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A Life before...

Cherik AU
von

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Wir sind gleich

Eine ungewöhnliche Bettwahl - Erik Magnus Lehnsherr
 

Ich war auch nicht mehr ganz so fit wie am Anfang. Außerdem bemerkte ich, dass auch Raven langsam müde wurde. Der Tee und die Wärme ließen einen aber auch schläfrig werden. Sie hatte ja auch eine lange Reise hinter sich, weshalb ich sie dann auch nicht mehr lange aufhielt und sie auch gleich zu ihrem Gemach begleitete. Da wünschte ich ihr eine gute Nacht und war nun für den heutigen Abend auch frei für andere Dinge. Müde machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer, wo ich mich dann auch gleich umzog. Viele neue Eindrücke hatte ich heute machen können. Sehr interessante neue Eindrücke. Meine Gedanken huschten immer wieder zu Charles, der sich heute wirklich gut geschlagen hatte. Wo kam er bloß her? Es interessierte mich wirklich brennend mehr über ihn zu erfahren. Grade weil ich so wenig von ihm wusste.

Ich löschte dann das Licht und ließ mich in mein Bett fallen. Wo mich dann auch gleich die Müdigkeit packte und mich schnell einschlafen ließ.

Am nächsten Morgen wachte ich etwas früher auf als sonst. Vielleicht weil ich gestern Abend doch früher ins Bett gefallen war als ich normalerweise ging. Sonst saß ich meist noch die halbe Nacht in der Bibliothek oder in meinem Arbeitszimmer. Aber gestern hatte mich das Geschwafel meiner Tante so sehr ermüdet, da konnte man einfach nicht anders als in die weichen Kissen zu fallen.

Ich stand schließlich auf. Ging in den Waschraum, machte mich fertig und zog mir meine Reitkleidung an. Wie jeden Morgen wollte ich mein Pferd ausreiten. Er hatte ohne hin schon wenig Bewegung. Da wollte ich ihm wenigstens am Morgen einen ordentlichen Ausritt gönnen. Ich nahm meinen Hund Pilot ebenfalls mit. Tätschelte ihm liebevoll den Kopf und ging schließlich nach unten. Das mochte ich am liebsten. Wenn am Morgen noch niemand auf den Beinen war. Das Anwesen in Stille getaucht war, keine nervigen Tanten die rumschrien, niemand dem ich etwas beweisen musste, ich konnte einfach ich sein ohne beobachtet zu werden. Draußen auf dem Hof alberte ich kurz mit Pilot herum, eh ich dann zu den Ställen ging.

„Bleib.“, befahl ich meinem Hund und ging hinein. Mein Pferd empfing mich schon etwas unruhig. Lächelnd trat ich näher an die Box.

„Na, mein Grosser.“, flüsterte ich ihm beruhigend zu. Bis mein Blick dann auf etwas Dunkles in seiner Box fiel. Ich hatte meine Stirn in Falten gelegt und griff zur Sicherheit nach der Mistgabel. Bestimmt wieder so ein verlumpter Bettler der meinte hier auf meine Kosten hausen zu können.

Leise schlich ich mich in die Box. Als ich dann aber vor dem eingerollten Mann stand, bemerkte ich erst, dass es Charles war. Was machte er hier? Er hatte doch ein Bett. Ich stellte die Mistgabel wieder weg und kniete mich zu ihm hinunter. Ich musste leicht grinsen. So friedlich wie er schlief. Eingerollt wie eine kleine Raupe. Er sah so friedlich aus, dass ich mich kaum traute ihn zu wecken. Aber ich hatte Angst dass er von meinem Pferd zertrampelt werden würde. Daher streckte ich meine Hand nach ihm aus. Vorsichtig tippte ich mit dem Zeigefinger gegen seine Schulter.

„Charles?“ Ich traute mich ganz einfach seinen Vornamen zu nennen. Gestern Abend hatten wir uns ja auch beim Vornamen genannt. Auch wenn es nur geschauspielert war. Es war einfacher und ließ in mir das Gefühl aufkommen, ihn schon lange zu kennen.

Er sah wirklich sehr friedlich aus. Doch kaum hatte ich ihn berührt veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Mir wurde dann die Hand weggeschlagen, als er aufwachte und ich verlor dadurch mein Gleichgewicht. Ich plumpste nach hinten und saß dann auch schon auf dem verdreckten Boden. Na super. Doch meine Kleidung war mir grade herzlich egal. Als ich den Schock in den sonst so sanften Augen meines neuen Angestellten erkannte, baute sich doch ernsthafte Sorgen in mir auf. Mein Pferd begann unruhig zu werden, doch mit nur einer Berührung und einem sanften "Shhhhh ~~“ meines mir Gegenübers, beruhigte sich der Hengst auch gleich wieder. Fasziniert, besorgt und fragend zugleich blickte ich ihn an. Dann erkannte er aber was er getan hatte und begann sofort sich aufzurichten.

"Es es tut mir leid Sir... das wollte ich nicht...", stammelte er.

"Es soll nie wieder vorkommen...", brachte er weiter heraus. Er half mir beim Aufstehen, wobei er sich auch gleich weiter zu entschuldigen begann. Er plapperte darauf los, von wegen wie leid es ihm täte und dass es nicht nochmal vorkommen würde. Ich schüttelte energisch den Kopf, bis ich ihm dann sanft eine meiner behandschuhten Hände auf den Mund legte, damit er erst einmal zuhörte.

„Shhhh.“, meinte ich nun witzelnd ebenfalls zu ihm, wie er es zuvor zu meinem Pferd gemeint hatte. Erst als er dann aufhörte zu reden, nahm ich meine Hand auch wieder von seinem Mund.

