Sweet Dream von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Dream One -------------------- Dream One Ein Keuchen kommt über seine Lippen und wird sogleich in einem gierigen Kuss erstickt. „Hmm… Kojiro…“, kommt es unter einem Keuchen über seine Lippen, als der andere sanfte Küsse über seinem Hals verteilt. „Schhh~ …“, murmelt Kojiro nur an Genzos Hals. Mit seiner Zunge wandert er genau über die Stellen, wo Genzos Puls unter der Haut stark pocht, was dem anderen erneut ein Wimmern entlockt. Seine geschickten Hände lies Kojiro über den ganzen Körper seines Geliebten wandern. Sanft streichelt er ihm über den starken Rücken und drückt ihn dabei doch besitzergreifend an sich, so dass der andere nur allzu deutlich seine Erregung spüren konnte. Wakabayashi lässt den Kopf nach hinten fallen und stöhnt ungehemmt auf, als Kojiro mit seinen Lippen seinen Hals hinunter wandert und nun seine Brust mit Küssen bedeckt. Bestimmt drückt der Stürmer seinen Liebsten dann nach hinten aufs Bett, auf welchem sie sitzen, nur um gleich darauf wieder über ihn herzufallen. Kojiro bedeckt seine ganze Brust mit Küssen, leckt und reizt seine Brustwarzen bis sie hart abstehen. Dabei lauscht er die ganze Zeit über zufrieden Genzos Wimmern, Stöhnen und Keuchen. Jedes Mal jagt es ihm selbst einen Schauer über den Körper, wenn Genzo seinen Namen stöhnt. Er genoss es den anderen so richtig zu verwöhnen und ihn dazu zu bringen in anzuflehen endlich weiter zu machen und ihn zu nehmen. „..Kojiro….bitte….“, kommt es genau in dem Moment mit einem Keuchen über Genzos Lippen. Kojiro legt sich über den Keeper und verwickelt ihn in ein feuriges Zungenspiel. „Soll ich dich erlösen?“, haucht Kojiro ihm ins Ohr und fasst ihm dabei in den Schritt, welchen er sogleich anfängt zu bearbeiten, was Genzo dazu bringt erneut laut aufzustöhnen. „..Oh ja …. Kojiro …. bitte.“, fleht er den anderen an und schaut ihm mit verschleierten Blick in die Augen. Gott, Kojiro liebte es, wenn er ihn so ansah. Wenn die reine Lust aus seinem Blick spricht und gleichzeitig so viel Liebe für ihn. Ohne lange nachzudenken zieht Kojiro Genzo die Hose aus und nah seinen erregten Schwanz in die Hand und beginnt damit ihn zu bearbeiten, was Genzo direkt mit einem Stöhnen quittiert. „Gott,…. Kojiro ….“, stöhnt Wakabayashi und wirft den Kopf so weit in den Nacken, dass seine Sehnen sich am Hals spannen. Immer wieder entweicht seinem Mund ein Stöhnen, was Kojiro nur allzu gerne hört. Doch dann hört Kojiro abrupt auf, was ihn ein missbilligendes Murren von Genzo einbringt. Der Stürmer hört nur kurz auf, um sich seiner eigenen Klamotten zu entledigen, die er noch trug. Gierig wandert der Blick von Genzo an Kojiros durchtrainiertem Körper entlang. Er liebt den anderen und will nichts anderes als ihn in sich zu spüren und zwar SOFORT. Als hätte Kojiro seine Gedanken gelesen kommt er zu Genzo rüber und küsst ihn leidenschaftlich, während er so behutsam und so langsam wie möglich einen Finger in ihn einführt. Kurz verkrampft sich Genzo, entspannt sich aber auch wieder sofort, was Kojiro dazu veranlasst ihn weiter zu bearbeiten. Genzos Stöhnen halt in Kojiros Mund wieder und lässt den Körper des Stürmers bis ins Mark erzittern. Davon ermutigt führt er einen zweiten Finger ein und beginnt Genzo zu weiten. Dieses Mal jedoch schneller, denn mit jedem Stöhnen von Genzo wurde sein Schwanz immer härter, bis er Kojiro nicht mehr aushielt und seine Finger herauszog und sich vor Genzo positionierte. „Tu es …“, wispert Genzo noch mit zittriger Stimme und lustverschleiertem Blick, ehe Kojiro sich mit einem tiefen Stoß in ihm versenkte. Genzo schrie auf und warf den Kopf zurück. Sein ganzer Körper verkrampft sich, was Kojiro dazu veranlasst kurz zu warten, auch wenn es zu gerne direkt noch weiter in Genzo stoßen würde. Einen Moment später hat Genzo sich wieder entspannt und Kojiro beginnt ein schnelles Tempo anzuschlagen. Es dauerte nicht lange bis sich Kojiros Höhepunkt ankündigt und er sich mit einem lauten Schrei in Genzo ergießt. Er schaut auf Genzo hinab und streichelt ihm die verschwitzten Haare aus der Stirn. „Ich liebe dich, Genzo.“, murmelt Kojiro mit belegter Stimme. „Ich liebe dich auch, Kojiro.“ … Ruckartig setzt sich Kojiro in seinem Bett auf. Er ist schweißgebadet und hat eine schmerzhafte Latte zwischen den Beinen. Verdammt, wieso hab ich immer wieder diese Träume? Ein leises Seufzten verlässt seine Lippen, als Kojiro seine Beine aus dem Bett schwingt und sich anschickt ins Badezimmer zu gehen. Fast jede Nacht habe ich den gleichen Traum von Wakabayashi und mir… zum Glück, kann er meine Gedanken nicht lesen. Mit dem Gedanken stellt er die kalte Dusche an und stellt sich darunter, um sich eine Abkühlung zu verschaffen. Wakabayashi darf nie erfahren, was ich für ihn empfinde. Das wäre eine Katastrophe. Außerdem glaube ich, dass er nicht davon begeistert wäre. Nach der Dusche zieht Kojiro seine Klamotten an und schnappt sich seine Sporttasche. „Bis heute Abend, Mutter.“, ruft er noch, ehe er das Haus verlässt und seine Träume und Gefühle wieder in seinem Herzen einschließt. So wie jeden Tag, damit er sie dann, die Nacht wieder durchleben kann… Kapitel 2: Dream Two -------------------- Dream Two Kojiro kommt gerade am Trainingsplatz an, als Wakabayashi auch schon auf ihn zukommt. Toll, muss ich direkt auf ihn treffen? doch Kojiro grinst ihn nur schief an. „Na Wakabayashi, bereit heute beim Training jede Menge Tore von mir zu kassieren?“, fragt Kojiro ihn großspurig, wobei sein Herz wie wild gegen seine Brust pocht. Wakabayashi grinst ihn seinerseits nur an, was Kojiros Herz dazu bringt noch schneller zu schlagen. Gott, weiß dieser Mistkerl eigentlich, wie verflucht geil er aussieht, wenn er so lächelt? Unwillkürlich muss Kojiro schlucken, da er eine ganz trockene Kehle bekommen hat. „Träum weiter, Hyuga.“, meint Wakabayashi noch immer grinsend. „Gegen mich schießt du niemals ein Tor.“ Mit diesen Worten und ohne auf eine Antwort von Kojiro zu warten, geht Genzo in Richtung der Umkleideräume. Das ist nicht das einzige, was ich niemals bei dir erreichen werde, Genzo. denkt Kojiro missmutig und schickt sich an dem Keeper zu folgen. „Hey Kojiro!“, ruft ihn von hinten eine vertraute Stimme, die ihn sogleich aus seinen trüben Gedanken reist. Ken und Sawada kommen auf ihn zugelaufen. „Morgen Jungs.“, meint Kojiro, als er stehen bleibt und sich zu seinen beiden Freunden umdreht. „Was wollte den Wakabayashi von dir?“, fragt Ken seinen ehemaligen Kapitän neugierig. Auch Sawada betrachtet seinen besten Freund neugierig. Die beiden wissen von Kojiros Liebe zu Wakabayashi, da Kojiro einmal einen seiner speziellen Träume hatte, als er mit den Zwei in einem Zimmer geschlafen hat, während eines Aufenthalts in einem Trainingscamp. Zu Kojiros großem Glück haben die beiden das Ganze locker aufgefasst und ihm hoch und heilig geschworen niemanden etwas davon zu erzählen, wofür Kojiro ihnen bis heute sehr dankbar ist. „Wakabayashi wollte mich nur mal wieder daran erinnern, dass ich niemals ein Tor gegen ihn schießen würde.“, meint Kojiro schulterzuckend. Es bedeutete ihm schon lange nichts mehr, ein Tor gegen Wakabayashi zu schießen – höchstens, dass er dann Genzos ungeteilte Aufmerksamkeit hat, spornt ihn an, ein Tor gegen ihn zu schießen. „Wieso fragst du ihn nicht mal, ob er mit dir trainieren würde. Also nur ihr zwei versteht sich.“, schlägt Sawada vor und reist damit den Stürmer aus seinen Gedanken. „So ein Blödsinn, darauf würde sich Wakabayashi niemals einlassen. Der gibt mir dann höchstens zur Antwort, dass ich doch auch mit Wakashimazu trainieren kann und das ich eh nie gegen ihn ankomme.“, meint Kojiro, wobei die Idee mit Wakabayashi alleine zu trainieren wirklich sehr verlockend ist. „Dann antworte ihm doch einfach, dass ich kein ernsthafter Gegner mehr für dich bin und das es für dich kein besseres Training gibt, als mit der ungeschlagenen Nummer 1 der Welt zu trainieren.“, wirft dann Ken zur großen Überraschung von Kojiro und Sawada ein. Denn normalerweise kann es Ken nicht leiden, wenn man ihm vorhält, dass Wakabayashi die unschlagbare Nummer 1 ist. „Aber Ken …“, will Kojiro einwerfen, um die Gefühle von seinem Freund nicht zu verletzten. „Mach dir mal keinen Kopf, Kojiro. Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden, dass ich niemals an Wakabayashis Niveau herankommen werde. Er ist einfach Weltklasse.“, meint Ken mit einem leicht traurigen Lächeln. Freundschaftlich legt Kojiro ihm die Hand auf die Schulter. „Du bist auch ein verdammt guter Torhüter.“, meint Kojiro und lächelt Ken aufmunternd an. „Danke, Kojiro.“, sagt Ken und lächelt ihn an. „So, jetzt sollten wir uns so langsam aber mal umziehen gehen, sonst kommen wir noch zu spät zum Training, obwohl wir anwesend sind.“ „Okay, gehen wir.“, meint Kojiro und geht gemeinsam mit seinen besten Freunden in Richtung Umkleidekabine. Während Kojiro draußen mit Ken und Sawada redet, sitzt Wakabayashi alleine in der Umkleidekabine und grübelt über einen Traum den er letzte Nacht hatte. Wieso habe ich geträumt, dass ich Kojiro geküsst habe? Das ergibt doch gar keinen Sinn. Ein leises Seufzten verlässt seine Lippen. Vielleicht liegt es ja daran, dass ich gerade erst mit Vallery Schluss gemacht habe, bevor ich hierher nach Japan gekommen bin. Aber wieso träume ich dann von Kojiro? Genzo wird aus seinen Gedanken gerissen, als sich die Tür öffnet und Taro Misaki die Umkleide betritt. „Hallo Genzo.“, grüßt Taro ihn und lächelt ihn freundlich an. „Hey Taro.“, meint Genzo und beschließt seine Grübelei auf später zu verschieben. „Wo hast du den Tsubasa gelassen?“, fragt Genzo Taro, während sich dieser umzieht. Normalerweise kommt das Goldene Duo nämlich immer zusammen. „Tsubasa musste noch kurz zum Trainer. Er kommt gleich nach.“, meint Misaki und zieht sich sein Trikot an. „Verstehe.“, meint Wakabayashi und steht von der Bank, auf der er bis gerade noch gesessen hat, auf. Er nimmt seine Handschuhe und geht zur Tür. „Bis gleich dann Taro.“, meint Wakabayashi noch, ehe er die Umkleide verlässt und in Richtung Trainingsplatz geht. Draußen kommen im Kojiro, Ken und Sawada entgegen, die in Richtung Umkleide unterwegs sind. „Ich dachte schon, ihr hätte keine Lust auf Training und es euch anders überlegt.“, scherzt Wakabayashi und grinst sie an. „Pass lieber auf, dass dir gleich beim Training nicht die Lust vergeht.“, meint Kojiro und grinst ihn an. Wakabayashi erwidert kühl das Grinsen und geht einen Schritt auf Kojiro zu. „Versuch es ruhig, aber gegen mich schießt du niemals ein Tor.“, meint Wakabayashi mit einem Grinsen auf den Lippen. Ken und Sawada beobachten die Situation, ehe sie sich anschauen und dann entscheiden sich unbemerkt aus dem Staub zu machen. So leise wie möglich schleichen sie an den Zwei vorbei und stellen sich in den Gang zu den Umkleidekabinen, damit sie, falls es eskalieren sollte, eingreifen können. Nicht einmal eine Hand passt zwischen Genzo und ihn. Für Kojiros Geschmack ist Genzo ihm gerade viel zu nah – oder eben noch nicht nah genug, wenn man nach seinem pochenden Herzen geht. Kurz schluckt er. Krieg dich wieder ein, Kojiro. Du bist doch kein Waschlappen, oder willst du dich hier von ihm so vorführen lassen, wie ein blutiger Anfänger? „Sei dir da mal nicht so sicher.“, meint Kojiro in seinem üblichen großspurigen Ton. Jetzt nur nicht irgendwie Schwäche zeigen. „Ich habe viel und hart in Italien trainiert. Glaube nicht, dass ich noch so schwächlich bin, wie vor drei Jahren.“ Genzo lacht leise. „Na das werden wir dann ja im Training gleich sehen, wenn wir heute unser erstes Trainingsspiel haben.“, meint Genzo grinsend, ehe er an ihm vorbeigeht. „Also zeig mir, was du drauf hast, Tiger.“, flüstert Genzo so leise, dass nur Kojiro es hört. Dessen Herz schlägt direkt wieder schneller, als Genzo ihm diese Worte regelrecht ins Ohr flüstert. Gott, wenn wir nicht hier auf dem Platz wären, würde ich dir direkt zeigen, was ich drauf habe. Das Blut kocht in seinen Adern, wenn schon nicht aus Wut, sondern aus blanker Erregung heraus. Ich sollte schnellsten hier weg, sonst passiert noch ne Katastrophe. denkt Kojiro und ballt die Hände zu Fäusten, so fest, dass der Schmerz ihn wieder klar denken lässt. „Das werde ich, Wakabayashi, verlass dich drauf.“, meint Kojiro und geht weiter Richtung Umkleidekabine, wo Ken und Sawada auf ihn warten. Wakabayashi lächelt leicht, ehe er sich anschickt zum Trainingsplatz zu gehen. Himmel noch eins, was habe ich mir dabei nur gedacht, ihm das ins Ohr zu flüstern? – Ich sollte echt mal wieder unter Leute kommen und vielleicht ne neue Freundin finden. Oder ich lenke mich einfach mit Training ab, das ist glaube ich sogar die beste Lösung. Immer noch in Gedanken macht sich Wakabayashi daran sich schon einmal aufzuwärmen, während einige andere Mitglieder des Teams auch so langsam auf den Platz kommen. „Alles okay, Kojiro?“, fragt Sawada seinen Freund sofort, als er zu ihnen stößt. Ohne eine Antwort zu geben, holt Kojiro aus und schlägt gegen die Wand. „VERDAMMT!“, schreit er, was die anderen zwei zusammenzucken lässt. Jede Sehe in Kojiros Körper spannt sich an. Seine Zähne hat er zusammengebissen. „Kojiro…“, redet Ken beruhigend auf ihn ein und legt ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich soll ihm zeigen was ich drauf habe.“, presst Kojiro zwischen seinen Zähnen hervor. „Hat der sie noch alle.“ „Beruhig dich, Kojiro. Lass lieber deine Wut gleich beim Training raus, immerhin bist du dann auf dem Platz nicht zu halten.“, versucht nun Sawada sein Glück. „Dann kannst du Wakabyashi beweisen, dass du sehr wohl einen Ball bei ihm zwischen die Pfosten kriegst.“ Kojiro verzichtet darauf Sawada darauf hinzuweisen, dass sein Spruch auch zweideutig aufgefasst werden kann. „Ihr habt Recht, ich sollte meine Wut kanalisieren im Fußball und Genzo zeigen, dass ich ihm sehr wohl ein Tor reinschießen kann.“ „So kennen wir dich Kojiro.“, strahlt Sawada übers ganze Gesicht. „Komm, Kapitän, lass uns in die Umkleidekabine gehen, sonst wird heute nichts mehr aus dem Training.“, meint Ken und lächelt Kojiro an. Dank euch, Jungs. Es ist echt super Freunde wie euch zu haben. Mit diesen Gedanken geht Kojiro zusammen mit seinen besten Freunden in die Umkleidekabine. Kapitel 3: Dream Three ---------------------- Dream Three Das Training neigt sich langsam dem Ende entgegen und noch immer hat Kojiro kein Tor gegen Wakabayashi geschossen. Das ist doch echt zum Verzweifeln. denkt Hyuga frustriert und nimmt gerade einen Pass von Sawada aus dem Mittelfeld an. „Mach schon, Hyuga.“, ruft dieser ihm noch zu, während Hyuga schon Richtung Tor unterwegs ist, um erneut zu versuchen ein Tor gegen Wakabayashi zu schießen. Komm nur, Hyuga. Du schaffst es ja doch nicht, ein Tor gegen mich zu schießen. Genzo bleibt ruhig in seinem Kasten stehen und schaut in aller Ruhe dabei zu, wie Hyuga die gesamte Abwehr, einen nach dem anderen, austrickst. Er hat wirklich viel gelernt. Früher wäre er einfach mit der Brechstange durchgeprescht, doch nun erkennt man deutlich, dass er sich seinen nächsten Schritt überlegt und nicht nur einfach blind drauf los stürmt. denkt Wakabayashi anerkennend und lächelt leicht. Hyuga hat es fast geschafft und die gesamte Abwehr so gut wie hinter sich gelassen. Ich komme, Wakabayashi. Gerade dribbelt er an Jito vorbei, als ihm auffällt, dass Wakabayashi die Arme vor der Brust verschränkt hat und ihn nur lässig angrinst. Der Typ nimmt mich nicht ernst. denkt Hyuga mit einer enormen Wut im Bauch. „Wakabayashi!“, schreit er, ehe er stehen bleibt und zum Schuss ansetzt. Ohne weitere Vorwarnung zieht Kojiro seinen berühmten Tigerschuss durch. Blanke Wut über Genzos Arroganz steht in seinen Augen. Der Ball fliegt in einem enormen Tempo auf das Tor zu, doch Wakabayashi macht nicht einmal Anstalten sich zu bewegen. Will der mich verarschen?! schießt es Kojiro durch den Kopf, als ihm bewusst wird, dass Wakabayashi nicht einmal versucht, den Ball zu halten. Der Ball fliegt direkt an Genzos Kopf vorbei und bleibt hinter ihm zappelnd im Netz hängen. Keiner sagt etwas. Es ist fast so, wie die bekannte Ruhe vor dem Sturm. Plötzlich erklingt Wakabayashis schallendes Lachen. „Also wirklich, Hyuga, was war das den für ein Babyschuss? Das hätte ja sogar Ishizaki besser hinbekommen.“, spottet der Keeper und grinst Kojiro herausfordernd an. Bei genau diesem klinkt sich dadurch eine Sicherung aus, weshalb er auf Wakabayashi zustürmt und ihm mit der Faust in ins Gesicht schlägt. „Halts Maul, du Arschloch.“, schnauzt er ihn an und holt schon nächsten Schlag aus, doch Jito hält Kojiro schon von hinten fest. „Wieso? Es stimmt doch.“, meint Wakabayashi und steht wieder auf, da der Schlag von Kojiro ihn umgehauen hat. Er reibt sich über die schmerzende Wange. „Den Ball hätte sogar Ken halten können. Die Italiener können ja scheinbar nicht sonderlich toll spielen, wenn du dich nicht gesteigert hast.“, provoziert ihn Wakabayashi weiter. Kojiro könnte platzen vor Wut auf Wakabayashi. „Jito, lass mich sofort los.“, schreit er und kämpft weiter gegen den Griff von Jito an. Auch Ken und Sawada sind mittlerweile bei ihm und reden beruhigend auf ihn ein, doch nicht ein Wort davon sickert zu Kojiro durch. Seine ganze Konzentration und Wut ruht völlig auf Wakabayashi. „Es reicht jetzt.“, mischt sich nun der Trainer ein und kommt auf sie zu. „Kojiro, du läufst jetzt erst einmal fünf Strafrunden, um dich wieder zu beruhigen.“, beginnt der Trainer und schaut dabei Kojiro mit einem Blick an, der keine Wiederworte duldet. Kojiro atmet einmal tief ein und wirft Wakabayashi nochmal einen bösen Blick zu, ehe er sich an den Trainer wendet. „Wie sie wollen.“, fügt er sich, woraufhin er von Jito losgelassen wird. Ohne noch einmal einen Blick zurück zu werfen, dreht Kojiro sich um und geht. „Warte wir kommen mit.“, ruft Sawada und will zusammen mit Ken ihrem ehemaligen Kapitän nach. „Ihr zwei bleibt hier.“, meint der Trainer streng. „Kojiro soll seine Strafe alleine ablaufen.“ „Okay.“, meint Sawada kleinlaut und schaut nochmal traurig zu Kojiro, der gerade damit beginnt die Strafrunden zu laufen. „Und nun zu dir Genzo.“, beginnt der Trainer von neuem und schaut nun Wakabayashi an, der noch immer völlig ungerührt da steht. „Ich will, dass du auch fünf Strafrunden läufst und ab morgen will ich, dass du das Training ernster nimmst, ansonsten behalte ich mir vor, dir den Platz in der Stammelf wieder zu nehmen.“, droht der Trainer, was Wakabayashi nur mit einem knappen Nicken quittiert, ehe er sich anschickt auch seine fünf Strafrunden abzulaufen. „Und der Rest von euch: Macht dass ihr jetzt in die Umkleidekabine kommt. Ich will euch morgen früh alle pünktlich um 7 Uhr hier auf dem Platz sehen und ich erwarte, dass ihr dann mal endlich anfangt als Team zu denken und zu spielen.“, meint der Trainer an den Rest der Mannschaft, welche ihm mit einem teils zuversichtlichem und teils niedergeschlagenen „Okay.“, antwortet. Während der Rest des Teams in die Umkleidekabinen geht, um zu duschen und um sich umzuziehen, laufen Genzo und Kojiro ihre Strafrunden ab. Als die beiden damit fertig sind, ist der Rest des Teams schon nach Hause gegangen. Vielleicht sollte ich die Situation ausnutzen und Kens Idee mit dem Einzeltraining mal versuchen. denkt Kojiro, als er vor den Umkleiden auf Wakabayashi wartet, der gerade noch seine letzte Runde zu Ende läuft. Eine bessere Chance als jetzt, kriege ich wohlmöglich nicht mehr so schnell – aber was erhoffe ich mir eigentlich davon? Genau in dem Moment kommt Wakabayashi zu den Umkleiden. „Was ist, willst du mir noch eine verpassen?“, fragt er Kojiro breit grinsend. Jetzt nur nicht ausrasten, Kojiro. ruft sich der Stürmer innerlich zur Ruhe. „Nein, eigentlich wollte ich mit dir reden.“, beginnt Kojiro, was Wakabayashi dazu veranlasst fragend eine Augenbraue hoch zu ziehen. „Du bist ja der Meinung, dass ich so schlecht bin, also dachte ich mir, dass du vielleicht mit mir nach dem Training noch etwas trainieren könntest. Dann kann ich meine Technik verbessern und du hast auch noch etwas Training.“ Genzo schließt kurz die Augen, ehe er Kojiro anschaut. „Eigentlich keine schlechte Idee. Aber nur unter einer Bedingung.“, antwortet Wakabayashi ihm, woraufhin Kojiro mit den Schultern zuckt. „Lass hören.“ „Du hörst auf das was ich dir sage, ohne auszurasten.“, trägt Wakabayashi seine Bedingung vor. „Einverstanden.“, meint Kojiro und nimmt Wakabayashis Hand entgegen, die ihm der andere entgegen hält. Ein angenehmes Kribbeln fährt durch Kojiros Körper als er Wakabayashis Hand nimmt. Hoffentlich bereue ich es nicht, die Idee von Ken zu nehmen. denkt Kojiro und lächelt Wakabayashi an. „Komm, lass uns in die Umkleide gehen.“, meint er und lässt Genzos Hand los, nur um dann die Tür zur Umkleide zu öffnen. Wakabayashi folgt ihm, ist jedoch noch etwas in Gedanken. Wieso hat meine Hand gerade so gekribbelt, als Kojiro und ich uns die Hand gegeben haben? Das ist doch nicht normal – vielleicht sollte ich mal mit jemanden darüber reden… Taro wäre bestimmt ein guter Gesprächspartner. Immerhin habe ich gehört, dass Pierre schwul sein soll und Taro und er sind immer noch sehr gute Freunde… Was mache ich mir darüber eigentlich Gedanken? – Ich bin ja nicht schwul. Also wieso denke ich darüber nach mit wem ich darüber reden kann? Ein leises Seufzten verlässt Wakabayashis Lippen. „Alles okay?“, fragt ihn Kojiro. „Ja, klar. Hab nur gerade an was anderes gedacht.“, meint Genzo ausweichend und schnappt sich sein Handtuch, ehe er in den nebengelegenen Duschraum geht. Was hat er nur? Ob es wegen vorhin ist? – Quatsch, wieso sollte Genzo dann so abwesend sein?grübelt Kojiro und zieht sich seine Klamotten aus. Danach nimmt er sein Handtuch und geht auch in Richtung Dusche. Aber ein wenig komisch war es schon. Es kam mir fast so vor, als hätte Genzo sich darüber gefreut, demnächst alleine mit mir zu trainieren… Ach quatsch, das habe ich mir sicher nur eingebildet. Als wenn Genzo genauso empfinden würde wie ich, dass wäre ja noch schöner. Erst als Kojiro die Dusche betritt, wird ihm wieder klar, dass auch Wakabayashi duschen gegangen ist. Dieser steht gerade mit dem Rücken zu ihm, die Arme an der Mauer abgestützt, den Kopf nach unten gerichtet, so dass das Wasser ihm vom Nacken in dünnen Rinnsalen über die breiten Schultern, hinab über sein deutlich ausgeprägtes Kreuz, zwischen seinen strammen Pobacken hindurch, an seinen langen, durchtrainierten Beinen entlang rinnt. Hölle noch eins. Kojiro kann sich von diesem erotischem Anblick, den Wakabayashi ihm gerade darbietet, einfach nicht losreisen. Immer wieder gleitet sein Blick über den Körper des Keepers. Er ist noch heißer, als in meinen Träumen. Bei diesem Gedanken muss Kojiro hart schlucken. „Kojiro.“, sagt Wakabayashi und dreht sich halb zu dem Stürmer um, der sogleich rot anläuft. Gott, bitte lass ihn nicht bemerkt haben, wie ich ihn angestarrt habe. Doch Wakabayashi hat den Blick von Kojiro bemerkt und nicht nur das. „Vielleicht solltest du eine kalte Dusche nehmen.“, meint Genzo grinsend, was Kojiro noch viel mehr die Schamesröte ins Gesicht treibt, denn durch seine Musterung von Wakabayashis Traumkörper hat sich eine unübersehbare Erregung bei ihm aufgetan. Jetzt, such dir schnell ne Ausrede, sonst bist du geliefert. schießt es Kojiro durch den Kopf. „Ja, ich musste gerade an meine Freundin denken, als ich sie das letzte Mal gesehen haben, stand sie in der gleichen Position vor mir, wie du gerade.“, erklärt Kojiro und hofft, dass Genzo ihm das abkauft. „Verstehe.“, meint Genzo nur gedehnt und dreht sich wieder um. Lautlos atmet Kojiro aus. Zum Glück, dass ich gerade noch mal gut gegangen. Mit diesen Gedanken geht Kojiro zu einer der weiter entfernten Duschen von Genzo aus gesehen und stellt das Wasser an. Sein Handtuch legt er extra bei Seite, damit es nicht nass wird. Direkt hält er seinen Kopf unter eiskaltes Wasser. Krieg dich wieder unter Kontrolle und denk nicht daran, dass der Mann, der dir schon seit so langer Zeit jede Nacht die erotischsten Träume beschert, die es gibt, nackt nur ca. drei Meter von dir entfernt steht. Auch Wakabayashi macht sich seine Gedanken über das was gerade passiert ist. Wieso zur Hölle hat mein Herz vorhin so heftig geschlagen, als Kojiro mich so gemustert hat? Und wieso hatte ich gehofft, dass er sagt, dass ich der Grund für seine Erregung bin? – Hab ich jetzt etwa eine Klatsche? Unbemerkt wirft Genzo Kojiro einen musternden Blick zu. Wie Kojiros Haut sich wohl anfühlt? Ob sie so weich ist, wie sie aussieht… - STOP! Was soll das? Wieso habe ich solche Gedanken? Rasch wendet Wakabayashi den Blick ab und stellt das Wasser auf eiskalt. Er schließt kurz die Augen, in der Hoffnung, dass damit seine Gedanken wieder weg gehen und seine Erregung, die zu seinem großen Unglück nun auch sichtbar ist, wieder verschwindet. Kojiro hat Genzos Blick bemerkt und nicht nur das, auch Genzos sichtbare Erregung ist Kojiro nicht verborgen geblieben. Ob er genauso empfindet wie ich? Sein Blick gerade war zumindest nicht der eines guten Kumpels… Während Kojiro so nachdenkt, geht er langsam auf Genzo zu. Was solls? Ich versuche es einfach. Mehr, dass er mich danach hasst und ich meine Karriere an den Nagel hängen kann, kann mir nicht passieren. Hinter Genzo bleibt er stehen und umarmt ihn von hinten. „Was zum …“, gibt dieser überrascht von sich, doch noch ehe er weiter etwas sagen kann, umfasst Kojiro mit einer Hand sein Glied, wodurch Genzos Protest in einem Stöhnen unter geht. Sanft beginnt Kojiro Genzos Glied zu bearbeiten. „Kojiro … Ah …“, stöhnt Genzo und stützt sich an der Wand ab. Kojiro fühlt sich dadurch ermutigt und verteilt einige Küssen im Nacken von Genzo. Mit seiner zweiten Hand wandert er über Genzos Brust und reizt dessen Brustwarzen, bis diese hart abstehen. Genzos Stöhnen erfüllt den Duschraum, vermischt mit dem Geplätscher des Wassers. Kojiro, was machst du nur? Wieso reagiere ich so auf dich? schießt Genzo der Gedanke kurz durch den Kopf. Doch bleibt ihm nicht lange Zeit nachzudenken, den Kojiro bearbeitet weiter seinen erregten Schwanz, was dazu führt, dass seine Erregung nur noch weiter wächst. Die sanften Küsse, die Kojiro in seinem Nacken verteilt und die forschende Hand, die den Rest seines Körpers erkundet und reizt, bringen ihn fast um den Verstand. Somit dauerte es nicht mehr lange, bis er in Kojiros Hand kommt. Keuchend löst sich Kojiro vom ihm. So erotisch hatte er sich das gar nicht vorgestellt. Doch das Stöhnen von Wakabayashi und sein immer härter werdender Schwanz haben Kojiro fast dazu gebracht selbst zu kommen. Aber auch so, war es ein äußerst erotisches Erlebnis, welches er nur allzu gerne wiederholen würde. „Genzo…“, fragt Kojiro den Keeper vorsichtig und legt ihm eine Hand auf die Schulter. Aber Genzo macht sich sofort los und dreht sich zu ihm um, wobei er in der Drehung ausholt und Kojiro einen Faustschlag ins Gesicht verpasst, woraufhin dieser zu Boden geht. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, geht Genzo an ihm vorbei in die Umkleide. Kojiro bleibt auf dem Boden der Dusche sitzen. Toll gemacht, Kojiro. Jetzt redet er gar nicht mehr mit dir. Lauschend sitzt Kojiro so lange dort, bis er hört, wie Genzo die Tür zur Umkleidekabine hinter sich zuzieht. Noch einige Momente lang bleibt Kojiro dort sitzen, ehe er aufsteht und selbst in die Umkleidekabine geht, um sich abzutrocknen und seine Klamotten anzuziehen. Danach verlässt auch er die Umkleidekabine und fragt sich, was das Training wohl morgen bringen wird. Kapitel 4: Dream Four --------------------- Dream Four Mit schnellen Schritten entfernt sich Wakabayashi vom Trainingsplatz. Verdammt, was war das gerade? Langsam beginnen die ersten Regentropfen zu fallen, doch Wakabayashi bemerkt den Regen nicht einmal. Ich bin doch nicht schwul, also wie konnte das gerade geschehen?! Warum habe ich Kojiro nicht davon abgehalten? – Ich hätte ihn doch eigentlich davon abhalten sollen, also wieso habe ich es nicht getan? Etwa weil ich etwas für ihn empfinde? – Nein, das ist nicht möglich! Der Regen wird langsam immer stärker und dazu frischt auch noch der Wind auf. Vielleicht sollte ich mal mit wem reden … Taro wäre ein guter Gesprächspartner. Er würde mich nie verraten und würde sich sicher auch nicht darüber lustig machen. Mit entschlossenen Schritten macht sich Wakabayashi auf den Weg zum Haus von Taro Misaki und seiner Familie. Taros Vater öffnet ihm die Tür, nachdem Wakabayashi geläutet hat. „Ja?“, fragt der stämmige Mann mit einem fragenden Gesichtsausdruck. „Guten Abend, bitte entschuldigen Sie die späte Störung, aber ich wollte gerne zu Ihrem Sohn Taro. Ich bin Genzo Wakabayashi – ein Teamkamerad von Taro.“, stellt sich Genzo kurz vor und trägt sein Anliegen vor. Noch ehe Taros Vater etwas sagen kann, erscheint Taro hinter ihm. „Wakabayashi.“, meint er ein wenig verwundert und dann an seinen Vater gewandt: „Ist schon gut, Papa. Genzo ist ein guter Freund aus der Nationalelf.“ „Wenn du meinst.“, meint Taros Vater und verschwindet wieder im Inneren des Hauses. „Komm doch rein, Genzo.“, meint Taro und öffnet die Tür, um Genzo herein zu lassen. „Danke Misaki und entschuldige bitte die späte Störung.“, meint Genzo und tritt in den kleinen Flur des Hauses. „Gehen wir hoch in mein Zimmer.“, meint Taro zu ihm und geht vor. Oben in Taros Zimmer setzen sich die beiden auf Taros Bett. „Also, was ist so wichtig?“, fragt ihn Taro direkt und lächelt ihn leicht an. Wakabayashi schaut auf seine Hände. „Ich wusste nicht zu wem ich gehen sollte.“, beginnt Wakabayashi und knetet leicht nervös seine Hände. „Du bist mir als Einziger eingefallen, an den ich mich wenden kann.“ Taro versteht zwar noch immer nicht, was Wakabayashi ihm sagen will, doch er schweigt erst einmal, da er sieht wie Wakabayashi mit sich kämpft. „Man erzählt sich, dass Pierre schwul sein soll und du bist doch noch immer mit ihm gut befreundet, nicht?“ Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf Misakis Lächeln. „Ja, ich bin mit Pierre befreundet, sogar sehr gut und ja, es stimmt auch, dass er schwul ist und genau darum geht nicht wahr.“, stellt Taro mit einem gutmütigem Lächeln fest, was ihn einen verwirrten Blick von Wakabayashi einbringt. Doch dann lächelt Genzo. Ihm hätte klar sein sollen, dass Misaki ihn direkt durchschaut. „Ja, genau darum geht es und ich wusste einfach nicht an wen ich mich hätte sonst wenden sollen, ohne Angst haben zu müssen mir hämische Kommentare oder noch schlimmer einzufangen.“, gesteht Genzo ihm und erzählt ihm alles: die Träume, die er von Kojiro hat, seine Empfindungen und was vorhin in den Duschräumen vorgefallen ist. Einfach alles. Und danach fühlt sich Wakabayashi seltsam erleichtert. Ihm war bis dahin nicht bewusst gewesen, wie schwer all das auf seiner Seele gelastet hat. Taro schweigt zuerst und schaut Wakabayashi überrascht an. Ob ich einen Fehler gemacht habe, indem ich ihm alles gesagt habe? denkt Wakabayashi gerade und will sich bei Taro gerade entschuldigen, als dieser in anlächelt. „Wakabayashi, ich glaube, dass du schwul bist und dass du dich in Kojiro verliebt hast und so wie deine Schilderung klingt, hegt Kojiro dieselben Gefühle für dich.“, meint Misaki mit seiner gutmütigen Stimme und lächelt Genzo an. Kurz schaut Genzo ihn irritiert an, doch dann schaut er wieder auf seine Hände, die er krampfhaft miteinander verflochten hat. Fest presst er die Backenzähne aufeinander. Taro fällt natürlich diese Verkrampfung auf. „Genzo …“, beginnt er und legt ihm eine Hand auf die Schulter. „Es ist doch kein Problem schwul zu sein. Daran stört sich in unserer Zeit doch kein Verein mehr dran.“ „Darüber mache ich mir keine Sorgen.“, presst Genzo zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Wir haben selbst zwei schwule Spieler bei uns ihm Verein in Deutschland, daher ist es dort kein Problem.“ „Aber worüber machst du dir dann solche Sorgen?“, fragt Taro ihn verwirrt. Er kann nicht verstehen, wo genau dort ein Problem vorliegen soll. „Meine Eltern.“, murmelt Genzo leise vor sich hin. Taro erinnert sich daran, dass Genzos Familie eine der reichsten in ganz Japan ist und großes Ansehen genießt. Viel weiß er sonst nicht über sie, nur, dass sie viel Zeit in Europa verbringen und Wakabayashi seine Eltern daher nie sehr viel gesehen hat. „Aber Genzo, meinst du nicht, dass deine Eltern so aufgeschlossen sind, dass sie es akzeptieren werden, wenn du ihnen sagst, dass du einen Mann liebst.“, fragt Taro vorsichtig nach. Immerhin sollte man ja meinen, dass eine Familie, die so viel in der Welt umherreist auch sehr tolerant ist. „Meine Mutter noch, aber mein Vater ist in solchen Fällen ein wenig konservativ.“, gesteht ihm Wakabayashi und steht auf. „Wo willst du den jetzt hin?“, fragt ihn Taro und steht ebenfalls auf. „Nach Hause. Ich muss etwas nachdenken. Danke, dass ich dich mit meinen Problemen belästigen durfte, Taro.“, meint Wakabayashi und lächelt ihn an. „Könntest du mir nur einen kleinen Gefallen tun und das für dich behalten?“ „Aber ja doch.“, meint Taro und lächelt ihn an. „Du kannst auch gerne jeder Zeit wieder herkommen, wenn du jemanden zum Reden brauchst.“ „Danke, Taro.“, mit diesen Worten geht Wakabayashi. Draußen hat es mittlerweile wieder aufgehört zu regnen. „Bis morgen dann.“, ruft ihm Taro noch nach, woraufhin Genzo nur kurz die Hand hebt, da er schon wieder in seinen Gedanken festhängt. Irgendwie war es mir schon vor dem Gespräch mit Taro klar, dass ich schwul bin – aber wie soll ich das nur meiner Familie beibringen? Immer noch in Gedanken läuft Genzo die Straße entlang, bis er zu einem Park kommt. Ein leises Seufzten verlässt seine Lippen. Ich sollte die ganze Sache einfach vergessen. Es sind nur knapp zwei Monate, die ich Kojiro noch sehe und dann kehre ich eh nach Deutschland zurück und werde ihn nicht mehr wieder sehen. Ich kann einfach so tun, als sei nie etwas passiert. Das Geräusch einer Erschütterung, reist Genzo aus seinen Gedanken. Er schaut sich um und entdeckt zwischen den Bäumen eine kleine Lichtung. Genau auf dieser Lichtung steht Kojiro und schießt gerade wieder einen Ball gegen den Baum. „Und du hast ihm wirklich einen runtergeholt?