Was ist nur mit Ryou los? von jyorie (Katsuya x Ryou) ================================================================================ Kapitel 1: Ryou, was ist nur los mit dir? ----------------------------------------- Ryou was ist nur los mit dir? Grinsend schaute Katsuya zu Ryou rüber, aber wie so oft erwiderte der weißhaarige Junge den Blick des Blonden nicht. Er schaute einfach nur ausdruckslos nach vorn an die leere Tafel und man hätte meinen können, dass er dem Unterricht folgte, denn schließlich war er bisher immer Klassenbester. Aber Jounouchi sah wie leer die braunen Augen waren und auf der Tafel war in dieser Stunde ganz offensichtlich nichts was von Interesse war. Außerdem saß ihr Lehrer auf der Kante seines Pultes und dieser stand drei Meter links der Tafel. Bei dem langweiligen Zeug das der Pauker erzählte, konnte man ja auch einfach nur einschlafen. Er stupste Ryou an und wollte ihn zum Lachen bringen: „Ey .. echt zum …“ Aber so weit kam er nicht, da schon seit einiger Zeit Herr Yanara neben ihm Stand und missbilligend beobachtete hatte, das der Blonde Schüler lieber in der Gegend herumschaute, seine Klassenkameraden Störte und alles mögliche tat nur nicht an seinem Unterricht Anteil nahm. Er packte ihn am Ohr und zog ihn vor versammelter Klasse in die senkrechte. Katsuya stolperte dem Lehrer mit schmerz gepeinigter, gebückter Haltung hinterher und klammerte sich hilflos an dessen Handgelenk. Es war nicht das erste mal, dass er beim unaufmerksam sein erwischt wurde. Daher hatte er das lautstarke zetern aufgegeben, dadurch wurde es jedes Mal schlimmer und so ließ er sich nach vorn führen, in einer äußerst unangenehmen Haltung, damit das verdrehte und rotglühende Ohr nicht noch mehr schmerzte. Der Lehrer stellte ihn vor der Tafel ab und Katsuya rieb sich den pochenden Körperteil. „Jounouchi-Kun, da sie der Unterricht derartig langweilt, nehme ich an, sie wissen bereits worum der Lehrstoff geht, so bitte ich sie die Stunde doch fort zuführen! Sie haben das Wort.“ Katsuya rieb sich den Hinterkopf, er hatte keinen blassen Schimmer um was es eben gegangen war, geschweige denn was er erzählen sollte, er hatte sich seine Gedanken zu Ryou gemacht und ihn wie schon so oft versucht aufzumuntern, aber nie drang er zu seinem Klassenkameraden durch. Die Mädchen begannen zu kichern, weil Katsuya rot wie eine Tomate geworden war. Die Jungs schauten betreten zu ihrem Freund und Katsuya war verlegen und schaute Herr Yanara einige Sekunden stumm wie ein Fisch an. Dieser erhob zornig die Hand und zeigte auf die Tür. „Raus mit ihnen Jounouchi-kun. Sie werden sich nach der Stunde ihre Strafarbeit abholen.“, brüllte er ihm hinterher. Mit gesenktem Kopf trottete Katsuya zur Tür, bevor er jedoch den Klassenraum verließ, warf er noch einen kurzen Blick zu Ryou. Aber dieser starrte immer noch mit dem gleichen leeren Ausdruck, auf den selben Imaginären Punkt, wie er das seit beginn der Stunde schon getan hatte. Katsuya seufzte und verließ den Raum. Katsuya hatte keinen Bock die gesamte Zeit vor dem Klassenzimmer zu gammeln, ob es noch mehr ärger gab war ihm eigentlich egal. Kurz vor Ende der Stunde, würde er wieder da sein. Er lief über den Pausenhof, kickte wütend und resignierend die Steine die ihm vor die Füße kamen quer über den Hof. „Das ist doch alles Scheiße!“, brüllte er aufgebracht, ballte die Fäuste und schlug sich auf die Oberschenkel. „Ryou was ist nur los mit dir?“, hauchte er dann tonlos. An dem kleinen Wall hinter dem Schulgebäude ließ sich der Schüler ins Gras fallen. Er verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Er kaute auf einem Grashalm herum und er schloss die Augen, um nachzudenken. Vor gut einem halben Jahr war der ganze Spuk mit den Yamis vorbei gewesen. Sowohl Yuugi hatte seinen Yami verloren, wie auch Marik und Ryou. Bis auf Yuugi mussten die anderen beiden Hikaris doch froh sein ihre Quälgeister los zu sein. Yami Bakura und Yami Malik waren die reinsten Landplagen. Wie es Marik ging, wusste niemand so genau, denn er war wieder zu Ishizu nach Ägypten zurück gegangen. Hier in Japan hatte ihn nichts mehr gehalten und weiterer Kontakt war mit der Zeit völlig zum Erliegen gekommen. Und Yuugi? Der war natürlich todunglücklich als Yami Yugi weg war. Überraschenderweise hatte sich Kaiba rührend um ihn gekümmert und nach beginn des neuen Schuljahres hatte Yuugi seinen Freunden gestanden, dass er und Kaiba schon seit einiger Zeit zusammen waren. Eigentlich hatten sie schon etwas vermutet, aber Kaiba und Yuugi? Das klang einfach nur zu abwegig. Jedoch harmonierten die beiden überraschend gut und Yugi wurde so über den schmerzlichen Verlust getröstet. Mokuba hatte rein gar nichts gegen die Beiden, da er und Yuugi schon vorher gute Freunde gewesen waren. Der meinte sogar noch, dass die Beziehung mit Yuugi seinem Nii-sama richtig gut tun würde. Ja, und dann war da noch Ryou. Der nette, liebe, kleine, etwas schüchterne Junge, der mit seinem Grabräuber als Yami die totale Arschkarte gezogen hatte. Nicht nur das dieser ständig seinen Körper übernommen hatte, er brachte ihn überall in misskredit. Ryou hatte nichts erzählt, was sein Yami ihm alles angetan hatte, aber man konnte sich denken, wie Bakura ihn eingesperrt und misshandelt hatte. Auch auf den Körper seines Wirts hatte der Ringgeist nicht besonderst geachtet und ihm wo er konnte Schmerzen verursacht und ihn gequält. Dieser Bastart hatte sich regelrecht an dem Leid seines Wirts gelabt. Katsuya fragte sich immer noch, wie es sein konnte, das niemandem die Veränderungen an Ryou aufgefallen war, als Bakura ihn noch beherrschte. Damals war er einige Male auf Ryou zugegangen, unwissend dass er es mit dem Ringgeist zu tun hatte, der ihm eine derbe Abfuhr verpasst hatte. Er hatte Ryou nie aufgegeben und dass auch der Millenniumsring einen Geist beherbergte hatten die Freunde erst viel später erfahren. Als Bakura noch da war, konnte man an den Jungen nicht rankommen, aber jetzt war der Weg frei. Frei für ihn! Sein erster Schritt war, dass Jounouchi seit Anfang des neuen Schuljahres neben seinem heimlichen Schwarm saß. Aber Ryou schien ihn nicht zu bemerken, alles was Katsuya versucht hatte, war vergeblich. Ryou war abweisend, in den Pausen verschwunden und nach der Schule auch immer sofort nach Hause gegangen. Er redete mit niemand groß und sah jetzt noch viel blasser und ausgemergelter aus, als zu der Zeit als er noch Bakuras Wirt war. Dies machte Katsuya ebenfalls zornig und traurig zu gleich, niemand sah Ryou, niemandem fiel es auf, dass der Junge etwas haben musste. Katsuya seufzte erneut, wie schon so oft: „Ryou was ist nur mit dir? Warum lässt du niemand an dich ran?“ Danke , ich find es total lieb von dir, das mir diese FF Beta gelesen hast und sorry *schnief* das ich hier Bakura schlecht gemacht habe. *Kopfeinzieh* Kapitel 2: Ryou, wo willst du nur hin? -------------------------------------- Ein paar Tage später, saß Katsuya mit rauchendem Kopf über seinen Matheaufgaben in der Schulbank. „Oh man, diesen Mist brauch ich doch niemals wieder“, fluchte er und warf genervt seinen Bleistift auf den Block. Katsuya lehnte sich bockend zurück in seinen Stuhl, verschränkte die Arme vor der Brust und schielte zu Ryou, der auch nichts tat. Er runzelte die Stirn und beobachtete den Jungen einige Zeit lang. Ryou starrte mal wieder in Richtung Tafel ins Leere. Die Ellbogen auf den Tisch gestützt und das Kinn in die Hände vergraben. Katsuya hörte ihn leise seufzen und da war wieder dieser leere Blick, irgendwie sah er sehnsüchtig, fast schon traurig aus. Ryou hatte sich nach vorn gebeugt und diesmal sah er ganz deutlich das Ryou unter seinem Shirt den Millenniumsring trug. Er hatte es zwar schon oft vermutet, aber ihm schien es unlogisch. Katsuya tippte seinen Klassenkameraden vorsichtig an. Ryou schreckte wie ein aufgescheuchtes Huhn nach oben und schaute irritiert zur Seite. Katsuya grinste ihn wie immer breit an. Ryous Blick war gesenkt, die Augen sahen müde und leer aus. Dann drehte Ryou sich wieder nach vorn. „Hey Ry-chan. Willst du nicht mal anfangen mit Mathe“, flüsterte Katsuya. Ryou reagierte nicht. Jounouchi tippte ihn noch ein Mal an. Ryou schaute ihn mit matten Augen fragend an. „Na, ob du nicht mal mit den Aufgaben anfangen willst?“, erkundigte sich der Blonde erneut. Ryou zuckte mit den Schultern und griff wortlos nach seinem Heft. Er schlug die letzte Seite die beschrifte war auf. Katsuya verstand erst nicht und schaute sich die fein säuberlich geschriebene Seite an. Dann verglich er die Aufgaben mit seinem Buch. „Ehy man Ryou!“, erstaunt fixierte er seinen Nebenmann. „Wann hast du das den gemacht? Das ist ja die komplette Seite aus dem Buch.“ Katsuya wunderte sich, denn es war mehr als der Lehrer ihnen für die Stunde gesagt hatte und er war sicher, das der Rest der Seite die Hausaufgaben darstellten und Ryou hatte alles schon gepackt, einfach so und er hatte nicht mal mitbekommen, wann dieser das alles ausgerechnet hatte. Ryou nickte einfach nur und seufzte gelangweilt: „Eben gerade!“ Damit war die Sache für den Weißhaarigen erledigt und er hüllte sich wieder in Schweigen. Für Katsuya war es damit aber nicht vorbei. Jetzt hatte er Ryou schon mal soweit gebracht, das dieser auf ihn reagierte, da würde er ihn doch nicht so einfach wieder von der Angel lassen. „Ryou, ich verzweifele an dem Mist und du schüttelst das einfach mal so locker aus dem Ärmel.“ Ryou nahm sein Heft und legte es wortlos über Katsuyas Block. Dieser legte seinen Kopf schief um Ryou auch mal ins Gesicht sehen zu können. Aber sein Klassenkamerad zuckte zurück. „Kannst‘e abschreiben“, meinte Ryou leise und schob sein Heft noch etwas näher zu dem Blonden. „Boah, danke!“, griente ihn Jounouchi freudig an und klopfte ihm auf die Schulter. Ryou zwang sich zu einem schwachen Lächeln und versank dann wieder in seinem starren Blick. Katsuya freute sich das sein Schwarm endlich mal reagiert hatte. Er griff sich seinen Bleistift und wollte sich gerade ans Abschreiben machten, da kam ihm noch eine viel bessere Idee. „Ähm … Ryou-kun?“ Ryou ignorierte das er angesprochen wurde. „Pssst Ryou-chan.“ Katsuya schob das Heft wieder ein Stück zu Ryou zurück, wobei dieser endlich mal aus seiner Starre erwachte und fragend in die Bernsteine schaute. „Also .. ähm .. weist du, abschreiben ist ja super. Aber ..“, Katsuya war die Situation ziemlich unbehaglich, deshalb stammelte er herum, bis er endlich auf den Punkt kam. Weil eigentlich war er ja lieber faul und abschreiben passte ihm viel besser in den Kram. Aber hier ging es um Ryou! „Ähm .. kannst du mir vielleicht lieber erklären wie das geht?“, er verzog seinen Mund zu einem schiefen Lächeln und versuchte seinen besten Hunde-Bettel-Welpen-Blick aufzusetzen den er hinbekommen würde. Ryou sackte mit den Schultern nach unten und blies leise die Luft aus seinen Lungen. „Wenn´s sein muss?“ Katsuya nickte eifrig: „Das wäre super! Dann nehm´ ich mein Block mit in die Pause und dann kannst du es mir erklären!“ Ryou war von der Aussicht nicht begeistert, aber bei den strahlenden Augen mit denen ihn sein Klassenkamerad anschaute, konnte er nicht ablehnen und seufzte ergeben: „Ist gut!