Candy from a Stranger von MC-T ================================================================================ Kapitel 37: Soldier ------------------- Chapter 36: Soldier Es war der letzte kalte sonnige Tag im September, als sich eine kleine in schwarz gekleidete Gruppe von Menschen versammelte, ein Priester die letzten Worte vorlas um von einer geliebten Person für immer abschied zu nehmen. Zwischen vielen anderen Gräbern, die einen schöner gepflegt, die anderen weniger, hatten sich die wenigen Angehörigen in der Nähe eines Baumes angesammelt, sich auf Stühle gesetzt und hörte den traurigen Worten zu. Den Worten, die der Ziehvater seinem geliebten Sohn zum letzten Mal sagen konnte, dem besten Freund seines Sohnes, Marco, und dem Bruder, der nichts außer Tränen zu Stande brachte. Ein trauriges Bild, doch erwies man dem Verstorbenen die letzte Ehre. Auch als jeder sich persönlich von ihm verabschiedete, der Sarg in die Tiefe abgelassen wurde und die Erde sich seiner nun annahm, war es für einige mehr als schmerzhaft, den Verlust eines geliebten Menschen zu akzeptieren. Als sich der größte Teil der Gäste entfernt hatte, blieb ein kleiner Haufen zurück, der noch mehr Zeit brauchte. Selbst Sanji war unter ihnen, behielt aber Abstand zu den anderen. Seit Ruffy ihm gewisse Worte gesagt hatte, hatte er sich immer weiter von den anderen entfernt. Unwissentlich, versteht sich. Dennoch wollte er Ruffy nicht alleine lassen, genauso wenig wie Zorro, der auch zur Beerdigung gekommen war und neben Sanji stand. Beide warteten, bis Ruffy sich wieder gefangen hatte. Keinen Moment lang hatte Zorro auch nur eine Träne vergossen. Selbst wenn der junge Mann nur ungern etwas an Emotionen frei gab, so hatte Sanji doch gehofft an solch einem Tag etwas wie Trauer in Zorros Gesicht zu sehen, zu sehen, dass dieser junge Mann auch Gefühle hatte. Und solche Momente waren schon recht selten. Vielleicht hatte man ihm nicht nur das linke Auge genommen, sondern auch noch das letzte Fünkchen Hoffnung sich seine Gefühle einzugestehen. Ohne etwas zu sagen, drehte sich der kleine Bruder vom Grab weg, wischte sich dabei noch einmal die Tränen aus den geröteten Augen fort und blickte zu seinen Freunden, die ihm beistanden: Lysopp, Zorro, Sanji und Marco. „Wir können“, war das einzige, was Ruffy sagte, und die anderen machten sich auf. Langsam ließ sich der Trauernde auf Sanjis Höhe zurückfallen. „Sanji…“ Der Blonde, der gerade gehen wollte und über die abweisende Art des Marimos nachdachte, blieb stehen und sah den Kleineren an. „… ich …“ Ruffy konnte die Tränen nicht unterdrücken, doch sprach weiter. „…es tut mir Leid...“ Ohne jegliche Ahnung wieso, umarmte Sanji Ruffy. „Vergiss es einfach. Es ist nie passiert.“ Sanji wusste, wie es war jemanden zu verlieren, der einem nahe stand. „… warum …“ Ruffy brach erneut in Tränen aus, nicht bemerkend, dass die anderen auch stehen geblieben waren. „Wir sind bei dir, Ruffy…“, ergriff Lysopp das Wort und stand plötzlich den beiden. „Genau, wir sind da. Immer…“ Marco nahm den kleinen Bruder in die Arme. „Nicht wahr, Zorro?“ Dieser aber schien mehr als überrascht, als man ihn ansprach und er schaute nur weg. „Hey, sei mal heute ausnahmsweise kein Arsch und nimm Ruffy in den Arm!“ Ohne jegliche Vorwarnung tauschte Marco mit Zorro die Plätze. Nun hatte er Ruffy und unglücklicherweise den Blonden in seinen Armen. Warum Zorro noch abweisender war und sich unfreundlich aus der Umarmung wand, war Sanji schleierhaft. Der Stille entfernte sich von ihnen, wobei er darauf achtete, dass keiner sein Gesicht sah. Es war einfach ungewohnt widerlich, von jemand anderem angefasst zu werden, und schon gar war es peinlich denjenigen im Arm zu halten. Besonders wenn er diese fiese Stimme im Kopf hatte, das Monster immer noch in sich spürten konnte und die grauenhaften Bilder nicht verschwinden wollten. „Hey Zorro! Das-“ Doch Marco verstummte, als er den Grünen an der Schulter herumzog und in das kreidebleiche Gesicht schaute. „… Alles klar bei dir?“ Der Angesprochenen nickte nur eben, bevor er sich wieder umdrehte und eine andere Richtung einschlug. „Zorro! Wir müssen da lang!“ Lysopp versuchte den Grünspan zurück zu rufen, doch biss auf Granit. „Lass ihn…“ Sanji bekam nicht mal mit, dass diese Worte aus seinem Mund kamen und die anderen stutzen ließen. „… Er will sicher nur kurz alleine sein… Geht ruhig, ich warte hier auf ihn…“ Nun stand der Blonde allein da und sah zu, wie Zorro immer kleiner wurde in seinem Blickfeld. Dass der Himmel sich langsam verdunkelte, nahm der Blonde nicht wahr. Nur als einige Regentropfen sein Gesicht berührten, schaute er nach oben und blickte in die dunkelgrauen Wolken. Es regnete. Es regnete so stark, dass der Schlamm sich an die Schuhe schmiegte, die der Grünhaarige trug. Dass er so ziemlich planlos durch die Gegend irrte, hatte er längst vergessen. Und dass er eigentlich nicht alleine sein sollte ebenfalls. Aber seine Gedanken trieben ihn dazu, immer weiter zu gehen, immer weiter, bis er sich erleichtert fühlte oder meinte seine Gedanken weit hinter sich gelassen zu haben. Ganz