Das Glückliche Paar von angeljaehyo (ein Lächeln auf diesem Gesicht) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Plötzlich steht Loki vor seinem Bett im Stark Tower, einfach so. Vorgestern noch haben sie sich fast umgebracht und Thor konnte keine Emotion auf dem Gesicht seines Bruder sehen. Jetzt ist es voll davon. Gefühle. Emotionen. Der Mond war gestern voll geworden und nun scheint er durch die nicht ganz zugezogenen Vorhänge. (Thor macht sie nie wirklich zu; er würde damit Lokis Chance, ihn zu sehen, wenn dieser wollte, zunichte machen. Loki weiß nicht, dass Thor dies absichtlich macht und denkt, dass Thor immer noch Angst vor‘m Dunkeln hat, wie früher.) (Thor hatte nie Angst vor der Dunkelheit gehabt. Als sie noch in einem Zimmer schliefen, gerade einmal 109 und 101 Jahre alt, also noch nicht mal Schulalter, hatte Thor gemerkt, wie heftig Loki angefangen hatte zu zittern, als Mutter nach ihrem Gute-Nacht-Kuss das Zimmer zum ersten Mal völlig abgedunkelt hatte. Also tat er so, als ob er Angst vor‘m Dunkeln hätte, sodass sein kleiner Bruder dies nicht zugeben musste, und ließ von da an immer einen kleinen Spalt zwischen den Vorhängen offen.) (Niemand weiß besser als Thor, was es für Loki heißt, in der Dunkelheit zu leben. Er will Loki da herausziehen, er weiß aber nicht, wie. Also lässt er jeden Abend seine Vorhänge einen Spalt offen.) „Loki?“ Schlaftrunken dreht er sich zu der imposanten, goldgrünen Gestalt, die bleich wie der Winterhimmel über Jötunnheim am Fuße seines Bettes steht. Thor reibt sich den Schlaf aus seinen Augen. „Thor, ich muss dir etwas zeigen.“ Keine Aggression, kein Zittern. Er streckte seine Hand seinem großen Bruder entgegen, der aufstand, zu ihm herüberging und sie ergriff. __________ „Thor, ich muss dir etwas zeigen!“ Lachend schnappte sich Loki die Hand seines großen Bruders und zog diesen mit sich. Plötzlich waren sie nicht mehr in ihrem Zimmer, sondern draußen auf der Großen Wiese des Palasts von Asgard. Thor schluckte; er mochte es nicht, seinen Standort durch die Magie seines kleinen Bruders zu wechseln, es drehte ihm immer den Magen um. Er wurde ganz grün im Gesicht. „Sei nicht so ein Weichei!“, grinste sein kleiner Bruder und zog ihn damit mit demselben Spruch auf, den normalerweise Thor für Loki parat hatte. „Schau mal!“ Loki legte sich auf den Rücken ins Gras. Sein schwarzes Haar, das damals schon nicht kurz war, umspielte sein schmales, blasses Gesicht. Er hatte nichts an außer ein luftiges, weißes Hemd und seine Wildlederhosen; die Füße waren bar. Er sah aus wie aus einer anderen Welt, fand Thor. Wunderschön. Thor näherte sich langsam dem Mannesalter und dies waren die wenigen Jahre, in denen er sich wahrlich älter fühlte als sein noch recht kindlicher Bruder. In ein paar Jahren würde sich Loki in sich zurückziehen, mürrischer und bitterer werden. Als ob Thor dies schon wusste, beschwerte er sich nicht über die Magie, die ihm die Säure aus dem Magen trieb, sondern legte sich neben seinen so anderen Bruder. Er kostete jeden süßen Moment mit Loki aus, er bewahrte jedes Lachen und jedes Wort, das er sprach und hütete eifersüchtig die Wahrheit. Die Wahrheit, dass seine Liebe zu seinem Bruder leidenschaftlich-obsessive Züge annahm. Zu diesem zauberhaften Kind. Natürlich wollte Loki ihm die Sterne zeigen. Wie immer. Loki liebte sie und den Gedanken an fremde Welten. Silbern funkelten sie am Firmament und machten aus ihren Augen selbst Sterne. „Ich muss die ganze Zeit darüber nachdenken, wie gruselig es ist, dass in jeder der Neun Welten eine Kopie von uns herumläuft“, meine Loki nachdenklich. Thor drehte den Kopf zu ihm herüber. „Was?“ Er hatte keine Ahnung, was Loki da gesagt hatte, und zwar nicht nur, weil er von seinen grünen Augen und schmalen, lächelnden Lippen abgelenkt worden war. Loki lachte sein noch unbeschwertes Lachen. „Hast du heute nicht wenigstens ein bisschen zugehört?