Wen interessiert's? von abgemeldet (RenoxCloud) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Wie alles begonnen hat? Wie alles endet? Wen interessiert’s? Ich bin in Strifes Zimmer, über dem siebten Himmel. Es ist irgendwie ironisch. Gerade als Pilot ist mir völlig bewusst, dass der Himmel erst der Anfang ist. Er scheint endlos in seiner Weite. Nach den Sternen zu greifen scheint nicht nur eine wünschenswerte Möglichkeit zu sein. Nicht die Frage von können, sondern von wollen. Willst du diesen Stern haben? Nimm ihn dir! Gerade jetzt, hier in seinem Zimmer zu sein, scheint nur die Metapher zu dieser Wirklichkeit: Über dem siebten Himmel in einer Wolke versinken. Meine Finger fahren über sein Schlüsselbein. Es steht hervor und doch ist es nicht so filigran, wie ich es bei einer Frau gewöhnt bin. Seine Brust – nicht weich in meiner Hand oder sanft auf mir liegend. Sie ist hart, durchtrainiert. Sein Geruch – einzigartig, wie er selbst. Mako, Männlichkeit und ein Hauch von Leben. Ich glaube die Moral und den Idealismus direkt riechen zu können, welcher sich mit dem Geruch nach Sex und meinem Eigenem vermischt. Seine Arme, seine Schulterblätter, sein Arsch, seine Schenkel – nichts an ihm ist zart oder weich. Hier und da kann ich eine Narbe fühlen. Die Eine kleiner, die Andere größer. Die Eine fast nicht sichtbar, verblasst. Die Andere tief, bei der er zusammen zuckt, wenn ich darüber fahre. Seine Haut – gezeichnet vom Geostigma. Leicht grau. Nur leicht. Lange getränkt in Mako. Manchmal glaube ich ein Knistern zu spüren, wenn ich ihn berühre. Auswirkungen des Mako? Auswüchse meiner Fantasie? Wunschdenken? Wen interessiert’s? Seine Hände sind rau. Wenn sie über meinen Körper fahren, kann ich die schwieligen Finger spüren. Keine kleinen, zarten Hände, frisch manikürt, die sanft, ängstlich oder neugierig meinen Körper erkunden. Männerhände, die fordernd nehmen, was ihnen – aus ihrer Sicht – zusteht. Kein leichtes Stöhnen unter dem sich der Körper windet. Beschleunigte Atmung. Pure Geilheit. Und schon kann ich wieder Zeuge sein, wie Strife in eine andere Welt abgleitet. Ab einem gewissen Grad verlässt er Gaia und geht an einen Ort, den ich nicht kenne. Wer weiß, ob ihn überhaupt jemand kennt. Hab ihn nie gefragt. Hat mich nie interessiert. Er hat mich nie dahin mitgenommen. Und ich wollte nie mit. Am Anfang ist er immer noch bei mir. Bin ich es, den er küsst. Bin ich es, den er berührt. Bin ich es, der ihn berührt. Und dann – Trance. Keine Ahnung an wen er denkt. Keine Ahnung wer in seiner Vorstellung diese Dinge mit ihm macht. Was er glaubt, wen er verwöhnt. Einmal hab ich mir Gedanken gemacht, ob ich mir Gedanken darüber machen sollte, wer in solchen Momenten bei ihm ist. In ihm ist. Hab mich dagegen entscheiden, denn sein wir ehrlich: Wen interessiert’s? Rufs sagte kurz nach seinem Präsidentenantritt zu mir „Sollen sie mich hassen, solange sie mich fürchten.