A Life before... von -Heartless- (Cherik AU) ================================================================================ Kapitel 3: Überraschender Besuch -------------------------------- Essen unter den Gästen? - Charles Francis Xavier Als ich das Zimmer verlassen hatte, blieb ich stehen und riss erstaunt meine Augen auf. Hatte er mir gerade auch Geld angeboten für meine Arbeit? Wollte er mich für seine Arbeit bezahlen? Am liebsten hätte ich ihn gefragt, ob er sich mit seiner Aussage nicht vertan hatte, aber solch ein Mann würde sich wahrscheinlich nicht einfach irren. Dass ich jede Aufgabe übernehmen soll, die mir aufgegeben wurde war mir irgendwie klar gewesen, man musste begutachten in welchem Gebiet ich am geeignetsten war... Er war ganz anderes wie ich die anderen Herren kannte. Hennrics hatte schon oft Männer zu sich eingeladen, doch auch wenn sie nobel taten waren sie es nicht. Er hatte die Dienstmädchen seinen Freunden angeboten... Sie mussten gehorchen... Wenn nicht wurden sie verprügelt oder verschwanden. Der Mann der vor mir gesessen hatte, hatte einen kühlen Blick und doch war er fair... Er war ein Edelmann, was ich auf den ersten Blick erkannte. Er würde zu seinem Wort stehen und es war eine Möglichkeit Unterschlupf zu finden. Ich konnte mich verstecken... Er wirkte arrogant und doch war da etwas anderes in ihm... Konzentriert hatte ich ihn angesehen. Kurz hatte ich in seine Gedanken geschaut... er war auch anders ... ich hatte nicht erkannt was es war, doch etwas war da ... „Und?“, hörte ich Miss Fairfax Stimme und zuckte kurz zusammen. War ich doch so in Gedanken gewesen, dass ich die alte Dame nicht bemerkt hatte. Ich sah zu ihr, erkannte ich doch die Neugier in ihrem Gesicht. Genauso sah ich in ihren Gedanken, dass sie wirklich erstaunt war, dass mich der Herr so schnell gehen gelassen hatte, nahm er doch die anderen immer ins Kreuzverhör. Er hatte alle anderen regelrecht vernommen? Verwundert legte ich meinen Kopf leicht schräg und musterte sie. Wieso hatte er es dann nicht bei mir getan? Ich verstand diesen Mann nicht. Erst recht weil ich nicht genau in seine Gedanken schauen konnte und dann noch weil er sich nicht so verhielt wie sein Ruf ihn vorauseilte... Und dann wurde ich hier auch noch bezahlt für meine Arbeit... "Vor sich sehen sie einen neuen Angestellten, den sie einweisen müssen.", sagte ich freudig. Ich war wirklich glücklich darüber, dass er mich nicht einfach weggeschickt hatte und da kam es auch wieder. Ich hörte ihre Gedanken... „Sehr gut gemacht!“, kam es freudig von ihr. Sie war froh darüber, dass sie noch jemanden hatte der mit anpacken würde. Ich lächelte über ihre Gedanken, wollte ich sie doch nicht enttäuschen. Sie klopfte mir auf die Schulter, eher sie schon weiter sprach. „Nun denn. Dann wollen wir mal. Mister Lehnsherrs Tante wird heute Nachmittag eintreffen. Wir haben noch viel zu tun.“, erklärte sie mir und brachte mich in Richtung Küche. „Sobald du mit der Küchenarbeit fertig bist, kannst du dich um den Hof kümmern. Er muss gefegt werden und alle Vorbereitungen getroffen, damit die Kutschen ankommen und versorgt werden können. Sprich dich am besten mit unserem Hauswart ab, er wird dir draußen auch helfen können. Ich habe leider hier drin alle Hände voll zu tun, aber das wirst du schon schaffen.