert war, gehüllt. Zu Hause trug er nie wertvolle Kimono, wären sie doch einfach zu schade dafür, wenn man bedachte, dass er, wenn er ins Teehaus oder zu anderen Kunden ging, Kimono in einem Wert trug, welcher eine einzige Familie mehrere Wochen über versorgen konnte. Die Kimono jedoch gehörten nicht ihm, sie gehörten Okaa-san. Ab und an kaufte sie neue elegante Garderobe für Uruha, musste sie ihre Geisha doch bestmöglich in Szene setzen. Ein Seufzen verließ seine Lippen, als er sich nun auf den Weg in sein Zimmer machte und das Bad hinter sich ließ. Der Fusuma wurde beiseite geschoben und er sah Yuu und Yuuki, wie sie gerade dabei waren die letzten Reste der Futons wegzuräumen, auch sein Schminktischchen war aufgeräumt worden, nichts von der Unordnung, welche er gestern zurückgelassen hatte, war mehr zu sehen. "Oh, haben die beiden Dienstmädchen schon alles aufgeräumt? Das sehe ich gerne.", verließen sofort die zynischen Worte seinen Mund, wobei ihm der Blick des Schwarzhaarigen nicht entging. "Ich möchte, dass mir der Rücken massiert wird, er tut mir weh." Selbst das Dienstmädchen redete Yuu keine einziges Wort - interessierte sich hier überhaupt jemand für ihn? Hatte Okaa-san ihr womöglich aufgetragen nicht mit dem Schwarzhaarigen zu reden? Vielleicht war es Angst, dass sie sich aus Versehen verplapperte? Wie schade, dass Yuu längst hinter das kleine Geheimnis gekommen war. Sogar ohne Mühe - hatte sich Uruha doch selbst verraten und das sicher ganz unabsichtlich. Der Ältere glaubte nicht, dass er es darauf angelegt hatte, nein sicher nicht. Auch wenn dieser die Ruhe selbst dabei geblieben war. Das Gespräch am Esstisch ließ er sich noch einmal durch den Kopf gehen. Uruha hatte sich mit einem angesehenen General getroffen, welcher anscheinend großen Gefallen an ihm gefunden hatte. Hatte dies zu bedeuten, dass auch dieser in das Geheimnis eingeweiht war? Bestimmt, anders konnte es sich der Schwarzschopf nicht erklären. Seine Gedankengänge wurden abrupt beendet, als die Schönheit ins Zimmer kam. Welch süße Wort wieder von ihr zu hören waren. Mit einer Handbewegung hielt Yuu das Dienstmädchen auf, welches sich gleich an das Erledigen ihrer Aufgabe machen wollte. Er wusste zwar, dass man sie darum beauftragt hatte - doch konnte sich Yuu die Chance nicht entgehen lassen. Elegant schritt er auf den Jüngeren zu, ließ sich nieder und legte sanft seine Hände auf die schmalen Schultern. "Lass mich das machen.", informierte er ihn, drückte seine Hände leicht zusammen und versuchte so die Muskeln des Anderen zu entspannen. Nicht zu fest griff er zu, massierte mit wohltuenden Bewegungen Uruhas Schultern, dessen Nacken - fuhr die Wirbelsäule nach und lockerte die gesamte Rückenmuskulatur. Yuuki sah eher unbeholfen dabei zu - wusste sie nicht, was sie nun tun sollte. "Du hast meine Geisha nicht anzufassen!", mahnte Matsubayashi sofort, die schon fast unbemerkt das kleine Zimmer betreten hatte. Ihr missfiel dieser Anblick, welcher sich ihr bot, sehr. Tatsächlich wurde Yuuki von Yuu zurück gehalten. Was bitte wollte er? Kurz dachte der Schöne, dass er sich verhört hatte, doch es schien der Ernst des anderen zu sein. Ein kurzes Blinzeln war es, welches er schließlich dem anderen schenkte. "Was? Du willst mich massieren, das kannst du doch gar nicht, du Bauerntrampel, du würdest mir nur mehr schaden, als dass es helfen würde." Doch Uruha hatte den Satz kaum beendet, da hatte sich der Schwarzhaarige schon hinter ihn gesetzt und legte seine Hände an seine schmalen Schultern. "Ein falscher Handgriff und du bist tot.", es war nur ein Zischen. Der Ältere schien sich jedoch sehr wenig beeindrucken zu lassen - nein, ganz im Gegenteil, er sagte nichts und fing einfach an. Und es wurde still im Raum. Die Augenweide fühlte die Hände, welche geschickt über seinen Rücken zu fliegen schienen. Mit kreisenden Bewegungen des Daumens wurden die Nackenmuskulatur gelockert, sie drückten einige Stellen, die recht verspannt schienen. Dann glitten die Hände sehr sanft die Wirbelsäule entlang und lockerten die übrigen Muskeln. Die Geisha hielt nun den hübschen Mund und nach kurzer Zeit bereits hatte er die Augen geschlossen. Unbeholfen kniete das Dienstmädchen auf einem Kissen der Tatamimatten und besah sich das Spektakel, sie biss sich auf die Lippe und schien überhaupt nicht zu wissen, was sie nun zu tun hatte, da sie ja eigentlich gar nichts zu tun hatte. Welch Zwiespalt. Eine Gänsehaut war es während dessen, welche den Rücken der Geisha überzog, auch wenn er es nicht zugeben wollte, doch Yuus Massage war wirklich sehr gut, nicht zu fest und nicht zu locker, genau richtig eben. Die Hände waren so geschickt, wie er es noch nie zu vor gespürt hatte, das Dienstmädchen hatte ihn eher sanft angefasst, fast schon zu zaghaft aus Angst, sie könne ihm weh tun. So ging nun gerade in diesem Moment der Entspannung der Geisha der Fusuma auf und Okaa-san stand in diesem. Kaum war sie einen Schritt eingetreten, konnte sie schon nicht fassen, was sich vor ihren Augen abspielte. Yuu massierte ihre Geisha! Was zum Teufel sollte das, war es nicht das Dienstmädchen, welches sie damit beauftragt hatte? Grob nun schritt sie auf Yuu zu und zerrte ihn von der Geisha weg. "Was fällt dir ein, meine Geisha so anzufassen? Hast du keinen Anstand, das macht man nicht! Das Dienstmädchen ist dafür zuständig! Ich habe dir gesagt, was du zu tun hast!" Eine Ohrfeige war