No Pity for Mental Delusion von the_bitches ================================================================================ Kapitel 1: :chapter 1: ---------------------- Disclaimer: We own nothing but the beautiful idea. All characters are fiction except for Uruha and Yuu. _____________________________________________________________ Der zarte Duft von Yasmin lag in der Luft, hüllte alles ein und gab dem ganzen einen mystischen, aber dennoch vollendeten Geruch. Ein zarter Lufthauch war es, welcher durch das kleine geöffnete Fenster die abendliche Brise des heißen Sommers ins Zimmer lies. Das Zimmer war nicht gerade klein, eigentlich zu groß für eine einzige Person. Tatamimatten lagen auf dem Boden, sie waren sehr teuer, daher ging man pfleglich mit ihnen um. Die Wände waren dünn, schienen kaum dünner als der schöne Paravant, der sich in einer Ecke des Raumes befand. Öllampen flackerten im gleichen Takt der Brise, welche unablässig durch das Fenster strömte. Der Duft des Vergnügungsviertels strömte hinein, störte den Yasminduft im Zimmer jedoch nicht, sondern verband sich mit ihm. Draußen lachten angetrunkene Männer ausgelassen, hohes Frauengekicher durchbrach das Lachen. Die Luft flimmerte, war sie doch noch immer recht warm. Ein großer Spiegel verzierte mit Jade stand in einer anderen Ecke des Zimmers, alles war so schön und kostbar, dass man es fast nicht ergreifen mochte, da man befürchten musste es durch den bloßen Druck der Finger zu zerstören. Ein niedriger hölzerner Schminktisch stand am Boden, mündete ebenfalls in einen kleineren Spiegel. Jedoch das schönste Objekt dieses Raums war jenes, welches vor dem Spiegel kniete und sich sanft die doch recht ungewöhnlich hellen Haare kämmte. Jene wiederum fielen zart und leicht auf die Schultern, die von einem schönen roten mit Kranichen verzierten Kimono bedeckt waren. Zwar war dieser nicht besonders edel, aber er wirkte schön an der schlanken Gestalt. Der Spiegel bildete ein perfektes Abbild der sehr feinen, ja so gut wie ebenmäßigen Gesichtszüge. So weich und die Farbe von Elfenbein besitzend. Selbst fast ohne die künstliche weiße Maske und den blutroten Lippen sah diese Person wirklich wunderschön aus. Lediglich etwas zartes Puder bedeckte die Haut. Der Jadekamm wurde fast geräuschlos auf das hölzerne kleine Schminktischchen gelegt. Mahagonibraune Augen waren es, welche direkt auf den Zwilling im Spiegel blickten. Die Züge enthielten kein Lächeln, jedoch auch keine Traurigkeit, sie waren lediglich ohne Emotion. Ein goldener Haarkamm lag neben dem eben abgelegten. Der Schöne hatte ihn zu seinem Debut bekommen. So perfekt er auch aussehen mochte, er gehörte nicht in diese Welt, es war eine Welt in der es nur Frauen gab. Er war, entgegen des Anscheins, jedoch keine Frau, sondern ein Mann. Ein Sommertag wie er im Buche stand. Die Hitze stand förmlich in der Luft, lediglich eine frische Brise, die ab und an durch die Straßen und Gassen huschte, erfrischte für einen kurzen Moment die Gemüter. Fröhliches Gelächter war kaum zu überhören. Für den Schwarzschopf war es unschwer erkennen, an welchen Ort ihn der unbekannte Mann brachte. Viele Indizien ließen ihn darauf schließen. Er war nicht dumm und hatte sich trotz seiner Herkunft beachtliches Wissen aneignen können. Es war nicht leicht gewesen. Das war es nie. Wie in diesem Augenblick. Seine sogenannten Adoptiveltern hatten wohl genug von ihren undankbaren und missratenen Sohn - wie sie es gerne formulierten.Warum sie sich damals überhaupt die Mühe gemacht hatten ihn aus dem Waisenhaus zu holen, unerklärlich. Im Endeffekt nur um die anfälligen Arbeiten zu erledigen. Bedauernswert, wenn man bedachte, wie er sich freute, als ihm berichtet wurde, dass endlich eine wunderbare Familie für ihn gefunden wurde. Im Moment allerdings wollte er nur eines wissen: Was hatte er gerade hier zu suchen? Ein musterndes Augenpaar hatte sich auf seine grazilen Gesichtszüge gelegt. Huschte der Blick der älteren Dame über seinen gesamten Körper, würde dabei keinen Schandfleck übersehen. Sie strich das Haar zurück, besah sich den Hals, zog den Stoff seiner verdreckten Sachen bei Seite und nickte. "Gute Ware. Makellos und hübsch anzusehen.", sagte sie, jedoch nicht an den Schwarzhaarigen gerichtet. Es hatte sich ein Käufer gefunden. Erstaunlich, schließlich war er kein kleines Kind mehr, welches man nach Belieben formen konnte. Trotzdem zeigte die Hausherrin Interesse - die Gründe dafür unbekannt. Etwas, was sich früher oder später noch herausstellen würde. Die Schönheit, die ganz versunken in dieser idyllischen Welt zu sein schien, wurde jedoch jäh unsanft und abrupt aus dieser gerissen. Die Herrin dieses Haus stand im Zimmer und hielt eine Zigarette in ihrem vergoldeten Halter. "Uruha, komm her, es gibt Neuigkeiten, große Neuigkeiten." Sie riss ihre fast schwarzen Augen auf, als sie den die letzten Worte zu ihm sprach und blies