Kiiryolsah von Ayame-chan ================================================================================ Kapitel 20: Am Ende aller Kräfte -------------------------------- Für einen Bruchteil war außer dem Tropfen von Blut nichts zu hören, bis Caracalmo das Wort ergriff. „Wollt ihr damit sagen, dass wir hier eine Vampirin vor uns stehen haben?“, fragte er und musste sich dabei anstrengen nicht zu nuscheln, da er sich an die fehlenden Zähne noch nicht gewöhnt hatte. Seine Augen musterten dabei kritisch die Schwarzhaarige Halbelfe. Irgendwie erschien ihm diese Möglichkeit als zu einfach, um damit Kiiryolsahs Kräfte erklären zu können. Hlofgar hingegen ließ die Frage in schallendes Gelächter ausbrechen. „Das könnt ihr unmöglich ernst meinen, Caria.“, sagte er und schüttelte belustigt den Kopf, als das Gesicht der Bretonin noch immer ernst blieb. „Ich habe die letzten Wochen stets in der Nähe des Drachenblutes verbracht.“, setzte der Nord zu einer ausführlicheren Erklärung an, „Sie hat nicht einmal heimlich etwas Getrunken, was auf Blut hätte schließen können. Die Sonne machte ihr nichts, sie schien sie sogar eher zu lieben. Und sie hat auch keinerlei andere Kräfte oder ein Verhalten an den Tat gelegt, welches für Vampire typisch ist. Was ihr spürt, sind wahrscheinlich die Auren der von ihr vernichteten Vampire, die auf Rache aus sind.“ „Vampire sind Meister der Täuschung.“, widersprach Lirielle. „Sie wird euch hypnotisiert haben…“ Sie brach ab, als Hlofgar erneut zu lachen begann. Ihre grünen Augen verengten sich wütend und für einen Moment schien es, als würden sie golden flackern, doch niemand schien es zu bemerken. Kiiryolsah öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber zögernd wieder. Im Grunde war es einfach. Egal, was Lirlielle sagen würde, Hlofgar würde ihr nicht glauben. Die Dunmer brauchte nur den misslungenen Zauber zu erwähnen, den die Jägerin auf sie angewandt hatte und auch die anderen würden auf ihrer Seite stehen. Aber…war es das, was sie wollte? Aus dem Augenwinkel beobachtete sie Hlofgar. Noch vor wenigen Tagen hätte er Lirielle sofort Glauben geschenkt. Er hätte alles geglaubt, was ihn in seiner Überzeugung bestärkte, wie minderwertig und unwürdig Kiiryolsah war. Nun aber ergriff er vorbehaltlos für sie Partei. Dieses Vertrauen konnte sie unmöglich mit Missachtung strafen. Außerdem wollte sie es wissen. Wissen, ob er diesen Teil von ihr akzeptieren konnte, damit sie irgendwann den Mut aufbrachte ihm ihre komplette Geschichte zu erzählen. „Caria hat nicht ganz unrecht.“, sagte Kiiryolsah schließlich, wenn auch so leise, dass sie zunächst nicht verstanden worden war. „Was sagt ihr?“, hakte Hlfogar sogleich nach und fast hätte es die Dunmer nicht fertig gebracht ihre Worte zu wiederholen, rang sich dann aber doch zu ihnen durch. „Ich sagte, dass Caria nicht völlig falsch liegt.“ Um Hlofgars Mund zuckte es, als wolle er erneut lachen, doch es gelang ihm nicht und wäre diesmal auch kein echtes Lachen gewesen. Halb vermutete er einen Scherz des Drachenblutes, halb konnte er nicht glauben, was er da im Begriff war zu erfahren. Lirielles Augen hingegen entspannten sich wieder, überrascht ob dieser Wendung, während Caracalmo das Geschehen gespannt aus dem Hintergrund beobachtete. Der Einzige, welcher keinerlei Anteil nahm, war Tjorben. Er lag noch immer da, wo er nach dem Schlafzauber wieder zu sich gekommen war und starrte ins Leere. Von seiner Liebe betrogen und Schuld an so viel Leid, welches er über das Land gebracht hatte, welches er eigentlich hatte schützen wollen, schien ihm sein Leben so wertlos, wie der Dreck unter seinen Nägeln. Er hörte die