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A Life before...

Cherik AU
von

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Meine Schwäche

Hallo meine Lieben~

Erst mal Danke dass ihr noch immer dabei seid und euch von so viel Text nicht abschrecken lasst XD"

Deisbezüglich wollte ich nun auch etwas verkünden. In Zukunft wird doppelt so viel Text in einem Kapi festgehalten, da wir nun doch schon 16 Kapitel haben und noch nicht einmal die ersten 100 Word Seiten hinter uns haben. (Und bisher werden noch 200 folgen XD") Hoffentlich habt ihr so viel Ausdauer. XD
 

Nun ich hoffe ihr bleibt noch weiterhin dabei <3 Danke nochmal für all die lieben Kommischreiber. Es ist schön Feetback zu bekommen~

Nun wünsch ich viel Spass beim Lesen :D
 

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Meine Schwäche - Erik Magnus Lehnsherr
 

Es war schön zu hören, dass wir einander nun nicht mehr in aller Förmlichkeit ansprachen, sondern einfach nur duzten. Sicher in der Gesellschaft musste das gründlich überdacht werden, aber unter uns, da war es mir nur willkommen.

Charles hatte mir die letzten Bilder von Jonas Atemzüge geschickt. Doch leider machte dies das Ganze nicht besser. Vor Kurzem wusste ich noch gar nichts von den beiden. Wie konnte ich das nicht mitbekommen haben? Hatte ich mich so sehr von meinem Personal abgewandt? War nur noch von Charles umgeben gewesen, dass ich nichts weiteres mehr wahrgenommen hatte.

Durch den Lärm wurde natürlich Miss Fairfax angezogen. Verwundert kam sie aus der Küche und erblickte uns drei. Ich wusste nicht, dass in nur so kurzer Zeit so viele Emotionen über ein Gesicht wandern konnten. Erst Freude über die Heimkehr Charles‘, dann Verwunderung über Annas Schmerz, eh jedoch ihre Gesichtszüge die Erkenntnis annahm. Sie hob eine Hand an ihren Mund. Ebenso betroffen von dem Verlust wie wir alle. Jonas war noch zu jung. Viel zu jung.

Nun kam auch die ältere Dame angerannt und nahm uns Anna ab, die völlig aufgelöst in ihren Armen zusammensackte. Ich biss mir schmerzlich auf die Unterlippe und griff instinktiv nach Charles Handgelenk. Eine gefährliche Geste in Anwesenheit von Miss Fairfax, doch ich wollte ausdrücken wie froh ich war, dass nicht ich solch eine Nachricht bekommen hatte.

Dem Szenario weiter folgend, seufzte ich traurig. Doch man konnte nichts mehr rückgängig machen. Besorgt wanderte mein Blick nun zu Charles. Hoffentlich gab er sich nicht die Schuld für dieses Geschehen. Ich war mir sicher, dass er alles in seiner Macht stehende getan hatte um den Jungen zu beschützen. Doch man konnte seine Augen nun mal nicht überall haben. Das hatte ich doch genau so erfahren. Ich ging schließlich mit Charles ins Haus und überließ Anna lieber den zarten Worten Miss Fairfax. Sie hatte da weit aus das bessere Händchen als ich.

Charles Worte durchschnitten die Ruhe im Innern des Hauses.

„Ja, mach….mach dich erst mal wieder etwas frisch. Damit du dich wieder wie ein Mensch fühlst.“, pflichtete ich ihm bei und schenkte ihm ein leichtes Lächeln. Doch es waren die Worte die er mir per Fähigkeit schickte, die mich weit aus glücklicher stimmten. Ich hob eine Hand und wollte ihm übers Gesicht streicheln, hielt jedoch kurz davor inne. Ich ballte meine Hand zur Faust in der Selbstbeherrschung die ich aufbringen musste, um dem Drang zu widerstehen.

„Ich lasse etwas zu Essen herrichten. Wir haben noch den ganzen Abend Zeit um….uns auszutauschen.“, meinte ich etwas befangen und blickte kurz zu Boden. Doch eine Umarmung konnte ich mir nicht verkneifen.

„Willkommen zu Hause.“, flüsterte ich ihm zu und ließ ihn schließlich wieder los. Wand mich dann von ihm ab, so schmerzlich es auch war. Ich durfte nicht riskieren, dass unsere innige Zuneigung jetzt schon ans Licht kam. Das Personal hatte nun erst den Tod eines jungen Burschen zu verkraften. Die Offenbarung unserer innigen Freundschaft , unserer Liebe zueinander wäre nur noch irritierender. Zu viel auf einmal. Zu meinem Selbstschutz, verzog ich mich in den Salon um erst wieder richtig zu mir zu finden. Mein Herz war in Aufruhr, mein Drang nach Nähe und Geborgenheit unersättlich stark. Dass es mir beinahe Angst machte. Solche intensiven Gefühle waren so neu für mich. Und doch konnte ich sie nicht ignorieren. Wollte es nicht. Sondern sie ausleben. Wenn auch im Geheimen.

Ich hatte mich im Salon zurückgezogen, nachdem ich dem Personal in der Küche die Unpässlichkeit Annas erklärte und ihnen sagte, dass sie heute für mehr zu kochen hatten als nur für mich und Miss Fairfax. Wieder im Salon hatte ich mich an das Klavier meines Vaters gesetzt und spielte eines der Lieder, die ich selbst komponiert hatte, nachdem die Einsamkeit Besitz von mir ergriffen hatte. Noch immer hatte ich die Stücke nicht perfektioniert, doch das würde ich noch. Zusammen mit Charles, aber im Tanzsaal.

Ich hörte nach einigen Minuten auf zu spielen, da ich meine Notenblätter noch im Tanzsaal liegen gelassen hatte und die Stücke noch nicht auswendig spielen konnte, ohne mich dabei zu verspielen. Daher wand ich mich wieder vom alten Instrument ab. Ich musste es so wieso erst mal überprüfen und restaurieren lassen. Vor meinem Einzug ins Kriegsgebiet hatte ich keine Zeit dazu gefunden. Doch jetzt kam es mir so vor, als hätte ich massig davon und wusste nur nicht genau wie ich diese zu gebrauchen hatte. Alleine war es auch so viel trübsinniger, als zu zweit. Jetzt da Charles wieder hier war, würde es mir um einiges leichter fallen sich die Zeit zu vertreiben.

Schließlich hatte ich mich in einer der Sessel gesetzt, mir Stift und Papier genommen und begann zu zeichnen. Ja, damit hatte ich wieder begonnen, seit der Aufklärungsmission. Ich wusste keine andere Möglichkeit wie ich Charles hätte erreichen sollen. Sicher ich hatte das Regiment und seine Zuständigkeit erwähnt, doch niemand wusste von dessen Aufenthaltsort. Da hielt ich es für die beste Lösung ihnen wenigstens ein Gesicht mit auf den Weg zu geben. Ich wusste noch nicht einmal ob er ihn erhalten hatte. Ich würde ihn zu gegebener Zeit danach fragen.

Meine Hand wanderte schnell über das Blatt Papier und skizzierte grade die Aussicht die ich vom Wagen hatte, als ich hier angekommen war. So wunderschön. Nur um sie zu perfektionieren setzte ich eine Person ins Bild. Zwar aus der Ferne, aber ich wusste genau wen sie darstellen sollte. Alles erst grob vorgezeichnet, wurde ich durch das Eintreten von Charles in den Salon aus meiner Konzentration gerissen. Ich blickte auf und verbarg mit einer Hand die Skizze. Grinsend betrachtete ich ihn nun. Er sah erschreckend dünn aus. Müde und abgemagert. Ich musste an meinem ersten Tag wieder zu Hause, sicher nicht besser ausgesehen haben.

„Das bist wieder du.“, meinte ich und bot ihm dann einen Platz bei mir am Feuer an.

Langsam setzte er sich auf seinen gewohnten Sessel und schaute zu mir herüber. Sein Blick fiel auf das Papier was sich in meinen Händen befand.

"Ich habe deinen Brief erhalten . . . Ich danke dir dafür.", sagte er ruhig und musterte weiterhin meine Hand. Langsam trat er näher und beugte sich zu mir.

"Zeichnest du wieder? Ich mochte deine Zeichnung von mir.", sagte er sanft lächelnd. Beschämt darüber, dass er mich beim zeichnen erblickte, versuchte ich erneut meine Zeichnung vor ihm zu verbergen. Doch als er meinte er habe meinen Brief erhalten, blickte ich ihn mit strahlenden Augen an.

„Du hast ihn erhalten?“, fragte ich nach. Er hatte ihn bekommen! Ich hatte schon befürchtet, dass er ihn niemals bekommen hatte und sich einige andere darüber lustig machen würden. Gut hatte ich nichts ganz so persönliches verfasst, da ich mir schon denken konnte, dass dieser von einer Hand zur anderen gereicht wurde. Und doch landete er schlussendlich dort wo er sollte. Nun etwas entspannter, nahm ich meine Hand von der Skizze. Als er dann näher trat um sich diese anzusehen, blickte ich neugierig in seine Augen. Nur um seine Reaktion zu sehen.

„Wieder?“, wiederholte ich etwas fragend.

