A Life before... von -Heartless- (Cherik AU) ================================================================================ Kapitel 2: Bekanntschaft mit dem Hausherren ------------------------------------------- Der Morgen danach - Charles Francis Xavier Ich hatte nur noch ein leises ~Shhhhh ~ gehört und dann war ich auch schon wieder im Land der Träume. Ich war dankbar, dass sie mich nicht heraus oder mich nicht vor die Tür warfen. Am Anfang hatte ich gedacht, dass ihr Herr, sie bestrafen würde, doch in ihren Gedanken sah ich keine Gewalt, keine Bestrafung, die sie erhalten würden. Sollte es wirklich einen Herren geben, der seine Angestellten gut behandelte? Die ältere Dame, die neben meinem Bett gesessen hatte, sah auch nicht gerade aus, als hätte sie einige Schläge abbekommen, daher war ich um einiges beruhigter... Das Anwesen der Lehnsherrs? Ich hatte davon gehört... Nicht viel, aber man sagte sich schon, dass der Herr ein sehr schlecht gelaunter Mann sein sollte. Er hatte sich bis jetzt immer noch keine Frau genommen, obwohl er im heiratsfähigen Alter war... Er soll nicht immer bester Laune sein... Trotz dieser Launen wurde er nie handgreiflich. Ich hoffte, dass er es nicht war, der mich später dann vom Hof werfen würde, denn hier konnte ich nicht bleiben. Seufzend öffnete ich wieder meine Augen, drehte meinen Kopf und schaute in den schon fast aufgebrauchten Kamin. Er wärmte noch, doch ich zog meine Decke enger an mich. Ich mochte dieses Geräusch, welches das ersterbende Feuer von sich gab... Dieses sachte knistern vom Holz... Ich sollte weiter schlafen... ich wusste ja nicht was morgen auf mich zukam. Gähnend schloss ich wieder meine Augen... Ich wollte mich noch nicht mit dem beschäftigen was ich getan hatte und wie ich es getan hatte. Noch nicht... Es würde mich schnell genug wieder einholen und ich wollte mir erst Gedanken machen, wenn ich wieder bei Kräften war. Nach einer Weile schlief ich wieder ein. Bekam nicht mit, wie jede Stunde nach mir geschaut wurde. Ich schlief so tief, das ich nicht träumte und in keine Gedanken eingriff. Ich wurde erst wieder wach, als mich die Sonne weckte, die mir direkt ins Gesicht schien. Schläfrig öffnete ich meine Augen und riss sie dann völlig auf. Mit einem Schlag setzte ich mich auf und schaute mich um. Erst einige Minuten später kam die Erkenntnis, dass mich diese Leute aufgenommen hatten... Sie hatten mir geholfen... Besorgt schaute ich mich um, drehte mich zur Seite und ließ meine nackten Füße auf den Boden gleiten. Mein Rücken schmerzte, genauso wie mein Gesicht. Ich hatte das Gefühl mein Kopf würde regelrecht platzen. Zusammen zuckend fasste ich an meine Wange und zog vor Schmerz die Luft ein... Er hatte mich voll erwischt ... Doch ihm würde es jetzt wahrscheinlich schlechter gehen... Er würde nie mehr jemanden mit der Peitsche schlagen, geschweige denn laufen können... Es beruhigte mich ein wenig, doch meine Situation war nicht gerade besser. Was sollte ich jetzt tun? Wo sollte ich hingehen...? Mein Blick viel auf einen kleinen Hocker, auf welchem sich einige Kleider befanden. Langsam griff ich danach und versuchte diese, die anscheinend für mich sein sollte, anzuziehen. Es dauerte eine Weile, doch mir gelang es... Ich legte meine Hände in mein Gesicht und überlegte wie es nun weiter gehen sollte. Ich konnte schließlich nicht hier bleiben... das war zumindest keine gute Idee. Ich zuckte zusammen, als es zaghaft an der Tür klopfte. Ich schaute auf die ältere Frau von gestern Abend. Ich lächelte sie entschuldigend an. Ich war froh darüber, dass sie mir geholfen hatte und jetzt wusste ich nicht genau wie ich meinen Dank aussprechen sollte. „Wie schön sie wach zu sehen.