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A Life before...

Cherik AU
von

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Bewunderung

Gekontert - Charles Francis Xavier
 

Nach einer Weile hatte ich mich entspannt. Es hatte doch etwas gedauert. Äußerlich musste ich ziemlich ruhig wirken, doch innerlich war ich nervös. Ich hatte schließlich noch nie an solch einen Tisch gesessen und mit Edelleuten gegessen. Miss Fairfax hatte mir einige Tipps gegeben, die ich auch strengsten befolgen wollte. Ich war froh das mich diese Frau unterstützte, sah ich doch, dass sie sich hier fast um alles kümmerte. Vor der Tür hatte sie mir auch noch schnell meine Sachen gerichtet. Das ich dafür extra Geld bekam, fand ich auch noch ziemlich erstaunlich, hatte mich aber nicht weiter dazu geäußert. Als ich eingetreten war hatte ich die Damen ordentlich begrüßt, musste ich doch mehr als nur schauspielern... Etwas was ich schon früh lernen musste, daher trat ich auch selbstsicher und auch ein wenig arrogant auf. Innerlich liefen meine Gefühle jedoch rauf und runter.

Ich saß nun auf den letzten freien Platz, der direkt neben meinem neuen Herren war und lauschte den Gesprächen der anderen. Am meisten sprachen die Damen. Sie tauschten sich aus und versuchten Mister Lehnsherr auf jede erdenkliche Art zu beeindrucken. Es machte einen Müde... Von dieser Seite aus, hatte ich solche Gespräche noch nie so langweilig empfunden, aber dennoch irgendwie amüsant. Ich verglich die Frauen mit Hennen, die einfach nicht aufhören wollten zu picken... Sie ergriffen jeden Krümel den sie kriegen konnten und bauten darauf auf den Hahn zu beeindrucken. Solche Gespräche erlebte ich meist nur von der anderen Seite. Ich war derjenige der das Essen brachte... Genauso sollte ich das jetzt auch tun und nicht hier sitzen als wäre ich einer dieser Edelmänner. Verstohlen schaute ich auf meinen Herren und grinste leicht. Er langweilte sich anscheinend auch. Man sah es ihm nicht an, aber seine Gedanken schrien regelrecht vor Langerweile.

Als er dann aber seine Aufmerksamkeit auf mich richtete, schaute ich ihn erst verwundert an und lächelte dann, als er mir diese Frage stellte. Wie zu erwartend kam ein bissiger Spruch von seiner Tante. Sie war gar nicht damit zufrieden, dass er ihr Gespräch unterbrochen hatte.

"Oh... ich kann nicht bestreiten das Erik mehr Bücher besitzt als ich selbst und wie er schon sagte ich bin sehr gerne in der Natur.", sprach ich lächelnd auf ihre bissige Antwort und schaute kurz zu Erik herüber.

"Daher leihe ich mir öfters welche von ihm aus... Im Moment lese ich einen Bestseller von Bernhard Schlink. Er nennt sich der Vorleser.", sprach ich weiter, sah ich doch in Raven’s Gedanken, dass sie dieses im Moment auch las. In solchen Momenten war ich wirklich froh darüber, dass ich solche Fähigkeiten entwickelt hatte. Ich wusste selbst nicht woher sie kamen und doch halfen sie mir mein Leben zu beschreiten, auch mit einigen Höhen und Tiefen... Was eher mehr Tiefen aufwies...Ich hatte natürlich mit Absicht den Vorleser von Raven erwähnt, da ich nicht wollte, dass mir die ganze Aufmerksamkeit zu Teil wurde. Ich hatte dieses Buch noch nie in den Händen gehalten. Damals hatte ich versucht mir das lesen selbst beizubringen. Der Herr hatte verboten, sich weiterzubilden und zu entwickeln. Wollte uns so an sich binden. So hatte ich es geschafft nur eines der Kinderbücher zu lesen... Meine Mutter hatte es mir geschenkt gehabt... Jetzt lag es noch immer bei ihm und ich würde es nie wieder sehen genauso wie die anderen Sachen... Ich lass in Ravens Gedanken, was sie gelesen hatte durchlebte die Geschichte und war schlichtweg überwältigt. Es war erstaunlich wie ein Mann solche Bücher schreiben konnte.

