Kiiryolsah von Ayame-chan ================================================================================ Kapitel 18: Wer ist Freund und wer ist Feind? --------------------------------------------- Doch Caracalmo kam nicht mehr dazu seinen Zauber zu vollenden. Mit einem dumpfen Schlag stieß der Stein mit der Schläfe des Hochelfen zusammen, welcher daraufhin bewusstlos auf dem Boden zusammenbrach. Sofort sprang Hlofgar aus seiner Deckung und lief zu Caracalmo hinüber. „Euren Gürtel Fimmion, schnell.", verlangte Hlofgar und löste bereits seinen eigenen um ihn als provisorische Fessel für den Verräter nutzen zu können. „Was tut ihr da?" Hlofgar hielt nur kurz in seinem Tun inne, als er die Stimme des Drachenblutes hörte und warf ihm einen kurzen Blick zu, ehe er sich wieder darauf konzentrierte Caracalmo zu verschnüren. „Den Verräter fesseln.", erklärte er. „Er versucht die Tür zu manipulieren. Aber wir konnte ihn aufhalten, bevor er Schaden anrichten konnte.“ Kiiryolsah antwortete ihm nicht sofort, sondern beobachtete zunächst, wie Hlofgar zu den Händen nun auch die Füße des Hochelfen fesselte. Sie konnte sich einfach nicht erklären, warum Caracalmo sie verraten sollte. Selbst wenn er seinen Wahnsinn wirklich nur gut geschauspielert haben sollte, er war der Feldherr. Würden die Aldmeri ihn opfern? Und wenn ja, wozu? Sie hatten sie bereits gefangen gehabt, wozu also wieder befreien? „Hlfogar, das ergibt keinen Sinn.“, sagte sie daher und trat näher an den Blonden heran. „Er hat keinen Grund uns zu verraten.“ „So? Dann haben ich und Fimmion also nur geträumt, was wir gesehen haben?“, fragte der Nord angriffslustig, überprüfte ein letztes Mal den Sitz der Fesseln und erhob sich dann, drehte sich dem Drachenblut zu. Jenes schüttelte sogleich einlenkend den Kopf. „Nein, das will ich euch auch gar nicht unterstellen.“ „Vergesst nicht, dass die Thalmor ein hinterhältiges Pack sind. Da ist es ganz normal, dass sie merkwürdige Wege nehmen.“ „Schon, aber…“ begann Kiiryolsah, brach dann aber seufzend ab. Sie hatte schon einmal versucht mit dem sturen Nord zu diskutieren. Damals hatte es damit geendet, dass die Daedra ihrer Rüstung fast auf ihn losgegangen wären. Außerdem, was machte es schon, wenn Caracalmo in Fesseln lag? Ihren Plan würde sie auch ohne ihn fortführen können. Es hätte es andernfalls nur leichter gemacht. „Also gut. Aber wir werden ihn verhören, wenn er wieder bei Bewusstsein ist.“ „Meinetwegen.“ Mit einem Schulterzucken stimmte Hlofgar dem zu und trug dann gemeinsam mit Fimmion den Gefesselten zu ihrem Lager zurück. „Er hat einen Schlaf wie ein Toter“, bemerkte Hlofgar, als er feststellte, dass Tjorben noch immer schlief und dabei leise vor sich hin schnarchte. „Wenn man seinen Gott verraten hat, dann kann man wohl selbst an einem Ort wie diesem hier schlafen.“, erwiderte Fimmion daraufhin. „Nun, zumindest wird er dann morgen Früh ausgeruht sein.“, sagte Hlofgar lediglich, darauf konzentriert seine aufkommende Wut über die ausgelöschten Talostempel zu unterdrücken. „Caracalmo wird wohl als Lockvogel wegfallen.