“ In gewisser Weise ist das dieselbe Situation. Soll er denken an wen er will, solange ich es bin, der ihn fickt. Ich taste nach dem Nachtisch neben dem Bett und öffne die Schublade – auf der Suche nach einem Kondom. Was bewahrt er denn alles darin auf? Ich finde wonach ich gesucht habe und merke wie ein zusammengefalteter Zettel aus der Schublade fällt, als ich meine Hand mit dem Kondom herausziehe. Ich dringe in ihn ein. Der Traum eines jeden Piloten: Tief in eine Wolke eindringen und in ihr versinken. Im Gegensatz zu Strife würd ich mich niemals so gehen lassen. Würde niemals soweit die Kontrolle verlieren, in eine Art Trance zu verfallen. Würde ihn niemals das tun lassen, was ich mit ihm tue. Würde niemandem jemals zeigen, dass ich solch eine Seite habe. In der ich mich in mir selbst verliere, einem kompletten Kontrollverlust unterliege und völlig wehr- und schutzlos bin. Der Macht eines anderen ausgeliefert. Obwohl ich sagen muss, dass er es tut, macht mich geil. Ich versinke in keine Trance, es ist mehr eine animalische Lust. Getrieben vom Instinkt. Selbstbeherrschung verlierend ohne dabei die Kontrolle über den Anderen einzubüßen. Ihn mitzuziehen, dass auch er alles fallen lässt und blind seinem Sextrieb folgt. Wir sind fertig. Ich rauche. Er hasst es. Wen interessiert’s? Ich wache auf. Nur noch ein Hauch von Sex liegt in der Luft. Er hat das Fenster geöffnet. Kann’s vielleicht nicht riechen. Will’s vielleicht nicht riechen. Er duscht. Ich suche nach meinen Kippen und meinem Feuerzeug. Nehme das Wasserglas, was schon gestern Nacht als improvisierter Aschenbecher herhalten musste. Das Papier hat sich vom Filter gelöst und gelöschte Glut schwimmt auf der Wasseroberfläche. Der verflogene Sexgeruch und die Reste der „Kippe danach“ erinnern mich daran, dass es auch für mich Zeit wird zu verschwinden. Gibt keinen Grund länger hier zu bleiben. Werde rauche, duschen und dann gehen. Ich nehme den ersten Zug an diesem Morgen. Ich schaue auf den Boden. Der zusammengefaltete Zettel. Ich asche ab und beuge mich hinunter, um ihn aufzuheben. Ich nehme einen weiteren Zug, lasse mich wieder tief in die Kissen sinken und öffne mit meiner linken Hand das kleine Stück Papier. Was du anpackst, klappt. Doch verlierst du etwas, was dir sehr teuer ist. Ich habe diesen Zettel noch nie gesehen und doch scheint mir irgendetwas daran bekannt. Ich nehme einen weiteren Zug. Geistesabwesend asche ich erneut ab, zu tief in meine Erinnerungen versunken. Zu sehr mit der Frage beschäftigt, was mir bekannt vorkommt. Die Sätze sind nicht von Hand geschrieben, sie sind gedruckt. Das Papier ist vergilbt. Billiges Papier. Die Tinte erst verwischt und dann verblasst. Billige Tinte. Der Zettel oben und unten gezackt – wie ein Kassenbeleg. Cait Sith. Ein Zettel aus der Wahrsagemaschine. Für Strife. Über die Cetra. Er hat ihn aufgehoben. Strife kommt aus dem Bad. Sieht mich rauchend im Bett liegen, den Zettel in der Hand. Ein weiterer Beweis seiner Schuld. Eine weitere Erinnerung an sein Versagen. Er kommt auf mich zu und nimmt mir den Zettel weg, faltet ihn zusammen und legt ihn wieder in die Schublade, welche er schließt. Ja, jetzt komm ich unmöglich mehr dran, Strife. „Du hast den Zettel von Cait Sith behalten? Der, der dir den Tod der Cetra angekündigt hat?“ Stille und aufsteigender Rauch erfüllen den Raum. „Wie du siehst.“ „Alter, du bist noch viel kaputter, als ich dachte. Wenn ich die zweite Schublade aufmache, find ich dann die Kombination für den Safe in der Shinra-Villa?“ „Witzig, Reno.“ Ich weiß. „Strife, ganz ehrlich, das ist nicht normal. Ich mein, so kaputt kannst doch nicht mal du sein.“ Ein letzter Zug bevor die Kippe im Wasserglas landet und die Glut mit einem Zischen erlischt. „Als würde es einen Unterschied für dich machen, Reno. Als würde es dich interessieren.