Candy from a Stranger von MC-T ================================================================================ Kapitel 34: My beloved friend ----------------------------- Chapter 33: My beloved friend Sanji konnte es immer noch nicht fassen. Völlig verwirrt lief er durch die Flure des Krankenhauses und verstand nicht, wie Menschen zu so was in der Lage sein konnten. Dass der schlimmste Feind eines Menschen nur er selber ist, war Sanji im frühen Alter klar gemacht worden doch wie kann man einem damals ungeborenen Kind diese Bürde aufhalsen. „Wie…“ Sanji brachte nichts mehr heraus. Zu viele Fragen an den Champ kursierten in seinem Kopf. „Bleib ruhig!“, beschwichtigte der Mann den Blonden und nahm einen weiteren Schluck. „Ja, ich kannte die Eltern von Zorro sehr gut, aber du müsstest seinen Vater auch noch kennen. Beziehungsweise vielleicht dich an ihn erinnern…“ Sanji hielt inne, ehe er den Kopf schüttelte. „Sie wollen mich auf den Arm nehmen! Ich kenne keinen, der Zorro auch nur ansatzweise ähnlich sah.“ „Du warst noch ein Säugling, als er bei euch gearbeitet hat. Ryo, so hieß er. Ziemlich eigensinnig und dickköpfig. Er und ich… Wir kannten uns ziemlich gut. Er hat für deine Familie gearbeitet…“ Der Champ schwieg einen Moment, während er anscheinend versuchte die richtigen Worte zu finden. Sanji hielt inne. „Für meine Familie?“, fragte er schließlich ungläubig und verstand noch weniger als zuvor. „Ja, sein Vater und dessen Vater, eigentlich die ganze Familie, arbeiteten und dienten als Leibwachen deiner Familie. Soll angeblich eine Jahrhunderte alte Tradition sein. Ich hielt nie viel davon. Ryo ebenso wenig, doch Rebellieren stand nicht in seinem Sinne. Welch Ironie, dass gerade ihr euch wieder getroffen habt…“ Sanji sah den Champ ungläubig an. Dieser kannte also Zorros Vater und dennoch verhielt er sich so distanziert gegenüber Zorro… „Ryo diente deinem Vater immer, empfand zwischenmenschliche Beziehungen als unwichtig und tat sich ziemlich schwer mit Frauen. Eigentlich mit den meisten Menschen, doch das störte deinen Vater nicht. Aber Ryo täuschte sich, was seine Ansichten anging. Er verliebte sich in eine, die eigentlich mir bestimmt worden war. Und sie sich in ihn. Ihr Name war Kyoko.“ Der Champ unterbrach seine Rede und nahm einen Schluck Kaffee. Dass Mihawk dieses Gespräch nur ungern führte, war offensichtlich, doch er versuchte dem Blonden nur so wenig wie möglich zu erzählen, was nicht ganz funktionierte, denn früher oder später würde es der Blonde erfahren oder herausfinden. „Ich hielt mich von da an von ihm fern. Ein Gespräch zwischen ihm und mir kam kaum noch zustande. Mein Stolz war gekränkt, als sich herausstellte, mein einziger Freund hat mir meine Verlobte genommen. Aber anstatt ein Gespräch mit ihm zu suchen, hielt ich Ignoranz für die beste Lösung und arbeitete an meiner Karriere. Die Schule meines Vaters schloss ich, da ich es für reine Zeitverschwendung hielt. Dennoch weiß ich nur zu gut, wie Ryo sich für die Familie Sekujai ins Zeug gelegt hat. Er hat deinen leiblichen Vater überall hin begleitet. Als eines Tages dein Vater Morddrohungen erhielt und Geschäfte mit Sir Crocodile ablehnte – was, egal welche Entscheidung er getroffen hätte, ein Fehler war - sah sich Ryo gezwungen zu handeln. Er schleuste sich in die Unterwelt ein, arbeitete aber weiterhin für deine Familie. Dass es hart für ihn war, hat er nie gesagt, doch ich sah es ihm an. Wir waren jung und übermütig… Was er alles machen musste, wollte ich nicht wissen, aber