Kriegszeit von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: Aufbruch ------------------- "Sie hat Eurem Verbündeten, Fürst Ebeil von Nekaya, eine Nachricht zukommen lassen, nach der sie ihn und seine Armee an der Grenze vor der Festung Norius erwartet. Fürst Ebeil ersucht um Unterstützung." Die Worte des Boten hingen in der Luft wie ein bedrohlicher Schatten, der sich auf Fürst Occors Gesicht ausbreitete. Angestrengt versuchte der Fürst, seine Stimme wieder zu finden, brachte jedoch für einige unerträgliche Minuten kein Wort heraus. "Ich danke Euch, dass Ihr uns so schnell informiert habt.", meinte er schließlich kraftlos. "Richtet meinem Freund Ebeil aus, dass ich sofort die nötigen Vorkehrungen treffen werde und in höchstens fünf Tagen bei ihm in Myram sein werde. Er soll dort mit einer Armee auf mich warten." Der Bote verbeugte sich knapp und verließ mit einem "Jawohl, mein Fürst" den Raum, ohne Einwand zu erheben, was sein Recht gewesen wäre, da er eben erst eingetroffen war und sich nun schon wieder auf den Weg machen sollte. Boten führten die schwierigsten und anstrengendsten Aufträge aus, ohne sich zu beschweren, doch sie hatten einen besonderen Status: Es war verboten, selbst in Kriegszeiten, einen Boten anzugreifen, oder gar zu töten und selbst Banditen hielten sich im Allgemeinen daran. Occor ließ sich schwer in einen Sessel fallen, den ein eifriger Diener schnell zu ihm gebracht hatte. Völlig verzweifelt barg er das Gesicht in seinen Händen. Kinrya eilte sofort hilfsbereit an seine Seite und der Fürst hob mühsam den Kopf, sah sie aus dunklen Augen flehend an und murmelte: "Was soll ich nur tun?" Mit einer kurzen Handbewegung entließ er die Diener, die wachsbleich und stocksteif im Raum standen, ohne zu wissen, was sie tun sollten, genau wie er. "Ich weiß es nicht. Aber egal was, irgendetwas müsst Ihr tun, sonst ist das Land verloren." Kinryas ehrliche Antwort schien den Fürsten etwas aufzurichten- Dankbar lächelte er die junge Frau an seiner Seite an, die sein Lächeln erwiderte und ihm vorsichtig ein Glas Wasser reichte. Wie oft hatte sie ihm bereits beigestanden... Occor leerte es in einem Zug und seufzte tief. Er sah sich zum ersten Mal im Leben mit einer aussichtslosen Situation konfrontiert. Krieg. Und dieser Krieg war unausweichlich. Er musste sich ihm stellen, ob er es wollte, oder nicht. Spätestens nach den Ereignissen vor fünfzig Jahren war allen Menschen in den Nordlanden klar gewesen, dass Hikari früher oder später die Macht an sich reißen würde. Nun lag es an ihm und Ebeil, sie aufzuhalten. Langsam hob er den Kopf und sah seine drei 'Kinder' an, die seinem unergründlichen Blick mit unterschiedlichen Augen begegneten. Kinryas goldene Augen waren nach wie vor von Mitleid geprägt und versprachen ihm, dass ihm die Elementmagierin der Nordlande helfen würde, wie sie es immer getan hatte. Tojis braune Augen waren ängstlich und suchten Beistand, allerdings konnte Occor sehen, dass sich Toji bereits damit abgefunden hatte, dass er als Sohn des Fürsten auf jeden Fall mit in die Schlacht reiten würde. Hiromis blaue Augen starrten ihn flehend an. Der Fürst wusste, dass das Mädchen jede Gelegenheit ergriff, ihm zu beweisen, dass er stolz auf sie sein konnte. Sie würde bestimmt auch in den Krieg ziehen wollen. Aber Occor sträubte gegen