“, brachte sie weiterhin heraus und versuchte mir so meine Aufgaben zu erklären. Aufmerksam lauschte ich den Worten von Miss Fairfax, schließlich wollte ich meine Aufgaben gründlich vollziehen. Das was sie mir auftrug klang im ersten Moment sehr einfach, dass hatte ich ja auch bei meinem alten Herrn gemacht. Nur die Küchenarbeit war nie mein Aufgabengebiet gewesen, daher war ich in diesem Punkt doch etwas nervös. Aber das sollte schon werden. Ich wusste nicht wie man hier bestraft wird, wenn man etwas Falsches getan hatte, doch bemerkte ich schon, das hier alles etwas anders gehandhabt wird, als bei Mr. Hennrics. Niemand hatte Blessuren auf seiner Haut... Ich lächelte sie freundlich an und nickte immer wieder, zeigte ihr so, dass ich sie verstanden hatte. Sie wirkte etwas nervös. Was war das für ein Mensch...? Mister Lehnsherr Tante... Ich konnte es lesen, schrien doch ihre Gedanken fast danach. Die Tante meines neuen Herren, behandelte ihre Angestellten auch nicht gerade gut. Hatte nichts dagegen auch diese mal zu schlagen. Ich schluckte kurz. Sie war eine bildschöne Frau, doch sehr unfreundlich. „Sobald du fertig bist, kannst du dich umziehen und dann wenn die Gäste eintreffen dem Stallburschen helfen die Kutschen wegzubringen.“, schwafelte sie weiter, als wir weiter gingen. Plötzlich hörte ich denn eine Tür aufgehen und schwere Schritte hinter uns. Ich wollte mich grade umdrehen, als bereits mein neuer Herr vor uns stand und uns ansah. „Sir?“, fragte Miss Fairfax. Sein Blick war jedoch auf mich gerichtet, eh er sich dann an die ältere Dame wandte. Ich schluckte kurz und senkte meinen Blick. Hier hatte er mir nicht erlaubt ihn anzuschauen, daher fixierte ich jetzt seine statt meine Schuhe. Wie ich feststellen musste, waren auch diese sehr gepflegt, genauso wie sein ganzes Erscheinungsbild. Ich schluckte kurz... „Ich erwarte ihn heute unter meinen Gästen.“, kam es bestimmt aber nicht unfreundlich von ihm. „Sir?“, fragte Miss Fairfax etwas verwirrt nach und blickte zu mir. „Ich sagte, dass ich Mister Xavier heute unter meinen Gästen haben möchte.“, wiederholte er nun etwas genauer. Und dennoch blieben wir beide verwirrt. Er hatte noch nie verlangt jemanden des Personals an den Feierlichkeiten Teil haben zu lassen. Sah ich es doch in den Gedanken von Miss Fairfax. Mein Blick wanderte zu ihr, die sein Verlangen auch nicht ganz verstand aber es dann so hinnahm. Was bezweckte er damit? Er kannte mich gerade mal einige Minuten und dann sollte ich mit ihm seine Gäste unterhalten? Wollte er mich dort bloß stellen? War ich jetzt sowas wie das Objekt seiner Freunde, wie damals die Dienstmädchen und andere Knappen bei Hennrics. Äußerlich muss mir all die Farbe entwichen sein, die ich überhaupt besaß und ich war schon blass... Schluckend senkte ich wieder meinen Blick. Was verdammt nochmal sollte das ...? „Wie sie wünschen.“ Dann ging er auch schon an uns vorbei. „Nun…..Planänderung. Sobald sie fertig sind ziehen sie sich um und warten auf die Gäste, anstatt die Kutschen zu versorgen.