“, vernimmt Wakabayashi die Stimme von Wakashimazu, der in Hyugas Nähe an einem Baum lehnt und seinem Freund bei seinem Anti-Aggressions-Programm zusieht. „Glaubst du, ich denke mir so etwas aus?“, schnauzt Kojiro Ken an und schießt erneut den Ball mit voller Wucht. Abwehrend hebt Ken die Hände. „So war das nicht gemeint, eher so: ‚Was hast du dir dabei gedacht? ‘“, erklärt ihm Ken mit sarkastischer Stimme. „Ich meine, ehrlich Kojiro, wie bist du auf diese Idee gekommen? Du kannst froh sein, dass Genzo dir nur eine runtergehauen hat und dich nicht gleich zu Brei geschlagen hat.“ Wakabayashi versteckt sich hinter einem der Bäume und hofft nicht von den beiden entdeckt zu werden. Kojiro hat Ken also alles erzählt… war eigentlich auch nicht anders zu erwarten, immerhin sind die beiden gute Freunde. „Ich weiß nicht was ich mir dabei gedacht habe.“, beginnt Kojiro und seufzt frustriert auf, ehe er den nächsten Ball gegen den Baum schießt, der schon sichtbare Spuren von diesem Maturum trägt. „Es ist einfach passiert und ich …“, Kojiro dreht sich zu Ken um und schaut ihm direkt in die Augen. „Ich bereue es auch nicht, vor allem da ich den Eindrucke hatte, als habe es Genzo auch gefallen.“ „Selbst wenn es ihm gefallen hat, heißt das nicht, dass Genzo dich auch liebt geschweige denn, dass er nicht sogar abstreitet, dass überhaupt etwas passiert ist.“, gibt Ken Kojiro mit sorgenvoller Stimme zu bedenken. „Ich weiß.“, meint Kojiro mit einem traurigem Seufzten. „Wieso musste ich mich auch ausgerechnet in ihn verlieben?“ Bei diesem Satz schießt Kojiro mit voller Wucht den Ball gegen den Baum, woraufhin dieser gefährlich knirscht. „Kojiro…“, meint Ken und legt dem Stürmer, der den Kopf gesenkt hat, eine Hand freundschaftlich auf die Schulter. „Du kannst ihn nicht dazu zwingen deine Gefühle zu erwidern, auch wenn es dir schwer fällt, du musst dich auch mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass er dir einen Korb gibt.“, redet Ken sanft auf ihn ein. Genzo hält sich noch immer versteckt. Ein wenig schielt er um den Baum herum und sieht, wie Kojiro gerade den Kopf hebt. „Ich weiß. Aber ich will ihn nicht einfach so abschreiben. Immerhin besteht ja doch noch die Möglichkeit, dass er genauso für mich empfindet, wie ich für ihn.“, hört der Keeper, den Stürmer, der seinen Kampfgeist scheinbar wiedergefunden hat, sagen. „Ach Kojiro.“, meint Ken nur mit gutmütiger Stimme und lächelt ihn an. „Du gibst auch niemals auf.“ „Hast du mich jemals anders erlebt?“, fragt Kojiro ihn grinsend. „Nein.“, erwidert Ken lachend und meint dann etwas ernster: „Und Takeshi und ich stehen dir wie immer zur Seite.“ „Danke, dass ist echt nett von euch.“ Ken winkt nur ab. „Wozu hat man den Freunde.“, meint er und setzt dann noch hinzu: „Komm, lass uns gehen, sonst verschlafen wir morgen noch das Training und dann reist der Trainer uns den Arsch auf.“ Kojiro lacht bei dem Kommentar. „Hast Recht, wir sollten so langsam mal gehen.“ Genzo wartet noch einen Moment, ehe er in die entgegengesetzte Richtung von den Zwei geht. Kojiro liebt mich. schießt es ihm durch den Kopf und ein angenehm warmes Gefühl breitet sich in seiner Brust aus. Allerdings bleibt dieses Gefühl nicht allzu lange bestehen, denn die kalten Klauen der Angst umschließen sein Herz. Ich darf diesen Gefühlen nicht nachgeben. Morgen werde ich Kojiro sagen, dass nichts zwischen uns war und auch niemals sein wird. Genzo bleibt stehen und schaut hoch in den Himmel. So ist es besser… Kojiro kommt gerade zu Hause an. „Ich bin wieder da.“, ruft er, woraufhin er sofort von seinen Geschwistern umringt wird. „Kojiro.“ „Da bist du ja wieder.“ Den Jüngsten nimmt Kojiro hoch und setzt ihn sich auf die Schulter. Seit er als Profifußballer tätig ist geht es auch seiner Familie besser. Sein gesamtes Gehalt hat er gespart, damit er ihnen ein schönes neues Haus kaufen kann und er schickt ihnen jeden Monat Geld, damit seine Mutter nicht mehr arbeiten gehen muss, sondern sich um seine Geschwister kümmern kann. „Das Essen ist gleich fertig. Geht euch die Hände waschen.“, meint die Mutter und lächelt ihren ältesten Sohn an. Sie freut sich sehr darüber, dass Kojiro endlich wieder in Japan ist, wenn auch nur für eine kurze Zeit. „Okay, Mama.“, rufen die Kleinen und laufen alle ins Bad, während Kojiro seiner Mutter in die Küche folgt. „Kann ich dir noch irgendwie helfen, Mutter?“, fragt er sie abwesend, da seine Gedanken schon wieder bei Wakabayashi sind. „Nein, kannst du nicht.“, beginnt seine Mutter und legt ihrem Sohn eine Hand auf die Wange. „Aber ich könnte dir vielleicht helfen, wenn du mir endlich sagst, was dich belastet.“ „Was?“, fragt Kojiro sie irritiert. „Mich belastet doch nichts, Mutter. Es ist alles okay.“ Seine Mutter lächelt ihn gutmütig an. „Mein Junge, ich sehe doch, wenn etwas mit dir nicht stimmt. Du kannst mit mir über alles sprechen, ganz gleich was es ist, du wirst immer mein Sohn sein.“ Verwirrt schaut Kojiro seine Mutter an. Weiß sie etwa … Nein! Woher sollte sie das wissen? Kojiro will gerade etwas sagen, als seine Geschwister in die Küche kommen und nach dem Essen fragen. „Geht schon mal ins Esszimmer, wir kommen gleich.“, schickt die Mutter ihre Jüngsten hinaus, diese tun auch sogleich, wie ihnen aufgetragen wird. Als sie außer Hörweite sind, schaut Kojiro seine Mutter an. „Woher weißt du es?“, fragt er sie kleinlaut, fast schon beschämt. „Ich hatte so meine Vermutung, aber ich wollte dich nicht bedrängen. Deswegen habe ich dir bisher nicht gesagt, dass ich es herausgefunden habe. Du solltest dich dazu bereit fühlen es mir zu erzählen.“, erklärt ihm seine Mutter mit einem sanftmütigem Lächeln. „Und es ist kein Problem für dich, dass ich …“, Kojiro lässt das Ende des Satzes offen. „Wieso sollte es? Solange du glücklich bist, ist es mir egal, ob du einen Mann oder eine Frau liebst.“, meint sie und streicht Kojiro über die Wange. „Und wer ist der Glückliche?“, fragt sie ihn dann leicht grinsend, was Kojiro dann doch die Schamesröte ins Gesicht treibt. Doch dann lächelt er seine Mutter an. „Genzo Wakabayashi.“, murmelt er leise und spricht seinen Namen so ehrfürchtig aus, als könnte er zerbrechen, wenn er es nicht täte. „Der Keeper, ja? Ein schöner Mann ist er ja.“, meint seine Mutter mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen, was Kojiro dazu bringt leise zu lachen. „Er ist absolut anbetungswürdig.“, gesteht er ihr, was dazu führt, dass seine Mutter ihn ernst ansieht. „Du liebst ihn wirklich sehr, nicht wahr?“ Kojiro schweigt kurz und überlegt ob er es leugnen soll – doch wozu? Seine Mutter weiß es ja eh schon. „Ja, das tue ich und ich hoffe, dass er meine Gefühle erwidern wird.“, gesteht er ihr mit ernster Miene, was seine Mutter dazu bringt, ihn anzulächeln. „Ich wünsche dir alles Glück der Welt, mein Junge.“, meint sie und nimmt dann eine der Schalen. „So und jetzt lass uns essen gehen, damit deine Geschwister nicht verhungern.“ „Ist gut.“, meint Kojiro lachend und nimmt die anderen Schüsseln und folgt seiner Mutter ins Speisezimmer. Er ist froh, dass seine Mutter die Nachricht so gut verkraftet hat und zu ihm hält. Solange wie seine Familie und seine Freunde im Halt gaben, konnte nichts mehr passieren. Kapitel 5: Dream Five --------------------- Dream Five Am nächsten Tag beim Training will Kojiro mit Genzo reden, was sich jedoch als schwieriger herausstellt, als er gedacht hat. Als Kojiro beim Trainingsplatz ankommt, ist Genzo zwar auch schon da, aber im Gespräch mit dem Trainer, weshalb Kojiro sich vornimmt später mit ihm zu reden. Kojiro geht schon mal in die Umkleidekabine, in der Hoffnung, dass auch Genzo gleich kommt und er die Chance hat mit ihm zu reden, ehe die Anderen kommen. Doch so viel Glück hat Kojiro nicht, denn direkt nach ihm kommen Tsubasa, Misaki und Ishizaki in die Kabine. „Morgen Kojiro.“, grüßt ihn Taro lächelnd. „Und waren du und Genzo gestern noch lange hier?“ „Nein, wir sind unsere Runden gelaufen und haben dann auch Schluss gemacht.“, antwortet Kojiro und wundert sich ein wenig über die Frage. „Das ist gut zu hören. Ich hatte schon Sorge, dass ihr euch noch danach geprügelt habt.“, meint Misaki und lächelt erleichtert. Dachte der wirklich, ich prügle mich mit Genzo? Na ja, ist ja nicht weiter verwunderlich, so wie wir uns gestern wieder gestritten haben. „Nein, die Abreibung hebe ich mir für das Training auf. Immerhin habe ich noch immer das Ziel ein Tor gegen Wakabayashi zu schießen.“, antwortet Kojiro und zieht sich sein T-Shirt aus. Genau in dem Moment öffnet sich die Tür zur Umkleidekabine und Wakabayashi kommt rein. Sein Blick bleibt kurz an Kojiro hängen, doch dann schaut er zu den anderen. „Morgen.“, meint er und stellt seine Tasche an seinem Platz neben Misaki ab. „Morgen, Genzo.“, grüßt dieser ihn sogleich. „Machen wir erst einige Trainingseinheiten oder direkt wieder ein Trainingsspiel?“, fragt Misaki den Keeper, während dieser sich seine Klamotten auszieht. „Ich habe dem Trainer vorgeschlagen erst einige Trainingseinheiten zu machen.“, antwortet Genzo und zieht sich seine Sporthose an. Kojiro versucht Wakabayashis Anwesenheit so gut es geht zu ignorieren. Ich sollte schauen, dass ich schnell nach draußen komme. Dann kann ich vielleicht draußen noch mit Genzo reden, ehe das Training anfängt. denkt sich Kojiro und bindet seine Schuhe zu. Er steht auf und geht zur Tür. „Trödelt mal nicht so rum, ihr Waschweiber.“, meint er provozierend und grinst dabei vor allem Wakabayashi an, der gerade sein Shirt anzieht. Kurz trifft sich ihr Blick. Doch lange hält der Blickkontakt nicht, den Kojiro geht aus der Tür hinaus auf den Flur vor den Umkleiden. Draußen kommen Ken und Sawada gerade auf ihn zu. „Hey Kojiro.“, meint Sawada und lächelt ihm zu. „Morgen, Jungs.“, erwidert Kojiro und schaut immer wieder zur Umkleidetür. „Du hast also noch nicht mit ihm geredet, was?“, fragt Ken nach und schaut Kojiro an. „Würde ich mir sonst hier die Beine in den Bauch stehen?“, blafft Kojiro ihn an, wobei er sich auch direkt wieder entschuldigt: „Sorry, ich bin einfach nur etwas aufgekratzt.“ Ken legt ihm freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. „Das wird schon.“, meint er und lächelt ihn aufmunternd an. „Takeshi und ich, wir gehen uns schnell umziehen und kommen dann nach, okay?“ „Alles klar.“, meint Hyuga und geht dann den Gang entlang hinaus zum Trainingsplatz. Kurz nach ihm kommen auch die Anderen aus der Kabine. Und wieder habe ich keine Chance mit Genzo zu reden. denkt Kojiro frustriert und betrachtet Genzo, wie er sich mit Misaki unterhaltend auf ihn zukommt. Ken und Sawada gesellen sich zu ihm, wobei Ken ihn unbemerkt in die Seite knufft, was Kojiro als Hinweis darauf versteht, dass er Genzo schon wieder zu lange angestarrt hat. Das wird bestimmt ein ganz beschissenes Training. Und tatsächlich wurde das Training zu Härteprüfung für Kojiro. Zwar provozierte Wakabayashi ihn nicht mehr, aber Kojiro fiel es dennoch schwer die Konzentration zu behalten, weshalb er es auch nicht schaffte den Ball nur annähernd in Richtung Tor zu bringen. „Mensch Kojiro was ist denn los mit dir?“, schnauzt ihn Taki an, der dieses Mal mit ihm in einem Team spielt. Kojiro übergeht einfach den Kommentar, denn er hat definitiv keine Lust heute wieder Strafrunden zu laufen. Kojiro steht heute echt neben sich. denkt Wakabayashi und erinnert sich an sein Gespräch vorhin mit Taro. ~flashback~ Genzo geht den Gang entlang in Richtung Trainingsplatz. „Genzo.“, wird er von hinten gerufen, woraufhin er stehen bleibt und sich umschaut. Hinter ihm kommt Taro. „Was gibt es Taro?“, fragt der Keeper ihn. „Ich wollte noch mal mit dir reden.“, beginnt Taro und läuft neben dem Keeper in Richtung Trainingsplatz. „Ich denke, du solltest einfach mal mit Hyuga reden. Ihr zwei wolltet doch eh nach dem normalen Training noch zusammen trainieren. Das wäre dann doch der ideale Zeitpunkt.“, schlägt Taro vor, was ihn einen verärgerten Seitenblick von Wakabayashi einbringt. „Ich werde mit Hyuga darüber nicht reden.“, gibt er dem Mittelfeldspieler nur zur Antwort. „Also willst du es totschweigen? – Glaubst du wirklich, dass Hyuga einfach so tun wird, als sei nichts gewesen?“, fragt Taro ihn nun etwas verärgert, aber dennoch darum bemüht seine Stimme so leise wie nur möglich zu halten. „Genzo, wir reden hier von Kojiro Hyuga. Der gibt nicht einfach so auf.“ „Ich weiß.“, zischt Genzo, langsam verärgert darüber das Misaki ihn unbedingt darauf ansprechend musste. „Ich kriege das schon hin.“, mit diesen Worten verschwindet Wakabayashi in Richtung Tor. ~flashback end~ Taro hat eigentlich Recht – Ich muss mit Kojiro reden. Genzo wird aus seinen Gedanken gerissen, als Tsubasa auf das Tor zuläuft und schießt. Wakabayashi springt ab und fängt den Ball sicher mit beiden Händen. Kinderspiel. denkt er und landet auf den Füßen, sofort nimmt er Anlauf und schlägt den Ball wieder ab – direkt auf Hyuga zu. Komm schon Tiger, oder hast du deinen Biss verloren. Kojiro nimmt den Ball von Wakabayashi mit der Brust an. Forderst du mich etwa heraus? Doch lange Zeit, darüber nachzudenken hat Kojiro nicht. Mit schnellem Antritt stürmt er auf das Tor von Wakabayashi zu, dieser rüstet sich gegen den Angriff des Stürmers. Komm schon. Vorm 16 – Meter – Raum stellen sich Kojiro Jito und Ishizaki in den Weg, doch Kojiro entdeckt eine Lücke zwischen den Beiden. Jetzt oder nie. denkt Kojiro und bringt sich in Schussposition. Genzo ist überrascht. Er will es wirklich mit einem Distanzschuss versuchen? Lange bleibt Genzo nicht darüber nachzudenken, denn Kojiro zieht seinen Schuss durch – genau auf Wakabayashi zu. Dieser steht bereit und kriegt den Ball direkt vor die Brust. Die Wucht, mit der der Ball ihn trifft, schiebt ihn ein wenig nach hinten. Der Ball dreht sich noch immer in seinen Händen, doch er dreht sich immer leichter und letztlich bewegt er sich gar nicht mehr. Gehalten. denkt Wakabayashi erleichtert und sinkt mit einem Bein auf die Knie. Erleichtert atmet er aus. Ihm ist gar nicht aufgefallen, dass er die Luft angehalten hat. Alle Achtung, Kojiro, der Schuss hatte es echt in sich. Wenn du den im Strafraum abgegeben hättest, weiß ich nicht ob ich den hätte halten können. Mit diesen Gedanken steht er wieder auf und lächelt Kojiro leicht an. „Guter Schuss, Hyuga.“, ruft er ihm zu. Hat Genzo mich gerade etwa gelobt? denkt Kojiro überrascht, doch dann lächelt er leicht. „Pass auf, Genzo. Der Nächste geht auf jeden Fall rein.“, meint er und grinst ihn an. Der Trainer pfeift das Training ab. „Das war es für heute.“, ruft der Trainer und alle versammeln sich um ihn herum. „Sehr gut, ihr habt heute gut zusammengearbeitet und als Team funktioniert, genauso wie ich es sehen wollte.“, erklärt der Trainer. „Ich bin sehr zufrieden mit ihnen. Mit ihnen allen und aus diesem Grund haben sie den Rest des Tages frei.“ Diese Nachricht wird mit einem lauten Jubelschrei der Mannschaft quittiert. Sogleich, nachdem der Trainer sie entlassen hat, geht die ganze Mannschaft in Richtung Umkleidekabine. „Hey Kojiro.“, wird der Stürmer gerufen, als er gerade dabei ist mit Ken und Sawada in Richtung Umkleide zu gehen. Sofort bleibt er stehen und schaut Wakabayashi an, der in gerufen hat. „Wollen wir noch ein wenig bleiben und ein paar Tore schießen?“, fragt Genzo ihn und wirft ihm dabei einen Fußball zu, den Kojiro fängt. Das ist die beste Möglichkeit, um mit ihm zu reden. „Klar, wieso nicht.“, meint Kojiro und grinst leicht. „Ich hab eh nichts Besseres zu tun, da kann ich dir noch ein, zwei Bälle zwischen die Pfosten donnern.“ Verdammt, reis dich zu zusammen. schellt sich Kojiro innerlich selbst. Noch so ein anzüglicher Spruch und du verpasst wohlmöglich die Chance alleine mit Wakabayashi zu sein und mit ihm zu reden. Doch Wakabayashi grinst ihn nur frech an. „Das schaffst du eh nicht, nur in deinen Träumen vielleicht.“, meint er und schaut dann Ken und Sawada an. „Wollt ihr Zwei auch noch bleiben und mit uns trainieren?“ „Klar wieso nicht.“, meint Ken sogleich, was ihm einen bösen Blick von Kojiro einbringt, immerhin kann er so nicht mit Wakabayashi reden. „Schön, dann würde ich sagen, spielen wir Zwei gegen Zwei. Am besten drüben auf dem Bolzplatz, da stehen die Tore nicht so weit auseinander.“, schlägt Wakabayashi lächelnd vor. „Das ist eine gute Idee.“, meint Sawada und gemeinsam gehen die Jungs rüber auf dem Bolzplatz. „Wer spielt mit wem in einer Mannschaft?“, meldet sich nun Hyuga zum ersten Mal zu Wort. Eigentlich kann ich Ken und Sawada nur dankbar sein, dass sie mit hier sind, immerhin halten sie mich davon ab, etwas dummes zu tun. „Ich dachte mir, du und ich gegen Genzo und Takeshi.“, schlägt Ken vor. „Immerhin haben wir dann den größtmöglichen Trainingserfolg. „Klingt vernünftig.“, meint Kojiro und somit ist es beschlossen. Nach etwa zwei Stunden Training und unzähligen Toren gehen die Jungs gemeinsam in die Umkleidekabine. „Also ihr Zwei müsst eine Runde ausgeben.“, meint Sawada grinsend. „Wieso das?“, fragt ihn Ken und zieht sich gerade seine Trainingsklamotten aus. „Na, weil du und Kojiro verloren habt, also müsst ihr eine Runde ausgeben.“, erklärt Sawada und geht Richtung Dusche. „Von mir aus.“, meint Kojiro ein wenig abwesend und mustert Genzo, der ihm gerade den nackten Rücken zugewandt hat. Doch Ken wirft ihm seine Trainingshose an den Kopf. „DU spinnst wohl.“, meint Ken und Kojiro ist ihm dankbar für die Ablenkung. „Immerhin war das vorher nicht abgesprochen.“ „Ist doch egal.“, meint Wakabayashi und geht auch in Richtung Dusche, nur mit einem Handtuch um die Hüfte gebunden. „Sagen wir einfach wir gehen gleich zusammen in eine Bar, trinken was und machen uns einen lustigen Abend und jeder von uns gibt mal eine Runde aus.“ „Klingt gut, Wakabayashi, damit kann ich leben.“, meint Ken und geht zusammen mit Kojiro den anderen Beiden nach. „Ich kenn eine schöne Bar, wo nicht so viel los ist. Da hätten wir unsere Ruhe.“, schlägt Sawada vor, während er den Wasserhahn seiner Dusche abstellt. „Von mir aus, können wir dahin gehen.“, meint Genzo und schlingt sich das Handtuch um die Hüfte. Wassertropfen perlen an seinem Haar ab. „Okay, abgemacht.“, meint Ken und geht zusammen mit Takashi und Genzo schon zurück in die Umkleide, während Kojiro sich noch eine eiskalte Dusche gönnt. Wenig später sitzen die Vier in einer kleinen Bar zusammen an einem Tisch. Sawada kichert verlegen, als Ken ihnen gerade erzählt, dass Sawada in ein Mädchen namens Rika verliebt ist und es ihm zu peinlich ist sie anzusprechen. „Wo ist genau dein Problem?“, fragt Kojiro ihn grinsend und trinkt sein Bier aus. Sawada schlägt die Augen nieder und murmelt vor sich hin: „Ich weiß einfach nicht wie ich sie ansprechen soll.“ „Geh einfach zu ihr hin und lad sie zu einem Eis ein.“, schlägt Genzo vor und schaut ihn sein Glas. „Will jemand noch etwas?“ „Klar, ich nehme noch ein Bier.“, meint Kojiro und lächelt Genzo an, der sein Lächeln erwidert. „Ähm, Jungs, ich glaube ihr habt genug getrunken.“, meint Ken und nimmt den beiden ihre Gläser weg. „Rede nicht so einen Blödsinn, Ken.“, murrt Kojiro und will Ken sein Glas wieder abnehmen. „Ich habe nicht mal drei Bier getrunken.“ „Ist egal, ihr Zwei habt genug getrunken.“, meint Ken entschieden. „Denn wenn ich euch erlauben würde, weiter zu trinken, würdet ihr wohlmöglich etwas tun, was ihr beide hinterher bereuen würdet.“ „Spaßbremse.“, murrt Kojiro, während Genzo nur leise kichert. „Was sollten wir den bereuen?“, fragt er und dreht Kojiros Kopf zu sich. Andächtig streichelt er ihm mit der Hand über die Wange. „Das hier etwa?“, fragt er, während er sich Kojiros Gesicht immer mehr nähert. Kojiro ist zu benebelt und schließt ein wenig die Augen. Schnell überbrückt Genzo den Abstand zwischen ihnen und versiegelt Kojiros Lippen mit seinen. Mit deiner Hand fasst er Kojiro in den Nacken, wo er ihn leicht krault, während er etwas Druck aus dem Kuss nimmt und mit seiner Zunge zwischen Kojiros Lippen schlüpft. Ein feuriges Zungenspiel beginnt zwischen den Beiden. Kojiro gibt ein leises und ersticktes Stöhnen von sich, während er sich immer tiefer in den Kuss fallen lässt. Seine Hände ruhen im Nacken des Keepers und verhindern so, dass er den Kuss lösen kann, doch Wakabayashi denkt gar nicht daran, den Kuss zu beenden. In seinem Körper breitet sich eine immer stärker werdende Wärme aus, die langsam in seinem Körper nach unten fließt und sich dort staut. Auch Kojiro wird immer heißer und seine Erregung immer stärker. Ein plötzlicher Knall lässt die beiden keuchend auseinanderfahren. Erschrocken schauen sie sich um und entdecken Ken, der vor dem Tisch steht und mit der flachen Hand auf die Tischplatte geschlagen hat. „Wir sollten jetzt langsam mal gehen.“, meint er zu den Zwei gerichtet, die schlagartig wieder ein wenig nüchtern werden und realisieren, was sie gerade getan habe. Himmel noch eins, was habe ich mir dabei gedacht, Kojiro in aller Öffentlichkeit zu küssen. geht es Genzo durch den Kopf. Genzo hat mich geküsst. mit einem Lächeln auf den Lippen schaut Kojiro Genzo an. Ob er doch etwas für mich empfindet? Ich meine, wie soll ich den Kuss sonst deuten. Genzo steht von seinem Platz auf und zieht sich seine Jacke über. „Ken hat Recht, wir sollten gehen. Der Abend war sehr nett mit euch, Jungs.“, meint Genzo und geht zum Tressen, um seine Rechnung zu bezahlen. Das hätte nicht passieren dürfen. Nachdem er bezahlt hat, dreht er sich noch mal zu den anderen um. „Wir sehen uns morgen beim Training.“, meint Genzo und verlässt die Bar, ohne auf eine Antwort von den anderen zu warten. Draußen atmet Genzo die kalte Nachtluft ein. Ich sollte mich von Kojiro fernhalten. denkt er und geht die Straße runter. „Genzo warte!“, ruft Kojiro ihm nach und holt ihn ein, wobei Wakabayashi stehen bleibt, als er Kojiros Stimme vernimmt. „Was willst du, Hyuga?“, fragt er in mit genervter Stimme. „Ich will mit dir reden.“, beginnt Kojiro. „Über das was gestern zwischen uns war und …“ Doch er wird von Wakabayashi unterbrochen: „Da war gestern nichts zwischen uns und das gerade war ein Versehen, kapiert.“ Mit diesen Worten dreht sich Wakabayashi um und will gehen, Kojiro einfach stehen lassen und vergessen was gewesen ist. „Glaubst du das wirklich?“, fragt ihn Kojiro und rennt ihm nach. „Ist das dein Ernst? Du willst einfach ignorieren was gewesen ist? Bist du wirklich so feige?“ „Ich bin nicht feige.“, meint Genzo und bleibt stehen und schaut Kojiro herausfordernd an. „Ach ja und wieso haust du dann einfach ab und verleugnest was gewesen ist?“, fragt ihn Kojiro wütend, was Genzo noch wütender macht. „Misch dich einfach nicht in mein Leben ein. Es geht dich nämlich überhaupt nichts an, was ich denke oder tue.“ Wieder macht Wakabayashi Anstalten zu gehen, doch Kojiro will ihn nicht einfach gehen lassen. Er packt ihn am Arm und zieht in mit sich in eine schmale Seitenstraße, wo sie niemand sehen kann und drückt ihn dort gegen die Wand. „Lass mich sofort …“, will Wakabayashi protestieren, doch er kommt nicht weiter, den Kojiro küsst ihn auf den Mund und verseigelt somit seine Lippen. Zuerst wehrt Wakabayashi sich, doch sein Wiederstand wird immer schwäche und erstirbt letztlich ganz. Verdammt, Kojiro, was machst du nur mit mir? Wakabayashi schließt halb seine Augen und gibt sich dem Kuss hin, erwidert ihn sogar zaghaft. Der Kuss ist scheu und auf eine bestimmte Art von Unschuld und Unsicherheit geprägt. Nach einigen Momenten, die den beiden ewig vorkommen, lösen sie den Kuss. „Jetzt sag mir nicht, dass das auch eine Verirrung war.“, flüstert Kojiro mit schwacher und etwas zittriger Stimme, was Genzo dazu veranlasst den Kopf wegzudrehen, nur damit er Kojiro nicht in die Augen sehen muss. Doch Kojiro erwartet auch gar keine Antwort von ihm. Er weiß nicht wieso, doch aus einem Grund, den Kojiro nicht kennt, sträubt sich der Keeper gegen seine Gefühle für ihn. „Lass uns zu mir gehen, da können wir in Ruhe über alles reden.“, meint Kojiro und tritt einen Schritt zurück. Zuerst befürchtet er, dass Wakabayashi wieder auf stur stellt und sagt, dass es nichts zu bereden gibt, doch dann gibt der Keeper ihm mit einem Nicken zu verstehen, dass er einverstanden ist. Gemeinsam machen sich die beiden auf den Weg zu Kojiros Haus. Auf dem Weg dahin sprechen sie nicht viel miteinander und hängen jeder ihren eigenen Gedanken nach. Als sie bei Kojiro durch die Haustür treten, kommt Kojiros Mutter aus dem Wohnzimmer. „Oh, du bist ja schon zu Hause.“, meint sie und lächelt ihren Sohn an, ehe ihr Blick auf Wakabayashi fällt. „Guten Abend, Frau Hyuga.“, begrüßt Wakabayashi sie freundlich. „Guten Abend.“, erwidert sie lächelnd und schaut dann ihren Sohn an. „Soll ich euch noch rasch etwas zu Essen kochen. Ihr Zwei habt gewiss Hunger.“ „Das ist nicht nötig Mutter, wir haben unterwegs etwas gegessen.“, lehnt Kojiro dankend ab, während Wakabayashi das ganze einfach nur unangenehm ist. Er kennt so viel mütterliche Fürsorge nicht. Seine Eltern sind immer viel auf Reisen und waren das auch schon, als er noch ein Kind war. Seine Kindermädchen und Privatlehrer haben sich um ihn gekümmert und seine Privattrainer sorgten dafür, dass sein Talent im Fußball voll zur Entfaltung kam. Doch solche mütterliche Fürsorge, wie sie Kojiros Mutter gerade zeigt, ist ihm fremd, ja fast schon unangenehm. In genau solchen Momenten wird ihm immer wieder aufs Neue bewusst, wie sehr seine Eltern ihn doch eigentlich vernachlässigt haben und ihn zugleich mit Geld, Geschenken und allen Privilegien, die sich ein Kind nur wünschen kann, überschüttet haben. „Deine Geschwister schlafen bereits oben in ihren Zimmern, also seid bitte nicht so laut, damit ihr sie nicht aufweckt.“, meint Kojiros Mutter noch lächelnd, ehe sie zurück ins Wohnzimmer geht. Kojiro und Genzo gehen derweil hoch in den ersten Stock, wo Kojiro sein Zimmer hat. „Deine Mutter ist eine sehr freundliche Frau.“, beginnt Wakabayashi, nachdem er sich auf den Stuhl gesetzt hat, der vor Kojiros Schreibtisch steht. Der Stürmer nimmt auf seinem Bett, Wakabayashi gegenüber Platz. „Ja, das ist sie. Sie hat früher immer viel gearbeitet, nur damit es uns gut ging. In der schlimmsten Zeit, hatte sie drei Jobs gleichzeitig, nur damit wir über die Runden kommen. Sie sagte dann immer: ‚Ich möchte, dass ihr es eines Tages besser habt und dafür braucht ihr eine anständige Schulausbildung.‘“, erzählt Kojiro ihm und lächelt. „Verstehe.“, meint Genzo leise und betrachtet seine Hände, die er ineinander gefaltet hat. Ein unbehagliches Schweigen breitet sich zwischen den beiden aus. „Genzo, wegen dem was geschehen ist.“, beginnt Kojiro und ist nun doch etwas nervös. Ich darf es auf keinen Fall verbocken, sonst war es das vielleicht endgültig für mich. „Du brauchst nichts sagen, Kojiro.“, unterbricht ihn Wakabayashi, ohne dabei von seinen Händen aufzuschauen. „Ich habe darüber nachgedacht und mich die ganze Zeit gefragt, wieso du keine Angst davor hast dich als schwul zu outen.“, beginnt Wakabayashi, während Kojiro ihn schweigend betrachtet. „Doch gerade, als wir herein gekommen sind und ich deine Mutter kennen gelernt habe, habe ich begriffen wieso.“ Ein kurzes Seufzten verlässt seine Lippen. „Deine Familie steht hinter dir und würde dich niemals dafür ächten, wenn du ihnen sagst, dass du einen Mann liebst. Du hast also nichts zu befürchten, denn deine Familie wird dir immer Halt geben.“ Seid sie in seinem Haus sind, hat Wakabayashi Kojiro nicht einmal angesehen, doch nun schaut er auf und Kojiro zerbricht das Herz bei seinem Anblick, denn in Genzos Augen schimmern Tränen. Doch das ist noch nicht mal das Schlimmste für Kojiro, viel schlimmer ist es die Angst, die Hilflosigkeit und die Verzweiflung in seinen Augen zu sehen. Am liebsten würde Kojiro jetzt aufstehen und ihn in den Arm nehmen. In einfach nur halten und ihm sagen, dass alles wieder gut wird. „Doch meine Familie ist anders, Kojiro.“, flüstert Wakabayashi leise, dass was ihn die ganze Zeit belastet. „Sie würden es niemals verstehen oder gar akzeptieren.“ Kojiro kann nicht anders und geht zu ihm. Vor Genzo fällt er auf die Knie, nimmt sein Gesicht in seine Hände und küsst seine Tränen fort. „Wein nicht.“, flüstert er beruhigend und kämpft selbst damit nicht gleich zu weinen. Ihre Lippen berühren sich, kurz und flüchtig, dann inniger und viel länger. Reine Liebe und Verzweiflung liegen in diesem Kuss, denn alles was sich die Zwei erhoffen, wird es niemals geben. Und mit jeder erneuten Berührung ihrer Lippen, wird den Zweien das mehr und mehr bewusst. Kapitel 6: Dream Six -------------------- Dream Six Das Sonnenlicht fällt durch das Fenster in Kojiros Zimmer und genau in die Gesichter der Beiden. Eng aneinander gekuschelt und noch immer in den Klamotten von gestern, sind sie auf Kojiros Bett die Nacht eingeschlafen. Die halbe Nacht haben sie miteinander geredet und nach einer Lösung gesucht. Immer wieder haben sie ihre Tränen getrocknet, sich liebevoll geküsst und gestreichelt, so zärtlich und andächtig, als hätten sie beide Angst, dass der andere sich in Luft auflösen könnte und sich alles nur als Traum darstellt. Doch es ist kein Traum und genau das wird Kojiro bewusst, als er nun langsam aufwacht und sieht, dass Wakabayashi noch immer in seinen Armen liegt und schläft. Ein sanftes Lächeln schleicht sich auf Kojiros Lippen. Vorsichtig, um seinen Liebsten nicht zu wecken, setzte sich Kojiro auf und steigt über ihn aus dem Bett. So leise wie möglich schleicht er aus dem Zimmer und schließt vorsichtig die Tür hinter sich, ehe er die Luft, die er angehalten hat, ausstößt. Es war also kein Traum. denkt er und mit diesem Gedanken wird ihm die ganze Tragweite dessen bewusst, was gestern alles geschehen ist und was er erfahren hat. In Gedanken versunken, geht Kojiro nach unten, wo im Wohnzimmer seine Familie beim Frühstück sitzt. „Morgen Kojiro.“, grüßen ihn seine Geschwister freudestrahlend. „Morgen.“, meint er und lächelt sie an, ehe er sich zu ihnen setzt. „Schläft dein Freund noch?“, fragt ihn sein jüngster Bruder und schaut Kojiro fragend an, der wiederrum seine Mutter fragend anschaut. „Ich habe sie gebeten leise zu sein, da du und dein Freund gestern Abend so spät nach Hause gekommen seid.“, erklärt sie ihm lächelnd und reicht ihm eine Schüssel voll mit Reis. „Danke.“, meint Kojiro und nimmt sie an, ehe er sich wieder an seinen kleinen Bruder widmet: „Ja, Genzo schläft noch. Er hat einige Probleme, deswegen waren wir lange wach.“ Erst jetzt fällt Kojiro auf, dass Takeru, der ältere seiner zwei kleinen Brüder ihn einen eigenartigen Blick zuwirft. Was hat er nur? fragt sich Kojiro, doch er hält es für besser nach dem Frühstück mit ihm zu reden, wenn sie alleine sind. Als alle fertig gegessen haben, steht Takeru als erster auf und will nach oben verschwinden in sein Zimmer. „Takeru, warte mal.“, ruft Kojiro seinen jüngeren Bruder und läuft ihm nach. „Ist alles okay?“, fragt Kojiro ihn und schaut ihn musternd an. „Du hast mich vorhin beim Frühstück so seltsam angesehen, stimmt was nicht?“ Takeru schaut zur Seite und zuckt nur mit den Schultern. „Ich weiß nicht, was du meinst.“, weicht er aus. „Takeru.“, beginnt Kojiro mit sanfter Stimme und legt ihm eine Hand auf die Schulter, woraufhin dieser aufschaut und die Hand abschüttelt. „Lass mich in Frieden!“, schreit er und schaut Kojiro wütend an, ehe er sich umdreht und zur Haustür hinausrennt. „Takeru!“, ruft Kojiro ihn und will ihm nachrennen, als gerade Wakabayashi die Treppe herunterkommt. „Morgen.“, murmelt er und reibt sich das linke Auge. Seine Haare sind total verwuselt und er sieht aus, als sei er gerade erst aufgestanden, was er natürlich auch ist. Er sieht richtig süß aus, so verschlafen. denkt Kojiro und lächelt ihn an. „Morgen, hast du gut geschlafen?“, fragt ihn Kojiro, woraufhin Wakabayashi ihn anlächelt. „Ja, habe ich.“, sagt er und ringt sich zu einem leichten Lächelnd durch. „Willst du frühstücken? Wir haben schon gefrühstückt, aber ich wollte dich nicht wecken.“, erklärt Kojiro. „Danke. Ein Frühstück kann ich jetzt gut gebrauchen.“, meint Wakabayashi und folgt Kojiro in die Küche, wo sie auf seine Mutter treffen. „Kojiro, was ist mit Takeru?“, fragt ihn seine Mutter, woraufhin sich mit der Hand gegen die Stirn schlägt. „Richtig.“, murmelt er und schaut Genzo an. „Entschuldige mich, ich muss erst meinem Bruder nach und mit ihm reden.“, meint er und läuft schon aus der Küche und aus dem Haus. Genzo bleibt verwirrt zurück. Was habe ich den verpasst? „Was möchten Sie frühstücken?“, reist ihn die liebevolle Stimme von Kojiros Mutter aus seinen Gedanken. Wakabayashi lächelt sie an. „Sie können ruhig du zu mir sagen. Sonst komme ich mir so alt vor.“, meint er und lacht ein wenig verlegen, was Kojiros Mutter dazu bringt ihn anzulächeln. „Okay, ist dir ein typisch japanisches Frühstück mit Rührei recht?“, fragt sie ihn. „Sehr gerne doch. Machen sie sich wegen mir bitte keine Umstände. Ich fürchte eh, dass ich schon genug Chaos angestellt habe.“, meint Wakabayashi mit trauriger Stimmer und setzt sich an den Küchentisch. „Takeru beruhigt sich wieder.“, meint Kojiros Mutter und beginnt das Rührei zu machen. „Es ist für ihn nicht leicht zu erfahren, dass sein großer Bruder schwul ist, vor allem, da Takeru gerade selbst in der Pubertät ist und sich selbst finden muss. Ihn verwirrt es einfach, aber das legt sich wieder.“ Sie stellt Wakabayashi sein Frühstück hin. „Wenn Kojiro mit ihm geredet hat, fühlt sich Takeru bestimmt nicht mehr so verwirrt.“, meint sie und setzt sich zu Wakabayashi an den Tisch. „Ich hoffe es, immerhin möchte ich mich nicht zwischen Kojiro und seine Geschwister schieben.“, meint Genzo und beginnt zu essen. „Das tust du nicht. Die Kleinen haben es gut aufgenommen, als ich es ihnen erklärt habe, nur Takeru ist ein wenig schwierig, aber so sind Teenager eben.“, meint sie und lächelt Wakabayashi an. „Mach dir keine Sorgen.