Stimmen, doch mochte er sie nicht einzuordnen. Alles was er wahrnahm, war das Blut, in welchem er lag und die Leichen, welche sich um ihn türmten. Er wollte zu ihnen gehören, doch der gnadenbringende Schwerthieb wollte einfach nicht erfolgen. Selbst der Tot schien einen Verräter wie ihn nicht bei sich aufnehmen zu wollen. So taub wie Tjorben für Kiiryolsahs Worte war, so aufmerksam für sie waren jedoch die anderen. „Ich wurde am 9. der Jahresmitte im 1. Jahr der 4 Ära geboren“, begann die Elfe leise zu erklären, „Im Jahre 22 wurde ich in einen Vampir verwandelt und lebte als solcher knapp 178 Jahre lang, bis ich vor wenigen Monaten im Nachlass meiner Mutter ein Heilmittel fand. Vermutlich trage ich deshalb noch die Aura mit mir, ich bin noch nicht wieder lang genug…sterblich.“ Bei dem Wort ‚Heilmittel‘ verlor Lirielle fast die Beherrschung. Am liebsten wäre sie zu der Elfe hinüber gegangen und hätte sie angefleht ihr die Ingredienzien für dieses Heilmittel zu verraten. Doch irgendwo war noch ein Fünkchen Verstand vorhanden und dieser mahnte sie, sich nicht so leicht täuschen zu lassen. „Es gibt kein Heilmittel gegen Vampirismus.“, sagte sie mit soviel Überzeugung, wie sie aufbringen konnte und doch glaubte sie wieder die Worte des Burgherrn zu hören, wie er lachte und behauptete sie hätte sich lediglich eine Krankheit zugezogen. Sollte sich Vampirismus also tatsächlich wie ein einfacher Schnupfen kurieren lassen? „Vielleicht jetzt nicht mehr.“, erwiderte Kiiryolsah schließlich. „Aber zu Lebzeiten meiner Mutter muss es so gewesen sein.“ Kurz schloss sie die Augen und wandte sich Hlofgar zu, ehe sie jene wieder öffnete. Unverwandt sah sie in dessen blaue Seelenspiegel, als sie weitersprach. „Das Vampirdasein ist nicht allein der Grund, warum ich mich hasse, aber er macht einen Teil davon aus. Ich habe getötet, weil ich nur so leben konnte. Auch wenn ich nicht weiß, warum ich mein Leben bewahren wollte. Vielleicht, weil ich hoffte, dass das nicht alles gewesen sein kann. Als ich den Trank fand, nahm ich ihn ohne zu zögern zu mir und es hätte mich fast umgebracht. Aber ich habe überlebt. Was gewesen ist, das liegt hinter mir. Ich war nie blutrünstig als Vampirin, habe mir nur genommen, was ich zum Überleben brauchte, auch wenn das meine Taten nicht rechtfertigt. Aber es ist Vergangenheit. Die Frau von damals bin ich nicht mehr. Ich bin einfach nur Kiiryolsah und das ich so denken kann, dass habe ich euch zu verdanken.“ Hlofgar hatte den Blickkontakt während die Dunmer sprach nicht unterbrochen. Er war auch nicht zurückgewichen, wie die Schwarzhaarige zunächst befürchtet hatte. Doch seine Augen sagten überdeutlich, was der Nord dachte. Es war ihm zu viel, wollte nichts mehr hören und wer konnte es ihm verdenken? Zuerst der Verrat durch Fimmion, gefolgt von ihrer endgültigen Auslieferung an die Thalmor und dem grausigen Abschlachten ebenjener durch einen Unbekannten, mit dem das Drachenblut in Verbindung zu stehen schien. Klar, dass er sich dann nicht auch damit beschäftigen wollte, dass das Drachenblut für fast 200 Jahren als Vampir umhergezogen war. Caracalmos Räuspern war es schließlich, welches die Stille durchbrach und Kiiryolsah schlagartig wieder daran erinnerte, dass sie mit Hlofgar nicht allein war. Bei dem Gedanken, dass alle Anwesenden ihre Worte mit angehört hatten, schoss ihr die Röte ins Gesicht und sie löste hastig den Augenkontakt zu Hlfogar. „Also ich weiß ja nicht, was mit euch ist, aber ich für meinen Teil will endlich aus dieser stinkenden Gruft raus.“, erklärte der Weißblonde in neutralem Ton. „Seid ihr lebensmüde?