“, sagte sie verwirrt. "Was... was hat das zu bedeuten?", fragte ich sie sofort und lächelte etwas nervös... ~ Eintreffen - Miss Fairfax Das war wirklich sehr eigenartig. Ich wusste ja nicht wie die beiden im Arbeitszimmer miteinander geredet hatten, denn sonst hätte ich einige Vermutungen anstellen können. Vielleicht dass er seine Antworten erfrischend fand oder dergleichen. Aber was wusste ich schon? Ich räusperte mich als mich Charles, nun eindeutig noch blasser geworden, fragte. „Nun….ich nehme an….dass er ihnen zeigen möchte womit sie es hier öfters zu tun haben….“, sagte ich und fragte mich gleichzeitig, ob es nicht doch etwas anderes war. Denn wirklich genau wusste ich es auch nicht. „Genau genommen, ist das das erste mal dass er jemanden von uns einlädt.“, gestand ich ihm und lief weiter Richtung Küche. Da angekommen, berichtete ich den Mägden und dem Koch, wie es weiterging und dass sie gut auf Charles aufpassen sollten, denn er war wirklich blass. Ihm aufmunternd auf die Schulter klopfend, verschwand ich dann aus seinem Aufgabenbereich und um meinen Pflichten wieder nachzugehen. Einige Stunden später, war es dann auch schon soweit. Für eine Mittagspause hatte ich gar keine Zeit gehabt, da ich wusste, dass Eriks Tante immer überpünktlich war. Ich hätte es sonst niemals geschafft mit allem fertig zu werden. Ich war noch dabei den Tisch im Speisesaal zu dekorieren, als ich schon die ersten Kutschen hörte. Seine Tante kam immer mit der ganzen Gefolgschaft. Ihrem eingebildeten Sohn Jonathan, ihrer genau so hochnäsigen Tochter Emily und natürlich ihrer Dienerschaft. Darum mussten wir auch so viele Zimmer fertig machen, da sie meistens gedachte über Nacht zu bleiben. Meistens blieb sie 2 bis 3 Tage, daher hatten wir nun einiges zu tun die nächste Zeit. Jeder war aber erleichtert, wenn sie dann wieder ging. Ich hoffte bei diesem Besuch würde es keine Probleme geben. Letztes Mal als sie hier war hatte sie eine der Dienstboten an den Haaren gepackt und aus dem Zimmer geworfen, nur weil sie ihr zu viel Zucker in den Tee getan hatte. Eine furchtbare Frau. Erik jedoch hatte sich danach darum gekümmert und das Mädchen einfach in ihrem Quartier gelassen, so dass der Eindruck entstand, er habe sie entlassen. Er war ein sehr gütiger Herr. Noch nie hatte er einen von uns entlassen. Nie. Fast alle von uns standen schon seit einigen Jahren in seinen Diensten. Wie dem auch sei, ich hörte die Kutschen und wurde aus der Erinnerung gezogen. Hecktisch begann ich mich mit Anna aus dem Speisesaal zu verziehen und in der Eingangshalle zu positionieren. Das gehörte sich für mich, da ich das Sagen für den Haushalt hatte. In der Halle angekommen, kam auch schon Erik die Treppe hinunter um seiner Tante aus der Kutsche zu helfen. Charles sollte jetzt wohl in seinem Zimmer sein und sich umziehen. Ich hatte ihm einige Kleidung hingelegt, die nicht so fein waren wie die des Herrn, aber nicht ganz so normal aussahen wie unsere sonstige Kleidung. Es würde seinen Zweck erfüllen. Ich hatte ihm gesagt dass er erst zu Essenszeit hinunterkommen sollte, damit die Dame nicht erschlagen würde und es bereits zu spät wäre dagegen zu protestieren, dass er mit aß. Seufzend sah ich zu wie Erik seine Tante begrüßte und dann ihrer Tochter aus der Kutsche half. Doch nun gab es eine weitere Überraschung. Es war ein Dienstbote weniger gekommen, aber dafür…..Lady Raven. Ich ahnte bereits was seine Tante vorhatte….. ~ Neue Sachen - Charles Francis Xavier Ich war gerade am Abwaschen als meine Gedanken wieder zu dem Gespräch mit Miss Fairfax zurück viel. Er hatte bis