diese Idee, da es ihm schon schwer genug fiel, seinen Sohn leichtfertig Hikaris Monstertruppen zu opfern. Er wollte seine Tochter nicht auch noch verlieren. Und er wollte sie nicht dazu zwingen, sich den abscheulichen Kreaturen zu stellen, welche die Fürstin Hikari in jahrelanger Arbeit gezüchtet hatte. Drei Rassen von Monstern waren es, welche die angeblich schönste Frau der Welt in ihrem Land großgezogen hatte. Die kleinen Acnaib, flinke, aber trotzdem schlagkräftige Kreaturen, kaum größer als Hunde, aus denen der Großteil ihres Heeres bestand. Die riesigen Ocnarb, von denen nur wenige existierten, da ihre Hässlichkeit der Zauberfürstin missfiel und die sie daher in den Ostlanden freigelassen hatte, wo die grauenhaften Kreaturen nun ihr Unwesen trieben. Und die geflügelten Anavi, von denen es ebenfalls nur wenige gab, welche die Schoßtiere der Fürstin waren und die Gefährlichsten von all ihren Monstern sein sollten. Bisher waren nur wenige Menschen diesen Kreaturen über den Weg gelaufen, und von denen, die es getan hatten, waren nur wenige am Leben geblieben, daher war das alles, was man über sie wusste und Hikari hatte bisher kein Wort dazu geäußert. Der Fürst hatte ohnehin schon lange den Verdacht, dass sie die Gerüchte, die über sie und ihre Heerscharen in den Nordlanden kursierten, höchstens amüsierten, auf keinen Fall aber störten. Sie sonnte sich in ihrem düsteren Ruhm wie eine Schlange in der Sonne. "Vater...?" Hiromis besorgte Stimme ließ den Fürsten aus seine Apathie aufschrecken. Rasch stand er auf und ließ seine Augen für einen Moment wehmütig auf dem Mädchen ruhen, das nicht seine Tochter war und ihm doch manchmal näher war, als sein leiblicher Sohn, dann befahl er sich streng, die Schatten wenigstens für einen kurzen Augenblick aus seinem Herzen zu verbannen um den Kindern nicht die gleichen Sorgen aufzubürden, die auf ihm lasteten. "Es wird einen Weg geben, die Fürstin Hikari zu besiegen!", meinte er mit einem gezwungenen Lächeln und mehr Zuversicht, als er empfand. "Unsere Armee und Verbündeten sind stark genug." Erleichtert wechselten Hiromi und Toji einen Blick, dann baten sie um Entschuldigung und verließen den Raum. Kinder sind leicht zu überzeugen. Sie glauben, was sie glauben wollen..., dachte der Mann kummervoll. Als griffe sie seinen unausgesprochenen Gedanken auf, trat Kinrya näher zu Occor und legte ihm mitfühlend ihre Hand auf seine linke Schulter. "Ich glaube auch, dass wir sie schlagen können.", flüsterte sie sanft, obwohl ihre goldenen Augen etwas anderes sagten und ihre Zuversicht Lügen straften. "Ganz bestimmt." Auch wenn vielleicht nicht alle diesen Sieg noch erleben werden... Mit diesen Worten verließ sie ebenfalls das Zimmer und ließ den Fürsten allein zurück, der sich erneut kraftlos in den Sessel fallen ließ und sich verzweifelt fragte, ob irgendeines der eben gesprochenen Wörter der Wahrheit entsprach. Ein düsteres, großes Schloss stand inmitten der Stadt Kala, die in Schatten getaucht war, seit sie existierte. Es war das dunkle Land, der Teil der Nordlande über den die Fürstin Hikari herrschte, das Land Akaria, obwohl dieser Name nur wenigen geläufig war, die meisten nannten es einfach Schattenland. Kala war einst, vor langer, langer Zeit, eine blühende Handelsstadt gewesen, doch seit sämtliche Verbindungen zu den