“, meinte sie gleich ehrlich und trat ein. Ich wollte aufstehen, doch machte sie mir mit den nächsten Satz einen Strich durch meine Rechnung. „Bitte bleiben sie sitzen. Jetzt bekommen sie erst mal etwas Ordentliches in den Magen.“ „Ich hoffe ihnen ist warm genug. In dieser Jahreszeit kann es hier sehr zugig werden.“, sagte sie freundlich und stellte mir etwas zu Essen auf den kleinen Nachttisch, der sich neben meinem Bett befand. Verunsichert schaute ich den Teller kurz an und beobachtete dann wie sie den Kamin wieder schürte und Feuerholz nach legte. Nachdem der Kamin auch wieder Leben in sich trug, drehte sie sich wieder zu mir um. „Bitte, greifen sie zu.", sagte sie lächelnd und machte eine Handbewegung, die mir anscheinend sagen sollte, dass ich ruhig essen sollte. "Ich danke ihnen! Ich werde das Essen und ihre Hilfe abarbeiten. Ich bin gut in der Gartenarbeit...", sagte ich schnell und lächelte schief, nahm mir dann den Teller und ein wenig Brot. Langsam begann ich dies zu essen... Die Suppe schmeckte herrlich, auch wenn sie sehr einfach war. Sie wärmte sofort weiter meinen Körper. Währenddessen ich einen Löffel nach dem anderen in meinen Mund führte, zog die ältere Dame, ihr Name war Miss Fairfax, die Vorhänge beiseite. Es solle ein wunderschöner Tag werden, so wie die Sonne schien... Ich war dankbar, dass diese Menschen mich nicht sofort begannen rauszuwerfen, daher genoss ich das Essen und schaute ihr weiter hin schweigend zu. "Wenn ich was anderes tun soll, bitte sagen sie es mir.", sprach ich weiter und schaute sie offen an. Ich wollte bei diesen Menschen nicht in Schulden stehen. Ich war schon froh, dass sich meine Fähigkeiten zum Glück nicht meldeten und ich die Ruhe genießen konnte, wenigstens für kurze Zeit... ~ Mein Heim - Erik Magnus Lehnsherr Ich war schon am frühen Morgen erwacht und beschloss erst einmal auszureiten. Ich hatte heute sehr viel zu tun und wollte daher den Morgen noch etwas für mich nutzen. Heute Abend würden einige Gäste kommen, die ich zwangsweise Gesellschaft leisten musste. Es war ab und an leider erforderlich einige Leute einzuladen um deren guten Draht nicht zu verlieren. Ich war also wieder gezwungen auf freundlich und charmant zu machen, obwohl mich das Ganze mehr als nur ermüdete. Ich hasste es. Und doch musste ich dem Ruf meiner Familie gerecht werden. Sicher es sprach sich herum, dass ich noch immer keine Gattin hatte und dass ich sehr launisch war, aber ich hatte immer noch den Ruf meiner Familie zu verteidigen, weshalb ich mich überhaupt auf solche Treffen einließ. Immer wieder hatte man mir in der Schule eingetrichtert wie wichtig es war Kontakte zu pflegen und sich immer in der Gesellschaft von der besten Seite zu zeigen. Meine Tante würde heute Abend auch kommen, weshalb ich mehr als nur verstimmt war. Sie hatte meine Mutter verachtet, weil sie sich meinen Vater ausgesucht hatte, den sie gleichermaßen begehrt hatte. Seit dem war sie unausstehlich. Ich kannte von ihr so etwas wie Liebe nicht. Sie war kalt, frigide und arrogant. Daher machte sie oft unangekündigte Anstandsbesuche nur um mich zu testen. Aber da ich oft unangekündigte Gäste mitbrachte, war mein Personal darauf vorbereitet. Ich ritt nun mit meinem Pferd über meine Ländereien. Begutachtete mein Land, wie es sich langsam auf den Winter vorbereitete. Die Bäume wurden kahl, die Blumen starben ab und der Rasen glitzerte vom Tau. ~ Kurze Führung - Miss Fairfax Ich lächelte den Fremden beruhigend an. Er sollte sich nicht meinetwegen gehetzt oder unwohl in seiner Haut fühlen. Weshalb ich auch die Hände hob und ihn versuchte mit der Geste zu beruhigen. „Sie machen gar nichts. Erst einmal sehen sie zu, dass sie wieder zu Kräften kommen.