„Besser?“, fragte ich kurz nach.

„Hören sie zu….Charles.“, begann ich, da ich ihm klar machen wollte, dass ich ihn ab jetzt immer so nennen würde. Falls er aber etwas dagegen hatte, durfte er sich gern dazu äußern.

„Es war nicht ihre Schuld. Ich hätte sie nicht so einfach aus eurem tiefen Schlaf reißen sollen. Doch wenn ihr mir die Frage gestattet…..was tun sie hier?“ Ich versuchte mir den Dreck von der Hose und meines Mantels zu wischen, denn ich wollte ungern dass auch noch mein frisch polierter Sattel eingedreckt wird.

"Ich... ich konnte nicht schlafen... daher nahm ich den Schlafplatz an, den ich bei meinem alten Herren hatte.", sagte er und senkte wieder seinen Blick.

"Wenn sie möchten hole ich ihnen sofort neue Kleider, oder mache sie schnell sauber...", sprach er weiter, als ich begann mich weiter sauber zu machen.

Ich musste doch etwas grinsen, als er sich fast schon tollpatschig begann zu verteidigen. Zu erklären wieso er hier war. Aber ich konnte es ihm nicht verübeln. Denn ich hatte so das Gefühl, dass er froh war von dort wegzukommen, woher er kam. Seinen Blessuren zu urteilen. Vorsichtig streckte ich auch eine Hand nach ihm aus.

„Darf ich?“, fragte ich kurz, eh ich sein Gesicht berührte. Da wo ihn die Peitsche getroffen hatte. Ich nahm an es war eine. Solche Striemen hinterließ nichts anderes.

"Es wird gehen...", sagte er nur und schaute mich ernst an. Wollte anscheinend keinen Schmerz zeigen.

„Ihr solltet das mal ansehen lassen.“, meinte ich und zog meine Hand wieder zurück. Dann schüttelte ich aber den Kopf, da er mir ja vorgeschlagen hatte, mir andere Kleidung zu holen.

„Danke, es wird schon gehen.“ Sanft tätschelte ich meinem Pferd auf den Hintern und ging dann zum Eingang der Box, welchen ich dann öffnete, um ihm das Geschirr anzulegen.

„Möchten sie mitkommen?“, schlug ich vor. Immerhin schliefen noch fast alle, sehr viel zu tun gab es noch nicht. Und da hatte ich ihn doch schon so früh aus dem Schlaf gerissen. Es war sein zweiter Arbeitstag. Nach dem gestrigen Abend hatte er sich schon etwas verdient, so fand ich. Und er musste sich noch etwas schonen, so wie er zugerichtet worden war.

„Haben sie….das auch an ihrem Körper?“, fragte ich ihn, während ich mein Pferd auf den bevorstehenden Ritt vorbereitete.

"Ja Sir...", brachte er ruhig hervor. Sicher hatten sich die Dienstmägde um ihn gekümmert, als er im Bett gelegen hatte, aber dennoch fragte ich mich, was ihm angetan wurde, weshalb er solche Verletzungen davongetragen hatte. Auch wenn ich mir denken konnte, dass er an jemanden geraten war, der seine Dienstboten anders behandelte als ich. Ich konnte damit jedoch nichts anfangen. Es schürte nur Hass in den Herzen, derer Leute, die eigentlich für mein Wohl verantwortlich waren. Und ich wollte mich sicher fühlen. Kein Gift irgendwann im Tee wiederfinden. Ich wollte ein zu Hause.
 

~
 

Wir sind gleich - Charles Francis Xavier
 

Verwundert hatte ich meinen neuen Herren angeschaut, als er mir seine Hand auf meinen Mund gelegt hatte. Kurz hatten sich meine Augen geweitet, jedoch zog er sie dann auch schon wieder zurück. Hatte er vor gehabt mich auf den Arm zu nehmen?

Dieser Mann war einfach erstaunlich. Behandelte er mich doch so anders wie Hennrics noch vor einigen Tagen... Er fragte mich tatsächlich wie es mir ginge und lehnte meine Hilfe einfach ab, so etwas hatte ich nie kennengelernt.

Gedanklich schaute ich auf die Zügel in meiner Hand, die mir mein neuer Herr in die Hand gedrückt hatte, als er selbst begann sein Wallach zu Satteln.

Ich kannte ihn nicht besser, doch ich nahm immer wieder Gedankenfetzen von ihm auf. Die Gespräche mit Miss Fairfax reichten um mir ein Bild des Mannes vor mir zu machen. Es war nicht schwer, doch bei ihm konnte ich nicht alles lesen... er war wie ein Buch mit weißen Blättern, egal wo man es auch aufschlug, es war weiß. Man kannte die Geschichte und die Zukunft nicht. Man sah ihn nur im hier und jetzt. Er war ein stolzer Mann, ließ sich nicht in eine Kiste mit den anderen Edelmännern stecken. Ging seinen eigenen Weg, was mich doch sehr beeindruckte.

Genauso erstaunten mich seine nächsten Worte: Er wollte mir das Reiten beibringen. Wieder erstaunt riss ich meine Augen auf und schaute ihn an. Innerlich schrie ich regelrecht, dass ich es gerne wollte, doch äußerlich zeigte sich erst keine Regung.

"Ich kann nicht reiten...", meinte ich dann leise.

„Na dann wird es Zeit, finden sie nicht?“, meinte er dann einfach lächelnd.