es, welche der Schwarzhaarige kassierte. Die Geisha ließ es sich gefallen - blieb sogar still dabei, was Yuu in seinem Tun bestätigte. Doch setzte die Hausherrin jenem Spektakel bald ein Ende, erzürnt über Yuus Tat schritt sie geradewegs auf den Jüngling zu und zerrte ihn grob von ihrem Liebling. Es knallte, man konnte deutlich hören wie die Hand der Frau auf die Wange des Schwarzhaarigen traf. Fest hatte sie zugeschlagen, doch Yuu verzog keine Miene, lediglich seine Mundwinkel zuckten leicht. Auf dem Boden blieb er liegen, wie ein getretener Hund – er parierte. Doch hegte die Hausherrin im Moment nicht nur eine Missgunst gegenüber den Schwarzhaarigen. "Und du!", wandte sie sich nun an die Geisha, sah diese mit tadelndem Blick an. "Du lässt dich von ihm berühren! Vergiss nicht was du bist!", ermahnte sie ihn, zeigte aber in Sekundenschnelle wieder einen völlig anderen Gesichtsausdruck. Liebevoll strich sie durch das seidene Haar, welches sich durch das ausgiebige Bad noch weicher anfühlte als sonst. "Ich weiß, dass du das nicht noch einmal tun wirst, nicht war mein Liebling?", säuselte sie lieblich und strich über Uruhas Wange. Zu streng konnte sie mit ihrer Einnahmequelle eben nicht sein, hing von dieser ihre ganze Existenz ab und diese galt es nicht auf bestem Wege zu vergraulen. Das Dienstmädchen schien verängstigt, hatte sie Angst, dass Yuus Handeln noch Auswirkungen auf sie selbst haben könnte? Wieder einmal bekam der Schwarzhaarige eine Ohrfeige. Uruha bekam so etwas nicht, könnte es doch sein hübsches Gesicht entstellen. Jedoch war es ein sehr scharfer Ton, welcher ihm entgegen kam, als sich die Hausherrin an ihn wand. Still saß die Geisha da, zeigte keine Regung, verzog gar keine Miene. Von einer auf die andere Sekunde jedoch änderte sich schon wieder der Ausdruck Okaa-sans. Eine Hand strich zart über dessen weiche Wange, liebliche Worte umschmeichelten ihn. "Du bist doch mein Liebling, sei vernünftig, Uruha. Das tut doch deinem Rücken gar nicht gut, lass das Yuuki machen." Neben ihm hatte sie sich niedergelassen und blickte ihn nun an, Yuu ignorierte sie komplett. Noch viel zu lernen hatte der Rebell und war sich sicher, dass sie aus ihm einen gehorsamen Jungen machen konnte, er hatte Potential, so blind war sie nicht. "Soll ich dir etwas Süßes holen, magst du süße Kirschen oder Pflaumen?" Den lieblichen Tonfall behielt sie bei, strich immer wieder sanft über die Haut der Geisha. Sie wusste ganz genau, dass es Uruhas verdientes Geld war, welches sie verwaltete und im Endeffekt besaß. Er war es, der für seine Künste im Teehaus und auch manchmal im Bett bezahlt wurde - und das eben wirklich nicht schlecht. Sie konnten sich schon mehr leisten als so manche Durchschnittsokiya. Die Hand wich nun von der Wange und ihre Lippen legten sich auf diese. Sie mochte ihre Geisha, das konnte sie nicht bestreiten, er war einfach schön, es war Tatsache. "Lass mich dir etwas holen.", sagte sie sanft und erhob sich nun, deutete Yuuki mit einer Geste an, dass sie ihr folgen sollte. Uruha jedoch blieb an der Stelle, an welcher er sich befand und zeigte immer noch keine Gefühlsregung, eben das, was er am Besten konnte. Der Fusuma wurde schließlich wieder hinter den Beiden zugeschoben. Langsam wandte sich Uruha nun zu Yuu, welcher sich inzwischen aufgerappelt hatte und über die rote Stelle rieb, welche Okaa-san bei ihm hinterlassen hatte. Er hob den Blick und sah direkt in Uruhas mahagonibraune Augen. Endlich war die Hexe weg. Kein Laut hatte er von sich gegeben als er seine Strafe kassierte, auch jetzt nicht. Aber hatte es sich doch für ihn gelohnt. Wieder konnte er Uruha näher kommen als andere, ohne dafür auch nur einen einzigen Yen auszugeben. Dafür erhielt er seine Belohnung, welche er noch schmerzlich an seiner Wange spüren konnte. "Widerlich.", konnte man vom Schwarzhaarigen hören. Nicht das er neidisch auf Uruha war - doch die Art wie Okaa-san mit ihrer Geisha umsprang empfand er mehr als nur unangenehm. Fand er es doch besser, dass diese ihn nicht einmal würdigte. Gemütlich, so wie es sich nicht für eine Geisha gehört, setzte er sich in den Schneidersitz und behielt Uruha genau im Auge. Jetzt, wo man ihn nicht sah konnte er es sich erlauben - doch nicht wenn der strenge Blick der ältere Frau auf ihm lag. Noch eine Ohrfeige wollte er sich wirklich ersparen. "Hast du es nicht satt?", wollte er wissen. Die Schönheit war schon so lange hier, vielleicht hatte er sich einfach daran gewöhnt und ertrug alles in gleichgültiger Manier. Lieber hielt er Abstand, wer wusste schon wie lange Okaa-san wegbleiben würde. Was diese sich wohl für Strafen einfallen lassen konnte? Mit einer Ohrfeige war es wohl nicht getan, wenn sie Yuu wieder unerlaubt in Uruhas Nähe sehen würde. Der Satz des Schwarzhaarigen erreichte sein Ohr, er schlug die Augen nieder. Ob er es satt hatte? Und wie! Er hasste es, wie sie ihn behandelte. Doch wo bitte sollte er den hingehen, selbst jetzt, wenn er einfach wegrennen würde? Doch Uruha tat es nicht, er pflegte nicht wegzurennen, wenn es unangenehm wurde. Nie hatte er etwas anständiges gelernt, womit er draußen sein Geld verdienen konnte, seit er sieben Jahre alt war lebte er hier in diesem Haus und er wäre eigentlich schön blöd gewesen, wenn er weggerannt wäre. Hier bekam er alles, was er wollte, einen warmen Schlafplatz auf teuren Seidenkissen, frisches Essen und er konnte sich baden wann immer es