„Woher wusstest du, dass ich schon mal gezeichnet habe?“ Oder hatte er das nun auf die Zeichnung bezogen die ich ihm geschickt hatte?

„Ich wusste nicht…..wie ich dich sonst finde.“, sagte ich nun leise, meinen Blick nicht von ihm nehmend. Machte er das mit Absicht? Reizte er mich absichtlich so, oder war ich zu empfindlich? Seit er nun wieder bei mir war, lagen meine Empfindungen so klar auf der Hand. Wie hatte ich sie vor der Trennung nur so ignorieren können? Wollte sie nicht wahr haben. Doch jetzt, sprach doch nichts dagegen. Abgesehen davon, dass ich auch in der Hinsicht meine Größe wahren wollte. Kein Unhold sein wollte, immer Herr meiner Sinne. Trotz pochendem Herzen.

„ich….“, begann ich weiterhin leise. Da es keiner lauter Stimmen bedurfte.

„….kann dir beibringen wie man zeichnet. Lesen hast du anscheinend schon gelernt.“, meinte ich und schmunzelte leicht. Auch wenn ich es ihm gerne beigebracht hätte. Aber ich wusste noch so vieles, was ich ihm lehren konnte. So vieles.

Ich zeigte ihm nun mein bisher unfertiges Werk, erkannte dieses Funkeln in seinen Augen. Auch wenn er nicht auf Anhieb auf die Person aufmerksam geworden war, die ich am skizzieren war, schien es ihm schon jetzt zu gefallen. Als er mir dann den Block und den Stift aus der Hand nahm, sah ich ihn fragend an. Erst dachte ich er wollte es sich genauer ansehen oder was daran verbessern. Doch als er die Sachen auf den Tisch legte und wieder zu mir zurückkam, musste ich doch etwas schlucken.

Er machte es sich doch tatsächlich auf meinem Schoss bequem. Nicht ganz so aufreizend wie als er schlafgewandelt war, aber immer noch genug um mein Herz höher schlagen zu lassen. War ich solche Nähe kaum gewohnt. Weder von meinen Eltern noch von anderen. Daher sah ich auch etwas bedröppelt aus der Wäsche, als er sich einfach so auf mir nieder ließ.

Im ersten Moment war ich einfach still und bewegte mich nicht. Eh ich dann die Arme um ihn legte und an mich drückte. Seinen Duft einziehend, schloss ich die Augen. Genoss das Gefühl ihn dicht bei mir zu haben.

„Heute mal nicht am schlafwandeln?“, scherzte ich daher und grinste in sein Haar.

"Ich lernte das Lesen von Jonas...", sagte er ruhig und schloss seine Auge.

"Zeichnen kann man doch nicht richtig lernen... lieber will ich Klavier spielen lernen... lesen kann ich ja jetzt.", sprach er weiter und kuschelte sich an mich.

Ich lauschte seinen Worten und nickte. Ich würde ihm noch so viel beibringen. Alles was er wissen wollte. Und noch mehr.

"Keine Angst... es wird jetzt keiner herein kommen.", grinste er leicht, ich legte meine Stirn in falten

„Wie meinst du das? Woher weißt du das?“ Ich dachte erst er habe die Tür verschlossen, doch das hätte ich mitbekommen. Falls das Essen fertig wäre, würde Miss Fairfax so wieso anklopfen. Damit wir vorgewarnt waren. Doch was meinte er damit?

„Gibt es denn etwas, was versteckt bleiben sollte?“, fragte ich nun grinsend. Sicher wusste ich dass er diese Nähe hier meinte, doch ließ ich keine Gelegenheit aus ihn etwas aufzuziehen. Das hatte ich schließlich auch vermisst. Jetzt war er wieder da. Und ich hatte ihn ganz für mich.

Tiefer vergrub ich meine Nase in seinem Haar und drückte ihm einen Kuss aufs Haupt. Er machte mich so schwach. So unglaublich schwach. Und doch genoss ich es, auch den Umstand endlich einmal ausnutzen zu können. Auch einmal Schwäche zeigen zu dürfen. Wenn auch nicht in Gänze.
 

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Nähe suchend - Charles Francis Xavier
 

Ich seufzte in seinen Armen. Traurig hatte ich den Mann hinterher geschaut, als er mich erst berühren wollte und es dann doch auf eine Umarmung beruht hatte. Ich hatte ihn verstanden. Er war immer hin immer noch mein Herr und doch schmerzte es mich. Ich wollte und brauchte diese Zärtlichkeit. Hatte sie auch schon vorher gebraucht .

Seufzend war ich in mein Zimmer gelaufen und fand alles genauso wieder, wie ich es verlassen hatte. Für einen kurzen Moment stand ich einfach nur im Raum und hatte mich umgesehen. Meine Tasche hatte ich einfach fallen lassen, hatte mich ausgezogen und lächelte als ich mein blaues Hemd wieder anziehen durfte. Wie hatte ich diese bequemen Sachen doch vermisst. Wie alles andere in diesem Haus.

Durch Jonas hatte ich das lesen gelernt, sodass ich mich endlich auch den Büchern vom Dachboden widmen konnte. Die Gedanken hingen wieder bei diesen Jungen und ich wusste, dass es auch noch lange so bleiben wird. Den Brief von Erik hatte ich sorgfältig auf meinen Nachtisch gestellt genauso wie das Bild, das er von mir gezeichnet hatte. Ich liebte es . . . Ich liebte seine Zeichnungen.

Ich war in die Richtung meines Glücks gelaufen. Ich hoffte es zumindest.

Er würde gegenüber anderen niemals seine Gefühle für mich zeigen. Das wusste ich und doch hatte ich meine Finger auf meine Lippen gelegt.

Er hatte mich geküsst. Er war es gewesen der die Initiative ergriffen hatte und ich war glücklich darüber, hätte ich doch selbst nicht gewusst wie ich es beginnen sollte.

Jonas hatte mir das Lesen beigebracht. In dem Dorf an der Küste, hatten wir alte Bücher gefunden. Ich wollte mich ablenken und daraus wurde der Unterricht mit Jonas. Ich genoss diesen, denn immer wieder hatte er mir erzählt, wie sich Erik über ihn aufgeregt hatte, weil er immer wieder dieselben Buchstaben verwechselt hatte. Ich konnte es mir jedes Mal bildlich vorstellen. Es war bestimmt nicht einfach gewesen mit Jonas zu lernen, oder ihm gar etwas beizubringen. Er war ein Mensch gewesen, der eher handelte als nachgedacht hatte. War es vielleicht der Grund, wieso er sterben musste? Nein, daran durfte ich nicht einmal denken...

Das Bild, welches Erik nun am Feuer zu zeichnen begonnen hatte, hatte eine Landschaft gezeigt, sein Anwesen. Er hatte es genauso vermisst wie ich es getan hatte, auch wenn ich nur eine kurze Zeit hier verweilt hatte. Doch diese Zeit war eine Zeit die ich nicht missen wollte. Hatte er mir doch gelehrt, dass nicht jeder Mensch gleich war. Dass es auch Liebe gab, die man jemanden schenken konnte. Zuneigung die ich nie erleben durfte...

Ich schaute Erik an und benutzte zum ersten Mal meine Kräfte komplett für mich. Ich hielt für alle anderen die Zeit an. Doch nicht für uns.

Ich wollte ... nein ich brauchte die Zuneigung... brauchte jemanden der mich fest hielt. Es war vielleicht kindisch und doch war es mir egal.

Was man nicht alles lernte, wenn man unter Druck oder unter Gewalt stand. Ich hatte sie oft benutzt um zu flüchten. Meine Männer waren oft verwundert gewesen und doch hatten sie nie etwas gesagt, wussten sie ja nicht das diese Kraft von mir ausging. Ich wollte auch eigentlich gar nicht mehr darüber nachdenken, denn ich hatte das erreicht was ich erreichen wollte. Nach Hause zu kommen... und das war ich...Lag in seinen Armen ... genoss es ...

Nachdem ich jetzt wusste was er für mich empfand, war es einfacher auf ihn zu zugehen. War es einfacher meine Gefühle auszudrücken. Wie vor dem Einzug, wären wir wahrscheinlich jetzt um uns herum geschlichen und wären nie zu etwas Näherem gekommen. Ich war glücklich darüber, dass er sich auf der Brücke vergessen hatte. Er hatte sich vergessen, sonst hätte er mich nie geküsst, mich nie umarmt.

Ich seufzte genüsslich als er schließlich seine Arme um mich legte.

Ich mochte diese Wärme. Ich war einfach nur froh wieder hier sein zu können und jetzt auch noch mit ganz anderen Erkenntnissen. Als er mich darauf ansprach, warum niemand eintreten würde, lächelte ich abermals.

"Ich beherrsche meine Fähigkeiten jetzt... und habe einige andere Tricks gelernt, sowie zum Beispiel, dass ich die Zeit anhalten kann. Sie läuft nur für uns weiter...", sagte ich leise. In seinen Armen war es wirklich schwer nicht auf Anhieb einzuschlafen, auch wenn ich in London drei Tage durch geschlafen hatte. Es lag bestimmt daran, dass meine komplette Anspannung von mir abfiel und sich jetzt alles löste.