jetzt noch nie einen Dienstboten gestattet mit an seinem Mahl teilzunehmen. Aber wieso sollte er dann wollen, dass ich dabei war? Miss Fairfax war die einzige die öfters mit ihm speisen durfte, wenn er alleine war, doch sonst war da niemand, der mit ihm den Tisch teilen durfte. Ich verstand es nicht... So wie sie alle von ihrem Herren redeten, war er ein gütiger Mensch. Hart aber recht, sagte der Koch lachend... Ich vertraute dem ganzen nicht. Ich hatte erst überlegt das Ganze zu verweigern... einfach wieder weg zu laufen, aber ich erinnerte mich wieder an meinen Plan... Ich musste untertauchen und das war das wichtigste. Musste mich verstecken, sodass ich nicht gefunden werde... Das ermöglichte mir gerade diese Situation... Ich musste mich meiner Aufgabe fügen... Wie sollte ich mich aber verhalten, wenn ich anderen Edelmännern begegnete? Soll ich sie gleichermaßen behandeln, oder gegenüber ihnen unterwürfig sein. Völlig in Gedanken bemerkte ich nicht, wie schnell die Zeit verging. Ich hatte in der Küche geholfen und war gerade dabei den Hof zu kehren und zu fegen. Er sollte strahlen, meinte der alte Mann, der sich sonst um diese Arbeit kümmerte. Er erzählte mir von der Tante, die Mister Lehnsherr erwartete und das sie ein regelrechtes Biest sein soll. Sie behandelte ihre Dienstboten nicht gut, schlug sie mehrmals am Tag. Ja so kannte ich es auch... Sollte es wirklich so sein, das dieser Herr seine Diener nicht schlug? Als ich den alten Mann darauf ansprach lachte er nur abfällig. "Er würde niemals die Hand erheben!", sagte er dann ernst und wackelte vor meiner Nase mit seinem Zeigefinger umher. Er hatte noch nie einen Dienstboten geschlagen? Träumend fegte ich im Hof weiter und lud den Dreck in einer der Schubkarren ab. Diese sollte ich hinter den Stall bringen, erinnerte ich mich. Zumindest sagte es der alte Mann. Ich lud den Besen dort auf und schob diese Richtung Ställe. Die Stelle die er gemeint hatte fand ich auch schnell und lud dort den Dreck ab. Ich sollte die Schubkarre hier stehen lassen, dachte ich mir, nickte dann zufrieden und lief zurück in mein Zimmer. Hatte doch Miss Fairfax gemeint ich solle dieses Zimmer als mein eigen sehen und das tat ich dann auch. Es war Zeit dass ich mich umzog. Auf dem Weg dorthin, sah ich wie mehrere Kutschen im Hof eintrafen. Interessiert blieb ich kurz stehen und sah wie Miss Fairfax und Mister Lehnsherr seine Gäste begrüßte. Das sollte also seine Tante sein... und wer war die junge Frau neben ihm? Verwundert lief ich ein Stück weiter und musste kurz grinsen. Die Gedanken der erste Frau ließen mich leise kichern... Sie waren wirr und doch von einer solchen primitiven Art... . Die zweite Person hieß Lady Raven. Seine Tante wollte, dass ihr Neffe diese Frau zu seiner Gemahlin nahm... Seine Gedanken jedoch waren mir wieder völlig Fremd.... Schade... Ich hätte gerne mal in seinen Kopf geschaut. Er wirkte sehr ernst und sein Gesicht zeigte fast gar keine Regung, als er die beiden anschaute. Ich musste nicht einmal in seine Gedanken schauen, denn man konnte auch so sehen, dass er seine Tante nicht leiden konnte... Ich lief schnell weiter zum Dienstboteneingang und fand schließlich meinen Weg in mein Zimmer. Miss Fairfax hatte mir hier einige Sachen auf mein Bett gelegt, die ich zum heutigen Anlass tragen sollte. Ich