“ Dann schnappte sich Katsuya schnell wieder Ryous Heft und schrieb die kompletten Aufgaben, die Ryou schon ausgearbeitet hatte, ab. Ein ganz schmales Schmunzeln schlich sich auf die Lippen des blassen Jungen und er schüttelte unmerklich seine weißen Haare. War ja so klar, dass der Chaot sich nie wirklich ändern würde. Aber Ryou war es im Grunde egal. Sollte Katsuya doch abschreiben. Ryou schielte immer mal rüber, wie weit Jounouchi war. Innerlich verdrehte er die Augen über die Sauklaue seines Klassenkameraden. So etwas Liederliches würde bei ihm nicht in die Tüte kommen. Aber Ryou war zurzeit ja eh alles egal. Er funktionierte einfach nur noch und das war es auch schon. Jounouchi schob Ryous sein Heft zurück und zwinkerte ihm zu: „Danke. Du bist ein echter Kumpel!“ Ryou nahm sein Heft zurück, sein Gesicht blieb ausdruckslos und sobald die Pausenglocke ertönte, verließ er zügig das Klassenzimmer. Katsuya sah gerade noch wie ein weißer Haarschopf aus der Tür verschwand. Jounouchi würde sich aber nicht darum bringen lassen, diese Pause mit Ryou zu verbringen. Er griff sich sein Mathebuch, den Block und das Federmäppchen, um den Vorwand des Lernens aufrecht zu erhalten. Er war sich nicht sicher, ob Ryou sonst auch die Pause mit ihm verbringen würde. Er stürmte aus der Tür und suchte links und rechts den Gang mit seinen Augen ab, am Treppenaufgang sah er ihn gerade noch um die Ecke biegen. Er nahm die Beine in die Hand und flitzte seinem Klassenkameraden hinterher. Er sah, wie Ryou das Schulgebäude am Hinterausgang verließ und sich zuvor umdrehte. Schnell tappte er zwei Schritte zurück, um hinter der letzten Ecke in Deckung zu gehen. „Ryou, was hast du vor, warum darf dich niemand sehen?“ Katsuya war es mulmig zu mute, als er wieder hinter der Mauer hervor kam und ihm durch die Tür nach außen folgte. Warum hatte er ihn nicht schon früher beschattet, wohin er in den Pausen verschwand? In diesem Bereich hinter der Schule war er noch nicht gewesen, ob wohl er nicht der Musterschüler Nummer eins war. Er sah wie Ryou auf einer der Leitern nach oben krabbelte. Dann folgte er ihm, nachdem er über der Dachkante verschwunden war. Katsuya kletterte ebenfalls die Leiter nach oben, was mit dem blöden Schulzeug komplizierter war als es hätte sein müssen. Als er fast das Schuldach erreicht hatte, sah er Ryou im Wind stehen. Seine Haare wehten wild durcheinander. Die Arme hatte er leicht erhoben, sein Hemd flatterte. Hätte er es nicht besser gewusst hätte er gemeint, die schlanke gestallt sei Bakura. Einige Momente lang blieb er noch auf der Leiter und beobachtete wie Ryou den Wind versuchte einzufangen, bis er sich dann einfach gegen einen der Schornsteine lehnte und mit dem Rücken an der rauen Mauer herunter rutschte und auf seinem Hosenboden zum sitzen kam. Er zupfte an der Schnur um seinen Hals und holte tatsächlich den Millenniumsring unter seinem Shirt hervor. Also hatte Katsuya doch richtig gesehen. Ryous Hand streichelte über das goldene Dreieck in der Mitte, seine Finger zeichneten den Kreis nach, dann ließ er seinen Anhänger wieder unter seinem Shirt verschwinden und legte die Arme um die Knie und schaute auf den Horizont. Jounouchi wunderte sich, dass Ryou seinen Gegenstand noch besaß, wie war er denn daran gekommen? So wie er das aus der Distanz beurteilen konnte, war es tatsächlich der echte Ring. Aber so verschlossen wie Ryou war, würde er ihn sicher jetzt noch nicht darauf ansprechen. Er kletterte die letzten Sprossen nach oben und lief langsam auf seinen Klassenkammeraden zu. „Hier hast du dir aber ein schönes stilles Plätzchen ausgesucht um mir Mathe zu erklären Ryou!“, Katsuya lächelte ihn an. Ryou zuckte zusammen und sah mit riesig aufgerissenen Augen seinen Klassenkameraden an und wich ein Stück zurück. Jounouchi hatte für einen Moment das Gefühl, das Ryou gleich flüchten wollte. Aber wo sollte er den hin? Sie waren auf dem Dach! Er lachte und kratze sich verlegen am Hinterkopf. „Also mir gefällt es hier oben, da stört uns keiner!“, er legte seinen Kopf schief, als er sich neben Ryou auf die Dachpappe setzte und seine Augen strahlten den Jungen an. Katsuya wollte das sich Ryou endlich wieder entspannte, dieser hatte seine Finger in seine Waden gegraben und schaute ihn immer noch verschreckt an. Also hielt er ihm sein Mathebuch hin und seufzte. „Meinst du, du kannst so einer mathematischen Vollnull wie mir überhaupt was in den Schädel hämmern.“, Katsuya biss sich kurz auf die Lippe und rieb seine Hände über die Oberschenkel, um seine Handflächen wieder trocken zu bekommen. „Ich meine das wäre eine wahre Meisterleistung von dir.“ Ryou schaute auf, sein Gesicht sah nun entspannter aus. Er hatte vermutlich Fragen erwartet, was er hier oben suchte, oder wieso er sich so verkroch. Jounouchi war zwar nicht das Feingefühl in Person, aber ab und zu findet auch ein blindes Huhn ein Korn, beziehungsweise machte auch der größte Chaot mal was instinktiv richtig, oder spricht bestimmte Dinge nicht an. In Bezug auf Ryou war Katsuya eben vorsichtig und hielt sein Temperament zurück. Wie sollte er sich auch gegenüber jemandem verhalten, in den er verschossen war? Eine schmale Hand griff nach dem entgegengestreckten Schulbuch und Ryou schlug zielsicher die heute durchgenommene Seite auf. Einen weiteren, unsicheren Seitenblick warf er seinem Klassenkameraden zu. „Was hast du den an den Aufgaben nicht verstanden?“, erkundigte sich der Kleinere. Katsuya grinste etwas hilflos: „Wie immer gar nichts.“ Ryou seufzte und griff nach dem Block. Er schrieb die erste Aufgabe ab. Jounouchi beobachtete ihn genau und war froh das Ryou ihn nicht wegschickte, obwohl er genau spürte das er viel lieber allein gewesen wäre, aber das gestand er ihm nicht zu. Er wunderte sich, das sein Schulkamerad mit nur einmal hinschauen sich die komplette Formel eingeprägt hatte und sie einfach so, sehr schnell und unglaublich sauber, in seinem Block niederschrieb. „So dann zeig mir mal wie du das jetzt versuchen würdest zu lösen“, Ryou hielt ihm den Bleistift auffordernd hin. Jetzt seufzte Katsuya, nahm dass Schreibgerät entgegen und stotterte sich einen ab, wie er zu einem Ergebnis kommen würde und entlockte damit Ryou ein leises Kichern. „Hm, du hast wirklich nichts davon verstanden. Schau mal, wenn du ….“ Ryou gab sich wirklich mühe und war unglaublich geduldig damit seinem Klassenkamerad den Weg zur Lösung näher zu bringen. Er war sogar so gut darin es zu erklären, dass sogar Jounouchi verstand, wie man diesen unbrauchbaren Kram löste. Danke [[USERID=212621 (KouKou)] für die Beta. *dich anflausch* ^^ Kapitel 3: Ryou, warum bringst du dich in Gefahr? ------------------------------------------------- Katsuya hielt sich an ihr unausgesprochenes Abkommen und hatte keinem erzählt, wo er in der Pause war, noch das Ryou scheinbar immer in den Pausen auf das Dach des Schulgebäudes verschwand. „Ufffff“, beschwerte sich Katsuya, als er einen schlag in den Magen erhielt, „Hiro wofür war den DAS schon wieder!“ Katsuya rieb sich den Bauch und funkelte seinen Freund wütend an. Honda drehte sich zu Otogi: „Siehste, hab ich dir doch gesagt, völlig abwesend der Junge, bekommt nix mehr mit und hast du seinen verträumten Blick gesehen!? Seltsam, seltsam sag ich dir!“ Hiroto sprang zur Seite und versteckte sich hinter Ryuji als er seinen Freund schnaubend auf sich zuhasten sah. Otogi grinste und fing Jounouchi ab. Er legte seinen Arm um Katsuyas Schulter und hielt ihn fest, um ihm mit der anderen Hand die Haare zu zerwuscheln: „Wenn es um ein süßes Mädchen geht können wir dir bestimmt helfen. Wer ist den die Süße?“ Jounouchi kämpfte sich frei und richtete seine Haare, so gut das bei dem Vogelnest auf seinem Kopf überhaupt möglich war. Er sah die beiden sauer an: „Würde ich hier mit euch stehen, wenn ich ein Mädchen hätte?“, und er zeigte auf die Leuchtanzeige des Gayclub vor dem die drei sich in der Schlange eingereiht hatten. „Oh, er leugnet´s nicht mal“, stichelte Honda weiter. Ryuji konnte den Blonden am ausgestreckten Arm gerade noch so von seinem Freund entfernt halten, bevor dieser ihm den Kopf abreisen würde. „So jetzt beruhigt ihr euch mal wieder!“, schlichtete er zwischen den beiden Streithähnen. „Hiro Schatz. Wenn du Kats nicht in Ruhe läst, schläfst du heut auf dem Sofa! Junge liebe muss wachsen“, grinste er. Katsuya verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich beleidigt an die Wand. Er ließ sein Pony tief vor die Augen fallen, damit man nicht gleich merkte, dass er eigentlich schmunzeln musste und nicht mehr schmollen konnte. „Ihr seid beide doof!“, brummte er. Ryuji und Hiroto hakten sich links und rechts bei Katsuya unter und zogen ihn zurück in die Schlange. „Heut Abend vergisst du einfach mal alles und wir drei hauen so richtig auf den Putz!“, munterten die Beiden ihren blonden Freund auf. Was blieb ihm da anders übrig, als ergeben zu seufzen und dem Vorschlag zuzustimmen, die beiden würden jetzt eh nicht mehr locker lassen: „Okay Jungs, gegen eure Mann-Power bin ich eh machtlos!“ Eine weile hielten sie Katsuya noch fest, bevor dieser es sich noch mal anders überlegen würde und doch wieder zu schmollen beginnen würde. Er ließ seinen Blick durch die Gegend streifen und folgte Otogis und Hondas Fingern, die ihm leckere Schnittchen zeigten, die er heut Abend aufreißen könnte. Dann plötzlich sah er im Augenwinkel einen silbrig schimmernden Haarschopf einen Straßenzug weiter. „Ryou?“, murmelte er. Katsuya schaute angestrengt ins halbdunkle der einsetzenden Dämmerung und kniff die Augen zusammen. Die dünne Gestallt die um die Ecke gehuscht war, musste eindeutig Ryou sein. Aber was um Himmels Willen machte ein so süßer, kleiner Twink wie Ryou es war um die Zeit in so einem Viertel und vor allem allein? Und dann noch in der Nähe des Clubs, wo doch so viele zwielichtige Gestallten, Dealer und Gesocks herumlungerten? Katsuya kannte die Gegend noch gut genug von früher. Jounouchi hoffte, dass er sich lediglich getäuscht hatte und dass es nicht sein Ryou war, den er da eben erblickt hatte. Warum sollte es den Klassenkameraden hier her ziehen? Er hatte Ryou nicht für den Typ gehalten, der sich in so einer Umgebung aufhalten würde. Wenn es Bakura gewesen wäre, dann kein Thema. Aber nicht der zart wirkende Ryou. Bakura? Shit! Katsuya wurde von einem ganz schlimmen Verdacht beschlichen, aber das konnte doch nicht sein. „Leute ich muss weg!“ So plötzlich wie er sich von den Beiden losgerissen hatte, konnten die gar nicht reagieren und schauten ihm nur mit langen Gesichtern hinter her. „Was hat den denn gebissen?“, fragte Hiroto perplex. Otogi schaute dem Blonden ebenfalls verwirrt hinterher. „Ich habe echt keine Ahnung!“, er schüttelte über ihren Freund den Kopf, „Aber es schien so, als ob er etwas allein erledigen müsste.“ Katsuya war so schnell gerannt, wie ihn seine Beine trugen. Die beiden Gedankengänge, die er im Kopf hatte waren beide zu abwegig, als das er einen davon glauben oder favorisieren konnte. Er stützte sich mit einer Hand an der Hausecke ab, um kurz zu verschnaufen. Hier hatte er den Jungen, der Ryou zum Verwechseln ähnlich sah, zuletzt gesehen, bevor er verschwunden war. Er lief in die dunkle Gasse hinein, aber es war niemand dort. An der nächsten Gabelung hielt er inne, schaute nach links und rechts. Er lauschte in die Stille. „Verdammt Ryou, wenn du das wirklich warst, was zum Teufel suchst du hier?