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A Life before...

Cherik AU
von

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Sommerhitze

Vergebung - Erik Magnus Lehnsherr
 

Auch wenn ich es nicht so gemeint hatte, hätte ich mir am liebsten die Zunge abgebissen. Doch es war zu spät. Sofort hatte ich seine Reaktion gesehen, die Körperlich absolut nichts aussagte, aber in seinen Augen konnte ich so vieles erkennen. Und das gefiel mir gar nicht. Ich war zu weit gegangen.

Seine Antwort war äußerst passend ausgefallen. Konnte ich seinen Schmerz verstehen. Seine Wut auf mich. Auf ein unsensiblen Stein wie mich. Und doch dankte ich ihm für seine Ehrlichkeit.

Ich lockerte meinen festeren Griff um ihn etwas, ließ ihn aber nicht zur Gänze los. Ich hatte ihn in mein Bett gezerrt und ihn behandelt wie sein früherer Herr. Vielleicht nicht ganz so brutal und böswillig. Und doch konnte ich Gemeinsamkeiten ausmachen. Welche die ich nicht ausmachten sollte und für die ich mich zu tiefst schämte. Ich verschreckte ihn doch zu tiefst mit meinen Launen und meinen unsensiblen Worten. Wie wollte er da noch einen Fuß über diese Türschwelle setzen, in der Hoffnung ich würde ihn seines Albtraumes berauben? Ihm Hoffnung, Schutz und Geborgenheit schenken. Anstatt ihn verständnisvoll zu behandeln, vertrieb ich ihn nur noch mehr. War unser Zusammentreffen so innig gestern, zerstörte ich alles nur mit meinem Verhalten. Was musste ich ihm bloß damit antun. In ihm falsche Gedanken sähen, die jedes Mal mehr aus der Erde sprossen, wenn ich ihn von mir schob. Es war doch nur zu seinem Schutz, schrie alles in mir. Aber ich wusste, das war eine jämmerliche Ausrede.

Wie ein Mann der grade den größten Fehler gemacht hatte, saß ich am Bettrand, mit dem Rücken zur Tür und wartete darauf, dass Charles fluchtartig das Zimmer verließ. Doch wie so oft täuschte ich mich in der Hinsicht wieder. Er robbte gar zu mir und gab mir einen Kuss auf die Wange. Verzieh mir meine freche Zunge. Die so viel mehr verletzte als er es mit der seinen tat, obwohl die seine um einiges frecher war als meine.

Betrübt lauschte ich seinen Worten, die nun wieder allen Anstand annahm, den wir doch aber seit gestern ließen. Bis er dann das Zimmer verließ, in dem Bestreben mir Frühstück zu machen. Um halb 5 Uhr morgens.

Ich grinste leicht verzweifelt und strich mir durchs Haar. Ließ dann meinen Blick zum Fenster vor mir schweifen und blickte über das in sanften Morgensonnenlicht getauchte Anwesen.

Bis es erneut an der Tür klopfte, blieb ich da sitzen und starrte einfach ins Leere.

„Komm rein.“, sagte ich nicht ganz so lebensfroh wie gestern und ließ ihn schließlich durch meine Fähigkeiten rein. Ich wusste dass er die Hände voll haben würde und setzte daher lieber meine Kraft ein um ihm in der Hinsicht zu helfen. Der metallene Türgriff bewegte sich von alleine hinunter und die Tür schwang auf. Die ich dann aber sogleich wieder ins Schloss fallen ließ, kaum stand Charles im Raum. Noch immer an derselben Stelle sitzend, in meiner Baumwollhose und ohne Hemd, blickte ich nun über meine Schulter zu ihm.

„Das wäre nicht nötig gewesen. Ich esse kaum etwas morgens.“, erinnerte ich ihn an meine Gewohnheiten. Nun ja, das war früher anders, doch ab und zu kam es schon vor, dass ich Mahlzeiten ausließ. Das musste er sicher von Miss Fairfax gehört haben. Oder auch nicht. Nur damit er nicht auf die Idee kam, es mir gleich zu tun. In der Zeit in der ich auf ihn gewartet hatte, aß ich so wie so kaum. Zu tief war der Schmerz der Einsamkeit gedrungen. Und was tat ich jetzt? Jetzt wo er da war, wusste ich nichts besseres zu tun, als ihn von mir zu schieben und zu verscheuchen. Schon an der Art mit der er das Zimmer betrat, erkannte ich, dass er sich wohl wieder gefangen hatte.

Er hatte sein gewohntes Lächeln auf den Lippen und schien erneut auf Späße aus zu sein. Das Essenstablett abgestellt, nahm er sich eines der Brote. Mich damit lockend begann er sich dann in mein Blickfeld zu stellen.

"Du solltest aber etwas essen Erik . . . Sonst esse ich alles auf und du wirst nie etwas zu essen mehr finden. Außerdem habe ich es für dich gemacht.", grinste er mich breit an.

Wollte er mich erneut necken, wenn er sich so zwischen meine Beine stellte? Ich blickte Stirn runzelnd an ihm auf. Genüsslich biss er in eines der Brote, mit denen er mich zu versorgen gedachte. Ich konnte bei dem Anblick fast nicht anders als zu grinsen.

„Lustig das solche Worte aus deinem Munde kommen, wo du gestern doch selbst kaum gegessen hast.“, meinte ich und piekte ihn in den Bauch. Sollte er es ruhig aufessen. Er hatte in seinem Leben schon länger hungern müssen als ich.

„Nur zu, bedien dich.“, meinte ich daher locker und lehnte mich mit meinem Oberkörper zurück aufs Bett.

„Wie käme ich denn dazu das zu zerstören, dass du nur für mich zubereitet hast.“ Ich griff jedoch nach der warmen Tasse Tee, die mit auf dem Tablett stand und die für mich sehr viel reizvoller erschien als etwas zu essen. Nicht, dass er seine Sache nicht gut gemacht hätte, aber ich hätte auch bei Miss Fairfaxs Kochkünsten abgelehnt. Nicht einmal die meines eigenen Kochs hätte ich zu mir genommen. Mir war nicht nach essen zu mute.

Hörbar laut begann ich meinen Tee zu schlürfen, ihn mit meinen Augen fixierend. Wie er da stand und meine Aussicht behinderte. Ganz zu schweigen von seiner Position zwischen meinen Beinen, was jedoch nichts anzügliches hatte, solange er auch schön da stehen blieb und nicht näher kam. Sonst müsste ich meine Meinung darüber schnellstens ändern. Immerhin hatte er die Förmlichkeiten wieder abgelegt und nannte mich beim Vornamen wie wir es beschlossen hatten. Da hatte er mir meinen Ausrutscher vorhin wohl wirklich schon verziehen. Ein Glück.

Und doch konnte ich nicht aufhören mich dafür zu schämen. Wie unsensibel ich gewesen war. Vielleicht konnte diese Bezeichnung unserer verschiedenen Rangordnungen irgendwann ja noch reizvoll ausfallen, aber jetzt mit Sicherheit noch nicht. Und das musste ich mir nun weiter vor Augen halten, bevor mir erneut solch ein Ausrutscher passieren würde.

"Ich kann dich auch füttern.", meinte er neckisch und beugte sich zu mir.

Meine Augenbrauen wanderte in die Höhe, als er sich noch frecher gab als sonst und es mir wahrlich nicht einfach machte. Seine Worte ließen mich schon leicht unruhig werden, aber als er diese dann auch noch beabsichtigte in die Tat umzusetzen, musste ich doch hart schlucken. Ich blickte zu ihm auf, als er sich neben meinem Oberkörper abstützte, näher an mich heran trat. Mich wieder dazu brachte über meine Prinzipien nachzudenken. Welche ich nicht überschreiten wollte. Nicht überschreiten konnte. Noch nicht.

Doch eh ich diesen Gedanken festigen konnte, saß er auch schon auf meinem Schoss. Einfach so. Hatte er gestern Abend doch noch so gezögert, lief rot an und unterbrach mich in meiner Neckerei, so war davon nichts mehr zu sehen. Von dieser Scheue. Jetzt schien er sich etwas in den Kopf gesetzt zu haben und wollte daran auch festhalten.

Doch….ich konnte nicht. Ich konnte da nicht mitspielen. Noch nicht. Doch wie machte ich ihm dies klar ohne ihn erneut zu verletzen?

Mein Kiefer spannte sich an, während meine Augen fest auf ihn gerichtet waren. Versuchten seine Beweggründe zu erforschen.

