Kriegszeit von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 13: Das Leben geht weiter --------------------------------- Hiromi weinte. Ihre Finger krallten sich in das weiße Leintuch, das bereits ganz zerknittert war. Das Mädchen lag in einem Krankenbett in einem kleinen Einzelzimmer, in das man sie verlegt hatte, weil ihr unaufhaltsames Schluchzen die anderen Verwundeten an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte. Das Kopfkissen war nass von ihren Tränen. Nass von ihren Tränen, wie ihr Gewand nass vom Blut unschuldiger Menschen gewesen war. Sie reagierte kaum, als sich die Tür öffnete. ,,Hiromi...?", fragte Toji etwas hilflos. ,,Geht es dir besser?" Statt einer Antwort vergrub sich das Mädchen in ihrem Bett und schluchzte noch heftiger. ,,Lass mich in Ruhe!", sagte sie mit tränenerstickter Stimme. ,,Verschwinde!" ,,Schwesterchen...", murmelte der Junge betrübt, blieb aber stehen. ,,Du kannst dich nicht ewig hier verkriechen! Die nächste Schlacht findet vielleicht bald statt - '' Seine Adoptivschwester richtete sich halb auf. Ihr schwarzes Haar hing ihr wirr ins Gesicht und in ihren dunkelblauen Augen stand reine Verzweiflung. ,,Ich hab sie umgebracht...nicht nur Soldaten sondern auch noch eine unschuldige Frau, die in ihrem Leben bestimmt noch nie einen Menschen getötet hatte!" Hiromi starrte auf ihre Hände. ,,Jetzt klebt ihr Blut an meinen Händen", flüsterte sie in einem Tonfall der Toji beinahe ebenfalls zum Weinen gebracht hätte. ,,Und ich kann es niemals wieder abwaschen..." ,,Bitte, Kleines, hör auf damit! Du darfst dich nicht so gehen lassen, sonst leidest du noch viel mehr!" Sie hob den Kopf und sah ihn unendlich traurig an. ,,Das was ich jetzt durchmache geschieht mir ganz recht. Ich hätte niemals die Kontrolle verlieren dürfen! Das ist unverzeihlich...Ich hätte auf Kinrya hören sollen, als sie mich warnte das Schwert zu nehmen." ,,Aber du solltest dir nicht die Schuld dafür geben!", rief Toji wütend. ,,Was passiert ist, ist passiert und niemand auf der Welt kann es ungeschehen machen, aber hör auf dir solche Vorwürfe zu machen! Das Schwert ist ein mächtiges, magisches Artefakt, du hast Kinrya doch gehört! Jeder, der damit in Berührung gekommen ist, hat die Kontrolle verloren, doch du bist die Einzige, die sie wieder erlangt hat! Du solltest stolz auf dich sein und froh sein, dass nicht mehr passiert ist, anstatt heulend im Bett zu liegen! Ja, du hast Menschen getötet. Ja, du hast eine unschuldige Frau umgebracht. Aber statt in Selbstmitleid zu versinken solltest du lieber versuchen, es irgendwie wieder gut zu machen! Sei tapfer und versuche, mit diesen Geschehnissen zu leben! Bitte Hiromi...sei wieder so wie früher..." Beim letzten Satz wurde seine Stimme leiser und er sah seine Schwester flehend an. Das Mädchen senkte den Kopf wieder und versuchte, die Tränen zurückzuhalten, die über ihre Wangen rollten. ,,Es tut mir so leid..."flüsterte sie verzweifelt. ,,Ich werde versuchen, es zu vergessen...ach, Toji!" Der braunhaarige Junge setzte sich neben sie auf das Bett und legte tröstend den Arm um sie. So saßen die beiden eine Weile stumm da, wie damals, als Hiromi, damals erst 10, festgestellt hatte, das sie außer der Schwertkunst eigentlich nichts beherrschte und sich völlig fehl am Platz