„Mein Pferd hat zu wenig Bewegung, weil ich meist keine Zeit dafür finde. Ich wäre also froh wenn mir das jemand abnehmen könnte, wenn ich beschäftigt bin.“, schlug er weiter vor und trat zur Seite wo die Sättel aufbewahrt wurden.

„Morgens ist immer meine Zeit, aber der Tag ist lang und ich möchte das Tier nur ungern den ganzen Tag eingesperrt lassen.“

Er nahm den Sattel vom Hacken und trug ihn hinüber zum schwarzen Ross. Erst einmal legte er diesen über das Tor der Box. Da er erst noch die Decke über den breiten Rücken des Tieres legen wollte.

„Ich kann ihnen helfen. Kommen sie mit und ich bringe ihnen bei wie man reitet.“, er nahm den Sattel, dann von der Box und legte diesen seinem Pferd auf dem Rücken. Dieses tänzelte leicht, doch beruhigte es sich gleich wieder, als ich ihn über seinem Hals strich. Ganz unbewusst, huschte ich dann in seinen Gedanken, als ich hörte wie sehr er eigentlich ein zu Hause wollte. Diese Gedanken schallten nach und trafen mich dann immer wieder. Er hatte doch eines oder sah ich etwas falsch...? Ich wusste es nicht, da ich nur seine Gedanken hörte.

"Wer will nicht ein zu Hause haben.." sagte ich seufzend eher zu mir selbst und bekam erst kurz danach wieder mit das ich auf seinen Gedanken antwortete. Ich war unkonzentriert... Ich kannte ihn nur einige Tage und vergaß mich bei ihm, entspannte mich gar...

„Kann es sein….dass sie immer genau wissen was ich denke?“, fragte er dann, während er das Tier fertig machte. Ja es war ihm klar, dass es ihn auffiel, da ich immer wieder mich auf seine Gedanken äußerte... Innerlich fluchte ich einfach nur. Wie konnte ich nur so dumm sein?

„Es scheint mir, dass sie mich fast schon besser kennen, als Miss Fairfax. Beachtlich, aber auch eigenartig."

"Ich habe einiges gehört... Ich sagte ihnen bereits gestern, dass ich gelernt habe die Regung meines Herren einzuschätzen...", sagte ich ruhig und er nahm mir die Zügel wieder ab und begann sein Pferd nach draußen zu führen. Ich nickte zaghaft, als er mich abermals fragte ob ich mitkommen wollte und lief schließlich zu ihm.

Als er mir sagte, dass ich das dann jeden Tag machen sollte, um das Pferd in Bewegung zu halten, nickte ich abermals. Sachte berührte ich wieder das Tier, woraufhin es aufhörte zu tänzen. Es wusste, wenn sich der Herr auf es setzte, es gleich los preschen konnte, doch wenn ich nachher drauf saß war es schon was anderes und dieses Pferd war nicht gerade klein...

Mister Lehnsherr lief also los und ich auf der anderen Seite des Pferdes. Ich folgte einfach nur und schaute mich nur immer wieder etwas um. Es war für mich ein echt unangenehmes Gefühl, wenn es darum ging mit meinem neuen Herren alleine zu sein. Ich hatte nicht mit bekommen, wie groß sein Anwesen doch war. Es war erstaunlich... Ich hatte es nur in einer dunklen und stürmischen Nacht kennengelernt. Das Wetter hatte sich bis jetzt nicht wirklich gebessert. Die Wolken hingen tief und der Nebel bahnte sich seinen Weg durch die Halme des Grases, welches sich neben dem Kiesweg ausbreitete. Genüsslich zog ich die frische Luft ein und schloss meine Augen, ließ mich nur durch die Augen des Wallachs führen. Es war so ruhig... niemand der rief, niemand der Befehle gab, niemand der einen wachrüttelte, niemand der schrie... Es war einfach nur ruhig… Hier und dort hörte man ein Tier, doch das war etwas was zur Natur gehörte.

"Wie heißt er? Wenn ich mir die Frage erlauben darf", fragte ich ihn und schaute ihn wieder an, als ich dem Hengst durch die Mähne streifte. Ich fragte lieber etwas, da ich ihn doch nicht anschweigen wollte. Fühlte es sich doch etwas komisch an...

„Naja….ich hab ihm noch keinen Namen gegeben. Aber angesichts seines stürmischen Temperaments, könnte ich ihn Tornado nennen. Was meinen Sie?“, fragte er mich dann. Ich lächelte sanft, als ich die Antwort auf meine Frage bekam. Tornado sollte er heißen... wie passend... Ich spürte wie wild dieses Tier war. Wie frei und doch so stolz... ganz so wie sein Herr, der es führte. So stolz und doch so sanft. So kalt und doch so ehrenhaft.

Meine Füße knirschten über den Kies, eh wir Halt an einer Brücke machten, die über einen kleinen Bach führte. Ich wusste, wenn Mister Lehnsherr mich hier behielt, würde dieser Bach eines meiner Lieblingsplätze des Anwesens werden.

Letzten Sommer, als ich die Kühe zurückführen musste, kam ich jedes Mal an einen Bach vorbei... Heimlich verbrachte ich dort einige Zeit, auch auf die Gefahr hin, dass ich für mein zu spätes Eintreffen, Strafe erhalten würde. Ich legte mich ins hohe Gras, genoss die Ruhe, die mich umgab... Nur die Kühe die um mich herum grasten waren zu hören und der Bach. Das Rauschen des Wassers, was mich gedanklich von den anderen abkapselte. Ich hörte gar nichts... nur mein Herzschlag... Ich konnte schlafen und erwachte aus süßen Träumen. Träume von meiner Mutter, Träume von einem besseren und kultivierteren Herren... dieser Traum, schien mir, war bereits in Erfüllung gegangen. Unweigerlich fiel mein Blick auf den Rücken meines neuen Herren.