konnte es mir nur allzu gut vorstellen. Seine sonst so reine Weste war beschmutzt und er hatte das Blut von unschuldigen Menschen an seinen Händen kleben. Wenn er ein Gespräch mit mir suchte, haben wir uns oft deswegen gestritten. Besonders wenn es um Kyoko ging. Als er erfuhr, sie sei mit Zorro schwanger, und er es mir mitteilte hielt ich ihm eine Predigt, wie verantwortungslos er war. Sich und seine werdende Familie in solch eine Gefahr zu bringen war mehr als infantil, und ich bat ihn aus dem Geschäft auszusteigen, doch er schüttelte nur den Kopf.“ Der Champ machte eine Pause und schaute weg. Sanji konnte nicht wirklich glauben, was er da eben zu hören bekam. „Es… war nicht einfach. Vor allen Dingen gab es bei der Geburt Komplikationen und Kyoko war seit dem ans Hospital gebunden. Deine Familie übernahm einen Teil der Kosten, und Ryo bat um Erlaubnis seinen Sohn mit zur Arbeit zu bringen. Entweder krabbelte Zorro durch dein Zimmer oder ihr beide habt in deiner Wiege geschlafen. Kaum wurde sein Sohn ein Jahr alt, kam Ryo zu mir und teilte mir mit, dass er aus dem Geschäft der Unterwelt aussteigen wolle. Er bat um Hilfe, die ich ihm verweigerte. Ich sagte ihm, es sei schon zu spät und er müsse mit den Konsequenzen leben. Dass ich zur selben Zeit den „Sieben Samurai“ beigetreten bin, erfuhr er, als ihm aufgetragen wurde, auf das neuste Mitglied einen Attentat auszuführen. Was er nicht wusste, war, dass er einen ehemaligen Freund töten sollte…“ „’Sieben Samurai?’“, Sanji konnte kaum glauben, was er da hörte. Das war weit entfernt von Friede-Freude-Eierkuchen. Er hatte sich einiges ausgemalt, aber alles war weit entfernt von dem da, was dieser Mann hier erzählte. Und auch wenn es sich so absurd anhörte, was für einen Grund hätte Mr. Dulacre ihn anzulügen? Keinen. „Ach ja sicher... Du kannst sie ja nicht kennen. Die Sieben Samurai wurden gegründet um an die Mafiabosse ranzukommen. Anders gesagt, sind das ebenfalls Mafiabosse, die sich mit dem Regierungen aller Länder verbünden haben, weil sie dann nicht mehr gejagt würden. Das gibt einem diverse Sonderrechte, aber bürdet zugleich eine schwere Last auf. Diese Samurais leben auf der ganzen Welt verteilt.“ „Und hier leben unvorteilhafter Weise zwei von ihnen...“, stellte Sanji fest. Jetzt wurde ihm einiges klarer. Mihawk nickte zustimmend. Es wunderte ihn nicht, dass Sanji es wusste. Wer Jahrelang bei diesem Perversen lebte, bekam mehr mit, als man wollte. „Sir Crocodile und ich. Ryo konnte den Auftrag, mich zu erledigen, nicht durchführen. ‚Mein geliebter Freund… Ich kann dich nicht umbringen. Verzeih…‘ Genau diese Worte hat er zu mir gesagt. Vor Wut und unergründlichem Zorn fing ich einen Kampf an. Ich gewann, da Ryo nicht gegen mich kämpfen wollte, und er verschwand schwer verletzt. Dass sein ewiges Katz und Maus Spiel nicht gut gehen konnte, war ihm selber bewusst, und er war nicht allzu überrascht, als er herausfand, dass Sir Crocodile ihn ausspionieren lies. Womit er aber nicht rechnete, war, dass dieser Bastard den Tod seiner Frau zu verantworten hatte. Zunächst dachte ich, Ryo würde daran zugrunde gehen und an Rache denken, aber er schwieg und fuhr mit seiner Arbeit weiter fort. Kurz darauf verstarb auch dein eigener Vater, Sanji. Ryo entkam nur knapp den Tod… Mein Freund berichtete mir damals per Post, was er vorhabe, und bat mich dir und deiner Mutter solange Asyl zu gewähren, bis er die Sache unter Kontrolle hatte, doch auch dass verneinte ich. Ryo nahm es mir nicht übel … aus unerklärlichen Gründen.