“ Kojiro findet seinen Bruder genau dort, wo er ihn vermutet hat – am Grab ihres Vaters. Ohne ein Wort zu sagen geht er zu Takeru, der vor dem Grabstein hockt. Die Arme hat der Jüngere schützend um die Knie geschlungen. „Was willst du?“, fragt er seinen großen Bruder, als er Kojiros Anwesenheit bemerkt. „Mit dir reden.“, antwortet Kojiro und bleibt einen halben Meter hinter ihm stehen. „Wollen wir ein Stück zusammen am Strand entlang laufen?“, fragt er ihn und schaut ihn abwartend an. Zuerst denkt er, dass Takeru ihn ignoriert, doch dann steht sein kleiner Bruder doch auf und geht ohne ein Wort zu sagen los. Kojiro folgt ihm einfach schweigend. Er will ihm Zeit geben und nicht direkt wieder verschrecken. „Seit wann bist du schon …“, fragt Takeru ihn, wobei er das Ende offen lässt, so als habe er Angst, wenn er es ausspricht würde etwas Schlimmes passieren. „Du meinst ‚schwul‘?“, fragt ihn Kojiro, wobei er damit eher bewirken will, dass Takeru begreift, dass nichts schlimmes dabei ist, dass Wort auszusprechen. „Als wir bei der U16-Weltmeisterschaft waren, habe ich schon gemerkt, dass ich mich irgendwie zu Wakabayashi hingezogen fühle. In Italien hatte ich dann immerzu Sehnsucht nach ihm und habe von ihm geträumt und jetzt …“, Kojiro lächelt leicht. „Jetzt habe ich ihn wiedergetroffen und fast alles kaputt gemacht.“, erklärt Kojiro seinem Bruder. Dieser schaut ihn von der Seite an, ehe er wieder auf seine Füße schaut. Seine Hände hat er tief in seiner Hosentasche vergraben. „Die Jungs bei mir in der Klasse sagen, dass die Leute, die schwul sind, gestört sind und widerlich.“, berichtet er. „Findest du es widerlich, wenn man mit demjenigen zusammen sein möchte, den man liebt?“, fragt ihn Kojiro, woraufhin sein Bruder stehen bleibt und ihn zum ersten Mal richtig ansieht. „Woher weißt du, dass es Liebe ist?“ Kojiro irritiert diese Frage und er schaut zuerst etwas verwirrt drein, doch dann lächelt er seinen Bruder liebevoll an. „Man liebt jemanden, wenn man immer bei dieser Person sein möchte. Wenn man alles für sie tun würde, nur um sie vor allem Unheil und Leid zu beschützen. Man denkt, wenn dieser Person jemals etwas passieren sollte, würde man es selbst nicht überleben, weil man sich ein Leben ohne diese Person nicht mehr vorstellen kann.“, beginnt Kojiro und schaut hinaus auf das Meer. „Man möchte einfach alles mit dieser Person teilen, sowohl Freude als auch Leid. Diese Person ist dein Leben und ganz gleich, was auch passiert man möchte immer mit ihr zusammen sein.“ Takeru hat seinem Bruder schweigend zugehört und schaut ihn noch immer schweigend an. „Und für dich ist Wakabayashi diese bestimmt Person.“, fragt Takeru, wobei es eher eine Feststellung ist, als eine Frage. „Ja, Genzo ist für mich diese bestimmte Person.“, antwortet Kojiro und schaut seinen Bruder an. Als dieser nichts mehr sagt, fügt Kojiro hinzu: „Ich weiß, dass es für dich schwer ist zu akzeptieren, dass ich einen Mann liebe, aber ich bitte dich, lass deine Wut an mir aus und nicht an Genzo.“ Genzo hat genug Probleme, da muss nicht auch noch mein kleiner Bruder ihm das Leben zur Hölle machen. Kurz schließt Takeru die Augen. „Wieso sollte ich wütend auf ihn sein?“, fragt Takeru ihn und lächelt Kojiro auf einmal an. „Man kann sich nicht aussuchen wen man liebt und solange du glücklich bist, soll es für mich okay sein. Du bist mein Bruder und daran ändert sich auch nichts, nur weil du einen Mann liebst.“ Kojiro lächelt seinen kleinen Bruder an und kommt auf ihn zu. Er strubelt seinem Bruder durch die Haare. „Danke, Takeru, das bedeutet mir sehr viel.“, meint Kojiro und lächelt seinen Bruder erleichtert an. „Ist schon gut, Kojiro.“, meint sein Bruder und grinst ihn an. Gemeinsam machen sich die zwei Brüder auf den Weg nach Hause. Als sich die Zwei ihrem Haus nähern bemerkt Kojiro, dass eine schwarze Limousine vor ihrem Haus steht. „Wer ist das, Kojiro?“, fragt Takeru ihn und schaut ihn fragend an. Die beiden sind stehen geblieben und schauen verwirrt aus. „Ich weiß es nicht, aber ich habe eine schlimme Befürchtung.“, meint Kojiro und seine Miene verfinstert sich. „Komm mit, wir beeilen uns besser.“ Mit diesen Worten rennt er los und Takeru hinter ihm her. Genzo, ich komme. Je näher er dem Haus kommt, erkennt er, dass sich draußen einige Leute aufhalten. Sofort erkennt Kojiro Wakabayashi und seine Mutter, doch da stehen noch andere Leute. Kojiro erkennt eine Frau in einem edlen dunkelroten Kostüm. Sie ist bestimmt einen halben Kopf kleiner als seine Mutter, doch ihr Auftreten ist eleganter als das seiner Mutter. Ihre schwarzen Haare hat sie zu einem Haarknoten nach hinten gebunden. Direkt neben ihr steht ein großgewachsener Mann in einem schwarzen Anzug, der auf Genzo einredet. „ … und dann sagt man uns, dass du nicht zum Training gekommen bist. Was hast du dir dabei gedacht?“, fragt der Mann Genzo herrisch. Gerade als Genzo antworten will, kommt Kojiro zu ihnen. „Da seid ihr ja.“, meint Kojiros Mutter erleichtert und nimmt Takeru kurz in den Arm. „Geh bitte rein und kümmere dich um deine Geschwister.“, weist sie ihn an. Kurz wirft er Kojiro einen zweifelnden Blick zu, doch dieser nickt ihm nur aufmunternd zu, woraufhin Takeru ins Raus rennt. Kojiro wartet bis Takeru im Haus verschwunden ist, dann wendet er seinen Blick vom Haus ab und schaut Wakabayashis Vater an, der ihn böse anschaut, so als sei er ein Insekt, welches er am liebsten zertreten würde. „Genzo war gestern Abend zusammen mit mir und noch einigen anderen aus dem Team einen Trinken, deswegen hat er bei mir gepennt und wir haben das Training verschlafen.“, meint Kojiro mit beherrscht ruhiger Stimme und schaut Genzos Vater provozierend an. „Hyuga.“, zischt Genzo warnend. Doch Kojiro ignoriert Genzos Warnung. „Sie sind also Kojiro Hyuga.“, meint Genzos Vater und schaut ihn abschätzend an. „Mir ist viel über Sie zu Ohren gekommen. Sie sollen ein Schlägertyp sein, der gerne mal die Kontrolle verliert und reichlich impulsiv ist.“ Kojiro will ihm ins Wort fallen, doch da wendet sich Genzos Vater schon wieder seinem Sohn zu. „Wieso treibst du dich mit solchen Leuten herum? Ich glaube wohl kaum, dass so jemand deiner Kariere dienlich sein kann.“ „Kojiro ist der beste Schütze der japanischen Nationalelf und somit auch einer meiner Teamkameraden.“, erklärt Genzo und versucht so ruhig zu klingen wie es nur geht. Kojiro sieht ihm genau an, dass sich Genzo sichtlich unwohl in seiner Haut fühlt. Genzo… Kurz schließt Genzos Vater die Augen. „Jetzt weiß ich wenigstens, dass es richtig war, dich nach Europa zu schicken. Immerhin hast du hier ja keine ernstzunehmenden Herausforderungen.“, meint Genzos Vater und wendet sich um. „Komm jetzt, wir gehen. Ich habe bereits einen neuen Trainerstab einfliegen lassen, damit dein Trainingsstand nicht rückständig wird, während deines Aufenthalts hier in Japan.“ Bei diesen Worten öffnet er die Tür und lässt seine Gattin einsteigen. Genzo holt Luft und einen kurzen Augenblick lang hofft Kojiro, dass er sich seinem Vater wiedersetzen wird, doch dann stößt Genzo die Luft aus und öffnet seine Hände, die er zu Fäusten geballt hat. „Ja, Vater.“, meint er leise und senkt den Blick. Kojiro will zu ihm, will ihn in die Arme nehmen, ihn sagen, dass er ihn liebt – doch er bleibt stehen, nicht zu Letzt weil seine Mutter sich neben ihn gestellt hat und seine Hand hält. Somit sieht Kojiro zu, wie Genzo in den Wagen steigt ohne ihm auch nur noch einen allerletzten Blick zu schenken. Bevor Genzos Vater hinter seinem Sohn in den Wagen steigt, wirft er Kojiro noch einen bösen Blick zu, den Kojiro sogleich erwidert. Er ballt seine Hände zu Fäusten und will einen Schritt nach vorne machen, doch seine Mutter hält ihn fest. Natürlich wäre es für Kojiro ein leichtes gewesen, sich von seiner Mutter loszureißen, doch er weiß, dass es ihm nichts bringen würde. Ganz im Gegenteil, es würde ihn noch weiter weg von Genzo tragen, also schaut er mit all seiner Wut im Bauch der Limousine nach. „Kojiro.“, meint seine Mutter und streicht ihm über die Wange. Erst jetzt fällt ihm auf, dass er weint, weil er soeben den wichtigsten Menschen der Welt verloren hat. „Komm mit rein.“ Behutsam führt sie ihn ins Haus, wo seine Geschwister im Flur auf ihn warten. Sie alle schauen ihn traurig an, vor allem Takeru. Seine kleinen Geschwister, seine Mutter – alle für die er immer stark sein wollte, schauen ihn nun mitleidig an. Erneut flammt seine Wut auf und er reist sich los, dreht sich um und rennt aus dem Haus. Die Rufe seiner Familie, die verzweifelt seinen Namen ruft, schallen hinter ihm her, doch es ist ihm egal. Er rennt einfach nur, ihm ist egal wohin, nur weg. Nachdem Genzo mit seiner Familie bei deren Anwesen angekommen ist, hat sein Vater ihn sogleich zu einer Trainingseinheit geschickt. Nach eben dieser hat Genzo sich eine Dusche gegönnt und seine Gedanken zu Kojiro abschweifen lassen. Wie geht es dir wohl gerade? Fühlst du dich von mir hintergangen? Wakabayashi dreht das Wasser ab und seufzt leise. „Kojiro…“, murmelt er leise den Namen seines Liebsten, ehe er sich umdreht und sein Mutter erblickt, die hinter ihm steht. „Mutter.“, flüstert Genzo und wird rot. „Entschuldige, ich hatte angeklopft, doch du hast mich wohl nicht gehört.“, meint sie und dreht ihrem Sohn den Rücken zu, damit dieser sich rasch abtrocknen und etwas überziehen kann. „Ist schon okay, Mutter. Was möchtest du?“, meint Wakabayashi und geht zu ihr. „Dein Vater war sehr wütend, als er gehört hat, dass du heute nicht beim Training gewesen bist.“, erklärt seine Mutter ihn und schaut ihn aus ihren schönen nussbraunen Augen an, doch Genzo fällt vor allem die rote Wange auf, die seine Mutter hat. „Hat er dich geschlagen?“, fragt er sofort ernst nach, was seine Mutter dazu bringt reflexartig das Gesicht zur Seite zu drehen, damit Genzo nicht die rote Wange sieht. „Nein, ich habe mich vorhin gestoßen.“, weicht sie aus, was Genzo nur noch wütender macht. „Wieso verteidigst du ihn auch noch?“, fragt er sie erzürnt. Seine Mutter antwortet nicht, stattdessen schaut sie ihrem Sohn fest in die Augen. „Aus Liebe macht man, manchmal dumme Sachen, mein Junge.“, flüstert sie leise und streicht ihm über die Wange. Ihre Hand zittert leicht und in ihren Augen schimmern Tränen. Genau in dem Moment wird Genzo bewusst, dass seine Mutter es weiß. Hart schluckt er den Kloß, der ihm im Hals steckt, herunter. „Woher weißt du es?“, fragt er sie mit leiser, erstickter Stimme. Seine Mutter lächelt nur sanft. „Ich war dir vielleicht nie eine gute Mutter, mein Junge.“, beginnt sie und ihr rollen einige Tränen über die Wange. „Aber dennoch erkenne ich, wenn du verliebt bist.“, wispert sie mit tränenerstickter Stimme. Genzo muss schwer schlucken. Wenn seine Mutter davon weiß, weiß sein Vater es dann auch schon? Gott bewahre, bitte nicht. „Weiß Vater es?“, fragt er mit zittriger Stimme, woraufhin seine Mutter heftig den Kopf schüttelt. „Nein, Gott nein.“, schluchzt sich auf und nimmt sein Gesicht in beide Hände. „Der Herr allein weiß, was dein Vater tun würde, wenn er es erfahren würde.“ Genzo schließt einmal kurz die Augen, ehe er sie wieder öffnet. „Versprich mir etwas, Genzo.“, flüstert seine Mutter eindringlich und darum bemüht ihre Stimme unter Kontrolle zu bekommen. Mit laut schlagenden Herzen schaut Genzo seine Mutter an und erwartet mit Grauen, worum sie ihn nun bitten wird. „Versprich mir, dass du ihn nie wieder siehst.“ Leere, absolute Leere herrscht in ihm, als er die Bitte seiner Mutter hört. Ich soll Kojiro nie wieder sehen…Nie wieder… „Das geht nicht, er ist mein Teamkollege.“, meint er mit bemüht fester Stimme. „Natürlich, aber du darfst ihn nicht mehr privat treffen, ich flehe dich an, Genzo. Versteh doch, wenn dein Vater dahinter käme …“, sie bricht ab und schaut ihren Sohn aus tränenverschleierten Augen an. Genzo dreht den Kopf zur Seite, um diesen Blick, so voller Schmerz und Angst um ihren geliebten Sohn, nicht mehr sehen zu müssen. „Versprich es mir, Genzo. Versprich mir, dass du ihn nie wieder sehen wirst. Das du nur noch das nötigste mit ihm zu tun hast.“, fleht seine Mutter ihn an. Wut und Verzweiflung erfassen Genzo. Er reist sich von seiner Mutter los und geht einige Schritte fort von ihr. „Weißt du, was du da von mir verlangst?“, klagt er sie an und dreht sich wieder zu ihr um. Tränen der Wut, Trauer, Angst und noch unzähliger Gefühle mehr schimmern in seinen Augen. „Natürlich, weiß ich, was ich da verlange.“, beginnt sie und kommt auf Genzo zu. Sie legt ihre zierlichen Hände auf Genzos breite Schultern. „Aber Genzo, versteh mich doch. Ich versuche dich nur zu beschützen. Es bricht mir doch selbst das Herz, dass von dir zu verlangen.“, bringt sie unter Tränen hervor und schaut ihren Sohn verzweifelt an. „Bitte Genzo. Bitte!“ Kurz schließt Genzo die Augen. Eine Träne stielt sich aus seinem Augenwinkel. Als er seine Augen wieder öffnet, fällt sein Blick auf die rote Stelle der Wange seiner Mutter, wo sein Vater sie geschlagen hat. „Ich verspreche es.“, wispert er mit tonloser Stimme und genau in dem Moment, als er seiner Mutter dieses Versprechen gibt, zerbricht etwas in ihm. Doch seine Mutter fällt ihn um den Hals. „Ich danke dir.“, wispert sie leise und drückt ihn stärker an sich. „Und es tut mir so unendlich leid. Ich wünschte, es gäbe eine andere Lösung.“ „Ja, das wünschte ich auch.“, flüstert Wakabayashi leise und drückt seine Mutter an sich und schließt die Augen. Vergib mir, Kojiro. Bitte, vergib mir!Eine letzte einzelne Träne stehlt sich aus seinem Augenwinkel. Es tut mir so leid. Es ist bereits spät am Abend, als Kojiro die Haustür öffnet. „Kojiro.“, erklingt sofort Takerus Stimme, gefolgt von der Stimme seiner Mutter: „Takeru, geh bitte ins Wohnzimmer.“ Kojiro sieht, wie sein Bruder ihn erst noch einmal kurz besorgt mustert, ehe er sich fügt und ins Wohnzimmer geht. Als die Tür zum Wohnzimmer geschlossen ist, beginnt seine Mutter zu sprechen: „Wie geht es dir?“ Kojiro schnaubt abfällig. „Beschissen.“, zischt er und erntet einen besorgten Blick von seiner Mutter. „Du hast getrunken.“, stellt sie nüchtern fest und geht auf ihn zu. „Ja, einen Sake.“, erklärt Kojiro und schaut seiner Mutter direkt in die Augen, die ihn sorgenvoll betrachten. Seine eigenen Augen sind gerötet von den Tränen, die er während des Laufens geweint hat. „Ich leg mich schlafen, immerhin habe ich morgen Training.“, erklärt Kojiro und will die Treppe hochgehen. „Kojiro.“, beginnt seine Mutter, woraufhin dieser sie ansieht. „Wir sind immer für dich da.“ Ein sanftes Lächeln liegt auf ihren Lippen, woraufhin sich auch Kojiro zu einem leichten Lächeln durchringt. „Danke.“, murmelt er leise und verschwindet nach oben in sein Zimmer. Dort lässt sich Kojiro auf sein Bett fallen, welches immer noch nach Wakabayashi riecht. Du fehlst mir. denkt Kojiro und schließt die Augen, ehe ihn die Müdigkeit übermannt und ihn hinabzieht in einen traumlosen Schlaf. Kapitel 7: Dream Seven ---------------------- Dream Seven Am nächsten Morgen wird Kojiro unsanft von seinem Wecker geweckt. Genervt wirft er diese auch sogleich gegen die Wand, doch zu seinem großen Unglück klingelt er noch immer weiter, weshalb Kojiro seinen Plan, heute einfach den ganzen Tag im Bett liegen zu bleiben, verwirft und doch aufsteht. Als erstes nimmt er den Wecker und stellt ihn ab, ehe er sich anzieht und dann, seine Sporttasche schulternd, hinunter ins Wohnzimmer geht, wo bereits seine gesamte Familie auf ihn mit dem Frühstück wartet. „Morgen, Kojiro.“, meint sein jüngster Bruder und lächelt ihn leicht an, so als weiß er nicht so recht, ob er ihn anlächeln soll oder nicht. Kojiro streicht ihm durchs Haar. „Morgen.“, meint er mit schwacher Stimme und lässt sich nieder, um mit seiner Familie zu frühstücken. „Hast du gut geschlafen?“, fragt ihn seine Mutter und reicht ihm sein Frühstück. „Geht so.“, meint Kojiro schulterzuckend und stochert lustlos in seinem Frühstück herum. Er ist einfach deprimiert. Irgendwie hat er gehofft, dass Genzo ihm wenigstens eine SMS schickt, doch nichts. Hab ich was falsch gemacht? Oder hab ich zu viel verlangt? Ein lauter Knall holt ihn aus seinen trüben Gedanken. Verwirrt schaut Kojiro von seinem Reis auf und schaut seinen Bruder Takeru an. „Verdammt, Kojiro, reiß dich zusammen.“, schreit ihn sein kleiner Bruder an, der die Hände auf den Tisch geschlagen und sich vom Tisch hochgestemmt hat. „Noch hast du nicht verloren. Rede einfach gleich mit ihm – vielleicht richtet sich ja alles zum Guten.“ Ein zaghaftes Lächeln zeigt sich auf Takerus Zügen. „Du gibst doch sonst nicht auf.“ Kurz schließt Kojiro die Augen, ehe er sie öffnet und neuer Kampfgeist in seinen Augen zu sehen ist. „Du hast Recht, Takeru.“, meint er und steht sogleich auf. Er schnappt sich seine Tasche. „Bis heute Abend und wünscht mir Glück.“, ruft Kojiro noch, ehe er aus dem Wohnzimmer und aus dem Haus stürmt. Draußen rennt er so schnell wie schon lange nicht mehr. Sein Kampfgeist ist wieder da. Nein, ich gebe nicht einfach so auf. Das kommt überhaupt nicht in Frage. Beim Trainingsplatz angekommen, muss Kojiro feststellen, dass er nicht der Einzige ist, der zu früh zum Training erschienen ist. Auch Misaki und Tsubasa sind schon da und passen sich gegenseitig den Ball zu. „Hey, Kojiro.“, ruft Tsubasa in seiner entnervenden immer fröhlichen Art und winkt ihn zu. Auch Taro schaut zu ihm und lächelt ihn an. „Morgen, Kojiro.“, ruft er ihn zu, als sich Kojiro den Zwei nähert. „Ihr Zwei seid ja schon verdammt früh hier.“, meint Kojiro und lächelt leicht verwundert. „Na ja, du bist doch auch schon so früh hier.“, gibt Tsubasa zurück und lacht kurz auf. „Außerdem können Taro und ich so noch etwas ungestört trainieren.“ „Verstehe, na dann gehe ich mich mal umziehen.“, meint Kojiro und winkt ihnen noch mal kurz zum Abschied, ehe er Richtung Umkleiden geht. Es dauert nicht lange und die anderen Mitglieder des Teams kommen auch an. Kojiro hat sich bereits aufgewärmt und schießt ein paar Tore gegen Ken, als Wakabayashi endlich ankommt. Na endlich, ich dachte schon er kommt heute gar nicht. denkt Kojiro und schaut Wakabayashi nach, wie er zielstrebig in Richtung Umkleide geht. „Hey Kojiro, träumst du?“, reist ihn Ken wieder in die Realität. Kojiro schaut kurz zu Ken, dann noch einmal zu Wakabayashi, der gerade zusammen mit Taki und Ishizaki ins Gebäude geht, wo die Umkleiden sind, ehe sich Kojiro wieder Ken zuwendet. Er nimmt Anlauf und schießt den nächsten Ball direkt ins Netz. Die erste Stunde des Trainings verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Jedoch wird Kojiro das Gefühl nicht los, dass Genzo ihm aus dem Weg geht. Ob er mich ignoriert? Aber wieso sollte er das tun? – Ich glaube, ich sollte in der Pause gleich mal mit ihm reden. Nach einer weiteren halben Stunde pfeift der Trainer endlich die erste Trainingseinheit ab. „Zehn Minuten Pause.“, ruft er und geht zu seinem Co-Trainer-Stab um sich mit ihnen zu beraten. Sofort ergreift Kojiro diese Chance und geht zu Genzo. „Hey Wakabayashi, kann ich mal mit dir reden?“, spricht er ihn an, als Genzo gerade zur Bank gehen will, um einen Schluck zu trinken. „Klar, was gibt es den Hyuga?“, fragt ihn Genzo kurz und nimmt eine der Flaschen und trinkt einen Schluck Wasser. Kojiro ist verwirrt. Was soll dieser förmliche Anrede? Uns hört doch eh keiner zu. Doch Kojiro gibt nicht so schnell auf und startet noch einen Versuch. „Ich dachte an ein Gespräch unter vier Augen.“ „Verdammt Hyuga, spuck aus was ist oder halt die Klappe.“, schnauzt Wakabayashi ihn so laut an, dass sich auch alle anderen zu ihnen umdrehen. Seine Augen funkeln Hyuga wütend an, woraufhin dieser selbst nur wütend wird. Wütend und enttäuscht. „Vergiss es einfach.“, zischt Hyuga und dreht sich um, ehe er zurück zu den anderen geht. Sein ganzer Körper brodelt vor Wut und seine Hände hat er so fest zu Fäusten geballt, dass es schmerzt. Doch Kojiro ist es egal. Er ist wütend, auf sich selbst, weil er so ein Narr gewesen ist sich in Genzo Wakabayashi zu verlieben; wütend auf Genzo, weil der sich wie ein Arschloch verhält. Doch das schlimmste Gefühl von allen, ist dieser unsagbare Schmerz in Kojiros Brust. Sawada und Ken kommen auf ihn zu. „Kojiro.“, meint Sawada vorsichtig, doch der Ältere ignoriert ihn einfach. Zu groß sind gerade seine Wut und sein Schmerz. Leise Seufzt Genzo und schließt kurz die Augen. Es tut mir so leid, Kojiro. „Was sollte das den gerade?“, fragt ihn Taro und setzt sich auf die Bank, neben der Genzo steht. Genzo steht gerade mit dem Rücken zum Platz, damit er nicht sehen muss, wie sehr er Kojiro verletzt hat. „Ich weiß nicht, was du meinst.“, erwidert er ruhig auf Taros Frage, ohne den Jüngeren dabei anzusehen. „Doch, dass weißt du ganz genau, Genzo.“, meint Taro und schaut ihn verwirrt von der Seite an. „Du bist einmal zu mir gekommen und hast mich um Hilfe gebeten und ich dachte, du seist glücklich damit, doch scheinbar ist irgendetwas geschehen, was diesen Umstand geändert hat. Also willst du mir nicht erzählen, was es ist?“, beginnt Taro von Neuem und schaut den Keeper zweifelnd an, doch Wakabayashi denkt nicht daran zu antworten. Schweigend steht er da und schaut auf irgendeinen Punkt am Horizont, der für ihn sehr interessant zu sein scheint. Taro seufzt und schaut wieder zu den Anderen. „Weißt du, ich kann leider keine Gedanken lesen, also musst du mir schon sagen, was los ist, damit ich dir helfen kann.“, beginnt Taro wieder und steht dann auf. „Ich bin dein Freund, Wakabayashi, doch wenn du mir nicht sagst, was dich quält, kann ich dir nicht helfen.“ Der Trainer pfeift alle Spieler zu sich, woraufhin sich Wakabayashi aus seiner Starre löst und in Richtung Trainer geht. Taro bleibt kurz zurück und seufzt unglücklich. „Ach, Wakabayashi.“, murmelt er, ehe er dem Älteren folgt. Das weitere Training besteht darin, dass sie in zwei Mannschaften aufgeteilt werden und dann gegeneinander spielen sollen. Am Rand des Trainingsgeländes steigt eine junge Frau aus einem silbernen Sportwagen. Der Wind fegt ihr durch die schwarzen Haare, die sie sich hinter das Ohr klemmt. „Es ist schön wieder hier zu sein.“, flüstert sie und zieht die Sonnenbrille ab. Ihre kristallblauen Augen suchen den Platz ab und entdecken letztlich denjenigen, der der Grund ist, weshalb sie überhaupt nach Japan gekommen ist. Ich wollte niemals mehr hierher zurückkehren und doch bin ich wieder hier. Ein Lächeln bildet sich auf ihren Lippen ab, als sie den Jungs beim Spielen zusieht. Sorge bitte dafür, dass ich nicht umsonst gekommen bin, Genzo. Ein Pfiff halt über den Platz und beendet das Spiel, sowie das Training. „Ich bin sehr zufrieden mit euch. So werdet ihr gewiss das Auftaktspiel am Sonntag gegen die Brasilianer gewinnen.“, meint der Trainer zuversichtlich. „Ihr habt jetzt frei und morgen früh, erwarte ich euch pünktlich zum Training wieder hier.“ „Ja, Trainer.“ Die Jungs machen sich daran nach und nach in Richtung Kabine zu gehen, doch Genzo bleibt noch auf dem Platz zurück. „Hey, schaut doch mal.“, meint Ishizaki plötzlich und bleibt stehen. Auch Kojiro und die anderen beiden bleiben stehen und schauen in die Richtung, in die Ishizaki zeigt. Dort an der Bank steht eine schlanke Frau mit schulterlangen schwarzen Haaren, eine enge Jeans betont ihre langen Beine und das Top, welches sie trägt betont ihre weiblichen Kurven. Sie hat die Arme vor der Brust verschränkt und schaut hinüber zu ihnen. „Die ist süß.“, meint Ishizaki und fügt hinzu. „Ich sollte mal rüber gehen und …“ Er lässt das Ende des Satzes offen, den noch bevor jemand zu der Frau rüber gehen kann, löst sich Wakabayashi aus der Gruppe und geht zu ihr. Ein Lächeln erstrahlt auf den Lippen der Frau und auch Wakabayashi lächelt sie an. Sogleich schließen sie sich in die Arme. „Oh meno.“, murrt Ishizaki und Taki meint nur: „Ob das Wakabayashis Freundin aus Deutschland ist? So herzlich wie die zwei sich umarmen, könnte man das fast meinen.“ Das ist zu viel für Kojiro, sofort wendet er sich ab und stürmt in die Umkleidekabine, Ken und Sawada eilen ihm nach. Wütend schlägt Kojiro gegen die Wand. „Eine Freundin.“, schreit er und ist wütend auf Wakabayashi. Hat er mich an der Nase herum geführt? „Kojiro, beruhig dich doch.“, meint Ken und legt ihm eine Hand auf die Schulter. Jeder Muskel und jede Sehne in Kojiros Körper ist angespannt. „Das ist bestimmt ein Missverständnis.“, meint Ken und lächelt Kojiro aufmunternd zu. „Nein.“, meint Kojiro und schließt die Augen. „Nein, er hat mich nur getäuscht.“ Diese Erkenntnis trifft Kojiro tief in seinem Herzen und schmerzt so sehr, wie er es niemals für möglich gehalten hat. Er hat Wakabayashi wirklich geliebt und wurde von ihm hintergangen. „Was macht du hier?“, fragt Wakabayashi und lässt die Frau los, diese lacht nur. „Hallo, mein kleiner Bruder spielt in der Nationalmannschaft, die an der WM teilnimmt, die in unserem Geburtsland stattfindet.“, zählt sich ihm auf und streicht ihm über die Wange. „Außerdem hatte ich Sehnsucht nach dir.“, ergänzt sie lächelnd und fügt dann noch hinzu: „Wollen wir einen Kaffee trinken gehen? Ich habe dir so viel zu erzählen und ich möchte alles über dich erfahren.“ Genzo senkt den Blick und sein Gesichtsausdruck wird ernst. „Das geht leider nicht.“, meint er, was ihn einen verwirrten Blick von seiner Schwester einbringt. „Wieso denn nicht? Das Training ist doch vorbei, dann wirst du doch wohl Zeit haben mit deiner Schwester einen Kaffee trinken zu gehen.“, meint sie und versteht nicht, wo das Problem legen soll. „Vater will, dass ich noch nach dem regulären Training, zu Hause trainiere. Er hat einen eigenen Trainerstab eingerichtet.“, berichtet Wakabayashi und schaut seine Schwester wieder in die Augen. „Und das aus gutem Grund.“, erschallt hinter den beiden die Stimme von ihrem Vater. Genzo schaut sofort in Richtung seines Vaters, überrascht, dass er hier ist und froh, dass das Team bereits in die Umkleide verschwunden ist und das Ganze nicht mitbekommt. „Du hast dich kein bisschen verändert.“, meint seine Schwester mit schneidender Stimme und schaut ihren Vater wütend und hasserfüllt zugleich an. „Xenia Leena Hanako Wakabayashi.“, spricht der Vater ihren Namen aus, mit einer Stimme, so als wäre ihr Name pures Gift. „Mein Name ist Xenia Crow.“, erwidert sie kühl. „Dann hast du diesen Abschaum also geheiratet. Ich hätte wissen müssen, dass aus dir nichts Gescheites werden kann. Schon in dem Moment, als deine Mutter mir berichtete, dass du ein Mädchen wirst, hätte ich direkt dafür sorgen sollen, dass du niemals das Licht dieser Welt erblickst.“, angewidert schaut er auf seine Tochter hinab, als er dies zu ihr sagt. „Sebastian ist kein Abschaum.“, zischt sie und schaut ihren Vater wütend an. „Und wie mir scheint, bist du noch immer nicht zur Vernunft gekommen, so wie du Genzo behandelst.“ „Ich gebe ihm alles, was er braucht, damit seine Karriere von Erfolg gekrönt ist.“, unterbricht er seine verhasste Tochter und schaut dann seinen Sohn an. „Komm jetzt, Genzo. Ich will nicht, dass du dich weiter mit diesem Abschaum abgibst.“ „Vater…“, will Genzo wiedersprechen, doch seine Schwester fällt ihm ins Wort. „Ist schon gut, Genzo.“, meint sie und lächelt ihn kurz an, ehe sie sich wieder an ihren Vater wendet. „Schlägst du Mama immer noch?“, fragt sie ihn frei heraus und schaut ihn mit ruhigen und kalten Augen an. „Was erlaubst du dir.“, braust ihr Vater erneut auf. „Wieso? Ist doch wahr? Wie oft schlägst du sie noch? Einmal die Woche? Alle drei Tage? Jeden Tag?“, provoziert sie ihn immer weiter und funkelt ihn angriffslustig an. „DAS REICHT!“, schreit er sie an und schaut sie mit zornesrotem Gesicht an. „Das sind Familienangelegenheiten, die dich nichts angehen.“, meint er dann mit ruhigerer Stimme, was Xenia nur ein schallendes Lachen entlockt. „Also wirklich, du bist noch armseliger, als ich dachte.“, meint sie und grinst ihn frech an, was dazu führt, dass ihr Vater sie am Kragen ihrer schwarzen Jacke, die sie über dem Top trägt, packt und mit der Faust ausholt. „Na los, schlag doch zu.“, flüstert sie ihm zu. „Nur zu, sonst hast du doch auch keine Hemmungen.“ Jede Sehne im Körper ihres Vaters spannt sich an. „Du hattest doch auch kein Problem damit mich halb zu Tode zu prügeln, als …“, beginnt Xenia, doch weiter kommt sie nicht, denn die Faust ihres Vaters trifft sich hart ihm Gesicht. Sie stürzt zu Boden, da ihr Vater sie gleichzeitig auch loslässt. Als Xenia zu Boden stürzt, wacht Genzo aus seiner Starre auf und kniet neben ihr. „Xenia…“, beginnt er und legt ihr eine Hand auf die Schulter. „Komm jetzt Genzo.“, meint sein Vater herrisch und wendet sich zum Gehen. „Geh mit ihm. Es reicht, wenn ich die Prügel einstecke.“, murmelt seine Schwester und spuckt ein wenig Blut aus. Genzo zieht es das Herz zusammen. Wie oft hat er früher zugesehen, wie sein Vater seine Schwester verprügelt hat? Wie oft konnte er nachts von ihren Schreien nicht schlafen?Gott, was bin ich nur für ein Feigling? „Es tut mir leid.“, flüstert Genzo und eine Träne rollt ihm über die Wange, als er seinem Vater mit hängenden Schultern folgt. Xenia schaut ihm nach. „Ach Genzo…“, murmelt sie leise, ehe sie sich aufrappelt und zu ihrem Wagen zurückgeht. Sie setzt sich in den Wagen und fährt los. Das Pochen ihrer Wange, ignoriert sie einfach. Nach kurzer Zeit kommt sie an einem edlen Hotel an, in welches sie geht. Oben in der Suite wirft sie ihre Jacke über einen Stuhl und setzt sich auf die Couch und macht sich daran ihre Schuhe auszuziehen. „Wie war das Treffen mit deinem Bruder?“, fragt sie eine männliche Stimme und aus dem Nebenraum kommt ihr Mann Sebastian. Als sie zu ihm aufschaut, erkennt er sofort, dass sie geschlagen worden ist. Augenblicklich ist es an ihrer Seite und betrachtet ihre Wange kritisch. „Mir geht es gut.“, meint Xenia, da ihr die Sorge ihres Mannes ein unbehagliches Gefühl bereitet. „Genzo hat sich gefreut mich zu sehen. Mein Vater dagegen…“, sie lässt das Ende des Satzes offen. „Jetzt weiß ich wenigstens, warum Mutter mich angerufen hat.“, meint sie und kuschelt sich in die Arme ihres Mannes. „Sie hat Angst, dass Genzo das gleiche zustößt wie mir.“, wispert sie in die Stille, was dazu führt, dass Sebastian seine Frau fester in die Arme schließt. „Wir finden einen Weg, mein Engel.“, flüstert er und küsst sie auf ihre Haare. „Wir finden schon irgendeinen Weg.“ „Bist du dir sicher, Misaki?“, fragt ihn Tsubasa ungläubig. „Wenn ich es euch doch sage. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Wakabayashis Vater die Frau geschlagen hat. Er hat seine eigene Tochter geschlagen.“, berichtet Misaki und schaut mit ernstem Gesicht in die Runde. Ken schaut ihn ernst an. „Das würde auch erklären, wieso Genzo Kojiro von sich stößt und auf Abstand hält.“, meint Ken, woraufhin ein ernstes Schweigen ausbricht. „Ich denke, wir sollten diese Frau finden. Wakabayashis Schwester.“, meint Sawada und schaut in die fragenden Gesichter der Anderen. „Vielleicht kann sie uns irgendwie helfen, denn so wie du das erzählst Taro, will sie Genzo helfen.“ „Ja, da hast du vielleicht nicht ganz unrecht.“, meint Tsubasa. „Aber wie finden wir sie? Ich meine, sie wird ja wohl kaum bei Genzo zu Hause wohnen.“ „Wir sollten mal in den Pensionen und Hotels nachfragen, ihren Namen haben wir ja immerhin.“, schlägt Taro vor und schaut seine Freunde an. „Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.“, stimmt Ken zu. „Aber wir sollten Kojiro und Genzo davon vorerst nichts erzählen.“ „Einverstanden.“ Taro lächelt leicht. „Hoffentlich können wir den beiden helfen.“, murmelt er und schaut in die ernsten Gesichter seiner Freunde. Kapitel 8: Dream Eight ---------------------- Dream Eight Das Zimmer ist in völlige Dunkelheit gehüllt. Alle im Anwesen der Wakabayashis haben sich in ihre Zimmer zurückgezogen und schlafen gelegt. Genzo hat sich nach einem anstrengendem Trainingstag ins Bett fallen lassen und ist sogleich fest eingeschlafen. Nun Stunden später dreht er sich von einer Seite zur anderen, im Traum kämpfend mit den Dämonen seiner Vergangenheit. Mit einem erstickten Aufschrei wacht er aus dem Alptraum auf und sitzt aufrecht in seinem Bett. Er ist klatsch nass geschwitzt und seine Schlafklamotten kleben unangenehm an seiner Haut. Sein Atem geht keuchend, so als sei er gerade einen Marathon gerannt. Es braucht einige Momente, bis Genzo begreift, dass er wach ist und gerade nur geträumt hat. Ein erleichtertes Seufzten verlässt seine Lippen. Er greift sich mit der Hand in die schweißnassen Haare. „Es war nur ein Traum.“, murmelt er und dennoch zittert er noch immer wie Espenlaub. „Es war nur ein Traum.“ Kurz schließt er die Augen, öffnet sie jedoch sogleich wieder, als die Bilder drohen ihn wieder zu überfluten. Er steht aus seinem Bett auf und verlässt sein Zimmer, um ins Badezimmer zu gehen, wo er sich seiner verschwitzten Klamotten entledigt und sich kurz wäscht. Wieso fangen diese Träume nun wieder an, etwa weil Xenia nun wieder da ist? Ein Bild blitzt vor seinem inneren Auge auf: Xenia, wie sie als acht jähriges Mädchen schützend vor ihm steht, die Arme ausgebreitet um ihn mit ihrem Körper abzuschirmen. ‚Lass Genzo in Ruhe.‘ Rasch schüttelt Genzo den Kopf, vertreibt die Dämonen seiner Vergangenheit. Sie hat mich immer beschützt. Und was tue ich? Ich verkrieche mich vor allem. Genzo bald die Hand zur Faust, Wut strömt durch seinen Körper. Sie hat alles verloren und ist doch wieder aufgestanden. Wakabayashi schaut in sein eigenes Spiegelbild und schlägt zu. Schmerz durchzuckt seinen Körper, als die Glassplitter in seine Haut eindringen. Ein Schmerz, der ihm schmerzlich bewusst macht, wie feige er doch ist. „Verflucht.“, murmelt er und legt den Kopf gegen den zerbrochenen Spiegel, als er die Faust zurückgezogen hat. „Was bin ich nur für ein Feigling?