ihm beliebte. Natürlich als kleiner Junge hatte ihm das Ganze ganz und gar nicht gefallen - nein im Gegenteil, es war eine Folter gewesen, man hatte ihn von früh bis spät gedrillt. Er hatte in die Geishaschule gehen müssen, immer darauf bedacht, dass ihn keiner als Jungen entlarvte. Okaa-san war schon streng zu ihm gewesen, doch mit der Zeit hatte er einfach gelernt, dass es wirklich klüger war ihren Anweisungen Folge zu leisten, da er am meisten Profit daraus schlug zu gehorchen. Sie war nett zu ihm, schlug ihn nicht und er führte ein einigermaßen normales Leben, wenn man es denn als solches bezeichnen konnte. Doch mit den Jahren hatte sich das Ganze schon geändert, er war eine Lerngeisha geworden, hatte zum ersten Mal mit Kunden Umgang gehabt und viel schneller als es ihm lieb gewesen war, hatte er gelernt um was es in dieser kleinen Welt ging. Er hatte keine Rechte, musste sich fügen, Okaa-san und den Kunden gegenüber. Die Welt war grausam und oberflächlich was man wollte war sein Körper; gierige Augen drehten sich nach ihm um, er wusste genau was sie wollten. Oft geschahen Berührungen von unzüchtigster Art, doch was sollte er machen? Okaa-san wusste dies, im Großen und Ganzen störte es sie nicht, es gehörte zum Geschäft. Irgendwann hatte Uruha sich einfach damit abgefunden und er wurde zum ersten Mal eine Nacht an einen Kunden verkauft. Zu gut erinnerte er sich an die ersten Nacht, in der man in sein tiefstes Innerstes gedrungen war, ein reicher Kaufmann aus dem Norden war es gewesen. Es war nicht schön gewesen, nicht für die Geisha. Der Schwarzhaarige bekam keine Antwort, viel mehr schien es, dass die Geisha sich in ihren Gedanken verloren hatte. Es kribbelte in seinen Fingern, wie gern würde er sich jetzt näher neben den Anderen setzen - ganz ohne Hintergedanken. Im Moment stand ihm nicht der Sinn danach, ganz anders als letzte Nacht. Er musste zugeben, dass er diese beinahe unschuldigen Berührungen genossen hatte. Auch wenn sie nicht viel in Kontakt getreten waren. Er konnte noch immer die geschmeidigen vollen Lippen auf den seinen spüren. Es waren Schritte zu hören, Yuu setzte sich mit Schwung wieder auf und brachte sich in eine gerade Haltung, so wie es die Hausherrin bei ihm sehen wollte. Nur einen kurzen Moment später trat auch schon die Frau mit dem süßen Mitbringsel hinein, das Dienstmädchen war nicht mehr bei ihr. Ganz sauber waren die Kirschen, die in einer kleinen Schale ihren Platz gefunden hatten. Der Regen hatte sie sauber gewaschen, kein Dreck haftete mehr an dem kostbaren Obst, welches im eigenen Garten heranwuchs. Jedoch waren die Kirschen nicht das Einzige was man im schön hergerichteten Garten naschen konnte. "Sieh mein Liebes, was ich dir feines mitgebracht habe.", sprach sie im mütterlichen Ton und hielt Uruha die teure Porzellanschüssel entgegen. Yuu bot sie nichts an, mit erhobenen Blick sah sie zu diesem. "Du hast dir das nicht verdient!", tadelte sie, spielte dabei auf dessen Missetat an. Eine Kirsche fischte sie aus der Schüssel und hielt diese vor den Mund der Schönheit. "Probier sie, sie werden sicherlich ganz süß schmecken.", versicherte sie, immerhin hatte sie doch als ihr das Dienstmädchen die gepflückten Kirschen gereicht hatte, einen prüfenden Blick darauf geworfen. Das ihr ja keine Faule darunter war! Gekostet wurde auch, sie wollte der Schönheit doch nichts widerwärtiges anbieten. Eine Kirsche wurde ihm vor die Nase gehalten, welche er schließlich zaghaft annahm. Die Hausherrin stellte nun die Porzellanschüssel auf den niedrigen Tisch und schenkte dem Schwarzhaarigen noch einen bösen Blick. "Lass die Finger davon, hast du gehört? Du solltest dich mehr auf den Fächertanz konzentrieren und die Manieren, die Uruha an den Tag legt." Mit diesem Satz verließ sie schließlich das Zimmer, nachdem sie den Fusuma zugeschoben hatte. Ein Seufzen war es, welches über die Lippen der Geisha kam. "Natürlich habe ich es satt, was glaubst du denn?" Einen kleinen Bissen nahm er nun von der Kirsche, süß war sie in der Tat. "Doch sie ist diejenige, die mir hier zu wohnen gewährt, man beißt nicht die Hand, die einen füttert." Wahre Worte verließen die vollen, unbemalten Lippen der Schönheit. Er hob nun seinen Blick und sah in die Augen Yuus, welche fast schwarz waren. Wieder nahm er einen kleinen Bissen vom Fruchtfleisch der Kirsche, ihr Stein war hart. Der Regen fiel weiter, schien nicht mehr aufhören zu wollen. Ein musternder Blick lag auf Yuu, er war nicht ins Positive oder Negative einzuordnen. Der Schöne schien nachdenklich, Stille herrschte im Zimmer, welches eigentlich der Geisha gehörte, nur der Regen war zu vernehmen. "Fächertanz sollst du üben...", es war die Wiederholung der Worte der Okaa-san. Uruha hatte ihm also zu zeigen, wie man dies tat, wie man tanzte und hinreißend elegant dabei aussah. Der Stein der Kirsche fiel in die Schüssel, Uruha hatte sie gegessen. Der Schwarzhaarige war ein Rebel, wollte sich das alles hier nicht bieten lassen, der Schöne konnte es wohl nachvollziehen. "Als ich klein war, habe ich auch so gedacht wie du, als ich hier an dieses Geishahaus verkauft worden bin. Ich war nie ein Mensch, der schnell wegrannte, wenn es mir zu viel wurde. Ich habe die Frau zur Weißglut gebracht, glaub mir, du solltest es lassen sie offensichtlich zu provozieren. Es gibt Dinge, die sie dir antun kann, die du nicht mögen wirst." Ein ruhiger Appell an den Schwarzhaarigen