Ich war es einfach nicht gewohnt, dass mich jeder ansah und erwartungsvoll musterte, daher beließ ich es auch bei diesem Satz. Vorerst. Ich wusste schließlich nicht was seine Tante noch für Bemerkungen von sich gab und hier war ich gerade ein Edelmann und konnte so freundlich aber bestimmt zurück schießen.
 

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Gespräche - Erik Magnus Lehnsherr
 

Ich nahm einen großen Schluck aus meinem Glas und lauschte beeindruckt den Worten, des Mannes den ich erst vor einigen Stunden kennen gelernt hatte. Er schien ein Naturtalent zu sein. Noch nie hatte ich - abgesehen von mir natürlich- jemanden gesehen der es so locker mit den Sprüchen meiner Tante aufnahm. Als er mich kurz ansah, unterdrückte ich krampfhaft ein breites Grinsen, weshalb ich meinen Blick auch gleich von ihm nahm. Denn den wütenden Augen meiner Tante entging nichts. Raven schien das Thema zu gefallen und ging auch darauf ein.

„Finden sie nicht auch, dass es etwas gewöhnungsbedürftig ist?“, fragte sie sogleich Charles und ließ ihre Gabel sinken, nur um erfreut darüber mit jemandem sprechen zu können. Ich grinste nur vor mich hin und leerte meinen Teller. Es war doch erstaunlich wie er sich machte. Nur ein paar Sätze und er hatte bereits Raven gewonnen. Aber meine Tante schien davon nicht angetan. Nach einigen Sätzen über das Buch, begann sie sich wieder einzumischen.

„Raven, findest du nicht, dass das Thema nicht grade angenehm ist, bei Tisch zu besprechen?“ Raven blickte sie an, als hätte sie schon ganz vergessen dass sie da saß. Dann erstarb ihr Lächeln nach und nach. Eh sie dann nickend auf ihren Teller sah. Ich zog scharf die Luft ein, genervt davon wie sie ihr den Wind aus den Segeln genommen hatte, wo sie doch grade dabei gewesen war aufzublühen.

„Was denn Tante? Zu förmlich um über die Fleischeslust zu sprechen?“, neckte ich sie absichtlich und machte mir nicht die Mühe mein dreckiges Grinsen zu verbergen. Raven blickte mit etwas geröteten Wangen auf, aber schien meinen Spruch auch zu gefallen.

"Ich verstehe ihr Anliegen im Moment nicht My Lady... Ist es nicht zum Vorteil, wenn Erik erfährt wie begabt Lady Raven ist. Dieses Buch hat einen sehr ergreifenden und geschichtlichen Hintergrund und sie tun es ab, als sollte das nicht an diesen Tisch gehören?", hörte ich Charles sprechen, der höflich aber auch bestimmt sprach. Er lächelte gar und zeigte meiner Tante so, dass er immer noch freundlich blieb.

Langsam aber sicher merkte ich, dass Charles erst in Fahrt kam. Er wusste wie er sich ihr gegenüber verhalten musste ohne dabei aber unhöflich zu sein, sondern immer noch im gefassten Ton zu widersprechen. Ich konnte jedoch sehen wie sauer es meiner Tante aufstieß. Denn sie zog scharf die Luft ein, was sie aussehen ließ wie als hätte sie grade auf eine Zitrone gebissen.

„Auch wenn es sie überraschen mag, Mister Xavier. Auch ich habe das Buch gelesen. Und dennoch finde ich nicht das derartige Gespräche an den Tisch gehören, wenn meine jüngste Tochter dabei ist.“, kam es nun schon etwas weniger gefasst von ihr. Ich hob eine Augenbraue und blickte zu ihrer Tochter, die jedoch weitaus nicht mehr so klein war wie sie sie anscheinend noch sah.

„Bei allem Respekt, aber Emely ist nicht mehr ganz so jung wie du glaubst.“, kam es dann von mir, da ich mich nun auch wieder daran beteiligen wollte und so weitere Diskussionen umgehen wollte.