weit hinter sich. Aber sie holten ihn immer wieder ein. Wieder und wieder. Plötzlich blieb er stehen. Er schaute sich kurz um und stellte fest, dass es eine beschissene Idee war alleine zu gehen. Besonders da er auf demselben Friedhof war, wo SIE begraben wurde. Zwar etwas abseits der anderen Ruhestätten, doch anscheinend hatten ihn seine Füße geradewegs zu ihrem Grab geführt. Nun stand er davor und betrachtete es schweigend. Unaufhaltsam fielen ihm die unschönen Dinge ein, die ihr widerfuhren. Genauso unschön wie die von Ace. Dass es ihm immer noch eiskalt den Rücken runter lief, wollte Zorro sich nicht eingestehen. Aber wie auch? „Zorro…“ Sanjis Stimme riss den Grünen aus seinen Gedanken. „…die anderen warten auf uns…“ Der Regen preschte auf beide nur so nieder, als gäbe es keinen Morgen, doch nicht einmal das hatte der Ältere mitbekommen. „… Komm…“ Sanji streckte ihm die Hand entgegen. Zorro aber schaute diese nur an. Abwesend und in Trance starrte er sie an. Nicht wissend was er machen sollte. Ohne etwas zu sagen, griff Sanji nach der Hand des anderen und drückte sie fest, bevor er einen Schritt näher zu seinem Freund trat. „… Was… immer auch Croco-“ „Hör auf…“ Zorro schloss sein heiles Auge und spürte, wie sich der Griff um seine Hand verstärkte. Der Angesprochene blieb stehen und ließ dem anderen etwas Zeit um die richtigen Worte zu finden. Aber dieser sagte nichts. „Ist das… ihr Grab?“, fragte schließlich Sanji nach, aber Zorro schwieg und gab das Zeichen zum Aufbruch. Beide wussten, wer gemeint war, aber Sanji hätte sich denken können, dass er nicht gern über so was sprach. „Du bist ja klitschnass!“ Namis tadelnde Stimme schallte den beiden im Eingang entgegen. „Wolltest du nicht auf ihn aufpassen, Sanji?!“ Ihr böser Blick saß, aber Sanji zuckte nur mit den Schultern. „Naja, egal“, dabei drehte sie sich von ihnen weg. „Hauptsache ihr seid da. Die anderen sitzen schon beisammen. Die Stimmung ist…“ Sie suchte nach den richtigen Worten, doch kam zu keinen. „Ich… also…-“ „Hey, kommt rei… Oh man seht ihr nass aus!“ Shanks unterbrach versehentlich Nami und schloss hinter sich die Tür. „Es regnet.“, gab Sanji unnötig zu bemerken. Zorro wandte sich ab, zog sich die Jacke aus, bevor er an den anderen vorbei in den Gastraum eintrat. „Alles okay mit ihm?“, fragte Shanks überflüssig nach, doch Sanji zuckte abermals mit den Schultern, während Nami mit den Augen rollte und Zorro folgte. „Wir bringen ihn besser gleich wieder ins Krankenhaus…“, sprach Shanks mit sich selbst und folgte den beiden. Sanji hingegen blieb allein. Es tat schon irgendwie weh mit anzusehen, wie die geliebte Person litt. Weniger litt, sondern eher mit sich selbst zu kämpfen hatte. Wie sie nichts von früher wissen wollte. Vielleicht würde es Zorro noch mehr runterziehen, wenn er die Wahrheit über seine Familie erfahren würde. Aber war es fair ihm die Wahrheit zu verheimlichen? Wäre er ein guter Freund, wenn er es ihm doch erzählen würde, oder aber wollte er nur ein reines Gewissen haben und sich so aus der Affäre ziehen? Nachdenklich trat Sanji in den Raum ein und setzte sich zu seinen Freunden an den Tisch. Mit einem komischen Gefühl im Magen lag Zorro im Bett des Krankenhauses, wieder angeschlossen an einigen Schläuchen, die laut Dr. Chopper seine Werte im Auge behalten sollten. Aber sie störten nur beim Schlafen und die Einstichstellen juckten wie verrückt. Wie gerne läge er jetzt in seinem eigenem Bett oder auf der Couch und gönnte sich ein Bier. Aber das war für die nächste Zeit so oder so tabu. Er musste gesund werden und wieder trainieren um diesen Dulacre zu besiegen. Scharf zog er die Luft ein, als die Krankenschwester ihn aus seinen Gedanken riss, indem sie die Nadel zu tief hineinstach. „Oh… tut mir leid.“, entschuldigte sie sich beschämt. Ein Grummeln gab ihr zu verstehen, dass alles okay war. Besonders als diese inkompetente junge Dame fertig war und den Raum verließ... und Kid herein kam. „N`abend“, begrüßte er seinen Schüler und nahm auf einem Stuhl Platz. „Oi“, gab Zorro von sich und fummelte an der Nadel rum, die irgendwie komisch saß. „Und wie geht’s so?“ Auf diese Frage antwortete der Mooskopf nur mit einem „Läuft“. „Ernsthaft?“ Zorro blickte auf, sah direkt in das strenge Gesicht seines Trainers. „Ja, fände es nur angenehmer, wenn sie mir Wodka anstatt dieser langweiligen Medikamente geben würden.“ Mit einem versuchten Lächeln wurde der Witz vom Trainer eher milde gewürdigt. „Wenn es Hirn in Flüssigform gäbe, würde ich sogar jede Summe zahlen, damit du es bekommst!“ Dabei lehnte Kid sich zurück. „Und ich für dich.“, grinste der Schüler frech. „Werd bloß nicht frech, du Krüppel!“ Zorro zuckte mit den Schultern. „Warum bist du hier? Zum Smalltalk sicher nicht…“ Kid schnaufte auf. Dem Kerl konnte man nichts vormachen. Wollte er auch nicht. „Nein. Es stört mich, dass du die Sache mit Ace einfach so abtust!