A Life before... von -Heartless- (Cherik AU) ================================================================================ Kapitel 14: Notlügen -------------------- Showtime - Erik Magnus Lehnsherr Ich hoffte inständig, dass dies nicht weiter vor kam, denn ich musste gestehen, seine neue erfrischende Art und sein ungewöhnlich wilder Charme, berührten mich mehr, als ich es für möglich gehalten hätte. War es das was mich so eigenartig fühlen ließ? Das Gefühl, das ich nicht beschreiben konnte und mir unbekannt war? Wieso wusste ich, dass er dieser kleinen Aufmerksamkeit nicht nachkommen würde? Weil es einfach Charles Art war, meine kleinen Aufmerksamkeiten abzulehnen und sich stattdessen mit weniger zufrieden gab. So ließ ich ihn also gehen und lächelte für mich. Ich lächelte über seine Art. Sein Wesen und seine Worte. Unsere Freundschaft hatte sich gefestigt und nahm nun einige sehr interessante Wege an. Wege, die ich nicht mehr missen wollte. Denn sie waren wirklich sehr unterhaltsam. Ich hatte mich ebenfalls nicht mehr lange wach gehalten und ging frühzeitig zu Bett. Am nächsten Morgen, wachte ich etwas später auf als sonst und erblickte Charles schon wieder bei der Arbeit. Ich ging erst meinen Pflichten nach, ritt Tornado aus und übte mit Charles dann noch einige Stunden das Tanzen. Eh es dann auch schon Zeit wurde sich umzuziehen. Ich hatte Miss Fairfax gebeten ihm seine Garderobe bereit zu machen, die ich erschwingen konnte und fand, dass sie zu ihm passte. Ja beinahe neugierig stand ich nun am Fuße der Treppe und wartete auf meinen Partner. Die Kutsche war schon vorgefahren worden und man hielt uns Mäntel bereit, da es heute Nachmittag zu schneien begonnen hatte. In der Tat ziemlich früh für die Jahreszeit, doch die Kälte hatte schon lange auf so einen Wetterumschwung hingewiesen. Als Charles dann in der Eingangshalle erschien, hatte ich doch ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Denn ich fand, dass ihm die Garderobe äußerst günstig stand. Und es erweckte meiner Ansicht nach nicht den Eindruck, als würde man ihm den Dienstboten ansehen. Sie würden gar sicher munkeln, aber ob sie es glaubten was meine Tante da fabriziert hatte, da war ich mir nicht so sicher. „Ihnen steht Grün.“, meinte ich und bewunderte seine grüne Samtjacke. „Kommen sie. Lassen sie uns gehen, die Fahrt wird noch einige Zeit dauern, so fürchte ich.“ London war nicht grade um die Ecke, aber eine allzu lange Strecke war es auch nicht. So trat ich also zu Miss Fairfax um mich für den heutigen Abend zu verabschieden. "Ich weiß.", sagte er frech und nahm Anna seinen Mantel aus der Hand „Viel Glück, Sir. Und passen sie auf sich auf.“, gab mir Miss Fairfax mit, als ich ihr zum Abschied einen Kuss auf die Wange drückte. Etwas was ich nur tat wenn ich einige Zeit fort war. Daher wohl auch ihr erstaunter Gesichtsausdruck. Aber seit dem gestrigen Abend, war mir wieder bewusst geworden, wie viel sie mir bedeutete und wie wenig ich ihr dies offenkundig zeigte. Sie war mir so eine gute Erzieherin gewesen, dass ich sie gerne beinahe als Mutter bezeichnet hätte. „Oh Erik…“, meinte sie daher glücklich und herzlich berührt. Ich lächelte. „Bleiben sie nicht zu lange wach.“, eh ich mich dann von ihr gänzlich verabschiedete und Anna meinen Mantel abnahm. Geduldig wartete ich auf Charles, dem ich dann nachdem auch er seinen Mantel angelegt hatte – den ich ihn nebenbei auch ausgesucht hatte - einen eleganten Spazierstock hinhielt. Ich lauschte wie Charles Miss Fairfax sagte, dass sie sich dann heute doch etwas Wein gönnen konnten und dann sich zu mir herum drehte. „Passt zu ihrer Aufmachung.“, meinte ich hämisch grinsend und reichte ihm den aus Mahagoni gefertigte Stock, mit einem verzierten Knauf. Wir wurden dann zur Kutsche begleitet und stiegen schließlich ein. Die Fahrt würde uns noch etwas Zeit zum Plaudern lassen. Unsere Pläne durchzugehen und ihn noch etwas bezüglich seiner Manieren auszufragen. "Wie wollen sie es der Gesellschaft erklären?", fragte er mich dann doch neugierig. Nun also in der Kutsche ließ ich ihm die Zeit sich die Umgebung anzusehen, auch wenn man durch die nahende Dunkelheit nicht mehr viel erkennen konnte. Ich mühte mich damit ab, im Dunkeln die Gästeliste nochmal durchzugehen um sicher zu gehen, dass ich mich auch mit einigen unangenehmen Gästen würde verständigen können. Als mich Charles dann nach der Gesellschaft fragte, blickte ich dann auf. „Oh, machen sie sich da keine Gedanken. Ich erkläre es nur wenn jemand auch fragt. Ansonsten stelle ich sie als meinen Freund vor. Was nicht einmal gelogen ist.“, erklärte ich vielsagend und lächelte ihn an. Allgemein brachte er mich seit gestern Abend ungemein oft zum Lächeln. Was doch ziemlich seltsam war, wo ich doch in letzter Zeit weniger Grund gehabt hatte zu lächeln. Die Fahrt zog sich dahin und wir unterhielten uns nochmal darüber wie wir anderen gegenüber aufzutreten haben. Einige Floskeln austauschten, nach deren Familien fragten und und und. Das Übliche eben. Bis unsere Kutschte dann langsam auf dem Anwesen einfuhr, wo die Festlichkeit gefeiert werden sollte. Es war größer als das meine und weit aus prunkvoller. Alles war irgendwie vergoldet oder reich verziert. Man konnte schon von weitem erkennen wie wohlhabend deren Besitzer sein musste. Dem entsprechend waren sicher auch die Sicherheitsvorkehrungen. Wir fuhren neben einem riesigen Brunnen vorbei, der sich über den ganzen Vorhof erstreckte und verschiedene Figuren zeigte. Eh unsere Kutsche dann zum Stehen kam. „Bereit?