anderen Ländern gekappt waren, war sie fast verlassen. In den weiten, verwinkelten Gängen des Schlosses, die ebenfalls völlig dunkel waren, liefen kleine, pelzige Monster aufgeregt knurrend umher und kamen erst zum Stillstand, als Schritte zu hören waren, die auf dem glatten Stein geräuschvoll hallten und die Acnaib dazu brachten, sich zitternd an die Wand zu drängen, als bedeute schon eine Berührung mit einer der goldenen Haarstränen der jungen Frau, die durch die Gänge schritt, den Tod. Erst als sie eine goldene Tür erreicht hatte und durch diese verschwunden war, wagten sich die Acnaib aus den Winkeln heraus um erneut herum zu schnattern und so schnell wie möglich das Weite zu suchen. Die junge Frau durchquerte unterdessen einen prächtigen Saal und ließ sich schließlich anmutig auf einem reich verzierten Thron nieder, wo ihr Blick liebevoll auf den an der Wand liegenden Anavi ruhte, die sich mit einem menschlichen Schädel spielten und ab und zu zum Thron der jungen Frau tapsten und sich zu ihren Füßen niederließen, ein Privileg, dass jedes der Anavi nach spätestens einer halben Stunde an ein anderes abtreten musste. Goldblonde Locken umrahmten ein ovales Gesicht und fielen bis zur Taille herab. Ihre Züge waren regelmäßig und fein, ihre Haut hell und rein. Die Augen der Fürstin waren blau, mit grünen Wirbeln darin und manchmal tanzten goldene Funken darin. Die Nase und der Mund der jungen Frau wirkte kindlich und sie trug ein schlichtes, blaues Kleid, das eine ihrer makellosen Schultern freiließ. Die gefürchtete Fürstin Hikari war zweifellos die schönste Frau der Welt. Als sich plötzlich die Tür öffnete, verschwand ihr Lächeln kurz, um einem Stirnrunzeln Platz zu machen, nur um kurz darauf noch viel strahlender wieder auf ihrem Gesicht zu erscheinen. "Kundon!", begrüßte sie ihren Berater freudig. "Was gibt es? Normalerweise kommst du nie zu solcher Zeit..." Der eingetretene Mann verbeugte sich ehrerbietig. Er trug eine dunkelrote Robe und sein weißes Haar bezeugte sein hohes Alter. Er hatte wasserhelle Augen und einen scharf geschnittenen Mund, der sich unwillkürlich zu einem Lächeln verzog, als er die wunderschöne Fürstin sah. Dann jedoch besann er sich darauf, weswegen er zu Hikari gekommen war und sein Gesicht verdüsterte sich. "Herrin, die gesamten Nordlande sind informiert, dass ihr einen Angriff auf die Festung Norius plant. Unsere Nachbarländer Mikemia und Nekaya werden sich verbünden und Euch dort erwarten. Ich schlage vor, sofort anzugreifen, so lange wir noch in der Überzahl sind." Die schöne, junge Frau räkelte sich auf ihrem Thron, dann richtete sie sich auf und sah ihren Berater amüsiert an. "Ach, mein lieber Kundon, du bist besorgt? Mach dir keine Gedanken, wir werden so oder so gewinnen. Und ist es nicht meine Pflicht, meinen Gegnern wenigstens eine kleine Chance zu gewähren?" Kundon rollte mit den Augen und seufzte ergeben. Er kannte seine Herrin nur allzu gut, von einem kurzen, schnellen Krieg hielt sie nichts. "Sagt, Herrin, Euch geht es gar nicht darum, die Nordlande zu erobern, habe ich recht?", fragte er, nur um sicher zu gehen. Er kannte die Antwort bereits. "Natürlich geht es mir um die Herrschaft über die Nordlande!", erwiderte Hikari mit einem gefährlichen Lächeln. "Es ist sicher viel amüsanter über so ein großes Reich zu