"Meinetwegen müssten wir gar nichts verstecken...", sagte ich und öffnete meine Augen, um Erik offen anzuschauen. Ich wusste, dass es für Erik und mich nie leicht sein würde, denn seine Stellung erlaubte solche Beziehungen nicht. Er müsste heiraten und Kinder bekommen.

„Du kannst was…?“, fragte er nun eindeutig perplex.

„Das musst du mir bei Gelegenheit genauer erörtern.“, meinte er weiter.

Ich lächelte leicht, als ich seine verwirrte Stimme vernahm, doch ich sagte nichts weiter dazu, genoss nur weiter seine Streicheleinheiten. Er hatte mir durch mein kurzes Haar gestrichen. Ich hatte von solchen Berührungen geträumt... Sie waren genauso real gewesen, wie die jetzige, doch immer wieder wenn ich erwacht war, wurde ich in die harte Realität zurück gezogen. Ich wollte es nicht. Schloss jedes Mal meine Augen und doch als ich diese wieder geöffnet hatte, war ich immer noch in diesem Graben oder dem Haus. Jetzt war ich wirklich zu Hause ... War bei diesem sturen Mann, der immer bedacht darauf war sein Gesicht vor allen anderen zu bewahren.

Ruhig hörte ich ihm zu und seufzte dann schließlich, als ich mich von ihm erhob und mich wieder in meinen Sessel setzte. Meine Beine wanderten automatisch in einen Schneidersitz und kurze Zeit später klopfte es auch schon an der Tür. Ich wusste, dass hinter der Tür Miss Fairfax stehen musste, weil ich ihre Gedanken vernahm. Genauso wusste ich, dass sie bereits auf dem Weg hier her war, als ich die Zeit eingefroren hatte, um ein wenig mit Erik alleine sein zu können. Ich vermisste jetzt schon seine Wärme...

„Hast du keinen Hunger?“, sprach er dann das Essen an und reagierte nicht weiter auf meine anderen Worte. Ich war traurig das er das Essen angesprochen hatte. Ich hatte Hunger, doch essen war zu etwas geworden, was nicht mehr alltäglich war. Im Krieg musste ich lernen einige Tage ohne Essen zu überleben. Es war nicht einfach gewesen... Wir hatten dann irgendetwas zu uns genommen, dass wir wenigstens irgendetwas in unseren Mägen hatten, die sich begonnen hatten schmerzlich bemerkbar zu machen. Jetzt machte er sich noch nicht einmal bemerkbar und doch wusste ich das ich etwas zu Essen brauchte.

Leicht in Gedanken versunken spielte ich ein wenig mit meinen Händen herum. Diese Eigenschaft hatte ich auf dem Feld angenommen. So hatte von den Jungs alle gewusst, dass sie mich nicht ansprechen sollten. Ich war dann sozusagen in meiner eigenen kleinen Welt. Hier brauchte ich nicht in meine eigene Welt flüchten, denn ich war in dieser und doch machte ich diese Bewegung noch, wenn ich grübelte. Genauso legte ich andauernd meine Stirn in Falten. Jonas hatte immer gelacht und gesagt ich solle das nicht machen. Er hatte mich immer gegen meine Stirn gestupst... Diese Geste wird nie mehr kommen.

Seufzend lehnte ich mich nach hinten und schaute auf, als Miss Fairfax den Raum betrat.
 

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Die Bibliothek - Erik Magnus Lehnsherr
 

Vorsichtig hatte ich eine Hand gehoben und streifte durch sein gekürztes Haar. Auch wenn ihm dieses auch sehr gut stand, fand ich das längere schöner, denn es machte ihn um einiges zierlicher.

Hatte ich ihn grade richtig verstanden und er sagte mir, dass er die Zeit manipulieren kann, in dem Sinne sie anzuhalten? Ich hatte nun aus dem Fenster geschaut, in der Hoffnung irgendjemanden zu sehen, der in diesem Moment eingefroren dastand. Aber ich konnte niemanden erblicken.

Wir waren hier. Hatten uns. Und Zeit all das nachzuholen, was noch gefehlt hatte. Ich versteifte mich jedoch etwas, als der Mann auf meinem Schoss meinte er habe nichts zu verstecken. Natürlich war ich auch dafür unsere Liebe offen Kund zu tun. Doch…..es brachte einige Risiken mit sich. Zunächst wollte ich die Menschen um uns herum damit nicht belasten und neuen Lästerstoff fabrizieren. Da sie so wieso noch den Tod von Jonas zu verkraften hatten. Damit hatten sie noch genug zu verdauen, wie auch wir beide. Nun mit noch einer erschreckenden Nachricht in ihr Leben zu treten, wollte ich ihnen nicht gleich auch noch zumuten. Daher schwieg ich. Blickte nur ins Feuer, das gemütlich vor sich hin brannte.

Meine Position stand uns im Weg. Wenn das nur alles wäre….doch es gab noch sehr viel mehr Hindernisse, die eine offenkundige Bekanntmachung unmöglich machte. Außerdem so fand ich, hatte das Geheimnis doch auch etwas. Etwas Verbotenes zu tun, brachte auch seinen Reiz mit sich.

Ohne eine Antwort von ihm zu erhalten, stand er schließlich auf und setzte sich wieder in seinen Sessel. Seufzend blickte ich ihn an. Das war sehr unüberlegt von mir gewesen. Ich hatte ihn beleidigt, auch wenn er es niemals zugeben würde. Ich stand nun auf, schritt zu ihm, stützte mich auf den Armlehnen seines Sessels ab und küsste seine Stirn. Dann seine Nase und schließlich seine kirschroten Lippen. Eh es dann an der Tür klopfte. Erneut seufzend ließ ich von ihm ab.

„Ja?“, brachte ich nun etwas barsch von mir. Miss Fairfax trat ein und gab Kund, dass das Essen gleich soweit sein würde.

„Bitte decken sie auch gleich für….“

„Schon gemacht.“, gab sie mir lächelnd zu verstehen.

„Und was ist mit ihnen?“ Die ältere Dame schenkte mir ein Lächeln als Dank für die Einladung, doch sie lehnte ab.

„Ich werde mich um Anna kümmern. Das arme Ding weigert sich aus ihrem Zimmer zu kommen.“ Verständlich. Der Schmerz musste unerträglich sein. Zu gern hätte ich ihr dies erspart, doch…..so spielte das Leben. Es war unbarmherzig und kalt. Zu oft hatte ich diese Erfahrung schon machen müssen. Nickend gab ich ihr schließlich zu verstehen, dass es in Ordnung wäre. Daraufhin verschwand sie wieder und ließ uns alleine. Mir durchs Haar streifend, wand ich mich nun wieder zu Charles um.

„Komm, lass uns was essen.“, meinte ich vorsichtig und hielt ihm meine Hand entgegen.

„Danach zeig ich dir wie man Schach spielt. Ist ein netter Zeitvertreib, auch wenn man alleine ist.“

Ich hatte oft einige Stunden einfach nur dagesessen und gegen mich selbst gespielt. Und jedes Mal hatte ich mir vorgenommen Charles auch dieses Spiel beizubringen, damit ich mal jemanden hatte, gegen den ich spielen konnte. Doch wenn man so einsam war wie ich, war dies eine gute Methode um abzuschalten und nicht an die Vorkommnisse zu denken, die sich in den letzten Tagen ereignet hatten. Oder in meinem Fall, nicht an Charles zu denken, der zu dem Zeitpunkt hätte überall sein können. Nur war er damals nicht bei mir. Doch jetzt wo er wieder da war, fühlte ich mich gespalten. Gelockt von der Verzückung und der Gier nach Liebe. Zwischen Vernunft und Gefühl. Eine nicht grade einfache Lage.

Meine eine Augenbraue wanderte in die Höhe, als Charles meine helfende Hand ablehnte, die ich ihm zugestreckt hatte. Dies jedoch nicht ohne ein freches Grinsen auf seinen Lippen zu tragen. Mehr als nur erstaunt über dieses Verhalten blinzelte ich zwei mal. Doch das war noch nicht alles. Charles konnte es nicht lassen und strich mir über meine Brust, als er neben mir durchlief.

Hatte….ich irgendwas getan? In nur wenigen Momenten hatte sich dieser doch sonst so zurückhaltende Bursche in einen Mann verwandelt, der offenbar beliebte zu spielen. Nicht dass er dies nicht schon vorher getan hätte, aber zumindest nicht in dieser Richtung. Mir klappte langsam der Mund auf, zu baff war ich grade von seinem Verhalten.

"Wen du nicht mitkommst, werde ich dir alles weg essen und dann wärst du Schachmatt.", sagte er schmunzelnd. Sein lockender Kommentar machte die Sache nicht grade besser. Wäre ich so ungezwungen wie er war, würde ich ihm nun nachlaufen und ihn anfallen, nur um ihn gleich in die Höhe zu heben. Doch mein Posten verbot mir dergleichen, also versuchte ich mich zusammenzureißen, zupfte kurz an meiner Weste und folgte ihm dann aus dem Salon. So wie er dies grade äußerte, schien er schon etwas Ahnung davon zu haben wie man Schach spielte. Offenbar nicht nur als Brettspiel.