“ Und er hat Recht. Es interessiert mich nicht. Kapitel 2: ----------- Wieder habe ich ihn mitgenommen. Ich sollte damit aufhören. Sollte, wollte aber nicht könnte. Das zwischen Reno und mir ist nicht einfach und doch wüsste ich nicht, welches Wort es besser beschreiben könnte als: einfach. Denn eigentlich ist es genau das. Für uns beide ist klar, dass es nicht um Liebe und Romantik geht. Nicht um Zweisamkeit oder nicht allein sein. Es geht um Befriedigung von Bedürfnissen, die lediglich unterschiedlich sind, wenn sie sich auch auf die gleiche Art befriedigen lassen. Uns beiden ist gleich, was der andere denkt oder will. Es interessiert mich schlichtweg einfach nicht. Nicht das es besonders schwierig wäre zu erraten, was Reno in mein Bett treibt. Natürlich ist es möglich, dass mehr dahinter steckt als bloße Geilheit. Aber würde es einen Unterschied für mich machen? Wäre der Sex anders? Im Gegenteil ihn wie mich würde es eher belasten. Wir haben keine Lust darüber nachzudenken, was der Andere warum fühlt. Er ist ein absoluter Kontrollfreak und genießt es zu sehen, wie er es schafft, dass ich meine verliere. Soll er. Es könnte mir kaum gleichgültiger sein. Sowohl seine Berührungen als auch seine Küsse bieten ein so breites Spektrum, das einen wahnsinnig machen kann. Ein ausgezeichneter Liebhaber – keine Frage. Er lässt seine Finger über mein Schlüsselbein fahren. Er grinst. Das tut er oft. Ich spüre es, wenn ich ihn küsse. Seine Hände fahren über meinen ganzen Körper, genauso wie meine über ihn. Es gibt nichts zu erforschen – dafür haben wir es schon zu oft gemacht. Ich spüre, wie er meinen Kopf zur Seite dreht und mich hinter dem Ohr küsst. Kein Knabbern am Ohrläppchen oder kleine sanfte Küsse aufs Ohr. Nein. Ein Kuss dahinter. Und da ist er, der Moment auf den ich warte. Der einzige Grund es mit ihm zu tun und nicht mit jemand anders. Ich gleite ab, hinab in eine Welt, in der alles so ist, wie es sein soll. In der nicht Reno mich berührt, sondern er. Ein weiterer feuchter Kuss an dieselbe Stelle. Kein Stöhnen, auch wenn’s mich anmacht. Eine leichte Bewegung des Kopfes – sowohl von dem Kuss weg, als genau in ihn hinein. Eine meiner Lieblingsstellen. Er hat sie nicht rausgefunden, er hat sie erst dazu gemacht. Er, der nicht mehr da ist. Er, der es hätte sein sollen. Er, der es jetzt und immer wieder mit mir tut. Und genau jetzt ist es soweit. Ich verliere die Kontrolle, obwohl ich nicht weiß, ob ich hier tatsächlich von einem Verlust sprechen kann. Denn es würde bedeuten, dass ich sie hätte behalten wollen und das war in meinem Plan niemals vorgesehen. Ich wollte, dass er mich genau dahin bringt. Genau auf diese Art. Und nur er kann es. Ich bin nicht mehr in Edge. Nicht mehr über dem siebten Himmel, nein, sondern darin – mit ihm. Er dreht mich auf den Bauch und ich bemerke, wie er im Nachttisch nach einem Kondom sucht. Obwohl „bemerken“ hier ein hartes Wort ist. Es ist mehr vergleichbar mit einem Geruch, der vom Wind aus weiter Entfernung her getragen wird. Und dann ist es soweit, ich spüre ihn in mir, spüre jede seiner Bewegungen und ich kann nicht anders, als mich völlig fallen zu lassen. Kann nur an ihn denken, nur ihn spüren und nur ihn wahrnehmen. Ich höre sein Stöhnen in meinem Ohr und kann spüren, wie sein Atem die feuchte Stelle, die