„Sie ist auch im heiratsfähigen Alter und hat sicherlich auch schon einiges an Geschichten gelesen. Vielleicht kann sie da gar mitreden.“, meinte ich und winkte nun die Diener her, damit sie abräumten und den nächsten Gang servieren.

„Aber schön, anderes Thema.“, begann ich von neuem, eher sie mir erneut ins Wort fallen konnte. Dabei sah ich kurz zu Charles, der meinen Respekt nun voll und ganz verdiente. Es war doch gut gewesen ihn anzustellen. Er war sehr erfrischend.

„Nun gut.“, kam es von meiner Tante.

„Hast du schon gehört? Ich hab vernommen der alte Hennrics sollte einen Unfall gehabt haben und hat sich schwere Verletzungen an den Beinen geholt. Die Ärzte sagen, es wäre nichts mehr zu machen und er würde nie mehr laufen können.“, nun begann der übliche Tratsch über andere Gesellschafter.

„Edward Hennrics?“, fragte ich nach. Und grinste dann.

„Geschieht ihm Recht.“

„Erik!“, rief sie nun erbost aus.

„Was? Du mochtest ihn doch auch nie.“ Still und heimlich fügte ich Gedanklich hinzu: „Wen wundert es. Du magst so wie so nie jemanden.“

"Ich bin ganz Erik‘s Meinung, Lady Lehnsherr.", nun war ich erneut verblüfft zu hören, dass Charles mir Recht gab. Nicht weil er meiner Meinung war, sondern über die Tatsache dass er ihn kannte. Ich legte kurz meine Stirn in Falten, dachte dann aber daran dass ich mein Gesicht aufrechterhalten musste und glättete meine Stirn nun wieder. Aber dahinter arbeitete es. Hennrics war verletzt. Noch nicht lange her. Hier tauchte ein Fremder auf, nicht grade guter Gesundheit, der ihn kannte. Zufall? Oder steckte da mehr dahinter. Ich fixierte ihn kurz. Als er meinen Blick dann erwiderte, sah ich wieder weg.

„Natürlich mochte ich ihn nicht. Keiner mochte ihn.“, protestierte meine Tante und begann auf ihrem Teller herumzustochern. Ich merkte schon dass ihr der Abend ganz und gar nicht gefiel. Sie wurde von uns so zu sagen dauernd unterbrochen und gedemütigt, in dem sie nichts weiter mehr dazu sagen konnte.

„Hat er einen Erben, falls er dahinscheidet?“, fragte sie dann interessiert. Ich hob mein Weinglas an die Lippen, nahm einen Schluck und stellte es wieder hin.

„Ich glaube nicht. Er hat keine Kinder. Das Land wird dann wohl verkauft. Aber noch ist er nicht tot. So scharf auf sein Land, Tante?“, fragte ich nun und blickte sie an. Ich sah wie ihr bald der Kragen platzen würde, denn ihre Wangen röteten sich leicht. Und das kam nicht vom Wein.

„Nicht so scharf wie deine Zunge heute ist, Erik.“, knurrte sie mich an. Sie warf ihre Serviette auf den Teller und erhob sich. Eh sie dann entrüstend den Raum verließ. Ihre beiden Kinder folgten ihr auch gleich, nickten aber entschuldigend. Raven blieb noch sitzen, denn sie schien großes Interesse daran zu haben sich weiter mit Charles zu unterhalten. Ich grinste zufrieden, denn auch dieser Plan, sie mit mir zu verkuppeln, schien nicht aufzugehen.
 

~
 

Zur Ruh - Charles Francis Xavier
 

Ich wusste nicht ob es mich wirklich amüsieren sollte, oder mich doch schämen. Ich bemerkte wie wütend die ältere Frau wurde und die Wut war auch ein bisschen auf mich gerichtet. Das war wohl ein Fehler, dachte ich mir. Was würde passieren, wenn sie mich hier erblicken würden, wenn ich meine Arbeiten verrichtete? Genauso würde die Lüge von Herrn Lehnsherr auffliegen. Als dieser jedoch immer wieder seine Tante neckte, stand sie wütend auf und verschwand aus dem Zimmer. Die Eindrücke die sie weiterhin bei mir hinterließ waren furchterregend. Genauso die Tatsache, dass sie auch anders an sein Erbe kommen würde, auch ohne Heirat. Innerlich geschockt starrte ich ihr hinter her. Ich konnte nicht entscheiden ob diese Gedankengänge nur aus dem Effekt entstanden waren oder aber auf Ehrlichkeit beruhte.

