Kriegszeit von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 16: Gefangen -------------------- Eilan sah wehmütig auf das sturmgepeitschte Meer hinaus und fragte sich mutlos, ob dieser Orkan jemals aufhören und die Sonne wieder scheinen würde. Neben ihr streckte Hiromi die Arme in die Luft und gähnte herzhaft. "Bin ich müde...hätte heut Nacht doch lieber im Bett bleiben sollen..." Hina setzte sich in den Sand und lächelte fröhlich. "Tja...selbst schuld, würde ich sagen, oder?" Das schwarzhaarige Mädchen rümpfte die Nase. "Was kann ich denn dafür, wenn ich nicht schlafen kann??" Die Chairi grinste. "Nichts, nichts...sagt mal, wo sind denn die Jungs abgeblieben?" Suchend sahen sich die Mädchen um. "Keine Ahnung!", meinte Hiromi schließlich. "Weit können sie nicht sein - wahrscheinlich zoffen sie sich wieder." Die anderen beiden nickten zustimmend. "Es ist kaum auszuhalten mit den Zweien und es wird nicht besser...eher schlimmer!", sagte Hina seufzend. Das Mädchen mit den himmelblauen Augen lehnte sich zurück und strich gedankenverloren durch den Sand. Das war ein völlig neues Gefühl für sie. Fasziniert beobachtete sie die winzigen Körner, die durch ihre Finger glitten. Ihre beste Freundin beobachtete sie etwas erstaunt. Auch an der Küste der Nordlande gab es einen Sandstrand. Hiromi erinnerte sich, dass sie früher einmal dorthin gereist waren und sie sich kaum daran hatte satt sehen können. War Hina denn nie dort gewesen? Überhaupt, sie wusste rein gar nichts über Hinas Vergangenheit... "Sag mal", wandte sie sich neugierig an ihre Freundin, "wo kommst du eigentlich genau her? Aus unserem Teil der Nordlande? Und was ist mit deiner Familie? Das habe ich mich schon länger gefragt, aber ich wollte nicht fragen, weil ich ein ungutes Gefühl hatte..." Das Mädchen mit dem rosafarbenen Haar erstarrte. "Das würde ich lieber für mich behalten, in Ordnung? Es gab....einige unschöne Vorfälle in meiner Vergangenheit und ich glaube nicht, dass du die wissen willst..." Sie schluckte hart und drehte den Kopf zur Seite. "Bitte..." Etwas erschrocken betrachteten die beiden anderen sie. "Wenn das so schlimm für dich ist, musst du es natürlich nicht sagen...", antwortete Hiromi leise und sie schlang tröstend die Arme um ihre Freundin. Trotzdem... "Vielleicht war es doch keine so gute Idee, an den Strand zu gehen. Wie es aussieht, sind wir nicht die Einzigen hier." Die Mädchen drehten sich entsetzt über die Entdeckung um. Hinter ihnen standen ein Mann mittleren Alters mit grauem Haar und eine attraktive, junge Frau, deren Anblick Hiromi frösteln ließ. Auch Hina zuckte zusammen. Eilan dagegen schenkte der Frau keinerlei Beachtung. Sie starrte den Mann an. "Graf Joran...", hauchte sie fassungslos. Der Angesprochene runzelte überrascht die Stirn. "Ach, wen haben wir denn da? Die Anführerin der 'Kellyn- Befreiungstruppe' persönlich? Liege ich richtig in der Annahme, dass dein Name Eilan ist?" Die Chairi biss die Zähne zusammen. "Woher wisst Ihr das?! Doch nicht etwa..." Der Mann lachte arrogant auf. "Aber ja, meine Liebe, aber ja! Von unserer Spionin natürlich...da deine Freundin Jolene es ja gestern sowieso herausgefunden hat, gibt es auch keinen Grund es weiter geheim zu halten. Wer es ist, werde ich dir natürlich nicht verraten... Ist es nicht ein unglaubliches Gefühl, zu wissen, dass jemand mit falschen Karten spielt, aber nicht zu wissen, wer? Du kannst nur raten..." "Elender Schuft!", schrie Eilan, außer sich vor Zorn. Verdammter Dreckskerl!" "Aber, aber, solch hässliche Worte