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A Life before...

Cherik AU
von

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Darf ich bleiben?

Gebrochener Stolz? - Erik Magnus Lehnsherr
 

Ich ignorierte im ersten Moment meine Tante, denn mein Blick war noch kurz auf den Mann neben mir geheftet. Auf diesen geheimnisvollen Mann, von dem ich noch so viel mehr erfahren wollte. Seit gestern Abend. Er war speziell und ich wusste nun langsam auch wieso. Denn….ich wusste fast nichts über ihn. Und das was man nicht kannte, interessierte einem doch für gewöhnlich am meisten. Ich hatte es für schade empfunden umzukehren. Aber es war zu gefährlich mit einem verletzten Knöchel.

Ich hatte geseufzt als ich seine unterwürfigen Töne vernommen hatte. Ich wollte nicht, dass sich meine Leute so benahmen. Ich war stolz und streng, das stimmte aber ich wollte nicht, dass sie sich fühlten wie Unterdrückte. Ich wollte eine Art Familie schaffen. Sie waren meine Familie. Seit meine Eltern tot waren hatte ich niemanden außer ihnen. Und die meisten waren mir seit damals treu geblieben. Daher sah ich sie schon lange nicht mehr als meine Bediensteten an. Doch die Gesellschaft verlangte es so. Daher musste ich weiterhin Theater spielen. Weiterhin meine Maske tragen. Besonders jetzt da ich noch Besuch hatte.

Meine Aufmerksamkeit ging dann aber wieder zu meiner Tante über. Ich konnte die Verachtung und die Wut spüren und mehr als nur deutliche sehen. Doch es ließ mich kalt. Es amüsierte mich wohl eher, als dass es mich einschüchterte. Als sie dann auch noch Miss Fairfax anbrüllte, verdrehte ich genervt die Augen. Wie sollte mir bitte eine ältere gebrechliche Frau vom Pferd helfen, wenn doch ein stattlicher Junger Mann gleich daneben stand.

„Lassen sie nur, Miss Fairfax.“, sagte ich daher und hob eine Hand um ihr Einhalt zu gebieten, als sie mir doch tatsächlich vom Pferd helfen wollte. Charles trat stattdessen hinzu, dessen Angebot ich dann annahm. Er hatte mir ja vorhin schließlich auch geholfen. Wieso sollte er mich also jetzt im Stich lassen? Schließlich bot er sich gar selbst an, ohne dass ich etwas sagen brauchte. Auch wenn die Stimmung zwischen uns sich wieder etwas gesenkt hatte, seit ich ihm klar gemacht hatte, dass er sich hüten sollte, nicht dauernd in meinen Kopf zu sehen. Ich nahm seine Hilfe dann dankend an. Wenn die Kinder meiner Tante wie Salzsäulen dastanden und nicht die geringste Absicht hatten mir zu helfen…..

Ich hielt mich also an Charles Schultern fest und stieg so gut es ging vom Pferd. Etwas wacklig kam ich dann auch zum stehen, eh ich dann erneut zusammenzuckte, als er Kontakt zu mir aufnahm. Doch diesmal war der Kontakt berechtigt. Weshalb ich es dieses Mal billigte.
 

„Nein. Es wird Zeit ihr einen weiteren Schlag zu versetzen.“
 

, sandte ich ihm mehr als nur zufrieden. Ich versuchte sie regelrecht von meinem Anwesen zu ekeln. Auf dass sie meinen Boden nie mehr betreten würde. Allerdings war ich mir sicher, dass auch meine zügellosen Frechheiten sie nicht ewig von mir fernhalten vermochten. Aber es war immer wieder ein Vergnügen, zuzusehen wie sie jedes Mal mit zornesrotem Kopf das Weite suchte. Nach Monaten aber wieder antrabte, in der Hoffnung mich mit weiteren Vermählungsversuchen zu tyrannisieren.

„Was hast du dir dabei gedacht? Und wie siehst du auch aus?!“, motzte sie weiter. Ich hielt mich derweilen an Charles fest. Besah mir dann erst meine Kleidung. Sie hingegen betrachtete nur wenig später die meines neu gewonnen Freundes, wenn ich das so sagen durfte. Sie brauchte nicht einmal etwas dazu zu sagen. Ich fuhr ihr schon über den Mund, bevor sie den ihren auch nur aufmachen konnte.