Kaum saßen wir zu Tisch, wurden uns auch schon die reinsten kulinarischen Köstlichkeiten serviert. Der Koch schien über Charles Rückkehr genau so erfreut zu sein wie Miss Fairfax. Denn jetzt hatte er endlich wieder jemanden im Haus, den er bekochen konnte. Ich hatte in den letzten Tagen kaum etwas zu mir genommen. Daher begrüßte er dies nur noch viel mehr.

Nachdem wir papp satt dem Koch unsere lobenden Rückmeldungen überbracht hatten, verzogen wir uns schließlich in den ersten Stock in die Bibliothek. Wo das Schachbett seinen Platz gefunden hatte. Mein Blick fiel auf den Sessel am Feuer, den ich sonst immer benutzte wenn ich hier war. Denn sogleich kamen die Erinnerungen an den Abend, an dem mich Charles mit seiner Schlafwandelei aus der Bahn geworfen hatte. So hatte ich das Brett auf einen kleinen Tisch weiter hinten in den Untiefen der Bibliothek aufgestellt. Zwischen wandhohen Bücherregalen, die bis oben hin voll waren. Zusammen mit Charles ging ich also zwischen den Regalen hindurch. Des Nachts konnte es hier schon ziemlich gruselig sein, musste ich gestehen. Als Kind hatte ich mich immer gefürchtet.

„Den Großteil der Sammlung gehörte meinem Vater. Ich versuche ab und zu mal seine Sammlung zu erweitern, doch die meisten Bücher sind von ihm mühevoll erstanden worden.“, erklärte ich Charles, als ich mit einem Kerzenständer zwischen den Regalen in den hinteren Bereich der Bibliothek ging.

„Neben dem Tanzsaal ist dies der größte Raum des Hauses.“ So konnte er sich zumindest ein Bild von der Größe der Bibliothek machen. Wenn man sich hier noch nicht so recht auskannte, konnte es schon mal vorkommen, dass man sich verlief.

"Dein Vater muss Bücher sehr geliebt haben.", hörte ich ihn sagen. Ich musste schmunzeln, wenn Charles ab und an stehen blieb um sich die Titel der Bücher genauer anzusehen. Sicher war er noch nicht so geübt im Lesen wie ich, aber zumindest konnte er schon lesen. Aber es war doch in einer Weise niedlich, wie er versuchte die Titel auch im Gehen zu lesen. Ich war stolz darauf die ganzen Bücher meines Vaters geerbt zu haben. Noch fast stolzer darauf als auf sein Unternehmen. Doch das durfte ich natürlich keinem unter die Nase halten.

„Ja das hat er. Er hat sich immer hier her zurückgezogen. Die meiste Zeit verbrachte er hier, als sonst irgendwo.“, erzählte ich und konnte mich noch genau erinnern wie ich ihn meistens im selben Sessel lesend vorgefunden hatte, in dem auch ich meistens pflegte in die Welt der Bücher einzutauchen.

Schließlich kamen wir hinten an. Der kleine Tisch stand vor einem der großen Erkerfenster, damit man auch ohne Kerzen durch das Licht des Mondes seine Züge erkennen konnte. Links und rechts vom Tisch standen Lesetische mit denen dazugehörigen Öllampen. Vater hatte immer sehr viel Wert darauf gelegt, dass man genügend Plätze in der Bibliothek fand, an denen man gemütlich lesen konnte. Ich bevorzugte als Kind immer die Rechte Zimmerecke. Die hat eine große gepolsterte Fensterbank, auf der man es sich schön gemütlich machen konnte.

„Du darfst dir hier immer etwas zu lesen holen, wenn du willst. Einzige Bedingung ist, gut auf das Buch Acht zu geben und es wieder an seinen Platz zu stellen, wenn du es zu Ende gelesen hast.“, meinte ich zu ihm und stellte den Kerzenständer auf den Tisch.

„Mein Vater hat keine Kosten gescheut um sich neue Literatur zu beschaffen und diese dann auch gleich schön zu versorgen. Es hat Jahre gedauert bis er alle eingeordnet hatte. Nach Genre und Alphabetischer Reihenfolge.“ Ich musste bei der Erinnerung leicht grinsen, als ich mich plötzlich eines Abend vor einem Regal wiederfand, dass einige Bücher enthielt, die nicht grade für Kinderaugen bestimmt waren. Seit dem hatte ich meinen Vater immer wieder damit aufgezogen, was für schundhafte Bücher er doch in seiner Sammlung hatte. Doch heute dachte ich selbst verständlich anders darüber.

Schließlich setzte ich mich auf den Stuhl und bot auch Charles seinen Platz an.

„Wenn du lieber etwas lesen willst, darfst du das gerne tun. Wir können auch morgen noch Schach spielen.“, sagte ich breit grinsend zu ihm, da ich doch deutlich die Neugierde und das Funkeln in seinen Augen erkennen konnte.
 

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Vertrautheit - Charles Francis Xavier
 

Langsam folgte ich Erik in die Bibliothek, wo mir gleich wieder seine Gedanken in den Kopf schossen. Es machte meine Gedankengänge auch nicht besonders einfacher, als ich den Sessel erblickte. Ohne es zu wollen schoss mir die Röte ins Gesicht und folgte Erik mit einem gesenkten Blick weiter nach hinten in die Bibliothek. Nach einer Weile schaute ich auf und erhaschte einige Büchertitel. Ich war noch kein besonders schneller Leser, daher war es für mich anstrengend beim Laufen zu lesen. Ich hielt daher immer mal wieder an, um mir einige Buchrücken durchzulesen. Mal lachte ich oder schaute traurig drein, denn in dieser Bibliothek waren verschiedene Genre vertreten. Schnell holte ich Erik aber wieder ein und hörte ich aufmerksam zu.

Vorhin bevor wir zum Essen gegangen waren, als ich mich nochmal zu ihm umgedreht hatte, erhaschte ich nur einen kurzen Blick auf sein fassungsloses Gesicht, danach war es wieder das übliche. Wie würde er reagieren, wenn ich mich komplett anders verhalte würde? Wie ein liebestoller Rüde... Der Gedanke daran ließ mich innerlich auflachen. Es war entspannend wieder solche albernden Gedanken zu haben. Nichts Ernstes... Sondern einfach nur ausgelassen zu sein.

Das Essen war ruhig verlaufen. Man hatte sich wie üblich mit Floskeln unterhalten. Sollten doch die Bediensteten nichts mitbekommen, zumindest schätze ich so Eriks Verhalten ein. Ich verstand ihn auch. Denn die Sache mit Jonas war schon ein Schock genug, da mussten sie nicht auch noch mit so etwas wie uns fertig werden. Ich aß so viel bis ich satt war, auch wenn es nicht besonders viel war. Mein Magen hatte sich so an eine geringe Menge gewöhnt, dass ich schon fast nach zwei Bissen satt gewesen war. Dem Koch zu Liebe, hatte ich versucht meinen ganzen Teller auf zu essen. Es gelang mir nicht ganz... Es war wie immer köstlich gewesen und das hatte ich dem Koch auch gesagt. Es würde sich mit der Zeit ändern, wo ich dann wieder mehr essen könnte.

Interessiert schaute ich mir den hintere Teil an, zu dem er mich geführt hatte und sah zum Fenster rüber. Die gepolsterte Fensterbank war wirklich einladend. Was mich sofort etwas schläfrig machte. Ich schaute kurz zu Erik und setzte mich ihm gegenüber hin.

"Nein schon in Ordnung...", sagte ich ruhig, denn diese Bücher interessierten mich noch nicht. Ich interessierte mich allein für die Bücher auf dem Dachboden. Ich hoffte, dass er immer noch so war, wie ich ihn verlassen hatte. Ich wusste nicht, ob Erik diesen nach seiner Ankunft wieder betreten hatte. Ich würde es tun... schließlich war es mein Liebligsschlafplatz. Wobei ich mich nicht in den Sessel legen werde, sondern eher auf den Boden. Viel zu sehr war ich an diese harten Böden gewöhnt auf denen ich geschlafen hatte.

Wieder legte ich meine Beine in einen Schneidersitz, stützte dort meine Arme mit den Ellenbogen ab und legte meine Hände zusammen. Konzentriert schaute ich erst ihn an und dann das Brett. Ich hatte schon von einigen Figuren gehört und daher begann ich ihm zu zeigen was ich schon wusste. Es war nicht viel... Ich wusste wie das Pferd springen konnte, weil einer meiner Männer damit geprahlt hatte, so immer den König geschlagen zu haben. Die Bauern wusste ich immer wie sie funktioniert hatten, denn ich hatte diese Figuren mit uns selbst verbunden. Wir waren diejenigen die vorgeschickt wurden. Wenn es keine Opfer geben würde, würde auch kein Sieg erfolgen. So hatte man es uns zumindest bei unserer Abreise erzählt. Ich hatte darüber nur abfällig gegrinst. Als ich fertig war mit meinen Erläuterungen schaute ich wieder auf.

"Was ist mit deinem Bein geschehen?", fragte ich dann sah zu diesem, der Stock ruhte neben seinem Sessel. Es schmerzte mich ihn so zu sehen. Hatte er doch Verletzungen davon getragen. Ich hatte meinen Kampf heil überstanden... Seelisch vielleicht nicht ganz so, aber dafür körperlich. Er nicht.

