Das Monster von Sky- (BB vs. Jeff the Killer) ================================================================================ Kapitel 2: Tatort ----------------- Es war bereits die dritte Familie innerhalb eines Monats und sie alle sahen gleichsam schlimm zugerichtet aus. Ebenso wie die vorigen beiden Familien, die getötet wurden. Naomi Misora hatte schon so einiges gesehen, aber all das Blut, die am Boden liegenden Gedärme und dieser furchtbare Leichengeruch waren zu viel für sie. Die Kollegen von der Spurensicherung machte gerade Fotos vom Tatort, aber auch denen war alles andere als wohl zumute. „Wer zum Teufel macht nur so etwas?“ murmelte Kazan, der an Rayes Stelle als ihr Partner in diesem Fall war und bei dem Anblick, dem sich ihm bot, den Kopf schüttelte. In seiner ganzen Zeit beim FBI hatte er so einiges erlebt, aber das hier war wirklich grauenhaft. Die Familie Bloom, bestehend aus beiden Eltern und drei Kindern, waren in ihren Betten ermordet worden, wahrscheinlich während sie geschlafen hatten. Der Mörder hatte sie mit dem Messer aufgeschlitzt, die Organe herausgerissen und auf den Boden geworfen wie Abfall. Danach hatte er ihnen die Köpfe abgetrennt und sie im Wohnzimmer so aufgereiht, dass man vom jeden Blickwinkel des Zimmers aus in ihre Augen sehen konnte. Nachdem sie enthauptet worden waren, hatte der Mörder ihnen die Augenlider herausgeschnitten und ihnen die Wangen aufgeschlitzt, um sie lächelnd zu machen. Dieses schauderhafte Bild, das sich dem FBI bot, erschien wie aus einem Horrorfilm. Die Kinder waren zwischen 6 und 14 Jahre alt gewesen. Selbst vor noch jüngeren Kindern schreckte er nicht zurück und griff immer nur nachts an, wenn alles schlief. Das brachte ihm einige fragwürdige Titel ein. Angefangen von „Der Sandmann“ über „Grinning Death“, bis hin zum „Nachtschlächter“. Aber nichts schien wirklich zu beschreiben, was dieses Monster verkörperte, das diese Morde beging. Da man noch nicht den Namen des Täters hatte, beschränkte man sich beim FBI auf die Bezeichnung „Grinface“. Inzwischen nannte ihn auch die Zeitung so und wenn man von Opfern hörte, deren Wangen aufgeschlitzt waren, wusste man sofort, dass das Grinfaces Werk war. Grinface wurde von den Profilern als männlicher Weißer eingeschätzt, nicht älter als 27 Jahre. Augenzeugen, die ihn gesehen haben könnten, gab es nicht. Auch was Spuren anging, war er sorgfältig. Ein Amateur war das auf keinen Fall. „Was will der Mörder uns wohl damit sagen? Warum hat er die Köpfe so aufgereiht?“ fragte Naomi und verschränkte dabei nachdenklich die Arme, während sie sich die grinsenden Kinderköpfe ansah. „Was hat er sich wohl dabei gedacht?“ „Tja, wenn wir das wüssten, wären wir einen ganzen Schritt weiter. Unser Mörder ist wahrscheinlich kein Unbekannter. Wir suchen zwar nach einem Mörder, der vielleicht schon bekannt ist und durch eine ähnlich grausame Vorgehensweise aufgefallen ist, aber bislang haben wir noch keine Ergebnisse. Die Kollegen suchen immer noch.“ Naomi ging in die Kinderzimmer, um sich dort umzusehen. Das Zimmer der kleinen Lacie war ein rosarot-weißes Zimmer mit Plüschponys, Barbiepuppen und glitzernden Spielsachen. Das Bett war weiß, die Bettdecke zeigte eine Vielzahl von Feen, die mit Zauberstäben in der Hand fröhlich umherflogen. Umso bizarrer wirkten das Blut an der Wand und auf dem Bett, sowie die herausgerissenen Organe auf dem Teppich. Naomis Magen drohte zu rebellieren und sie entschied sich vehement dagegen, sich dieses Bild noch weiter anzutun, oder sich noch weiter diesem grausigen Fund zu nähern. Lacies Körper lag im Bett, die Beine waren noch zugedeckt. Außer den tiefen Messerschnitten und dem fehlenden Köpfen hatten die Opfer keine anderen Verletzungen. Kein Wunder, denn der Mörder nutzte den Überraschungsmoment, um sie zu töten. Meistens bekamen die Opfer dann keine Chance zu reagieren, oder sich zu wehren. Einbruchsspuren gab es kaum welche. Der Mörder brach durchs Fenster ein und er suchte sich seine Opfer anscheinend völlig wahllos aus, oder man hatte sein Prinzip noch nicht durchschaut. „Ich wette, dahinter steckt dieser BB-Mörder“, murmelte einer von der Spurensicherung, der gerade dabei war, die enthauptete Leiche des ältesten Sohnes zu fotografieren. „Nur der ist zu solch einer Grausamkeit imstande.