"Du hast ganz schön abgenommen. . . Es wird Zeit das du wieder etwas zu nimmst, so wie ich."

Ich lauschte seinen Worten und grinste kurz.

„Wie du? Wo denn?“, fragte ich ihn und kniff ihn unterhalb seines Schlüsselbeins.

„Ich sehe hier noch keine Reserven, mein Guter.“, meinte ich nun ebenso frech.

Doch dies verging dann auch gleich, als er sein Becken kurz bewegte. Ob nun absichtlich oder nicht, er machte es mir nicht leicht. Ich biss mir kurz auf die Unterlippe, was mich jedoch mehr als genug verriet, wie mir grade zu Mute war. Es nagte langsam an meiner Selbstbeherrschung. Ich musste dem sofort ein Ende setzen, eh ich mich noch vergaß.

Daher richtete ich mich etwas auf und schnappte nach der halb aufgegessenen Stulle. Biss etwas ab und grinste ihn kauend an.

„Zufrieden?“, fragte ich ihn dann. Hoffte er würde sich erheben und mich von der Versuchung fern halten.
 

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Meine Pflichten - Charles Francis Xavier
 

Ich musste grinsen, als ich sah wie er versuchte sich zu beherrschen. Dieser Mann hielt an seinen Prinzipien auch jetzt noch fest. Nach seinem Blick zu urteilen, wusste ich jetzt, dass er noch nicht bereit war weiter zu gehen und seine Aktion gestern nur ein Test meinerseits war.

Ich zog kurz meine Augenbraue nach oben, als er dann doch von meiner Stulle abgebissen hatte. Ich beobachtete ihn genauer. Ich wusste, dass ich noch sehr dünn war, doch er musste langsam anfangen auch wieder normal zu essen. Schon früher war es so, dass er kaum etwas zu sich nahm und das musste ich ändern. Wieder huschte mir ein Grinsen über mein Gesicht. Er hatte nicht bemerkt, das ein bisschen von der Marmelade an seinen Mundwinkel kleben geblieben ist. So beugte ich mich tiefer zu ihm herunter und leckte sie vorsichtig weg. Ich gab ihm mit Absicht keine Antwort auf seine in den Raum gestellte Frage.

"Mhm... du schmeckst gut...", sagte ich verrucht, zog mich nicht ganz zurück, sondern nur soweit, dass ich ihm in die Augen schauen konnte. Immer noch testend wie weit er gehen würde, sah ich ihn einfach nur an. Ich wollte diesen traurigen Blick nicht mehr sehen, den ich erblickt hatte, als ich hinein gekommen war. Seine Stimme war genauso belegt gewesen. Er hatte seine Tat schon bereut und wusste über seinen Fehler genauestens Bescheid. Wie konnte ich ihm dann böse sein...?

"Möchtest du noch etwas?", grinste ich dann frech und leckte mir süffisant über meine Lippen.

Ich wollte gerade nach einer neuen Stulle greifen, als mich Erik am Nacken fest hielt. Diese Geste ließ mich tatsächlich erschauern, auch wenn sie noch so klein war.

Er machte jedoch nichts. Zog mich nicht zu sich heran und verlangte mehr von diesen Streicheleinheiten. Wieso hielt er sich so zurück? Es würde nur ein Kuss sein. Nichts weiter... oder wollte er tatsächlich mit mir spielen? Wollte er sehen wie weit ich gehen würde, um mehr von ihm zu verlangen?

Verwundert legte ich meinen Kopf leicht schräg. Wieso musste er auch so verwirrend sein? Wieso musste er mich auch an der Brücke küssen? Waren seine Gefühle dort zu überschwänglich gewesen, sodass er nicht an die Folgen gedacht hatte, die er auslöste?

„Heute….“, begann ich dann und schluckte. „…..ist es ziemlich warm, findest du nicht?“

"Ja es ist wirklich erstaunlich warm...", sagte er. Ich strich mir durchs Haar, aber nur damit ich im nächsten Moment einfach mein Hemd über meinen Kopf zog und es neben dem Bett fallen ließ. Wieder betrachtete ich sein Gesicht, nahm mir ohne Umschweife ein neues Brot und hielt es gegen seinen Mund.

"Und jetzt mach schön ahhhh...", grinste ich frech. Wusste ich doch, dass ich ihn mit meinen kleinen Gesten immer weiter aus seiner Fassung brachte. Er war jedoch selber Schuld. Er legte mir seine Wünsche schon fast offen vor. Das war wie ein Ballspiel, er gab mir nur die richtige Vorlagen.

So wie ich es wollte nahm er einen weiteren Bissen und lehnte mich wieder etwas zurück, als ich seinen Worten lauschte.

„Ich unterbreche die Fütterungszeit ja nur ungern….“, begann er, um Fassung ringend. „….aber ich sollte langsam aufstehen und meinen Pflichten nachkommen.“ Nachdenklich besah ich ihn mir und aß genüsslich das Brot weiter. Sollte ich ihn jetzt einfach ziehen lassen?

Ich sah in seinem Blick wie er immer noch mit sich rang und gab es daher einfach auf. Er würde seine Fassung nicht verlieren.

Seufzend beugte ich mich wieder zu ihm herüber und leckte ihm über die Lippen.

"Was du dir nicht alles entgehen lässt, nur um deine Prinzipien zu halten...", sagte ich leise und ging von ihm herunter, um mein Hemd wieder anzuziehen. Grinsend verbeugte ich mich leicht.

"Ich werde jetzt selbst meinen Pflichten nachkommen.", sagte ich, nahm das Tablett wieder an mich und verließ ohne weitere Worte sein Zimmer.

Draußen hörte ich schon einige Geräusche, was mich darauf schließen ließ, das einige schon wach waren. Ich begrüßte den Koch, stellte das Tablett ab und sagte ihm, dass der Herr schon gegessen hatte. Im ersten Moment sah er mich etwas verwirrt an, doch ich zuckte nur mit den Schultern und verschwand nach draußen in die Stallungen. Ich wollte mich nun um die Tiere kümmern. Es lag mir sehr am Herzen.

Als ich den Stall betrat, verkrampfte sich mein Magen, denn das Schluchzen entging mir keinesfalls.

Langsam lief ich an den Boxen vorbei, bis zur letzten... Ja die letzte Box. Vorsichtig lugte ich hinein und erblickte Anna, die zusammengerollt im Stroh lag und vor sich hin weinte. Bekümmert trat ich an sie heran und kniete mich zu ihr herunter. Sachte strich ich ihr über den Kopf.

Langsam öffnete sie ihre Augen. Ich sah ihren Schmerz, den sie verspürte und auch in mir zerbrach abermals eine Welt, holte sie mich doch wieder in die Realität zurück aus der ich gekommen war. Ich konnte sie nur anschauen, denn meine Stimme war weg. Es gab keine Worte, die ich ihr entgegen bringen könnte, die sie trösten konnten.

Langsam setzte sie sich auf und lehnte sich an mich. Ich tat das was jeder tun würde, sie einfach nur in den Arm nehmen. Wir schwiegen nur und doch war ich ihr etwas schuldig. Wollte ich ihr doch am liebsten meine Erinnerung an Jonas schicken. Doch ich konnte es nicht ...

Seufzend hielt ich sie einfach nur und lauschte ihrem Weinen. Nach kurzer Zeit drückte sie sich von mir weg und lächelte leicht.

"Ich danke dir...", sagte sie einfach nur, stand auf und verließ dann den Stall. Wofür hatte sie sich bedankt? Ich hatte sie nur gehalten. Dabei war ich es gewesen der die schlechte Nachricht übermittelt hatte.

Verwirrt stand ich wieder auf. Was sollte das alles nur? Wieso sprach niemand wirklich mit mir? Ich fühlte mich wie jemand, der seine Botschaften übermittelte aber keine direkte Reaktion darauf bekam. Mit Erik war es nicht anders.

Seufzend lief ich zu Tornado und begann diesen fertig zu machen, wusste ich doch das Erik bald damit beginnen würde ihn auszureiten. Er hatte sich kein bisschen geändert. Sein Fell glänzte immer noch so wie vor dem Krieg und ich war froh, dass sie die Tiere nicht geholt hatten um sie im Krieg ebenfalls zu nutzen.

