Rot-Weiß-Rot im Alphabet von Sternenschwester ================================================================================ Kapitel 11: S-Salzkriege ------------------------ Irgendwann Anfang der 90er Jahre des 13 Jahrhunderts - Salzburg Salvatira lehnte sich leicht vor und beobachtete mit einem falschen Lächeln ihre zwei Verhandlungspartner. Anmutig legte sie ihren Kopf auf den Handrücken ihrer aufgestützten Arme und machte auf die restlichen Anwesenden noch mehr den Eindruck eines Raubtieres, welches sich seiner Überlegenheit bewusst war und noch ein bisschen mit ihrer Beute spielte, bevor es ernst machte, um sie alle zu verschlingen. Roderich saß an ihrer rechten Seite und sah sie mit dem ihm so typischen undurchschaubaren Blick an. Ein wenig verärgerte sie seine Anwesenheit schon. Was aber vor allem daran lag, dass er offenbar davon überzeugt war, mit seiner jetzigen Position im Geschäft, es mit ihr oder Theodor aufnehmen zu können. Sie wollte es zwar nicht zugeben, konnte es nicht zugeben, aber eben dies beunruhigte sie leicht. Ihr Blick glitt rüber zu ihrem anderen Bruder, welcher an ihrer linken Seite Platz genommen hatte. Mit misstrauischem Blick fixierte er sie, und versuchte aber gleichzeitig seinen jüngeren Bruder im Auge zu behalten. Auf sie machte der Bayer immer mehr den Eindruck eines zurückgetriebenen Tieres. Ihr Lächeln wurde breiter. Das Spiel, das hier seinen Anfang nahm, gefiel ihr immer mehr. Das Spielfeld war ausgewählt worden, die Spielfiguren hatten Aufstellung genommen und warteten auf ihre Befehle. Abermals ließ sie den Blick über ihre zwei Konkurrenten schweifen. Der eine war ein alter Spieler und kannte ebenso gut wie sie die Regeln. Doch er war schwach geworden und eben diese Schwäche würde sie ausnutzen, um ihn bald endgültig aus dem Spiel zu werfen. Der andere mochte vielleicht im Geschäft ein Neuling sein, doch befand er sich in einem ausgeruhten Stadium, mit genügend Ressourcen und einem entschlossenen Regenten, selbst wenn der Braunhaarige seine fehlende Sympathie für ihn nicht ordentlich gut verstecken konnte. Ihn in die Defensive zu drängen würde eine Herausforderung werden, auch wenn sie in keinster Weise daran zweifelte, dass sie es schaffen könnte, ihn in diesem Konflikt zu bezwingen. Sie hatte es schon ein paar Male in ihrer gemeinsamen Geschichte geschafft, seine Position unbedeutend zu machen und ihn an den Rand des Spieles zu manövrieren. Seine Initiativen von Anfang an zu unterbinden und ihn zu zwingen, seine Pläne bei kleinster Flamme vor sich hin köcheln zu lassen, ohne dass er ihr das Wasser reichen konnte. Sie hatte ihm gerade so viel Freiraum zugelassen, dass er nicht völlig am Abgrund stand, aber seine Entwicklung in dieser Materie trotz allem hemmte. Nein, sie war keine Kriegsherrin im klassischen Sinne, aber sie wusste sehr wohl, ihre Interessen erfolgreich zu verteidigen und wenn es sein musste gnadenlos ihren Willen durchzusetzen. Mehrere Szenarios begannen sich im Geiste der Salzburgerin abzuspielen. Was würde eher geschehen? Würde sie sich mit ihrem österreichischen Bruder verbünden, um dem alten Löwen den Todesstoß zu geben? Oder trete sie einem Pakt mit Bayern ein, um sich der neuen und noch nicht einschätzbaren Konkurrenz so schnell wie möglich zu entledigen? Oder, dritte Möglichkeit, versuchten ihre Brüder nun gemeinsam, sie aus ihrer Führungsposition zu drängen und ihr Monopol zu zerschlagen? Wir halten uns gegenseitig die Messer an die Kehlen und lächeln uns dabei so heuchlerisch an, dass es schon vor Falschheit zum Himmel schreit, dachte sie amüsiert zu sich. Sie war nie auf einem Schlachtfeld gewesen und dankte Gott dafür, diese Gräuel nicht hautnah miterleben zu müssen. Doch wenn es um Politik und ihren geliebten Rohstoff ging, konnte sie ebenso eiskalt wie grausam reagieren, dass es ihren Gegnern die Haare aufstellte. Nein, sie zu unterschätzen konnte gefährlich sein und eben dieser Gefahr waren sich die anderen zwei wohl bewusst. Der Sessel krachzte als sich Theodor angespannt zurück ließ. Mit gekreuzten Armen sah er sie weiterhin an, doch diesmal konnte sie Bedauern und Trauer in seinem Blick erkennen. Seine Gedankengänge konnte sie nebulös erraten. Sie sah sich selber, wie sie als kleines Kind an seinem Tunikerzipfel hing und ängstlich vor der Außenwelt sich hinter ihm versteckte. Was Haariges schlich um ihre Beine. Kurzerhand beugte sie sich herunter und hob einen schwarzen Kater auf ihren Schoß, welcher sich sofort an ihre Brust schmiegte. Unter seinem Schnurren verlor ihr Lächeln an Falschheit und bekam langsam einen bitteren Beigeschmack. Für eine Weile verlor sich ihr Blick ins Nichts und sie fühlte eine unangenehme Leere in sich ausbreiten. Nein, sie war nicht mehr das süße kleine Geschöpf an dem sich Bayern damals erfreut hatte. Sie war nun eine erwachsene Dame, in der Lage jedem ihre Krallen zu zeigen, welcher dumm genug war, sie in ihrem Spielterrain herauszufordern. Roderich räusperte sich hörbar und sie konnte förmlich spüren, wie er sich mehr und mehr hinter seiner mentalen Mauer verkroch. "Soll ich dir was zu trinken holen lassen, liebster Bruder?", säuselte sie betont freundlich. "Ich hätte einen vorzüglichen Wein im Keller. Beste Qualität aus Italien." Roderich winkte ab und richtete sich auf. "Wir sollten endlich zu einem Schluss kommen...", versuchte er die Verhandlungen wieder zu beleben. Sie lachte schweigend innerlich auf. - Zu einem Ende kommen, liebster Bruder? Ich bitte dich, der Krieg um das weiße Gold fängt gerade erst an... - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)