“ Zorro schwieg. Was sollte er dazu großartig sagen. „Seit unserem letzten Streit haben wir wohl kaum miteinander geredet…“ Kid kratzte sich etwas hilflos am Hinterkopf und schaute kurz weg. „Zorro, es gibt Verbindungen zwischen dir und Ace. Chief Smoker wäre sonst nicht hier gewesen. Du kannst Law dankbar sein, dass er dem Polizisten hier Besuchsverbot gegeben hat. Aber dennoch… Sag uns die Wahrheit! Was ist passiert? Wenn schon nicht der Polizei, dann wenigstens uns!“ „Ich... kann nicht.“, antwortete der Gefragte. „Du kannst nicht?!“, wiederholte Kid empört, aber er fing sich schnell wieder. „… Naja… es gibt Dinge, die ich dir wohl oder übel sagen muss.“ Der Blick des Schülers sprach Bände. Ebenso wie der seines Trainers. „Nein“, gab Zorro kühl zu verstehen. Kid sah den Kranken überrascht an. „Wie?!“ „Ich sagte: Nein!“, wiederhole der Schüler. „Aber es geht um deine Vergangenheit! Willst du nichts von alledem wissen?“ Ein Blick reichte als Antwort. Kid schnaubte auf. „Unnötig“, gab Zorro zu verstehen. Mit einem verständnislosen Blick argumentierte Kid: „Du willst nicht wissen, wer deine Eltern sind?! Ich meine deine wahren Eltern?!“ Zorro hielt inne, ehe er anfing zu schmunzeln, was sich kurze Zeit später in ein abfälliges Lachen umwandelte. „Wahre Eltern… Tse! Kid, echt mal. Mach dich nicht lächerlich…“ Zorro konnte nicht weitersprechen vor Lachen. Ihm kamen sogar die Tränen, die er sich mit dem Handrücken abwischte. Wie kam sein Trainer nur auf so einen schwachsinnigen Gedanken?! Aber das ließ bei Kid eine Sicherung durch brennen. Schneller als Zorro gucken konnte, wurde er am Kragen seines Nachthemdes hochgezogen und blickte in zwei angriffslustige Augen. Ein Knurren kroch Kids Kehle hinauf, ehe er bedrohlich zu seinem durchgedrehten Schüler sprach. Aber Zorro konnte nicht aufhören zu grinsen, geschweige denn zu kichern. Nein, er nahm die ganze Situation nicht mal ernst. Es war einfach nur unheimlich. Noch nie hat er diesen Jungen lachen, wenn überhaupt mal mit dem Mundwinkel zucken sehen. „Reiß dich zusammen!“, mahnte er den Grünhaarigen, aber dieser musste das Lachen unterdrücken. Plötzlich hörte das Gekicher auf und der Grüne verstummte, ehe er den Kopf sinken ließ. „…“, fragend schaute Kid zu seinem Schüler hinab und spürte er die kräftige Hand des jungen Mannes an der seinen. „Zusammenreißen?“, wiederholte der Patient unheilvoll, ehe sein Auge kurz aufblitze. „Tse… Kid, erzähl mir nichts. Seit ich mich erinnern kann, war es mein Ziel zu überleben, egal wie. Selbst als die Pflegefamilie mich zu sich nahm… Ich bin froh, dass ich dort den ganzen Wahnsinn hinter mir gelassen habe! Also tu mir den Gefallen und behalt deine Ammenmärchen für dich. Ich brauch niemanden, der mir sagt, wer meine Eltern waren. Das würde eh nichts ändern. Schon gar nicht meine Einstellung!“ Mit diesen Worten überkam Kid das längst vergessene Gefühl der Angst. Und in jenem Moment kamen die Erinnerungen von damals hoch. Erinnerungen die zähflüssig an seinen Augen vorbei zogen. Und über die er noch nie ein Wort verloren hatte. Auch jetzt nicht. Brutal wurde ein Gegner zu Boden geworfen, prallte laut auf und stöhnte vor Schmerzen. Der Sieger hingegen wischte sich lediglich überlegen und selbstsicher mit dem Armrücken den Schweiß von der Stirn. Dass es aber noch nicht zu Ende war, war dem Kampfrivalen nur zu bewusst. Er hatte sich mit einem eingelassen, der nur krankenhausreife Feinde hinterließ. Seinem Gegner mangelte es wahrhaftig an Mitgefühl und Verstand. Das drückten selbst die Augen aus, die schon angriffslustig auf den Liegenden hinabblickten. Kein Schiedsrichter? Wozu auch. Hier in den Gassen waren diese doch nur verpönt, bestechlich zu sein. Der Menge gefiel es. Warum also nicht wieder voll eins drauf geben? Ohne mit der Wimper zu zucken, drosch der Rothaarige junge Mann auf seinen Rivalen ein, bis dieser sich kaum noch rührte. Es war ihm egal, ob man es für gut hieß oder nicht, er verdiente sein Geld damit und wollte auch nichts anderes. Besonders nicht das, was die eingebildeten Menschen aus den oberen Klassen hatten. Er aber nicht. Er brauchte dies. Zum Überleben. Mit einem sadistischen und selbstgefälligen Grinsen im Gesicht nahm er den Jubel entgegen und überhörte die Buh-Rufe während sein Gegner auf einer Trage den Ring verließ. Er selber ließ sich Zeit und genoss die Aufmerksamkeit. Nur langsam wandte er sich von der Menge ab, nahm seine Sachen ohne ein Wort des Dankes von seinem Trainer entgegen. Der war nicht wirklich sein Trainer, sondern eher nur ein entfernter Freund. Killer. Ohne ein Wort trat er an ihm vorbei und trocknete sich den Schweiß von der Stirn. Kid ignorierte gekonnt den vorwurfsvollen Blick seines schweigsamen Freundes. Er könnte ja behaupten ihn nicht gesehen zu haben unter der blonden Mähne. Killers Gesicht wurde von seinem Haar so bedeckt, dass man nur den Mund sehen konnte und ansatzweise eine kleine Narbe, die sich nach oben hin zu ziehen schien. Wahrscheinlich eine Verletzung aus seiner Kindheit. Eigentlich war es Kid aber auch egal, was der Grund für die Narbe war. Killer war still, wenn es sein musste, und folgte ihm. Das reichte dem Kämpfer. „Diesmal hast du übertrieben, Kid.