Er lächelte sanft. Zeigte er jedem seiner Angestellten dieses Lächeln...? Sie alle hielten ihn für kühl, nur Miss Fairfax schien als Einzige ihn zu verstehen... Wir liefen, bis wir das Anwesen kaum noch sehen konnten weiter, dann blieb er stehen.

„So. Kommen sie. Er braucht Ausritt. Wenn wir jetzt anfangen, wird er sie abwerfen. Und das will ich ihnen ersparen. Steigen sie auf.“, meinte er und sah mich an.

„Ich werde mich hinter sie setzen und ihnen erst mal den Genuss des Reitens zeigen.“

Ich hörte ihm genau zu, als er sprach und schaute ihn offen an. Sah ihm in die blaugrauen Augen. Ich hatte das Gefühl, dass er es wollte, dass jemand ihn ansah. Nicht wie die anderen, die sein Anwesen und sein Reichtum besitzen wollten. Sondern als Mensch.

Als Mister Lehnsherr fertig war mit seiner Erläuterung, schaute ich ihn im ersten Moment einfach nur an. Suchte Spott in seinen Augen, doch ich fand nichts. Er meinte es ehrlich ... Ich nickte abermals und stieg auf. Sofort begann Tornado zu tänzeln und mein neuer Herr brachte ihn nur mit einer Berührung zum Stillstand. Ohne Gedankenübertragung... Nur allein mit einer einzigen Berührung... es war erstaunlich...

Ich sah zu wie er eine Seite der Zügel abmachte und er sich schließlich hinter mich setzte.

„Ich hoffe…..es ist nicht ganz so unangenehm für sie….“, murmelte er und versuchte nun die andere Seite der Zügel wieder festzumachen.

Im ersten Moment war es ungewohnt, jemanden so großes direkt hinter sich zu wissen und zu spüren. Bis jetzt war ich noch niemanden so nahe gewesen... Ich musste leicht schlucken und rutschte noch ein bisschen nach vorne. Es war mir eigentlich nicht unangenehm, aber peinlich. Spürte er doch, wie ich gebaut war... Ich war nicht gerade wohlgenährt...

Aber wieso machte ich mir darüber überhaupt Gedanken?

Ich sah zu wie er versuchte seine Zügel wieder in den Riemen zu befestigen, was ihm am Anfang nicht ganz gelang. Auf seine Aussage hin, schüttelte ich nur meinen Kopf. Gott sei Dank sah er nicht mein Gesicht... und was ich dann sah, ließ mich meine Augen weiten vor Erstaunen.

Er hatte die Schnalle nicht einmal berührt und doch glitt das Metall ganz von selbst zu seinem Platz.

„So geschafft.“, er ließ es so aussehen, als hätte er es so bewältigt. Doch eh ich etwas sagen konnte sprintete Tornado auch schon los. Erschrocken schloss ich kurz meine Augen, als das wilde Tier einen Satz nach vorne machte und ich mich an den Sattel fest klammerte. Im ersten Moment spürte ich nicht den Arm der mich schützend fest hielt, doch als sein Pferd sich kurz rührte, merkte ich ihn nur zu deutlich. Ich wusste nicht ob es mir unangenehm oder angenehm sein sollte, denn solche Berührungen kannte ich nicht.

Meine Mutter war eine liebevolle Frau gewesen, doch Zärtlichkeit gab es kaum. Damals sagte sie mir, dass mich das nur hart machen würde... Sie hatte recht... Ich wusste nicht wie es sich anfühlte einfach nur über den Kopf gestreichelt zu werden. Ich kannte nur die andere Seite. Umso mehr verwirrten mich seine Berührungen. Für ihn hatte es vielleicht keine Bedeutung, doch was war es für mich...? Narrheit... Ich berührte das Pferd kurz am Hals und es beruhigte sich, verfiel in einen ruhigen Schritt. Ich wusste, um hier zu bleiben... musste ich meiner Narrheit weiter Folge leisten, denn ich musste die Karten auf den Tisch packen... und ich wusste er hatte auch solche Fähigkeiten... ich hatte es gesehen. Ich wollte unbedingt hier bleiben... Erstens um mich zu schützen und zweitens diesen Mann besser kennen zu lernen, für den ich seit gestern arbeitete. Mir ein Leben gab...

Beruhigend streichelte ich weiter Tornado und konzentrierte mich. Ich wollte schließlich nicht gleich hinunter fallen. Es war mein erster Ritt auf einem Pferd und dieser sollte nicht schmerzlich enden.
 

~
 

Überraschung - Erik Magnus Lehnsherr
 

Ich bin leider nicht ganz an die andere Seite des Halfters heran gekommen, da Charles vor mir saß und mir somit die halbe Sicht nahm. Aber ich konnte den metallenen Ring fühlen. Konnte fühlen wie das Metall auf mich reagierte. Schluckend versuchte ich das blöde Ding festzumachen, bevor sich ungewollt meine Fähigkeiten zeigten. Nur noch einige Millimeter….Komm schon….Ich hatte es fast geschafft. Doch die letzten Millimeter reagierten schon auf mich. Sie zogen den Verschluss an wie ein Magnet. Doch ich ließ es fast so aussehen, wie als hätte ich es aus eigener Kraft geschafft, es ein klicken zu lassen. Daher richtete ich mich wieder etwas grade hin, um davon abzulenken.

