Russisch Roulette von Hime-chan (Eine fatale Wette) ================================================================================ Kapitel 1: Kontrollverlust -------------------------- Hilflos schlang Fuji die Arme um seinen Nacken, überrascht von der leidenschaftlichen Seite, die er von Tezuka nicht erwartet hatte. Seine Lippen waren weich, aber sein Kuss war es nicht. Die Finger wühlten in Fujis hellbraunem Haar während Tezuka ihn gegen den Spind drückte. Es war fantastisch von ihm geküsst zu werden, was Fuji wesentlich besser gefiel als Tezuka dabei zu beobachten, wie er ihn beim Umziehen anstarrte. Es war vielleicht nicht fair diese Art von Spiel mit ihm zu treiben, aber es machte Spass. Die kurzen Blicke, die vielsagenden Bewegungen, die feinen Wortspiele die seinen Captain stets in Verlegenheit brachten. Er hatte Tezuka Kunimitsu dazu gebracht, aus der Haut zu fahren, die Kontrolle zu verlieren, sich seinen Gelüsten hinzugeben. Inui würde ihn um diese Daten bestimmt beneiden. Fujis Grinsen verschwand auch während diesem stürmischen Kuss nicht. Es war perfekt. Liebevoll strich er mit den Fingern über Tezukas Hals und tippte verspielt gegen die Fassung seiner Brille. „Du machst dich über mich lustig…“, beschuldigte ihn Tezuka mit rauer Stimme, berührte dabei noch immer Fujis Lippen, was ihm ein angenehmes Prickeln bescherte. „Ein bisschen“, antwortete Fuji, dessen Grinsen noch eine Spur breiter wurde. Ein angenehmer Schauer erfasste ihn, als Tezuka einen Arm um seine Hüfte schlang, während er seinen Namen wisperte. Zwischen den nun wesentlich sachteren Küssen und seinem Namen verlor Fuji allmählich die Orientierung. Er konnte sich auf nichts anderes konzentrieren als Tezukas Zunge, die gefühlvoll über seine Lippen strich. Die Hände stahlen sich unter sein Shirt und entlockten Fuji ein Keuchen, als die Fingerspitzen seine Haut liebkosten. Damit hatte er die Wette gewonnen, doch er hatte keine Möglichkeit, einen entsprechenden Beweis fest zu halten. Das war ungünstig, doch Fuji verspürte keine Lust dazu, Tezuka zu unterbrechen. Die wenigen Minuten, die ihnen noch blieben schienen für Tezuka kein Grund zu sein, die Finger von ihm zu lassen. Im Gegenteil, völlig ungerührt zwickte er Fujis Liebesknospen und drückte ihn mit der Hüfte enger an das kalte Metall. Nun war er wirklich zwischen Tezuka und dem Spind gefangen. „Tezuka…“ Der gespielt flehentliche Tonfall fiel ihm nicht schwer. Obwohl er es bedauerte, wandte er den Kopf zur Seite und spürte kurz darauf Tezukas Lippen an seinem Hals. Alles lief sogar noch besser als nach seinem Plan, und so hatte er auch die Tür, die hinaus zum Court führte im Blick. Ergeben hob er die Hände über den Kopf, als ihm Tezuka das Shirt auszog und es zu Boden fallen liess. Es beschämte ihn nicht, dass Tezuka ihn aus direkter Nähe betrachtete, es gab nichts an seinem Körper auszusetzen. Und auch der Blick hinter den dünnen Brillengläsern verriet es ihm. „Du bist schön…“, raunte er gedankenlos und brachte Fuji dieses Mal dazu, geschmeichelt zu lächeln. Er wusste anscheinend wirklich nicht mehr wie ihm der Kopf stand, und dieser Umstand amüsierte Fuji mehr als Momoshiro und Kaidoh dabei zuzusehen, wie sie sich zankten. „Dann fass mich an“, bot er lächelnd an und legte wieder die Arme um Tezukas Nacken. Er brannte darauf, die Wärme zu spüren, die sein Gegenüber ausstrahlte. So lange niemand kam, musste er noch geniessen, was er bekam. Die Katastrophe würde früh genug ihren Lauf nehmen. Tezua kam der Aufforderung nach, liess eine Hand über seinen Rücken wandern während er ihre Lippen wieder zu einem Kuss vereinte. Sie harmonierten, waren im Einklang. Es fühlte sich unbeschreiblich erregend an, wie Tezuka ihn behandelte, ihn berührte wie eine zarte Blume. Dabei machte es Fuji wenig aus, wenn es etwas stürmischer zu und her ging, leider hatte sich die unkontrollierte Leidenschaft in Wohlgefallen aufgelöst. Um die Situation noch etwas prekärer zu gestalten, führte Fuji Tezukas warme Hand seinen Bauch hinab. Bis zu seinem Hosenbund, ehe Tezuka die Bewegung selbst stoppte. War das etwa bereits die Grenze? „Ich kann nicht…“, murmelte Tezuka, aus dessen Stimme das schlechte Gewissen sprach. Um ihm diesen Schritt zu erleichtern, dehnte Fuji den Gummizug der Tennishorts und liess ihn über Tezukas Finger zurück schnellen. „Schon passiert“, flüsterte Fuji etwas atemlos und schenkte ihm einen möglichst aufreizenden Blick aus den blauen Augen. Tezuka war geradlinig, ruhig und verantwortungsbewusst. Um ihn zu solchen Dingen zu treiben, benötigte es einen harschen Schubs in die richtige Richtung. Die Hand fand nun ihren Weg alleine und umschloss Fujis bestes Stück ohne noch weiter zu zögern. Mit einem zufriedenen Seufzen lehnte sich Fuji gegen den Spind und strich geniessend über Tezukas Brust. Obwohl ihn der Stoff störte, machte der fordernde Biss in seinen Hals dieses Ärgernis wieder wett. Fuji hoffte, dass ein sichtbarer Beweis Tezukas Leidenschaft seine Haut zieren würde. Das Klappern eines Schlägers liess Tezuka hochfahren, und auch Fuji öffnete eilig die Augen. Der entsetzte, beinahe verstörte Blick aus den katzenhaften Augen ihres kleinen Nesthäkchens kostete er in vollen Zügen aus. „Echizen…“ Tezuka war zu entsetzt, um sich eine Erklärung auszudenken und Fuji dachte nicht daran, ihm aus der Klemme zu helfen. Ryoma zog die Kappe tiefer ins sein Gesicht um die Tränen zu verbergen, die seine Augen füllten. Das zittrige mada mada dane, das seine Lippen verliess erfüllte Fuji mit Freude. Der Jüngere drehte sich auf dem Absatz seiner teuren Markenturnschuhe herum und verliess eilig den Schauplatz, während Tezuka ihm etwas unbeholfen hinterher sah. Stumm vor Entsetzten schüttelte er den Kopf und wandte den Blick zu Fuji, der sich darum bemühte, angemessen betroffen zu wirken. Es kostete ihn all seine Selbstbeherrschung, nicht in ein schadenfrohes Lachen auszubrechen. Das hätte alle seine persönlichen Anliegen zunichte gemacht. „Entschuldige….“, murmelte der wortkarge Captain und strich Fuji zärtlich über die Wange, ehe er ebenfalls zur Tür hinaus eilte. Etwas überrascht von der liebevollen Geste strich sich Fuji über die Stelle die Tezuka zuletzt berührt hatte, und liess sich erneut gegen das kühle Metall sinken, dass ihn schaudern liess. Die Tür im Blick, Tezukas Rücken vor den Augen, liess er seine Hand in seinen Hosenbund wandern, um die angestaute Erregung, die ihn erfüllte, auch zu würdigen. Die Bewegungen waren fein und Präzise, durch Tezukas Einwirkung fiel es ihm leichter als sonst. Mit einem süssen Seufzen und Tezukas Namen auf den Lippen vergoss er nach einem Zucken das Zeugnis ihrer Taten. Irgendwann würde dieser Mann zu ihm gehören, und diese Wette war nur ein angenehmer Grund gewesen, Echizen Tezuka endlich zu entreissen. Kapitel 2: Ein Name macht noch keinen Samurai --------------------------------------------- Niou hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt, lehnte lässig gegen die Wand, obwohl er eigentlich angespannt war. Sanada war seit einigen Sekunden erstarrt. Obwohl seine Miene nichts verriet, musste ihn das, was sich im Klassenzimmer abspielte, an seine Grenzen treiben. Er kannte Sanada, wie er Yukimura, Yanagi, Kirihara, Jackal und Marui kannte. Das war zwar nicht mit Yagyuu zu vergleichen, aber es reichte, ihre Gewohnheiten zu durchschauen und umzusetzen. Er hatte leichtes Spiel gehabt als er sich auf die Wette mit Fuji einliess. Ein paar wahre Beschuldigungen und den entsprechenden Beweis, mehr war nicht nötig um die Sache ins Rollen zu bringen. Ein Trickser wie er ging keine Wette ein, ohne im Vorteil zu sein. Trotzdem tat es weh. Sanada schob die Tür lautlos zu und starrte auf einen unbestimmten Punkt der Schiebetüre, die ihn vor dem für ihn wohl grässlichen Bild abschirmte. Für Niou war es eine bereichernde Erfahrung gewesen, aber für Sanada, der Yukimura von Herzen liebte, verehrte und ihm trotz seiner zeitweiligen Boshaftigkeit nie zugetraut hätte, etwas hinter seinem Rücken zu tun, musste es ein grausamer Stich mitten ins Herz sein. „Ich fand es dir gegenüber einfach nicht fair“, wagte er Sanada leise anzusprechen. Der Vize-Captain nickte steif, doch allmählich schien er sich von dem Schock zu erholen und eine Mischung aus Schmerz und Wut zeichnete sein Gesicht. Ohne Kappe und Jersey wirkte Sanada wesentlich jugendlicher. „Hey, Sanada…geht es?“, wandte er sich erneut an ihn. Wenn er hier Wurzeln schlug, waren Yanagi und Yukimura fertig ehe sie verschwinden konnten. Es wäre jedoch auch gut möglich, dass es das war, was Sanada wollte. Er schnaubte deutlich hörbar und rammte die geballten Fäuste in seine Hosentaschen. Interessiert drehte er sich zur Seite um Sanada besser sehen zu können. Es kostete ihn bestimmt viel Energie, sich zu beherrschen und nicht direkt die Konfrontation zu suchen. Wenn er Sanadas Reaktion hätte bestimmen müssen, er hätte Yukimura lauthals zur Verantwortung gezogen. Offensichtlich gab es doch noch mehr über ihn zu lernen als Niou geglaubt hatte. „Warum tut er das…?“, murmelte Sanada gequält und liess die Stirn gegen die Tür sinken. Yukimuras Stimme hörte man nur gedämpft, im Vorbeigehen hätte man es bestimmt nicht wahrgenommen. „Keine Ahnung, vielleicht weil er Yanagi attraktiver findet? Du solltest ihn fragen, nicht mich“, behauptete Niou so gleichgültig wie möglich. Es machte keinen Spass, Sanada so zu sehen, aber er musste das grosse Ganze im Blick behalten. „So ein Mensch ist Seiichi nicht“, beharrte Sanada und sprach den Vornamen des Buchou derart liebevoll aus, dass ihn Niou unweigerlich darum beneidete. Seiichi liess sich auch viel schöner aussprechen als Masaharu. „Anscheinend doch“, widersprach der weisshaarige Trickser und klopfte leise gegen die Wand. Es gab seiner Meinung nach genug Gründe für einen Seitensprung, aber das einem Partner zu erklären war wohl unmöglich. Egal welchen Grund sich Yukimura aussuchte, es würde Sanada noch mehr verletzen. Sanada holte tief Luft und löste sich von der Tür. Als er Nioh ansah, wirkte sein Blick überraschend fest. „Danke, dass du mir das gezeigt hast.“ Seine Stimme zitterte kaum merklich, aber einem Beobachter wie Nioh, der auf solche Details Wert legte, entging es nicht. Diese langweilige Entwicklung war nicht so ganz das was sich Nioh davon erhofft hatte. Das Ergebnis würde zwar letztendlich das gleiche sein, aber er hätte es lieber gesehen, wenn es ein ordentliches Drama im Klassenzimmer gegeben hätte. Ein richtiges Wortgefecht, Tränen…und irgendwann wäre es wieder in Ordnung gewesen. So eine stille Trennung dauerte wohl wesentlich länger. Etwas unschlüssig tappte er Sanada nach, der steif den Gang hinunter stapfte. ¨ „Willst du nicht wissen, warum?“, mischte er sich erneut ein, holte schliesslich auf und lief neben ihm her. Er würde es wissen wollen, aber seine Neugierde kannte auch keine Grenzen. Er hatte Yanagi nachspioniert, er war sein nächstes Projekt. Dass er dabei auf dieses bestimmt wohl gehütete Geheimnis stiess, war reiner Zufall gewesen. Für Niou, der bisher nur Erfahrungen mit Mädchen vorzuweisen hatte, die schnell erkannten, dass er nicht das war, was sie suchten, war dieser Anblick reichlich erotisch erschienen. Vielleicht lag es nur an Yukimura selbst, so sicher was ihm daran zugesagt hatte war er nicht. „Nein, das will ich nicht“, erwiderte Sanada prompt. Seine Schritte waren gross und eilig, Nioh verfiel allmählich in ein gehetztes Tempo. „Und was willst du machen?“, fragte er weiter. Das konnte doch nicht alles sein, nachdem er sich so viel Mühe gemacht hatte. „Ich weiss es nicht…“, lautete Sandas ehrliche Antwort. Das war etwas, dass Niou an ihm wirklich mochte. Diese rohe Einfachheit. Eine weisse Leinwand auf der man Malen konnte, hätte Fuji wohl gesagt. „Vielleicht verrät es dir ja der Zen-Meister“, grinste Niou dreist, blinzelte dann aber doch entschuldigend als ihn ein eisiger Blick traf. „Ich meine ja nur…er betrügt dich mit Yanagi. Ausgerechnet, dabei seid ihr doch schon seit der ersten so eng befreundet. Dass ist von beiden glatter Verrat.