Eine riesige Last fiel mir von den Schultern, als die Herrschaften den Raum verließen, nur Raven verweilte noch an diesem Tisch. Ich wusste im ersten Moment nicht was ich davon halten sollte und dann sah ich wieder in sie hinein. Sie wollte sich weiter mit mir unterhalten, ich jedoch hatte eigentlich keine Lust auf weitere Konversationen. Mein Kopf begann abermals zu schmerzen ... Meine Gedanken waren wieder viel zu durcheinander und nicht geordnet. Sie waren bei Hennrics. Hatte mich doch Erik‘s Tante mehr als nur geschockt. Äußerlich hatte ich mir abermals nichts anmerken lassen, doch innerlich wurde ich nervös und unruhig. Trotzdem ließ ich mir nichts anmerken und lächelte sie an. Mein Herr war genauso abgeneigt von diesem Mann und doch gefror mein Blut, als ich diesen Namen vernommen hatte... Ich musste mich ablenken und so begann ich einfach ein Gespräch mit der jungen Frau, die als einzige noch sitzen geblieben war.

"Und was ist ihr wahrer Grund Miss Raven, das sie meinen Freund besuchen?", fragte ich sie offen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sie wegen der Heirat hier war... Zumindest zeigten ihre Gedanken was anderes. Sie wusste, dass Erik Lehnsherr wahrscheinlich die beste Partie ihres Lebens wäre, aber sie kannten sich schon fast ein Leben lang... Ich blinzelte kurz, weil ich doch etwas zu tief eingedrungen war. Lächelnd nahm ich mir mein Glas und trank einen Schluck, um ihre Antwort abzuwarten. Innerlich überlegte ich mir wie ich meinen neuen Herren begreiflich machte, dass seine Tante nicht ganz so harmlos war. Das wusste er aber wahrscheinlich schon selbst...

„Nun ja….deine Tante….sie hat mich gebeten mitzukommen um mich deiner anzunehmen.“, gestand sie und blickte dann zu meinem Herren. Sie war etwas peinlich berührt, doch anscheinend machte ihr es nichts aus darüber zu sprechen. Ich hörte ein seufzen von Erik und sah ihn an. Er wirkte genervt und zündete sich auch gleich eine Zigarette an, um seine Nerven zu beruhigen. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie er aufgestanden war und sich erst zu uns umgedreht hatte, als ich das Thema dann auf ihn lenkte.

„Überrascht mich nicht. Schon als du aus der Kutsche gestiegen bist, wusste ich welche Absicht sie dahinter verbarg.“, meinte er und drehte sich zum Fenster. Es war bereits dunkel draußen.

„Ich kam mit, weil ich dich gern wieder sehen wollte. Es sind einige Jahre vergangen.", sagte sie ehrlich und lächelte ihn an. Mein Herr nickte und pflichtete ihr bei.

Interessiert hörte ich der jungen Dame zu. Es machte mir sogar Spaß mich mit ihr zu unterhalten. Es war für mich etwas ganz neues und doch fühlte ich mich etwas fehl am Platze. Das vornehme verhalten wurde auch jetzt nicht abgelegt, das erhobene sprechen nicht unterbunden und doch lächelte ich als ob nichts wäre. Mein Blick schweifte zu dem Mann, der mich hier aufgenommen hatte; mich nicht hinaus geworfen hatte. War er wirklich so kühl, wie alle immer behaupteten...? Durfte ich ihn in meiner Situation auch Fragen stellen, schließlich waren wir ja gerade gute "Freunde". Ich hörte wie Miss Raven antwortete und lächelte abermals.