“ Bei diesen Worten wandte sich Hlofgar um, in die Richtung in der er das Drachenblut vermutete. Nur um festzustellen, dass ihnen jenes gar nicht gefolgt war. Irritiert runzelte Hlofgar die Stirn. Wollte die Dunmer selbst überprüfen, ob Caracalmo auch wirklich keinen Schaden angerichtet hatte? Dabei konnte doch nach ihrer eigenen Aussage nur die richtige Losung die Tür öffnen. „Soll ich das Drachenblut suchen?“, bot Fimmion an, dem das Fehlen Kiiryolsahs ebenfalls aufgefallen war. „Nein, ich gehe schon.“, lehnte Hlofgar ab und erhob sich. Zunächst schien es, als wolle Fimmion noch etwas sagen, entschied sich dann doch aber anders und ließ sich stattdessen auf seinem Lager nieder, um ein paar Stunden Schlaf zu finden. Kiiryolsah hatte sich wieder in den Raum zurückgezogen, in welchem sie auch schon gewesen war, bevor der Lärm auf dem Gang sie herausgelockt hatte. Vor ihr auf dem Tisch stapelten sich einige Bücher, doch keines von ihnen gab Antwort auf ihre Fragen. Zumindest keines von denen, welches sich noch lesen ließ. /Ich hätte Astrid damals um Einsicht in die Bücher bitten sollen./, ärgerte sich die Dunmer stumm, dabei die Aschekrumen an ihren Fingern betrachtend. Nun stand sie endgültig vor dem Nichts. Die alten Aufzeichnungen waren ihre letzte Hoffnung gewesen, doch sie waren dahin, für immer verloren. Die letzte Spur war ausgelöscht und Kiiryolsahs Taten waren umsonst gewesen. Das Schwarz an ihren Fingern schien noch finsterer zu werden, breitete sich aus, hüllte den Raum ein und sog Kiiryolsah in ein bodenloses Loch. So leer und bedeutungslos, wie sie selbst es auch war. Es war der Elfe egal. Sollte die Finsternis sie verschlingen, es war genauso gut, als wenn sie wie zuvor weitermachen würde. "Kiiryolsah?" Jemand rief ihren Namen. Die Dunmer kannte die Stimme, auch wenn sie ungewohnt sanft war. Wärme berührte ihre Schulter, breitete sich von dort explosionsartig in ihrem gesamten Körper aus und holte sie somit aus der Finsternis zurück. Hlofgar stand neben ihr, doch seine Gesichtszüge waren merkwürdig verschwommen. Erschrocken stellte Kiiryolsah fest, dass es daran lag, dass sie weinte und wich auf ihrem Stuhl ein Stück von Hlfogar zurück, entzog sich damit der wärmenden Hand und wischte sich hastig über das Gesicht, um die Tränen zu vertreiben. "E-entschuldigt, ich hab euch gar nicht kommen gehört.", stotterte Kiiryolsah und versuchte sich an einem halbwegs glaubwürdigen Lächeln, ehe sie den Blick auf den Tisch senkte, sofort fielen ihr die langen schwarzen Haare ins Gesicht, welche sie diesmal nicht geflochten hatte. So konnte Hlofgar zumindest ihr nun grausiges Gesicht nicht mehr sehen. Mit den verheulten Augen und den Ascheflecken auf ihrer Haut, welche von ihren Fingern abgefärbt hatten, als sie versucht hatte die Tränen wegzuwischen. Der Nord aber sagte nichts. Er zog sich lediglich einen noch halbwegs brauchbaren Stuhl heran und nahm auf diesem Platz, die Augen abwartend auf das Drachenblut gerichtet. Anscheinend wartete er darauf, dass es ihm sein Verhalten erklärte. Allmählich verstand Kiiryolsah den Blonden nicht mehr. Sie dachte er würde sie verachten und dennoch saß er nun hier, anstand mit einer abfälligen Bemerkung sogleich wieder zu verschwinden. Zögerlich wandte die Schwarzhaarige ihm wieder ein Stück weit den Blick zu. Zunächst ruhten ihre Augen nur auf den Armbändern aus Zähnen, bevor sie es