“ Er wusste, wie weit er sich vorwagte, doch einen direkten Menschen musste man auch direkt manipulieren. Ihn in die für Niou richtige Richtung schubsen. Er hatte Yukimura und Sanada damals verkuppelt, er hatte nicht mit ansehen können, wie sie in einander verliebt waren und keinen Finger krümmten. Da durfte er auch derjenige sein, der sie wieder auseinander brach. „Als Freund hätte Yanagi doch ablehnen müssen…und Yukimura hat ja wohl wirklich Mist gebaut. Treue ist doch einer der Tugenden bei den Samurai? Wir sollten ihn aus Protest nur noch Yuki nennen.“ Er war gerade richtig in Fahrt gekommen, als Sanada stehen blieb und ihn fest an der Schulter packte. Ein Griff, der weh tat und ihn zum Schweigen brachte. Die Anspielung auf den Feldherren Yukimura Sanada hatte ihm anscheinend nicht gefallen. „Das ist etwas zwischen Seiichi und mir“, grollte Sanada und taxierte ihn mit einem wirklich wütenden Blick. „Genau genommen ist es etwas zwischen dir, Yuki, Yanagi und mir, weisst du?“, widersprach ihm Niou mit einem dreisten Grinsen. Sanada verzog das Gesicht, als er Yukimuras Vornamen abkürzte. Yuki, Schnee. So rein war ihr Buchou gewiss nicht, aber dafür eiskalt und tödlich. „Bitte…hör endlich auf zu reden“, bat ihn Sanada, was Niou doch sehr erstaunte. Der Vize drückte nun seine Schultern mit beiden Händen und liess den Kopf gegen eine davon sinken. Schuldbewusst biss sich Niou auf die Lippe. War es das wirklich wert? Kapitel 3: Nicht einkalkulierte Abweichungen -------------------------------------------- Wenn Echizen einen Ball verfehlte war das für die Seigaku Grund genug, ihren jüngsten liebevoll zu verhätscheln. Eiji drückte ihn an sich, Momo klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter, Inui bot ihm ein Glas Milch an, Kaidoh zischte etwas unverständliches und Ooishi lächelte besorgt und sah dabei zu. Tezuka verzog keine Miene, und Fuji lächelte lediglich interessiert. Es gefiel ihm, dass Echizen seine Fassung seit dem letzten Abend nicht zurück gewonnen hatte. Heute Morgen hatte er das Training verpasst und auch nach dem Unterricht schien es ihm nicht besser zu gehen. Ein annehmbarer Ausgleich dafür, dass Tezuka ihm bewusst auswich. Die kurzen, verstohlenen Blicke, die nervösen kleinen Bewegungen die nicht zu ihm passen wollten, diese Details verrieten Fuji den Zwiespalt, in dem er steckte. In ihrem Alter begann man allmählich nicht nur den eigenen Körper zu erforschen, sondern auch den der anderen. Auch Tezuka machte da keinen Unterschied und Fuji hatte das schamlos ausgenutzt. Ryoma war zu jung, viel zu jung und Tezuka war ein Mensch, der diesen Umstand kompromisslos annahm und akzeptierte. Wie es bei Echizen selbst aussah wusste Fuji nicht genau, doch er konnte sich vorstellen dass es ausser Tennis, Katzen und Tezukas Fürsorge nicht viel gab, das ihn bereits interessierte. Er konnte ihn verstehen, auch ihn faszinierte es noch nicht lange. Dennoch war es sein entscheidender Vorteil. Mit einem süffisanten Lächeln wandte er den Blick Tezuka zu, der ihn zu seiner Verzückung sogleich von ihm abwandte. Den Blick, den er hinter den Brillengläsern erhaschen konnte zeigte deutlich, dass er etwas verlegen war. Er liebte es, in seinem Gesicht zu lesen. Inui war jedoch genauso interessant, was das betraf. Die stechend grünen Augen hinter den verspiegelten Gläsern blitzen nur hin und wieder auf, doch es stand ihm ausgesprochen gut. Zu Tezuka hingegen passte die unauffällige Brille. Es war erstaunlich, wie viel so ein kleiner Gegenstand im Gesamtbild ausmachen konnte. Das Training verlief erwartungsgemäss chaotisch und endete damit, dass Tezuka seinen Augenstern mit einem Seufzen frühzeitig unter die Dusche schickte. Die katzenhaften Augen funkelten verletzt und wütend, und kosteten Fuji einen wertvollen Punkt gegen Kawamura. Seine Laune war nicht zu trüben während er darauf wartete, dass die Regulars im Clubhaus verschwanden. Tezuka überwachte die Aufräumarbeiten aufmerksam und achtete im Moment nicht auf ihn. Eine gute Chance, die Echizen ebenfalls kannte und dazu genutzt hatte, die Zeit ihres Captains zu beanspruchen. Nun war es Fuji, der es tat. „Es scheint euch beide zu beschäftigen…“, begann er lächelnd und strich nur kurz über Tezukas Ellenbogen. Die Gänsehaut, die sich darauf bildete, liess ihn einen Schritt näher an ihn heran treten. „Wir haben lange geredet“, erwiderte Tezuka leise und entlockte damit Fuji ein Lachen. Die Vorstellung, dass sich diese beiden eher Wortkargen Menschen lange unterhielten war sehr amüsant. Einzelne kurze Sätze zwischen langen Pausen, natürlich wurde es dann bei einem wichtigen Thema spät. „Dann bin ich beruhigt, wenn Echizen lediglich erschöpft war. Ich habe befürchtet, es sei meine Schuld“, rettete er sein unangemessenes Verhalten. Passende Ausreden zu erfinden fiel einem Genie seines Kalibers natürlich leicht. „Nein….aber wir sind zusammen“, gestand Tezuka und verdeutlichte mit seinem gesenkten Blick, wie unangenehm es ihm war das zuzugeben. Mit einem milden Lächeln legte Fuji eine Hand auf Tezukas Schulter und stand ihm nun so nahe, dass er seine Körperwärme spüren konnte. „Das habe ich mir nach gestern gedacht. Ich war etwas verwirrt…“, behauptete er frei heraus und sah Tezuka in die Augen. Seine Augen weiteten sich, als er die warme Hand an seiner Wange fühlte. Sofort umschloss er Tezukas Handgelenk um ihn daran zu hindern, sie wieder fort zu ziehen. „Ich wollte dich nicht verletzen Fuji.“ Seine Stimme hatte er zu einem Flüstern gesenkt und brachte Fujis Herz zum Rasen. Der Kuss hatte nichts von dem Feuer des vergangenen Tages, dennoch verlangte es den Brünetten danach. Als sich Tezuka wieder von ihm löste, war ihm als würde der Luft kurzzeitig die 20.942% Sauerstoff entzogen werden und er musste sich erst wieder dazu besinnen, einzuatmen. „Ich kann nicht mit dir zusammen sein.“ Mit diesen Worten liess Tezuka ihn einfach stehen und Fuji starrte ihm fassungslos nach. Erst ein Kuss, und dann diese Nachricht? Hätte er etwas weniger Stabiles als den Tennisschläger in der Hand gehalten, hätte er es zerbrochen. Düster und säuerlich sah er ihm nach bis er ebenfalls im Klubhaus verschwunden war. Um Beherrschung bemüht, da die zwei Erstklässler mit ungläubigem Blick zu ihnen hinüber gesehen hatten, schenkte er ihnen eines seiner dämonischsten Lächeln. „Mizuki-san…muss das wirklich sein?“, seufzte Yuuta nervös und blickte mit einem mulmigen Gefühl zu Mizuki hinunter, der hinter einem Busch kauerte und das Opernglas an seine Augen hielt, ein diabolisches Grinsen auf den Lippen. „Alles was mit deinem Bruder zu tun hat, ist sogar unverzichtbar“, säuselte er und schien tatsächlich glücklich zu sein. Yuuta verdrehte die Augen. Die Besessenheit, die Mizuki an den Tag legte, wenn es um ihn oder seinen älteren Bruder ging, war unheimlich. Bisher hatte er es zwar nicht gewagt, mehr zu tun als ihm auf die Pelle zu rücken und seine Hände auf seine Schultern zu legen, dennoch war er unsicher. Eigentlich war sich keiner von St-Rudolph sicher, wenn es um ihren Manager ging. Zu duschen wurde zu einer regelrechten Herausforderung. Das hinterhältige Kichern jagte Yuuta einen Schauer über den Rücken. Er für seinen Teil wollte nicht wissen, was im Moment vor sich ging und Mizuki diese erschreckend gute Laune bescherte. Seufzend lehnte er sich wieder an den Baum hinter dem er sich versteckte um zu warten, bis es dem Manager zu langweilig wurde. Kapitel 4: Auch eisiger Schnee fällt leise ------------------------------------------ Auf den ersten Blick hatte sich nichts verändert. Doch er wäre nicht er selbst, wenn ihm diese Feinheiten nicht aufgefallen wären. Niou war noch nervöser und unberechenbarer als sonst. Und was selbst ihn verunsicherte war Sanadas abweisende Haltung. Er hatte sich ohne Erklärung vom Training entschuldigt und hatte ihm auf seine besorgte Mail ebenfalls keine Antwort gegeben. Yukimura war bewusst, dass Sanada jede Art von Technik suspekt war, dennoch hatte er zumindest jeden Abend ein kurzes Gute Nacht erhalten. Das war für Genichirous Verhältnisse ausgesprochen liebevoll und Yukimura wusste diese Geste zu schätzen. Er fühlte sich nicht wohl, wenn sie ausblieb. Auch auf dem Schulweg war Sanada noch stiller als üblich gewesen. Erst hatte Yukimura es als schlichte Müdigkeit abgetan, aber inzwischen machte er sich Sorgen. „Genichirou, stimmt etwas nicht?“, fragte er leise und blickte zu ihm auf. Der Blick seines Vize-Captains folgte den Regulars, die ihre Runden absolvierten. Zumindest der Grossteil von Ihnen. Renji pflegte wie üblich etwas lasch zu joggen. Yukimura war sich sicher, dass dieses Tempo auch seinen Berechnungen nach nicht das ideale Training war, doch er hatte es aufgegeben, mit ihrem Datenmeister zu diskutieren. „Alles bestens“, antwortete Sanada und schnaubte. Yukimura blinzelte irritiert. Diese Ausdrucksweise passte nicht zu ihm und er glaubte einen Hauch Sarkasmus in seiner Aussage wahrnehmen zu können. Doch Sanada liess ihm keine Zeit, ihn darauf anzusprechen. „Wie fühlst du dich?“ Seiichi wusste, was Sanada damit meinte und seufzte. Seine Sorge in Ehren, doch es war mittlerweile etwas lästig geworden. „Es geht mir gut, Genichirou“, versicherte er nachdrücklich. Im Hospital hatte er die Fürsorge seines Teams genossen. Aber Sanada behandelte ihn auch jetzt noch wie ein rohes Ei, und das war er nicht. Er konnte spielen, laufen, wenn es sein musste stand auch Bungee-Jumping nichts im Weg. Nach dem Match gegen Echizen Ryoma hatte ihm seine Mutter eine Woche Hausarrest aufgebrummt, da er körperlich und mental erschöpft gewesen war. Er hatte zu verbissen gekämpft und schliesslich verloren. Die Niederlage nagte auch heute noch an ihm und er konnte es kaum erwarten, diesem Kind wieder gegenüber zu stehen. Und zu gewinnen. „Das tut es nicht. Und Yanagi sollte das auch wissen“, entgegnete Sanada scharf und stur wie immer. „Renji überwacht meinen Trainingsplan besser als ich. Es ist mir nicht zu viel! Du brauchst nicht mehr auf mich aufzupassen. Ich bin gesund“, beteuerte Yukimura erneut. Sie hatten sich deswegen noch nie so direkt gestritten, doch im Moment war Yukimura danach, seinen Freund aus der Reserve zu locken. Yukimura hatte genug Rückgrat, um dem wütenden Funkeln in Sanadas Augen Stand zu halten und weder zusammen zu zucken noch zurückzuweichen. Er musste vor seinem Vize nicht klein bei geben. „Gut, dann werde ich mich nicht mehr darum kümmern“, erwiderte Sanada. Diese Antwort stellte ihn genauso lange zufrieden bis Sanada die schwarze Kappe nahm und achtlos zu Boden fallen liess. Einen Moment blickten sie beide auf die schwarze Kappe die schon so lange zu Sanada gehörte, dass sich Yukimura keinen Reim darauf machen konnte, was diese Geste zu bedeuten hatte. „Ich gehe heute früher“, teilte ihm Sanada betont kühl mit und vermied es, ihm ins Gesicht zu sehen. Er schulterte die Tasche und wandte sich zum Gehen. „Ich habe die Übungen im Kendo vernachlässigt“, erklärte er sich auf Yukimuras Schweigen hin und drehte sich auch nicht noch einmal um sich zu vergewissern das sein Captain mit dem verfrühten Ende seines Trainings einverstanden war. Yukimura starrte ihm nach, schüttelte sich dann als würde er eine Eisschicht abschütteln müssen, die ihn gelähmt hatte. Er verstand nicht, was alles zu bedeuten hatte und hob um etwas zu tun Sanadas schwarze Mütze auf. Etwas deprimiert drückte er sie kurz an seine Brust, ehe er erschrocken zusammen zuckte. Eine fremde Hand - Yanagis hätte er sofort erkannt - hatte sich auf seine Schulter gelegt. Seine Finger waren lang und seine Berührung stets sehr leicht. Diese hier aber sprühte eine Unsicherheit aus, die ihn die Hand unwirsch weg fegen liess. Niou hob entschuldigend beide Hände und grinste verunglückt. „Ich will mich ja nicht einmischen…aber ich weiss was los ist“, begann er, so umständlich wie man ihn eben kannte. Von allen Mitgliedern des Tennisklubs hatte Yukimura diesen weisshaarigen Unruhestifter am wenigsten unter Kontrolle. In diesem Fall war das aber kein Versäumnis, sondern eine Notwendigkeit. „So, weisst du das…?