den Rauch der Zigarette in sein Zimmer. Langsam nun erhob sich angesprochener, noch immer zeigte seine Mine keine Regung. Als er auf halber Höhe zu ihr war, packte sie sein Handgelenk und zog ihn zu sich, eine Hand strich über seine Wange, während ein düsteres Lächeln auf ihren Lippen lag. Die Frau drehte sich um und nahm wieder einen Zug von ihrer Zigarette. "Mach schon!" Die Worte klangen nicht sonderlich nett. Durch den engen Flur, der relativ dunkel war und nur vereinzelt Öllampen brannten, folgte er ihr nun. Ein Dienstmädchen kniete nieder und öffnete ihnen den Fusuma zum Zimmer der Frau, welches die Schönheit nur zu gut kannte. Jedoch waren sie nicht alleine, jemand kniete bereits auf den Tatamimatten. "Steh auf.", schnauzte die Frau diese Person auch schon an. Uruha blinzelte, wer war das? "Das hier habe ich gerade eben gekauft, was sagst du dazu?" Der Blick der Geisha wanderte nun ganz zu der schwarzhaarigen Person. "Augenscheinlich scheint es etwas ganz brauchbares zu sein, weiche Haut. Was hältst du davon, Uruha?" Seinen Namen, den die Frau mit dem goldenen Zigarettenhalter aussprach war ganz sonderbar betont. Einen Schritt nun ging die angesprochene Geisha auf diese Person zu als er in sein Gesicht blickte verengte er seine Augen, musterte ihn ganz genau, von oben bis unten Er hatte einen kurzen Kimono an, welcher ihm bis über die Knie reichte. Sofort wusste er, dass es sich um einen Mann handelte, waren trotz der weichen Züge doch männliche enthalten. Noch immer schwieg die Geisha, musterte ihn wortlos und nickte schließlich. Die Frau, welche sich nun hinter einem niedrigen Holztisch niedergelassen hatte, lächelte. "Sehr schön, ich erhalte Zustimmung. Nun, ich will wissen, wie er aussieht, öffne seine Yukata." Es war an ihre Geisha gerichtet. Yuu stellte keine Fragen - hielt aufkommende einfach für sich und glaubte zudem, dass ihm sowieso kein Gehör geschenkt werden würde. Als Ware, als ein billiges Objekt wurde er angesehen, mehr auch nicht. Er war unbedeutend. Keine Proteste verließen seine Lippen, nahm das neue Kleidungsstück einfach an sich und trennte sich von seinen alten Sachen. Vielleicht wurden diese sogar ganz weggeschmissen, dann gab es wirklich nichts mehr, was ihm an sein altes zuhause erinnern könnte. Er folgte jeder Anweisung, zog sich stumm den feinen Stoff über. Nur kurz konnte er sich das Zimmer genauer ansehen bevor die Dame des Hauses wiederkehrte. Sie hatte jemanden bei sich. Unbekannt, wie die vielen Gesichter dieser Stadt. Wie befohlen wurde sich erhoben, um sich mit gestrafften Schultern erneut begutachten zu lassen. Man redete erneut über ihn. Die knappe Bekleidung war ein minderes Problem. Ein Name fiel, der junge Mann horchte auf. So wie er blieb auch die Geisha stumm. Weitere Fragen bahnten sich den Weg durch seinen Kopf. „Aber -“, entglitt es ihm. Die Geisha hatte durchaus verstanden, dass die Hausherrin den Schwarzhaarigen ansehen wollte. Man sah sich die zukünftigen Geishas eben an, schließlich kaufte man nur einwandfreie Ware. Natürlich wusste die Schönheit schon längst, was hier genau gespielt wurde. Seine Herrin hatte diesen Mann gekauft, wollte ihn zur Geisha machen. Doch war er nicht mehr jung - nein, er schien sein Alter zu haben, das war sehr ungewöhnlich, eine Geisha begann ihre Ausbildung als kleines Kind, so wie es bei ihm der Fall gewesen war. "Sei still." Durchbrach schon die Stimme der Hausherrin den Raum. "Zieh ihn aus, sofort!" Es war eindeutig ein Befehl und diesem wurde nachgegangen. Die Hände der Geisha legten sich an den Obi des kurzen Yukatas, wollten den Knoten lösen. Hände legten sich an die seinen, sie waren rauer und männlicher als die seinen, doch er schlug sie grob beiseite Ein kurzer Blick in das Gesicht des Schwarzhaarigen verriet ihm, dass er es nicht wollte. Der schmale Obi fiel zu Boden, gnadenlos wurde der Yukata geöffnet und dem anderen von den Schultern gezogen, landete ebenfalls auf den Tatamimatten. Die Frau erhob sich nun von ihrer bisherigen Position, nahm wiederum einen Zug vom goldenen Zigarettenhalter. Es war nicht besonders hell im Raum, nur Öllampen erhellten das Szenario, welches sich gerade in diesem Haus abspielte. Neben der Geisha blieb die Hausherrin stehen und besah sich den entblößten Leib, die Geisha tat es ihr gleich. "Er ist wirklich hübsch, meinst du nicht, Uruha?" Wiederum betonte sie den Namen sehr ungewöhnlich. Die schöne Geisha blieb stumm. "Wie alt bist du? Hast du dich schon einmal mit jemanden hingelegt?" Die Fragen waren direkt an den Schwarzhaarigen gerichtet, die Frau blickte ihn nun direkt an. Die Finger der Geisha legten sich an den Yukata und befreiten ihn mit wenigen Handgriffen davon. Er spürte die gierigen und prüfenden Blicke auf seinem Körper – widerlich! Um der Szene wenigstens etwas entfliehen zu können, schlossen sich die Lider. Es gab wirklich Besseres. "Neunzehn.", antwortete er, wie es ein loyaler Soldat tun würde. "Nein, habe ich nicht.