“, fragte Hlofgar daraufhin, scheinbar froh über den dargebotenen Themenwechsel und wandte sich dem Hochelfen zu. „Draußen wird sicherlich der Rest eures Packes lauern und bis auf die komische Bretonin hier ist niemand mehr in der Lage zu kämpfen.“ „Mein Name ist Lirielle Caria.“, stellte die Braunhaarige richtig und verschränkte ungehalten die Arme vor dem Oberkörper. Auch wenn ihr die Schroffheit der Nord nur allzu vertraut war, gefallen lassen musste sie sich jene trotzdem nicht. „Ihr haltet uns Hochelfen wohl für völlig unterbelichtet.“, erwiderte Caracalmo mit einem abfälligen Schnauben. „Selbst wenn dort draußen noch Lebende wären, denkt ihr nicht die Schreie, sowie die Tatsache, dass keiner ihrer Leute aus der Zuflucht entkommen ist, lässt sie einen Rückzug nach Falkenring vorerst bevorzugen?“ „Mit Rückzügen kennt ihr euch ja bestens aus, Feldherr.“ „Hört auf! Streit bringt uns jetzt nicht weiter.“, unterbrach Kiiryolsah den drohenden Streit. Zwar schwiegen die beiden Männer daraufhin, doch die Blicke die sie einander zuwarfen waren alles andere als freundlich. „Wir wissen nicht wie viele Thalmor noch in Falkenring sind. Im Wald ist es vorerst sicherer. Wir kümmern uns um unsere Wunden und beratschlagen dann, was zu tun ist, nun da der Überraschungsangriff hinüber ist.“ „Oh, ich weiß was zu tun ist.“, knurrte Hlofgar, die Augen unverwandt auf den weißblonden Elfen gerichtet. „Den angeblich Abtrünnigen fesseln und foltern, damit er nicht auch zum Verräter werden kann.“ Caracalmo lachte und bewegte seine Finger, sodass sie kurz von Blitzen umspielt wurden. „Ihr könnt euch kaum noch auf den Beinen halten und glaubt ernsthaft mir drohen zu können?“ „Ich sagte, dass ihr aufhören sollt.“, warf Kiiryolsah ein. „Caracalmo ist nicht unser Feind.“ „Das habt ihr über Fimmion auch gesagt.“, knurrte Hlofgar und wandte sich wieder der Elfe zu, um seinen Frust nun an ihr auszulassen. „Hab ich nicht. Ihr und Ulfric habt mit Kreuzwind gesprochen,“ rechtfertigte Kiiryolsah sich sofort. Einerseits überraschte sie ihr Mut sich gegen die Anschuldigung zur Wehr zu setzen, doch andererseits wollte sie auch nicht wieder als die Schuldige dargestellt werden. „Und es wart auch ihr, der Kreuzwind gefolgt ist um mich zu retten. Wieso hätte ich also nicht davon ausgehen sollen, dass man ihm trauen kann?“ Anstatt seinen Fehler zuzugeben, zog es Hlofgar vor zu schweigen. Zu seiner Überraschung entlockte es Kiiryolsah ein abfälliges Schnauben. „Wie kam ich nur auf die Idee mich für widerwärtig zu halten? Ihr mit eurer verbohrten Sturheit seid keinen Deut besser.“, zischte sie und hinkte dann zu den Überresten der Lagerstätte hinüber, um ihre Sachen einzusammeln, damit sie die Zuflucht so schnell wie möglich verlassen konnten. Es dauerte einen Moment, ehe Hlofgar seine Fassung wiederfand und ebenfalls begann sich für den Aufbruch vorzubereiten. Eigentlich hatten ihm Worte über den Stolz eines Nords auf den Lippen gelegen, den die Dunmer in ihrer Unwissenheit als Sturheit abgetan hatte. Doch letzten Endes hatte er doch lieber geschwiegen. Dass Lirielle umso wissender dreinblicke, beruhigte ihn dabei nicht wirklich. Die Bretonin stand zunächst abseits, half der ramponierten Gruppe dann aber aus der Zuflucht und hinüber in den Wald zu gelangen. Eigentlich wäre es ihr egal gewesen, was mit den Männern und der Frau geschah und hätte sich lieber wieder auf die Spur ihres Zieles konzentriert. Doch genau da lag das Problem. Zwar wusste sie noch immer nicht, in welcher Beziehung das Drachenblut zu dem Vampir stand, doch Tatsache war, dass jener riskiert hatte von Lirielle entdeckt zu werden, nur um die Halbdunmer zu retten. Zwar war er wieder