“, fragte ich ihn dann noch, eh wir ausstiegen. Ich würde lügen wenn ich nun behaupten würde, dass ich nicht nervös war. Ich war nervös. Da das Gerücht doch schon einige Ohren erreicht hatte und so viele Gäste geladen waren, deren Einfluss ziemlich prekär war. Glücklicherweise wusste jedoch niemand außer meine Tante und Hennrics wie dieser Dienstbote aussah der angeblich mit am Tisch hatte speisen sollen. Uns wurde die Tür aufgemacht und die Treppe ausgeklappt. Kalter Wind blies uns entgegen, während wir dem roten Teppich über die Stufen nach oben folgten. Im starren Blick der weiß perückierten Männer, die anscheinend nur zur Zierde dastanden und wohl schrecklich frieren mussten in ihren dünnen Kniesocken. Sie hatten mein aufrichtiges Beileid, doch scheinbar schien das nur mich zu interessieren. Im Eingangsbereich wurde uns dann die Mäntel abgenommen. „Na schön. Lassen sie uns ins Getümmel schreiten.“, flüsterte ich ihm noch zu, eh wir uns dann unter die Gäste mischten. Es erklang schon sanfte Begrüßungsmusik und der Saal war bereits mit vielen Menschen des Adels gefüllt. Die Männer alle sehr modisch gekleidet und die Damen in ausladenden Kleidern. Kaum hatten wir den Raum betreten wurden wir auch schon ausgiebig gemustert und die ersten Tuscheleien begannen schon. Jedoch hörte ich hier und da ein mädchenhaftes Gekicher, was ja nicht gänzlich nur Lästereien bedeuten konnte. „An die Blicke gewöhnt man sich.“, beugte ich mich zu ihm und seufzte schwer. Ich konnte mir vorstellen wie unangenehm es für ihn sein musste, nun plötzlich zur Gesellschaft dazu zu gehören, während sicher an die hundert Dienstboten an dem heutigen Abend ihre Arbeit verrichteten. Ich hielt Ausschau nach bekannten Gesichtern, doch stieß ich bisher nur auf unbekannte oder welche die mich absolut nicht interessierten. „Mister Lehnsherr ist in Begleitung eines jungen unbekannten Mannes. Scheinbar hat Mrs. Lehnsherr noch immer keine Frau gefunden, die sich ihren Neffen als würdig erweisen sollte.“, hörte ich eine ältere Frau zu unserer Rechten quasseln. Ja, in der Tat. Ich hatte noch immer keine Frau an meiner Seite. Und das sollte sich auch nicht ändern. Meine Mine verfinsterte sich beinahe sofort, als wir den Saal betraten. Auch wenn ich eigentlich guter Laune war, so hatte sich das bei mir immer so ausgewirkt, wenn ich in einer Gesellschaft Eintritt fand. Wie ich schon geahnt hatte, begannen die Lästereien schon, kaum hatten wir den Saal betreten. Doch ich war es schon gewohnt. Eher galt meine Sorge meinem entzückenden Begleiter, dem ich auch gleich einen Blick zuwarf. Er schien damit jedoch keine Probleme zu haben. Denn er lächelte einer Gruppe tuschelnder Damen zu, die kurz darauf gleich aufgeregt zu kichern begannen. „Vorsicht sie Charmeur.“, meinte ich grinsend zu ihm und führte ihn schließlich weiter. „Tja, passen sie auf sonst schnappe ich ihnen noch die ganzen heiratswilligen Frauen vor deiner Nase weg.", grinste er mich frech an. Unterwegs ins Innere des vollen Saales ging es nicht sehr viel anders zu und her. Ab und zu wurden wir aufgehalten, von Leuten die ich auch nur aus meiner Korrespondenzen kannte, ihnen aber noch kein Gesicht geben konnte. Ich begrüßte grade einen älteren Mann, der für meine Geschäfte sehr wichtig war und mit dem ich mich oft auch per Brief ausgetauscht hatte. Lord Massingham. Er unterstützte mich sehr in meinen Projekten und begann sich wie ich, lautstark über die Unverfrorenheit der kaum vorhandenen Kleidung, der Männer auf der Treppe zu äußern. „Finden sie das nicht auch furchtbar?! Stellen diese Männer hin, wie Nussknacker ohne richtige Kleidung bei dem kalten Wetter!“ Lord Arthur Massingham, war mir einer der liebsten Leute mit denen ich mich über solche Probleme unterhalten konnte. Daher zauberte er mir auch gleich ein amüsiertes Lächeln auf die Lippen. „Wenn das so ist, dann sollten sie unbedingt meinen treuen Freund Charles kennenlernen. Er ist wie sie und ich ein eifriger Verfechter dieser Ansichten.“ Nun legte ich ihm eine Hand auf den Rücken und drückte ihn näher an die kleine Gruppe die sich um uns gebildet hatte. Bestehend aus Arthurs Frau und zwei seiner Kollegen, mit denen ich auch gelegentlich korrespondierte. „Tatsächlich?“, meinte nun Arthur sehr interessiert und schob seinen Monokel weiter nach oben. „Nun denn, dann willkommen im Club der Geächteten mein Freund!“, meinte er scherzend. Wir stimmten alle in sein Gelächter ein. Denn es hatte ja wirklich etwas Wahres dran. Wir unterhielten uns noch eine Weile mit ihm, als uns dann eine liebliche Stimme unterbrach. „Schämst du dich eigentlich nicht?“ Verwundert drehte ich mich um und blickte in das bezaubernde Gesicht Lady Raven’s. Sofort bereitete sich ein großes Lächeln auf meinem Gesicht aus. „Wofür denn?“, schmunzelte ich. „Dass du an mir vorbeigelaufen bist ohne mich herzlich in den Arm zu nehmen.“, meinte sie und breitete ihre Arme aus. Ich tat ihr den Gefallen und umarmte sie sogleich. Eh ihr Blick dann auf Charles fiel. Und sie erkannte ihn. Jedoch hatte sie wie bei mir ein Lächeln auf den Lippen. Hatte ich doch schon bei ihrem Besuch festgestellt, dass sie ihn mochte. „Mister Xavier.“, sagte sie auch gleich höflich zur Begrüßung und machte einen Knicks. "Lady Raven.", sagte er höflich und neigte seinen Kopf. Ich hielt derweil Ausschau nach der Furie, die sonst immer in Raven's Nähe war. Meine Tante. Aber momentan konnte ich sie nicht ausmachen. ~ Fremdes Umfeld - Charles Francis Xavier Interessiert musterte ich das Gesicht meines Herren, als sich dieses wieder in ein ernstes und mürrisches verwandelte. Innerlich hätte ich aufschreien können vor Lachen, doch äußerlich entfiel mir nur ein entzücktes Grinsen. Die Frauen waren mir eigentlich egal. Ich hörte es hier und dort kichern oder schnell durcheinander reden, doch reagierte ich nicht darauf. Ich zeigte ihnen nur mein Lächeln, da es höflich war und schritt neben Erik weiter her. Weiter musterte ich die einzelnen Personen, mit denen sich mein Herr unterhielt. Viele von diesen Männern waren Geschäftspartner, andere sprachen ihn einfach nur so an. Ich sog die Gespräche in mir auf und beobachtete nur, bis er in ein Gespräch mit einem Herrn Massigham fiel. Er war ein sympathischer Mann. Er vertrat die gleichen Sichtweisen wie mein Herr selbst. Was ihm einige Pluspunkte bei mir einbrachte. In der Nähe dieses Mannes begann Erik zu lächeln aber auch wirklich zu