“, meinte ich. Ich griff nach einem Stuhl der am Fenster stand, damit ich mich kurz hinsetzen und mit ihm reden konnte. Es war ja noch so früh, später konnte ich dann meinen Pflichten wieder nachkommen. „Wie ist ihr Name?“, fragte ich dann nach einer kleinen Pause. „Was ist mit ihnen passiert? Sie scheinen ganz schön etwas abbekommen zu haben. Ach was rede ich da. Das geht mich nichts an, ich möchte bloß dass sie sich ausruhen. Ja?“ Ich wusste nicht was mit ihm passiert war, aber es war wohl besser, dass er nun hier gelandet war und nicht mehr dort war, wo man ihm das angetan hatte. Ich wollte mir gar nicht ausmalen was geschehen war. „Und was die Arbeit betrifft, haben wir hier mehr als genug. Sobald es ihnen besser geht, stelle ich ihnen den Hausherren vor. Er wird ihnen sicher gerne Arbeit anbieten. Wenn sie hier bleiben möchten.“ Ich verschwieg allerdings, dass er sich nicht immer sehr fair gegenüber Personal verhielt, wenn es darum ging jemanden neu anzustellen. Aber die meisten behielt er trotzdem, auch wenn er sie vorher vielleicht angebrüllt hatte. Er bezahlte nicht schlecht. Nicht sehr gut, aber genug um zu leben und mehr als manch anderer. Außerdem gewährte er uns hier ein Heim. Auch wenn er verreiste, so durften wir dennoch hier bleiben und für das Haus sorgen. Er bot uns ein zu Hause an und Arbeit. Und falls doch welche wechseln wollten, dann bemühte er sich und suchte ihnen eine neue Arbeit. So schlecht wie man sich so herumerzählte war er nicht. Auch wenn ich über die Jahre Trauer und Schmerz in seinem Herzen vorfand. Und Einsamkeit... "Ich danke ihnen abermals.", hörte ich den jungen Mann sagen. "Es geht schon... ich würde heute gleich anfangen...", sprach er schnell weiter. "Ich würde ihnen heute sehr gerne helfen..", meinte er immer noch und nickte mir zu. Ich war nicht ganz damit einverstanden, dass er jetzt schon beginnen wollte, aber ich sah so viel Entschlossenheit in seinem Blick, dass ich mich nicht traute ihn ans Bett zu ketten. Wenn er wollte, dann sollte er helfen. Heute hatten wir viel zu tun, daher war ich froh wenn wir eine Hilfskraft mehr hatten. Ich schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln und stand wieder auf. „Ich weiß ihre Hilfe sehr zu schätzen, Mister….“, begann ich. Auch wenn er nicht auf meine Fragen eingegangen war, wollte ich doch seinen Namen erfahren. Er konnte mir auch einen falschen angeben, ich brauchte nur einen Anhaltspunkt, wie ich ihn nennen sollte. "Ähm Entschuldigung... Mein Name ist Charles Xavier...", sagte er dann schnell, hatte er doch anscheinend meine Frage vergessen. Ich nahm schließlich das Tablett, das er beinahe völlig geleert hatte und nickte ihm zu. „Ziehen sie sich ihre Schuhe an und sie können gleich mitkommen.“, meinte ich allerdings dann zu ihm. Wenn er sich nützlich machen wollte, dann wollte ich ihm dies auch gewähren. Denn scheinbar ließ er sich nicht davon abbringen. „Mister Lehnsherr ist ausgeritten und wird heute Abend einige Gäste erwarten. Daher könnten wir gut Hilfe in der Küche gebrauchen. Der Garten hat zu dieser Jahreszeit leider nicht viel zu bieten. Wenn es ihnen also keine Umstände macht.