sich zu benehmen und zu fügen. "Zeig mir... deine Hände." Eine plötzlich Aufforderung aus dem Nichts heraus seitens des Schönen. Am liebsten hätte Yuu im Augenblick einen gehässigen Kommentar von sich gegeben , er würde schon nichts vom süßen Obst naschen! Okaa-sans Blick hatte schon ausgereicht um ihm zu verdeutlichen, dass er seine Finger davon zu lassen hatte. Von der ersten Sekunde konnte er sie nicht leiden, nicht ein bisschen! Ein Nicken folgte auf dessen Anweisung, er würde sich bemühen. Anderes blieb ihm auch kaum übrig. Eigentlich hätte der Schwarzhaarige einfach davon laufen können, hatte schon früh gelernt auf eigenen Beinen zu stehen, für sich selbst da zu sein, seine Eltern waren es ja nie. Nach einiger Zeit hatte er sich damit auch abgefunden, trauerte nicht darüber und nahm es einfach so hin. Doch Yuu wollte nicht einfach so verschwinden! Das aus eigenem Interesse - noch wohnte Neugier in ihm, Vieles gab es zu entdecken. Ganz überraschend war es, als Uruha plötzlich etwas über sich erzählte. "Gibst du mir also Ratschläge, hm?" Er erhob sich. "Sollte man nicht meinen, dass du mich nicht lieber auf schnellsten Wege loswerden möchtest?", konterte er, klang aber keines Falls provozierend, er glaubte noch immer, dass die Geisha nicht wollte, dass ihm jemand den Platz streitig machte. Würde der Größere irgendwelche Intrigen spinnen? Der Aufforderung nachkommend kam er dem Größeren näher, stellte sich zum ihm und hielt ihm, ohne zu protestieren, seine Hände hin. Yuu hatte darauf geachtet das diese sauber waren und sich kein Dreck unter seinen Fingernägeln befand. Uruha griff nach dem Handgelenk Yuus und drehte die Hand um. Einen Fächer zog er hervor legte diesen dem anderen in die Hand. "Wir sollten üben, damit du möglichst bald mit einem Fächer tanzen kannst, je eher du es kannst, desto besser." Die Geisha versuchte nun auf das zu kommen, was Okaa-san bereits angesprochen hatte, Yuu musste tanzen können und das elegant und schön. "Schau mir zu.", forderte er den anderen auf und nahm selbst einen Fächer bei der Hand, welchen er mit Schwung aus dem Handgelenk geschickt öffnete und sich Luft zu fächelte. "Wenn du den Fächer aufschnippst, brauchst du nur etwas Schwung aus dem Handgelenk." Er forderte nun den anderen auf, es ihm gleich zu tun. Es war einfach, Uruha war sich sicher, dass Yuu das können würde. Einen Fächer aufschnippen und sich etwas elegant dazu zu bewegen war wirklich kein großes Kunstwerk, erst wenn es daran ging mit mehreren Fächer zu arbeiten und diese auch noch geradlinig durch die Luft fliegen zu lassen und sie punktgenau wieder aufzufangen, würden sie sehr viel zu arbeiten haben. Wichtig war es immer so zu wirken als könnte das jedes Kind, Eleganz ausstrahlen und sich keinen Fehlschritt zu erlauben. Die Schönheit ging nicht weiter auf die Frage des anderen ein, die er ihm gestellt hatte. Uruha war von Natur aus ein Mensch, der eher weniger von sich preis gab, alles für sich behielt, egal ob Freude oder Leid. Teilen war etwas was ihm ziemlich schwer fiel und das nicht nur, weil man ihn eben als Geisha so erzogen hatte - nein weil er eben so war. "Du kannst, wenn du deine Kunden belohnen willst auch etwas deinen Ärmel von deinem Kimono zurückziehen, wenn du den Fächer in der Hand hast, sie mögen es etwas Haut zu sehen, doch würde ich es an deiner Stelle nicht übertreiben." Sachlich ging er mit dem Schwarzhaarige den Nachmittag über um, zeigte ihm Bewegungen, welcher er immer und immer wieder nachmachen musste, damit sie fließend wirkten. Er musste sich damenhaft bewegen, was ihm anfangs etwas schwer fiel, dann jedoch besser wurde. Auch einige bestimmte Bewegungen mit dem Fächer musste er ihm nachmachen. Sie übten und merkten nicht wie die Zeit verging und es auf den Abend zu ging. Seine Verwunderung darüber, dass Uruha ihn nun wirklich zu unterrichten schien, versteckte er gekonnt hinter einem leichten Lächeln. Genauestens besah er sich die Bewegungen, welche die geübte Geisha vormachte. Sicher, es sah leicht aus - doch wenn er sich ans Nachahmen probierte, scheiterte er die ersten Male gnadenlos. Das Einzige wobei er keine Probleme zeigte war, den Fächer kurzerhand elegant aufschnippen zu lassen. Sie übten ein lange Zeit und waren ganz vertieft in den Unterricht - Yuu bemühte sich wirklich die vorgegebenen Aufgaben bestmöglich zu lösen und sich dabei auch nicht zu dumm anzustellen. Gut kamen sie miteinander aus, kein böses Wort fiel. Auch Yuu war nicht bewusst wie viel Zeit sie in diese Übung investierten. Körperlich ermüdet wurde sich schließlich auf den Boden gesetzt, die Glieder von sich gestreckt und Muskeln gedehnt und gespannt. "Wie die Zeit doch vergeht.", sprach er und ließ sich einfach rücklings auf die Tatamimatten fallen, die Arme verschränkt hinter den Kopf gebettet. Den ganzen Nachmittag über hatten sie geübt, hatten wirklich viel gemacht. Sicherlich wurde das Ganze mit der Zeit anstrengend, keine Frage, jedoch musste Yuu eben schneller lernen als so manch andere Geisha. In seinem Alter hatte man es normalerweise bereits geschafft, oder eben auch nicht. Er selbst war jünger als der Schwarzhaarige, auch wenn es nur ein Jahr war. Eine Strähne der hellen Haare fiel ihm ins Gesicht, sanft strich er sie zurück. Die Frisur hatte etwas gelitten, war diese jedoch nicht sehr festgesteckt worden, nur Mittel zum Zweck gewesen. Wieder schlug er die Augen nieder, egal wann er