“, kam es unerwartete von dem Blonden, der sich die Sporttasche umhängte. Kid beantwortete dies mit einem arroganten Seufzer. „Ich hab Durst…“, gab der Rote zu bemerken und begab sich auf dem Weg in die Umkleide. Hätte er auch nur etwas länger gezögert, wäre er mit Sicherheit nicht einem leicht zynisch wirkenden Arzt über den Weg gelaufen, der ihn allein mit einem Blick strafte. Zuerst dachte Kid daran den Blick zu erwidern, doch im Vorbeigehen konnte er seine Augen nicht mehr von ihm lassen. Schwarze Haare, leicht dunkler Teint, schwarze Augen, die mehr als faszinierend waren, und ein kleines überhebliches Lächeln zeigten sich ihm, ehe der Fremde sich abwandte und weiterging. Kid hingegen wurde erst durch seinen ausgesprochenen Namen wieder in die Realität zurück gerufen und versuchte seine Verwirrung zu verbergen. „Können wir weiter, Kid?“ Der Angesprochene nickte Killer zu. „Wer war das?“, wurde Killer gefragt als Kid mit dem Duschen fertig war und sich seine Blessuren, die durch das schnelle KO seines Gegners nur gering waren, begutachtete. „Wer?“, fragte Killer nach. „Na der Arsch, der mir im Weg stand.“ 'Kid zog sich sein weißes Shirt über, ebenso seine etwas mitgenommene Jeans. „Du meinst den Arzt. Trafalgar Law?“ Kid nickte, während er seine Schuhe anzog. „Wieso willst du das wissen?" Killer beäugte seinen Freund, der etwas zu schnell seine Sachen zusammen suchte. „Dann weiß ich, welchen Namen ich auf seinen Grabstein gravieren lasse.“ Mit dieser Antwort gingen beide aus der Umkleide raus, holten sich den Gewinnerpreis ab und wollten den Sieg in ihrer Stammkneipe feiern. Kaum traten sie ein, wurde es still und der Rothaarige setze sich provokant hin, ehe er selbstgefällig zwei Biere orderte. Killer setzte sich dezenter hin und beobachtete diejenigen, die Kid schief musterten. Es war definitiv nicht einfach mit so einem befreundet zu sein, doch aus unerfindlichen Gründen schätze der blonde Mann Kids Nähe - und umgekehrt genauso. Obwohl es manchmal so wirkte, als sei Killer für Kid selbstverständlich. „Auf deinen glorreichen Sieg, Kid!“ Kid ignorierte den Kommentar von diesem Niemand, den er nur unter den Namen Apoo kannte, und wünschte sich, diesem Lackaffen nicht über den Weg gelaufen zu sein. Ein aufgedrehter Spast, der es immer wieder schaffte, Kids Laune in den Keller zu treiben oder ihn an den Rande des Wahnsinns. Zum Glück war die Kneipe so voll, dass Kid die restlichen Worte, die von diesem - seines Erachtens - Idioten kamen, untergingen und er ließ seinen Blick schweifen. So viele Menschen, die jetzt seinen Namen kannten, und bald würden es mehr werden. Bald soll die ganze Welt wissen, wer er ist. Ja, der nächste Kampf wird noch schneller vorbei sein und bald kann er sich Champ des Unterweltboxens nennen. Und dass hätte er sich dann selbst erarbeitet. Doch eine Person stach aus der ganzen Menge aus Niemanden heraus. Genau die Person, die Kid gerade nicht gebrauchen konnte, die ihm einen der abfälligsten Blicke zugeworfen hatte, wie es sonst nur seine Mutter konnte. Mit der hatte Kid schon lange nichts mehr zu tun. Sie hatte ihn mit 15 aus deren Wohnung geworfen, weil er ihren neuen Liebhaber nicht duldete und sie selbst massive Probleme mit dem Alkohol hatte. Am Anfang hatte er Schwierigkeiten sich über Wasser zu halten, doch dann arbeitete er als Laufbursche für irgendeine Mafiagang und bekam sein Geld. Irgendwie kam er dann zu seinem Kampfsport und verdiente sich damit das tägliche Brot. Beklagen konnte und wollte er sich nicht. Die Schule besuchte er auch nur noch unregelmäßig, beziehungsweise jetzt gar nicht mehr. Warum er gerade an seine Vergangenheit denken musste, war dem Grünschnabel nicht klar, aber dieser junge Mann dort auf dem Barhocker war definitiv der Auslöser. Der Auslöser für alles. Seine schlechte Laune. Seine verloren gegangene Lust am Feiern. Sein… einfach alles! Und jetzt grinste dieser verdammte Bastard ihn auch noch provokant an. Dieser arrogante… Argh! Schon allein wie er da saß. Diese Körperhaltung und diese dunkle Haut. Er hasste jetzt schon alles an diesem Typ! Auch diese beißenden Augen. Und das kurze schwarze Haar, welches frech unter der weißen Mütze hervor lugte, das schwarze Longshirt und die perfekt sitzende Hose mit dem dezenten dunkeln Muster drauf. In Kid staute sich geballte Wut auf diesen Typen an, aber er ließ es sich nicht nehmen dieses – in seinem Sinne versteht sich – Arschloch mit einem abfälligen Blick zu strafen. Er wollte nur noch, dass dieser Mann wegschaute. Sofort! Dann… drehte sich dieser Typ einfach weg und unterhielt sich mit einer unbekannten Frau, die sich wahrlich an ihn ran schmiegte. Angewidert drehte Kid seinen Kopf zu seinem Kumpanen, der es endlich geschafft hatte Apoo los zu werden und unauffällig Kids Blick gefolgt war. Ohne Worte tauschte Killer die leeren Biergläser gegen volle aus und gönnte sich einen kräftigen Schluck. Kid tat es ihm gleich, doch konnte sich nicht mit dem Gedanken abfinden, dass dieser blöde Lackaffe und diese nuttige Dame hinter ihm rummachten. Toll, jetzt schmeckte das Bier nicht mehr. Dann setzte sich ein altbekanntes Gesicht zu ihnen. „Nette Vorstellung, Mister Eustuss…“ Ohne zu fragen nahm er sich Killers Bierkrug und gönnte sich einen Schluck. Mister One. Kaum Haare, dunkle Haut und so groß wie Kid. Mit einem Schnauben schaute Kid auf seinen Bierkrug. „Normalerweise grüßt man jemanden, der sich an einem Tisch dazusetzt…“, bemerkte Mister One, doch der Rothaarige grinste nur sarkastisch, während Killer sich ziemlich genervt einen neuen Bierkrug bestellte. „Was gibt’s?