Bis dass der Tod sie scheidet von Lovienna (BBC Sherlock) ================================================================================ Epilog: Epilog -------------- Es war, als würde ein kalter Windhauch an ihm vorbei ziehen, als John den großen Raum betrat. Er sah sich um. Karge, weiß-graue Wände starrten ihm von allen Seiten entgegen und sahen aus, als hätten sie dringend mal wieder einen Anstrich nötig. Auch im Übrigen war die Einrichtung eher dürftig. Allein die zahlreichen Blumen, die sich durch den hinteren Teil des Raumes ergossen, ließen ihn trotz der ansonsten bescheidenen Ausgestaltung fast schon wieder freundlich wirken. Die Kälte, die John bis in die Fingerspitzen spürte, konnten sie allerdings nicht gänzlich verdrängen. Er fühlte sich in diesem Augenblick einfach nur völlig fehl am Platz. Seine Gedanken wanderten weg von dem Blumenmeer, hin zu der vorgestrigen Nacht, die ihn das Szenario wider seinen Willen im Kopf erneut durchspielen ließ. Theodore, der Schuss, Sherlock, wie er von der Wucht der Pistolenkugel getroffen zurück geschleudert wurde, das plötzliche Gefühl von Panik, Verzweiflung und Einsamkeit. John fuhr sich mit der Hand über die müden Augen. Es hätte alles anders kommen können. „Dr. Watson.“ John wandte sich um, als sich von hinten eine Hand auf seine Schulter legte und ihn aus seinen Gedanken riss. „Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“ fragte der alte Mann ihm gegenüber mit leicht besorgter Miene. John musste sich kurz sammeln, bevor er nickte. „Ich war nur in Gedanken.“ Der Mann sah ihn verständnisvoll an und räusperte sich anschließend. „Ich möchte Ihnen noch einmal sagen, dass wir Ihren Verlust außerordentlich bedauern. Bitte, lassen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen.“ John nickte erneut, schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln und sah zu, wie der Mann den Raum auf seinen Gehstock gestützt verließ. Dann drehte er sich um und trat an den Sarg heran. Es war ein schöner Sarg, wie John auffiel. Schwarz, mit einer schlichten aber geschmackvollen Verzierung aus Silber, im Inneren mit dunkelrotem Samt ausgelegt, auf dem Sherlock mit ineinander verschränkten Händen ruhte und aussah, als würde er schlafen. Es war bizarr ihn so zu sehen. Unwirklich und doch viel zu real. Es schauderte ihn. Sein Blick blieb an Sherlocks blassem Gesicht haften und wieder rasten seine Sinne zurück. Nach dem Schuss war alles ganz schnell gegangen. Sofort waren Sanitäter zur Stelle gewesen und drei Polizisten hatten sich auf Theodore gestürzt, ihn seiner Pistole entledigt und ihn anschließend festgenommen. Nach den ersten Ermittlungen hatte sich herausgestellt, dass Charlie Theodore bereits vor einiger Zeit in einer Bar kennengelernt hatte. Dort fand er heraus, dass Theodore kürzlich von seiner Frau für einen anderen Mann verlassen worden war und nutzte dessen Wut und Enttäuschung für seine Zwecke aus. Er überzeugte ihn sich ihm anzuschließen. Lestrade hatte berichtet, dass Theodore bei seiner Befragung nur in höchsten Tönen von Charlie gesprochen habe, ja geradezu ins Schwärmen geraten wäre, als er erzählte, wie sehr er Charlies Ambitionen und seine Entschlossenheit bewundere und Caitlyn deshalb nicht einfach hatte gehen lassen können. Er wollte zu Ende bringen, was Charlie begonnen hatte. Was ihm dank Sherlock jedoch nicht gelungen war, dachte John. Caitlyn lebte und war derzeit im Krankenhaus. Im Gegensatz zu Theodore hatte Charlie laut Lestrade bei seiner polizeilichen Befragung kein einziges  Wort verloren. Stattdessen hatte er nur vor sich hin gelächelt und ins Leere gestarrt, bis er abgeführt worden war. Die elf Engel und der Ring von Wendy Henley waren inzwischen sichergestellt worden. Mrs. Adams hatte die Nachricht über die Taten ihres Enkels bemerkenswert gefasst aufgenommen. John war sich nicht sicher, aber er vermutete, dass Mrs. Adams überhaupt die einzige Frau in Charlies Leben war, die ihm etwas bedeutete. Charlie wusste, wie sehr sie unter dem Selbstmord ihres Sohnes gelitten hatte. Möglicherweise fühlte er sich mit ihr auf diese Weise verbunden und hatte ihr deshalb die Engel geschenkt. Als Beweis seiner Rache für ihren Sohn und seinen Vater. So etwas in die Richtung. Und Sherlock… John presste die Lippen aufeinander. Immer noch lag sein Blick auf Sherlocks regungslosem Körper. Dann wandte er ihn eilig ab. Es reichte. Der Raum, die Blumen, der Sarg – allmählich wurde es ihm wirklich zu viel. „Verdammt Sherlock, kommen Sie endlich da raus!