Kiiryolsah von Ayame-chan ================================================================================ Kapitel 19: Schatten der Vergangenheit -------------------------------------- Fimmion rannte, ohne wirklich zu wissen, warum er das tat. Sollte er nicht zufrieden sein? Immerhin hatte er seine Aufgabe erfüllt und konnte somit endlich nach Valenwald zurückkehren, wo seine Familie ihn erwartete. Seit Jahren schon hatte er seine beiden Söhne nicht mehr gesehen und wusste somit nur aus den regelmäßigen Briefen seiner Frau, wie es ihnen ging. Sie schrieb ihm oft. Von dem neuen Haus, welches sie dank ihm hatten beziehen können, davon dass seine Söhne von den besten Lehrern unterrichtet wurden. Und bald schon würde Fimmion sie wieder in die Arme schließen können. Aber warum dann ging ihm der Blick des Nords nicht mehr aus dem Kopf? Wie er unfähig sich zu rühren einfach nur den Waldelfen angestarrt hatte. Enttäuscht, verletzt, fassungslos… Aus dem Kreis der Aldmeri löste sich eine hochgewachsene Thalmor mit dunkelbraunen Haaren und einem abfälligen Lächeln auf den Lippen. Langsam schritt sie auf Kiiryolsah zu und gab sich nicht mal Mühe ihre Gehässigkeit über die am Boden Liegende zu verbergen. Als Kiiryolsah versuchte sich aufzurichten, trat sie der Dunmer kraftvoll auf die verletzte Hand, wodurch sie mit einem Aufschrei wieder zurücksank. „So dumm. Dumme kleine Menschen.“, säuselte die Thalmor und nahm ihren Fuß wieder weg. „Dachtet ihr ernsthaft ihr hättet uns ausgetrickst? Auch wenn es sicherlich ein guter Schachzug war unseren Feldherrn auf eure Seite zu bringen, es gibt nichts, womit ihr uns schlagen könntet.“ „Nein.“, murmelte Tjorben und starrte die Braunhaarige dann voller Hass an. „Fimmion hat uns nicht verraten! Womit habt ihr ihn erpresst?“, verlangte er wütend zu wissen und brachte die Hochelfe damit zum Lachen. „Der gute Fimmion hat Frau und Kinder in seiner Heimat. Er bot sich an dich zu beschatten, wenn seine Kinder dafür die beste Ausbildung erhalten.“ „Das ist nicht wahr!“ „Halt den Mund!“, herrschte die Elfe ihn an. „Dein Gerede interessiert keinen. Vorwärts, schneidet ihnen endlich die Kehlen durch. Alles was unsere verehrte Großinquisitorin braucht ist das Drachenblut.“ Ein böses eiskaltes Lächeln erschien auf ihren Lippen, während sie sich langsam zu Kiiryolsah hinunter beugte. Gerade streckte sie mit falscher Zärtlichkeit die Hand aus, als mit einem Mal sämtliche Lichter erloschen und die Zuflucht in undurchdringlicher Schwärze dalag. Ruckartig wandte Lirielle ihren Kopf nach Osten und wäre fast von Arvaks Rücken gefallen, als sie das Skelettpferd ruckartig zum Halten brachte. Von einem Moment auf den nächsten war die Aura ihres Zieles überdeutlich zu spüren. Lirielle wusste nicht warum er seine Tarnung plötzlich aufgab und seine Macht freisetzte, doch sie war sich sicher, dass es nichts Gutes bedeuten würde. Die Braunhaarige beugte sich vor und schlang beide Arme um den Pferdehals, mit denen sie sich so eng wie möglich an die Knochen klammerte. „Lauf.“, flüsterte sie dem untoten Tier zu. „Lauf, wie du noch nie zuvor gelaufen bist.“ Im nächsten Moment riss es sie nach vorne, als Arvak gehorsam einen Satz machte, dann flog die Umgebung in einem Rauschen aus Farben an ihr vorbei. Kaum, dass die Finsternis hereingebrochen war, wurden die ersten Todesschreie laut. Panik kam in die Gruppe der Männer und Frauen und einige liefen hektisch umher, um irgendwie der Gefahr zu entkommen. Kiiroylsah spürte die Tritte, als die Kämpfer versehentlich über sie stolperten und versuchte sich so klein wie möglich zu machen. Irgendwann jedoch wurden die Schreie weniger und obwohl sich Kiiryolsah Sorgen machen müsste bald die nächste zu sein, blieb sie aus einem ihr unerklärlichen Grund völlig ruhig. Irgendetwas war ihr vertraut an dieser Macht, doch sie konnte sich nicht erklären, was es war. „Hlofgar?