Keep my Secret von -melinda- (... and love me) ================================================================================ Kapitel 40: Eine kleine Unwahrheit ---------------------------------- "Mafuyu-", Inuyasha war der Erste, der ein Wort herausbrachte, "Jetzt raste nicht aus, okay?" Sie schaute noch immer verwirrt zwischen den beiden hin und her, wurde leichenblass und stolperte ein paar Schritte rückwärts. "Es gibt dafür eine Erklärung, also-", redete er weiter auf sie ein, doch Mafuyu schüttelte abwehrend den Kopf, machte auf dem Absatz kehrt und rannte weg. "So ein Dreck!", fluchte Inuyasha. Er wollte ihr zunächst nach, entschied sich aber dann dagegen, weil es noch mehr Aufmerksamkeit erregen würde. Und die Aufmerksamkeit neugieriger Mitschüler war das Letzte, was sie nun gebrauchen konnten. "Wohin geht sie? Was macht sie jetzt?", fragte Kagome leicht panisch, nachdem auch sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. Inuyasha wandte sich ihr zu und verzog nachdenklich das Gesicht. "Äh- 50/ 50 Chance. Entweder sie läuft direkt zur Schulleitung oder zu den Pferdeställen." "Zu den Ställen?", fragte Kagome nervös. "Wenn sie etwas aufregt, geht sie dorthin um sich zu beruhigen. Es ist ihr Rückzugsort." Kagome brannte die Frage auf der Zunge, warum in aller Welt er das wusste, stattdessen fragte sie: "Sollen wir uns aufteilen?" "Gute Idee", antwortete Inuyasha und sie beide befanden sich schon auf halbem Weg zum Ausgang. "Du suchst sie bei den Ställen und ich fange sie, falls nötig, vor der Schulleitung ab." "Glaubst du wirklich, sie würde mich verraten?" "Keine Ahnung", murmelte er unsicher. "Ich hoffe nicht." "Also los", meinte Kagome unglücklich und nachdem sie die Bibliothek verlassen hatten, rannten beide in entgegengesetzte Richtungen. Es dämmerte bereits und stürmischer Wind preschte ihr entgegen, als Kagome aus einem der Seitenausgänge eilte. Die weißen Kieselsteine auf den Wegen des Zentralhofes klackerten bei jedem Schritt unter ihren Schuhen. Ihre Füße rutschten mehrmals weg und sie kam aufgrund dieser Umstände nicht so schnell voran, wie sie gewollt hatte. Glücklicherweise begegnete sie niemandem. Auch bei den Ställen war keine Menschenseele zu sehen. Da Kagome nicht wusste, in welchem der drei großen Gebäude Mafuyu sein würde, hatte sie keine andere Wahl, als jede einzelne Box abzulaufen. Es roch nach frischem Heu, Staub, Mist und die Luft war stickig, erschwerte ihr das Atmen. Die Pferde scharrten unruhig mit den Hufen und schnaubten, als sie an ihnen vorbeilief. Sie schien die sensiblen Tiere mit ihrer Nervosität anzustecken. Darum warf sie nur einen kurzen Blick in jede Pferdebox und zog schnell weiter um nicht mehr Unruhe als nötig zu verursachen. Kagome war schon lange außer Puste, als sie das letzte Stallgebäude betrat und ihre Suche fortsetzte. Sie hatte die Hoffnung fast aufgegeben und spielte mit dem Gedanken zurück zu laufen, als sie in einer der hintersten Boxen rotblondes Haar durch die Gitterstäbe hindurchschimmern sah. "Mafuyu-", japste sie angestrengt und kam vor ihrer Box zum stehen. Das Mädchen drehte sich zu ihr um und sah sie traurig an, ihre Arme um den Hals einer hübschen weißen Stute gelegt. "Was willst du?", fragte Mafuyu abweisend. Kagome öffnete und schloss den Mund, hob dann den Zeigefinger um ihr deutlich zu machen, dass sie noch einen kurzen Moment brauchte. Schwer atmend stützte sie ihre Hände auf ihre Knie und kam allmählich wieder zur Ruhe. Sie hatte heftiges Seitenstechen, aber mit leisen Klagelauten richtete sie sich wieder auf. "Huff- Also, ich-", setzte Kagome schließlich an und trat näher. "Ich möchte dir alles erklären." "Du brauchst mir nichts erklären!", zischte Mafuyu verärgert. "Ich habe ja gesehen, was da zwischen dir und Inuyasha abgeht." "Ja, schon. Aber du kennst die Umstände nicht. Es ist so, dass-" Ein verzweifeltes Schluchzen unterbrach sie und Kagome sah Mafuyu schuldbewusst dabei zu, wie sie ihr Gesicht in der Pferdemähne vergrub und furchtbar weinte. "Es tut mir leid-", stammelte Kagome vorsichtig. "Ich weiß, dass Inuyasha dir sehr viel bedeutet. Wir wollten dich ganz sicher nicht verletzen." "Wissen die anderen es?", murmelte sie. "Ray und Sam? Yori?" "Ähm, ja", gab Kagome zu. Mafuyu wischte sich mit ihrem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. "Inuyasha ist der einzige Mensch auf der