es tat, es hatte eine gewisse Ausstrahlung. Er konnte etwas banales tun und sei es sich an eine Wand lehnen, aber es hatte Ausstrahlung, das war es eben, was eine wahre Geisha ausmachte. Egal was er tat, Uruha war immer unwiderstehlich. "Wenn man übt, dann vergeht die Zeit immer schnell. Wenn sie das in manchen anderen Situationen tun würde, wäre ich dankbarer." Es klang schon fast etwas ironisch. Der Schöne ging zum Tischchen, auf welchem eine Kanne Tee stand, der nun inzwischen kalt war und er goss diesen elegant in ein kleines Tässchen ehe er sich einen Schluck genehmigte. Es wunderte ihn schon, dass Okaa-san den ganzen Nachmittag über nichts von sich hören oder sehen hatte lassen, war sie doch sonst eine Person, die allgegenwärtig war. Immer noch nicht wusste er, ob er heute wieder ins Teehaus musste, man hatte ihn ja nicht in Kenntnis gesetzt. Eine der fein geschwungenen Augenbrauen wanderte in die Höhe, als er sah wie sich Yuu auf den Boden gelegt hatte - und ja, da war er wieder, der Bauer. Ein Seufzen war es, welches zwischen den vollen Lippen der Geisha hervortrat, ehe er sich abwendete und zum Fenster blickte. Der Himmel färbte sich in den schönsten Farben, die Sonne verabschiedete sich für diesen Tag von der Welt, ehe sie bald von der Schwärze der Nacht abgelöst wurde. In diesen Moment jedoch ging der Fusuma ihres nun inzwischen gemeinsamen Zimmers auf und eine nur allzu gut bekannte Person stand darin, Okaa-san. Aus dem Augenwinkel heraus hatte er den Größeren beobachtet und entdeckte wieder nur Eleganz und Schönheit in dessen Bewegungen. Wenn Yuu bedachte, dass, wenn er bald als Geisha fungieren musste auch stets darauf zu achten hatte, würde er noch sehr viel Übung dafür benötigen. Er war eben ein Mann und bewegte sich folglich auch wie einer. Allein im Garten oder auf dem Feld interessierte es niemanden, wie er sich bewegte. Außer wenn er sich heimlich mit Mädchen getroffen hatte gab er sich anständig und zuvorkommend - so wie es die meisten Frauen doch mochten. Schnell waren sie somit zufrieden zu stellen, nicht so wie Uruha, der einige Klassen über diesen einfachen Mädchen stand. Entspannt blieb er auf den Boden liegen, wurde zur Abwechslung nicht von der Geisha ermahnt dies zu unterlassen. Fraglich, ob er seine Position auch geändert hätte. Doch als der Fusuma bei Seite geschoben wurde, war er binnen Sekunden nach oben geschnellt. Gerade setzte er sich hin, wie es sich in diesem Haus gehörte und zeigte keine Regung in seiner Mimik. Okaa-san hatte einen strengen, musternden Blick aufgesetzt - wollte sichergehen, dass sie auch geübt hatten. Mit langsamen Schritten trat sie näher ins Zimmer, sah sich um und entdeckte den Fächer neben Yuu. "Ich hoffe für dich, dass du dich am Fächertanz geübt hast.", mahnte sie den Schwarzhaarigen und würde es sich wohl bald ansehen wollen. "Mein Liebling, ich hoffe er lernt gut und schnell. Nicht, dass du mit ihm zu viel Mühe hast. Die Anstrengung bekommt dir sicherlich nicht gut.", meinte sie sorgsam - wollte nicht, dass die Schönheit müde oder erschöpft aussah. Immerhin stand bald das Treffen mit dem General vor der Tür. "Morgen werde ich Weiteres mit dem General besprechen.", informierte sie Uruha - eröffnete diesen somit, dass es in den nächsten zwei Tagen nicht zu einem Treffen kommen würde. Streng war sie, wie immer. Okaa-san tadelte gerne, so kam es Uruha manchmal vor. Auch er hatte für heute sein Pensum erreicht, wollte nichts mehr tun, wollte nur noch Ruhe und Frieden, sonst nichts. Ein kleines Gähnen entkam ihm, als sie mit ihnen sprach, dann nickte er. "Ja, wir haben geübt, er braucht seine Zeit." Auch die Information zum General nahm er war, nickte wiederum, heute hatte er also frei, musste nicht ins Teehaus - angenehm. Ihre Hand strich wieder über seine Wange. Natürlich, sie war immer nur um seine Gesundheit besorgt, fast hätte die Schönheit aufgelacht. Vor allem am Profit war sie interessiert, das war das Einzige, was für diese Frau zählte. Es war wieder einer dieser Momente, in welchen er es einfach nur Leid war, immer das selbe. "Ich habe Hunger.", kommentierte er nur monoton. Nach dem Essen wollte er sich entspannen, sich auf weiche Seidenkissen legen und vielleicht etwas rauchen, auch wenn es nicht unbedingt eine positive Eigenschaft war, er mochte ab und an eine gute Pfeife. Es störte ihn noch immer, dass er nun sein Zimmer nicht mehr allein für sich hatte, sondern mit dem Neuen teilen musste, auch wenn es doch eigentlich zu groß für nur eine Person war. "Okaa-san, ich wäre dir sehr verbunden, wenn du Yuu ein eigenes Zimmer geben würdest, das ist mein Zimmer, ich mag es nicht teilen." Es störte ihn schon die ganze Zeit über, er wollte einfach nicht, dass Yuu bei ihm schlief. Natürlich hatte er noch Gedanken an die letzte Nacht verloren, doch er hatte es provoziert, dass wusste er. Yuu war eben ein Mann. Uruha konnte sehr aufreizend sein, besonders wenn er eben wie die Nacht zu vor, kaum bekleidet war oder nur spärlich. Sicher, er hatte geglaubt, dass Yuu nicht mehr wach war, vielleicht sollte er sich das nächste Mal einfach gleich den Schutz des Paravents suchen, er würde zu neugierige Blicke abhalten. Jedoch schien Okaa-san dies partout nicht zu wollen. "Uruha, ich habe es dir schon erklärt, er soll sich möglichst viel von dir abschauen, wenn er schon nicht so lange Zeit hat um sich alles an zu eigenen, es muss viel schneller gehen, wir