herrschen, als über ein so kleines, wie ich es besitze. Und abgesehen davon..." Sie stand auf und sah ihren Berater aus undurchschaubaren Augen an. "Und abgesehen davon ist ein Krieg immer sehr interessant. Ich werde darauf achten, dass er sich hinzieht, so dass mir nicht langweilig wird." "Aber auf die Dauer ist ein Krieg langweilig, Herrin.", wagte es Kundon anzumerken. "Im Grunde schlachtet man doch die ganze Zeit nur Leute ab, oder?" Hikari sah ihn erstaunt an. "Nun, das ist doch das lustige daran!", sagte sie schließlich. "Und ich besitze die nötigen Mittel um das >Abschlachten< etwas abwechslungsreicher zu machen." Kundon seufzte erneut. Mit Hikari zu diskutieren war sinnlos. Und dieser Krieg war ihm im Grunde auch egal, es konnte ihm nur recht sein, wenn die Fürstin endlich etwas gefunden hatte, das ihr die Langeweile vertrieb. Ihn beschäftigte etwas anderes. "Herrin...", sagte er mit umwölkter Stirn. Nervös fuhr er sich durch den langen, weißen Bart. Hikari, die sich gerade gebückt hatte, um das zu ihren Füßen liegende Anavi zu streicheln, sah auf. Kundon spürte, wie er anfing zu zittern. "Es geht um Eure Tochter. Eine der wenigen menschlichen Zofen, die wir hier haben, hat sich in ihr Zimmer verirrt." "Schon wieder!", seufzte die Fürstin und richtete sich auf. "Könntest du dich so schnell wie möglich nach Ersatz umsehen?" Kundon nickte knapp und verließ das Zimmer. Hikari stand einige Sekunden regungslos da, dann folgte sie ihrem alten Berater um die Leiche der Zofe aus dem Zimmer ihrer Tochter zu holen. Ihr kleiner Liebling reagierte immer so gereizt auf die Nähe von Menschen... ~~~ Im Schlosshof von Mikemia herrschte ein reger Betrieb, der gesamte Hofstaat lief eifrig hin und her, um die nötigen Mittel für die Reise nach Myram vorzubereiten. Etwas abseits stand Hiromi, an einen Baum gelehnt, und betrachtete nachdenklich den wolkenbedeckten Himmel. Einerseits wollte sie nicht tatenlos zuhause sitzen und hoffen, dass die Armee ihres Vaters den Krieg gewinnen würde, sie wollte ihr Land selbst verteidigen, aber andererseits bedeutete Krieg Tote, Verletzte und Schlachten und davor hatte sie Angst. Sie wollte nicht zusehen müssen, wie jemand den sie liebte, etwa Toji, Kinrya oder ihr Vater, starb, aber sie wollte sie beschützen, auch wenn sie wohl eher diejenige war, die beschützt werden musste. Und sie wollte niemanden töten, selbst wenn es nur Hikaris Monster waren. Hiromi seufzte schwer und ließ sich auf den Boden fallen, der immer noch nass vom geschmolzenen Schnee war. Warum konnte Hikari sie nicht einfach in Ruhe lassen? Warum musste sie einen Krieg anfangen, der wahrscheinlich Tausende von Menschenleben kosten würde? Was für ein Mensch musste diese Fürstin sein? War sie überhaupt ein Mensch? Hiromis Vater hatte erzählt, dass Hikari vor fünfzig Jahren irgendeine Insel überfallen hatte...und kurz darauf hatte sie gegen einen Verräter ausgesagt, der sich auf ihre Seite geschlagen hatte, von der Zauberfürstin aber nur mit dem Tod belohnt worden war... Occor hatte erzählt, dass ihm sein Vater berichtet hatte, dass die Fürstin unwahrscheinlich schön gewesen war und das Aussehen einer ungefähr zwanzigjährigen Frau gehabt hatte. Demnach musste sie bereits über siebzig sein! Aber würde eine Siebzigjährige noch einen Krieg anfangen? Das Klima in den