„Oh ja. Sieht mein Freund nicht reichlich stattlich aus in seiner Arbeitskleidung?“, lenkte ich das Gespräch nun auf ihn, anstatt ihr auf ihre Frage zu antworten. Ich konnte beobachten wie sich ihre Augen mit Gift füllten.

„Reichlich mittellos, wenn du mich fragst.“, giftete sie und sah ihm dabei auch noch so gehässig wie möglich in die Augen.

„Mittellos vielleicht…“, sagte ich eh jemand anderes meine zurechtgelegten Worte auch nur unterbrechen könnte.

„….aber kommen die größten Gaben nicht immer verhüllt im Mantel von Bescheidenheit?“

„Was willst du damit sagen?“, knurrte sie nun verächtlich.

„Er arbeitet für mich. Charles Francis Xavier ist mein Freund und Diener. Ich habe ihn gestern eingestellt.“

Das was sich nun auf ihrem Gesicht abspielte konnte ich nicht beschreiben. Mit einem Mal verlor ihr Gesicht alle Farbe. Und ich setze noch nach. Ihre Kinder sahen nicht anders aus, nur Raven schien dieser Umstand nicht zu stören.

„War aufregend mit einer Aushilfskraft zu speisen, findest du nicht?“

Ich wusste was ich damit anrichtete. Was ich ihr damit antat. Ich würde ihren Ruf ruinieren. Und den meinen dazu. Doch bei mir war das halb so schlimm, da ich so wie so keinen allzu guten hatte. Vorzeigbar war ich nicht. Seit meinte Eltern dahingeschieden waren. Auch wenn ich vermögend war und mich kultiviert zeigte auf öffentlichen Anlässen, so war ich doch für viele ein zu schlechter Umgang. Und dennoch war ich nur Frischfleisch in den Augen derer, die ihre Töchter vermählen wollten. Loses Mundwerk hin oder her. Ich hatte Geld. Und darauf hatten sie es abgesehen.

„Gefühle sind wünschenswert.“, wurde den Adelstöchtern schon früh eingebläut. Nun das Stimmte. Doch bei mir würden sie weder Gefühle noch einen Antrag in Aussicht gestellt bekommen.

Charles unterbrach die Stille die sich nach und nach ausdehnte.

"Wir sollten uns ihren Fuß anschauen.", sagte er ruhig und sah zu der guten Miss Fairfax rüber. Ich hatte durch die Genugtuung die ich grade erfuhr beinahe meinen schmerzenden Fuß vergessen. Nun sah ich an mir hinunter und nickte.

„Oh ja. Miss Fairfax würden sie vielleicht einen Verbandskasten holen?“

„Sofort Sir.“, kam es von der älteren Dame, die dann auch gleich die Treppen nach oben eilte. Ich jedoch blieb noch stehen, da ich mit meiner Tante noch nicht fertig war, deren Blick noch immer starr auf mich gerichtet war, als wäre ich ein Geist. Ich vermochte es nicht mein breites selbstgefälliges Grinsen zu verbergen.

„Was? Miss Lehnsherr hat nichts zu sagen? Eine Seltenheit. Wäre es doch immer so ruhig wenn du mich besuchen kommst, Tante.“, stichelte ich weiter. Dann sah ich endlich wie sich ihr Mundwerk wieder bewegte. Erst hörte ich keinen Ton. Dann jedoch spuckte sie Gift und Galle, auch wenn ihre Lautstärke weitaus weniger voluminös war als sonst.

„Du verwöhnter undankbarer Schuft.“, kam es von ihr. So kalt wie nur irgend möglich. Diese Worte vermochten aber nicht, mir das Grinsen aus dem Gesicht zu streichen. Ich wartete sogar geduldig weiter auf die Worte, die sie mit ihren dünnen Lippen zu formen versuchte.

„Du solltest dich in Grund und Boden schämen. Du hast grade das Vermächtnis deiner Eltern zerstört.“

„Nein das habe ich nicht. Ich wurde zwar reich geboren, aber geblieben bin ich es in dem ich mir meinen Weg selbst geebnet habe. Nicht wie du. Sieh dich doch an.“ Ich wüsste nicht wieso ich weiter auf meinen Worten sitzen bleiben sollte. Schlimmer konnte es so wie so nicht mehr werden. Und wenn ich schon dabei war.