“, flüstert er in die Finsternis. Xenia steht am Fenster des Wohnzimmers ihrer Hotelsuite und schaut hinab auf das nächtliche Tokio. Das Licht in der Suite hat sie ausgelassen, um Sebastian nicht zu wecken. Nur weil sie mal wieder nicht schlafen kann, heißt das ja nicht, dass auch er nicht schlafen durfte. Sie hat sich in einen der Hotelmorgenmäntel gewickelt und hält ein Glas italienischen Rotwein in der Hand, welches sie schon zur Hälfte leer getrunken hat. Immer wieder hat sie in der Nacht Alpträume, wenn sie ihre Tabletten nicht nimmt, sogar richtige Krampfanfälle. Seid sie einmal deswegen sogar ins Krankenhaus musste und zwei Tage zur Kontrolle dort behalten wurde, weil Sebastian nicht eher Ruhe gegeben hat, nimmt sie ihre Tabletten auch regelmäßig. „Kannst du wieder nicht schlafen?“, fragt sie Sebastian mit zärtlicher Stimme und streichelt ihr über die Arme. Sie lässt ihren Blick weiter in die Nacht gerichtet. „Nein. Ich hatte wieder einen Traum und dann musste ich an Genzo denken.“, wispert sie leise und Sebastian streicht ihr über die Wange, wo man noch die salzigen Spuren, der vergossenen Tränen spüren kann. „Was hast du geträumt?“, fragt Sebastian sie einfühlsam. Xenia schließt kurz die Augen und muss lächelnd. Sebastian hielt sich wirklich an alles was der Psychologe ihm geraten hat: er fragt sie, bedrängt sie aber nicht, ist einfach nur für ihn da. Ob Kojiro wohl genauso jemand für Genzo wäre? Sie öffnet ihre Augen und dreht sich zu ihrem Mann. „Ich habe erneut durchlebt, wie ich unser Baby verloren habe.“, gesteht sie ihm mit einem Kloß im Hals. Sebastian nimmt ihr das Glas aus der Hand und stellt es auf dem Beistelltisch ab, ehe er sie fest in dem Arm nimmt. So stehen sie dort, ohne dass auch nur einer von ihnen ein Wort verliert. Irgendwann bricht Sebastian das Schweigen: „Du triffst dich morgen mit deiner Mutter?“ Xenia nickt schwach. „Ja, sie will unbedingt mit mir reden, also treffe ich mich mit ihr im Park.“ „Gib bitte auf dich Acht.“, flüstert Sebastian und küsst seine Frau auf die Stirn. „Ich habe dich bereits einmal fast verloren.“ Xenia schließt die Augen und lauscht einfach dem kräftigen Herzschlag ihres Mannes. Des Mannes, weshalb ihr Vater sie fast zu Tode geschlagen hat, wie ihr Kind. Kojiro ist am nächsten Morgen noch immer wütend. Und diese Wut, lässt er voll und ganz beim Training raus. „Hyuga.“, tadelt der Trainer ihn heute nicht zum ersten Mal. „Du sollst nicht so hart in die Grätsche gehen.“ Wie schon den Rest des Morgens ignoriert Kojiro die Anweisungen des Trainers gekonnt. „Kommt Wakabayashi heute nicht?“, fragt Ishizaki Taro. „Nein, der Trainer meint, er habe sich heute krank gemeldet.“, berichtet Taro, was Hyugas Blut nur noch mehr zum Kochen bringt. Geht er mir jetzt etwa aus dem Weg? Bist du wirklich so ein Feigling, Wakabayashi? „Krank? Gestern war er doch noch fit. Okay er war ein wenig in sich gekehrt, aber krank?“, meint Ishizaki, woraufhin Kojiro zu den Zwei rumfährt. „Hey ihr Waschweiber, ihr solltet lieber trainieren, an statt hier zu tratschen.“, blafft er die Zwei an, woraufhin diese zusammenzucken. „Man, der hat mal wieder eine Laune.“, murmelt Ishizaki leise, damit Kojiro das nicht hört. „Ja.“, meint Taro leise und schaut Kojiro nach, wie er sich langsam von ihm entfernt. Wakabayashi hat dich ganz schön verletzt. So wütend und außer dir, habe ich dich schon lange nicht mehr erlebt. denkt Sawada, als er seinen besten Freund betrachtet, der nun auf ihn und Ken zukommt. Sämtliche Sehnen und Muskeln sind in Kojiros Körper angespannt und strahlen blanke Wut aus. Sawada wirft Ken einen besorgten Blick zu, der ihn ernst ansieht. „Kojiro.“, spricht Ken den Stürmer an und geht auf ihn zu. Kojiro bleibt stehen und schaut einen seiner besten Freunde wütend an. „Was ist?“, fragt er ihn barsch. „Kojiro, du musst dich wieder in den Griff kriegen. So bist du eine Gefährdung für dich, dein Team und deine Familie.“, erinnert Ken ihn mit ernster und fester Stimme. Kojiro grinst nur überheblich. „Als wenn ich mir etwas von dir sagen lassen würde.“, meint er breit grinsend und will an ihm vorbeigehen, doch Ken legt ihm eine Hand auf die Brust. „Keinen Schritt weiter Kojiro.“, meint er mit ruhiger Stimme. „Du bist auf einen reinen Selbstzerstörungstrip.“ „Und wen schon.“, erwidert Kojiro und schlägt Kens Hand bei Seite. „Was willst du dagegen machen? Mir eine Abreibung verpassen?“ Ken schaut ihn ernst an. „Ja, vielleicht sollte ich das tun und wenn es die einzige Möglichkeit ist, dich wieder zur Vernunft zu bringen, dann werde ich es auch tun.“, erklärt Ken und schaut ihn eindringlich an. Kojiro schaut Ken in die Augen. Noch immer kocht seine Wut in ihm. Wieso genau er seine Faust gehoben hat, weiß Kojiro nicht. Er weiß nur, dass er es getan hat und auf Kens Gesicht gezielt hat. Doch der Keeper, der auch Karatemeister ist, blockt diesen Angriff ab und verpasst ihm einen gezielten Schlag in die Magengrube. „Es tut mir leid, Kojiro. Aber so ist es besser für dich.“, flüstert Wakashimazu und zieht seine Faust zurück. Er tritt einen Schritt zurück und sieht zu, wie Kojiro auf die Knie geht und sich den Magen hält. Ein leises Röcheln ist zu hören. Unbeeindruckt steht Ken über seinem besten Freund und betrachtet ihn. Es musste einfach sein. Xenia sitzt im Park auf einer Bank, die am Rande eines Spielplatzes liegt. Traurig lächelnd betrachtet sie die Kinder, die vergnügt spielen. Ein Mädchen mit schwarzen Haaren erregt ihre Aufmerksamkeit. Die Kleine ist etwa 5 Jahre alt und reicht ihrer Mutter gerade einen Blumenstrauß aus Wildblumen, den die Kleine selbst gepflückt hat. Mein Baby, wäre nun genauso alt. denkt Xenia reumütig und bemerkt, wie ihr Tränen wieder in die Augen steigen. „Hallo Xenia.“, reißt sie die dünne Stimme ihrer Mutter aus ihren trüben Gedanken. Sogleich steht Xenia auf und betrachtet die Frau vor ihr abschätzend. Ihre Mutter ist dünner geworden, als sie vor 6 Jahren gewesen ist. Die Haare hat sie streng nach hinten gebunden und in ihrem sandfarbenen Kostüm wirkt sie seltsam deplatziert auf einem Kinderspielplatz. „Es ist so schön, dich wieder zu sehen.“, startet ihre Mutter einen erneuten Versuch mit ihr zu reden, doch Xenia denkt gar nicht daran sich mit ihrer Mutter versöhnen. Sie wendet sich um. „Lass uns ein Stück gehen.“, meint Xenia nur und vergräbt die Hände in den Jackentaschen. Das Lächeln auf dem Gesicht ihrer Mutter verblasst, doch sie folgt ihrer Tochter und geht neben ihr her. „Was willst du von mir?“, fragt Xenia sie abschätzend, ohne sie dabei anzusehen. „Ich dachte, wenn du wieder hier in Tokio bist, dann …“, beginnt ihre Mutter und schaut sie dabei immer wieder von der Seite an. „ … dann könnten wir reden.“ Xenia schnaubt abfällig. „Ich wüsste nicht, was es da noch zu reden gibt.“, meint sie kalt und bleibt stehen um ihre Mutter genauso kalt anzusehen. „Xenia, du bist doch meine Kleine.“, versucht er ihre Mutter erneut und begeht den Fehler Xenia am Arm berühren zu wollen. Doch Xenia schlägt ihre Hand weg. „Fass mich nicht an.“, zischt sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Ihre Mutter hält die Hände schützend vor die Brust und schaut zu Boden. „Ich bin nur hier um Wakabayashi zu helfen und nicht um dir den Frieden zu schenken, den du dir wünscht.“, erklärt Xenia mit harter Stimme und schaut ihre Mutter erbarmungslos an. „Ich hatte gehofft, dass wir wieder eine Familie sein könnten.“, beginnt ihre Mutter von vorne und schaut schüchtern zu ihrer Tochter auf. „Eine Familie?“, schreit Xenia und verliert komplett die Kontrolle. „Du hast mich im Stich gelassen, als ich dich am meisten gebraucht hätte. Du hast zugelassen, dass Vater mich zusammengeschlagen hat und mein Baby getötet hat und was hast du dann getan? Was hast du getan? – Du hast es verleugnet! Du hast ihn in Schutz genommen. Klingt, dass für dich nach Familie?“ Hemmungslos beginnt ihre Mutter zu weinen, doch Xenia bleibt unberührt. Ihr ganzer Körper bebt vor Wut. „Als unsere Mutter hättest du uns beschützten sollen, doch du hast uns allein gelassen.“, meint sie nun mit ruhiger Stimme, ehe sie sich umdreht und sich zum Gehen wendet. Xenia geht und lässt ihre Mutter weinend zurück. Ich hätte mir denken können, dass das reine Zeitverschwendung ist. denkt sie sich und durchquert den Park. Es ist nicht weit bis zum Fußballplatz, also entschließt sie sich noch ein wenig spazieren zu gehen. Sebastian ist eh auf einem Geschäftstermin. Langsam kommt der Fußballplatz in Sicht und Xenia hofft inständig, dass sie noch mal mit ihrem Bruder reden kann, doch als sie dort ankommt, sind nur einige einzelne Spieler auf dem Platz. Zielstrebig geht sie auf diese zu. „Hallo.“, begrüßt sie die Jungs. „Ist Wakabayashi da?“, fragt sie die Jungs und lächelt sie leicht an. „Nein, er hat sich heute krank gemeldet.“, meint einer der Jungs mit einem viel zu großem Vorderzahn. Verwirrt schaut sie ihn an, doch dann verdunkelt sich ihr Blick. „Danke.“, meint sie nur und dreht sich sogleich um, um den Platz wieder zu verlassen. „Warten Sie, vielleicht weiß Hyuga etwas und kann Ihnen nähere Informationen geben.“, ruft sie der stämmige Mann, der sie mindestens einen Kopf überragt zurück, woraufhin Xenia stehen bleibt und sich wieder umdreht. „Kojiro Hyuga?“, fragt sie interessiert nach. Schon bei ihrer Ankunft hier in Japan hat sie sich gefragt, wie dieser Kojiro Hyuga wohl so ist. „Wo finde ich ihn?“, fragt sie die Jungs und dreht sie zu ihnen um. Sie ist wirklich daran interessiert den Mann kennen zu lernen, den ihr Bruder liebt. „Er befindet sich gerade auf der Krankenstadion, wenn sie mögen bringe ich Sie hin.“, bietet sich der Hasenzahn an, sofort nickt Xenia. „Danke.“ und folgt Taki in das Gebäude, in dem die Umkleiden und die Krankenstation, sowie einige Besprechungsräume und Trainingsräume untergebracht sind. „Hier ist es.“, meint Taki nach einer Weile und bleibt vor einer Tür stehen. „Danke.“, meint Xenia und wartet bis Taki sich etwas entfernt hat, ehe sie in die Krankenstadion eintritt. Auf der Krankenbarre liegt Kojiro Hyuga. Er hat einige Prellungen und Schürfwunden. „Hat schon jemand die Wunden desinfiziert?“, fragt sie ihn mit ihrer klassischen starken Ärztinnen Stimme. Kojiro, der bis gerade die Augen geschlossen hat, öffnet diese und schaut sie an. „Wer sind Sie?“, fragt er sie mit wütender Stimme, wobei er natürlich in ihr Wakabayashis Freundin erkennt. Was habe ich eigentlich verbrochen, dass ich ausgerechnet auf sie treffen muss? „Ich bin Ärztin.“, erklärt sie und zieht sich Latexhandschuhe an. „Ziehen Sie sich ihr T-Shirt aus. Ich bin sicher, dass sie auch unter ihrem Shirt einige Wunden sind.“, weist sie ihn an, während sie sich aus dem Medizinschrank ein paar Tupfer nimmt und eine Flasche mit einer bräunlichen Flüssigkeit drin. Für wen hält die sich? denkt Kojiro wütend und knurrt kurz, als sie sich zu ihm umdreht und ihn aus ihren gutmütigen kristallblauen Augen ansieht. „Wer hat sie eigentlich darum gebeten mich zu verarzten?“, fragt Kojiro sie wütend, was ihn von Xenia nur ein weiteres Lächeln einbringt. „Ich bin Ärztin und habe einen Eid geschworen, doch abgesehen davon glaube ich, dass Genzo es mir sehr übel nehmen würde, wenn ich es nicht tun würde.“, erklärt sie ihm und tunkt einen Wattebausch in die braune, übelriechende Lösung. Kojiro schnaubt nur abweisend und schaut zur Seite. Seiner Meinung nach kann sie direkt wieder gehen, denn Kojiro hat keine Lust ihr zu zuhören. Doch so schnell lässt Xenia sich nicht abwimmeln, unbeirrt geht sie zu Kojiro und streicht mit dem in Jodlösung getunkten Wattebausch über eine Schramme an Kojiros Oberarm. Mit einem leisen Aufschrei, zieht Kojiro seinen Arm weg und funkelt sie wütend an. „Was tun Sie da?“, giftet er und erkennt, dass sie amüsiert lächelt. So eine eingebildete Tusse. denkt er wütend. „Ich habe doch gesagt, dass ich mich um deine Wunden kümmern werde.“, erinnert sie ihn grinsend und macht sich wieder daran die Wunden zu säubern. „Es sei denn du willst beim Auftaktspiel nicht mitspielen, dann kann ich das auch lassen und du läufst Gefahr, dass sich das Ganze böse entzündet.“, erläutert sie und säubert die Wunde. Dieses Mal hält Kojiro still und lässt sie machen. Schweigend arbeitet Xenia und desinfiziert Kojiros offene Wunden. Er ist stur, aufbrausend und schnell wütend. denkt Xenia und mustert Kojiro von der Seite. Optisch kann ich verstehen, wieso Genzo sich in ihn verliebt hat. bei diesem Gedanken schleicht sich ein Lächeln auf ihre Lippen. „Wie lange liebst du Genzo schon?“, fragt sie ihn, als sie sich daran macht, die Jodflasche wieder wegzuräumen und die Wattebausche, die sie benutzt hat, weg zuwerfen. Diese Frage verwirrt Kojiro und er schaut die junge Frau, die gerade mit dem Rücken zu ihm steht, an. Woher weiß sie davon? Hat Genzo ihr etwa gesagt, was zwischen uns gewesen ist?Dieser Gedanke lässt Kojiro von neuem wütend werden, denn er fühlt sich von Genzo verraten und hintergangen. „Ist doch egal, er scheint doch eh nur sie zu lieben.“, erwidert Kojiro barsch und schaut zur Seite. Er ist verletzt und diese Verletztheit macht ihn wütend. Xenia ist irritiert, ehe sie begreift, dass Genzo ihm scheinbar nicht erzählt hat, dass er eine Schwester hat. Das könnte ich zu meinem Vorteil nutzt. denkt sie und lächelt leicht, immerhin ist sie gekommen um herauszufinden, ob Kojiro für ihren Bruder gut ist. Gemein grinsend dreht sie sich zu Kojiro um, wobei sie ihre Latexhandschuhe auszieht. „Ich mag aber keine Konkurrenz in meiner Nähe.“, meint sie ruhig und betrachtet dabei in aller Ruhe Kojiros Reaktion, wodurch ihr nicht entgeht, dass Kojiro sämtliche Muskeln anspannt. „Ich will, dass du dich von ihm fernhältst. Es ist schlimm genug, dass er einmal deinem perversen Treiben nachgegeben hat.“, provoziert sie ihn weiter und verschränkt die Arme vor der Brust als sie das sagt. Diese Worte sorgen bei Kojiro dazu, dass erneut bei ihm eine Sicherung durchbrennt. Wut kocht in seinen Adern und bringt ihn schnell auf die Beine. „Halt deinen Mund.“, schreit er sie an und funkelt sie wütend an. Mit kritischem Blick beobachtet Xenia diese Reaktion von Kojiro, doch sie hat keine Angst vor ihm. „Wieso soll ich meinen Mund halten, wenn es doch wahr ist.“, provoziert sie ihn weiter. „Es ist einfach widerlich zu sehen, wie du dich nach ihm verzerrst.“ Kojiro ballt die Hände zu Fäusten und beißt die Zähne zusammen, fast so, als würden ihm gleich die Zähne zerspringen. „Na komm schon?“, beginnt Xenia ihn herablassend anlächelnd weiter zu provozieren. „Oder hat der Tiger keine Zähne? Du bist doch sonst so ein Raufbold, der gerne mal zuschlägt. Also worauf wartest du? – Schlag doch zu.“ Jetzt wird sich zeigen, was für ein Typ du bist. Kojiro verstärkt den Druck und holt aus. Mit voller Wucht schlägt er in die Wand ein, Zentimeter von Xenias Kopf entfernt. Wütend funkelt er sie an. „Ich liebe Genzo und daran wirst du auch nichts ändern können.“, zischt er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, was Xenia ein sanftes Lächeln entlockt. „Ich bin froh, dass zu hören, Kojiro.“, meint sie und lächelt ihn an. „Es freut mich, dass mein Bruder einen guten Mann in dir gefunden hat.“ Zuerst einmal wird Kojiro die Tragweite dieser Worte nicht bewusst, doch dann sickern sie in sein Bewusstsein. Sie ist Wakabayashis Schwester! trifft ihn die Erkenntnis mit der Wucht eines Vorschlagshammers. Langsam nimmt er die Hand wieder herunter. „Sie … du … Genzo….“, murmelt er verwirrt und schaut sie irritiert und fragend an. Xenia lächelt ihn gutmütig an. „Genzo Wakabayashi ist mein kleiner Bruder.“, erklärt sie dem sichtlich verwirrten Kojiro. „Genzo ist fünf Jahre jünger als ich und wir beide haben früher ein sehr enges Verhältnis gehabt.“ Kojiro schaut sie einfach nur schweigend an. „Meine Mutter hat mich angerufen, um mir zu berichten, dass Genzo sich in dich verliebt hat und aus diesem Grund bin ich hierhergekommen. Zum einen bin ich neugierig gewesen, was du für ein Mann bist und ich muss sagen du hast den Test gerade bestanden.“, fügt sie mit einem sanften Lächeln hinzu, ehe ihr Blick wieder ernst wird. „Doch vor allem bin ich hierhergekommen, damit ich euch Zwei helfen.“ „Wobei helfen?“, fragt sie Kojiro sogleich und schaut sie fragend an. „Dir ist ja bestimmt nicht entgangen, dass Genzo sich von dir distanziert hat und dich abweisend behandelt.“, beginnt Xenia und löst sich von der Wand vor der sie steht. „Dafür gibt es einen einfachen Grund: Er fürchtet sich.“ Kojiro schaut sie kritisch an, denn bisher hat er Wakabayashi nicht als einen Feigling erlebt, doch nachdem was in den letzten Tagen passiert ist und wie Genzo sich ihm gegenüber verhalten hat, ist er sich da auch nicht mehr so sicher. „Warum erzählst du mir das?“, fragt er sie frei heraus und schaut sie fragend an. Kurz schließt Xenia die Augen, fast so, als würde sie gegen etwas ankämpfen, so kommt es zumindest Kojiro vor. „Ich erzähle es dir, weil ich möchte, dass du begreifst, wieso Genzo so feige ist und weil du dich dann entscheiden kannst, ob du bereit bist um ihn zu kämpfen oder nicht.“, gesteht ihm Xenia und schaut ihn eindringlich an. Etwas in ihren Augen sorgt dafür, dass Kojiro einen Kloß im Hals bekommt. Was ist in ihrer Vergangenheit passiert? denkt sich Kojiro und mustert die zierliche Frau vor ihm genau. Nach außen hin wirkt sie stark und nahezu unnahbar, doch wenn man in ihre Augen sieht, erkennt er einen Schmerz, der so groß ist, dass er ihn mit Worten nicht beschreiben kann. „Es ist oft vorgekommen, dass mein Vater mich geschlagen und verprügelt hat. Ganz gleich, was ich tat, ich konnte es ihm einfach nie Recht machen. Für ihn besteht mein größter Fehler daran, dass ich als sein erstgeborenes Kind ein Mädchen bin.“, beginnt sie und lächelt abfällig. „Genzo ist sein Heiligtum, sein ganzer Stolz. Von dem Moment an, als Genzo das Licht der Welt erblickt hat, war ich für meinen Vater nur noch ein Klotz am Bein.“ Sie stößt ein leises Seufzten aus. „Mein Vater schlug mich fast schon regelmäßig und beinah täglich, doch ich ertrug es, einzig aus dem Grund, weil ich fürchtete würde ich mich wehren, würde er wohlmöglich Genzo schlagen. Immer und immer wieder habe ich zu Genzo gesagt, dass er sich um mich nicht sorgen bräuchte und er solle immer artig sein, damit ihm nicht das Gleiche passiert.“, ihre Stimme ist nun nicht mehr als ein Wispern und sie hat den Blick auf den Boden gesenkt, so als sei sie verloren in einem Gedanken. „Hat er Genzo auch geschlagen?“, fragt Kojiro vorsichtig und schluckt einen bitteren Kloß in seinem Hals hinunter. Er ist sich nicht einmal sicher, ob er die Antwort überhaupt wissen will. Xenia sieht auf und in ihren Augen spiegelt sich Kojiros eigene Angst wieder. „Ein paar Mal, wenn Genzo sich heimlich aus dem Haus geschlichen oder sein Training geschwänzt hat. Es war nie weiter schlimm, nur eine Backpfeife.“ Sie lächelt traurig. „Ich habe dann immer zu ihm gesagt, dass er das lassen soll, doch er grinste mich dann immer nur frech an und meint: ‚Das halte ich schon aus, außerdem, wenn er wütend auf mich ist, lässt dich wenigstens in Ruhe.‘“ Tränen schimmern in ihren Augen. „Es tat jedes Mal weh, wenn er das zu mir gesagt hat, immerhin war ich doch die Ältere, die ihn beschützte wollte. Doch auf der anderen Seite war ich auch froh darüber, denn jedes Mal, wenn er etwas tat, was meinem Vater nicht gepasst hat, wurde das Funkeln in seinen Augen, sich nicht alles gefallen zu lassen, stärker und das gab mir den Mut, dass er es eines Tages besser haben würde, als ich. So dachte ich zumindest.“, bei diesen Worten schlingt sie schützend die Arme um ihren Oberkörper und ihr ganzer Körper spannt sich an. Unwillkürlich spannt auch Kojiro seinen ganzen Körper an. Erwartungsvoll und voller Sorge schaut er Xenia an, die nun wieder anfängt zu sprechen: „Das Ereignis, welches meinen kleinen Bruder so verändert hat, liegt nun schon gut sechs Jahre zurück. Ich habe mich damals immer wieder heimlich mit einem Jungen getroffen, in den ich mich verliebt hatte. Wakabayashi hielt mir immer den Rücken frei, wenn ich mich mit ihm getroffen habe, denn mein Vater konnte ich nicht leiden.“ Sie atmet einmal tief ein. „An diesem Abend kam ich vom Nachmittagsunterricht nach Hause, einer der Sicherheitsleute des Hauses wartete in der Eingangshalle auf mich und sagte mir, dass mein Vater mich unverzüglich in seinem Büro sprechen will.“ Kurz bricht sie ab und kämpft mit aufkommenden Tränen. „Ich wollte keinen Ärger.“ Ein bitteres Lächeln liegt auf ihren Lippen, als sie nun Kojiro direkt ansieht. „Also ging ich direkt zu ihm. Er stand vor seinem Schreibtisch und hielt etwas in der Hand. Ich hatte einige Tage zuvor einen Schwangerschaftstest gemacht, der positiv ausfiel. Zwischen all meinen Büchern hatte ich ihn versteckt, doch eines der Dienstmädchen muss ihn beim Aufräumen gefunden und meinem Vater gegeben haben.“, berichtet sie und schaut kurz zu Boden um mehrmals tief ein und aus zu atmen. „Er schlug mich und beschimpfte mich als Hure und Abschaum. Immer und immer wieder schlug er auf mich ein.“ Sie presst ihre bebenden Lippen aufeinander und schaut weg. „Ich schrie und wehrte mich so gut ich konnte, doch es brachte alles nichts. Und dann geschah etwas, wo ich mir in diesem Moment sicher war, dass ich diesen Tag nicht überleben würde.“ Die Tränen rinnen ihr nun über die Wange und sie wirkt so klein und zerbrechlich, nichts ist von der starken Frau zu sehen, als die sie sich Kojiro zuvor noch präsentiert hat. „Er schlug immer wieder gezielt auf meinen Unterleib und plötzlich spürt ich einen stechenden Schmerz und wusste, dass mein Baby, was nun schon seit mehreren Wochen in mir wuchs, tot war. Ich konnte nichts tun, ich lag einfach nur da und habe geschrien, bis mich meine Kräfte verließen.“ Sie schließt kurz einmal die Augen und durchlebt nochmals diesen schrecklichen Moment. „Als mein Vater endlich aufhört hat auf mich einzuprügeln, war Genzo bei mir und schaute mich aus unendlich traurigen Augen an. So viel Angst habe ich noch nie in seinen Augen gesehen.“ Sie schaut Kojiro wieder an. „Man brachte mich ins Krankenhaus, als ich dort wieder zu Bewusstsein kam, war Genzo neben mir und seine Augen waren leer. Sein Kampfgeist war fort. Er wusste von den Ärzten, dass mein Baby tot war und er hatte mich schreien gehört, sehen wie ich halb totgeschlagen und in meinem eigenen Blut liegend im Büro meines Vaters lag. Ich denke, dass er dort für sich beschlossen hat, sich selbst zu schützen und unseren Vater niemals zu verärgern.“ Fassungslos sieht Kojiro sie an. Er ist nicht im Stande etwas zu sagen. Das, was Xenia ihm gerade berichtet hat, ist für ihn zu unglaublich um wahr sein zu können. „Niemand hat etwas davon erfahren. Mein Vater hat sich das Schweigen der Ärzte und aller anderer mit Geld erkauft. Genzo wird davor Angst haben, dass unser Vater dir etwas antun könnte.“, meint Xenia abschließend und schaut ich aufmerksam und nun wieder mit klaren und ruhigen Augen an. „Wieso mir?“, bringt Kojiro nur hervor. „Genzo liebt dich und meinem Vater wird das nicht gefallen.“, beginnt die Ältere und schaut Kojiro an. „Und das wiederrum bedeutet, dass er entweder Genzo halb zu Tode prügeln wird oder aber, dass er dir etwas antut, um Genzo zu brechen, so wie er es damals bei mir versucht hat, als er mein Baby getötet hat.“ Kojiro schaut sie ungläubig an, ehe ihm die Bedeutung dieser Worte bewusst wird. „Du willst mir also damit sagen, dass Genzo sich nicht traut mit mir zusammen zu sein, weil er Angst hat, dass sein Vater mir etwas antun würde?“, fragt Kojiro sie und schaut sie fragend an, woraufhin Xenia nur nickt. „Er liebt dich. Er liebt dich sosehr, dass er sich lieber von dir fernhält, als zu zulassen, dass dir etwas geschieht und genau da liegt der Punkt, Kojiro.“, erklärt Xenia und schaut ihn nun ernst an. „Du musst ihm begreiflich machen, dass ganz gleich was auch kommen mag, du für ihn da bist – selbstverständlich nur, wenn du ihn wirklich liebst.“ Kojiro schaut sie an und überlegt, welche Konsequenzen sie meint, doch eigentlich ist es ihm auch egal. Er liebt Genzo und ist bereit mit ihm durch die Hölle zu gehen. „Ich liebe ihn.“, meint er zu Xenia, woraufhin diese ihn anlächelt. „Gut, dann rede das nächste Mal, wenn du ihn sieht mit ihm, ganz gleich, was er dir sagt.“, mit diesen Worten wendet sie sich um und will zur Tür gehen. „Warte.“, meint Kojiro und hält sie zurück. „Was ist aus deinem Freund geworden?“ Xenia dreht sich um und schaut ihn lächelnd an. „Er hat mich gerettet. Sebastian hat mich damals aus dem Krankenhaus geholt und mich mit sich nach England genommen. Ein Jahr später haben wir geheiratet.“, berichtet sie ihm, doch eigentlich ist das nicht die Frage, die Kojiro ihr eigentlich stellen will. „Hast du Kinder?“ Bei dieser Frage entgleisen Xenia kurz die Gesichtszüge, ehe sie sich wieder gefangen hat und ihn anlächelt. „Nein, ich habe seit damals nicht mehr versucht schwanger zu werden.“, erklärt sie ihm mit traurigem Unterton, der nicht so recht zu ihrem Lächeln passen will. „Wenn Genzo morgen zum Training kommt, rede mit ihm. Es ist sehr wichtig, denn noch ist nicht alles zu spät für ihn.“, mit diesen Worten verlässt sei die Krankenstation und lässt Kojiro alleine zurück. „Genzo…“, murmelt er leise und schließt seine Augen. Wirst du mir überhaupt zuhören? – Ach egal, ich muss es einfach versuchen. Draußen nimmt Xenia ihr Handy aus der Jackentasche und wählt eine Nummer. „Ja?“, meldet sich jemand am anderen Ende der Leitung. „Ich habe mir ihr Jobangebot überlegt und würde es gerne annehmen, wenn es Ihnen Recht ist.“, meint Xenia lächelnd und tritt hinaus ins Freie. „Aber sehr gerne doch. Kommen Sie morgen um 9 Uhr in mein Büro, dann können Sie gleich den Vertrag unterschreiben.“ „Schön, dann bis morgen.“, meint Xenia und legt dann auf. Sie schaut in den Sonnenuntergang. Ich hoffe, ich bin nicht zu spät gekommen. Kapitel 9: Dream Nine --------------------- Dream Nine Wakabayashi ist, nachdem er gestern den ganzen Tag Einzeltraining unter dem strengen Blick seines Vaters zu Hause gehabt hat, nun auf dem Weg zum Training mit der Mannschaft. „Guten Morgen, Wakabayashi.“, reist ihn eine Stimme aus seinen Gedanken und neben sich erblickt er Taro Misaki. „Misaki. Was machst du denn hier? Du wohnst doch gar nicht in dieser Gegend.“, wundert sich Genzo und schaut den Kleineren fragend an. „Ach, ich wollte Tsubasa abholen, aber der ist schon weg gewesen.“, meint Misaki ausweichend und lächelt ihn an. „Geht es dir wieder gut? Du warst ja gestern krank.“ „Na ja, krank trifft es nicht wirklich.“, meint Genzo ausweichend und schaut wieder nach vorne, während die Beiden nebeneinander hergehend in Richtung Trainingsplatz gehen. „Wie meinst du das?“, fragt ihn Misaki neugierig und schaut ihn fragend von der Seite an. „Ich hatte gestern Einzeltraining. Mein Vater wollte wissen, wie mein Trainingsstand ist.“, berichtet Genzo, ohne Misaki dabei anzusehen. Gerade will Misaki etwas sagen, als Tsubasa den Zwei entgegen kommt. „Guten Morgen.“, ruft Tsubasa breit lächelnd und winkt den Zwei zu. „Man, Tsubasa hat wohl immer gute Laune.“, meint Genzo und beneidet ihn ein wenig um seine Unbeschwertheit. „Tja, so ist Tsubasa eben.“, erwidert Taro und lächelt Tsubasa an, der vor ihnen zum Stehen kommt. „Beeilt euch. Wir warten schon alle auf euch, der Trainer will uns allen, etwas Wichtiges mitteilen.“, berichtet Tsubasa und lächelt beide an, wobei Wakabayashi es fast so vorkommt, als würde Tsubasa nur Taro anschauen. „Dann sollten wir uns mal sputen.“, meint Taro und gemeinsam rennen sie das letzte Stück. Auf dem Trainingsplatz hat sich bereits das ganze Team versammelt. Der Trainer steht vor ihnen und schaut auf die drei Neuankömmlinge. „Du hast sie gefunden, Tsubasa.“, meint der Trainer und schaut dann wieder das ganze Team an. „Ich habe euch eine wichtige Ankündigung zu machen. Wie ihr sicher wisst, ist unser Mannschaftsarzt nicht mehr der Jüngste und wir suchten jemand neues.“, beginnt er und schaut die Mannschaft ernst an. „Und genau aus diesem Grund möchte ich euch heute die neue Mannschaftsärztin vorstellen.“ Als der Trainer das sagt, tritt hinter ihm Xenia hervor. Ein aufgeregtes Gemurmel geht durch das Team. Misaki schaut kurz zu Ken und Sawada, die ebenfalls seinen Blick erwidern. Endlich haben wir sie gefunden. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass sie uns auch hilft. Kojiro lächelt leicht. Wenn sie in der Nähe ist, dann ändert sich vielleicht Genzos Verhalten wieder. Sein Herz beginnt hoffnungsvoll zuschlagen. Voller Sorge schaut Wakabayashi seine Schwester an. Was denkt sie sich dabei? Ist sie wirklich so lebensmüde? Wütend und sogleich voller Sorge schaut er seine Schwester an, die ihn mit seelenruhigen Blick anlächelt, fast schon so, als wolle sie sagen: Es ist alles okay. Vor lauter Wut, ballt Wakabayashi seine Hand zu einer Faust. „Einige von euch kennen mich noch nicht, deswegen möchte ich mich einmal kurz vorstellen.“, beginnt Xenia und lässt ihren Blick kurz über das Team wandern, ehe ihr Blick wieder bei Wakabayashi hängen bleibt. „Mein Name ist Xenia Crow und ich bin 23 Jahre alt. Medizin habe ich in London studiert und mich auf Sportmedizin und Chirurgie spezialisiert.“, berichtet sie und schaut wieder ins Team. „Ich hoffe sehr, dass wir gut miteinander auskommen und ihr euch nicht davon abhalten lasst zu mir zu kommen, nur weil ich eine Frau bin.“ Ein sanftes Lächeln liegt auf ihren Lippen, als sie das sagt. „Danke, Doktor Crow.“, sagt der Trainer und wendet sich dann wieder ans Team. „Das war es dann auch, also lauft euch jetzt erst einmal warm. Fünf Runden.“ Ein Murren geht durch die Mannschaft, die sich daran macht los zu gehen, um die Aufwärmrunden zu laufen. Der Trainer geht an den Seitenrand und redet mit einigen Co-Trainern, während Xenia sich auf den Weg zur Krankenstation macht. „Was denkst du dir dabei?“, fragt Genzo sie mit harter und wütender Stimme hinter ihr. Seelenruhig dreht Xenia sich zu ihm um. „Komm mit rein, wenn du unbedingt mit mir reden willst.“, erwidert sie und schließt die Tür zur Krankenstation auf. Nachdem sie eingetreten sind, schlägt Genzo die Tür hinter sich zu. „Würdest du mir mal erklären was das soll?“, fragt Genzo sie erneut und noch immer wütend. „Wieso hast du dich auf diese Stelle beworben? Du weißt, dass Vater ausrasten wird, wenn er davon erfährt.“ „Soll er doch.“, erwidert Xenia mit ruhiger Stimme und lehnt sich an eine der Krankenbarren. Ihre Arme verschränkt sie vor der Brust, ohne dabei ihren ruhigen Blick von Wakabayashi abzuwenden. „Wie bitte?“ „Du hast mich schon verstanden, Genzo.“, meint sie ruhig und schaut ihn unentwegt an. „Ich lass mich von ihm nicht einschüchtern und in meinem Leben lass ich mir von ihm auch nicht mehr rumpfuschen. Und du solltest das auch nicht zulassen.“, meint sie, wobei sie bei den letzten Worten mit dem Finger auf ihn zeigt, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Genzo schweigt und senkt nur seinen Blick. Was soll er auch darauf erwidern? „Oder liebst du Kojiro so wenig, dass du dich nicht traust um deine Liebe zu kämpfen?“, fragt sie ihn, woraufhin Genzo sie entsetzt anschaut. Woher weiß sie das? Aus ihren unendlich wirkenden blauen Augen schaut sie ihn ruhig an, so als warte sie auf eine Antwort. Einen Blick, den Genzo nicht mehr erträgt und den Blick wieder senkt, seine Hände erneut zur Faust geballt. „Ich kann nicht.“, wispert er leise und kämpft mit den aufkommenden Tränen. Überrascht hebt Xenia eine Augenbraue, ehe ihre Verwirrung blanker Wut weicht. „Was ist nur aus dir geworden?“, schreit sie ihn an und löst die Arme vor ihrer Brust. Ihr ganzer Körper ist angespannt. „Wo ist der Junge geblieben, der gekämpft hat? Der sich nichts gefallen lassen wollte?“ Mit zwei großen Schritten ist sie bei ihm und packt ihn an den Schultern, damit er sie wieder ansieht. „Genzo, schau mich an.“, meint sie zu ihm, was ihn dazu zwingt sie auch wieder direkt anzusehen. „Willst du dir wirklich dein ganzes Leben von ihm kaputt machen lassen?“ „Ich kann das nicht.“, flüstert Wakabayashi und schließt die Augen. „Doch du kannst. Sieh mich an, Genzo, ich habe es auch geschafft. Und du kannst das auch!“, redet Xenia weiter unbeirrt auf ihn ein. „Ja, aber zu welchem Preis.“, bringt Genzo mit bitterer Stimme hervor und schaut sie nun mit traurigen Augen an, was Xenia auch einen traurigen Ausdruck in die Augen bringt. Sanft streicht sie ihm über die Wange. „Glaubst du wirklich, ich hätte vergessen, was es mich gekostet hat? Aber Sebastian und ich sind dennoch glücklich miteinander. Und das können du und Kojiro auch werden, wenn du dich traust.“, erinnert sie ihn, woraufhin Genzo sie kurz anlächelt. „Außerdem schuldest du mir etwas dafür, dass du nicht bei meiner Hochzeit gewesen bist.“, meint sie und grinst ihn leicht frech an, was Genzo ein leises nervöses Lachen entlockt. „Entschuldige.“, meint er leise und lächelt sie an, was Xenia dazu veranlasst ihren kleinen Bruder in den Arm zu nehmen. „Du liebst Kojiro, also gib nicht auf. Kämpfe! Es lohnt sich, selbst wenn dir im ersten Moment der Preis zu hoch vorkommt.“, flüstert sie ihm ins Ohr, woraufhin Genzo seine Schwester fester an sich drückt. Xenia hat immer gekämpft und sie scheint glücklich zu sein… „Ob Kojiro mir noch einmal verzeiht?“, stellt er leise die Frage. Xenia lächelt nur kurz, ehe sie sich von ihm löst und ihn anschaut. „Rede mit ihm. Wenn er dich so liebt, wie du ihn, dann wird er dir verzeihen.“, meint sie und grinst ihn an. „So und nun mach, dass du zum Training kommst.“ Genzo lacht leise. „Ich geh ja schon.“, sagt er grinsend, ehe er noch hinzufügt: „Sehen wir uns nachher nach dem Training noch mal?“ Lächelnd betrachtet sie ihren kleinen Bruder. „Aber klar doch und nun ab mit dir.“, bei diesen Worten macht sie eine scheuchende Handbewegung, woraufhin Genzo sich umdreht und die Krankenstation verlässt. Lächelnd rennt er den Gang entlang, um zum Trainingsplatz zu kommen. Xenia lächelt leicht. In den Augen ihres kleinen Bruders hat sie etwas gesehen, was sie befürchtet hat nie mehr zu sehen. Er hat seinen Kampfgeist wieder. Jetzt wird bestimmt alles gut. Bei diesem Gedanken nimmt sie ein kleines Fläschchen aus dem Schrank und betrachtet es nachdenklich. Bald ist es vorbei. „Hey Genzo, wo bleibst du denn?