Manifestation von psycho_puschel (Red Lights) ================================================================================ Kapitel 1: Manifestation ------------------------ Pairing: Tom Buckley/Tom Buckley Warnings: Hochgradiger Narzissmus, wenn auch irgendwie sehr... erzwungen; Mirror effect; Hurt/Comfort A/N: Mich ließ diese Szene: http://s1.directupload.net/file/d/2986/zlo84cuf_jpg.htm einfach nicht in Ruhe, nachdem ich diesen brillianten Film gesehen hab. Um ehrlich zu sein, dachte ich dabei von Anfang an an eine typische Narzissmus-"Keiner versteht mich"-Fanfic und das ist es ja auch letztendlich geworden. Der One-Shot ist ungebetat, wer also Fehler findet, kann mich gern darauf hinweisen. Also, viel Spaß beim Lesen und danke für die Aufmerksamkeit! :) Manifestation Niemand würde ihn jemals verstehen können. Nicht einmal er selbst konnte sich verstehen, und trotzdem war es das, was Verständnis am nähesten kam. Gleichzeitig entfremdete es ihn von sich. Mit jedem Mal, das er seine Hoffnungen, doch nicht allein zu sein, auf sich selbst projizierte, manifestierte er den Gedanken zu einem zweiten Ich. Zu einem Ich, das jeder Mensch sein konnte. Gesichtlos, blank, verstehend. Nicht mehr als das. Dieser Mensch wurde eigenständiger, das spürte er. Und Gedanken reichten dann und wann nicht mehr aus. Was er wollte, war jemand aus Fleisch und Blut, der ihn komplettierte. Was ihn am besten komplettierte, war das, was er vorher von sich nahm. Sein Gegenüber war nie fleischlich und würde es nie sein. Er war kein Gott. Was er erschaffen konnte, war etwas, war jemand, der in Phasen, in denen er selbst nicht körperlich war, äquivalent sein konnte. Er traf Tom Buckely in seinen Träumen, und das war der Anfang. *** Sein Schlafrhythmus war eine Katastrophe, war es schon immer gewesen. Vor Silver, vor Sally, selbst vor Margaret. Seine Prioritäten lagen wo anders; es gab so viel zu tun. So viel zu erforschen. So viel zu verdrängen. Wenn er schlief, verlor er die Kontrolle. Wenn er die Kontrolle verlor, verlor er alles. Die physischen Wirkungen waren das Harmloseste. Fensterläden knallten, Lichter flackerten, Zettel flogen durch den Raum. Das erste Mal, als Sally bei ihm schlief, war sie verängstigt. Sie war eine mutige Frau und er wusste, es würde sie nicht verjagen. Er behielt Recht, auch wenn ihre Neugierde mit jedem Treffen spürbarer wurde. Sally fragte ihn ab und zu, wenn sie im Bett lagen, was es mit all dem auf sich hätte. Er antwortete nicht und sie schob es auf Silver. Manchmal wollte er es ihr erklären, aber wer war er, alles, was er ihr beigebracht hatte, auf den Kopf zu stellen? Er war ein Heuchler, wenn er lehrte, und er blieb ein Heuchler, um nichts Schlimmeres hervorzurufen. Sally hatte ein stetiges, unkompliziertes Leben verdient. Sie war wundervoll und er spielte mit dem Gedanken, dass er sie wirklich lieben könnte. Wenn sie weiterhin annehmen würde, was er ihr an Lügen vor die Füße warf. Einige Zeit nach dem Vorfällen mit Silver nahm sie es nicht mehr hin. Tom wusste, sie liebte ihn. Wie sonst hätte sie es so lange mit ihm ausgehalten. Letzten Endes war es Ben, bei dem sie sich ausweinte. Ben, bei dem sie immer häufiger schlief. Ben, der unkompliziert und charmant und tröstend war, und der ihr alles erzählte. Als Tom an einem späten Sommerabend im Supermarkt einkaufen war, sah er die beiden Hand in Hand. Das war der ungefähre Punkt, an dem er verstand, dass Sally nicht seine Zukunft war. Die Trennung kam, wie der Anfang, schleichend. Vielleicht gab es nichts von beidem. Er setzte seinen Einkauf fort und fuhr nach Hause. Der große Raum, in dem er wohnte, war