“, seufzte Yukimura angeschlagen. Er wollte nicht ausgerechnet von Niou hören, was Sanadas Beweggründe waren sich so unnatürlich zu verhalten und das Training zu versäumen. Er sollte ihn besser kennen als Niou, besser als sonst irgendwer. „Er hat es rausgefunden…das mit dir und Yanagi meine ich.“ Es war Niou sichtlich unwohl ihn damit zu konfrontieren, das sah Seiichi ihm deutlich an. Er blickte irgendwo nach oben, verlagerte unruhig das Gewicht und nestelte an etwas, das in seiner Hosentasche steckte, herum. Man musste sich bei diesem Menschen mit Details behelfen. Doch im Moment interessierte ihn das nicht. Vor Entsetzen stockte ihm der Atem und er spürte deutlich, dass er erbleichte. Aufgeregt und um irgendwo nach Halt zu suchen, griff er diesmal nach Nious Schulter. „Woher weisst du davon?“, fragte er atemlos und so leise wie er gerade konnte. „Naja…ich war beim Rektor. Du weisst schon, weil ich letzten Monat Maruis Spind rosa angemalt habe. Und mein kleiner Bruder verpetzt mich daheim, wenn ich nicht hin gehe, weil diese bösartige Sekretärin ihn mit Bonbons geködert hat…das ist wirklich Bruderverrat!“, plapperte Niou schnell, verstummte aber als er Yukimuras eisigen Blick sah. Er hatte keine Zeit für diese Ausschweifungen. „J-jedenfalls kam ich am Klassenzimmer vorbei…und hab euch da gesehen. Und naja…gestern hat es wohl Sanada auch mitbekommen“, murmelte Niou schliesslich. Unwillig schüttelte Seiichi den Kopf. Das war der Grund? Dafür war Sanadas Reaktion erstaunlich ruhig und besonnen gewesen. Sehr besonnen sogar. Hatte Genichirou gerade auf seine eigene dezente Weise mit ihm Schluss gemacht? Der Gedanke liess ihm Tränen in die Augen schiessen. Sanada musste ihn für einen schrecklichen Menschen halten. Und welche Auswirkungen das auf seine Freundschaft mit Renji hatte, wollte er sich lieber gar nicht erst ausmalen. Er musste dringend mit ihm reden, doch erst einmal musste er sich beruhigen. „Deine Übungen sind noch nicht beendet Niou. Geh zurück zu den anderen. Wir dürfen uns keine Schwäche erlauben“, wies er den Weisshaarigen an, jedoch fehlte ihm der Elan die nötige Schärfe in die Stimme zu legen. Niou nickte lediglich artig. Kapitel 5: Unerwartete Ergebnisse --------------------------------- Bei Wohlbefinden beginnen Katzen in der Regel zu schnurren. Wie genau dieses Geräusch entstehen kann, darüber waren sich die Experten noch immer nicht einig. Ob nun wegen des Kehlkopfes oder des Zungenbeins, Menschen waren dazu nicht in der Lage. Wäre es anders, könnte man Fujis Zufriedenheit bis hinunter ins Erdgeschoss hören. Er sass verkehrt auf seinem Stuhl und hatte das Kinn auf seinen Armen abgestützt. Tezuka sah beinahe aus wie immer, wie er dort sass, mit geradem Rücken, die Hände artig im Schoss gefaltet. Doch der unruhige Blick, der im Zimmer umher schweifte und nicht von der ansehnlichen Sammlung an Kakteen herrührte, verriet ihn. Es waren gerade mal ein paar Stunden her, seit ihm Tezuka deutlich gesagt hatte das zwischen ihnen nie etwas sein würde, und obwohl der geradlinige Tezuka an seinen Aussagen festhielt, sass er hier in seinem Zimmer. Und Fuji brannte darauf zu erfahren, warum. Ihn zu drängen würde jedoch zu nichts führen. Fuji waren die Hände gebunden und ihm blieb nichts andere übrig, als ihn weiterhin anzustarren und sich allein schon über die Tatsache zu freuen, dass er auf seinem Bett sass. Ohne eine Uhr die beständig tickte konnte Fuji nicht genau definieren wie lange er durchhielt, bis ihm langweilig wurde. Liebevoll streichelte er seinen absoluten Lieblingskaktus. Er war inzwischen sehr gewachsen und da Yuuta ihn Fuji geschenkt hatte, behandelte er diese Pflanze wie ein geliebtes Haustier. Und für heute würde es ihm zur Abwechslung wirklich zugutekommen, dass er eine Vorliebe für diese wehrhaften Pflanzen entwickelt hatte. Mit eiskalter Absicht drückte er eine der Nadeln tief in seine Fingerkuppe und verzog vor Schmerz das Gesicht. Er war es gewohnt und eigentlich machte ihm so ein Piekser nicht mehr viel aus, doch für Tezuka gab er sich damit Mühe. Interessiert blickte er den verletzten Finger an und bemühte sich nicht zu lächeln, als auch Tezuka einen besorgten Blick auf ihn warf. Endlich eine Reaktion. „Pflaster?“, erkundigte er sich und stand sogar auf. Mit einem Kopfnicken wies Fuji auf die Schublade in seinem Schreibtisch, den er so gut wie nie benutzte. Er machte seine Hausaufgaben meist schon während dem Unterricht, und lernen war für ihn überflüssig. Dieses Möbelstück stand nur zur Zierde und zur Aufbewahrung von Taschentüchern, Pflastern, und ein, zwei eher peinlichen Dingen die Tezuka nicht weiter kommentierte, aber mit einer deutlich anderen Gesichtsfarbe zur Kenntnis nahm. Amüsiert kicherte Fuji in sich hinein. Er zog sich die Nadel selbst aus dem Finger und beobachtete mit offenen Augen, wie Tezuka sich vor ihn kniete und mit grösster Sorgfalt und Konzentration das Pflaster um seinen Zeigefinger klebte. „Tezuka….warum bist du hier?“, fragte Fuji, sah zu dem Captain der Seigaku hinab, der seine Finger in seinen hielt. Zwar nur wegen des Pflasters, aber das reichte ihm schon. Tezuka zögerte merklich, verharrte in seiner Position am Boden. Fuji stimmte erneut in das Schweigen ein und wartete geduldig. „Deinetwegen“, murmelte er. Nicht leise, aber auch nicht überzeugt. Fuji lächelte eines seiner strahlendsten Lächeln. Die Antwort war so einfach und plausibel, dass er unweigerlich glücklich war. Weswegen sollte Fuji auch sonst hier sein, wenn nicht wegen ihm. „Meinetwegen“, wiederholte er ebenso leise und rückte etwas näher an die Lehne, was ihn unweigerlich auch näher an Tezuka. Kleine Dinge wie diese waren Fuji sehr wichtig und machten viel von dem aus, was er war. Und näher an diesem liebenswerten Jungen zu sein machte ihn glücklich. Ihre Blicke trafen sich und die Brille konnte nicht verbergen, was in Tezukas Kopf vor sich ging. Der ganze Zwiespalt, der ihn beschäftigte und auch das, wonach er sich gerade sehnte. Fuji nahm ihm die Entscheidung ab. Er lehnte sich über die Lehne hinunter und Pflichtbewusst wie Tezuka war streckte er die Hände aus um den Stuhl davon Abzuhalten vornüber zu kippen. Er war ihm völlig ausgeliefert und konnte ihm nicht mehr ausweichen ohne zu riskieren, dass Fuji samt dem Stuhl auf ihn poltern würde. Es war ein schönes Gefühl, seine Lippen wieder auf seinen eigenen zu spüren. Da Tezuka dieses Mal nicht einfach davon rennen konnte, legte er gemächlich die Arme um seine Schultern. Fuji hatte nicht viel für Poesie übrig, aber mit Mathematik oder Chemie, die zu einfach und zu langweilig war um sich ausserhalb des Unterrichts damit zu beschäftigen, liessen sich die Gefühle die Tezuka in ihm auslösen konnte einfach nicht ausreichend beschreiben. Natürlich fiele es ihm leicht etwas Entsprechendes zu chiffrieren, doch auch dazu würde er es erst in Worte fassen müssen. Und das war ein Umstand, gegen den sich Fuji sträubte. Eine feste Bindung einzugehen wie es Echizen und Tezuka getan hatten kam für ihn nicht in Frage. Die Erfolgsrate in diesem Alter war so gering, dass es sich einfach nicht lohnte. Wüsste er es nicht besser, würde er sich als verrückt bezeichnen, dass er ausgerechnet eine Beziehung zum Gegenstand dieser Wette hatte werden lassen. Nious Einfluss war in jeder Hinsicht verderblich. Doch seit dieser kleine Wunderknabe Tezuka immer mehr für sich beanspruchte, war ihm seine Eifersucht, die sich auch regte wenn er sah wie gut sich Yuuta mit dieser Rentier-Diva Mizuki verstand, bewusst geworden und er konnte nicht mehr hinnehmen, dass Tezuka für eine rein körperliche Bindung noch nicht bereit war. Den kleinen unschuldigen Kuss, den sie während der Siegesfeier ungesehen, er konnte sich selbst und Inui nicht dazu rechnen, teilten, hatte letztendlich das Fass seiner Frustration überlaufen lassen. Trotz all der negativen Aspekte, die ihn ärgerten, waren diese Küsse eine passende Entschädigung. Er führte den Kuss und sein Tempo war gemächlich und geniessend. Die passive Zurückhaltung Tezukas Bewies lediglich, dass er versuchte einen Weg zu finden kein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Er würde ihm das gründlich vermiesen. „Tezuka…“, flüsterte er gegen die mittlerweile vertrauten Lippen. Davon bereits überfordert öffnete der braunhaarige Brillenträger wortlos die Lippen. Eine unbewusste Einladung, die Fuji nur zu gerne annahm. Neckisch kitzelte er mit seiner Zunge die seines Captains. Von der ungewohnten Stimulation überrascht zog sich Tezuka zurück. Mit Ryoma so etwas zu teilen kam ihm bestimmt nicht in den Sinn und das liess Fuji breit grinsen. Angespannt und aufgeregt stand er auf und drückte Tezuka an den Schultern nach hinten als der Stuhl sie nicht mehr trennen konnte. Rittlings auf jemandem zu sitzen war eine interessante Erfahrung und sie gefiel dem überheblichen Teil seines Charakters mehr als gut. „Fuji…nicht.“ Es war mehr eine Bitte, eine sehr schwache Bitte, die er weder mit Blicken noch mit einer entsprechenden Gestik unterstrich. Es war eine billige Entschuldigung für ihn selbst, die ihm Fuji nicht gewähren wollte. „Du bist hergekommen…es war deine eigene Entscheidung. Du hast dir doch gewünscht, dass das hier passiert? Ich werde es für mich behalten…“, versicherte er ihm leise. Er bedauerte, dass zu ihrer Schuluniform keine Krawatte gehörte, doch auch nur das Hemd sah an Tezuka bereits sehr erwachsen aus. Ein Grund, den Sommer zu lieben. Mit einer Geduld, die in ihm ein aufgeregtes Prickeln entstehen liess, strich er über Tezukas Hals hinab zum Schlüsselbein. Um die Spannung auf den Stoff zu verringern öffnete Tezuka selbst den obersten Knopf. Den Mund zusammen gepresst starrte er verbissen zu einem sehr anmutigen Kaktus. Diese Geste war Fuji Antwort genug, heute würde er Tezuka nicht mehr gehen lassen. Kapitel 6: Die drei Dämonen --------------------------- Das prasseln der Regentropfen auf den gespannten Schirmen war das einzige, das ihr Schweigen durchbrach. Beinahe hätte Yukimura damit gerechnet, dass Sanada sich eine Ausrede einfallen lassen würde um dem gemeinsamen Schulweg zu entgehen. Dass er dennoch neben ihm ging bewies ihm lediglich dass er nicht bestimmen konnte, ob sein Erscheinen oder Fernbleiben schmerzhafte in seiner Brust gebrannt hätte. Die Tatsache, dass es ihm die Luft abschnürte, war jedoch sicher. Yanagi ging einige Schritte voraus und ahnte vermutlich nicht einmal, dass Sanada Bescheid wusste. Sein Gang war schlurfend und gemächlich wie immer, und Sanada hatte sich nicht wie sonst darüber hinweg gesetzt. Wenn das so weiter ging, würden die Drei von der Rikkai das erste Mal in ihrer Schulkarriere zu spät kommen. Dabei war Yukimura danach, zumindest heute seine Gesundheit vorzuschieben und zu schwänzen. Gerade deswegen umklammerte er den Schirm fest und sammelte sich. „Ich liebe dich, Genichirou“, sprach er fest und überzeugt seinen Vizecaptain an. Er durfte nicht dulden, dass sie stillschweigend auseinander drifteten. Sie würden Krieg führen, und Yanagi verdiente Sanadas Zorn nicht. Es galt das zu klären. „Ich weiss“, erwiderte Sanada hart. Seine Stimme machte deutlich, dass er jetzt nicht reden wollte. Darauf konnte Seiichi keine Rücksicht nehmen. „Und für Renji empfinde ich nichts. Jedenfalls keine solchen Gefühle“, fügte er beschwichtigend hinzu. Er erntete jedoch nur ein unversöhnliches Schnauben. „Das macht es noch schlimmer!