"Wie ihnen bewusst ist, hat mein Freund im Moment kein Interesse an Hochzeiten... Das wird denke ich mal noch länger dauern. Sie wissen ja Rufe eilen sehr stark voraus.", grinste ich sie frech an und schaute wieder zu Herrn Lehnsherr. Es ist das einzige was ich in ihm lesen konnte, dass er im Moment absolut keine Frau haben wollte. Oder lag es an etwas anderem... In ihm steckte auch sehr viel Einsamkeit... Ich spürte es... nur ganz schwach aber es war da, genauso wie die anderen Sachen dir mir nicht mehr aus dem Kopf gingen. Nämlich das er genauso war wie ich ...wahrscheinlich... Doch das behielt ich natürlich für mich. Ich strich mir kurz durchs Haar und stand auf.

"Wenn sie mich entschuldigen würden mein Freund... Miss Raven... Es war heute ein langer Tag und das sollte es auch morgen wieder werden...", sagte ich dann und zeigte ihm somit das ich mich zur Ruh legen wollte und musste. Meine Glieder schmerzten immer noch und ich wusste, dass die Tage, wenn seine Tante hier war, nicht ganz so einfach werden würden, was die Arbeit anging. Ich arbeitete schließlich hier...
 

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Bewunderung - Erik Magnus Lehnsherr
 

Mein Blick ruhte wieder auf ihm, als er meine Antwort ergänzte. Mein Ruf schien mir ja wirklich um einiges vorauszueilen. Oder wusste er bereits so viel über mich, weil ihm dies Miss Fairfax gesagt hatte? Als er sich schließlich zurückziehen wollte, drückte ich meine Zigarette aus.

„Warte.“, meinte ich, eh ich mich an Raven wandte.

„Meine Liebe, möchtest du noch einen Tee mit mir trinken?“, fragte ich sie. Lächelnd nahm sie an.

„Am besten im Salon. Gehe doch schon mal voraus. Ich komme gleich nach.“ Ihr Blick fiel nun kurz auf Charles, eh sie dann aufstand. Sie machte vor Charles einen Knicks.

„Mister Xavier.“

"Miss Raven. Ich wünsche ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt.", hörte ich Charles, eher sie dann den Raum verließ, um in den Salon zu gehen und dort auf mich zu warten. Als die Tür ins Schloss gefallen war, stützte ich mich auf einer Lehne der Stühle ab und fixierte ihn. Lange sah ich ihn einfach nur halb lächelnd an, eh ich dann begann.

„Nun….sie haben sich wacker geschlagen.“, meinte ich dann schließlich. Ich wollte noch kurz mit ihm reden, bezüglich des Aufenthaltes meiner Tante. Ich überlegte mir erst ob ich die Sache geheim halten sollte, doch wenn ich dies täte, dann müsste ich ja fast ein schlechtes Gewissen haben, denn ich nahm ja auch ihm seine Arbeit weg. Allerdings gefiel es mir wenn ich es so beließ wie es wirklich war. Dass ich damit meiner Tante eins auswischen konnte war doch zu verlockend. Denn sie hatte sich heruntergelassen mit einem Bediensteten am selben Tisch zu speisen.

„Ich muss gestehen ich bin beeindruckt.“, fuhr ich fort während ich wieder begann etwas herumzulaufen.

„Nicht jeder hätte solche schlagfertigen Antworten liefern können wie sie.“ Mein Augenmerk bohrte sich wieder in seine blauen, strahlenden Augen.

„Machen sie sich keine Gedanken wegen ihrer Arbeit. Verrichten sie einfach weiter ihr Werk. Falls ihnen meine Tante zu aufmüpfig kommt, zögern sie nicht mich aufzusuchen.“

"Ich danke ihnen für ihr Angebot, aber ich werde mit ihrer Tante schon klar kommen...Sie haben ihrer Tante schon eins ausgewischt... doch sollten sie vorsichtig sein, was ihr Wohlbefinden angeht. Ihre Tante hat nicht nur ungefährliche Gedanken wie mir scheint...", sagte er mir ehrlich.

„Wie machen sie das?“, kam es dann kaum, nachdem er geendet hatte. Mein Blick war fest auf ihn gerichtet, doch nicht hart. Sondern offen und neugierig. Begierig darauf mehr von ihm zu erfahren. Er schien mir so anders als all die anderen. So….einzigartig. Sehr speziell. Als käme er von ganz wo anders.

