Summer Ranch von Nao_Kirisaki ================================================================================ Kapitel 6: Bittersüße Überraschung ---------------------------------- Am nächsten Morgen stand der Langschläfer mit dem weißen Haar schon um 7 Uhr in der Frühe auf, denn er wollte Frühstücken, bevor es zum Reitunterricht ging. Noch duschte er genüsslich, ahnte nicht, was der heutige Tag für ihn bereit hielt. Summend spülte er sich die Haare aus und föhnte sie schnell an, flitzte anschließend hinunter in den Speisesaal. Dort angekommen hatte sich bereits eine kleine Schlange gebildet, wodurch er befürchtete zu spät zu kommen. Nervös hibbelte er hin und her, kam aber doch schnell genug an die Reihe. Eigentlich wollte er ein Marmeladenbrötchen und einen Pudding, kam jedoch nicht mehr dazu, dies zu bestellen. Augenblicklich wurde der Teller mit etwas anderem gefüllt, mit der Anmerkung, dass es die Anweisung des Chefs war. Ryou konnte sich denken wessen Anweisung das war, seufzte daraufhin, nahm es aber hin und setzte sich auf einen Platz. Anstatt des Marmeladenbrötchens hatte er nun einen Teller mit Vollkornbrot, fettarmen Käse, Gurkenscheiben, Tomatenvierteln und einem Obstsalat. Eigentlich wäre das ja nicht das schlimmste, doch war dieses ganze Grünzeug eher Malik's Ding als seines. Dennoch hatte er Hunger und keine Zeit Bakura darauf anzusprechen, weswegen er nun aß. Den Blonden traf er nicht im Speisesaal an, weswegen er beschloss ihn am Nachmittag mal aufzusuchen um etwas gemeinsam zu machen. Nach dem Frühstück machte er sich ein wenig gestärkter auf zum Reittraining. Bakura hatte bereits ein Pferd auf die Koppel gebracht, was ein wenig verwunderlich war. Allerdings klärte sich wenig später auch auf, wieso, denn dieser wollte etwas erklären. Demnach hatten sie heute nach dem Reitunterricht nicht gleich Schluss, sondern mussten die Tiere auch noch säubern, weswegen der Reitlehrer ihnen erklärte was genau sie zu tun hatten. Nach der Demonstration gingen sie wieder zu den Stallungen, wo Ryou sich das selbe Pferd wie beim letzten Mal holte. Inzwischen kannte er sich hier auch ein wenig aus, wusste, in welchen Boxen die Pferde für die Gäste waren. Wieder auf der Koppel, stieg er auf Kommando auf das Tier und anschließend wieder ab. Dies übten sie wie jeden Tag ein paar Male, damit auch nichts passieren konnte, wenn man auf- oder abstieg. Wenig später bildete er mit den anderen Reitgästen eine Reihe entlang der Außenbahn, wo sie versuchen sollten im Schritttempo hintereinander her zu reiten. Bei einigen klappte es wie von Natur aus, aber er zählte eher zu den nervöseren, weswegen er mal zu schnell und mal zu langsam war. Es brauchte wahrscheinlich noch eine Weile, bis er den Bogen raus hatte, was natürlich auch der Reitlehrer sah. Schon vor Ende der 2. Runde war er somit draußen, musste mit dem Pferd im Kreisinneren stehen bleiben und durfte nur noch zusehen. So trennte Bakura die Spreu vom Weizen, was ihn allerdings nicht so begeisterte. Deswegen beäugte er skeptisch, als dieser sich auf ein Pferd begab und die anderen in die Koppel nebenan verlagerte. Er selbst kehrte wieder zurück und wank daraufhin zuerst Ryou zu sich, was ihn nur noch nervöser machte. Mit zittrigen Beinen setzte er das Tier in Bewegung, was dadurch jedoch ein komplett falsches Signal erhielt und in eine Richtung weiter rechts lief. „Nein, stopp.“, zog der Reiter dadurch verzweifelt an den Zügeln. „Ryou. Absteigen, sofort!