Mass Effekt - Der Untergang - Akt II von Cpt_Ratzfatz ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Sechs Monate ist es nun her. Vor sechs Monaten erschien der Morjanische Verbund auf der galaktischen Bühne. Ein menschliches Imperium von der anderen Seite der Galaxie. Um sich einen Namen zu machen und als Rache für den Angriff auf eine ihrer Kolonien, starteten sie einen blinden, aber verheerenden Angriff auf die Kolonien anderer Völker in den Terminus-Systemen. Fast 100 Millionen Tote in nur wenigen Stunden. Den größten Schaden trug dabei Illium nach einem massiven Atomangriff davon. Seither halten die Morjaner den Planeten und das vollständig evakuierte Tasale-System militärisch besetzt. Seither gehört die nahe gelegene Grenze zu den Asari-Republiken zu den am schwersten befestigten und am schärfsten bewachten Orten der gesamten Galaxie. Seither liegt die Galaxie in einem einzigen kalten Krieg. Seit sechs Monaten läuft ein einziges Wettrüsten in dem alle Völker ihre Waffenarsenale mit einer Geschwindigkeit vergrößern, die man bis dahin nicht für möglich gehalten hätte. Eine Konfrontation die sich mit jedem Monat zuspitzte. Es war die gefährlichste Situation seit den Kroganischen Rebellionen und seit den Rachni-Kriegen. Und die Entscheidung über Krieg und Frieden fiel auf der Citadel. Im einem Allianz-Hauptquartier in Vancouver lehnte sich Shepard in seiner „Zelle“, einer sehr komfortablen, kleinen Wohnung, in der er unter Hausarrest stand zurück, und sah hinaus, während er über die Ereignisse des letzten halben Jahres nachdachte, die das Ende der Galaxie bedeuten könnten. Die Batarianer wollten noch immer seinen Kopf, obwohl die Schäden, die die Morjaner auch an ihren Kolonien verursacht hatten erheblich waren. Dank seiner Kenntnisse über die Reaper und Morjaner war Shepard zu wertvoll, um ihn einfach in irgendeiner Zelle versauern zu lassen. Dafür hatte er auch einfach zu viel für die Allianz und die Galaxie getan. Es war eigenartig. In diesen sechs Monaten hatten alle Völker in Bezug auf die Vorbereitung auf einen galaktischen Krieg mehr erreicht, als in den letzten drei Jahren. Es war verrückt. Als er noch vor den Reapern warnte wollte niemand auf ihn hören und jetzt, mit den Morjanern, die mit dem Vorschlaghammer an die Tür klopften, konnten sie gar nicht schnell genug neue Waffen bekommen. Die Politiker brauchten immer erst eine reelle Bedrohung die sie sehen konnten, bevor sie überhaupt reagierten. Und die Aufrüstung konnte sich sehen lassen. Das Abkommen von Firaxin wurde ausgesetzt und die Zahl der Schlachtschiffe hatte sich bis jetzt verdoppelt. Die Flotten und Armeen wurden immer stärker aufgetockt und modernisiert, nur ob es reichen würde war unklar. Man wusste über die Morjaner so gut wie gar nichts. Bis auf eine ihrer Kolonien kannte man weder die Postion ihres Reich, ihren technischen Fortschritt, ihre industriellen Kapazitäten, die Größe ihrer Bevölkerung, geschweige die ihrer Flotten, oder ihres gesamten Heeres, ihre militärischen Möglichkeiten, oder ihre Kultur. Natürlich wurde die Schlacht um Illium peinlichst genau analysiert und viele kamen zu dem Entschluss, dass die von den Morjanern eingesetzten Kräften nur die Spitze des Eisberges darstellt. Sollte das wahr sein, dann gäbe es kaum etwas, was sie aufhalten könnte. Auch problematisch waren ihre Element Zero-unabhängigen ÜLG-Antriebe, deren genaue Leistungsdaten unbekannt waren und die ein einziges Rätsel darstellten. Viele