vorgekommen war. Vor der Tür stand Kaeru und beobachtete die beiden verbittert durch den Spalt, den Toji offen gelassen hatte. Schließlich drehte er sich ruckartig um und verschwand den Gang hinunter. Hikari beobachtete das Schauspiel gelangweilt durch ihren magischen Kristall. ,,Pah...diese kleine Hiromi, oder wie sie heißt, ist mir ja eine! Heult wie ein Kleinkind, nur weil sie ein paar Menschen getötet hat...wenn ich wegen jedem, den ICH umgebracht habe, so weinen würde, wäre ich längst ausgetrocknet!" Kundon nickte belustigt. ,,Die Vorstellung Euch weinen zu sehen hat etwas...aber ich bezweifle, dass ich jemals zu diesem Vergnügen kommen werde." Die wunderschöne Fürstin lachte kurz auf. ,,Völlig richtig, mein Lieber, ich habe noch nie geweint. Ich verabscheue Tränen...sie sind so...menschlich...Jeden, der mir so etwas antut, würde ich auf der Stelle töten." Der alte Mann sah sie besorgt an. ,,Ich hoffe, Ihr kommt wegen dieser Einstellung nicht in Schwierigkeiten..." Hikari war den Kopf herablassend zurück. ,,Zweifelst du etwa an meinen Fähigkeiten?" Kundon schüttelte beruhigend den Kopf. ,,Mitnichten, Herrin. Ich mache mir lediglich Sorgen." Die schöne, junge Frau lächelte plötzlich. ,,Ich muss dir danken, mein Lieber. Immerhin steckst du nur in diesem alten Körper, weil ich keinen jungen, gut aussehenden Mann um mich herum haben wollte...und dann bin ich immer so unfreundlich zu dir...Verzeih mir." Ihr Berater schenkte ihr ebenfalls ein Lächeln. ,,Keine Sorge, es macht mir nichts aus. So bin ich wenigstens nicht gezwungen, mit einem Gesicht herumzulaufen, das dem meines Bruders ähnlich ist..." Hina sah ihre beste Freundin besorgt an. ,,Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?" Hiromi senkte den Kopf. Sie war sehr blass und ernst geworden, aber sie lächelte. ,,Ja, jetzt geht es wieder. Was ich getan habe kann nicht ungeschehen gemacht werden, aber ich will versuchen, damit zu leben." Kaeru schnaubte nur. ,,Ja klar. Als ob die paar Toten so schlimm wären." ,,Nur weil DU da keinerlei Skrupel hast, brauchst du die arme Hiromi nicht auch noch weiter zu belasten!", entgegnete Toji hitzig. Der Vampir lächelte nur abfällig. Die beiden Mädchen beobachteten die Zwei erstaunt. Hina warf Hiromi einen fragenden Blick zu, aber die zuckte nur mit den Schultern. ,,Na, wenigstens geht es dir wieder gut!", sagte das Mädchen mit dem rosafarbenen Haar fröhlich. Die Angesprochene erwiderte das Lächeln, aber ihre Augen waren weiterhin traurig. ,,Wenn es dich so quält, dann benutz das Schwert nicht mehr", sagte Toji leise. ,,Nimm ein anderes, dann kann nichts passieren." Hiromi lächelte ihn dankbar an. ,,Schon gut...Ich habe keine andere Wahl, als es zu benutzen! Mit einem anderen Schwert wäre ich nicht so stark...und diese Stärke ist nötig, wenn es gilt, Hikaris Kreaturen zu besiegen!" Die Tür öffnete sich erneut. Sandor blickte Hiromi ein wenig besorgt an, aber er schien erleichtert, als er merkte, dass das Mädchen nicht mehr weinte. ,,Ich komme von Fürst Occor. Er denkt, dass es für Hiromi besser wäre, wenn sie in nächster zeit, an keiner Schlacht mehr teilnimmt." Seine hellen Augen fixierten das Mädchen. ,,Er wünscht, dass du zusammen mit deinen Freunden die Stadt Seralyn aufsuchst. Die Regierungsbeamten dort sind