“ Eigentlich wollte es Kid nicht wissen, aber fragte trotzdem. „Einen neuen Auftrag.“, gab der ungebetene Gast zu verstehen. „Unser Boss möchte, dass du einen neuen Lieferungsort organisierst.“ „Wie viel?“, fragte Kid nach. „Du kriegst 1.5 dafür. Bar. Beim nächsten mal mehr.“ „1.5?! Das hast du beim letzten Mal gesagt! Diesmal will ich 3!“ Kid leerte seine Bierkrug. „Beim letzten Mal sollte auch nicht die Polizei gerufen werden.“ Mit diesen Worten war für den Auftragsgeber das Gespräch beendet. „1.5 oder nichts!“ „2!“, verhandelte Kid. „1.7! Nicht mehr!“, mit einem Grummeln vom Rothaarigen wurde die Antwort vom Informanten kommentiert und er seufzte genervt auf, als Mister One sich wieder vom Acker machte. Die nötigen Informationen würde Kid per SMS oder Laufburschen erhalten. Dabei hatte dieser Tag doch so gut angefangen. Und zu allen Überfluss musste dieser verdammte Arzt hier in seiner Stammkneipe sein. Er brauchte Ablenkung. Und zwar schnell. Kaum eine Sekunde später hatte er sich ein Flittchen auf seinen Schoss gezogen und versuchte die piepsige Stimme sowie das billig riechende Parfüm zu ignorieren. Die Figur sah nicht schlecht aus und ihr Gesicht war nett. Oder anders gesagt, er trank es sich nett. Doch als die Frau ihn beharrlich küssen wollte und er sah, wie der junge Arzt weg gehen wollte, lehnte er das Mädel ab und folgte dem arroganten Arzttypen. Warum er so einen Narren an diesem Arsch gefressen hatte, war ihm nicht klar?! Aber was fiel diesem Arsch auch nur ein seine Feier zu sabotieren! Obwohl Apoos und Mr Ones Anwesenheit es schon getan hatten. Aber dennoch! Was fiel diesem Mann nur ein! „HEY!“ Harsch wollte Kid diesem Law die Meinung geigen, doch er stand alleine da. „Was brüllst du so rum?“, sprach jemand hinter ihm. Als er sich umdrehte, blickte er in ein tiefschwarzes Augenpaar. Dieser jemand lehnte lässig an einer Hauswand und hatte ein zynisches Lächeln im Gesicht. Kid aber trat auf ihn zu, ehe es drohend aus seiner Kehle kam: „Was soll der ganze Scheiß?!“ „Was meinst du?“, fragte Law provokant. „Was ich meine?! Das weißt du ganz genau!“ Bevor Kid sich auch nur ansatzweise bewusst war, was er in jenem Moment tat, küsste er brutal den anderen Mann. Bestimmend drückte er seinen Mund gegen den von Law. Drang mit der Zunge ein. Löste sich nur ungern, doch er brauchte Luft. Keuchend und etwas überrumpelt stand der Arzt vor dem Kämpfer. Der Größere wollte sich aber durch seine Kurzschlussreaktion keine Blöße geben und versuchte so gefasst zu wirken, wie es nur ging. Warum - in allen Universen die es geben mag oder Marvel zu bieten hat - hat er diesen arroganten Arzt geküsst?! Nur weil dieser so wirkte, als wolle er es! Ja genau! Versuchte sich Kid einzureden. Unsicher stand der Arzt nun vor ihm und konnte noch den herben Geschmack des anderen in seinem Mund wahrnehmen. Unwissend leckte er sich über die Lippen. Was auch immer in diesen Mann gefahren war, er durfte sich keine Blöße geben und überrascht wirken. Aber eigentlich war es gar nicht mal so schlecht. Auch wenn vor ihm ein Monster stand, so mochte er es… Die Blicke waren nur noch nötig um das kommende einzuwilligen. Stürmisch wenn nicht sogar brutal versiegelten sie wieder ihre Lippen. Keiner wollte nachgeben, jeder wollte über den anderen siegen. Harsch drängte der Größere den jungen Arzt gegen die nächstbeste Hauswand und fuhr mit der Hand über den schmalen Rücken, bis er zu dessen Gesäß ankam. Frech kniff er da rein und entlockte dem Arzt ein erotisches Keuchen. Ein Keuchen, was Kid noch begieriger werden ließ. Er wollte mehr. Viel mehr. Und es war ihm egal, woher er es bekam. Doch die leichte Röte, die sich in dem Gesicht des anderen Mannes bildete, ließ ihn inne halten. Genauso wie die Hand, die die seine berührte und aus der Hose zog. „Angst?“, neckte Kid Law, bevor er ihn wieder in einen Kuss verwickelte. „Nein, steh nur nicht auf Sex im Dreck…“, keuchte Law und löste sich elegant aus Kids Griff. Wenn dieser kleine Bastard nicht so verdammt gemein seine Hüften bewegen würde, wäre Kid definitiv an die Decke gegangen. Aber er konnte der kleinen Sexbombe nur folgen. In ein Hotel. In die Nacht. Wenn nötig sogar ins Paradies. Der nächste Morgen verlief nüchtern. Kid stand auf, zog sich seine nach Rauch und Alkohol stinkenden Sachen an. Die Nacht war mehr als kurz gewesen. Und doch fand Kid den Gedanken gar nicht so schlimm, mit einem Mann geschlafen zu haben. Wie dieser sich nur bewegen konnte… Verdammt, wenn er weiter daran denkt, hat er in Kürze ein Zelt in der Hose. Schnell griff er nach seinem Handy und Geldbeutel. Killer wartete sicherlich mit dem Training auf ihn. Bevor er die Tür von außen schloss, speicherte der junge Boxer seine Nummer in das Handy des Studenten und dessen in seines... Vielleicht würde er sich ja melden. Selbst beim Training konnte er an nichts anderes denken als diesen Arzt. Killer beäugte die Unkonzentriertheit seines Kollegen skeptisch, doch schob es auf den Alkohol. Vorerst. Die Tage vergingen, Kid trainierte, Killer schwieg und der Tag des nächsten Turnieres näherte sich. Es bleib nicht verborgen, dass Kid immer öfter auf sein Handy schaute und unkonzentrierter wurde. Bis es Killer eines Tages reichte. „Seit deinem letzten Sieg bist du ziemlich abgelenkt, Kid.