„Geschafft“, kam es leicht keuchend von mir und ich räusperte mich erneut. Vorsichtig und elegant nahm ich die Zügel in die Hand. Daumen nach oben zeigend. Hielt sie locker zwischen meinen Fingern, wie ein geübter Reiter das eben tat. Etwas beschämt blickte ich den kleineren Mann vor mir von der Seite her an.

Tornado war wirklich eines der wildesten Pferde die ich hatte. Daher passte er wohl auch so gut zu mir. Aber ich erkannte jetzt, dass ich für Charles wohl lieber eines der anderen Pferde hätte nehmen sollen. Auch wenn ich damit klar kam, war es dennoch etwas gefährlich ihn gleich bei jemanden zu benutzen, der noch nie geritten war.

Ich biss die Zähne zusammen, als er begann sich zu sträuben. Mit weiter beruhigenden Worten versuchte ich ihn zu zähmen, doch er schien sich dagegen zu wehren, als ob er gespürte das es etwas mit mir zu tun hatte. Tiere hatten einen sehr viel ausgeprägteren Sinn, wenn es darum ging.

Durchaus möglich dass ich daran schuld war, dass er nun so scheute. Dann geschah jedoch etwas Außergewöhnliches. Charles hatte nur eine seiner Hände an die Seite des langen schwarzen Halses meines Pferdes gelegt und fast sofort wurde das Tier ruhiger. Mich grade fragend was hier passiert war, sah ich ihn von der Seite her an, so gut es ging. Ich konnte nur wenig seines Gesichtes erkennen, so wie ich saß, aber das was ich sah, war ernst, als er mit mir sprach. Was war das….? Hatte er es etwa doch gesehen…..?

"Wenn sie mir nochmal zeigen, was sie gerade gemacht haben... verrate ich ihnen meine...", sagte er leise und schaute weiterhin geradeaus.

„Ich….weiss nicht wovon sie sprechen.“, log ich und setzte einen fragenden Blick auf. War….war er das? Hatte er Tornado beruhigt? Mit nur einer Berührung? Nun zog ich etwas härter an der Zügel, so dass Tornado zum Stillstand kam. Ich atmete erleichtert auf, doch noch immer war ich verwirrt.

Meinte er wirklich das was ich ahnte? Aber…..ich konnte es ihm nicht sagen. Er würde mich als einen Magier hinstellen. Dasselbe denken wie alle anderen auch. Oder? Es kann ja kaum sein, dass er mit nur einer Berührung mein Pferd beruhigt hatte. Das war bestimmt nur Zufall. Meinte er gar etwas anderes mit diesen Worten und ich hatte es nur so verstanden, weil ich eben versucht hatte von mir abzulenken? Ich hörte ihn wie er tief durchatmete. Ich erwartete eine Antwort von ihm, doch stattdessen blieb er still. Wechselte nur die Hände und fasste sich mit einer an den Kopf. Hatte er Kopfschmerzen? Doch bald lichtete sich der Nebel der Verwirrung.
 

„Niemand wird sie für einen Hexer halten... zumindest ich nicht mein Herr, denn ich bin nicht anders als sie... Was denken sie wie ich den Abend gestern überstehen konnte. Ich sah in die Gedanken der anderen... Den "Vorleser" hatte ich nie gelesen... ich habe diese Fertigkeiten ja nie erlernt..“
 

Ich hörte seine Stimme plötzlich in meinem Kopf! Es klang widerhallend aber dennoch so nah, als wäre er wirklich direkt in meinem Kopf. Ich riss meine Augen weit auf und starrte ihn von der Seite her an. Konnte kaum seinen Worten in meinem Kopf folgen. Sondern war schier überwältigt von der Macht, den Kräften, die er an den Tag legte. Respekt, Überraschung, Verwirrung und Freude gleichzeitig flutete mich und ich konnte mich nicht mehr auf dem Pferd halten. Ich kippte einfach um. Fiel vom Sattel wie ein Anfänger. Erst als ich mit meinem Fuß im Steigbügel festhing und mit meinem Oberkörper im Dreck lag, merkte ich was geschehen war. Durch den Sturz und dem festgehangenem Fuß, spürte ich einen leichten Schmerz in meinem Knöchel. Dieser brachte mich aber wieder in die Realität zurück.

„Du……du warst in meinem Kopf……wie hast du das gemacht?“, keuchte ich und versuchte mich knurrend aus dem Steigbügel zu befreien. Bemerkte dabei nicht wie ich meine Förmlichkeiten abgelegt hatte. Denn je länger ich da fest hing, desto grösser wurde der Schmerz.

"Sie haben ihre Tricks ich habe meine... ", sagte Charles ruhig auf meine Frage hin.

Ich schaffte es schließlich, indem ich nun auch zwangsweise meine Fähigkeit einsetzen musste. Mein Fuß rutschte aus dem metallenen Ding und ich stand auf. Hielt mich aber am Sattel fest, da es weh tat als ich auftrat. Aber meine Miene war steinern. Außer die Überraschung konnte ich einfach nicht verbergen. Fasziniert starrte ich ihn an.

„Konnten sie das…..schon immer?“, wollte ich wissen. Meine Augen interessiert auf ihn gerichtet. Freude. Pure Freude überkam mich, als ich merkte dass ich nicht der einzige war.

„Ich dachte immer….ich wäre der Einzige….“, sagte ich nun auch ehrlich und strich mir die Haarsträhnen aus dem Gesicht die sich gelöst hatten.