“ "Es ist kein Problem...", hörte ich Charles der mir bereitwillig folgte. Es war mir nicht recht ihn schon herum zu scheuchen, nachdem er solch eine schlimme Nacht durchlebt hatte. „Aber sobald sie Schmerzen haben oder ihnen nicht wohl ist, bitte zögern sie nicht, mich darüber in Kenntnis zu setzen. Dann verfrachte ich sie nämlich wieder ins Bett.“ Das sagte ich mit Nachdruck und viel Sorge in der Stimme. "Ich werde Bescheid geben...", sprach er sofort. Ich wusste, manchen konnte ich sehr zur Last fallen und nerven, aber ich hatte nie eigene Kinder und sah daher die Menschen um mich herum als meine Familie an. Viele hatten kein Glück und waren froh jemanden um sich zu haben der sie verstand. Und diese Rolle hatte ich mir etwas angeeignet. Ich führte ihn schließlich durch die Gänge und zeigte ihm wo sich die Küche befand. Für heute würde er sich nur den Weg zur Küche, Bad, seinem Zimmer und dem Speisesaal merken müssen. Alles andere hatte noch Zeit. Er hatte nur eben einen etwas ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht. Da der Herr auch noch unerwartet Besuch bekam, war es eben etwas stressig. Aber alles andere würden wir schon nachholen können. „Freut mich sehr Mister Xavier.“, meinte ich dann aber ehrlich und blieb kurz stehen um ihm die Hand zu reichen. „Mein Name ist Miss Fairfax. Ich bin seit vielen Jahren die Haushälterin hier.“, stellte auch mich ihm vor eh ich ihn dann weiter führte. „Es steht der Winter bevor. Bald wird es hier sehr trist und einsam werden, da wir über den Winter meistens eingeschneit sind.“, erklärte ich ihm. Daher lief es hier auch bald alles auf Hochtouren. Wir mussten Vorräte besorgen und alles vorbereiten, falls wir wieder einen so schlimmen Winter wie letztes Jahr erleben würden. Aber Mister Lehnsherr kümmerte sich immer gut darum, dass wir es hier schön hatten und uns nichts fehlte. Ich wollte ihm grade davon erzählen, als ich hörte wie die Haustür aufschwang und schwere Stiefelschritte in der Eingangshalle über den Marmorboden hallten. Kurz darauf hörte ich auch schon, wie er nach mir verlangte. „Miss Fairfax! Miss Fairfax!“, kam es vom Eingangsbereich her. Und mit jedem Ruf wurde seine Stimme ungeduldiger. „Ich bin gleich zurück.“, entschuldigte ich mich bei Charles und dackelte davon. ~ Mein Heim II - Erik Magnus Lehnsherr Ich hatte mir Zeit gelassen bei meinem Ausritt und kam etwas später als erst angenommen wieder zu meinem Ausgangspunkt zurück. Ich stieg ab und übergab mein Pferd dem Stallburschen. Es war wirklich kalt geworden, denn ich konnte meine Zehen kaum noch fühlen. Während ich mir die Handschuhe abstreifte, überquerte ich den Hof und ging ins Haus. Ich erschreckte eines der Mädchen zu Tode, als ich die Flügeltür aufstieß und diese krachend an den Wänden anschlugen. Bestimmt rief ich bereits nach meiner Haushälterin. Ich wollte mich nach dem Fremden erkundigen. Denn falls es sich um einen unangebrachten Gast handelte würde ich ihn jetzt rausschmeißen. Ich wollte nicht noch jemanden mehr durchfüttern, wenn er nicht die Absicht hatte hier zu bleiben oder nur Unruhe stiften wollte. Nach dem vierten Mal rufen, kam die ältere Haushälterin aus der Richtung in der die Küche lag. „Sie wünschen?“, fragte sie mich etwas keuchend, da sie sich anscheinend beeilt hatte. Ich räusperte mich. „Bringen sie mir den Fremden in zehn Minuten in mein Büro.“, verlangte ich und reichte einem der Dienstmägde meine Reitersachen. Eh ich dann nach oben ging um mich umzuziehen und schließlich den Mann zu erwarten, den ich so eben zu mir bestellt hatte. „Sehr wohl.