“, fragte sie leise, nachdem die letzten Schreie verstummt waren. „Deinen Freunden geht es gut, sie schlafen nur.“, sagte eine dumpf klingende Stimme, so als würde sie hinter einer Maske hervorkommen. Die Erkenntnis traf Kiiryolsah wie ein Schlag. Ungläubig riss sie die Augen auf und versuchte sich aufzusetzen, was ihr mit Mühe sogar halbwegs gelang. Doch half ihr das nicht viel, denn in der Zuflucht war es noch immer stockfinster. Ihr eigener Atem schien unnatürlich laut in der Totenstille und als warme Nässe ihre Hand berührte musste sie unweigerlich erschauern. „Du kannst nicht sehen?“, fragte die Stimme überrascht. „Was hast du getan Darkay? Du…“ Der Mann brach mit einem Mal ab und entfernte sich mit schnellen Schritten. Mit ihm verschwand die Finsternis und als das Licht der Fackeln endlich wieder den Raum erhellte, gab sich Kiiryolsah bereitwillig der schon die ganze Zeit wartenden Ohnmacht hin. So würde ihr zumindest vorerst der Anblick des grausigen Massakers erspart bleiben. /////Mit einem Knarzen öffnete sich die Tür zum Zimmer des jungen Mädchens, welches die Schwelle zur Frau fast erreicht hatte. Das Knarzen war kein ungewohntes Geräusch doch in der Stille der Nacht wirkte es unnatürlich laut und wie ein Fremdkörper. Unsichere rote Augen blickten von der Tür aus auf den dunklen Gang hinaus. Ein Gang, den ihre Besitzerin fast schon in- und auswendig kannte. Doch es war eine Sache den Gang am Tag und bei Licht entlang zu laufen und eine andere ihn jetzt zu dieser späten Stunde betreten zu müssen. Am liebsten wäre das Mädchen wieder im Bett verschwunden, doch Durst quälte es und da der Wasserkrug auf ihrem Nachttisch leer war, musste es wohl oder übel in die Küche gehen um seinen Durst zu stillen. Mit einer gewohnten Handbewegung ließ es eine kleine Flamme entstehen und auf seiner ausgestreckten Hand tanzen, welche es von seinem Körper fernhielt, um sich den Weg erleuchten zu können. Seine nackten Füße erzeugten ein leises Geräusch bei jedem Schritt in der ansonsten völligen Stille. So war es nicht verwunderlich, dass die Rotäugige zusammenzuckte, als sie plötzlich ein Schluchzen und Wimmern vernahm. Instinktiv wich sie an die Wand zurück, ehe sie begriff, wie albern sie sich verhalten hatte. Es war für einen Fremden unmöglich die Burg zu betreten ohne einen der Alarme auszulösen, daher konnte auch das Geräusch unmöglich von einer Gefahr herrühren. Das Schluchzen aber war nicht verstummt. Mit Unterbrechungen erklang es immer wieder und es kam direkt aus dem Zimmer des Meisters des Mädchens, an dessen Zimmertür es soeben vorbeigelaufen war. Unschlüssig was es tun sollte, blieb das Mädchen an der Wand stehen, die Augen auf die Türklinke geheftet. Es wäre das Richtige, nachzusehen, was in dem Zimmer los war. Andererseits jedoch fürchtete es die Reaktion seines Herrn. Grundsätzlich war er gut zu ihm, manchmal aber schien er dem Wahnsinn anheim zu fallen. Was, wenn das Schluchzen von einem erneuten Anfall herrührte? Mehr aus einem Pflichtgefühl heraus, als dass es das wirklich wollte, stieß sich das Mädchen von der Wand ab und trat zu der Tür hinüber. Einen Moment lang zögerte es noch, dann drückte es die Klinke hinunter und betrat den dahinter liegenden Raum. Das Licht des beschworenen Feuers warf tanzende Schatten in das ansonsten dunkle Schlafzimmer doch sein Bewohner schien davon noch nichts bemerkt zu haben. Die Gestalt eines eigentlich erhabenen und einschüchternden Mannes, der nun aber gebrechlich und schwach wirkte, saß zusammengesunken in der Mitte eines riesigen Bettes. Er hatte die Hände so fest in sein Gesicht gekrallt, dass blutige