verschwunden, als die Jägerin zu nahe gekommen war, doch jene war sich sicher, dass er Kiiryolsah nicht zurücklassen würde. Er würde zurückkommen und dann würde sie bereit sein. Doch davon abgesehen war Lirielle noch an etwas anderem interessiert. Das Drachenblut hatte ein Heilmittel gegen Vampirismus erwähnt und auch wenn die Chance auf dessen Existenz noch so klein war, die Bretonin würde für jeden Hinweis dankbar sein. Fimmions Lippen zierte ein Lächeln und das lag nur zum Teil an dem prallen Beutel an seinem Gürtel, in welchem bei jedem Schritt die Münzen klimperten. Viel schwerer als das Gold, wog der dünne Pergamentbrief, welcher sicher in der Brusttasche seines Hemdes steckte. Jener würde jedem Zweifler die Gewissheit geben, dass er von oberster Stelle ganz legal die Erlaubnis bekommen hatte, nach Valenwald zurückzukehren. Mit der Auslieferung des Drachenblutes war seine jahrelange Pflicht endlich erfüllt. Dass die Übergabe fehlgelaufen war, konnte er ja nicht ahnen und er machte sich darüber auch keinerlei Gedanken mehr. Der Bosmer war bereits so sehr von der Vorstellung eingenommen seine Frau wieder in die Arme schließen zu dürfen, dass er nicht bemerkte, wie es um ihn still wurde. Als Waldelf war er für gewöhnlich eins mit seiner Umwelt und konnte am Rascheln des Geästs und am Seufzen des Windes sehr genau erahnen, was um ihn herum geschah. Doch kein Geräusch zu hören, das war für gewöhnlich ein eindeutiges Zeichen für Gefahr und umso fataler war es, dass der Elf nicht aufmerksam war. Erst als ein Schatten auf Fimmion fiel, bemerkte er seinen Fehler, doch da war es bereits zu spät. Ein schmerzhafter Stich ging durch seinen Rücken und ließ ihn den Oberkörper nach hinten biegen. Als der Elf an sich hinabsah, entdeckte er eine breite Schwertklinge, welche vorne aus seinem Brustkorb ragte. Dunkelrot und in viel zu großer Menge, rann sein Blut an der Klinge entlang, bevor es den Waldboden tränkte. Fimmion öffnete den Mund, wollte schreien, doch kein Laut kam über seine Lippen. Als er versuchte nach vorne zu treten, um die Klinge aus seinem Körper zu ziehen, krallten sich lange dürre Finger in seine Schulter, um ihn zurückzuziehen. „Du.“, sagte eine kalte, dumpf klingende Stimme dicht an seinem Ohr. „…gehörst zu denen, die mir fast etwas genommen hätten. Dafür nehme ich mir nun etwas von dir.“ Fimmion wusste nicht warum, doch sofort hatte er wieder das Bild seiner Familie vor Augen. Er wollte sprechen, doch wieder konnte er nur röcheln. Seine Sicht verschwamm, während seine Finger wie von selbst zu dem Brief tasteten und ihn durch den Stoff hindurch umklammerten, als wäre er ein lebensrettender Anker. Ein Schrei ging durch das kleine Lager und ließ die Vögel von einem nahmen Baum erschrocken aufflattern. Hlfogar, der eben noch damit beschäftigt gewesen war ein Feuer zu entzünden, langte nach seiner Axt und erhob sich halb. Seine Augen fixierten das Drachenblut, welches den Schmerzensschrei von sich gegeben hatte. Es saß unweit von ihm auf dem Waldboden und drückte seine verletzte Hand an sich, während Lirielle mit erschrockener Miene vor ihr kniete, ein noch halb volles Fläschchen in der Hand haltend. „Seid ihr verrückt geworden? Was sollte das?“, verlangte Kiiryolsah zu wissen und versuchte mit einem Tuch so gut wie möglich die Flüssigkeit von der Wunde zu entfernen, welche pochte und höllisch brannte. „Aber ich…“, stotterte Lirielle, die sich die Sache nicht erklären konnte und betrachtete das Fläschchen in ihrer Hand. „…es ist definitiv ein Heiltrank. Ist es normal, dass er so brennt?