“, fluchte der Blonde erbost, da er sich wirklich Sorgen um seinen Klassenkameraden machte. Ryou lief einfach weiter drauf los. Von einer schmutzigen Gasse in eine nächste, noch düstere. Er hatte Angst, bei jedem Geräusch zuckte er zusammen. Er fühlte sich auf seltsam, unbehagliche weise lebendig, es war fast wie früher, als er in ständiger Furcht vor seinem Yami lebte. Er lief einfach gerade aus. Immer weiter in den düsteren Schlund der Straßen. Katsuya lag mit seiner Vermutung das Bakura hier ebenfalls früher herumgegeistert war gar nicht mal so falsch. Denn um Ryou zog sich eine beachtliche Gruppe Halbstarker zusammen, denen der Ringgeist ans Bein gepisst hatte. Die Jugendlichen hatten den Yami noch in schlechter Erinnerung. Sie stupsten sich gegenseitig an und zeigten grinsend mit dem Finger auf die jetzt schmächtig wirkende Gestallt. Angrinsend rotteten sie sich zusammen und zogen den Kreis enger um den Jungen. Einer der Jungs lief auf Ryou zu, fixierte ihn drohend und boxte ihn gegen die Schulter, dass Ryou zurück taumelte. „Was suchst du hier in unserem Revier? Willst du wieder Stunk anfangen?“ Böse grinsend kam er ihm den Schritt hinterher, den Ryou gestolpert war und klopfte gefährlich mit einem Schlagstock auf seine Hand. Ryou hörte das dumpfe Geräusch wie Metall auf Haut traf, er schluckte und hielt den Atem an. „Na hast du deine Sprache verloren?“, höhnte ihn der Angreifer der aus dem Pulk herausgetreten war. Mit seiner flachen Hand stieß er ihn wieder an die Schulter, ohne das Ryou zu einer Gegenwehr ansetzte. Der Ring der Jugendlichen teilte sich, als Ryou rückwärts auf eine Wand zulief. Sie bildeten einen Halbkreis und der Anführer drängte den Jungen mit den ungewöhnlich weißen Haaren weiter zurück. Ryou tastete sich mit seinen Füßen vorsichtig zurück, strauchelte an einem Stein und er wurde wieder geschubst. Dem Angreifer zuckte der Mundwinkel, er wurde immer sicherer. Der mutmaßliche weißhaarige Unruhestifter setzte zu keiner Gegenwehr an, sein zögerliches zurückweichen spornte ihn eher an. Er wollte sich jetzt vor den Anderen der Gang profilieren. Immer mehr baute er sich vor Ryou auf. „Große Töne Spucken war mal?“, er packte Ryou am Kragen. „Versager!“ Ryou hatte Angst, er hatte eine scheiß, verdammte Angst aber es zog ihn hier her, so sehr dass er gegangen war. Er hatte einen riesigen Kloß im Hals, ihm war heiß und kalt. Ryous Knie zitterten, in seinen Fingerspitzen prickelte Adrenalin. Er wurde für seinen Yami gehalten, ein kleines Stück, von etwas lang verlorenem, fühlte sich ein wenig so an, als ob es wieder zurück gekehrt war. Ryou hob seinen Kopf, blickte seinen Angreifer direkt in die Augen. Dieser schluckte, er hielt kurz inne, dann sah er, dass das entschlossene, rote Funkeln fehlte. Das gehässige Grinsen, die böse Maske des gefährlichen Weißhaarigen. Der Ausdruck in dem Gesicht war viel zu sanft. In dem klein Gangster blühte der Durst nach Rache erneut auf. Entschlossen pinnte er Ryou, mit den letzten drei schnellen Schritten gegen die Wand. Ryou keuchte als er an die rauen Steine gepresst wurde und die Faust auf seiner Kehle lag. Ryou lächelte traurig, schloss seine Augen, für einen kurzen Moment war es ihm so als spürte er Bakuras unheilverkündenden Atem auf seiner Haut. Er fühlte sich zurückversetzt in den Seelenraum, wie oft hatte ihn sein Yami dort gepackt. Gleich darauf krümmte er sich schmerzerfüllt auf dem Boden, da ihn ein unbarmherziger Schlag in den Magen getroffen hatte. Die Meute im Halbkreis grölte, klatschte und heizte ihren Mann an. Dieser erhob die Arme und ließ sich feiern, darüber das der Junge keuchend am Boden lag. Schnell drehte er sich um, Ryou sah das diabolische Grinsen nicht, das auf dessen Lippen lag, als dieser mit Anlauf auf ihn zustürmte. Er spürte den stumpfen, brennenden Schmerz in seiner Seite, als er einen kräftigen Tritt in die Rippen erhielt. Er schrie auf. Tränen liefen ihm über die Wangen. „Kura nicht, aufhören!“, flüsterte er. Ryou drückte den Ring an seine Brust. Er blieb kalt. Das antike Schmuckstück begann nicht zu glühen, es vibrierte auch nicht, es war nicht warm und es leuchtete nicht mehr. Ein totes Stück Metall. Kraftlos klammerte er sich mit den Gedanken an seinen Yami: „Bitte Kura!“ Jounouchi hörte die anfeuernde Meute. Sein Magen krampfte sich zusammen, er wusste nur zu genau, was die Schlachtrufe bedeuteten. Er kannte den Kriegslärm. Wuste um das Hochgefühl desjenigen der im Kreis stand und auf das hilflose Opfer einprügelte, den Kick wenn man gefeiert wurde, den Rausch wenn man nicht mehr spürte was man tut, sondern nur noch schlug, bis sich das Elend unter einem nicht mehr rührte, wenn das Wimmern verebbt war und der Körper aufhörte zu zucken. Ryou! – Nein! Katsuya wurde es schlecht. Er dachte an Ryous lachende Augen, an sein strahlendes Lächeln, welches er gehabt hatte und dann sah er ihn unter den Wölfen. Den zarten Jungen, wie er von einer Gang eingekreist war. Wehrlos. Den Angreifern unterlegen. Sein Atem stockte. Er musste ihn dringend finden. Er hoffte das ihn seine Vorstellung ihn lügen straffen würden. Die Wände an denen der Schall widerhallte, verwünschte Jounouchi. Er konnte nicht mit Sicherheit sagen, aus welcher Richtung die Geräusche an sein Ohr drangen. In seinem Augenwinkel sah er einen Schatten huschen und lief erneut los. Folgte der düsteren Gasse und die Stimmen wurden lauter. In ihm sammelte sich immer mehr Wut, wenn diese Idioten seinem Ryou auch nur ein Haar gekrümmt hatten… Katsuyas Schritte flogen über den Asphalt, er rannte an einer engen Gasse vorbei, konnte gerade noch so schlitternd stoppen und sah die wilde Meute die sich zu einem einzigen anfeuernden Sprechchor verbunden hatte, und auf dem Boden erblickte er weiße Haare. Sofort sah er rot. Der Zorn stieg in Katsuya auf und er stürmte auf den Pulk zu. Er beugte seinen Oberkörper vor und durchbrach mit seiner Schulter die Reihe der Schaulustigen. Riss die beiden Jungs zu Boden, zwischen denen er eine Presche schlug und stürzte sich auf den überraschten Anführer, der auf Ryou eingeprügelt hatte. Mit seinem Schwung riss er ihn zu Boden. Schlug ihm wütend die Faust ins Gesicht und brüllte ihn an. „Lass deine dreckigen Pfoten von meinem Freund!“ Der Niedergeworfene kämpfte sich frei und die beiden Streithähne standen sich lauernd gegenüber. Der Junge der Ryou geschlagen hatte, wischte sich mit dem Handrücken über die Nase und die aufgesprungene Lippe. Er warnte seine Leute. „Der gehört mir!“, er hieß alle mit einer Handbewegung den Kreis zu vergrößern. Dann deutete er auf Ryou. „Das ist dein Freund?“, höhnte er herausfordernd. Katsuya schnaubte und seinen Nasenflügel bebten, als er sah wie Ryou zitternd und gekrümmt am Boden lag, wie er seine Arme um seinen Bauch und den Unterleib geschlungen hatte. Er konnte ihm jetzt noch nicht helfen. „Halt durch Kleiner!“ „Du wirst bezahlen für das, was du ihm angetan hast!“, krollte Katsuya. „Ha, mit dir halbem Hemd werde ich spielend fertig. Ihr dummen Arschficker!“ „Homophobes Pack!“ Wie zwei Raubtiere, den jeweils anderen nicht aus dem Auge lassend, schlichen Beide im Kreis um sich herum. Warteten auf den Angriff. Ein Zucken. Eine Unachtsamkeit. „Warte nur wenn du den Boden küsst, werde ich mir dein Süßer vornehmen. Er wird so hässlich, dass du ihn gar nicht mehr wieder haben willst!“, er spuckte voller Verachtung auf den Boden. „Man legt sich nicht mit uns an!“ „Ich habe dich gewarnt, lass die Finger von Ryou! Ich mach dich fertig.“ Katsuya stürmte auf den Jugendlichen zu und versuchte ihm seine Faust in den Magen zu rammen. Dieser parierte äußerst geschickt und Jounouchi lief ins Leere. Er fiel den Umstehenden in die Arme, die packten ihn, drehten ihn herum und zwangen ihn auf die Knie, während zwei ihm die Hände auf den Rücken hielten. Der Rädelsführer schritt langsam auf ihn zu, rieb sich seine Faust in Vorfreude und verkrallte seine Hand in den blonden Zotteln an denen er den Kopf nach hinten riss, damit er dem Deppen, der es gewagt hatte ihn anzugreifen, in die Augen sehen konnte. „Spuckst du jetzt immer noch so große Töne?“ Er holte weit aus und seine Faust sauste in Jounouchis Magen. Dieser verkrampfte sich, bekam keine Luft mehr und sah eine Sekunden lang nur ein helles blendendes Licht. Ein zweiter Schlag holte ihn ins Abenddunkel zurück. Seine Arme wurden los gelassen und keuchend fiel er auf seine Hände. Auf allen vieren verschnaufte er einen Moment, doch der Angreifer gönnte ihm keine Ruhe. Die Straße hatte keine Regeln und so traf der nächste Schlag Katsuyas Wange. Er wurde von der Wucht zu Boden gerissen und blieb dort liegen. „Der hat genug!“ Er wandte sich um und kniete sich neben Ryou auf den schmutzigen Boden. Strich die weißen Haare aus dem Gesicht und spottete: „Als Mädchen hätte er mir besser gefallen.“ Danke an für die Beta :DD Kapitel 4: Ryou, was hast du da gesucht? ---------------------------------------- Der Anführer saß immer noch vor Ryou und nickte seinen Leuten zu: „Aufheben und mitnehmen!“ Katsuya rappelte sich wankend auf. „Lass deine schmutzigen Griffel von ihm!!“ Er sprang ihn von hinten an, legte seinen Arm um den Hals und zog ihn weg von Ryou. Der Großkotz krallte seine Nägel in Katsuyas Arme und versuchte sich loszureißen. Aber der Blonde drückte immer fester zu. Er zog ihn halb auf die Beine. „Verschwindet! Alle!“, brüllte Katsuya und drehte sich zu allen Seiten, Schleifte den Gefangen mit sich. „Ich schwör euch, ich breche ihm das Genick!“ Beschwichtigend hoben einige die Hände und legten ihre Schlagstöcke auf die Erde. Sie liefen langsam rückwärts. Von der Feigheit der eigenen Leute überrumpelt ließ auch der Anführer seine Hände sinken. Die Luft wurde ihm knapp und er hoffte so etwas Gnade zu bekommen. Nachdem sich alle zurückgezogen hatten und nur noch die drei in der Sackgasse standen, schleuderte Katsuya den Jungen von sich, so, dass dieser mit dem Kopf an eine Wand prallte und dort niedersank. Katsuya lief auf ihn zu, der Typ lebte zwar, aber war für einen Moment unschädlich. Schnell sank er bei Ryou auf den Boden, strich ihm liebevoll die Haare aus dem Gesicht. „Scheiße Ryou, was haben die mit dir gemacht?“ Ryou öffnete die Augen, hob schwerfällig seinen Kopf und flüsterte mit einem schmerzlichen Lächeln: „Kura, … du … bist … daahh!“ Katsuya verstand das Hauchen nicht wirklich, er konnte die Worte nur erahnen. Sein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen, er wollte es nicht glauben, was er vermutete gehört zu haben. Aber als Ryou wieder zusammen sackte, schluckte der Blonde seinen Kloß herunter, strich sanft und mitleidig noch einmal die Haare aus der Stirn und sammelte ihn behutsam vom Boden auf. Er zog ihn erst einmal in seine Arme und vergrub sein Gesicht in dessen Halsbeuge: „Ach, mein Ryou!“ Dann ließ er den spannungslosen Körper etwas sinken und kam erst zu spät darauf, nach zu schauen, wie schwer diese Mistkerle Ryou zugerichtet hatten. Vorsichtig streichelte seine Hand über die Wange. Ryou hatte eine kleine Platzwunde an der Stirn, seine Lippe war aufgesprungen. Behutsam schob Katsuya sein Shirt nach oben und betastete die Seiten, Ryou keuchte als er die Stelle berührte wo er getreten wurde. „Ryou, kannst du mich hören? Bist du wach?