“, gab er beiläufig zu bemerken, als Kid seine Bandagen abwickelte. „Liegt es daran, dass du eine neue Lokation aussuchen musst für die Deals?“ Kid sah seinen sonst so schweigsamen Freund an, dann wieder weg. „Und wenn. Solange ich im Ring alles richtig mache, sollte es doch kein Problem sein.“ Killer hätte am liebsten losgebrüllt, doch es war nicht seine Art. „Warum bist du so plötzlich aus der Bar verschwunden?“, spielte Killer an. Dass er andere Ansichten als Kid hatte, war von vornherein klar gewesen. Besonders was Beziehungen anging. Als Kid einmal meinte, es wäre doch interessant mit einem Mann zu schlafen, sagte Killer dazu nichts, aber insgeheim wusste der Rothaarige, dass sein Freund ein Problem damit hatte. Mit solchen Menschen hatte. Woher diese Abneigung kam, ging Kid am Arsch vorbei. „Als ob ich dir Rechenschaft schulde.“ Kid sah seinen Freund bissig an, ehe er sich erhob. „Einiges geht dich einfach nichts an. Muss los.“ Mit diesen Worten nahm Kid seine Sachen und verließ das Studio. Er klingelte kaum später an einer fremden Tür mitten im Studentenviertel. In der Nähe befanden sich einige Universitätsgebäuden und Bibliotheken. Ihn interessierte nur die Person, die ihm die Tür öffnete. Ihm einem Kuss stahl. Ihn hereinließ. Ihn sich nehmen ließ. „Und der Sieger ist: Eustuss Kid!“ Mit einem breiten und sadistischen Grinsen im Gesicht badete sich der Sieger im Jubel der Menge. Ja, genau das war es, was sein Herz begehrte. Das, noch mehr Geld und Aufmerksamkeit. Zufrieden trat er aus dem Käfig und blickte nach oben, sah genau auf Mr. One und dessen Chef. Dieser fixierte ihn wie ein Raubtier, doch Kid ließ sich nicht beirren, nein, er grinste frech zurück, bevor er in seine Kabine ging, gefolgt von Killer, der nichts zu dem brutalen Sieg sagte. Ein kurzer Blick zu der Arztstation und da war er. Seine kleine Affäre. Law. Wie er sich um die Menschen kümmerte, die Kid zusammen geschlagen hatte. Irgendwie schon eine gewisse Ironie. Law blickte auf, sah den Rotschopf. Kid lächelte kurz in dessen Richtung. Aber der Arzt erwiderte den Blick mit einer abfälligen Arroganz, so dass Kid beleidigt wegschauen musste und zur Umkleide ging. „Ist Kid zu sprechen?“, fragte eine bezaubernde und sanfte Stimme. Killer und Kid blickten sich gleichzeitig um, ehe sie in ein wunderschönes Augenpaar blickten. Die Frau mit den langen blonden Haaren stand in der Tür. Ihre endlos langen Beine, die noch länger wirkten durch ihre Pumps, wurden durch die enge schwarze Hose betont. Ihre recht üppigen weiblichen Rundungen oben wurden durch ein etwas weites rosé farbendes Oberteil bedeckt. An einem ihrer Handgelenke hingen einige goldene Armbänder. Der kleine volle rote Kussmund muss wohl so manchen Mann in die Knie gezwungen haben. Aber Killer schaute schneller weg, als Kid hinschauen konnte. „Hi“, gab er nur leise von sich und musste erst einmal wieder wissen, wie er eigentlich hieß. „Bist du Eustuss Kid?“, fragte sie noch einmal nach und trat in Kids Umkleide ein. Der Angesprochene nickte nur knapp. War es schon immer so heiß hier drin? Nein, er wollte gerade in die Dusche gehen. „Wer will das wissen?“, fragte Killer etwas zu harsch, aber Kid war es gewohnt. Sein Freund mochte es nicht, dass jemand einfach so in die Umkleide reinplatze. „Mein Name ist Fuku. Sir Crocodile schickt mich. Er will dich sprechen.“ Kid hielt inne bei dem Namen, doch stimmte zu und lief der heißen Schnecke hinterher. Killers warnender Blick verfloss in den Gängen. Wenn der Mafiaboss etwas von Kid persönlich wollte, konnte das nur eine große Nummer sein, dachte sich der Kämpfer und konnte kaum die Augen vom Heck der Jungen Dame wenden, die ihn gekonnt in Szene setzte. „Du bist also der, vor dem jeder Angst hat?“, fragte ein großgewachsener Mann mit einer Zigarre im Mund nach, während Kid ein Platz zugewiesen wurde. Hätte Kid damals schon gewusst, dass von da an einfach alles schief laufen würde, hätte er nichts von alledem gemacht, was folgte. „Wie ich höre, kannst du immer etwas finanzielle Unterstützung gebrauchen?“ Das sadistische Grinsen des Mannes wurde breiter und Kid wurde hellhörig. „Ich bräuchte zwei starke Arme…“ „Du hast was?!“, fragte Law empört nach, und wunderte sich immer wieder, warum er diesen Schwachmatten in sein Bett ließ. Aber das reichte jetzt. In den letzten Wochen hatte Kid oft genug Dummheiten gemacht und gesagt, es sei besser die Sache zwischen ihnen geheim zu halten. Law fiel das schon schwer genug, wenn er Kid bei den Fights sah. Aber von ihm zu verlangen – auch deshalb war der Arzt auf sich selbst ziemlich sauer – Kid bei den Dummheiten zuzusehen, ging zu weit. Er fragte sich auch, warum er immer wieder auf dieses Arschloch reinfiel…. Wahrscheinlich: gleich und gleich gesellt sich gern… „Was regst du dich so auf? Es ist nur die Kontrolle der Ware.