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A Life before...

Cherik AU
von

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Der Lauscher an der Wand....

Der Morgen danach - Erik Magnus Lehnsherr
 

Bevor wir nach draußen gegangen waren, hatte ich den Rest unserer Kleidung aufgehoben, die wir verteilt hatten. Das Schachbrett ließ ich, nachdem ich den Tisch mit meinem Taschentuch etwas gesäubert hatte, mit meinen Kräften wieder auf diesen wandern. Ich hatte sicherheitshalber über den Tisch gewischt auch wenn man nichts entdecken konnte.

Meine Sinne waren durch den Akt wie auch durch den Alkohol vernebelt, weshalb ich im ersten Moment nicht daran gedacht hatte, dass Charles Fähigkeiten von Nutzen sein könnten. Er erinnerte mich doch noch daran und verschaffte mir durch dessen Ausführung etwas mehr Sicherheit.

Mir ging es hier draußen schlechter, aber das war mir egal. Ich genoss die Zeit mit Charles und hoffte die angehaltenen Momente würden weiter so bestehen, denn ich hatte keine Ahnung wie sich das auf seinen Zustand auswirkte. Ich wollte mich grade zu ihm hinunter beugen und küssen, als er mir dann plötzlich ein Bein stellte und ich mich im nächsten Moment im Wasser wiederfand. Mir das Wasser aus den Augen blinzelnd, blickte ich ihn fragend und etwas säuerlich an. Was sollte denn das jetzt wieder?

„Bist du fertig mit deiner Rache?“, wollte ich dann wissen, blieb aber da sitzen wo ich war. Gab es mir doch etwas mehr Sicherheit, als wenn ich stand. Sonst wäre ich durch meine sturme Birne wohl selbst umgefallen. Ich war überrascht, dass Charles noch so einen klaren Kopf zu haben schien, dass er selbst die Zeit noch anhalten konnte. Forderte seine Fähigkeit doch ein hohes Maß an Konzentration. Wie konnte er diese in diesem Zustand noch aufrecht erhalten?

Ich rutschte etwas an den Hang des Flusses, damit ich mich zurücklehnen konnte. Eh ich dann Wasser in meine Hände schöpfte und mir dieses ins Gesicht spritzte, in der Hoffnung etwas klarer sehen und denken zu können. Morgen früh würde ich das bereuen, das wusste ich. Aber wenigstens brauchte ich keine Angst haben, dass wir uns erkälten könnten. Es war Sommer und schwül. Da war ein nächtlicher Sprung ins kühle Nass kein Problem.

Als ich das zweite Mal mit meinen Händen Wasser schöpfte, spritzte ich dies jedoch Charles ins Gesicht und grinste frech.

„Was du kannst kann ich schon lange.“, flötete ich.

"Solange wie ich Gefallen daran verspüre...", grinste er doch dann frech und blinzelte dann, als er eine Ladung Wasser ins Gesicht bekam.

Ich hob eine Augenbraue. Seine Antwort war durchaus frech und versprach noch lange solche Ereignisse. Als ich ihm dann Wasser ins Gesicht schleuderte, betrachtete ich mit Genugtuung wie er zurück schwankte und selbst ins Wasser fiel. Nun mir gegenüber sitzend, grinste ich frech.

„Unentschieden.“, meinte ich und strich mir die mittlerweile nassen Haare nach hinten. Als er dann zu mir krabbelte, war ich mir meiner sicher, dass er sich entschuldigen wollte, aber anstatt der süßen Worte die ich mir in meinen Gedanken ausgemalt hatte, bekam ich eine ganze Ladung Schlamm ins Gesicht.

Völlig bedröppelt saß ich nun da und wurde ausgelacht. Ich hegte jedoch keinen Grund dazu da mit einzustimmen. Starrte ihn nur mit regungsloser Mine an. War nur mir so zu Mute oder war ich der einzige der fand, dass es für heute genug war? Ich schob ihn also von mir, damit ich mir mein Gesicht waschen konnte.

„Schluss jetzt….genug für heute.“, meinte ich nun wieder weniger amüsiert und stand auf, mein Gesicht wieder sauber.

„Es war ein langer Tag und eine noch längere Nacht.“, argumentierte ich und kletterte den kleinen Hang hinauf um mir meine Kleider wieder anzuziehen.

„Du solltest auch langsam schlafen gehen, Charles.“, schlug ich vor während ich in meine Hose schlüpfte. Sicher er musste mich jetzt wieder dafür hassen, dass ich abzog, doch ich fand es war genug heute Nacht passiert. Morgen musste ich meinen Geschäften wieder nachgehen und brauchte nun den Schlaf. Hoffentlich war ich morgen nicht ganz so verkatert.

Mir mein Hemd überwerfend, lief ich nochmal zu ihm, legte meine Hand unter sein Kinn und gab ihm den letzten Kuss für heute.

„Wir sehen uns morgen früh.“, hauchte ich, eh ich ihm über die Wange streichelte und mich dann von ihm entfernte. Ich hoffte inständig, dass weder er noch ich mich an diese Nacht erinnern würde. Das wurde zu kompliziert……doch ändern konnte ich es nun nicht mehr. Müde und schwankend machte ich mich also auf den Weg zurück ins Haus, um mein Schlafgemach aufzusuchen.
 

Ich war beinahe sofort eingeschlafen, sobald ich mein Bett erreicht hatte. Zu angetrunken und erschöpft war ich vom Tag gewesen. Als wäre der erschütternde Bericht im Gericht nicht genug gewesen, war es dann sicher die Nacht die mich so ermüden lassen hatte.

Dem entsprechend wachte ich am nächsten Tag auch später auf. Als ich bereits Miss Fairfax herum wuseln hörte. Kaum hatte ich meine Augen aufgeschlagen, begannen hämmernde Kopfschmerzen. Stöhnend fasste ich mir an den Kopf und hoffte der Schmerz würde bald vergehen.

Wider meinem Wunsch von gestern Abend, wusste ich noch genau was ich getan hatte. Ich war wie ein Tier über Charles hergefallen und ließ ihn dann anschließend stehen. Beschämt über mein Verhalten drückte ich mir meine Hände auf Gesicht und beschimpfte mich des schlimmsten.

Nach einer Weile bemühte ich mich dann aufzustehen und suchte meinen gewohnten Tagesablauf. Nur dass ich diesen Morgen schon am Fuß der Treppe von Miss Fairfax begrüßt wurde.

„Guten Morgen Sir.“, meinte sie so fröhlich wie immer. Nicht überrascht, dass ich später aufgestanden war als gewöhnlich. Hatte sie sich sicherlich schon gedacht, dass mein Tag gestern ermüdend gewesen war. Glücklicherweise konnte ich nichts in ihrem Gesicht erkennen, was darauf schließen hätte können, dass sie uns gehört hätte.

„Guten Morgen.“, grüßte ich also etwas weniger gut gelaunt zurück, während ich mir meine Handschuhe zum Reiten überstreifte und mir die ältere Dame dann begann zu berichten, was heute anstand. Ich erhielt natürlich nun einige Briefe, seit meinem gestrigen Aufenthalt in London. Aber ich konnte diese auch noch auf später verschieben, da sie nicht wirklich dringlich waren.

Erst mal nahm ich mir mein Pferd aus dem Stall, der so leer war, ohne den guten Jonas und führte den schwarzen Wallach nach draußen. Charles konnte ich auch noch nirgends ausmachen. War aber froh darüber. Denn ihm jetzt zu begegnen, wäre mir wohl mehr als nur peinlich. Jetzt wo ich genau wusste, was ich getan hatte. Wie ich ihn mir einfach genommen hatte.