“ Der Champ hielt kurz inne und schien für einen Moment abwesend zu sein. Der Blonde hingegen wusste nicht so recht, wie er reagieren sollte, und spürte kaum später, wie etwas auf seine Hand tropfte. Verwundert schaute er auf diese und bemerkte erst jetzt, dass Tränen aus seinen Augen kullerten. Dabei war er doch immer fest davon überzeugt gewesen mit dem Tod umgehen zu können. Hastig wischte er die Tränen mit seinem Ärmel weg. „Selbst als ich in dem zerstörten Haus ankam – wo er dich und deine Mutter einige Zeit lang versteckte hatte, bevor ihr unter Personenschutz der Regierung kamt - hatte er während seines Todes noch die Dreistigkeit mich anzulächeln und von mir zu verlangen, ich solle ein Auge auf seinen Sohn werfen. Nicht mich um ihn kümmern, sondern nur ein Auge auf ihn behalten. Wenn schon nicht als Patenonkel, dann als Freund oder entfernter Verwandter… Ich vergesse nie den Anblick...“ Mihwaks Hand fuhr durch sein Gesicht, ehe er sich von Sanji schweigend abwandte. Anscheinend litt dieser Mann immer noch daran, dass zuerst seine Verlobte und dann sein bester Freund gestorben waren. Auch wenn er ein so stolzer und starker Mann war, ein Mensch war er immer noch. „Um es kurz zu fassen, ich habe meinem besten Freund beim Sterben zugesehen. Selbst der Körper des kleinen Jungen war Blutüberströmt... Ein Krankenwagen wäre nicht rechtzeitig da gewesen und meine Position als einer der Sieben Samurai habe ich auch nicht genutzt. ‚Es ist nicht meine Angelegenheit...’ genau das habe ich ihm noch in den letzten Minuten seines Lebens an den Kopf geworfen. Man kann es so oft drehen, wie man will. Dass Ryo Sir Crocodile auf einem Silbertablett geliefert wurde, ist nicht nur einfach so passiert. Ich war es. Und dafür gibt es keine Entschuldigung.“ Mihwak stand auf, ehe Sanji ihm schnellen Schrittes hinterher ging um ihn weiter zuzuhören. Mihawk Dulacre war wohl doch menschlicher, als es seine harte Fassade zuließ. Und dass er dieses Mal mehr Gefühl zeigte, daran durfte Sanji sich nicht gewöhnen. Nein, es war eine Ausnahme. „Ehrlich gesagt, dachte ich, Zorro sei bei dem Angriff auf seinen Vater ums Leben gekommen, aber da lag ich wohl falsch. Auch wenn er überlebt hätte, ich hätte ihn höchstens zu einem Waisenhaus gebracht, da seine Großeltern schon längst verstorben waren. Anscheinend hatte dieser kleine Bengel schon immer mehr Glück als Verstand… Wie er es bis jetzt geschafft hat zu überleben, könnte man fast ein Wunder nennen, oder vielleicht trifft es ja zu, dass das Glück immer bei den Dummen ist… Als der erste Kampf zwischen Zorro und mir anstand, dachte ich, dieser sei nur ein Poser und habe sich aus Trotz seinen Eltern gegenüber die Haare grün gefärbt, doch noch während des Kampfes stellte sich heraus, dass er dafür geboren ist zu kämpfen. Genau wie sein Vater. Und immer mehr bestätigte sich meine Befürchtung, als er wieder bei mir auftauchte.“ Sanji wusste nicht wirklich, was er sagen sollte. Er war vollkommen durcheinander und folgte dem Champ, der nun langsamer durch den Park schlenderte. Eine ganze Weile lang sprach keiner der beiden auch nur ein einziges Wort, bis der Champ beim Vorbeigehen seinen leeren Kaffeebecher in den nächsten Mülleimer warf. „Dass du noch lebst, kannst du ebenfalls Glück nennen. Crocodiles Gier nach Macht und Geld kennt keine Gnade. Wenn du dein 18. Lebensjahr erreicht hast, wird er dich zwingen das Vermögen, an das du jetzt noch nicht rankommst, auf ihn überschreiben zu lassen. Und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Dass dich niemand auf offener Straße erkennt, hast du deiner Mutter zu verdanken, die immer darauf bestanden hat, dich vor der Presse zu schützen.