“, fragte er Thor mit einem missbilligenden Unterton. „Meister Reginald hat uns heute von der Teilung der Seelen erzählt. Dass auf jeder dieser Welten, die wir kennen, ein Seelenstück von uns präsent ist. Da wir so gut wie unsterblich sind, können wir unsere Kopien sogar mal sehen! In verschiedenen Zeiten werden wir in allen Neun Welten jeweils ein Mal geboren. Außer auf Jötunnheim“, fügte er leise hinzu. „Ist es nicht seltsam, dass Jötunnheim und Asgard sich in dieser Hinsicht wie eine Welt verhalten? Wir teilen keine Seelen.“ Thor hätte dies eher so interpretiert, dass sich die Jötunn und die Aesir so sehr hassen, dass sie nicht auf beiden Welten wandeln konnten, nicht, dass Jötunnheim und Asgard in dieser Beziehung dieselbe Welt waren. „Hmmm...“, war seine Antwort. Loki lachte wieder und drehte sich auf den Bauch, um seinen Bruder betrachten zu können. „Du bist mal wieder auf der Höhe deiner Eloquenz! Aber ich hab heute gesehen, wie Sif dir auf den Hinterkopf geschlagen hat. Das war der Schlag, der ihr den Sieg beim Training gebracht hat!“ Aufgebracht (und grinsend, schließlich kannte er dieses Spiel zu gut) stützte sich Thor auf seine Ellbogen, um seinem Bruder näher zu kommen. „Ich hab sie gewinnen lassen!“ „Jaa, natürlich“, antwortete Loki, nun selbst grinsend. „Hey, werd nicht frech!“ Plötzlich verschwand Loki und Thor spürte, wie ihm jemand in die Oberarme trat, sodass seine Stützen nachgaben und er mit dem Hinterkopf auf den Rasen aufprallte. „Und der nächste Schlag auf den Hinterkopf! Da allerdings eh nichts in deinem Kopf drin ist, ist es wohl nicht so schlimm“, gackerte die unsichtbare Stimme hinter ihm. Und so rannten die beiden Kinder (denn solange Loki ein Kind war, war auch Thor eines, da sein Herz in seines Bruders Seele wohnte) nachts über das Palastgelände, schreiend und lachend, Thor vergeblich versuchend, Loki einzufangen, und weckten damit den halben Palast auf. Sie wussten, was sie sich von Odin deswegen am nächsten Tag anhören dürfen würden, aber das war ihnen in der Nacht egal. Solange Thor bei Loki war, war Lokis Nacht nicht dunkel, und das war für Thor das einzige, was zählte. __________ Loki brachte sich und Thor auf einen Balkon. Das altbekannte Gefühl der Übelkeit, dass Thor schon viel zu lange nicht mehr gespürt hatte, überkam ihn wieder und er sah auf sich herab und bemerkte, dass er nur ein T-Shirt und seine Shorts anhatte; Sachen, die er von Steve bekommen hatte. Plötzlich fühlte sich seine Haut an, als ob eine Million Käfer darüberlaufen würden und er sah besorgt zu Loki. „Was machst du mit mir?“ „Keine Sorge, ich mache uns nur unsichtbar.“ Immer noch kein Sarkasmus, kein schneidender Unterton. Eher etwas wie... Verzweiflung? „Loki...“ Thor versuchte erst gar nicht, seinen immer noch wunderschönen, befremdlich anderen Bruder zu berühren. Doch plötzlich merkte er, dass Loki seine Hand immer noch festhielt und anscheinend nicht die Absicht hatte, loszulassen. „Was tun wir hier eigentlich?“ Loki ließ seine goldene Rüstung verschwinden und plötzlich wollte Thor nichts anderes als ein Lächeln auf diesem Gesicht sehen. Bitte. Nur eines. Ein kleines. Ein echtes. Das ihm zeigen würde, dass sein kleiner Bruder noch in diesem Körper wohnte. Dass es einen Weg zu Besserung gäbe. Dass Loki Thor immer noch so sehr liebte wie Loki Thor. __________ Als auch Loki das Mannesalter erreichte (und somit Thor zum Mann machte), kam es, wie es kommen musste (er machte Thor zum Mann). Doch trotz der Liebe, die die beiden gelernt hatten zu teilen, wuchsen Unmut und Eifersucht in Lokis Herz heran, das nie komplett in der Seele seines Bruders gewohnt hatte. Doch noch waren diese Gefühle eine kleine schwarze Knospe in seinem Herzen, die er noch nicht wissentlich wahrgenommen hatte. „Ich liebe dich“, sagte er eines Nachts, als Thors Kopf auf seiner Brust lag, um ihrer beiden simultanen Herzschläge zu lauschen. Er fühlte Thors Lächeln sich ausbreiten, als dieser verstand, dass Loki ihm es zum ersten mal auf diese Weise gestand. „Ich liebe dich auch. Und werde es für immer tun. Verlass dich drauf.