Ich schluckte hart bei dem Gedanken und beschloss sogleich den Tisch in der Bibliothek zu entsorgen, sobald ich wieder zurück war. Er war nur klein und doch hatte ich ihn mit meiner Untat so schrecklich beschmutzt. Außerdem könnte ich mich niemals mehr an diesen setzen ohne daran denken zu müssen wie ich mich aufgeführt hatte.

Nun fest im Sattel sitzend, gab ich Tornado die Sporen und sauste bereits vom Hof, über die weiten Felder meines Anwesens. Versuchte alles was gestern Nacht geschehen war zu vergessen. Doch wie konnte ich? So etwas würde man nicht so leicht vergessen.

Ich war grade im Wald angekommen, als mir die Worte des Anwalts gestern in den Sinn kamen. Und fast auf der Stelle wurde mir schlecht. Ich hatte mich grade schuldig gemacht. Hatte ich doch beschlossen mich zu fügen und davon abzusehen, mit ihm zusammen zu sein. Aber was tat ich? Ich hatte genau das Gegenteil gemacht. Hatte mich dagegen gestemmt. Nun musste ich mit der ständigen Angst leben erwischt zu werden, wenn ich mich diesem Mann nähern wollte. Ich beugte mich zur Seite und erbrach erneut. Wieso wurde mir nur dauernd so schlecht wenn ich an dieses bescheuerte Gesetz dachte?
 

~
 

Die Schattenseiten des Anfangs - Charles Francis Xavier
 

Traurig hatte ich ihn angeschaut, als er mich von sich gedrückt hatte und ich jetzt alleine im Wasser saß. Seine Worte ließen meinen Blick senken. Langsam schloss ich meine Augen. Was hatte ich denn erwartet... ?

Seufzend hatte ich zugesehen wie er aufgestanden war und seine Sachen holte, um gleich darauf wieder zu mir zu kommen. Er küsste mich, drehte sich um und verschwand ins Gebäude. Wieso hatte er mich nicht gefragt, ob ich ihn mit in sein Bett begleitet wollte? Nein das würde er nie fragen... Zu unsicher war es, dass uns welche erwischen konnten. Es würde eine harte Zeit für uns werden. Diese Geheimnistuerei... Wie lange könnte ich da mitmachen? Wie lange wollte ich da mitmachen?

Seufzend legte ich mich zurück ins Wasser und schaute nach oben, während ich die Zeit weiter drehen ließ.

Ja die Zeit...

Schmerzlich drückte ich meine Augen zu. Hatte sich nach dieser Nacht wirklich etwas zwischen uns geändert? Würde er sich gegenüber mir noch immer so reserviert verhalten, wenn andere in unserer Nähe waren? Ja das würde so sein.

Der Gedanke daran, ließ mich erschauern. Wütend setzte ich mich auf und schlug auf die Wasseroberfläche. Hatte er mir seine Liebe jetzt nur gestanden, weil er unter dem Einfluss von Alkohol stand? Was sollte ICH jetzt tun? Wie sollte ich mich gegenüber ihm verhalten...? Es würde sich ganz und gar nichts ändern...

Frustriert und wütend stand ich auf und tat es Erik gleich. Ich zog meine nasse Hose an, die ich noch schnell wusch und nahm mir meine anderen Sachen unter den Arm. Ohne Umschweife nahm ich den Eingang zur Küche. Hoffte ich doch innerlich, dass Erik nochmal zu mir kommen würde, um mich in sein Bett einzuladen. Es war ein Wunsch. Er würde mich wahrscheinlich gleich wieder hinaus scheuchen...

Augen reibend lief ich in mein Zimmer und ließ mich zum ersten Mal in mein Bett fallen. Hatte ich bisher doch nie darin geschlafen, doch ich war zu müde und zu angetrunken, um mir über mein Schlafplatz Gedanken zu machen. Meine Gedanken huschten immer wieder in die Bibliothek.

Erst jetzt merkte ich , wie peinlich doch alles gewesen war. Wie ich mich verhalten hatte, wie ich mich ihm hingegeben hatte und doch würde sich nichts ändern. Es war bestimmt nur einmalig gewesen, auch wenn er gesagt hatte an meiner Ausdauer würden wir noch üben. Ich bezweifelte es.

Auch wenn niemand da war vergrub ich bei diesem Gedanken mein Gesicht in meinem Kissen. Wie konnte ich ihm nur wieder in die Augen schauen? Wahrscheinlich gar nicht.

Ich war glücklich, doch besorgt, traurig und mir wurde schmerzlich bewusst, was eigentlich passiert war. Ich schniefte... spürte erst jetzt meine Tränen. Wieso weinte ich denn? Sollte ich nicht lachen...? Erfreut darüber sein, dass er mich liebte...? Doch welchen Preis mussten wir zahlen? Welchen Preis musste ich zahlen...? Wie oft würde ich durch seine Prinzipien verletzt werden?

Ich wusste nicht wie lange ich noch wach war, doch irgendwann schlief ich schließlich ein. Die Gedanken bei dem Mann den ich liebte.

Mit hämmernden Kopf wachte ich am nächsten Morgen mürrisch auf. Meine Augen waren etwas zugeklebt, was mir sagte dass ich mich gestern Abend wieder einmal in den Schlaf geweint hatte. Ich sollte dringend nicht mehr weinen. Es brachte nichts und den Tag danach war es einfach nur lästig. Ich konnte mir jetzt schon vorstellen, dass sie wieder rot waren. Bestimmt nicht so stark, aber doch leicht gerötet.

Seufzend setzte ich mich auf und hörte einige der Bediensteten schon herumhantieren. Ich musste meine Arbeit erledigen, dachte ich mir und stand auf. Wollte ich doch erst mal nicht an die letzte Nacht denken.

Es war aber nicht zu vermeiden, den der Schmerz der sich ergab, als ich aufstand ließ mich heftig zusammen zucken. Super... Meine Gedanken fielen sofort zurück, dachte ich sofort an die Bibliothek. Mir wurde warm und die Röte stieg mir ins Gesicht. Das konnte ja jetzt super werden...

Langsam und jetzt bedacht stellte ich mich hin und zog mir soweit neue Sachen an, um mich waschen zu gehen. Im Waschraum traf ich wie immer niemanden an, ein Blick auf der Uhr sagte mir auch das ich nicht lange geschlafen hatte. Seufzend wusch ich mir mein Gesicht und schaute in den Spiegel. Nur leicht rot. Mir tat mein Kopf weh und dann auch noch mein Hintern, wie ich es doch alles verfluchte und doch wollte ich von gestern nichts vergessen. Erik mit Sicherheit schon..... Ob er mich jetzt noch sehen wollte? Auch wenn er meinte, dass er mich liebte, würde er niemals soweit gehen. Nicht in der Gesellschaft.

Ich verstand ihn. Ich war ein Bediensteter und dann auch noch ein Mann. Traurig schaute ich mich an. Hätte er mich auch geliebt, wenn ich ein Frau gewesen wäre? Nein, daran sollte ich nicht einmal denken. Ich werde mich nicht für ihn verändern, nur damit er zufrieden mit seinem Gewissen war.

Seufzend fuhr ich mir durchs kürzere Haar und lief wie gewohnt in die Küche. Besorgt musterte mich der Koch abermals und deutete nur auf den Korn.

"Es tut mir Leid. Ich brauchte gestern etwas.", sagte ich entschuldigend. Er nickte vielsagend.