aus einem so hübschen Mund...das gehört sich doch nicht für ein Mädchen der höheren Gesellschaft, die freilich nicht mehr besteht, aber dennoch sollte man doch seine Erziehung nicht einfach vergessen, oder?", erwiderte Joran voll Hohn. Die Chairi starrte ihn mit einem Ausdruck abgrundtiefen Hasses an. Saki lächelte kurz. "Weißt du, an wen du mich jetzt erinnerst? An Aylanna, wenn sie von Kundon spricht!" Hiromi hob blitzschnell den Kopf und sie sagte erschrocken: "Eine Srilanki?!" "Gut erkannt, Kleine! Mein Name ist Saki. Ich war einst ein Mensch wie du..." Graf Joran starrte Saki erstaunt an. "Sie ist ein Mensch? Aber was hat sie dann auf Kellyn zu suchen?" Hiromi erblasste. "Wir....wir wollten nur...." Hina erhob sich betont langsam und sie sah den älteren Mann aus verächtlichen Augen an. "Wir wollten wissen, wie unser Land unter Hikaris Herrschaft aussehen würde. Und wir haben beschlossen, es niemals so weit kommen zu lassen." Jorans Augen verengten sich. "Das bedeutet, ihr kämpft gegen die Fürstin. Ihr seid Feinde meiner Herrin. Und das bedeutet..." Toji betrachtete etwas konsterniert den prustenden und planschenden Kaeru, der sich mit Müh und Not an der Wasseroberfläche halten konnte. Der Vampir hatte beschlossen, Schwimmen zu üben und war an eine tiefe Stelle geraten. "Wenn du willst, helfe ich dir!", rief ihm Toji zu. "Ich brauche keine Hilfe!" "Du und dein blöder Stolz!" "Ich hab wenigsten welchen!" "Ja, aber sonst nichts..." Zornig schnappte der Vampir nach Luft und rettete sich an den Strand zurück, wo er keuchend zu Boden sank und erst mal einen Schwall Wasser ausspuckte. Der braunhaarige Junge grinste zufrieden. Es tat gut, den selbstsicheren Kaeru so....nass....zu sehen und sich dabei nicht schuldig fühlen zu müssen. Der Andere ahnte, was in Toji vorging und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Dann rappelte er sich auf und sammelte seine Kleidungstücke wieder ein. "Wo sind eigentlich die Mädchen?" Der Andere sah sich suchend um und meinte dann verdutzt: "Keine Ahnung, eigentlich müssten sie hier in der Nähe sein..." Kaeru knurrte etwas unverständliches und wrang mit Todesverachtung seine nassen Ärmel aus. "Ich würde mal sagen, wir gehen sie suchen. Weit können sie nicht sein." Die beiden stapften in die Richtung, in der sie die Mädchen zuletzt gesehen hatten. "Niemand zu sehen!", sagte Kaeru mürrisch, nachdem sie den Ort, an dem sie die Mädchen zurückgelassen hatten, dreimal abgesucht hatten. Toji verlor langsam aber sicher die Nerven. "Irgendwo müssen sie doch sein, verdammt!", rief er ärgerlich. "Eilan ist doch bei ihnen, die kennt sich hier aus!" Kaerus Interesse galt inzwischen jedoch längst nicht mehr dem Jungen, sondern ein paar rosafarbene Haarsträhnen, die er im Sand gefunden hatte - und eindeutig den Anschein machten, als seien sie absichtlich an diesen Platz geworfen worden. "Die gehören Hina...", murmelte er nachdenklich. "Warum sollte sie so etwas ohne Grund tun? Da muss was passiert sein." Toji trat näher, blass geworden. "Was sollen wir jetzt tun?", jammerte er. Der Vampir verschränkte die Arme. "Wir sehen nach, ob sie zurück gegangen sind. Wenn sie dort nicht sind, dann fragen wir die Chairi ob sie die Mädchen gesehen haben!" "Gut!", stimmte ihm der Andere erleichtert zu. Jolene schüttelte bedauernd den Kopf. "Nein, sie sind noch nicht zurückgekommen, dass wüsste ich. Wo können die drei nur sein?!" Auch das rothaarige Mädchen machte sich Sorgen. Unruhig ging sie in der Küche auf und ab und griff nach allen möglichen