Nordlanden war rau, kaum jemand wurde älter als achtzig Jahre, also warum sollte sie für lächerliche zehn Jahre sich noch die Mühe machen einen Krieg zu beginnen? Es sei denn, sie war kein Mensch... Aber was sollte sie sonst sein? Hiromi kannte nur eine Person, die älter war, als sie aussah und magische Kräfte hatte, und das war Kinrya. Kinrya, die Elementmagierin der Nordlande, war bereits über zweitausend Jahre alt, sah aber immer noch aus wie Anfang zwanzig. Und sie konnte zaubern. Als sich Hiromi einmal den Arm verstaucht hatte, hatte Kinrya ihn geheilt, indem sie ihn berührt hatte. Konnte Hikari so etwas auch? Warum setzte sie ihre Kräfte dann nicht zum Guten ein, so wie Kinrya? Und warum gab es überhaupt Menschen, die magische Kräfte hatten und Menschen, die keine besaßen? "Hiromi! Da bist du ja! Was tust du hier im Hof?" Das Mädchen blinzelte verwirrt und hob den Kopf um ihren Adoptivbruder anzusehen, der sich breitbeinig über ihr aufgebaut hatte. "Toji...", sagte sie langsam. Dann blitzten ihre Augen hell auf. "Weißt du, warum manche Menschen zaubern können und andere nicht?" Ihre plötzliche Frage brachte den braunhaarigen Jungen aus der Fassung. "Nein, woher soll ich das denn wissen?", erwiderte er verdutzt. "Frag doch Kinrya, die weiß es bestimmt." Er setzte sich neben seiner Schwester auf den Boden und legte seinen Arm um ihre Schulter. "Eigentlich habe ich dich gesucht um dich etwas anderes zu fragen...", sagte er leise. "Findest du es schlimm, wenn man Monster tötet?" Hiromi sah ihn fragend an, aber Toji wandte den Kopf ab und studierte angestrengt die Mauer. "Na ja...", meinte das schwarzhaarige Mädchen schließlich. "Es ist auf jeden Fall eine Sünde zu töten, aber ob das auch für diese Monster gilt? Immerhin sind sie nur Hikaris Marionetten und obendrein künstlich erschaffene Wesen, also sind sie nicht die Schöpfung des Herrn des Lichts, sondern nur die Schöpfung einer größenwahnsinnigen Magierin. Ich glaube, die darf man töten." Innerlich sträubte sich das Mädchen allerdings immer noch gegen die Vorstellung, ein Wesen, sei es auch noch so böse, töten zu müssen. Andererseits war sie sich sicher, dass es ihr mit der Zeit leichter fallen würde. Sie schüttelte gedanklich den Kopf, denn es stand noch gar nicht fest, ob sie überhaupt mitkommen durfte und auch wenn sie es sich noch so sehr wünschte, konnte sie nicht einfach von vornherein davon ausgehen. Schließlich brach Toji das Schweigen. "Du hast es gut, du darfst zuhause bleiben...", sagte er neidisch. "Du musst dich nicht in die Schlacht stürzen und dein Leben riskieren, nur weil eine >größenwahnsinnige Magierin< es lustig findet." Ohne es zu wissen, hatte er einen empfindlichen Nerv getroffen. Wütend sprang Hiromi auf. "Ich wäre froh, wenn ich mitkommen dürfte!", fauchte sie ihren völlig überraschten Bruder an. "Ich würde liebend gern mein Leben für mein Heimatland riskieren, wenn ich dafür die Gewissheit hätte, dass ich alles getan habe um die Nordlande zu verteidigen!" Toji stand ebenfalls unbeholfen auf und klopfte sich die Erde von den Beinen, unsicher, wie er mit diesem neuerlichen Ausbruch seiner unberechenbaren Schwester umgehen sollte. "Ich verstehe dich ja...", murmelte er kleinlaut. "Aber ich glaube nicht, dass es angenehm ist, von einem Acnaib in Stücke gerissen zu werden..." Hiromi