"So erging es mir auch Junge...", sagte er bekümmert und reichte mir meine Stullen mit denen ich dann nach draußen flüchtete. Ja ihm erging es auch so, doch wir hatten verschiedene Gründe. Beim ihm war es der Krieg. Bei mir die verdammte Liebe. Die höchstwahrscheinlich schon beendet war, eher sie überhaupt richtig begonnen hatte.

Bekümmert aß ich meine Stulle, besorgte mir meine Schubkarre und begann die Beete vor dem Haus zu bearbeiten. Diese hatte ich bis jetzt noch nicht gemacht.

Mein Weg führte mich an der Brücke vorbei, zwang mich nicht an die Erinnerung unter dieser zu denken und ließ die Karre einfach laut auf den Boden fallen. Wie konnte ich es nur vergessen? Ich konnte Erik nicht vergessen. Doch wie war es anders herum?

Kurz schaute ich auf, als ich ein Schnauben hörte und erblickte Erik auf Tornado wie er auf die Brücke zuritt. Sehnsucht ergriff mich. Sein Geruch, seine Stimme, seine Berührungen...

Ich senkte meinen Blick und widmete mich meinen Beeten. Sollte er doch nicht bemerken, wie ich ihn angesehen hatte. Ich schloss kurz meine Augen. Zählte wieder langsam und begann dann mit meiner Arbeit. Der Schmerz im Kopf, Hintern und in meiner Brust blieb.
 

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Unerwünschter Gast - Erik Magnus Lehnsherr
 

Ich fühlte mich elend. Der Kater von gestern, das eklige Gefühl im Magen und der widerliche Geschmack im Mund. Ich musste aussehen wie ausgespuck. Aber das war mir nun gleich. Ich musste ja auch irgendwie mit allem erst zurechtkommen.

Alles war so schnell geschehen. Immer wieder nahm ich mir vor, mich nun anständig zu benehmen, doch ich konnte es einfach nicht. Edelmann hin oder her, ich liebte Charles. Und daran würde sich nichts ändern. Doch um sowohl ihm als auch mir die lebenslange Haft zu ersparen, musste ich etwas unternehmen. Wir müssten unsere Liebe entweder aufgeben oder Vorsicht walten lassen. Ich vertraute jedem hier auf meinem Anwesen, doch etwas Argwohn beschlich mich trotzdem. Was wenn sie Briefe schrieben? Oder Gerüchte verbreiteten wenn sie auf dem Markt einkaufen gehen würden? Ich wusste doch wie die Angestellten redeten. Wie sie alle behaupten in meinem Haus würde es spuken. Genau wie dieses Gerücht würde irgendwann auch das andere die Runde machen, wenn wir nicht aufpassten oder diesen einfach ein Ende setzten. Doch wieso schmerzte mir alles wenn ich nur daran dachte ihn aufzugeben? Jetzt wo ich ihn doch endlich bei mir hatte. Gedacht hatte ihn nie mehr wiedersehen zu können.

Wenn ich jetzt so zurückdachte an unseren ersten Kuss, dann wurde mir sofort wieder übel angesichts des Kontrollverlustes und der Unvorsichtigkeit, gesehen zu werden. Falls…..sie uns irgendwann erwischen würden…..würde ich dafür grade stehen. Doch…..mir kam ein Einfall. Falls es denn soweit jemals kommen sollte, hatten wir Charles Fähigkeiten im Gepäck und als unseren Vorteil.

Er hatte mir erzählt, dass er Hennrics dazu gebracht hatte sich in die Beine zu stechen. Was wenn er auch anderes aufzwingen konnte? Andere Gedanken? Das wäre unsere Rettung und meine Absicherung.

Nun von diesem Gedanken beflügelt, gab ich Tornado die Sporen und ritt zurück, nachdem ich mich so lange im Wald aufgehalten hatte. Als ich die Brücke erreichte, erkannte ich ihn schon bei den Beeten. Ich setzte ein Lächeln auf, wollte ihn sofort begrüßen und ihn bitten mir zu folgen, damit wir dies besprechen konnten.

Doch ich wurde schier abgelenkt von einer, sich meinem Anwesen nähernden Kutsche. Ich legte meine Stirn in Falten, da ich keinen Besuch erwartete. Eilig ritt ich auf den Hof und stieg ab.

„Miss Fairfax!“, schrie ich die ältere Dame herbei, die auch gleich angeeilt kam.

„Sir?“

„Wir erwarten doch keinen Besuch?“, fragte ich sie und deutete auf die Kutsche die schon über die Brücke gerollt kam.

„Nicht dass ich wüsste Sir.“

Nun Anna meinen Wallach übergebend, zog ich mir die Handschuhe aus und blieb gleich auf dem Hof stehen um die Leute zu begrüßen die ihren Weg hier her fanden. Die Kutsche kam schließlich an und sofort erkannte ich den Kutscher, der vom Vierrädner sprang um die Tür zu öffnen.

„Auch das noch.“, dachte ich mir genervt.

Die Tür schwang auf und der hässliche Kopf (eigentlich wäre sie ziemlich hübsch, wenn sie nicht so eine Schlage wäre) meiner Tante kam zum Vorschein. Dicht gefolgt von dem Blondschopf meiner Cousine Raven. Kaum hatte sie den Boden berührt begann sie überschwänglich zu brüllen.

„Erik, Darling!“ Angewidert verzog ich mein Gesicht und hob eine Augenbraue. Letztes Mal hatte sie mich angeknurrt und versucht mich in der Gesellschaft bloßzustellen und jetzt sprach sie mich mit `Darling` an. Das ließ in mir ein ungutes Gefühl aufkommen.

Überschwänglich wie sie war, fiel sie mir um den Hals und gab mir Begrüßungsküsse, die ich natürlich niemals erwiderte, sondern neben ihrem Gesicht nur zu Raven blickte. Diese seufzte und zuckte nur mit den Schultern.

„äh….“, kam es nur von mir, während die Braunhaarige ihren Wortschwall begann.

„Oh ich dachte ich würde dich nie mehr sehen mein Junge.“, kam es gekünstelt von ihr.

Natürlich….sie war doch enttäuscht dass ich noch lebte. Wäre ich gestorben, dachte sie, würde sie das Erbe erhalten. Dass es natürlich ganz anders aussah, wusste sie nicht. Seit ich bemerkt hatte, dass sie sich auf mein geerbtes Geld stürzen wollte, hatte ich ein Testament verfasst, damit ich abgesichert war, wenn ich sterben sollte und nicht alles Geld in die gierigen Hände meiner Tante geriet. Sie konnte ja nicht ahnen, dass ich in meinen jungen Jahren schon ein Testament verfasst hatte. Das machten die meisten Edelmänner erst dann, wenn sie spürten, dass es mit ihnen zu Ende ging.

Meinen Nachlass hatte ich so beschrieben, dass dieser gerecht allen Arbeitern meines Hauses zugeteilt werden würde, wie auch das Haus selbst.

Niemand würde es bekommen. Am allerwenigsten sie. Außer sie hatte ich keine lebenden Verwandten mehr. Raven hatte ich selbstverständlich auch mit einbezogen, doch fiel ihr Anteil nicht so groß aus, wie der der Arbeiter.

Dem Geplapper meiner Tante lauschend, begrüßte ich nun Raven. Doch war nicht ich der, der sie unterbrach. Sondern Charles.

Es schepperte heftig, als ihm die Schubkarre umfiel. Damit brachte er meine Tante sofort zum Schweigen. Und ich sah wie sie blass und gleichzeitig rot im Gesicht wurde. Wütend und wohl ebenso überrascht ihn lebendig zu sehen wie auch mich. Charles hatte seinen Blick gesenkt und ging einfach weiter.