Ich säuberte in Ruhe die Ställe und brachte die Pferde nach draußen auf ihre Weide. Sie alle hatten Auslauf bei diesem Wetter verdient. Im Stall war es einfach zu warm für sie. Die Weide grenzte an einen Teil des Baches, wo sie sich selbst abkühlen konnten, wenn sie es wollten. Für mich war noch lange nicht Schluss. Der Garten wurde kaum in Beschlag genommen, denn so sah er nämlich auch aus.

Ich begann die Beete zu machen, Blumen umzupflanzen. Blumen wieder aus dem Haus zu holen und diese in einzelnen Kübeln unter zu bringen. In kurzer Zeit war der Hof, von verschiedenen Blumen umgeben, die ihren wundervollen Duft verbreiteten. Mein Weg führte mich nur kurz ins Haus, um mir etwas zu Essen zu holen und verschwand auch gleich wieder im Garten.

Die kleine Laube hatte sich prächtig entwickelt. Ich schritt schnell durch sie hindurch, schnitt hier und dort einige Äste ab und wanderte weiter. Meine Schubkarre immer wieder vor mich herschiebend.

Es war später Nachmittag, als ich mir über die Stirn fuhr und erst jetzt bemerkte, wie dreckig und verschwitzt ich war. Ich war nicht einmal bis zur Hälfte meiner Arbeit gekommen. Ich war jetzt der einzige der sich hier um den Garten kümmerte. Der alte Mann hatte es leider nicht geschafft. Er war auch im Krieg gefallen, sodass ich hier fast alles alleine machen durfte.

Es störte mich nicht, so hatte ich meine Ruhe. Niemand der über meine Arbeit meckern konnte.

Ich beugte mich kurz nochmal über das Beet, welches ich gerade bepflanzte und schaute dann zum einladenden Bach herüber. Ich sollte ein kurze Pause machen, dachte ich mir grinsend und stand auf.

Ohne weiter nach zudenken, zog ich mein total verdrecktes Hemd aus, schmiss es auf den Boden und rannte zum Bach, um auch gleich in diesem zu verschwinden. Die angenehme Kühle stieg durch meinen Körper, wodurch ich einfach länger unter Wasser blieb und erst nach kurzer Zeit wieder nach oben kam. Ich schnappte nach Luft und wischte mir meine Haare aus dem Gesicht.

Eine solche Abkühlung tat wirklich gut. Im Sommer nur noch mehr. Wieder tauchte ich unter und schwamm ein kurzes Stück.

Jetzt wo ich mich wieder entspannte, kamen auch die Gedanken an Erik wieder hoch. Durch die Ablenkung meiner Arbeit, hatte ich den ganzen Tag kaum an ihn gedacht und wenn ich es getan hatte, wäre ich am liebsten aufgesprungen und hätte ihn gesucht. Ich unterdrückte diesen Drang. Auch jetzt kam er wieder hoch, doch ich schloss kurz meine Augen und schüttelte meinen Kopf. Er hatte bestimmt selbst eine ganze Menge zu tun.

Seufzend setzte ich mich an eine seichte stelle und lehnte mich zurück, wodurch mein Körper immer noch unter Wasser war. Was er wohl gerade machte?

Ich schloss meine Augen und sah sofort das Gesicht des Mannes. Verflucht!
 

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Sommerhitze - Erik Magnus Lehnsherr
 

Hoffnung war in mir aufgeflammt, als er sich zurück gelehnt hatte. Doch er antwortete mir nur und machte alles nur noch schlimmer. Ich atmete tief ein, als er sich dann plötzlich das Hemd über den Kopf zog.

Machte er das mit Absicht? War ihm der Platz auf meinem Schoss noch nicht genug? Ich hatte ihn völlig überfordert angestarrt, kämpfte den Drang nieder, ihn mir einfach zu packen. Stattdessen spielte ich mit dem Gedanken ihn zurecht zu weisen. Doch damit würde ich ihn nur noch mehr verletzen. Ich war hin und her gerissen zwischen Richtig und Falsch, beobachtete ich ihn wie er nach dem nächsten Brot griff und es mir hingehalten hatte. Ich war völlig abgelenkt von dieser so weißen Haut, direkt über mir.

So nah.

Viel zu nahe.

Ich musste den Rest meiner Selbstbeherrschung aufbringen, um mich aufzurichten und einen Bissen zu nehmen. Zwang mich zu essen, nur damit ich nichts anders tat. Etwas Falsches. Und doch so Verlockendes. Immer wieder redete ich mir weitere Beherrschung zu. Als ich dann meine Hände auf seine Hüfte legte, schluckte ich den Bissen hinunter. Rang nach Worten, wie ich ihn von mir runter jagen sollte. Bis ich dann zu dem Entschluss kam: Bitte lass es nun die richtigen Worte gewesen sein und nicht wieder ein Stich in seine so süße Brust.

Ich hatte den Atem angehalten, als er sich doch zu mir beugte und mir über die Lippen leckte. Daher blickte ich doch etwas überrascht auf, als er meiner Bitte nachkam und von mir runter stieg. Seine Worte hatten sich jedoch tief in mein Gedächtnis gebrannt.

Ja, er hatte Recht. Ich ließ mir so einiges entgehen, nur weil ich noch immer an meinem letzten Fünkchen Anstand festhielt. Das wenige was ich noch von meiner Ehre und der meines Vaters besaß. Das musste überlegt sein. Wenn ich schon das letzte Bisschen wegschmeißen sollte, was ich noch hatte, dann wollte ich das nicht einfach so tun. Sondern überlegt. Etwas wofür es sich lohnte.

Charles….er war mir sehr wichtig. Er bedeutete mir viel und ich war mir sicher, dass es sich lohnen würde, doch…..hatte ich auch Angst. Ich würde so meinen Titel in der gesamten Gesellschaft für immer einbüßen. Falls meine Vorlieben ans Licht kämen. Nicht nur das….es war schließlich auch Verboten. Es galt ja schon als unschicklich wenn man sich einer Frau in der Öffentlichkeit bemächtigte, oder vor der Heirat an etwas Körperliches dachte. Wie würde das denn erst aussehen, wenn sich Gleichgeschlechtliche liebten?

So ließ ich Charles ziehen. Und ich ging wohl oder übel meiner Arbeit nach. Ich hatte einiges zu tun. Schließlich hatte ich alles liegen gelassen um mich in Selbstmitleid zu baden und nur noch vor mich hin zu leben. Doch jetzt hatten sich die Zeiten geändert und ich musste meine Kontakte wieder aufbauen. Seit dem Krieg hatten einige gelitten. Mein Bekanntenkreis war auch geschrumpft. Durch die Kriegszeit waren auch überall die Dienstboten knapp geworden und Geld fehlte. Einige Firmen mussten Bankrott melden. Einiges hatte sich geändert und ich musste mich nun neu orientieren.

Ich schleppte mich also in mein Büro, versuchte da das Chaos wieder einigermaßen überschaubar zu gestalten.

Gegen Mittag hatte ich noch nicht einmal die Hälfte geschafft. Die Hitze machte das Arbeiten auch nicht grade leichter. Ich hatte schon alle Fenster geöffnet und hoffte auf einen Windzug. Tornado sollte ich auch noch ausreiten, aber da er nun auf der Wiese war, brauchte ich kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich ihn etwas länger warten ließ als gewöhnlich. Miss Fairfax kam auch dauernd vorbei und versuchte mich wie Charles heute Morgen, zum Essen zu bewegen. Doch einerseits hatte mir die Kriegszeit als auch die Zeit in der ich auf Charles gewartet hatte, abgehärtet. Außerdem ließ die Hitze meinen Appetit auch verschwinden. Sehr zum Missfallen meiner ältesten Freundin.

Im Verlaufe des Tages brachte sie mir weitere Briefe, von Personen die von meiner Rückkehr erfahren hatten und mich nun schnellst möglichst erblicken wollten. Unter anderem meine Tante und Raven. So gern ich Raven sehen wollte, auf ein Zusammentreffen mit ihrer Mutter hatte ich keine Lust. Sie hoffte bestimmt, dass Charles gefallen war und gab sich der falschen Annahme hin, dass ich nun alleine im Haus verweilte. Vielleicht überlegte ich es mir doch noch mal, nur um sie mit Charles Überleben zu schocken.