„Wie können sie meine Gedanken so präzise erraten? Was ist ihr Geheimnis?“ Ich wusste nicht wie er das machte, aber es war mir schon am Tisch aufgefallen. Er kannte mich schon so gut, dass er wusste wie ich tickte? Dass er wusste an was ich dachte. War denn meine Beziehung zu meiner Tante so offensichtlich, dass selbst ein Fremder wie er wusste was ich über diese kaltherzige Frau dachte? Ich lachte erfreut über seine Antwort, dass er mit ihr schon klar käme.

„Das bezweifle ich nicht. Nicht nach diesem Abend.“, meinte ich amüsiert und zeigte ihm, dass er dafür einen großen Pluspunkt bei mir geholt hatte. Sehr viel Sympathie durch diese Tat gewonnen hatte.

"Ich habe gelernt genau auf die Stimmung und der Gesichtszüge der Edlen Herren und Damen zu achten, mein Herr.", sagt e er dann einfach und schien auf die Themen davor nicht einmal einzugehen. Nein... er verschränkte seine Arme hinter seinen Rücken und schaute mich ruhig an.

„Was der Rest angeht….ist mir bewusst. Ich weiß was sie vorhat. Und sie wird es nicht schaffen. Aber….danke für ihre Anteilnahme.“ Ich war beeindruckt von ihm. Wirklich. Er hatte den Abend hervorragend gemeistert und wusste auch schon so gut Bescheid, dass er mich warnen wollte, wüsste ich es nicht selbst. Ein guter Angestellter. Ein sehr guter. Einer der das Wohl und Interesse seines Herrn ein Anliegen war. Manche hätten jetzt einfach geschwiegen und mich meinem Schicksal überlassen, wüsste ich nichts davon. Aber er nicht. Sehr edel. Und eine Eigenschaft die große Dankbarkeit meinerseits forderte. Doch ich nickte ihm kurz zu.

„Nun denn. Sie dürfen sich zurückziehen. Mister Xavier.“ Ich neigte nun ebenfalls meinen Kopf. Auch wenn ich das nicht müsste. Denn er war keiner von uns. Und doch hatte er sich heute besser bewiesen als ich es jemals geschafft hätte. Dafür war eine Gleichstellung alles wert.

„Ein schönen Abend noch, Sir.“, sagte er und verließ dann ebenfalls, wie zu vor Raven den Raum.
 

~
 

Der erste Tag - Charles Francis Xavier
 

Ich trat also nach draußen und ließ meine Gedanken an diesem Gespräch hängen, allgemein an diesem Abend. Ich war überrascht gewesen als er Miss Raven fort geschickt hatte um sich noch mit mir zu unterhalten. Ich verstand meinen neuen Herren einfach nicht. Er hatte mich wieder so fixiert. Der gleiche Blick den er mir in seinem Büro schon geschenkt hatte. Ich hatte jedes Mal das Gefühl ihm in die Seele zu schauen und doch konnte ich nichts sehen... Ich stieß mich von der Tür ab und lief dann in Richtung der Küche.

Ich hatte es sofort bereut ihm zu sagen was ich dachte... denn schließlich hatte er einige diese Sachen nur gedacht und nicht ausgesprochen. Er hatte es natürlich sofort bemerkt, doch geantwortet hatte ich ihm nicht auf diese Fragen. Ich war ihnen einfach ausgewichen, tat so als hätte ich sie gar nicht mitbekommen. Zumindest wusste ich jetzt warum ich mit ihnen essen sollte. Nicht wegen seiner Selbstwillen, sondern er wollte mit seiner Tante Katz und Maus spielen und das würde ihm auch gelingen. Ich war überrascht das er sie dann trotzdem noch in seinem Anwesen tolerierte.

Als er mich so gemustert hatte, sah ich seine Neugierde, doch schob ich es darauf, dass ich neu war. Schließlich war jeder Neue anders...

Er meinte auch, dass er von mir beeindruckt war... Er war beeindruckt von einem Haufen Lügen? Ich hatte mich heute für einen Mann ausgegeben der ich nicht war... der ich niemals sein werde und auch nicht wollte.