„Beim letzten Gefecht, habe ich nicht aufgepasst. Wie auch du, habe ich meine Fähigkeiten benutzt um uns einige Male das Leben zu retten.“, er griff sich automatisch zum Knie als er begann zu sprechen.

„Ich war abgelenkt um die Schusswaffen unserer Gegner untauglich zu machen, als mich dann einer angriff. Das Messer bemerkte ich zu spät. Die Wunde war ziemlich tief….daher dauert es seine Zeit bis sie verheilt ist. Doch das dauert nicht mehr lange. Miss Fairfax hat gute Arbeit geleistet. Eigentlich brauch ich den Stock nur noch als kleine Sicherheit.“, sein Blick viel auf seine Gehhilfe und ich hörte sein abfälliges Lachen.

„Auch wenn ich mir dabei vorkomme wie ein Opa. Du….“, begann er.

„…..bist wohl auf? Keine Verletzung?“

Aufmerksam hörte ich ihm zu, wie er mir berichtete was mit seinem Bein geschehen war. Also war er auch oft in Kämpfe verstrickt worden, aber wieso? Waren die Geschäftsleute nicht auf anderen Posten gesetzt worden? Ich konnte mir schon vorstellen was passiert sein könnte.

Innerlich grinste ich. Er hatte sich bestimmt für einen der unseren ausgegeben, um direkt an der Front die Männer zu unterstützen, die seine Hilfe benötigten. Zu gerne hätte ich solch einen Edelmann bei uns gehabt. Unser Offizier starb, beim ersten Gefecht. Ich trauerte aber nicht um ihn. Wieso auch, er hatte uns nicht gut behandelt, schließlich waren wir nur Bedienstete irgendeines Herrenhauses.

Ich hatte ihn angeschaut als er seine Geschichte erzählte, doch fand er in meinen Augen kein Mitleid, sondern Bewunderung. Er hatte sich Verletzungen für Männer zu gezogen, die eigentlich unter ihm standen.

Er endete mit den Geschehnissen und erklärte mir weiter die Schachfiguren. Zumindest erklärte er mir gerade den Turm. Als ich seine Frage hörte ob es mir gut ginge schaute ich ihn ernst an. Sollte ich ihn weiter reizen? Wie ich mitbekommen hatte, gefiel es mir ihn aus der Reserve zu locken, daher konnte ich mir meine Gegenfrage nicht verkneifen. Er hatte vorhin schon verblüfft geschaut, sich aber zurück gehalten. Ich konnte nicht genau definieren was in mir vorging, doch ich wollte mich nicht mehr zurückhalten. Ich hatte es vor dem Krieg getan und wer weiß wenn dieser nicht gewesen wäre, wie lange wir um uns herum geschlängelt wären.

"Möchtest du nachsehen?", fragte ich ihn ernst und schaute ihn direkt an. Ich wusste nicht wie er reagieren würde, daher wollte ich jede seiner Gefühlsregungen in seinem Gesicht mit bekommen.

Innerlich grinste ich, denn ich wusste, dass er sich wahrscheinlich räuspern würde und gekonnt eine Ausrede parat hatte. Zu sehr achtete er auf sein Verhalten, würde nie etwas tun, was nicht auch ich wollte. Schon als ich noch nichts mit meinen Gefühlen für ihn anfange konnte, war er bedacht darauf gewesen mir keinen Schaden zu zufügen.
 

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Selbstbeherrschung - Erik Magnus Lehnsherr
 

Sorgenvoll ließ ich meine Augen seinem Körper, der zur Hälfte zwar durch den Tisch verdeckt wurde, auf und ab gleiten. Wenn ich verletzt war, war dies etwas anderes. Etwas Unwichtiges. Doch falls Charles irgendein Leiden habe sollte, wäre ich völlig ungehalten. Um das Thema abzutun, legte ich nun meine Finger wieder an den Turm und begann zu erzählen welche Aufgabe dieser auf dem Spielbrett hatte.

Es tat irgendwie gut mal darüber zu reden. Denn der armen Miss Fairfax wollte ich nicht mit Kriegsgeschichten kommen. Im Bezug auf meine Wunde hatte ich sie auch etwas angeschwindelt. Ich wollte ihr die grässlichen Bilder ersparen und hatte ihr eine etwas mildere Version erzählt. Damit sie sich auch keine Sorgen machen brauchte.

Als ich mit meiner Erklärung fertig war, antwortete er mir auf meine Frage. Ich glaubte so nach und nach geriet das Schachspiel auch schon in Vergessenheit. Denn für einen Moment hatte ich mich nicht unter Kontrolle, da ich eine solche offenherzige Antwort nicht erwartet hatte.

Ich starrte ihn daher einfach nur überrascht an und spürte wie meine Wangen kurz heiß wurden. Eh ich mich sofort räusperte. Um meine peinliche Reaktion zu vertuschen, lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück, damit mein Gesicht nicht ganz so hell von den Kerzen beschienen wurde und antwortete dann:

„Also irgendwie….werde ich das Gefühl nicht los, dass du mich testen willst. Kann das sein?“, meinte ich leicht grinsend, eh ich meine Beine überschlug. Ich verspürte den Drang nach meinen Zigaretten zu greifen, doch schon als Kind wurde mir eingebläut in der Bibliothek nicht mit Feuer zu spielen. Darunter fiel natürlich auch das Rauchen. Hier waren zu viele wertvolle Bücher, die zu Schaden kommen könnten, wenn nur ein kleiner Funke diesen zu nahe kommen würde. Daher versuchte ich meinen Drang niederzukämpfen.

„In der Hinsicht hast du dich zumindest nicht verändert.“, schmunzelte ich weiter und betrachtete ihn.

„Wie wäre es wenn du mir einfach sagst wo es weh tut und ich küss es gesund?“, machte ich nun meinen Vorschlag, während ich neckisch eine Augenbraue nach oben zog. Charles war wirklich ein unglaublicher Frechdachs. Aber das war er ja auch schon zuvor. Wie auch immer, er schaffte es wirklich sehr viel öfters als jeder andere Mensch, mich aus der Fassung zu bringen. Auch wenn es nur für eine Sekunde sein sollte, so schaffte er es immer wieder, mich zu erschüttern, zu schocken und zu überraschen.

"Ist es so offensichtlich?", fragte er mich und lehnte sich nach vorne.

"Wenn ich dir sagen würde wo es mir schmerzt, weiß ich das du mich dort nie küssen würdest.", sprach er weiter und Knöpfte die ersten Knöpfe seines Hemdes auf.

Ich war froh hatte ich mich auf meinem Stuhl zurück gelehnt, denn jetzt wo sich Charles so nach vorn beugte, wären wir unmittelbar dicht vor einander gewesen, wäre ich in meiner vorherigen Position geblieben. So konnte ich etwas Sicherheitsabstand behalten. Und doch……machte er es mir nicht grade leicht. Mit seinem anzüglichen Spruch, schoss er definitiv den Vogel ab. Ich legte meinen Ellenbogen auf mein angewinkeltes Knie und hielt meine Faust an den Mund gepresst. Sah ihn musternd an. Studierte ihn. Ließ ihn zappeln. Das konnte er unmöglich ernst meinen. Oder?

Mein Blick glitt zu der nun neu freigelegten Stelle an seinem Hals. So verstohlen wie nur möglich schluckte ich. Spielte ich doch tatsächlich mit dem Gedanken ihm das Gegenteil zu beweisen. Da ich allerdings wusste, dass er nur spielte, stieg ich darauf ein.

„Und woher willst du das so genau wissen?“, fragte ich nun hinter meiner Faust hervor. Noch einen Augenblick wartend, um ihn weiter zu beobachten, überlegte ich mir wie ich ihn in solch eine Situation bringen könnte, wie er es grade von mir verlangte. Ich kannte ihn noch zu wenig, als dass ich wusste ob er es wirklich ernst meinte und den Mumm hatte, das was er aussprach auch wirklich zu fordern; oder ob er dies nur sagte um mich zu necken und selbst stärker zu wirken als er eigentlich war. Genau um das herauszufinden, stand ich schlussendlich auf und lief in nur zwei Schritten auf seine Seite. Stand nun neben seinem Stuhl und blickte auf ihn nieder. Ohne ein Wort zu sagen. Ich stand einfach nur da. Darauf wartend, dass auch er die Güte hatte, sich aufzurichten, wenn er es denn ernst zu nehmen vermochte.

„Wo tut’s denn weh?“, fragte ich dann mit leiser rauer Stimme. Schade hatten wir heute Abend keinen Wein, sonst hätte ich sowohl sein als auch mein Verhalten mit dem Alkoholkonsum erklären können. Nur zu gern würde ich seiner Fähigkeit bemächtigt sein um zu wissen was in seinem Kopf bloß vor sich ging. In diesem wunderschönen Kopf. Ich streckte meine Hand nach ihm aus und legte meinen Zeigefinger unter sein Kinn.

„Zeig es mir.“, forderte ich ihn erneut dazu auf, mir zu sagen wo es denn schmerzte.

"Erik wir wissen doch beide, das du immer versuchst deine Fassade aufrecht zu erhalten.", grinste er mich herausfordernd an.