befürchteten das sie bis zu den Heimatwelten der Völker vorstoßen könnten und man sie erst bemerken würde, wenn ihre Schiffe bereits im Orbit standen, denn so glauben viele lief es bei Illium ab. Es gab viele Gerüchte und Theorien von den Geheimdiensten, nur handfeste Beweise hatten sie nicht. Das einzigste was man von ihnen wusste waren einige biologischen Eigenschaften. Ebenso unklar war die Herkunft der Morjaner selbst. Auf der Erde fand man keinen Hinweis und auch in vergangenen Entdeckungen nicht. Genetisch waren sie eindeutig mit den Menschen verwandt – irgendeine Form von Abwandlung. Dennoch gab es so Unterschiede die diese Erkenntnisse anzweifeln ließen. Nicht mal die Salarianer konnten das erklären. Manche sprachen offen von zwei Gattungen der Art Mensch. Die Batarianer hatten ihre ganz eigene Meinung dazu. Sie beschuldigten offen die Allianz diese „Gruppierung“ geschaffen zu haben, nur um einen Angriff gegen sie führen zu können. Eine Behauptung mit der sie ziemlich alleine dastanden. Shepard befürchtete immer wieder, dass Joker recht haben könnte und das die Erde einst nur eine uralte Kolonie von Exilanten eines noch größeren menschlichen Imperiums war. Beweise, die das bestätigten, oder widerlegten gab es nicht und selbst die Morjaner äußerten sich dazu nicht, oder wollten es nicht. Daher blieb diese Frage ungeklärt. Zusammenstöße zwischen Morjanern und anderen Spezies forderten auf der Citadel, der einzigen Präsenz der Morjaner im Citdael-Raum, immer wieder Verletzte und sogar Tote. Mehr als einhundert Tote in den letzten sechs Monaten. Wer sich mit den Morjanern anlegte wurde getötet – sogar in aller Öffentlichkeit. Sie hatten jegliche Form von Menschlichkeit abgelegt, waren vollkommen verrückt. Eigenartigerweise waren die Morjaner trotz allem recht umgänglich. Sie gingen den anderen Spezies zumeist aus dem Weg, aber allein ihre Präsenz war meist der Auslöser für Ärger. Sie selbst waren selten die Verursacher, tatsächlich waren sie zumeist die Opfer, nur wenn sie reagierten, dann war eine Tragödie garantiert. Viele Videos davon landeten im überarbeiteten und hochgerüsteten Extranet. Als Antwort darauf stellten die Morjaner ihre eigenen Videos über den Angriff auf ihre Kolonie in Netz, der Auslöser für ihr Erscheinen. Zwar bestätigte es ihre Position als Opfer, nur Punkte machten sie damit keine. Dafür waren ihre Reaktionen einfach unverhältnismäßig gewesen. Und was die Hintermänner des Angriffs betrifft: Sie, bis auf ein paar Mitläufer, konnten nie alle gefasst werden, denn sie und fast alle Beweise dazu gingen im nuklearen Feuer auf Illium unter. Wahrscheinlich waren auch sie es, die das Massenportal aktivierten und so diesen tödlichen Dominoeffekt in Gang setzten, denn der Citadel-Rat hatte, wie sich heraus stellte, damit rein gar nichts zu tun. Durch das Fenster beobachtete Shepard einen kleinen Jungen, der auf dem Dachgarten eines benachbarten Gebäudes spielte. Er hatte ihn in den letzten Tage schon öfter gesehen. Dennoch machte sein Anblick ihn traurig, denn die Galaxie stand am Abgrund. Die Idylle erschien wie eine Illusion. Ein Krieg war nur noch eine Frage der Zeit. Die Zwischenfälle hatten auf der Citadel ein neues Niveau erreicht. Vor ein paar Tagen zerstörten die Morjaner ein Allianz-Shuttle direkt vor der Citadel. An Bord befand sich ein Cerberus-Agent der bereit war Informationen für Sicherheit zu tauschen. Er und andere Agenten hatten versucht einen Morjaner als „lebendes Exemplar“ in die Hände zu bekommen und nur ein Agent überlebte diesen Zusammenstoß. Ihr Objekt der Begierde hingegen nicht – das einzige morjanische Opfer auf der Citadel. Als die Morjaner das erfuhren liefen sie auf der Citadel regelrecht Amok. Nicht mal die Anwesenheit der Citadel-Flotte konnte das verhindern. Bis vor ein paar Monaten war das noch recht einfach, da kursierten auf den Sklavenmärkten etliche Morjaner, Gefangene von Argos 3, und erzielten Rekordpreise. Im Extranet kursierten viele Videos darüber. Shepard hatte selbst mal eins gesehen. Man hatte vieles mit ihnen vor, nur mit einer Sache hatte niemand gerechnet. Auf diesen Weg hatten sie sich eingeschleuste Spezialeinheiten, Attentäter und Saboteure, ins Haus geholt. Viele bemerkten es erst als es zu spät war. Nach diesem Vorfall zogen sie sich komplett zurück und räumten sogar ihre Botschaft. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Shepard drehte sich um, als er merkte, dass die Tür aufging. „Kaiden? Mit Ihnen habe ich jetzt am wenigsten gerechnet.“ „Shepard, das Verteidigungkomitee will sie sehen. Es ist ernst.“ „Die Morjaner?“ „Nein, die Reaper sind da.“ Kapitel 1: Der Untergang der Erde --------------------------------- „Die Reaper? Sind Sie sich da sicher?“, fragte Shepard ungläubig. „So ziemlich. Jedenfalls redet keiner offen darüber, aber alle wissen es. Kommen Sie.“, wies Kaidan an und gemeinsam gingen sie den Gang entlang, der mit allerhand Personal der Allianz gefüllt war, die hektisch herum flitzten. „Die Batarianer sind ihr erstes Ziel gewesen, allerdings schon vor ein paar Tagen. Wir haben es erst jetzt durch verstärkte Flüchtlingsströme bemerkt. Inzwischen sind einzelne Schiffsgruppen der Reaper bei den äußeren Kolonien aufgetaucht. Ihre Hauptstreitmacht entdeckten wir kurz darauf. Sie dringt tiefer in das Allianz-Gebiet ein.“ „Diese Informationen hätten wir ruhig schneller bekommen können.“ „Seitdem man einen Krieg erwartet der die ganze Galaxie erschüttern kann sind alle entsprechend aufmerksam, ansonsten hätten wir es erst bemerkt, wenn die Reaper vor der Erde stehen. Außerdem haben die Beziehungen mit den Batarianern ihren Tiefpunkt erreicht. Die hätten uns nie irgendwas erzählt. Ich glaube die Batarianer dachten wohl eher sie könnten es alleine mit den Reapern aufnehmen. Wir hätten eine richtige Vorwarnzeit gehabt, nur die wurde nicht genutzt.“ „Ein Fehler.“, meinte Shepard. „Ein richtig großer.“, erwiderte Kaidan. „Und man ist sich sicher das es nicht die Morjaner sind?“ „So ziemlich ... immerhin stehen im Moment drei hohe Tiere aus dem Verbund vor dem Komitee und tragend denen irgendwas vor.“ „Ernsthaft? Kaum zu glauben.“ „Ging mir genauso ... Anderson!“, rief Kaidan, als dieser ihnen entgegen kam. „Beeilen sie sich. Das Komitee erwartet sie bereits.“ „Was machen Sie denn hier, Anderson? Ich dachte Sie würden auf der Citadel den Rat in Schach halten?“ „Das übernimmt jetzt Udina. Ich bin jetzt Admiral.“ „Glückwunsch ... Ich hörte wir haben ein paar Morjaner bei uns?“, erwiderte Shepard. „Drei um genau zu sein. Ein Exekutivagent, ein Flottilenkapitän und eine Sektionsgeneralin.“ „Bis auf die letzte klingt das aber nicht nach hohen Tieren.“, meinte Shepard und blickte zu Kaidan, der nur stumm mit den Schultern zuckte. „Da bin ich mir auch nicht sicher, jedenfalls haben sie die Autorität um im Namen des gesamten Verbundes zu sprechen.“ „Interessant ... wie schlimm ist es mit den Reapern?