“ „Nur!? Du bist wahnsinnig!!! Weißt du, was dir blüht, wenn die auffliegen? Du wanderst ins Kittchen!“ Der angehende Arzt war außer sich vor Wut. Wie blöd konnte Kid nur sein. „Komm mal runter. Es ist nichts dabei. Nur ein kleiner Nebenjob. Hauptsächlich widme ich mich dem Kampfsport.“ Kid ließ sich wieder gemütlich ins weiche Bett fallen, hoffte seine kleine Kratzbürste auch dazu bewegen zu können, doch dieser war definitiv sauer und zeigte dem Rotschopf die kalte Schulter. „Dann nicht…“, gab Kid etwas mürrisch von sich und stand auf. „Du gehst?“, fragte Law verwundert nach. Aber so wollte der Student nicht klingen und fügte noch schnell etwas hinzu. „Gott sei Dank! So viel Dummheit für einen Tag reicht!“ „Sagst du damit ich sei dumm?!“, brüllte Kid. „Das schlimme daran ist, dich stört es nicht einmal!“, erwiderte der Student aufgebracht. Das reichte dem Boxer und er verschwand laut aus der kleinen Wohnung. „Bastard!“, murmelte er vor sich hin und zog sein Shirt richtig an. Besser er wäre nicht Hals über Kopf raus gegangen. Er hatte seine Boxershorts und seinen Pulli vergessen. Zu guter letzt dachte sich das Wetter mal ganz gepflegt auf diese Tatsache zu scheißen und es begann zu gewittern. Schnell trat er nach draußen und huschte bis zur nächsten Bushaltestelle. Klitschnass hatte er sich unter den Regenschutz dieser gestellt und wartete auf den nächsten, weniger überfüllten Bus. Den ersten hatte er abgewunken. Etwas nachdenklich blickte er zu Boden. Dass Law auch nicht mal Ansatzweise verstand, was er erreichen wollte, war dem jungen Mann schleierhaft. Die bisherigen Kämpfe liefen so gut, dass er es dieses Jahr doch noch zum Champ schaffen könnte. Und jedes kleines bisschen Geld, das er nebenbei verdiente, würde ihm von Nutzen sein. Plötzlich hörte er das Quietschen von Autoreifen und blickte auf. Eine Limousine parkte vor ihm. Das Fenster öffnete sich und genau die Person erschien, mit der Kid am wenigsten gerechnet hatte. „Auf was wartest du denn?“, fragte die hübsche Frau mit den endlos langen blonden Haaren. „Auf den Bus.“, gab Kid knapp zurück. „Im Ernst?“, fragte die Dame nach, was Kid mit einem kurzen Schulterzucken beantwortete. „Steig ein.“, bot sie ihn an und Kid ließ sich das nicht zweimal sagen. Kaum saß er, fuhr sie auch schon los. Der junge Mann musste sich echt zusammenreißen nicht in den verführerischen kleinen Ausschnitt von der Bluse zu starren oder auf die schönen Beine, die sich unter dem eleganten Rock zeigten. Die Frau wusste, wie sie sich zu kleiden hatte. Verdammt! Und die hochgesteckten Haare gaben die Sicht auf ihren verlockenden Nacken frei. Einige Strähnen aber hingen runter und umrandeten ihr Gesicht. Kid versuchte vergeblich aus dem Fenster zu schauen. „Du bist ziemlich gut…“ Kid schaute auf. „im Kämpfen meinte ich.“, erklärte die junge Dame weiter. Kid nickte kurz und sah die Frau verwundert an. „Sonst würde ich es nicht machen.“ „Ich weiß... Sir Crocodile gefällt es, wie du kämpfst.“, informierte sie ihn. „Er wäre erfreut, wenn du sein Bodyguard werden würdest.“ „Sagt er?“ Kid hob die Augenbraue. „Sag ich…“, der Wagen hielt plötzlich an. „Wir sind da.“ Gab sie ihm zu verstehen, doch er bleibt sitzen. „Wie wäre es, wenn wir unser Gespräch bei mir weiterführen…“, fragte Kid plötzlich und lehnte sich zu ihr rüber. Ihr kleiner Kussmund sah so verlockend aus. Ihre Lippen formten Worte. Worte, die Kids Gehirn für diesen Moment abschaltete. Hastig griff er ihr Gesicht, küsste sie innig und konnte die Lust spüren, die sie selber unterdrücken musste. Es fühlte sich verboten gut an. Dieser süßliche Geschmack, dieser Duft, einfach alles. Dass sein Körper sich selbstständig machte, war nicht zu verhindern. Langsam fuhr seine Hand in den Ausschnitt ihrer Bluse, berührte die weiche Haut und entlockte der Dame ein leises Keuchen... Ein Grummeln entfuhr ihm, als die Sonne ihn weckte. Es war viel zu früh für ihn. Und schon gar nicht nach so einer Nacht. Doch er fand sich neben einem schönen Rücken wieder und musste erst mal nachdenken, wer da neben ihm lag. Wie es sich schnell herausstellte, war es diese Schönheit von Frau, deren Körper er vergangene Nacht nur allzu gut kennen gelernt hatte. „Guten Morgen“, gab sie von sich, als sie erwachte und in das nachdenkliche Gesicht ihres Bettgenossen schaute. „Mhm“, antwortete Kid und schaute ins Nichts. „Alles okay?“, fragte sie nach und schmiegte sich an ihn. „Mhm…“, gab der Mann zu verstehen. Aber wenn er ehrlich sein musste, war da dieses eklige Gefühl, welches sich in ihm ausbreitete. „Sicher? Du wirkst… so anders.“, fragte sie nach. „War eine anstrengende Nacht.“, gab er mit einem frechen Grinsen zurück und er schaute auf die Uhr. „Wie spät sollten wir zu Sir Crocodile?“ „Um 9 sollte ich spätestens da sein. Du erscheinst besser erst gegen Nachmittag.