“ „Ich glaube kaum, dass er etwas damit zu tun hat“, widersprach Naomi überzeugt. „Das hier passt doch gar nicht in sein bisheriges Vorgehen. Er tötet immer einzelne Personen auf unterschiedliche Art und Weise. Zudem reinigt er jeden Tatort vollständig, sodass wirklich nirgendwo auch nur ein einziger Fingerabdruck zurückbleibt. Außerdem…“ Außerdem sitzt er im Gefängnis, wollte Naomi Misora eigentlich sagen, aber sie sprach diesen Satz nicht zu Ende. Ihr fiel nämlich wieder ein, dass Beyond Birthday aufgrund eines Justizfehlers laufen gelassen werden musste. Sie betrat nun das Badezimmer und sah, dass der Spiegel zerschlagen war, als hätte jemand mit einem stumpfen Gegenstand darauf geschlagen. Mit Blut hatte der Mörder dann einen Smiley auf den Spiegel gemalt und „Go to Sleep!“ geschrieben, was übersetzt „Schlaf ein“ oder „Geh schlafen“ bedeutete. Diese Botschaft hatte Grinface auch beim ersten und zweiten Tatort hinterlassen, aber bis jetzt konnte sich niemand einen Reim darauf machen, was das zu bedeuten hatte. Vielleicht hatte dieser Satz ja auch keine tiefere Bedeutung. Naomi ging dann in die Küche und sah dort das offen stehende Fenster. „Offenbar ist er durchs Fenster gekommen. Er hat ein Loch hineingeschnitten, es geöffnet und ist so eingestiegen. Nicht das geringste Geräusch hat er dabei gemacht.“ „Beim ersten Mal ist er durch die Terrassentür eingestiegen. Dabei hat er die Scheibe mit Klebeband abgeklebt und sie dann zerbrochen, ohne dass es ein Geräusch gab. Nachher hat er das Klebeband verbrannt, um Fingerabdrücke zu beseitigen“ rief Kazan, der seinerseits die Zimmer der Söhne untersuchte. „Offenbar wird er mit jedem Mord sorgfältiger. Zu Beginn hat er zwar darauf geachtet, beim Einbruch keine Geräusche zu machen, aber er ist ziemlich grob zu Werke gegangen. Die Morde selbst haben alle das gleiche Bild, aber was den Einbruch angeht, ist er noch dabei, seine Methoden zu verfeinern. Das Töten scheint ihm wohl mehr zu liegen.“ Naomi sah sich das Fenster näher an und begann, nach Spuren zu suchen. Was sie noch herausgefunden hatten war, dass der Mörder nie durchs Fenster wieder hinauskletterte, sondern meist die Hintertür oder die Vordertür benutzte. „Warum macht er sich die Mühe und bricht extra durchs Fenster ein, wenn er sowieso durch die Tür wieder geht?“ „Wahrscheinlich weil, wie du bereits gesagt hast, ihm das Töten mehr liegt, als das Einbrechen. Kann sein, dass er das mit dem Fenster als einfachste Methode ansieht. Er legt eben nicht sehr viel Wert darauf, es sich unnötig kompliziert zu machen.“ Kazan hatte die Zimmer inspiziert, allerdings ohne, dass sich eine Spur finden ließ. Doch dafür fand Naomi etwas Interessantes: Ein Haar, ein langes schwarzes Haar. Vorsichtig holte sie Beweistüte und Pinzette und stellte das Beweisstück sicher. „Sag mal, hat einer aus der Familie so ein langes schwarzes Haar?“ „Nein, sie sind alle blond.“ „Oh, dann hat unser Täter wohl etwas übersehen. Das schicken wir sofort zum Labor, die sollen sich das mal näher ansehen.“ Ein schwarzes Haar… Ob es wirklich Beyond Birthday gehörte, wie alle ihre Kollegen dachten? Oder lag sie richtig und der BB-Mörder hatte rein gar nichts mit dem Fall zu tun? „Ach Naomi, könntest du mal kurz mitkommen? Da gibt es etwas, das du sehen musst.