“ „Das Komitee hofft das sie es denen sagen werden. Sie sind der einzigste der bisher mit einem Reaper gesprochen hatte, einen getötet hatte und ihre Pläne in die Galaxie einzufallen schon zweimal durchkreuzt hatte. Keiner weiß mehr über die Reaper als Sie, wie sie uns ernten und was sie mit uns vorhaben.“ „Ja und dafür setzt man mich sechs Monate unter Hausarrest.“ „Sie wissen das das nur geschah als Reaktion auf die Zerstörung des Bahak-Systems.“ „Ich hatte keine andere Wahl! Die Kolonisten wären eh gestorben, egal wie man es dreht und wendet. Hätte ich es nicht getan, dann wären sie im nu durch unsere Hintertür gekommen.“ „Das weiß ich und viele andere auch. Wäre es nicht so hätte man Ihnen längst den Prozess gemacht. Wir wollen nur das Sie alles menschenmögliche in Bewegung setzen, um die Reaper aufzuhalten.“ „Gut, aber wenn wir die Reaper nicht zu Tode langweilen wollen, dann ist das Komitee nur Zeitverschwendung.“ „Sie haben nur Angst und wollen ein paar Antworten.“ „Ok ... was wurde bisher gegen die Reaper unternommen?“ „Alle Länder auf der Erde mobilisieren ihre Truppen und Arcturus wird in diesem Moment evakuiert. Hackett hat die Flotten zusammen gezogen und richtet vor Ort eine Verteidungslinie ein. Passieren sie die brauchen sie bis zur Erde nur ein paar Minuten.“ „Wenigstens etwas.“, murmelte Shepard. „Alle waren ohnehin schon in Alarmbereitschaft, weil man jederzeit mit einem morjanischen Angriff rechnete.“ „Was glauben Sie wie viel Zeit wir noch haben?“ „Nach dem Tempo mit dem wir den Kontakt zu den Kolonien verlieren ... eine Stunde.“ Shepard und Anderson nahmen die letzte Treppe in Anspruch, während Kaidan zurück blieb und sich zurück zog. Unterwegs fiel Anderson auf das Shepard etwas langsamer hinterher kam. „Kommen Sie, Shepard! Sonst sind die Reaper noch vor Ihnen da!“ „Sechs Monate ein weiches Bett und gute Küche hinterlassen halt ihre Spuren.“, lautete dessen Antwort, als sie gemeinsam die gut gefüllte Zentrale betraten. Auf der einer Seite saßen viele Offiziere vor ihren Computern und überprüften die neusten Informationen, einzelne Boten und andere Offizier flitzen wild umher und auf der anderen Seite der Zentrale, vor einem Panoramafenster im Hintergrund, saß das Verteidigungskomitee leicht erhöht an einem großem, abgerundeten Rednerpult. In der Mitte des Raumes standen die drei Morjaner, um die alle einen großen Bogen machten. Albinos, wie man sie inzwischen abwertend nannte. Zwei Männer und eine Frau, die kaum älter als 25 sein mussten. Shepard sah sie nur von hinten. Der eine trug einen dunkelbraunen Mantel mit Kappe, der andere hingegen eine graue Uniform samt Schirmmütze, als sie dem 20.Jahrhundert entnommen worden. Die Frau dagegen sah weniger wie eine Generalin aus, sondern eher wie eine gut gepanzerte Soldatin in einer schwarzen Rüstung. Ihr fehlte nur die markante Totenkopfmaske. Alle drei waren bewaffnet, nur die Frau schien es deutlich zu übertrieben. Die beiden Männer trugen nur Holster mit Pistolen an ihren Gürteln, während die Frau ein Sturmgewehr, ein Maschinengewehr und ein übergroßes, stählernes Rohr – eine Panzerfaust – trug. Shepard erkannt sogar einen kleinen Feldspaten an ihrem Gürtel. Jener, mit dem die Frau einst einem Kroganer den Schädel spaltete. Das war der Grund warum in der Zentrale auch so viel bewaffnetes Personal der Allianz anwesend war. „... bitte ,,, wir bieten ihnen sogar modernste Technologien ... Technologien, bei denen selbst ihre besten Wissenschaftler ins Schwitzen kommen und bei denen ihre Generäle anfangen zu sabbern ...