“, sprach er mit fester Stimme und schaute der Herrin in die Augen. Sie sollte ihm Glauben schenken. Ob man ihm ansehen konnte, dass er log? Nicht die Wahrheit sprach. Ruhig stand der Schöne daneben, gab keinen Laut von sich. Warum wollte Okaa-san unbedingt eine neue Geisha? Es machte ihn nachdenklich, schließlich war er bisher die Einzige des Hauses gewesen, eine andere hatte sie nicht besessen. Eine gewisse Eifersucht keimte ebenfalls in ihm auf, er wollte nicht, dass dieser junge Mann hier lebte. War es doch selten genug, dass er als Geisha ein Mann war, es war kein Beruf für Männer. Er aber hatte es geschafft und er war wirklich sehr angesehen, man kannte ihn in der ganzen Stadt und weit darüber hinaus. Für sehr viel Geld hatte man seine Unschuld verkauft, was dieser Okiya zu Reichtum verholfen hatte. Viele Kunden hatte er, die er oft im Teehaus bediente, lange war er dort, dafür durfte er bis Mittag schlafen. Schließlich drehte die Frau den Schwarzhaarigen um, betrachtete kurz dessen Rücken, ehe sie ihm mit einer einfach Handbewegung signalisierte, dass er nun die Erlaubnis hatte sich anzuziehen, dieser Aufforderung kam er auch schnellstens nach. "Er ist älter als du, das könnte schwierig werden.", sprach sie nun an die Geisha gewandt. "Aber warum versuchen wir es nicht? Wenn das ganze nicht funktioniert, dann können wir ihn immer noch an ein Freudenhaus verkaufen." Sanft schmiegte sie sich an ihr liebstes Juwel, welche deutlich größer war als sie. "Ich vertraue ihn dir an, in die Schule kann ich ihn nicht mehr schicken, das geht beim besten Willen nicht. Zeig ihm, wie er sich zu verhalten hat und was er tun muss. Du wirst ab jetzt dein Zimmer mit ihm teilen." Sanft fuhr die Hand der Frau durch seine Haare. Die Geisha jedoch konnte es nicht glauben, fast schon fassungslos sah sie die Frau an. Das war ihm nun einfach zu viel, zu sehr überrumpelt fühlte er sich. "Ich möchte mein Zimmer nicht mit ihm teilen." Zum ersten Mal, seitdem er im Raum war sprach er, seine Stimme klang nicht nach der eines Mannes, ungewohnt androgyn für einen Außenstehenden. Jedoch schien der Neuankömmling auch nicht zu wissen, dass es sich bei der Geisha um einen Mann handelte, die Illusion war perfekt. Das Beschauen fand je ein Ende. Wurde es ihm von Minute zur Minute unangenehmer, sehnte er sich danach, sich in schützenden Stoff einzuhüllen. Yuu zögerte nicht, schnappte sich rasch das Kleidungsstück vom Boden und streifte dieses über seinen Körper. Lauschte ebenso den Worten, mit den Versuch ihnen eine Bedeutung zuschreiben zu können. Option Freudenhaus. Nichts um Alles dieser Welt! Allein die Vorstellung rief Ekel in ihm hervor – gerade deswegen wusste er sich in diesem Moment dementsprechend zu benehmen. Die Geisha schien über seine Anwesenheit weniger erfreut. Proteste waren seitens der Schönheit zu hören. Dennoch fühlte er sich ungemein erleichtert, dass vorherige Antwort angenommen und nicht weiter hinterfragt wurden war. Eine Augenbraue der Frau wanderte nach oben, als sie diese Worte hörte. "Seit wann bist du der Kopf dieses Hauses?" Die rhetorische Frage war sachlich, schien es sie doch wenig zu interessieren, was die Geisha wollte und was nicht. "Du bist viel zu verwöhnt worden mit den Jahren. Wenn ich dir sage, nimm ihn mit auf dein Zimmer, dann tust du das auch." Diese Worte klangen nun schon etwas schneidender, als die vorherigen. Langsam ging die Herrin des Hauses zurück an ihren niedrigen Holztisch und ließ sich nieder, sie machte eine Handbewegung, welche signalisieren sollte, dass sie verschwinden sollten. "Folge Uruha, dann siehst du dein neues Zimmer." Kurz noch stand die Geisha bewegungslos im Raum, Wut tobte in ihm, er wollte sein Zimmer nicht mit so einem Stück von Mensch teilen, er wusste nicht einmal, wo jener herkam. Wütend riss er nun den Fusuma auf und verschwand ohne noch ein einziges Wort zu sagen. Als er jedoch gerade wieder sein Zimmer betreten wollte, sah er sich um und sah den Schwarzhaarigen, welcher ihm gefolgt war. Ein leicht düsteres Lächeln bildete sich auf seinen schönen Lippen, ehe er auch bei seinem Zimmer den Fusuma grob aufriss. "So so, du sollst also jetzt hier in diesem Haus leben und eine Geisha werden. Ich bin der Meinung, dass das Freudenhaus doch wohl etwas besser für dich wäre als diese Okiya hier." Wieder drehte er sich um und blickte den jungen Mann an, welcher nun zaghaft in das Zimmer getreten war und sich im ungewohnten Ambiente umblickte. "So eine Geisha wie dich will doch keiner haben, außerdem bezweifle ich, dass du die Ausbildung überhaupt durchstehen wirst und früher oder später findest du dich doch im Freudenhaus wieder, als kleine Hure." Ein sadistisches kleines Lachen entwich der Schönheit. "Du bist doch schon viel zu alt um Geisha zu werden und wer will schon eine Blume, die bereits verwelkt ist, noch