Die lange Pause ausnutzend, kam nun ich endlich zu Wort.

„Was tut ihr hier?“, wollte ich wissen.

„Ich hatte euch noch nicht hergebeten.“

In ihren Briefen die seit meiner Ankunft hier eingetrudelt waren, fragte sie immer wieder wann sie denn zu mir fahren dürfte. Ich hatte bisher noch keinen ihrer Briefe beantwortet.

„Mein Lieber Junge, das fragst du noch? Du hast nicht geantwortet, da habe ich mir doch selbstverständlich Sorgen gemacht! Und wollte sehen ob deine Rückkehr nicht doch nur ein blödes Gerücht ist.“

Tja zu ihrem Nachteil hatte sich dieses Gerücht eben bewahrheitet. Hörbar laut stieß ich einen Seufzer aus.

„Nun denn…..kommt rein.“, gab ich schließlich nach und bat sie hinein. Ich sagte Miss Fairfax, dass sie doch bitte Tee aufsetzen sollte.

Während die Damen das Haus betraten, sah ich mich kurz zu Charles um. Und versuchte ihm nicht wehmütig hinterher zu sehen. Mussten wir unser Gespräch eben wieder etwas vertagen. Mein Blick fiel dann auf die Kutsche, mit der sie angereist waren. Glücklicherweise konnte ich keine Koffer entdecken, was mir sagte, dass sie nur heute zu Besuch erschienen waren. Ein Lichtblick. Dann musste ich sie nicht so lange ertragen.
 

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Hintergedanken - Charles Francis Xavier
 

Ich hörte wie Erik die Brücke passierte, genauso hörte ich das klappern anderer Pferdehufe und schaute irritiert auf, als ich eine Kutsche erblickte, die sich dem Anwesen näherten. Verwundert hob ich meine Augenbrauen und lief, ohne dass mich jemand bemerkte, schnell in die Ställe. Die schmalen Fenster dort waren etwas höher und so auch nicht so leicht sichtbar für die Personen die im Hof ankamen. Sie waren etwas verdreckt und doch konnte man gut durch sie hindurchschauen. Wollte ich doch wissen, wer Erik besuchte.

Ich erblickte Anna, die Erik das Pferd abnahm und in die Stallungen gelaufen kam. Ich schaute sie an und lächelte dann sanft, als sie mich ebenfalls sah.

"Man ist also neugierig...", sagte sie schmunzelnd und war froh darüber mit mir sprechen zu können. Ich erkannte, dass sie immer noch weinte. Innerlich, aber auch des Nachts. Sah ich es doch in ihren Gedanken. Dieser Schmerz würde sie einige Zeit noch begleiten.

"Wieso auch nicht.", grinste ich zurück und hielt mir kurz meinen Kopf. Ich durfte nicht mehr so viel trinken. Mein Kopf schwirrte noch immer und das Pochen wollte nicht vergehen.

Ich hörte wie sie Tornado los ließ und neben mir zum Fenster trat. Ich selbst musste erst auf eine Kiste steigen um hinaus zuschauen. Sie tat es mir gleich und wir beide beobachten schließlich die Kutsche.

Ich erstarrte jedoch augenblicklich, als ich die Frau erkannte die aus der Kutsche trat. Gefolgt von Lady Raven. Es hätte echt nicht noch schlimmer kommen können. Wieso musste diese Frau auch immer dann auftauchen, wenn es absolut nicht passte? Erst recht weil sie immer versuchte Erik zu verheiraten, doch er war jetzt mein Geliebter und keine andere Frau sollte ihn haben. Oh nein, ich klang schon selbst wie eine dieser Frauen!

Ich spürte den Blick von Anna auf mir ruhen, die mich besorgt musterte und schaute sie dann ebenfalls an. Sie hatte meine Reaktion bemerkt. Höchstwahrscheinlich ist aus meinem Gesicht all meine Farbe entwichen. Es war nur verständlich, dass sie mich jetzt so anschaute. Ich hasste diese Frau und verbergen konnte ich das nur sehr schwer.

"Entschuldige, aber die Frau macht mir echt Angst, nachdem unser Herr und ich sie etwas aufs Korn genommen haben.", sagte ich entschuldigend und schaute wieder zur Kutsche. Wie sie ihn auch noch begrüßte, ließ mich schon erschauern, irgendwas stimmte da nicht.

Ich hörte Anna kichern.

"Verständlich. Man hatte gehört wie ihr sie bloßgestellt habt. Es war für uns die reinste Freude.", sprach sie und tat es mir gleich.

Ja doch, sie hoffte dass ich im Krieg gefallen war. Diesen Satz sprach ich nicht laut aus, zu sehr würde er Anna an Jonas erinnern und das wollte ich nicht. Ihr nicht noch mehr Schmerzen bereiten. Ich war sehr froh darüber, dass sie begann mit mir zu lachen. Es tat ihr gut und mir auch.

Ich konzentrierte mich kurz und schaute zu Miss Lehnsherr, um ihre Gedanken zu ertasten. Unauffällig legte ich meine Finger an meine Schläfe, um mich besser zu konzentrieren. Der erste Gedanke der mir entgegenkam, war die Abscheu gegenüber Erik.

Es überraschte mich nicht... Hatte sie doch gehofft, dass er im Krieg gefallen war. Ich grinste als ich einen weiteren Gedanken auffing. Sie hoffte, dass auch ich tot sei. Sie würde überrascht sein.

Doch der nächste Gedanke den ich empfing, ließ mich in meinem Tun inne halten. Das hatte sie nicht wirklich gewagt oder hatte ich etwa nicht mit bekommen? Nein das hatte sie sich nur ausgedacht, sah ich doch ihre wahren Absichten.

Wieso erzählte sie herum, dass sich Erik mit Lady Raven verlobt hatte?!

Wütend stieß ich mich vom Fenster ab und lächelte Anna kurz an.

"Na mal sehen wie sie reagiert, wenn sie mich sieht.", kicherte ich jetzt auch und lief schnell zu meiner Karre zurück. Machte mich mit Absicht etwas dreckiger und schritt in den Hof hinein, vorbei an der Kutsche. Es war eigentlich nicht mein Weg und doch nahm ich diesen. Ich stolperte rein Zufällig, sodass die Karre scheppernd umfiel. Natürlich hatte ich das mit Absicht gemacht, damit mich seine Tante auch wirklich mitbekam. Ich grinste, hatte aber meinen Kopf gesenkt, stellte die Karre wieder hin und lief weiter. Das tat gut, diese Genugtuung...

Zufrieden schlenderte ich zum zweiten Ausgang des Hofes und lief eigentlich nur einen Kreis, um dann wieder zu meinen Beeten zu gelangen. Ich hatte leider nur einen kurzen Blick auf seine Tante erhaschen können, doch was ich sah war vollkommen in Ordnung.

Ihr Gesicht spiegelten ihre Gedanken nur wieder. Innerlich hatte sie begonnen mich zu verfluchen, wünschte mich auf der Stelle tot. Ein Lachen hatte ich mir nicht verkneifen können.

Jetzt auch wieder etwas positiver gestimmt, summte ich vor mir her und bearbeitete das Beet. Mir fiel erst später auf, dass es das Lied von Erik war, dass ich am Fenster auf dem Dachboden vernommen hatte. Schon mein Unterbewusstsein dachte die ganze Zeit nur an diesen Mann.

Leicht murrend wischte ich mir den Schweiß von der Stirn, brachte nach getaner Arbeit mein Karre weg und trat ins kühle Haus. Es war jetzt schon wieder so heiß, dass ich am liebsten in den Bach gesprungen wäre. Das Haus war glücklicherweise durch sein Gemäuer sehr kühl und das tat sehr gut.