Gegenständen, nur um sie kurze Zeit später zerstreut wieder woanders hinzulegen. Schließlich blieb sie stehen und schnitt sich eine Scheibe Brot ab. Die Jungen beobachteten sie eine Weile fasziniert. Dann hob Kaeru den Kopf und fragte sie flehend: "Hast du wirklich keine Ahnung? Irgendwo müssen sie doch sein, sonst hätten sie uns eine bessere Botschaft hinterlassen als nur Hinas Haare." "Hina?", lautete Jolenes zwischen zwei Bissen herausgestoßene Gegenfrage. "Jaja, diese Haare sind wirklich außergewöhnlich. Blau, grün, Türkis, u.s.w. kenne ich ja, aber rosafarbenes Haar habe ich bisher nur bei ihr gesehen. Wirklich mysteriös." Die Tür öffnete sich unterbrach die Rede des Mädchens. "Jolene!", rief die kleine Ranna, die atemlos in die Küche gestürmt kam. "Ich weiß, wo Eilan ist! Sie ist gefangen genommen worden und zwar von G- Graf J- Joran......." Sie brachte kaum den Namen des gefürchteten Feindes über die Lippen. Jolene packte das Mädchen aufgeregt an den Schultern. "Stimmt das? Verdammt, dann müssen wir uns beeilen! Wo genau hält er sie gefangen?" "Im Kerker...ich weiß nicht genau in welchem", antwortete die Kleine schüchtern. "Macht nichts!", rief Jolene triumphierend. "Im Kerker kenne ich mich aus. Immerhin bin ich schon dreimal ausgebrochen. Los, Jungs, steht da nicht so blöd rum, kommt lieber mit." Gesagt, getan. Die drei rannten aus der Küche und ließen Ranna dort zurück, die sich erschöpft auf einen Stuhl sinken ließ. "Ich hol noch schnell was, bin gleich wieder da!", rief Jolene den Jungen zu und stürmte die Treppe hinauf. In ihrem Zimmer durchsuchte sie den Schrank und förderte schließlich einen Schlüssel zutage. "Na bitte", sagte sie zufrieden. "Ich wusste, den kann ich noch brauchen." "Ihr wollt zu Graf Jorans Burg?" Jolene drehte sich um und schenkte Marisha einen kalten Blick. "Zufällig...ja. Ist das ein Problem?" Die andere Chairi sah sie hasserfüllt an. "An deiner Stelle würde ich das lassen." "Warum?", fragte die Rothaarige lauernd. Marisha lachte kurz auf. "Muss ich noch etwas sagen? Ist es nicht offensichtlich? Aber du kannst nichts tun, dazu brauchst du Eilan und die wird den nächsten Morgen wohl nicht mehr überleben." Ihre Augen waren eiskalt. Jolene stand langsam auf und sah Marisha entsetzt an. "Du weißt, dass wir es wissen und trotzdem...", flüsterte sie. Marisha lächelte hasserfüllt und verließ den Raum. Jolene blieb noch einige Minuten fassungslos stehen, dann lief sie hinunter zu den beiden Jungen. Sie musste sich beeilen. Die Burg von Kellyn ragte hoch und düster in den Himmel empor. Toji fröstelte und fragte mutlos:" Wie sollen wir sie denn da rausholen?" Jolene lächelte verschmitzt und deutete triumphierend auf eine Stelle der Mauer. "Da rein! Graf Joran hat einen großen Fehler gemacht, als er den Kerker zum Gefängnis machte - wir Chairi kennen jeden Geheimgang da drin. Also folgt mir einfach!" Kaeru sah sie etwas misstrauisch an. Es gab schließlich einen Verräter in der Gruppe und sie wussten nicht, wer....offensichtlich blieb ihnen aber nichts anderes übrig, als dem Mädchen zu vertrauen. "Seid vorsichtig!", ermahnte das rothaarige Mädchen die beiden Jungen. Sie drückte einen bestimmten Stein in die Wand und wie von Geisterhand öffnete sich eine Tür. Als die Drei den Gang dahinter betraten, empfing sie gähnende Schwärze. "Jolene?", fragte Toji unsicher. Er tastete sich vorwärts. "Wo bist du?" Er berührte etwas und Kaeru knurrte wütend: "Würdest du bitte meinen Hals loslassen? Jetzt ist wohl kaum der richtige Augenblick um mich zu