Spuren über die blassen Finger und die Arme hinab rann. Die bis eben angehaltene Anspannung des Mädchens wich aus seinem Körper und langsam trat es näher an das Bett heran. Es wusste nicht, was mit seinem Meister los war, doch es handelt sich ganz sicher nicht um einen seiner Wutanfälle. Die Rotäugige schickte das Feuer in ein in der Ecke stehendes Kohlebecken, sodass sie beide Hände frei hatte, um in die Mitte des Bettes zu krabbeln und dabei trotzdem noch etwas sehen konnte. Erst als sie ihre Hand nach dem Arm ihres Meisters ausstreckte, schien dieser zu bemerken, dass er nicht mehr allein war. Erschrocken nahm er die Hände vom Gesicht und wandte sich dem Mädchen zu. Einen Moment lang starrte er es an, als wüsste er nicht wen er vor sich hatte, ehe er seinen Schützling scheinbar erkannte. „Warum schläfst du nicht?“, verlangte er mit einer Mischung aus erzieherischer Stränge und Überraschung zu wissen. Der Anblick, welcher sich dem Mädchen bot, kaum dass der Mann sich zu ihm gedreht hatte, war grauenhaft. Das Gesicht war fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Vernarbte und stellenweise schwarz verbrannte Haut spannte sich über unförmige Konturen und einen kahlen Schädel. Das rechte Auge war gequetscht und die Iris milchig, die Nase war kaum noch vorhanden und der Mund nicht mehr als ein lippenloser Schlund. Und dennoch zuckte das Mädchen nicht vor der Kreatur zurück. Es kannte die Entstellungen, auch wenn sein Meister sie stets verbarg. Außerdem, es selbst war nicht weniger ein Monster, welches Recht hätte es also gehabt, vor ihm zurückzuweichen? „Ich hatte Durst.“, beantwortete die Jüngere schließlich die Frage und beugte sich zum Nachttisch hinüber, wo ein Wasserkrug stand. Sie wusste nicht, wofür ihr Herr diesen brauchte, doch jetzt gerade war sie dankbar für seine Anwesenheit. Sie tränkte ein Tuch mit dem Wasser und begann damit das Blut von den Händen des Mannes zu wischen. Der Ältere ließ es schweigsam geschehen, als sein Schützling sich jedoch den aufgerissenen Wunden in seinem Gesicht zuwandte, zuckte er zusammen und krampfte die Hände in die Decke, als litte er höllische Schmerzen. Doch war es mehr die Erinnerung, als dass er wirklich Schmerz verspürte. Jede Bewegung seines Gesichts, jedes Wort, welches er sprach, verursachte ihm Schmerzen, sodass er längst dagegen abgestumpft war. „Hattest du einen Alptraum?“, fragte das Mädchen leise, nachdem es die letzte Wunde gereinigt hatte. Die Frage ließ den Älteren bitter auflachen. Er sank nach hinten, in die Kissen zurück und richtete den Blick auf den über ihm befestigten Baldachin. „Es wäre ein Wunder keinen zu haben.“ Unsicher knetete die Rotäugige das nun nasse und blutige Tuch. Sie wusste nicht, ob sie wirklich weiter fragen sollte. Sie ahnte, dass es auf jenes empfindliche Thema hinauslaufen würde, welches ihren Meister stets durchdrehen ließ. Und dennoch, selten war er so ruhig, ja fast schon hilflos, gewesen, wie jetzt. Dies würde vermutlich ihre einzige Chance sein, mehr zu erfahren. „Sind es…Erinnerungen?“, wagte sie leise zu fragen und duckte sich instinktiv vor einem Schlag weg, doch zu ihrer Überraschung erfolgte dieser nicht. Stattdessen begann ihr Meister zu lachen. Es klang verzweifelt und etwas Rotes rann aus seinem Augenwinkel und seine Wange hinab. „Jede Nacht ist gleich.“, sagte der Mann. „Ich sehe wieder den brennenden Berg…die Flammen schließen mich ein…Hitze…grausame Hitze…Schmerz…“ Der Mann hob die Hände um sie erneut in sein Gesicht zu schlagen, doch wurde er von dem Mädchen aufgehalten, welches nach seinen Händen griff, um stattdessen seine eigene auf die Wange seines Meisters legte und sanft über die Haut zu streicheln. Es wusste nicht, ob er die Liebkosung wirklich als solche empfinden konnte, doch sein Mund verzog sich zu etwas, was wohl ein Lächeln sein sollte. Doch es war nur kurz ein ehrliches Lächeln, dann wurde es zu dem Lächeln eines Wahnsinnigen und sein intaktes Auge funkelte irr. „So ein gutes Kind.