doch wagte den Blick weiter hinauf wandern zu lassen. Hlofgars Mimik war vollkommen ruhig. Selbst, als sich ihre Blicke trafen änderte sich nichts, wurde nicht fordernd oder gar genervt. Es war diese Tatsache, welche Kiryolsah schließlich den Mut gab zu Reden. "Ich...beneide euch.", sagte sie schließlich leise, woraufhin Hlofgar fragend eine Augenbraue nach oben zog. "Eure Familie...auch, wenn sie tot ist, ihr habt sie gekannt. Ihr wisst wer sie waren und wer ihr seid. Ihr wisst, für wen ihr kämpft, für wen ihr lebt. Und das kann euch niemand nehmen." Holofgars Miene wurde nachdenklich und sein Blick musterte die gestapelten Bücher nun genauer. Dann glättete sich sein Gesicht wieder, als er zu verstehen schien und er wandte sich wieder Kiiryolsah zu. "Eure Familie wurde von der Bruderschaft vernichtet.", sagte er feststellend. "Ja.", sagte Kiiryolsah leise, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Ihre Eltern waren nicht von Auftragsmördern umgebracht worden und dennoch war die dunkle Bruderschaft für ihren Tod verantwortlich. "Es ist nicht eure Familie, die darüber entscheidet, wer ihr seid.", berichtigte Hlofgar sie. "Sie entscheidet vielleicht darüber wo ihr herkommt, aber für alles weitere seid ihr selbst verantwortlich." "Das zu sagen, fällt euch leicht.", erwiderte Kiiryolsah bitter. "Ihr hattet ja eure Familie. Außerdem, es ist ja nicht so, als ob ich nicht versucht hätte mein eigene Familie zu gründen. Aber wenn ihr damals auch in Einsamkeit nach mir gesucht habt, dann wisst ihr sicherlich, wie das ausgegangen ist." "Ihr gebt zu leicht auf, das ist euer Problem.", warf Hlofgar ihr vor und die alte Schroffheit kam wieder in seiner Stimme durch. "Sobald ihr einen Rückschlag erhaltet, verkriecht ihr euch sofort wieder in euer Schneckenhaus." Bei dieser Bemerkung blitzten Kiiryolsas Augen wütend auf. „Ich gebe also leicht auf, ja? Ihr habt doch absolut keine Ahnung, warum ich so bin. Soll ich es euch sagen? Meine Adoptivfamilie ließ mich fallen, als sie feststellten, dass ich ein Bastard bin. Mein Meister, der mich an ihrer statt dann aufzog, starb, als uns die Argonier überfielen. Sorex wurde zu einem Ungeheuer, kaum dass wir geheiratet hatten, Paarthurnax der mir ein Freund geworden war, wurde von seinen Artgenossen gerichtet und der einzige Grund, warum Lucien mir folgt ist der, dass es seine Pflicht ist.“, zählte die Dunmer auf. „Ich habe nichts mehr, als die Frage danach, wer ich eigentlich bin. Fast 180 Jahre lang hab ich Cyrodiil nach den wenigen Hinweisen abgesucht, die ich hatte. Die Spur führte mich hierher nach Himmelsrand, wo sie dank des Feuers nun für immer verloren ist. Genauso verloren, wie alles andere. Aber ich weiß, was ihr sagen wollt. Dass ich das Drachenblut bin, dass ich Ruhm und Ehre erlangt habe. Das mag vielleicht euch starrköpfigen Nords reichen, aber mir nicht. Ich will diesen Ruhm nicht! Er ist mir gleichgültig. Ich will…“ Kiiryolsah sprach nicht mehr weiter. Sie hatte sowieso schon zu viel von sich preisgegeben, da musste sie Hlofgar nicht noch mehr erzählen. Darüber, dass sie einfach nur jemanden wollte, der sie mochte. Ganz gleich, ob es ihr zustand oder nicht. Sie wollte nicht länger allein sein. Hlofgar schwieg. Er hatte keine Ahnung, was er der Elfe antworten sollte. Doch allmählich begriff er, dass es mehr als nur eine alte Schuld war, weswegen Kiiryolsah so war, wie sie war. „Ihr habt immer noch euch selbst.