“, knurrte Sanada leise und beschleunigte seine Schritte ein wenig. Empört schnappte Yukimura nach Luft. Dieser halbe Samurai war ihm gerade ein Rätsel. Eilig holte er zu Yanagi aus und packte ihn schon förmlich an der Schulter, drehte ihn herum. Verunsichert biss sich Yukimura kurz auf die Lippen. Sie würden sich nicht schlagen, nicht diese beiden. Dennoch war die Situation besorgniserregend. Er konnte sich Sanadas brennenden, fordernden Blick ausmalen, doch Renji verzog keine Miene. „Wen ich liebe tut nichts zur Sache“, antwortete Yanagi monoton auf die unausgesprochene Frage. Renjis Augen ruhten ernst und klar auf Sanada. Wie so oft berührte es Yukimura, ihn so zu sehen. Es war selten, und unterstrich betont sein Interesse an einer Sache. „Für mich ist es wichtig“, beharrte Sanada strikt. Nervös, aber sehr interessiert wem Renji sein Herz geschenkt hatte, hörte Yukimura aufmerksam zu. Yanagi tat etwas, womit weder Sanada noch er gerechnet hatten. Der dunkelblaue Schirm fiel achtlos zu Boden, während Renjis Finger durch Sanadas Haare strichen. Sanft schmiegte er seine Lippen zu einem kurzen Kuss an die des Vizecaptains. Beinahe hätte Yukimura selbst den Schirm fallen lassen. Sein Vizecaptain erstarrte sichtbar, zeigte zumindest aus Yukimuras Sicht keine Reaktion. Die Sachlage bedurfte auch keiner weiteren Worte, Renji hatte seine Ansicht mehr als deutlich vertreten. Als Bewegung in ihn kam tat er nicht das, was Yukimura erwartet hatte. Er verlor kein Wort, ging einfach weiter als wäre nichts geschehen. „Sanada!“, rief Yukimura ihm nach, erhielt nicht einmal ein Schulterzucken. Der Schmerz, der ihn eisern umklammerte trieb ihm Tränen in die Augen, die er wütend weg blinzelte. Entschlossen, dieses Gespräch zwischen ihnen dreien richtig aufzurollen, stapfte er durch eine Pfütze. „Sanada Genichirou, bleib gefälligst stehen!“, verlangte er und bemerkte bestürzt, wie sich seine Stimme dabei überschlug. Er konnte sie doch nicht ernsthaft beide hier im Regen sitzen lassen! Das war unverschämt, und besonders gegenüber der unerwarteten Liebeserklärung von Yanagi nicht fair. Dennoch bog Sanada mit schnellen Schritten um die nächste Ecke. Hilflos blieb Yukimura neben Renji stehen, und hielt mit einem frustrierten Seufzer den Schirm über sie beide. Ihm jetzt nach zu laufen wäre etwa so sinnvoll wie in ein Wespennest zu stechen. „Du hast nie ein Wort gesagt…“, flüsterte Seiichi. Es fühlte sich unwirklich an, nur der kühle Regen der auf seine Schulter prasselte hielt ihn davon ab, alles für einen Albtraum zu halten. Einen Albtraum, der seit seinem Zusammenbruch vor den Turnieren begonnen hatte. „Ich halte es für Zeitverschwendung. Aber er wollte die Wahrheit wissen“, entgegnete Renji kühl. Diese herzlose Aussage versetzte Seiichi jedoch nur noch mehr in Rage. „Gefühle sind keine Zeitverschwendung!“, zischte er scharf. Seine eigenen Gefühle so herzlos abzuwerten mochte zwar zu dem Datenmeister passen, doch das sollte bei der Liebe nun wirklich keine Rolle spielen. Seine Aussage hatte ihr Verhältnis zueinander noch komplizierter gemacht. Es war gerade zu einer regelrechten Dreiecksbeziehung herangewachsen. „In diesem speziellen Fall sind sie es. Sanada liebt dich. Und selbst wenn ihr euch trennt, wird er sich lediglich zu drei Prozent für mich entscheiden. Zu siebenundachtzig Prozent wird er seinen Kummer in sich hinein fressen und wie es seine Eltern wünschen in ein paar Jahren an einem Omiai teilnehmen und eine junge Frau heiraten. Stur wie er ist. Wenn er dir verzeihen sollte, dann nur weil er sich diesem Samurai-Unsinn verpflichtet fühlt.“ Es war selten, dass Renji so viel redete. Yukimura war erleichtert, dass auch Yanagi aufgewühlt sein konnte. Manchmal fehlte es dem Meister an Feingefühl und emotionaler Ausstrahlung. „Das ist kein Unsinn“, widersprach Seiichi seinem Freund erneut. Sie wussten beide wie viel der Weg des Kriegers Sanada bedeutete, und auch wenn er Tennis spielte, gehörte sein Herz letztendlich doch dem Schwert. „Und Gefühle keine Zeitverschwendung. Ich habe ja nicht einmal geahnt, dass du so empfindest.. Renji, wieso hast du dann mit mir...?“, sprach er dann wesentlich leiser weiter. Renji überlegte erst kurz, ehe er ihm antwortete. „Das könnte ich auch dich fragen“, entgegnete Renji eisig und hob seinen Schirm wieder auf. Verletzt verkniff sich der Captain der Rikkai eine wütende Erwiderung. „Du weisst warum“, antwortete er gekränkt. Er sehnte sich nach Sanada, nach keinem anderen. Dennoch hatte er es irgendwann nicht mehr ausgehalten. Dass ihn sein Geliebter derart verschmäht hatte und sogar Küsse rar geworden waren, hatte er nicht mehr ertragen. „Die Wahrscheinlichkeit, dass er es nicht heraus findet wenn es unter uns bliebe, lag bei vierundneunzig Prozent. Dass er dir trotzdem verzeiht, liegt bei dreiundsechzig Prozent, gerundet. Da meine Berechnung nicht aufging, vermute ich, dass Niou dahinter steckt“, mutmasste Yanagi in einem gewohnt neutralen Tonfall. Mit aufgerissenen Augen sah Yukimura ihn an. Er brauchte einen Moment, um zu verstehen, was ihm Renji unverblümt mitgeteilt hatte. Es war nur für Sanada gewesen, Renji hatte dabei keinen Augenblick an ihn gedacht. Bestürzt biss sich Yukimura auf die Lippe und blinzelte die Tränen weg. „Ich gehe nach Hause!“, beschloss er erstickt und stapfte in die entgegengesetzte Richtung. Er konnte sie beide nicht sehen. Renji, der ihn verraten hatte, und Sanada, den er betrogen hatte. Er brauchte Zeit um darüber nachzudenken, und um sich klar darüber zu werden wie es weitergehen würde. Die grossen Drei, die Dämonen der Rikkai, waren keine Einheit mehr. Kapitel 7: Auch süsse Worte rühren Eisen nicht ---------------------------------------------- Nach dem unmöglichen Flash nach meinen Ferien in Japan melde ich mich endlich (nachdem die Sicht erst von Fuji - Tezuka - Fuji - Tezuka gewechselt hat...) mit einem neuen Kapitel Seine Muskeln zitterten vor Anstrengung. Er war sich peinlich bewusst, dass Fuji jedes Zucken von ihm spüren konnte, dass die schlanken Finger auf seinem Rücken auslösten. Das tiefe Blau seiner Augen hatte er noch nie so intensiv, und auch noch nie so nah gesehen. Während einem Match sah er es manchmal aufblitzen, aber sein Blick hatte meist anderen als ihm gegolten, und seine Konzentration hatte dem Spiel gegolten, und nicht Fujis Augen. Schmerzlich wurde ihm bewusst, wie wenig Zeit er mit Fuji auf dem Court verbracht hatte. Er verstand Fujis Spiel nicht. Mit seiner minimalistischen Art konnte er einfach nicht umgehen. Jetzt hingegen konnte davon nicht die Rede sein, so leidenschaftlich hatte er die Nummer zwei seines Teams noch nie erlebt. Bei dem Match gegen Shiraishi hatte er gedacht, dass er bis an sein Limit gegangen wäre. Er hatte sich geirrt. Wie so oft wenn Dinge mit diesem Jungen zu tun hatten. Er knickte ein als Fujis Finger durch seine Haare strichen und ihn noch näher zu sich hinab zogen. Diese Nähe brachte ihn durcheinander, und seine verschwommene Sicht trug nicht zu seinem Wohlbefinden bei. Fujis Lippen streiften seine erst nur sacht, ehe er ihre Distanz noch weiter verringerte und sie sich erneut innig küssten. Erst hatte ihn der angenehme frische Minzgeruch irritiert. Er hatte sich immer ausgemalt, dass er die unangenehme Schärfe von Wasabi auf der Zunge schmecken würde, aber bereits in der Umkleide hatte er sich korrigieren müssen. Seine Lippen waren zart und einladend, und im Moment erschienen diese Küsse Tezuka so notwendig wie das Atmen selbst. Er kannte sich in diesem Punkt selbst nicht, und Fuji hatte ihm mehr als einmal seine erwachende Begierde vor Augen gehalten. Unverzeihlich, dass er sich so gehen liess. Doch gegen Fujis Mund und sein erhitztes Innerstes kam seine Selbstbeherrschung nicht an. Tezuka war bewusst, dass er sich hatte verführen lassen. Auch jetzt wisperte Fuji sobald sie voneinander kurz abliessen seinen Namen gegen seine Lippen und liess damit seine Scham und Bedenken verschwinden. Manchmal wagte er es sogar ihn Kunimitsu zu nennen. Dennoch löste er sich von ihm, zog sich trotz Fujis enttäuschtem Seufzen zurück. Es war genug, er konnte nicht mehr. Es war schon spät in der Nacht, dabei hatte er nur kurz mit Fuji reden wollen, unter vier Augen. Eigentlich hatte er diese Annäherungsversuche von Fuji mit ein paar Worten unterbinden wollen, sogar Ooishi war inzwischen aufgefallen, dass er nicht ganz bei der Sache war und hatte ihm verraten, was Eiji ihm über Fujis Interesse an seiner Person wusste. Eine kalte Box mit Taschentüchern landete auf seinen Bauch und liess ihn zusammen zucken. Fuji war nicht süss. Er war sadistisch und gerissen, eine Tatsache, die er bisher nicht hatte sehen wollen, dem Team zuliebe. Dennoch fühlte er sich nach der knappen Reinigung und Entsorgung peinlichen Unrats wesentlich wohler in diesem Bett. Fujis Wangen waren gerötet, die Augen noch immer dunkel und glasig, das Lächeln berührte ihn, denn es war an ihn gerichtet und ehrlicher als sonst. Leise seufzend legte sich Fuji dicht neben ihn, schmiegte seine Wange an Tezukas Brust. Bestimmt hörte er seinen schnellen Herzschlag. „Wirst du es ihm sagen, Tezuka?“, fragte Fuji leise und sah zu ihm auf. Verwirrt runzelte Tezuka die Stirn. Was sollte er wem sagen? „Echizen. Wirst du es ihm sagen, das mit uns?“, stellte Fuji seine Frage erneut. Tezuka erstarrte. Er hatte es nicht vergessen. Wie könnte er Echizen vergessen? Und die zarten Gefühle, die er für diesen Erstklässler hegte. Jung wie sie waren hatte er erst nichts dergleichen empfunden, doch Ryomas Stärke hatte ihm Imponiert. Das Match gegen Yukimura war bemerkenswert gewesen, nie war er auf etwas stolzer gewesen als auf sein Team. Echizen zwang ihn förmlich dazu, mehr zu reden, weil er noch weniger zu sagen hatte als er selbst. Oft spielten sie einfach Tennis, nicht mehr. Und derartige Zerstreuung, wie es Fuji genannt hatte, als er ihm vor zwei Stunden die Unschuld geraubt hatte, waren weder rechtlich erlaubt, noch hegte er das Bedürfnis Ryoma auf diese Weise nahe zu sein. Auch jetzt noch nicht, er konnte sich nicht vorstellen, mehr zu tun. „Tezuka…“, drängte ihn Fuji mit einem Blick, den Tezuka nicht recht einordnen konnte. Es wirkte, als würde er sich ärgern und dennoch auf eine ganz bestimmte Antwort warten. Meistens interessierten ihn solche Kleinigkeiten nicht, sein Vater hatte ihn immer als ruhig, besonnen und geradlinig bezeichnet. Er wirkte erwachsener als andere in seinem Alter und so fühlte er sich meistens auch. Er übernahm die Verantwortung für den Tennisclub der Seigaku und er würde irgendwann auf internationaler Ebene Tennis spielen. Er musste ein Vorbild für andere sein, und dafür sorgen, dass alle im Team ihr Bestes geben konnten. Ausser Tennis interessierten ihn nur wenige Dinge, er verbrachte zu wenig Zeit mit anderen in seiner Freizeit. Vielleicht fehlte ihm jetzt die nötige Erfahrung um zu wissen, was er tun sollte. „Bereust du es?“ Er war sich nicht sicher. Es war unglaublich gewesen, aber im Grunde war es falsch. „Fuji…ich bin mit Echizen zusammen“, antwortete er ruhig. Er musste das irgendwie mit Ryoma klären. Es war das erste Mal, dass er dankbar dafür war, dass sie jetzt Wochenende hatten. Auf das Schluchzen an seiner Brust war er nicht gefasst gewesen. Hilflos sah er auf die weichen braunen Haare und die zuckenden Schultern hinab. An das, was noch in seinem Blickfeld war, wollte er gerade nicht denken müssen. „Das wusstest du…“, verteidigte er sich unbeholfen. Den Arm um ihn zu legen wäre wohl gerade richtig gewesen, aber er wollte Fuji nicht auf diese Art trösten. „Du bist zu mir gekommen! Ich dachte du hättest dich für mich entschieden…“, warf ihm Fuji leise vor und drückte sich, unbekleidet wie er war, noch dichter an ihn. „Ich liebe dich…“ Es war nur ein leises Wispern, aber Tezuka hörte es sehr deutlich. Er schluckte hart, und schlang dann verunsichert doch den Arm um Fuji. Eine so direkte Liebeserklärung hätte er ihm nicht zugetraut. Einen langen Monolog aus dem man nicht schlau wurde vielleicht. Aber doch nicht ein einfacher Satz mit drei Worten. Das passte nicht zu Fuji. „Es tut mir Leid…ich kann nicht“, wehrte er ihn ab und löste sich von dem so genannten Genie. Die erwartete Erwiderung blieb aus. Vorsichtig löste er sich von Fuji, der sich die Decke eng um die Schultern schlang und das Gesicht im Kissen verbarg. Ein Anblick des Jammers, der Tezuka die Kehle zuschnürte. Aber um dieses Dilemma zu lösen, in das er sich hinein geritten hatte, musste er sowohl ihm als auch Ryoma weh tun. Und Fuji würde es verkraften, irgendwie. An ihm ging auch ein Prüfungsergebnis mit sieben Punkten vorbei, als wäre es nichts weiter als ein angebranntes Omelette. Was ihm damals durch den Kopf gegangen war, konnte er sich nicht erklären. Es hatte niemand gewagt, Fuji darauf anzusprechen. Manchmal war das sicherer. Die Kleider lagen zerknittert am Boden und Tezuka strich sie glatt, ehe er sich wieder anzog. Er würde sich ein Taxi rufen müssen. Und er würde seine Eltern belügen müssen. Wütend über seine geringe Selbstbeherrschung presste er die Lippen zusammen und versuchte, das gedämpfte Schluchzen zu ignorieren, das ihn begleitete. „Gute Nacht, Fuji…“ „Verschwinde!