war immer noch nervös... Den ganzen Tag hatte ich schon überlegt, wie ich mich gegenüber der Gesellschaft verhalten sollte. Es war leider nicht leicht, denn ich bin nicht in deren Reihen aufgewachsen. Ich wusste nicht was auf mich zu kam und wenn seine Tante wirklich so schlimm war, würde dieser Abend in einer Katastrophe enden... Seufzend schaute ich an mir herab. Die Arbeit draußen hatte mich wieder dreckig gemacht was bedeutete, dass ich mich abermals waschen musste... Wo hatte Miss Fairfax gesagt waren die Waschräume? Ich zog leicht meine Augenbraue zusammen um mich zu konzentrieren und nahm diese Information aus den Gedanken eines der Dienstmädchen, was gerade frische Blumen in den Vasen verteilte. Zufrieden grinsend lief ich dorthin, wusch mich und zog mich schließlich an. Die neuen Sachen waren so ungewohnt... So anders... Ich hatte in meinem ganzen Leben, noch nie so etwas getragen, was mein Unbehagen nur noch mehr verstärkte, doch brav blieb ich auf meinem Bett sitzen und wartete...Ich wusste nicht, wann mich jemand abholen würde. Holte mich denn überhaupt jemand? Ja das musste ja so sein, denn sonst wusste ich ja nicht wann ich zu ihnen stoßen sollte. Ich fand es sowieso eine absurde Idee meines Herren. Er machte sich bestimmt nur einen Spaß daraus einen Untertanen zu demütigen, auch wenn ich ihn nicht einmal so einschätzte nach den Worten seiner Dienerschaft und diese sprachen nur in guten Tönen von diesem Mann. Ich lehnte mich auf meinem Bett zurück und ließ meine Beine etwas baumeln. Wo war ich hier nur gelandet, dass man so mit seinen Dienern so gutmütig umging? ~ Überraschender Besuch - Erik Magnus Lehnsherr Ich hatte den Morgen damit verbracht meinen Papierberg zu beseitigen und die restliche Zeit in der Bibliothek totgeschlagen. Erst als es Zeit war mich umzuziehen, verließ ich die schützenden Räume, die ich auch für mein Training genutzt hatte. Ich trainierte immer wieder meine Koordinationsfähigkeiten in dem ich mehrere Gegenstände gleichzeitig kreisen ließ. Doch wie immer machte ich dies im Verborgenen. Als es dann Zeit wurde, machte ich mich nun auch fertig und bemühte mich der perfekte Gastgeber zu sein, wie ich es auf der Schule damals eingetrichtert bekommen hatte. Meine Tante nämlich bestand damals darauf, dass ich diese Schule besuchte. Das hätten meine Eltern sicher auch gewollt. Ich hörte die Kutsche anrollen, als ich grade die Treppe hinunterging. Perfektes Timing. Ich atmete noch tief durch, eh ich dann meine Gäste empfing. Meine Tante hatte jetzt schon miese Laune, da die Kutschenfahrt lange gedauert hatte. Ihre Kinder waren frech und arrogant wie eh und jäh. Als ich mich dann umdrehen wollte um sie ins Haus zu bitten, hielt mich meine Tante auf. „Möchtest du Lady Raven nicht aus der Kutsche helfen?“, ich blickte sie fassungslos an. Daraufhin breitete sich ein zufriedenes triumphierendes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Sie hatte mich eindeutig überrascht und genoss nun die Genugtuung. Ich blinzelte einige Male, aber fasste mich dann. „Natürlich.“, sagte ich nun mit etwas weniger Euphorie in der Stimme. Ich öffnete die Kutschentür und nahm die Hand einer Blonden Schönheit entgegen. Wir kannten uns seit wir klein waren, aber sie wohnte ziemlich weit weg. Allerdings war sie der Günstling meiner Tante, weshalb ich also öfters einfach so überrascht wurde. Aber das letzte Mal war schon einige Jahre her. Daher staunte ich doch etwas, als sie sich vor mir aufrichtete und ich in ihr junges aber doch reifes Gesicht blickte. „Lady Raven.