können nicht so viel Zeit vergeuden. Bald werde ich ihn dir mitschicken, er soll dich begleiten, ich habe nicht das Geld ihn jahrelang auszubilden, er soll seinen Kaufpreis wieder einbringen und noch mehr, nur schneller. Und wen nicht..." Ihr Blick wandte sich nun wieder zu dem anderen. "...dann wird uns das Freudenhaus schon einen angemessenen Preis zahlen." Ein dunkles Lächeln untermalte ihre Aussage. Ja, die Welt war grausam. Stumm blieb er, wie immer - was sollte er auch schon sagen? Die Hausherrin würde ihm doch sicherlich den Mund verbieten, wenn er auch nur den Versuch wagte die Stimme zu erheben. Er hatte nicht zu reden, wenn Okaa-san mit der Geisha sprach. Es war nicht wichtig und niemanden interessierte es. Nicht nur die Schönheit war erschöpft, Yuu war es genauso - wenn vielleicht nicht so, wie er es von der Feldarbeit kannte. Er horchte auf als sein Name fiel. Innerlich musste er über Uruhas Worte seufzen - dieser konnte sich einfach nicht damit abfinden, dass er sich sein Zimmer zu teilen hatte, wohl mit jemanden, den er gar nicht mochte. Dennoch verletzten ihn die Worte nicht. Nicht das erste Mal hatte es der Größere versucht die Bitte an Okaa-san zu richten - jedoch ohne Erfolg. Ob er es noch mehrere Male versuchen würde? Widerte Uruha der Gedanke mit ihm in einem Zimmer schlafen zu müssen derartig an? "Hm..wenn es so aussieht, warum überlegen Sie dann noch lange?", provozierte er die Herrin des Hauses und schaute mit empor gehobener Braue zu jener. Respektvoll blieb er dennoch, redete mit gewählten Worten. Es half nichts! Es half einfach gar nichts! Egal was Uruha tat, wie er Okaa-san darum bat, sie weigerte sich. Uruha war schon lange genug in diesem Haus um zu wissen, was er tun musste, damit er - zumindest einiges – bekam was er wollte. In diesem Fall jedoch blieb die Frau hart. Die Geisha sah keinen großen Sinn darin, dass Yuu bei ihm schlief, immerhin könnte er doch genauso gut Dinge lernen, wenn er nicht mit in seinem Zimmer war. Sonst würde er die Geisha noch oft genug eingehend studieren können, sie wohnten jetzt immerhin unter einem Dach. Sein Blick glitt nun zu Okaa-san, welche einen strengen Blick aufgesetzt hatte, da sie wieder zu ihrem Neuankömmling blickte. "Glaube nicht, dass es so einfach sein wird. Ich hab viel Geld für dich bezahlt, wieso sollte ich dich jetzt auf der Stelle schon ans Freudenhaus verkaufen, wenn ich noch nicht einmal weiß, wie du sein wirst? Wer weiß, vielleicht schlummern in dir Talente, die darauf warten entdeckt zu werden." Eine kurze Pause folgte, in welcher sie den Blick wieder an ihre bildhübsche Geisha wandte und sanft lächelte. "So wie bei dieser reizenden Geisha. Ein wahrer Diamant." Natürlich war Uruha nicht von Anfang an die perfekte Geisha gewesen, er hatte viel lernen müssen, doch dazu war eben ein gewisses Maß an Begabung notwendig, welches Okaa-san bei ihm eindeutig erkannt hatte. Der kleine, schüchterne Junge mit den zerzausten, hellen Haaren, nie würde sie das Bild vor ihren Augen vergessen als sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Sie hatte sofort gewusst, dass diesem Kind einen große Zukunft bevorstand. Okaa-san hatte einen Blick dafür und das bestritt niemand. Uruha war begehrt - verdammt begehrt! Die Preise für ihn für einen Abend im Teehaus waren kontinuierlich gestiegen, man handelte ihn hoch. Viele Geishas würden sicherlich empört sein, dass es ausgerechnet ein hübscher Mann war, welcher sie um Längen in allem überbot. Doch es wusste ja kaum jemand von seinem kleinen, dunkel süßen Geheimnis? Ein Lächeln war es, welches vieles sagte, als sie Uruha ansah - sie kannte ihn, sie kannte sein ganzes Leben, er konnte ihr nichts mehr vormachen. Wenn er sich gut machte, winkte ihm ein gut behütetes Zuhause und das für lange Zeit. Ein Test war es und er wurde bestätigt. Der Schwarzschopf war gespannt, wie weit er gehen durfte - was erlaubt war und was nicht. Den Blick auf die Hausherrin gewandt streckte er seinen Arm nach der Schüssel voller Kirschen. Kurzerhand nahm er sich eine Zwillingskirsche und zupfte mit den Zähnen das Fruchtfleisch vom Stiel. Wie süß das Obst doch schmeckte - wundervoll, es erinnerte ihn an seine Kindheitstage, in denen er heimlich auf die Grundstücke der anderen Bauern geschlichen war um sich den Bauch mit süßen Obst vollzuschlagen. Positive Erinnerungen - ja, auch diese hatte er, auch wenn diese gering waren, dennoch gab es sie. "...wirklich... sehr reizend...", kommentierte er und schaute dabei direkt zu Uruha, grinste leicht. Wenn Okaa-san nur wüsste, dass der Schwarzhaarige längst das - für sie größte Geheimnis - wusste, welche Folgen würde dies wohl haben? Für die Geisha und Yuu selbst?! Welche Strafe die Schönheit ertragen müsste - für die Unvorsichtigkeit und Leichtsinnigkeit. Für Yuu - er hatte ehrlich gesagt nicht die geringste Ahnung. Die Hausherrin legte ihre Stirn in Falten, bemühte sich in diesem Moment nicht laut zu werden. So einfach ließ sie sich nicht provozieren, konnte sich meist zurückhalten und ihren Zorn darüber verstecken. Yuu griff nach einer weiteren Kirsche, welche eigentlich nur für die Geisha bestimmt waren und schnell war auch diese in seinem Mund verschwunden, das Augenmerk dabei noch immer auf der Schönheit liegend "...sie schmecken wirklich ausgezeichnet...", fügte er noch hinzu und grinste wieder. Der Schwarzhaarige blickte ihn an, während er sich eine Kirsche