“ Die erstickte Antwort kam prompt und liess Tezuka kurz zusammenzucken. So sprach er sonst nur mit dem Manager von St. Rudolph, dessen Namen Ooishi regelmässig vergass, da Fuji ihn nur das Nichts nannte, und inzwischen Momoshiro und Kikumaru auch damit angefangen hatten. Der Tonfall traf ihn mehr als er sollte, und er zog wortlos und so leise wie möglich die Tür zu Fujis Zimmer hinter sich zu. Kapitel 8: Blumengeflüster unter dem Sternenhimmel -------------------------------------------------- Nur gelegentlich verriet ein Zucken seiner Schultern, dass er noch immer weinte. Es war seine eigene Schuld, und es gab nichts, das er tun konnte, um es wieder gut zu machen. Er hatte seine Gründe, die hatte jeder der sich auf eine Affäre einliess, trotzdem war ihm nie richtig bewusst gewesen, was er Sanada damit antat. Er wollte es nicht wahr haben und hatte es einfach verdrängt. Er hatte sich nach einer Art von Zuneigung von Sanada gesehnt, die er ihm seit er damals zusammen gebrochen war verwehrt hatte. Umarmungen und fürsorgliche Streicheleinheiten reichten nicht. Und auch wenn die Küsse manchmal an Leidenschaft zunahmen, zu mehr hatte sich Sanada nie hinreissen lassen. Es war frustrierend. Er hatte sich Renji anvertraut, und nach einigen Gesprächen hatte er sich zur Verfügung gestellt. Das Risiko, erwischt zu werden, sei dann auf ein Minimum reduziert. Er war schwach geworden, nicht nur einmal, und er schämte sich dafür. Ein lautes Rascheln und ein paar brechende Zweige schreckten Yukimura auf. Es war schon dunkel, die Nacht durch den Regen merklich frisch und die Wiese bestimmt noch feucht. Er sass auf dem Gartenstuhl seit er am Morgen beschlossen hatte die Schule zu schwänzen. Seine Familie hatte sich zwar gesorgt, doch ein paar ruppige Antworten hatten sie auf Abstand gehalten. Dass jetzt mitten in der Nacht jemand bei ihnen einbrach konnte er kaum glauben. Das überdeutliche Plumpsen und der leise Fluch verrieten den Eindringling zweifellos und Yukimura lehnte sich seufzend zurück. „Nioh…der Farnwedel ist kein Kletterbaum“, schalt er den Trickser trocken, dessen Plan wohl definitiv scheiterte. Murrend kam der weisshaarige Unhold auf die Beine und latschte, anders konnte man diesen Gang nicht nennen, gelassen zu ihm herüber. „Der Ahorn aber auch nicht, du hast keine anständigen Bäume in deinem Garten, Yukimura“, neckte ihn Nioh grinsend und setzte sich auf den zweiten, bestimmt vom Regen nassen, Stuhl ihm gegenüber. „Zwergahorn, Nioh“, berichtigte er ihn. „Weisst du, mir macht hier eine Schneeflocken-Hortensie Sorgen. Sie war heute nicht beim Training, der Bambus hat mir keine einzige Runde aufgebrummt und die Nelke war extrem faul“, sagte Nioh und grinste breit zu ihm herüber. Diese Vergleiche entlockten Yukimura ein müdes Lächeln. „Nachdem es heute so geregnet hat, sehen die Sterne gleich noch einmal viel schöner aus, findest du nicht?“, wechselte er plötzlich das Thema und Yukimura blickte hinauf in den klaren Himmel. Es war ihm nicht aufgefallen, dass sich die Wolken verzogen hatten. Er hätte auch im Regen hier draussen gesessen. Solange er einfach seine Ruhe gehabt hätte. „Du hättest nicht zu kommen brauchen“, wehrte er Niohs süssen Versuch ihn aufzumuntern ab. Diese kleinen Gesten hatte er schon im Krankenhaus zu schätzen gewusst. Ein kleiner Zaubertrick hier und da bei ihren Besuchen hatten ihn ein bisschen getröstet. „Offensichtlich schon, wenn du hier so Trübsal bläst. Da erkältet man sich doch, und dann liegst du mit Schnupfen und Fieber im Bett und entgehst zwar der Konfrontation mit Sanada, machst es dir aber nur immer schwerer“, meinte er grinsend und Yukimura sah ihn kurz sprachlos an. Das waren wohl eindeutig Sanadas und Yagyuus Einflüsse, welche diese Einstellung bei Nioh geformt hatten. Er wusste dass er Recht hatte, aber heute konnte er in der Schule einfach nicht so tun, als wäre nichts, das wäre unmöglich gewesen. Nioh ging um ihn herum und legte ihm die Wolldecke um die Schultern, die irgendwann herunter gerutscht sein musste. „Komm, ich bring dich rein. Ich wollte schon immer mal dein Zimmer sehen“, beschloss er ungefragt und steckte die Hände lässig in die Hosentaschen. Yukimura seufzte, und stand auf. Mit ihm zu diskutieren würde vermutlich den ganzen Rest der Nacht in Anspruch nehmen, und das konnte er als Captain nicht verantworten. Auch Nioh gehörte ins Bett. Leise schlichen sie die Treppe hinauf in sein Zimmer. Es war gross, das Bett riesig, geschmackvoll…er war sehr zufrieden damit. Sie waren nicht unbedingt wohlhabend, aber konnten sich hier und da den Luxus leisten. Das Haus hatte sein Urgrossvater gebaut. Heutzutage bekam man ja kaum noch ein Eigenheim. Nioh sah sich neugierig um, schloss aber die Tür hinter sich befriedigend leise. Er wollte seine Familie nicht wecken. „Schön hast du es“, kommentierte Nioh anerkennend. Yukimura wusste von Yagyuu dass Niohs Zimmer ein kleines Chaos war. Yukimura konnte es sich lebhaft vorstellen, wie wohl sich Nioh in dem Durcheinander fühlte. „Vielen Dank“, antwortete er förmlich. Mit den zwei Armen, die sich fest um ihn schlangen, hatte er jedoch nicht gerechnet. Die Umarmung tat gut, und Yukimura legte eine Hand auf Niohs Arm um ihm zu signalisieren, dass diese Geste gerade erwünscht war. Die feinen Küsse in seinen Nacken und schliesslich auf seinen Hals jedoch nicht. „Nioh, lass das“; wies er ihn zurück und wand sich kurz in der Umarmung, um seinen Lippen zu entkommen. Diese Art von Trost brauchte er nicht. „Ich weiss was passiert ist…Sanada ist wirklich verdammt stur“, murmelte Nioh in seine Haare, was ihn erschaudern liess. Er sehnte sich nach Zärtlichkeiten, aber nicht nach dem Trickser. „Ja, er ist ein sturer junger Mann. Das mag ich eigentlich sehr an ihm…aber ich kann das nicht annehmen, Nioh. Ich möchte nicht auch noch Yagyuu verletzen“, seufzte Yukimura und löste sich schliesslich von Nioh, der seinen Widerstand aufgab. „Was hat denn Yagyuu damit zu tun?“, fragte Nioh sichtlich verwirrt. Er ahnte es also noch nicht einmal. Kurz stieg Mitleid in ihm auf mit ihrem Gentleman, der im Grunde zu schüchtern und zu wenig selbstbewusst war, um einen Schritt zu wagen. „Er liebt dich“, antwortete Seiichi schliesslich schlicht. „Er ist mein bester Freund, natürlich lieben wir uns irgendwie….“ „Er liebt dich, wie ich Sanada liebe.“ „Nein! Nein, das geht nicht!“, widersprach Nioh sichtlich aufgebracht, er schüttelte seinen Kopf bis sein Zopf wild herumsauste. Eilig schritt er kurz auf und ab, ehe sein Handy klingelte. Als er einen kurzen Blick auf das Display warf, erblasste er merklich und schleuderte das Handy dann mit Wucht durch das Zimmer. Der Ausbruch überraschte Yukimura, der ihm verwirrt und interessiert zugleich zusah. Nachdem Nioh einige unschöne Verwünschungen und Flüche ausgesprochen hatte, liess er sich einfach auf dem Boden nieder und vergrub den Kopf in den Händen. Fürsorglich streichelte Yukimura ihm durch die Haare. Dass ihn die Tatsache, dass Yagyuu Gefühle für ihn hegte, so mitnehmen würde, hätte er nun doch nicht erwartet. Die beiden gehörten einfach irgendwie zusammen, so unterschiedlich wie sie auch waren. „Ach verdammt...ich gehe besser ins Bett“, beschloss Nioh zur Abwechslung mal vernünftig. „Auch Efeu braucht ein bisschen Schlaf“, kommentierte Seiichi liebevoll. Er fühlte sich nun mal für die Mitglieder seiner Mannschaft verantwortlich. Nicht jeder konnte so ein törichter Egoist sein wie Atobe. Auch wenn seine Probleme nicht gelöst waren und nun auch Nioh mit einem zu kämpfen hatte, fühlte er sich nach diesem Besuch des Tricksers weniger niedergeschlagen. Es hatte ihn wieder auf den Boden geholt. Dann sagt der Efeu der Schneeflocke gute Nacht“, murmelte Nioh leise und sammelte sein Handy auf, ehe er aus dem Fenster kletterte. Seufzend schloss Yukimura es hinter ihm. Ihm diese Angewohnheit abzugewöhnen würde vermutlich noch Jahre dauern. Kapitel 9: Trickser; schwer zu erziehen --------------------------------------- Die langen Finger, welche schon manche Karten verschwinden, Kleingeld auftauchen und Taschentücher wieder ganz werden liessen, zerpflückten mit gleichgültiger Brutalität ein Blatt nach dem anderem. Er sass schon seit sie hierher gezogen waren mal liebsten auf diesem Baum. Früher war es eine Herausforderung gewesen, aus dem Fenster auf die Äste zu klettern. Aber inzwischen war er gross genug und die Äste etwas länger, sodass es ein Kinderspiel war. Er hatte hier seine Ruhe, besonders vor seiner Schwester und ihren Freundinnen aus der AG. Kleine Brüder waren ja immer so süss, man musste sie knuddeln und ihnen in die Wange kneifen, auch wenn sie dafür schon viel zu alt waren. Bei seinem kleinen Brüderchen ginge es ja noch, aber der ging ihm seit geraumer Zeit aus dem Weg. Dieses Problem war es jedoch nicht, das ihn mitten in der Nacht hier hinaus getrieben hatte. Yukimuras ehrbare Haltung, ihn abzuweisen weil er damit Yagyuu verletzen würde, ärgerte ihn so sehr, wie ihn die Tatsache verwirrte, dass Yagyuu dazu in der Lage war, mehr für ihn zu empfinden. Yukimura würde ihn nicht einfach anlügen, aber er musste wohl etwas missverstanden haben. Fujis Mail, die er noch während seinem Besuch beim Captain erhalten hatte, war jedoch sehr deutlich. Er hatte verloren, gegen dieses angebliche Genie. Er hasste es wie jeder von der Rikkai zu verlieren, besonders da es schon das zweite Mal war, dass er bei Fuji den Kürzeren zog, wenn auch nicht auf dem Tennisplatz. Er hatte Tezuka also in Bett gekriegt. Eigentlich war es völlig bescheuert, er wusste dass Fuji für Tezuka Gefühle hegte. Ob es nicht schon eher etwas eine Obsession war, konnte er nicht sagen. Er mochte Yukimura zwar, hegte aber keine romantischen Gefühle für ihn. Im Gegenteil, er war eifersüchtig. Es hätte ihm nichts bedeutet mit Yukimura das Bett zu teilen, wenn er dadurch nicht nur die Wette gewonnen hätte, sondern auch Sanada endlich erkannte, wie gewissenlos Yukimura auf seinen Gefühlen herumtrampelte. Dass es zwischen ihnen nichts werden würde war Nioh klar, Sanada hatte sich für Yukimura entschieden, und daran würde auch dieser Betrug nichts ändern. Da war ihm die Wette gerade recht gekommen,. Sanada sollte einfach wissen, wie wenig Yukimura auf seine Gefühle gab, auch als er versucht hatte ihren Captain zu verführen war der Ausschlagende Grund nicht Sanada sondern Yagyuu gewesen. So eine Behandlung hatte der aufrichtige, starke Sanada einfach nicht verdient. Er brauchte keine Berechnungen von Renji um zu wissen, dass ihn Sanada direkt und ehrlich abweisen würde, darum hoffte er einfach darauf, dass sich ihr Captain endlich wieder bewusst wurde, was für ein Glück er hatte, von Sanada geliebt zu werden. Aus diesem Grund hatte er sich überhaupt erst darauf eingelassen, mit Fuji zu wetten. Das Trainingsspiel gegen die Nummer zwei der Seigaku hatte nur dazu gedient, die Schwächen seines Tezukas auszubügeln, auf die ihn Fuji beim Finalspiel aufmerksam gemacht hatte. Und für ihn war es eine günstige Gelegenheit gewesen, gegen eine beinahe perfekte Tezuka-Imitation zu spielen und sich auf das richtige Match gegen ihn vorzubereiten, dass zwangsläufig irgendwann stattfinden wurde. Dass alles in einem Streit unterging, war eigentlich absehbar gewesen. Die Wette war schnell ein Thema und sie beide willigten ein. Mit seiner Niederlage war er nun dazu verpflichtet, in drei Situationen genau das zu tun, was Fuji von ihm verlangte, solange es nicht Sieg oder Niederlage beeinflussen würde, oder absolut Rufschädigend war. Nackt über den Sportplatz zu flitzen war definitiv ein Tabu. Fuji würde sich bestimmt etwas ausgesprochen peinliches ausdenken, und darauf freute sich Nioh wenig. „Aniki! Es ist schon mitten in der Nacht…was machst du noch da oben?