lachen. Hatte nicht dieses gekünsteltes Grinsen auf, was er den anderen Herren davor zeigte. Kurz um, wurde ich auch schon mit in das Gesprächen einbezogen und fühlte mich schlicht weg wohl. Der Herr und seine Frau waren wirklich freundliche Menschen, ließen mich nicht spüren, dass ich ja eigentlich gar nicht zu ihnen gehörte, sondern schauten mich direkt an und sprachen mit mir. Das machte solch eine Veranstaltung, dann doch etwas angenehmer. Meine Fähigkeiten ließen zum Glück auf sich warten, auch wenn ich in letzter Zeit versuchte alle Gedanken auszublenden, schwappten doch einige Erinnerungen oder Gedanken zu mir herüber. Ich wusste nicht ob es mir Erik gestattete, doch flüchtete ich immer wieder leicht in seine Gedanken, um den anderen zu entkommen und mich nur auf seine zu konzentrieren. Ich ließ mir jedoch nichts anmerken und sprach weiterhin mit den Herren. Ich hoffte Erik würde mir deswegen nicht böse sein, denn ich wusste er spürte es wenn ich bei ihm war. Ich zuckte kurz leicht zusammen, als ich eine mir bekannte Stimme vernahm und Lady Raven hinter uns stand. Mein Blick huschte unauffällig durch die Gegend und suchte nach Eriks Tante. Wenn Raven hier ist... Ist sie auch nicht weit. Ich lächelte, als Erik sie begrüßte, wusste ich doch wie ihr Verhältnis von damals war. Sie sah gut aus, dachte ich mir. Sie hatte nicht eines der vielen prunkvollen Kleider an wie die anderen Damen, sondern eher ein schlichteres, was aber aus der Menge schon fast heraus stach. Ich lächelte leicht, sah mich noch etwas um und schaute dann zu Erik. Er hatte anscheinend auch nach seiner Tante Ausschau gehalten. Wir entschuldigten uns von Lord Massingham’s Gruppe und wandten uns nun voll Raven zu. „Wo ist der Hausdrache?“, fragte er sie, worauf sie gleich begann zu lachen. Ich lächelte Lady Raven freundlich an und schmunzelte, als mein Herr die Aussage wegen seiner Tante heraus brachte. Er hasste sie und zeigte es auch offen. Lady Raven akzeptierte es und wandte sich sogleich zu mir. „Sie steht beim Buffet und verbreitet weitere Gerüchte. Nur scheinen ihr die Leute nur noch mit halbem Ohr zuzuhören. Da sie in keinster Weise irgendwie Bestätigung erkennen, in dem was sie sagt.“, sagte sie uns wandte sich dann direkt an mich. „Mister Xavier, hätten sie die Güte und würden mir den nächsten Tanz schenken?“, erst verwundert schaute ich sie an, als sie mich um einen Tanz bat, wurde mir doch gelehrt das ich die Damen aufzufordern hatte. „Raven!“, meinte Erik sofort. Ich hörte Erik sie zurecht weisen und hatte es verstanden. Lady Raven behielt anscheinend auch nicht die Gepflogenheiten der Gesellschaft bei. „Was?“, fragte sie dann so unschuldig wie nur möglich und klimperte mit ihren langen Wimpern. Sei vorsichtig. Raven ist eine gute Tänzerin. warnte er mich, was mich abermals schmunzeln ließ. Jedoch nickte ich knapp. „Ich hole uns was zu trinken.“, schlug er dann vor. "Lady Raven...?", grinste ich und reichte ihr meine Hand um sie auf die Tanzfläche zu begleiten. Innerlich war ich etwas nervös, weil ich zum ersten Mal in einer wirklichen Gruppe tanzte, denn auch wenn wir heute früh noch mit einigen anderen geübt hatten, war diese Gesellschaft doch was anderes. Alle Männer bewegt sich, als hätten sie einem Stock im Hintern, doch ich tat es gerade nicht anders. Innerlich murrte ich kurz über mich selbst, lächelte Lady Raven jedoch weiterhin an. Wie üblich, so wie ich es von meinem Herren gelernt hatte, bezog ich Stellung. Schnell drehte ich mich um und erblicke einen Jungen, dem ich meinen Stock und Hut zu warf, zwinkerte ihm kurz zu, sah ich doch, dass er eigentlich ein Diener war und stellte mich wieder auf. Schon begann die Musik zu spielen. Jetzt endlich auch mal mit einem ganzen Orchester tanzend, fand ich, dass ich gar nicht einmal so schlecht war. Schon routiniert und trotzdem darauf bedacht alles richtig zu machen, schmunzelte ich Lady Raven einige Male an. Und doch suchte mein Blick immer wieder meinen Herren. Ich machte es unauffällig, daher bekam es zum Glück keiner mit, doch es missfiel mir, als sich eine Dame zwischen ihn und mein Blickfeld drängte. Irgendwie traurig sah ich zu wie er begann sich mit ihr zu unterhalten. Es würde klar sein, dass er sich vielleicht bald eine Frau suchen würde und daher senkte ich kurz meinen Blick. Lady Raven lächelte ich wieder zu als der Tanz geendet hatte. Ich drehte mich wieder zu dem Jungen, der immer noch an seinem Platz stand und nahm meine Sachen wieder entgegen, um ihn auch sogleich einige Groschen in die Hand zu drücken. Ich hatte sie eigentlich von meinem Herren bekommen, wenn mal Not am Mann war, doch ich fand er hatte es eher verdient als ich. Kurz in Gedanken vertieft trat ich wieder zu Lady Raven und blickte zu meinen Herren herüber. Brauchen sie Hilfe? ,übermittelte ich ihm schmunzelnd und ließ ihn nicht aus den Augen. ~ Notlügen - Erik Magnus Lehnsherr So amüsiert ich von Ravens Zuneigung für Charles war, war da noch etwas anderes in meinem Innern, dass sich nun schmerzlich bemerkbar machte. Doch ich wollte nicht genauer darauf eingehen, sondern schlängelte mich durch die Menge. Am Tisch wo sie Wein ausschenkten, wurde ich erneut in ein Gespräch verwickelt. Ungeduldig trat ich von einem Bein aufs andere. „Sind sie in Begleitung hier, Mister Lehnsherr?“, fragte mich eine der Damen, mit einem viel zu tiefen Dekolleté, was beinahe geschmacklos wirkte als attraktiv. „Ja Miss. Auf der Einladung wurde das ja auch verlangt.“ Sofort blinzelte die Dame und begann mit ihrem Fächer sich Luft zu zu wedeln. „Die Glückliche.“, meinte sie vielsagend. Ich konnte ein gewisses eifersüchtiges Blitzen in ihren Augen nicht übersehen. „DER Glückliche. Ich bin mit einem Freund gekommen.“, korrigierte ich sie. Und sofort hellte sich ihr Gesicht auf. Hätte ich doch besser lügen sollen, kam mir der Gedanke. Denn jetzt schien sie um so hartnäckiger. Während sie auf mich einquasselte, sah ich wehmütig zurück zu den Beiden, deren Trinkgläser ich in den Händen hielt. Hoch erfreut darüber dass Charles zu einem Tanz einwilligte, lächelte Raven, als wäre es das größte Glück des Abends. