Rot-Weiß-Rot im Alphabet von Sternenschwester ================================================================================ Kapitel 10: N-Neutralität ------------------------- 26.10.1955-Wien Roderich stand am Fenster und sah auf den Platz. Die Leute, welche sich unten tummelten, waren sich wahrscheinlich gar nicht bewusst, was der heutige Tag für seine Zukunft bedeuten sollte. Wie sehr hatten sie sich diesen Tag herbeigesehnt, er und seine Schwestern. Seit heute Morgen konnte er die Erleichterung seiner sechs Schwestern fühlen. Sie erfüllte ihn und mischte sich zu seinen eigenen Gefühlen. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Züge. Die aufbrausende Agnes, Tirol, die selbstbewusste Salvatria, Salzburg, die sanfte Adelheid, Vorarlberg, die fröhliche Hedwig, Steiermark, die junge Franziska, Burgenland, und natürlich die ältere Katharina, Kärnten. Er ließ seine Gedanken zu jeder seiner Schwestern wandern und verlor sich für eine Weile in der Vergangenheit. Mit jeder von ihnen verband ihn ein festes Band. Die Türe ging auf und eine hochgewachsene Gestalt betrat das Zimmer. Aus dem Augenwinkel konnte er beobachten, wie Katharina sich ihm von hinten näherte. Kurz vor ihm blieb sie stehen. Sie hatte das Zimmer vollkommen schweigsam und still betreten, und doch spürte er ihre innere Aufregung. Eine Weile ließ er diese Stille unangetastet, doch er wollte die Worte, nach denen er sich so sehr sehnte, endlich hören. Nach denen sie sich alle sieben so sehr sehnten. "Und?", fragte er mit einem beiläufigen Ton, ohne den Blick vom nächtlichen Wien zu nehmen. Er hätte erwartet, dass ihn seine ältere Schwester in den Arm nahm, und er hätte sie auch gewähren lassen, auch wenn er fand, dass er für sowas schon längst zu alt war. Doch heute war ein Tag, wo er sich in einer dieser Stimmungen fühlte, etwas für ihn untypisches zuzulassen. Doch die Braunhaarige blieb hinter ihm stehen und legte nur sanft ihre Hände auf seinen Rücken. Er spürte einen leichten Druck auf seinen Schulterblättern als sie ihren Kopf sanft anlehnte. Ihre leicht gelockten Haare kitzelten ihn im Nacken. Wieder verging eine Weile in Schweigen, bis sie das Wort ergriff. "Arthur hat mir heute die letzte Kaserne übergeben." Roderich spürte, wie er ungewohnt aufseufzte. Er war endlich frei. Sie alle hatten ihre Truppen endlich abgezogen. Alfred, Francis, Ivan, und nun auch Arthur. Sie waren nun alle gegangen. Nun waren nur noch er und seine Schwestern übrig. Er meinte sogar sich, nun da die Worte ausgesprochen waren, leichter zu fühlen. "Ich gratuliere, Brüderchen. Du hast ab heute nicht nur deine vollkommene Unabhängigkeit wieder, sondern ab heute hast du die gleiche Neutralität erlangt, wie Vash..." Liebevoll strich sie ihm die Schultern nach. Ja, dachte er still zu sich. Jetzt waren alle weg und er hatte ab dem heutigen Tag Neutralität geschworen. Vielleicht gar nicht schlecht als Anfang für eine neue Zukunft... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)