haben?" Ein abfälliger Blick war es, welcher den anderen streifte. "Ich warne dich, halte dich fern von meinen Sachen, ich will nicht, dass du sie anfasst, du Bauer!" Er folgte der Geisha wie angewiesen. So viel Verstand besaß der Schwarzhaarige, um sich nicht gegen derzeitige Anweisungen zu sträuben. Neugierig besah er sich die Okiya, die Details die sich in den Fluren befanden und das Zimmer in dem er von nun an leben sollte. Der Entscheidung Okaa-san's wurde Unverständnis entgegen gebracht. Wie war es zu erklären, dass sie die Gegenwart eines Mannes in der Nähe ihrer Geisha bewilligte – gar bei Nacht. Immerhin war er ein junger Mann. Anzüglicher Kontakt war nicht auszuschließen. Unmöglich konnte man so etwas Vertrauen nennen. Eher Gutgläubigkeit oder etwas in dieser Art. Es sollte ihm nicht wichtig sein. "Darüber kannst du urteilen? Du bist doch wie jeder andere Mensch auch..", erwiderte er und machte sich nicht einmal die Mühe in die Richtung seines Gesprächspartners zu schauen. "...egoistisch.", beendete er . "Hast du Angst, dass ich dir deinen feinen Platz hier streitig machen könnte? Oder warum regst du dich so auf?" Sein neues Schicksal war besiegelt - schnell hatte er sich damit abgefunden sich von nun als angehende Geisha zu behaupten. Viel schlimmer als sein Leben zuvor konnte es doch kaum werden. Flammen loderten regelrecht in den mahagonibraunen Augen der Geisha auf. "Hüte deine Zunge, du bist mir untergeordnet, oder hast du das etwa schon vergessen?" Wieder breitete sich ein überlegenes Lächeln auf seinen wundervollen Zügen aus. Gefährlich nahe kam er nun dem Schwarzhaarigen. "Ich kann dich fertig machen, glaub mir." Es waren fast nur gehauchte Worte, doch mit eindeutiger Wirkung. Die Schönheit zeigte ihre dunkle Seite, seine Augen musterten den anderen. "Du hast vorhin gelogen, hab ich recht?" Die Geisha verfügte über eine sehr gute Menschenkenntnis, was nicht zuletzt daran lag, dass sie eine Meisterin darin war anderen Leuten nur von den Lippen abzulesen, was diese wollten. Es war schließlich seine Aufgabe die Menschen zu unterhalten, eine geheimnisvolle Welt zu erschaffen und zu verzaubern. Eine Geisha war ein unnahbares Geschöpf, ebenso schön wie unergründlich. Nicht jeder überstand die Ausbildung, welche alles andere als einfach war. Der Preis für ein Leben in der Oberschicht war hoch, fast schon zu hoch. Das Leben wurde einem genommen, selbst das eigene Leben hörte nicht mehr einem selbst. Uruha hatte es geschafft, er hatte sich einen Namen gemacht, war berühmt und begehrt. Die Schattenseiten dieses Lebens jedoch waren grausam; die Konkurrenz stetig, ebenso wie der Druck immer besser als die anderen sein zu müssen. Schönheit war jedoch nur eine Voraussetzung, am bedeutendsten waren die Fähigkeiten. Manche Männer aber schätzten eben nicht nur die Unterhaltung im Teehaus sondern auch gewisse private Stunden. Uruha kannte sich aus in dieser Welt, war er doch schon lange an dieses Haus verkauft worden, seit einem Jahr nun war er eine vollwertige Geisha mit einem beachtlichen Namen in der Stadt. Immer noch lag sein Blick auf dem Schwarzhaarigen. "Wie heißt du?" Die schöne Geisha konnte sich noch wage an den Namen erinnern, dem man ihm gegeben hatte bevor er in die Matsubayashi-Okiya gekommen war, sein Jungenname. Fast war sein Klang schon verblasst. Kouyou... Hatte er den Hellhaarigen provoziert? Wenn, dann hatten seine Worte ihre Wirkung nicht verfehlt. Yuu ließ sich nicht alles gefallen, gehorchte nicht stumm wie manches Tier. "Doch das habe ich." Er sprach ruhig, wollte sein Gegenüber zeigen, dass er von den Worten unbeeindruckt blieb. Trotz dessen behielt die Geisha Recht. Hier war er Nichts, nur ein Geld bringendes Objekt. Sicher hatte die Geisha einen höheren Rang als er, besaß er selbst nicht mal einen. Wenn er wollte konnte er durchaus Willen und Ehrgeiz zeigen und die Ziele erreichen, die er sich gesteckt hatte. Konnte durchaus ein spannendes Abenteuer werden. Kurz zuckte er zusammen, wie hatte es Uruha nur erahnen können. Wenn es schon nicht die Hausherrin tat. "Und wenn schon...", erwiderte er und ging auch nicht weiter darauf ein - mehr gab es dazu auch nicht zu bereden. Ein Blick wurde erwidert. "Yuu." Eine knappe Antwort, mehr nicht. „Du bist also vollwertige Geisha? Bezirzt du die Männer mit deiner Schönheit und Eleganz?", sprach er weiter und vermerkte darin sogar ein Kompliment. "Hast du keine Angst?", fragte er und schritt näher an sein Gegenüber heran. "Dein 'und wenn schon' könnte dich teuer zu stehen kommen, mein Lieber." Ein Zeichen des Triumphs zeichnete sich auf seinen Gesichtszügen ab, da er nun die Bestätigung dafür bekam, dass er richtig gelegen hatte. Uruha war größer als der schwarzhaarige junge Mann, allgemein hatte er eine beachtliche Größe für einen Japaner und schon gleich für eine Geisha. Draußen war es nun komplett dunkel geworden, die einzige Lichtquelle