erwürgen!" "Hört schon auf! Ich frage mich, wie Hiromi und Hina es mit euch aushalten!", erklang Jolenes helle, aber nichtsdestotrotz ärgerliche Stimme. Seufzend tastete sie sich vorwärts. Es war nicht einfach in der völligen Dunkelheit den Weg zu finden und immerhin war es schon zwei Jahre her, seit sie das letzte Mal ausgebrochen war. "Hier entlang!", sagte sie und versuchte ihrer Stimme einen festeren Klang zu geben. "Der Kerker ist nicht sehr weit weg." In Gedanken schickte sie ein Stoßgebet zum Himmel. Wenn sie es nicht schafften, würden Eilan und die beiden Menschenmädchen hingerichtet und sie hätte keine Gelegenheit mehr, Marisha aus dem Weg zu räumen. Plötzlich hielt sie inne. Sie konnte Stimmen hören - Moment, war das nicht....? "Eilan!" Die Stimmen verstummten. Dann - "Bist du das, Jolene?! Was machst du hier?!" "Dich befreien, was sonst!", antwortete das Mädchen lachend. Kaeru und Toji stürmten - nicht, ohne sich erst mal überall wehzutun - zu ihr hin und bedrängten Eilan mit Fragen: "Sind Hiromi und Hina bei dir? Geht es euch gut? Wurdet ihr von Graf Joran persönlich gefangen genommen?" "Ja", erwiderte die Chairi schnell, dann flüsterte sie Jolene einige Worte zu. Diese nickte und verschwand in der Finsternis. "Was hast du ihr gesagt?", fragte Toji verdutzt, der zwar nicht gesehen aber wohl gehört hatte, wie das Mädchen wegging. Hiromis Stimme erklang, laut und sarkastisch: "Sie hat ihr gesagt, sie soll aufsperren, du Idiot!" "Hiromi!", rief der braunhaarige Junge erleichtert. Unbemerkt von allen nahm auch Kaerus Gesicht einen weicheren Ausdruck an. Er brummte lediglich: "Ich hab mir fast schon Sorgen gemacht..." "Pfft! Zu gütig!", gab das schwarzhaarige Mädchen zurück. "Sag mal, wo genau seid ihr eigentlich?", fragte Toji und klopfte prüfend die Mauer ab. Womit niemand gerechnet hatte, war, dass sich plötzlich eine weitere Tür öffnete und die Mädchen mit offenen Mund auf ihren 'Retter' starrten. Die Zelle der drei war schwach beleuchtet, so dass Kaeru und Toji erst mal heftig blinzelten und die Augen zukniffen. Dann lachte der Vampir ungläubig. "Ich fass es nicht! Die bauen ein Gefängnis mit integrierter Fluchtmöglichkeit? Wie dumm kann man sein?" "Äh...", meinte Eilan lediglich verdutzt, "Das ist mir auch neu." Plötzlich war der Gang so hell erleuchtet, dass alle geblendet wegschauen mussten. "Wer-?", rief Eilan wütend und ängstlich zugleich. "Wer ist da?" Eine schemenhafte Gestalt war zu erkennen. "Überrascht? Das wundert mich nicht. Ihr sitzt in der Falle und könnt auch nicht entkommen. Das war von Anfang an so geplant! Ich habe dich all die Jahre belogen - wie musst du dich jetzt fühlen, du Arme! Aber eigentlich bist du selbst schuld, Dummheit muss schließlich bestraft werden!" Endlich konnten die Gefangenen etwas erkennen. Die Gestalt nahm Formen an und schließlich war jedes Detail des zu einer höhnischen Grimasse verzerrten Gesichts zu erkennen. "Du also!!!", rief Eilan verzweifelt. To be continued Autors Comment: Au weia, erst lass ich euch ewig warten und jetzt ist das so ein mickriger Teil. Na ja, was solls.....^^;;; Hoffentlich habt ihr überhaupt noch Interesse daran! Ich widme diesen Teil: kaktus, mitsuki11 und rattenspion weil ihr mir immer als erstes Kommentare schreibt! (Danke auch an: JojoXXL, Nanatsusaya, bad_lover und Hrafna!^^) Hinas Geheimnis ist immer noch nicht aufgelöst.....aber es dauert nicht mehr allzu lange! Nur noch....ich weiß nicht.....fünf teile oder so?^^;;; Thanx @ all! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)