„Was würde Mutter nur von dir denken? Wenn sie wüsste wie….liebevoll du dich doch um ihren Sohn sorgst.“

Watsch! Jetzt war ich zu weit gegangen. Meine Wange brannte, an der Stelle wo ihre dünne knochige Hand mein Gesicht getroffen hatte. Sie hatte es geschafft mir das Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen. Als ich wieder zu ihr sah, mein Haar in die Stirn gefallen, zischte sie:

„Nicht ich habe deine Eltern enttäusch. Nicht ich bin der Teufelsbraten der sich nicht zu benehmen weiss. Das Geld aus dem Fenster schmeißt und einen Skandal nach dem anderen Fabriziert. Deine Eltern waren ehrenwerte Menschen. Was man von dir nicht behaupten kann. Du hast weitaus mehr deine Zukunft zerstört, als dass du mich nun verletzt hast. Das wird Folgen haben, Erik. Für dich und…..deinesgleichen. Ihr seid alle nicht das Papier wert, welches sich Geburtsurkunde nennt, auf dem eure Namen stehen.“

Das waren die letzten Worte die sie an uns gerichtet hatte. Eh sie ihren Kindern zunickte und sich auf den Weg machte, zu den Schuppen wo die Kutschen untergebracht waren. Ihre Kinder gingen in mein Haus zurück. Wohl um ihre Sachen zu holen. Nur Raven stand noch da und blickte mich nun traurig an. Eh sie sich dann an Charles wand. Sie war nun auch gezwungen zu gehen. Da sie mit meiner Tante gekommen war. Auch wenn es schade war dass sie mit ihr gehen musste, so war dies jedoch auch ein Vorteil um das zu verbreiten, was hier grade geschehen war.

„Lass….lassen sie uns reingehen.“, meinte ich nun doch etwas gebrochen. Aber immer noch mit fester Stimme.
 

~
 

Weidenrinde - Charles Francis Xavier
 

Ich wusste nicht was ich von diesen ganzen Gerede und Gedanken halten sollte. Es war schwierig. Ich hatte nie solche Gespräche von solchen Leuten mit angehört. Es irritierte mich. Das Ansehen eines Edelmannes, wurde durch sein Verhalten und Anwesen gemessen. Erik Lehnsherr hatte ein ansehnliches Anwesen und eigentlich auch ein sehr edles Verhalten gegenüber den anderen Personen, nur gegenüber seiner Tante vergaß er sie. Innerlich schüttelte ich lächelnd meinen Kopf... Eine Familie zu haben die sich so hassten, kannte ich gar nicht. War seine Tante die einzige noch verbliebende Verwandte?

Ruhig hatte ich weiter zugehört, den Blick auf den Boden vor mir gesenkt. Ich durfte nicht vergessen woher ich kam... Es waren verletzende Worte beiderseits, biss mein Herr auch darauffolgend eine von seiner Tante mit der flachen Hand ins Gesicht bekommen hatte. Es hatte geklatscht und ich zuckte zusammen, doch mein Blick huschte zu ihr... Er war nicht liebenswürdig, denn niemand sollte es wagen, meinen neuen Herren Hand anzulegen. Er hatte mich aufgenommen und war trotz Hintergedanken liebenswürdig zu mir gewesen. Wütend sah ich zu ihren Kindern und wieder zu ihr... Sie sollten verschwinden, dachte ich mir, doch das taten sie schon von selbst. Seine Tante schleuderte ihm noch etwas entgegen und verschwand dann Richtung Kutsche. Ihre Kinder, liefen zurück ins Haus. Wahrscheinlich um ihre Sachen zu holen...

Ich wusste nicht ob er sich durch diese Unterredung nur noch mehr Feinde eingefangen hatte, als ihm lieb war. Besorgt schaute ich zu ihm... Miss Fairfax war derweil wieder im Haus verschwunden und besorgte Verbandszeug. Der Stalljunge kam heran getrabt, als er sah dass sich die kleine Gruppe trennte und nahm mir Tornado ab, sodass ich meinen Herren ins Haus führen konnte. Ich hatte bis jetzt mich nicht weiter geäußert, doch hatte ich den betroffenen Ton in seiner Stimme nicht überhört. Er musste erst einmal selbst mit dem klar kommen, was sich dort im Hof abgespielt hatte.

Langsam und behutsam führte ich ihn in den Salon und setzte ihn in seinem Stuhl ab. Eigentlich sollte ich Weidenrinde besorgen, schoss es mir durch den Kopf. Es nahm ihm wenigstens die Schmerzen, die von seinem Fuß ausgehen sollte... Als Miss Fairfax eintrat schaute ich sie kurz lächelnd an.