“ Die Dunmer ersparte sich eine Antwort und griff stattdessen nach dem Fläschchen um an der Öffnung zu riechen. Der Geruch der Kräuter stieg intensiv in ihre Nase. Zu intensiv. „Er ist verdorben.“, erklärte sie der Jägerin. „Wie lange tragt ihr ihn schon mit euch herum?“ „Ich weiß nicht genau.“, wich die Brauhaarige aus und nahm den Behälter wieder an sich, nachdem Kiiryolsah den Inhalt ausgekippt hatte. Lirielle hatte den Trank gefunden und mitgenommen, aber selbst bisher noch nicht in Anspruch nehmen müssen. Von Heilkunde hatte sie keinerlei Ahnung. Lirielle sah der Dunmer an, dass ihr eigentlich eine Bemerkung auf den Lippen lag, doch sie schwieg stattdessen. Sie wollte Lirielle nicht auf ihre Identität ansprechen, so lange die anderen in Hörweite waren. Der Zusammenhalt ihrer kleinen Gruppe war sowieso schon mehr als brüchig. Da musste sie es nicht noch unnötig schlimmer machen. „Für die Zukunft.“, begann Kiiryolsah, während sie in ihrer Tasche nach übrig gebliebenen Heilkräutern suchte, um ihrer Hand zumindest ein bisschen zu helfen. „Heiltränke halten sich für gewöhnlich ein halbes Jahr lang, wenn sie nicht vorher bereits geöffnet oder geschüttelt wurden.“ Langsam ließ Hlofgar die Axt wieder los und griff erneut nach den Feuersteinen, um einen Funken zu entfachen. „Und ihr habt nicht mehr genügend Magie in euch, um den Drachenblut zu helfen?“, fragte der Nord, den Blick auf die sich entzündenden Äste geheftet. „Sieh an.“, sprach Caracalmo verächtlich. „Der feine Herr redet ja doch wieder mit mir.“ Nach wie vor nahm er dem Blonden den Verlust seiner Zähne übel. Das zusammen mit der Tatsache, dass er seinem Ziel noch immer nicht weiter gekommen war, ließen ihn nicht gerade in Stimmung dafür sein, den barmherzigen Samariter zu spielen. „Wolltet ihr mich nicht fesseln? Habt ihr keine Angst ich könnte Kiyosah oder wie auch immer ihr sie nennt mit meiner Magie schaden?“ Langsam hob Hlofgar den Kopf und richtete die blauen Augen auf Caracalmo. Er hatte große Lust über die Feuerstelle zu springen und den Hochelfen um die ihm noch verbliebenden Zähne zu erleichtern. „Ich denke, dass Kiiryolsah sehr gut auf sich selbst aufpassen kann.“, sagte er schließlich mit beherrschter Ruhe. „Sie braucht mich nicht, um sich zu rächen, solltet ihr ihr weh tun.“ Für einen Moment schwieg Caracalmo, dann jedoch zeigte sich auf seinen Lippen ein Lächeln, welches Hlfogar nicht zu deuten vermochte. Wortlos erhob sich der Hochelf von seinem Platz und ging zu den beiden Frauen hinüber. Er sprach zu leise, als dass Hlfogar ihn verstehen konnte, doch der sanfte besorgte Ton entging dem Nord trotzdem nicht. Als der Weißblonde dann auch noch mit fast schon übervorsichtiger Zärtlichkeit die verletzte Hand des Drachenblutes in seiner barg, stieß Hlfogar in seiner Wut so fest mit dem Stock in die Feuersglut, dass ein Funkenregen aufstob. „Gottverdammtes Spitzohrenpack.“, knurrte der Blonde und zuckte vor Schreck leicht zusammen, als ihm jemand unerwartet zustimmte. „Ja…gottverdammt.“, murmelte Tjorben mit bitterer Stimme. Es waren die ersten Worte, die seit Fimmions Verrat über die Lippen des Nords gekommen waren. Doch ein weiteres Lebenszeichen erhielt Hlfogar von ihm nicht. Mit leerem Blick starrte Tjorben in die Flammen, aufgebend, willenlos. Eines wahren Nords nicht würdig, der sofort alles getan hätte, um seinen verratenen Stolz wieder zu stärken. Hlfogar löste seinen Blick von den Flammen, als sich ihm Schritte näherten. Wortlos ließ sich Kiiryolsah neben ihm nieder, zog die Beine dicht an den Körper und schlang die Arme um jene. „Ihr seht mies aus.