"Such die Stellen...", kam es aufmüpfig, doch seine Stimme war nicht mehr ganz so sicher wie am Anfang.

Ja, natürlich hatte er Recht damit behalten. Ich versuchte meine Fassade aufrecht zu erhalten. Aber ich hatte nicht erwähnt wie schwierig dies war. Besonders wenn man einem solchen Mann gegenüber saß, der sein loses Mundwerk nicht zügeln konnte. Und doch verschaffte mir der Moment, in dem ich behauptete ihn erröten gesehen zu haben, eine gewisse Genugtuung. Ich erwartete jeden Moment einen Rückzieher. Aber anstatt diesem Tun Einhalt zu gebieten, forderte er noch mehr. Forderte mich heraus. Auch wenn er selbst den Kürzeren ziehen könnte. So hielt ihn sein Stolz davon ab, den Rückzug anzutreten. Nun….wenn es um Stolz ging, war ich doch der absolute König. Oder nicht?

Ich dachte nicht daran die weiße Flagge zu hissen und zu kapitulieren. Also spielte ich weiter mit.

Da er nicht gedachte aufzustehen, kniete ich mich eben zu ihm nieder. Blickte ihn nun von unten her an.

„Immerhin sind wir schon weiter gekommen.“, meinte ich amüsiert.

„Es sind also mehrere, ja?“ Nun griffen meine schlanken Finger nach dem Hemdkragen, der schon geöffnet worden war. Neckisch strich ich diesem entlang, eh ich der Knopfreihe meine Aufmerksamkeit schenkte. Die ersten Knöpfe waren schon auf, da hatte er mir schon einiges an Arbeit abgenommen. Quälend langsam glitt ich also zum nächsten, der ich dann genau so langsam öffnete. Weiterhin meine steinerne Maske tragend, betrachtete ich die nun immer mehr freigelegte Haut, die unter dem Hemd zum Vorschein kam. Herausfordernd blickte ich nun zu ihm auf, bevor ich mich seinem Schlüsselbein zu wand.

Ich neigte meinen Kopf etwas zur Seite. Kam ihm langsam näher. Bevor meine Lippen jedoch seine Haut berühren konnten, hielt ich Inne. Sah an ihm hinunter in den Ausschnitte seines Hemdes. Eh ich dann meinte.

„Hm…..hier seh ich nichts.“, und mich dann wieder etwas zurückzog.
 

~
 

Verloren - Charles Francis Xavier
 

Ja, ich wollte ihn testen und das wusste er auch, was diese ganze Situation nur noch spannender machte. Ich selbst wusste, dass wenn er wirklich aufs Ganze gehen würde, ich sehr schüchtern sein würde. Kannte ich mich doch zu gut.

Ich war ein Mann, der ein ziemlich großes Mundwerk hatte. Schon damals hatte ich es, doch wurde ich für dieses bestraft, hier jedoch brauchte ich nicht mit Bestrafung zu rechnen. Hatte keine Angst vor den Konsequenzen. Im Krieg war es ebenfalls so gewesen. Die Männer hatten es geschätzt, wusste ich doch, dass sie oft aus ihrer Routine gezogen wurden. Späße mussten sein, sonst wären wir alle eingegangen. Auch jetzt erlaubte ich mir diese. Ich war vielleicht nicht mehr im Krieg, doch meine Charakterzüge konnte mir niemand nehmen.

Weiterhin musterte ich ihn einfach nur und versuchte heraus zu bekommen was so in ihm vorging, denn schließlich galt sein Versprechen noch, nicht in seinem Kopf herum zu tigern. In solch einer Situation verfluchte ich dieses Versprechen.

Ich sah wie er begann mich zu mustern. Es war nicht unangenehm und doch machte es mich sichtlich nervös. War ich etwa zu weit gegangen? Ich schluckte leicht, versuchte mir aber nichts anmerken zu lassen.

Herausfordernd schaute ich ihn an, doch was dann passierte, ließ mein Gehirn für einen kurze Moment abschalten. Ich hatte nie gedacht, dass er dieses Spiel so lange durch hielt. Ich hatte ihn falsch eingeschätzt.

Die Hitze stieß mir ins Gesicht, doch mein Gesicht blieb ernst, versuchte ich doch keine Regung darin zu zeigen. Es war schon schlimm genug, dass er bestimmt meinen hochroten Kopf gesehen hatte, der jetzt nicht viel besser wurde. Ich spürte wie seine Finger zu meinem Hemd wanderten und noch einige andere Knöpfe geschickt öffnete. Er hatte sich vor mir hingekniet, was mich nur noch mehr irritierte.

Ich bereute definitiv mein loses Mundwerk, denn sein Kopf wanderte zu meinem Schlüsselbein und ich kniff leicht meine Augen zusammen, als ich seinen Atem dort ausmachen konnte. Es entlockte mir ein entzückendes Keuchen, wobei ich meine Hände nach oben zog und diese vor meinen Mund hielt.

Am Rande hatte ich mit bekommen was er gesagt hatte und drückte ihn peinlich berührt von mir fort.

"Ich... ich habe keine weiteren Stellen...", stotterte ich halb. Die Sessellehne fand ich mit einem Mal sehr interessant. Wieso musste ich ihn auch so weit treiben? Ich Dummkopf! Ich hätte wissen müssen, dass ich diese Neckereien nicht gewinnen konnte. Nicht bei Erik...

Ich kniff weiterhin meine Augen leicht zusammen und versuchte, diese Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen.

"Wirklich nicht... mir geht es gut...", sprach ich weiter und traute mich dann etwas aufzuschauen. Wollte ich doch wissen, was er dachte. Er hatte gewonnen, zumindest jetzt... doch diese Blöße würde ich mir nicht lange geben und doch wusste ich, dass es wahrscheinlich immer wieder so enden würde.

Mein Herz schlug immer noch wie wild und ich konnte mich kaum konzentriere, hatte ich mich doch schon wieder in seine Augen verloren.

„Bist du sicher?“, fragte er mich und ließ sein Blick demonstrativ über meinen Körper wandern.

„Du solltest dich schlafen legen. Eh dir die Hitze noch zu Kopfe steigt.“, neckte er mich weiter.

Geschockt starrte ich ihm hinter her wie er dann einfach zwischen den Bücherregalen verschwand. Was zum...? Wütend legte ich meine Stirn in Falten. Wie konnte er nur so mit mir spielen? Wusste ich doch, wie seine Gefühle zu mir standen, hatte ich diese ganz deutlich heute früh gespürt und doch ließ er mich hier einfach sitzen und verschwand. Er verschwand einfach! Eher mir die Hitze zu Kopf steigt. Pah! Wer weiß wie es in ihm aussah. Das war doch nur eine Maske, so wie er sich verhielt.

Fahrig und wütend knöpfte ich mir mein Hemd wieder zu und stand auf. Wieso war ich eigentlich so sauer? War es eher Enttäuschung?

Entrüstet legte ich meine Hände in mein Gesicht und zählte langsam von 10 abwärts... Noch eine Eigenschaft die ich mir im Krieg angenommen hatte. Er würde diese Tat definitiv wieder bekommen! Er hatte mich schließlich hier stehen gelassen und nicht andersherum und ich wusste das Enttäuschung mit schwang.

Frustriert nahm ich mir den Kerzenständer und bahnte mir wieder einen Weg zurück. Immer wieder fluchte ich leise vor mir her. Denn ich war wirklich sauer. Wieso hatte er das gemacht? Hatte er doch das gleiche Verlangen gehabt oder hatte ich mich in seinen Augen getäuscht und er brauchte jetzt einfach nur jemanden mit dem er spielen konnte? Nein so schätzte ich ihn nicht ein. Ein Mensch konnte sich doch nicht so verändern oder doch?

Wütend schritt ich durch die Tür. Mein Weg führte mich automatisch wieder hoch zu dem Dachboden. Als ich oben ankam, wusste ich das Erik hier oben war, denn es wurde begonnen aufzuräumen. Die Bücher standen nicht mehr so wirr durcheinander, nur der Sessel stand an seinem gewohnten Platz. Missmutig lief ich zu diesem und stellte den Kerzenleuchter auf den kleinen Tisch. Seufzend zog ich mein Hemd aus und blieb mit meiner Hand am Schlüsselbein hängen.

Warum hatte er das gemacht...? Ich war doch eigentlich selbst schuld. Ich durfte nicht sauer sein... Ich setzte mich schräg in den Sessel und machte es mir in diesen bequem. Ich hatte ihn wirklich vermisst... Dieser Geruch...

Ich schloss meine Augen und merkte erst jetzt, als mein Körper zur Ruhe kam, wie ausgelaugt ich doch war. Ich konnte meine Augen kaum aufhalten. Meine Glieder begannen schwer zu werden und ich sackte auch schon im nächsten Moment zusammen und schlief ein.

Nach einer Weile warf ich unruhig meinen Kopf immer wieder hin und her. Mit einem stummen Schrei wachte ich auf. Mein Herz raste. Mein Körper war voller Schweiß und mein atmen rasselte. Kurz schloss ich meine Augen wieder. Es war nur ein Albtraum, dachte ich mir selber... Es war nur ein Albtraum, denn ich war zu Hause.