"Ich werde schnell etwas besorgen gehen...", sagte ich eher an beide gewandt und verschwand aus dem Zimmer. Es herrschte eine beklemmende Ruhe, aus dieser wollte ich für kurze Zeit entfliehen. In solche Angelegenheiten wurde ich noch nie verwickelt. ...

Seufzend trat ich wieder in den Hof, schaute mich schnell um, sodass ich alleine war und rannte schnell auf die andere Seite, die wieder zur Brücke führte. Wehmütig schaute ich diese wieder an, doch hatte ich jetzt keine Zeit in Gedanken zu schwelgen. Ich kam schließlich nicht zu einem Herren zurück der mich schlagen würde... Ich kam zu jemanden zurück, den ich tatsächlich glücklich sehen wollte... Er sollte zufrieden mit meiner Arbeit sein.

Leicht über mich selbst lachend, lief ich in den Wald und schaute mich schnell um. Vorhin hatte ich noch eine Weide gesehen, dachte ich mir und verlangsamte meine Schritte. Immer wieder nach einer Weide suchend, wusste ich nicht wie viel Zeit vergangen war, doch ich zuckte kurz zusammen, als ich eine Kutsche hinter mir hörte und ich vom Weg wegtrat, um diese vorbei zu lassen. Seine Tante verließ also wirklich das Anwesen. Ob Lady Raven dabei war konnte ich nicht erkennen, doch der Blick, denn mir seine Tante noch zu warf, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren.... Schluckend wandte ich meinen Blick ab und verließ den Weg... Ich sollte mir keine Gedanken mehr um diese Frau machen, sie verließ uns schließlich, was sollte da noch Schlimmes passieren. Ich ahnte es noch nicht... Konnte ihre Gedanken nicht sehen, als sie sich entfernte...

Der Nebel hatte sich die Zeit über gelichtet, was mir die Suche vereinfachte. Vorsichtig stolperte ich über den Waldboden und grinste breit als ich endlich eine Weide gefunden hatte. Vorsichtig begann ich, einige Rindenstücke abzubrechen und sie in meinen Hosentaschen zu stecken. Das sollte reichen, als ich die Größe und das Gewicht meines Herren überschlug. Schnell lief ich zurück... Den Weg hatte ich mir gut eingeprägt, rannte über den Hof, wich dabei einigen anderen Angestellten aus und lächelte sie freundlich an. Diese taten das gleiche. Es gab einen kleinen Nebeneingang der in die Küche führte und so nahm ich diesen und schaute den Koch leicht keuchend an.

"Könnten sie mir eine Kanne Wasser aufsetzten?", fragte ich ihn höflich und legte die Rinde auf den Tisch. Mit geschickten Händen begann ich diese zu säubern und weichte sie schließlich ein. Es dauerte einige Zeit, bis ich endlich den Tee und eine Kanne auf dem Tablett hatte, um sie meinen Herren zu bringen. In der Küche klopfte ich mir den Dreck von den Sachen, wischte mir noch mal übers Gesicht, nahm das Tablett und machte mich auf den Weg zu Mister Lehnsherr. Der Tee sollte ihm gut tun und klopfte leicht gegen seine Tür, als ich vor dieser stehen blieb und das Tablett ausbalancierte.

Leise verharrte ich vor der Tür, bis ich hinein gebeten wurde und ich die Tür mit meinem Fuß wieder schloss, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Das war nicht gerade einfach, denn die Teetasse für Herrn Lehnsherr, war bis oben hin gefüllt in einer extra Tasse. Die Kanne war gefüllt mit Pfefferminztee. Ich lächelte leicht entschuldigend und stellte das Tablett auf den kleinen Tisch ab, der sich neben dem Sessel des Herren befand.
 