Am späteren Nachmittag hielt ich es schließlich nicht mehr aus. Ich hatte einiges erledigen können, doch jetzt hatte ich das Gefühl gleich einzugehen. Die Ärmeln meines Hemden hatte ich schon hochgekrempelt, doch zu mehr Haut durfte ich nicht verführen. Die Weste hätte ich nur zu gern in die nächste Ecke geschmissen. Ich stellte mich schließlich ans Fenster und versuchte etwas Abkühlung zu finden. Da erblickte ich aber Charles, der durch seine Arbeit wohl reichlich schwitzen musste und daher in Richtung Fluss rannte. Neidisch betrachtete ich ihn, wie er sich ins kühle Nass schmiss. Und ich beschloss es ihm gleich zu tun. Ob ich mich nun im Fluss abkühlte oder im Waschraum, spielte keine Rolle. Außerdem konnte ich gleich anschließend mit Tornado ausreiten und weitere Kühle im Wald finden. Daher nahm ich auch gleich meine Reitkleidung mit nach unten.

Der Kies knirschte unter meinen Schuhen als ich mich auf den Weg zum Fluss machte. An der Brücke angekommen, schmiss ich die Reitkleidung über die Brüstung und blickte von oben herab zu Charles, der im Fluss wie ein Fisch herum schwamm.

„Ist es kalt?“, wollte ich wissen und erschreckte ihn wohl grade etwas, denn er zuckte zusammen und blickte sich erst um woher meine Stimme zu kommen vermochte. Nun mich langsam aus der Weste schälend, kam ich ans Ufer hinunter.

„Darf ich dir Gesellschaft leisten?“

"Es ist angenehm... und wenn du das möchtest kannst du mir gerne Gesellschaft leisten...", sagte er etwas nervös.

Ich blickte ihn amüsiert an. Anscheinend hatte er mich nicht erwartet.

„Schön.“, meinte ich dann und machte mich nun an meine Schuhe.

Mir war so heiß. Die Sonne schien unbarmherzig auf mein Anwesen, da war ein Sprung ins kühle Nass doch sehr viel einladender, als sich am Schreibtisch rösten zu lassen. Unter den Blicken meines Freundes begann ich mich dann auszuziehen.

Die Weste fiel als erstes, dann die Schuhe. Dann machte ich mich dran mein Hemd aufzuknöpfen. Es klebte mir schon am Körper und ich war heil froh es endlich loszuwerden. Die langen Ärmel waren im Sommer einfach eine Qual. Den Wind nun endlich spürend, atmete ich erleichtert auf, als das weiße Baumwollhemd seinen Weg auch über die Brüstung fand. Dann machte ich mich an meine Hose. Ich hätte mich eigentlich auch mit ihr ins Wasser stürzen können, doch dafür war sie mir beinahe zu schade. Auch wenn ich meine Reitkleidung dabei hatte um sie sogleich nach dem Baden anzuziehen, wollte ich meine feine Hose nicht im Fluss tragen.

Was war schon dabei? Wir waren beides Männer und wussten der Körper ausgestattet war. Ich wusste schließlich auch nicht ob er seine Hose noch trug.

Diese nun auch zur Brücke werfend, machte ich mich auf den Weg am Ufer hinunter zu rutschen.

„Wenn du mich nass spritzt, setzt es was.“, warnte ich ihn. Konnte ich ihm doch sehr gut zutrauen, dass er mich vor meiner ersten Berührung mit dem Wasser, damit schocken würde. Meine Füße wanderten nun ins Wasser und ich keuchte kurz auf. Für den ersten Moment war es doch etwas kalt.

Ich vergaß dass ich ihm durch mein Erscheinen, nun auch den Zustand meines Beines offenbarte. Eine lange frisch vernähte Wunde schlängelte sich meinem linken Oberschenkel entlang. Doch sie schmerzte nicht mehr und verheilte schon ziemlich gut. Aber sie würde mir immer bleiben. Als Erinnerung an den Krieg. Jetzt fehlten nicht mehr viele Wunden und mein Körper würde eine wandelnde Sammelstelle sein. Die Narbe an meinem Arm war zwar kaum noch zu erkennen und doch erinnerte sie mich immer wieder an meine erste selbstlose Tat für eine Bedienstete.

Ich kam nun weiter ins tiefere Stück und steckte nun schon bis zur Hüfte im Wasser.

„Ha! Tut das gut.“, keuchte ich erleichtert auf.

Und wie gut das tat! Es weckte mich auch etwas auf, aus diesem sommerlichen Traum. Ich blickte nun zu Charles und grinste ihn an. Wie er mich ansah. Das lud doch grade zu Scherzen ein.

„Findest du mich gutaussehend?“, fragte ich ihn neckend.
 

~
 

Unwirksame Abkühlung - Charles Francis Xavier
 

Ich dümpelte eher durch das Wasser, als alles andere. Hingen doch meine Gedanken ganz woanders. War es normal, dass ich die Nähe zu Erik vermisste? Wir waren nicht einmal einen ganzen Tag getrennt und schon vermisste ich ihn. Erst recht, weil ich eben gerade nichts tat und es doch zum weiter denken herausforderte.

Seufzend ließ ich mich treiben. Ich wollte doch noch so viel mehr von ihm. Wollte mich von ihm berühren lassen. Die Bilder die mir so in meinen Kopf schossen, ließen mich doch tatsächlich erröten.

Als er dann nur wenig später hier auftauchte, musste ich diese Gedanken schnellstens vertreiben.

Ich sah ihm mit trockenem Mund zu, wie er begann sich auszuziehen. Der einzige Gedanke der mir dabei durch den Kopf schoss war, dass er es langsamer machen sollte.

Oh Gott was machte Erik nur mit mir? Ich senkte schnell meinen Blick und tauchte wieder ab in das tiefere Gewässer. Ich sollte ihn jetzt nicht anschauen, dachte ich mir und kam etwas weiter weg von ihm wieder an die Oberfläche. Ihn jetzt im Wasser zu sehen, machte diese ganze Sache nicht gerade besser. Mein Herz raste bei seinem Anblick und ich fühlte mich wieder wie 16.

Immer wieder warf ich einen Blick auf seinen Körper und verharrte immer länger dort. Erst fiel seine Weste, dann das Hemd und dann auch noch seine Hose. Machte er das Ganze mit Absicht...?

Ich ließ meinen Kopf bis zur Hälfte im Wasser versinken und schaute ihn weiterhin an. Ich musste leicht grinsen, als er meinte, dass ich ihn ja nicht nassspritzen sollte. Hatte ich es doch tatsächlich kurz in Erwägung gezogen, doch stattdessen ließ ich meinen Blick weiter über seinen Körper wandern. Ich blieb erst bei seiner Armnarbe und dann an seinem Bein hängen. Kurz verzog ich mein Gesicht. Die Schmerzen die er dabei empfunden hatte waren bestimmt nicht einfach für ihn gewesen. Die Narbe an seinem Arm kannte ich bereits, doch hatte ich sie noch nie wirklich gänzlich gesehen. Sie war lang, die an seinem Oberschenkel war nicht viel anders.

Ich schloss kurz meine Augen, wusste ich doch das er kein Mitleid haben wollte. Als ich meine Augen wieder öffnete, stand er bis zur Hüfte im Wasser und die Geräusche die er von sich gab, ließen mich sofort wieder in meinen Tagtraum zurück fallen.

Ich sollte lernen mich zusammen zu reißen.

Interessiert musterte ich ihn, hörte dann seine Frage und hoffte nicht erneut rot anzulaufen.

"Natürlich bist du gutaussehend.", sagte ich ehrlich und stellte mich schließlich hin, so dass das Wasser mir bis knapp unter die Brust ging.

Ich liebte seinen Körper. Dieser drückte so viel Kraft aus. Nicht so wie meiner. Der war eher dünn und dazu noch blass.

Ich schaute kurz zum Anwesen. Ich erblickte niemanden, was mich veranlasste zu ihm zu schwimmen und mich ihm gegenüber zu stellen. Ohne ein weiteres Wort schlang ich meine Arme um seinen Hals und machte so mit Absicht seinen Oberkörper nass, der noch nicht in den Genuss der Kälte gekommen war.

" Ich hätte wohl noch erwähnen sollen, dass du mich nicht anfassen sollst, solange ich nicht im Wasser bin.“, grinste er, denn er bekam sofort eine Gänsehaut.

Ich konnte nicht anders als ihn einfach nur fies anzugrinsen, als er mich leicht von sich weggedrückt hatte. Ja genau das hatte er nicht gesagt, ging es mir durch den Kopf, als ich ihn hörte.

Weiterhin grinsend schaute ich ihn an und konnte diesen einen gewissen Blick bei ihm ausmachen. Diesen Blick mit dem er mich damals angeschaut hatte. Als ich aus dem Bach kam.