“ Als er daraufhin seinen Kopf hob, um Loki anzublicken und dessen Lächeln sah, meinte er, er würde den Verstand verlieren. (Und es könnte sogar so gewesen sein, denn schließlich neigte Lokis Herz zum Wahnsinn und teilten sie sich nicht eines?) __________ Thors Griff um Lokis Hand wird fester. Loki sieht ihn an und nickt dann mit dem Kopf zum Fenster, das zu dem Balkon gehört, auf dem die beiden stehen. In der kleinen, schäbigen Wohnung sehen sie zwei junge Männer, die zusammen auf einer Couch sitzen. Der dunkelhaarige Mann - eigentlich noch ein Junge - hat sich auf dem Schoß des älteren eingerollt. Das Licht in der Wohnung ist aus, nur der Fernseher läuft, den die beiden mit leerem Blick ansehen. Es ist mehr als deutlich, dass sie sich überhaupt nicht auf den Film konzentrieren, sondern nur auf die Nähe des jeweils anderen. Eine große, karierte Decke ist um die beiden geschlungen und der etwas jüngere Mann hat seinen Kopf auf die breite Brust des älteren gebettet. Das Licht des Fernsehers macht den dunkelhaarigen Jungen noch blasser, als er sonst schon ist. Das Licht der Sterne macht Loki noch blasser, als er sonst schon ist. Das Licht des Fernsehers lässt das blonde Haar des Älteren aussehen wie goldene und silberne, zusammengesponnene Fäden aus Seide. Das Licht der Sterne lässt Thors Haar aussehen wie goldene und silberne, zusammengesponnene Fäden aus Seide. Was das schönste (schlimmste) an diesem Bild ist, ist, wie glücklich diese beiden Menschen aussehen, während sie nichts tun außer die Nähe des anderen zu genießen. Plötzlich sehen sich die Sterblichen an und lächeln, als ob es die Welt um sie herum nicht gäbe. Thor sieht hin und die Zeit bleibt stehen, als grüne und blaue Augen sich treffen (die in 60 Jahren im Grab verroten werden, was für eine Verschwendung). Er kennt dieses Gefühl und es treibt ihm die Tränen in die Augen, weil er weiß, dass er es mal gehabt hat. Und das er es verloren hat. „Es ist so unfair“, erklingt plötzlich Lokis Stimme neben ihm. „Ich habe sie beobachtet; sie sind nicht Brüder, weder adoptiert noch sonst irgendwie. Sie haben sich in der Schule kennengelernt. Zu Anfang mochten sie sich nicht besonders, doch dann... dann merkten sie anscheinend, dass sie zusammegehören.“ Thor traut sich nicht, Loki anzusehen. „Thor, sie sind so glücklich.“ Thor traut sich nicht, Loki anzusehen, weil er es nie ertragen konnte, seinen Bruder weinen zu sehen. Und weil Loki es nie ertragen konnte, seinen Bruder weinen zu sehen. „Thor, warum dürfen sie glücklich sein? Warum?“ Thor zittert, als er den Wahnsinn und die Eifersucht und die tiefste Traurigkeit, die er je gehört hat, in der Stimme seines Bruders hört. Er will ihn in den Arm nehmen, will ihm sagen, dass alles gut wird, doch er kann denn Gott der Lügen nicht anlügen. „Wenigstens... sind wir woanders glücklich.“ Seine eigene Stimme klingt für Thor so fern, und er hört denselben Wahnsinn, dieselbe Eifersucht und dieselbe Traurigkeit. Der blonde Sterbliche strich seinem Geliebten über die pechschwarzen Haare, und die Götter auf dem Balkon konnten die Worte der beiden von deren Lippen ablesen. „Ich liebe dich, Loki.“ „Ich liebe dich auch, Thor.“ Sie hielten sich an den Händen, während der Mond und die Sterne und die anderen acht Welten auf sie hinabschienen und so die Dunkelheit vertrieben, vor der Thor Loki so sehr beschützen will. Zumindest für diese Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)