in den Mund schob. Reizend... Natürlich wusste die Schönheit sofort, an was der Schwarzhaarige dachte, war es letzte Nacht doch etwas freizügiger geworden. Auch bemerkte er, dass Okaa-san gereizt war und es Yuu nur so darauf anlegte. Durchaus, er war frech, eine Eigenschaft die nicht so ganz in diese Welt passen mochte. "Du solltest wirklich aufpassen, was du tust, es gibt Dinge, von denen man die Hände lassen sollte. Anstand hast du anscheinend nie gelernt." Okaa-san sprach langsam, jedoch gewählt, man merkte, dass ihre Stimme leicht bebte. "Nur gut, dass Sakurabäume keine Kirschen tragen, sonst wären wohl sehr bald alle Sakurabäume im Frühling leer, wenn Yuu kommen würde." Sie scherzte auf seine Kosten. Ein Lächeln war es noch, welches sie Uruha schenkte, ehe sie den Schwarzhaarigen grob am Handgelenk packte. Sie zerrte ihn durch die schmalen Gänge des Hauses, für eine Frau hatte die Dame doch recht viel Kraft. Der Fusuma eines für Yuu noch unbekannten Raumes wurde regelrecht aufgerissen und es stellte sich heraus, dass es sich nicht um einen Raum, sondern um eine Nebentüre zum Garten handelte. Es war ein etwas abgekapseltes Stück, von welchem aus man nicht aus den übrigen Fenstern des Hauses sehen konnte. Man gab Yuu einen Tritt, dieser stolperte nach vorne und ein Eimer kaltes Wasser wurde über ihm geleert, dass er sofort zu tropfen begann. "Du nimmst dir zu viel heraus, doch selbst bist du noch gar nichts! Hast du mich verstanden?!" Sehr heftig riss man seinen Kopf von hinten in den Nacken, durchaus entkam den Schwarzhaarigen ein gequälter Laut. Schließlich lies man ihn wieder los und gab ihm zum zweiten Mal einen Tritt nach vorne, dass er auf die Knie fiel. Der leichte Yukata, welchen er trug, war bereits durchnässt und nun auch schmutzig. "Du hast einer Geisha nicht die Sachen wegzunehmen! Ich zeige dir, was sonst passiert." Einen Bambusstock hatte Matsubayashi-san bereits in der Hand, ein durchaus schickes Mittel eine angehende Lerngeisha zu bestrafen, verursachte dieser keine größeren Wunden und ließ die betreffenden Person jedoch spüren, was Strafe hieß. Weit holte Okaa-san aus, ehe der Bambusstock hart auf Yuus Rücken schlug. Schon beim ersten Schlag keine angenehme Sache. Die Dämmerung war bereits heran gebrochen als der Bambusstock abermals auf dem Rücken des Knienden landete. Anderes hatte Yuu nicht erwartet - ihr Eingreifen kam sogar später als gedacht. Aber es passierte. Grob schleifte die Hausherrin den Schwarzhaarigen hinter sich her - ihr Griff war fest, das musste er wirklich zugeben, die Frau wusste was sie tat. Schnell landete er im Dreck und wurde unsanft vor die Tür befördert. Die Frau hatte nicht nur Kraft in den Armen auch ihr Tritt kam dem eines Mannes gleich. Wo plötzlich das kalte Wasser her kam wusste er nicht, jedenfalls überraschte es ihn sehr, sodass er ziemlich erschrak und das auch durch einen Laut preis gab. Sein Puls stieg - zum Glück herrschte draußen noch eine angenehme Temperatur, so dass er nicht kläglich zu frieren begann. Durchnässt war er, der dünne Stoff des Yukatas hatte rasch das Wasser aufgesogen, dennoch fühlte sich dieser jetzt noch nicht mal schwer an. So wie er auf den Boden gefallen war, bewegte er sich kein Stück – keine Zuckung ging durch seinen Körper. Dann spürte er den Schmerz der sich durch alle Nerven fraß - Okaa-san hielt sich nicht zurück holte garantiert mit voller Kraft aus und ließ den Stock ungebremst auf den Rücken des Schwarzschopfs schlagen. Yuu biss die Zähne zusammen, wollte er doch nicht verraten, dass ihn diese Behandlung durchaus schmerzte. Sein Gesicht verzog sich, doch wurde seine Mimik durch die herabhängenden Haare gut verdeckt - man konnte nicht erahnen, was er im Moment fühlen musste. Wie ein Untergebener, welcher er im Grunde genommen auch war - ließ es alles über sich ergehen. Er hatte es provoziert. Immer wieder holte die Hausherrin aus, schändete den Rücken des jungen Mannes vor sich - rote Striemen hatten sich bereits auf der zarten Haut gebildet - durch die Schwere hing der Yukata von den Schultern, so dass die Schläge direkt auf den bloßen Rücken gingen. "Siehst du was dann passiert?!", zischte sie streng, holte ein letztes Mal aus und ließ den Stock auf die Schulter des jungen Mannes prallen. "Das ist noch nicht alles. Eine kleine Kostprobe was mit dir passieren kann, wenn du nicht nach meinen Regeln lebst! Hast du verstanden?" Yuu blieb still und nickte auf ihre Worte. Stumm legte sie den Bambusstock wieder bei Seite, besah sich die Rückenansicht des Schwarzhaarigen und grinste hämisch. Ja, sie konnte auch anders - doch für den Anfang sollte das genügen. Auch jetzt blieb Yuu so sitzen, nass und mit schmerzenden Rücken - es brannte, ganz genau konnte er fühlen wo Okaa-san zugeschlagen hatte. Langsam strich er sein nasses Haar nach hinten, selbst jetzt hatte er ein kleines Grinsen im Gesicht. Die Sonne war bereits untergegangen, solange hatte sich die ältere Frau mit ihm beschäftigt - nun saß er also hier, beinahe im Dunklen und hegte noch keinen Gedanken hineinzugehen. Angst hielt ihn jedenfalls nicht auf, das war sicher. Die Hausherrin war gegangen, hatte den Schwarzhaarigen draußen zurückgelassen. Er würde schon mit der Zeit lernen, was es hieß Respekt und bedingungslose Ergebenheit zu zeigen. Es würde sich alles legen, die rebellische Haltung würde weichen, vielleicht wirkte es sich weiterhin positiv aus, wenn der