“ Neugierig, was ihr Freund und Partner zeigen wollte, folgte sie ihm ins elterliche Schlafzimmer, wo sich die restlichen zwei Leichen befanden. Hier stank es sogar noch schlimmer als in den Kinderzimmern. Kazan ging auf den Leichnam der Mutter zu und hob ihren Arm hoch. Dort waren Bissspuren zu sehen und sie waren ziemlich tief. „Ich bin kein Experte, aber so wie das aussieht, hat etwas mit ziemlich spitzen Zähnen Fleischstücke herausgebissen. Vielleicht ein Tier.“ „Nein, das sieht mir mehr nach einem menschlichen Gebiss aus.“ „Willst du etwa damit sagen, dass Grinface ein Kannibale ist?“ „Was denkst du?“ „Eher, er spukt sie sofort wieder aus. Ziemlich dumm, so kommen wir doch viel einfacher an Speichelproben.“ „Das Problem ist nur, dass er es auf den Organhaufen geworfen hat, weswegen der Speichel sich mit dem Blut des Opfers vermischt hat und somit verloren ist. Und außerdem finde ich noch das hier interessant.“ Kazan deutete auf die Brust des Opfers, wo vier lange Schnitte zu sehen waren, die aber mehr nach tiefen Kratzern als nach Messerschnitten aussahen. Naomi sah sich das näher an. Diese Kratzer waren wirklich tief, als wären es Krallen. „Das sieht wirklich fast nach einem Tier aus. Oder aber wir haben Besuch von Wolverine.“ „Nein, eher von Freddy Krueger. Der hatte vier Klingen, Wolverine nur drei. Wenn unser Täter wirklich ein Mensch ist, dann muss er nicht nur Zähne wie ein Raubtier haben, sondern auch Krallen wie eines. Ich will echt nicht wissen, wie unser Grinface aussieht.“ Naomi bekam eine Gänsehaut. Sie verließ das Haus und atmete die frische Luft ein, damit sie nicht noch länger diesem furchtbaren Leichengeruch ausgesetzt war. Trotzdem hing dieser Verwesungsgeruch noch in ihrer Nase. Irgendwie fühlte sie sich schlecht und kam sich schmutzig vor. Kazan kam ebenfalls raus und zündete sich eine Zigarette an. Zum ersten Mal in ihrem Leben war Naomi froh, dass der Nikotinqualm in ihre Richtung wehte und ihre Klamotten und ihre Haare selbst nach Kippen zu stinken begannen. Das überdeckte wenigstens den Leichengeruch. „Ach Steven, was ist nur in dieser Welt los? Ich habe irgendwie das Gefühl, das mit jedem festgenommenen Mörder die Verbrecher immer grausamer und verrückter werden. Zuerst der BB-Mörder, dann der Puppenmacher von London, der Rattenfänger, der Henker von Boston…. Es wird immer schlimmer.“ „Tja… wenn wir das wüssten, dann könnten wir die Wurzel allen Übels bekämpfen. Aber wir sind auch nur Menschen und können keine Wunder vollbringen. Aber bearbeitet Raye nicht zurzeit den Fall des Rattenfängers?“ „Ja und er ist kaum noch zuhause. Andauernd trifft er sich mit seiner ominösen Informantin. Dabei ist diese selbst kein Unschuldslamm. Sie ist nämlich die Hauptverdächtige, der Henker von Boston zu sein, der ausschließlich Jagd auf Kindermörder und Kinderschänder macht. Sie ist nur auf freiem Fuß, weil wir ihr niemals einen Mord nachweisen konnten.“ „Und was hat sie mit dem Rattenfänger zu tun?“ „Na, der Rattenfänger hat es auf Kinder abgesehen. Die Geschichte besagt, dass der Rattenfänger, nachdem er von den geretteten Dorfleuten hintergangen wurde, mit seiner Musik die Kinder fortgelockt hatte und sie für immer verschwanden. In dem Falle werden ausschließlich Kinder entführt, zu Tode gefoltert und dann irgendwo abgelegt. Das passt unserem Henker überhaupt nicht, denn er hat sich nie an Kindern vergriffen. Nicht einmal, als der kleine Billy Nicholson ihn gesehen hatte. Dumm nur, dass dieser partout nicht mit der Sprache herausrücken will. Aber es ist sowieso demütigend genug, wenn wir uns schon von Schwerverbrechern helfen lassen müssen. Wenn das die Presse erfährt, die zerreißen uns in der Luft und dann sind wir schnell unsere Jobs los.