starrte ihn entsetzt an. "Du hast recht...", sagte sie leise und ließ den Kopf hängen, sehr zu Tojis Erleichterung, der mit einer weiteren Schimpftirade gerechnet hatte. "Und ich will auch bestimmt nicht sterben, im Gegenteil, aber ich ertrage den Gedanken nicht, im Schloss herum sitzen zu müssen, während du und Vater vielleicht gerade im Sterben liegt! Ich müsste jeden Tag um euer Leben bangen, ohne auch nur das Geringste für euch tun zu können...Das würde ich nicht aushalten!" Toji nickte und lächelte. "Ich auch nicht.", antwortete er freundlich. "Deshalb werde ich auch gehen. Nicht, dass ich die Wahl hätte..." Hiromi erwiderte sein Lächeln erleichtert. "Wie wäre es mit einem Übungskampf?", fragte Toji, um das Thema zu wechseln. Allerdings bereute er seine Worte in dem Moment, in dem Hiromis Augen aufleuchteten. "Jederzeit!", rief das schwarzhaarige Mädchen strahlend und ihr Bruder schluckte. Beide zogen ihre Schwerter und nahmen eine Verteidigungsposition ein. Hiromi trippelte ungeduldig auf ihrem Platz herum und wartete auf einen Angriff von Toji. Der hütete sich jedoch voreilig anzugreifen und wartete seinerseits lieber ab, was seine Schwester tat. Schließlich hielt es das Mädchen nicht mehr aus und griff seine rechte Seite an. Der braunhaarige Junge wich rasch aus und konterte mit einem Hieb auf ihre linke Hüfte. Erschrocken stolperte das Mädchen zurück und fing den Schlag mit ihrem Schwert auf. Als die Metallwaffen aufeinander trafen, klirrte es unangenehm und sowohl Hiromi als auch Toji verzogen das Gesicht. Beide ließen gleichzeitig los und versuchten ihre Chancen abzuschätzen. Hiromi schlug als erste wieder zu und rammte Toji den Schwertgriff in den Bauch. Der Junge keuchte und sackte zusammen. "Das war unfair!", japste er und warf seiner Schwester einen tödlichen Blick zu. "Das Leben ist nicht fair.", erwiderte Hiromi ungerührt. Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und grinste über das ganze Gesicht. "Ich bin einfach besser!", flötete sie und kicherte hämisch, als Toji aufstand und sich erneut die Erde von den Beinen klopfte. Der braunhaarige Junge knurrte etwas unverständliches und machte Anstalten, den Hof zu verlassen. "Hey, Toji!", rief Hiromi empört. "Du schuldest mir noch eine Übungsrunde mit Pfeil und Bogen!" Entsetzt starrte ihr Bruder sie an. "Ach jaaa....", brachte er kleinlaut hervor. "Weißt du, Schwesterherz, ich muss noch meine Sachen packen." Sprach's und lief eilends davon. Bogenschießen mit Hiromi? Er wollte schließlich nicht schon sterben, bevor der Krieg richtig angefangen hatte! "Hey!", rief besagter hoffnungsloser Fall in Sachen Bogenschießen. "Bleib sofort stehen!" Das schwarzhaarige Mädchen rannte ihrem Bruder so schnell es konnte hinterher. Der war jedoch inzwischen über alle Berge - die Vorstellung von einer Übungsstunde Bogenschießen mit Hiromi verlieh Flügel - und seine Schwester rannte direkt in den Fürsten Occor hinein, der sie nicht kommen sehen hatte, da er immer noch verblüfft der Staubwolke hinterher schaute, die sein Sohn hinterlassen hatte. "Was..?", hob er an, brach jedoch mitten im Satz ab. "Ich glaube, ich will es gar nicht wissen." "Vater...", murmelte Hiromi errötend und sie senkte den Blick. "Ich wollte ihn nur überreden, ein bisschen mit mir Bogenschießen zu üben!" "Ach sooo....", lautete