“ Nichts tat sich. Dann ein leises Seufzen. „John, wie soll ich mich konzentrieren, wenn Sie mich nicht mal für zehn Minuten in Ruhe denken lassen?“, erwiderte der Detektiv und bewegte sich dabei keinen Millimeter. „Warum können Sie nicht woanders denken? Warum ausgerechnet in diesem verfluchten Ding?“ Wieder ein Seufzen. „Ich habe es Ihnen doch erklärt. Ich muss die Situation aus der Sicht unserer vermeintlichen Leiche betrachten. Sonst kommen wir hier keinen Schritt weiter. Ganz ehrlich John, Sie kennen doch meine Methoden.“ John rollte mit den Augen. Nach den Geschehnissen der vorletzten Nacht war es nun wirklich alles andere als ein Vergnügen Sherlock so zu sehen. Wie gesagt, es hätte genauso gut alles anders kommen können: Noch bevor Theodore sich in jener Nacht umgedreht hatte, hatte Sherlock sich offenbar bereits ein im Krankenwagen liegendes Instrumententablett geschnappt, in der Absicht, es dem als Sanitäter verkleideten Mann im Notfall über den Kopf zu ziehen oder ihn damit in sonstiger Weise an einer Flucht zu hindern. Dass die Kugel ihn nicht getroffen hatte, sondern in dem Tablett stecken geblieben war und Sherlock nicht tatsächlich hier und heute leblos in diesem Sarg lag, war also - und da konnte sein lieber Freund erzählen, was er wollte - pures Glück. Zufall. Nichts weiter. John seufzte innerlich tief. Dieser leichtsinnige Detektiv. Ständig brachte er sich durch solche leichtfertigen Aktionen in Gefahr und John damit jedes Mal an den Rand der Verzweiflung. Dieses Mal war es wirklich knapp gewesen. Und nun hatte sie ihr neuer Fall in das Beerdigungsinstitut von Mr. Finley geführt, das für John jedenfalls derzeit nicht unbedingt der schönste aller Orte war, während Sherlock es sich in einem der Särge im Aufbahrungsraum gemütlich machte, um herauszufinden, wie eine totgeglaubte Leiche nach ihrer Beerdigung zehn Kilometer vom Friedhof entfernt gesehen wurde, wie sie gerade einen Mord beging. Wunderbar. „Geben Sie mir Ihr Handy, ich muss mit Lestrade sprechen“, forderte Sherlock John auf und holte ihn damit wieder zurück ins Hier und  Jetzt. „Es ist weg, Sherlock. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Ich muss es irgendwo anders verloren haben. Hier ist es jedenfalls nicht.“ „Vielleicht sollten Sie noch einmal in der Empfangshalle nachschauen. Und wenn Sie es dort gefunden haben, wären Sie so freundlich es mir zu bringen?“ Noch bevor John etwas erwidern konnte, kam Mr. Finley, der alte Leichenbestatter, freudig winkend mit Johns Handy in der Hand zu ihnen in den Raum zurück gehinkt. „Dr. Watson! Ich habe Ihr Handy gefunden! Es lag vorne in der Empfangshalle. Sehr merkwürdig, dass wir es nicht früher dort gesehen haben.“ John nahm das Handy entgegen, bedankte sich herzlich bei Mr. Finley und wandte sich dann mit zutiefst düsterer Miene wieder an Sherlock. „Heißt das, Sie wussten die ganze Zeit, dass es dort liegt und lassen mich für nichts und wieder nichts das halbe Bestattungsinstitut auf den Kopf stellen, um es zu finden?“ „Ich? Woher sollte ich denn wissen, wo Sie Ihr Handy liegen lassen?“ Es war deutlich zu hören. Sherlocks Stimme sprühte nur so vor Scheinheiligkeit. John unterdrückte einen kurzzeitig aufbrodelnden Tobsuchtsanfall. Als Sherlock daraufhin seine Hand nach dem Handy ausstreckte, schüttelte John nur heftig den Kopf. „Oh nein, auf gar keinen Fall. Mir reicht es für heute.“ Er steckte das Handy in seine Hosentasche und sah auf die Uhr. „Abgesehen davon wird es Zeit für unseren Besuch bei Mrs. Adams. Also kommen Sie jetzt endlich da raus!“ „Ich denke nicht, dass-“ „Wenn ich Sie daran erinnern darf, hat die kleine Lili Sie bei unserer letzten Partie Cluedo ganz schön abgezogen. Wollen Sie das wirklich auf sich sitzen lassen?“ Damit hatte er ihn. Es dauerte eine Weile, dann aber schlug Sherlock seine Augen auf. „Dieser Satansbraten hat gemogelt.“ „Hat sie nicht. Wie soll sie denn gemogelt haben?“ „Das werde ich noch herausbekommen, verlassen Sie sich drauf.“ Zu Johns Erleichterung schwang sich Sherlock endlich aus dem Sarg. „Eventuell könnten wir auf dem Weg zu Mrs. Adams noch kurz beim Friedhof-“ „Nein.“ Und damit schob John Sherlock eilig aus dem Aufbahrungsraum und wünschte sich in Gedanken inständig, seinen Freund niemals, aber auch niemals wieder in einem Sarg liegend sehen zu müssen. Davon hatte er nun weiß Gott genug. --------------------------- Und hiermit endet unser Fall :). Ich danke euch allen, dass ihr euch die Zeit genommen habt, diese Fanfiction zu lesen und hoffe sehr, dass euch das Ende gefallen hat! Liebe Grüße, eure Hikaru :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)