“, kam es noch von meiner Verwandten, bevor sie sich auf den Weg machte. ~ Bekanntschaft mit dem Hausherrn - Charles Francis Xavier Ich hörte die zornige Stimme des Herren und zuckte kurz zusammen. Denn mit einem Schlag hörte ich all die Stimmen wieder, die mir vorher verborgen geblieben waren. Automatisch legte ich meine Hände an meinen Ohren und versuchte mich zu konzentrieren, sodass sie wieder verschwinden konnten. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein und aus. Wieso musste der Mann auch so laut sein...? Immer wieder atmete ich tief durch... Hatte es mir doch in letzter Zeit immer gut geholfen mich wieder zu beruhigen. Was mir auch jetzt gelang... Ich konzentrierte mich weiter und lächelte kurz über mich selbst. Wie erbärmlich... Ich schaute auf als ich die Schritte von Miss Fairfax hörte die sich wieder näherte und vor mir stehen blieb. Es war anscheinend nur ein kurzes Gespräch gewesen, dass sie so schnell zu mir zurück fand. Ich hatte noch nicht einmal Zeit gehabt mich umzuschauen, denn durch die leichten Kopfschmerzen, die sich meldeten und meinen Fähigkeiten, hatte ich eher damit zu tu, als mich mit meiner Umgebung auseinander zu setzten. An ihrem schnellen Gang und ihre Nervosität wusste ich, dass etwas nicht ganz stimmen konnte, erschien sie mir doch sonst eher ruhig und sogar gelassen. Was war passiert? Verwunderung zeichnete sich in meinem Gesicht ab, aber auch Sorge und Angst. Würden sie mich jetzt hinaus werfen? Es war nicht zu verwundern, schließlich kannte mich hier niemand und der Herr wollte bestimmt nicht noch eines der Münder stopfen, die hier ihre Arbeit verrichteten. Schnell musterte sie mich, richtete mein Hemd und führte mich nach oben. Was sollte das? Wieso nach oben... ?Automatisch schluckte ich schwer... Ohne Punkt und Komma sagte sie mir, dass ich zu ihrem Herren musste und erklärte mir wie ich mich verhalten sollte. Es war also soweit, ob er sich entschied mich hier zu behalten oder nicht. Ich nickte bei ihren Tipps. Ich sollte ihm immer auf seinen Fragen antworten... egal welche Fragen? Ich solle ihn nicht lange anschauen und keine Gegenfragen stellen. Das sollte ich hinbekommen, von meinem alten Herren war ich es gewohnt, nicht zu schauen... den Blick auf den Boden gerichtet zu halten, um nicht aufzufallen. Sie führte mich durch einen weiteren Flur, der wirklich schick verziert worden war. War ich doch damals bei Hennrics eher im Stall und draußen gewesen, als wirklich drinnen, daher konnte ich nicht beurteilen, ob solch ein Aussehen oder gar Ansehen typisch war. Ich nahm es so hin, dass es für reiche Leute typisch war. Einige Gemälde hingen an den Wänden, was bis zur Hälfte von unten nach oben aus Holz bestand. Ich nickte ihr abermals zu und schaute sie nochmal besorgt an, als sie mich vor seiner Tür ablud. Wieder musste ich schlucken, wusste ich doch nicht was auf mich zu kommen sollte. Er soll eben sehr launisch sein und vorhin war er nicht gerade sehr freundlich gewesen... Ich schloss meine Augen und sah noch mal zu der alten Dame. "Viel Glück...", sagte sie noch und verschwand. Ich seufzte; holte nochmal tief Luft. In Gedanken ging ich schnell noch mal die Dinge durch, die ich beachten musste, nickte mir selbst zu und klopfte dann an. Ich trat erst ein, bis ich die Stimme auf der anderen Seite vernahm und sofort wusste ich, dass dieses Bewusstsein, dieses war, welches ich gestern gespürt hatte. Dass mich eigentlich beruhigt hatte... Ziemlich irritiert versuchte ich mich schnell selbst zu beruhigen und trat mit gesenktem Blick ein. Meine Augen huschten