“, ruft Tsubasa ihn und winkt ihn zu. „Ich hatte noch was zu tun.“, meint er kurz, wobei sein Blick sofort zu Hyuga wandert, der den Blick unverwandt erwidert. Ein sanftes Lächeln schleicht sich auf Genzos Lippen, zusammen mit einem angenehm warmen Gefühl in seinem Bauch. „Lasst uns mit dem Trainingsspiel anfangen.“, reist Sawada alle aus ihrer Starre. „Gut, habt ihr schon Mannschaften eingeteilt?“, fragt Genzo, was ihn einen Rippenstoß von Ishizaki einbringt. „Wenn du nicht so mit deiner Freundin beschäftigt gewesen wärst, wüsstest du, dass wir schon längst Mannschaften eingeteilt haben.“, erklärt ihm dieser sogleich breit grinsend, woraufhin Genzo kurz irritiert ist, ehe ihm aufgeht, dass er annimmt, dass Xenia seine Freundin ist. Als Genzo das begriffen hat, beginnt er zu lachen. „Was ist denn so komisch?“, fragt ihn Ishizaki verwirrt, woraufhin Genzo ihn nur anlächelt. „Xenia ist nicht meine Freundin, sie ist meine Schwester.“, erklärt er und geht zu seinem Tor, wobei er an Hyuga vorbei geht. „Ich hoffe doch, dass du heute wieder versuchen wirst ein Tor gegen mich zu schießen.“, meint er und grinst ihn an, wobei ein liebevolles Funkeln in seinen Augen liegt. Dieser grinst ihn nur frech an. „Aber selbstverständlich.“, meint er frech grinsend und seine Augen funkeln erwartungsvoll. Genzo grinst ihn an, ehe er an Hyuga vorbei in Richtung Tor geht. Ich glaube Xenia hat Recht. Es lohnt sich zu kämpfen. Bei diesem Gedanken zieht sich Genzo seine Torwarthandschuhe an und bindet sie fest. Das Training selbst verläuft relativ normal und die Jungs geben alle ihr bestes. Am Ende pfeift der Trainer das Spiel dann ab. Genzo zieht seine Handschuhe aus und geht dann zusammen mit den anderen in die Umkleidekabine, wobei er sich auf den Weg dahin mit Taro unterhält. Allerdings entgeht ihm dabei nicht, dass er von hinten von Kojiro gemustert wird. Nachdem sich alle umgezogen und geduscht haben, verlässt Genzo die Umkleide und geht zur Krankenstation. „Wollen wir einen Kaffee trinken gehen?“, fragt er seine Schwester und lehnt sich an den Türrahmen. Seine Schwester sitzt am Schreibtisch und geht scheinbar ihre Krankenakten durch. Als Genzo sie anspricht dreht sie sich lächelnd zu ihm um. „Ein Abendessen wäre mir lieber, dann muss ich den Abend nicht alleine im Hotel verbringen.“, meint sie und lächelt ihn dabei an. „Soll mir auch Recht sein. Ich rufe kurz zu Hause an und sage, dass ich noch ein längeres Training habe und danach noch mit den Jungs die Taktik durchsprechen will. Dann gibt Vater wenigstens Ruhe.“, meint Genzo und zückt sein Handy, was seine Schwester noch mehr lächeln lässt. „Tu das ruhig, ich mache hier noch eben die Akten fertig.“ „Okay, bis gleich dann.“, mit diesen Worten verlässt Genzo die Krankenstation und ruft zu Hause an, um seinen Vater die Lüge aufzutischen. „Ja, Vater es ist sehr wichtig, immerhin geht es darum, wie der japanische Fußball sich der Welt präsentiert und somit auch mein Ansehen in der Welt.“, erklärt er ihm gerade, als Kojiro mit Ken und Sawada aus der Umkleide kommen und auf ihn zu. „Okay, dann bis morgen.“, mit diesen Worten legt Genzo auf und ist froh, dass sein Vater ihm zumindest für den Moment die Lüge abgekauft hat. „Hey Genzo.“, begrüßt ihn Kojiro. „Was machst du den noch hier?“ Ken und Sawada schauen sich kurz an, ehe Sawada sagt: „Wir sehen uns dann ja morgen, Kojiro“ Damit verschwinden die Beiden und lassen die Zwei alleine zurück. „Ich gehe mit meiner Schwester gleich essen.“, meint Genzo und lächelt Kojiro an, was diesen fast um den Verstand bringt. Kurz schaut Kojiro nach links und rechts, als er merkt, dass niemand da ist, tritt er einen Schritt vor, drückt Genzo gegen die Wand und küsst ihn auf die Lippen. Sofort entbrennt zwischen den Zwei ein heißes Zungenspiel und ein leidenschaftlicher Kuss. Ein Kuss, der so voller Sehnsucht, Zuneigung, ungestilltem Verlangen und unendlicher Liebe geprägt ist. Genießerisch haben beide ihre Augen geschlossen und ihre Außenwelt ausgeblendet. In dem Moment zählt nur der jeweils andere für sie, niemand sonst. Ein Räuspern erklingt hinter ihnen und lässt sich auseinanderschrecken. Xenia steht hinter ihnen. „Tut mir leid, aber ich dachte es wäre besser, wenn ich das beende, ehe noch jemand das sieht.“, meint Xenia und lächelt die Zwei entschuldigend an. „Ist schon gut.“, meint Genzo mit leiser, zittriger Stimme. Seine Wangen sind leicht gerötet und auch Kojiro sieht nicht weniger erregt aus. Die Beiden sind einfach süß. denkt Xenia und lächelt die Zwei an. „Ich werde dann mal ins Hotel gehen und euch Zwei wünsche ich noch einen schönen Abend.“, sagt sie lächelnd und will an den beiden vorbei gehen, doch Genzo hält sie zurück. „Hey, wir wollten doch Essen gehen.“, erinnert er sich und schaut sie fragend an. „Das machen wir wann anders, genieß du ruhig deinen Abend mit Kojiro.“, erwidert sie nur lächelnd. „Es ist wirklich nicht schlimm.“ „Aber…“ „Dann gehen wir eben alle zusammen essen.“, mischt sich Kojiro ein und schaut Xenia fragend an. „Dann können Genzo und ich Zeit verbringen und gleichzeigt kann er sein Versprechen dir gegenüber einhalten.“ Xenia ist zuerst etwas überrascht, doch dann begreift sie, dass Kojiro diesen Vorschlag nur ihr zu liebe macht, was sie dazu verleitet dem Stürmer ein sanftes Lächeln zu schenken. „Sehr gerne doch.“ Gemeinsam gehen die Drei dann nach draußen, wo Xenia ihr Handy zückt. „Wem schreibst du?“, fragt Genzo sie. „Sebastian. Er soll sich keine Sorgen um mich machen, also schreibe ich ihm, dass ich mit euch essen gehe und erst später ins Hotel zurückkomme, wobei ich eh davon ausgehe, dass Sebastian später zurück kommt als ich.“, erklärt sie und schickt eine SMS raus. „Ist er bei einem Geschäftsessen?“, fragt Genzo sie und schaut sie fragend an. „Na ja, so was in der Art. Es ist eher eine Geschäftsveranstaltung zu der er musste.“, erklärt sie und lächelt ihren Bruder an. „Wo wollen wir essen gehen?“, fragt sie dann an beide gewandt, woraufhin Kojiro meint: „Es gibt einige schöne kleine Restaurants hier in der Nähe, sofern euch japanisch recht ist.“ „Von mir aus gerne.“, sagt Xenia und schaut Wakabayashi an, der nur nickt. „Okay, dann wollen wir mal.“ Zusammen gehen sie in das kleine Restaurant „Weiße Lilien“. Dort verbringen sie den ganzen Abend, wobei vor allem Xenia und Genzo sich austauschen über das was sie in den letzten fünf Jahren von dem jeweils anderem verpasst haben. „Es war einfach traumhaft schön dort und Sebastian sah einfach umwerfend in seinem Anzug aus. Seine Mutter hat fast die ganze Zeit nur geweint, so dass ich mich beherrschen musste nicht auch zu weinen.“, berichtet Xenia gerade von ihrer Hochzeit. Kojiro hört ihr höflich zu, während er unter dem Tisch sanft über Wakabayashis Bein streicht. „Du bist mit Sebastian wirklich sehr glücklich.“, merkt Kojiro an und schaut verliebt zu Wakabayashi rüber. „Ich denke, wir sollten wir heute Schluss machen.“, meint Xenia und leert ihr Glas Wein. „Immerhin ist es schon spät und Sebastian wartet gewiss schon auf mich.“ Gemeinsam verlassen die Drei das kleine Restaurant. „Soll ich dich noch zum Hotel begleiten?“, fragt Wakabayashi seine Schwester, die ihm sogleich lächelnd abwinkt. „Nein, nicht nötig, ich nehme mir ein Taxi. Macht ihr zwei euch lieber einen schönen Abend zu Zeit.“, meint sie und lächelt die Zwei verschmitzt an, welches die Zwei nur schüchtern erwidern. „Wir sehen uns dann morgen.“, mit diesen Worten geht Xenia an den Zwei vorbei in Richtung ihres Hotels. „Und was machen wir jetzt?“, fragt Kojiro ihn und schaut ihn mit hungrigem Blick an. Der Kuss vorhin hat seinen Hunger nach Wakabayashi erneut angefacht. Auch Wakabayashis Blick ist voller Hunger, nach seinem Liebsten. „Ich habe noch die ganze Nacht Zeit.“, beginnt Wakabayashi und lächelt ihn anzüglich an. „Gehen wir zu dir oder in ein Hotel?“ „Wir können zu mir gehen, da stört uns keiner.“ Gemeinsam gehen sie zu Kojiro nach Hause, wobei der Weg für Beide eine harte Probe ist, da es ihnen nicht mal möglich ist, die Hand des jeweils anderen zu halten. Umso erleichterter sind sie, als sie endlich bei Kojiro im Haus sind. Das ganze Haus liegt still vor ihnen. „Meine Familie scheint schon zu schlafen.“, flüstert Kojiro leise, als er die Tür hinter Genzo schließt. „Geh schon mal hoch, ich hole noch kurz etwas aus der Küche.“, flüstert Kojiro ihm zu, wobei er ihm noch einen kurzen Kuss stielt, was Genzo ein leises Stöhnen entlockt. „Beeil dich aber.“, flüstert Genzo zurück und geht die Treppe hoch zu Kojiros Zimmer, während Kojiro in die Küche geht. Dort holt er aus dem Kühlschrank eine Schüssel mit Erdbeeren und eine Flasche Champagner. Aus dem Schrank holt er noch schnell zwei Gläser, ehe er sich auf den Weg nach oben macht. In seinem Zimmer wartet Genzo schon auf dem Bett auf ihn und lächelt ihn verführerisch an, als Kojiro das Zimmer betritt. Kojiro stellt die Sachen auf seinen Schreibtisch, ehe er ihnen beiden ein Glas Champagner einschüttet. „Was gibt es den zu feiern?“, haucht ihm Genzo die Frage ins Ohr und umarmt den Stürmer von hinten. Zärtlich streichelt er ihm über die Brust und verteilt zarte Küsse in Kojiros Nacken. „Ich dachte mir, wir trinken auf deine Schwester.“, bringt Kojiro mit einem Schnurren hervor. „Auf Xenia? Wieso das denn?“, fragt Genzo überrascht und löst sich von Kojiro, als dieser sich zu ihm umdreht und ihm ein Glas reicht. „Weil wir es nur ihr zu verdanken haben, dass wir jetzt hier sind.“, erklärt Kojiro und hebt sein Glas. Genzo muss über seine Worte lächeln. „Ja, da hast du Recht.“, bei diesen Worten stößt Genzo mit Kojiro an und trinkt danach sein Glas aus. Kojiro nimmt ihn das Glas der Hand und stellt es bei Seite. Danach nimmt er Genzos Gesicht zwischen seine Hände und küsst ihn innig. Genzo entfährt ein leises Stöhnen, als sie den Kuss wieder lösen. „Kojiro, ich …“, beginnt Genzo und schaut seinem Liebsten tief in die Augen, doch dieser hält Worte für unangebracht und küsst Genzo erneut, wobei er seine Hände unter Wakabayashis Shirt gleiten. Wakabayashi geht nur zu gerne auf den Kuss ein. Gierig küsst er ihn und merkt erst jetzt wie sehr Kojiro ihn gefehlt hat. Bestimmt schubst der Stürmer in zurück, woraufhin Genzo auf dem Bett landet. Rasch zieht sich Kojiro sein Shirt aus. Gierig lässt Genzo seinen Blick über Kojiros herrlichen Oberkörper wandern. „Zeigst du mir auch, was du hast, mein Schöner?“, schnurrt Kojiro und beugt sich über Genzo, als er ihn erneut in einen Kuss verwickelt, denn Genzo jedoch sofort wieder unterbricht um seiner Bitte nachzukommen. Sein Shirt landet neben Kojiros auf dem Boden und nun ist es an dem Stürmer sein Gegenüber ausgiebig zu mustern. „Gott bist du schön.“, haucht er und streicht mit einer Hand über Genzos durchtrainierten Oberkörper. Seine Finger streichen nur hauchzart über Wakabayashis Haut, was diesem aber dennoch ein Stöhnen entlockt. Dadurch ermutigt setzt sich Kojiro aufreizend auf Genzos Hüften und beginnt federleichte Küsse auf der Brust des Keepers zu verteilen. Das Zimmer ist erfüllt von Genzos Keuchen. Es kommt Kojiro vor, wie ein Traum und doch weiß er, dass er real ist und Genzo hier unter ihm liegt. Er liebt mich, wirklich. Bei dem Gedanken wird Kojiro ganz warm und er kann es nicht wirklich fassen. Plötzlich erklingt ein zaghaftes Klopfen an der Tür, was Kojiro dazu zwingt von Genzo abzulassen und von diesem herunter zu klettern. Auch wenn seine Familie mit seiner Liebe zu Genzo kein Problem hat, so muss er es ja doch nicht übertreiben. Während Wakabayashi sich aufsetzt, geht Kojiro zur Tür und öffnet diese. Vor ihm steht Takeru. „Takeru, was machst du denn hier?“, fragt Kojiro seinen kleinen Bruder und öffnet die Tür ganz, so dass auch Genzo den kleinen Bruder von Kojiro sieht. Als Takeru Genzo sieht bildet sich ein zarter Rotschimmer auf seinen Wangen. „Entschuldige, dass ich störe, ich …“, beginnt Takeru und schlägt dann den Blick nieder. „Ich habe nur Stimmen gehört und wollte wissen, ob es dir gut geht, Kojiro.“ Bei diesen Worten muss Kojiro lächeln. „Keine Sorge, mir geht es sehr gut.“, meint er und streicht Takeru durch die Haare. Takeru nickt nur und geht mit einem „Nacht.“ wieder. Als er weg ist, schließt Kojiro die Tür wieder. „Scheinbar warst du zu laut.“, meint Kojiro sichtlich amüsiert, was Genzo dazu bringt seinen Blick verlegen zu senken. „Hey, war doch nur Spaß.“, meint Kojiro und setzt sich neben ihn. „Lass uns schlafen gehen, immerhin haben wir morgen früh Training.“, sagt Kojiro und lächelt ihn an, auch Genzo lächelt ihn an. „Einverstanden.“, meint er und küsst ihn. „Schlaf gut, mein Tiger.“ Eng umschlungen legen sie sich schlafen und genießen einfach nur die Nähe des Anderen. „Kojiro?“, murmelt Genzo, woraufhin Kojiro nur mit einem „Hmm“, antwortet. „Ich liebe dich.“, flüstert er leise und küsst Kojiro auf die Stirn, ehe er sich wieder an ihn kuschelt und zusammen mit ihm einschläft. Nachdem sich Xenia von den Zwei getrennt hat, ist sie direkt ins Hotel zurückgegangen. Wie sie erwartet hat, ist Sebastian noch nicht da. Ob er wieder erst kommt, wenn ich schon eingeschlafen bin? denkt sie traurig und stellt ihre Handtasche ab. Als sie in ihre Manteltasche greift um ihr Handy zu holen, fällt ihr etwas anderes in die Hand. Verwirrt holt sie eine kleine Ampulle heraus. Ich habe ganz vergessen, dass ich die eingesteckt habe. Nachdenklich betrachtet sie die Ampulle. Mit einem Finger streicht sie über das Etikett. Ich könnte es mit dieser Flasche beenden. Eine Spritze aufziehen und … Ihre Gedanken werden abrupt beendet, als die Tür sich öffnet. „Liebling?“, vernimmt sie Sebastians Stimme und lässt rasch die Ampulle in ihrer Jackentasche verschwinden, damit Sebastian sie nicht sieht. „Ich bin hier.“, ruft sie und lächelt ihn an, als er ins Wohnzimmer kommt. „Schön, dass du wieder zu Hause bist.“, meint sie und küsst ihn auf die Lippen. „Hattest du einen schönen Abend?“, fragt er sie und schaut sie mit Augen voller Liebe an. „Ja, aber er ist soeben noch schöner geworden.“, flüstert sie und küsst ihren Mann auf die Lippen. Diese Ampulle kann alles beenden, doch wird sie nicht auch gleichzeitig alles zerstören? Kapitel 10: Dream Ten --------------------- Dream Ten Taro liegt auf seinem Bett und schaut Tsubasa dabei zu, wie dieser sich gerade anzieht. „Du gehst schon?“, fragt Taro ihn mit traurigem Blick und hat gehofft, dass sein Freund über Nacht bleiben würde. „Du weißt, dass das nicht geht, Taro.“, meint Tsubasa und lächelt ihn leicht an, ehe er zu ihm geht und ihm einen Kuss auf die Lippen drückt. „Meine Eltern erwarten mich zu Hause.“, flüstert er und löst sich von seinem Liebsten, was ein unwilliges Murren zur Folge hat. „Bis morgen.“, verabschiedet sich Tsubasa und geht aus Taros Zimmer. Traurig und noch immer hungernd nach seinem Freund, bleibt Taro allein zurück. Mit einem frustrierten Seufzten lässt sich Taro wieder auf sein Bett fallen. „Ach Tsubasa.“, murmelt er leise und zieht den Geruch von Tsubasa aus den Kissen in die Nase. Am nächsten Morgen wachen Kojiro und Genzo auf, als der Wecker klingelt. Murrend kuschelt sich Genzo näher an Kojiro und versucht den Wecker zu ignorieren, welchen Kojiro versucht auszuschalten. Endlich verstummt der Wecker. Träge öffnet Kojiro die Augen und betrachtet Wakabayashi, wie er eng an ihn gekuschelt neben ihm liegt und schlägt. Zärtlich beginnt Kojiro Genzos Gesicht zu küssen. „Aufwachen mein Schöner.“, wispert er leise und streicht Genzo mit dem Handrücken über die Wange, während er flatternd die Augen öffnet. „Guten Morgen.“, flüstert Genzo mir verschlafender Stimme und schließt nochmal die Augen. „Du bist süß, wenn du so verschlafen bist, aber wir müssen leider aufstehen, wenn wir pünktlich zum Training kommen wollen.“, flüstert Kojiro und steht auf, was ihn ein verärgertes Grummeln von Genzo einbringt. „Komm schon.“, meint Kojiro und zieht sich ein frisches T-Shirt an. Missmutig steht Genzo auf, wobei er Kojiro verstimmt anschaut. „Du bist grausam.“, murrt er, was Kojiro dazu bringt ihn anzugrinsen. „Sei froh, dass ich dich jetzt nicht aufgeile und dich dann fallen lasse.“, sagt Kojiro grinsend zu ihm und leckt ihm aufreizend über die Lippen. „Sadist.“, zischt Genzo grinsend, dann packt er Kojiro im Nacken und zieht ihn in einen innigen Kuss. „Ich liebe dich.“, flüstert Genzo, als er den Kuss wieder löst, woraufhin Kojiro ihn zuerst verwirrt anschaut. Er hat keine Liebeserklärung von ihm erwartet, doch dann wird Kojiro ganz warm. „Ich liebe dich auch, von ganzem Herzen sogar.“, erwidert Kojiro, Tränen schimmern in seinen Augen. „Wieso weinst du denn?“, fragt ihn Genzo entsetzt. Sanft streicht er Kojiro über die Wange und wischt ihm die Tränen fort. „Ich bin einfach so glücklich, denn ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass dieser Tag kommt.“, gesteht Kojiro und lächelt ihn an. „Niemals hätte ich gedacht, dass du mich lieben würdest.“ „Ach, Kojiro.“, sagt Genzo, ehe er ihn wieder küsst. „Wie sollten los, sonst kriegen wir wirklich noch ärger.“ „Ja, du hast Recht.“, erwidert Kojiro und lächelt ihn an, wobei er sich von ihm löst, damit sie, nachdem sie sich beide angezogen haben, zusammen runter zum Frühstücken gehen können. „Guten Morgen ihr beiden.“, werden sie von Kojiros Mutter begrüßt, die gerade aus der Küche kommt. „Guten Morgen, Mutter.“, grüßt Kojiro zurück, wobei ihm das amüsierte Funkeln in den Augen seiner Mutter nicht entgeht. „Guten Morgen, Frau Hyuga.“, begrüßt Wakabayashi Kojiros Mutter mit einem leichten Lächeln, was sie dazu bringt freundlich anzustrahlen. „Du kannst ruhig, Akane zu mir sagen, immerhin bist du ein Teil der Familie.“, bietet sie ihm an, was Wakabayashi ein Strahlen ins Gesicht zaubert. „Sehr gerne, Akane.“ „Lasst uns ins Wohnzimmer gehen, dann könnt ihr Zwei noch mit frühstücken, ehe ihr zum Training aufbrecht.“, sagt Akane und geht vor ins Wohnzimmer, gefolgt von den zwei Jungs. Im Wohnzimmer sitzen schon Kojiros kleine Geschwister am Tisch. „Morgen ihr Zwei.“, meint Takeru freudig und grinst die Beiden an. „Morgen Takeru.“, erwidert Kojiro und setzt sich mit Genzo an den Tisch. Immer wieder schauen sich die Beiden verliebt an, was auch Kojiros Familie nicht verborgen bleibt. „Wie wollt ihr das eigentlich nach der WM halten?“, fragt Takeru die Beiden, woraufhin sie sich verwirrt ansehen. An die Zukunft haben sie beide noch nicht gedacht. „Wir haben darüber noch nicht gesprochen.“, erklärt Kojiro dann, wonach ein unangenehmes schweigen am Tisch ausbricht. „Ich glaube wir sollten jetzt gehen. Danke schön für das leckere Frühstück.“, bedankt sich Genzo bei Kojiros Mutter und steht vom Tisch auf. Kojiro tut es ihm gleich und geht ihm nach. „Genzo warte.“, ruft Hyuga seinen Liebsten, woraufhin Genzo stehen bleibt, seine Kappe verdeckt ein wenig sein Gesicht. „Takeru hat es nicht böse gemeint. Er wollte dir nicht wehtun.“, beginnt Kojiro und legt Genzo eine Hand auf den Arm. Zärtlich küsst er ihn in der Hoffnung, dass er ihn damit aufheitern kann, doch er macht es damit nur noch schlimmer. „Takeru hat Recht, wir haben uns noch gar keine Gedanken darüber gemacht wie das nach der WM mit uns weiter gehen soll. Du bist in Italien unter Vertrag und ich in Deutschland. Wie soll das gehen? Wie hast du dir das vorgestellt?“, fragt Genzo ihn mit brüchiger Stimme. Kojiro senkt kurz den Blick, ehe er Genzo wieder anschaut. „Wir finden schon eine Lösung. Lass uns erst einmal die WM hinter uns bringen.“ „Ja, das ist vielleicht besser.“, meint Genzo und lächelt etwas misslungen. Wieder küsst Kojiro ihn, voller Liebe und Sehnsucht. „Ich liebe dich und irgendwie schaffen wir das.“, wispert Kojiro leise, was Genzo ein ehrliches Lächeln auf die Lippen zaubert. „Irgendwie schaffen wir das.“, wiederholt er die Worte. Nach dieser kleinen Aussprache machen sich die Zwei zusammen auf den Weg zum Training, wobei jeder seinen Gedanken hinterher hängt. Auf dem Trainingsplatz steht bereits die halbe Mannschaft versammelt. Als sich die beiden der Gruppe nähern wollen, kommen sogleich Ken, Sawada, Taro und Tsubasa auf sie zu. „Habt ihr es schon gehört?“, fragt Ken die beiden. Sein Blick ist besorgt, ebenso wie der der anderen. Vor allem Taros Blick ruht auf Genzo, so als erwarte er, dass dieser jeden Moment einen Nervenzusammenbruch erleiden würde. Fragend schauen sich die beiden an, bevor Kojiro sich wieder an Ken richtet. „Nein, was sollen wir denn gehört haben?“, fragt Kojiro verdutzt. „Xenia ist ins Krankenhaus gebracht worden.“, berichtet Ken. „Wir wissen nicht genau was geschehen ist, doch man munkelt, dass sie zusammengeschlagen worden sein soll, als sie heute Morgen auf den Weg hierher war.“ Kojiro zieht es das Herz zusammen bei diesen Worten, besorgt dreht er sich zu seinem Liebsten um, der nur mit leerem Blick vor sich hinstarrt. „Genzo.“, spricht Kojiro ihn mit sanfter Stimme an und nimmt seine Hand in seine, was den Keeper aus seiner Starre reist. „In welchem Krankenhaus liegt sie?“, fragt er an Ken gewandt. Sein Blick ist voller Sorge, um seine Schwester, doch auch Wut, ja vielleicht sogar Hass, kann Kojiro in seinem Blick erkennen. „Das wissen wir leider nicht. Uns wurde nur gesagt, dass sie heute nicht kommt.“, erklärt Taro an Kens Stelle und schaut Wakabayashi entschuldigend an. Ohne eine Antwort zu geben, holt Genzo sein Handy aus der Jackentasche seines Trainingsanzugs und wählt eine Nummer. Es dauert nicht lange und am anderen Ende meldet sich jemand, woraufhin Genzo sich ein wenig von der Gruppe entfernt. „Ja, Genzo hier. Wie schlimm ist es?“, hört Kojiro ihn sagen und schaut ihn traurig an. „Wen er da wohl angerufen hat?“, fragt sich Ken laut, woraufhin Kojiro antwortet. „Wahrscheinlich den Mann seiner Schwester. Er wird ja wohl sehr wahrscheinlich der Erste gewesen sein, denn die Ärzte in Kenntnis gesetzt haben.“, meint Kojiro geistesabwesend, während sein Blick weiter auf Wakabayashi ruht. „Wisst ihr, ob sie sehr schwer verletzt ist?“, fragt Kojiro die anderen, ohne sie jedoch direkt anzusehen. „Das wissen wir nicht. Wie schon gesagt, uns hat man nur gesagt, dass sie nicht kommt.“, erklärt Sawada mit trauriger Stimme, genau in dem Moment, als Genzo wieder auf sie zukommt, sein Gesicht ist von Sorge gezeichnet. Erwartungsvoll schauen ihn alle an und zugleich fürchten sie, was er ihnen nun mitteilen wird. „Sie liebt im Krankenhaus im Stadtzentrum. Ich werde sofort zu ihr fahren.“, meint Genzo und hebt seine Sporttasche, die er auf dem Boden abgestellt hat, wieder auf. „Sagt bitte dem Trainer Bescheid und wenn er mich deswegen aus der Mannschaft schmeißen will, soll er das tun.“ „Ich begleite dich.“, sagt Kojiro sogleich und schaut ihm tief in die Augen. Im ersten Moment denkt er, dass Genzo ablehnen würde, doch dann lächelt er schwach. „Danke, Kojiro.“, flüstert er leise und erst da wird Kojiro bewusst wie sehr Wakabayashi das ganze mitnimmt. Seiner Schwester muss es wirklich schlecht gehen oder nimmt ihn das nur so mit, weil er genau weiß, dass auch mir so etwas passieren könnte? „Wir regeln das schon mit dem Trainer. Immerhin kann er ja nicht gleich zwei unser besten Leute aus dem Team schmeißen.“, meint Tsubasa wie immer zuversichtlich und lächelt die Zwei an. „Nun geht schon.“ Das lassen sich die Zwei nicht zweimal sagen, sofort drehen sie sich um und gehen zur Straße in Richtung der Bahnstation, wo sie die Bahn zur Stadtmitte nehmen, wo das Krankenhaus liegt. Dort angekommen geht Genzo direkt zu einem der Korridore im oberen Stockwerk, die irgendeine Bezeichnung tragen, die für Kojiro keinen Sinn ergibt. Schweigend folgt er Genzo, bis dieser vor einer Tür stehen bliebt und anklopft. Vorsichtig öffnet er die Tür. Dahinter befindet sich ein Krankenzimmer, was groß genug wäre um locker drei Personen zu beherbergen, doch es steht nur ein Bett alleine darin. Dazu noch ein großer Schrank, sowie ein kleiner Tisch mit drei Stuhlen und eine kleine Couch mit zwei Sesseln. Die Fenster lassen das Tageslicht herein, sowie frische Luft und den Duft der Bäume, die vor dem Fenster stehen. Vor dem Bett steht ein junger Mann, nur wenig älter als Genzo und Kojiro selbst. Sofort nachdem sie die Tür geöffnet haben, kommt er auf sie vor und deutet ihnen wieder nach draußen auf den Flur zu gehen. Leise schließt er hinter ihnen die Tür. „Sie ist gerade erst eingeschlafen. Ich bin froh, dass die Beruhigungsmittel endlich Wirkung zeigen.“, erklärt er ihnen und schaut vor allem Wakabayashi an. Der junge Mann mit den dunkelbraunen Haaren und den grünen Augen fährt sich mit der Hand durchs Haar und seufzt kurz. „Es ist lange her, dass wir uns gesehen haben, Genzo.“, meint er und lächelt schwach. „Sie war sehr traurig, als du nicht zu unserer Hochzeit gekommen bist. Es war ihr größter Wunsch.“ Beschämt schaut Genzo zu Boden. Zu gut erinnert er sich an damals, als die Einladung zur Hochzeit seiner Schwester in seinem Briefkasten in Deutschland gelandet ist. Sie hat extra gewartet bis er in Deutschland ist, damit er zu ihr nach England kommen kann, ohne dass sein Vater etwas davon gemerkt hätte. Doch ihm hat der Mut gefehlt. Zu gerne hätte er seine Schwester wieder gesehen und noch viel lieber wäre er bei ihrer Hochzeit dabei gewesen. „Ich hatte damals nicht den Mut dazu, auch wenn ich weiß, dass es keine Entschuldigung ist.“, versucht Genzo sich seinem Schwager gegenüber zu erklären und schaut ihn nun wieder direkt an, was Sebastian dann doch noch einmal ein Lächeln entlockt, wenn auch nur ein trauriges. „Komisch, denselben Spruch habe ich von deiner Schwester auch schon gehört.“ Irritiert schaut Genzo ihn an. „Ist auch egal.“, wechselt Sebastian das Thema und schaut Kojiro an. „Ich hätte nicht gedacht, dass du deinen Freund mitbringst, aber umso besser, dann lerne ich ihn auch mal kennen.“ Lächelnd reicht Sebastian Kojiro die Hand. „Sebastian Crow, Xenias Ehemann und somit Genzo Schwager.“ „Kojiro Hyuga.“, stellt sich auch Kojiro vor und nimmt die ihm hingehaltene Hand. „Du sagtest am Telefon, dass es Xenia soweit gut ginge und sie nur ein paar Prellungen hat, wieso hat man ihr dann Beruhigungsmittel verabreicht?“, fragt Genzo und schaut Sebastian aufmerksam an, der seine Aufmerksamkeit nun wieder auf seinen Schwager richtet. „Sie hat auch nur einige Prellungen. Ihre Rippenwirbel sind ein wenig an geprellt und sie hat seine leichte Gehirnerschütterung, daher auch einige Blutergüsse am ganzen Körper. Eigentlich kein Grund, Beruhigungsmittel zu geben, da stimme ich dir zu, doch Xenia hat darauf bestanden.“ „Wie bitte?“, fragt Genzo entsetzt. „Ja, sie wollte unbedingt welche haben und da sie selbst Ärztin ist, haben die Schwestern ihr auch welche gegeben.“, berichtet Sebastian und schaut kurz zur Tür. „Hat sie gesagt, wer sie überfallen hat?“, fragt Genzo, wobei sein Blick sich bei dieser Frage verdunkelt. Auch Sebastians Blick verdunkelt sich. „Nein. Sie sagte, dass sie den Mann noch nie gesehen hat und die Polizei will sie nicht einschalten.“, erklärt Sebastian, wobei er Genzo ernst ansieht. Der Keeper schweigt, ballt nur die Hände zu Fäusten. „Ich sage ihr, dass ihr beide hier wart und rufe dich gerne an, wenn es etwas Neues gibt.“, bietet Sebastian an, woraufhin Genzo nickt. „Wenn ich helfen kann, dann lass es mich bitte wissen.“ „Natürlich doch.“, antwortet Sebastian lächelnd und schaut den Beiden dann hinterher, als sie das Krankenhaus wieder verlassen. Als sie aus seinem Blickfeld verschwunden sind, geht er zurück ins Zimmer. Xenia sitzt aufrecht im Bett. „Danke.“, wispert sie leise und schaut ihn an. Ein Verband ist um ihren Kopf gewickelt, da sie eine genähte Platzwunde am Kopf hat. Ihr Gesicht ist auf der rechten Seite ein wenig angeschwollen, von einem heftigen Schlag den sie abbekommen hat. Das Nachthemd, welches sie trägt, hat lange Ärmel, doch er verbirgt nicht den Verband, der um ihre linke Hand gewickelt ist. Sebastian setzt sich zu seiner Frau aufs Bett und streichelt ihr mit der Hand über die linke Wange. Sie hat wieder geweint. „Es tut mir so schrecklich leid, mein Engel.“, wispert er und Tränen bilden sich nun in seinen eigenen Augen. Tapfer lächelt sie ihn an. „Es ist gut. Mir geht es schon wieder besser. Mach dir bitte keine Sorgen.“, flüstert sie, versucht ihre Stimme stark klingen zu lassen. Halt suchend hält Sebastian sich an ihren Schultern fest und weint, vor Wut, Hass und blinder Liebe zu seiner Frau. „Ich bring diesen Scheißkerl um, wenn ich den in die Hände kriege.“, schreit er und hält dabei den Kopf gesenkt. Sanft, so hauchzart wie eine Feder, streicht Xenia ihm durchs Haar. „Ach mein Liebster.“, wispert sie und küsst ihn auf den Haarscheitel. „Ich hätte dich niemals in diesen Kampf mit hinein ziehen sollen.“, flüstert sie und Tränen rollen ihr über die Wangen. Erneut schaut Sebastian sie an, streicht ihr mit dem Finger über ihre bebenden Lippen. „Es tut mir so leid, dabei habe ich doch geschworen, dich zu beschützen.“, flüstert er und schaut ihr in ihre bezaubernden Augen. „Ich liebe dich.“, mit diesen Worten küsst er sie zärtlich auf die Lippen, die noch vor wenigen Stunden gewaltsam von einem anderen geküsst wurden. „Ich töte ihn für dich.“ „Nein.“ Bestimmt schüttelt sie den Kopf. Tränen laufen ihr über die Wange. „Mein Herz erträgt es nicht, dich auch noch zu verlieren. Das überlebe ich nicht.“ „Aber wir können uns doch nicht unser Leben ruinieren lassen.“, braust Sebastian auf, voller Wut auf sich, weil er nicht in der Lage gewesen ist seine Frau zu beschützen und voller Unverständnis für seine Frau. „Das wird er auch nicht.“, sagt sie bestimmt und lächelt ihn an. „Wir sind bald wieder in London, dann haben wir wieder uns. Dann zählen nur wir. Bitte, Sebastian. Wenn du es nicht für mich tust, dann tu es für unser Kind.“, flüstert sie, woraufhin er sie anlächelt und erneut küsst. „Ich liebe dich.“ Ein paar Tage später, den letzten Tag vor dem Auftaktspiel gegen Brasilien, wird Xenia aus dem Krankenhaus entlassen. Genzo und Kojiro sind gekommen, um sie abzuholen. „Habt ihr kein Training?“, fragt Xenia, leicht genervt von all der Führsorge. Es ist für sie schon schlimm genug, dass Sebastian sie so betüddeln muss, aber jetzt fängt auch noch ihr Bruder an, dass ist echt zu viel für sie. „Nein, wir hatten gestern Abschlusstraining.“, erklärt Kojiro grinsend, da er es sehr süß von Genzo findet, dass er sich so um seine Schwester kümmert. Xenia bedeutet ihm wirklich viel. Genauso wie meine Familie mir. denkt Kojiro und lächelt zaghaft, als Genzo seiner Schwester die Tasche abnimmt. „Die nehme ich für dich.“ „Aber alleine laufen, darf ich noch, ja?“, fragt Xenia spitzt und sichtlich genervt zurück. Genzo schaut sie zuerst verdattert an, doch dann lächelt er. Ohne etwas zu sagen geht er hinter Xenia her, die sich vorgenommen hat, dass Stück vom Krankenhaus zum Hotel zu laufen. Dort angekommen meint Xenia: „Ich geh mich erst mal umziehen. Die Tasche kannst du ins Badezimmer stellen.“ Mit diesen Worten verschwindet sie im Schlafzimmer und schließt die Tür hinter sich. Während dessen geht Genzo ins Badezimmer und stellt dort die Reisetasche mit den Klamotten, die Xenia im Krankenhaus hatte, ab. Als er sich wieder aufrichtet fällt sein Blick auf eine kleine Ampulle, die zwischen einigen kleinen Parfümflaschen auf dem Schränkchen steht. Ohne zu zögern nimmt er die Ampulle und schaut auf das Etikett. Was will Xenia mit diesem Fläschchen? „Schnüffelst du immer in den Sachen von anderen Leuten?“, reist ihn die Stimme seiner Schwester aus seinen Gedanken. „Entschuldige.“, meint Genzo und reicht ihr das Fläschchen, welches sie sofort in die Jackentasche ihres Trainingsanzugs gleiten lässt. „Was ist das?“, fragt er sie dann doch neugierig geworden. „Ein Präparat von meinem Arzt.“, erklärt sie und schaut ihm direkt in die Augen, doch auch nach fünf Jahren, erkennt Genzo wenn seine Schwester ihn anlügt. „Wieso lügst du mich an? Was ist das? Und vor allem für wen?“, fragt er sie weiter, was Xenia wütend macht. „Halt dich aus meinen Angelegenheiten raus.“, schreit sie ihn an, was dazu führt, das Sebastian in der Tür erscheint. „Alles okay?“, fragt er besorgt nach, was Xenia zum Anlass nimmt sich wütend umzudrehen und an ihrem Mann vorbei zu gehen, um das Badezimmer zu verlassen. „Genzo und Kojiro wollen jetzt gehen.“, meint sie wütend und verschwindet. „Was ist passiert?“, fragt Sebastian und schaut Genzo wütend an. „Ich habe sie nach einer Ampulle gefragt, die ich gefunden habe. Sie hat mich angelogen und als ich das gesagt habe, würde sie wütend.“, erklärt Genzo, sich keiner Schuld bewusst. Sebastian seufzt. „Ich glaube es ist besser, wenn ihr jetzt geht.“, meint er unnachgiebig, doch Genzo weigert sich. „Was ist mit dieser Ampulle?“, fragt er ihn. Irgendeinen Grund muss es ja haben, dass seine Schwester so sauer wurde. „Ich weiß nicht, was genau drin ist, aber deine Schwester trägt sie schon seit Jahren mit sich, wie ein Talisman.“, erklärt Sebastian und lächelt dann traurig. „Ich glaube, es ist die zweite Ampulle von dem Mittel mit dem sie damals versucht hat sich umzubringen.“ Diese Aussage trifft Genzo wie ein Schlag. In dem Moment wird ihm wieder einmal bewusst, wie viel er im Leben seiner Schwester doch verpasst hat. „Sie hat versucht sich zu töten?“, wispert er mit erstickter Stimme. Sebastian senkt den Blick. „Ich glaube, ihr solltet jetzt wirklich gehen. Ihr habt morgen ein hartes Spiel gegen die Brasilianer.“, meint Sebastian und verlässt das Badezimmer. „Ihr findet ja heraus.“ Mit diesen Worten geht er zum Schlafzimmer, in welches seine Frau zuvor verschwunden ist. Xenia liegt auf dem Bett. Ihr Gesicht hat sie in die Kissen gedrückt, dennoch ist ein leises Weinen zu hören. Zärtlich streicht ihr Sebastian durch die Haare, nachdem er sich neben sie gesetzt hat. „Ist schon gut, mein Engel. Beruhig dich.“, flüstert er leise, woraufhin sie sich umdreht. Ihr Gesicht ist total verheult. „Genzo und Kojiro sind gegangen. Aber ich musste ihm von deinem Selbstmord erzählen.