Russisch Roulette von Hime-chan (Eine fatale Wette) ================================================================================ Kapitel 2: Ein Name macht noch keinen Samurai --------------------------------------------- Niou hatte die Arme hinter dem Rücken verschränkt, lehnte lässig gegen die Wand, obwohl er eigentlich angespannt war. Sanada war seit einigen Sekunden erstarrt. Obwohl seine Miene nichts verriet, musste ihn das, was sich im Klassenzimmer abspielte, an seine Grenzen treiben. Er kannte Sanada, wie er Yukimura, Yanagi, Kirihara, Jackal und Marui kannte. Das war zwar nicht mit Yagyuu zu vergleichen, aber es reichte, ihre Gewohnheiten zu durchschauen und umzusetzen. Er hatte leichtes Spiel gehabt als er sich auf die Wette mit Fuji einliess. Ein paar wahre Beschuldigungen und den entsprechenden Beweis, mehr war nicht nötig um die Sache ins Rollen zu bringen. Ein Trickser wie er ging keine Wette ein, ohne im Vorteil zu sein. Trotzdem tat es weh. Sanada schob die Tür lautlos zu und starrte auf einen unbestimmten Punkt der Schiebetüre, die ihn vor dem für ihn wohl grässlichen Bild abschirmte. Für Niou war es eine bereichernde Erfahrung gewesen, aber für Sanada, der Yukimura von Herzen liebte, verehrte und ihm trotz seiner zeitweiligen Boshaftigkeit nie zugetraut hätte, etwas hinter seinem Rücken zu tun, musste es ein grausamer Stich mitten ins Herz sein. „Ich fand es dir gegenüber einfach nicht fair“, wagte er Sanada leise anzusprechen. Der Vize-Captain nickte steif, doch allmählich schien er sich von dem Schock zu erholen und eine Mischung aus Schmerz und Wut zeichnete sein Gesicht. Ohne Kappe und Jersey wirkte Sanada wesentlich jugendlicher. „Hey, Sanada…geht es?“, wandte er sich erneut an ihn. Wenn er hier Wurzeln schlug, waren Yanagi und Yukimura fertig ehe sie verschwinden konnten. Es wäre jedoch auch gut möglich, dass es das war, was Sanada wollte. Er schnaubte deutlich hörbar und rammte die geballten Fäuste in seine Hosentaschen. Interessiert drehte er sich zur Seite um Sanada besser sehen zu können. Es kostete ihn bestimmt viel Energie, sich zu beherrschen und nicht direkt die Konfrontation zu suchen. Wenn er Sanadas Reaktion hätte bestimmen müssen, er hätte Yukimura lauthals zur Verantwortung gezogen. Offensichtlich gab es doch noch mehr über ihn zu lernen als Niou geglaubt hatte. „Warum tut er das…?“, murmelte Sanada gequält und liess die Stirn gegen die Tür sinken. Yukimuras Stimme hörte man nur gedämpft, im Vorbeigehen hätte man es bestimmt nicht wahrgenommen. „Keine Ahnung, vielleicht weil er Yanagi attraktiver findet? Du solltest ihn fragen, nicht mich“, behauptete Niou so gleichgültig wie möglich. Es machte keinen Spass, Sanada so zu sehen, aber er musste das grosse Ganze im Blick behalten. „So ein Mensch ist Seiichi nicht“, beharrte Sanada und sprach den Vornamen des Buchou derart liebevoll aus, dass ihn Niou unweigerlich darum beneidete. Seiichi liess sich auch viel schöner aussprechen als Masaharu. „Anscheinend doch“, widersprach der weisshaarige Trickser und klopfte leise gegen die Wand. Es gab seiner Meinung nach genug Gründe für einen Seitensprung, aber das einem Partner zu erklären war wohl unmöglich. Egal welchen Grund sich Yukimura aussuchte, es würde Sanada noch mehr verletzen. Sanada holte tief Luft und löste sich von der Tür. Als er Nioh ansah, wirkte sein Blick überraschend fest. „Danke, dass du mir das gezeigt hast.