“, begrüßte ich sie und küsste ihre Hand. „Es ist lange her, Erik.“, meinte sie lächelnd. Nun da die ganzen Begrüßungsfloskeln vorbei waren und es langsam dunkel wurde, begleitete ich meine Gäste ins Haus. Wir verbrachten einige Minuten im Salon, eh ich Miss Fairfax das Zeichen gab, meinen weiteren Gast hinzu zu bitten. Ich dirigierte derweil meine Gäste in den Speisesaal. ~ Warnungen - Miss Fairfax Da Lady Raven nun auch mit von der Partie war, versprach es ein ziemlich heikler Abend zu werden. Und auch die Tage danach würde nicht viel besser werden. Aber wir würden uns Mühe geben und versuchen das Schlimmste zu verhindern. Erik war immer noch nicht begeistert davon, wie ihn alle in verschiedenen Kreisen verkuppeln wollten. Daher war ich mir sicher, dass er auch dieses Mal nicht darauf eingehen würde. Er hatte sich diesbezüglich immer noch nicht geändert. Hoffte ich. Denn falls er sich doch für Lady Raven entschied, hieß das, dass wir seine Tante genauso am Hals hätten. Aber sicherlich wusste das Erik selbst. Nachdem mich nun Erik weggeschickt hatte, hastete ich nach oben und klopfte an Charles Zimmertür. Als dieser dann aufmachte, blickte ich lächelnd an ihm hinunter. „Gut sehen sie aus.“, meinte ich zufrieden. „Kommen sie. Sie werden erwartet.“ Ich legte eine HandHand auf seinen Rücken und schob ihn den Flur entlang. Ich nutzte die kurze Zeit noch um mich ihm anzuvertrauen und ihn vor einigen Dingen zu warnen. War das doch bei dieser Gesellschaft bei der er jetzt beiwohnen sollte sehr wichtig. „Lassen sie sich nicht von Miss Lehnsherr aus der Ruhe bringen. Genau das will sie. Sie wird ihnen immer die Worte im Munde verdrehen, also passen sie auf was sie sagen. Bleiben sie höflich und anständig. Erwähnen sie nicht dass sie zum Personal gehören, außer Mister Lehnsherr erwähnt dies höchst selbst.“, begann ich auf ihn einzureden und schob ihn weiter voran. „Lady Raven wird versuchen die Gunst des Herren an sich zu reißen, lassen sie sich aber nicht von ihr verdrängen oder unterbrechen, denn das tut sie gern, nur damit ihr unbedeutend werdet. Wenn euch Mister Lehnsherr ins Gespräch mit einbeziehen möchte, dann gehen sie unbedingt darauf ein. Da er ein Gentleman ist, wird er sie nicht auf dem Trockenen sitzen lassen und sie involvieren.“ Ich schob ihn nun vor die geschlossene Tür des Speisesaals und zupfte noch etwas an ihm herum, damit er auch wirklich perfekt aussah. Seufzend lächelte ich ihn noch an. Ihm standen diese Sachen wirklich gut... Die leichte Verletzung konnten wir jetzt leider nicht verbergen und verhindern, dass es die Tante unseres Herren sah, doch wusste sie ja nicht woher er es sich zugezogen hatte. Was wir alle ebenfalls nicht wussten, doch fragte niemand von uns nach. „Sie schaffen das. Und…oh…er wird sie sicherlich für diesen Dienst auch zusätzlich entlohnen. Also sehen sie es positiv.“ Ich klopfte ihm ein letztes Mal auf die Schulter und öffnete dann die Tür. Die Gäste saßen alle schon am Tisch, blickten aber kein einziges Mal auf. Bis auf Lady Raven, die den Neuzugang schon bemerkt hatte. Kurz darauf folgte Erik ihrem Blick und räusperte sich. „Oh….Genau.