leer. Zu groß und zu leer. Er sehnte sich nach Erdrückung, er wollte fühlen, er wollte einmal etwas wie jeder verdammte andere Mensch auf diesem Planeten machen. Er flüchtete ins Bad und spürte die Erdrückung. Emotionen, die anders waren als sonst. Keine Angst. Keine Selbstverachtung. Die Taubheit verflog und er konnte den baren Schmerz spüren, wie er seine Synapsen hoch kroch und seine Nervenbahnen zum Leben erweckte. Endlich etwas fühlen. Ohne eine Übelkeit bemerkt zu haben, übergab er sich über der Toilette. Etwas fehlte. Ein Teil von ihm war immer noch taub. Und es machte ihn rasend. Gedankenlos schlug er seine Faust gegen den Spiegel. Es musst mehr geben. Er sah, wie sich seine Fingerknöchel rot färbten. Er fing an zu lachen, denn der Schmerz blieb aus. Hysterische, japsende Atemzüge. Und er blickte auf. Im Spiegel sah er sich selbst, die Faust noch immer fest hinein gepresst, als stellte sie eine Verbindung zwischen ihm und seinem Spiegelbild dar. Wellen von Emotionen brachen im gleichen Moment über ihm zusammen. Da war der Schmerz, der letzte Rest Schmerz, der fehlte, und die Übelkeit, die sich mit einem Bild von Sally und Ben verband. Er verstand, dass er alleine war, und es machte ihm Angst. Er zitterte und er konnte die Verzweiflung in seinen eigenen Augen sehen. Als hätte er diese Emotionen schon immer getragen, aber müsste sie erst sehen, um sie auch wirklich fühlen zu können. Die Erleichterung, dass er auch ein Mensch war, dass es Gemeinsamkeiten gab, dass vielleicht jeder irgendwo in der Lage war, ihn irgendwann verstehen zu können, schwand zu schnell. Der Schmerz ergriff zu schnell Überhand und Tom fragte sich, wo dieser Schwindel herkam, als er bereits gegen das Waschbecken sank. Sein Lachen wurde müde und seine Augen flackerten ein letztes Mal auf, Pupillen kaum noch sichtbar, bevor er sie schloss und ohnmächtig wurde. *** Er lag im Bett, Augen weit aufgerissen. Sein Brustkorb hob und senkte sich viel zu extrem unter seinen Atemzügen. Ihm fehlte Luft, oder zumindest klang es so. Eigentlich atmete er nicht. Seine Glieder waren steif und seine Augen unbeweglich. Trotzdem flackerte sein Blick. Trotzdem wechselten die Bilder zwischen Realität und Schwärze und nach einiger Zeit, einigem Blinzeln, ohne die Augen oder ihre Lider überhaupt zu bewegen, sah er nicht mehr die Decke. Er sah das Bett. Er sah sich auf dem Bett liegen. Sein Blick war anders, als er es erwartet hatte und anders, als er sich selbst wahrgenommen hatte. Hatte er wirklich gelächelt? Keinen Moment eher stellte er fest, dass er zwischen Zimmerdecke und Bett schwebte. Wieder konnte er sich kein Stück bewegen. Nervosität ergriff ihn zu seiner Überraschung und vermischte sich mit der Erkenntnis, immer noch fühlen zu können. Es sicherte ihn ab. Der Mann unter ihm bewegte sich nicht. Tom fragte sich, was für ein morbides Szenario es war, in dem er selbst tot auf seinem Bett lag und er sich andererseits dabei beobachtete. Dann hörte er plötzlich einen Herzschlag, so laut, als müsse er direkt neben seinem Ohr sein, aber nirgendwo präzise einzuordnen. Es dauerte einige Zeit, in der er bloß hinhörte, bis er bemerkte, dass es sein eigener Herzschlag war. Und noch länger, bis er merkte, dass es ebenfalls der Herzschlag des Mannes unter ihm war. Er wollte die Augen vor Erstaunen aufreißen, aber es funktionierte nicht. Stattdessen starrte er sich weiterhin an. Wie er lächelte, zufrieden, mit offenen Augen, tot, und irgendwie doch lebendig. Tom fragte sich, ob er ihn atmen spüren könnte, auch wenn es nicht sicht- und hörbar war. Er brauchte die Bestätigung, ohne einen Grund zu haben. Vielleicht war es