~
 

Teezeit - Erik Magnus Lehnsherr
 

Ich hatte mich von Charles dann reinbringen lassen, ohne noch weiter auf diese furchtbare Frau zu achten, die sich endlich aus meinem Blickfeld bewegte. Auch wenn mich alles was sie betraf, kalt lassen sollte, so blieben mir ihre letzten Worte doch im Kopf hängen. Nicht weil sie beleidigend waren, sondern weil sie Recht hatte. Ich hatte den Titel gar nicht verdient, der mir meine Eltern nach ihrem Dahinscheiden hinterlassen hatten. Ich vermochte es nicht in die Fußstapfen meines Vaters zu treten. Sie waren zu Groß. Stattdessen verwischte ich sie immer mehr mit meinen dreckigen Stiefeln. Doch…..ich hatte seit klein auf, solche ein Leben nicht gewollt. Die ganze Verantwortung, der ich einfach nicht gewachsen war. Ich würde nur zu gern mit jedem meiner Angestellten tauschen wollen, nur um meiner Verpflichtung zu entgehen. Ich war rebellisch, lehnte mich gegen alles auf und wunderte mich dann noch, dass der Name Lehnsherr nur noch über meinen Vater Gutes zu berichten wusste. Meine Generation war zum Scheitern verurteilt. Zumal es auch die letzte zu sein schien. Das Geschlecht der Lehnsherrs würde aussterben. Weil sich der Sohn eines Edelmanns weigerte zu heiraten und sich der Gesellschaft unterzuordnen.

Stumm setzte ich mich mit Charles Hilfe in den Sessel im Foyer. Es wurde gleich Feuer gemacht und mein Fuß auf eines der Fußstützen gelegt, die man dazu verwendete die besagten Treter hochzulagern. Zu meiner Überraschung verließ mich dann Charles. Auch wenn ich nun das Gefühl hatte, dass er sich lediglich aus dieser unglückseligen Situation lösen wollte. Das konnte ich ihm nicht einmal verübeln. Ich hatte ihn ja auch mitten hineingerissen.

Doch da hatte ich meine Chance erkannt, mich endlich von ihr zu lösen und meiner Tante das zu geben was sie verdient hatte. Spott, Hohn und Gesellschaftlicher Tot. Niemals hatte mir diese verbitterte Frau jemals ihre Liebe geschenkt, mich aus dem familiären Grund von Einsamkeit oder Zuneigung besucht. Schon als meine Eltern noch lebten, zog sie es vor lediglich dann aufzutauchen, wenn es von ihr erwartet wurde.

Nachdenklich sah ich ins Feuer, das entfacht wurde um den kalten Raum mit Wärme zu füllen. Miss Fairfax blickte Charles fragend nach, als dieser den Raum verließ und eine ganze Weile nicht mehr zurückkehrte. Derweilen begann sie mir die Stiefel auszuziehen und meinen Fuß, der nun schon etwas geschwollen war zu verarzten. Sie versuchte vorsichtig mich auf das Thema anzusprechen doch ich blockte ab.

„Bemühen sie sich nicht.“, schnauzte ich sie an. Daraufhin senkte sie den Kopf.

„Verzeihen sie.“, gab sie unterwürfig von sich.

„Lassen sie mich alleine.“, forderte ich dann. Ich nahm mir die Worte meiner Tante nicht wirklich zu Herzen, jedoch ließ ich sie mir durch den Kopf gehen. Das war etwas anderes. Ich lebte nun mal wie ich es tat. Und dafür brauchte ich mich nicht zu schämen. Denn ich hatte das Gefühl das Richtige zu tun. Für Menschen etwas tun zu können, die es auch verdient hatten glücklich zu sein. Auch auf die Gefahr hin, meinen gesellschaftlichen Ruf für immer zu ruinieren. Wie nannte man das? Selbstlosigkeit? Dummheit? Güte?

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam dann Charles in den Raum, mit einem Tablett mit Tee. Fragend musterte ich ihn.

„Wo waren sie?“, wollte ich sogleich wissen. Betrachtete aber dann den Tee in seinen Händen. Wir hatten ja auch ausgemacht dass wir beim Tee sprechen. Über diese Sache. Die nur uns beide betraf und uns mehr verband als jeden anderen auf diesem trostlosen Stückchen Land.

"Ich war schnell im Wald und habe ihnen Weidenrinde besorgt. Es lindert ihre Schmerzen, bezüglich ihres Fußes.", sagte er ruhig und reichte mir meine Tasse.

"Es wird ihnen nicht schmecken, doch es hilft", sprach er auch gleich weiter.

Ich hatte mich auf den Armlehnen meines Sessels abgestützt, als er rein kam. Ich war nicht weniger überrascht von ihm zu hören, dass er extra meinetwegen nochmal in die Kälte gerannt war, nur um mir eine Zutat für den Tee zu holen. Mein Blick ruhte daher besonders lange auf ihm. Doch schließlich nahm ich ihm die Tasse ab, roch daran und verzog das Gesicht. Aber er würde helfen. So sagte er. Eigentlich wenn ich so darüber nachdachte, hätte er mich jetzt locker vergiften können. Aber ich hatte genügend Vertrauen zu ihm aufgebaut, ins besondere Heute, um diese Vorstellung als Humbug ab zu stempeln. So setzte ich die Tasse an meine Lippen und trank.