Ich öffnete und schloss meine Augen wieder, um die Bilder die in mir hoch kamen zu verdrängen, doch da war Jonas Gesicht, das mich schmerzlich anschaute und mich fragte wieso ich ihn nicht beschützt hatte. Wusste er doch von meinen Fähigkeiten. Anna die neben mir kniete und bitterlich weinte. Sie hielt seine Hand. Das Bild wechselte und wir waren wieder in der Schlacht. Viele starben... Frauen schrien...

Ich legte meine Hände in mein Gesicht und merkte erst jetzt das ich am ganzen Körper zitterte.

Erik...

Der erste Gedanke den ich fassen konnte, war der Gedanke an Erik. Langsam und mit weichen Knien lief ich nach unten. Es war mir egal ob mich jemand sah. Ich wollte nur noch zu Erik. Es war mir egal ob jemand Fragen stellen würde...

Leichte Tränen rannen mir übers Gesicht. Wollte ich doch nicht alleine sein.

Meine Beine trugen mich schnell zum Schlafzimmer. Leise öffnete ich die Tür und hörte das gleichmäßige atmen meines eigentlichen Herren. Leise schritt ich an sein Bett und ohne zu zögern schlüpfte ich unter die Decke. Bedacht dabei ihn nicht zu wecken rutschte ich an ihn heran und legte meinen Kopf nahe an seinen. Ich betrachtete sein schlafendes Gesicht, es sah so friedlich und ruhig aus. Er war ohne Träume, doch konnte ich ahnen, dass er ebenfalls mit solchen Bildern zu kämpfen hatte. Ich atmete tief durch und schloss selbst meine Augen. Ich nahm alles in mir auf, genoss seine Wärme, was mich noch enger an ihn heran rutschen und mich schließlich endlich wieder einschlafen ließ. Brauchte ich doch nur ihn, um mich wieder zu beruhigen. Seine Nähe.
 

~
 

Erwachen - Erik Magnus Lehnsherr
 

Ich überließ ihm den Kerzenständer, da ich mich hier weitaus besser auskannte als er und meinen Weg auch im Dunkeln fand. Nun im Dunkeln der schützenden Bücherregale verschwunden, lehnte ich mich dagegen um selbst einmal zu Atem zu kommen. Auch wenn ich mich grade eben sehr kühl gegeben hatte, so sah es unter meiner Maske doch ganz anders aus. Hatte es ein großes Maß an Selbstbeherrschung gekostet, ihm das vorzumachen, was ich eben vollbracht hatte. Aber den Gedanken an das Verbot was diese Zuneigung mit sich brachte, hielt mich davon ab meinen Instinkten nachzugehen.

Leicht frustriert legte ich meinen Kopf an die Regale. Hatte ich heute Nachmittag meinen Gefühlen, meinem Empfindungen, meinen zurückgehaltene Zuneigung noch so deutlich gezeigt, war ich nun gezwungen dieses Verhalten wieder gänzlich zurückzuhalten. Zu gefährlich, zu groß war die Gefahr. Und doch konnte ich nicht gänzlich davon absehen. Der Reiz war dennoch da. Stärker denn je.

Kurz lauschte ich, bis ich dann meinen eigentlichen Weg ins Schlafzimmer fortsetzte.

Sicher ich wusste, dass ich nicht grade fair gewesen war, doch er hatte damit angefangen, weshalb ich auch kein schlechtes Gewissen zu haben brauchte.

Naja….ich versuchte es zumindest.

Denn ich hatte große Mühe zur Ruhe zu kommen, als ich bereits in meinem Bett lag. Kam es mir doch so groß und furchtbar leer vor. Noch größer und leerer, als in den Nächten, als ich auf seine Rückkehr gewartet hatte. Müde strich ich mir über die Augenlider und versuchte endlich einzuschlafen. Nach etlichen Versuchen, gelang es mir dann auch endlich.
 

Ich wusste nicht wie spät es war, als ich das Gefühl hatte, dass sich jemand mir genähert hatte. Oder träumte ich das bloß? Ich konnte fühlen wie sich jemand an mich drückte.

Halt suchend, schwach und einsam. Als ob ich mich selbst in der Person gesehen hätte, schlang ich die Arme um diese und drückte sie fest an mich. Dieser Traum musste etwas bedeuten. Tief in meinem Unterbewusstsein wusste ich es.

Doch erst einige Stunden später, als ich durch einen Windzug durch den Kamin aufgewacht war, begriff ich, dass dies nicht wirklich das gewesen war, was ich geglaubt hatte.

Meine Lider waren so schwer und doch brachte ich sie auf um nach der Uhr zu sehen. Es war halb 5 Uhr morgens. Mit einem leisen Stöhnen, wollte ich mich auf die andere Seite drehen, als mir dann etwas gegen die Nase stieß. Meine Stirn in Falten gelegt, zwang ich mich meine Augen zu öffnen. Und das was ich da neben mir liegend vorfand, hätte mich beinahe aus meinem eigenen Bett vertrieben.

Ich schreckte zurück. Fasste mir an den Kopf.

Hatte ich etwas versäumt?! Hatte ich irgendwie doch zu viel Wein getrunken und nicht bemerkt, dass ich ihn mit in mein Bett……Nein!

Panisch blickte ich ihn an und dann an mir hinunter. Nein….so weit war es nicht gekommen. Erleichtert festzustellen, dass wir beide doch noch zumindest Hosen trugen, ließ ich mich zurück ins Kissen fallen. Aber….was machte er denn hier? Langsam dämmerte mir, was ich des Nachts vernommen hatte. Das war kein Traum. Ich hatte nur mitbekommen, dass er zu mir gekommen war.

Mit einem mal hellwach, starrte ich Charles an, der zusammengerollt neben mir lag. Ohne Hemd. Was für ein Narr. Wie oft hatte ich ihn gebeten sich wärmer anzuziehen oder nicht im eiskalten Wasser schwimmen zu gehen? Er legte es wohl wirklich darauf an.

Doch…..ich konnte ihm nicht böse sein. Nicht jetzt. Schluckend griff ich nach der Decke und wickelte ihn etwas mehr darin ein. Durch die Wärme angezogen kuschelte er sich aber erneut an mich und hinderte mich so daran, das Bett zu verlassen, wie es ein Edelmann hätte tun sollen.

Frustriert starrte ich ihn an. Er machte es mir wirklich nicht leicht. Zögernd tippte ich ihn mit einem Finger an. Doch er rührte sich nicht weiter. Ich dachte darüber nach ihn nochmal anzustupsen, aber…..schließlich bekam ich es nicht übers Herz ihn aufzuwecken. Was hätte ich dann auch sagen sollen? Verschwinde aus meinem Bett?

Niemals….nein damit konnte ich ihn nicht in den Tag begrüßen. Also tat ich das einzige was ich in einer solchen Situation tun konnte. Ich legte mich wieder hin und hoffte er würde das nächste Mal vor mir aufwachen und einsehen, welcher Fehler es gewesen war hier rein zu schleichen. Würde ich nur wieder einschlafen können……

Ich lag noch nicht lange wach und betrachtete sein schlafendes Gesicht, als er sich plötzlich rührte und wach wurde. Nun selbst etwas überfordert, was ich nun tun sollte, starrte ich nun in die hellen blauen Augen. Ich konnte beinahe sehen wie er die Situation realisierte. Eh er dann seine Augen weit aufriss und ganz blass wurde. Wäre die Situation nicht wirklich so irritierend, hätte ich wohl gelacht bei diesem Gesichtsschauspiel. Aber jetzt war nicht der Moment dazu.

Charles sprang dann wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett. Sofort rutschte ich übers Bett und erwischte ihn grade noch am Handgelenk, bevor er die Tür erreichen konnte.

„Warte!“, kam es leise von mir. Und mit einem Ruck zog ich ihn wieder zurück zu mir ins Bett. Wenn auch nicht mehr ganz so gemütlich wie vorhin.

„Es ist halb 5 Uhr morgens. Und du willst wie ein Pferd durch die Gänge poltern?“, fragte ich ihn, nachdem ich ihn etwas im Bett fixiert hatte. Ich hielt ihn immer noch am Handgelenk fest und hatte meinen anderen Arm um seine Taille gewickelt. Erst mal nach Luft schnappend, wartete ich eine Minute, eh ich wieder zu sprechen begann.

„Du bist wohl nur mutig genug hier her zu kommen, wenn ich es nicht mitbekomme, was?“, neckte ich ihn etwas und doch steckte da etwas Ernsthaftigkeit dahinter. Meine graublauen Augen fixierten die seinen, warnend. Ihn unterstehend zu lügen.
 

~
 

Morgenschreck - Charles Francis Xavier
 

Ich hatte gestern nicht einmal mehr mit bekommen, wie Erik seine Arme um mich gelegt hatte. Ich wurde erst wieder wach, als ich bemerkte, dass sich neben mir etwas rührte. Verwundert hatte ich meine Nase gekräuselte. Seit wann roch es in dem Sessel so intensiv nach Erik und es war erstaunlich warm. Ich hatte die Umstände ignoriert und kuschelte mich weiter in die Decke... Decke...?

Das irritierte mich dann doch ein bisschen. Verwundert hatte ich verschlafen meine Augen geöffnet. Erst das eine und dann das andere.

