Oni.. von Crystal (Mein Herz erstarrt, mein Atem schwer, Meine Augen verschleiert, meine Welt verblichen,..) ================================================================================ Kapitel 1: Laternen leuchten so hell ------------------------------------ Immer wenn ich nachts von meinem Futon aufstehe, und hinaus in den Garten gehe, denke ich über tausend Dinge nach. Mal über dies. Mal über jenes. Aber eine Frage beschäftigt mich immer und immer wieder: Wieso leben wir eigentlich. Was ist der Sinn des Lebens. Wahrscheinlich sind das dumme Fragen. Fragen, über die man nicht nachdenken sollte. Der Alltag ist immer gleich. Öde und es passiert immer dasselbe. Abwechslung gibt es nur selten. Während ich draußen stehe auf der Veranda und mein Blick über die Gräser schweift, nehme ich den Geruch des Regens wahr. Er prasselt sanft auf die Blätter der Bäume, die langsam anfangen ihre Farbe zu verändern. Es steigt ein leichter Nebel auf. Ein Dunst der durch die Wärme in den Himmel steigt. Es riecht nach Erde. Die Sonne geht langsam auf und ich merke, wie die ganze Welt in ein goldenes Licht getaucht wird. Ich knie mich hin und lasse meine Beine hinab baumeln. Meine Fußspitzen berühren das feuchte Gras. Ich kneife die Augen zusammen denn ich kann in dem heraufsteigenden Dunst eine Gestalt erkennen. Eine Gestalt mit Hörnern. So scheint es jedenfalls. Ich stemme mich vorsichtig auf und rutsche vor schreck auf der nassen Veranda nach hinten aus. Meine Augen weiten sich denn die Gestalt die dort steht, blickt nun zu mir. Auch wenn ich nix erkennen kann, bin ich von ihrem Anblick gefesselt. Wie sie den Anblick der Sonne genießt und deren warme Strahlen. Ich versuche auf die Beine zu kommen und trete vorsichtig einen Schritt zurück. Der Dunst wird stärker. Der Geruch von Wasser und dem nassen Torf wird stärker, die Sonnenstrahlen blenden mich. Mein Auge zuckt zusammen und als ich wieder klar sehen kann, ist die die mysteriöse Gestalt verschwunden. Einbildung?Realität?Traum?. Obwohl ich diesen Moment, der so unendlich lange für mich schien, und doch so kurz wie ein Wimpern Schlag war mich nicht los lässt, gehe ich langsam zurück auf mein Futon zu. Mir brennen die Augen und Morgen oder eher heute ist noch so viel zu tun. Denn in einer normalen kleinen Fischer Familie ist immer was los. Es sind belanglose Dinge, die mich langweilen doch ich kann dem Alltag nicht entfliehen. Mürrisch lege ich mich zurück auf mein Futon, drehe mich zur Seite und schließe die Augen. Denn wenn ich schlafe, vergesse ich alles um mich herum. Dann bin ich in meiner Aufregenden Welt in der ich alles machen kann was ich will. In einer Welt in der ich mich niemanden beugen muss. Einer Welt in der es weder Krieg noch Elend gibt. Es war eine unruhige Nacht und als ich aufwache bin ich immer noch müde. Ich stehe auf, gehe wieder zur Verandera und öffne vorsichtig die Schiebetür. Dort steht niemand. Doch obwohl es früh am morgen ist und wir nun fast Ende September haben, höre ich die Grillen zirpen. Bald wird es ruhiger werden, denn der Herbst kommt mit jedem Tag ein Stück näher und näher. Es ist das Jahr 11 der Ära Enryaku in der der Kaiser Kammu regiert, der die Hauptstadt verlegen will. Der Buddhismus gelangt immer mehr in das Land. In den nahegelegenen Dörfern wird fast Täglich von seltsamen Vorkomissen berichtet. Kobolde nahe der Schreine, Lichter die Nachts immer die gleichen Wege bestreiten und auf Flüchtlinge oder Wanderer treffen oder Flammen die nachts ununterbrochen tanzen. Das was ich aber am aller gruseligsten finde ist etwas ganz anderes. Eine Frau die verschwand, ihre Leiche wurde in einem kleinen Bach von einem