“, hörte Shepard von dem Morjaner in der Mitte in grau. „Worum geht es?“, fragte er. „Die Morjaner wollen das sich die Allianz ihnen anschließt und aus der Citadel austritt.“ Shepard schüttelte nur den Kopf. Dem würde die Menschheit niemals zustimmen. Schon gar nicht nachdem was sie mit Watson gemacht haben, jene Welt, die Shepard einst vor einem batarianischen Angriff rettete. Die Morjaner hatten auch diese Welt mit Atomwaffen angegriffen und örtliche Schiffe der Allianz vernichtet. „ACHTUNG! Admiral Anderson, Shepard!“, kündigte ein Offizier an und salutierte. Alle wandte sich den beiden zu und starrten sie an, auch die Morjaner. Im nächsten Moment sah Shepard die eine Morjanerin an und erstarrte innerlich. Er kannte sie. Es war die gleiche Frau gegen die sie bereits auf der belagerten Kolonie angetreten war, kurz bevor man evakuiert wurde. Die Augen der Frau weiteten sich. Sie hatte ihn ebenfalls nicht vergessen. „DIESER SKOB WAR AUF ARGOS 3!!!“, fauchte sie und machte einen Schritt nach vorne. Der Morjaner in der grauen Uniform hielt sie zurück. „Das reicht, Sinari!“ „Nichts da, Sirius! Der Kerl...!“ „Ich sagte DAS REICHT!“ „SKAP!“, fluchte Sinari und wandte sich ab. Shepard schenkte ihnen für einen weiteren Moment Aufmerksamkeit und wandte sich dann dem Komitee zu. „Sie wollten mich sehen?“, begann Shepard. „Ja.“, begann einer der Vorsitzenden des Verteidigungskomitees. „Wir haben Berichte erhalten ... sowas haben wir noch nie zuvor gesehen. Was immer es ist, da kommt etwas unfassbar großes und mächtiges auf uns zu. „Haben wir etwa schon angegriffen?“, murmelte Sinari leise, woraufhin Sirius nur den Kopf schüttelte. „Ich soll doch nur bestätigen was sie schon längst wissen – die Reaper sind da und wir sind nicht bereit. Bei weitem nicht.“, sagte Shepard. „Unruhiges Rumoren kam in der Zentrale auf. „Wie halten wir sie auf?“, fragte eine Vorsitzende unsicher. „Aufhalten? Die Reaper? Man kann sie nicht einfach so aufhalten. Vergessen sie Strategie und Taktik! Hier geht es ums Überleben. Die Reaper sind höher entwickelt als wir, mächtiger, intelligenter. Sie fürchten uns nicht und werden niemals Mitleid mit uns haben. Für sie sind wir nichts weiter als Ameisen. Wenn wir das überleben wollen müssen wir zusammen arbeiten.“ „Redet der nun von diesen Reapern, oder von uns?“, murmelte Sinari wieder. „Hältst du auch mal die Klappe.“, erwiderte Sirius. „Aber ... es muss doch irgendwas geben.“ „Wir müssen zusammen halten und kämpfen. Jeder Mann, jede Frau und alle anderen Völker. Das hier betrifft nicht die Menschheit alleine, sondern die ganze Galaxie. Andernfalls haben die Reaper schon gewonnen. „Mehr nicht? Das ist der Plan?“, fragte ein anderer Vorsitzender. „Natürlich nicht!“, mischte sich plötzlich Sinari ein. „Packen sie ihre stärksten Waffen aus und halten sie einfach drauf! So einfach ist das.“ „Ich bezweifle das das so einfach geht.“, wandte Anderson ein. „Wenn Sie meinen.“; erwiderte Sinari flopsig. „Wir haben den Kontakt zur Luna-Basis verloren!“, rief überraschend eine Offizierin. „Der Mond? Sie können unmöglich schon so nahe sein.“, sprach Anderson. „Wie umgingen sie unsere Verteidigung bei Arcturus? Gibt es eine Meldung von Admiral Hackett?“, fragte die Vorstitzende. „Wir haben keinen Kontakt mehr zu unseren Kolonien und Flotten was außerhalb des Sol-Protals.“ Sinari schüttelte nur den Kopf und murmelte „Amateure.