andere immer nah bei der Geisha war. Es gab wirklich viel, was Uruha ihm beibringen konnte. Die Schönheit hingegen saß in ihrem Zimmer vor dem Schminkspiegel und kämmte ihre Haare. Die Kanzashi und Haarkämme lagen auf dem kleinen Mahagoniholztischchen. Gewaltsam hatte Okaa-san den Schwarzhaarigen aus dem Zimmer gezogen, er hatte es übertrieben, das wusste die schöne Geisha. Langsam wurde es dunkel, die Sonne ging unter. Das Vergnügungsviertel schien langsam wieder zu erwachen, die ersten Stimmen des Abends erhoben sich. Vorsichtig musste man sein, wenn man nachts durch dieses Viertel ging, besonders als Geisha. Uruha hatte es nie gewagt alleine nach draußen zu gehen, wenn er nicht gerade musste. Natürlich hatte er sich schon mit allerhand dubiosen Gesindel abgeben müssen, als er spät in der Nacht aus dem Teehaus kam. Man musste aufpassen, viele Männer waren betrunken und nur darauf aus sich ein armes Mädchen für die Nacht zu nehmen. Die Geisha war aber weder ein Mädchen, noch schwach. Schon des Öfteren hatte er sich wehren müssen als man ihn fälschlicher Weise für ein leichtes Mädchen hielt. Im Grunde jedoch war es nicht einmal ganz falsch, er konnte es nicht abstreiten, er war eine Hure, nur auf einem anderen Niveau. Sein Griff um den Kamm wurde fester, ehe er ihn gewaltsam auf den Boden schmiss. Wütend machte es ihn, er hasste diese Welt! In diesem Moment ging der Fusuma seines Zimmers auf und der Schwarzhaarige stand auf vor ihm, völlig durchnässt. Eine lange Zeit hatte er draußen gesessen - nichts getan, außer stumm auf den Boden zu sitzen. Auch wenn draußen noch angenehme Temperaturen herrschten, die Kälte des Wassers schlich über seinen Körper und ließ Yuu leicht zittern. Besser wäre es wenn er hineingehen würde, war es drinnen doch um einiges wärmer als hier. Die Hitze hatte sich in den Räumen gestaut, bestimmt würde ihm diese bald wieder aufwärmen. Die Szene die sich dann als er die Schiebetüre ihres Zimmers geöffnet hatte, vor ihm abspielte, ließ ihn verwundert schauen, doch sagte er nichts. Langsam ging er in das Zimmer, schob hinter seinem Rücken den Fusuma zu. Wassertropfen fielen von seiner Kleidung und von seinen Haaren - nur gering waren diese getrocknet. Sein ganzer Rücken brannte, sein Yukata hing noch immer halb von seinen Schultern, so dass beinahe sein ganzer Rücken unbedeckt blieb, auf welchen sich die Striemen längst in einem dunklen Rotton gefärbt hatten. Wortlos schritt Yuu an der Geisha vorbei, ließ sie in Ruhe. Er musste zugeben, solch Prügel hatte er schon lange nicht mehr einstecken müssen, Okaa-san machte seinem Vater ja beinahe Konkurrenz. Dessen Schläge waren aber nur um einiges härter und präziser gewesen. Noch immer hingen im seine nassen Haarsträhnen wirr im Gesicht, sie waren durcheinander und nicht so schön in Ordnung gebracht wie die der Schönheit. Vor dem Spiegel kam er zum Stoppen, etwas mehr ließ er den Stoff von seinem Körper rutschen, so dass man mehr Sicht auf seinen geschändeten Rücken hatte. Über die Schulter hinweg besah es sich das Übel, welches die Hausherrin ihm zugefügt hatte. Ohne Beschwerden darüber. Der Schwarzhaarige schritt ins Zimmer, er war total nass und zog eine wässrige Spur hinter sich her. Uruhas Blick hob sich, noch immer flammte Wut in diesem auf. Er war wütend; auf sich, auf sein Leben und dass er hier war. Purer Hass erfüllte das Zimmer. Sein Blick fiel auf den Rücken des Schwarzhaarigen, er wusste was passiert war. "Du kannst eben deinen Mund nicht halten." Ein trockener, eiskalter Kommentar war es, welchen er von sich gab. Der Schwarzhaarige blickte in den Spiegel und drehte sich, sah das Übel, das nun seinen Rücken zierte. Langsam bogen sich die Lippen der Schönheit nach oben, er erfreute sich am Leid des anderen. Ja, er sollte nicht der Einzige in diesem Haus sein, der wusste, wie sich das anfühlte. Oh, wie es ihm gerade gefiel, wie schön sich die Striemen doch rot färbten, welch schöne Verzierung auf so einem perfekten Rücken! Elegant drehte er sich zu Yuu, welcher diese Nacht nicht schlafen würde können. So wundervolle Schmerzen, so schönes Leid! Die Geisha schlug die Augen nieder. "Spürst du wie sich jede einzelne Strieme in dein Fleisch brennt? Jede einzelne?" Katzengleich schritt die Geisha nun auf den anderen zu, stellte sich zu ihm, der Yukata hing halb über dessen Schultern. Mit einem einzigen kräftigen Zug riss er ihm den Schwarzhaarigen den restlichen Stoff von seinem Rücken. Ein Zischen war es, welches an seine Ohren drang. Wie es ihn gerade befriedigte, diese Qual. "Ich zeige dir, was es heißt hier zu sein. Ich zeige dir, wie sich Schmerzen anfühlen." Ein undefinierbarer Unterton schwang seiner lieblichen Stimme mit. Die Schönheit senkte die Lippen langsam auf den Rücken, sehr wohl wusste sie, was es für Schmerzen verursachte, auch wenn es nur eine noch so leichte Berührung war. Ein grollender Laut kam aus den Lippen des Geschändeten. Zarte Hände legten sich an seine Schultern, damit er ihm nicht entweichen konnte. Uruha küsste über jede einzelne Strieme.Schmerzenslaute erfüllten das Zimmer, die Augenweide lächelte düster. Eine Sekunde später brannten wilde, fast schon leidenschaftliche Küsse auf Yuus Haut, jeder einzelne Kuss war die Hölle. Uruha lächelte bei jedem Kuss. "Ich hasse dich..." _______________________________________________________ to be continued ...? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)