“ Naomi schob sich ein Pfefferminzkaugummi in den Mund und schmeckte den süßfrischen Minzgeschmack auf der Zunge. Trotzdem hatte sie ein flaues Gefühl im Magen und immer noch war ihr schlecht. Kazan blies einen Rauchkringel aus und sah in den bewölkten Himmel. Dabei sah er viel älter aus, als er eigentlich war. Er war um die 38 Jahre alt, hatte aber bereits ergrauendes Haar und einen Dreitagebart. In dem Trenchcoat und mit dem etwas ungepflegten Gesicht wirkte er aber bereits wie ein 55-jähriger. „Aber hast du dir nicht auch im BB-Mordfall von einem Kriminellen helfen lassen?“ „Das ist ganz was anderes“, rief Naomi und drehte sich dabei zu Kazan, wobei sie einen halben Schritt zurückging. „Ich wusste erstens gar nicht, dass er einer war und zweitens hat er mich nur für seine Pläne benutzt, die ich zum Glück verhindern konnte. Und drittens hat er selbst versucht, mich umzubringen.“ „Tja, aber leider musste er aufgrund eines verdammten Justizfehlers laufen gelassen werden. Sadie, unsere Vorgesetzte, ist deswegen immer noch stinkwütend.“ „Ach, die alte Sklaventreiberin ist doch ständig am herumkeifen. Aber auch egal. Ich würde echt gerne wissen, wem dieses Haar gehört.“ „Vielleicht deinem BB-Mörder?“ „Das glaube ich nicht. Er wäre doch nicht so dumm gewesen, Spuren am Tatort zu hinterlassen. Nein, er geht normalerweise nach einem vollkommen anderen Muster vor.“ „Vielleicht hat er seine Vorgehensweise geändert, damit wir genau das glauben.“ Doch Naomi war sich sicher, dass Beyond Birthday damit nichts zu tun hatte, auch wenn das schwarze Haar ein wenig verdächtig wirkte. Aber es gab genug andere Leute in Los Angeles mit langen schwarzen Haaren. Das hatte noch rein gar nichts zu bedeuten. Schließlich traf der Leichentransport ein. Die Toten wurden in die entsprechenden Leichensäcke gelegt und in die Autopsie gebracht. Während man wie in einem Trauerzuge die Toten wegbrachte, nahm Kazan die Zigarette aus dem Munde und senkte wie zum Gedenken den Kopf. Es zeichnete ihn aus, dass der den Toten sehr viel Respekt und Achtung entgegenbrachte. Obwohl er leidenschaftlicher Raucher war, hatte er an einem Tatort, wo ein geisteskranker Feuerteufel eine ganze Wohnsiedlung abgefackelt und dabei mehrere Menschen getötet hatte, nicht ein einziges Mal geraucht und jeden gescholten, der es tun wollte. Da er recht lange dort verbrachte, gab er sich notgedrungen mit Nikotinkaugummis zufrieden. Auch Naomi senkte still den Kopf, als nun die Leichen der Kinder fortgebracht wurden. „Was für ein grausamer Mensch bringt nur Kinder um? Ich werde das nie verstehen.“ Nachdem Kazan seine Zigarette zu Ende geraucht hatte, begannen sie in der Nachbarschaft nachzufragen, um mehr über die Familie herauszufinden. Die Frage „Haben Sie in den letzten Tagen eine verdächtige Person gesehen?“ ging schon fast wie von selbst und wie immer würden sie „Nein, leider nicht“ hören. Aber dann, ganz unverhofft, erzählte die gegenüber wohnende Nachbarin, eine gewisse Mrs. Dickens, sie habe tatsächlich eine merkwürdige Gestalt gesehen. Mrs. Dickens war eine 83-jährige sehr rüstige spitzzüngige Oma mit einer rauen Stimme wie Sofia von den Golden Girls. Sie hatte eine riesige Brille auf der Nase und auch wenn sie bereits ein stolzes Alter innehatte, war sie noch durchaus imstande, sich zur Wehr zu setzen. „Also ich habe tatsächlich eine merkwürdige Person gesehen. Sie schlich immer wieder ums Haus rum und wenn man versuchte sie zu anzusprechen, lief sie davon.“ „Können Sie die Person beschreiben?“ „Der Kerl ging wie der Glöckner von Notre Dame und sah aus wie eine Vogelscheuche. Das Haar war ganz schwarz und zerzaust, vom Körper her war es ein schlanker junger Mann. Seine Augen waren irgendwie merkwürdig und er trug einen weißen Pullover und Jeans. Als ich vom Einkauf zurückkam und ihn sah, fragte ich ihn, was er da eigentlich zu suchen habe. Er sagte mir, er sei ein Privatdetektiv, der verdeckt ermitteln würde. Dabei sah der gar nicht aus wie einer. Eher wie ein ungepflegter Student oder ein Psychopath. Ich wette, der ist für das Blutbad verantwortlich.