Ich blieb kurz stehen und atmete tief durch. Genoss es und schaute dann zu meiner Rechten. Sie waren bestimmt im Salon, dachte ich mir und grinste frech.

Langsam trat ich nach rechts und steuerte diesen an. Schnell wischte ich mir mit meinem Hemd den Dreck aus meinem Gesicht und lief an die Tür heran. Versuchte etwas zu lauschen, doch konnte ich leider kaum etwas verstehen. Das einzige was ich vernehmen konnte, war der Geruch von Eriks Zigarette. Es war für mich ein leichtes die Gedanken zu lesen und das Thema heraus zu finden, was sie dort drinnen besprachen. Ich hielt mich dennoch zurück. Meine Manieren vergaß ich nicht.

Die Zigarette brauchte Erik anscheinend dringend. Etwas was seine Nerven runter schraubte.

Immer noch fies grinsend, lehnte ich mich dann an die Wand neben der Tür und begann Erik einige Bilder von unserer gemeinsamen Nacht zu schicken. Sollte er mal sehen wir er mit der Ablenkung fertig werden würde.

Die Projektionen zeigten ihn wie ich unter ihm auf dem Tisch lag, seinen Namen flüsterte und stöhnte. Es war nur eine gerechte Strafe dafür, dass er mich hatte im Wasser sitzen lassen. Wie er es doch schon oft getan hatte. Ich mochte es ihn zu necken und zu zeigen, dass ich mich auch gut wehren konnte.
 

~
 

Neckische Projektionen - Erik Magnus Lehnsherr
 

Ich führte die Ladys also in den Salon, wo wir uns die meiste Zeit aufhielten, wenn es Tee gab oder jemand zu Besuch antrat. Der Gastgeber wie ich war, ließ ich die beiden Platz nehmen, während ich mich zuletzt in meinen Sessel setzte. Ich zündete mir sofort eine Zigarette an, um wenigstens etwas Ruhe zu finden. Ich brauchte diese Frau bloß anzusehen und wurde schon wütend. Es stimmte eindeutig etwas nicht. So wie sie gespielt freundlich tat, als wären die letzten beiden Begegnungen nie so ausgefallen, wie sie es getan hatten.

Lässig überschlug ich meine Beine, während uns Miss Fairfax bewirtete.

„Es muss sicher schrecklich im Krieg gewesen sein. Wieso bist du fort? Das stand nicht in deinen Pflichten.“, meinte sie sogleich. Ich zuckte mit den Schultern und zog genüsslich an meiner Zigarette.

„Ich wollte mich nützlich machen. Ohne mich wären die armen Hunde einer nach dem anderen abgeschlachtet worden wie Vieh.“

Raven begann sich neben mir zu schütteln, als ich dann genauer von den Einsätzen sprach, nachdem mich meine Tante dazu aufgefordert hatte. Nach einer Weile beschloss ich für etwas Unterhaltung zu sorgen und setzte mich ans Klavier. Sofort kam Raven dazu und setzte sich neben mich.

„Ich hab etwas neues komponiert.“, informierte ich die Blondine, die für mich wie eine Schwester war.

„Wirklich? Kann ich es hören?“

Ich schmunzelte und begann dann zu spielen. Neugierig starrte sie auf meine Finger und versuchte sich die Noten einzubläuen. Jetzt da ich wieder auf dem Klavier meines Vaters spielte, hoffte ich der Restaurator würde bald kommen, wie ich es verlangt hatte.

Ich war mitten im Spiel als mir dann plötzlich Bilder vor meinem inneren Auge aufflammten. So deutlich als würde sie mir jemand auf einem Foto zeigen. Sofort verlor ich meine Konzentration und spielte total falsche Töne. Meine Tante drehte sich mit verzogenem Gesicht zu mir um.

„Was war denn das?“, wollte sie wissen.

Auch Raven sah mich nun besorgt an. Ich versuchte mit aller Kraft mich nicht auf diese Bilder zu konzentrieren.

„Entschuldigung. Ich habe heute nur starke Kopfschmerzen. Raven willst nicht lieber du…..hm….weiterspielen?“, bat ich sie nun und versuchte die Bilder zu verdrängen, die mich um einiges ablenkten.

„Na…schön….“, sagte diese etwas zögernd. Bis ich dann bemerkte, dass ich grade jemand anderem erlaubte auf dem Klavier meines Vaters zu spielen. Eh sie ihre Hände ansetzen konnte, schlug ich die Klappe zu.

„Nein!“, kam es nun lauter von mir.

„Um Himmels Willen, Erik was ist mit dir los?“, nörgelte meine Tante auch schon und blickte mich entgeistert an. Mit einem Lächeln überspielte ich meine Nervosität.

„Ich hab vergessen, dass man nicht lange auf dem Klavier spielen kann…..es wird demnächst repariert.“

„Aber du hast doch grade….“, versuchte mich Raven darauf hinzuweisen.

„Ja! Aber das war schon zu viel für heute.“, stammelte ich, immer noch Charles vor meinem inneren Auge sich windend.

Weißt du eigentlich, dass deine Tante das Gerücht in Umlauf gebracht hat, das du dich mit Lady Raven verlobt hast? , kicherte er dann amüsiert in meinen Gedanken.

Er beugte sich erneut zu ihm herunter und ließ seine Lippen über seine Wange, sein Kinn seinen Hals gleiten. Er keuchte auf und er erstickte sein leises Keuchen mit einem leidenschaftlichen Kuss, indem er seine Zunge zwischen seinen geöffneten Lippen schob. Er streichelte die Wölbung seines bloßen Rückens, seine Finger streiften sanft seine Wirbelsäule. , sprach er die Wörter aus meinem Buch nach.

Enttäuscht und Verwirrt blickte mich Raven an, blieb aber am Klavier sitzen, während ich mich lieber auf den Beinen hielt, damit ich hin und her gehen konnte. Zum Sitzen war ich grade viel zu aufgewühlt.

Ich zündete nervös eine weitere Zigarette an und hoffte, dass diese mich wieder beruhigen konnte. Meine Tante wand sich lieber dem Teegebäck zu, während Raven begann von ihren Studien zu erzählen. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Als mich dann auch noch Charles mit seinen Gedanken erreichte, zuckte ich zusammen.

Was faselst du da? Hör gefälligst auf damit! , fuhr ich ihn an.

Das war ja wohl die Höhe. Er wollte meine Maske zum Bröckeln bringen, das hatte ich schon verstanden. Doch wozu? Wollte er mich dermaßen bloßstellen?

„Was machen die Geschäfte, Darling?“, fragte mich nun wieder meine Tante und riss mich aus dem Gespräch mit Charles.

„Hm?“, fragte ich nach, da ich kaum zugehört hatte.

„Die Geschäfte. Wie laufen sie?“

„Oh, gut gut….ja.“, antwortete ich ihr und zog eiligst an meiner Zigarette. Während erneut Bilder von gestern Nacht auftauchten. Überrascht keuchte ich auf. Was die beiden Damen wieder verdutzt Aufblicken ließ.

„Erik, was ist mit dir?“, fragte Raven und stand langsam auf.

„Wirklich du benimmst dich äußerst sonderbar.“, entgegnete auch meine Tante und musterte mich prüfend.

„Nichts. Ich fühle mich gut.“, winkte ich ab.

„Aber du schwitzt ja ganz fürchterlich.“, beharrte Raven drauf und trat näher.