“, hörte er dann nur noch, wie der Reitlehrer einen Befehl erteilte. Augenblicklich schluckte Ryou, brachte das Pferd irgendwie zum Stehen und stieg wie verlangt ab. In dem Moment war er ein wenig enttäuscht von sich selbst, schaute gen Boden. So sah er nicht, dass der Reitlehrer ebenfalls abgestiegen war und auf ihn zu kam. Und dieser war alles andere als erfreut, schubste den Jungen vor sich ohne ein zögern auf den staubigen Boden, der perplex hoch sah. Eigentlich wollte Bakura doch netter zu ihm gewesen sein, also was war das nun. Das war alles andere als schön für ihn, doch hatte Bakura wirklich sein Wort gebrochen? Er hatte ihn nicht beleidigt, sondern ihn angegriffen und der Weißhaarige wusste nicht, wie er das nun werten sollte. „Kannst du jetzt ordentlich auf einem Pferd sitzen? Gott... Denkst du, du könntest dir ein bisschen mehr Mühe geben, Angsthase? Beiße ich oder warum zittern deine Beine wie Espenlaub?“, schüttelte Besagter mit dem Kopf. „Hopp, auf dein Pferd. Aber diesmal richtig.“ Wenig später stand Ryou auf, starrte seinen Gegenüber finster an. Für den Augenblick war dadurch seine Nervosität wie weggeblasen. Auch sein Reitlehrer bestieg wieder das Pferd, ließ seinen Schüler hinter sich. Eigentlich hatte er keine Zeit jedem Einzeln zu zeigen, wie man einem anderen Pferd folgte, aber immerhin hatten die Leute gezahlt, weswegen er versuchen musste auch ihnen das Reiten beizubringen. Als sich Ryou hinter ihm eingereiht hatte, ging Bakura im Schritttempo voran, gefolgt von ihm, der erneut dafür sorgte, dass ein anderes Pferd angeschoben wurde. „Ryou! Konzentriere dich und schließe die Beine nicht so fest. Lass es locker.“ ermahnte der sichtlich verzweifelte Reitlehrer. Dieser nahm sich den Rat jedoch zu Herzen und versuchte seine Beine etwas zu lockern, was letztlich auch klappte ohne den Kontakt ganz zu lösen. So musste er zwei ganze Runden hinter ihm her reiten, kam sich vor wie ein Vorführobjekt. Aber vielleicht war das Ganze auch nicht so schlimm dieses Mal, denn es verlief ja positiv. Wenig später durften die, die es geschafft hatten auch noch eine Runde mit den Anderen in der zweiten, kleineren Koppel drehen, bevor der Unterricht ums Reiten zu Ende war. In der Box kümmerte sich der Weißhaarige schließlich noch darum das Pferd zu bürsten, machte auch die Hufen sauber und legte sich fix und fertig draußen auf eine Bank. Dort schloss er die Augen, ließ für einen Moment die Sonne auf sein bleiches Gesicht scheinen, als diese von Schatten verdeckt wurde. Deswegen öffnete er die Augen und schaute in ein paar bekannte Augen, bekam einen Schrecken, sodass er von der Sitzmöglichkeit rutschte. „Autsch.“, rieb er sich den Po. „Na, du Faulenzer. Wenn du Zeit zum Ausruhen hast, solltest du lieber in die Pension und deine Joggingkleidung holen. Und sag jetzt nicht du kannst nicht mehr, denn du warst es, der es wollte. Meinen Tagesplan kann ich nicht nur nach dir richten, also los.“, forderte Bakura ihn auf. Seufzend erhob er sich, wusste ja, dass dieser insgeheim recht hatte. Sein Reitlehrer bemühte sich um ihn, konnte aber seinen Tagesplan wohl kaum danach ausrichten, wann er selbst Zeit und Lust hatte. Kurzerhand wischte er sich den Staub vom Po und ging schnellen Schrittes zurück in die Pension, wo er tatsächlich sowas wie Joggingkleidung hervorholte, auch wenn die eher zum Faulenzen gekauft worden war. Diese zog er an, rannte anschließend sofort wieder runter, wo er zuerst nach dem anderen Weißhaarigen suchte. Dieser kam ihm dann auf einem Pferd entgegen, was doch einen verdutzten Blick auslöste. Wieso dieser auf einem Pferd saß, wo sie doch laufen wollten, verstand er nicht wirklich, sah ihn verdutzt an. „Wir wollten doch laufen, wieso das Pferd?“, fragte der Jüngere nach, erntete ein Grinsen. „Niemand hat gesagt, dass 'wir' laufen. Ich muss nicht abnehmen, also bist du der Einzige der läuft. Los, setz dich in Bewegung.