“, sagte er schließlich nach einer Weile, was die Schwarzhaarige jedoch nicht wirklich tröstete. Sie lächelte traurig und schüttelte dann ihren Kopf. „Leider, stimmt nicht mal das.“, sagte sie leise. „Fragt nicht nach dem Warum, denn darauf kann und darf ich euch keine Antwort geben.“ „Ihr seid eine ziemlich verdrehte Person. Was in eurem Leben stimmt eigentlich?“, fragte Hlofgar alles andere als aufbauend, doch allmählich war er mit seiner Weisheit am Ende. Da half es ihm noch nicht mal weiter, dass er nicht einmal mehr wütend auf das Drachenblut sein konnte. Zunächst erwiderte Kiiryolsah nichts, da sie keine Antwort darauf wusste. Dann aber, als sie genauer darüber nachdachte, kam ihr der richtige Gedanke. Ihre Mundwinkel zuckten leicht, als sich ein Lächeln auf ihnen bilden wollte und die bis eben gesenkten Augen, richteten sich nun wieder auf Hlofgar. „Ihr.“, sagte sie schließlich. „Ihr stimmt in meinem Leben. Ihr habt mich verachtet und dennoch kümmert ihr euch um mich. Euretwegen war ich bereit von meinen vergangenen Taten loszulassen. Und vielleicht kann ich auch irgendwann akzeptieren, dass ich nie herausfinden werde, wer meine Familie war. Danke, Hlofgar.“ Perplex erwiderte Hlofgar den Blick der Elfe. Damit hatte er nun gar nicht gerechnet. „Ich habe nichts getan, was euren Dank rechtfertigen würde.“, versuchte er schließlich ihre Worte abzutun, doch damit war Kiiryolsah nicht einverstanden. „Ihr habt mit mir gesprochen. Ihr habt trotz eures Hasses versucht mich zu verstehen. Dafür kann ich euch gar nicht dankbar genug sein.“ „Nun, wenn es euch geholfen hat…“, murmelte Hlofgar, da er nichts anderes mehr zu erwidern wusste und erhob sich von seinem Platz. Er musste weg, fort den roten Augen, die ihn mit so viel Wärme ansahen. Der Blonde durfte nicht vergessen, warum er eigentlich hier war, warum er wirklich das Drachenblut zurückholen wollte. Leise klackerten die Knochen der Armbänder aneinander, als sich Hlfogar entfernen wollte, wodurch er wieder das Bild seines Sohnes vor Augen hatte. Ja, das war der Grund, warum er kämpfte. Und dennoch konnte der Blonde sich nicht dagegen wehren, Kiiryolsah noch einen letzten Blick zuzuwerfen. Hastig wandte die Elfe daraufhin ihr Gesicht ab, doch es war nicht schnell genug gewesen, als dass es Hlfogar entgangen hätte sein können, dass sie sein plötzliches Weggehen verletzt hatte. Es ließ den Blonden zögern. Er öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder, da er keine Ahnung hatte, was er sagen sollte um sein Verhalten zu erklären. Zumindest auf eine Weise, welche das Drachenblut nicht noch mehr verletzte. „Kiiryolsah.“, begann er schließlich sanft, doch ein anderes Geräusch hielt ihn davon ab weiter zu reden und ließ ihn stattdessen in Richtung Gang herumwirbeln. Auch wenn scheinbar versucht wurde das Geräusch zu dämpfen, es war trotz allem noch immer laut genug gewesen, um gehört zu werden. Stein schliff über Stein und der Wind trug das Gezwitscher von Vögeln ins Innere der Zuflucht. „Wie kann das sein?