“ Ein Dumpfes Grollen und sie und alle anderen sahen auf und blickten durch das große Panoramafenster nach draußen auf Vancouvers Skyline. „Mein Gott.“, stieß eine der Vorsitzenden aus, als durch die Wolkendecke die charakteristische Form eines Reapers stieß und mit seinem Hauptgeschütz sofort in die unter ihm liegende Stadt feuerte. Mit einem bedrohlichen Glühen kündigte sich bereits ein zweiter Schuss des gelandeten Reapers an und Shepard ahnte bereits vorauf dieser zielte. „RENNT!“, brüllte er und bereits als sie sich in Bewegung setzten traf der Reaper das Hauptquartier. Es folgte eine Explosion, die das Panoramafenster zersprengte und deren Schockwelle das massive Pult und die Mitglieder des Verteidigungskomitees quer durch den Raum schleuderte. Shepard und Anderson hatten Glück. Sie konnten sich rechtzeigtig zu Boden werfen, als das Pult knapp über sie hinweg rollte und hinter ihnen zerschmetterte, wobei er den Eingang blockierte. Weniger Glück hatten die Morjaner, Sie standen dem Pult am nächsten und hatten keine Chance rechtzeitig zu reagieren und ihm auszuweichen. Sie wurden von ihm umgerissen und regelrecht überrollt. Shepard und Anderson mühten sich auf, doch die Schockwelle einer zweiten Explosion erfasste sie und schleuderte sie gegen die Wand. Nur langsam kam Shepard wieder hoch und nahm Anderson wahr, der ihm aufhalf. „Alles in Ordnung, Shepard?“ „Irgendwie ... verdammt ... wie sieht es aus?“ „Schlimm. Kommen Sie. Wir müssen hier sofort weg.“, sagte Anderson und gemeinsam liefen sie auf das zerstörte Fenster. Unterwegs passierte Shepard die Morjaner die es soeben erwischt hatte. Er verlor nur einen kurzen Gedanken an sie und wollte weiterlaufen, als diese plötzlich begannen aufzustehen, als sei nichts gewesen. Fassungslos standen Shepard und Anderson da und sahen einfach nur zu. „Na, das war mal ein Ritt.“, sprach Sinari freudig und trat dem anderen Morjaner in der braunen Uniform in die Seite. „Beweg dich, Ibro! Du hast auf dem Flug schon genug geschlafen!“ Der soeben ebenfalls aufgestandene Sirius half ihm hoch. Das Donnern eine nah vorbei fliegenden Allianz-Jägers und das Aufheulen der Luftschutzsirenen rief Shepard und Anderson sofort wieder die Ernsthaftigkeit der Situation ins Gewissen. „Los jetzt! Wir müssen hier weg!“, ermahnte Anderson und zusammen rannten die fünf durch das zerstörte Panoramafenster nach draußen. „Das ist ... mein Gott.“, stotterte Anderson. Draußen bot sich ihnen ein absolut beängstigender Anblick. Mehrere Reaper-Schlachtschiff in der Größenordnung von Sovereign waren in Vancouver gelandet, stacksten durch die Stadt und feuerten wahllos auf Ziele. Die Wolkenkratzer im Hintergrund wirkten dabei wie Modellbauten. Vom Himmel fielen weitere Reaper wie auf die Erde nieder und zogen dabei wie Meteoriten einen Feuerschweif hinter sich her. Bereits gelandete Reaper wurden von ganzen Staffeln an Jägern und Mantis-Gunships in der Luft, sowie Geschützbatterien und gepanzerten Einheiten am Boden unter schweres Feuer genommen. Die ganze Zeit hat man jederzeit eine blitzartige Grossoffensive der Morjaner und sich entsprechend darauf vorbereitet. Genau das konnten sie jetzt gegen die Reaper verwenden, nur ob es reichte war eine ganze andere Frage. Unweit vor ihnen traf erneut ein Strahl das Hauptquartier und beschädigte eines der Gebäude. „Kommt weiter.“, wies Anderson an und gemeinsam rannten sie über die Dächer, Balken und Streben Richtung Raumhafen, der am Hafenbecken Vancouvers lag. „Major Alenko, wie ist Ihr Status? Ich kann die Normandy nicht erreichen.