Eh ich gedanklich schalten konnte, befand ich mich auch schon unter der Brücke, wollte er doch sicher gehen das uns niemand sah. Ich japste kurz auf, als er mich gegen das Gemäuer der Brücke drückte. Doch was danach folgte ließ meinen Atmen kurz stocken.

Er hatte seine Selbstbeherrschung verloren, denn jetzt spürte ich seine leidenschaftlichen und fordernden Lippen auf die meinen.

Im ersten Moment hatte ich ihn einfach nur angestarrt, bis auch ich mich in seinen Küssen verlor. Instinktiv drückte ich mich leicht an ihn und schlang meine Arme um ihn herum.

Ich liebte es ihn zu küssen. Der Kuss auf der Brücke hatte mir einen Vorgeschmack auf sein Können gegeben.

Immer wieder keuchte ich leicht auf, forderte aber mehr. Freudig begann ich seinen Mund zu ergründen und wollte erst gar nicht aufhören, jedoch blieb mir langsam die Luft weg und ich löste mich kurz von ihm. Ich verlor mich ganz bei ihm und doch wollte ich mehr. Doch diesen ersten Schritt wusste ich, würde ich mich nicht trauen. Ich war jetzt schon sichtlich rot im Gesicht und hasste mich dafür.

Seine Lippen schmeckten einfach so gut. Mein Körper erbebte wegen ihm und wie ein Blitz durchfuhr mich ein Knistern, dass mir sagte wie sehr ich mich nach dem hier gesehnt hatte.
 

~
 

Kontrolle - Erik Magnus Lehnsherr
 

Ich hatte mich doch auch nach diesen roten Lippen gesehnt. Diesem blassen Körper. Ich hatte aufgeschaut um mich zu vergewissern, dass wir in diesem Winkel unbeobachtet sein würden. Doch zur Sicherheit, hatte ich ihn nun lieber unter die Brücke gestoßen. Meinen Instinkten wieder einmal nachgebend, hatte ich ihn gegen das Gemäuer gedrückt, eh ich mich seiner Lippen bemächtigte. Keuchend küsste ich ihn genau so leidenschaftlich, wie als er vom Krieg zurückgekehrt war. Ich sollte mich wirklich in Selbstbeherrschung üben. Doch er machte es mir ja auch nicht leicht. Ach und wenn schon. So lange uns niemand sah.

Das heute Morgen hatte mich eben verunsichert. Er war einfach in mein Bett gekrochen. Wie hätte ich sonst reagieren sollen? Meine Hände seinen schmalen Seiten entlang streichelnd, holte ich mir den Kuss, nachdem ich mich so gesehnt hatte.

Jetzt da ich ihn so gegen das Gemäuer drückte, war er ganz still geworden. So hatte er mich doch bis hier her gereizt. Wo waren dann nun seine Frechheiten geblieben?

Leidenschaftlich küsste ich ihn also und gewährte ihm Einlass. Ich drückte ihn nur gegen die Wand, hielt zwischen uns jedoch immer noch etwas Abstand. Auch wenn mir die Küsse schon langsam zu wenig wurden, wollte ich es nicht weiter kommen lassen. Das durfte ich nicht. Schon jetzt war es riskant genug, doch hatte er mich dazu getrieben.

Ich nahm sein Gesicht in beide Hände und intensivierte den Kuss. Eh er jedoch nach Luft rang. Ich ließ also von ihm ab, küsste aber seine Wange weiter, bis zum Ohr, an welchem ich dann sanft zu knabbern begann. Neckisch knabberte ich dran, bis ich ihm dann etwas ins Ohr flüsterte:

„Du brauchst nicht rot zu werden.“, zog ich ihn gleich damit auf. Hatte ich doch gesehen welche Farbe sein sonst so blasses Gesicht angenommen hatte.

„Ist es nicht das was du wolltest?“, hauchte ich und streichelte nun wieder seinen Seiten entlang. Ich wollte nur sehen, ob ich mit meiner Annahme richtig lag. Sicher, ich fühlte wie er, doch war es mir nicht gestattet dies zuzulassen. Bisher war ich mir bei ihm jedoch nicht sicher, ob es nur eine Phase war. So jung wie er war, konnte sich dies noch ändern. Ich war älter als er, daher war ich mir nicht sicher, ob er sich in diesem Gebiet schon gut genug auskannte. Ich schon. Nur hatte ich mir nie träumen lassen, dass meine Abneigung gegen eine Heirat, wie auch den heiratswürdigen Weibern so weit ging, dass ich mich gar nicht mit ihnen einlassen wollte, sondern etwas ganz anderes bevorzugte. Er hatte es mir erst so richtig vor Augen geführt. Weshalb ich niemals irgendwelche Gefühle gehegt hatte, wenn sich Damen um meine Gunst stritten; Wenn ich das schönste Mädchen im Saal zum Tanz auffordern musste, aber nicht das Geringste dafür übrig hatte. Bislang hatte ich nicht einmal mitbekommen, dass ich Männer attraktiver finden würde als Frauen. Wie sollte ich das alles nur erklären? Erst seit Charles in mein Leben getreten war, hatte ich das Gefühl endlich das gefunden zu haben, was ich gesucht hatte.

Mich nun wieder von seinem Ohr lösend, nahm ich seine Lippen erneut in Besitz. Keuchte gegen sein Gesicht und flüsterte seinen Namen.

„Charles….was macht du nur mit mir?“, flüsterte ich schließlich, als ich mich wieder langsam zurückzog. Wieder Herr meiner eigenen Sinne werdend. Musste ich mir wie ein Abhängiger immer etwas von dieser Droge einnehmen, bis ich mich wieder beruhigen konnte?

Mir war nicht entgangen was ich in ihm ausgelöst hatte und doch musste ich mit Bedacht vorgehen. Ich musste eine Grenze schaffen zwischen uns. Die ich nicht überschreiten durfte. Zumindest vorerst nicht. Bis ich mir im Klaren war, was ich tun sollte und was ich mir leisten konnte.

Daher ging ich wieder etwas auf Abstand. Betrachtete den leicht zittrig, blassen Körper. Mein Blick wanderte an diesem tiefer, betrachtete die nasse Hose die an seinem Körper klebte. Wie damals als ich ihn aus dem Fluss kommen sah. Unwillkürlich leckte ich mir über die Lippen, an dessen noch immer sein Geschmack haftete. Zu mehr war ich nicht fähig, denn plötzlich packte er mich am Arm und schlang sowohl seine Arme als auch seine Beine um mich.

Völlig überrumpelt, verlor ich beinahe das Gleichgewicht, bei seiner überstürzten Handlung. Ich konnte mich mit einem Arm grade noch am Gemäuer abstützen, während ich ihn mit der anderen Hand so gut es ging fest hielt.

"Hör nicht auf...", keuchte er mir entgegen.

Ihn nun so nahe an mir spürend wie noch nie, keuchte ich leise in den Kuss. Ich drückte ihn etwas gegen die Mauer, damit ich wieder das Gleichgewicht fand und so meine andere Hand von dieser nehmen konnte um ihn besser festhalten zu können. Erst jetzt realisierend, wie nahe er mir war, konnte ich ein Stöhnen nicht unterdrücken. Der wenige Stoff zwischen uns, war durch die Nässe nur noch um einiges dünner geworden. Schluckend rang ich um weitere Beherrschung. Doch wie konnte ich auch, wenn dieser Mann so gleich alles von mir verlangte.

„Charles…“, keuchte ich in seinen intensiven Kuss. Hin und her gerissen zwischen dem was ich wollte und dem was ich tun sollte. Ihn nun etwas stabilisierend, wanderte eine Hand auf seinen Schenkel.

Was tat er nur mit mir?

Ich konnte mich kaum noch beherrschen. Die ganzen Prinzipien die ich mir zurechtgelegt hatte, wurden mit einem Mal weggefegt. Hatte ich doch schon lange keine solche Aufmerksamkeit mehr bekommen. Ob nun von einer Frau oder nicht. Ich löste mich von seinen Lippen und wanderte weiter zu seinem Hals.

„ah…wir müssen…..aufhören.“, flüsterte ich mehr zu mir selbst als zu ihm.

"Du hörst doch nicht auf... Bitte halt mich...", keuchte er.