Welt, dem ich vertraue. Er ist mein einziger richtiger Freund, er weiß alles über mich. Es verletzt mich, dass er glaubt er könnte sich mir nicht anvertrauen", schluchzte sie. "Es ist nicht seine Schuld", verteidigte Kagome ihren Freund. Mafuyus Worte überraschten sie etwas. Inuyasha hatte nie durchblicken lassen, dass sie sich scheinbar so nahe standen. "Ich habe ihn darum gebeten, es für sich zu behalten. Den anderen haben wir es auch nicht gesagt, sie sind nur dummerweise dahinter gekommen." "Verstehe." Es hatte langsam angefangen zu regnen. Auf dem Dach der Scheune begann es immer lauter zu prasseln und zu plätschern. Mafuyu tätschelte ihr Pferd und verließ schließlich die Box. Sie legte von außen den Riegel der Tür um. "Kaoru, zieh nicht so ein besorgtes Gesicht, ich werde es niemandem erzählen." "Nicht?" "Nein! Es geht schließlich um eure Privatsphäre. Ihr entscheidet, wann ihr das öffentlich machen wollt. Wer wäre ich denn?", rief sie empört. "Danke, Mafuyu", sagte Kagome mit hörbarer Erleichterung in ihrer Stimme. "Und es tut mir leid, dass ich weggelaufen bin. Ich war nur so überrascht. Ich habe Inuyasha in der Bibliothek nach hinten gehen sehen und ich bin ihm nach, um ihn zu begrüßen. Ich hatte nicht erwartet, euch beide beim rumknutschen zu sehen. Verstehe mich nicht falsch, ich habe kein Problem mit Homosexualität-" "Eh?" "Ich hätte nur nicht gedacht, dass Inuyasha zum anderen Ufer gehört. Dass er schwul ist, wäre mir nie in den Sinn gekommen." Kagome starrte sie mit großen, ungläubigen Augen an, als ihr schmerzlich bewusst wurde, was Mafuyu dachte zu wissen. Unwillkürlich zupfte sie etwas an ihrer Perücke herum. Natürlich. Sie hatte nur gesehen, wie sich zwei Jungs hinter einem staubigen Bücherregal geküsst haben. Sie war beinahe mit Inuyasha zusammengestoßen, als sie die Tür zum Apartment geöffnet hatte. "Sie war nicht bei der Schulleitung und auch nicht in ihrem Zimmer-", sagte er schnell und Kagome legte ihre Hände an seine Brust, um ihn zu beruhigen. Sie war völlig durchnässt und zitterte vor Kälte. "Deine erste Vermutung war richtig, sie war im Stall. Ich habe mit ihr geredet." Erleichtert und erschöpft ließ er sich mit ihr auf die Couch fallen. Er nahm ihre Hände und streichelte sie fest, versuchte sie etwas aufzuwärmen. "Und? Wie ist es gelaufen?" "Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht", antwortete Kagome und rutschte näher an ihn heran. "Die gute Nachricht ist: Mafuyu weiß noch immer nicht, dass ich ein Mädchen bin." "Sie-", setzte Inuyasha an und hob überrascht die Augenbrauen. "-weiß es nicht?" "Nein." "Dann-", grübelte er. "Die schlechte Nachricht ist-" "Sie glaubt wir sind schwul!" "Sie glaubt wir sind schwul", bestätigte Kagome nickend. "Na, toll", seufzte er und legte den Kopf in den Nacken. "Der neueste Campus-Klatsch." "Sie wird die Einzige sein, die das denkt. Sie sagt, sie behält es für sich, weil sie unsere Privatsphäre respektiert- das klang sehr vernünftig." Inuyasha verzog unglücklich das Gesicht. Er war alles andere als zufrieden mit der Situation, das konnte man ihm deutlich an der Nasenspitze ansehen. "Ich habe mich besser damit gefühlt, ihr etwas zu verheimlichen, anstatt sie direkt anzulügen", murmelte er. "Es ist nicht optimal, aber so sehen wir erst mal wie es läuft, ob sie wirklich den Mund halten kann. Und dann können wir ihr immer noch alles sagen. Es ist eine vorübergehende Notlüge. Eine kleine Unwahrheit." "Also gut", stimmte Inuyasha ihr widerwillig zu. "Du bist dabei?" "Ja, das ist besser als das Unterwäsche-Ding, damit komm ich klar." "Danke!" "Aber ich werde nicht anfangen komisch zu reden!" "Nein-" "Ich werde nicht so tun, als interessiere ich mich für Mode!" "Natürlich nicht, das ist ja das Gute, du brauchst dich gar nicht zu ändern." "Ich rasiere mir nicht die Beine und trage keine Handtasche!", machte er deutlich und Kagome betrachtete ihn nachdenklich. "Du hast ein sehr klischeebehaftetes Bild von Homosexuellen. Daran solltest du arbeiten." Die Apartmenttür öffnete sich und Ray trat in den Raum. Er schleppte drei schwere Rucksäcke und ließ sie mit einem angestrengten Seufzen von der Schulter rutschen. Vorwurfsvoll schaute er auf Inuyasha und Kagome herab. "Wenn ihr euch noch einmal zu einem Stelldichein davon schleicht, vergesst eure Taschen nicht!", sagte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)