“, bemerkte der Blonde nicht sehr taktvoll, nachdem er sich vergewissert hatte, wo Caracalmo und Lirielle waren. Der Hochelf ließ sich scheinbar mehr oder weniger bereitwillig von der Braunhaarigen behandeln, wie es zuvor auch Kiiryolsah getan hatte. „Dabei hat sich das Spitzohr gerade doch so sehr bemüht euch zu heilen.“ Zu spät bemerkte er, wie eifersüchtig er geklungen hatte und dass er mit Spitzohr die Dunmer gleich mit beleidigt hatte. „Caracalmo hat sich lediglich dafür entschuldigt, dass er als einziger mit halbwegs gutem Wissen über die heilende Magie, zu wenig Mana habe, um mir zu helfen. Und dass ihr ihn deswegen schon gedroht hättet.“, sagte Kiiryolsah, den Blick weiterhin auf die Flammen gerichtet. Hlofgar verkniff sich einen Fluch und beschränkte sich stattdessen darauf den Hochelfen mit Blicken zu erdolchen. Caracalmo hatte ihm Theater vorgespielt, aus welchem Grund auch immer. „Ich habe ihm nicht gedroht.“, stellte Hlofgar klar, was Kiiryolsah nur müde seufzen ließ. „Hlfogar, ich weiß ihr habt als Nord euren Stolz und eure Ehre. Aber könnt ihr nicht trotzdem versuchen einfach mit ihm auszukommen?“, bat die Elfe leise. „Wir sind am Ende. Wenn wir uns jetzt noch untereinander bekämpfen ist es endgültig aus.“ Zunächst schien es, als würde Kiiryolsah dem Nichts mehr hinzufügen wollen, doch dann sprach sie doch noch weiter. „Andererseits, kann uns wohl nicht einmal mehr das noch retten. Mein Plan mit dem Überraschungsangriff ist hinüber. Ich weiß nicht, wie wir jetzt noch Falkenring einnehmen können, geschweige denn ob wir mit unseren Verletzungen bis zur Ankunft der übrigen Sturmmäntel überleben. Und mit ihnen werden wir die Hochelfen nun auch nicht mehr überraschen können, da Fimmion auch sicherlich das verraten haben wird. Davon abgesehen tut mir alles weh, meine Hand wird vermutlich nie wieder ein Schwert führen können und außerdem…“ „Außerdem?“, hakte Hlfogar nach, nachdem er einen Moment daraus gewartet hatte, dass Kiiryolsah fortfuhr. Diesmal sagte die Elfe nichts weiter, doch als sie näher an die Flammen rückte und die Finger fast direkt in das züngelnde Rot hielt, glaubte der Nord die Antwort zu kennen. Kurz vergewisserte er sich, dass Caracalmo noch immer abgelenkt war, dann zog er Kiiryolsah von den Flammen weg und dicht an sich heran. Er schob seinen Mantel so, dass er sie beide wärmte und ließ den Arm dann einfach um Kiiryolsahs Schultern liegen. Die Schwarzhaarige war so von der Aktion überrascht, dass sie es zunächst nicht wagte sich auch nur einen Millimeter zu rühren. Schließlich aber drehte sie doch noch den Kopf, bis sie Hlfogars blaue Augen fand. In ihnen lag so viel Wärme, wie sie es bei ihm noch nie gesehen hatte. Schon gar nicht, wenn er sie dabei angesehen hatte. „Außerdem ist euch kalt. Das war es doch, was du sagen wolltest, oder?“ Kiiryolsah spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg und ihr Herz wie wild zu schlagen begann, obwohl sie es nicht wollte. „Deshalb musst du nicht…“, begann die Elfe zögerlich und wich unsicher seinem Blick aus. Sie wusste nicht, wie sie dieses Verhalten beurteilen sollte und konnte zugleich das angenehme Prickeln von Hlfogars Haut auf ihrer nicht leugnen. Der Nord schnaubte. „Denkst du ich würde das hier aus Pflichtgefühl tun?“ Kiiryolsah antwortete, indem sie ihrem Körper erlaubte sie zu entspannen und den Kopf an Hlfogars Schulter lehnte. Sie war noch nicht ganz sicher, ob sie seiner scheinbar geänderten Meinung glauben konnte, doch zumindest für den Moment wollte sie das tun. „Ich freue mich, dass du mich nicht mehr hasst.“, sagte sie leise und ließ sich von Hlfogars Atemzügen vor und zurück wiegen. „Versuch zu schlafen.“, sagte der Blonde ruhig. „Ich pass so lange auf dich auf.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)