“ Sie waren nun an dem Eingang des Krankenhauses angekommen. Für den Champ war anscheinend das Gespräch nun beendet, denn er hatte nichts mehr hinzuzufügen. „Ich hoffe, dir ist bewusst, warum Zorro dass alles tut… Auch wenn er es selber nicht weiß oder es sich nicht erklären kann.“ Mit diesen Worten war der Champ von dannen gezogen und hatte Sanji mit seinen Gedanken allein gelassen, welcher nun durch das Krankenhaus irrte und Zorro kurz besuchen wollte. Dass Zorro seine Vergangenheit nicht wissen wollte, blieb Sanji schleierhaft. Vielleicht war dieser es auch Leid, Mitleid von jedem zu bekommen, und hatte genug mit seinem jetzigen Zustand zu kämpfen. Von Sanji würde er kein Mitleid bekommen. Nein, der Blonde war fest entschlossen Zorro Parole zu bieten und seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Jetzt endlich stand er vor der Tür, vor der auch Kid stand und durch den Spalt spähte. „Oh…“, kam es leise von Sanji und ließ Kid ertappt aufzucken. Ein Grummeln sollte Sanji wohl als Begrüßung reichen. „Bist heut recht spät dran.“ Dass Kid immer noch nicht Sanji akzeptierte und ihm insgeheim vorwarf für Zorros jetzigen Zustand verantwortlich zu sein, war Sanji nur allzu bewusst, doch Kid hatte es nicht ausgesprochen. „Ja, ich weiß.“, sprach Sanji und wollte gerade durch die Tür gehen, als Kid ihn zurück hielt. „Lass es. Er schläft seit langem wieder ruhig.“ „Zorro schläft nicht.“, antwortete Sanji. „Er denkt nach.“ Mit diesen Worten löste sich Sanji von Kids Griff und trat ein. Leise setzte er sich auf den Stuhl neben Zorros Bett. Lange geschah nichts. Bis Sanji das Wort ergriff. „Ich… wollte dir ein Bento mitgebracht haben. Mit Reis und Fisch. Aber es ist mir runtergefallen.“ Sanjis Hände ergriffen die eigene Hose, verkrampften sich fast. Wenn er an das Gespräch mit Mr. Dulacre dachte, wurde ihm ganz anders zumute und sein Mut verschwand. „Zorro… auch wenn du nicht mit mir redest. Ich… ich möchte mich bedanken für das, was du für mich getan hast… Aber ich möchte nicht mehr, dass wir uns sehen. Du sollst nicht dein Leben für mich opfern. Es ist besser Mihawks Hilfe, egal welcher Art sie auch sein mag, anzunehmen. Auch wenn du es nicht willst. Nach einiger Zeit… wirst du sicherlich damit klar kommen…“ Sanjis eigene Stimme zitterte bei diesen Worten so sehr, dass er sichtlich Mühe hatte überhaupt ein Wort rauszubringen. „Es ist zwar nicht das, was ich will und es würde deine getane Arbeit völlig zunichte machen… aber die friedlichste Lösung wäre, wenn ich zurück zu Sir Crocodile gehe... Bevor ich das mache, möchte ich mich bei dir bedanken.“ Kaum hatte Sanji diese Worte ausgesprochen lehnte er sich rüber und flüsterte etwas ins Zorros Ohr. Danach berührten versehentlich seine Lippen die weiche Haut. „Es tut mir Leid…“ Sanji konnte sich nicht mehr kontrollieren und versehentlich tropfte eine Träne auf Zorros Haut. „Ich folge dir bis in die Hölle…“ Sanji öffnete die Augen und blickte in das wache Auge von Zorro. Die raue und ziemlich schwache Stimme hatte mehr Biss als erwartet und die Hand war nicht so kalt wie die von Sanji, als diese sein Gesicht berührte. „Wenn du jetzt gehst… hol ich dich da wieder raus! Und… wenn du wieder abhaust… dann noch einmal! Immer wieder!“ Zorros Mimik war diesmal weder kühl noch emotionslos. Sie war ernst und seine Stimme rau. „Ich… lass dich nicht gehen...