Um Gottes Willen! Sie durfte nicht näher kommen. Sonst würde sie womöglich noch erkennen wie aufgewühlt ich war.

„Mir geht es gut Raven, wirklich!“, meinte ich und trat einen Schritt zurück, während ich Charles in Gedanken verfluchte.

Hör sofort auf damit! , fuhr ich ihn nun zornig an.

„Aber…“, wollte Raven erneut ansetzen.

„Gütiger Gott, es ist Sommer! Da schwitzt man nun mal!!!“, brüllte ich sie an. Was zur Folge hatte, dass sie sofort stehen blieb. Ihre großen Rehaugen blickten mich verletzt an. Aber wie konnte ich denn auch ruhig bleiben, wenn mir dauernd Charles solche Bilder schickte?
 

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Der Lauscher an der Wand.... - Charles Francis Xavier
 

Breit grinsend, dass ich mit meinen Bildern Erfolg hatte, stieß ich mich von der Wand ab und sah den Flur herunter, als Miss Fairfax diesen entlang kam und das Gebäck vor sich hertrug. Sie hatte mich zum Glück noch nicht gesehen, sodass ich schnell in einem Nachbarzimmer verschwinden konnte. Immer noch meine Gedanken auf Erik fixiert. Hätte er mich gestern nicht sitzen gelassen wäre das was anderes gewesen.

Grinsend erkannte ich das Zimmer. Hier hatte ich mich umgezogen, als ich des Nachts schwimmen gewesen war und er mich gemaßregelt hatte. Schon damals hatte er diesen Blick, wenn er mich angesehen hatte. Ob das ihm eigentlich bewusst war? Grinsend schlich zum Schreibtisch und setzte mich. Wollte ich doch kein Lärm machen.

Eigentlich hielt ich mich komplett aus seinem Kopf raus, auch jetzt las ich keinen seiner Gedanken, sondern schwamm sozusagen nur auf seiner Oberfläche, um ihn die Projektionen von meinen Gedanken zu schicken. Ich musste jedoch aufpassen, dass sie mich nicht selbst verrückt machten.

Selbst erschrocken durch Eriks laute Worte, zuckte ich zusammen und verschwand aus seinem Geiste. Mein Grinsen verschwand nicht ganz, sondern ich drehte mich zum Schreibtisch hin.

Geschieht dir recht... doch dass deine Tante das Gerücht verbreitet ist wahr! , waren die einzigen Worte die ich ihm noch sandte.

Verschwinde endlich aus meinem Kopf! , zischte er zurück.

Leise pfeifend, nahm ich mir eines der Bücher, die sich in diesem kleinen Büro befanden und begann es zu lesen. Ich hatte jetzt nicht die Lust nach oben auf den Dachboden zu laufen, um mein Angefangenes zu holen, daher musste dieses jetzt reichen. Es war ein interessantes Buch, das musste ich zugeben, doch konnte ich mich kaum konzentrieren. Lauschte immer wieder den Stimmen, die vom Salon ausgingen und lehnte mich entspannt im Stuhl zurück.

Wie lange die beiden wohl bleiben würden? Ich hoffte nicht, dass sie über Nacht blieben, denn das gefiel mir ganz und gar nicht.

Es freute mich auch, dass ich Erik mit meinen Gedanken so aus der Fassung hatte bringen können. Sonst lenkte ihn fast nichts ab. Sogar sein Pferd konnte sich zwischen uns stellen und jetzt waren da nur ein paar Gedanken und er begann Lady Raven anzuschreien. Sollte er ruhig... Ich mochte sie, doch war sie mir eine Spur zu nah dran.

Ob sie wusste, was ihre Tante geplant hatte? Bestimmt nicht ... oder doch?

Ich legte meine Stirn in Falten und begann die Verbindungstür anzustarren, die auch von hier in den Salon führte.

Ich starrte weiterhin die Tür an und lauschte, wusste ich doch worüber sie mit Erik sprechen wollte.

„Da du den Krieg gut überstanden hast, ist es an der Zeit endlich einige Prioritäten zu setzen.“ , hörte ich, da Eriks Tante ihr Stimme erhob.

„Was für Prioritäten?“, fragte dieser genervt

Unbewusst bemerkte ich, wie ich den Stuhl leicht nach hinten kippeln ließ, immer noch ernst den Blick auf der braunen Tür. Bis sie jedoch einfach aufging und ich im ersten Moment nur Lady Raven anstarrte. Ich hatte nur etwas rascheln gehört, doch dass jemand hier in den Raum kam hatte ich nicht geahnt. Sie hatte mich erst gar nicht mit bekommen, weil sie ihren Blick gesenkt hatte, drehte sich daher um, schloss die Tür und blieb in ihrer Bewegung hängen.

In dem Moment rutschte jedoch eines der Beine meines Stuhls weg und ich viel krachend zu Boden. Verdammt... Schnell rappelte ich mich auf und verbeugte mich vor ihr. Es war mehr als nur peinlich, da ich mich eigentlich aus dem Staub machen wollte.

"Verzeiht Lady Raven...", sagte ich schnell, denn schließlich war ich immer noch ein Bediensteter.

Ich hörte ein leises kichern und sah verwundert auf. Sie hatte sich genauso wie ich erschrocken, doch störte sie es anscheinend nicht, dass ich hier war. Sie schaute erst mich und dann das Buch an, was sich noch in meiner Hand befand.

"Sie lesen Mister Xavier?", fragte sie dann einfach, wobei ich leicht schluckte, denn schließlich wollte ich eher wissen, was sich im Salon zutrug und schaute zur Tür. Lady Raven folgte kurz meinem Blick, trat zur Tür heran und öffnete sie einen Spalt breit, sodass wir die Stimmen gut vernehmen konnte. Grinsend schlich ich zu ihr.

"Sie wissen schon, dass sich das für eine Lady nicht ziemt?", sagte ich grinsend.

"Bin ich eine Lady?", gab sie als Gegenfrage zurück und sah schließlich zu mir herauf, denn mein Ohr hing weiter über ihrem.

"Sie verlangen jetzt keine Antwort von mir... oder?", flüsterte ich und zeigte ihr, dass sie jetzt ruhig sein sollte. Es musste für sie komisch erscheinen, dass ich hier gesessen hatte, doch darüber konnte ich mir auch später einen Kopf machen.
 

~
 

Kontrollverlust - Erik Magnus Lehnsherr
 

Nun da endlich wieder Ruhe einkehrte, konnte ich wieder etwas durchatmen. Ich verbrannte mich aber an meiner Zigarette, da ich ganz vergessen hatte darauf zu achten wie weit sie abgebrannt war. Das war alles Charles Schuld. Ich warf die Zigarette sofort in den leeren Kamin und setzte mich in den Sessel. Als ich mein Taschentuch benutzen wollte um mir die Stirn abzutupfen, fiel mir ein, dass ich damit den verfluchten Tisch von gestern Abend abgewischt hatte und verstaute es geschockt wieder in meiner Tasche.

„Was?“, fragte ich nach.

„Na das vorhin.“, bohrte sie nach.

„Können….können wir über was anderem reden?“, versuchte ich abzulenken und fasste mir an die Stirn.

„Nun gut, wenn du das schon ansprichst.“, begann dann meine Tante, überschlug ein Bein und griff nach ihrer Teetasse.

Als sie Raven heraus geschickt hatte wusste ich, dass es nichts Gutes sein konnte. Wusste ich doch, dass sie nur hier her gekommen war, um mir weiter Salz in meine Wunden zu streuen. Raven war aber nicht nach draußen gegangen, sonder steuerte das Nebenzimmer an.