“ Katsuya tastete weiter, er konnte zum Glück nichts fühlen, dass etwas gebrochen war. Ein schwaches Nicken und ein zaghaftes, schiefes Lächeln: „Ich bin okay!“ Aber gleich darauf verzog Ryou sein Gesicht, weil Katsuya weiter seine Rippen abtastete und noch eine Prellung erwischt hatte. „Autsch!“, zischte er. „Ryou was hast du hier überhaupt gesucht?“ Ryou ging nicht darauf ein: „Ich möchte nach hause!“ Katsuya grummelte und seufzte: „Okay. … Kannst du aufstehen!“ Wieder nickte Ryou und der Blonde zog ihn sehr langsam mit nach oben. Als Ryou auf seinen Beinen stand, wurde ihm schwarz vor Augen und er knickte ein. Jounouchi fing seinen Klassenkameraden sofort auf. Ryou lehnte schwach gegen seine Brust und Katsuya schlang seine Arme fest um ihn. Sie blieben einige Augenblicke so stehen. Abgesehen von den Umständen die wahrlich hätten besser sein können, genoss er es, endlich einmal Ryou so nahe zu sein, wie er es sich schon lange gewünscht hatte. Jounouchi vergrub seine Nase in den weißen Haaren und war versucht ihm einen kleinen Kuss aufs Haupt zu geben. Aber schließlich drückte er ihn von sich ab. „Geht es wieder?“ „Ich denke schon, mir war nur kurz schwindelig!“ Katsuya sah ihm prüfend in die braunen Augen, dann legte er Ryous Arm um seinen Rücken und schlang ebenfalls einen Arm um den etwas Kleineren und versuchte mit ihm zu gehen, während er ihn stützte. Als Ryou erneut wegzuknicken drohte, packte der Blonde seinen Klassenkameraden am Rücken und unter den Kniekehlen. Mit einiger Anstrengung hob er ihn auf seine Arme. Kurz schwankte er selbst und lehnte sich gegen eine Mauer, bis der Zustand seiner eigenen Schwäche verging. Es war schon eine Weile her, dass sich Jounouchi regelmäßig Straßenkämpfe geliefert hatte. Er wunderte sich darüber, so aus der Übung gekommen zu sein schien, dass ihm die paar Schläge, die er eingesteckt hatte, so zusetzten. Zum Glück war Ryou überraschend leicht. Nein – er war zu leicht. Bis zu Ryou nach Hause würde er es nicht packen, aber da er in der Nähe wohnte, entschloss er sich kurzerhand Ryou mit zu sich zu nehmen. Von den Straßenkindern war nichts mehr zu sehen, auch begegnete er keinem von ihnen, als er mit Ryou im Arm durch die Gassen lief. Ihm schmerzte der Magen und er spürte das Pochen um sein linkes Auge, da würde wohl ein Feilchen bleiben. Aber das er Ryou im Arm halten konnte, entschädigte ihn für die Mühe, dass er ihn trotz der eigenen Blessuren die ganze Strecke tragen musste. Wobei es eher ein „durfte“ bei ihm war. Lächelnd schaute er immer wieder auf den Süßen in seinen Armen. Ryou schien sich wohlzufühlen, da er sich sogar noch etwas bei ihm anschmiegte und es so aussah, als ob er am eindösen war. Katsuya war schon etwas traurig, als er seine Haustür erreichte, weil er nun keinen Grund mehr hatte, Ryou so direkt an sich zu drücken, aber er war auch etwas erleichtert, weil lange seine Kräfte nicht mehr gelangt hätten. Er ließ Ryou sanft auf seine Füße gleiten und stützte ihn weiter in seinem Arm. Umständlich schloss er die Tür auf und brachte seinen lädierten Klassenkameraden ins Wohnzimmer. Er vermutete nicht, dass dieser ins Krankenhaus musste, aber er würde ihn jetzt genau beobachten. Er buxierte ihn aufs Sofa und holte etwas Wasser und Desinfektionsmittel. Vorsichtig wusch er dem Eingeschlafenen das Gesicht. Behutsam tupfte er die beiden Wunden ab. Auch wenn Ryou schlief, redete Jounouchi beruhigend auf ihn ein. „Vorsicht, das könnte jetzt etwas brennen.“ Das Wattestäbchen, welches mit der Desinfektionslösung getränkt war, drückte Katsuya behutsam auf die nicht mehr blutende Wunde an der Stirn und säuberte sie damit vorsichtig. Dasselbe tat er mit einem frischen Wattetipp an Ryous Lippe. Ryou schreckte zurück, als ihn das Brennen an der empfindlichen Lippe durchzuckte und davon wachte er dann schlussendlich auch auf. Verschreckt wich er zurück und rutschte rückwärts übers Sofa, zog die Knie an den Bauch und atmete hektisch. Er verzog sein Gesicht als er die schmerzenden Stellen an seinem Oberkörper spürte, verwirrt presste er seine Ellbogen dagegen, damit der Schmerz erträglicher wurde. Bis er Jounouchi sah, der vor dem Sofa kniete und langsam blickte er sich in dem fremden Raum um. „W-was ist den passiert und … und wo bin ich?“, langsam lösten sich die Finger, die er eng um seine Beine geschlungen hatte, da hier nirgends eine Bedrohung wahrzunehmen war. „Du bist hier bei mir zuhause, ich hab dich in der Nähe vom Jolly-Gay gefunden.“ Ryou biss sich auf die Lippe, er erinnerte sich, dass er durch die Straßen gezogen war. Ihm kam die Erinnerung wieder, in welche Schwierigkeiten er sich begeben hatte und er schaute seinen Klassenkamerad mit großen Augen an. „Du hast mich gefunden?“, Ryou rieb sich über die Seite und tastete langsam darüber, bevor er sein Hemd etwas nach oben zog. „Und woher sind die hier?“ Jounouchi strich sich das Pony aus dem Gesicht und kratzte sich verlegen durch die Haare. „Ja, ich hab dich zufällig gesehen! Und du hattest üble Probleme, so eine Straßengang hatte dich umzingelt. Sag mal wieso haben sich die Pennern den mit dir angelegt?“ Ryou knetete krampfhaft seine Finger. „Also äh….“, er stockte, „Ich weis eigentlich gar nicht, was die gegen mich hatten und … also ... ja … danke für deine Hilfe.“ Ryou wollte das Thema tunlichst vermeiden, sein eigentlicher Beweggrund war ihm zu peinlich und es würde sowieso niemand verstehen. So setzte er sein bezauberndes, zuckersüßes Strahlen auf. Seine Augen waren zwar noch matt, aber er war Katsuya dankbar für die Rettung. Seitdem er am Boden gelegen hatte, bis eben, wusste er nicht, was in der Zwischenzeit geschehen war. Jounouchi wurde es wieder warm, er konnte Ryou einfach nicht böse sein. Einem Jungen der so lieb und süß lachen konnte. Er liebte diese braunen Augen, diese Lächeln. Ryou sollte immer Lachen! Immer noch hielt er das Wattestäbchen in der Hand. „Ach Ryou, das ich dir helfe ist doch selbstverständlich“, dann hielt er im die Watte entgegen. „Die haben dich ganzschön zugerichtet. Lässt du mich noch deine Wunden fertig versorgen?“ Ryou legte den Kopf schief. Daher kam also das Brennen, von dem er aufgewacht war. Ryou nickte und rutschte nach vorn, an den Rand des Sofas. Er kniff die Augen zusammen, als Katsuya noch mal mit dem Desinfektionsmittel seine Lippe berührte. „Ouchtsch.“ „Wird gleich wieder besser, ich verspreche es dir!“ Ryou seufzte und nickte. Als ob er keine Erfahrung mit dem brennenden Zeug hätte. Katsuya legte die Watte weg und nahm den Tiegel mit der Salbe vom Tisch hinter sich. „Hier hab ich noch was für deine Prellungen“, verlegen lachte er und knetete die Dose in seinen Fingern. „Als du noch geschlafen hast, hätte ich mich nicht wirklich getraut. Aber vielleicht magst du dich lieber selbst einreiben?“, fragte er ganz unsicher und mit klopfendem Herzen. Ryou überlegte kurz. Dann fiel im der Millenniumsring ein, den er noch immer unter seinem Shirt trug. „Das ist okay, ich mach es selbst.“ Ryou betrachtete sich Katsuya. „Aber du siehst aus, als hättest du auch einiges einstecken müssen?“ „Ähm .. das ist nicht so wild, nur ein paar Kratzer“, meinte er nur und Katsuya grinste breit. Dann stand er auf und räumte die benutzen Desinfektionssachen weg. Im Gehen drehte er sich noch mal um. „Hast du eigentlich Hunger?“ Ryou schüttelte seine weißen Strähnen. Katsuya überlegte kurz, im Kühlschrank hatte er eh nix gescheites mehr. „Ich werde mir ne Pizza bestellen. Aber du kannst gern mitessen.“ „Danke, aber ich brauch nix!“ Katsuya ging ins Bad und kümmerte sich schnell um seine eigenen Blessuren. Das Ryou nichts essen wollte gefiel ihm nicht, aber da konnte er nichts machen. In der Küche kramte er sich die Karte raus und kam mit seinem Handy wieder zurück ins Wohnzimmer. Ryou saß noch auf dem Sofa und hatte eine Decke um sich geschlungen, die auf dem Sessel gegenüber gelegen hatte. „Hier, such dir was aus, ich lad dich ein“, er hielt ihm die Karte hin. Doch Ryou schüttelte nur erneut den Kopf. Katsuya seufzte und bestellte sich sein Abendessen. „Wie geht’s dir den jetzt?“, erkundigte er sich als er sich auf die andere Ecke seines Sofas fallen ließ, er zog die Beine nach oben und machte es sich gemütlich. Ryou zuckte mit den Schultern. „Ist okay.“ „Wenn du magst, kannst du heute Nacht hier bleiben. Es ist ja schon spät.“ Ryou schaute ihn etwas ängstlich an: „Das muss nicht sein. Ich will dir keine Umstände machen. Ich glaub ich geh dann lieber!“ Als Ryou aufstehen wollte, hielt Katsuya ihn an der Schulter zurück. „Ryou du machst mir keine Umstände. Auf dich wartet zuhause niemand und hier ist auch keiner außer mir. Bitte. .. also ich würde mich freuen wenn du bleibst und du siehst nicht gut aus.“ Ryou schaute Katsuya mit großen Augen an. „Aber was ist mit deinem Vater?“, er ließ sich zurück aufs Sofa sinken. „Der ist mal wieder ... ähm ... also der ist für längere Zeit nicht da!“ Ryou nickte. Er kannte es ja, das es Dinge gab, über die man nicht sprechen wollte. „Gut, ich bleibe. Aber morgen früh…“ Jounouchi unterbrach ihn gleich und grinste: „Das ist super und morgen früh, frühstücken wir zusammen!“ Ryou ließ es einfach im Raum stehen und Katsuya schaltete den Fernseher ein. Vielen Dank an die Beta. *dich ganz lieb drück* Kapitel 5: Ryou, gibst du mir Nachhilfe? ---------------------------------------- Jounouchi knallte seinen Kopf auf die Tischplatte, das war ja so klar. So klar! Ryou schaute auf den blonden Haarschopf, dessen Stirn er wieder und wieder auf ihr Pult schlug. Hätte es das Wochenende nicht gegeben, würde Ryou wahrscheinlich einfach wieder alles um sich herum ignorieren. Aber jetzt saß er Montagsfrüh in der Schule und den Junge der sich so um ihn gekümmert hatte, mit dem er das ganze Wochenende verbracht hatte, konnte er jetzt nicht links liegen lassen. Tatsächlich hatte Ryou sich wohlgefühlt und für eine kurze Zeit mal seine Sorgen vergessen können. Auch schien Jounouchi ihn nicht ständig ausfragen zu wollen, unausgesprochen gestand er Ryou seine Geheimnisse zu. Was ein echter Pluspunkt war, sich nicht vor seiner Gesellschaft zu verschließen. Von der Pizza hatte er auch noch zwei Stück gegessen, zu zweit schmeckte es besser als allein und Katsuya hatte ihn geradezu genötigt, etwas zu sich zu nehmen. Eigentlich war Katsuya ganz okay. „Hey, was ist den passiert?“ Jounouchi schaute auf und schob Ryou den Zettel rüber. „Mal wieder die Mathearbeit verhauen.“ Ryou überflog den Zettel und zeigte auf einen der Aufgabenblöcke, die nicht mit roter Farbe angestrichen war. „Aber einen Geistesblitz hattest du bei der Arbeit! Schau mal, hier war alles richtig, wenn du dich anstrengst, bekommst du den Rest auch hin!“ Ryou schob den Zettel zurück und Katsuya betrachtete die Aufgabe, die Aufgabe, auf der Ryou seinen Finger hatte. „Tatsächlich“, er schaute verwundert den Zettel an, dann wurde sein Grinsen breiter und breiter. „Das war die Aufgabe die du mir erklärt hast. Vielleicht solltest du mir Nachhilfe geben!“ Ryou schreckte etwas zurück. Noch mehr Kontakt? Eigentlich wollte er am liebsten seine Ruhe und seinen Frieden. „Ryou das wäre doch eine prima Idee. Du hast mir das so gut erklärt, das sogar ich das verstanden habe, und du hast selbst gesagt, dass ich es mit etwas Anstrengung schaffen kann.