Er hatte Recht. Es schmeckte widerlich. Doch wenn es half, dann würde ich es eben ertragen. Je schneller die Schwellung abtrat, desto besser. Nachdem ich die halbe Tasse geleert hatte, stelle ich sie auf den kleinen Tisch daneben ab, eh ich meinen Blick wieder auf Charles fixierte, dessen Frage ich verneinte, als er fragte ob er denn später wieder kommen sollte.

„Jetzt sind sie doch schon hier, oder?“, tat ich es ganz einfach ab. Langsam strich ich mir mein Haar zurück und machte es mir in meinem Sessel bequemer.

„Das eben ist nichts von Bedeutung. Nur das Übliche. Ich kenne seit 20 Jahren nichts Anderes.“, erklärte ich die vergangene Situation eben. Doch damit tat ich es dann auch schon ab.

„Wissen sie….“, begann ich dann und nahm mir eine Zigarette aus der Schachtel neben dem Sessel.

„….seit gestern Abend frage ich mich immer mehr, woher sie eigentlich kommen. Halten sie es nicht für angebracht mir auch mal davon zu erzählen?“

"Wieso... wollen sie das wissen...?", fragte er dann ehrlich. Sobald ich die Worte ausgesprochen hatte, sah ich wie bei meiner Tante zuvor, ihm die Farbe aus dem Gesicht entwich. Ich blickte ihn jedoch weiterhin unverblümt an, als hätte ich nicht gesehen wie sein Gesicht um eine Nuance heller geworden war. Auch wenn ich befürchtete, dass er jedem Moment vom Stuhl kippen würde. Ich würgte unterdessen das letzte bisschen dieses abscheulichen Gebräus hinunter, eh ich meine nun leere Tasse dann mit dem Pfefferminztee füllte.

„Nun….“, setzte ich erneut an.

„….da ich ihnen das Leben gerettet habe, sie hier wohnen lasse, sie bezahle und sogar so frei bin ihnen das Reiten beizubringen, finde ich steht es mir zu ihre Geschichte zu vernehmen. Finden sie nicht?“, bohrte ich nach und machte somit auch klar, dass ich es nicht schätzte wenn man sich weigerte mir etwas zu erzählen, dass ich wissen wollte. Aber ich war mir sicher, dass Miss Fairfax ihm dies auch schon eingebläut hatte.

„Zumal ich ihr kleines Geheimnis auch für mich behalte, Mister Xavier.“ Ich nahm einer der Zuckerwürfel und warf diesen in meine Tasse. Nun mit dem Löffel das Getränk umrührend, blickte ich ihn erwartungsvoll an.

„Reden sie mit mir. Ich kenne sie kaum. Weiß nicht was sie für Fertigkeiten besitzen, ob sie lesen oder schreiben können, wie alt sie sind oder ob sie eine Krankheit mit sich herumtragen. Es ist lediglich mein Wunsch sie kennenzulernen.“, sagte ich offener.

„Sehen sie, ich kenne jeden hier auf meinem Anwesen. Und da wäre es nicht grade von Vorteil, wenn sie die einzige Person bleiben die sich mir nicht geöffnet hat. Ich schätze es jede Person hier genau zu kennen, damit ich auch weiss, wen ich hier eigentlich bezahle und in meinen Räumlichkeiten wohnen lasse. Das verstehen sie doch sicher.“
 

~
 

Darf ich bleiben? - Charles Francis Xavier
 

Geschlagen schaute ich ihn an und seufzte dann. Er hatte ja recht... Er hatte mich gerettet... mir ein neues Heim gegeben und doch wusste ich nicht wo und wie ich ansetzten sollte. Ich hatte keine Krankheiten, dass stand fest, zumindest von keiner von der ich wusste. Das Fieber hatte ich damals gut überstanden und auch sonst war ich nicht oft krank gewesen. Das lag wohl daran, dass ich immer viel draußen gearbeitet hatte, egal was für ein Wetter herrschte. Ich mochte es schließlich draußen zu arbeiten und war auch froh darüber, dass mir Miss Fairfax auch solche Aufgaben gab. Ich mochte es einfach... und daran würde sich auch so schnell nichts mehr ändern.