“ Mit diesen Worten stand sie auf und verschwand in Richtung Bad. „Es ist halb neun“, wurde die Dame informiert und der Kämpfer ließ sich nicht die Gelegenheit entgehen ihre Kehrseite zu bewundern. Wieder saß er in seiner Stammkneipe, nachdem er einen Deal abgeschlossen hatte. Nachdenklich nippte er an seinem Bier. Unweigerlich wanderten seine Gedanken zur vergangenen Nacht. Zu Fuku. Zu Law. Zum Streit. „War klar, dass du hier bist“, besagter Student setzte sich ziemlich sauer neben den Kämpfer und schaute diesen nicht einmal mehr an. „Was willst du hier?“, kam es grimmig vom Rothaarigen. „Tse... hier, dein Müll.“, mit diesen Worten schmiss Law seinem Freund eine Tüte, in der die Boxershorts drin war, auf den Tisch. „War’s das?“, kam es forsch von Kid, während der Gefragte in die Menge schaute. „Ja...“ Law stand auf. Bevor er auch nur fünf Schritte tat, drehte er sich kurz um und schaute Kid an. Dieser wirkte anders, das blieb dem Studenten nicht verborgen. Und der abweisende Blick schmerzte unergründlich. „Mach keinen Scheiß...“, hörte Kid nur noch ganz Schwach, doch als er aufsah war der angehende Arzt schon in der Menge verschwunden. Warum er sich kaum noch bei Law meldete, wusste er nicht so genau, und viel Wert legte er auch nicht drauf seine Affäre mit Fuku zu verheimlichen. Sein Erfolg war ihm garantiert bis zu jenem Tag. Dass Killer immer seltener zu sehen war, ignorierte Kid wissentlich, denn dieser würde dem Kämpfer eh nur Predigten halten wollen. Nichts ahnend öffnete er die Tür zu seiner Wohnung und musste feststellen, dass jemand hier drin gewesen war. Alles war durchwühlt worden. Wütend über diese Tatsache wählte er Killers Nummer, doch eine weibliche Stimme nahm ab. „Killer ist gerade nicht zu sprechen…“, aber im Hintergrund hörte Kid die schwache Stimme seines Freundes. „Fuku?!“ Entsetzen breitete sich in Kid aus. „Ja, Kid…“, sie sprach mit einer ungeheuren Stimme, dass es selbst diesem Mann etwas Angst machte. „Schön, dass du dich meldest…" „Was...“, Kid brach ab. „Oh, das Handy deines Freundes… Crocodile bat mich um die Behebung deiner kleinen Probleme. Dinge, die dich aufhalten könnten. Oder mehr behindern könnten dein Bestes zu geben…“ „Rühr ihn nicht an!“ Kids Stimme war voller Zorn. Und was danach folgte, wollte er nicht. Nichts von alledem hatte er eigentlich gewollt. Eigentlich… Mitten in ihre Bedingungsstellung, damit Killer und einem gewissen Medizinstudenten nichts geschah, erklang ein Schuss. Kid hatte nicht einmal mehr Zeit zu fragen, was los war. Hatte nur noch das Hauptquartier im Kopf, doch als er dort war, kam er nicht rein. Nein, er wurde regelrecht verjagt. Und von Killer weit und breit keine Spur. Um Law machte er sich aber am meisten Sorgen. Doch jetzt bei ihm auf der Türschwelle zu stehen, kam für den sturen Mann nicht in Frage. Dass Law sich Schutz bei Chief Smoker suchte im Tausch von Informationen über Sir Crocodile, erfuhr Kid erst einige Jahre später. Anscheinend hatte Law so einige Kontakte, die einem von Nutzen sein konnten. Aber, dass Kids Kariere dahin war, wurde ihm bewusst, als er sich nicht einmal für den nächsten Kampf einschreiben konnte. Crocodile hatte ihn zum Gespött der ganzen Unterwelt gemacht, hatte von Anfang an nichts anderes vorgehabt. Dieser Bastard von Mensch wollte den Kämpfer für sich haben, ihn für schreckliche Taten benutzen, aber nicht mit Kid. Nein, er hatte seinen eigenen Kopf, was dem Mafiaboss anscheinend nicht gefiel. Und mit Geld konnte man Kid nicht mehr locken, mit schönen Frauen auch nicht mehr. Von daher nutze dieser… Mensch… jede Möglichkeit das hart aufgebaute Leben des jungen Mannes zu zerstören. Aber als Kid erfuhr, dass er gesucht wird, tauchte er ab. Er baute sich eine Schule auf, mied jede Arena, jede Straße der Unterwelt, bleib aber wachsam und stellte keine Mitarbeiter ein. Und er sammelte jede Spur, die zu seinem verschwundenen Freund führen könnte. Doch nichts. Kein Killer weit und breit. Kein Law. Allein wie am Anfang. Am Anfang vom Ende… Kid konnte dabei zusehen, wie sich eine Träne aus Zorros Auge verirrte, sein markantes Gesicht hinunter ran und zu Boden tropfte. Langsam lockerte sich Zorros starker Griff von Kids Handgelenk und er ließ schwach seinen Arm fallen. „Du hast etwas zu verlieren…“, sprach der Ältere wissend. „Lass mich die Sache ohne jede weitere Störung zu Ende bringen.“, der Trainer ließ bei diesen Worten den Kragen seines Schülers los. Bis er eines Tages einen ziemlich verdreckten Jungen auf der Straße sah, der gerade dabei war in den Mülleimern nach Essen zu suchen. Anscheinend war dieser aus einem Krankenhaus ausgebüchst, das verrieten ihm die Verbände, die jener trug. Die schweigsame Art des Jungen und der kühle Blick erinnerten Kid an etwas, was er geglaubt hatte verloren zu haben. Wille. Noch einmal sah Kid Zorro an. So, wie bei ihrer ersten Begegnung. Aber diesmal war etwas anderes in seinen Augen zu sehen. Es war keine Hoffnung, kein Wille, aber der Trainer war sich sicher es bald zu wissen. Die Zeit würde es ihm schon zeigen. Wie so vieles. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)