schnell umher, sodass ich mir das Zimmer genauer anschaute. Es war anscheinend sein Büro... Denn es standen einige Regale mit Büchern herum, nach vorne traute ich mich nicht zu schauen. Innerlich seufzte ich und hoffte, dass dieses Gespräch schnell enden würde. Dass ich meine Schuhe sah, war nicht schlimm. Bei Hennrics hatte ich sie auch immer gesehen, nur dass kurz darauf immer Hiebe folgten... Hier blieben sie aus... ~ Der Neue - Erik Magnus Lehnsherr Ich hatte mich nun umgezogen und streifte mit meinen Händen nochmals kurz durchs Haar. Eh ich mich dann mit meiner Morgenpost an den Schreibtisch setzte. Mit gerunzelter Stirn betrachtete ich die Briefe, die ich bekommen hatte. Meistens Einladungen oder Aufforderungen von Leuten, denen ich noch etwas bezahlen musste. Also nichts Wichtiges. Als es dann klopfte, hielt ich es nicht einmal für nötig aufzusehen. Sondern kramte aus meiner Schublade eine meiner Zigaretten. „Komm rein.“, sagte ich etwas barsch, denn ich wusste ja genau wer sich gleich in mein Büro trauen musste. Ich sah allerdings noch immer nicht auf, sondern präparierte meine Suchtquelle, die ich jedoch nicht oft ausschöpfte. „Setzen.“, meinte ich und steckte sie mir an. Eh ich sie dann entzündete. Erst dann blickte ich auf. Ich stützte meinen rechten Arm auf meinen Schreibtisch ab und nahm mir nun die Zeit ihn genauer zu betrachten. Gestern Nacht hatte ich nur einen kurzen Blick auf ihn geworfen. Außerdem hatte er die Augen geschlossen. Denn jetzt sah ich die eisblauen Augen erst, die stier auf den Fussboden gerichtet waren. „Sieh mich an.“, sagte ich dann bestimmt, da ich mir diese Augen genauer ansehen wollte. Als sie dann ihren Weg zu meinem Gesicht fanden, vergaß ich einen Moment lang, dass ich grade eine brennende Zigarette in der Hand hielt. Noch nie hatte ich derart schöne Augen gesehen. So klar, offen und unendlich ehrlich. Doch lag Schmerz in ihnen. Ich fasste mich wieder, lehnte mich in meinem Stuhl zurück und zog erst einmal an meiner Zigarette. Ich ließ mir Zeit. Denn meistens verunsicherte ich die Person mir gegenüber nur noch mehr, wenn ich meine Worte hinauszögerte. Doch er schien nicht wirklich nervös zu werden. Beeindruckend. Schließlich begann ich dann. „Wie ist dein Name?“, wollte ich wissen und ließ ihn nicht aus den Augen. Sicher hatte ihn Miss Fairfax schon darüber unterrichtet, wie man sich mir gegenüber verhalten sollte. Zumindest als Angestellter. Allerdings….angestellt hatte ich ihn noch nicht. „Was kannst du?“, fragte ich schließlich weiter, da ich wissen wollte ob er zu gebrauchen war. Schließlich wollte ich keinen Nichtsnutz in meinem Heim, den ich auch noch durchfüttern musste. "Mein Name ist Charles Xavier mein Herr... Wie ich bereits Miss Fairfax unterrichtete, bin ich bestens in der Gartenarbeit... Heute werde ich in der Küche aushelfen, wenn sie mir gestatten zu bleiben.", antwortet er ehrlich und schaute mich weiterhin einfach nur an. Charles Xavier also. Ich ließ mir den Namen einige Male durch den Kopf gehen. Noch nie hatte ich so einen außergewöhnlichen Namen vernommen. Aber sehr passend zu einem genau so außergewöhnlichen Mann. Jemand mit solchen Augen, musste anders sein. Ich war doch überrascht wie gefasst und redegewandt er mir antwortete. Als würde ich ihn kein bisschen einschüchtern. Sein Blick war sehr direkt und dennoch konnte ich in ihnen nicht erkennen was in ihm vor sich ging. Er schien auch keine Probleme damit zu haben mich anzusehen. Viele blickten dennoch immer wieder weg, weil ihnen mein Blick zu hart war, zu prüfend. Doch er hielt meinem Blick stand. Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Nun war ich der, der den Blick löste. Ich sah auf meine Unterlagen vor mir und zog genüsslich an der Zigarette. „Gartenarbeit, also.“, fasste ich nochmal zusammen. Auf meinem Anwesen gab es nicht sehr viele männliche Bedienstete. Einen älteren Herrn der sich um die ganzen Kerzen und all das kümmerte was kaputt war, einen Jüngling bei den Pferden und einen Gärtner. Aber bei meinem großen Anwesen kam dieser kaum mit der Arbeit voran. Daher konnte ich noch jemanden gut gebrauchen. Allerdings im Winter gab es für ihn nicht viel zu tun. Aber wie er mir schon mitteilte, hatte Miss Fairfax anscheinend schon weitere Arbeit für ihn gefunden. Nun blickte ich wieder auf. „Willst du denn bleiben?“, fragte ich zurück und lehnte mich entspannt weiter in meinen Sessel. Ich hatte keine Hemmungen zu zeigen, dass ich eindeutig über ihm stand. Dass ich viel Geld hatte und auch wusste damit umzugehen. Immerhin waren meine Bediensteten davon abhängig. Ich zahlte jedem meiner Bediensteten gleich viel. Nicht vielen Orten wurde so gut ausgezahlt wie bei mir. Das wusste ich auch. Und genau das setzte ich meistens auch ein. Sei es um zu locken oder um zu erpressen. Jäh nachdem. Aber bisher hatte ich noch niemanden in meinem Personal gehabt, welcher ich unbedingt davon abhalten wollte zu gehen. „Wenn du bleiben willst, musst du deinen Aufgaben täglich nachkommen. Auch die, die vielleicht nicht ganz so alltäglich sind. Wenn was verlangt wird, wird’s einfach gemacht. Ohne Groß Fragen zu stellen oder sich zu überlegen ob du dazu fähig bist. Verstanden?“, erklärte ich ihm das Wichtigste. „Zahlen werde ich dir monatlich 30£. So gut wie ich bezahle, wirst du kaum jemanden finden.“ 30£ waren eigentlich fast schon zu viel. Aber ich hatte viel Geld und meine Dienstboten arbeiteten besser wenn ich sie gut bezahlte. Früher hatte ich 20£ bezahlt, aber das hielt nicht gut, hatte ich bemerkt und sie liefen mir oft davon. Jetzt jedoch blieben sie gern. Auch wenn es ein kleines Vermögen war, was ich monatlich all den Leuten zahlte. "Ich würde gern bleiben und nehme ihr Angebot dankend an.", sagte er und nickte mir zu. Ich nickte ebenfalls zufrieden, als er mein Angebot annahm. „Sehr schön.“, meinte ich nicht ganz so ehrlich wie ich es aussprach. Für mich war es nichts Neues, jemanden anzustellen. Daher war es für mich so wie immer. Reine Routine. Allerdings hatte ich noch nie jemand so Spezielles vor mir sitzen gehabt wie er. Ich ordnete meine Papiere vor mir, eh ich dann meine Zigarette wieder ausdrückte. Ich sollte damit aufhören. Wollte ich schon lange. Aber in manchen gesellschaftlichen Kreisen war es nun mal üblich zu rauchen. „Gut, du kannst gehen.“, meinte ich dann an ihn gewandt. „Miss Fairfax wird dir alles zeigen.“ Ich hatte in die ältere Dame sehr viel Vertrauen und war mir sicher, dass sie ihn gut einführen und unter ihre Fittiche nehmen würde. Wie sie es mit allen tat. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie es sein würde, wenn sie mal nicht mehr unter uns weilte. Hier würde alles in Chaos versinken. Doch glücklicherweise erfreute sie sich ja noch bester Gesundheit. Nachdem er aus meinem Büro verschwunden war, stand ich auf und blieb am Fenster stehen. „Charles Xavier.“, murmelte ich. Ein wirklich außergewöhnlicher Mann. Ich war sehr neugierig wie er sich anstellte. Und was ich noch alles über ihn erfahren würde. Nun…das würde sich zeigen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)