Bestie von Karen_Kasumi ================================================================================ Prolog: -------- Der Geruch von Blut und Schlimmerem erfüllte seine Nase, Schreie und metallisches Klirren seine Ohren. Ein weiterer Streich von einer fallenden Axt, dem er ausweichen musste…ein weiterer Schwertstoß, den er parierte, ein weiterer Gegner, der nichts wollte als seinen Tod. Wieder und wieder und wieder. In der Schlacht lebte er nur von Sekunde zu Sekunde, jede neue ein Geschenk und gleichzeitig eine Herausforderung, auch die nächste noch zu erleben. Jeder Grund, jeder Vorsatz, warum er diesen Kampf kämpfen musste hinweg gefegt von einem stetigen Strom des Tötens und getötet Werdens, der reine, pure Wille zu überleben. Da, eine winzige Atempause…er schlug einem weiteren Amanto die Waffe aus der Hand und streckte ihn mit einem Stich in die Brust nieder. Für den Augenblick war es ruhig geworden wo er stand, doch um ihn herum tobte noch immer der Sturm. „Takasugi!“ Er drehte sich um und sah zu Gintoki hinüber, der ihn gerufen hatte, seine weiße Kleidung und Haare blutbefleckt. Nicht alles davon war fremdes Blut. „Oi, sieht so aus, als stünden wir dieses Mal nicht all zu schlecht da…“ Takasugi nickte und deutete mit einer weiteren Kopfbewegung auf die Front, die sich momentan recht von ihnen erstreckte, weg von dem Gebäude hinter ihnen, welches den Samurai als letztes als Hauptlager gedient hatte. Dieses Mal schienen sie es tatsächlich zu schaffen – obwohl sie nur wenige waren, hielten ihre Linien dem Angriff der Biester noch stand, drängten sie an einigen Stellen sogar zurück. Er versuchte, in diesem Moment nicht daran zu denken, wie viele Mitglieder seiner Kiheitai wohl dieses Mal ihr Leben lassen würden. Er durfte nicht daran denken. „Wenn wir hier noch weiter so rumstehen, dann brechen sie vielleicht doch noch ein“, meinte er und deutete zu ihren kämpfenden Kameraden. „Lass uns…“ Ohne Vorwarnung wurden seine Worte unterbrochen. Ein unsäglich lauter Knall schwappte über sie und alle anderen hinweg, nur wenige Sekunden später gefolgt von einer Druckwelle, die zwar nicht ganz so stark war, sie trotzdem jedoch beinahe von den Füßen riss. Und das Schlimmste war: der Ursprung lag hinter ihnen. Das Hauptlager. Flammen schlugen aus dem Dach und fraßen sich mit erschreckender Leichtigkeit durch das viel zu trockene Holz. Innerhalb von wenigen Minuten würde das gesamte Gebäude in Flammen stehen. „Verdammt! Ein Ablenkungsmanöver…“  Er wurde von Gintoki unterbrochen, der mit vor Schreck geweiteten Augen flüsterte. „Sie sind noch da drin…Takasugi, all die Verletzten sind noch drinnen! Zura, Yasuo…“ Sie hatten keine Zeit mehr gehabt zu fliehen als die Neuigkeit von dem erneuten Angriff der Amanto eintraf und deswegen die Verwundeten zusammen gepfercht in einem Raum zurück lassen müssen in der Hoffnung, den Kampf zu gewinnen oder ihnen zumindest Gelegenheit zur Flucht zu geben. Beide drehten sich beinahe im selben Moment um und eilten los – auf den brennenden Dächern und in den Höfen des verlassenen Herrschaftshauses wurde schon gekämpft. Nun dachte keiner mehr an Sieg; allen ging es nur noch um das bloße Überleben und selbst diejenigen griffen zur Waffe, die eigentlich kaum die Kraft hatten, eine zu heben. Takasugi erspähte Katsura, der, seine wieder aufgebrochene Schulterwunde haltend, gerade versuchte, ein paar wildschweinköpfige Amanto in Schach zu halten, während hinter ihm zwei Kameraden einen dritten stützten, der  beinahe zu schwach schien um sich überhaupt noch bewegen zu können. Mit einem gewaltigen Hieb machte Katsura zwei der Angreifer nieder, konnte aber nicht verhindern, dass einer der anderen an ihm vorbei kam. Die drei Flüchtenden waren tot, noch bevor er ihnen eine Warnung rufen konnte. Keine Zeit nachzudenken, zu trauern – Takasugi kämpfte sich zu seinem Freund und verschaffte ihnen so für ein paar Sekunden Luft. „Wer ist noch im Haus?