Mit einem Schlag war ich hell wach, denn ich hatte in die Augen von Erik geschaut, der mich musterte. Mein Gesicht wurde kreidebleich und ich konnte ihn im ersten Moment einfach nur anstarren. Wie konnte ich es vergessen haben, dass ich zu ihm ins Bett gestiegen war nach meinem Albtraum? Wollte ich doch nicht alleine sein... Brauchte jemanden der in meiner Nähe war.

Diese Situation war aber so peinlich, dass ich ohne ein Wort einfach aufstand und den Raum verlassen wollte. Ich hätte eher wach werden sollen, so dass ich mich schnell aus den Staub hätte machen können bevor er wach geworden wäre. Aber nein ich war wieder so dumm und schlafe auch noch länger als er. Wie peinlich das doch war.

Ich quiekte doch tatsächlich auf, als er mich am Handgelenk gepackte hatte und mich zurück in sein Bett zog. Ich schluckte schwer. Sein Arm war um meine Taille geschlungen, was mir schwer machte mich aus seiner Umklammerung zu befreien. Geschockt und dann eher trotzig funkelte ich ihn an.

"Ich wäre schon leise gewesen...", sagte ich leicht fauchend und schaute ihn weiterhin aufmüpfig an, war ich doch immer noch wütend auf ihn, jetzt wo er wach war.

"Und du bist nicht manns genug, eine Sache zu beenden.", stocherte ich weiter und verzog mein Gesicht leicht, immer noch versuchend mich aus seinem Griff zu befreien. Ich wollte nicht zugeben, dass ich gestern zu ihm gekommen war um nach Halt zu suchen. Wollte meine Schwäche nicht preis geben. Er hatte am Anfang bestimmt auch mit Albträumen zu kämpfen gehabt, doch war er alleine gewesen, niemand an den er sich hätte anlehnen können. Ich habe aber jetzt jemanden und das war nun mal er. Aufmüpfig funkelte ich ihn an.

"Lass mich gefälligst los.", sprach ich weiter.

Seit wann war er denn so stark? Innerlich doch etwas verwundert, funkelte ich ihn jedoch weiter an. Er sollte ruhig merken, dass ich verärgert war. Aber würde er dann auch wissen, dass ich Gestern mehr wollte?

Abermals hielt ich in meinen Bewegungen inne. Wieso musste bei diesem Mann nur alles schief gehen? Ich hasste mich für meine unüberlegte Art. Wieso musste ich nur das aussprechen was ich dachte? Verdammt!

„So wie du davongerast wärst, hättest du alle aus den Betten gerissen. Oh, von deinem Aufquieken ganz zu schweigen, Ferkelchen. Bist du früh morgens immer so launisch?“, neckte er mich dann tatsächlich, als er das Wort wieder ergriff und mich anscheinend erst austoben lassen wollte.

„Erst wenn du mir sagst, was du in meinem Bett zu suchen hattest.“, beharrte er nun darauf, mich erst nach dieser Bedingung los zu lassen.

„Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du dich ordentlich anziehen sollst.“, tadelte er mich und ich sah seinen genauen Blick auf mich ruhen.

„Ich warte.“, meinte er dann weiter fordernd. „Oder willst du dich deinem Herrn widersetzen?“

Wütend kniff ich meine Augen zusammen und hörte seinen Ausführungen zu. Mit sanfter Gewalt zog er mich weiter in die Mitte des Bettes. Wollte er mich etwa tatsächlich ärgern? Seit wann war er der angriffslustige von uns beiden? Die Zeit in der er im Krieg gewesen war stieg ihn anscheinend etwas zu Kopfe.

Ich wand mich leicht, doch immer wieder wenn ich mich wehrte zog er mich weiter zu sich heran, was mir ganz und gar nicht gefiel. Ich wollte ihm nicht sagen wieso ich hier war. Wollte ihm einfach nicht zeigen das ich schwach war... Wie oft hatte ich es ihm schon gezeigt? Fast schon zu oft.

Ich lauschte seinen Ausführungen und starrte ihn bei seiner letzten Äußerung einfach nur an. So holte er mich auf den Boden der Tatsachen zurück, was ich doch eigentlich auch nur war.

Fast schon schmerzlich senkte ich meinen Blick. Vielleicht hatte er es nicht ernst gemeint und doch trafen mich seine Worte aufs heftigste. Denn er hatte Recht. Ich war nur einer seiner Bediensteten. Ich kniff meine Augen zusammen und unterdrückte meinen Schmerz, doch ich antwortete ihm.

"Ich hatte einen Albtraum... und bin dann zu ihnen Sir, weil ich nicht mehr einschlafen konnte.", sprach ich ruhig und schaute ihn mit festen Blick an. Innerlich hätte ich ihn am liebsten angeschrien! Ihn gefragt wieso er mich so behandelte. War ich für ihn nur eine Arte Zeitvertreib? Liebte er mich gar nicht...?

„Verzeih….Weck mich das nächste Mal….“, murmelte er.

Ich sah wie er seinen Blick senkte, als ich ihm meine Antwort gab. Er hatte bemerkt das er mich verletzt hatte. Ich sah so vieles in seinem Gesicht, auch Bereuen. Ich wusste nicht ob er es aus Effekt gemacht hatte.

Bereute er seine Worte? Wieso musste er mich immer so verwirren? Ich verstand es nicht... Wieso auch, er verhielt sich mal so, mal so. Wo sollte ich ihn dann zu ordnen? Hatte er immer noch so viel Probleme, um seine wahren Absichten zu äußern?

Ich schaute ihm direkt in die Augen bis er mich schließlich los ließ und sah wie er sich aufsetzte. Was sollte ich jetzt nur tun? Er war nun mal so wie er war. Immer darauf bedacht Haltung zu bewahren. Ich robbte kurz neben ihn, gab ihm einen Kuss auf die Wange und stand auf.

"Das mache ich...", sagte ich einfach.

"Ich werde ihr Frühstück für uns vorbereiten und es ihnen bringen.", sprach ich weiter und verschwand dann einfach aus dem Zimmer. Draußen legte ich abermals meine Hände in mein Gesicht.

Warum muss er mich so verwirren...? Ich weiß nicht was er von mir hält... Gestern zeigte er mir seine Gefühle doch ganz offen und jetzt? Oder sah ich es einfach nur falsch? Ich verstand es ja warum er es nicht preisgeben wollte, doch er hielt sich mit Zärtlichkeit zurück. Wieso? Ich brauchte sie... Ich wollte sie...

Meine Augen begannen gefährlich zu brennen und meine Nase zu kitzeln. Nein ich durfte nicht schon wieder weinen!

Versuchend gefasst zu wirken, lief ich schnell nach oben zum Dachboden um meine Sachen zu holen. Ich wusch mich eher schnell und begann schließlich das Frühstück vorzubereiten.

Um diese Uhrzeit war zum Glück noch keiner wach, so konnte ich getrost meinen Gedanken hinter her hängen. Diese langen, wie jetzt so üblich bei Erik.

Seufzend beschmierte ich ihm einige Brote, wusste ich doch das er es lieber einfacher hatte und legte sie liebevoll auf eines der Tabletts. Ich machte mir nur einige Trockenbrote. Ich lauschte dem Pfeifen des Kessels, als er mir sagte, dass das Wasser warm genug war und nahm ihn von der Kochstelle. Langsam ließ ich das Wasser in die kleine Kanne gießen und ertappte mich dabei wie ich begann zu träumen. Ich selbst einfach dem Wasser zusah und völlig darin versank. Ich blinzelte schnell und schüttelte meinen Kopf. So sehr fielen meine Gedanken auf Erik zurück. Dieser Mann machte mich noch wahnsinnig!

Mit einem vollen Tablett bemannt, lief ich wieder nach oben. Ich hoffte nur, dass er noch im Bett geblieben war, denn schließlich ist es was anderes im Bett sein Essen zu sich zunehmen und auch mal etwas sehr Angenehmes. Ich blieb also vor der Tür stehen und atmete tief durch. Wusste ich nicht was mich erwartete. Leise klopfte ich mit meinen Fuß an und warte auf eine Antwort.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Moanekros
2013-05-17T14:22:25+00:00 17.05.2013 16:22
§KEDH KJREF NKWJ ÖFLK MLKJ!!!! KJ"H KJH! L!!
JKH QKJQH JDWHG K!LKJ!!°!J!H K!JHKJ!! WIESO ERIK !!JKH OIUJ!H LK!;JLKJHn wir warten sein 16 Kapitel darauf !!J !HKHKNjnhjkf hxhbsdnkrjhvf !
jH WKEFDGWEJUDEWOJNMDIWUEKJDH [Insert My heart can't handle this gif here]

Ich liebe die FF DX JKWHRWBJKMCEWLOCRM
-absolut McFassy Fanboy-
Antwort von:  Yulice
17.05.2013 16:53
-/////- Erik ist eben ZU vorsichtig tztztzt
Von:  Nara-san
2013-05-16T13:26:17+00:00 16.05.2013 15:26
Wah! ^^ Toll!
Die Szene mit dem Schach xD Einfach zu genial.
Und ich bin gespannt ob Erik noch um Bett sitzt und ob vielleicht noch mehr passiert <3


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