Raven verließ schließlich den Raum ohne zu murren und ließ uns beide alleine. Mein Blick wurde sofort kälter und auch der ihre hatte sich verändert. Bevor sie den Mund aufmachen konnte, begann ich zu sprechen.

„Ich weiß nicht, was das ist was du hier abziehst, aber…“ Sie unterbrach mich einfach und begann mit ihrer Ausführung ohne, dass sie Notiz von meinen Worten genommen hatte.

„Du wirst Raven heiraten. Und zwar bald! Ich habe schon alles arrangiert.“

Als wäre es nichts weiter, schlürfte sie mit einer solchen Arroganz ihren Tee, dass sich vor Wut die metallenen Gegenstände langsam zu bewegen begannen.

„Wie bitte?“, zischte ich sie an. Dabei schob sie sich eines der Teegebäcke in den Mund. Ließ sich beim Kauen außerordentlich lange Zeit. Da es sich nicht ziemte mit vollem Mund zu sprechen. Erst als sie runter geschluckt hatte, antwortete sie mir so gelangweilt wie nur irgend möglich.

„Du wirst meine Tochter heiraten, wie abgemacht.“ Nun stand ich wütend auf.

„Wie abgemacht?!“, brüllte ich. Doch sie zeigte keine Reaktion. Weder Angst noch Reue.

„Es wird endlich Zeit, dass du dich bindest, Erik! Sieh dich doch an wie tief du gesunken bist! Speist mit Unterwürfigen Hunden die sich im Dreck sudeln an einem Tisch.“ Ich polterte mit meiner Hand zornig gegen die Wand.

„Mit wem ich speise hat dich absolut nicht zu interessieren!“, schrie ich sie an. Weiter unbeeindruckt fuhr sie fort.

„Und ob. Außerdem hat es mich zu interessieren mit wem du an einer Gesellschaft teilnimmst.“ Ich lachte gespielt auf.

„Führst du nun Tagebuch über mein Leben? Willst du auch zu Buche führen, wenn ich intim geworden bin?“, wollte ich nun, all meine Manieren vergessend wissen und sprach es beim Namen aus. Sie zuckte angesichts der Wortwahl unangenehm zusammen. Doch als sie die Bedeutung verstand, kicherte sie nur.

„Du? Mein lieber Junger, in deinen Träumen. Keine Frau ist jemals gut genug für dich, geschweige denn, dass es soweit kommen sollte mit einer dein Bett zu teilen. Oder hast du dich schon so weit herabgelassen, dass du dir schon Huren ins dein Haus holst?“, kam es provozierend von ihr. Ich biss meine Zähne fest zusammen. All meine Beherrschung aufbringend, sie nicht über den Tisch hinweg anzufallen und ihren dünnen Hals umzudrehen.

„Oh ja. Immer und immer wieder. Stell dir vor. Ich habs sogar im Bett meiner Eltern getrieben.“, kam es nun hasserfüllt von mir. Als ich den Schock in ihren Augen erkannte, spürte ich wenigstens etwas Genugtuung.

Meine Wut steigerte sich mit jeder Sekunde in der ich diese Person noch ansehen musste. Meine Fähigkeiten hatte ich kaum unter Kontrolle wenn ich wütend wurde. Ich hatte mich aber schon daran gewöhnt, weshalb mir gar nicht mehr auffiel wie das ganze Metall um uns zu summen und vibrieren begann.

Ich machte einen Schritt auf meine Tante zu. Doch plötzlich bewegte sie sich nicht mehr.

Verwirrt blieb ich eine Sekunde stehen, eh ich begriff. Nicht grade erfreut darüber wand ich mich zur Tür, als diese aufflog und Charles hereinstürmte.

„Was soll das?“, fuhr ich ihn an. Als er nahe an mich herantrat und begann mit mir zu sprechen wie mit eines der Pferde, das sich erschrocken hatte.

"Beruhige dich Erik. Sie ist es nicht wert.", sagte er und sah mich besorgt an.

„Lass das….“, knurrte ich nur noch.

Auch wenn ich nicht wollte, es funktionierte. Alleine seine Anwesenheit. Es waren nicht einmal die Worte die er sprach, sondern seine bloße Anwesenheit, seine Gesten brachten mich wirklich wieder auf den Boden der Tatsachen.

Stumm geworden blickte ich also nun einfach auf ihn nieder. Hob dann aber eine Augenbraue, als er sich von mir entfernte und begann meine Tante entsprechend mit Sahne zu schmücken. Es entlockte mir zwar kein Grinsen, aber ich dachte mir meinen Teil.

Manchmal war er wie ein Kind. Genau so naiv. Aber genau so süß.

"Kuss...", sagte er dann einfach und tippte gegen seine Lippen. Ich blickte angesichts seiner Forderung etwas perplex in die Welt. Wie konnte er mir in so einer Situation einen Kuss abverlangen?

Aber als ich in diese eisblauen Augen blickte, konnte ich nicht anders. Ich beugte mich zu ihm hinunter und legte meine Lippen auf die seinen. Ein vorsichtiger Kuss, der dann aber etwas zärtlicher wurde. Inniger. Eh ich mich dann von ihm löste.

„Wir reden später.“, nuschelte ich, meine Stirn an die seine gelehnt.

Ich hatte keine Lust die Zeit weiterlaufen zu lassen, nur um mich wieder mit diesem Drachen zu beschäftigen. Wüsste ich doch so viele andere Dinge die ich jetzt lieber täte.

Ich blickte ihm nach, als er den Raum verlassen hatte und wartete darauf, dass sich die Zeit wieder normalisierte.

Das tat sie dann auch.

Noch immer sah mich meine Tante geschockt an. Seufzend nahm ich mir eine der Servietten vom Tablett und schmiss sie ihr in den Schoss.

„Eine Dame sollte wissen wie man anständig isst.“, konterte ich nun und war auf eine Weise doch ganz froh, dass Charles ihr das Gesicht verschmiert hatte. Fragend blickte sie mich an, eh sie dann ihren Handspiegel aus der Tasche holte. Sofort begann sie sich sauber zu machen. Währenddessen begann ich ihr erneut einzubläuen, dass ich nicht vorhatte zu heiraten.

„Vorteile hin oder her, ich werde mich nicht darauf einlassen. Dir geht es doch nur um dich selbst!“, meinte ich nun wieder mit fester Stimme.

„Nur um deinen knochigen Hintern. Seit Vater tot ist bist du doch hinter seinem Geld her! Machst hier auf gute Tante, doch alles was du nur im Sinn hast, ist sein Erbe.“, sprach ich das aus was ich ihr schon lange sagen wollte.

Sie öffnete den Mund um zu protestieren, denn ich sah wie sie wieder rot anlief vor Wut.

„Wag es nicht mich zu unterbrechen!“, schrie ich sie nun so heftig an, dass sie zusammenzuckte und tatsächlich den Mund hielt.

„Wenn sich jemand schämen sollte dann du! Als Schwester hast du kläglich versagt, als Tante hast du dich niemals erwiesen und als Mutter bist du mit Sicherheit auch nicht besser. Ich werde Raven nicht heiraten. Auch wenn ich mir über alles wünsche sie aus deinen geldgierigen Händen zu reißen.“, beendete ich meine Standpauke und griff nach meiner Teetasse. Wutentbrannt, umfasste sie aber in dem Moment mein Handgelenk.

„Was soll das jetzt werden? Willst du mich aus diesem Haus verbannen?! Nachdem du mich schon in der Gesellschaft so bloßgestellt hast.“, knurrte sie mich an. Ich hielt inne und blickte sie nur warnend an.