der einzige Kommentar des Fürsten. "Dann ist mir alles klar..." Hiromi wurde noch röter und studierte ihre Füße mit neuerwachtem Interesse. "Ich verstehe Toji ja", sagte sie kleinlaut. "Ich gebe zu, dass ich nicht so gut in Bogenschießen bin, aber jeder hat Schwächen und Toji ist auch nicht perfekt!" Fürst Occor lächelte milde. "Schon gut, Hiromi. Du bist eine wunderbare Tochter, das genügt, ebenso wie Toji ein wunderbarer Sohn ist. Kein Vater könnte sich perfektere Kinder wünschen." Das Mädchen hob den Kopf und erwiderte das Lächeln des Fürsten glücklich. Dann jedoch verdüsterte sich ihr Gesicht. "Vater...", sagte sie leise. "Da ist etwas, über das ich mit dir reden will." Sie schluckte hart und studierte ihre Füße, da sie es nicht wagte, dem Fürsten ins Gesicht zu sehen. Dessen Gesicht war zu einer Maske aus Stein erstarrt, da er nur zu gut wusste, um was sie ihn bitten würde. "Ich möchte mitkämpfen. Du weißt, dass ich gut mit dem Schwert umgehen kann. Bestimmt könnte ich viel bewirken! Lass mich mitkommen!" Vorsichtig hob sie den Kopf und starrte ihren Ziehvater aus brennenden Augen an. Occor sah sie lange an, dachte wehmütig daran, wie sie als kleines Kind ihre Ärmchen nach ihm ausgestreckt hatte und gut Tausend Mal auf die Nase gefallen war, ehe sie gelernt hatte, wie man geht, dann seufzte er schwer, da er erkannt hatte, dass nichts seine unbezähmbare Tochter noch von ihrem Entschluss abbringen konnte. "Ich hätte dich ohnehin gebeten, mitzukommen." ,meinte er müde, nicht sicher, ob es eine Lüge, oder die Wahrheit war. "Ich kann jeden fähigen Kämpfer gebrauchen, egal, wie jung er sein mag. Ich hoffe nur, du lässt dich nicht auf etwas ein, dass dir einmal leid tun wird." Und dasselbe gilt für mich. "Bestimmt nicht!", rief Hiromi leidenschaftlich. "Ich werde dich nicht enttäuschen! Und ich verspreche dir, dass ich versuchen werde, am Leben zu bleiben!" Occor lächelte traurig. "Dann bete ich, dass du dein Versprechen auch halten kannst.", meinte er leise, beließ es aber dabei. Am nächsten Morgen brachen sie auf. Tausende von Männern zogen einem ungewissen Schicksal an der Front entgegen und ließen alles zurück, was ihnen lieb und teuer war. An der Spitze des Heers ritten Fürst Occor, Toji und Hiromi. Alle drei waren ungewöhnlich schweigsam und Hiromi hatte Tränen in den Augen, als sie sich noch einmal umdrehte um ihr Zuhause noch ein letztes Mal zu betrachten. Sie spürte, dass sie es lange, lange Zeit nicht wiedersehen würde... to be continued Autors Komment: *strahlt wie ein Honigkuchenpferd* Was für ein Kommentar!!! Danke, danke, danke, danke, Amber! Ich hab versucht, diesen Teil mehr auszuschmücken, hoffentlich ist mir das auch gelungen! Ich LIEBE deine Kommentare, denn du gibst mir wirklich das Gefühl, du würdest meine Geschichte lesen und dir auch Gedanken darüber machen und sie nicht bloß irgendwie überfliegen und dann "Toll, mach weiter so." hinzuschreiben, wie es eine Menge Leute tun. (natürlich nicht bei mir, das liest ja keiner außer dir und meinen Freunden.^^;;) Aber sogar da hab ich das Gefühl, du würdest dich mehr dafür interessieren, als sie...Der Kern meiner kleinen Rede hier war jedenfalls: DANKE!!!!!!! *mit Blumen überhäuf* Lieber ein Kommentar von dir als fünf von den anderen. ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)