“ brüllte er Katsura an. Dieser schüttelte nur benommen den Kopf, den Blick immer noch geschockt auf das Chaos um sie herum gerichtet. „Ich weiß es nicht…Yasuo, Kenta…sie waren alle noch oben, als die Explosion passierte, ich habe sie nicht gesehen…“ Takasugi fluchte. Er konnte weder Gintoki noch die anderen sehen, doch sein Vertrauen in die Fähigkeiten von Katsura, zumindest sein eigenes Überleben zu sichern, war zumindest für den Moment noch stark genug. Mit einem Schrei auf den Lippen stürzte er los, nahm den nächsten Eingang. Innen erwartete ihn ein Inferno – Flammen und Hitze waren überall, machten jeden einzelnen Atemzug zur Qual. Dennoch lief er weiter, sprintete die nächste Treppe hinauf in dem verzweifelten Bemühen, vielleicht wenigstens noch ein weiteres Leben retten zu können. Hinauf, vorbei an lodernden Flammen und durch den beißenden Rauch, der durch den engen Gang quoll und ihn husten ließ. Das furchtbare Geräusch, mit dem Stahl durch Fleisch schnitt und auf Knochen traf, zeigte ihm, dass er zu spät gekommen war. Eine große, breite Gestalt trat aus einem Durchgang, den Körper in einen schwarzen Umhang gehüllt und den Großteil des Gesichtes von einem riesigen, breitkrempigen Hut verdeckt. Grüne Haut…und weiße Haare. Takasugi stockte für eine winzige Sekunde. Verdrängte und doch immer präsente Erinnerungen blitzen auf… “Nein, lasst sie in Frieden! Nein!“ das Feuer, das Blut, alles zu rotem Farbenrausch verschmolzen…die riesige Gestalt…halb verdeckt, grüne Haut und weiße Haare…und der abgeschlagene Kopf, dessen Blick aus toten Augen ihn für immer verfolgen würde. Er erkannte ihn. Mit einem Wutschrei, der alles andere in ihm auszulöschen schien, stürzte er auf den riesenhaften Amanto zu, in seinen Gedanken für nichts mehr Platz außer Rache. Doch er hatte die Stärke seines Gegners und seine eigene Schwäche aufgrund des voraus gehenden Kampfes weit unterschätzt. Sein Hieb wurde mit einer Leichtigkeit und Kraft pariert die ihn beinahe in die Knie gehen ließ. Ein weiterer Schlag des Amanto mir seinem riesigem Schwert beförderte ihn durch die dünne Holzwand auf das dahinter liegende Dach. Plötzlicher Schmerz schoss durch seinen Körper und seine Sicht wurde für einen Moment lang trübe – mehr brauchte sein Gegner nicht. Mit einem einzigen Satz war er bei ihm, sein Schwert direkt auf sein Herz zielend. Im aller letzten Moment besaß Takasugi noch den Verstand, sich außer Reichweite des Hiebes ducken zu wollen, doch Langsamkeit hatte von seinem Körper Besitz ergriffen. Das Schwert vor ihm zuckte, ein heller Streif gegen die roten Flammen im Hintergrund – und dann schrie seine linke Gesichtshälfte auf, schwarze Pein ergoss sich in seinen Körper und drohte seinen Schädel zu sprengen. Er stolperte ein paar Schritte zurück, die Hand auf das linke Auge geschlagen, doch da war nur Blut, nichts als Blut. Schwer atmend bemühte er sich, das Gleichgewicht zu behalten, seine andere Hand umkrampfte das Schwert. Er versuchte, etwas zu sehen, mit seinem rechten Auge etwas zu erkennen, doch das einzige, was er zustande brachte, waren sinnlos gestammelte Worte. „Du…ich, ich erinnere mich an dich! Damals…du warst derjenige, der…aus jener Zeit…“ Vergebens. Es war vergebens…das war also das Ende. Der Amanto vor ihm stürzte sich nur auf ihn, ein wahnsinniges Grinsen auf den Lippen. Doch im letzten Moment, bevor dieser gewaltige Schlag ihn niederstrecken konnte, tauchte mit einem Mal ein Schatten vor ihm auf, den Hieb parierend. Grau, nein, weiß… „Gintoki!“ Auch er hatte also den Amanto erkannt. Der weißhaarige Dämon vor ihm setzte ein Schlag nach dem anderen und brüllte:“ Dieser Bastard! Er gehört mir! Ich werde derjenige sein, der ihn...“ Aus irgendeinem Grund gab ihm dieser Anblick Kraft und noch einmal ließ er zu, dass Wut durch seinen Körper flutete und alle seine Muskeln und Sehnen in Aufregung versetzte. „Zieh‘ dich verdammt noch mal zurück, Gintoki, er gehört mir!“ – „Halt’s Maul!“ Sie beide gingen nun mit vereinten Kräften auf ihren Gegner los, wurden zurück geschlagen und griffen jedes Mal wieder erneut an. Es war wie ein Rausch, eine dunkle Flut, die ihn mit sich riss und ihm irgendwie die Kraft gab, seine Klinge wieder und wieder zu heben. Nachher konnten weder Gintoki noch er sich daran erinnern, wer es nun gewesen war, der ihren Gegner endgültig zu Fall gebracht hatte. Doch irgendwann lag er da, regungslos vor ihnen. „Shinsuke?“ Gintokis Worte schienen den Vorhang zu lüften, der scheinbar die ganze Zeit über ihm gehangen hatte. Er wollte etwas sagen, irgendetwas tun, doch mit einem Mal schienen ihn alle Kräfte verlassen zu haben. Mit voller Wucht brach der Schmerz wieder über ihn herein. Ein leichtes Stöhnen, ein Stolpern, doch bevor er zu Boden fiel, hatte ein Arm ihn aufgefangen, etwas, das er kaum noch bemerkte. Wie durch einen Schleier schienen Worte an sein Ohr zu dringen…“Katsura und die anderen sind in Sicherheit…“ Auf die Erleichterung folgte umso heftigere Qual. Alle Farben vor seinen Augen wurden Rot. Und nach dem Rot kam Schwarz und danach nichts mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)