“, fragte Kiiryolsah fassungslos. „Man kann die Zuflucht nicht ohne die Losung betreten.“ Sie sprang von ihrem Platz auf und tastete instinktiv nach ihrem Schwert nur um festzustellen, dass sie es bei ihrem Schlafplatz gelassen hatte. Also beschwor sie stattdessen einen Feuerball hervor und machte sich dazu bereit ihn auf potenzielle Eindringlinge zu schleudern. Für Hlofgar sah es da schon schlechter aus. Ohne seine Axt war er gänzlich unbewaffnet. Eilig durchsuchte er den Raum mit den Augen, auf der Suche nach einem provisorischen Ersatz, fand jedoch nur ein halb verkohltes Stuhlbein. „Ihr werdet mir Deckung geben müssen, damit ich zu den anderen vordringen kann.“, sagte Hlofgar widerwillig und mit gekränktem Stolz. Mit dem Stück Holz in seiner Hand kam er sich wie ein läppischer Bauer vor. Kiiryolsah nickte zum Zeichen, dass sie einverstanden war und sprang dann nach vorne, hinaus auf den Gang. Sogleich flogen ihr unzählige Blitze entgegen, die sie jedoch mit ihrem Magieschild abwehren konnte und somit Hlofgar die Möglichkeit gab hinter ihr tiefer in die Zuflucht zu gelangen. Ohne zu zögern erwiderte Kiiryolsah den Angriff mit einer Flammensalve. Ihr Thuum wollte sie vorerst noch aufsparen bis sie wusste, mit wem genau und wie vielen sie es zu tun hatte. Hlofgar rannte unterdessen zum Lagerplatz zurück, wo sich ihm ein überraschendes Schauspiel bot. Caracalmo musste es irgendwie gelungen sein sich zu befreien, denn er stand angriffsbereit im Raum. Blitze umspielten seine Hände, welche drohend in Richtung Fimmions zeigten. Jener wich langsam vor dem Hochelfen zurück, dabei nervös einen Dolch in seinen Händen haltend. Sein Bogen lag unweit von ihm auf den Boden, zerbrochen und rauchend. Caracalmo musste die Waffe mit seiner Magie zerstört haben. Tjorben lag neben seiner Schlafstatt auf dem Boden, wo ihm das Blut übers Gesicht lief. „Helft mir!“, rief Fimmion, als er den Nord entdeckte. Seine Stimme klang schrill und fast schon panisch. Der Elf war es gewohnt aus dem Hintergrund zu agieren und mit seinem Bogen gezielt Pfeile in die Schwachpunkte seiner Gegner zu setzen. In einem offenen Kampf war er hoffnungslos verloren. „Er hat sich irgendwie befreit und dann Tjorben erschlagen.“ Caracalmo erwiderte auf die Anschuldigung hin nichts, doch sein Mund verzog sich zu einer missbilligenden dünnen Linie. Es schien nicht so, als würde er sich mit Erklärungen aufhalten sondern lieber Taten sprechen lassen wollen. Er richtete einen seiner Arme weg von Fimmion und stattdessen auf Hlofgar und sandte ihm seine Magie entgegen. Geschickt wich Hlofgar dem Angriff aus, indem er sich zur Seite warf und über die Schulter abrollte um sogleich wieder auf die Beine zu kommen. „Steht da nicht so rum wie eine Zielscheibe, bewegt euch!