“ Erschrocken schaut sie ihn an. „Wieso hast du das getan?“, flüstert sie und setzt sich auf dem Bett auf. „Weil er sonst keine Ruhe gegeben hat.“, erklärt er und schaut seine Frau, die ihn nun mit wütendem Blick betrachtet an. „Ich hole uns etwas zu essen.“, meint er und steht auf. In diesem Gemütszustand kann man mit Xenia eh nicht reden. Genzo und Kojiro gehen gemeinsam die Straße entlang. „Du hast es nicht gewusst, oder?“, fragt Kojiro Genzo mit ruhiger Stimme. „Nein. Sie hat mir nichts erzählt. Ich hatte ja auch fünf Jahre keinen Kontakt zu ihr.“, meint Genzo mit niedergeschlagener Stimme. „Sie bedeutete dir viel. Sehr viel sogar.“, beginnt Kojiro von neuem. „Kojiro, worauf willst du eigentlich hinaus?“, schreit Genzo ihn an und bleibt stehen. „Ich weiß, dass ich ihr ein schlechter Bruder bin, dass musst du mir nicht auch noch unter die Nase reiben.“ Wütend schaut er seinen Liebsten an. Sein Blut kocht vor Wut, vor Wut auf sich, auf Kojiro, auf seinen Vater und auf Xenia. „Nein, das wollte ich nicht.“, schreit Hyuga ihn an, nun seinerseits wütend, weil er nicht verstehen kann, wieso Genzo jetzt sauer auf ihn ist. „Ich dachte mir, wir ziehen zu ihr nach England und suchen uns dort einen Verein, wo wir gemeinsam spielen können und wo wir zusammen als Paar neu anfangen zu können.“ Langsam sickern die Worte zu Genzo durch. Kojiro will mit mir nach England gehen? Mit mir zusammen dort wohnen, nur damit ich näher bei meiner Schwester sein kann? Beschämt von dieser unglaublichem Chance senkt Genzo denn Blick. „Es tut mir leid. Ich bin wohl einfach nur fertig mit mir.“, murmelt er leise, woraufhin Kojiro nur lächelt. „Komm, lass uns zu mir gehen.“, flüstert Kojiro und streichelt ihm über die Wange, was Genzo dazu bringt aufzusehen. In Kojiros Augen ist nur blankes Verlangen zu sehen. Als Sebastian wieder zurück in die Hotelsuite kommt hat er Pizza mitgebracht und stellt diese im Wohnzimmer auf den Esstisch. „Liebling kommst du? Das Essen ist da.“, ruft er seine Frau und schaut erwartungsvoll in Richtung Schlafzimmertür, die angelehnt ist. „Xenia?“, fragt er und geht zur Tür. Vorsichtig öffnet er sie, in der Erwartung, dass seine Frau auf dem Bett eingeschlafen ist, doch zu seiner großen Überraschung und Verwunderung ist das Schlafzimmer leer. „Xenia?“, fragt er und geht die ganze Suite ab, doch seine Frau ist weg. Sofort nimmt er sein Handy und ruft sie an. Kurz bevor er wieder auflegen will, nimmt sie ab. „Engel, Gott sei Dank, ich hab mir Sorgen gemacht. Wo bist du?“, fragt Sebastian sofort, nachdem abgenommen worden ist. Zuerst schweigt Xenia, doch dann meint sie: „Ich bin spazieren gegangen. Mir ist die Decke auf den Kopf gefallen. Warte nicht auf mich.“ Direkt nach dem sie das gesagt hat, legt sie wieder auf. Sebastian nimmt sein Handy vom Ohr. „Ach mein Liebling.“, flüstert er leise und sein Herz zieht sich vor Sorge um seine Frau zusammen, doch er wiedersteht dem Impuls sofort die Suite zu verlassen und sie suchen zu gehen. Mit schnellen Schritten und dennoch darum bemüht so wenig Lärm wie möglich zu machen, eilen Genzo und Kojiro die Treppe nach oben in Kojiros Zimmer. „Kojiro.“, haucht Genzo, als sie kurz den Kuss unterbrechen, um sich ihre Shirts auszuziehen. Doch Kojiro verhindert, dass Genzo weiter reden kann, denn er bringt ihn erneut mit einem Kuss zum Schweigen. Ungeduldig fummelt Kojiro am Bund von Genzos Hose herum, doch zu seinem großen Verdruss bekommt er sie nicht auf. Doch dann schubst Kojiro seinen Schatz auf das Bett und zieht ihm die Hose aus. Dicht gefolgt von seiner eigenen Hose. „Warte Kojiro.“, unterbricht Genzo ihn, bevor er ihn erneut direkt wieder in einen heißen Kuss verwickeln kann. „Was hast du?“, fragt Kojiro ihn, wobei er ihn besorgt anschaut. Hat er etwa doch übertrieben? Vielleicht habe ich Genzo zu sehr bedrängt. „Ich, also…“,stammelt Genzo und senkt seinen Blick. „Ich habe so was noch nicht gemacht.“, gesteht er dann doch Kojiro, was Kojiro ein leichtes Lächeln entlockt. „Das muss dir doch nicht peinlich sein, mein Schatz.“, sanft streicht er ihm über die Wange bei diesen Worten. „Ich habe so etwas auch bisher nur in meinen Träumen erlebt, doch ich möchte es. Ich möchte so gerne mit dir schlafen und dir die pure Lust bereiten.“ Auf Genzos Wange bereitet sich ein rötlicher Schimmer aus. Zaghaft lächelt er ihn an. „Ich liebe dich und vertraue dir.“, gesteht er und küsst Kojiro, was diesen dazu animiert mit seinen Händen über Genzos Oberkörper zu fahren. Ein leises Keuchen kommt über Genzos Lippen. Kojiro küsst ihm den Hals entlang hinunter, was mit einem leisen Stöhnen von Genzo quittiert wird. Neckend beißt Kojiro Genzo in den Hals, woraufhin dieser sich reflexartig in Kojiros Rücken krallt, was Kojiros Erregung nur noch mehr steigert. „Du schmeckst so gut.“, schnurrt der Tiger an Genzos Hals und leckt zärtlich über die Stelle. „Kojiro.“, keucht Genzo seinen Namen, was Kojiro fast um den Verstand bringt. Mit zärtlichen Küssen arbeitet er sich weiter hinunter über seine Brust. Er lächelt und leckte über Genzos Brustwarze, während er die andere mit den Fingern reizt. Erneut stöhnt Genzo auf. Kojiro reizt Genzos Brustwarzen so weit, bis sie steinhart abstehen. „Gott, weißt du, wie schön es ist, dich so zu hören.“, flüstert Kojiro Genzo ins Ohr und leckt ihm über das Ohr. Haltsuchend klammert sich Genzo an ihn. Suchend lässt Kojiro seine Hand über Genzos Körper wandern, immer tiefer. Als er seine Hand genau auf Genzos wachsende Erregung legt und einen leichten Druck ausübt, entweicht dem Älteren erneut ein Stöhnen. „Kojiro.“ Animiert davon beginnt er Genzos Erregung zu massieren, was dazu führt, dass sein Zimmer von Genzos Stöhnen erfüllt wird. Zärtlich leckt er ihm über den Hals, genau über die Stelle, wo Genzos Puls unter der Haut stark pocht, ohne das Kojiro dabei mit der Massage aufhört. Dann, ohne ein Wort zu sagen, löst sich der Stürmer von ihm, woraufhin Genzo ihn leicht verwirrt aber dennoch mit lustverschleiertem Blick ansieht. Schnell zieht sich Kojiro die Hose, gefolgt von seinen Boxershorts. Gierig lässt Genzo den Blick über den durchtrainierten Körper seines Gegenübers wandern. „Gefällt dir, was du siehst?“, grinst ihn der Stürmer mit anzüglicher Stimme an. „Und wie?“, flüstert Genzo mit belegter Stimme. Immer noch grinsend kommt Kojiro auf ihn zu und kniet sich vor ihm. „Darf ich?“, fragt er vorsichtshalber und schaut zu seinem Liebsten hoch. Ein zaghaftes Nicken gibt Kojiro die Erlaubnis, woraufhin er dem Keeper die Boxershorts auszieht. Als er ihm diese entledigt hat, beginnt er damit zarte Küsse auf deinem Glied zu verteilen. „Oh Gott.“, stöhnt Genzo auf und lässt sich wieder nach hinten aufs Bett fallen. Zuerst quält Kojiro ihn nur mit Küssen und seiner Zunge, ehe er sein Glied ganz in den Mund nimmt und damit beginnt an ihm zu saugen, während seine Zunge noch immer um ihn schleicht. Genzos Stöhnen wird immer lauter und gequälter, lange dauert es nicht mehr, bis er seinen Höhepunkt erreicht. Erneut nimmt Kojiro Genzos Glied ganz in sich auf, wobei er behutsam mit seinen Zähnen über die empfindliche Haut schabt. Genau in damit bringt er ihn dazu seinen Höhepunkt zu erreichen und Genzo ergießt sich in Kojiros Mund. Sorgsam leckt Kojiro nochmals über seinen noch immer erregten Schwanz, ehe er sich aufrichtet und sich neben seinem Liebsten ins Bett kuschelt. „Das war unglaublich.“, murmelt Genzo nach einer kurzen Weile und nachdem wieder genug Sauerstoff in seinen Lungen ist. Zärtlich streicht Kojiro ihm über die Wange. „Das freut mich.“, flüstert er und küsst ihn erneut auf die Lippen. „Kannst du noch?“, fragt er ihn danach anzüglich grinsend, was Genzo auch zum Grinsen bringt. „Aber immer doch.“ Sogleich verwickelt er Kojiro in einen heißen Zungenkuss, der nur der Anfang einer heißen Nacht ist. Das Anwesen der Wakabayashis liegt still und verlassen da. Alle schlafen bereits, niemand ist mehr wach in diesem Anwesen. Genzos und Xenias Vater schläft in seinem großen Bett. Schon seit Jahren schlafen er und seine Frau getrennt voneinander. Eine schwarze Gestalt löst sich aus den Schatten. Hasserfüllt schaut die Person die schlafende Gestalt an. Wut auf ihn brennen in den Adern der Person. Zielstrebig geht sie zum Bett hinüber und zuckt etwas aus der Jackentasche. „Es ist vorbei.“, flüstert die Person und rammt der schlafenden Gestalt die Spritze ins Herz und drückt ihm den Inhalt ins Herz. Sogleich öffnet Herr Wakabayashi die Augen schreckgeweitet und schaut in das Gesicht seines Mörders. „Du…“, sagt er mit krampfender Stimme und bekommt einen Krampfanfall. Der Mörder zieht die Spritze schnell heraus und verstaut sie sicher in seiner Jackentasche und schaut dem Mann beim Sterben zu. Bald tut er seinen letzten Atemzug und die Person verschwindet aus dem Zimmer und vom Anwesen. Niemand sieht die Person, so wie es sein soll. Jetzt wird jeder denken, er hätte einen Herzinfakt bekommen hat, auf natürliche Weise. Und damit ist es vorbei. Kapitel 11: Dream Eleven ------------------------ Dream Eleven Leise öffnet Xenia die Tür zur Hotelsuite. Es ist bereits spät, wahrscheinlich weit nach Mitternacht. Ebenso leise, wie sie die Tür geöffnet hat, schließt Xenia sie wieder hinter sich und lauscht in die Stille hinein. Keine Regung ist zu hören, fast so als sei sie allein in der Suite. So leise es geht, zieht sie sich ihre schwarzen Stiefel aus und stellt sie im Flur ab, ehe sie barfuß ins Wohnzimmer schleicht. Wie sie erwartet hat, ist im Wohnzimmer niemand, woraufhin sie zum Schlafzimmer geht. Doch auch dieses ist verlassen. Auf dem Bett liegt ein Brief. Neugierig nimmt Xenia diesen Brief in die Hand und öffnet ihn. Er ist für sie. Meine Liebste, ich weiß nicht, was momentan zwischen uns schief läuft, doch ich habe das Gefühl, dass du mir etwas verheimlichst, eine Last, die du dir selbst auferlegt hast. Ich wünschte du würdest mir mehr vertrauen, nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben, doch wie mir scheint, stehe ich mit meinem Wunsch allein da – leider. Du bist alles für mich, mein Engel. Ich würde mein Leben dafür geben, dir wieder ein Lächeln – ein ehrliches Lächeln – auf die Lippen zu zaubern. Keine Ahnung was ich falsch mache. Vielleicht verlange ich ja zu viel, aber mein größter Wunsch ist es, dir zu helfen, auch wenn das bedeutet, dass wir uns eine Weile nicht mehr sehen. Du und Genzo, ihr habt viel nachzuholen und ich hoffe, dass du deine Zeit hier in Japan genießt. Ich werde in zwei Tagen wieder nach England fliegen und dort auf die warten, sofern du mich noch willst. Ich liebe dich aus tiefsten Herzen und hoffe, dass dir diese Zeit hilft über alles nachzudenken. Über uns nachzudenken. Ich warte auf dich – für immer. Dein dich unsterblich liebender Mann Sebastian Leere erfüllt sie. Er hat mich verlassen. dieser Gedanke brennt sich wie Säure in ihr Gehirn. Tränen steigen in ihren Augen auf. Wut brennt in ihrem Bauch, auf sich selbst, weil sie nicht in der Lage ist dem Mann, den sie von ganzem Herzen liebt, dass zu schenken, was sie sich beide am sehnlichsten wünschen: ein Kind. Dieser Umstand hat sich in ihrer Beziehung eingenistet und sie langsam von innen heraus zerfressen. „Verdammt!“, schreit Xenia und schlägt mit den Fäusten aufs Bett. Tränen rinnen ihr über die Wange. Weinend bleibt sie dort sitzen. Zuerst nimmt sie das Klingeln ihres Handys gar nicht wahr, doch dann reist es sie doch aus ihrer Trance und Xenia rennt in den Flur, wo sie ihre Schuhe zusammen mit ihrem Mantel und ihrer Handtasche liegen gelassen hat. Panisch kramt sie in ihrer Handtasche und zieht letztlich ihr Handy aus dieser. „Hallo.“, geht sie mit zitternder Stimme dran. „Entschuldige, habe ich dich geweckt?“, erklingt am anderen Ende die Stimme ihres Bruder. Enttäuschung macht sich in ihr breit, immerhin hat sie gehofft, dass Sebastian sie anrufen würde. „Xenia?“, reist Genzos Stimme sie aus ihren trüben Gedanken. „Eh ja, ich bin noch dran.“, beginnt sich und setzt sich mit dem Rücken gegen die Wand. „Ich war vorhin spazieren und bin gerade erst wieder heim gekommen.“ „Verstehe, noch eine, die heute Nacht nicht schlafen kann.“, erwidert Genzo und Xenia hört ein Lächeln aus seinen Worten heraus. „Bist du bei Kojiro?“, fragt Xenia ihn, woraufhin ihr Bruder kurz schweigt. „Nein, nicht mehr zumindest. Ich bin gerade zu Hause angekommen. Hab mich reingeschlichen, damit niemand etwas merkt.“ Bei diesen Worten muss Xenia unwillkürlich lächeln, denn es erinnert sie daran, wie sie sich früher immer rein und raus geschlichen hat. „Kommst du morgen zum Spiel?“ „Natürlich doch.“, erwidert sie. „Ich bin die Teamärztin und muss ja an der Seitenlinie stehen.“ Leise lacht Genzo am anderen Ende, was Xenia zum Schmunzeln bringt. „Genzo?“ „Ja?“ „Ich hab dich lieb, kleiner Bruder.“ „Ich dich auch, Schwesterherz. Schlaf gut, ja?“ „Ja, du auch. Gute Nacht.“ „Nacht.“ Mit diesem Wort legt Genzo auf und es kehrt wieder Stille in die Wohnung ein. Am nächsten Morgen fährt Xenia mit dem Sportwagen, den Sebastian extra für sie gemietet hat, auf den Weg zum Stadion, als sie auf halben Weg angerufen wird. Sogleich nimmt Xenia den Anruf mit der Freisprechanlage entgegen, ohne dabei den Blick von der Straße zu nehmen. „Ja?“, fragt sie und fährt langsamer auf eine rote Ampel zu. „Xenia?“, erklingt die Stimme ihrer Mutter, wobei sie einen zittrigen, ja fast schon hysterischen Tatsch hat. „Was willst du?“, fragt Xenia wütend darüber, dass ihre Mutter es wagt sie anzurufen, wo sie ihr doch allzu deutlich gemacht hat, dass sie kein Interesse an einer Versöhnung hat. „Dein Vater ist tot.“, flüstert ihre Mutter und bricht am Telefon in Tränen aus. Kurz hält Xenia das für einen Witz, einen sehr schlechten Witz, doch da ihre Mutter einfach nicht aufhören will zu weinen sagt sie: „Ich komme vorbei.“ Bei diesen Worten legt sie eine scharfe Kehrtwendung hin und legt auf. Wobei sie direkt die Nummer ihres Mannes wählt. „Hey mein Liebling.“, nimmt Sebastian sogleich ab, was Xenia lächeln lässt. „Mein Vater ist tot, zumindest behauptet das meine Mutter. Einigen wir uns darauf, dass du gestern Nacht bei mir warst und wir zusammen geschlafen haben?“, erzählt sie ihn und schaut dabei auf die Straße. „Du gehst davon aus, dass die Polizei denkt, du hättest was damit zu tun?“, mutmaßt Sebastian kurz. „Ist okay, können wir machen. Ich werde dem Porte unten zu verstehen geben, dass ich niemals da war und warte dann am Stadion auf dich.“ „Danke.“, flüstert Xenia. „Sebastian?“ „Ja?“ „Ich liebe dich.“ Kurz schweigt ihr Mann am anderen Ende. „Ich liebe dich auch, mein Engel. Pass auf dich auf.“ Mit diesen Worten legt er auf. Wenige Momente später kommt Xenia mit quietschenden Reifen am Anwesen ihrer Eltern an. Sie stellt den Motor aus und steigt aus dem Wagen. Ihre Mutter wird von einem Beamten gestützt und weint bitterlich, was für Xenia völlig unverständlich ist. Wie konnte sie so ein Scheusal, so einen Tyrannen nur lieben? Unbeirrt geht Xenia auf das Gebäude zu, die Polizisten sind gerade dabei das Gelände abzusperren, doch das hält Xenia nicht auf. Ihr Ziel sind zwei Männer, die eine Bare mit einem schwarzen Leichensack darauf schieben. Gerade als sie ihnen ins Gebäude folgen wird, erklingt hinter ihr eine Stimme, die ihr nur allzu vertraut ist. „Xenia. Ich hätte nicht erwartet dich HIER anzutreffen.“ Als sich Xenia umdreht schaut sie in die braunen Augen, einer sportlich schlanken groß gewachsenen Frau mit schwarzen Haaren. „Minako. Ich hätte mir denken können, dass du zur Polizei gegangen bist, immerhin war das schon immer dein Traum.“, meint Xenia und lächelt ihre alte Schulfreundin an, eine der wenigen, die weiß, was Xenia unter ihrem Vater erdulden musste. „Wieso bist du hier?“, fragt Minako sie nun mit einer Stimme, die ernst und traurig zu gleich klingt. „Weil ich sehen wollte ob es wahr ist, was meine Mutter sagt. Ich will ihn mit eigenen Augen sehen.“, erklärt Xenia und macht sich nicht einmal die Mühe ihre Abscheu zu verbergen. Mitfühlend lächelt Minako sie an. „Komm mit rein.“, sagt sie und geht vor, schweigend folgt ihr Xenia ins Haus ihrer Familie, wo nun überall Polizisten herumlaufen. „Eines der Dienstmädchen hat ihn heute Morgen in seinem Schlafzimmer gefunden, als sie ihn wecken wollte. Sie rief daraufhin den Notarzt, der dann den Tod feststellte.“, erklärt ihr Minako. „Wieso seit ihr dann hier? Ich meine, war es nötig, dass die Polizei kommt?“ „Reine Formsache. Es sieht sehr danach aus, als sei es ein natürlicher Tod, würde ja auch zur Krankengeschichte passen. Immerhin war dein Vater Herzkrank.“, erklärt sie weiter und schaut dabei Xenia prüfend ins Gesicht, doch keine Regung ist dort zu sehen. Vor dem Schlafzimmer bleiben die beiden stehen. Minako sieht ihre alte Freundin ernst an. „Willst du mir etwas sagen?“ „Nein, ich wüsste nicht was.“, meint Xenia ruhig, woraufhin Minako nur leise Seufzt und die Tür öffnet. „Fass bitte nichts an, eigentlich dürftest du gar nicht hier sein.“, meint Minako, woraufhin Xenia sie anlächelt. „Das weiß ich sehr zu schätzen.“ Mit sicheren Schritten geht Xenia ins Schlafzimmer. Der Raum ist genauso wie sie ihn in Erinnerung hat. Zielstrebig geht sie zu Bett, wo noch immer die Leiche ihres Vaters auf den Bett liegt, jetzt jedoch bedeckt von einem weißen Tuch. Ihre Hand zittert leicht, als Xenia die Hand ausstreckt und das Lacken zurückzieht. Jemand hat die Augen ihres Vaters geschlossen, wahrscheinlich der Notarzt. Seine Haut ist aschfahl und eingefallen. „Es gibt also doch noch so etwas wie einen Gott.“, flüstert Xenia leise und schlägt das Lacken wieder zurück, bedeckt den toten Körper ihres Vaters. Eigentlich hat sie gedacht, dass sie Befriedigung oder zumindest Erleichterung verspüren würde, doch nichts. Das einzige was sie spürt ist Mitleid. Mitleid mit einem Mann, der seine Familie tyrannisiert hat, der seine Kinder von sich vorgetrieben hat. Nur Mitleid, mehr empfindet sie nicht, nicht einmal Trauer. Mit ruhigen Schritten geht sie zurück zu Minako. „Danke.“, meint sie und lächelt ihre Freundin an. „Schon gut.“, sagt Minako und schließt die Tür. „Verrätst du mir etwas? Von Freundin zu Freundin versteht sich.“ Xenia dreht sich nochmal zu Minako um und schaut sie auffordern an, um sie dazu zu bringen weiter zu sprechen. „Hast du ihn getötet? Ich weiß, dass du Medizin studiert hast und ich weiß, dass du intelligent genug bist es so aussehen zu lassen, als sei er an einem natürlichem Herzinfarkt gestorben.“ Musternd schaut Minako sie an, woraufhin Xenia kurz die Augen schließt, ehe sie diese wieder mit einem Lächeln öffnet. „Selbst wenn ich es gewesen wäre, würde ich es dir niemals sagen, auch nicht als meine Freundin, denn ich würde dich damit nur belasten und das würde ich nicht wollen.“, erklärt Xenia mit einem Lächeln, was Minako selbst dazu bringt traurig zu lächeln. „Verstehe. Du kannst dann jetzt gerne gehen. Ich lass dich wissen ob wir weiter ermitteln, wenn die ersten Untersuchungen beendet sind.“ „Tu das ruhig.“, sagt Xenia und lächelt ihre Freundin noch ein letztes Mal an. „Es hat mich sehr gefreut dich mal wieder zu sehen, Minako.“ Mit diesen Worten geht Xenia, ohne sich noch einmal umzusehen und verlässt das Anwesen. „Du hättest sie nicht einfach so gehen lassen sollen, immerhin ist sie unsere Hauptverdächtige.“, meint eine Stimme aus einem anderen Raum und Shingo, Minakos Partner kommt auf sie zu. „Es wird keine Untersuchung geben.“, erklärt ihm Minako und schaut ihren Partner ernst an. „Machst du Witze? Unser Mediziner hat einen Einstich auf der Brust des Opfers gefunden. Seine Tochter, die nicht gerade um ihn trauert, ist Medizinerin und die Toxikologie wird uns bestimmt sagen, womit sie ihn umgebracht hat.“, zählt er ihr auf, woraufhin sie ihn nur ruhig anschaut. „Du hast Recht, sie hat ein Motiv, sogar ein sehr starkes, doch du wirst ihr niemals nachweisen können, dass sie es war oder ihr Mann oder ihr Bruder.“, erklärt Minako ihm mit ernster Stimme. „Ganz gleich wenn du fragst, sie werden für die Tatzeit ein Alibi haben. Fragst du ihre Freunde und Bekannten, so wirst du nur gutes hören und dass sie Mitleid mit ihnen haben, nach allem was sie durchgemacht haben und dass ihr Vater nur das bekommen hat, was er verdient hat. Vor uns wird sich eine Mauer des Schweigens auftun und du wirbelst nur umsonst Staub auf, denn keiner von ihnen wird einbrechen.“ „Du meinst, wir sollen die Sache einfach so fallen lassen? Es vertuschen?“ „Ich sage nur, dass du keinen Erfolg haben wirst. Keiner der Beiden wird zugeben dass er es war und du kannst nicht beide für dasselbe Verbrechen anklagen.“ Schweigend betrachtet er seine langjährige Partnerin. „Du willst sie schützen.“ „Ich habe früher oft gesehen, wie sie aussah, wenn er sie wieder verprügelt hat, habe gesehen wie sie gelitten hat. Ihren ersten Suizidversuch hatte sie mit 17 in dem Krankenhaus in dem sie lag, weil er sie halb tot geprügelt hat. Wäre ich an dem Tag nicht vorbei gekommen um sie zu besuchen, wäre sie dort gestorben.“ Minako senkt ihren Blick als sie davon erzählt. „Sie hat es nicht verdient in den Knast zu kommen, selbst wenn sie es war.“, sagt sie mit nun wieder fester Stimme und schaut ihren Partner noch ein letztes Mal an, ehe sie geht und den Tatort verlässt. Die gesamte japanische Mannschaft ist schon im Stadion angekommen und auf den Weg zu den Umkleiden. „Ich bin ja so aufgeregt.“, meint Taro und schaut am Stadion hoch. „Es ist wirklich kaum zu glauben, dass die WM in unserem Land stattfindet.“ „Ja, nicht wahr? Es ist ein wirklich wahnsinnig schönes Gefühl.“, stimmt Tsubasa ihm zu und lächelt ihn an. Kojiro schaut zu Genzo, der ihn zaghaft anlächelt. Kurz tauschen die beiden einen verträumten Blick aus, ehe ein lauter Ruf die Stimmung zwischen ihnen zerstört. „Genzo!“, erklingt Xenias Ruf und die beiden drehen sich in die Richtung, aus der die Stimme kommt. Genzos ältere Schwester kommt auf die Mannschaft zu gerannt, besorgt schaut Wakabayashi zu seiner Schwester. Vor ihm und Kojiro kommt Xenia zum Stehen. „Ich muss mit dir reden.“, beginnt sie und schaut ihn dabei ernst an. „Es ist wirklich sehr wichtig.“ „Okay.“, sagt Genzo und wendet sich zur Mannschaft um. „Geht schon mal vor, ich komme gleich nach.“ Sogleich tun seine Teamkameraden wie ihnen gesagt wird und gehen weiter Richtung Umkleide, einzig Kojiro zögert kurz, folgt den Anderen dann jedoch. Als sie alleine sind, schaut Wakabayashi seine Schwester wieder an. „Was ist denn so wichtig?“, fragt er sie. „Vater ist die Nacht gestorben. Noch steht aus, ob es eine Mordermittlung geben wird.“, berichtet sie ihrem Bruder und schaut ihn dabei ernst und besorgt an. Genzo schaut sie ebenfalls besorgt an. „Tod? Und die gehen davon aus, dass jemand nachgeholfen hat? Dass es einer von uns war?“ Xenia senkt den Blick. „Sie werden vor allem mich ins Visier nehmen, deswegen bin ich hier. Du bist gestern bei Kojiro gewesen, nicht?“ Ernst schaut Genzo seine Schwester an. „Ja, bin ich. Aber ich bin so gegen 2 Uhr früh nach Hause gegangen und da war niemand mehr wach.“ „Schön, leg dir mit Kojiro eine Ausrede zurecht, wieso ihr die halbe Nacht zusammen verbracht habt, damit eure Romanze nicht auffliegt.“, weißt Xenia ihren kleinen Bruder an. „Lass den Rest meine Sorge sein. Ich kenne die leitende Kommissarin, sie wird schon dafür sorgen, dass es als natürliche Todesursache angesehen wird.“ Mit diesen Worten will Xenia an ihm vorbei gehen, zu dem Treffpunkt wo sie sich mit Sebastian verabredet hat. „Warst du es?“ Bei dieser Frage bleibt Xenia stehen, jedoch bleibt sie mit dem Rücken zu Genzo stehen. Sie spürt seinen Blick in ihrem Rücken. „Selbst wenn ich es gewesen wäre, würde ich es dir nicht sagen.“, wiederholt sie die Worte, die sie zuvor schon zu Minako gesagt hat. Wakabayashi schließt kurz die Augen. Bilder seiner Vergangenheit blitzen vor seinem inneren Auge auf und mit jedem Bild verschwindet die Wut, die er gerade auf seine Schwester verspürt, weil sie ihn wie immer beschützen will, ein wenig mehr. „Wieso willst du mich immer noch beschützen nachdem ich dich so im Stich gelassen habe?“, wispert Wakabayashi leise und schaut zu Boden. „Das ist doch ganz klar.“ Genzo schaut auf und schaut in das strahlende Lächeln seiner Schwester, welches so unbeschwert und frei ist, wie schon seit Jahren nicht mehr. „Du bist mein kleiner Bruder und auf seine kleinen Geschwister muss man doch Acht geben.“, antwortet sie ihm lächelnd, woraufhin Genzo einige Tränen über die Wangen laufen. Womit habe ich dich nur verdient? „Na na, wer wird den gleich.“, meint Xenia mit sanfter Stimme und streicht ihm über die Wangen. „Hör auf zu weinen und geh zu deiner Mannschaft. Sie warten sicher schon auf dich.“ Ein sanftes Lächeln schleicht sich auf Genzos Lippen, ehe er seine Schwester in die Arme nimmt. „Ich danke dir für alles, was du jemals für mich getan hast.“, flüstert er ihr leise ins Ohr, woraufhin sie lächeln muss. „Wofür sind Geschwister denn da?“ Nach einigen Momenten lösen sie sich aus dieser Umarmung wieder. „Halt unseren Kasten heute sauber, hörst du?“, grinst sie ihn an, ehe sich Genzo daran macht dem Team zu folgen. „Versprochen.“, meint er und winkt ihr noch kurz zum Abschied, ehe er im Stadion verschwindet. „Wusste ich doch, dass ich dich hier finde.“, erklingt Sebastians wohlklingende Stimme hinter ihr. „Schön dass du da bist.“, flüstert sie und schaut ihren Mann lächelnd an. „Verzeih, dass ich gestern Abend weg bin. Das war sehr egoistisch von mir.“, entschuldigt sich Sebastian und zaubert hinter seinem Rücken eine einzelne weiße Lilie hervor. Auf Xenias Gesicht breitet sich ein Strahlen aus. „Dankeschön.“, meint sie und nimmt die Blumen an. „Die riecht herrlich.“ „Sehen wir uns nachher nach dem Spiel?“, fragt Sebastian sie, da er ja weiß, dass sie das Spiel über an der Seitenlinie stehen wird, während er sich das Spiel von oben von der VIP – Tribüne ansehen wird. „Gerne doch. Ich wollte mit dir eh über einiges reden. Es ist vieles, worüber wir einmal reden sollten.“, meint sie mit ernster und trauriger Stimme, wobei sie den Blick senkt. Sanft streicht Sebastian ihr über die Wange und küsst sie kurz auf die Lippen. „Alles was du möchtest mein Engel.“, flüstert er, ehe er sich von ihr löst und geht. Traurig schaut Xenia ihm nach, ehe auch sie in die Arena geht, wo jeden Moment das Eröffnungsspiel gegen die Brasilianer angepfiffen wird. Gerade als sie die Arena betreten will klingelt ihr Handy. „Crow.“, nimmt sie ab und hält einen Moment den Atem an. „Hey Xenia, hier ist Minako, ich wollte dir noch kurz sagen, dass es keine Ermittlung geben wird. Im Bericht wird ‚natürliche Todesursache‘ stehen.“, erklingt am anderen Ende Minakos Stimme, woraufhin Xenia die Luft ausbläst. „Danke für die Info.“, meint Xenia und lächelt. „Minako?“ „Ja?“ „Dank dir, für alles.“ „Schon gut. Ich habe nur meinen Job gemacht.“ „Ja, dennoch, danke.“, mit diesen Worten legt Xenia auf und geht ins Stadion. Ein Lächeln liegt auf ihren Lippen. Alles ist gut. Es ist nun endlich vorbei und wir sind alle frei. Nach dem Spiel gegen die Brasilianer, welches die Japaner mit knappen 1:0 für sich entscheiden konnten, ist die Mannschaft bester Laune. „Wir sollten noch zusammen einen Trinken gehen.“, ruft Jito aus, als alle ausgelassen in der Umkleide sich gegenseitig beglückwünschen. „Lass mal gut sein, Jito, immerhin haben wir morgen früh wieder Training.“, meint Genzo mit ernster Stimme und zieht sich seine normalen Klamotten an. „Hey, wieso so miesepetrig?“, fragt ihn Jito und stößt den Keeper mit dem Arm in die Seite. Genzo ignoriert ihn schlichtweg und schultert seine Tasche. Ohne ein Wort zu sagen verlässt er die Umkleide. „Was hat er den?“, fragt Jito, woraufhin Kojiro ihn anfährt: „Sein Vater ist gerade gestorben, ist doch wohl logisch, dass er da nicht feiern will.“ Sofort nimmt Kojiro auch seine Tasche und folgt Genzo, wobei er eine verwirrte Gruppe zurück lässt. „Oh Mann.“, murmelt Jito und fährt sich mit der Hand durch die Haare. „Genzo, warte.“, ruft Kojiro ihn und hält ihn am Handgelenk fest. „Was hast du?“ Genzo dreht sich zu Kojiro um und grinst ihn frech an. „Ich hatte keine Lust auf die anderen und wollte lieber mit dir alleine feiern.“, antwortet er grinsend, woraufhin der Stürmer lacht. „Du bist mir einer.“, meint Kojiro und klaut Genzo seine Kappe. „Und ich dachte schon, du seist Depressiv.“ „Blödsinn, ich bin froh. Das erste Mal, seit ich denken kann fühle ich mich richtig frei.“, erklärt ihm Genzo lächelnd. „Und das schönste ist.“, flüstert Genzo ihm ins Ohr. „Ich habe dich.“ Kurz leckt er ihm über die Ohrmuschel, was Kojiro einen Schauer über den Rücken jagt. „Hey ihr zwei Hübschen.“, reist Xenia sie aus ihrer Liebelei und lächelt sie an. „Treibt es heute Abend nicht zu wild, immerhin habt ihr morgen früh Training.“ Genzo lacht sie nur an. „Aber klar doch, Schwesterherz.“, sagt er lachend und lächelt sie liebevoll an, welches Xenia erwidert. „Ich wünsche euch Zwei noch einen schönen Abend.“, meint sie und geht an den beiden vorbei auf den Ausgang zu, wo Sebastian bereits steht und auf seine Liebste wartet. „Die Zwei sind ein schönes Paar, was.“, meint Kojiro und lehnt sich kurz an Genzo an. „Komm, meine Familie erwartet uns gewiss schon.“ Genzo quittiert diese Aussage nur mit einem Lächeln. Auch Tsubasa und Taro ziehen es vor, ihren Sieg lieber alleine zu feiern und gehen gemeinsam durch die Straßen. „Sag mal Taro.“, beginnt Tsubasa und spielt mit seinem Fußball, weshalb er seinen Freund nicht direkt ansieht. „Was denn?“, fragt ihn Taro und schaut ihn erwartungsvoll an. Tsubasa bleibt stehen und schaut ihn nun doch direkt an. „Komm mit mir nach Spanien.“, trägt Tsubasa seine Bitte vor. „Du willst, dass ich mit dir nach Spanien komme?“, fragt Taro irritiert von der Bitte des Mittelfeldspielers. „Na ja, ich dachte mir, dann hätten wir mehr Zeit und bestimmt kannst du bei mir im Verein mit Spielen, wenn die erst mal sehen, was du so drauf hast.“, beginnt Tsubasa zu erklären. „Du möchtest mich also mehr bei dir haben, ja?“, fragt Taro und lächelt ihn an. „Das finde ich sehr schön und ich würde gerne mit dir nach Spanien kommen.“ „Echt?“, fragt Tsubasa ihn freudestrahlend noch einmal. „Aber ja doch.“, erwidert Taro und lächelt ihn an. Ohne Vorwarnung nimmt Tsubasa Taro bei den Schultern, zieht ihn zu sich und küsst ihn auf die Lippen. Der Kuss ist nur kurz, da sie ja immer noch beobachtet werden können, dennoch ist er sehr gefühlvoll. Taro lächelt ihn schüchtern an. „Kommst du noch mit zu mir?“, fragt er seinen besten Freund, der ihn anlächelt. „Sehr gerne doch.“ Gemeinsam machen sich die Beiden dann auf den Weg, um ihren Sieg und ihre gemeinsame Zukunft zu feiern. Xenia und Sebastian sind ans Meer gefahren und laufen zusammen am Strand entlang. Die Sonne steht noch hoch am Himmel, die Wellen brechen immer wieder am Strand. Hand in Hand laufen die Zwei am Strand entlang. Lange Zeit haben sie geschwiegen, doch nun nimmt Xenia ihren Mut zusammen. „Was würdest du davon halten, wenn ich dir sage, dass wir ein Baby bekommen?“, fragt sie ihn und schaut dabei hinaus aufs Meer. Verwirrt schaut Sebastian sie an und bleibt stehen. „Du möchtest versuchen ein Kind zu kriegen? Ist das dein Ernst?“, fragt er sie irritiert. Bisher hat sich Xenia immer dagegen gesträubt erneut zu versuchen schwanger zu werden, was auf Dauer ihre Beziehung ziemlich belastet hat, wenn auch eher unbewusst. Mit einem sanften Lächeln schaut sie ihn an. „Nein, ich meinte damit eher, dass ich bereits schwanger bin und ein Kind erwarte.“, erklärt sie ihn. Ihre Augen strahlen ihn ehrlich und in einer solchen Freude an, wie damals, als sie ihm schon einmal gesagt hat, dass sie schwanger ist. „Du… aber… ich meine…“, stammelt Sebastian vollkommen überrascht von dem Geständnis seiner Frau. Mit einem Freudenschrei hebt er sie hoch und wirbelt sie in der Luft umher. „Du machst mich zum glücklichsten Mann auf der Welt.“, flüstert er leise und küsst sie auf die Lippen. „Und du hast mich zur glücklichsten Frau der Welt gemacht.“, wispert sie und schaut ihn ernst in die Augen. „Du weist es also.“, flüstert er zurück und seine gute Laune ist auf einen Schlag verflogen. Ernst und traurig zugleich betrachtet er seine Frau. „Ich wollte es dir nicht sagen, damit du dir keine Schuld daran gibst. Doch ich konnte nicht länger zulassen, dass er dir immer und immer wieder weh tut.“, flüstert er und streicht andächtig über ihre Wange. „Wenn du mich nun hasst, verabscheust, kann ich dir das nicht übel nehmen. Auch habe ich Verständnis dafür, wenn du mich anzeigen willst.“ Entschieden schüttelt Xenia den Kopf. „Ich habe dich gesehen, als du das Anwesen verlassen hast. Zuerst dachte ich, ich hätte es mir nur eingebildet, als Warnung nichts Dummes und Unüberlegtes zu tun. Doch als ich im Hotel ankam und gesehen habe, dass du nicht dort bist, da wusste ich, was das du es gewesen bist. Der Anruf meiner Mutter war ein Schock für mich, weil meine ganze Sorge dir galt. Ich wollte dich nicht verlieren, kurz habe ich sogar überlegt ob ich die Schuld auf mich nehmen soll, doch dank Minako ist das nicht nötig gewesen.“, gesteht sie ihn und lächelt ihn an. „Du hast es für mich getan.“ „Nein, ich habe es für uns getan. Für unsere Ehe, unsere Kinder, unsere Familie.“, flüstert Sebastian und lehnt seine Stirn an ihre. „Kannst du mir jemals verzeihen?“ „Es gibt nichts zu verzeihen, nur zu bedauern.