Weißer Nebel, Schwarzer Schatten von Kurai_Cheri ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Seid drei Tagen bin ich nun schon auf dieser Schule und glücklicherweise ist nichts dramatisches passiert. Das heißt so viel wie: Ich hatte keinen Wutausbruch mehr. Das könnte zum Teil daran liegen, das mich meine Zimmergenossen größtenteils in ruhe lassen. Ich habe die ruhigen Momente wirklich genossen, doch ist es nun vorbei mit eben jener Ruhe. Warum? Heute ist die Nacht des Vollmondes, die Nacht, in der die Instinkte die Kontrolle über einen Lykaner gewinnen, wenn er noch nicht genug Selbsbeherschung über seine Kräfte hat. Von Anfang an habe ich mich gefragt, wie sie das in dieser Einrichtung mit dem Vollmond regeln und heute soll sich diese Frage beantworten. Den gesamten Tag über war ich angespannt und nervös, da ich daran denken musste, was beim letzten Mal passiert ist. In jeder freien Minute bin ich unruhig im Zimmer auf und ab gegangen, wie ich es auch in diesem Moment tu. Die Anderen jedoch bleiben seltsam ruhig, was ich nicht ganz begreifen kann. Sind sie denn überhaupt nicht nervös? Ich meine, auf dieser Schule gibt es mindestens hundert junge Wölfe, die ihr Erbe nicht unter Kontrolle haben. Was ist, wenn alle abdrehen und die Bude auseinander nehmen? Was ist wenn ich abdrehe? Diese und andere Gedanken schießen mir durch den Kopf, während ich durch den Raum tiger. Logan widerum sitzt tiefen entspannt auf seinem Bett und beobachtet mich schon seid einer geraumen Zeit. Als er schließlich aufsteht, halte ich inne und sehe ihn fragend an. "Komm mit, in ein paar Minuten treffen sich alle in der Lagerhalle im Wald," erklärt er mir sein handeln und verlässt das Zimmer. Irritiert wandert eine meiner Augenbrauen nach oben, ehe ich ihm zögerlich folge. Was wollen wir denn in einer Lagerhalle? Ich verstehe nicht ganz. Gemeinsam mit dem Rest aus der Wohnung latschen wir durch den Wald und ich fixiere die Sonne, die sich schleppend langsam gen Horizont bewegt. Ich hoffe der scheiß Feuerball lässt sich Zeit bei seiner Wanderung, bete ich in Gedanken und halte mit den Anderen Schritt. Es dauert keine fünf Minuten, da haben wir die Lagerhalle erreicht, in der locker 500 Personen Platz hätten. Ohne zu zögern betreten meine Mitbewohner das Gemäuer, dicht gefolgt von mir, während ich mich nervös auf der Unterlippe rumbeiße. Bevor wir den Hauptraum betrten, durchstreifen wir eine Art Vorraum, der mich ein wenig an einen zu großen Flur erinnert. Erst als wir drinnen sind, bemerke ich, dass das Gebäude, so fern man es so nennen darf, keine Fenster besitzt. An die Wände wurden Runen und Symbole in roter Farbe angebracht. Der Farbton erinnert mich stark an Blut, ebenso der Geruch. Die Nervosität in mir steigt immer weiter an und lässt mich unruhig werden. Ich trete von einem Fuß auf den anderen und lasse meinen Blick über die Anwesenden schweifen. Wie es scheint sind nicht nur alle Schüler, sondern auch alle Lehrer anwesend. Angespannt wende ich mich an die einzigen, die ich kenne, meine Zimmergenossen und erhebe nur leise meine Stimme: "Was wollen wir hier?" Einen Moment werde ich verwundert gemustert, ehe der Gruppe scheinbar ein Licht aufgeht. "Stimmt, das haben wir dir ja noch gar nicht erklärt," flötet die Rothaarige drauflos und lächelt mich, wie immer, fröhlich an. "Ich erkläre es dir," vernehme ich nun auch Scotts Stimme und bin froh, das er derjenige ist, der meine Frage beantworte, da er nicht so schnell redet wie die Kleinste der Runde. In meinem jetzigen Zustand hätte ich sonst nämlich nur Bahnhof verstanden. "Diese Halle wird von einem Zauber vor der Einstrahlung des Mondes geschützt und macht so eine Verwandlung unmöglich. Das heißt, an Vollmond ist dies der sicherste Raum auf der Welt für einen jungen Werwolf," erklärt er sachlich und kurz. Seine Antwort lässt mich den Kopf schief legen. "Und so ein alberner Zauber reicht da wirklich aus?" frage ich weiter und kann es gerade so verhindern, das meine Stimme in einem nervösen Fiepsen untergeht. Bekräftigend nickt die Platinblonde mit dem Kopf und auch sie lächelt mich jetzt an. "Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen, hier