“, rief Hlofgar dem Waldelfen zu und brachte sich hinter einem Regal vor einem weiteren Angriff in Deckung. Er musste es nur nah genug an Caracalmo heranschaffen, um seine körperliche Überlegenheit ausspielen zu können. Die Magier welche sie angriffen, waren nicht jene, die Kiiryolsah während ihrer Gefangenschaft begleitet hatten. Sie mussten zu jenen gehören, die in Falkenring stationiert waren. Doch auch ihnen hätte es nicht möglich sein können, die Zuflucht zu betreten. Wie ein nie enden wollender Strom erschienen immer wieder neue Kampfmagier im Eingang, stiegen ungerührt über ihre gefallenen Kameraden hinweg, um sich Kiiryolsah entgegen zu stellen, der allmählich das Mana ausging. Normalerweise waren lange Kämpfe kein Problem für sie. Doch normalerweise konnte sie auch noch auf ein Schwert sowie einen Vorrat an Tränken zurückgreifen. Nun hatte sie nichts davon und verprasselte einen Großteil ihrer Magie auch noch für ein Schild, um sich vor den heftigen Blitzangriffen zu schützen. Schließlich öffnete Kiiryolsah den Mund, um ein rettendes Thuum entstehen zu lassen, nicht ahnend, dass es genau das war, worauf die Thalmor gewartet hatten. Eine Glasflasche flog in ihre Richtung und zerschellte vor der Elfe auf dem Boden. Sofort stiegen aus seinem Inneren rötlichbraune Dampfschwaden empor, welche den engen Gang in windeseile vollständig ausfüllten. Der Rauch gelang in Kiiryolsahs Lunge und sofort begann ein Hustenreiz sie zu schütteln, machte es ihr unmöglich ihr Thuum einzusetzen. Blind stolperte sie zurück, warf auf gut Glück Feuerbälle in Richtung Eingang, um die Hochelfen irgendwie auf Abstand zu halten. Sie musste dringend zum Lager, auch wenn sie dadurch die anderen in Gefahr brachte, aber ohne Tränke würden sie allesamt verloren sein. /Jetzt hab ich dich!/, dachte Hlofgar und mit einem Kampfschrei unterwanderte er Caracalmos Zauberarm und stieß ihm von unten das Stielende, welches zwischen den beiden Axtblättern saß, mit einer solchen Wucht unters Kinn, dass es den Hochelfen von den Füßen holte. Sofort setzte Tjorben, der inzwischen wieder zu sich gekommen war, ihm nach und hielt dem am Boden liegenden Elfen mit leichtem Druck seine eigene Axt an die Kehle, als dieser sich wieder aufrichten wollte. „Wage es nur einen Zauber zu weben und meine Axt schneidet dir die Kehle durch.“, drohte Tjorben ihm und versuchte dabei sich seinen Schwindel nicht anmerken zu lassen. Er hatte keine Ahnung, was ihn am Kopf getroffen hatte, während er geschlafen hatte, doch so sehr wie sein Schädel pochte musste es mehr, als ein einfacher Stein oder Tritt gewesen sein. Caracalmos Körper erbebte, als er hustete und spuckte kurz darauf Blut und zwei seiner Zähne aus. „Ihr Narren, nicht ich bin der Verräter.“, brachte er halbwegs verständlich hervor. „Schnauze, Spitzohr!“, blaffte Hlofgar ihn an und trat gegen Caracalmos Bein. „Wir haben gesehen, was du an der Tür gemacht hast. Du hast sie für das miese Rattenpack deiner Art geöffnet!“ „Ich war dabei sie wieder zu verschließen.“, versuchte der Weißblonde sich zu erklären, brach jedoch ab, als sich der Druck der Axt an seiner Kehle erhöhte und rotes Blut aus dem Schnitt hervorquoll. Der überraschte Schmerzensschrei von Kiiryolsah brachte Hlofgar dazu von dem Elfen abzulassen und sich stattdessen dem Drachenblut zuzuwenden. Was er sah, versetzte ihm nur halb in Erstaunen. Tjorben jedoch ließ vor Unglauben sowohl den Griff seiner Axt los, als auch zu,dass Caracalmo außerhalb seiner Reichweite robbte. Kiiryolsahs linke Hand war von einem Pfeil durchbohrt worden. Doch der Täter war niemand von den Gegnern gewesen, die sich nun immer weiter in den Gang drängten, sondern, jemand in ihrem Rücken: Fimmion Unbemerkt