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie die beiden zur Tanzfläche geschritten waren und schlug daher der Dame vor, mit der ich mich unterhielt, ob wir nicht näher herantreten könnten. Sie begann zu strahlen und dachte wohl, dass ich sie auch noch zum Tanz auffordern würde. Doch ich hatte wenig Lust dazu und zudem auch noch die Hände voll. Da Raven zu jung war um etwas zu trinken, bediente ich mich eines der Gläser. Ein Glas Wein durfte ich ja zu mir nehmen. Auch wenn es eine weitaus größere Menge forderte, bis ich nicht mehr Herr meiner Sinne war. Ich sah also den beiden Tanzenden zu, während ich mich eher halbherzig mit der nervigen Dame unterhielt. Meine Augen waren fest auf die beiden gerichtet, die wie ich gestehen musste, ein wundervollen Paar abgaben. Sowohl beim Tanzen als auch….Ich dachte den Gedanken nicht zu ende. Ich war stolz darauf, dass ich Charles so vieles hatte in so kurzer Zeit beibringen können. Er machte sich vorzüglich. Und ich bekam auch mit wie das Getuschel begann wer denn dieser gutaussehende Gentleman sein könnte. Als dann der Tanz geendet hatte, hatte ich beinahe schon mein Glas ausgetrunken, als ich dann die Gedankengänge meines Freundes mitbekam. Bitte tun sie mir den Gefallen. ,bat ich ihn und schmunzelte. Ich sah derweilen weiter durch den Saal und erkannte die beiden Gastgeber wie sie langsam in unsere Richtung kamen. Gefolgt…..von meiner Tante. Natürlich. War ja klar gewesen, dass sie an ihnen hing wie eine Klette. Sie war im Schleimen ganz besonders gut. Ich wurde schon wieder mit tonnenweise Komplimenten der Dame überhäuft. Und zu allem Überfluss kamen noch mehr Frauen hinzu die mitbekommen hatten, dass ich hier war. Ich kam mir vor wie Frischfleisch in einer Meute von Wölfen. Dabei hatte ich Charles davor gewarnt. Und jetzt war ich es, der mit den ganzen hungrigen Wölfen nicht klar kam. "Ladys? Ich glaube der Gentleman braucht jetzt eine eher geistreichere Unterhaltung als die ihre." Überglücklich dass Charles mich aus dieser Lage befreite, huschten dann doch angesichts seiner Wortwahl meine Augenbrauen nach oben. Ich unterdrückte ein Lachen nur mit Mühe. Kaum hatten wir uns einen Schritt von ihnen entfernt ging das Geläster auch schon los. „Unverschämtheit!“ und der Gleichen hörte ich noch. Doch ich war zu sehr damit beschäftigt meinen Lachanfall zu unterdrücken, weshalb ich auch leicht rot anzulaufen begann. Raven stieß wieder zu uns. Leider kannte sie mich zu gut und fragte daher auch gleich: „Was ist so witzig, Erik?“ Ich trank mein Glas aus um mich wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Ist dir der Wein schon zu Kopf gestiegen?“, neckte sie mich, was ich mit einem frechen Zwicken in ihre Seite wieder wett machte. „Frechdachs.“, grinste ich. Endlich konnte ich Charles das Glas überreichen, dass ich die ganze Zeit gehalten hatte. Doch lange hatten wir nicht Zeit uns von den Gesprächen zu erholen, denn die Gastgeber kamen auf uns zu. Als sie dann vor uns standen, machte Raven einen Knicks und ich verbeugte mich. Als ich mich aufrichtete versuchte ich die Frau hinter ihnen zu ignorieren, die nun sichtlich blasser geworden war, als sie Charles erblickte. „Mister Shaw, Lady Frost.“, begrüßte ich die beiden, nahm Emma Frost’s Hand und platzierte einen Handkuss. „Herzlichen Dank für ihre Einladung zu diesem herrlichen Fest.“, begann ich auch gleich mit den Förmlichkeiten. „Darf ich ihnen meinen Freund Charles Francis Xavier vorstellen?“, damit lenkte ich ihre Aufmerksamkeit auf Charles. "Es ist mir eine Ehre sie beide kennenzulernen.", sagte er sofort und nickte ihnen beiden höflich zu. „Xavier? Eine solche Familie ist mir nicht bekannt.“, kam es auch gleich von Lady Frost, die ihn aufmerksam musterte. „Gewiss. Er ist auch erst seit Kurzem mein neuer Partner.“, log ich nun wie gedruckt. Nachdem ich dann auch noch Raven vorgestellt hatte, kam zu allem Überfluss noch meine Tante hinzu, die sich lautstark einmischte. „Raven, mein Kind da bist du ja!“, rief sie aus und drängte sich so zu uns. Mister Shaw hob eine Augenbraue und betrachtete sie. „Meine Tante….“, meinte ich mit hörbarer Abneigung in meinen Worten, was Lady Frost bei vorgehaltener Hand zum lächeln brachte. „Ich kam nicht umhin mitgehört zu haben, wer dein neuer Freund ist Erik.“, kam es sogleich giftig von ihr. „Auch mir ist eine Familie namens Xavier nicht bekannt. Klär uns doch bitte auf. Wie habt ihr euch kennengelernt?“ Ich verfluchte das Auftauchen meiner Tante zu solch einem blöden Zeitpunkt. Ich konnte in ihren Augen die Wut deutlich spüren und wie epicht sie darauf aus war meinen Freund zum Gespött der Leute zu machen. Doch da hatte sie nicht mit mir gerechnet. Mit der Wahrheit wäre jetzt schlecht Erik... Was schlägst du vor? Ich empfing Charles Gedanken in den meinen und stellte fest wie angenehm seine Stimme in meinem Kopf klang. Ich lass mir was einfallen. ,sandte ich ihm und wollte, dass er sich darüber keine Sorgen machen brauchte. Denn ich hatte schon so etwas erwartet. Dem entsprechend hatte ich mir also eine Geschichte parat gelegt. „Witzig dass du das ansprichst, Tante.“, meinte ich ebenso triefend vor Abneigung. „Mein Vater hatte früher beruflich oft mit seiner Familie zu tun. Jedoch im Verborgenen. Es hatte sich jedoch ausgezahlt, sonst würde ich jetzt nicht mit Freuden auf seinem Erbe sitzen.“, meinte ich und erhob mein Glas. Lady Frost begann zu kichern und auch Mister Shaw schien meine Redeart zu gefallen. „Dem entsprechend führte eines zum anderen. Er besuchte mich und nun verweilt er eine Weile auf meinem Anwesen.“ Etwas besseres fiel mir momentan nicht ein, was sein Verweilen auf meinem Anwesen hätte erklären können. „Sicher?“, giftete meine Tante weiter. „Ich hätte schwören können, letztens einen Dienstboten bei dir gesehen zu haben, der diesem werten Herr doch ziemlich ähnlich sah.