“ Ryou schaute ihn einfach nur entgeistert an. „Ryou, komm, bitte, bitte sag ja. Du sollst mir doch bitte, bitte nur Mathe erklären?“, Jounouchi, versuchte bei dem Weißhaarigen seinen schmoll, bettel Welpenblick. „Hm…“, Ryou seufzte. Er konnte ja doch niemand was abschlagen. „Okay!“ Am Liebsten wäre Katsuya ihm um den Hals gefallen: „Danke, das ist super! Hast du heut nach der Schule Zeit, dann komme ich zu dir?“ Na das konnte ja heiter werden. „Ja okay, du kannst vorbei kommen!“, seufzte Ryou. Die Zeit konnte für Katsuya nicht schnell genug vorbei gehen und so stand er am späten Nachmittag vor Ryous Haustür und klingelte. Ryou hatte fast schon wieder vergessen, dass er heute Besuch bekommen würde. Er öffnete die Haustür und bat Katsuya herein. „Bitte schau dich nicht so genau um, ich hab noch nicht aufgeräumt“, Ryou lief voraus ins Esszimmer. Ihm war es peinlich, wie die Wohnung aussah. Katsuya sah sich fragend um. Alles hier war tipp topp in Ordnung, wirklich einwandfrei in Ordnung. Er hätte ohne bedenken im Flur vom Boden gegessen. Ryou hielt das Haus in Schuss er räumte ständig auf und putzte. Aber sein Ringgeist fand immer etwas, womit er nicht zufrieden war, etwas, weswegen Ryou leiden musste, weswegen er ihn bestrafen konnte. Es war Ryou so in Fleisch und Blut übergegangen, dass er das automatisch tat. Er wollte es Bakura immer recht machen, ihn zufrieden stellen und anerkannt werden. Ryou hatte nicht viel Gutes von dem ehemaligen Grabräuber erhalten, aber die kurzen kleinen Momente bei denen Bakura mal nett zu ihm war. Seine schwachen Momente in den er den Jungen sanft behandelte, ließen Ryou immer wieder den Funken der Hoffnung spüren. Ryou glaubte nie, das Bakura durch und durch böse gewesen war. Er hielt sich immer an den Kleinigkeiten fest und suchte für sich die minimalsten Bestätigungen seiner Theorie. „Ryou … Hallo Ryou?! Alles okay mit dir?“ Ryou blinzelte. „Ohhh .. Tschuldigung .. ich habe gerade über etwas nachgedacht!“, Ryous Wangen färbten sich rot. Sein Yami war schon so lange weg und immer noch fehlte in ihm etwas, ein Stück seiner Seele und das tat immer noch so verdammt weh. „Bitte setzt dich. Magst du was trinken?“ Ryou gab sich wirklich alle Mühe, Katsuya den Lehrstoff näher zu bringen. Er verstand es auch, aber langsam, dennoch war Ryou ganz froh, dass er es packte ihm etwas so zu erklären, dass sein Klassenkamerad es raffen konnte. Bis ein Knurren den Nachhilfeunterricht störte. Ryou schmunzelte. „Du kannst ständig etwas essen, oder?“ „Hm, ja also ich hatte bis jetzt nur Frühstück.“ „Wie?“, Ryou was überrascht, „Es ist doch schon fast Abend, wieso hast du noch nichts gegessen?“ Das Ryou auch noch nichts gegessen hatte, verschwieg er mal lieber, wenn er schon am Vorwürfe machen war. „Ich war nach der Schule gleich bei meinem Aushilfsjob. Ich hab es einfach nicht gepackt, zwischendrin noch was zu futtern.“, gab Katsuya kleinlaut zu. Ryou war überrascht, Schüler durften doch nicht arbeiten, aber er sagte nichts dazu. Er hatte gesehen in welchem Zustand Jounouchis Wohnung war und war sich sicher, dass er dringend alles Geld brauchte, das er bekommen konnte. Ryou hatte zwar nicht wirklich Lust dazu, aber er machte Katsuya einen Vorschlag. „Was hältst du davon, wenn wir erstmal Schluss machen mit lernen und ich koche uns was Feines!“ Katsuyas Augen begannen zu leuchten und Ryou gefiel es das der Blonde glücklich war. Hatte er das jemals bei Bakura geschafft? Nun ja, zumindest hatte der sich immer enthusiastisch auf sein Essen gestürzt, wenn Fleisch dabei war. Ryou klappte das Buch zu und schob das Heft in die Mitte des Tischs: „Okay, dann schau ich mal was noch im Kühlschrank ist.“ Katsuya sprang sofort mit auf. „Kann ich dir was helfen?“, rief er begeistert. Ryou schüttelte seinen Kopf. Am Herd hatte er die Macht. Nicht mal Kura hatte ihm da zur Hand gehen dürfen, wobei, das hätte er sowieso nicht getan. Er hätte ihm höchsten geholfen, dass er nicht so viel Fleisch braten muss, da es aus unerklärlichen Umständen aus der Pfanne verschwunden wäre. „Ich habe noch Reis, Gemüse und etwas Fisch“, Ryou drehte sich um und kicherte. „Magst du ein Bento?“ Genauso verkehrt herum hatte auch sein Grabräuber immer auf dem Stuhl, in seiner Geisterform, gesessen. Die Beine links und rechts von der Sitzfläche, die Arme auf der Lehne verschränkt und das Kinn darauf gelegt. Nur hatte er ihn immer ungeduldig beobachtet und angetrieben. Jounouchi sah ihn eher neugierig an. Seit Bakura fort war, hatte er niemand mehr hier ins Haus gelassen. Es war einsam und still gewesen. Genauso ruhig wie er, weil er sich immer mehr verhaspelt hatte und egal wie schlecht ihn Bakura behandelt hatte, er vermisste ihn so schmerzlich. Und jetzt wo Katsuya hier war, spürte er noch mehr, welche Sehnsucht er nach seinem Yami hatte, den er nie, nie wieder sehen würde. Ryou fing leise an zu schluchzten. Schnell griff er nach der Zwiebel und begann sie zu schälen. Jounouchi hatte es aber bemerkt, das Ryous Körper schniefend zusammen gezuckt war, schon bevor er das beißende Gemüse genommen hatte. Er stand ganz leise von seinem Stuhl auf und ging auf Ryou zu. Verdammt, das ganze Wochenende hatte er ihn bei sich und war ihm nicht näher gekommen. Das war so schwer, so verdammt gemein das vor seiner Nase zu haben wonach er sich seit langer Zeit sehnte und er konnte es doch nicht berühren. Er hatte sich nicht getraut dem schüchternen Jungen nahe zu kommen. Erst als Ryou auf seinem Sofa eingeschlafen war, hatte er ihm liebevoll die weißen Strähnen aus dem Gesicht gestrichen, schob sie sanft von seinem Nacken und streichelte federartig die zarte Haut, bevor er ihn zugedeckt hatte. Wehmütig hatte er den Jüngeren betrachtet, wie er bei ihm gelegen hatte und im Schlaf diesen entspannten, zufriedenen Gesichtsausdruck hatte. Er wünschte sich sehr ihn beschützen zu können. Ihm die Sorgen zu nehmen die er hatte und immer wieder kam ihm dieselbe Frage, warum er immer noch diesen verfluchten Ring um seinen Hals trug. Langsam schritt er auf Ryou zu, selbst als er neben ihm stand hatte der Junge nicht aufgehört leise zu schluchzen, Katsuya seufzte er schwermütig: „Ryou.“ Ertappt drehte Ryou sein Gesicht zu ihm und Jounouchi schluckte, als er die Tränen sah. Ryou lächelte ihn an und hob entschuldigend die Zwiebel nach oben. Dann wollte er seinen Kopf wieder abwenden, jedoch hob Katsuya sanft seinen Finger an Ryous Wange und eine der Tränen glitt auf seine Fingerspitze. Ryou lehnte sich gegen die Finger und schloss seine Augen. Katsuya fühlte sich ermutigt und streichelte ihm sanft über die Wange und wischte nun behutsam die anderen Tränen fort. Er streichelte dabei zart über Ryous Wange und der Weißhaarige drehte sich langsam komplett um, zögernd ging er einen Schritt auf Katsuya zu. Dieser wich nicht, sondern seine Hand strich weiterhin die neuen Tränen weg, die die bleiche Haut herunter liefen. Ryou schaute nach oben, seine Augen sahen so traurig aus und Katsuya lächelte ihn an. Er nahm ihm die Zwiebel und das Messer aus der Hand und legte es auf die Küchenzeile. Wieder wischte er eine Träne von der weichen Haut. „Ach Ryou, was macht dich so traurig?“, flüsterte er leise und breitete behutsam seine Arme aus, ohne ihn zu berühren. Ryou schüttelte seinen Kopf und drückte sich gegen Katsuyas Brust. Er vergrub sein Gesicht in dessen Hemd und erst jetzt schloss der Blonde seine Arme um Ryous Rücken. „Es ist nichts, ich habe mich bloß an etwas erinnert“, murmelte Ryou. Jounouchi streichelte ihm liebevoll über den Nacken und Ryou schmiegte sich noch enger an. Katsuya hielt ihn gern im Arm, er spürte, dass Ryou nicht reden wollte. Er war einfach zu verschlossen, aber es freute ihn, dass er ihn trösten durfte. Einige Minuten standen sie einfach so da. Ryou hatte wie ein kleines Kind seine Arme an der eigenen Brust vergraben und hielt seinen Ring fest und kuschelte sich bei seinem Klassenkameraden an. Und Katsuya hatte seinen Arm weiter um dessen Schulter gelegt, seine andere Hand streichelte ihn fortwährend über den Rücken. Er hatte sein Kinn auf dessen Kopf gelegt und ließ ihn einfach weinen. Es war fast so, wie wenn sich Geschwister trösteten. Diese Nähe fühlte sich nicht an wie die von Liebenden. Katsuya schloss seine Augen und wurde auch etwas melancholisch. Da er spürte, das Ryou nichts für ihn empfand, dass dieser einfach keine menschliche Nähe hatte und sich deshalb an ihn drängte. Langsam glaubte er zu begreifen, was, oder besser wen der Junge vermisste, in den er sich so schrecklich verliebt hatte. Es stach ihn in sein Herz, das der Platz in Ryous Herz einem anderen vergönnt war. Jemand der ihm nur weh getan und ihm Leid verursacht hatte, wie konnte sein kleiner Freund nur so fehlgeleitet sein? Er drückte Ryou noch enger an sich, er wollte es nicht wahrhaben. „Ryou?“, fragte er schließlich leise, nachdem der Junge in seinen Armen aufgehört hatte zu schluchzen. „Ist ... Ist es ... also … vermisst du Bakura?“ Zaghaft begann Ryou zu nicken und vergrub sein Gesicht wieder tiefer in Katsuyas Hemd. Er begann erneut zu schluchzen. Der Blonde kraulte ihm den Kopf und lies seine Finger durch dessen Haare gleiten. So schwer es ihm fiel das zu sagen, aber er wollte Ryou unbedingt beruhigen, behutsam lockerte er ihre Umarmung etwas und hob Ryous Kinn an. Er streichelte ihm über die Wange, damit er endlich aufblickte. „Ryou, er war dein Yami.“, dann zuckte er hilflos mit den Schultern. „Da ist das wohl irgendwie normal das du ..“, es fiel Katsuya wirklich schwer das zu sagen, weil er teilweise gesehen hatte, wie schlecht der Ringgeist den Jungen, den er liebte, behandelt hatte. Aber er wollte auch, dass Ryou sich wieder besser fühlte. „.. also das du ihn vermisst.“ Ryou wollte nicht aufschauen. Es war ihm peinlich, das er jemand vermisste, sich nach jemand so sehr sehnte, der auf andere wie ein Tyrann gewirkt hat. Aber als er diese Worte hörte, wurde es ihm warm. Er löste seine Finger von dem Millenniumsring und atmete tief durch. Dann schlang er seine Arme um Jounouchis Rücken und strahlte ihn an. „Danke!“, endlich hatte ihn jemand verstanden. Der Blonde wuschelte durch die weißen Strähnen und erkundigte sich: „Geht’s wieder?“ Ryous Umarmung wurde lockerer und schüchtern nahm er einen Schritt Abstand von Katsuya. Er schniefte noch einmal und rieb sich mit dem Handrücken über die Nase. „Ja, es ist wieder alles okay.“ Jounouchi schnappte sich die Zwiebel und grinste Ryou an: „So um das ungezogene Gemüse kümmere ich mich jetzt, wäre schade wenn dich noch jemand zum weinen bringt!“ Ryou kratzte sich verlegen am Arm und schaute nach unten. „Nein das wäre nicht so gut!“, beteuerte er. Katsuya stieß ihn lachend mit dem Ellebogen an und zwinkerte ihm zu: „War doch nur ein Spaß und außerdem behalte ich es doch für mich.