gute Freunde des Fürsten. Sie werden euch gewiss aufnehmen. Wir können leider keinen Boten hinschicken um euch anzukündigen, da wir hier alle Männer brauchen. Die letzte Schlacht hat viele Opfer gefordert." Hiromi zuckte zusammen. ,,Na toll. Wegen der kleinen Heulsuse muss ich jetzt so 'ne Art Zwangsurlaub machen. Besten Dank auch", knurrte Kaeru. Toji funkelte den weißhaarigen Jungen wütend an, enthielt sich jedoch eines Kommentars. Hina schienen sich zu freuen. Sie strahlte geradezu. ,,Wunderbar! Ich halte das ewige Gemetzel sowieso nicht aus!" Hiromi warf ihr einen schrägen Blick zu. ,,Soso. Naja, jetzt wo du es sagst...ich hätte auch nichts gegen eine Pause einzuwenden." Sandor nickte freundlich. ,,Also bis dann! Und keine Sorge, die Leute in Seralyn sind sehr freundlich." Er ignorierte Toji und Kaeru, die sich mit tödlichen Blicken bombardierten, und verließ das Zimmer. ,,Hey Toji! Tooojiiii!", zischte Hiromi und rüttelte ihren Bruder ärgerlich. Neben ihr standen Hina und Kaeru, die keinerlei Probleme beim Aufwecken gemacht hatten. Es war 4 Uhr morgens. Die restlichen Bewohner der Festung schliefen noch. Die drei standen im Zimmer der beiden Jungen. Hiromi hatte beschlossen, früher zu gehen um sich die Abscheidszenen zu ersparen. Außerdem war das Risiko eines Angriffs um diese Zeit geringer. Wütend stampfte Hiromi mit dem Fuß auf. ,,Dieser Blödmann!" ,,Psst!", flüsterte Hina ärgerlich. ,,Willst du denn alle aufwecken? Ich bezweifle, dass sie sich freuen würden!" Kaeru verdrehte die Augen und trommelte mit den Finger auf die Kommode. Hiromi packte eine Vase mit Blumen und schüttete sie über den schlafenden Jungen. Prustend schreckte er auf. ,,Was soll das denn? Hey Hiromi, wieso...Oh. Entschuldigung." ,,Na endlich, du Schnarchnase!", knurrte seine Schwester und warf ihm einen Bände sprechenden Blick zu. Dann rauschte sie hocherhobenen Hauptes aus dem Zimmer. Drei verdutzte Augenpaare folgten ihr. ,,Naja...", meinte Toji plötzlich und grinste, ,,Immerhin ist sie wieder ganz die Alte." ,,Aaaah...", seufzte Hiromi und legte sich ins taunasse Gras. ,,Tut das gut! Hier fühl ich mich gleich viel wohler!" Hina nickte fröhlich und setzte sich neben sie. Langsam ließ sie ihren Blick umherschweifen. Die Festung konnte sie bereits nicht mehr in der Ferne erkennen, aber bis Seralyn war es noch weit. Rundherum waren viele kleine Hügel und dazwischen einige Seen und Wälder. Es war so friedlich... ,,Sag mal, du pennst doch wohl nicht schon wieder, oder?" Zumindest, wenn man die beiden chronischen Streithähne ignorierte. Toji blinzelte wütend und richtete sich auf. Vor ihm hatte sich Kaeru aufgebaut und starrte ihn leicht verächtlich an. ,,Blöder Kerl!", knurrte der braunhaarige Junge. ,,Ich bin eben kein Frühaufsteher! DU musst es ja gewohnt sein...bist ja früher die ganze Nacht herumgerannt!" ,,Und am Tag hab ich in einem Sarg geschlafen...", ergänzte Kaeru ironisch. ,,Ich glaube, deine Vorstellung von Vampiren beruht allein auf Vorurteilen." Toji streckte ihm wütend die Zunge heraus. ,,Idioten!", war Hiromis einziger Kommentar dazu. Seufzend setzte sie sich auf und wischte ärgerlich ein paar Grashalme von ihrer Hose. ,,Also los, Leute! Wäre nett, wenn wir rechtzeitig zum Mittagessen in Seralyn ankommen!" Die Vier wanderten