„Ich kann es schon einige Jahre, doch kann ich es noch nicht ganz beherrschen... und ja sie sie sind nicht der Einzige... Sie sollten sich hin setzten mein Herr... Ich werde mir gleich ihr Bein anschauen...", antwortete er mir weiter pflichtbewusst. Leichtfüßig stieg er dann aber vom Pferd und begann mich zu stützen. Ich nahm dankend an. Hielt aber das Pferd noch fest, damit dieser verdammte Gaul nicht noch davonrannte. Ich hielt mich also an ihm fest, während er mir weiter erzählte, wie lange er seine Gabe schon hatte, diese aber noch nicht korrekt einsetzen konnte. Mir blieb immer noch die Spucke weg, daher war ich auch weiterhin still. Erst als er meinte ich sollte mich besser setzen willigte ich ein.

„Na schön…bringen sie mich rüber.“, meinte ich und legte einen Arm um seine Schultern, damit ich mich auf ihm abstützen konnte. Gemeinsam gingen wir also zu dem umgefallenen Baumstumpf, wo ich mich dann kurz fluchend niederließ und mein Pferd dran festband. Keuchend streckte ich dann mein besagtes Bein aus. Doch das beschäftigte mich grade weniger. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken und Eindrücke.

„Deshalb wussten sie auch so viel über mich….“, dämmerte es mir und ich sah auf. Sah in diese strahlenden blauen Augen, die ein solch großes Geheimnis hüteten. So Außergewöhnlich seine Fähigkeiten auch waren….sie passten zu ihm. Er war genau so geheimnisvoll wie seine Kräfte. Ich beugte mich nun hinunter und tastete meinen Fuß ab. Ich traute mich nicht den Schuh auszuziehen, weil ich dann wohl nicht mehr reinpassen würde, falls der Fuß nun langsam anschwoll.

"Nicht alles...Sie sollten sich kurz ausruhen?!", meinte er dann und kniete sich vor mir um mein Fuß zu untersuchen, ich lehnte aber ab.

„Das war es wohl mit der Unterrichtstunde….“, grummelte ich, doch legte dann meine Stirn in Falten.

„Ach was. Das hält mich nicht auf. Kommen sie. Gehen wir.“ Ich stand daher wieder entschieden auf, auch wenn ich einen leichten Schmerz fühlte, so wollte ich kein Weichei sein und meinen Mann stehen. Ich band Tornado wieder los, eh ich Charles andeutete wieder aufzusteigen.

„Lassen sie uns später beim Tee nochmal darüber reden.“ Da hatten wir dann auch unsere Ruhe, hatten es warm und konnten lange darüber diskutieren. Hier draußen war es doch etwas kalt um sich für längere Zeit in ein Gespräch zu vertiefen.

"Aber wenn sie es beabsichtigen eine Tasse Tee zu trinken ist es natürlich auch in Ordnung. Wenn wir wieder daheim sind werde ich gleich einen machen.", sagte er dann noch schnell.
 

~
 

Bedingungen - Charles Francis Xavier
 

Es war verständlich, dass er versucht hatte sich aus allem heraus zu reden, doch das es mit einem Sturz vom Pferd endete, hatte ich niemals gedacht. Seine Gedanken hatten Verwirrung, Überraschung und sogar Respekt ausgestrahlt, bis er schließlich einfach vom Pferd fiel. In diesem Moment war ich doch tatsächlich auch verwirrt gewesen...War es die Überraschung oder hatte er wirklich einfach sein Gleichgewicht verloren? Eigentlich war diese Situation mehr als nur komisch gewesen. Mein Herr lag neben mir im Dreck und ich saß hoch zu Ross. Mein Grinsen war aber nur von kurzer Dauer gewesen, denn ich hatte gesehen das er Schmerzen hatte und das sollte mein neuer Herr nicht wegen mir haben. Es war normal, dass einige Menschen so reagierten, auch wenn sie genauso erstaunliches beherrschten.

Ich hatte es ignoriert das er die Höflichkeitsfloskeln abgelegt hatte. Ich behielt sie immer noch bei. Ich war kein Edelmann, sondern sein Diener... Jemand der unter ihm stand und das sollte man auch trennen... glaubte ich zumindest...

Durch die kleineren Bäche die sich immer wieder überall hin durch schlängelten, machte es die Sicht am Boden nicht ganz einfach. Die Sicht ging gerade mal 5 Meter. Ich lief daher langsam wieder mit ihm zurück zum Pferd, da er nicht lange dort sitzen wollte.

Eigentlich sollte er gar nicht laufen, denn wie ich mir denken konnte, hatte er Schmerzen. Er zeigte sie mir nicht, aber ich sah es... Ohne nur eine Miene zu verziehen schaute er mich an. Ich hatte am Stamm sein Bein abgetastet, doch er tat es ab, als wäre es nichts gewesen. Ein stolzer Herr präsentierte sich mir hier... Ich grinste leicht, ich konnte es ihm nicht verbieten, er war schließlich mein Herr und das was der Herr sagte, stimmte auch. Ich wusste, dass es Quatsch war, doch amüsierte mich sein stolzes Wesen. Seine Kräfte passten... er war wild und unbändig... genauso wie sein Metall/Stahl das er führte.

Ich schwang mich wieder auf den Rücken des Pferdes und schaute zu dem Mann herunter. Ich hoffte er tat das gleiche wie ich, denn wenn nicht würde ich sofort wieder abspringen und darauf bestehen ihn zu führen.

Gedanklich schaute ich zu Erik herunter und lächelte zufrieden, als er sich ebenfalls auf sein Pferd schwang. Wieder saß er nahe an meinem Rücken. Ich wusste immer noch nicht was ich davon halten sollte und doch genoss ich es. Er roch so gut... dachte ich das jetzt tatsächlich? Ich zuckte zusammen als er wieder das Wort ergriff.