“ Danke das du Beta gelesen hast. *dich umflausch* Kapitel 6: Yugi, stimmt das wirklich? ------------------------------------- Die Freunde hatten den ganzen Nachmittag lebhaft zusammen am Strand gefeiert und sich die Zeit mit verschiedenen Spielen vertrieben. Nun ging es auf den Abend zu und Katsuya seilte sich etwas von der Gruppe ab. Er setzte sich abseits hinter einen Stein, um etwas Ruhe zu haben. Der Felsbrocken war noch von der Sonne aufgeladen und strahlte eine angenehme Wärme ab. Jounouchi war den ganzen Tag Barfuss im Sand gelaufen, so brauchte er jetzt keine Schuhe auszuziehen, um seine Füße von den Wellen sanft umspielen zu lassen. Er legte seine Arme hinter den Kopf und lehnte sich mit dem Rücken an den Stein an, um auf den Horizont zu blicken und seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. „Katsu die Steaks sind gleich gut, kommst du?“, rief ihm Ryuji zu. „Ja, ich komme gleich.“, rief er zurück, aber ohne wirklich eine Anstalt zu machen sich aufzuraffen und zu dem Rest der Gruppe zurückzukehren. Vor kurzem war auch ein leicht brummeliger Kaiba zu der Partytruppe gestoßen. Er hatte keine Lust gehabt am Strand seine Zeit zu verplempern. Aber ein Abend ohne Yuugi war für ihn eine schlimmere Alternative, als den Rest des Kindergartens aushalten zu müssen, so hatte er sich aufgemacht und war auch an den Strand gekommen. Es begann zu dämmern und die Gruppe setzte sich im Kreis auf Decken und Handtücher, um zu Abend zu essen. Als die Sonne ihre letzten Strahlen auf die Erde sandte, wurde es kühler und eine frische Brise wehte vom Meer aufs Land. Yuugi schlang die Arme um seine Brust und bekam eine Gänsehaut. Seto hauchte ihm ins Ohr: „Du bist wieder viel zu dünn angezogen.“, sogleich legte er einen Arm um die Hüfte des Kleineren und zog ihn zu sich auf den Schoß, „Aber ich mag es, dann hab ich einen Grund dich zu wärmen.“ Yuugi lächelte zu seinem Freund nach oben und er küsste ihn auf die Stirn. Vertrauensvoll kuschelte sich der kleine Duellant an die starke Brust, die ihm die vergangenen Tage so viel Trost gegeben hatte. Auch jetzt umwehte Yuugi wieder diese unbändige Sehnsucht und er konnte sich ein zaghaftes Schluchzen nicht verkneifen. Seto streichelte seinem Klassenkameraden über die Wange: „Hey ist gut, ich bin für dich da. Ist es wegen…“ Yuugi unterbrach ihn und er nickte: „Ist schon gut, du bist ja jetzt da.“ Die Freunde bekamen von der kleinen Unterhaltung nichts mit. Für alle war ein schmusender und kuschelnder Yuugi auf Kaibas Schoß schon ein normales Bild geworden. Yuugi schaute sich aus der sicheren Umarmung seines Freundes um und bemerkte das Katsuya immer noch fehlte. Er konnte sich gar nicht denken, dass der chaotische Vielfraß freiwillig eine Gelegenheit zum Essen auslassen würde. Yuugi hatte schon den ganzen Tag mit ihm sprechen wollen, aber leider hatte er ihn nicht allein erwischt. Der Junge mit der dreifarbigen Frisur seufzte und gab Seto einen Kuss. „Ich komme gleich wieder!“, und dann rutschte er von dessen Schoß. „Bleib nicht so lange weg, sonst bekomme ich Sehnsucht und die kannst nur DU stillen!“, neckte ihn der Brünette und zog ihn an den Händen zurück, um sich einen weiteren Kuss von Yuugis süßen Lippen zu stehlen. Eisblaue Augen schauten dem Jungen hinterher, als er quer über den Strand Richtung Wasser lief. „Katsuya?“, fragte Yuugi leise, als er zu der Stelle kam an der sich der blonde Junge abgeseilt hatte. Jounouchi schaute kurz auf und lächelte abgespannt, bevor er seinen Blick wieder auf das Meer richtete: „Ach du bist´s, Yuugi.“ „Was dagegen, wenn ich mich zu dir setze?“ „Nein ist okay“, Joey grinste seinen Freund an, „Der Stein gehört mir ja nicht!“ Yuugi durchschaute ihn natürlich. „Du warst die letzten Monate so oft mit Ryou zusammen ihr scheint euch richtig gut angefreundet zu haben?“ „Hm, ja kann schon sein“, meinte Katsuya etwas traurig und zuckte mit den Achseln. „Wollte Ry-chan nicht mit hier her kommen?“ „Weiß nicht.“ „Du hast ihm doch gesagt, dass wir uns treffen und hier feiern?!“ „Ja“, meinte Katsuya und zuckte mit den Schultern, „Ist doch eh alles egal!“ Der Blonde drehte sich um und saß nun seitlich an den Stein gelehnt und mit dem Rücken zu Yuugi. „Du magst ihn ziemlich gern, oder?“, erkundigte er sich fast flüsternd und legte Katsuya seinen Arm auf dessen Schulter. „Vielleicht“, seufzte dieser abwesend. Er wunderte sich, das Yuugi es gecheckt hatte, dabei hatte er doch erstmal nur versucht ganz neutral eine Freundschaft zu Ryou aufzubauen. Selbst wenn er ihn nie als seinen Boyfriend haben konnte, so wollte er ihn zumindest wieder fröhlich sehen. Beide schwiegen einen Moment und Yuugi kaute auf seiner Lippe herum, bis er sich entschloss weiterzureden. „Ihr beide habt im letzten halben Jahr ziemlich viel zusammen gehangen. Ich habe mich sehr für Ryou gefreut, das ihr euch angefreundet habt. Und jetzt…“ „Ja, und jetzt?! Jetzt will Ryou nichts mehr mit mir zu tun haben“, unterbrach Katsuya ihn ärgerlich und sprang auf. Er drehte ihm weiterhin den Rücken zu: „Er verkriecht sich lieber und lässt mal wieder keinen an sich heran.“ Wütend kickte er in den Sand und schnaubte. „Was soll das, ohne Grund igelt er sich ein, er antwortet nicht auf SMS und Telefonanrufe und in der Schule ist er auch immer nur kurz angebunden und er verzieht sich wieder aufs…“, Katsuya redete nicht weiter, das war eines von ihren Geheimnissen, wohin sich Ryou in den Pausen absetzte, er hatte es ihm schließlich versprochen es nicht auszuplaudern. Yuugi war auch aufgestanden und neben Katsuya getreten. Seine stimme war sanft und ohne Vorwurf: „Weißt du ich vermisse Yami auch!“ Überrascht drehte der Blonde seinen Kopf zu Yuugi und sah in fragend an, was das auf einmal mit ihm und Ryou zu tun hatte. Woher wusste der Kleine schon wieder etwas was nie ausgesprochen wurde? Manchmal konnte Yuugi echt unheimlich sein. Der Stachelhaarige sprach einfach weiter: „Weißt du welchen Tag wir heute haben, Katsuya?“ Braune Augen fixierten den König der Spiele der nun sehr traurig seinen Kopf senkte und man hätte meinen können in seiner Stimme lag ein unhörbares Wimmern. „Heute ist der Jahrestag, an dem uns unsere Yamis genommen wurden.“ Katsuya sah ihn an als hätte er Bauklötze auf den Augen und Yuugi wusste auch so, dass der Blonde nicht verstehen konnte worum es ging, aber er hatte zuerst seine Aufmerksamkeit erregen wollen. „Ich verstehe nicht worauf du hinaus willst?“ „Ich kann da jetzt nur für mich sprechen, aber ich denke, dass es bei Ryou ähnlich ist. Auch wenn er einen Yami hatte, der ihn nicht immer gut behandelt hat, aber er war viel länger mit ihm verbunden und da bin ich mir sicher, dass er momentan das Gleiche durchlebt…“, der Kleinere schluchzte nochmal. So vergaß Katsuya ganz schnell seinen Ärger und er wollte seinen Klassenkamerad trösten. Yuugi schniefte: „Ist schon okay“, wehrte er ab und versuchte schief zu lächeln. „Du weißt ja, dass Atemu auch meinen Körper genutzt hat und dass wir uns sogar die Gedanken geteilt haben. Je länger man als Wirt fungiert, um so mehr wird auch der Yami ein Teil von dir. Jeder, sowohl der Träger als auch der Krypto, übernimmt nach und nach Teile des anderen. Selbst dann wenn sich beide nicht verstehen, findet eine gewisse Verschmelzung von Beiden statt, wobei wir auch durch die Reinkarnation verbunden waren. Also das, worauf ich hinaus will, ist, dass als Atemu mir genommen wurde ein riesiges Loch entstanden ist. Eine Leere in mir die sich nicht füllen lässt. Atemu hat ein Teil von mir selbst mitgenommen, der immer fehlen wird. Er hat eine Einsamkeit hinterlassen die absolut niemand füllen oder ersetzen kann.“ Yugi schaute ihn ernst an: „So glücklich ich auch mit Kaiba bin, aber in meinem Herz ist da immer auch die Sehnsucht und das Vermissen nach Atemu, weil eben dieser Teil von mir fehlt.“ Der kleine Stachelhaarige lächelte den Blonden wissend an: „Wenn du also mit Ryou befreundet sein willst, musst du dir bewusst sein, das auch er so eine Leere in sich hat, die niemand füllen kann. Du musst es ihm einfach zugestehen, dass er Bakura nachtrauert. Das was er Vermisst, sind ja nicht die Schmerzen und die Quälereien die der Ringgeist ihm angetan hat. Du darfst das nicht persönlich nehmen und wenn du die Tatsache noch dazu nimmst, dass er nicht über seinen Verlustschmerz reden will, kannst du dir sicher sein, das ihn das Gefühl selbst verwirrt oder es ihm peinlich ist das er sich nach diesen Tyrannen sehnt. Wir haben es uns auch nicht ausgesucht Wirt zu sein.“ Jounouchi nickte, langsam fing er an zu begreifen. „Aber wieso jetzt, wieder. Es ging ihm doch schon besser. Weshalb bricht das jetzt wieder aus bei ihm?“ Der kleine Moto schüttelte seinen Kopf. „Es ist nicht nur bei ihm so. Katsuya, was weißt du über Jahrestage?“ „Hä, Jahrestag? Wovon?“ „Heute ist der Jahrestag, an dem wir von unseren Yamis getrennt wurden“, wiederholte Yuugi geduldig, „Oder besser gesagt sie wurden aus uns herausgerissen. Ishizu hat es mir erklärt, wie sich das alles verhält, mit Yami und Hikaris und was alles nach der Extraktion geschieht. An einem Jahrestag ist man der Geisterwelt besonderst nah. Es fühlt sich schon seit längerem so an, als ob sich unser Band wieder verknüpfen könnte, als ob nur noch ein kleiner Schritt fehlt und Atemu wäre wieder hier. Weißt du ich kann ihn fast schon spüren und es macht mich unendlich traurig, dass er doch für immer fort sein wird. Es zieht mich ständig an die Orte die er auch gerne aufgesucht hat, als ob ich ihn dort wieder finden könnte.“ Glasige Augen schauten zu dem Blonden hinauf. „Weißt du ich glaube an diesen Stellen die Atemu besonderst gemocht hatte, muss ich nur noch einen Schritt tun, mich fallen lassen und wäre bei ihm. In meinem Kopf ist kein Platz mehr für andere Gedanken, als nur noch dieses verlangen danach wieder mit ihm Vereint zu sein.“ Er machte eine kurze Pause, bevor er wieder anhob: „Ishizu sagte, dass die Zahl Zehn irdische Gesamtheit bedeutet. Sie stellt die Vollständigkeit dar, die Ganzheit oder Gesamtheit einer Sache und heute Nacht um zehn Uhr wird dieses Band die stärkste Verbindung aufgebaut haben. Deshalb hat sie mir auch geraten heute nicht allein zu bleiben.“ Die amethystfarbenen Augen begannen verträumt in einer Spur der Hoffnung zu glitzern: „Ich weiß selbst nicht was dann sein wird, vielleicht ist es ja tatsächlich möglich dann Yami wiederzusehen, oder mit ihm zu sprechen“, er seufzte und zwickte kurz die Augen zusammen, „es wäre so wunderbar ihn noch einmal kurz wieder zuhaben.“ Yuugi brauchte wieder einen Moment sich kurz zu fangen, dann schaute Katsuya eindringlich an: „Diese Sehnsucht ist wirklich eine Qual und ich wüsste nicht, was ich ohne Seto tun sollte. Ich kann nicht glauben, dass der arme Ry-chan das alles alleine durchsteht. Wo ich es schon fast nicht packe, obwohl ich so viel Rückhalt habe und Freunde die für mich da sind.“ Unter den blonden Haaren begannen viele Zahnräder ineinander zu greifen und Jounouchi wurde es schlecht bei dem Gedanken an die Orte, die ein Yami aufsucht und der Sehnsucht sich fallen zu lassen, um wieder verein zu sein. Er wurde kreidebleich, er schwankte, sein Magen zog sich ruckartig zusammen und Jounouchi presste sich wegen der plötzlich aufkommenden Übelkeit die feste Hand auf den Mund und er musste würgen. Yuugi griff ihn bei den Oberarmen um ihn zu halten. „Alles okay mit dir?“ Danke für die Beta Kapitel 7: Ryou, was ist wirklich los mit dir? ---------------------------------------------- Yuugi kam lächelnd zu Kaiba zurück, der Brünette nahm ihn sofort wieder in die Arme, zog ihn auf seinen Schoß und drückte ihn fest an sich. „Was wollte den der Köter von dir?