“, kam es von ihm und er stand auf, wie es eben den Anstand erforderte, wenn sich jemand zu Tisch begab. „Ich habe heute einen weiteren Gast. Er wird uns heute Abend ebenso Gesellschaft leisten. Meine Damen, mein Herr. Das ist Charles Xavier, ein alter Freund von mir.“, hörte ich ihn noch sagen und ich schloss leise die Tür wieder hinter mir... Ich hoffte nur es würde alles gut gehen... Seufzend und besorgt lief ich dann in Richtung Küche. Es gab noch viel zu tun. ~ Der neue Gast - Erik Magnus Lehnsherr Als dann Charles in den Raum trat, war ich überrascht wie gut ihm die neue Kleidung stand. Wüsste ich nicht, dass er für mich arbeitete, hätte ich ihn wirklich aus besseren Hause gehalten, wenn auch nicht ganz so gut wie das meine. Beeindruckend war auch wie er sofort selbstsicher durch den Raum lief und jede einzelne Person begrüßte. Das hätte ich nicht erwartet. Sobald er den Raum betreten hatte, war er wie ausgewechselt. Sicher er zollte mir noch immer großen Respekt, aber langsam entwickelte auch ich Respekt vor ihm. So wie er sich gab, das war einwandfrei. Selbst meine Tante schien nicht ganz so abgeneigt, wie sie es sonst war. Sicherlich war sie nicht ganz so erfreut, jemanden uneingeladenes in dieser Runde zu haben, aber immerhin nahm sie sich zusammen. Mehr als wenn ich andere Gäste mitbrachte. Was ich aber meistens nur aus Protest gemacht hatte, das wusste sie selbst sehr gut. Ich war ihr ein Dorn im Auge, da ich noch immer kein Interesse hatte verheiratet zu werden. Konnte ich ja verstehen, aber ich war glücklicher alleine, als mit irgendwelchen Frauen, die es so wie so nur auf meinen Wohlstand abgesehen hatten. „Nun denn.“, meinte ich und setzte mich wieder hin, nachdem auch Charles seinen Platz eingenommen hatte. Neben mir. Nun ergriff aber meine Tante wieder das Wort. „Wo waren wir? Ah ja….Raven, du hattest grade erzählt welche Fortschritte du in deinem Klavierspiel gemacht hast.“ und schon ging das Gebalze wieder los. Wie ich schon erahnt hatte, ignorierten sie Charles gekonnt und versuchten sich ausschließlich darauf zu konzentrieren mich mit irgendwelchen Fertigkeiten zu beeindrucken. Während die Angestellten langsam den ersten Gang servierten, lauschte ich jetzt schon gelangweilt ihrem Geplapper. Als das Ganze noch immer kein Ende nehmen wollte, sprach ich einfach mitten in die Worte meiner Tante ein anderes Thema an. „Charles, hattest du mir nicht erst neulich erzählt, du liebst es im Garten zu sitzen und zu lesen?“, plapperte ich einfach drauf los und begann ihn auch mit einzubeziehen. Auch wenn es ein solch belangloses Thema wie dieses war. Ich war gespannt darauf wie er reagierte, wie er es schaffen würde so schnell und unbekümmert eine Lüge zu fabrizieren, ohne rot zu werden wie ich. Ich erntete bei dem Unterbruch jedoch einen mehr als nur zornigen Blick meiner braunhaarigen Tante. „Ich nehme an, so viel Auswahl an Literatur wie Erik wird er nicht haben.“, begann meine Tante an Gift zu versprühen und richtete die Worte an ihren Sohn der nur blöd grinste und ihr nickend zustimmte. Ich hob genervt und gleichzeitig gespannt mein Weinglas an die Lippen. Wollte wissen ob er sich zur Wehr setzte oder ich es tun musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)