Bis jetzt hatte ich ihn nicht so eingeschätzt. Er war immer zurückhaltend, wenn auch frech in Wortgefechten, aber jetzt in solch einer Situation hatte ich ihn anders eingeschätzt. Er wollte mehr das spürte ich deutlich, aber er schien auch recht unbeholfen, oder bildete ich mir das nur ein? Sicher es war anders mit einem Mann, doch sollte man sich da nicht etwas sicherer fühlen, da man selbst als Mann genau wusste was sich schön anfühlte?

Seine Worte ließen mich gegen seinen schlanken Hals lächeln. Inzwischen ziemlich warm geworden – was nicht am Wetter lag – leckte ich ihm am Hals entlang, streichelte sein Bein und drückte ihn weitere gegen die Mauer.

Verflucht. Ich wollte mehr. So viel mehr. Aber alles sprach dagegen. Ich durfte nicht weiter gehen, doch schien mein Körper mir kaum noch zu gehorchen. Charles Stöhnen erregte mich. Die Töne die er von sich gab, kannte ich nicht aus seinem Mund, was das Ganze nur noch reizvoller machte.

Eh ich ihm jedoch antworten konnte, hörte ich das Wasser ganz in unserer Nähe auf plätschern. Sofort hob ich meinen Kopf, ließ von ihm ab und sah mit pochendem Herzen in die Richtung aus der das Geräusch kam. Hatte ich doch ganz vergessen, dass meine Kleidung für jeden Sichtbar an der Brüstung der Brücke hing. Was wenn mich hier nun jemand suchte?

Panisch wich ich von ihm zurück und vermutete gleich Miss Fairfax würde um die Ecke kommen. Als dann ein großer schwarzer Pferdekopf zu uns linste. Ich stieß hörbar ein erleichtertes Aufatmen aus, als ich Tornado erkannte, der auf der Wiese gegrast hatte. Ich verfluchte das schwarze Tier, eh ich mir über mein viel zu warmes Gesicht strich. Doch irgendwie war ich ihm auch dankbar, dass er genau in dem Moment aufgetaucht war, wo ich beinahe meine Kontrolle verloren hätte. Er riss mich wieder in die Realität zurück.

Einen beschämten Blick auf Charles werfend, watete ich nun zu Tornado hin und streichelte ihm über die Stirn.

„Na mein Großer.“, flüsterte ich ihm zu. Versuchte mich abzulenken und vor allem mich abzukühlen. Das Wasser reichte bei weitem nicht mehr aus.
 

~
 

Entrüstung - Charles Francis Xavier
 

Es war mir sichtlich peinlich, denn wie ich mir denken konnte, hatte er um einiges mehr Erfahrungen in solchen Unterfangen. Ich fühlte mich wie ein kleiner Schüler gegenüber ihm. Er wusste genau was er mit mir machen musste, um mir den Kopf zu verdrehen. Gestern Abend und heute Morgen hatte ich versucht ihn ein wenig aus der Reserve zu locken und jetzt da er machte, was ich wollte, was ich mir wünschte, war ich eher schüchtern als fordernd.

Ich konnte nur nicken, als er mich fragte ob es nicht das war was ich wollte und ja verdammt ich wollte es, auch wenn ich es niemals genau zugeben würde. Wenn ich zu mir ehrlich war, hatte ich bis jetzt nur einmal solch einen Kontakt gehabt, den ich auch wirklich wollte. Doch sie hatte mich nur benutzt und es kam nie wirklich zu innigeren Berührungen. Wozu ich gezwungen wurde, hatte innerlich tiefe Narben hinterlassen.

Doch Erik berührte mich anders. So sanft und gleichzeitig fordernd. Vorsichtig immer bedacht darauf nichts falsches zu tun. Ich wollte mehr von dieser Vorsicht, von dieser Sanftheit. Er sollte mich in eine andere Welt führen, mich vergessen lassen.

Stöhnend biss ich leicht in seine Schulter, versuchte ich doch nicht laut zu sein.

Auch ich zuckte kurz zusammen, als ich das Plätschern des Wassers vernahm und hätte Tornado verfluchen können, als er um die Ecke schaute, um zu sehen wo sein Herr war. Mir fielen auf Anhieb tausende Tode für dieses Tier ein.

Wie ich es mir gedacht hatte, ließ mich Erik sofort los. Hatte er doch seine Fassung wiedergewonnen. Umso mehr hasste ich jetzt dieses Pferd, denn abermals ließ er mich tatsächlich einfach stehen.

Ich seufzte.

Mein Herz schlug immer noch wie wild und meine Beine waren eher so etwas wie Pudding. Sie waren weich und zittrig. Mein Körper machte es mir nur noch deutlicher wie erregt ich doch war. Ich schaute Erik trotzig hinter her. Meine Wangen sichtlich errötet funkelte ich ihn an. Machte es ihm Spaß? Oder war seine Vernunft so groß, dass er mich immer wieder abweisen würde? Ich verzog kurz mein Gesicht und versuchte meinen Körper wieder herunter zufahren, es dauerte Gott sei Dank nicht lange. Man musste sich nur etwas widerliches vorstellen und schon ging es doch gleich wieder.

Missmutig wartete ich durch das Wasser und tat das was mir am besten einfiel. Ich schubste Erik sodass er ins Wasser fiel und drang einfach in seinen Kopf ein. Zeigte ihm die Bilder, was noch hätte kommen können. Die Lust, die man verspürt hätte. Vermittelte ihn die Eindrücke und Gefühle. Er hatte sich nicht einmal entschuldigt. Er hatte mich nur kurz angesehen und war wieder einfach gegangen. Er redete nicht einmal mit mir, was mich wütender machte.

"Auch das verpasst du diesmal!", sagte ich ruhig und sehr gefasst. Ohne ein weiteres Wort lief ich aus dem Wasser und zu meiner Arbeit zurück. Wollte ich ihn gar auch jetzt nicht mehr sehen. Im Moment zumindest nicht. Das zweite Mal hatte er mich einfach abblitzen lassen, nur wegen seiner Vernunft. Niemand hätte uns mitbekommen. Was sollte ein Pferd denn schon sagen? Nichts, denn es konnte nicht sprechen!

Laut fluchend kam ich am Beet an. Schmiss meine Arbeitsutensilien einfach nur in die Karre und zog mein Hemd wieder an. Soll er doch da bleiben wo der Pfeffer wächst. Ab jetzt würde ich es ihm sehr schwer machen. Würde ihm keine anzüglichen Andeutungen mehr machen. Rein gar nichts. Das was er von mir wollte, sollte er sich schon verdienen!

Immer noch fluchend schob ich die Karre zurück auf den Hof. Wütend brachte ich meine Sachen weg und lief in den Stall, wo mich einige der anderen Mädchen verwirrt musterten. Mir war es gerade egal wie ich aussehen musste und daher schritt ich einfach nur an ihnen vorbei und dann ins Haus hinein. Er konnte sich abschmieren, dass ich heute mit ihm essen würde! Pah! Er würde mich heute nicht einmal mehr zu Gesicht bekommen, am besten die ganze Woche nicht, wenn nicht sogar länger. Was dachte er sich eigentlich dabei mich so vorzuführen?

In der Küche nahm ich mir einfach wieder einige Stullen und sagte dem Koch, das ich heute Abend nicht mit dem Herren essen werde. Man konnte meine Wut geradezu ergreifen. Daher schaute mich auch der Koch nur verwirrt an und nickte. Auch jetzt führten mich meine Beine nicht in mein Zimmer, sondern hoch auf diesen verfluchten Dachboden. Es war leider der einzige Platz an dem ich mich wohlfühlte. Seufzend schmiss ich mich dort in den Sessel, schloss meine Auge und lehnte mich zurück. Versuchte mich immer noch zu beruhigen...

Was dachte er sich nur dabei? Mal will er mich und dann wieder nicht. Leicht über mich selbst lachend, legte ich meine Hand auf mein Gesicht. Wie kann ich auch nur so dumm sein und immer wieder bei ihm nachgeben?

Seufzend setzte ich mich wieder auf und ergriff einfach eines der Bücher die in meiner Nähe lagen und begann dieses zu lesen. Es dauerte bei mir noch etwas, weil ich bei einigen Wörtern noch nachdenken musste, was diese für Bedeutungen hatten und doch gelang es mir schließlich. Es lenkte mich ab und doch handelte das Buch über eine Liebe, die genauso wie in meiner Situation niemals sein durfte.