“, motzte ihn plötzlich sein kleiner Bruder an, der sich in vollendeter Nioh-Manier angeschlichen hatte. Er trug Turnschuhe, eine kurze Hose, ein offensichtlich verschwitztes Shirt und diese schweren, übergrossen Kopfhörer, die im Moment so Mode waren. „Die Frage muss eher lauten, woher du kommst, Brüderchen! Weisst du wie spät es ist?!“, entgegnete Nioh aufrichtig besorgt. Es war schon nach Mitternacht und ein Mittelschüler hatte ganz sicher nichts mehr um diese Zeit auf der Strasse zu suchen. Er hielt sich zwar auch nicht daran, aber es handelte sich hier um seinen kleinen, liebenswerten blonden Bruder, der mit den gleichen grauen Augen zu ihm heraufstarrte, wie sie ihn sonst aus dem Spiegel anstarrten. Er war im gleichen Jahrgang wie Akaya, dachte aber seit jeher nicht daran, ihn auch nur mit einem Kopfnicken zu begrüssen. „Ich schon, aber du sicher nicht!“ Dieser arrogante, aufgeblasene Tonfall war typisch für einen pubertierenden Teenager. Atobe war noch immer mitten in dieser Phase, und Akaya erwischte es auch oft wenn er mal wieder grössenwahnsinnig versuchte, einen der grossen drei zu besiegen. Von Yagyuu hingegen hatte er schon lange nichts mehr Derartiges gehört. Dabei hatte sogar Renji einen solchen Ausdruck gehabt, als seine Mutter ihn einfach mitten im Training abholen wollte. Er wusste nicht wie genau er sich Yanagis Mutter vorgestellt hatte, aber bestimmt nicht mit einem breiten offenem Lächeln, gesprächig, und ganz sicher nicht so eingenommen von ihrem Sohn, dass sie ihn ständig umarmen und drücken musste, und das obwohl er deutlich grösser war als sie. Das war schon lustig gewesen. Yagyuus Familie war hingegen genauso wie man sie sich vorstellte. Steif, konservativ und humorlos. Es zählte nur die Leistung, Yagyuu tat ihm manchmal wirklich leid, wie er seine Freizeit dafür opferte, um einfach nur zu lernen. Nicht ein Mal hatte er ihn dazu überreden können, mit Marui und ihm ins Gamecenter zu gehen, oder seinetwegen auch ins Museum oder wohin auch immer Yagyuu gerne ging. Wenn er ehrlich war, wusste er es nicht. „No-chan…wo warst du denn?“, fragte er seufzend nach und kletterte flink vom Baum herunter. Er musste seinen Bruder in sein Zimmer begleiten, damit er auch wirklich sicher war, dass er dort ankam. Er kannte sich selbst zu gut, um ihm zu misstrauen. Schliesslich war auch seine ältere Schwester eine Spezialistin darin, sich aus dem Haus zu schleichen. „Ich war Joggen, sieht man doch“, antwortete sein Bruder patzig und mass ihn mit einem Blick, der Nioh davon abhielt, ihn zu knuddeln, wie er es gerade noch vor gehabt hatte. „Aber doch nicht mitten in der Nacht“, seufzte Nioh, immerhin lenkte ihn sein Bruder gerade von diversen Problemen ab. Sein Liebeskummer, die Wette…Yagyuu… „Interessiert doch eh keinen, ausser dich. Das ist doch echt traurig…“, beklagte sich sein Bruder und strubbelte sich selbst durch die Haare. Sie sahen sich ähnlich, nur waren die Haare blond, kürzer und meist gekämmt. Er sah damit aus wie ein kleines Pop-Idol, aber er liess die Mädchen links liegen die ihm nachliefen. Noch etwas Gemeinsames. Nur ihre grosse Schwester schien sich an gewöhnliche Begebenheiten zu halten und ging mit Jungs aus. So lange sie nicht wieder mit Sengoku flirtete wie damals beim Finale, war alles in Ordnung. Jemanden von der Yamabuki, Lucky Sengoku insbesondere, wollte er ganz sicher nicht irgendwann am Tisch sitzen haben. „Das stimmt doch nicht. Und jetzt husch, ins Bett mit dir, sonst trage ich dich persönlich dahin“, grinste Nioh schal und nicht sehr aufrichtig. Er war müde, und die pessimistischen Aussagen seines Brüderchens waren gerade zu viel, um sich richtig darum zu kümmern. Er bekam auch keine Antwort mehr. Stumm verschwanden sie erst im Haus, dann in ihrem jeweiligen Zimmer. Angezogen liess sich Nioh auf sein Bett fallen. Irgendwo quietschte ein Gummifrosch empört über das Gewicht. Aber gerade wollte er nur noch schlafen. Und wenn möglich vergessen, wie schief alles an diesem Abend ging. Kapitel 10: Violette Rüschenträume ---------------------------------- „Und du bist dir ganz sicher, Fuji?“, fragte Nioh skeptisch nach, die braunen weichen Haare an den Lippen die ihn kitzelten. „Absolut“, erwiderte Fuji mit seinem unbeirrbaren, in Niohs Augen stets selbstgefälligen Lächeln. Sie standen sich so nahe, dass er bei jeder Bewegung Fuji irgendwo streifte. „Ist das…nicht etwas zu billig für ein Genie wie dich?“, hakte Nioh noch einmal nach. Er wollte später nicht dafür bluten müssen, nur weil sich Fuji um seinen Gewinn betrogen fühlte. „Mehr Aufwand lohnt sich dafür nicht. Tu einfach was ich dir sage“, strahlte der kleinere braunhaarige Teufel. Fehlte nur noch, dass er die Peitsche zog und damit herumwedelte. „Sehr wohl, Ma’m“, murrte Nioh unwillig. Er hasste es, Anweisungen zu befolgen, und diese kamen nicht einmal von Sanada oder Yukimura. Fujis schlanke Finger zogen ihm das Hemd aus der Hose und begannen seine nackte Haut zu befingern ehe er sich etwas ausdenken konnte um das zu verhindern. „Muss das sein? Das zähl ich als Nummer zwei…“, meinte Nioh unruhig. Er wollte nicht von diesem grässlichen Jungen angefasst werden. Fuji war kein schöner Mensch, weder rein noch echt, noch liebenswert. Im Grunde bedauerte er Tezuka sehr. Er bezweifelte, dass Fuji in der Lage war, seine Maske die er trug abzustreifen. Auch für Tezuka nicht. „Mir ist nur langweilig….aber das holen wir richtig zu einem anderen Zeitpunkt nach“, antwortete ihm Fuji und Nioh seufzte ergeben. Er konnte ihn schlecht daran hindern an seinen empfindlichen Seiten entlang zu streichen, er musste das stark gespannte Seil festhalten, dass ihnen sonst entwischen würde. Und dann wäre auch diese Nummer ungültig, darauf hatte er keine Lust. Er musste sich anderen Dingen widmen als kleine Racheakte von wahnsinnigen Genies, ihm reichten Yanagis Eskapaden schon. Und die neue Misere, deren Verlauf er beschleunigt hatte. Lieber konzentrierte er sich darauf als zu spüren, wo Fuji seine Hände hatte. Während dem Training herrschte beinahe Anarchie, Yanagi war einfach nicht dafür geeignet die Stunden zu gestalten und zeigte auch wenig Interesse daran. Gespielt wurde zwar fleissig, aber Aufwärmübungen entwickelten sich zu schlampigen Albereien und die Aufräumarbeiten blieben an den Regulars hängen. Was letztendlich bedeutete, dass Yagyuu und Jackal diese Aufgaben übernahmen. Yukimuras Entschuldigung kannte er bereits, aber was Sanada davon abhielt, den Unterricht zu besuchen, war ihm nicht klar. Er war nahe dran Sanada einen abendlichen Besuch abzustatten, es war schon beinahe ein wahrer Zwang, der ihn dazu anstiftete. Vermutlich ganz ähnlich wie Fujis Drang, sich zu benehmen als wäre er der Herrscher des Universums. Wer sich nicht seinem Willen beugte, musste bestraft werden. Er wusste es eigentlich besser, aber er hatte nicht wiederstehen können als ihn Fuji zu einer Revanche aufgefordert hatte. Sie hatten sich in einem Streit verloren noch ehe sie richtig angefangen hatten, was Nioh bis zu dem Zeitpunkt auch noch wirklich Spass gemacht hatte. Die Auseinandersetzung zwischen einem Artist wie ihm und einem verrückten, gestörten Genie wie Fuji konnte unmöglich in einer Patt-Situation enden. Die Wette war wie geschaffen dafür gewesen, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Inzwischen war Nioh klar, dass er nicht nur verloren hatte, sondern auch einen Kampf gegen eine altertümliche Windmühle focht. Noch ein Grund, Sanada an diesem Abend zu besuchen. „Gleich ist es soweit“, murmelte Fuji gegen seine entblösste Brust, an die er seine Wange geschmiegt hatte. Begeisterungslos seufzte Nioh und blickte ebenfalls aus ihrer Nische zwischen zwei Gebäuden hinaus auf den weitläufigen Tennisplatz. Die Schüler hatten soeben mit den Auflockerungsübungen begonnen. „Jetzt!“, wies ihn Seigakus Wunderkind an und Nioh liess mit unwilliger Gehorsamkeit den Strick los. Noch während er die Hände zur Auflockerung schüttelte kündigte sich Fujis Rache mit einem dumpfen Knall an, der die Schüler herumfahren liess. Violette Höschen, lilafarbene Rüschenhemdchen und andere ziemlich hässliche Kleidungsstücke segelten teils graziös, teils plump und wenig ästhetisch zu Boden. Mizuki Hajimes Gesicht war eingefroren, die Augen in ungläubigen Entsetzen geweitet. Wäre die Situation weniger erbärmlich hätte Nioh laut gelacht. Fuji hingegen kicherte diabolisch, ganz offensichtlich war er mit der Ausführung zufrieden. Es war ja nicht so, dass Nioh solcher Schabernack keinen Spass machte, aber er konnte sich nicht damit anfreunden, dass er für die Zwecke anderer missbraucht wurde. Das mochte er auch an Yanagi nicht, bei dem er es jedoch meistens erst im Nachhinein erkannte. Auf dem Platz herrschte peinlich berührtes Schweigen. Keiner von St.Rudolph traute sich eine Bemerkung zu machen, während Mizuki nur entgeistert auf die Kleidungsstücke zu seinen Füssen starrte. Es kam erst Bewegung in diesen Haufen, als Fuji Yuuta sich von ihnen löste und schnurstracks in ihre Richtung marschierte. Und während Fujis Grinsen verblasste, blühte Niohs richtig auf. Er hätte auch von seinem kleinen Bruder nichts anderes erwartet. Zornig funkelten sich die beiden ungleichen Brüder an, bis ihn Yuuta bemerkte und Tomatenrot anlief. Bis zu den Ohren, ehe er den Blick abwandte und verlegen auf seine Schuhspitzen stierte. „Aniki….!“, besann er sich, nun doch noch nachdrücklich und Vorwurfsvoll seinen Bruder zu begrüssen. „Er hat es nicht besser verdient. Schliesslich hat er meinem kleinen Bruder…eine ausgefeiltere Rache ist er nicht wert. Also habe ich mir überlegt, was wohl jemand wie Nioh tun würde“, erklärte sich Fuji ungefragt. Auch diese Geschwister wussten, was der andere wissen wollte. Das machte Fuji dann doch irgendwie wieder etwas menschlich. „Um ehrlich zu sein…ich hätte sie wahrscheinlich sogar noch angeschmiert. Mit sowas wie Supertunte oder Rentier-Flittchen….“, schlug Nioh grinsend vor. Er erntete entsetzte Gesichter, die unterschiedlichen Erkenntnissen zu Grunde lagen. Er mochte die Fujibrüder deswegen, ihnen Emotionen zu entlocken war sehr interessant. „Wieso bist du immer so ekelhaft gegenüber Mizuki-san?“, verlangte Yuuta zu wissen nachdem er sich offensichtlich wieder gefasst hatte. Aus den Augenwinkeln bemerkte Nioh den musternden Blick von Mizukib der auf ihm lag, eine Mischung aus Interesse und brennender Eifersucht. Er hatte die Sache mit Fuji wohl noch immer nicht überwunden. Den kleinen Kleiderberg trug er auf den Armen, er war noch blasser als sonst und das merkwürdige, stets irgendwie etwas perverse Grinsen war verschwunden. Seelenruhig begann Nioh damit, sein Hemd wieder zuzuknöpfen. Immerhin hatte er die Krawatte in Frieden gelassen. Er hasste es sie zu knüpfen, das überliess er Yagyuu. Kurz stockte er. Sie kamen sich jeden Morgen so nahe. In Kussweite. Und Yagyuu hatte nicht einmal angedeutet, dass er irgendwas für ihn empfand. Das wäre doch die ideale Gelegenheit dafür. Schön romantisch, das musste jemand wie Yagyuu doch eigentlich mögen. „Er hat dir deine Unschuld geraubt, das ist Grund genug!“, geriet der ältere der beiden Fujibrüder aus der Fassung. Nioh konnte nicht anders als zu lachen, doch keiner von den Dreien interessierte sich dafür. Yuuta lief noch roter an als zuvor. „Das stimmt nicht, Aniki!