“ Seine Stimme zitterte kaum merklich, aber einem Beobachter wie Nioh, der auf solche Details Wert legte, entging es nicht. Diese langweilige Entwicklung war nicht so ganz das was sich Nioh davon erhofft hatte. Das Ergebnis würde zwar letztendlich das gleiche sein, aber er hätte es lieber gesehen, wenn es ein ordentliches Drama im Klassenzimmer gegeben hätte. Ein richtiges Wortgefecht, Tränen…und irgendwann wäre es wieder in Ordnung gewesen. So eine stille Trennung dauerte wohl wesentlich länger. Etwas unschlüssig tappte er Sanada nach, der steif den Gang hinunter stapfte. ¨ „Willst du nicht wissen, warum?“, mischte er sich erneut ein, holte schliesslich auf und lief neben ihm her. Er würde es wissen wollen, aber seine Neugierde kannte auch keine Grenzen. Er hatte Yanagi nachspioniert, er war sein nächstes Projekt. Dass er dabei auf dieses bestimmt wohl gehütete Geheimnis stiess, war reiner Zufall gewesen. Für Niou, der bisher nur Erfahrungen mit Mädchen vorzuweisen hatte, die schnell erkannten, dass er nicht das war, was sie suchten, war dieser Anblick reichlich erotisch erschienen. Vielleicht lag es nur an Yukimura selbst, so sicher was ihm daran zugesagt hatte war er nicht. „Nein, das will ich nicht“, erwiderte Sanada prompt. Seine Schritte waren gross und eilig, Nioh verfiel allmählich in ein gehetztes Tempo. „Und was willst du machen?“, fragte er weiter. Das konnte doch nicht alles sein, nachdem er sich so viel Mühe gemacht hatte. „Ich weiss es nicht…“, lautete Sandas ehrliche Antwort. Das war etwas, dass Niou an ihm wirklich mochte. Diese rohe Einfachheit. Eine weisse Leinwand auf der man Malen konnte, hätte Fuji wohl gesagt. „Vielleicht verrät es dir ja der Zen-Meister“, grinste Niou dreist, blinzelte dann aber doch entschuldigend als ihn ein eisiger Blick traf. „Ich meine ja nur…er betrügt dich mit Yanagi. Ausgerechnet, dabei seid ihr doch schon seit der ersten so eng befreundet. Dass ist von beiden glatter Verrat.“ Er wusste, wie weit er sich vorwagte, doch einen direkten Menschen musste man auch direkt manipulieren. Ihn in die für Niou richtige Richtung schubsen. Er hatte Yukimura und Sanada damals verkuppelt, er hatte nicht mit ansehen können, wie sie in einander verliebt waren und keinen Finger krümmten. Da durfte er auch derjenige sein, der sie wieder auseinander brach. „Als Freund hätte Yanagi doch ablehnen müssen…und Yukimura hat ja wohl wirklich Mist gebaut. Treue ist doch einer der Tugenden bei den Samurai? Wir sollten ihn aus Protest nur noch Yuki nennen.“ Er war gerade richtig in Fahrt gekommen, als Sanada stehen blieb und ihn fest an der Schulter packte. Ein Griff, der weh tat und ihn zum Schweigen brachte. Die Anspielung auf den Feldherren Yukimura Sanada hatte ihm anscheinend nicht gefallen. „Das ist etwas zwischen Seiichi und mir“, grollte Sanada und taxierte ihn mit einem wirklich wütenden Blick. „Genau genommen ist es etwas zwischen dir, Yuki, Yanagi und mir, weisst du?“, widersprach ihm Niou mit einem dreisten Grinsen. Sanada verzog das Gesicht, als er Yukimuras Vornamen abkürzte. Yuki, Schnee. So rein war ihr Buchou gewiss nicht, aber dafür eiskalt und tödlich. „Bitte…hör endlich auf zu reden“, bat ihn Sanada, was Niou doch sehr erstaunte. Der Vize drückte nun seine Schultern mit beiden Händen und liess den Kopf gegen eine davon sinken. Schuldbewusst biss sich Niou auf die Lippe. War es das wirklich wert? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)