waren die flackernden Öllampen, welche wilde Schatten an die Wände des Zimmers warfen. Langsam würde die beste Zeit im Vergnügungsviertel erreicht sein, man hörte es an den ausgelassenen Menschen. Unbeeindruckt zog die Schönheit eine ihrer fein geschwungenen Augenbrauen nach oben, als Yuu zu ihm sprach. "Ja, das bin ich." Was sollte er denn sonst sein, man sah und merkte es doch schließlich, dass er keine dumme Maiko mehr war. Die zweite Frage des Neulings jedoch erschien ihm etwas suspekt zu sein. "Wovor sollte ich denn Angst haben?" Es klang schon fast etwas provozierend und die mahagonibraunen Augen wurden verengt. Der Schwarzhaarige erschien ihm doch etwas respektlos ihm gegenüber, traute er sich doch ihm diverse Fragen zu stellen, obwohl er ihm doch klar gemacht hatte, welche Stellung er hier im Haus einzunehmen hatte. Der andere hatte doch keine Ahnung, was eine Geisha alles tat, er war ein Bauer, kam vermutlich aus der Gosse, so genau wollte der Hübsche es nicht wissen. Heutzutage wurde auch wirklich alles aufgesammelt, was auf der Straße herumlungerte und einigermaßen hübsch aussah, doch das alleine reichte eben nicht in dieser Welt voller Intrigen. Elegant schnippte die Geisha einen Fächer auf, welcher farblich perfekt zu seinem Kimono passte, den er am Leib trug. Er fächerte sich Luft zu, da die Luft der Nacht nicht angenehm kalt, sondern eher schwül und drückend war. Es war Sommer und das schwül heiße Klima herrschte auch nachts. Er lies sich nicht beirren durch die plötzliche Nähe, die sein Gegenüber aufgebaut hatte, sondern blieb ebenso stehen, wie er vorher gestanden hatte. Noch immer schien der Schwarzhaarige unbeeindruckt. "Was hab ich denn schon zu verlieren?", fragte er und erwartete ebenso wenig eine Antwort darauf. "Verrate mich doch. Na los, lauf zu deiner Herrin und erzähl ihr alles. Dann bist du mich los. Das ist es doch was du willst." Yuu hatte keine Angst, sollte sie doch machen, war er schneller wieder weg als angenommen. Auch wenn das Freudenhaus die nächste Option bedeutete. Er wusste nichts von den Sitten einer Geisha, nicht wie man sich dementsprechend zu verhalten hatte. Nah vor der hübschen Gestalt blieb er stehen und lächelte hämisch. "Vielleicht davor, dass ich dich unsittlich berühre?", kommentierte er und wagte es ein paar Strähnen des goldblonden Haares zu berühren. War es mutig oder unverschämt? Wusste er, dass man eine Geisha nicht anzufassen hatte. "...von den dreckigen Händen eines unbedeutenden Mannes angefasst zu werden...", sprach er weiter, ließ die Strähne wieder aus seinen Händen gleiten. "Und? Fühlst du dich von mir angewidert?" Selbst wenn es so wäre... Die Augen der Schönheit verengten sich, als dieser ihm zu nahe kam. Frech und ohne Respekt nahm er eine seiner Haarsträhnen und ließ sie durch seine Hand gleiten. Die Worte erreichten ihn, waren sie doch leise und klangen fast schon etwas lüstern. Er war wie all die anderen Männer auch, keinen Deut besser. Sie alle dachten doch nur an das Eine, Uruha kannte die Blicke, die auf ihm lagen, wenn er die Männer unterhielt, er wusste, dass sie gedanklich schon bei ganz anderen Dingen mit ihm waren. Ihre gierigen Blicke schien ihn förmlich auszuziehen. "Du würdest es nicht wagen..." Scharf war sein Tonfall, fast schon gezischt wurden die Worte. Feindselig blickten die mahagonibraunen Augen den Schwarzhaarigen an. Der Beischlaf hatte schon immer etwas ekelhaftes für die schöne Geisha an sich gehabt, denn jedes Mal - und diese Male konnte man an einer Hand abzählen - die es bei ihm stattgefunden hatte, hatte das Ganze unter Zwang und geplant stattgefunden. Ihm stand es nicht frei körperlich zu lieben, seine Unschuld hatte man verkauft, an den, der am meisten Geld geboten hatte. Für die Geisha war es jedoch genau das Gegenteil davon gewesen, was man sich immer darüber erzählte, es war nichts angenehmes. Seine Herrin verfügte so über ihn, sie hatte es festgesetzt, wann sie seine Unschuld verkauft hatte. Auch hatte sie die ein oder zwei weiteren Male festgesetzt, wann die Geisha sich mit einem Kunden hingelegt hatte. Es war eine Sache des Geldes. Ausschließlich sehr reiche Geschäftsmänner waren es gewesen, die den Körper der Geisha bisher berührt hatten. Dies war schließlich nicht die Hauptaufgabe einer Geisha, sonst könnte sie sich gleich zu den gewöhnlichen Prostituierten zählen. Eine Geisha war keine Hure, sie war eine Unterhalterin. Auch pflegte die junge Geisha es nicht sich selbst anzufassen, widerwärtig war das ganze in seinen Augen. Sex war widerwärtig in seinen Augen und ebenso angewidert war nun sein Gesichtsausdruck dem Schwarzhaarigen gegenüber. Wie konnte dieser Mann überhaupt davon reden?! Die Geisha musste gar nicht darauf antworten. Konnte er im Blick sowie Ausdruck deutlich erkennen, was diese davon hielt - nämlich gar nichts. Es ließ ihn leise lachen. Seine Arme blieben unbewegt, würde er im