“, wehrte er sich mit geballten Fäusten und schien sichtlich nervös, „ich habe nicht mit Mizuki-san…wie kommst du nur darauf?!“ „Weil du vor zwei Wochen einen sehr auffälligen Gang hattest und jedes Mal das Gesicht verzogen hast, als du dich hinsetzen musstest“, erwiderte Fuji prompt wie aus der Pistole geschossen. „Ich muss leider zugeben, dass ich damit nichts zu tun hatte…“, mischte sich Mizuki ein. Nioh glaubte ihm aufs Wort, der enttäuschte Blick, der Yuuta streifte, sprach wohl Bände. „Wer war es, der meinem süssen kleinen Bruder die Unschuld geraubt hat?“, verlangte Fuji zu wissen und verschwendete weder einen Blick noch ein Quäntchen Aufmerksamkeit an den doch recht bemitleidenswerten Mizuki. „N-Naja….das ist meine Sache…“, entgegnete Yuuta stotternd. Er fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut, da ihn sechs, vier davon aus seinem engeren Umfeld, regelrecht mit Blicken durchbohrten. „Yuuta!“, flehte Fuji mit einer oskarreifen vorwurfsvollen Jammerstimme. Gut er würde wohl ganz ähnlich reagieren, wenn es um seinen eigenen Bruder ginge. Der Kerl, der seine grosse Schwester vor zwei Jahren hatte sitzen lassen, hatte es auch bereut, es gewagt zu haben jemanden der Familie Nioh zu verletzten. Auch wenn die Rache gleich doppelt kam. Lag wohl irgendwie in der Familie, der ungesunde Hang zu Schabernack und Unsinn. „Nichts da, du kennst ihn sicher nicht, und ich werde ihn dir sicher nicht vorstellen!“, zankten die ungleichen Geschwister weiter und Nioh konnte sich unbemerkt aus dem Staub machen. Es war doch nicht so schlecht, sich mit Fuji abzugeben, es wurde sicher nie langweilig. Kapitel 11: Süsser Schmerz der ersten Liebe ------------------------------------------- Mit Erleichterung lehnte Nioh seine erhitzte Stirn gegen das kühle Spiegelglas. Seine eigenen Augen blitzten ihm gerötet und grimmig entgegen. Es tat gut, er hasste es zu weinen. Dennoch fühlte er sich besser. Irgendwo mussten noch Schmerztabletten herumliegen. „Masa-Mausi, wie lange willst du noch das Bad belegen? Ich will heute noch ins Bett“, meldete sich seine grosse Schwester zu Wort, die ungefragt das Bad betreten hatte. Nioh fragte sich nicht mehr bei seinen Geschwistern. Unerlaubte Dinge zu tun lag irgendwie in der Familie, dazu gehörten verschlossene Dinge zu öffnen so dazu wie Nachts aus Fenstern zu klettern. „Bin beschäftig. Schönheitspflege und sowas. Du weisst schon“, antwortete Nioh und ärgerte sich über seine eigene kratzige Stimme. „Ooh diese Schönheitspflege kenne ich gut…soll ich dich nur knuddeln oder willst du mir die Fingernägel schön anpinseln während du deiner grossen, lieben, süssen Schwester erzählst wer meinem kleinen Brüderchen das Herzchen so gemein gebrochen hat?“, plapperte sie und Masharu hasste sie dafür. Sie waren sich einfach zu ähnlich. „Ich hab es mir selbst gebrochen…“, entgegnete er unwillig. Er sprach nie gerne über seine Gefühle, und er wollte es nicht unbedingt auch noch seiner Schwester erzählen. Schlimm genug, dass er einen wirklich jämmerlichen Anblick bot. Dennoch konnte er nicht bestreiten, dass die Umarmung gut tat. Seine Schwester war gleich gross wie er selbst, aber er würde noch wachsen und sie überholen. „Dummer kleiner Bruder…“, neckte sie ihn liebevoll. Mit einem Kuss auf die Wange überliess sie ihn wieder sich selbst. Ihre Kosmetika und die Haarbürste entführte sie jedoch skrupellos. Sanadas Zimmer war typisch japanisch. Den Futon hatte er bereits ausgebreitet, die Aufgaben erledigt und die Schultasche schon vorbildlich gepackt. Während Sanada ihm am Tischchen im Seiza gegenüber sass, hatte sich Nioh für einen bequemen Schneidersitz entschieden. Das Rollbild konnte er nicht lesen, die Zeichen waren so kunstvoll kalligrafiert dass ihm der Sinn verborgen blieb. Sicher war es ein uraltes Haiku. Sanada schrieb ja selbst gerne welche, zumindest hatte Yanagi ihm das letztens anvertraut. „Das nächste Mal wirst du wie jeder normale Mensch bitte deinen Besuch ankündigen“, wies ihn Sanada mit scharfer Stimme zurecht. Nioh senkte schuldbewusst den Kopf. „Ich wollte deine Grosseltern wirklich nicht erschrecken. Aber sie hat mich auch erschreckt! Erst schimpft sie mich einen Geist, dann sei ich eine Schande für meine Eltern…“, klagte er missmutig, verstummte aber unter dem strengen Blick. „Tut mir ja leid“, murmelte er reumütig. Das nächste Mal würde er sich geschickter anstellen und direkt durch den Garten in Sanadas Zimmer klettern statt durch die Übungshallen des Dojos in die Wohnräume zu gelangen. Ein auffordernder, unnachgiebiger Blick auf sich zu spüren war keine angenehme Erfahrung, doch alle Worte die sich Nioh zurecht gelegt hatte, waren verpufft. Statt an seine mühsam gesponnenen Fäden an denen er ziehen wollte zu denken, schwirrten nur noch Yukimuras Worte in seinem Kopf herum. Sanada räusperte sich und Nioh hob etwas verpeilt den Kopf. Was von allem sollte er sagen? Unmöglich die Wahrheit. „Das Training ist sehr nachlässig wenn weder du noch Yuki-Buchou anwesend seid. Auf Yanagi ist da einfach kein Verlass“, begann Nioh und hoffte, dass Sanada den eigentlichen Sinn in seinen Worten verstand. Die laute Aufforderung zurück zu kommen. „Wir hatten familiäre Angelegenheiten zu besprechen“, entgegnete Sanada überraschend offenherzig. „Aber das entschuldigt nicht, dass ihr das Training vernachlässigt, sobald wir nicht dabei sind! Ich habe von euch erwartet, dass ihr auch ohne Anweisung ein Training absolvieren könnt. Ich bin enttäuscht“, tadelte ihn Sanada jedoch sogleich. Nioh grinste breit und ungeniert ehe er wieder einen ernsteren Gesichtsausdruck aufsetzte. „Ist es wegen Yukimura?“, fragte er vorsichtig. Sanada wurde eine Spur blasser. Nun war er es, der den Blick abwandte. „Nicht nur.“ „Sag schon…was noch?“, Nioh war wie eine neugierige kleine Katze, aber er konnte nichts dagegen tun. „Ominai. Meine Eltern bestehen darauf“, antwortete Sanada zerknirscht. Es geschah selten dass Nioh die Fassung verlor, aber das hier war wenigstens ein guter Grund. „Was?!“, rief er entsetzt aus und rang kurz theatralisch mit den Händen. „Ein arrangiertes Treffen mit anderen Mädchen um eine potentielle Ehefrau zu finden“, erklärte Sanada unnötigerweise. „A-aber du bist noch viel zu jung! Das macht man Mitte Zwanzig! Das ist doch nur für Leute, die es nicht hinbekommen jemanden anzusprechen!“ Niohs wachsende Panik liess sich kaum unterdrücken. Genau so wenig der Schmerz, der sich allmählich in seinen Zügen widerzuspiegeln drohte. „Und überhaupt, wie willst du so jemanden finden, der zu dir passt?!“ „Nioh, beruhig dich. Ich bin auch dagegen, und habe bisher immer abgesagt“, erklärte Sanada und liess sich zu einem schweren seufzen hinreissen. Masaharu war es nicht gewohnt dass man ihm gleich nachgab und starrte Sanada verblüfft schweigend an. „Das ist doch völlig….altertümlich. Dojo hin oder her, wir leben doch nicht mehr in der Edo-Periode! Auch wenn dir eine Samurairüstung sicher gut stehen würde. Ich meine…das sähe beeindruckend an dir aus…du weisst schon“, plapperte Nioh und schalt sich für seine unbedachten Worte. „Danke“, antwortete Sanada skeptisch. Verärgert über sich selbst kaute Nioh an seiner Lippe herum. Es fiel ihm selten schwer, die Dinge in Bahnen zu lenken, aber wegen Fuji hatte er die Kontrolle plötzlich verloren. Schon wieder gegen Fuji zu verlieren war eine bittere Erfahrung gewesen, und sich seinen kindischen Spielchen zu fügen war zwar amüsant gewesen, aber sicher nicht das, was er wollte. „Du hättest nicht herzukommen brauchen, um mit mir zu reden“, brach Sanada von sich aus die Stille und sah ihn mahnend an. Seine Grossmutter hatte Nioh erst für einen Geist gehalten und ihn, nachdem er beteuert hatte ein quicklebendiger Teenager zu sein, eine Schande für seine Eltern geschimpft. Mit solch weissen Haaren. Kein Wunder war Sanada mies gelaunt. „Naja…du bist mir eben wichtig“, entgegnete Nioh ausweichend. Sein Herzschlag beschleunigte sich auf unangenehme Weise aber zumindest fühlte sich sein Gesicht nicht heiss an. „Du bist wirklich ein besonderer Mensch. Du durchschaust dein Gegenüber und scheust dich auch nur selten, dich aufs Glatteis zu wagen. Aber ich wollte dich bei den Regulars, weil du einen ungemeinen Kampfgeist besitzt. Dass du so empfindsam bist hätte ich nicht gedacht. Ich hoffe dein Verhalten wird bald Verantwortungsbewusster.“ Er hatte Sanada selten so viel auf einmal reden gehört. Yukimura genoss diesen Luxus bestimmt viel öfter. Die schönen Komplimente konnte auch seine letzte Bemerkung nicht mildern. Das schmale Lächeln welches kurz in seinem Gesicht aufflackerte liess bei ihm eine Sicherung durchbrennen. „Ich liebe dich!“ Er hatte es schneller gesagt als er wollte. Es lag ihm schon seit Wochen auf der Zunge. Dennoch fühlte er sich keineswegs erleichtert, als er mit mulmigen Gefühl Sanadas Geischt betrachtete, dass einen sehr ernsten Zug annahm. Er hatte ihn ernst. sanft und bestimmt zurück gewiesen. Seine Schwester zerzauste ihm seit geraumer Zeit die Haare und sogar sein kleiner Bruder hatte es sich auf dem Sofasessel bequem gemacht. „Armes Brüderlein, kein Wunder hast du geweint bis deine Augen rot und verquollen aussahen!“ Seine Schwester hatte die Arme um ihn gelegt und lag schon halb mit ihm auf dem Sofa. Es war schon ewig her seit sie zu dritt zusammen gesessen hatten. Das war schön. Dennoch würde er lieber mit Yagyuu darüber sprechen. Es gab niemanden, der ihn derart gut verstand, auch wenn er seine Geschwister liebte. „Ich versteh dich nicht. Ich finde Yukimura-Buchou viel…bewundernswerter“, murmelte sein kleiner Bruder und versteckte sein Gesicht halb hinter seinen angezogenen Knien. Dennoch sah Nioh deutlich dass seine Wangen ein wenig gerötet waren. Verwirrt starrte er seinen kleinen Bruder an. Nein, er verstand manchmal wirklich nicht, was in seinen Geschwistern vorging. Kapitel 12: Gedankenlos ----------------------- Japanisch war langweilig. Es gab nicht viele Fächer die ein so hohes Einschlaf-Potenzial hatten wie dieses nutzlose Fach. Zu allem Übel bestand Yagyuu darauf dass er auch wirklich für die anstehende Prüfung lernte. Als ob er den Kopf nicht voller anderer Dinge hatte die ihn beschäftigten. Die Tatsache, dass er selbst im Moment keine Japanischprüfung in Aussicht hatte hinderte Yagyuu jedoch nicht daran den Stoff bereits jetzt zu lernen mit Nioh zusammen, der davon wenig begeistert war. Das einzige das die Lernerei erträglich machte war Yagyuu beim Schreiben zuzusehen. Er hatte eine elegante Haltung und eine weiche Schrift. Sanada hätte sie vermutlich nicht gefallen, aber sie war klar und floss. Yagyuus Handschrift war auch schön in lateinischen Buchstaben. Als sie einmal auch im Unterricht getauscht hatten, war es eine Herausforderung gewesen diese Schrift zu imitieren. Er hatte Yagyuu lange studiert, und auch jetzt waren ihm der ernste Mund und die warmen braunen Augen hinter den Brillengläsern vertrauter als ein Blick in den Spiegel. Manchmal berührte er mit dem Ende des Stifts seine Unterlippe wenn er nachdachte. Er kaute nie daran herum. Es war nur eine kleine Geste derer er sich vermutlich nicht einmal bewusst war. Yagyuu legte die Stirn noch mehr in Falten und schob sich die Brille zurecht. Eine einzelne braune Strähne verirrte sich und Nioh schob sie ohne einen Gedanken zu verschwenden zurück hinter Yagyuus Ohr. Und kitzelte mit den Fingerspitzen verspielt über die Ohrmuschel. Sie hatte eine Anziehungskraft auf ihn ausgeübt der er nicht hatte widerstehen wollen. Sein Doppelpartner zuckte zusammen und schob seine Hand beiseite, nicht ohne rot zu werden und den Stift fester zu umklammern. Er sah wie sich die Sehnen des Handgelenks anspannten die halb unter dem Hemd verborgen waren. Nioh grinste breit. Es gefiel ihm der Grund dafür zu sein, dass Yagyuu in Verlegenheit geriet. Und dass es eine so simple Geste war, die ihm rote Wangen bescherte, weckte seinen Forschungsdrang. Das war eine Seite die er für Tennis nicht gebraucht hatte und die ihm