“ Nun schaltete sich aber Raven ein. Indem sie ihre schönen blaugrünen Augen verdrehte. „Mutter bitte. Fang nicht wieder mit dieser albernen Geschichte an.“ Nun wurde Miss Frost hellhörig. „Welche Geschichte meinen sie?“ Ich sog die Luft ein und hoffte auf keine weitere Auseinandersetzung. „Meine Mutter ist seit dem Besuch bei Herrn Lehnsherr davon überzeugt hereingelegt worden zu sein und dazu degradiert mit einem Dienstboten gespeist zu haben.“ „Es ist wahr!“, meinte sie nun aufgebracht. Mister Shaw blickte sie jedoch nur abschätzig an. Als wäre sie grade Wegs der Nervenheilanstalt entsprungen. „Ich denke das reicht, Raven.“, ermahnte ich sie. „Was halten sie von dieser Behauptung, Mister Xavier?“, fragte nun Lady Frost sichtlich amüsiert und sehr interessiert an meinen Freund, der scheinbar gut in der Gesellschaft ankam. Mein Kopf drehte sich langsam zu ihm, um ihn betrachten zu können. Was seine Fassade anging. Sie war perfekt und freundlich wie immer. Ich spielte mit dem Gedanken seine Hand kurz zu berühren, um ihm so etwas Mut zu schenken. Doch wurde mir bewusst wie albern das sein würde. Immerhin ist er ein Gentleman und keine Dame. ~ Gift und Galle - Charles Francis Xavier Ich nickte kaum merklich, als ich seine Gedanken vernahm und schaute zu ihm, als er seine Ausführungen zu äußern begann. Geschickt fand ich, hatte er dann doch die Situation gemeistert, doch als seine Tante abermals begann ihre Sicht zu erzählen schaltete sich Raven ein. Ich fand es sehr mutig von ihr, sich gegenüber ihrer Mutter so zu äußern. Erst recht in dieser Gesellschaft in der sie sich gerade befand. Erst als Erik sie kurz ermahnte hielt sie in ihren Ausführungen inne. Ich war froh über ihre Unterstützung, doch als ich angesprochen wurde, grinste ich Miss Frost an. Ohne Umschweife lächelte ich schräg. "Es könnte sein, dass sie mich gesehen hatte als ich mich um mein Pferd kümmerte. Ich bin ein Mann wissen sie, der sich selbst um sein Tier kümmert. Es ist doch eine gute Ablenkung von meiner üblichen Arbeit und sie wissen was diese manchmal von einem abverlangt.", sagte ich höflich und neigte etwas meinen Kopf, doch mein charmantes Lächeln erstarb nicht. Ich log ja noch nicht einmal. Sie hatte mich gesehen, als ich mich um Tornado gekümmert hatte und daher angenommen, dass ich einer der Dienstboten sei. Sah man mal von der Tatsache ab, dass Erik ihr gesagt hatte, dass ich einer war. Die Frau hatte es im Moment nicht gerade einfach und doch war es mir egal, denn was ich immer wieder in ihren Gedanken sah, hatte sie eine viel höhere Strafe verdient. Jetzt war nur ihr Ruf geschädigt, doch eigentlich hätte sie zur Strafe selbst die Arbeit eines Dienstboten verrichten sollen. Das sollte hier jeder einmal... Miss Frost schien auch sehr zufrieden mit der Antwort von mir zu sein, denn sie lächelte vergnügt und deutete eine ebenso kleine Verbeugung an, wie ich es getan hatte. Ich war froh, dass die beiden vor mir meiner Geschichte Glauben schenkten und musste selbst über meine schnelle Ausrede grinsen. Ich wusste nicht warum, aber ich fand ich kam sehr überzeugend herüber, doch gefiel es mir ganz und gar nicht wie mich Miss Frost begann zu mustern. Hatte ich etwas falsch gemacht? Doch sie hatte mich nicht böse oder gar misstrauisch gemustert, sondern freundlich... Ihr Blick gefiel mir aber trotzdem nicht... „Nun denn….“, übernahm die Wendung des Gesprächs Mister Shaw. Im nächsten Moment verabschiedete sich jedoch Mister Shaw und zog seine Gattin mit sich. „Es freut mich dass ihr kommen konntet, bitte genießt das Fest.“ Und damit wand er sich auch schon ab. Doch kaum hatte sich das Paar zurückgezogen, stellte sich Erik's Tante dann in unser Blickfeld und sah ihn herausfordernd an. „Lass dir eines gesagt sein Erik….“ Sie ignorierte die Bitte ihrer Tochter, dass sie es doch endlich bleiben lassen sollte. Innerlich erleichtert wandte ich mich dann zu Erik, doch auch hier wurde ich wieder unterbrochen, als ich etwas sagen wollte. „….was du auch planst, es wird nicht funktionieren. Ich weiß was ER ist….“, dabei glitt ihr Blick zu mir wo sie mich abschätzend ansah, als wollte sie mich jeden Moment unter ihrem Stiefel zertreten. „….und irgendwann werden es auch die anderen einsehen, dass ich Recht hatte. Dann ist dein Ruf ruiniert und das Anwesen gehört mir.“ Erik sah sie nun teilnahmslos an und gähnte nun sogar provozierend. „Dann streng dich mal an. Pass nur auf, dass du nicht in einer Nervenheilanstalt landest.“ , antwortete ihr Erik. Ich hasste diese Frau! Schon leicht murrend wandte ich mich dann auch zu ihr um und lauschte ihren Ausführungen. Für mich war es eigentlich immer wieder die gleiche Leier, daher schaute ich sie einfach nur an. Zeigte ihr so, dass man von diesem Thema mehr als gelangweilt war, doch als sie abermals die Hand gegen meinen Herren erhob, wäre ich sie am liebsten angesprungen. „Du wagst es die Hand erneut gegen mich zu erheben?“, knurrte er erbost und fing ihre Hand noch vorher ab. Erik hatte aber wie immer diese Situation unter Kontrolle und doch spürte ich seine Wut, wodurch ich ihm nur kurz meine Hand freundschaftlich auf seine Schulter legte. Es war nicht gut, wenn er wütend wurde, denn schließlich wussten wir beide was passiere könnte. Ohne Umschweife stolzierte seine Tante auch schon wütend davon, nachdem sie sich von seinem Griff gelöst hatte. Ich beachtete die Blicke, die auf uns geworfen wurden nicht. Auch hatte ich ihre Beleidigung einfach abgetan, denn es brachte nichts sich deswegen jetzt aufzuregen. Ich ignorierte es einfach... „Meine liebste Raven. Würde es dir nicht gefallen einen Weile zu uns zu kommen, wo doch auch Charles hier ist und du nicht mehr die Launen deiner Mutter ertragen musst.