„Sie….können also hören was ich denke. Dann halte ich es für angebracht ihnen zu sagen, dass sie sich aus meinem Kopf heraushalten sollen. Sofern ihnen das möglich ist. Da sie ja meinten es noch nicht kontrollieren zu können.“, meinte er mit fester Stimme, da er wusste, dass ich in seinen Gedanken herum gegeistert war. Seine Aussagen waren wie Hiebe und doch verstand ich ihn. Er hatte es nicht böse gesagt, aber dennoch mit einer festen Stimme die mir klar machte, dass ich zu gehorchen hatte.

„Das menschliche Gehirn ist wie ein Tagebuch. Die Gedanken gehören ganz dem Menschen alleine. So möchte ich dass sie dies also respektieren.“, erklärte er mir. Es war eine Sache des Respektes, gegenüber der anderen Person, das wusste ich. Bedauernd senkte ich meinen Kopf. Solange wie er mich bei sich behielt war es mir egal was passierte. Ich vertraute ihm, dass er meine Fähigkeit nicht verraten würde, denn schließlich wusste ich auch seine.

Langsam schaute ich auf und bemerkte, dass wir uns doch ganz schön weit von seinem Anwesen entfernt hatten. Der Nebel lichtete sich jetzt langsam und machte die Sicht erträglicher. Die Sonne versuchte, sanft und doch drängend durch die Wolken hindurch zukommen, die sich immer noch am Himmel befanden. Wann hatte ich das letzte Mal einen blauen Himmel gesehen? Ich wusste es nicht genau, doch es war schon einige Zeit vergangen. Ich schloss wieder meine Augen ... ließ meine Hand an den Hals des Wallachs senken. Seine Bewegungen zu spüren tat gut, sie beruhigten mich. Abermals holte ich tief Luft und nickte.

"Ja mein Herr...", sagte ich endlich leise auf seine Standpauke hin. Er hatte Recht und doch machten es meine Fähigkeiten aus mein Leben mir leichter zu gestalten. Er wusste noch nicht alles... denn was ich mit Hennrics gemacht hatte sollte er jetzt noch nicht wissen. Ich selbst musste erst einmal damit klar kommen... Ich konnte Menschen befehle geben und sie führten sie aus. Was konnte ich noch alles?

Als mein Herr wieder das Wort ergriff waren wir schon fast wieder auf seinem Hof.

„Ihnen fehlt also die Kontrolle….aber das kann man lernen. Ich kann ihnen da sicher behilflich sein. Wir….sind beide anders. Und ich denke wir sollten das nicht an die große Glocke hängen und uns gegenseitig unterstützen.“, sprach er dann ruhig weiter. Wollte er mir tatsächlich helfen meine Kräfte besser hin zu bekommen? Wollte er mich weiterhin bei sich haben? Verwundert drehte ich mich leicht zu ihm herum und schaute ihn an.

"Wie können sie mir helfen?", fragte ich jetzt schlicht weg und hatte den Ton meiner Stimme nicht ganz beachtetet, denn dort schwang ein gewisser Unterton von Ironie und Belustigung mit. Wieder biss ich mir auf die Zunge.

"Entschuldigung...", sagte ich schnell und drehte mich wieder nach vorne. Er hatte sein Pferd angehalten, kurz bevor wir den Hof erreichten. Seine Miene war wieder steinern geworden, was mich nur noch weiter verunsicherte.

„Wenn sie lieber selbst…“, begann er, doch hatte er anscheinend meine Entschuldigung erst jetzt vernommen, denn er brach ab. Auch wenn ich mich entschuldigt habe, erwartete mich eine nicht gerade sanfte Antwort.

Ich war zu weit gegangen das wusste ich gleich, als ich meinen Satz aussprach und es gleich wieder bereut hatte. Wieder zuckte ich zusammen, als er mir barsch Befehle erteilte.

„Steigen sie runter und führen sie mich auf den Hof.“, gab er eben von sich und ließ die Zügel los, damit ich von seinen Armen nicht mehr gehalten wurde.

„Sie haben mich gefunden. Ich bin vom Pferd gestützt.“, sagte er.

„Kein Wort.“ Ich schluckte schwer. Er konnte auch der Herr sein und er war es auch. Also wieso bekümmerte mich sein Ton dann so? Ich nickte schnell und ohne Widerrede rutschte ich von seinem Ross. Es war, als ob eine schützende Wand mich verlassen hatte. Ich ergriff dankend die Zügel und führte ihn nun weiter.

"Ja Sir... nein Sir...", sagte ich nur und senkte meinen Kopf. Er war verständlich das niemand erfahren sollte, was hier passierte. Schließlich hatte er mit einem Dienstboten verkehrt, was nicht gerade ansehnlich war. Abermals zuckte ich zusammen, als ich die laute Stimme seiner Tante vernahm, die in den Hof stapfte, als wir in diesen kamen und sofort begann zu keifen. Wieso konnte man diese Frau manchmal einfach nicht abstellen? Ich kannte sie noch nicht lange, doch ihre Stimme war anstrengend und bereitete mir Kopfschmerzen.

Ich hörte in Ruhe zu und senkte respektvoll meinen Kopf. Im ersten Moment wusste ich nicht was ich machen sollte. Sollte ich weiter Schauspielern, oder nicht. Aber das würde nichts bringen... dahingegen war ich nicht gut genug gekleidet... Also war ich der Untergebene. Aber Erik hatte mich Charles genannt... Also was sollte ich tun? Denn im nächsten Moment kam Lady Raven auf mich zugerannt und lächelte mich verspielt an. Hilfesuchend schaute ich kurz zu meinen Herren, wieso hatte er mir verboten seine Gedanken zu lesen, so wüsste ich jetzt was zu tun wäre.