“, sprach Anderson über sein Funkgerät. „Bin unterwegs zum Raumhafen ... noch ein paar Minuten ... haben leichten Widerstand.“, lautete die rauschende Antwort. Ein Loch in der Strebe vor ihnen, entstanden durch den Angriff kurz zuvor, konnten Shepard und Anderson mit einem Sprung überwinden. Die drei Morjaner, die ohnehin schon langsamer waren, hatten da ihre Problem. Sirius schaffte es gerade so, Ibro hingegen, kaum sportlich, musste von Sirius festhalten, sonst wäre er nach hinten runtergefallen und Sinari stürzte beinahe komplett ab. Sie konnte sich nur ganz knapp mit den Händen am Rand festhalten und musste hochgezogen werden. Sie weigerte sich beharrlich ihre ganze Ausrüstung abzulegen, obwohl sie selbst wusste das sie so ihre Bewegungsfreiheit einschränkte. Eine Explosion in ihrer Nähe zog sofort die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Shepard sah eine Gruppe aus Oculus vorbei fliegen, wobei eines der Objekte brennend abstürzte. Die Reaper-Jägerdrohnen, die schon die Kollektoren einsetzten, wurden von einer Staffel Allianz-Jäger verfolgt, denen es kurzerhand gelang einen zweite Drohne abzuschießen, die dann in ein Gebäude krachte. Erneut musste Anderson sie ermahnen in Bewegung zu bleiben. Sie folgten der Strebe weiter bis zu einer Leiter und kamen so auf eines der Dächer, wo sie kurz inne hielten. „Wo sind Sie Major? Shepard hört auch mit wir können bereits das Hafenbecken sehen, brauchen aber noch etwas.“, sprach Anderson über Funk. „Ich bin fast an der Normandy. Der Widerstand wird immer heftiger. Passen sie auf. Da draußen ist einiges ein eigenartigen ... Zeug unterwegs.“ „Verstanden, wir halten die Augen offen. Halten Sie sich bereit uns aufzunehmen.“ Während sich Anderson mit Kaidan verständigte sah Shepard zum Himmel auf, wie unzählige weitere Reaper vom Himmel fielen und durch Vancouver ein Spur der Verwüstung zogen. Lange hatte er davor gewarnt, doch seine Warnungen verhalten. Jetzt zahlten sie alle den Preis dafür. „Das ... das ist ... schrecklich.“ begann er zu stottern. „Ja, schrecklich.“, mischte sich Sinari ein. „Ernsthaft, eure planetare Abwehr ist absolut nutzlos. Unser Geheimdienst hat sie vollkommen überschätzt.“ „Ist das Ihre einzigste Sorge?!“ „Sorge würde ich das nicht nennen, zumindest wenn es dabei um eure Spezies geht ... Ibro, du kannst deinen Leuten sagen das sie ihren Job schlecht machen. Und ihr habt die Menschheit als Bedrohung angesehen, ihr Skobs.“ „Mach es doch besser. Ich habe mich für nichts zu rechtfertigen.“, erwiderte dieser harsch. „Was war denn das eben?“, fragte Kaidan, der über Funk mitgehört hatte. „Wir haben unsere drei morjanischen Gäste im Schlepptau ... Wir melden uns später wieder.“, antwortete Anderson. Shepard schüttelte nur den Kopf und entfernte sich von den Morjaner. Er konnte sie jetzt schon nicht mehr ausstehen. Zuvor hatte er noch etwas Sympathie empfunden, trotz aller Beschwerden. Die war jetzt endgültig verflogen. „Was sind das für Dinger?“, vernahm er eine Frage von Sirius und blickte hinüber zu einem anderen Dach, auf das er zeigte. Shepard erkannte die grauen Kreaturen sofort, die da an der Wand eines Nebengebäudes empor kletterten. „HUSKS!