drinnen wird nichts passieren," versucht sie mich mit Engelszunge zu beruhigen, doch will das ungute Gefühl, das schon den ganzen Tag über von mir Besitz ergriffen hat nicht weichen. Unweigerlich muss ich an den letzten Vollmond und seine folgen denken. Die Bilder führen dazu, das ich noch unruhiger werde und sich mein Körper immer weiter anspannt. Um diese Anspannung minimal zu lockern, beginne ich wieder damit, auf und ab zu laufen. Krampfhaft versuche ich an etwas anderes zu denken, versuche mich ab zu lenken. Doch egal was ich mache, die Angst, nein, die Panik liegt auf mir, hält mich in ihren kalten Klauen und scheint mich zu verhöhnen. Das reicht doch niemals aus. Als Ob ein paar Runen und ein biliger Zauber eine so mächtige Kraft wie den Mond und einen Lykaner aufhalten könnten. Das kann doch gar nicht klappen. Die sind doch alle vollkommen verrückt geworden. Ich muss hier raus, doch das werden mir die Lehrkräfte niemals erlauben. Aber wenn ich hier bleibe, dann passiert ein Unglück, das weiß ich, ich bin mir zu 100 Protzent sicher. Fahrig krame ich mein Handy aus der Hosentasche und starre Geistesabwesend auf die Uhr. Nur noch zehn Minuten und ich sitze hier fest. Erneut wander ich rastlos umher, bis sich eine große Hand auf meine Schulter legt. Irritiert bleibe ich stehen und sehe mich dem Schulleiter gegenüber. "Alles in Ordnung bei dir, du bist so blass?" murmelt er und mustert mich besorgt. Zu erst wollte ich nicken, doch werde ich mir im selben Moment wieder der Situation bewusst und schüttel ernergisch mein Haupt. "Und was ist nicht in Ordnung?" borht er weiter nach, doch zu meinem Entsetzen muss ich feststellen, das seine Stimme nur gedämpft zu mir vordringt und sich mal wieder eine unbändige Wärme in mir ausbreitet, die mir den kalten Schweiß auf die Stirn treibt. "Ich muss hier raus. Ich muss hier sofort raus. Wenn ich hier nicht raus komme wird ein Unglück passieren," nuschel ich fast schon apatisch und sehe ihn mit einem flehentlichem Blick an. Doch der Mann scheint mich nicht ernst zu nehmen und lächelt mich sattdessen nur väterlich an. "Du brauchst dir keine Gedanken zu machen, es ist alles in Ordnung," redet er mit ruhiger Stimme auf mich ein, doch höre ich ihm nicht zu. Das Einzige, worauf ich mich kontzentriere, ist die Hitze in meinem Inneren. Panisch werden sehe ich erneut auf meinen Handydisplay und stelle fest, das ich nur noch knappe zwei Minuten habe, um die Halle zu verlassen. "Sie verstehen das nicht! Ich muss hier raus! Dieser lächerliche Bahnzauber oder was es auch immer ist kann mich nicht aufhalten! Er wirkt nicht auf mich! Sie müssen mich raus lassen!" schnautze ich den Älteren nun lauthals an und schlagartig kehrt Ruhe im Raum ein. Alle bisher geführten Gespräche wurden eingestellt und die gesamte Aufmerksamkeit liegt auf mir. Mit erhobener Augenbraue sieht mich mein Gegenüber an. "Was redest du da, dieser Zauber hat bisher immer gewirkt, wieso sollte es ..." doch weiter kam er nicht, da ich ihn mit einem schmerzlichen Schrei unterbreche. Mit verzehrter Miene schließe ich die Augen einen Moment und kralle meine Hände in meinen Pullover. "Lassen.Sie.Mich.Raus!" knurre ich mit nicht mehr ganz so menschlicher Stimme. Ein leicht verzehrter, animalischer Unterton hat sich dazu gemischt und es hört sich so an, als würden zwei Wesen gleichzeitig sprechen. Schlagartig weicht jegliche Farbe aus dem Gesicht des Schulleiters, während er mich mit großen Augen ansieht. Es dauert endlose Sekunden, ehe er sich aus seiner Starre befreien kann. "Öffnet sofort dir Tür und bringt sie hier raus!" brüllt er seine Kollegen an, welche den Befehl sofort in die Tat umsetzen. Wie, als wäre das mein Signal, stürme ich in die Richtung der, sich öffnenden Tür. Meine Knochen beginnen bereits laut zu knirschen und die Hitze ist mitlwerweile unerträglich. Gerade, als ich die Tür erreiche, ist die Verwandlung komplett und ich verlasse laut brüllend die Halle. "Sie gehört zum Nebelclan," ist das letzte was ich vernehme, ehe die Instinkte die Macht über mich erlangen und ich Kopf los durch den Wald hetze. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)