Tief durchatmend schaute ich wieder zu Boden und begann schließlich langsam zu erzählen. Ich sprach davon, dass ich bei Hennrics groß geworden war. So wie meine Eltern, die früh gestorben waren... Er würde wissen wie ich empfand, es war bei ihm genauso gewesen...

"Meinen Vater hatte ich nie kennengelernt... Ich weiß nicht ob er die gleiche Gabe besaß wie ich...", erläuterte ich weiter. Ich hatte nie lesen oder schreiben gelernt, es war uns auf dem Anwesen nicht gestattet uns zu bilden. Hennrics wollte keine seiner Diener verlieren. Nur eines hatte ich eben gelesen... aber es war nicht gut und verlernte es gar schnell wieder.

Als ich so sprach, wurde meine Stimme immer belebter, denn es tat gut über die Zeit mit jemanden zu sprechen. Ich hatte nie jemanden gehabt.

Ich erzählte ihm, was ich als Kind gemacht hatte, erzählte ihm auch von den Schlägen... denn schließlich wollte er alles wissen, bis ich schließlich zu der stürmischen Nacht kam.

Kurz stockte ich... holte abermals tief Luft und erläuterte genau was passiert war. Das was ich eigentlich vermeiden und noch verschweigen wollte. Er würde sich aber fragen wie ich entkommen war und daher musste ich es ihm erzählen...

"Durch mich kann Mister Hennrics nicht mehr laufen... ich habe ihm gesagt er solle sich das Messer nehmen... und es sich immer wieder in die Beine stechen...", sagte ich, schaute kurz auf und hielt seinem Blick stand. Wollte darin lesen, was er von mir hielt... ob er Angst hatte, ich würde das gleiche mit ihm machen... Ich hatte gesehen wie er sich eine Zigarre angezündet hatte, doch ob er auch einmal daran zog wusste ich nicht, denn ich hatte mein Blick schließlich die ganze Zeit gesenkt gehabt.

„Nun….“, sagte er leise.

„…das ist doch was. Jetzt weiss ich wer sie sind. Mister Xavier. Danke.“

Er wusste wer ich war und doch hatte er keinerlei Regung gezeigt, als ich sprach. Hatte in Ruhe seinen Tee ausgetrunken und an seiner Zigarette gezogen. Ich hatte ihn angesehen, als ich fertig mit meiner Unterredung war. Seine Mine war fest, es gab nichts was ihn in seinen Gedanken verriet was mich nervös werden ließ.

Sollte ich es doch wagen, in seinen Gedanken zu schauen?

Nein, er hatte mich ermahnt es bei ihm zu unterlassen. Ich musste mich daran halten.

Ich nahm einen Schluck Tee, denn seine Blicke wurden mit der Zeit unangenehm... Mich hatte noch nie jemand so angeschaut... nicht so lange... nicht als Mensch... Ich war ein Tier gewesen, jetzt wurde ich zu einem Menschen. Das wollte er auch. Auch wenn er es nicht zugab, es hatte ihn verletzt was seine Tante gesagt hatte. Jeder Sohn hing an seinem Vaters; wollte seinen Vater stolz machen, auch wenn dieser schon tot war. Ich hatte nicht das Glück meinen kennen gelernt zu haben, doch Mister Lehnsherr schon... daher erahnte ich nur, wie es in ihm aussah. Es gab keine Anzeichen das er mich weg schicken wollte. Was mich überraschte. Besorgt schaute ich zu ihm.

"Ich darf also bleiben?", fragte ich nach und lächelte ihn leicht an. Sollte es wirklich so sein, das ich endlich ein zu Hause gefunden hatte? Doch für wie lange ... ? Ich beugte mich leicht vor und legte meine Ellenbogen auf meinen Knien ab.

"Sie sollten sich im klaren sein, was ich alles unbewusst tun kann...", sprach ich weiter und schaute in meine Teetasse. Ruhig und dampfend lag dieser darin, bereit von mir getrunken werden. Das tat ich auch kurzer Hand und nahm einen kräftigen Schluck. Ich wollte ihm nur noch mal klar machen, was passieren könnte... die Karten auf den Tisch legen. Zu viele Gedanken machte ich mir darum, das er mich später doch verstoßen könnte, bis dahin könnte ich mir aber genug beiseite packen, um in die Stadt zu gehen.



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