“ Sanji brachte keinen Ton heraus. „Dieser Mann… hat mir einmal was genommen. Ein weiteres Mal… schafft er es nicht…“ Zorro holte Luft, denn es fiel ihm schwer zu reden. Besonders wenn so viele Nadeln noch in seinem Körper steckten und sein Kopf noch so ziemlich dröhnte. „Hassen… wirst du mich so oder so… Egal wie ich mich entscheiden werde. Also bleibst du hier…“ Ohne es wirklich zu verstehen drückte Zorro Sanjis Kopf zu sich, die Schmerzen der Nadeln ignorierend. Berührte vorsichtig die weichen Lippen. Ganz sachte kam Sanji ihm entgegen, stütze sich an den Seiten mit den Armen ab, ehe Zorro den Kuss auflöste. „Hast du auch Angst, Sanji?“, fragte Zorro ihn leise und konnte dessen zitternden Atem fühlen. Dieser Kuss war anders als die anderen Male zuvor. Besonders, da sich Sanji bewusst geworden war, wie viel ihm an Zorro lag. Aber wie sah es bei Zorro aus? Er band sicherlich mit seiner Art die Leute an sich, bis sie ihm nichts mehr nützten. Dann ließ er sie fallen. Langsam entfernte sich Sanji von seinem Freund, dem er vieles zu verdanken hatte. Er würde ihn vermissen. Die raue gemeine Art aus unergründlicher Weise am meisten. Vorsichtig öffnete er die Tür und blickte noch mal zu Zorro. Dieser hatte ihm wieder den Rücken zugekehrt und schwieg. Genauso wie Sanji. Stillschweigend an Kid vorbeilaufend, verließ er das Krankenhaus, doch rannte in die eine Person hinein, mit der er am allerwenigsten gerechnet hatte. Seiner Therapeutin. „Hallo Sanji.“, grüßte die adrett gekleidete Frau ihren Patienten, während sie die Tür ihres Wagens zumachte. „Ich habe gehofft dich hier anzutreffen.“ Sanji konnte nichts sagen. „Wie geht es Zorro? War das Gespräch mit Mr. Dulacre gut?“ Dem Schüler stockte kurz der Atem. Die Frau war zwar schön und freundlich, aber dennoch hatte er sie nie wirklich gemocht. Dass sie jetzt vor ihm stand und ihn all das fragte, war ihm nicht ganz geheuer. „Hey… es ist unhöflich mich zu ignorieren.“ Sie hob sein Kinn mit ihrer schlanken Hand an. Dass sie Sanji näher gekommen war, fiel dem Jungen erst jetzt auf. So wurde Sanji schon einmal berührt, und zwar als er das erste Mal bei Crocodiles Dame war. Das und dass diese Frau ihm nicht nur verdammt bekannt vorkam, nein, er wusste genau wer sie war! „Du!?!“, kroch es leise aus seiner Kehle, ehe er sich versuchte von ihr zu lösen, doch sie ergriff ihn fest bei der Hand. „Hast aber ziemlich lange gebraucht, meine Lieber.“ Die Brille abnehmend entblößte die Dame ihre wahre Identität. „Geisha!“ Sanji spukte diesen Namen aus, als sei es ein übelschmeckender Kaugummi. Wie sehr er diese Frau hasste! „Ich dachte, ich hätte dich besseres Benehmen gelehrt, mein Lieber.“ Sie schmunzelte, als sie Sanjis verängstigtes Gesicht sah, denn es amüsierte sie köstlichst. „Ich glaube, wir fahren mal zu deinem Herren. War ja nicht grad die feine Art, ihm für seine Fürsorge und Gnade so zu danken. Ich dachte, das Thema ‚Abhauen‘ hätten wir damals geklärt? Anscheinend doch nicht.“ Ihr Gesichtsausdruck wurde dem Schüler zu unheimlich und ließ ihn erstarren. Das oder die Erinnerung an das alles, was damals geschah, wenn er abgehauen ist. „Wenn du freiwillig mit mir mitkommst, wird deinem Lover auch nichts passieren. Versprochen…“ Sanji zuckte kurz zusammen, ehe er ein kleines Lächeln zustande brachte. Welch‘ Ironie… Aber plötzlich entfernte eine kräftige Hand den zierlichen Körper des Jungen von der Frau, und schon fand sich Sanji hinter einem im Anzug steckenden Mann wieder. „Der junge Herr lehnt dankend ab.