hatte er sich einen Zweitbogen beschafft. Sämtliche Angst war aus seinem Blick gewichen, stattdessen stand in seinen gelben Augen nur kalte Berechnung und auf seinem Bogen war bereits ein weiterer Pfeil gespannt. Die Dunmer erwiderte den Blick mit einem Hass, welchen Hlofgar ihr nie zugetraut hätte. Kiiryolsah hatte ihm ihr Vertrauen geschenkt, hatte ihn trotz aller Vorurteile und aller Argumente als Gefährten aufgenommen und war nun stattdessen auf diese Weise hintergangen worden. Vom Zorn gestärkt, gelang es ihr trotz des Schmerzes einen Feuerball entstehen zu lassen, entschlossen ihn Fimmion entgegen zu schleudern. Der Bosmer reagierte schnell und änderte mit seinem Bogen die Richtung, wodurch sich nun Hlofgar in dessen Ziel befand. „Schießt, wenn ihr euch traut.“, sagte Fimmion mit gefährlicher Ruhe in der Stimme. „Aber dann wird mein Pfeil die Kehle des hohlen Nord durchbohren. Und seid gewiss, meine Pfeile treffen stets ihr Ziel.“ „Fimmion, was tust du da?“, fragte Tjorben fassungslos. „Du hasst die Aldmeri doch genauso sehr wie wir alle. Hast du das etwa vergessen?“ Fimmion ignorierte ihn, konzentrierte sich ganz auf Kiiryolsah und Hlofgar. Erstere wusste nicht, was sie tun sollte. Das einzige, was ihr einfiel war ein Thuum um die Zeit zu verlangsamen. Doch der Pfeil würde trotz allem noch schneller sein, als ihr Schrei. Sie konnte nicht zulassen, dass Hlofgar verletzt wurde. Jemand anderes nahm ihr die Entscheidung schließlich ab. Caracalmo hatte sich weit genug von seinem Schlag erholt und schleuderte ungerührt seine Magie gegen den Waldelfen. Kaum, dass dieser den entstehenden Zauber bemerkte, ließ er seinen Pfeil von der Sehne schnellen und Kiiryolsah tat reflexartig das einzig Richtige, um Hlofgar zu retten. „FUS!“ Es war nur die erste Silbe, welche es ihr gelang über die Lippen zu bringen, doch sie reichte aus. Die Energiewelle brachte Hlofgar aus dem Gleichgewicht und ließ ihn zur Seite taumeln, während sie zugleich den Pfeil aus seiner Bahn lenkte. Dafür aber ebnete sie zugleich den übrigen Eindringlingen den Weg, welche nun weder heftige Magie, noch einen weiteren Schrei zu fürchten hatten. Kiiryolsah blieb die Luft weg, als die Blitze sie im Rücken trafen. Es saugte ihrem Körper alles an Mana aus, was ihr noch geblieben war und ließ sie zuckend zu Boden gehen. Unfähig sich zu rühren sah sie, wie sich Hlofgar todesmutig den Magiern entgegen warf. Aufzugeben kam für den stolzen Nord nicht in Frage, ganz gleich wie groß die Übermacht war. Irgendwie baute Caracalmo ein Schutzschild um ihn auf, um den Blonden vor der Magie zu schützen, doch es hielt nicht lange stand. Und Tjorben war ihnen keine Hilfe. Wie eine Statur stand er noch immer an der selben Stelle und sah mit leeren Blick dorthin, wo Fimmion in der Menge seiner Verbündeten verschwunden war. „Gebt auf ihr Narre, es ist vorbei.“, sagte eine fremde Stimme und so gern sich Kiiryolsah auch wünschte, dass ihr Besitzer unrecht hatte, so musste sie ihm dennoch zustimmen. Es war endgültig verloren. Alles was jetzt noch blieb waren Ulfric und dessen verbliebene Kämpfer und jene wurden unwissentlich von Lucien direkt hierher und in ihr Verderben geführt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)