“ „Warum haben Sie ihn nicht der Polizei gemeldet?“ „Wozu denn? Er hat ja nichts getan. Er kam hin und wieder vorbei, hat irgendetwas vor sich hin gemurmelt und am Daumen geknabbert wie ein Kind. Er kam mir zwar merkwürdig vor, aber ich hätte es doch gesehen, wenn er bewaffnet wäre. Viele Versteckmöglichkeiten hatte er ja nicht. Aber ehrlich gesagt, ich habe ihn für einen harmlosen Spinner gehalten. Nannte sich doch hinterher tatsächlich einen Unprivatdetektiv. Komischer Kauz….“ Das klang nach Beyond Birthday. Das waren eindeutig seine Worte gewesen und auch die Beschreibung passte auf ihn. Naomi sah Kazan fragend an, dann wandte sie sich wieder Mrs. Dickens zu. „Und hat er auch seinen Namen genannt?“ „Nein, aber ich wette darauf, dass der irgendetwas mit diesen Morden zu tun hat.“ „Und wann genau haben Sie ihn gesehen?“ „Zum ersten Mal war das vor genau einer Woche. Dann drei Tage später und schließlich wenige Stunden vor dem Mord.“ Naomi und Kazan bedankten sich bei Mrs. Dickens und verabschiedeten sich. Noch auf der Türschwelle rief sie ihnen nach „Hoffentlich schnappen Sie den Kerl bald. Herumgetrödelt haben Sie ja schon lange genug.“ Nachdem sie sich in der Nachbarschaft umgehört hatten, fuhren sie zurück zur Zentrale. Dort wartete bereits ihre Vorgesetzte, Sadie James auf sie. Sie war noch schlimmer als diese Brenda Leigh Johnson aus der TV Serie „The Closer“. Obwohl sie genauso alt wie Kazan war, hatte ihre schneeweiße Haut noch ihre jugendliche Schönheit bewahrt und sie trug ihr aschblondes Haar stets zu einem Knoten gebunden. Etwas Mysteriöses, Kaltes und zugleich Schönes umgab sie und doch war ihr Charakter alles andere als schön. Sie war eine regelrechte Sklaventreiberin, führte mit strenger Hand das Regime und war unerbittlich. Mit einem verärgerten Ausdruck im Gesicht kam sie auf die beiden zu, mit einer zusammengefalteten Zeitung in der Hand. „Kazan, Misora! Sehen Sie sich diesen Schund an uns sagen Sie mir, was Sie davon halten!!!“ Es stellte sich heraus, dass es einen Artikel enthielt, der ausführlich über die Grinface Morde berichtete. Beide lasen ihn sich durch und bemerkten schnell, dass das FBI als unfähig und als eine Bande von Schnarchnasen dargestellt wurde. „So etwas steht doch fast jeden Tag in der Presse.“ „Das weiß ich selbst, aber bis jetzt hat der Mistkerl drei Familien massakriert, das macht insgesamt 13 Personen. Sicher lacht er sich ins Fäustchen, weil wir nicht einen einzigen Schritt weiter sind.“ „Wir sind vielleicht weitergekommen. Es scheint nämlich so, als hätte der BB-Mörder die letzte Familie tagelang observiert.“ „Dann finden Sie diesen Dreckskerl und quetschen Sie ihn aus, oder Sie sind Ihre Marken schneller los, als Sie das Vaterunser beten können.“ Damit ging Sadie James wieder in ihr Büro, um sich eine extra große Tasse Kaffee zu machen. Jeder in ihrer Abteilung war der Meinung, dass sie ihren Kaffeekonsum besser reduzieren sollte. Sie trank rund um die Uhr nichts anderes als Kaffee. Am besten immer mit viel Koffein, da sie auch nachts durcharbeitete und einen Wachmacher brauchte. Und wenn sie dann aufgrund dessen so wenig Schlaf hatte, war sie richtig unausstehlich. Sie war ein richtiger Kaffee Junkie. Schweigend sahen Kazan und Naomi ihr hinterher. „Was für eine Sklaventreiberin.“ „Aber Sie ist eine der Besten beim FBI, das muss man ihr lassen. J. Hoover, unser Gründer, hat ihren Vater sehr geschätzt und Sadie will eben in seine Fußstapfen treten.“ „Ist mir Jacke wie Hose. Sorgen wir erst mal dafür, dass wir so schnell wie möglich DNA Spuren vom Täter bekommen und Beyond Birthday finden. Entweder hat er etwas mit den Morden zu tun, oder er verfolgt selbst eine Spur.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)