Seufzend schaute ich auf und bemerkte erst jetzt, das es schon recht dunkel geworden war. Ich nahm mir meine Stullen, zündete die Kerzen an und lass einfach weiter. Vorher jedoch stand ich abermals auf und entledigte mich meiner Nassen Sachen. Ich hing sie zum Fenster und setzte mich wieder hin. Ich musste mich nur gut genug ablenken. Das würde dann schon gehen. Es war mir egal ob mich jemand suchte, wollte ich doch einfach nur alleine sein.
 

~
 

Bereuen - Erik Magnus Lehnsherr
 

Ich wusste was ich ihm nun wieder damit antat, doch was sollte ich tun? Ich würde ihn gern mit offenen Armen empfangen. Wenn es ginge würde ich ihm einen Heiratsantrag machen, sollte es unsere Probleme lösen. Aber das würde es nicht. Es würde sie nur schüren. Während ich mich mit Tornado unterhielt, wurde ich plötzlich von ihm geschubst und fiel nun in Gänze ins Wasser. Hörte ich auch seine Worte die er mir sandte. Eh er mich dann verließ.

Wütend ja. Verständlich…..denn ich hasste mich grade selbst dafür. Hustend richtete ich mich wieder auf und blickte ihm nach. Doch er bog schon um die Ecke. Frustriert verharrte ich so, bis mich Tornado anstubste. Ich drehte mich zu ihm um und tätschelte seine Stirn.

„Ja ich weiß, ich bin ein Dummkopf.“, pflichtete ich ihm bei. Schließlich führte ich ihn wieder ans Ufer, wo ich ihm zu verstehen gab, dass er warten sollte bis ich mich angezogen hatte. Ich schlüpfte in meine Reithosen. Während ich mir die Schuhe anzog, klaute mir dieses Pferd doch tatsächlich mein Hemd.

„Hey gibs her!“, schrie ich, als der Wallach munter damit im Maul davon trabte. Das war wohl meine Strafe für dieses kindisch schreckhafte Verhalten, welches ich an den Tag legte. Doch was sollte ich machen? Ich konnte nicht einfach alles stehen und liegen lassen. Es hatte sich so wieso alles verändert, durch diesen dummen Krieg. Ich musste erst mal wieder alles ins Lot bringen. Somit auch meine Empfindungen.

Keuchend blieb ich stehen und sah zu wie mich anscheinend auch Tornado nur aufzog. Ich ließ meine anderen Kleider auf der Brücke zurück, da ich so wieso mit Tornado ausreiten wollte. Das würde ich auch ohne Sattel und Zaumzeug schaffen. Zumal ich es jetzt auch nicht für eine gute Idee hielt zum Hof zurückzukehren. Daher machte ich mich auf, den schwarzen Wallach übers Feld nachzujagen. Das hohe Gras peitschte mir entgegen, während Tornado mir davonraste.

Nach eine halben Ewigkeit hatte ich Tornado erwischt und ließ mich nun müde ins Hohe Grass zurückfallen. Das hatte ich oft als Kind gemacht. Ich war immer draußen, als meine Eltern noch lebten und ich nicht grade dazu verdonnert wurde einige Manieren zu erlernen. Wenn meine Eltern noch gelebt hätten, hätte ich nicht in diese Schule gehen müssen, sondern wäre liebevoll von ihnen unterrichtet worden. Auch wenn ich im Nachhinein der Ansicht war, dass es besser gewesen war die Sittlichkeiten nicht von meinen Eltern erlernt zu haben. Denn dann hätte ich sie bestimmt nicht ganz so ernst genommen wie jetzt. Obwohl es gerade diese Regeln waren, die mir und Charles im Weg standen. Wäre es anders gekommen, wenn meine Eltern noch leben würden? Wäre Charles dann auch noch hier?

Wehmütig dachte ich darüber nach. Bis mich Tornado erneut anstubste. Richtig, ich wollte doch ausreiten. Also stand ich auf und schwang mich schließlich endlich auf seinen Rücken. Eh ich mit ihm dann davon brauste. Über die Wiese ritt und ab in den Wald, wo ich auch meinen Gedanken nachgehen konnte. In der Stille des Waldes.

Ich kam erst gegen Abend wieder zurück und nutzte die Gelegenheit auch gleich um die anderen Pferde von der Wiese wieder in den Stall zu führen. Als sie dann alle versorgt waren, machte ich mich auf ins Haus. Da empfing mich auch schon Miss Fairfax, die mich darüber unterrichtete, dass sich Charles heute nicht bereit erklärt hatte mit mir zu speisen. Einen Moment dachte ich darüber nach ihn einfach herunter pfeifen zu lassen, zumal ich hier der Herr und Meister war. Doch ich ließ es. War es doch sonst nicht meine Art. Zudem hatte er allen Grund auf mich wütend zu sein. Und ich auf ihn. Was erwartete er denn von mir? Dass ich alles stehen und liegen ließ, nur um ihm näher zu kommen?

„Ich hege ebenfalls nicht den Wunsch mit ihm zu speisen.“, antwortete ich ihr daher und machte mich dann auf den Weg in die Waschräume, wo ich mich erst einmal gründlich von den heutigen Strapazen reinwusch.

Etwas später nachdem ich auch gespeist hatte – und das alleine - beschloss ich mich in die Bibliothek zurück zu ziehen. Doch kaum hatte ich den Raum betreten machte ich wieder Kehrt. Er erinnerte mich wieder zu sehr an gestern Abend, als ich ihn da ebenfalls hatte sitzen lassen. Daher ging ich lieber in den Tanzsaal und beschloss meine Lieder weiter zu üben, die ich angefangen hatte. Auch wenn mich dieser Raum ebenfalls an den jüngeren Mann erinnerte, so konnte ich mich mit etwas Musik von diesem Gedanken ablenken.

Ich vertrieb mir den Rest des Abends mit Klavierspielen die Zeit. Ins geheim hatte ich ja gehofft ihn mit diesen Klängen anzulocken, doch die Zeit verging und kein braunhaariger Schopf lugte zur Tür hinein. Aber ich konnte es auch verstehen. War ich doch derjenige den ihn gereizt hatte. Es war meine Schuld, dass ich mich überhaupt darauf eingelassen hatte. Aber ich konnte nicht anders.

Er besaß mein Herz.

Ich wollte ihn ja auch nicht so einfach gehen lassen. Ich beschloss ihn einfach einige Tage in Ruhe zu lassen und die Zeit auch für mich zu nutzen, um wieder Herr der Lage zu werden. Musste mir klar machen was ich nun wollte. Denn es war nicht fair was ich ihm mit meinem Verhalten nun antat. Sobald wieder etwas Normalität in den Alltag zurückgekehrt wäre, würde sich dies auch von selbst regeln. Hoffte ich.

Ich würde in den nächsten Tagen so wie so die Dinge endlich erledigen müssen, die noch auf meinem Plan standen. Zum Beispiel wollte ich nach London und endlich den Mann aufsuchen, der mein Klavier restaurieren sollte. Ich wollte meine Geschäftspartner treffen und an einer Gesellschaft teilnehmen um die restlichen Fragen zu beantworten die noch offen standen, um meine Handelsrouten zu definieren. Erst wenn das alles im Lot war, konnte ich mich auch etwas umhören.

Die Gesellschaft würde ich auch nutzen um mich nach Belieben zu erkunden. Um herauszufinden wie sie auf eine gleichgeschlechtliche Liebe reagieren würden. Ob dies rechtliche Folgen hatte. Ich wusste ja, dass dies nicht erlaubt war, doch hatte man mir dieses Thema niemals nahe gelegt, weshalb ich mich darüber schlau machen wollte.

Nach einer Weile hörte ich dann auf zu spielen und beschloss mich zu Bett zu bewegen. Ich hatte morgen viel vor, da musste ich ausgeschlafen sein. Als ich in den oberen Stock lief, dachte ich nach ob ich nicht kurz bei Charles vorbei sehen sollte, aber fand dies keine so gute Idee. Ich musste etwas Abstand halten bis sich alles geklärt hatte. So, verschwand ich in meinem Zimmer und gab mich meinen Träumen hin.
 

~
 

Erster Streit - Charles Francis Xavier
 

Ich gähnte leicht auf und rieb mir über die Augen. Die Sonne war bereits untergegangen und ich stand auf, um mir kurz meine Beine zu vertreten. Es war sehr warm hier oben, sodass ich das Fenster öffnete und die frische Abendluft genüsslich einzog. Es war herrlich und machte mir so ein wenig den Kopf frei.