sein Kuss hinter meinem Ohr hinterlassen hat, mit jedem erneuten Atemstoß trocknet. Nachdem wir beide auf unsere Kosten gekommen sind, rieche ich Rauch. Er gönnt es mir nicht. Nicht eine Sekunde länger darf ich in meiner Welt verweilen. Sofort muss mich Reno zurückholen und mich schmerzlich daran erinnern, dass er es ist, der neben mir liegt. Er weiß, wie sehr ich es hasse, dass er in meinem Zimmer raucht. Das er überhaupt in meiner Nähre raucht. Ich bin sicher, es könnte ihm nicht egaler sein. Ich drehe ihm den Rücken zu und versuche mit größter Anstrengung dahin zurückzukehren, wo mich Reno gerade heraus gerissen hat. Aber es funktioniert nicht. Hat es noch nie. Ich gebe ihm die Schuld. Als ich erwache, ist es noch dunkel draußen. Ein tiefer Atemzug, es riecht nach Sex. Ich rieche nach Sex. Noch einmal atme ich tief ein – welch ein wunderbarer Duft. Auch wenn ich – trotz der geschärften Makosinne – kaum mehr als Umrisse wahrnehmen kann, schließe ich die Augen und schmiege mich an den warmen Körper neben mir. Bereitwillig lässt er mich gewähren und lässt es zu. Er schläft noch und ich lausche seiner regelmäßgien Atmung. Lege meinen Kopf auf seine Brust. Die gleichmäßige Bewegung seines Oberkörpers lässt mich selbst wieder ein bisschen schläfrig werden. Der gleichmäßige, ruhige Schlag seines Herzens tut sein Übriges. Noch einmal atme ich tief unseren Geruch ein, doch nun kommt eine weitere Komponente mit hinzu: abgestandener Rauch. Und wieder wirft mich Reno aus meiner wundervollen Fantasie. Wie ich glaube mit Absicht. Ich stehe auf und öffne das Fenster, ich will diesen Gestank nicht riechen. Am Horizont sehe ich einen gelb-orangenen Streifen, welcher den Morgen ankündigt. Ich gehe duschen. Ich kehre ins Zimmer zurück. Schon im Bad konnte ich den Zigarettengestank wahrnehmen. Ich sehe Reno im Bett liegen, tief in den Kissen versunken. In der einen Hand seine Zigarette, in der Anderen einen Zettel, er selbst scheint tief in Gedanken versunken. Erst auf den zweiten Blick erkenne ich, welcher Zettel es ist. Was du anpackst, klappt. Doch verlierst du etwas, was dir sehr teuer ist. Diese Sätze haben sich nicht nur in mein Gedächtnis, sondern auch tief in meine Seele festgesetzt. Niemals könnte ich sie vergessen. Bei Gaia, ich wünschte ich könnte. Doch sie sind mit einem Messer in meine Haut geritzt. Sehr fein. Nicht sichtbar für menschliche Augen. Aber auf jedem Zentimeter meiner Haut vorhanden. Buchstabe für Buchstabe, geschrieben mit ihrem Blut. Ich nehme ihm den Zettel weg und lege ihn wieder in die Schublade. Ich höre ihn Witze darüber machen. Über mich. Meine Art an Dingen festzuhalten. Sie nicht loslassen zu können. Wie sollte er es verstehen? Er hatte noch nie etwas, was er verloren hat. Dazu müsste er erst etwas mehr lieben, als sich selbst. Von weit weg höre ich ihn sagen: „Strife, ganz ehrlich, das ist nicht normal. Ich mein, so kaputt kannst doch nicht mal du sein.“ Er stößt ein letztes Mal an diesem Morgen den Rauch aus und ich vernehme das Zischen als die Glut im Wasser erlischt. „Als würde es einen Unterschied für dich machen, Reno. Als würde es dich interessieren.“ Gaia sei Dank, tut es das nicht. Und selbst wenn es so wäre, würde es für mich keinen Unterschied machen. Denn wenn ich ehrlich bin: Es interessiert mich nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)