„Falls du dich endlich dazu entschließt wie meine Tante zu handeln, dann überdenke ich die bösen Gerüchte nochmal, die ich sonst in Umlauf bringen werde. Und damit wäre dein Gesellschaftlicher Ruf für alle Zeit verdorben.“
 

~
 

Erik's letztes Wort - Charles Francis Xavier
 

Raven schien davon nichts gewusst zu haben, denn sie selbst war erstaunt gewesen. Sie hatte anscheinend nichts mitbekommen, was zwischen uns geschehen war. Ich hatte auch bei ihr die Zeit angehalten, doch brauchte es eine gewisse Konzentration, so etwas zu machen, erst Recht wenn mir immer noch der Kopf schwirrte.

Ich hatte in den Kuss hinein geseufzt, als ich mir diesen eingefordert hatte. Ich hoffte innerlich er würde meiner Forderung nachkommen, so wusste ich, dass er, was gestern Abend passiert war nicht vergessen würde und auch nicht wollte. Ich freute mich über seinen Kuss, war er doch am Anfang sehr zaghaft gewesen. Ich war beim Kuss etwas rot geworden, denn wie ich merkte musste ich bei Erik hin und wieder den ersten Schritt machen. Es war selten anders herum, außer er hatte wieder etwas getrunken und vergaß seine Manieren.

Leise schloss ich die Tür und verschwand wieder ins Nebenzimmer und stellte mich zu Lady Raven, dorthin wo ich sie verlassen hatte und ließ die Zeit weiter drehen. Ich hoffte, das er sich jetzt etwas beruhigt hatte, denn das Summen des Metalls war verstummt. Leicht grinsend schaute ich nach unten, hatte Lady Raven doch nichts mitbekommen und schaute entsetzt durch den Türspalt.

"Es wird bestimmt alles gut.", lächelte ich sie an, um sie etwas aufzumuntern, denn ich sah wie die Farbe aus ihrem Gesicht entwichen war.

"Nein, das wird es nicht ... Wenn meine Mutter sich etwas in den Kopf gesetzt hat, wird es sehr schwer sie davon abzubringen...", seufzte sie und lauschte weiterhin den Stimmen der Personen im Salon.

Sie hatte recht. Diese Frau war unberechenbar und das machte sie auch so gefährlich...

Ich zuckte zusammen, als die Stimme von Erik wieder beträchtlich lauter wurde, doch vertraute ich ihm, dass er sich jetzt unter Kontrolle hatte. Es war gefährlich wenn er sich nicht bedeckt hielt. Erstens würde er auffliegen und zweitens wüsste ich nicht, was er mit seiner Tante anstellen würde. Wir mussten das ganz schnell ändern. Zumindest, dass er seine Wut in den Griff bekam.

Immer wieder musste ich schmunzeln, was er der Dame an den Kopf warf und schaute kurz wieder zu Lady Raven, denn ihr Gesicht hellte sich mit einem Mal auf.

"Das ist es! Ich werde bei euch wohnen!", sagte sie freudig und schaute zu mir auf. Im ersten Moment musste ich sie nur angestarrt haben.

Was wollte sie ...? Nein... nicht das, bitte nur nicht das!

Ohne weiter auf mich zu achten riss sie die Tür auf, wobei ich auf meinen Hintern fiel, der einen gewissen Schmerz aussonderte und ihr einfach nur betölpelt hinter her schaute. Ich hatte Glück, dass mich nur Erik sehen konnte, für seine Tante blieb ich noch im Verborgenen.

Bitte lass das nicht ihr Ernst sein... Bitte sag nein Erik, dachte ich mir und kam nicht mal auf meine Beine, sondern schaute ihn einfach nur an. Wir hatten uns gerade erst gefunden. Raven in seinem Haus würde es uns nicht einfacher machen. Es war nicht fair von mir so egoistisch zu denken, doch ich wollte niemanden in Eriks Nähe wissen.

"Mutter das ist eine wundervolle Idee von Erik.", sagte sie und lächelte breit.

Ich sah wie Erik die Tür schloss. Er hatte sich schützend vor mich gestellt, da mich sonst seine Tante entdeckt hätte. Es war eben immer noch eine Sache zwischen Dienstboten und Edelmänner. Immer noch starrte ich einfach nur die Tür an.

Das durfte auf keinen Fall passieren. Ich mochte Lady Raven, doch würde sie Erik und mir bedächtig im Weg stehen. Gestern war er einen Schritt weitergegangen, weil er etwas getrunken hatte... doch so würde er wie immer total stocksteif sein und versuchen sein Gesicht zu wahren. Es war schon ein weiteres Wunder, dass er mich geküsst hatte.

Schnell rappelte ich mich auf und lauschte weiterhin den Stimmen. Eigentlich müsste ich es nicht mal, denn ich wusste was sie dachten und Raven war fest davon überzeugt, dass sie hier bleiben könnte.

„Nein Raven, du bleibst bei mir!“, wetterte Eriks Tante gleich und zum ersten Mal war ich wirklich auf ihrer Seite.

„Ich lasse mir diese Sache durch den Kopf gehen. Das geschieht alles zu überstürzt.“, meinte Erik.

„Ich werde darüber nachdenken und es dich wissen lassen, sobald ich mir darüber im Klaren bin.“

"Aber Erik... du meintest doch ich könnte hier bleiben.", hörte ich Raven dann schmollen.

Pah, so schnell würde das nicht passieren und doch hatte Erik gesagt, er würde es sich überlegen. Ich sah es jetzt schon kommen, dass sie hier einziehen wird. Erik hing an Lady Raven... verständlich. Sie kannten sich schon ewig. Hatten ihre Kindheit mit einander verbracht... Ich wusste so gut wie gar nichts, nur das was ich in seinen Gedanken gelesen hatte und doch war ich froh, dass ich Dinge wusste, die sie nicht einmal im Traum erfahren würde. Sofort merkte ich wie meine Wangen heiß wurden und versuchte mich schnell wieder auf das Gespräch zu konzentrieren.

Ich lauschte weiter seinen Ausführungen und bemerkte dann das Gewusel im Salon. Wollten sie schon gehen? Grinsend presste ich weiter ein Ohr gegen die Tür und hörte, wie mich Eriks Tante beschimpfte, als mich Lady Raven eigentlich verabschieden wollte. Schade... ich hätte mich gerne verabschiedet und ihr am liebsten gesagt, dass sie hier nicht einziehen solle. Ich wusste von mir aus, dass ich das niemals laut ausgesprochen hätte, denn schließlich war ich niemand der Menschen verletzten wollte. Eriks Tante war eine Ausnahme.

Ich hörte wie die Tür ins Schloss viel und ich endlich zu Erik in den Salon laufen konnte.

„Die Probleme beginnen sich zu häufen, mein Lieber.“

Ich hörte seine Worte, schwang mich in einen Sessel und nahm mir etwas Gebäck.

"Du hast uns die Probleme gemacht... außerdem wieso häufen?", fragte ich ihn dann doch etwas verwirrt und sah auf, während ich mir einen Tee eingoss. Schuhe konnte ich diesmal leider nicht ausziehen, da diese doch etwas sandig waren, genauso wie meine Füße die darin steckten.

Was meinte er damit, dass sich unsere Probleme häuften? Ich hatte kaum welche... und er MACHTE sich welche... Seufzend schaute ich ihn an.

"Du weißt, dass du Lady Raven's Bitte nicht abschlagen kannst oder?", sagte ich dann und schaute ihn ernst an. Ich wollte nämlich auf keinen Fall das sie hier blieb.



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