Ich spitzte die Ohren, als ich die klänge des Klaviers vernahm, welche nach oben getragen wurden. Reumütig stützte ich mich auf der Fensterbank ab und lauschte den wundervollen Klängen. Wieso musste ich auch so reagiert haben? Jetzt war ich zu stolz um nach unten zu gehen... Ich verstand ihn auch, aber wieso musste er mich dann immer wieder reizen und mich dann fallen lassen? Dann sollte er doch einfach nicht auf meine Annäherungsversuche eingehen. Er hätte es gänzlich sein lassen sollen, mich auf der Brücke zu küssen. Es hätte uns einige Probleme erspart und wir wären weiterhin um uns herum getanzt. So hätten wir uns seine Konfliktsituation auch sparen können.

Seufzend schloss ich meine Augen, öffnete das Fenster weiter, stieß mich dann schließlich ab und machte es mir bequem im Sessel. Die Klänge waren immer noch zu hören und ich begann leise mit zu summen.

Es war ein schönes Lied. Es klang traurig und dennoch hatte es so viel Leidenschaft in sich, dass es mich innerlich zu zerreißen begann. Ich kuschelte mich in den Sessel und schloss die Augen. Versuchte ich doch wieder zu schlafen. Ich musste mich morgen weiter um den Garten und um die Pferde kümmern. So konnte ich ihm auch morgen aus dem Weg gehen und nicht an ihn denken. Das war wahrscheinlich das Beste.

Gähnend streckte ich mich kurz und schlummerte schließlich friedlich, mit einer traurigen und dennoch wundervollen Musik im Hintergrund ein.
 

Früh wurde ich durch das klappern mehrerer Pferdehufe wach, weil ich gestern Abend vergessen hatte, das Fenster zu schließen. Gähnend setzte ich mich auf und rieb mir kurz über meine Augen. Wie spät war es...? Immer noch schlaftrunken lief ich zum Fenster und schaute hinaus. Ich erblickte Erik wie er gerade in die Kutsche einstieg und sich von Miss Fairfax verabschiedete. Wehmütig schaute ich hinunter, wollte ich doch zu gerne wissen, wo er hin wollte. Ich wusste, dass ich mich nicht beschweren durfte, schließlich war ich es der wütend auf ihm war und das sollte auch so bleiben. Ich durfte mein Verhalten nicht umkehren, denn so gab ich ihm mehr Chancen mich auf den Arm zu nehmen.

Ich verzog das Gesicht, stieß mich abermals von der Fensterbank ab, zog nun wieder meine trockenen Sachen an und lief nach unten. Das Buch was ich gestern zu lesen begonnen hatte, steckte ich mir in meine hintere Hosentasche. Wollte ich doch jede Gelegenheit nutzten um die Geschichte weiter zu verfolgen.

Wie immer bedacht darauf, dass mich niemand erwischte trat ich in den Flur und rutschte dem Treppengeländer hinunter. Es war wahrscheinlich auch ganz gut, dass Erik nicht im Haus war, so konnten wir uns auch nicht begegnet, denn das wollte ich vorerst vermeiden. Zu schmerzlich war es doch ihn anzuschauen und zu wissen, dass ich ihn eigentlich niemals haben durfte.

Ich spürte immer noch seine Küsse auf meiner Haut, was mich bei der Erinnerung wieder erschauern ließ. Was hatte er nur mit mir gemacht...? Ich hatte das Gefühl schon abhängig zu sein.

Ich schüttelte meinen Kopf und lief in die Küche, wo sich gerade mehrere des Personals befanden. Als ich den Raum betrat verstummte das Stimmengewirr. Was war denn jetzt nicht richtig? Verwundert schaute ich die Mädchen und den Koch an. Ich zuckte kurz mit meinen Schultern und trat zum Koch heran. Dieser gab mir wie üblich zwei Stullen und musterte mich besorgt.

"Was ist?", fragte ich dann und biss in meine Stulle hinein.

"Na ja wir machen uns Sorgen... Sie waren gestern so abwesend und haben sich dann auch noch mit dem Herren gestritten.", gab er von sich, wobei ich merkte das die Mädels jetzt auch zu mir rüber schauten. Was war denn so schlimm daran? Man konnte sich doch mal streiten oder nicht? Auch ein Bediensteter und sein Herr hatten einige Probleme, also wieso nicht.

"Wieso sorgen...? Das mit Herrn Lehnsherr ergibt sich schon wieder. Ihr kennt ihn.", sagte ich murrend und sah wieder zum Koch auf.

"Haben sie schon mit jemanden gesprochen über die Zeit als sie im Krieg waren?", fragte mich jetzt eine der Frauen und ich schaute sie nur noch perplexer an. Was sollte das denn jetzt hier werden? Ich brauchte kurz einen Moment bis ich verstand, auf was sie hinaus wollte, denn meine Kräfte verwendete ich nur noch mit Bedacht und versuchte die Gefühle und das Denken der Menschen so zu verstehen.

"Es ist alles in Ordnung. Ich komme schon damit klar!", sagte ich lächelnd, drehte mich um und verschwand in Richtung Ställe.

Ich musste mich schließlich nicht vor ihnen rechtfertigen oder ihnen meine Geschichte erzählen. Jeder hatte seine eigene Art, um mit dem Erlebten fertig zu werden.

Eigentlich half mir Erik. Der Gedanke an ihn beruhigte mich und machte mich jetzt auch noch zu gleicher maßen wütend. Meine Mine verfinsterte sich kurz wieder, wurde aber umso weicher als ich begann mich um die Tiere zu kümmern.

Das Lesen nutzte ich bei jeder Gelegenheit aus. Ich las, als ich die Pferde zur Weide brachte und wieder alleine zurück lief. Las in meinen kleinen Pausen, wenn ich neben bei meine Mahlzeiten zu mir nahm.

Von Miss Fairfax hatte ich erfahren, dass sich Erik mit einem Restaurator treffen wollte, für seinen alten Flügel. Ja, dieser brauchte unbedingt einen neuen Schliff. Wie oft dieser schon seinen Herren gewechselt hatte? Auch Geschäftliches beabsichtigte er in London zu verrichten, was wohl bis spät Abends andauern würde. Eigentlich wollte ich von Miss Fairfax nicht wissen, wo Erik hingefahren war, jedoch hatte sie es mir auf der Treppe zur Küche erzählt, als ich gerade lesend mein Mittag zu mir genommen hatte. Hatte ich schon eine Aufschrift bei mir drauf, dass ich alles über ihn wissen wollte? Ja anscheinend schon... Ich wollte auch alles wissen, doch wollte ich es von ihm erfahren, was er in London gemacht hatte.

Seufzend schaute ich zum Himmel, als ich den Hof fegte. Es wurde zum Glück bald dunkel, sodass die Hitze sich nicht mehr ganz so ausbreiten konnte. In den Bach wollte ich nicht noch einmal springen. Zu frisch waren die Erinnerungen, was unter der Brücke passiert war und nicht weiter passiert sind. Frustriert strubbelte ich kurz durch meine Haare und stellte den Besen bei Seite.

Wieso musste dieser Mann immer nur auf seine Vernunft hören? Es war ihm doch auch sonst alles egal. Die Meinung der Gesellschaft war ihm egal oder dachte er, er würde dort einen Schritt zu weit gehen?

Seufzend wusch ich meine dreckigen Hände sauber und lief zurück ins Haus. Ich sollte mich waschen, etwas essen und dann wieder nach oben gehen, um mich weiterhin abzulenken. Ich wollte nicht an ihn denken, zu schwer war der Schmerz darüber, dass ich ihn doch vielleicht verlieren würde. Daran wollte ich nicht denken und doch machte es mir eine Höllenangst.
 

Gewaschen und gestärkt führten mich meine Beine wieder auf den Dachboden, wo ich das Fenster offen ließ und mir eine Kerze anzündete, weil es schon schummrig wurde und ich mir meine Augen nicht kaputt machen wollte. Ohne weiter über irgendetwas nachzudenken, las ich in Ruhe mein Buch weiter und lauschte immer wieder auf, wenn ich gedacht hatte Pferdehufe zu vernehmen. Ich wusste, dass es für mich eine lange Nacht werden würde, denn so unruhig wie ich war und auf die Ankunft von Erik wartete, war das auch kein Wunder.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Nara-san
2013-05-21T18:57:46+00:00 21.05.2013 20:57
Ich könnte dieses Pferd fressen!
Auch wenn es wirklich toll ist! Aber hätte es nicht wann anders kommen können! T^T
Aber tolles Kapi!
Bin gespannt, was Erik alles so erfahren hat auf seiner Gesellschaft! ;)


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