noch völlig verborgen war. „Ne, Yagyuu. Du bist ja ganz rot“, neckte er ihn unbarmherzig. Nach all den frustrierenden Erfahrungen der letzten Tage war ihm diese Ablenkung recht. Yukimuras vage Aussage, dass Yagyuu mehr für ihn empfand als reine Freundschaft musste er zwangsläufig überprüfen. Es erschien ihm unglaublich. dass er davon bisher nichts bemerkt hatte. Aber so etwas simples wie Rotwerden war noch lange kein Beweis für Zuneigung. Oder für Liebe. „Das bildest du dir ein…“, hielt Yagyuu dagegen und das Rot wurde noch um eine Nuance dunkler. „Flunkern darf nur ich Hiroshi…“, flüsterte er ihm ins Ohr so nahe, dass er beim Reden Yagyuus Ohrmuschel streifte. Er verwendete Yagyuus Vornamen so gut wie nie, was nicht nur daran lag dass es peinlich war zwischen Jungs. Yagyuu benutzte seinen ebenfalls fast nie, nur wenn er richtig Mist gebaut hatte. Da Yagyuu jedoch keinen Unsinn trieb, hatte er sich eine andere Gelegenheit dafür ausgesucht. Außerdem funktionierte auch dieser kleine Trick, Yagyuu drehte den Kopf um ihm zu widersprechen und so war es leicht seinen leicht geöffneten Mund zu erobern. Die braunen Augen deren warmen Ton Nioh schon immer gemocht hatte weiteten sich überrascht. Gefühlvoll leckte Nioh über die weiche Unterlippe, zog mit den Zähnen an ihr. Er fing Yagyuus Mund immer wieder zu weiteren Küssen ein bis sich seine Augen hinter den Brillengläsern ganz geschlossen hatten und der warme Atem zittrig über seine Lippen strich wenn er ihnen eine kleine Pause gönnte. Die braunen Haare fühlten sich weich zwischen seinen Fingern an als er durch sie fuhr und Yagyuu so enger zu sich zog um endlich seine Zunge spielen zu lassen. Er schmeckte nach dem Tee den seine Mutter ihnen hinauf gebracht hatte. Minze war nicht unbedingt seine Lieblingssorte, aber die neckischen Spielereien und Yagyuus verhaltenes Keuchen machten diesen Umstand locker wett. Selbst außer Atem gekommen brachte er ein paar Zentimeter Abstand zwischen ihre Lippen und stellte mit Genugtuung fest welche Wirkung diese Knutscherei auf Yagyuu hatte. Seine Lippen waren feucht und gerötet, seine Wangen glühten förmlich und die Hitze spiegelte sich in den dunklen braunen Augen wieder. Nioh konnte das aufkeimende Lächeln nicht unterdrücken. Schnell haschte er noch einen kurzen federleichten Kuss ehe er seine Lippen gemächlich über Yagyuus Hals gleiten ließ. Der Puls raste unter seiner Zunge als er die Haut ableckte. Langsam und berechnend steckte er einen Finger in den Krawattenknoten und zog dieses lästige Kleidungsstück von Yagyuus Hals. „Nioh, nicht…“, wehrte sich Yagyuu, aber lediglich auf verbaler ebene. Das leichte zittern seines Körpers schrie förmlich nach weiteren Berührungen. "Du flunkerst schon wieder…", hauchte Nioh leise und quittierte Yagyuus kleine Verleugnung mit einem formschönen Knutschfleck in der Kuhle zwischen Hals und Schulter. Es würde ein paar Tage lang davon zeugen was sie gerade teilten. Sanft aber bestimmt drückte er gegen Yagyuus Schultern. Zwischen dem Tischchen und dem Bett hatten sie zwar nicht viel Platz, aber es reichte Nioh um sich über Yagyuu zu schieben. Er war ein paar wenige Zentimeter kleiner und so von oben auf ihn herab zu sehen eröffnete ihm neue Perspektiven. Yagyuus Brillengläser fingen hier unten kein Licht ein und er wirkte ungewohnt schutzlos. Es war Yagyuu der ihn zu sich hinunter zog und dafür sorgte, dass sie sich erneut küssten. Es musste also wirklich wahr sein, dass Yukimura ihn angelogen hatte, hatte Nioh auch nicht erwartet. Dennoch hatte es keinen Sinn ergeben. Yagyuu empfand also etwas für ihn. Diese Tatsache erfüllte ihn mit Genugtuung, unruhige Nervosität und ein schlechtes Gewissen verursachten jedoch ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend. Es war Yagyuu den er hier küsste aus reiner Neugierde. Seinen besten Freund, den einzigen der ihn wirklich verstand. Mit einem Klammen Gefühl löste er sich von ihm und setzte sich wieder auf. Und auch Yagyuu kämpfte sich auf die Ellenbogen. Wenn er jetzt aufhörte, würde ihre Freundschaft vielleicht die Küsse und die noch unschuldigen Berührungen überleben. „Du meinst es nicht ernst, oder?“, fragte Yagyuu leise und ohne Groll. Seine Stimme klang eher zu sanft und zu verständnisvoll. Beunruhigt richtete Nioh erst mit ungeschickten Fingern Yagyuus Hemdkragen. „Es tut mir Leid Yagyuu…“entschuldigte er sich leise bei seinem besten Freund. Auch wenn er während den Küssen ausschließlich an Yagyuu gedacht hatte, so war ihm völlig klar, dass er ihn nicht wirklich liebte. Nicht auf diese Art. Er wollte nur einen. „Dann sag es ihm und lass uns nicht mehr über das hier reden“, schlug Yagyuu vor ohne ihm in die Augen zu sehen. Seine Augen sprachen von dem bitteren Schmerz den seine Stimme erfolgreich verbarg. Hätte er seinem besten Freund mehr Beachtung geschenkt, hätte er es vielleicht auch ohne Yukimura gemerkt. „Du hast es mir auch nicht gesagt. Und außerdem…wäre das unfair, oder? Ich habe echt Mist gebaut…“, entgegnete der Trickser hilflos. „Das ist meine Sache und geht dich nichts an.“ Verwirrt über diese barsche Antwort blinzelte Nioh. „Aber wenn du schon so ein Chaos verursachst und Yukimura zum weinen bringst, dann bring es auch wieder in Ordnung, auch was dich betrifft. Ich komme schon zurecht“, flüsterte sein bester Freund, stieß ihn gegen die Brust sodass er rückwärts auf den Hintern plumpste und Yagyuu sich wieder richtig hinsetzen konnte. „Außerdem hast du morgen eine Japanischprüfung und deine Lösungen sehen sehr schludrig aus Nioh..“ Ergeben zu ächzen war alles was ihm blieb. Und die Lösungen auszuradieren und von vorne zu beginnen. Immerhin lenkte es ihn davon ab was er tun musste. Für sie alle. Und besonders für Yagyuu. Kapitel 13: Sag endlich meinen Namen ------------------------------------ Milchig weiss und zäh klebte das Zeug an seiner Wange, seinen Fingern, benetzte seine Lippen mit dem bitteren dumpfen Geschmack, welcher den letzten Rest Pfefferminze ausradierte, an den er sich noch geklammert hatte. Hingebungsvoll leckte er über die glatte Spitze, die sich mit einem erneuten Zucken gegen seine Zunge drückte. Hektischer Atem wärmte sein eigenes bestes Stück, welches gerade ganz schrecklich vernachlässigt wurde, aber er wollte es ihm gerade nicht übel nehmen. Das süsse Winseln, welches er zuvor verdient zu hören bekommen hatte, war Ausgleich genug. Er wusste nicht wie oft sie beide sich schon ergossen hatten, aber Fuji war sich ganz und gar sicher, dass es noch lange nicht genug war um den Abend zu vergessen. Noch ein paar Stunden zuvor hatte sich sein Universum in völliger Harmonie befunden. Und wurde mit zwei harten Schlägen in tausende Scherben zerschlagen. Da war es sein gutes Recht auch persönlich noch etwas weiter darauf herum zu trampeln. Auch wenn er überzeugt war keine masochistische Ader zu verbergen, tat es gut diese Angelegenheit zu verschlimmern. Und dass er so angehimmelt wurde, war eigentlich äusserst befriedigend. Ursprünglich hatte er diese Begegnung nicht geplant und hätte sich mehrmals dafür verflucht auch nur einen Moment in Betracht gezogen haben sich von diesem schrecklichen Etwas trösten zu lassen. Als er jedoch die Arme um sich gespürt hatte, war es unmöglich gewesen dem zu widerstehen. Er hasste es zu verlieren. Und diesmal betraf es nicht nur seine Zuneigung bezüglich Tezuka sondern auch die brüchige und empfindliche Beziehung zu seinem Bruder, die an diesem späten Nachmittag einen nicht zu reparierenden Totalschaden erlitten hatte. In etwa so unwiderruflich wie sein zerstörtes Selbstbild. Also hatte er zugelassen, dass ihn dieses verfluchte Nichts mit sich nahm und er eine heisse Dusche nehmen konnte, mitten im Herzen von St.Rudolph. Sein Bruder war in ihrem Elternhaus, er konnte seiner Schwester nicht entkommen. Aus diesem Grund plagte ihn auch nicht die Befürchtung, dass Yuuta auf die Idee kommen könnte so spät am Abend noch dieses Aas zu besuchen, der sich schon reichlich bekleckert hatte. Ihm zu gewähren so mit hm in einem Bett zu liegen war eine spontane Entscheidung gewesen. Nach der heissen Dusche hatte er ein geschmackloses lavendelfarbenes flauschiges Handtuch um die Hüften geschlungen und plötzlich etwas aufblitzen sehen. Neugierde war schon immer eine Schwäche gewesen, und was er in die Hand nahm, konnte man nur als krankes Erotikspielzeug bezeichnen. Allein der Gedanke daran, dass er dieses Ding an seinem kleinen Bruder hätte testen können, machte ihn auch jetzt noch ausgesprochen wütend. Als er, mit der Kette in der Hand, jedoch vor diesem schmierigen jungen Mann stand, hatte ihm der verlegene und doch vor Verlangen brennende Blick geschmeichelt, und es hatte so gut getan sich wieder bewusst zu werden, dass es etwas an ihm gab, dass Gefallen fand. Auch wenn es nur sein Aussehen sein sollte. Er hatte seine Einladung, mit ihm zu tun was immer ihm beliebe, kaum aussprechen müssen, als Mizuki ihn schon an sich gezogen hatte. Und er konnte nicht leugnen, dass dieses Spielzeug enorm interessant war. Die Kugeln dehnten ihn so sehr dass es brannte, aber Mizukis Mund um seine Mitte wandelten dieses Gefühl in süsse Erregung. Wollüstig schmiegte Fuji seine Wange an Mizukis bereits wieder hart gewordenen Glied. Die tiefen Abgründe seiner Vorstellungskraft in Erfahrung zu bringen, brachte die gewünschte Ablenkung von seinen Problemen. Er versuchte gar nicht erst seine Stimme zu unterdrücken als eine der silbernen Kugeln aus ihm heraus gezogen wurde. Schaudernd schlang er einen Arm um Mizukis Hüfte. Als sein persönliches Nichts langsam aber gleichmässig eine nach der anderen hinaus gleiten liess, schüttelte sich Fuji unter dem ungewohnten Gefühl und dem rapide ansteigendem Lustbarometer der die Grenzen eines Otome-Games bestimmt gesprengt hätten. Das war ein wirklich interessantes Spielzeug, das er in Mizukis Bad gefunden hatte. Keuchend vergrub er seine Zähne in der Haut vor ihm und erntete dafür einen heiseren Aufschrei und einen empörten Blick. Langsam leckte er über die Stelle und linste zu Mizuki hinauf, dessen Gesicht zwischen Wut und reiner Selbstzufriedenheit wechselte. Natürlich wusste Fuji dass er diesem Abschaum gerade mehr als einen erotischen Tagtraum erfüllte, und er war sich sicher dass auch Mizuki wusste dass diese Sache hier einmalig war. Mit einem dumpfen Laut landete die Schnur mit den Metallkugeln auf dem Boden und Mizuki dreht ihn auf den Rücken, platzierte sich zu der langweiligsten Stellung, die es gab. Sie war nur schön wenn man sich dabei auch wirklich ansehen wollte und Fuji war es lieber ihn nicht ansehen zu müssen. Rücksichtslos schlug Mizuki ein intensives Tempo an, er brauchte auch längst nicht mehr vorsichtig dabei zu sein. "Sag es....!", verlangte Mizuki und amüsiert kicherte Fuji, strich sich die feuchten Haare aus der Stirn. "Was soll ich denn sagen...?", fragte er provozierend gleichgültig, Mizukis Augen funkelten gierig. "Sag es, Fuji...", forderte er ein zweites Mal und hielt mit seinen Bewegungen inne, strich ihm statt dessen in einem Anflug von Zärtlichkeit über die Wange. Missbilligend verzog Fuji den Mund, er wollte keine Gefühle von irgendwem erdulden, nicht Mizukis und vor allem nicht seine Eigenen. Bedächtig strich er über die blasse Brust über ihm, hinauf bis zum Hals an dem er den hektischen Puls spürte. "Hajime. Mach endlich weiter", gewährte er ihm für dieses eine Mal eine Antwort auf sein Flehen. Er hatte ihm nicht verziehen, was er Yuuta angetan hatte, aber für diese Ablenkung hatte er es verdient für ein paar Minuten Mizuki Hajime zu sein, und nicht das Nichts von St. Rudolph. Er blendete Tezukas offene Zurückweisung aus die er heute erhalten hatte, es war ihm kein Trost dass er auch mit Echizen Schluss gemacht hatte, er spürte dabei keine Befriedigung. Und Yuuta...der offenbar genug davon hatte ihn zu sehen zu hören oder was auch immer....er wollte es vergessen. Zumindest für ein paar Stunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)