“ Die tiefe dunkle Stimme ließ Sanji aufschauen. Vor ihm stand ein Schrank von einem Mann. Groß und stämmig. Eine Brille verbarg die Augen, unter einem Hut zeigten sich schwarze lockige Haare, die bis zur Schulter reichten und die Hände waren in Handschuhen versteckt. Geisha sah erschrocken ihren Gegenüber an. „Sie?!“ Ihre Stimme bebte, ob vor Angst oder Zorn ließ sich nicht ganz sagen, doch sie wich einige Schritte zurück, ehe sie sich wieder fasste. „Wie kannst du nur…?!“ Zornig blickte sie den Mann an, dessen Miene steif war. „Was fällt dir eigentlich ein?! Misch dich nicht in etwas ein, was dich nichts angeht!“ „Mr. Dulacre lässt Grüße ausrichten, Madame. Wenn sie uns jetzt entschuldigen würden!“ Mit diesen Worten wollte er sich mit Sanji von dannen machen, als Geisha aufgebracht das Wort ergriff. „Denk ja nicht, dass dich so was retten könnte, Sanji! DU gehst zwar jetzt, aber nicht für immer! Früher oder später wirst du wieder bei uns landen! Einmal in diesem Milieu, immer im diesem Milieu!“ Wütend wand sie sich von den beiden ab, stieg in ihr Auto und fuhr davon. Etwas verwirrt sah Sanji sich nach hinten um und erhaschte den letzten Blick auf die davon brausende Geisha. „Seien sie unbesorgt, Mr. Sanji.“, sprach der Schrank neben ihm. „Mr. Dulacre schickt mich. Ihnen wird nichts mehr passieren.“ Sanji nahm es mit einem Nicken hin, hinterfragte nichts mehr und wurde vom großen Mann zu einem Wagen geleitet. Ohne etwas zu sagen, stieg der Blonde ein. Mit hibbeligen Füßen trat Kid umher. Ja, Kid war nervös. Besonders da er jetzt vor Laws Wohnung wartete um mit dem Arzt zu reden, doch dieser kümmerte sich um seine Patienten und ließ sich anscheinend absichtlich viel Zeit. Seit Sanji die Klink verlassen hatte, waren schon drei Stunden vergangen und er hatte in der ganzen Zeit nichts anderes gemacht als zu warten. Es erschreckte ihn einen kurzen Moment, als die Straßenlaternen aufleuchteten und das kalte Licht auf ihn schien, aber das änderte nichts an seinem Zustand, dass er nicht wusste, was er in der ganzen Zeit machen sollte. Mal saß er, dann lief er hin und her, wenn er nicht gerade versuchte sich zu fragen, was er hier überhaupt wollte. Kaum stand er direkt vor dem Eingang, ließ die ganze Sache noch einmal Revue passieren, waren Passanten zu hören, die er aber ignorierte, bis schließlich wieder Ruhe einkehrte. „Kann ich dir helfen?“, kam es eher unfreundlich und rhetorisch gemeint von dem erwarteten Arzt, der Kid völlig überraschte, so dass dieser beinahe laut wie ein Mädchen gekreischt hätte. Kid schaute den etwas überarbeiteten Arzt an und suchte nach Worten. „Wenn nichts ist… Entschuldige mich.“ Mit diesen Worten lief Law an Kid vorbei und war gerade dabei die Tür aufzuschließen, als jener das Wort ergriff. „Law… hättest du eine Minute?“ Der Angesprochene hielt inne und wünschte sich im selben Augenblick den Umweg in den Supermarkt genommen zu haben um die jetzt gewünschte Alkoholmenge dabei zu haben. Dann ließ er den Schlüssel sinken und blickte Kid von der Seite an. Die Straßenlaterne ließ nur gedämmtes Licht auf Kids Gesicht scheinen, was es Law umso schwerer machte es lesen zu können. Während Law ihn musterte, liefen durch Kids Kopf zu viele Gedanken, als dass er wusste, wo er anfangen sollte. Nervös kratzte er sich am Hinterkopf, wobei er sich auf die schmale Unterlippe biss. „Es… geht um… naja… wie soll ich sagen… also…“ „Kid, entweder du sagst was gescheites oder wartest bis du hier draußen alt wirst!