“ Kapitel 12: Dream Twelve ------------------------ Dream Twelve Ein sanfter Regen prasselt auf das Land nieder. Zarte Nebelschwaden steigen auf und hüllen, den Friedhof in eine geisterhafte Stimmung. Der Wind weht durch die Bäume und lässt die Blätter leise rascheln. Abseits von einigen Gräbern ist ein Bereich abgesperrt. Dieser Teil des Friedhofes gehört einzig der Familie Wakabayashi. Schon seit knapp 100 Jahren werden hier die Familienangehörigen beigesetzt. Mit traurigem Blick lässt Genzos Mutter den Blick über die bereits bestehenden Gräber wandern. Neben dem Grab ihrer Schwiegereltern ist ein frisches Grab ausgehoben, in welchem ihr Mann gleich die letzte Ruhe finden soll. Einige entfernte Verwandte der Familie sind gekommen, um bei der Beerdigung dabei zu sein und ihr ihr Mitleid zu bekunden, doch Hitomi Wakabayashi interessiert das nicht. Immer wieder schaut sie sich um, ohne dem Priester, der gerade die letzten Worte spricht, zuzuhören. Sie sind nicht gekommen. denkt sie traurig und muss sich nun doch eingestehen, dass sie gehofft hat, dass zumindest Wakabayashi kommt. Doch eigentlich ist ihr bewusst gewesen, dass Genzo nicht bereit ist sein Spiel ausfallen zu lassen, um die Beerdigung seines Vaters zu besuchen. Hitomi seufzt leise und schließt für einen Moment die Augen. „Und somit geben wir nun zurück, was aus der Erde geboren wurde.“, liest der Priester seine Phrase von seinem Zettel ab, während die Beerdigungshelfer den Sarg ins Grab hinunterlassen. „Asche zu Asche und Staub zu Staub.“ Nachdem er diese Worte gesprochen hat schließt er sein Buch und kommt auf Hitomi zu. „Mein aufrichtiges Beileid.“, murmelt er leise und hält Hitomis Hand. „Danke.“, flüstert sie zurück und schließt kurz die Augen, ehe sie sie wieder öffnet, um ihren Blick wieder auf das Grab zu richten. Nachdem der Priester gegangen ist, geht Hitomi zum Grab und wirft eine rote Rose hinein. „Lebe wohl.“, flüstert sie. Trotz seiner Tyrannei hat sie ihn immer geliebt. Er ist ihre große Liebe gewesen, trotz allem was er ihr alles angetan hat. „Ich werde dich immer lieben.“, mit diesen Worten wendet sie sich vom Grab ab und erblickt unter einer großen Eiche ihre Tochter. Auch wenn Hitomi sie zuerst nicht erkannt hätte in dem langen schwarzen Mantel und ihrer getönten Brille. Sie ist hier. denkt Hitomi erleichtert und lächelt. Sogleich will sie auf ihre Tochter zugehen, doch als Xenia sie auf sich zukommen sieht, dreht sich Xenia um und geht. „Warte, bitte.“, ruft Hitomi und rennt ihrer Tochter nach, die stehen geblieben ist und sich zu ihrer Mutter umdreht. Genervt zieht Xenia die Sonnenbrille ab und schaut ihre Mutter wütend an. „Was willst du?“, fragt sie sie genervt, dabei verschränkt sie die Arme vor der Brust. Hitomi kommt vor ihrer Tochter zum Stehen. „Du bist hier.“, flüstert Hitomi mit leicht atemloser Stimme. „Mit Genzo hätte ich gerechnet aber nicht mit dir.“ „Ich bin nur für Genzo hier.“, meint Xenia mit ruhiger Stimme. „Nur aus diesem Grund bin ich hier.“ „Dann wollte Genzo kommen?“, fragt Hitomi hoffnungsvoll, in dem Wissen, dass ihr Sohn sich doch von seinem Vater verabschieden wollte. Drohend zieht Xenia die Augenbrauen zusammen. „Genzo wollte nicht her kommen, damit er um ihn trauern kann, sondern weil sein Testament gleich verlesen wird und Genzo seinen Teil ausschlagen wollte. Deswegen bin ich hier. Er hat mir eine Vollmacht gegeben, damit ich für Ihn das Erbe ausschlagen kann.“, erklärt Xenia mit drohender und kalter Stimme und zerstört damit die letzte Hoffnung ihrer Mutter. Hitomi fällt in sich zusammen. Selbst ihr Sohn trauert nicht um ihren Mann. Doch wieso wundert sie sich so? Meine Kinder haben so unter ihm gelitten, dass sie froh sind, dass er tot ist. denkt sie traurig. Beschämt senkt sie den Blick. Ihre Kinder würden gehen, ohne einen Blick zurück zu werfen. Vielleicht würde sie die Zwei auch niemals wieder sehen. „Es tut mir leid.“, wispert sie leise und schaut wieder hoch, um ihre Tochter anzuschauen. „Spar es dir.“, meint Xenia kalt. „Ich habe dir nichts mehr zu sagen und bin nur wegen dem Erbe hier. Wenn das erledigt ist, siehst du mich nie wieder.“ Mit diesen Worten dreht sich Xenia um und geht zu einem Mann, der am Friedhofsweg steht und wartet. Es ist der Notar, der gleich vor der Familie, das Testament verlesen soll. „Mrs. Crow, mit Ihnen hätte ich nicht gerechnet.“, begrüßt der Notar Xenia mit einem sanften Lächeln. „Ich bin nur hier, weil ich Ihnen diese Schreiben geben will, worin Sie die Verzichtserklärung von mir und Genzo finden.“, erklärt Xenia und zieht zwei Umschläge aus dem Mantel. „Aber…“, beginnt der Notar und nimmt die Schreiben an. „Ich verstehe, dass Sie ablehnen, aber Ihr Bruder? Immerhin hat Ihr Vater ihm sein ganzes Vermögen vermacht.“ Zweifelnd schaut er sie an, woraufhin Xenia nur unberührt mit den Schultern zuckt. „Genzo hat selbst ein kleines Vermögen verdient und hat sich nie sonderlich gut mit ihm verstanden.“, erklärt sie kurz. „Wenn Sie mich nun entschuldigen, ich muss zum Spiel zurück.“ Mit diesen Worten geht sie am Notar vorbei in Richtung Ausgang. Zweifelnd schaut der Notar ihr nach, ehe er zu Hitomi blickt, die ihrer Tochter traurig nachsieht, so als habe sie ihre Tochter das letzte Mal gesehen. Das ganze Stadion tobt, während die Partie zwischen Japan und den Engländern läuft. Mit ruhigen Schritten geht Xenia an den Mannschaftskabinen vorbei. Nun sind sie endlich frei. Nie wieder würden sie etwas mit ihrer Familie zu tun haben müssen. Xenia ist am Ende des Ganges angekommen, wo die Spieler, dass Spielfeld betreten. Kurz kneift sie die Augen zusammen, da die Sonne sie blendet. Nach einigen Malen blinzeln, haben sich ihre Augen wieder an das helle Licht gewöhnt. Suchend schaut sich Xenia auf dem Spielfeld um und erblickt ihren Bruder im Kasten, wie er die Abwehr zu Recht weißt. Endlich sind wir frei. denkt sie lächelnd und schaut zu ihrem Bruder, wie er mit einer wunderbaren Parade den Ball hält, ehe er ihn anschließend zu Kojiro wirft, der sogleich zum Tor stürmt. Ein sanftes Lächeln liegt auf ihren Lippen. „Sie werden bestimmt ein glückliches Paar.“, flüstert sie leise, ehe sie sich erneut abwendet und dem Spielfeld den Rücken kehrt. Ihr kleiner Bruder ist erwachsen geworden, ein echter Mann, der gelernt hat zu seinen Gefühlen zu stehen. Er braucht mich nun nicht länger. denkt sie und verlässt wieder das Stadion. „Das war ein tolles Spiel. Wir werden immer besser.“, meint Jito und streckt die Faust triumphierend in die Luft. Wakabayashi lächelt nur leicht und zieht sich sein Shirt aus. Er spürt den heißen Blick von Kojiro im Nacken. Seine ganze Haut prickelt vor Vorfreude auf den gemeinsamen Nachmittag und die nächsten Tage. Als Genzo sein Shirt in die Tasche packen will, erblickt er einen Brief in der Tasche. Verdutzt nimmt er ihn heraus und erkennt sogleich an der glatten geschwungenen Schrift die Handschrift seiner Schwester. Mein geliebter kleiner Bruder, lange habe ich auf dieses Blatt gestarrt und weiß einfach nicht, wie ich dir die Zeilen schreiben soll. So viele Gefühle gehen mir durch den Kopf, doch ich weiß nicht, wie ich es aufschreiben soll… es gibt so viel zu sagen. Aber eigentlich ist es unnötig etwas zu sagen. Wir wissen beide, was geschehen ist und es nutzt nichts sich weiter darüber Gedanken zu machen, denn nun ist alles vorbei. Ein für alle Mal sind wir nun frei. Dieses Mal kann ich dich ohne schlechtes Gewissen verlassen, denn nun weiß ich, dass dir nichts mehr geschehen kann. Ich habe meinen Job gekündigt – fristlos. Noch heute geht mein Flieger zurück nach London, in meine Heimat. Dort fühle ich mich wohl, sicher. Bitte verzeih mir, dass ich mich nicht von dir verabschiede, doch ich kann nicht, genauso wie ich es damals nicht konnte. Ich gehe, mal wieder. Doch dieses Mal gehe ich ohne Groll und ohne Sorge. Du wirst mir sicher fehlen, doch ich weiß, dass wir uns auseinander gelebt haben und das ist auch okay. Lebe, Genzo. Lebe und Liebe dein Leben, denn du weißt nie was kommt. Ich liebe dich, kleiner Bruder. Lebe wohl. Xenia Wieder und wieder liest Genzo den Brief. Sie geht. Schon wieder verschwindet sie aus seinem Leben. Gerade jetzt, wo er die Hoffnung gehabt hat, dass sie sich wieder annähern könnten. „Hey Wakabayashi, alles okay?“, reißt ihn Kojiros Stimme aus seinen Gedanken. Erschrocken schaut Genzo auf und sieht seinem Liebsten traurig in die Augen. „Ich muss los.“, meint Genzo nur schnell und wirft sich sein T-Shirt über, schnappt sich seine Tasche und verlässt fluchtartig die Umkleidekabine. Verwirrt schauen ihm die anderen nach, besonders Kojiro ist verwirrt. Was ist den passiert? denkt sich Kojiro und macht sich Sorgen, denn eigentlich ist er davon ausgegangen, dass nun alles besser wird, wo Genzos Vater tot ist. Xenia steht im Wartebereich ihres Gaites, wo sie darauf wartet, dass sie in ihr Flugzeug kann. Ihr Mann Sebastian ist bereits wieder in London, da er dort einige wichtige Termine hat, die nicht warten konnten. Ein leises Seufzten verlässt ihre Lippen. Eigentlich hatte sie vor sich persönlich von Genzo zu verabschieden, doch dann hat sie es doch nicht geschafft. Ihr hat wieder einmal der Mut gefehlt, genauso wie letztes Mal. „Alle Passagiere des Fluges L306 begeben sich bitte zum Einstieg.“, erklingt die Durchsage. Endlich. Mit diesem Gedanken stößt sich Xenia von der Glaswand, an welcher sie bisher gelehnt hat ab und schultert ihre Tasche. Mit ruhigen Schritten geht sie in Richtung Flugzeug. „Sir, Sie dürfen hier nicht durch.“, vernimmt Xenia die Stimme des Sicherheitsbeamten, der den Wartebereich des Gaites bewacht und dafür sorgt, dass nur Leute, die ein entsprechendes Ticket haben, auch in diesem Bereich sich aufhalten. „Xenia, warte!“ Wie angewurzelt bleibt die Angesprochene stehen. Wieso ist er hier? Sie zittert leicht am Körper und umfasst reflexartig fester den Griff ihrer Tasche. „Sir, Sie dürfen hier nicht rein.“, wiederholt der Sicherheitsmann seine Phrase. „Xenia, lass uns reden. Ich bitte dich, geh nicht.“, fleht ihr Bruder sie weiter unbeirrt an. „Letzter Aufruf für die Passagiere des Fluges L306.“ Unzählige Gefühle durchfluten Xenias Körper. Genauso wie damals, als sie mit Sebastian nach London geflohen ist. Auch heute sind alle Gefühle wie damals. Selbst der Hass auf Genzo. „Bitte verzeih mir!“, schreit Xenia und rennt los, fort von dem Gebrüll der Sicherheitsmänner, die versuchen Genzo zurück zu halten; fort von ihrem kleinen Bruder, der versucht sie mit aller Kraft zu erreichen; fort von all dem Hass, den sie noch immer nach all den Jahren auf ihren Bruder, ihren über alles geliebten Bruder, verspürt. Ohne sich noch ein letztes Mal umzudrehen kehrt sie Japan den Rücken zu, genauso wie ihrem Bruder. Mit schnellen Schritten durchquert Kojiro die Eingangshalle des Flughafens. Als er einen Sicherheitsbeamten sieht, fragt er ihn: „Entschuldigen Sie, aber wo ist die Hauptzentrale der Flughafenpolizei?“ Der Beamte mustert ihn kurz, ehe er ihn bittet ihm zu folgen und ihn zu einer schweren Eisentür führt, über der ein Schild mit der Aufschrift ‚Flughafensicherheit‘ angebracht ist. Eine junge Frau sitzt hinter einem Tresen. „Guten Tag, mein Name ist Kojiro Hyuga. Ich bin hier um Genzo Wakabayashi abzuholen.“, trägt Kojiro sein Anliegen vor, woraufhin die Frau aufsieht und ihm einige Papier reicht. „Füllen Sie mir die hier aus, dann können Sie ihren Freund wieder mitnehmen: Wir belassen es dieses Mal bei einer Verwarnung.“ „Ich danke Ihnen.“, bedankt sich Kojiro, ehe er schnell die Unterlagen ausfüllt. Nach scheinbar endlosen Minuten, in denen die Beamtin die Unterlagen prüft, darf Kojiro endlich zu Genzo. Dieser sitzt in einem abgeschlossenen Raum an einem Tisch. Seinen Kopf hat er auf seine Hände gestützt. Es zerreißt Kojiro das Herz seinen Geliebten so am Boden zu sehen. Mit zwei schnellen Schritten ist er bei ihm und legt ihm eine Hand auf die Schulter. „Sie ist fort.“, wispert Genzo mit gebrochener Stimme, so das Kojiro Mühe hat ihn zu verstehen. „Bestimmt gibt es dafür eine ganz logische Erklärung.“, beginnt Kojiro und versucht ein zaghaftes Lächeln. Doch Genzo schnaubt nur abfällig, während er sich erhebt, die Hand von Kojiro einfach ignoriert und den Raum verlässt. Während der ganzen Fahrt zu Kojiros Elternhaus hat Genzo nicht ein Wort gesprochen. Sein Blick ist einfach nur starr aus dem Fenster gerichtet. Als sie bei Kojiro zu Hause angekommen sind, verkriecht sich Genzo direkt ins Badezimmer, mit der Ausrede, er müsse noch duschen. Kojiro lässt ihn gewähren, denn was hätte er auch anderes tun sollen. „Ist alles okay bei euch?“, fragt Kojiros Mutter Akane, als ihr Sohn sich zu ihr in die Küche setzt. „Zwischen Genzo und mir schon. Aber zwischen Genzo und Xenia scheinbar nicht. Sie ist wieder zurück nach London geflogen, ohne ihm die Chance zu geben mit ihr noch einmal zu reden.“, berichtet Kojiro seiner Mutter die Sachlage, die ihre Stirn in Falten legt. „Aber ich dachte, dass Xenia und Genzo sich gut verstehen.“, überlegt seine Mutter. „Dachte ich auch, doch scheinbar ist das nicht der Fall.“, murmelt Kojiro und grübelt darüber nach, wie er seinem Geliebten helfen kann. Gerade als Kojiros Mutter ansetzt etwas zu sagen, verstummt sie und schaut an Kojiro vorbei. „Fühlst du dich etwas besser?“, fragt sie mitfühlend, weshalb Kojiro sich direkt umdreht und in Genzos Gesicht schaut. „Es geht.“, meint er und schaut zu Kojiro. „Sie hat mich bereits einmal verlassen, daher denke ich, dass ich mich wieder daran gewöhnen kann nichts von ihr zu wissen.“ Ein bitteres Lächeln liegt auf seinen Lippen. „Genzo.“, meint Kojiro und steht auf, um Genzo in den Arm zu nehmen. „Mir geht es gut.“, meint Genzo und lächelt seinen Freund schwach an. „Ich hatte nur halt gehofft, dass sie mir dieses Mal die Chance gibt, mich persönlich von ihr zu verabschieden.“ „Sie hat gewiss ihre Gründe gehabt.“, versucht Kojiro ihn ein wenig aufzumuntern. „Wahrscheinlich.“, meint Genzo deprimiert und lächelt seinen Liebsten leicht an. „Aber zum Glück habe ich ja noch dich.“ Von diesem Worten berührt küsst Kojiro seinen Geliebten. „Und mich wirst du auch nicht mehr los.“, wispert er leise an dessen Lippen. „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch, Kojiro.“ Eine Woche später geht es Genzo schon wieder besser. Er hat sich damit abgefunden, dass seine Schwester ihn wieder verlassen hat und kann sogar wieder lächeln. „Morgen haben wir das letzte Spiel im Finale.“, meint Kojiro, während er mit Genzo zusammen hinaus aufs Meer schaut. „Wann geht dein Flug nach Deutschland?“, stellt Kojiro die Frage, vor der er sich am meisten fürchtet. „In zwei Tagen.“, sagt Genzo mit trauriger Stimme und schaut auf den Boden. „Es geht nicht anders.“ „Meine Maschine geht in drei Tagen nach Italien.“, sagt Kojiro und schaut Genzo an. „Wir werden uns dann erst im nächsten Jahr wieder sehen.“ „Ja, leider.“, flüstert Genzo und seufzt leise. Trauer und Leere. Das ist alles, was sie fühlen. „Ich komme zu dir nach Deutschland sobald ich kann.“, sagt Kojiro und streichelt Genzos Hand. „Ich verspreche es dir.“ Genzo schaut ihn traurig an. „Es wird eine harte Zeit.“ „Wir schaffen das.“, sanft streichelt Kojiro mit der Hand über Genzos Wange. „Ein Jahr, dann sind wir wieder vereint. Dann komme ich zu dir nach Deutschland.“ Ein zaghaftes Lächeln liegt auf Genzos Lippen. „Danke.“ Ein Kuss besiegelt dieses Versprechen. Ein Versprechen, von dem sie beide hoffen, dass sie es einhalten können und dieses Jahr irgendwie überstehen. „Mrs. Crow, Dr. Miller hat nun Zeit für Sie.“, erklärt die Vorzimmerdame ihr, als sie in den Wartebereich eintritt. Xenia erhebt sich und geht mit einem gemurmelten „Danke“ in das Behandlungszimmer. Dr. Miller sitzt wie immer an seinem Schreibtisch und schaut auf, als sie eintritt. „Mrs. Crow. Ich hatte zwar gehofft, Sie nicht mehr so schnell wieder zu sehen, dennoch freue ich mich.“, erklärt er mit einem gutmütigen Lächeln, welches er immer während ihrer Sitzungen trägt, so das Xenia sich manchmal fragt, ob er es einstudiert hat. „Es hat sich in letzter Zeit viel getan in meinem Leben.“, erklärt sie und setzt sich in den Sessel vor seinem Schreibtisch. „Sie erwähnten so etwas bereits am Telefon.“, bei diesen Worten schlägt er ein Notizbuch auf und trägt etwas hinein. „Erzählen Sie mir genaueres.“ Leise seufzt Xenia und schaut auf ihre Hände. „Ich war in Japan.“, beginnt sie, ohne dabei aufzusehen. „Meine ganze Familie ist dort gewesen, doch am schlimmsten war es ihm wieder in die Augen zu sehen.“ Sie krampft ihr Hände zusammen. „Ich habe mir Mühe gegeben, wollte länger dort bleiben. Doch es ging nicht. Mein Hass auf ihn ist zu groß.“ Während sie spricht notiert der Psychologie sich immer wieder etwas. „Haben sie mit ihm darüber gesprochen?“, fragt er sie und schaut sie an. Auf diese Frage hin, folgt zuerst Schweigen, doch dann schaut Xenia auf. In ihren Augen stehen Tränen. „Wie soll ich meinem kleinen Bruder sagen, dass ich ihn hasse und ihn dafür verantwortlich mache, dass mein Kind tot ist?“, fragt sie ihn zweifelnd. Dr. Miller schließt kurz die Augen und nimmt dann seine Brille ab. „Mrs. Crow, Sie haben mir in der ersten Sitzung eine Frage gestellt: ‚Wie kann man einen Menschen lieben und beschützen und ihn im nächsten Moment so abgrundtief hassen, dass man ihm den Tod wünscht?‘“, gibt er die Worte von damals wieder, was Xenia kurz schlucken lässt. „Nun, genau wie damals kann ich Ihnen nur sagen, dass genau das einen Menschen ausmacht.“, erklärt er ihr und setzt sich seine Brille wieder auf. „Ihr Bruder trägt keine Schuld daran. Viel mehr glaube ich, dass sie sich selbst die Schuld geben und sich daher einen anderen als Schuldigen suchen, in den sie ihren Zorn und ihren Hass kanalisieren können.“, erklärt er ihr und schaut ihr direkt in ihre kristallblauen Augen. Xenia schlägt die Augen nieder und betrachtet ihre Hände. An ihrem Handgelenk ziehen sich Narben entlang, die noch aus der Zeit stammen, wo sie täglich bei Dr. Miller zu Gast gewesen ist. „Vielleicht haben Sie Recht.“, wispert sie und Tränen rollen ihr über die Wange. Die Erkenntnis, dass ihr Hass sich eigentlich gar nicht gegen ihren geliebten kleinen Bruder richtet, erleichtert und erschrickt sie zugleich. Aufschluchzend hält sie sich die Hand vor den Mund. „Aber, meine Liebe.“, meint Dr. Miller und kommt zu ihr herum, um sie tröstend zu streicheln. „Es ist doch alles gut. Ich bin mir sicher, dass Ihr Bruder das verstehen wird, wenn Sie ihm alles erklären.“ Als er diese Worte sagt, liegt wieder einmal das gutmütige Lächeln von ihm auf seinen Lippen, was ihr so vertraut ist. „Ich danke Ihnen.“, flüstert Xenia, als sie sich wieder halbwegs gefangen hat. Ein schwaches Lächeln liegt auf ihren Lippen. „Sie brauchen mir nicht zu danken, Mrs. Crow. Ich bin froh, wenn ich Ihnen etwas Seelenfrieden verschaffen kann.“ Bei diesen Worten richtet er sich wieder auf und setzt sich zurück hinter seinen Schreibtisch. Doch Xenia erhebt sich nur. „Ich danke Ihnen für Ihre Zeit.“, bedankt sie sich und geht ohne ein weiteres Wort zu sagen aus dem Büro. Zurück lässt sie einen irritierten aber zufriedenen Dr. Miller. Er fügt noch einige letzte Notizen in sein Buch ein, ehe er es zuschlägt und den nächsten Patienten empfängt. Kraftlos öffnet Kojiro die Augen. Sein Blick wandert zur Seite, wo Genzo noch immer friedlich neben ihm schläft. Noch einige Stunden haben sie zusammen, ehe sie sich für ein ganzes Jahr trennen. Schmerzlich zieht sich sein Herz zusammen, als er daran denkt. Wie soll ich es nur ein ganzes Jahr ohne ihn aushalten? Traurig betrachtet er seinen Liebsten, versucht sich jede seiner Konturen genau einzuprägen. Zaghaft streichelt Kojiro ihm über die Wange. Flatternd öffnet Genzo die Augen. „Kojiro…?“, murmelt er noch schlaftrunken. „Entschuldige. Ich wollte dich nicht wecken.“, flüstert diese entschuldigend und küsst seinen Liebsten auf die Lippen. Dieser erwidert sogleich den Kuss. Zärtlich und andächtig sind die Küsse, die sie dem jeweils anderem schenken. Immer wieder streicheln sie den jeweils anderen, getrieben von dem Wunsch, dass dieser Moment ewig anhält. Zur etwa gleichen Zeit bei Taro zu Hause, sitzen Tsubasa und Taro zusammen. „Weißt du schon, wann du zu mir nach Spanien kommst?“, fragt Tsubasa Taro und spielt mit dem Fußball, während Taro seine Sachen einpackt. „Ich denke, so in zwei Wochen, immerhin muss ich in Frankreich erst einiges klären.“, erklärt Taro und nimmt seine Tasche. „Zwei ganze Wochen?“, fragt Tsubasa entsetzt nach und lässt den Ball achtlos in die Ecke fallen. „Komm schon Tsubasa, so lange ist es nun auch nicht.“, meint Taro mit einem ruhigen Lächeln auf den Lippen. Tsubasa schaut deprimiert zu Boden. „Sei nicht traurig.“, sagt Taro und setzt sich neben Tsubasa aufs Bett. „Genzo und Kojiro müssen es noch länger ohne einander aushalten.“ Zärtlich streichelt Taro über Tsubasas Wange. Dieser schaut in daraufhin an. „Es ist dennoch sehr lange.“, flüstert Tsubasa und gibt Taro einen Kuss auf die Lippen. „Ich weiß.“, flüstert Taro, ehe er den Kuss erwidert. Liebevoll küssen sich die Beiden und geben sich einfach ihrer Liebe hin, vergessen die Welt um sie herum. „Ich liebe dich.“, wispert Tsubasa leise. „Ich dich auch.“, erwidert Taro und beginnt Tsubasas Hals zu küssen, was dieser mit einem Stöhnen quittiert. „Taro.“, stöhnt er seinen Namen, ehe er ihn nach hinten stößt und sich auf ihn setzt. Sogleich versiegelt er Taros Lippen mit einem heißen Kuss, während er seine Hand unter sein Shirt wandern lässt. „Tsubasa.“, stöhnt Taro auf und legt den Kopf in den Nacken, was Tsubasa als Einladung nimmt, ihn am Hals zu küssen. Haltsuchend krallt sich Taro ins Tsubasas Shirt. Das gesamte Zimmer ist von Taros Stöhnen erfüllt. „Lass mich niemals allein.“, flüstert Tsubasa an Taros Hals und krallt sich an ihn. „Ich will dich niemals verlieren.“ Taro hält ihn fest. „Nichts wird uns jemals trennen.“, flüstert er. So ineinander geschlungen liegen sie dort auf Taros Bett. Weinen und hoffen, dass die Zeit bis sie sich wieder sehen, schnell vergeht. Der Morgen bricht an. Leise seufzt Genzo und schaut Kojiro entschuldigend an, ehe er aus dem Bett aufsteht. Er nimmt seine Klamotten und geht hinaus, um ins Bad zu gehen. Traurig schaut Kojiro ihm nach. Nun heißt es für beide Abschied nehmen. Ein ganzes Jahr. Ein bitterer Geschmack bereitet sich auf seiner Zunge aus, als Kojiro daran denkt. Er versucht die dunklen und trüben Gedanken zu vertreiben, doch sie haben sich fest in seinem Kopf eingenistet. Frustriert seufzt Kojiro auf und steht auch auf, um sich seine Klamotten anzuziehen. Genzo stellt das Wasser der Dusche auf eiskalt, in der Hoffnung, dass ihm die Dusche etwas Erleichterung verschafft, doch es nutzt nichts. Noch immer kreisen seine Gedanken, darum dass er nun nach seiner Schwester auch Kojiro verliert. Frustriert stellt er das Wasser ab und geht aus der Dusche heraus. Als er nach seinen Klamotten greift fällt ihm sein Handy, welches in seiner Jackentasche gewesen ist, in die Hand. Als Bildschirmschoner hat er ein altes Foto von ihm und seiner Schwester fotografiert. Auf diesem Bild strahlt Xenia in die Kamera und hat ihren kleinen Bruder von hinten umarmt, der einen Fußball in der Hand hält. Ein trauriges Lächeln schleicht sich auf Genzos Lippen, als er das Foto so betrachtet. Wir waren einmal so verbunden, dass ich dachte uns könnte nichts mehr auseinanderreisen. Seine trüben Gedanken werden je unterbrochen, als sein Handy in seiner Hand beginnt zu klingeln. Die angezeigte Nummer ist die des Managements des FC Grünwalds. Was wollen die den? Die erwarten mich doch erst morgen wieder? wundert sich Genzo ein wenig, nimmt dann aber den Anruf an. „Wakabayashi hier.“, meldet er sich und rubbelt sich mit der anderen Hand die Haare mit Hilfe eines Handtuchs ab. „Wie bitte?“, fragt er verwirrt und legt das Handtuch zur Seite. „Aber mein Vertrag bei Ihnen läuft doch noch zwei Jahre. Wieso soll ich denn dann jetzt wechseln?“ Kurz lauscht Genzo den Erklärungen am anderen Ende der Leitung „Eine so große Summe? Nur damit ich zu diesem Club nach England wechsle?“, fragt Genzo nochmals nach. Er hat sich nie für einen schlechten Spieler gehalten, doch eine solche Summe zu zahlen, damit er sofort nach England kommt, damit hat er nicht gerechnet. „Okay, ich habe verstanden.“, meint er und seufzt leise. Wie sollte er das nur Kojiro beibringen? „Wann erwartet man mich den in England?“, fragt er dann noch nach. „Okay…Dann danke ich Ihnen für die Information. Ach und noch etwas. Bitte sagen sie dem gesamten Team, dass ich meine Zeit in Deutschland sehr genossen habe und gerne irgendwann wieder zurückkommen würde. Danke.“, mit diesen Worten legt er auf und starrt auf sein Handy. Wieso jetzt? Haben wir uns bei der WM so gut präsentiert, dass die Engländer mich deswegen sofort im Team haben wollen? nachdenklich betrachtet er sein Handy, auf dem wieder das Bild von ihm und seiner Schwester erscheint. Aber vielleicht ist es auch eine Chance für mich… Doch wie bringe ich das Kojiro bei? Mit einem leisen Seufzten beginnt er sich wieder anzuziehen und macht sich daran nach unten ins Wohnzimmer zu gehen, wo sich bereits Kojiros Mutter und die Geschwister aufhalten. „Guten Morgen, Genzo.“, wird er herzlich von allen begrüßt. „Guten Morgen.“, grüßt er höflich zurück und registriert dabei, dass Kojiro fehlt. „Ist Kojiro noch oben?“, fragt er ein wenig verwundert, da er davon ausgegangen ist, dass sein Liebster bereits unten ist und auf ihn wartet. „Nein, Kojiro ist noch nicht unten gewesen.“, erklärt Kojiros Mutter und schaut nun leicht besorgt drein. Genau in diesem Moment kommt Kojiro gerade ins Wohnzimmer. Als sich Genzos und Kojiros Blicke kreuzen, erkennen sie sogleich, dass der jeweils andere etwas zu sagen hat. „Ich gehe nach England.“, beginnt Genzo und schaut Kojiro dabei die ganze Zeit über prüfend an. „Ein Verein von dort, hat eine sehr große Summe auf den Tisch gelegt und mich aus meinem Vertrag frei gekauft.“ Auf Kojiros Gesicht zeichnet sich ein überraschter Gesichtsausdruck ab. „Genauso wie ich.“ „Wie bitte?“, erwidert Genzo überrascht. „Ja, ich habe gerade einen Anruf von meinem Verein erhalten.“, erklärt Kojiro. „Ich soll mit sofortiger Wirkung für den FC Kingshouse spielen.“ „Der gleiche Verein hat mich auch unter Vertrag genommen.“, meint Genzo, die Verwirrung steht ihm noch immer ins Gesicht geschrieben. Langsam sickert den beiden die Bedeutung dieser Worte ins Bewusstsein. Sie würden gemeinsam nach England gehen und sich nicht erst in einem Jahr wieder sehen. Langsam schleicht sich ein Strahlen auf ihre Gesichter. Mit einem lauten Aufschrei fallen sie sich um den Hals, küssen sich und können ihr Glück kaum fassen. „Wann geht den euer Flieger?“, reist Kojiros Mutter sie aus ihrem Freudentaumel. Daraufhin lösen sich die Zwei voneinander. Kurz schaut Genzo Kojiro an, der daraufhin anfängt zu sprechen: „Ich soll um 10:30 am Flughafen sein. Ein Mann soll dort auf mich warten. Mehr weiß ich nicht.“ Genzo nickt. „Die gleichen Infos habe ich auch bekommen.“ Kojiros Mutter lächelt und schaut die Zwei an. „Dann sollten wir schnell frühstücken, damit ihr dann los könnt, sonst seid ihr noch zu spät.“, meint sie, woraufhin die zwei sich zu den anderen an den Tisch setzt. Kurz vor der vereinbarten Uhrzeit betreten Kojiro und Genzo die Empfangshalle des Flughafens. In der Mitte der Halle steht ein Mann, im schwarzen Anzug, der nun auf sie zukommt. „Schön, dass sie es pünktlich geschafft haben.“, begrüßt er sie und lächelt sie an. „Mein Name ist Robert Laiten, ich werde Sie gleich zu ihrem Flugzeug bringen und sie in England zu ihren Quartieren begleiten.“ Der Mann, der sich als Robert vorgestellt hat, ist etwa 10 Jahre älter als Genzo und Kojiro. Sein Haar ist hellbraun mit dazu passenden grünen Augen. „Dankeschön.“, bedankt sich Genzo, während sich Kojiro zu seiner Familie umdreht und sich von allen ausgiebig verabschiedet. Ein wenig neidisch schaut Genzo zu ihm herüber. „Ich schreibe euch, sobald ich weiß wo ich wohne und wann ihr mich besuchen kommen könnt.“, verspricht er seinen Geschwistern und lächelt sie dabei an, während die Kleinen den Tränen nah sind. Am liebsten würden sie ihren Bruder gar nicht mehr gehen lassen. „Mach es gut, Mutter.“, verabschiedet sich Kojiro mit einer Umarmung von seiner Mutter. „Gib auf dich Acht.“, meint sie und drückt ihren Ältesten. „Aber klar doch.“, mit diesen Worten wendet sich Kojiro an. Seine Augen haben ein freudiges, aber auch ein trauriges Funkeln angenommen. Er vermisst seine Familie sicher sehr. „Wenn Sie soweit sind, dann folgen Sie mir bitte.“, sagt Robert und dreht sich um. Die Zwei folgen ihm geschultert mit ihren Taschen, auf den Weg in ein neues Leben. „Der Privatjet steht in Hangar 11. Jemand vom Bodenpersonal bringt uns hin.“, erklärt Robert ihnen, was die Beiden doch überrascht, da sie nicht damit gerechnet haben mit einem Privatjet zu fliegen. „Entschuldigen Sie, aber würden Sie uns verraten wer genau uns ins Team gekauft hat?“, fragt Genzo nun langsam doch neugierig geworden, als sie im Privatjet Platz genommen haben. „Es tut mir sehr leid, doch meine Auftraggeber möchten sich Ihnen lieber persönlich vorstellen.“, erklärt Robert mit einem entschuldigenden Lächeln. Somit heißt es warten für die Zwei, die sich erhofft hatten zu erfahren, wer so viel Geld ausgibt, nur damit sie in seinem Team spielen. Etliche Flugstunden später landet die Maschine in Englands größtem Flughafen nahe London. Von dort aus, fahren sie mit einer gepanzerten Limousine ein wenig in Richtung London, jedoch nicht in die Stadt selbst. In einem noblem Villenviertel vor den Toren Londons hält die Limousine vor einem prachtvollen Herrenhaus, im klassisch westlichen Stil. „Wir sind da.“, erklärt Robert unnötiger Weise, als den Beiden vom Fahrer die Tür geöffnet wird. Gefolgt von den Beiden, die gar nicht mehr aus dem Staunen herauskommen, begleitet Robert sie zur Tür, die sogleich von zwei Hausmädchen geöffnet wird. „Man erwartet sie bereits im Salon“, berichtet Robert als sie die prachtvolle Eingangshalle betreten. Robert tritt durch eine Tür. „Sir, die beiden Spieler aus Japan sind nun eingetroffen.“, trägt vor, woraufhin ein Mann etwas erwidert, was Kojiro jedoch auf Grund des starken Akzents nicht verstehen kann. „Treten Sie bitte ein.“, meint Robert an sie gewandt und lächelt sie leicht an. Sogleich tun die Zwei wie ihnen geheißen und treten in den Salon, der in hellen Farben erstrahlt und eine gewisse Art von Gemütlichkeit versprüht. „Es ist schön, Sie endlich einmal persönlich kennen zu lernen.“, begrüßt sie ein Mann, etwa Ende vierzig, der einen perfekt sitzenden Anzug anhat. Sein hellblondes Haar ist streng nach hinten gekämmt. „Sie wundern sich gewiss, wieso ich solch hohe Summen bezahlt habe, nur um Sie zu meinem Team zählen zu können.“, setzt er erneut an und ein sanftmütiges Lächeln liegt auf seinen Lippen. „Nun ich muss Ihnen gestehen, dass ihr Talent mich beeindruckt hat, doch meine Entscheidung ist aus persönlichen Gründen gefallen.“ Bei diesen Worten öffnet sich die Tür, die sich zuvor hinter Genzo und Kojiro geschlossen hat, wieder und jemand tritt ein. Sogleich drehen sich die Beiden um. „Du?“, fragt Genzo zweifelnd. Er weiß nicht was er sagen soll, denn vor ihm steht sein Schwager. Insgeheim hatte er gehofft hier auf seine Schwester zu treffen. „Hallo Genzo.“, begrüßt er ihn mit einem sanften Lächeln. „Es ist schön zu sehen, dass du gekommen bist.“ Kapitel 13: Dream Thirteen -------------------------- Dream Thirteen „Sebastian.“, beginnt Genzo, in seiner Stimme liegt Verwirrung. Er hat nicht damit gerechnet seinen Schwager so schnell wieder zu sehen. „Du wunderst dich gewiss.“, meint Sebastian und geht hinüber zur Fensterfront, wendet den anderen den Rücken zu. „Wieso wolltest du, dass wir hierher kommen? Und warum hast du einen solchen Aufwand betrieben?“, fragt Genzo und schaut ihn fragend an. Kojiro steht neben ihm, will ihm beistehen, doch er weiß nicht Recht wie. Sebastian lächelt mild, während er hinaus in den Garten schaut. Ein junges Mädchen mit braunen Haaren, in einem Sommerkleid rennt durch den Garten. Sie lacht vergnügt. „Fang mich, Tante Xenia.“, ruft sie vergnügt. Xenia rennt hinter ihr her, packt das Mädchen von hinten und wirbelt sie durch die Luft. Das Mädchen schreit kurz auf, ehe sie weiter vergnügt lacht. „Schau hin.“, sagt Sebastian über die Schulter an Genzo gerichtet. „Sie sieht glücklich aus. Lacht wieder. Doch tief in ihrem Inneren ist sie noch immer von Selbsthass und Zorn zerfressen.“ Ein bitterer Zug legt sich auf sein Gesicht. Genzo lauscht seinen Worten, ohne den Blick von seiner Schwester zu nehmen. Wie lange hast du geweint, ehe du das erste Mal wieder richtig herzhaft gelacht hast? „All ihren Hass und Zorn hat sie auf die projiziert, Genzo. Die ganzen Jahre über hat sie dich aus tiefster Seele gehasst.“, berichtet Sebastian mit ruhiger Stimme, ohne Genzo dabei direkt anzuschauen. „Aber das kann doch nicht.“, wirft Kojiro ein und stellt sich direkt neben Genzo, will ihm zeigen, dass er hinter ihm steht. „Als Xenia nach Japan gekommen ist, haben sie und Genzo sich so gut verstanden.“ Sebastian dreht sich um. „Glaube mir, ich kenne meine Frau.“, sagt er und richtet dann seinen Blick auf Genzo. „Ich will dich hier haben, damit sie lernt ihren Zorn, den sie noch immer verspürt, nicht auf andere zu projizieren. Du bist der Einzige, der ihr dabei helfen kann.“ „Wieso ich? Wieso hast du ihr nicht professionelle Hilfe gegeben?“, fragt Genzo ihn, wobei ein leichter Vorwurf in seiner Stimme mitklingt. „Glauben Sie, wir hätten nicht alles versucht?“, braust nun, der ältere Mann, der sie zuvor begrüßt hat und sich seit Sebastian den Raum betreten hat zurück gehalten hat, auf. „Unzählige Psychologen haben wir eingestellt, bis wir endlich einen gefunden haben mit dem Xenia bereit war überhaupt auch nur ein Wort zu reden. Nach ihrem zweiten Suizidversuch haben wir sie in eine spezielle Klinik eingewiesen. Glauben Sie wirklich wir hätten nicht alles versucht um ihr zu helfen? Wir haben sie zu Selbsthilfegruppen gebracht; haben alle versucht mit ihr zu reden, zu ihr durchzudringen, doch nichts wollte fruchten.“ „Vater.“, beginnt Sebastian und schaut seinen Vater an. „Es tut mir leid mein Sohn, ich weiß, du wolltest ihm das alles nicht sagen, doch ich glaube er begreift nicht, wie mies es seiner Schwester gegangen ist.“, erklärt sein Vater und schaut kurz zu Genzo. „Ich fürchte, ob es dir passt oder nicht, du bist der letzte der ihr helfen kann.“, erklärt er und sein Blick verdunkelt sich. „Und solltest du es nicht tun, stirbt vielleicht nicht nur sie.