einfach die Tatsache, dass er sich selbst am Leben wissen wollte. Die letzte lächerliche Hoffnung. Irritiert sah er dabei zu, wie die Distanz zwischen ihm und seinem zweiten Ich kleiner wurde und er langsame, wenn auch kaum hörbare Atemzüge vernehmen konnte. Es war bestätigend, aber es reichte nicht. Er musste den Atem auf seiner Haut spüren, um zu wissen, dass er noch lebte. Im selben Moment fühlte er, wie sein eigener Arm sich bewegte. Wie seine Hand sich sanft unter die Nase des Mannes legte und er den prickelnden Atem spüren konnte. Tom war überrascht, aber seine Augen zeigten es nicht. Und langsam begann er zu verstehen. Wenn dies ein Traum war, dann brachte nichts Physische der Welt ihn zum Handeln. Dann musste er aus seinen wichtigsten und ehrlichsten Gedanken seine Handlungen schöpfen. Er besah sich genauer und fühlte sich auf eine morbide Art sicher. Dass er selbst, ein Mann, der alles andere als normal war und den er dafür hasste, sich am meisten trösten könnte, war im Prinzip ein Grund, sich noch mehr zu hassen. Er hatte so sehr versucht, jemanden zu finden, der ihn ergänzen konnte. Der ihn verstehen konnte. Der ihm diesen Trost geben konnte und mit dem er ein normales Leben führen konnte. Er hatte all seine Hoffnungen auf Sally gesetzt und letztendlich musste er einsehen, dass nur er selbst sich selbst verstehen könnte. Es fuhr ihm durch jede Faser seines Körpers. Die Erkenntnis, dass es nie das sein würde, was er bräuchte, aber immer das, was er bekommen würde. Seine Hand fuhr über die Wangenknochen des Mannes unter ihm. Genügsamkeit war der Ursprung vieler Dinge. Genügsamkeit erzwang. Trotzdem schwächte es seine Reaktion nicht ab. Seine Fingerkuppen prickelten. Er fühlte sich verloren in dem Wissen, dass nur er selbst Gefühle in sich hervorrufen konnte, und beruhigt, dass es überhaupt jemanden gab. Er wollte Intensität. Und weil er es wollte, mehr als alles andere in diesem Moment, geschah es. Ohne einen Hauch von Kontrolle fuhr seine Hand den Hals des Mannes nach, wanderten langsam in den Nacken und strich sanft darüber. Interessiert beobachtete er, wie das Lächeln aus dem Gesicht unter ihm verschwand, die Züge eine neue Ernsthaftigkeit annahmen, die mit Neugierde und Erwartungen durchtränkt war. Er fühlte sich selbst in dem Blick reflektiert und spürte eine noch nie zuvor dagewesene Verbundenheit. Komplettheit. Es war das angenehmste Gefühl seit Ewigkeiten und er ließ die Tatsache, dass er selbst es war, der solche Gefühle hervorrief, unbeachtet. Weil es unwichtig war. Weil es sich irgendwo in ihm nicht anfühlte, als wäre der Mann unter ihm er selbst. Er fühlte sich an wie eine nahestehende Person, aber auf eine angenehme Weise fremd. Er schnellte hervor und küsste ihn, ohne zu wissen, dass er es wollte. Seine Augen schlossen sich und er wurde zurückgeküsst. Er nahm es diesmal ohne Verwunderung hin. Er löste sich von dem Mann und presste ihr Münder im nächsten Moment wieder hart aufeinander. Ein leichtes Zähneklirren war zu hören und zwischen seinem Atmen, was nicht nur seins war, aber auch nicht bloß synchron, der Art, wie sich auf einmal eine Hand in seinen Nacken legte und dem Blick des anderen Mannes, der nun komplett anders aussah als er selbst, lachte er leicht, befreit. Über die Tatsache, dass nur er selbst sich jemals würde helfen, trösten und verstehen können, darüber, dass er sich mit jeder Berührung mehr von seinem Ziel: Normalität entfernte und darüber, dass es ihm alles nichts mehr ausmachte. Wenn er hier, so, vollkommen zufrieden sein konnte, dann sollte er einfach wieder mehr schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)