“, schlug Erik dann nach einer kleinen Pause vor. "Wirklich?" ,brachte Lady Raven freudig heraus. Erik schaute zu Lady Raven und bat ihr an, den Abend noch in unserer Gesellschaft zu verbringen. Ich stimmte gerne zu. Lady Raven war schließlich eine sehr angenehme Person und das komplette Gegenteil von ihrer Mutter, was sehr erfrischend war. ~ Erschöpfung - Erik Magnus Lehnsherr Mir schien als wollte Mister Shaw keine Sekunde länger in der Nähe meiner Tante bleiben. Wobei Miss Frost jedoch deutliches Interesse an einer weiteren Unterhaltung mit Charles zu haben schien. Was tat er bloß? Erst Raven und nun Miss Frost. Er war offensichtlich der größere Charmebolzen als ich es jemals war. Nun ich musste gestehen….sein Charme schien nicht nur weibliche Wesen anzuziehen. Konnte daher diese eigenartige Gefühl herkommen, welches ich seit einigen Tagen spürte? Unsinn. Der Abend verlief alles andere als Bilderbuchhaft. Und doch hatten wir wenigstens gegen Ende noch unseren Spaß. Charles machte sich außerordentlich gut in der Gesellschaft und wurde oft zum Tanz aufgefordert. Natürlich so diskret und mit Umschweifen gefragt, dass er eigentlich nur das Tanzen noch zu erwähnen brauchte und schon sahen die Damen es als Einladung an. Ich tanzte lieber mit Raven. Da sie so etwas wie eine Schwester für mich war, wurde dies auch nicht als Skandal betrachtet, wenn ich einige Male mehr mit ihr tanzte als man es üblich tat. Der Abend war wirklich ausgelassen und ich verspürte immer mehr den Drang einen Tanz mit meinem Freund zu tanzen. Wie als wir geübt hatten. Doch das war schier unmöglich. Vor allem in der Öffentlichkeit. Außerdem wollte ich mir nicht ausdenken, was er von mir halten mochte, wenn ich ihn etwas derart eigenartiges fragen würde. Daher beließ ich es bei Raven und einigen fremden Damen, die sich mir genau so aufdrängten wie bei Charles. Wir ließen aber die Kutsche dann gegen drei Uhr morgens kommen, damit wir uns langsam zurückziehen konnten. Meine Tante hatte glücklicherweise schon früh das Weite gesucht und Raven bei uns gelassen. Das kam uns natürlich sehr gelegen, da wir so wie so beabsichtigten, sie eine Weile bei uns als Gast zu haben. Mein Anwesen war schließlich groß genug. Wenn ich meinen Freund nun so sah, dann vergaß ich langsam selbst, dass er eigentlich einer meiner Angestellten war. „Gute Nacht.“, verabschiedete ich mich nun von einigen Geschäftsleuten und ging mit Charles und Raven zu den Garderoben. Der Abend stellte sich auch Geschäftlich als sehr erfolgreich heraus. Ich hatte viele neue Partner kennenlernen können und hatte nun auch Mister Shaws Beteiligung an meinen Geschäften. Es schien also alles glatt gegangen zu sein. Nun in unsere Mäntel gehüllt stiegen wir in die vorgefahrene Kutsche ein. Raven brauchte nicht lange und gab sich schließlich im Wagen schon ihrer Erschöpfung hin. Ich ließ sie ihren Kopf auf meine Schulter legen, während ich durch die Dunkelheit zu Charles hinüber späte. „Sie haben sich heute Abend sehr gut geschlagen.“, lobte ich ihn im Flüsterton. Ich fand das musste auch ausgesprochen werden, wenn er sich wirklich schon so grandios durch seine erste Gesellschaft geschlagen hatte. Mit nicht grade sehr einfachen Gästen. "Sie haben diesen Abend auch gut gemeistert. Dafür das sie nicht gerne tanzten.", sprach er genauso leise und konnte sich die freche Antwort anscheinend nicht verkneifen. Ich lehnte mich auf meinem Platz zurück und genoss nun endlich etwas Ruhe zu haben. Die Musik und das Geschnatter der Leute hatten doch viel abverlangt und erinnerten mich wieder daran, wieso ich solche Veranstaltungen nicht mochte. Aber ich musste zwangsweise an dieser teilnehmen. Sonst hätte ich wohl niemals solch erfolgreiche Abschlüsse mit nach Hause nehmen können. Raven schlummerte nun schon an meiner Seite. Es war ja auch nicht zu verwundern. Erstens war meine Tante nun mal eine sehr anstrengende Person. Zweitens machte Tanzen und viel Spaß müde. Raven war nur einige Jahre jünger als ich, jedoch hielt man sie meist noch um einiges jünger. Sie hatte nun mal ein sehr jugendliches Äußeres. Aber ich hatte für sie nie mehr empfunden als für eine Schwester. Ich hatte nie Geschwister gehabt. Und da sie oft zu Besuch gekommen war, war sie so etwas wie meine Schwester geworden. Da wir uns ja auch meistens selbst beschäftigen mussten, wenn die Erwachsenen miteinander redeten. Als Charles mir antwortete, legte ich meine Stirn leicht in Falten. Hatte ich mich grade verhört oder klang seine Bemerkung etwas spitz? Ich ignorierte es und tat es als Irrtum ab. Das hatte ich mir sicher nur eingeredet. „Tue ich auch nicht. Aber ich konnte ja schlecht einfach nur zusehen, während sie nur so übers Parkett geschwebt sind, mein Guter.“, meinte ich nur und grinste ihn an. Ich hatte gesehen dass er seinen Spaß gehabt hatte. Da hatte sich der Unterricht doch gelohnt. Ich beleckte mir die Lippen, da mein Mund grade sehr trocken geworden war. Mir ging nun das erste Mal das Gesprächsthema aus. Was mir bei Charles sonst nie passierte. Hatte ich ihn verärgert? Ich blickte ihn daher nur an, als er es sich auf seiner Bank gemütlich machte. Schließlich war die Fahrt ja nicht grade kurz. „Ich weiß, dass wir bei der Wahrheit bleiben wollen….aber das hätte bedeutet dass ich uns den Abend verdorben hätte. Außerdem wusste ich nicht ob ihr alter Herr anwesend war.“, versuchte ich endlich meine Lüge zu erklären die ich den Gastgebern aufgetischt hatte. Ich war nur froh dass sie von meiner Tante scheinbar nicht viel hielten. Genau wie ich. „Ich glaube nun wird man überall von diesem attraktiven jungen Mann sprechen, der die Damen übers Parkett geführt hat.