“, flüsterte er seine Nase in die Stachelfrisur vergrabend. „Och nichts“, winkte Yuugi mit geröteten Wangen und etwas verlegen ab. Auch die anderen Freunde schauten dem Wirbelwind irritiert hinterher, als er mit eiligen Schritten davon rannte. Katsuya hatte plötzlich ein ganz, ganz ungutes Gefühl im Magen. Denn er kannte den Ort wohin sich Ryou verzog nur allzu gut. Als er ihn zum ersten Mal dort sah, wie er sich in den Wind gestellt hatte, dachte er nicht umsonst, Bakura dort zu erblicken. „Scheiße nein!“, dachte er panisch. Er hoffte, dass Ryou nicht tatsächlich dass vor hatte, was Yuugi ihm angedeutet hatte. Es wäre für ihn eine Katastrophe, wenn Ryou sich fallen ließe, nur um seinem grausamen Yami wieder nah zu sein. Alles nur weil sich ihr blödes Verbindungsband momentan kreuzte. Dieses blöde Spukzeugs aber auch ständig Jetzt, ist der Ringgeist schon so lange fort und trotzdem erhält er seinen Bann um Ryou noch immer aufrecht. Ryou durfte nicht länger in seinen dreckigen Krallen gefangen sein. Katsuya wollte überhaupt nicht daran denken, was sein kleiner, weißhaariger Liebling dann zu Tun würde, wenn Yuugi recht behalten sollte. Panisch schaute er seine Armbanduhr an, er wünschte sich, dass die Zeiger der Uhr fest getackert wären, aber sie tickten unbarmherzig weiter. Er rannte und rannte. Es war eine gute Strecke Weg vom Strand zur Schule, aber er konnte nicht auf den Bus warten. Jede Verzögerung konnte er sich nicht verzeihen. Er hatte noch eine knappe Stunde Zeit, um Ryou zu retten. Warum merkte eigentlich niemand was da im Busch war? Der Blonde holte sein Handy aus der Tasche und vertippte sich drei Mal, bevor er endlich Ryous Nummer angewählt hatte. „Ryou, verfluchte Scheiße, geh endlich ran!“, brüllte er verzweifelt in den Hörer. Aber das Tuten an seiner Ohrmuschel wurde nur mit dem langweiligen Text der Mobilbox abgelöst. Selbst nach dem vierten Mal hatte Ryou noch nicht abgenommen. Jounouchi keuchte in den Hörer, als die Mobilbox zum fünften Mal dran ging: „Ryou ich weiß, was du hast. Bitte nimm endlich dein verdammtes Handy an. Ich schwör dir, wenn du dir was an tust, dann bring ich dich eigenhändig um. Ryou bitte nimm´ ab und rede mit mir!“ Es brachte alles nichts. Katsuya ignorierte sein Seitenstechen und den Krampf in seinen Waden. Ryou war jetzt wichtiger. Vor ein paar Jahren hatte er Keith Howard zusammengeschlagen, ohne seine Hände zu benutzen. Er war Mitglied einer Gang und scheute nicht davor, andere schwer zu verletzen oder selbst verletzt zu werden. Also biss er die Zähne zusammen. Für Ryou! Für ihn würde er alles tun! Völlig außer Atem erreichte er das Schulgelände. Schon als er noch vor der Mauer stand, die den Schulhof umzäunte, konnte er eine Gestalt mit einem weißen Haarschopf ausmachen, welche oben auf dem Dach des Schulgebäudes stand. Genauso stand er da, wie er ihn das erste Mal dort gesehen hatte. Im Wind flatterte das Hemd und er hatte die Arme leicht ausgebreitet, als wenn er sich von der wehenden Luft tragen lassen könnte. Ryous lange Haarsträhnen wirbelten umher und der Junge stand viel zu nah am Rand des Daches. Katsuya wurde kreidebleich. Ryou sollte schleunigst vom Rand des Daches verschwinden. Eigentlich sollte er dort oben gar nicht sein. Er wurde total nervös und ziemlich panisch, was sollte er den jetzt machen? Wenn er ihn rief, würde Ryou es nicht hören, er war einfach noch zu weit weg und wenn er einfach ganz schnell unter das Gebäude lief? Vielleicht würde er Ryou erschrecken, oder er würde gleich springen, damit ihn niemand aufhalten würde? Könnte er ihn Fangen? Nicht aus dieser Höhe! „Oh, scheiße, scheiße, so ein Mist aber auch!“, Katsuya lief zwei Schritte nach vorn und wieder einen zurück. Seine Kehle schnürte sich weiter zu und sein Mund war so trocken, dass er die Angst um Ryou nicht herunterschlucken konnte. Was sollte er den jetzt tun. Dann sah er wieder nach oben zu der Silhouette seines Freundes. Ryou hatte sich zum Glück nicht bewegt, zumindest schien es nicht so als wenn er noch näher zum Abgrund gelaufen wäre. Er stand immer noch da und es schien wirklich so, als ob es der Yami sei, der dort oben stand. Ob Ryou ihr Band so fühlen konnte, wie Yuugi es beschrieben hatte? Wollte er es tatsächlich wieder verknüpfen? Wollte er Bakura zurück haben? Zum Glück hatte Yuugi es ihm rechtzeitig gesagt, er musste jetzt dringend handeln. Kein zaudern mehr! Katsuya konnte nicht mehr warten. Er hatte es sich überlegt, was zu tun war. Am Besten würde er selbst aufs Dach steigen und dort versuchen Ryou zu überzeugen, dass es hier auch Menschen gab, die ihn brauchten. Die ihn liebten. Vielleicht war es das, womit er ihn retten konnte. So wie es bei Kaiba und Yuugi war. Ihm war es inzwischen auch egal geworden, wenn Ryou trotzdem noch an seinem Yami hängen würde oder dass Katsuya sich lächerlich machte, wenn der Kleine ihn nicht wollte. Wenn er ihm heute Abend eröffnen würde, was er für ihn empfand. Aber alles war besser, als dass man Ryou morgen früh leblos auf dem harten Schulhofasphalt finden würde. Katsuya lief an der Mauer entlang über den Schulhof. Er rüttelte an der Tür zum Forum. Aber es war abgesperrt. Aufgeregt rannte er weiter, zum nächsten Treppenaufgang. Wieder zu. Wütend trat er gegen die Tür. Auch die drei anderen Eingänge waren abgeschlossen, so wie es sein sollte und normalerweise seine Richtigkeit hatte. Nein, aber nicht in dieser Nacht, in dieser Nacht hätte wenigst ein Schloss für ihn geöffnet sein müssen. Das konnte doch nicht wahr sein. Ein paar verzweifelte Tränen stiegen ihm in die Augenwinkel. „Ryou, mein Ryou tu es nicht!“ Katsuya blickte sich wieder um. Er hatte jetzt an allen Türen vergeblich gerüttelt. Wie war Ryou den auf´s Dach gekommen? Welchen Weg hatte er übersehen? Die Schule war verriegelt und verrammelt. War er seit gestern dort oben. Seit sie Freitag alle aus der Schule heim gegangen waren? Machte Ryou tatsächlich solche Dummheiten? Katsuya schaute auf seine Uhr. Er hatte noch sechs Minuten übrig. Es blieb ihm nur noch die Hoffnung, dass Ryou sich nicht schon seinem Yami entgegengestreckt hatte. Das die Sache mit der Uhrzeit wirklich stimmte und er den letzten Schritt nicht schon gewagt hatte. In der knappen Zeit, würde er es nie und nimmer Packen noch mal um die Schule zu rennen. Er zog sich seine Jacke aus und wickelte sie um seinen Arm. Er stellte sich rücklings an die Tür und holte mit seinem angewinkelten Arm so weit und so kräftig aus, wie er nur konnte. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, als beim dritten Schlag das Glas endlich barst. Vorsichtig aber hastig, pickte er einige spitze Splitter weg, die noch vom Fenster-Kitt gehalten wurden und er reckte sich soweit durch die Öffnung, das er den Riegel erreichen konnte, um den nicht bevorrechtigen Flügel der beiden Türen zu entriegeln. Er stemmte sich mit der Schulter gegen das doppelflügelige Tor und obwohl die noch abgeschlossen war, konnte er sie nun mit etwas Gewalt öffnete. Kurz atmete er erleichtert auf und rannte weiter, während er seinen Arm gegen den Oberkörper drückte. Er tappte durch die düsteren Flure und fegte die Treppe herunter zu der Tür um hinter das Schulgebäude zu gelangen. Diesmal hatte er Glück. Zwar war die Tür verschlossen, aber durch ein Fenster im Flur konnte er nach draußen entwischen. Eilig erklimmte er die Feuerleiter und biss die Zähne zusammen, als er sich mit seinem pochenden Arm empor zog. Katsuya sah über die Dachkante und zu seinem Glück, stand Ryou immer noch da. Unbewegt und Steif. Er stand einfach nur da am Rand des Daches. Der Blonde hievte sich das letzte Stück nach oben und lief langsam auf seinen Klassenkameraden zu. Er wollte ihn nicht erschrecken. Seine Schritte waren wie auf dünnem Glas, unsicher und gefährlich. „Ryou.“ „Ryou bitte tu es nicht.“ „Ryou ich bin es Katsuya.“ „Ryou bitte gib mir deine Hand.“ Leise und auch sich selbst beruhigend versuchte er seinen Klassenkameraden anzusprechen, während er näher zu ihm hin schritt. Aber der Jüngere reagierte nicht auf ihn. Hörte er ihn nicht? War er so versunken in seinen Gedanken? Oder hatte Bakura seinen Geist schon komplett eingenommen? „Ryou geh bitte weg von dort.“ „Ryou bitte komm zu mir.“ Gleich würde Katsuya ihn erreichen nur noch zwei Schritte, was dann? „Ryou es ist alles okay.“ Jounouchi streckte seine Hände nach ihm aus. Gleich würde er ihn um den Bauch umschlingen und von der Gefahrenzone weg ziehen. „Ryou bitte sprich mit mir!“ Katsuya sah, wie Ryou zusammenzuckte, wie in Zeitlupe sah er den Fehltritt, als sich sein kleiner Liebling erschreckt zu ihm drehte. Er sah genau wie Ryou zur Seite weg kippte. Wie sein Gesicht den Schrecken annahm. Ryou erhob seine Hände. Sein Mund öffnete sich zu einem Schrei. Langsam begann Ryou in die Tiefe zu gleiten. Jounouchi sprang nach vorn. Er sah wie Ryous Gesicht vor ihm an der Kante des Flachdachs vorüber ging und er nur noch dessen Arme sah. Den Aufprall auf seinem Bauch, spürte der Blonde nicht. Ohne nachzudenken, packte er Ryou am Handgelenk und er jaulte auf, als der schmerz in seinem Oberarm übermächtig wurde. Mit Tränen in den Augen und zitternden Fingern, hatte er sich um Ryous Handgelenk verkrampft. Die Geschwindigkeit des Falls und Ryous Gewicht, ließen Jounouchi über die Dachpappe schleifen, er rutschte selbst über den Abgrund. Mit seinen Füßen versuchte er halt zu finden und er versuchte mit seiner anderen Hand nach irgendetwas zu greifen. Dann stoppte er. Sein Köper war schwerer als Ryous. Kurz war er erleichtert, als er spürte wie der Griff um Ryous Hand zu schwächeln begann. Ryou schaute zu ihm nach oben und er streckte ihm seine andere Hand entgegen. „Schnell. Ich kann dich nicht mehr lang halten!“ Ryou reckte sich und ihre Hände umschlungen gegenseitig die Handgelenke. Jetzt war ihr Griff sicherer. Erleichterung. „Ich hab dich. Halt dich gut fest. Lass nicht los.“ Unter größter Anstrengung kämpfte sich Katsuya mit dem Oberkörper zurück. So weit wie möglich robbte er nach hinten, um wieder sicher zu sein. Stück für Stück zog er Ryou nach oben. Fasste ihn mit dem verletzen Arm an seinem Oberarm. Er griff wieder nach und konnte ihn am Hemd erreichen. Langsam packte es Ryou über die Kante und Katsuya packte ihn tiefer, als er ihn schließlich an den Beinen hatte, war es gepackt und er hatte Ryou ganz und gar wieder auf der sicheren Fläche oben bei sich. Katsuya gönnte sich einen kurzen Moment und lag alle viere von sich gestreckt schwer atmend auf dem Bauch. Dann blickte er zu Ryou hinüber, der auch zusammen gesunken auf dem Dach lag. Katsuya schaute auf seine Uhr. Zwei Minuten nach zehn. Erleichtert atmete er aus und stemmte sich auf seine Arme und erhob sich. Langsam krabbelte er zu Ryou hinüber. Er drehte ihn auf den Rücken, um ihn ansehen zu können. Seine Hände platzierte er links und rechts seines Kopfs. Katsuya sah auf seinen Klassenkameraden hinunter. „Ryou!“, fing er an. „Ryou, versprich mir, dass du so einen Mist nie, nie, nie mehr wieder tun wirst!“ Ryou schaute ihn mit großen Augen an. „Ryou, ich hätte mir vor Angst um dich fast in die Hose gemacht. Ich hätte es nicht ertragen können, wenn dir etwas zugestoßen wäre. Ich brauche dich doch.