Bauern gefunden. Doch sie hatte kein Gesicht mehr. - Eine Gesichtslose Leiche. Der Bauer soll sich von seinem Schock immer noch nicht erholt haben. "Glaubst du an Dämonen oder Geister?" Wieder eine Frage, die vielleicht soger sinnlos ist. Gemunkelt wird viel. Doch ich glaube es erst, wenn ich es mit meinen eigenen Augen sehe. Aufregend wäre es sicher, glaube ich jedenfalls. Während ich vor mit hinträume und an diese unwirklichen Dinge denke, genieße ich den Wind der sanft mein Haar umherwirbelt und meine Wange streichelt. "Hey, was stehst du so rum?" "Es gibt viel zu tun!" Erschrocken drehe ich mich um und verrenke mir dabei den Hals. "Ja ich komme gleich, warte kurz." Wie ich es hasse. Immer dasselbe. Fische fangen mit meinem Vater. Aber etwas anderes kann ich in einer armen Fischers Familie nicht erwarten. Lieber würde ich mehr von der Welt sehen, Schreine besuchen oder das Rätsel um die gesichtslose Frau lösen. Eigentlich würde ich alles lieber machen wollen als das hier. Während ich mich langsam entkleide und in die Arbeitskleidung schlüpfe, höre ich wie mein Vater die Fischernetze holt. Ich binde mein langes Haar zusammen, welches eigentlich immer nur im Weg ist und richte mein Futon zurecht. Da es schwül ist, lass ich die Schiebetür einen Spalt offen und hoffe, dass es ein wenig kühler wird. Als mein Vater und ich das Haus verlassen, merke ich dass der Himmel wolkenlos ist und in einem Wunderschönen hellen Blau erstrahlt. Meine Mutter sagt, dass uns ein harter Winter bevor steht. Das schlimmste ist jedoch, dass unser Haus schon vom letzten Winter großen Schaden genommen hat. Nachts höre ich oft meinen Vater mit meiner Mutter reden über alles Mögliche. Dabei spielen Ängste in unserem Leben die größte Rolle. Denn der Krieg rollt unbarmherzig mit seinen dunklen Schatten über das Land. So kreuzen fast täglich verwundete Flüchtlinge und Wanderer unser Dorf, um zur Hauptstadt zu gelangen. Durch Krankheit geschwächt ist meine Mutter gezwungen das Haus so wenig wie möglich zu verlassen. Alles hängt daher an mir, meinem Vater und dem Fang, der uns über Wasser hält. Richtig gegessen haben wir schon lange nicht mehr. Es gibt meist nur Reis und irgendeine Art von Bohnen. Aber es mangelt nicht nur uns an Nahrung sondern auch den anderen Dorfbewohnern. Während mein Vater und ich mit dem Rollwagen die Fischernetze über die Straßen unseres kleinen Dorfes ziehen, fällt mir sofort auf, dass die Leute unruhig wirken. Kinder rennen durch die engen Gassen und werden von ihren Müttern gerufen nicht herumzutollen sondern still zu sein. Ich höre wie mein Vater knurrt. "Pff, dieses verdammte Dreckspack. Die haben doch Geld ohne Ende und es ist ihnen Egal was aus uns wird." Und als er dies sagt, weiß ich sofort um wen es geht. Ich drehe mich schlagartig um und kann in der Ferne etwas erkennen. Eine Sänfte. Der Kaiser persönlich? Wir rücken beiseite. Als die Sänfte, die wundervoll verziert ist, die Straße entlang gleitet und sich ihren Weg durch die Massen bahnt, kann ich einen Blick durch den Schleier erhaschen. Ein Mädchen?! Gehört sie zur Kaiser Familie?. Sie guckt mir direkt in die Augen während sie anscheinend eine Laterne in der Hand hält, von der ein seltsames Licht ausgeht. Es ist kein abwertender Blick oder einer der mich mustert, den sie mir zuwirft aber ich kann ihn nicht richtig deuten. Sie dreht sich weg und guckt wieder nach vorne. Der Schleier fällt über ihr Gesicht und ihr kann ihrem Blick nicht mehr folgen. Verwirrt drehe ich meinen Kopf zur Seite, und blicke in die Richtung zu der die Sänfte wohl auf dem Weg sein muss. Wer ist sie ? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)