Ich lächelte bitter. Diese Worte, dass ich mich doch selber gut wehren könnte gegenüber seiner Tante, waren schon richtig. Doch innerlich wusste ich, dass ich nichts machen würde. Ich war niemand und konnte nichts gegen Edelleute ausrichten. Schon damals wurde ich mit Obst beworfen, wenn wir einkaufen waren für unseren Herren. Auch dort konnten wir nichts machen. Würden nur von den reichen Kindern beschimpft... Dass wir nichts wert waren... Es niemals zu etwas bringen und elendig in einer Pfütze sterben würden. Ein verächtliches Lachen entkam mir. Wie nahe ich dem gestern Nacht doch gekommen war...

Ich lief weiter und dachte darüber nach mich erst Umzuziehen, da ich niemanden begegnen wollte. Zumindest jetzt noch nicht ...Erst recht nicht einige der Kinder, die seine Tante mit gebracht hatte.

Er hatte sich vor mir verneigt... Das war das erste Mal das sich einer vor mir, um meiner Selbstwillen, verneigte. Was sollte das alles? Ich war froh darüber, dass er mich nicht auf das Anwesen von Hennrics angesprochen hatte, denn das wäre ein heikleres Thema geworden. Ich atmete tief durch und begann, mich aus den Sachen zu schälen, als ich mein Zimmer betreten hatte. Die Sachen die so fremd waren, die nicht mir gehörten... Wie konnten Edelmänner nur in solchen Lumpen herumlaufen? Überall hatte es mich gekratzt und gezwickt. Ich brauchte es gemütlich. Nicht so eng.

Ich legte die Sachen ordentlich zusammen und zog meine Arbeitssachen wieder an. Ohne weiter Zeit zu verlieren, begab ich mich wieder in die Küche, um vielleicht noch etwas zu helfen. Doch einige der Dienstboten saßen am Tisch und aßen gerade selber. Als ich herein kam schauten sie auf. Es musste für sie ungewöhnlich sein... Für mich war es nichts anderes...

„Mister Xavier!“, hörte ich dann eine bekannte Stimme und ich schaute zu Miss Fairfax. Die anderen Dienstboten sahen mich nur neugierig an. Es waren noch welche hier, denen ich selbst noch nicht begegnet war, daher waren sie wahrscheinlich auch so neugierig. Die ältere Dame legte einen Arm um meine Schultern, als sie zu mir gekommen war und führte mich zum Tisch, sodass ich mich setzten konnte. Erleichtert dass mich die anderen nicht misstrauisch oder sogar verärgert ansahen, grinste ich leicht und setzte mich zu ihnen. Ich hatte ja bereits gegessen und es war köstlich gewesen. Was ich auch sogleich dem Koch gegenüber aussprach. Er sollte wissen, dass sie hier alle gute Arbeit geleistet hatten. Die Dienerschaft bekam zu selten Zuspruch für ihre Arbeit, so kannte ich es zumindest. Der Koch freute sich auch über meine Aussage, sowie die anderen.

Blicke ruhten auf mir, als mich Miss Fairfax gefragt hatte und es war mir auch hier etwas unangenehm, doch das erleichternde daran war, dass ich nicht mehr spielen musste. So berichtete ich ihnen was passiert war und wie wir die Tante verärgert hatten.

„Das hätte ich gern gesehen!“, hörte ich eines der jungen Mädchen. Das musste Anna sein, die sich auch um mich gekümmert hatte.

Herr Lehnsherr war wirklich beeindruckt gewesen, was mich doch ein wenig ehrte, denn schließlich hatte mich bis jetzt noch niemand gelobt, außer er. Da ich die Tante von meinem Herren mit verärgert hatte, war wahrscheinlich nicht gerade so schlau gewesen, doch was sollte sie schon machen....? Gut... wenn ich jetzt so daran dachte, konnte sie eine Menge machen, doch ich hoffte meine Fähigkeit, würde mich davor warnen oder mir einen Blick in ihr Inneres gewähren.