Moment nichts weiteres unternehmen um sein Gegenüber anzufassen - nein, so unverschämt war er nicht und würde er nie sein. Er war kein Frauenheld und jagte diesen auch nicht hinterher. Irgendwann ergaben sich immer Situation, in den der Körperkontakt schon eine große Rolle spielte. "Ach ja? Bist du dir da ganz sicher...?", säuselte er, wollte nicht damit aufhören die Schönheit zu provozieren – dazu war es zu amüsant und trieb es dazu gern auf die Spitze. Ob die Geisha die Kontrolle verlieren würde? Schließlich sollte sie Eleganz und Ruhe stets ihr Eigen nennen können. Doch wäre es interessant zu wissen, welch wirklicher Mensch hinter dem auferlegten Schein steckte. Hübsch sah sie aus – doch konnte mehr dahinter stecken? Immer wieder wollte der andere ihn provozieren, die hübsche Geisha jedoch wusste sich zu wehren. Zudem hütete sie ein süßes kleines Geheimnis, von dem Yuu doch so gar keine Ahnung hatte, denn er war nicht der, der er vorgab zu sein, oder besser die sie vorgab zu sein. Elegant schnippte er den Fächer kurz vor der Nase des Neulings auf, so dass dieser aus Reflex einen Schritt zurückwich. "Sei vorsichtig mit dem was du tust, Okaa-san wird dich umbringen wenn du mich auch nur ein einziges Mal berührst. Auch solltest du mich nicht unterschätzen, ich kann dir mehr wehtun, als du es lieb haben willst." Die Geisha wirkte zwar schön und zart, doch war er eben ein Mann und hatte dementsprechend Kräfte, die eine Geisha nicht haben sollte. Von Grund auf wurde die Augenweide unterschätzt und genau das war seine Stärke, die er nur allzu gerne ausnutzen würde solange er sein süßes Geheimnis hütete. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf den vollen, markanten Lippen. Die Schönheit wandte sich nun ab und schritt im Halbdunkeln zum kleinen Schminktischchen aus Ebenholz und nahm die weiße Puderdose in die Hand, ehe er sich wieder Richtung des Schwarzhaarigen drehte und katzenartig auf ihn zu schritt. Unmittelbar bevor er vor eben diesen stand, schmiss er die Puderdose mit dem porzellanweißen Puder zu Boden, so dass es staubte. "Oops. Du warst wohl unvorsichtig und hast mein Puder fallen lassen, ich weiß nicht, ob Okaa-san das gefällt." Unsanft rempelte er ihn an der Schulter an. "Ich werde ein Bad nehmen, wenn ich wieder hier bin hast du das aufgeräumt, oder ich sorge dafür, dass du nichts zu essen bekommst heute Abend." Mit einem sadistischen Lächeln ging er nun nach draußen, er wusste, dass es so gut wie unmöglich war die Tatamimatten von weißen Puder zu befreien und dass es einen sehr negativen Eindruck auf Okaa-san machen würde. Yuu wurde misstrauisch - irgendetwas stimmte mit der Geisha nicht. Nur wusste er noch nicht was. "...das wird sich zeigen..." kommentierte er, behielt den Blick auf sein Gegenüber gerichtet. Pure Absicht, nichts anderes war es als das Puderdöschen zu Boden fiel. Er schwieg. Erteilte die Geisha ihm die ersten Befehle? Eine leichte Aufgabe, kannte er es doch nicht anders von seinem bisherigen Leben. "Wohl bekomms.", wünschte er im überfreundlichen Ton. Er besah sich das Malheur - dieses Biest, was spielte sie sich auch so auf?! Wünschte er sich doch selbst nicht hier gelandet zu sein. Etwas anderes blieb im Moment allerdings nicht übrig. Davon laufen konnte und wollte er nicht. Wahrscheinlich kam der Geisha bereits die nächste Schikane in den Sinn. Nach einiger Zeit schließlich wurde der Fusama ruckartig geöffnet, gehässig lehnte die schöne Geisha darin. Ihre Haare waren nass und fielen ihr ins Gesicht. Ein anderer Kimono bedeckte nun seinen Körper, unterstrich die schlanke Gestalt und wirkte an ihr wunderschön. Die feuchten Haare machten die Geisha überaus anziehend, man konnte es nicht abstreiten. Sie lehnte herablassend im Türrahmen und blickte auf den Fleck, welcher immer noch vorhanden war. "Habe ich dir nicht gesagt, dass du es wegmachen sollst, wenn du schon unvorsichtig mit meinem kostbaren Puder warst?" Der Tonfall war ebenso herablassend wie seine Haltung. Langsam schob er lasziv eines der langen, glatten Beine unter dem langen Kimono hervor, welcher etwas auf dem Boden auflag. Ein durchaus sehr erotisches Bild. Jäh wurde dieses jedoch wieder unterbrochen, löste sich doch die Geisha aus ihrer Position. "Okaa-san!" Er setzte sich in Bewegung, nun würde der Schwarzhaarige zu spüren bekommen, dass er in diesem Haus nicht das Geringste zu sagen hatte. Nicht lange dauerte es und die Hausherrin stand im Zimmer der Geisha. Ihr Blick fiel sofort auf den Schandfleck auf den Tatamimatten. "Yuu hat mit Absicht mein Puder zu Boden geworfen, er scheint sich nicht gerade benehmen zu wollen." Federleicht kamen diese falschen Worte über die wunderschönen Lippen ohne auch nur einen einzigen Wimpernschlag dabei zu vergeuden. Yuu, welcher am Boden kniete wurde nun unsanft von der Herrin des Hauses auf die Beine gezogen und kassierte so gleiche eine schmerzend Ohrfeige. "Was