“, kommandierte Bakura. Seufzend, als hätte er es geahnt, setzte Ryou sich aber in Bewegung. Immerhin hatte er sich fest vorgenommen, hatte sich selbst versprochen es zu versuchen. So ging der Ältere mit ihm Richtung eines Wanderweges, wo Ryou weiter joggte. Dennoch blieb er von den Drängeleien seines Lehrers nicht verschont, der sein Pferd immer wieder dazu brachte ihn an zu stupsen. Allmählich ging es ihm auch tierisch auf den Geist, denn so hatte er sich das nicht vorgestellt. Sie hatten doch miteinander geredet, dass Bakura nicht mehr so auf ihm herum hacken wollte, fragte sich nun, was dies nun wieder sollte. Aber allmählich zerrte es auch an seinen Kräften, denn sie liefen und liefen und er war nicht gerade auf dem Höhepunkt. Dies verursachte ein leichtes Stechen in seiner Rippengegend, was ihn stoppen ließ. Doch daraufhin stupste die Schnauze des edln Tieres ihn nur noch mehr an, woraufhin er in den Dreck stürzte. „Hoffnungslos.“, kommentierte daraufhin Bakura und drehte mit dem Pferd einfach um. „Was? Du bist ein Mistkerl, weißt du das eigentlich? Hau doch ab, wenn du meinst.“, reichte es Ryou. Dieser hatte keine Lust sich so herum schubsen zu lassen, auch wenn er abnehmen wollte. Doch wenig später war der Reitlehrer verschwunden und er stand alleine da. Deswegen verschnaufte er kurz, dachte nicht daran nun wieder umzukehren. Diesen gefallen wollte er dem Anderen nicht tun, vor allen, da er vermutete, dass dieser nur wieder spottete. Wenig später lief er einfach weiter in die andere Richtung, joggte eben so weit er kam und fast eine dreiviertel Stunde, wie er nach dem Blick auf die Uhr feststellte. Da er allerdings so verärgert gewesen war, hatte er nicht auf den Weg geachtet, wusste nun nicht, wo er sich befand. Überrascht verloren sah er sich um, erschrak etwas um den Umstand. Wie er einfach ohne einen Plan der Gegend loslaufen konnte, wusste Ryou selbst nicht genau. Trotzdem hatte er ja nicht damit gerechnet so im Stich gelassen zu werden. Weit und breit war nichts weiter als Feldweg, weswegen er wohl weiter musste, bis er irgendwo einen belebteren Weg oder eine Straße fand. Solange er vor Sonnenuntergang zurück war, stellte das alles ja noch kein Problem dar. Kurzerhand nahm er die Beine in die Hand und ging in etwa die Richtung aus der er gekommen war. An einer Weggabelung konnte der Junge jedoch nur raten, entschied sich für den Weg, der nach links verlief. Letztlich brach die Dämmerung herein, als eine total erschöpfte Person am Strand auftauchte. Dort liefen bereits Vorbereitungen alles dicht zu machen, da heute hier nichts mehr laufen würde. Auch Bakura war fleißig bei der Arbeit, als er ein weißes Haarbüschel in den Sand fallen sah. Sofort lief er los, hatte schon den ganzen Tag nach dem Jungen gesucht und sich doch ein paar Gedanken gemacht. Dieser wusste inzwischen, wo er war, war aber für den Moment zu erschöpft um weiter zu laufen. Wenig später tauchte ein bekanntes Gesicht über ihm auf, aber er war keiner Mimik mehr fähig, schaute deswegen ohne ein Lächeln oder Verärgerung im Gesicht hoch. Es hatte länger gedauert als gedacht, aber er hatte sich eben mehrmals verlaufen, hatte nur dank einer alten Dame auf einem Fahrrad zurück gefunden. „Ich bin wieder da. Das war echt der Lauf meines Lebens. Gib mir das nächste Mal eine Karte, wenn du abhaust.“, äußerte sich Ryou nüchtern. Daraufhin schloss er die Augen und ließ sich den leicht kühlen Wind um die Ohren blasen. Dazu es lange zu genießen, kam er nicht, wurde wenig später hochgehoben, wogegen er protestierte. Bakura bezeichnete ihn als sein Paket und teilte mit, dass er 'es' zurück auf sein Zimmer bringen würde. Große Kraft sich zu wehren hatte der Jüngere zwar nicht, versuchte es aber dennoch. Es war ihm einfach peinlich, wusste einfach nicht, was sein Reitlehrer nun wieder damit bezweckte. Letztlich war er aber auf seinem Zimmer und wurde dort auf sein Bett fallen gelassen, wo er einen wütenden Blick des Anderen erntete. „Was fällt dir ein so spät zurück zu kommen?! Weißt du überhaupt, was wir für Probleme hätten, wenn dir etwas passiert wäre? Du bist so ein hoffnungsloser Fall.