weiter. Zunächst mussten sie einen Bach durchwaten, dann ein paar Hügel überqueren und schließlich erklommen sie mit Müh und Not einen hohen Berg. ,,Wahnsinn! Hier oben ist die Aussicht ja noch besser!", rief Hiromi begeistert. ,,Nein, was du nicht sagst", erwiderte Kaeru sarkastisch, worauf er einen bitterbösen Blick des Mädchens kassierte. ,,Seht mal! Ich wusste gar nicht, dass es hier ein Gebirge gibt!", sagte Hina nachdenklich und deutete auf die schneeweißen Gipfel, die vor ihnen emporragten. ,,Also...wenn ihr mich fragt, sind wir hier falsch", meinte Toji kleinlaut. ,,Ich glaube, wir hätten mehr nach Osten gehen sollen..." Drei entsetzte Augenpaare starrten ihn an. ,,Bitte?! UND WO ZUR HÖLLE SIND WIR DANN?", lautete die wütende Antwort seiner Schwester, die ihn am Kragen packte und heftig schüttelte. ,,Zu nah." Vor Schreck ließ Hiromi ihren Bruder los und klammerte sich an ihn. Kaeru bedachte die beiden mit einem seltsamen Blick und warf einen forschenden Blick in die Runde. Sie befanden sich auf einem schmalen Bergpfad und er sah nur Steine und Büsche. Die Stimme war zwar ziemlich tief gewesen, aber nicht tief genug für einen Mann. ,,Wer ist da?", fragte er laut und ballte die Hand zur Faust. Hina trat einen Schritt zurück. Plötzlich weiteten sich ihre Augen. ,,Wer bist du?", fragte sie fassungslos. Ein junges Mädchen war wie aus dem Nichts erschienen und sah sie trotzig und misstrauisch an. Ihr Haar war türkis und zu einem schweren Zopf mit einer goldglänzenden Schmetterlingsspange zusammengebunden. Das junge Mädchen fixierte die Vier mit ihren ebenfalls türkisen Augen. ,,Das könnte ich euch auch fragen!" ,,Du zuerst!", erwiderte Hiromi, die sich beruhigt hatte. Offenbar stufte sie die Fremde nicht als Feindin ein. Die Angesprochene sah sich nervös um. Dann hob sie stolz den Kopf. ,,Mein Name ist Eilan. Ich bin eine Magierin von der Insel Kellyn. Und jetzt sagt mir auf der Stelle, wer ihr seid!" To be continued Autors Comment: Ging ja ganz schön schnell, diesmal. Liegt wohl daran, dass keine Schlachtszenen drin waren...*puh* Da war ja gaaaaar nix mit Action, aber ich dachte, die Armen haben im letzten Teil genug durchgemacht...hab ich eigentlich Hiromis Gefühle richtig rüberbekommen? Euch ist sicher klar, dass sie noch immer darunter leidet...aber im Moment verdrängt sie es. (Leider wird sie irgendwann auf sehr unsanfte Weise daran erinnert werden...jaja....) Eilan ist jetzt da...sie wird für kurze Zeit eine große und danach nur noch eine kleine Rolle spielen. Ich freu mich schon, wenn sie endlich...ach nein, ich verrat nix. ;p Kundon hat gesagt, er wird Hikari niemals weinen sehen....das stimmt....sie ist einfach ZU böse. *gg* Und das kriegen sehr viele Charas noch zu spüren. Im nächsten oder übernächsten Teil kommt eine Srilanki vor, und es ist nicht Aylanna!^^ ich persöhnlich mag die ANDERE lieber. XD Meine Eltern haben gesagt, wenn ich nicht jeden Tag eine Stunde Querflöte spiele, drehen sie mir das Internet ab und ich muss in den Volleyballverein - weil ich ja nix zu tun habe. *harharhar* Und zum Segeln will mich mein Papa auch unbedingt mitnehmen....*in Selbstmitleid versink* Egal...hoffentlich schreibt ihr mir bald! Ich freu mich immer so über Kommis! *stra Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)