bildest du dir ein?! Du bist nicht einmal einen Tag in diesem Haus und schon machst du nichts als Ärger? Das wirst du abarbeiten, es kommt auf deine Schuldenliste, wenn du dein erstes Geld verdienst. Ich warne dich, noch einmal und wir werden andere Methoden finden dich dazu zu bringen, was du tun sollst. Du kannst dein Geld durchaus auch auf anderem Wege zurückzahlen!" Ihr Blick war der einer Furie ähnlich, mit dieser Frau war nicht zu spaßen, das wusste auch Uruha. Wütend ging sie aus dem Zimmer, würdigte ihn keines Blickes mehr, der Fusuma wurde geräuschvoll geschlossen. Ein sanftes Lächeln lag auf den schönen Zügen der Geisha. Lange musste der Schwarzhaarige nicht warten, ehe die hübsche Geisha im Türrahmen des Zimmer stand. Welches Bild ihm doch geliefert wurde - Yuu müsste lügen, wenn er behaupten würde, dass ihm jenes nicht gefallen würde. Noch nie - und das entsprach der Wahrheit - hatte er solch eine Schönheit gesehen. War es etwa ihre Art zu provozieren, wollte sie ihn gierig machen, mit der Absicht, dass er sie wohl niemals bekommen würde? Ein wahres Biest. Schnell bekam er die tadelnde Strafe der Hausherrin zu spüren - seine Wange schmerzte, hatte die Frau ordentlich zugeschlagen. Noch konnte sie es, musste nicht aufpassen, wie geschunden das Gesicht aussah – konnte sie ihn noch keinen Kunden anbieten. Yuu ertrug die Predigt, nickte zu allem, blieb stumm und versuchte zu gehorchen, auch wenn sich sein Wesen dagegen sträubte. Mit verengten Augen schaute er auf, als die Herrin den Raum verlassen hatte. "Und, hat es dich befriedigt?" fragte der Schwarzschopf im scharfen Ton. "Schön nicht wahr? Fühlst du dich besser?", redete er weiter, kannte die Antwort doch sowieso. "Ach vergebe mir. Wie dumm, dass ich frage", säuselte er, nahm es sich trotz der Situation nicht, Uruha von oben bis unten zu mustern. Nicht auf gierige, lüsterne Weise - eher prüfend. Auch sie musste eine Schwachstelle haben - galt es doch diese genau herauszufinden. Das Abendessen fiel für den Schwarzhaarigen aus, Uruha hatte bereits etwas zu sich genommen, noch bevor er gewusst hatte, dass er heute Abend nicht alleine sein würde. Die Nacht war nun bereits fortgeschritten, wieder ging der Fusuma auf, jedoch war es dieses mal das Dienstmädchen, welches sowohl das Futon der Geisha herrichtete, als auch ein zweites für den Schwarzhaarigen. Problemlos Platz für zwei Personen war im Zimmer geboten. Ohne ein einziges Wort tat sie das, auch die Geisha, welche sich nun vor ihrem Spiegel niedergelassen hatte würdigte sie keines Blickes, so als wäre sie nicht anwesend. Kniend verbeugte sich dieses Mädchen schließlich tief, als sie die beiden Futon hergerichtet hatte und schloss leise den Fusuma hinter sich. Eigentlich ein bemitleidenswertes Ding, doch so hatte es wenigstens ein Dach über dem Kopf und bekam zu essen. Die Welt war grausam und ungerecht, entweder man hatte alles oder nichts, doch der Preis war manchmal einfach zu hoch. Auch die Schönheit bezahlte diesen Preis, sie hatte kein eigenes Leben und lieben durfte sie nicht. Eine Person die nur dafür lebte um den geplagten reichen Geschäftsmännern unbeschwerte Stunden im Teehaus zu schenken, sie in eine Welt voller Geheimnisse zu entführen und sie so für einen Moment ein Teil davon werden zu lassen, so dass sie alles um sich herum vergessen konnten. Das war der ganze Lebensinhalt, das größte jedoch, was sich eine Geisha für sich erhoffen konnte, war ein reicher Mann der sie erkaufte, sie zu seiner persönlichen Geisha machte, ihr für den Rest des Lebens finanzielle Sicherheit bot und sie endgültig aus dem Geishahaus auslöste. Dieser Abend war einer der seltenen Abende, an welchen Uruha nicht ins Teehaus musste, die Hausherrin hatte ihn nicht geschickt und er war sogar froh darüber gewesen. Man konnte nicht behaupten, dass er das gern tat. Oft waren die Leute betrunken, suchten unangenehmer Weise seine Nähe, die er ihnen dann nicht gewähren konnte. Sehr spät war es, wann er dann immer nach Hause kam, er roch nach Alkohol und Zigarettenrauch, musste sich erst einmal waschen, ehe er sich hinlegen konnte. Das Geld, welches er verdiente ging an die Hausherrin, die nach ihrem Ermessen damit umging. "Ich bin nun müde und möchte mich hinlegen, wenn ich schon einmal einen freien Tag habe, möchte ich dies auch ausnutzen, du wirst dich ebenfalls hinlegen." Immerhin hatte er durch die langen Nächte das Privileg des Ausschlafens inne. Sein Blick glitt zum Schwarzhaarigen. Genau genommen unterschied sich sein neues Leben nicht viel von seinem altem. Beinahe alles das Gleiche. Er hatte nichts. Der Schwarzhaarige war nicht erwünscht, bekam kein Essen - das Einzige lobenswerte war, dass er frische und tragbare Kleidung bekam. Die Kommunikation hielt sich ebenso in Grenzen. Welch Ironie des Schicksals.. Ab und an schaute er zur Geisha, die sich elegant bewegte - reizend musste man schon sagen. Yuu