“, säuselte er und griff fast schon schmerzhaft fest nach der liebkosenden Hand. „Was für ein braves Monster…“ Er richtete sich auf den Unterarm auf und kam näher an das Mädchen heran. Es wich nicht zurück, obwohl es das liebend gern getan hätte, doch es kannte die daraus entstehenden Folgen bereits. „…Monster.“, wiederholte er wieder, spielte erst sanft mit den schwarzen Haaren des Mädchens, bevor sein Griff brutal wurde und es ruppig zu sich zog. „Ja, du bist ein Monster, wie ich eines bin. Niemand mag Monster, Monster haben nur sich und andere Monster.“, sagte er und streichelte dabei über die Wange der Jüngeren. Die Berührung sollte wohl freundlich gemeint sein, doch empfand sie es nicht als solches. Sie hätte doch nicht ins Zimmer kommen sollen. Sie hätte wissen müssen, dass er nur wieder durchdrehen würde. Kurz schlossen sich die Lider über den Rubinen, bevor sie sich wieder öffneten und einen Punkt hinter ihrem Meister fixierten. „Monster.“, wiederholte ihre Trägerin, wissend, dass diese Worte ihn am schnellsten wieder beruhigten. „Monster halten zusammen, kümmern sich umeinander.“ „Wir….zusammen…“, murmelte der Mann und ein zufriedenes Brummen entfloh seiner Kehle. „Bald bist du alt genug, dann mache ich dich zu meinesgleichen.“, versprach er. „Dann können wir für immer zusammen sein. Monsterliebe.“ „Ja…“, stimmte das Mädchen monoton zu. „…nur ein Monster kann ein Monster lieben…und wir sind Monster…“/////// Brennender Schmerz explodierte in Kiiryolsahs Gesicht und holte sie damit ins Hier und Jetzt zurück. Sie versuchte blinzelnd die Augen zu öffnen, doch ein weiterer Schlag ließ ihr Gesicht von der rechten auf die linke Seite fliegen. „Mach endlich die Augen auf!“, schrie eine ihr unbekannte weibliche Stimme. Als Kiiryolsah der Aufforderung schließlich nachkam erkannte sie das Gesicht einer Bretonin mit braunen Haaren und wütend funkelnden grünen Augen. Sie saß auf Kiiryolsahs Hüfte und eine ihrer Hände wurde von goldenem Licht umspielt. Es sollte wohl bedrohlich wirken, denn sie ging dicht mit der Magie wirkenden Hand an Kiiryolsahs Gesicht heran. „Rede.“, verlangte die Braunhaarige. „Wo ist er? Sag es mir, wenn dir dein Leben lieb ist.“ „Was willst du von mir?“, fragte Kiiryolsah stattdessen, auch wenn sie bereits ahnte, was ihr Gegenüber meinte. Doch das war vollkommen unmöglich. „Stell dich nicht dumm.“, zischte die Fremde. „Ich weiß, was du bist und wenn du mir nicht sagst, wo dein Meister steckt, dann wird das deine letzte Nacht gewesen sein.“ Sie schwenkte dabei auffordernd ihre Hand, doch außer einem leichten Kribbeln verspürte Kiiryolsah nichts. „Ich habe keinen Meister.“, erwiderte die Dunmer ruhig. „und ich bin auch nicht das, was du von mir denkst.“ „Falsche Antwort, dreckige Vampirin!“, fauchte die Jägerin und ließ die goldene Kugel auf Kiiryolsah los, ehe sie selbst von der Elfe zurücksprang. Instinktiv hob Kiiryolsah die Arme, um sich zu schützen, als ihr gesamter Körper von dem goldenen Leuchten eingehüllt wurde. Doch wie auch schon zuvor, verspürte sie außer einem leichten Kribbeln keinerlei Schmerzen. Sah man von denen ab, die sie schon den vorangegangenen Wunden zu verdanken hatte. Irritiert ließ sie die Arme wieder sinken und setzte sich unter Mühen auf, beobachtete dabei, wie das goldene Schimmern allmählich wieder verblasste. Als sie den Blick wieder auf die Jägerin richtete, war diese nicht weniger überrascht, als Kiiryolsah selbst. Der Mund der Bretonin stand ungläubig einen Spalt breit offen, ehe sie ihn langsam wieder schloss. „Der Zauber lässt Untote sofort verbrennen…“, sagte sie noch immer fassungslos. „…wie konntest du widerstehen?