“, fuhr Law ihn scharf von der Seite an und wollte nur die einen Worte hören. Kid schluckte, ehe er näher trat und Law direkt in die Augen blickte. „Halt doch einmal deine Klappe und lass mich nachdenken, ja?! Menschenskinder…“ Kid regte sich wahrlich auf und tat sich sichtlich schwer auch nur den richtigen Anfang zu finden. Mister Arzt wurde ruhig, denn er wunderte sich über die vom Trainer neu entdeckte Unsicherheit. „Wegen der Funkstille… es tut mir leid.“ Der Blick des Rothaarigen war etwas von Trauer geprägt, auch wenn er sich Mühe gab es zu verbergen, und ehrlich. „Law…“ Kid beugte sich etwas zu Law runter und seine Hand fuhr langsam zum Kinn des anderen, ehe Kid es anhob um den Arzt noch näher zu kommen. Hätte Kid gewusst, was allein diese Bewegung bei Law ausgelöst hatte, hätte er sie für überflüssig befunden. „Law ich…“, ohne noch etwas zu sagen berührte' der Trainer die Lippen jenes Mannes, dem er vor Jahren das Herz genommen, mit Glück, Trauer und Zuversicht genährt hatte, bevor er alles zerstörte. Durch sein infantiles Verhalten, durch seine Gier nach mehr, durch den Antrieb, der Beste zu sein. Wenn sie sich damals geküsst hatten, war er zu stürmisch gewesen, zu wild und es war weit entfernt von dem jetzigen Prickeln gewesen, wenn Kid sich Law näherte. Der Kuss war sanft, wenn nicht schüchtern und dennoch leidenschaftlich. Vorsichtig fuhr Kids Hand zu Laws Hinterkopf, drückte dessen Kopf noch mehr gegen den seinen, ehe er den Kuss auflöste. „Ich will dich nicht als mein Spielzeug benutzen… Ich kann es nicht. Auch wenn es dir genügt…“ Kid schwieg einen Moment um die richtigen Worte zu finden. „Ich bin nicht der hellste, aber mir ist klar, dass es falsch ist mit deinen Gefühlen zu spielen. Dich für meine Triebe zu benutzen…“ Laws Augen fühlten sich plötzlich so feucht an. Alles, was dieser Idiot in den letzten Augenblicken gesagt hatte, traf Law wie nichts anderes zuvor. „Genau genommen habe ich dich fern gehalten… Durch meinen Egoismus, meiner Unwissenheit und Scham dir noch einmal gegenüber zu treten. Aber als du nach jenem Tag einfach gegangen bist, habe ich es bereut dich nicht aufgehalten zu haben. Den Mut nicht gehabt zu haben dir zu sagen, wie viel du mir doch bedeutest. Heute im Krankenhaus… Law…“ Kid sah den Mann vor sich hilflos an. „Ich… weiß echt nicht, wo mir der Kopf steht. Ich will dich nicht wieder verletzten, doch ich will dich für mich haben! Aber die Sache mit ihr... Sie blockiert mich irgendwie immer noch. Dennoch ist mir klar geworden, dass ich dich brauche…“ Kid machte eine Pause um tief einatmen zu können. Eine Pause die dem Arzt viel zu lang erschien, aber dann setzte Kid seinen Satz fort. „Law, ich liebe dich!“ Die Hände des Mannes, dem Kid gerade die Liebe gestanden hatte, umschlangen den Nacken des anderen, wollten ihn nicht mehr gehen lassen, doch im selben Moment wollte Law seinen geliebten Freund auch von sich wegstoßen. Tränen liefen sein Gesicht hinunter, bevor Kid auch nur die Gestik verstand. „Wenn du mir noch einmal wehtust, dann reiß ich dir den Arsch auf… Haben dass deine Gehirnzellen verstanden?!“, drohte der Arzt unter einem glücklichen Schluchzen, wobei der Angesprochene nur schmunzelnd zustimmen konnte. „Ja, haben sie.“ Bevor Law was antworten konnte, küsste Kid seinen Geliebten. Diesmal innig und es entfachte das Feuer erneut, ehe der Arzt auch nur die Tür öffnen konnte um in die Wohnung zu gelangen, wo sie die Zweisamkeit genossen… Hosted by Animexx e.V. 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