Keep my Secret von -melinda- (... and love me) ================================================================================ Kapitel 34: Das fängt ja super an --------------------------------- "Erinnert mich bitte jemand daran, das nächste Mal nicht mit Mafuyu essen zu gehen?", seufzte Yori und schlurfte hinter den anderen das letzte Stück zu den Wohnheimen. "Mich auch, bitte", murmelte Sam und gähnte müde. "Hey!", protestierte Mafuyu bestürzt. Es war kalt und stockfinster auf dem Zentralhof und sie waren später wieder zurück, als es geplant war. "Ich kann doch auch nichts dafür, wenn der Kellner seinen Job nicht richtig macht." "Er hat einen Fehler gemacht, na und? Du bist einfach zu penibel", kritisierte Sam sie und erntete dafür einen bösen Blick. Mafuyu hob die Augenbrauen und fragte: "Gibt es eine andere Formulierung für keine Oliven im Salat, als: Ich möchte keine Oliven im Salat?" "Niemand sagt, dass du im Unrecht warst", sagte Ray versöhnlich und Mafuyu horchte auf. "Es ist nur so, dass wir anderen warten mussten, bis der dritte Salat endlich so war, wie du ihn haben wolltest und unser Essen ist währenddessen kalt geworden. Vielleicht könntest du das nächste Mal die Oliven aus dem Salat herausholen." "Vielleicht könnte der Kellner das nächste Mal nicht so geistesgestört sein und dafür sorgen, dass ich erst gar keine Oliven im Salat vorfinde", antwortete Mafuyu trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust. "Also, Mafuyu", begann Sam und setzte einen ernsten Gesichtsausdruck auf, "Wenn du nicht freundlicher zu Angestellten wirst, ergeht es dir noch wie Cookie Sweetfield." "Cookie- wer?", fragte Mafuyu. Yori verzog das Gesicht und murmelte leise vor sich hin: "Den Namen hast du dir doch gerade ausgedacht." "Cookie Sweetfield war eine gefürchtete Restaurantkritikerin, die immer wieder mal für Schlagzeilen sorgte." "Was hat Cookie mit meinem Salat zu tun?" "Und ihren Oliven?", fragte Yori etwas lauter. "Cookie war sehr grob und gemein zu den Leuten, besonders zu Kellnern, alle hassten sie. Ein Kellner, der schon öfters unter ihr leiden musste, hatte irgendwann die Nase gestrichen voll! Es waren doch Oliven, die das Fass zum Überlaufen brachten, oder Inuyasha?" "Das konnte man im Nachhinein nicht mehr feststellen", erwiderte er ohne die Miene zu verziehen. Jetzt wusste Kagome, dass die Geschichte erstunken und erlogen war. Sie hörte weiter aufmerksam zu. "Wie dem auch sei, eines Abends kam Cookie Sweetfield also wieder in das Restaurant in dem er arbeitete. Heimlich verschloss der Mann alle Türen und Fenster. Dann schüttete er Benzin im ganzen Haus aus und zündete es skrupellos an." "Das ist ja schrecklich", sagte Mafuyu. Sie waren mittlerweile bei den Wohnheimen angekommen und standen im Hof. Sam genoss die Aufmerksamkeit, die ihr alle schenkten und steigerte sich weiter in ihre Geschichte hinein, betonte ihre Worte mit wilden Gestikulierungen. "Das Restaurant brennt, die Leute sind panisch und merken, dass alle Ausgänge verschlossen sind. Also schlagen sie die Fenster ein um zu fliehen, doch der Kellner steht schon mit seiner Axt bereit und hackt die Leute in klitzekleine Stückchen, alle sterben!" Einen kurzen Moment lang, war, bis auf das Zirpen der Grashüpfer in den dunklen Büschen, nichts zu hören. "Warum hat der Kellner auch die anderen Gäste zerhackt und nicht nur Cookie Sweetfield?", fragte Mafuyu schließlich. Sam verschränkte die Arme und nickte. "Der arme Mann hatte über lange Zeit, viel Wut angestaut und Cookie Sweetfield reichte nicht, um ihm Genugtuung zu verschaffen." "Und wieso erzählst du mir diese Geschichte?" Die anderen tauschten untereinander ungläubige Blicke aus. Mafuyu hatte ihr das Ganze offenbar abgekauft. Sam klopfte ihr auf die Schulter und schob sie Richtung Mädchenwohnheim. "Ich will nur sagen: Manchmal ist es besser eine Olive zu essen, als in Stücke zerhackt oder angezündet zu werden." Oben verschloss Inuyasha die Zimmertür hinter sich, während Kagome ihre Perücke vom Kopf zog und sich auf die Bettkante setzte. "Du bist die ganze Zeit schon so still", bemerkte Inuyasha und setzte sich gegenüber von ihr auf sein eigenes Bett. "Alles okay?" Kagome schaute ihn gedankenversunken an. Schließlich antwortete sie: "Ich denke nach." Inuyasha wartete einige Minuten darauf, dass sie fortfuhr. Tat sie aber nicht. "Worüber?", fragte er, lauter als beabsichtigt, und sah sie ungeduldig an. "Ich denke darüber nach, Mafuyu mein Geheimnis anzuvertrauen." "Wie zur Hölle, kommst du auf sowas?" Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet. "Nun", begann sie zögerlich. "Die anderen wissen es doch auch bereits und es hat sich herausgestellt, dass ich euch vertrauen kann. Ihr unterstützt mich, ihr steht hinter mir, sogar auf Ronnie und Yori ist Verlass. Mafuyu und ich stehen uns nicht sehr nah, aber ich betrachte sie als Freundin. Ich fühle mich schlecht, wenn sie die Einzige im Bunde ist, die nicht Bescheid weiß. So wie du aussiehst, bist du von dieser Idee nicht begeistert." "Diese Idee ist bescheuert." "Aber es gäbe Vorteile. Ich müsste mich in der Gruppe nicht mehr verstellen, ihr müsstet euch nicht ständig vorsehen, wie ihr mich ansprecht. Außerdem kann sich die Situation, dass Mafuyu plötzlich vor der Tür steht und ich mich verstecken muss, nicht wiederholen. Zusammengefasst: Weniger Stress, stärkere Verbundenheit, geringeres Verletzungsrisiko-" "Kagome!", unterbrach Inuyasha sie bei ihrer Aufzählung. "Ich verstehe was du meinst, aber vertraue mir, das ist wirklich eine ganz schlechte Idee!" "Warum?", fragte sie enttäuscht. Er seufzte. "Mafuyu ist nicht sonderlich gut dazu geeignet, Geheimnisse für sich zu behalten. Du weißt, wie gerne sie tratscht. Und ich fürchte, wenn du es ihr sagst, weiß es am nächsten Tag die ganze Schule. Wenn sie nicht sogar selbst die Schulleitung informiert." "Meinst du wirklich, dass sie das tun würde?" "Vielleicht", er zögerte kurz. "Ich weiß es nicht. Mafuyu ist schwer einzuschätzen, sie tut ständig Dinge, die ich nicht verstehe. Bei den anderen war ich mir absolut sicher, bei ihr habe ich ein ungutes Gefühl." "Du hast recht", gab Kagome schließlich unglücklich zu. "Es wäre zu riskant sie einzuweihen." Sie versank wieder in Gedanken, also stand Inuyasha auf und schlug ihr vor, sich gemeinsam noch einen Film anzusehen. "Das wird dich ablenken." Kagome nickte und beobachtete ihn dabei wie er den Fernseher einschaltete. "Setzt du dich zu mir?", fragte sie schüchtern, als er wieder auf sein Bett zu ging. Er stutzte, setzte sich dann aber neben sie. Glücklich und mit heißen Wangen machte sie ihm Platz und legte dann ihren Kopf auf seiner Schulter ab. "Läuft denn so spät noch ein Film?" "Irgendwas wird sich schon finden." Inuyasha zappte eine Weile lang erfolglos durch die Kanäle. Hauptsächlich liefen Werbespots. Kagomes Augen wurden immer schwerer und er bemerkte früh, dass sie bereits eingeschlafen war. Er schaltete den Fernseher wieder aus und wartete noch ein paar Minuten. Streichelte ihr über die Hand, ließ seine Wange über weiches Haar gleiten. Als er glaubte, dass sie nicht mehr aufwachen würde, rutschte er vorsichtig von ihr weg und legte ihren Kopf sanft auf dem Kissen ab. Dann ging er ums Bett herum, zog die Bettdecke unter ihren Füßen hervor und deckte sie zu. Dann zog er sein Shirt über den Kopf, machte das Licht aus und legte sich in sein Bett. Der nächste Morgen lief sehr entspannt ab. Inuyasha packte gerade einige Bücher in seinen Rucksack, während Kagome sich die Haare zusammenband und ihre Perücke darüber stülpte. Unwillkürlich fing sie leise an zu kichern. Er drehte sich um und schaute sie fragend an. "Ich musste gerade daran denken, wie anders der letzte erste Schultag war." "Wir haben verschlafen und sind zu spät zum Unterricht erschienen", nickte Inuyasha. "Ich habe mich so schuldig gefühlt, weil ich dachte es sei meine Schuld gewesen. Du warst an diesem Tag sehr gemein zu mir." Inuyasha hob überrascht die Augenbrauen. "Du hast mir gesagt, ich sei nichts Besonderes und dass du nichts mit mir zu tun haben willst", erklärte sie wissend. "Sicher, dass ich das so gesagt habe?" Kagome nickte und er verzog das Gesicht. "Ich hatte bestimmt nur schlechte Laune." "Ja, das wird es gewesen sein", murmelte sie sarkastisch vor sich hin. "Was sagst du?" "Ich habe an diesem Morgen von dir geträumt", sagte sie stattdessen. "Ach, ja? War ich im Traum auch so gemein