“ „Ist das nicht klar?“, stellte Kiiryolsah die Gegenfrage und stand mühsam vom Boden auf, den verletzten Arm dabei dicht an ihren Körper haltend. „Es hat mir nicht geschadet, weil ich keine Vampirin bin. Ganz im Gegensatz zu dir.“ Damit hatte sie die Braunhaarige endgültig aus dem Konzept gebracht. Fassungslos starrte sie Kiiryolsah einfach nur an, welche sich von ihr abwandte um stattdessen jemand anderem ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Sie musste wissen, ob Hlofgar wirklich nur in einen Schlaf versetzt worden war. Knöchelhoch stand das Blut, in welchem die toten Körper ihrer Feinde lagen. Ihr Mörder hatte sich nicht lange damit aufgehalten sie besonders zuzurichten oder zu quälen sondern hatte mit gezielten Stichen und Schnitten ihre Leben ausgelöscht. Bei ihrem Anblick verspürte Kiiryolsah nichts. Sie hatte lange genug gelebt und zu viel gesehen, als dass sie der Anblick sonderlich mitnahm. Irgendwo war sie sogar dankbar, denn die dunkle Präsenz von Sithis, welche sie seit ihrem betreten der Zuflucht gespürt hatte, war verschwunden. Ganz so, als hätte der Schreckensvater ihr nicht ganz so freiwilliges oder gar geplantes Opfer angenommen. Unterdessen kam Hlofgar mit einem Stöhnen wieder zu sich. Nur langsam konnte er die Benommenheit von sich abschütteln und hätte die warme Nässe um ihn herum und der typisch metallische Blutgeruch seinen Verstand nicht in Alarmbereitschaft versetzt, es wäre ihm wohl nicht gelungen wieder zu sich zu finden. Entsetzen spiegelte sich in seinem Gesicht wieder, als er das Ergebnis des Geschehens sah, dessen Folgen er in der vorangegangenen Finsternis nur hatte erahnen können. Dabei war es weniger der Anblick all der Toten welcher ihn schockte. Er hatte während des Krieges solcherlei Szenen oft genug gesehen, als dass sie ihn noch schocken konnten. Viel mehr erschreckte ihn, dass es scheinbar Kiiryolsah war, die das hier angerichtet hatte und dabei auch noch glücklich lächelte. Dass sie dies lediglich tat, weil sie froh war ihn unversehrt zu sehen, konnte er ja nicht ahnen. „Das, ist eine ungeheuerliche Macht, Drachenblut.“, sprach Caracalmo das aus, was auch Hlfogar dachte. Mit dem Unterschied, dass seine Stimme dabei nicht so bewundernd und machtgierig geklungen hätte. Kiiryolsahs Augen ruhten noch immer auf Hlofgar, doch bei seinem Blick verschwand das Lächeln wieder von ihrem Gesicht. /Monster/, schien es in ihrem Kopf wider zu hallen und sie senkte den Blick gen Boden. Gerade wollte sie den Mund öffnen um zu erklären, dass nicht sie all die Toten zu verschulden hatte, als ihr jemand zuvorkam. „Das hier war nicht die Macht des Drachenblutes.“, sagte Lirielle, die der Titel ‚Drachenblut‘ aus ihrer Schockstarre befreit hatte. Niemals hätte sie gedacht, dass sich die Prophezeiung – wenn man es denn so nennen wollte – des unsterblichen Drachen tatsächlich erfüllen würde. „Und wer seid ihr, wenn ich fragen darf?“, herrschte Hlofgar die Braunhaarige an, während er sich mühsam aufrichtete. Er war nicht weniger schwer verletzt als seine Begleiter, doch sein Stolz und sein Misstrauen verbot es ihm dies der Fremden gegenüber allzu deutlich zu zeigen. „Ihr dürft.“, erwiderte die Bretonin. „Mein Name ist Lirielle Caria und ich bin auf der Jagd nach demjenigen, der das hier veranstaltet hat.“ Dabei zog sie mit dem ausgestreckten Arm einen Halbkreis durch die Luft, um auf das Massaker zu deuten. „Doch im Moment will ich vor allen Dingen wissen, warum diese Dunmer, die ihr das Drachenblut nennt, die selbe Aura hat wie der, den ich jage…die Aura eines Vampires.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)