konnte die Männer verstehen, die sich nach ihrer Aufmerksamkeit sehnten und nach Unterhaltung suchten. Beinahe wäre er den Versuch verfallen dem Dienstmädchen bei der Arbeit zu helfen, doch schob er den Gedanken schnell bei Seite. Es gehörte nicht zu seinen Aufgaben. Wahrscheinlich würde es dafür noch Ärger geben und von dem hatte der Schwarzschopf erstmals genug. Die nächsten Minuten wurde sich so verhalten, wie man es von ihm erwartete – er blieb still und sagte keinen Ton, bis Uruha das Wort erhob. Er nickte. "Wie du es wünschst.", kam es von ihm und er legte sich auf das Futon - war es schon lange her, dass er ein anständiges Bett zur Verfügung gestellt bekommen hatte. Der Yukata wurde leicht geöffnet. Auf dem Rücken liegend schaute er an die Decke, schlafen musste er nicht, war es nicht verlangt. Elegant ließ sich nun auch die Schönheit auf ihrem Futon nieder. Er war müde heute, man hatte ihn bald geweckt, er hatte verschiedene Sachen zu erledigen gehabt. An und für sich war es die Geisha gewohnt sich nicht all zu früh schlafen zu legen, da er doch oft nächtelang im Teehaus war. Morgen würde er abends wieder ins Teehaus müssen um dort die Leute zu unterhalten. Heute jedoch war ein Tag an dem er das nicht tun musste, nun wusste er, warum Okaa-san ihn heute nicht ins Teehaus geschickt hatte. Es war geplant gewesen, sie hatte alles geplant, dass sie heute eine neue Geisha kaufen würde! Manchmal war es richtig erschreckend für ihn, wie sie alles eiskalt berechnete. Er hasste sie dafür, der Schwarzhaarige drang einfach in sein Leben ein und brachte alles durcheinander. Die Hölle auf Erden wollte er ihm bereiten, das schwor der Hübsche sich. Die Öllampen flackerten, von fern hörte man die ausgelassene Menge, die sich im Vergnügungsviertel amüsierte. Dieses Haus stand mitten in der Vergnügungsgegend, man musste aufpassen, was man hier tat, allerlei zwielichtige Gestalten schlichen hierherum. Uruha trug einen leichten Kimono, welcher seine Silhouette bedeckte und nur erahnen ließ, was sich darunter verbarg. "Ich warne dich, falls du jemals vorhast, dich selbst zu berühren, bist du schneller aus diesem Zimmer, als du es dir wünscht." Er kannte die Männer, sie waren doch alle gleich, wenn nichts brauchbares in der Nähe war, dann machten sie es sich selbst. Der Schwarzhaarige war ihm nicht geheuer, die Anspielung, dass er sich selbst vor ihm in Acht nehmen müsse, gefiel ihm zu dem nicht im Geringsten. Immerhin würde der andere dann ein sehr gut behütetes Geheimnis aufdecken, welches weniger als eine Hand voll Leute wussten. Yuu horchte auf und vernahm Uruha's Worte. "Keine Sorge, schließlich will ich dich doch nicht belästigen.", säuselte er und klang dabei gar nicht so ernst - nicht so, als ob er sich auch sicher daran halten wollen würde. Sicher hatte er es sich das eine oder andere Mal selbst gemacht, war aber nicht so erpicht darauf - musste es nicht immer haben - hegte ihm Moment auch kein einzigen Gedanken daran. Im Augenblick hielten in tausend andere Gedanken davon ab. Auch wenn er nach außen eher unbeschwert wirkte, in seinem Inneren sah es dort nicht immer so aus. Aber es war besser dies für sich zu behalten - nichts von diesen Gefühlen zu zeigen. Die Geisha war wohl gut erzogen, wurde bestimmt schon als kleines Kind gedrillt - etwas, was auf den Schwarzschopf noch wartete. Was er alles zu lernen hatte? Außerdem, er war ein Mann - was also hatte man mit ihm vor? Ihn genauso an die Männer verkaufen? Zu verwerfen war es bestimmt nicht, träumten sicherlich viele davon es mit einem schönen jungen Mann zu treiben, ganz unverbindlich natürlich, ohne das jemand davon wusste - würden doch beinahe alle glauben, dass sich diese Männer mit einer Frau begnügten. Ob er sich so einfach einem Mann hingeben könnte, blieb zu hinterfragen. Beim besten Willen, er konnte es sich nicht vorstellen. Die Schönheit jedoch war mit zunehmenden Abend ziemlich müde geworden, lange dauerte es folglich nicht, bis Uruha eingeschlafen war. Sein Atem ging gleichmäßig, seine schönen Gesichtszüge waren entspannt. Spannung lag bereits nach diesen paar Stunden zwischen den Beiden in der Luft, die nächsten Wochen würden anstrengend werden. Man hatte den Schwarzhaarigen der Geisha anvertraut, das bedeutete, dass er ihm vieles beibringen musste und das auch noch möglichst so, dass dieser sehr bald mit in die Teehäuser kommen konnte. Keine Zeit wollte man verlieren den Schwarzhaarigen auszubilden, schließlich hatte er Geld gekostet, dieses sollte möglichst bald wieder hereinkommen und sogar noch mehr werden. Auch war er kaum einen Tag hier gewesen und schon hatte er Schulden, was jedoch nicht sein Verdienst war, Uruha wusste, wie er andere fertig machen konnte. Hinter dem Schönen steckte ein Biest. ___________________________________________________________________ to be continued ...? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)