“ Mit diesen Worten geht er an Genzo vorbei und verlässt den Raum, zurück bleiben die zwei völlig sprachlosen Fußballer und Sebastian. „Sie wollte nicht, dass du je davon erfährst. Ich habe ihr geschworen, es dir niemals zu verraten.“, erklärt Sebastian und schaut zu Genzo, der den Blick gesenkt hat; seine Hände zu Fäusten geballt. Wie viel habe ich noch verpasst? Wie konnte ich sie nur so im Stich lassen? Bei dem Gedanken ballt Genzo die Faust stärker, sosehr dass es schon schmerzt. Einzelne Tränen laufen ihm über die Wangen. Wie konnte ich sie nur so verraten? „Genzo.“, beginnt Sebastian und wendet sich von dem Fenster ab und schaut seinem Schwager direkt in die Augen. „Ich bitte dich, hilf ihr.“, bittet er seinen Schwager, fleht ihn schon nahezu an. Nur allzu deutlich erkennt Genzo die Verzweiflung in den Augen seines Schwagers. „Hilf ihr.“ „Ich versuche es.“, flüstert Genzo und schaut hinaus in den Garten, wo seine Schwester herzhaft lacht und mit dem kleinen Mädchen spielt. Jetzt, wo Genzo genau hinschaut, erkennt er eine leichte Wölbung am Bauch seiner Schwester, die ihr Kleid nicht gänzlich verdecken kann. „Weiß sie, dass wir hier sind?“, fragt Genzo Sebastian, ohne ihn dabei anzusehen. „Nein.“, meint Sebastian und folgt seinem Blick. „Genau dort liegt die erste Hürde, die wir nehmen müssen, denn sie wird nicht begeistert sein.“ „Na das kann ja was werden.“, meint Kojiro und seufzt leise. Sorgenvoll betrachtet er Genzo, der noch immer seine Schwester betrachtet, die sich genau in dem Moment umdreht und zum Haus sieht. Ihr bezauberndes Lächeln verschwindet und weicht einer harten Linie. Augenblicklich spannt sie den ganzen Körper an. „Sie hat uns gesehen.“, stellt Kojiro fest. „Nein, aber sie weiß dennoch, dass wir hier sind.“, meint Genzo und wendet sich vom Fenster ab. „Hättest du etwas zu trinken für uns?“, fragt er seinen Schwager, der nur kurz nickt. „Cherry oder Wodka?“, fragt Sebastian und geht zur Bar, die auch im Salon steht. „Cherry.“, antwortet Genzo, woraufhin Sebastian in eine rote Flüssigkeit in ein Glas kippt. Als er es Genzo reicht, schaut er Kojiro an. „Möchtest du auch einen?“ „Nein, danke.“, lehnt er dankend ab und schaut besorgt Genzo an, der in einem Zug sein Glas leert. Es macht ihm wirklich zu schaffen, dass er nun mit Xenia reden soll. Fast würde ich sagen, er hat Angst davor. „Was hast du Tante Xenia?“, die zarte Stimme ihrer Nichte reist sie aus ihrer Starre heraus. Mit einem Lächeln wendet sie sich Sophia zu und hockt sich vor sie. „Gar nichts. Ich dachte nur, ich hätte jemanden gesehen, den ich vor langer Zeit einmal kannte.“, erklärt sie lächelnd und streicht ihrer geliebten Nichte über die Wange. „Und wen?“, stellt das Kind mit den schönen dunkelblonden Locken und den strahlend grünen Augen die unschuldige Frage, die Xenia das Herz schwer werden lässt. „Jemand, der mir einmal sehr wehgetan hat und über den ich nicht gerne rede.“, erklärt sie und schluckt hart, ehe sie ihre Nichte wieder anlächelt. „Komm, lass uns reingehen.“, meint sie und nimmt die Hand der Kleinen. „Wir suchen Klara und sagen ihr, sie soll mit dir zum Stall gehen und dich eine Runde auf Prinz reiten lassen, ja?“ „Au ja.“, ruft die Kleine freudig auf und rennt los. Xenia lacht kurz über die Freude ihrer Nichte, ehe sie sich aufrichtet und ihr folgt zum Herrenhaus. Eigentlich wohnen sie und Sebastian in einem noblen Stadthaus in London. Doch da sie schwanger ist und sich gesundheitlich nicht gut fühlte, hat Sebastian darauf bestanden, dass sie mit ihm zu seinen Eltern und seinem Bruder fährt. Hinaus aus der Stadt und vor die Tore Londons, wo alles noch einen gewissen ländlichen Charme hat. Ich kann Genzo gar nicht gesehen haben, immerhin ist er doch wieder in Deutschland. grüblerisch hängt sie ihren Gedanken nach, darüber dass ihre Augen ihr einen Streich gespielt haben, einen sehr bösen, während sie ihrer Nichte folgt, die bereits zur Tür hineinverschwunden ist. Als Xenia dort ankommt, kommt ihr Sophia bereits mit Klara, ihrem Kindermädchen, im Schlepptau entgegen. „Kommst du mit, Tante Xenia?“, fragt Sophia sie, als sie vor ihr zum Stehen kommt, während Xenia Klara einen entschuldigenden Blick zuwirft. „Nein, Sophia. Ich muss noch etwas wichtiges erledigen.“, entschuldigt sie sich bei ihrer Nichte und streicht ihr durch das Haar. „Hab viel Spaß, aber pass auf, dass du nicht vom Pferd fällst.“, ermahnt sie ihre Nichte, die zuerst schmollt, doch dann schon wieder voller Begeisterung hinausrennt in Richtung Stallungen. Einen Augenblick schaut sie ihrer Nichte noch traurig nach, ehe sie sich abwendet und zu dem Salon geht, von dem sie vorhin angenommen hat ihren Bruder gesehen zu haben. Schwungvoll öffnet sie die beiden Flügeltüren, die ohne einen Laut aufschwingen. Als sie den Raum betreten hat legt sich ein schwerer Mantel des Schweigens über den Raum. „Xenia.“, spricht ihr Bruder sie an und macht dabei einen Schritt auf sie zu. „Nein.“, presst sie zwischen zusammengepressten Lippen hervor. Ein Zittern geht durch ihren Körper, ihre Lippen beben und sie kann gerade noch dem, Drang wiederstehen sich umzudrehen und fortzurennen. Genzo bleibt stehen. Er erkennt, dass seine Schwester mit sich kämpft. Hasst sie mich wirklich so sehr? Erträgt sie es nicht mal mehr, mich zu sehen? Xenia wendet den Blick von ihrem Bruder ab, funkelt ihren Mann wütend an. „Das ist deine Schuld, nicht?“, zischt sie ihre Frage, wobei es eher eine Feststellung ist. Ohne zu Blinzeln begegnet Sebastian dem wütenden Blick seiner Frau. „Ja, ich habe die Beiden gebeten zu kommen. Ich möchte, dass Genzo dir hilft.“, erklärt er ihr und schaut sie mit bittendem Blick an. „Mir helfen?“, fragt sie zweifelnd. „Wie sollte er mir den bitteschön helfen? Er ist doch Schuld an alldem!“, schreit sie ihren Mann wütend an und ignoriert dabei völlig, dass ihr Bruder sich im selben Raum befindet. Zaghaft nimmt Kojiro Genzos Hand in seine, drückt sie sanft, will ihm zeigen, dass er bei ihm ist. Doch sein Blick ist nur auf seine Schwester gerichtet. Bei ihren Worten wird Genzo schmerzlich bewusst, dass sie ihn wirklich hasst, ihn für alles verantwortlich macht – das schlimmste ist aber zu wissen, dass sie Recht hat. Was habe ich nur getan? Wie konnte ich all das nur zulassen? „Er hat mein Leben zerstört. Er ist schuld daran, dass unser Kind tot ist!“, schreit Xenia Sebastian immer noch an und wird mit jedem Satz, den sie sagt wütender, doch zugleich erfüllt sie eine unglaubliche Leere und Kälte. „Liebling, bitte beruhige dich.“, versucht Sebastian seine Frau zu beruhigen, jedoch tritt genau das Gegenteil ein: Xenia braust noch mehr auf. „Ich hätte niemals gedacht, dass du mich so verraten würdest. Gerade du, der immer versucht hat mich zu verstehen, mich sogar als Einziger verstehen konnte.“ „Xenia Leena Hanako Wakabayashi Crow, es reicht.“, schreit sie nun Sebastian seinerseits an, woraufhin Xenia ganz still wird, kein Ton verlässt mehr ihre Lippen. „Ich lasse nicht zu, dass du dich noch weiter zerstörst, als du es sowieso schon getan hast.“ Tief atmet Sebastian ein und wieder aus, um sich wieder zu beruhigen. „Du musst dir helfen lassen und Genzo kann dir helfen.“, spricht er nun wieder ruhiger auf seine Frau ein, doch es ist bereits zu spät, denn Xenia hört ihm nicht mehr zu. „Fahr zu Hölle.“, zischt sie und macht auf dem Absatz kehrt. Sogleich beginnt sie zu rennen, rennt fort von all denen, die ihr einmal etwas bedeutet haben. „Xenia!“, hört sie die Rufe von ihrem Mann und ihrem Bruder hinter sich, doch sie hört sie nicht, sondern rennt nur weg. Fort von all dem Schmerz, so hofft sie, auch wenn sie weiß, dass dies nur eine Illusion ist, doch für den Moment gibt sie sich dieser nur zu gerne hin. Ihr Herz schmerzt, es weint und schreit vor Wut und Hass und treibt sie dazu in ihr altes Versteck zu rennen. Dort wo sie sich nach ihrer Ankunft in England immer und immer wieder versteckt hat, wenn ihr alles zu viel geworden ist, wenn sie gefürchtet hat die Erwartungen, die man an sie stellt nicht erfüllen zu können. Genauso wie jetzt. Genzo will ihr nach, will sie beschützen. Gerade als er einen Schritt nach vorne macht, packt Kojiro ihn am Arm. „Nicht.“, murmelt Kojiro und schaut ihn mitfühlend an. „Aber ich muss ihr nach. Ich muss mit ihr reden.“, beginnt Genzo und schaut seinen Liebsten mit einer solchen Verzweiflung an, dass es ihm schier das Herz bricht. Aber Kojiro weiß, dass Genzo es jetzt nur noch schlimmer machen würde, jetzt da Xenia sich von allen verraten fühlt. „Gib ihr etwas Zeit.“, flüstert Kojiro und schaut ihn bittend an, woraufhin Genzo aufgibt. Resigniert lässt er den Kopf sinken. Er weiß, dass Kojiro recht hat, doch sein Wunsch seiner Schwester nach zu rennen und sich ihr gegenüber zu erklären ist einfach zu groß; zu schwer lasten ihre Anschuldigungen auf seinen Schultern. Hinter den Zwei klirrt Glas. Ruckartig drehen sich die Beiden um und sehen, wie Sebastian einen der kleinen Beistelltische umgeworfen hat, auf dem mehrere Fotos der Familie eingerahmt gestanden haben. Nun liegen die Bilder auf den Boden, die Rahmen sind teilweise kaputt gegangen und das Glas gesplittert. „Verflucht!“, flucht Sebastian laut los und fährt sich mit einer Hand durch die braunen Haare. In diesem Moment kommt er Genzo um Jahre gealtert vor. Er sorgt sich wirklich sehr um meine Schwester. In dem Moment kommt Robert zur Tür herein, in seiner Hand hat er Handfeger und Kehrblech. „Sie sollten nicht so aufbrausen, Sir.“, merkt er an und macht sich daran die Scherben aufzuheben, während Sebastian ans Fenster tritt. Er stützt sich mit beiden Armen am Rahmen ab. „Ich hätte sie nicht anschreien dürfen.“, flüstert er leise und senkt den Kopf. „Ich bin so ein Idiot.“ „Das sind wir alle.“, meint Kojiro nun. „Wir hätten sie besser darauf vorbereiten müssen und sie nicht so überfallen dürfen.“ Sebastian dreht sich um, schaut zuerst Kojiro an, so als denke er über dessen Worte nach. Dann schaut er zu Robert, der sich gerade erhebt, da er alle Scherben aufgehoben hat. „Könntest du sie bitte finden und zurückbringen. Auf dich hört sie vielleicht.“, bittet Sebastian den Buttler, der seinen Oberkörper leicht neigt. „Wie Sie wünschen Sir.“, meint er, richtet sich wieder auf und verlässt den Salon. „Robert und Xenia verstehen sich sehr gut. Er hat etwas an sich, was Xenia sehr zu schätzen weiß und lange Zeit hat sie nur mit ihm und durch ihn gesprochen.“, erklärt Sebastian, als er den fragenden Blicken der beiden Topspieler begegnet. „Wenn sie einer wieder zurückholen und dazu bringen kann mit dir zu reden, dann er.“ „Hoffen wir das Beste.“, flüstert Genzo und fühlt sich so hilflos wie schon lange nicht mehr. Ein Schluchzen erfüllt die alte Scheune. Xenia sitzt zusammengekauert zwischen den Heuballen auf dem Scheunenboden, ein Taschenmesser in der Hand. Ihr Gesicht ist verheult. Die Augen sind aufgequollen und gerötet, ebenso wie ihre Wangen. Sie hat ihre Ärmel hochgekrempelt. Narben, von früheren Selbsthass-Attacken und Todeswünschen zieren ihre Arme. Eine Narbe ist dabei besonders, die über ihre Pulsadern sticht besonders hell hervor. Ihr zweiter Versuch ihrem Leben ein Ende zu setzen und nun zwei Jahre später sitzt sie wieder hier, hält das Messer wieder auf die selbe Stelle gerichtet, getrieben von dem Wunsch allem ein Ende zu bereiten. Starr ist ihr Blick auf die Narbe gerichtet. Sie setzt das Messer auf die alte Narbe und schließt ihre Augen, in Erwartung, den befreienden Schmerz zu spüren. Zu spüren, wie das Leben aus ihrem Körper fließt und ihre Seele mit sich trägt, fort zu einem besseren Ort. Sie legt den Kopf in den Nacken, schließt ihre Augen und drückt das Messer tiefer in ihr Fleisch, spürt den ersten bittersüßen Schmerz. All ihre Nervenenden schreien, rufen ihr zu es sein zu lassen. Doch sie lässt sich nicht beirren, drückt das Messer tiefer ins Fleisch. „Tu das nicht.“, reist sie eine Stimme aus ihrer Trance. Sie senkt den Kopf und schaut in Roberts bezaubernde Augen. Sanftmütig schauen sie sie an. Erst jetzt bemerkt Xenia, dass sie Tränen in den Augen hat, denn ihre Sicht verschwimmt leicht. Ihre Kehle ist trocken und fühlt sich ausgedorrt an, so als habe sie seit Tagen nichts mehr getrunken. Robert kommt zu ihr, kniet sich vor sie. „Tu mir, dass nicht an.“, flüstert er und nimmt ihr dabei das Messer aus der Hand. „Über diesem Punkt sollten wir doch längst drüber sein.“ Sachte streicht er ihr über die Wange, wischt ihre Tränen fort. „Du trägst ein Leben in dir, Xenia. Nicht nur deines, sondern das deines Kindes. Willst du es wirklich mit dir töten?“, fragt er sie zaghaft, woraufhin Xenia noch mehr weint. Hemmungslos beginnt sie zu schluchzten, vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen. „Ist ja schon gut.“, meint Robert mitfühlend und nimmt sie in die Arme. „Weine nur.“ Beruhigend streicht er ihr über den Rücken, zeigt ihr, dass sie nicht alleine ist. Wie lange sie dort sitzen, weiß sie nicht mehr, doch irgendwann sind ihre Tränen versiegt. „Danke Robert.“, flüstert sie leise und lächelt ihn liebevoll an. „Nicht doch, MyLady. Dafür bin ich doch da.“, meint er und lächelt sie an. „Kommen Sie, Ihr Mann macht sich gewiss Sorgen um sie.“ Da ist er wieder, der Punkt, den Xenia so hasst, der in dem Robert sie nicht mehr als eine Freundin, sondern als Herrin des Hauses sieht. „Ja.“, flüstert sie und erhebt sich. Ohne ein Wort zu sagen, geht sie an Robert vorbei, zurück in ihr Leben. Xenia betritt gerade das Herrenhaus, als sich die Tür vom Salon öffnet. Ihr Mann tritt heraus. „Xenia.“, flüstert er ihren Namen, so als habe er Angst sie zu verscheuchen. Verletzt blickt Xenia ihn an, ehe sie sich umwendet und die Treppe emporgeht, eher schon rennt. Weg von ihrem Mann, der unten stehen bleibt und seiner Frau traurig nachsieht. Robert betritt das Herrenhaus und trifft auf Sebastian. „Ihrer Frau geht es körperlich gut, Sir.“, berichtet er und schaut den jungen Hausherren ernst an. „Danke.“, meint dieser nur abwesend. „Auf ein Wort, Sir.“, beginnt Robert, wobei er Sebastian drängend anschaut. „Gewiss.“, meint er und schaut nun Robert direkt an, schenkt ihm seine ganze Aufmerksamkeit. „Mit Verlaub, Sir, aber ich denke, dass ihr noch einmal versuchen solltet mit eurer Frau zu reden. Ihr zu erklären, was euch dazu bewegte sie – mit ihren Worten – zu hintergehen.“, trägt Robert sein Anliegen vor, woraufhin Sebastian grüblerisch den Kopf senkt. „Ich denke darüber nach, dank dir Robert.“, mit diesen Worten dreht sich Sebastian um und geht wieder in den Salon, wo Kojiro und Genzo vor dem Kamin sitzen und ihn die letzte Stunde Gesellschaft geleistet haben. „Sie ist wieder da.“, berichtet er, als er den Raum betritt. „Sie hat sich in ihre Gemächer zurückgezogen und will niemanden sehen, doch zumindest körperlich ist sie unversehrt.“ Mit direkten Schritten geht er zur Bar und schüttet sich einen Scotch ein. „Wann kann ich mit ihr reden?“, fragt Genzo und hält dabei Kojiros Hand. „Nicht vor morgen früh. Sie ist noch immer wütend.“, erklärt Sebastian und dreht sich um. „Ihr solltet euch etwas schlafen legen. Gewiss seit ihr von der Reise müde.“, erklärt Sebastian, woraufhin Genzo resigniert seufzt. Er hat gehofft noch heute Abend mit seiner Schwester reden zu können. „Einverstanden.“, gibt er dann letztlich auf und verabschiedet sich dann von Kojiro. Zurück bleibt ein grüblerischer Sebastian. Die Nacht hat sich über das Land gelegt und der Regen hat eingesetzt. Xenia steht am Fenster und schaut zu, wie der Regen auf das Land niedergeht und an den Fenstern abperlt. Sie ist noch immer wütend. Wie konnte er mich so verraten? Mich so hintergehen? Bei diesem Gedanken krallt sie sich in die Decke, die sie sich um die Schultern gelegt hat. Eigentlich hat sie sich schon vor Stunden in einem der Gästezimmer zu Bett gelegt, doch sie ist zu ruhelos. Noch immer brodelt sie vor Zorn. Ohne ihr Wissen hat ihr Mann zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder dafür gesorgt, dass Genzo hier in England ist. Leise öffnet sich die Tür, so dass Xenia aus Neugierde über die Schulter blickt. Ein Lichtkegel, der sie nicht erfasst, fällt ins Zimmer. Eine Gestalt schleicht sich ins Zimmer – Sebastian. Sein Blick fällt auf sie, woraufhin Xenia den Blick wieder aus dem Fenster richtet. „Du bist noch wach.“, stellt ihr Mann mit ruhiger Stimme fest und macht eine der kleinen Lampen an, die im Raum stehen, um etwas Licht in die Dunkelheit des Zimmers zu bringen. „Was willst du?“, fragt sie ihren Mann mit ruhiger, aber fast schon verärgerter Stimme. „Ich dachte wir könnten nochmal miteinander reden.“, beginnt Sebastian, bleibt aber an der Tür stehen, lässt ihr Raum. „Es gibt nichts zu bereden.“, meint sie und dreht sich zu ihrem Mann um. „Du hast mich verraten.“ „Ich versuche dir zu helfen.“, verteidigt sich Sebastian mit ruhiger, aber zugleich fester Stimme. „Indem du mich hintergehst?“, schreit Xenia und funkelt ihn wütend und verletzt an. Sebastian schweigt zuerst, doch dann schaut er seine Frau direkt an. „Ja, ich habe dich hintergangen, doch nur weil ich keinen anderen Weg gesehen habe. Denkst du ich konnte zulassen, wie du wohlmöglich deinen ganzen Zorn, deinen gesamten Selbsthass auf unser Kind projizierst? Ich wollte, dass du mit Genzo redest, dass du dir endlich einmal alles von der Seele redest, damit wenn unser Kind das Licht der Welt erblickt, du noch einmal komplett von vorne anfangen kannst.“, erklärt Sebastian ihr, woraufhin Xenia ganz still wird. „Du glaubst ich könnte meinen Hass auf unser Kind projizieren?“, wispert sie mit tonloser Stimme, ihr Blick ruht irritiert auf ihrem Mann. Dieser seufzt leise. „Genau davor habe ich Angst. Das ist der Grund, wieso ich wollte, dass Genzo hierher kommt. Ich hoffe, dass er dir helfen kann, endlich alles zu verarbeiten.“, erklärt er und schaut sie nahezu hilflos an. „Ich will doch nur, dass es dir gut geht, dass du wieder die Frau wirst, in die ich mich einst verliebt habe.“ Hart schluckt Xenia. „Sebastian.“, wispert sie den Namen ihres Mannes. Tränen sammeln sich in ihren Augen. Mit einem Mal wird ihr bewusst wir egoistisch sie sich in den letzten Jahren verhalten hat und was sie ihrem Mann alles abverlangt hat. Wie viele Male muss sie ihm das Herz herausgerissen und gebrochen haben? Ich habe den einzigen Menschen, der immer für mich da war, immer und immer wieder von mir gestoßen. „Sebastian, ich…“, beginnt sie, doch ihre Stimme versagt, geht in einem Schluchzten unter. Mit wenigen Schritten ist Sebastian bei ihr und schließt seine Frau in die Arme. Hemmungslos beginnt Xenia nun schon zum zweiten Mal an diesem Tag zu weinen. „Alles wird gut, mein Engel.“, wispert Sebastian und küsst sie auf den Haarscheitel. Eng umschlungen stehen sie dort, während Xenia sich in seinen Augen ausheult, sich entschuldigt, scheint die Welt mit ihnen zu weinen. Kapitel 14: Dream Fourteen -------------------------- Dream Fourteen Am nächsten Morgen wacht Genzo früh auf. Fast die ganze Nacht hat er wach gelegen, konnte nicht schlafen. Nun, da die ersten Sonnenstrahlen durch die Vorhänge dringen, steht er auf, darauf bedacht Kojiro aber nicht zu wecken. So leise wie er kann, schnappt er sich seine Klamotten und zieht sie sich an, ehe er leise das Gästezimmer, indem er und Kojiro Quartier bezogen haben, verlässt. Ein Seufzten verlässt seine Lippen. „Du bist schon wach.“, erklingt hinter ihm eine zaghafte Stimme. Sogleich dreht er sich um und schaut seiner Schwester in die Augen. „Guten Morgen.“, begrüßt er sie etwas unbeholfen und lächelt sie schwach an. Wie soll ich mich ihr gegenüber verhalten? „Magst du mich begleiten?“, fragt sie ihn und lächelt sanft, ein Lächeln was von Verständnis und Fürsorge gezeichnet ist. „Gerne doch.“, erwidert Wakabayashi sogleich, da er hofft, endlich einmal mit seiner Schwester reden zu können. „Dann komm.“, meint sie und geht an ihm vorbei in Richtung der Treppen. Sogleich folgt ihr jüngerer Bruder ihr, lässt sich von ihr führen. Gemeinsam verlassen sie das Anwesen, laufen über die grünen Wiesen, die das Anwesen umranden, solange bis sie zu einem Rosenbogen kommen, hinter dem sich ein herrlicher Garten befindet. „Sebastians Mutter hat den Garten angelegt und gepflegt. Er war ihr ganzer Stolz.“, erklärt Xenia und betritt den Garten. „Sie starb als Sebastian drei war, doch sie muss eine wundervolle herzliche Frau gewesen sein.“, erzählt sie und hockt sich hin, riecht an einer Blume, die Genzo nicht benennen kann. „Mr. Crow hat veranlasst das der Garten so belassen wird, wie er war als seine geliebte Frau verstarb. Er möchte das Andenken an seine Frau schützen.“ Mit diesen Worten erhebt sich Xenia und schaut ihren Bruder an. „Dies ist ein Ort der Trauer und des Neuanfangs. Ich dachte es wäre passend, wenn wir hier unsere Aussprache hätten.“, erklärt sie, während sie ihre Hände vor sich faltet und ihren Bruder dabei unentwegt ansieht. „Sofern du bereit bist, mit mir zu reden. Ich kann verstehen, wenn du nach allem was ich gestern gesagt habe nicht mehr mit mir reden möchtest.“ „Doch. Ich denke, wir sollten reden.“, meint Genzo und schaut seine Schwester ernst an. „Ich möchte dich verstehen, Xenia und mich bei dir entschuldigen, für alles was ich falsch gemacht habe.“ Ein sanftes und reumütiges Lächeln erscheint auf Xenias Lippen. „Mir scheint, dass ich mehr Fehler begangen habe, als du.“ Sie hat den Blick gesenkt, nur um nun wieder aufzusehen. „Komm, setzten wir uns da vorne auf die Bank.“, schlägt sie vor und geht, nachdem Genzo zustimmend genickt hat, vor. Auf der edlen Marmorbank lässt sie sich nieder, ihr Blick schweift durch den Garten und bleibt letztlich an einer Rosenknospe, die noch nicht aufgegangen ist, hängen. „Ich dachte immer, dass ich niemals mehr glücklich sein könnte; dass all mein Glück mit meinem Kind gestorben ist.“, beginnt sie, ohne den Blick von der Rosenknospe abzuwenden. Ihr Bruder schaut sie an, ohne etwas zu sagen. Im Moment ist er froh, dass sie überhaupt mit ihm redet. „Du hast mir gezeigt, dass man für seine Liebe kämpfen sollte, damit man das Leben leben kann, was man sich erträumt.“, meint sie und schaut ihn schwach lächelnd an. „Ich habe nur für Kojiro gekämpft, weil du es mir gesagt hast.“, erwidert Genzo und schaut auf seine Hände. „Vor lauter Angst, habe ich alle um mich herum enttäuscht.“ Xenia ergreift die Hand ihres Bruders. „Nein, Genzo. Du hast niemanden enttäuscht.“ Genzo schaut auf und sieht in die lächelnden Augen seiner Schwester, die Person, die immer an ihn geglaubt hat und die immer für ihn dagewesen ist. „Es tut mir leid, dass ich dir damals nicht geholfen habe. Ich war starr vor Angst und als sich die Starre gelöst hat, haben mich die Sicherheitsleute nicht durchgelassen.“, beginnt er und schaut seiner Schwester direkt in die Augen, die sanft seine Hand drückt. „Als ich mich endlich befreit hatte, war es zu spät. Ich stürmte ins Arbeitszimmer, doch du lagst schon bewusstlos auf dem Boden. Im ersten Moment dachte ich du seist tot, doch dann erkannte ich, dass du atmest. Sofort war ich an deiner Seite, nahm dich in den Arm und weinte. Ich hielt dich nur im Arm und weinte, solange bis der Notarzt eintraf und mich die Sanitäter von dir wegzehrten.“ Erstaunt sieht Xenia ihren kleinen Bruder an. Diesen Teil der Geschichte kannte sie noch nicht. Sie ist immer davon ausgegangen, dass Genzo das Ganze erst mitbekommen habe, als es schon zu spät war. Doch nun sah sie alles in einem ganz anderen Licht. „Vater stand einfach da an seinem Schreibtisch, dein Blut klebte noch an seinen Händen. Es war widerlich.“, spricht Genzo weiter und schaut dabei auf seine Hände, die er zusammengepresst hat. „Keine Ahnung, was mich damals dazu getrieben hat, doch als die Sanitäter mich losgelassen habe, bin ich auf ihn zu gerannt und habe ihn mit der Faust ins Gesicht geschlagen.“, ein kleines Schmunzeln, eher ein zynisches Grinsen schleicht sich auf seine Lippen, als er das sagt. Verblüfft schaut Xenia ihren Bruder an. Genzo hat Vater geschlagen? Aber was ist dann passiert, dass er danach so klein bei gegeben hat? Irritiert und verwirrt über das was sie gerade hört, lauscht Xenia den Schilderungen ihres Bruders. „Ich habe ihn voll erwischt, seine Lippe ist sogar aufgeplatzt. Als ich begriff was ich getan habe, war es zu spät, doch es war mir in dem Moment egal. Für mich zähltest nur du in diesem Moment, also wand ich Vater den Rücken zu und wollte zu dir ins Krankenhaus fahren. Als ich mich abwand, erblickt ich Mutter, die in der Tür stand, erschrocken die Hand vor den Mund geschlagen. Ich habe keine Ahnung, wie lange sie dort stand, doch es war mir auch gleich. Ich wollte nur noch fort aus dieser Hölle und zu dir.“, ein bitteres und trauriges Lächeln schleicht sich auf seine Lippen, als er diese Worte ausspricht. „Doch ich sollte meine Tat noch im selben Moment bereuen.“ Eine eisige Hand legt sich um Xenias Herz und sie schluckt schwer. Der Ton in dem ihr Bruder gerade sprach, verhieß nichts Gutes und macht ihr Angst. Was hat Vater dir nur angetan? „Ich sah in Mutters Gesicht, in dem das blanke Entsetzen stand. Sie flüsterte meinen Namen. Ich dachte aus Schock über das, was ich gerade getan habe, doch zu spät begriff ich, dass es eine Warnung sein sollte. Erst als ich den stechenden Schmerz im Rücken spürte wusste ich, dass ich einen Fehler begangen habe, einen der mich vielleicht mein Leben kosten würde.“ Kurz schweigt Genzo, schließt die Augen, erinnert sich zurück an die verhängnisvolle Nacht, die ihn fast alles gekostet hätte, was ihm lieb und teuer ist. Die zarte Berührung seiner Schwester, die ihre Hand, erneut um seine verkrampfen Hände legt, lässt ihn ruckartig aufsehen, direkt in die tränengefüllten Augen seiner Schwester. „Er hatte mir den Schürhacken des Kamins in den Rücken geschlagen. Eine schmerzende Wunde, aber nicht weiter schlimm.“, erklärt er und versucht dabei so unbeschwert wie nur möglich zu klingen. Dennoch kann das nicht verhindern, dass Xenia einige Tränen vergisst. „Noch heute höre ich die Worte, die er mir damals zugeflüstert hat; die Worte, die mein ganzes Leben verändert haben.“ Erwartungsvoll sieht Xenia ihn an, noch immer hat sie Tränen in den Augen. Doch der Wunsch alles zu erfahren, zu erfahren, was ihrem geliebten kleinen Bruder damals wiederfahren ist, ist größer als die Angst vor der Wahrheit. Aber Genzo schweigt, so als wolle er ihr nicht alles erzählen. Xenia nimmt all ihren Mut zusammen, drückt sanft seine Hand. „Was hat er gesagt, Genzo?“, fragt sie ihn und fürchtet noch im selben Moment die Antwort. „Bitte sag es mir.“, fügt sie flüsternd hinzu, woraufhin Genzo ihr direkt in die Augen sieht. „Wenn ich es wagen würde, mich noch einmal seinen Befehlen zu wiedersetzen würde er dich vor meinen Augen totschlagen, ebenso wie alle anderen, die mir etwas bedeuten.“, wispert er mit leise, tonloser Stimme, dennoch brennt sich jedes einzelne Wort wie Säure ins Xenias Verstand ein. „Grundgütiger.“, haucht sie mit tonloser Stimme. Niemals hätte sie sich vorstellen können, dass ihr Vater seine Hand so gegen ihren Bruder erheben würde, geschweige denn ihm zu drohen. Trauer erfüllt ihr Herz, denn erst jetzt wird ihr bewusst, in was für einer Angst ihr Bruder in all den Jahren gelebt haben muss. „Genzo, ich...“, beginnt sie, doch sie weiß nicht Recht was sie sagen soll. Nichts was sie sagen würde, würde all dies ungeschehen machen. „Ist schon gut.“, meint er und lächelt sie an. „Ich dachte zuerst, dass mir seine Drohung egal ist, doch als ich dann ins Krankenhaus kam und mir die Schwester berichtete, wie es um dich steht und dass du dein Baby verloren hast, da wusste ich, dass er es ernst meint. Mit einem Mal war all meine Kraft weg.“, erklärt er und schaut ihr dabei unentwegt in die Augen. „Ich habe Stunden an deinem Bett gesessen und darauf gewartet, dass du wieder aufwachst. Zwischendurch habe ich sogar befürchtet, dass du niemals mehr aufwachen würdest.“ „Manchmal wünsche ich mir, ich wäre wirklich nicht mehr aufgewacht.“, flüstert Xenia und schaut auf einen unbestimmten Punkt am Horizont. „Als ich meine Augen öffnete und in dein Gesicht sah, war ich im ersten Moment erleichtert, dich zu sehen; zu sehen, dass es dir gut geht. Doch als ich in deine Augen sah, erkannte ich, dass nichts gut ist. Du hattest aufgegeben. Deinen Kampfgeist verloren.“ Ein trauriges Lächeln umschleicht ihre Lippen. „Bis zu dem Punkt, als du deine Augen geöffnet hast, war ich fest davon überzeugt, dass ich dir sage, dass dein Baby tot ist, doch als ich in deine Augen sah, konnte ich es nicht.“, flüstert Genzo und schaut seine Schwester entschuldigend an. „Mir fehlte der Mut, also küsste ich dich nur auf die Stirn und ging.“ „Ja, mit den Worten ‚Alles wird wieder gut.‘“, beendet Xenia diese traurige Erinnerung und schaut ihren Bruder wieder an. „Ich habe es nie vergessen, nie vergessen können.“ Genzo schweigt. Er weiß nicht, was er darauf sagen soll. Außerdem hat er die Hoffnung, dass sie ihm nun ehrlich sagt, was ihr in den letzten Jahren passiert ist und was sie gefühlt hat. Doch Xenia schweigt zuerst. „Nachdem du gegangen bist, kam eine Schwester. Sie sagte mir, dass ich mein Baby verloren habe.“, erzählt sie dann doch, dabei dreht sie ihren Arm und krempelt den Ärmel ihres Kleides hoch, so das Genzo einen freien Blick auf ihre Narben bekommt. Kurz schließt Genzo die Augen, als ihm das ganze Ausmaß seines Versagens bewusst wird. „Noch in dieser Nacht habe ich versucht mich umzubringen. Die Schwester war gerade nicht da, also ging ich an den Medikamentenschrank und nahm mir etwas heraus, zog eine Spritze auf und rammte mir die Nadel rein.“ Genzo weiß nicht recht, was ihm mehr den kalten Schauer über den Rücken jagt, die ruhige Art wie sie das alles erzählt oder die Tatsache, dass sie sich versucht hat ernsthaft das Leben zu nehmen. Ein wenig von beidem wahrscheinlich. „Wenn Minako nicht noch zu Besuch gekommen wäre, hätte ich die Nacht damals nicht überlebt. Sie rief die Schwester zur Hilfe, die mich dann wieder zurückgeholten.“ Ein trauriges Lächeln bildet sich auf ihren Lippen. „Ich habe die ganze Welt gehasst und verflucht. Lange Zeit ließ ich niemanden an mich ran, zerstörte alles was mir lieb und teuer war, als eine Art Strafe, die ich mir selbst auferlegt habe. Sebastian versuchte mir zu helfen. Er nahm mich mit sich nach England. Hier, so hoffte er, konnte ich neu anfangen. Doch alles in mir sträubte sich dagegen. Ich versteckte mich, manchmal Tagelang; zerstörte meinen Körper.“ Andächtig streift sie mit den Fingern über ihre Narben. „Ich habe mich gehasst für meine Schwäche und gab mir die Schuld an allem. Irgendwann fing ich dann auch an dich zu hassen, dafür dass du mich allein gelassen hast und mir nicht geholfen hast. Ich weiß nicht einmal mehr, wann es angefangen hat, noch wieso. Auf einmal war dieses Gefühl dar und fraß sich in meine Seele.“, mit den letzten Worten wurde sie immer leise, fast schon so, als würde sie in eine Erinnerung abtauchen und verschwinden. Genzo griff nach ihrer Hand und drückt sie behutsam. „Ich weiß, dass ich dir sehr viel Kummer gemacht habe und wenn ich es könnte würde ich die Zeit zurückdrehen und es ungeschehen machen. Aber ich kann es nicht ändern. Alles was ich dir anbieten kann ist, dass ich nun hier bin und immer an deiner Seite sein werde.“, erklärt er ihr und schaut seine Schwester erwartungsvoll an. Xenia schaut auf, Tränen stehen in ihren Augen, doch sie lächelt auch. „Ich danke dir.“, wispert sie und fällt ihm um den Hals. Sogleich nimmt Genzo sie fest in den Arm. „Von nun an werde ich immer bei dir sein, ganz gleich wo ich auf der Welt auch sein mag, du wirst immer das wichtigste in meinem Leben sein.“ Kojiro eilt die Treppe herunter. „Genzo?“, ruft er und schaut sich unten im großen Salon um. „Suchen Sie jemanden?“, erklingt hinter ihm die Stimme von Robert. „Ja, Genzo war heute Morgen nicht mehr im Bett. Ich suche ihn, haben Sie ihn gesehen?“, fragt Kojiro mit tiefen Sorgenfalten. Es sah Genzo nicht ähnlich ihn einfach so allein zu lassen, ohne ihm zumindest eine Nachricht zu hinterlassen. „Ich bedaure, aber ich habe Ihn heute Morgen noch nicht gesehen.“, erklärt Robert mit betrübter Stimme, doch noch ehe Kojiro etwas sagen kann, werden sie unterbrochen. „Robert haben Sie meine Frau gesehen?“, ruft Sebastian aufgeregt und kommt die Treppe heruntergerannt. „Nein, ich bedaure. Die ehrenwerte Dame ist mir noch nicht begegnet.“, erklärt der Angesprochene. „Aber vielleicht redet sie ja gerade mit ihrem Bruder, er ist scheinbar auch nicht auffindbar.“ Verwirrt schaut Sebastian zu Kojiro. „Genzo war heute Morgen nicht im Bett, seitdem habe ich ihn gesucht, aber noch nicht gefunden.“, erklärt Kojiro und fährt sich mit der Hand durch die Haare. „Hoffen wir einfach, dass sie wirklich zusammen sind.“, flüstert Sebastian und schaut durch die Fenster hinaus in den Garten. Oben auf dem Hügel liegt der Garten seiner Mutter. „Kojiro macht sich sicher Sorgen, dass du nicht da bist.“, flüstert Xenia und schaut noch einmal über den Garten, ehe sie sich erhebt. „Wir sollten zurückgehen.“ Genzo steht auf und lächelt sie kurz an. „Sebastian macht sich gewiss auch Sorgen um dich.“, meint er und drückt ihr Hand, woraufhin ihr Blick unendlich traurig wird. „Ich habe ihm in letzter Zeit sehr viel Leid zugefügt.“, flüstert sie und schaut ihren Bruder an. „Aber ich hoffe ehrlich, dass wir noch eine Chance bekommen, zusammen mit unserem Baby.“ „Das wirst du und ich bin mir sicher, dass ihr tolle Eltern werdet.“ Sie lächelt. Es ist nur ein zartes Lächeln und doch so voller Glück. Alles was sie einst verloren glaubten haben sie nun doch gefunden. Sie haben ihren Frieden gemacht mit der Welt und den Qualen, die ihnen auferlegt worden sind. Gemeinsam gehen die beiden Geschwister wieder zum Anwesen zurück und einem neuen Leben entgegen. Ihre Liebsten warten bereits auf sie, lächeln sie an; zeigen, dass sie für sie da sind. Egal ob in guten oder schlechten Zeiten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)