“, grinste ich. Mir nicht bewusst dass ich ihn grade selbst attraktiv genannt hatte. Aber was wäre daran schon falsch? Er war es doch. Das konnte man ohne Umschweife sagen. Ich bin also attraktiv Erik? Es war ihre Entscheidung. Ich hatte mich ihrer nur angeschlossen und doch sollten wir mit unseren Lügen vorsichtig umgehen. Erst als ich seine Worte in meinem Kopf vernahm, wurde mir klar was ich da zu ihm gesagt hatte. Ich war heil froh dass es dunkel war, denn ansonsten hätte er meine ganz leichte Röte bemerkt, die ich spüren konnte. Mein Kopf wurde zumindest wärmer. Oder lag es am Wein? Aber ich hatte mich da doch ziemlich zurückgehalten. Auch wenn ich allen Grund dazu gehabt hätte mich zu betrinken. Raus aus meinem Kopf. forderte ich daher. Mir war es sichtlich peinlich. Da brauchte er nicht auch noch zu sehen was ich dachte. Das wäre ja noch schöner. Ich sagte nichts weiter dazu, sondern suchte nun auch wieder etwas Ablenkung, in dem ich aus dem Fenster blickte. Doch ich nahm lieber die andere Seite, da Charles und ich sonst das selbe Fenster benutzten. Und da wusste ich dann nie genau ob er nach draußen blickte oder mich ansah. Vielleicht bildete ich mir dies ja auch nur ein, aber ich spürte öfters seinen Blick auf mir ruhen. Gut ich hielt mich diesbezüglich ja auch nicht zurück. Aber auch nur weil ich noch immer neugierig war. Für mich war dieser Mann einfach ein wandelndes Geheimnis, dass es zu ergründen galt. Die Fahrt über passierte nichts aufregendes mehr. Denn der Wein hatte sich auch bei uns bemerkbar gemacht. Wir waren erschöpft und sehnten alle das Bett herbei. Gegen 3:45 Uhr kamen wir schließlich auf meinem Anwesen an. Ich stupste Raven vorsichtig an, da ich die Dame nicht den ganzen Weg über tragen wollte. Dazu war sie nun wirklich schon zu alt. Glücklicherweise machte sie keinen Ärger und schwebte schlaftrunken aus der Kutsche. Ich bemühte mich leise zu sein, da ich keiner der Dienstboten wecken wollte. Aber ich ahnte schon, dass Miss Fairfax kein Auge zugetan hatte. Und ich irrte mich auch nicht. Als ich die Tür öffnete stand sie mit einem Kerzenhalter in der Hand in der Eingangshalle. „Miss Fairfax!“, schreckte ich zusammen, als ich sie da stehen sah. „Grund gütiger, bitte gehen sie doch ins Bett.“, forderte ich und strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn. „Mit Verlaub Sir, ich konnte nicht schlafen.“ „Und wissen sie wieso? Sie sind immer viel zu sehr um das Wohl anderer besorgt.“, meinte ich und klopfte ihr liebevoll auf die Schulter. „Würden sie Lady Raven ins Zimmer bringen. Sie wird eine Weile bleiben.“ „Sehr wohl Sir.“, antwortete mir die pflichtbewusste Dame mit einem schiefen Lächeln. Dann wand ich mich zu Charles um. „Möchten sie noch einen Tee?“, fragte ich ihn. Wieso wusste ich nicht einmal. Wir waren beide erschöpft und doch fragte ich ihn noch danach ob er mit mir Tee trinken wollte. Irgendwie ergab das wenig Sinn, aber in dem Moment schien ich es für angebracht zu halten. Ich war weder betrunken noch angesäuselt. Also woran konnte das denn liegen? ~ Eine letzte Einladung - Charles Francis Xavier Der Abend endete um 3 Uhr Nachts. Meine Füße begannen auch schon zu schmerzen, vom vielen hin und her laufen. Ich war froh, als wir unsere Mäntel holten und wir nach draußen traten. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte, dass Lady Raven mit uns mit kam. Ändern konnte ich es nicht... Ich bedauerte es ein wenig, denn schließlich würde Lady Raven viel Aufmerksamkeit von meinem Herren einfordern. Die einzige Sache die mich verärgerte war, das Erik fast nur mir Raven getanzt hatte. Wie gesagt es sollte mich nicht ärgern und doch wünschte ich mich zurück in seinen Tanzsaal, wo wir zusammen die Schritte geübt hatten. Da waren nur wir... keine Lady Raven... keine anderen Damen, die sich zwischen uns drängten... Ich wusste, dass meine Gedanken kindisch waren und doch fühlte ich so. Ich konnte es nicht ändern. Natürlich würde ich mich gegenüber Erik niemals so äußern... Das wäre peinlich... Ich wusste ja noch nicht einmal wie er reagieren würde. Ich lächelte als ich nach oben schaute und es immer noch schneite. Kurz schloss ich die Augen und genoss die Flocken die auf mein Gesicht fielen. Ich liebte es wenn es schneite. Ich atmete kurz die kalte Luft tief in meine Lungen und ließ sie langsam entweichen, als wir wieder die Treppe hinunter liefen und in die Kutsche stiegen. Lady Raven schlief auch schon fast jedem Moment an der Schulter meines Herren ein. Wieder ein Stechen in der Brust... doch spürte ich seinen Blick und lächelte, als ich seine Aussage vernommen hatte. Ich hingegen beugte mich nach unten und begann, die Schuhe auszuziehen, sowie meinen Mantel und schwang mich seitlich auf die Bank. Langsam begann ich selbst meine Füße zu massiere und verzog mein Gesicht. Wieso musste das auch so schmerzen... Verdammte Schuhe... Hatte er behauptet ich sei attraktiv? Er hatte gemeint ich sei über das Parkett geschwebt und doch war er es der mir sagte, das ich tanzen sollte. Das hatte ich auch getan. Ich hatte mich über meine Füße gebeugt, diese würden morgen wahrscheinlich noch schmerzen. Genauso war mir auch ein wenig schummrig, denn immer wieder wurden mir von Damen Wein angeboten. Ich hatte die Gläser angenommen, doch einige unauffällig wieder zurück auf das Tablett gestellt und mir ein leeres genommen. Es war sehr lustig wie die Damen reagierten und das leere Glas in meinen Händen sahen. Ich redete mich meist geschickt heraus und weil ich mit so vielen Damen gesprochen hatte, hatte ich auch etwas zu viel getrunken. So etwas war gefährlich, dachte ich mir und hatte kurz nach draußen geschaut. Der Mond erhellte weitgehend die Felder und die Straßen, die wir passierten und wieder einmal dachte ich mir, dass die Natur so vieles wundervolles hervorbrachte. Viele wussten es nicht zu schätzen. Es machte mich traurig und doch wieder glücklich, denn ich erkannte die Schönheit. Mein Blick viel automatisch auf meinen Herren... einzigartig so wie die Natur. Er hatte mir keine Antwort gegeben, sondern hatte mir nur befohlen aus seinem Kopf heraus zu gehen. Was hatte das denn wieder zu bedeuten? Er war so verwirrend ... So anders... Ich hatte meinen Blick abgewandt und doch hingen meine Gedanken bei meiner unbeantworteten Frage. Immer wieder war mein Blick zu ihm herüber gehuscht und auch ich spürte einige Male seinen Blick auf mir ruhen. Ich verstand es nicht. Genervt von meinen Gedankengängen schloss ich meine Augen. Was sollte ich nur machen...? Die Fahrt über