"Im Ganzen, wollte er eigentlich nur jemanden da haben, um seine Tante später zu beschämen. Sie hatte jetzt mit einen Bediensteten gegessen, was nach ihm der Untergang für sie wäre... Stimmt das?", fragte ich dann die anderen und blickte zu Miss Fairfax. Es war doch erstaunlich wie schnell ich mich hier wohlfühlte... War es der Umstand wie mit mir hier umgesprungen wurde? Die Dienstboten hielten hier zusammen, wie eine Familie; bei uns war sich jeder selbst der nächste. Man hatte nicht zugesehen wenn jemand geschlagen wurde oder etwas anderes.

„Der Untergang nicht, aber sicher wird sie einige Zeit das Gespött der umherliegenden Anwesen und des Dorfes.“, hörte ich Miss Fairfax sagen. Sie hatte sich gerade einige Lachtränen aus ihren Augenwinkeln gewischt

„Ihr müsst wissen, hier gibt es viele noble Herrschaften. Und Miss Lehnsherr ist oft ein Thema. Nun…die würden sich sicher freuen derart Unterhaltsames zu vernehmen. Sie haben sie selbst erlebt. Sie ist nicht grade sehr beliebt.“, erklärte sie mir, stand auf und begann einige Schalen weg zu räumen.

„Sie brauchen nicht mehr zu helfen, sondern legen sich jetzt ins Bett. Ihr seid noch immer nicht ganz bei Kräften. Ruhen sie sich aus. Es war für uns alle ein langer Tag.“

Ich nickte ihr dann zu, auch wenn ich ihr gerne geholfen hätte, doch anscheinend, sah sie wie es mir ging und irgendwie war ich dafür dankbar. Sie hatte wirklich ein gutes Auge.

"Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht.", sagte ich zu allen und verschwand wieder. Es war unhöflich gewesen, nicht nochmal nach zu hacken, ob ich nicht doch noch etwas helfen konnte, aber ich merkte wie langsam meine Kräfte auch mich verließen. Gähnend schritt ich den Gang entlang und gelangte so wieder in mein Zimmer. Seufzend und erschöpft ließ ich mich auf mein Bett sinken und in das kleine Kissen fallen. Ich wusste immer noch nicht was ich von diesem Mann halten sollte. Ich konnte ihn im Moment einfach nicht einschätzen. Konnte in ihm nicht so viel sehen, wie ich eigentlich wollte... Damals hatte ich bei Hennrics so alles heraus gefunden, wusste wann er wütend war um mich schnell zu verstecken...

Ich wusste nicht wie lange ich mich hin und her wälzte. Ich war es nicht gewöhnt in einem Bett zu schlafen, gestern war es etwas anderes gewesen. Ich war zu schwach, aber heute gingen mir trotzdem so viele Gedanken durch den Kopf. Was würde passieren, wenn sie mich hier fanden? Konnte ich nochmals fliehen...? Was ist wenn mich mein neuer Herr raus schmiss, wenn er erfuhr was ich wirklich konnte und was ich getan habe... Ich konnte Menschen tun lassen was ich wollte; gegen ihren Willen konnte ich ihnen sagen, sie sollen sich umbringen... Es war grauenhaft...

Frustriert setzte ich mich wieder auf und legte meine Hände in mein Gesicht. Was war denn bloß los? Wieso konnte ich nicht schlafen...? Müde stand ich wieder auf und lief nach draußen... Mein Weg führte direkt zu den Stallungen. Beim alten Herren hatte ich im Heu geschlafen, vielleicht würde es dann besser gehen mit dem einschlafen...

Als ich den Stall betrat, stach mir sofort ein schwarzer Wallach ins Auge. Sanft schaute ich ihn an und lief zu seiner Box, die natürlich vom Stallbuschen piekfein in Ordnung gehalten wurde. Ohne zu zögern zog ich die Tür auf und trat ein, legte meine Hand an das wundervolle Schöne Tier und strich es langsam bis zum Rücken. Beruhigend seufzend lehnte ich meinen Kopf dagegen und zog die Tür hinter mir wieder zu ... ja hier konnte ich schlafen, dachte ich mir und legte mich in die Ecke des Stalles, wo das Heu am höchsten lag. Der Wallach musterte mich immer noch, doch immer wieder schickte ich ihn beruhigende Gedanken und schlief schließlich von selbst ein...



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