Ich trat neben ihn und wollte ihm vom Pferd helfen. Nahm er meine Hilfe an oder doch nicht? Es verunsicherte mich... sehr sogar. Seine Tante kochte vor Wut daher wusste ich nicht ob er ihr eins auswischen wollte oder noch damit warten wollte. Wieder schaute ich ihn fragend an und überwand mich.
 

„Soll ich weiterhin Schauspielern, Sir?“
 

, fragte ich ihn über seine Gedanken. Es war mir gerade egal was er dachte, doch ich wollte eine Antwort haben.
 

~
 

Unruhe am Morgen - Miss Fairfax
 

Ich war seit einigen Minuten wach und begann alle Bediensteten aus den Betten zu holen, die noch schliefen. So klopfte ich auch an Charles Zimmer. Doch nachdem er mir nach drei Mal Klopfen nicht geantwortet hatte, ging ich hinein. Zu meiner Verwunderung war sein Bett leer. Er war wohl schon auf den Beinen. Fleißiger Bursche.

Als ich allerdings in der Küche ankam, wo die meisten schon an den Vorbereitungen für’s Frühstück saßen, erkundigte ich mich und erkannte, dass ihn heute noch niemand gesehen hatte. Hatte Charles doch die Flucht ergriffen? Ich hoffte es nicht. Ich mochte ihn. Er war ein lieber junger Mann und ich fände es wirklich schade. Hoffentlich machte er keine Dummheiten. Immerhin war er noch immer nicht ganz auf den Beinen.

Ich hörte während meinen Vorbereitungen langsam wie das Haus sich wieder mit Leben füllte. Konnte Miss Lehnsherr hören, die schon begann nach Erik zu suchen. Jeder hier im Haus wusste dass wenn Erik am Morgen nicht aufzufinden war, dass er meistens sein Pferd ausritt. Oder aber er war zu einem seiner geschäftlichen Termine aufgebrochen. Aber das tat er meistens erst nach dem Frühstück und auch nicht ohne mich vorher zu informieren. Da war er wirklich immer sehr gewissenhaft. Das Haus wurde nun mit jeder Minute belebter und schon konnte ich hören wie Miss Lehnsherr wütend die Treppe hinunter gestapft kam, ihre Kinder im Schlepptau und Lady Raven am Ende der Reihe.

„Wo ist Erik schon wieder hin?“, schrie sie. Wären nicht schon alle wach, hätte sie bestimmt alle mit ihrem Geschrei geweckt. Ich seufzte und begab mich dann besser aus der Küche, um die Dame zu informieren.

„Guten Morgen Miss…“, doch weiter kam ich nicht, denn sie fuhr mich bereits an.

„Wo ist mein Neffe?“, fauchte sie mich an. Ich wischte meine Hände an der Schütze ab und antwortete Wahrheitsgemäß.

„Um diese Uhrzeit ist er meistens auf den Feldern und reitet sein Pferd zu, Mam‘.“ Sie verengte ihre Augen zu schmalen Schlitzen. Ich konnte sehen wie noch immer die Wut von gestern Abend in ihr brodelte. Anscheinend wollte sie ihn zur Rede stellen. Ihre Kinder sahen mich nur entschuldigend an. Lady Raven lief an ihr vorbei ans Fenster.

„Da ist er ja!“, meinte sie und ihr Gesicht hellte sich sofort auf.

„Und Mister Xavier ja auch!“ Ich blinzelte. Also war er doch noch da. Anscheinend hatte die junge Lady einen Narren an ihm gefressen. Über diesen Gedanken musste ich schmunzeln. Doch viel Zeit dazu blieb mir nicht, denn Miss Lehnsherr stapfte an mir vorbei und schritt auf die Tür nach draußen zu. Kaum hatte sie die Treppen nach unten genommen, schrie sie über den Hof.

„Erik! Wie kannst du es wagen mich so lange warten zu lassen!“ Raven folgte ihr nach draußen und blickte lächelnd zu Charles. Beinahe verlegen.

„Dir auch einen guten Morgen, Tante.“, sagte er brummend.

„Und was ist das?“, fragte nun Miss Lehnsherr und beäugte mehr als nur abschätzend Charles, der das Pferd führte. Ich erlaubte mir nun auch das Haus zu verlassen, behielt jedoch Abstand und stand an der Treppe. Ich konnte jedoch ein bedrohliches Knurren des Hausherren bis hier her hören.

„Charles hat mich gefunden. Ich bin vom Pferd gefallen und hab meinen Knöchel womöglich verstaucht. Er hat mich zurückgeführt. Bedankt man sich so beim Retter deines geliebten Neffen?“

Sie wurde still. Aber auch nur für einige Minuten. Raven sprang zu Charles hinüber.

„Ist das wahr?“, fragte sie und ihre Augen glitzerten, als würde sie grade die schönste Geschichte hören, die es gab. Charles nickte nur leicht. Eriks Tante drehte sich dann aber zu mir um.

„Was stehen sie denn noch da! Machen sie doch was! Er ist verletzt!“, fauchte sie nun mich wieder an. Ich löste mich allerdings aus meiner Starre und kam nun auch die Treppe hinunter um ihm vom Pferd zu helfen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sorakovar
2012-09-08T13:26:26+00:00 08.09.2012 15:26
Woaah mach weiter so *___*
tolle Idee und super geschrieben c:


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