zu dir?", fragte Inuyasha verständnislos, zog sich den Rucksack über die Schulter und ging auf sie zu. "Ich weiß es nicht mehr", log sie, lächelte ihn an und wollte ihm einen Kuss aufdrücken. Inuyasha ging einen schnellen Schritt zurück. "Bist du irre?" "Was?", fragte sie verunsichert. "Du bist Kaoru", er deutete auf ihre Perücke. Kagome blinzelte ihn verwundert an und hob fragend eine Augenbraue. "Wir brauchen klare Regeln. Wenn du die Perücke trägst, bist du Kaoru. Ich bin mit Kagome zusammen. Ich muss das trennen, sonst fliegst du meinetwegen noch irgendwann auf, weil ich nicht daran denke." "Also", begann sie, "darf ich dich nicht küssen, wenn ich die Perücke trage?" "Ganz genau." Kagome überlegte kurz und zog sich dann die Perücke wieder vom Kopf und machte damit ihre Arbeit von vorhin zunichte. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen schnellen Kuss. Dieses Mal ließ er es geschehen. Ray, Yori und Mafuyu saßen bereits im Klassenraum, als die beiden ankamen. Sie hatten noch etwas Zeit bis Unterrichtsbeginn und es waren noch nicht alle Schüler anwesend. Ray war in sein Smartphone vertieft und Yori stützte seinen Kopf auf einer Hand ab. Es schien ihm schwer zu fallen die Augen offen zu halten und sein Ellenbogen rutschte ganz langsam die Tischplatte entlang. Mafuyu lächelte zuckersüß. "Guten morgen, Inuyasha", grüßte sie ihn in einem Singsang-Ton. Inuyasha nickte ihr kurz zu und setzte sich hinter ihr auf seinen Platz. Kagome blieb neben ihr stehen und beäugte sie grübelnd. "Guten Morgen, Mafuyu", sagte sie nachdrücklich und setzte sich dann ebenfalls auf ihren Platz. Mafuyu schaute Kaoru überrascht nach und murmelte ihm noch ein zögerliches "Äh- Morgen", nach. Kagome kam zu dem endgültigen Schluss, dass Inuyasha recht hatte- dass sie Mafuyu nicht ihr Geheimnis anvertrauen sollte. Sie machte sich nicht viel aus Kaoru, es wäre ihr sicher herzlich egal, was passieren würde, sollte sie auffliegen. Wenn sie herausfand, dass Kaoru ein Mädchen war und mit ihrem Mitbewohner eine Beziehung führte, würde sie das schwer mitnehmen, da sie so unfassbar verknallt in Inuyasha war. Warum eigentlich? Sie hatte noch nie bemerkt, dass er ihr Hoffnungen gemacht hätte. Es war eher so, dass er sie offen abwies. Stirnrunzelnd wanderte ihr Blick zu Inuyasha rüber, dieser packte in diesem Moment sein Mathebuch aus. Ob sie ihn fragen sollte? "Morgen, Leute." Kagome schaute auf. Samantha schlurfte müde an ihnen vorbei. "Guten Morgen", antwortete Ray und verkniff sich ein Grinsen. Sam wirkte so, als sei sie gerade erst aufgestanden. Ihre kurzen braunen Haare waren zerzaust und sie trug eine weite Jogginghose mit passendem Schlabber-Pullover. Sie war fast so ein schlimmer Morgenmuffel wie Yori. "Wisst ihr was ich hasse?", fragte sie gähnend und setzte sich neben Kagome an ihren Platz. "Den Morgen?", riet Inuyasha. "Jep." Mafuyu drehte sich zu ihr um und zog eine beleidigte Schnute. "Ich habe es im Internet recherchiert, Sam." "Bitte, was?", nuschelte sie. "Eine Person namens Cookie Sweetfield hat nie existiert. Ebenso wenig wie der Axtmörder-Kellner." "Du hast das echt gegoogelt?" Mafuyu verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich wieder nach vorne. "Immer veralbert ihr mich!" "Gerade deine Gutgläubigkeit mögen wir doch so an dir", sagte Sam aufmunternd und entschuldigte sich bei ihr. "Es war nur ein Spaß." "Hmpf!" In diesem Moment betrat der Mathelehrer den Klassenraum. Er legte seine Tasche auf dem Pult ab und zog die Tafel auf seine Höhe. Freudig motiviert wandte er sich seinen Schülern zu. "Guten morgen, allerseits! Ihr wirkt so, als seit ihr genauso gut drauf wie ich." Ein genervtes Raunen verbreitete sich, aber der Lehrer ließ sich von der altbekannten Reaktion nicht beirren. "Kommt schon, Integrale sind echt spannend." Als es wieder still wurde, setzte er die Kreide an der Tafel an und begann damit eine Formel aufzuschreiben. Plötzlich ertönte ein lauter dumpfer Ton und alle drehten sich nach hinten um. Yoris Hand hatte das Duell gegen die Schwerkraft verloren und sein Kopf war auf die Tischplatte geknallt. Der Lehrer seufzte: "Das fängt ja super an." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)