hatten wir kein einziges Wort mehr miteinander gesprochen, was schon fast schmerzlich war, denn wir hatten immer miteinander gesprochen egal wie. Seufzend winkelte ich meine Beine an und legte meinen Kopf auf diese. Ich schaute erst wieder auf, als die Kutsche zum stehen kam und wir schließlich ausstiegen. Mein Herr hatte Lady Raven sanft geweckt und hatte sie nach draußen geführt... wieder dieser Schmerz... Über mich selbst wütend, wegen diesen dummen Gedanken und diesen dummen Schmerz in meiner Brust, folgte ich den Beiden nach draußen und ins Haus hinein. Wie zu erwarten, war Miss Fairfax nicht schlafen gegangen. Mir huschte ein Lächeln über die Lippen, was jedoch gleich wieder erstarb, als mich Erik noch nach einer Tasse Tee befragte. Er wollte jetzt noch einen Tee trinken? Er hatte mit mir in der Kutsche nicht gesprochen, wie sollte es dann beim Tee sein? Lächelnd senkte ich meinen Blick und zog wieder meine Schuhe aus, die ich nur per forma angezogen hatte, um ins Haus zu gelangen. "Sie haben mir immer noch keine Antwort gegeben...", sagte ich dann und schaute ihn an. Ein freches Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen und so trat ich auf ihn zu und schließlich an ihm vorbei. Ich lief direkt in den Salon und legte dort meine Jacke, Weste und den Schal ab. Die Sachen beengten mich in meiner Bewegungsfreiheit. Eigentlich hatte ich vor noch den Kamin anzuzünden, doch dann viel mein Blick zur Tür des Tanzsaales. Wie von selbst lief ich Barfuß darauf zu und trat hinein. Der ganze Raum, wurde durch den Mond in ein tiefes Grau getaucht und doch war es majestätisch. Er wirkte noch Größer und die großen Vorhänge noch schwerer. Meine Füße führten mich automatisch zu einen der riesigen Fenster. In Gedanken versunken lehnte ich meinen Kopf gegen dieses und schloss meine Augen. Es war so affig wie ich mich gegenüber meinem Herren benahm. Es war nicht angemessen. Ich stellte Forderungen und dazu auch noch Fragen, auch wenn ich wusste, dass das Dienstboten-Herren-Verhältnis schon lange überschritten war. Ich vergaß mich bei Erik... hatte bei ihm sogar die Höflichkeitsform abgelegt, versuchte sie jedoch dennoch bei zu behalten. Er war nun einmal das was er war... Ein Edelmann. Seufzend stieß ich vom Fenster ab und lief zum Flügel hinüber. Ich lächelte und setzte mich an diesen. Er spielte so wunderbar. Ich traute mich jedoch nicht eine Taste zu drücken, weil ich Angst hatte jemanden wecken zu können. Ich hörte wie die Tür zum Salon aufging und schon im nächsten Moment Erik in den Tanzsaal trat, mit dem Teeset. Ich lächelte leicht, denn es sah wirklich komisch aus. Mein Herr trug seinen eigenen Tee. Es brachte nichts wenn ich jetzt aufgesprungen wäre, denn er hätte mich abgewiesen. So wie immer, wenn ich etwas machen wollte was eigentlich meine Arbeit war. Er stellte den Tee auf den Flügel und ich musterte ihn interessiert wie er versuchte sich zu erklären. Es fiel ihm sichtlich schwer. Ich stand auf, lief um den Flügel herum und goss uns beiden Tee ein. „Haben sie noch nicht genug vom tanzen?“ „Ich….“, begann er nun etwas befangen, während er seine Tasse nahm. „…..verzeihen sie mir, falls ich sie verletzt oder in irgend einer Weise gekränkt habe.“ "Schon gut... Sie müssen sich nicht erklären. Ich hätte ihnen die Frage nicht stellen dürfen.", sagte ich, nahm meine Tasse in die Hand und lehnte mich gegen den Flügel. Sachte pustete ich in die Tasse hinein um den Tee etwas kälter zu bekommen. "Nicht doch....es...es war ihr gutes Recht mich darauf hinzuweisen.", meinte er überzeugt. "Ich hätte mich nicht wie ein Kind verhalten sollen und ihnen antworten wie es sich gehört." Er nahm sich einen Schluck aus seiner Tasse, eh er diese wieder hinstellte. "Ich habe sie erzürnt. Das lag in keinster Weise in meiner Absicht. Und durch mein Schweigen in der Sache, habe ich noch mehr dazu beigetragen. Nun....ich hoffe ich löse in ihnen keine.....Unannehmlichkeiten aus wenn ich ehrlich antworte, dass sie durchaus attraktiv sind. Möge es aus dem Munde eines Mannes noch so seltsam klingen.", erklärte er weiter. "Jetzt da alle Bande gebrochen scheinen, würde ich mich freuen um des Meisterst Hand zum Tanze zu bitten.", schmunzelte er mich gar an. Ich hörte seinen Ausführungen schweigend zu und senkte meine Tasse, als ich seine Antwort auf meine Frage hörte. Ich wusste nicht ob ich glücklich und doch verwirrt sein sollte. Männer tauschten sich eigentlich nie aus, ob sie einen anderen ihrer Sorte, gutaussehend fanden, um so komischer war diese Situation. Innerlich wusste ich jedoch, dass ich glücklich über seine Antwort war. Als er meinte, dass er mich verärgert hätte, musste ich tatsächlich lachen. Es war ein leises Lachen. "Ich war nicht verärgert Sir. Ich wollte nur wissen wie sie sich verhalten.", gestand ich und stieß mich vom Flügel ab. Denn ich war es wirklich nicht. Ich war traurig gewesen und etwas beschämt ihn diese Frage gestellt zu haben. Ich hatte dazu kein Recht. Jetzt war ich froh es gemacht zu haben. Erik stieß sich ebenfalls vom Flügel ab, stellte seine Tasse hin und blieb direkt vor mir stehen. Verwundert folgte ich seinen Bewegungen mit meinen Blicken und starrte ihn im ersten Moment einfach nur an. Unverblümt hatte er seine Hand ausgestreckt und verbeugte sich leicht. Er wollte mit mir tanzen? Ja ich wollte das den ganzen Abend schon... Doch das er es auch wollte...? Ich wollte mit ihm tanzen und nicht mit irgendwelche Damen, die einen beim Tanzen auch noch vollquatschten. Die Gespräche mit Erik waren etwas anderes... etwas viel intensiveres... Ich lächelte ihn an, stellte meine Tasse ebenfalls bei Seite und verbeugte mich. "Es wäre mir eine Ehre.", sagte ich und trat auf ihn zu und blickte nach unten zu seinen Schuhen. Mein Schritt ging wieder zurück und ich deutete auf seine Schuhe. "Doch erst müssen sie sich ihrer Schuhe entledigen mein Herr.", grinste ich frech, schließlich war ich auch Barfuß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)