“ Ryou reagierte nicht. Katsuya kniete sich, er zog Ryou in seine Arme und drückte ihn fest an sich, er unterdrückte ein schluchzen, als er Ryous Kopf gegen seine Schulter drückte. „Mensch, du kannst dir nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass es dir gut geht Ryou. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn dir etwas passiert wäre.“ Jounouchi drückte den Jungen fest an sich: „Yuugi hat mir alles erzählt und ich würde dich am liebsten nie, nie mehr loslassen Ryou!“ Katsuya vergrub langsam seine Hand in den weißen Haaren und begann ihm den Nacken und den Rücken zu streicheln. „Ryou, mein Ryou. Jetzt ist alles wieder gut.“ Langsam erwachte Ryou von seinem Schreck. „Yuugi? Was hat er dir erzählt?“ „Das ist doch jetzt nicht mehr wichtig! Ryou, Hauptsache du lebst“, Katsuya war so angespannt und glücklich, dass er Ryou auf die Wange küsste und ihn dann wieder fest an sich drückte. „Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist“, nuschelte er immer wieder. Ryou drückte sich eng an den Blonden und er begann leise zu schluchzen, bis ihm endlich die Tränen über die Augenwinkel traten. Erst da begriff er, was Katsuya von ihm gedacht haben musste. „Ich hatte nicht vor mich umzubringen“, flüsterte er leise. Katsuya bemerkte wie Ryou zu zittern begann und sein Körper bebte. Beruhigend streichelte er ihm über den Rücken. Der Junge in seinen Armen ließ sich aber scheinbar nicht trösten und sein wimmern wurde immer mehr. „Schhhh, Ryou es ist alles okay!“, flüsterte Jounouchi ihm zu und legte seine Arme wieder um ihn. Ryou schüttelte auf seiner Schulter den Kopf und vergrub sein Gesicht an Katsuyas Hals. „Pschh, beruhig dich doch.“, versuchte es der Blonde weiter und drückte Ryou vorsichtig von sich ab. Er strich ihm die verklebten Strähnen aus dem Gesicht, um ihn ansehen zu können. Weitere Tränen kullerten über seine Wange. Katsuya versuchte sie mit seinem Daumen wegzuwischen und schließlich hielt er Ryous Kopf in seinen Händen. „Du vermisst deinen Yami, oder?“ Ryou nickte. Katsuyas Hand glitt über das tränennasse Gesicht und er strich ihm erneut den Pony aus den Augen. Ryou senkte seinen Kopf und Jounouchi konnte nicht widerstehen und küsste sanft seine Stirn. „Ryou ich möchte gern für dich da sein. Ich möchte dich beschützen und dein Freund sein.“ „Warum?“, murmelte Ryou und sah nicht auf. „Weil, … Ryou weil…“, Katsuya holte tief Luft, „weil ich dich liebe, Ryou.“ Erschrocken wich der Kleinere zurück. „Nein, nein, nein“, stammelte er und brachte augenblicklich abstand zwischen sich und den Blonden. Ryou löste sich aus dessen Armen und krabbelte Rückwärts von ihm fort. „Das nein … also ich, … ich kann das nicht!“ „Ryou, bis vor einigen Wochen haben wir uns doch so gut verstanden. Dann lass uns wenigstens Freunde sein“, Katsuya ließ seine Hand sinken, die er Ryou hingehalten hatte, weil dieser immer noch den Kopf wie wild schüttelte. „Was ist den passiert, das du dich so zurückgezogen hast?“ Ryou senkte traurig seinen Kopf: „Ich, ich würde ihn betrügen!“ Katsuya verstand die Welt nicht mehr. „Wie? Wenn würdest du betrügen?“ „Bitte Katsu hör auf damit. Bitte geh und lass mich allein. Ich kann nicht in deiner Nähe sein, ich ertrage es nicht. Ich, ich betrüge ihn sonst!“ „Ich werde nirgendwo hin gehen!“, bestimmt Katsuya fest und er sah Ryou herausfordernd an. „Erklär mir was das bedeutet!“ „Verlang das nicht von mir!“, schniefte Ryou. „Wieso musstest du das sagen? Es wäre doch viel einfacher wenn du es nicht ausgesprochen hättest.“ „Warum? Was ist dann einfacher, wenn ich dich nicht lieben würde?“ Ryou schaute nach unten und flüsterte: „Das ... das … damit du endlich aus meinem Kopf gehst.“ „Ryou, was ist wirklich los mit dir?“, Katsuya war wieder auf den kleineren zugekommen und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Warum hältst du dich von mir fern?“ „Weil … weil ich dich mag. Also sehr mag und … aber … aber, das geht nicht“, verzweifelt schaute er Katsuya an, wieso verstand er das den nicht? „Das .. das kann ich nicht, weil Bakura … weil … weil das währe nicht fair von mir. Ich … ich kann mich nicht einfach in einen anderen verlieben.“ Jounouchi legte seine flache Hand kurz unter der Brust, auf Ryous Bauch. Direkt auf den Millenniumsring. Er lächelte. „Ryou, ich weis wie sehr dir Bakura fehlt. Das ist okay. Ich habe es akzeptiert, dass er immer einen Teil von dir behalten wird. Aber…“, jetzt schaute er ihn sehr ernst an. „Ryou, ich bin bereit zu teilen! Ich weis, dass du ihn immer irgendwo vermissen wirst. Aber deshalb betrügst du ihn doch nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Dunkelheit von ihrem Licht verlangen würde aufzuhören zu strahlen, selbst dein Yami hätte das bestimmt nicht gewollt.“ Katsuya tippte ihm leicht ans Kinn. „Ryou, es ist für mich in Ordnung, wenn du so fühlst. Ich möchte dich dennoch in meiner Nähe haben!“ Ryou fiel dem Blonden um den Hals. „Danke!“, nuschelte er. Jounouchi legte seine Arme um ihn. „Na komm, du bist schon ganz kalt gefroren, bringen wir dich erstmal von diesem Dach weg. Ich nehme dich mit zu mir und da bleibst du dann bis wir Montag wieder zur Schule müssen!“, beschloss er für sie beide. Danke für die Beta Epilog: Ryou, mein Ryou! ------------------------ Ryou lief rückwärts vor Joey her und über sein Gesicht hatte sich ein schönes Lächeln geschlichen, seine Augen funkelten und in den Augenwinkeln sah Jounouchi die kleinen Lachfalten. „Vorsicht Stufe!“, warnte Katsuya den Weißhaarigen und fasste vorsorglich nach dessen Arm. Ryou grinste, nachdem er rückwärts die fünf Steigungen genommen hatte und Katsuya ihm immer noch folgte. Mit seinem Handrücken fuhr er über dessen Bauch und zog dort kleine Kreise. Dabei schaute er ihn neckisch von unten herauf mit seinen braunen Augen an, obwohl er leicht den Kopf senkte, um den leichten rot Schimmer, der auf seinen Wangen glühte zu verbergen. Plötzlich stoppte Ryou, als eine Wand ihm seinem Rücken ihm Einhalt gebot. Er ging wieder einen Schritt nach vorn auf Katsuya zu und stand ganz dicht vor ihm. Nun begann Katsuya zu grinsen. „So Kleiner, du willst mich also ärgern!“, neckte er ihn. Katsuya verengte seine Augen gespielt drohend und stützte seine Arme links und rechts neben Ryous Kopf an die Mauer. „Jetzt bist du gefangen!“, hauchte er dunkel. Ryou durchlief ein sehnsüchtiger Schauer, er seufzte und spürte die Blitze in seinem Magen. Das dumpfe Kribbeln und Ziehen. Das war es doch, was er sich immer gewünscht hatte. Er ließ sich mit seinem Oberkörper, den einen Schritt den er auf Katsuya zugegangen war, einfach zurück fallen und lehnte sich hintenüber gebeugt mit seinen Schultern, an der Wand. Ryou hatte beim Zurückfallen seine Finger in Katsuyas Hosenbund geharkt und dessen Hüfte zu sich mit gezogen. Der Blonde beugte seine Arme und flüsterte: „Du stehst auf Strafen ... hmm? ... Jetzt entkommst du mir nicht mehr!“ Ryou fühlte sich bestialisch wohl unter seinem Klassenkameraden. Er streichelte erneut über dessen Bauch und zeichnete kleine Kreise auf dessen linker Brust. Verschlagen nickte er und schnurrte in Katsuyas Ohr: „Red nicht so lang und küss mich endlich. Ich habe jetzt lang genug gewartet!“ Ryou legte seinen Kopf leicht in den Nacken und lehnte ihn an der Wand an. Bei Katsuya hatte er keine Furcht, wenn dieser ihn bedrängte. Im Gegenteil, Ryou forderte es geradezu heraus. Leicht öffnete er seine Lippen, als sein Freund seinen Mund über ihm senkte. Gedankenverloren schlossen beide ihre Augen und tauschten die sanften Zärtlichkeiten ihrer Lippen aus. Seto hatte Yuugi seinen Arm um die Taille gelegt und lief gerade mit ihm den Flur entlang. Sein Blick fiel die paar Stufen hinunter, in den Korridor. Überrascht sah er, wie Katsuya sich über Ryou gebeugt hatte und sich die beiden innig und leidenschaftlich küssten. Während Ryous Finger über die den Rücken des Blonden strichen, um seine Hände in dessen Hosentaschen zu versenken. Kaiba blieb stehen und nickte Yuugi zu, damit er in den leicht abgedunkelten Bereich des Schulflurs blickte. Lächelnd drehte sich der kleine Duellant zu seinem Liebhaber zurück und meinte verträumt: „Ach, sind die beiden nicht einfach süß zusammen?“ Der prüfende Blick des Brünetten lag auf Yuugi. „Hast du etwas damit zu tun Süßer?“ „Ich?“, kam es unschuldig überrascht von unten zurück. „Was hast du den dem Köterchen vorgestern erzählt, bevor er wie von der Tarantel gestochen abgehauen ist?“ Yuugi drehte verlegen die Fußspitze auf dem Boden. „Ertappt.“ Seto seufzte: „Du kannst es aber auch nicht lassen?!“, und er lief langsam weiter. Yuugi holte wieder auf, schlich sich unter Setos Arm und schaute ihn mit großen Augen entschuldigend an: „Wieso auch nicht, manche brauchen halt etwas Starthilfe! Oder willst du mir sagen, das Mokuba nicht glücklich ist. Oder schau dir Duke und Tristan an und Tea lässt mich doch jetzt auch in ruhe, seit sie…“ Seto griff sich an die Nasenwurzel, um sie zu massieren und Yuugi stoppte in seiner Aufzählung für einen Moment, denn er hätte noch einige Namen mehr benennen können. „Du darfst das nicht so eng sehen Setoooo.“ Seto stöhnte: „Und was hast du bei dem Köter gemacht?“ Yuugi grinste verschlagen: „Och ich habe ihm nur ein wenig über die Yami- und Hikari-Verbindungen erzählt.“ Der Kleinere erntete einen durchdringenden Blick. „Aber es ist doch besser so für Ryou und für Katsuya auch und …“, immer noch hatte sich der anklagende Ausdruck bei Seto nicht verändert, „Ist ja gut. Ich hab es wohl ein bisschen übertrieben mit der Wahrheit und ein klein wenig geflunkert und gedichtet.“ „Was glaubst du eigentlich, wie deine Freunde reagieren, wenn das alles Mal rauskommt, wo du deine Finger im Spiel hattest?“ Yuugi sah nachdenklich zu seinem Firmenchef nach oben, dann lächelte er von einem Ohr zum anderen. „Hm … also mein Freund wird mir überaus dankbar sein, das das Hünchen nun eine bessere Beschäftigung hat als ihn zu ärgern und so hat er dann auch viel mehr Zeit sich um seinen Freund zu kümmern.“, nun grinste Yuugi seinen Geliebten noch frecher an. Seto war stehen geblieben und schüttelte den Kopf. „Du möchtest also, dass ich mich besser um dich kümmere und mehr Zeit für dich habe. Na gut, dann werde ich als erste Maßnahme mal deinen frechen Mund beschäftigen. Damit du nicht noch mehr anrichten kannst.“ Ohne auf die anderen Schüler zu achten, die sich in einem Strom durch den Flur bewegten, legte Seto seine Hände auf Yuugis Wangen. Er kam ihm ein Stück entgegen und hob den Kopf des Königs der Spiele etwas an, um seine Lippen zu verschließen. Zärtlich küsste er Yuugi und er erwiderte den Kuss innig. Verträumt sah Yuugi seinen Klassenkameraden an, nachdem sie voneinander abgelassen hatten und weiter Richtung Klassenraum gingen. „Wenn mehr Zeit bei dir solche Aktivitäten beinhaltet,“ überlegte Yuugi und strich gedankenverloren das KC-Logo an Setos Kragen nach, „da wüsste ich etwas, wie du noch viel mehr dieser Kostbarkeit bekommen könntest!“ Seto ließ seine Hand von Yuugis Hüfte etwas tiefer sinken und streichelte kurz über seinen schönen, runden Hintern und flüsterte ihm gefährlich zu: „Ich kann dich auch so ausreichend beschäftigen, dass du dir gar nicht mehr Zeit wünschen wirst, Yuugi.“ Yuugi wurde feuerrot und war froh, dass sie ihr Klassenzimmer erreicht hatten. Danke KouKou für die Beta Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)