“, fing dieser an und schimpfte ihn aus. „Was?! Nun schiebst du 'mir' dir Schuld in die Schuhe? Wer hat mich denn sitzen lassen? Und wer hat mich mit seinem Pferd drangsaliert?! Ich hasse dich, du Lügner! Verschwinde!“, keifte Ryou zurück. Er begriff nicht, dass Bakura sich eigentlich etwas gesorgt hatte, auch wenn dieser es unter einem Vorwand verbarg. Diese Worte kränkten den sonst so gefassten Reitlehrer etwas, der aber auch hier nichts zeigte. Stattdessen blieb er ungewohnt ruhig, wand sich der Tür zu und ließ ihn alleine. Es hatte sich nichts geändert, wusste nicht einmal, ob es es je würde. Ryou wunderte sich etwas, hatte es doch nicht so erwartet. Irgendetwas wirkte befremdlich an diesem Abgang, hatte er doch mehr Gegenwehr erwartet. Zu erschöpft um dem Älteren nach zu spionieren, beließ er es aber erst einmal dabei. Sämtlicher seiner Gliedmaßen schmerzten vom langen Heimweg zurück in die Pension und... Wenn er ehrlich war, hätte er es nicht mal in die Pension geschafft, hätte Bakura ihn nicht den Rest des Weges getragen. Erst einmal ließ er sich ein Bad ein, musste gegen seine Muskelkrämpfe ankommen. So genoss er das heiße Bad und träumte langsam vor sich hin. Nachdem das Wasser kälter wurde, verließ er die Wanne aber wieder und zog sich etwas bequemes an. Mit einem Blick auf die Uhr erkannte er, dass es fast 21 Uhr war, haderte etwas mit sich selbst. Irgendwie, so fand er, musste er sich zumindest etwas erkenntlich zeigen für die Hilfe seines Reitlehrers. Andererseits war dieser ja Schuld, dass es überhaupt soweit gekommen war, wusste nun wirklich nicht, wie er sich da am besten verhalten sollte. Wenig später ging er erst einmal herunter zum Automaten, entdeckte dann doch etwas, was perfekt war. Dieses etwas versah er mit einer kleinen Schleife, hinterließ seinen Namen und ein Kurzes 'Sei das nächste mal netter. Danke.' als Widmung. Wenig später ging er dann hinüber zu dem Haus in dem die Mitarbeiter residierten, wusste nicht, was ihn dort erwarten würde. Nach einem Klingeln öffnete der Erwartete tatsächlich die Tür, sein Oberkörper war aber nicht bedeckt und auf seinem Kopf prunkte lose ein Handtuch. Diesen Anblick hatte Ryou nicht erwartet, schaute beschämt weg. Kurzerhand drückte er ihm das Präsent in die Hand, wollte daraufhin umdrehen und gehen, wurde aber festgehalten. Es erwirkte nun genau den falschen Eindruck, hatte er sich eigentlich nur erkenntlich zeigen wollen. Dazu abzuhauen kam er jetzt nicht mehr, wurde mit hinein gezogen und auf einen Stuhl platziert. Hier wartete er, bis sein Reitlehrer, der deutlich gut gebaut war, wieder mit einem übergestreiftem Shirt aus seinem Zimmer kam. Erleichtert atmete der Jüngere durch, fühlte, dass er wieder schauen konnte, ohne dass es peinlich wurde. Dieser hatte inzwischen den Zettel studiert und schmunzelte leicht. „Netter. Das könnte man von dir auch sagen. Wir haben uns beide nicht toll verhalten. Aber das mit der Schokolade war eine interessante Idee.“, öffnete er die Packung. „Davon verdienen wir beide etwas.“, brach er ein Stück hiervon ab. Dieses Mal wollte er eine Ausnahme für Ryou machen, der ja eigentlich abnehmen sollte. Sich selbst nahm er auch ein Stück, setzte sich ihm gegenüber und reichte dazu etwas Tee. Wenig später saßen sie schweigend beieinander, wechselten nicht ein Wort, waren aber auch nicht darauf aus zu streiten. Stattdessen tranken sie den Tee und aßen die Schokolade. Sie war wie ihre Worte... Zartbitter... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)