“, schrie er. Sofort zogen er und Anderson ihre Predator-Pistolen und schossen los. Ibro und Sirius taten es ihnen gleich. Ihre halbautomatischen Pistolen sahen zwar altertümlich aus, ließen sich aber nicht mal mit einer Carnifex vergleichen. Die hier waren schlagkräftiger. Jeder Schuss glich einer Explosion und jeder Treffer sprengte ein faustgroßes Loch in die Körper der Husks – einem nach dem anderen. Mit der Predator brauchte man beinahe schon vier bis fünf Schuss, die Morjaner schafften das schon mit einem. Sinari, die inzwischen ihren Helm und die Totenkopfmaske angelegt hatte, stürmte sofort über das Dach vor zu einer Leiter, die sie herunter sprang und landete nahe eines Apartments, in das sich mehrere Menschen retteten und verbarrikadierten. Weitere Husks kamen die Gebäudefassade hoch geklettert. Sinari legte ihr Maschinengewehr an die Schulter an und ging in die Hocke. Als ein gutes Dutzend Husk bereits das Geländer erreicht hatten drückte sie ab. Das MG kreischte auf wie eine Kettensäge und genauso wie es klang mähte es auch die Husks innerhalb von Sekunden nieder. Nachdem das getan war hastete Sinari vor ans Geländer und schoss auf weitere Husks, die noch an der Wand hingen. Für die massiven, überschallschnellen Projektile waren die Husks kaum mehr als Zielscheiben die von Sinari in Stücke gerissen wurden. Viel zu spät bemerkte sie das bedrohliche Leuten und Grollen eines nahen Reapers, der seine Waffen auflud und kurzerhand das Feuer eröffnete. „Skap.“, fluchte sie leise und wandte sich ab, als der Strahl das Apartment neben ihr traf. Die nachfolgende Explosion erfasste sie und schleuderte sie weg. „Verdammt!“, fluchte Shepard, rutschte die Leiter hinab und rannte zu Sinari. Seine unbewusste Sorge war unbegründet. Sinari stand von selbst wieder auf und begann zu lachen. Sie lachte herzlich. Mit Vancouver im Hintergrund, das soeben von den Reapern zerstört wurde, war das ein vollkommen surrealer Anblick. „Wenn das der Krieg ist den uns die Reaper bieten, dann lasst ihn geschehen, denn es ist genau das was wir brauchen! Was wir schon immer wollten! Ein Krieg in dem das Schicksal des gesamten Universums entschieden wird! Ein Krieg in dem es nur einen einzigen Sieger geben kann, der alles gewinnt und in dem der Verlierer für immer vom Angesicht der Sterne verschwindet! Auf diesen Tag haben wir gewartet! Ein Krieg in dem wir alles gewinnen, oder alles verlieren! Das ist die ultimative Prüfung! Hier entscheidet sich wem die Herrschaft über das ganze Universum gebührt, also lasst die Reaper nur kommen, denn wir werden sie vernichten, ganz egal was sie uns entgegen werfen! Dieses Mal haben die Reaper einen Gegner gefunden, der ihrem Ansturm trotzen wird!“, rief Sinari. Shepard und Anderson standen nur mit offenen Mündern da und wussten nicht was sie sagen sollten. Jetzt waren sie sich endgültig sicher. Die Morjaner waren nicht nur verrückt, sie waren vollkommen durchgeknallt. Die beiden wandten sich ab und betraten das zerstörte Apartment. Die Morjaner trotteten hinterher. In dem Apartment fanden sie mehrere verbrannte Leichen jener Menschen, die sich hier zuvor noch verstecken wollten. Um weiter zu kommen begann Anderson mit seinem Universalwerkzeug die verschlossene Eingangstür zu hacken, die sich manuell nicht öffnen lassen wollte. Ein stählernes Klopfen in der Zwischenzeit erregte plötzlich Shepards Aufmerksamkeit und er konnte schnell einen Belüftungsschacht auf Bodenhöhe als Ursprung ausmachen. In ihm versteckte sich ein kleiner Junge. Shepard erkannte ihn. Es war der selbe Junge den er zuvor schon auf dem Dachgarten spielen sah. „Hey, es ist alles ok.“, begann Shepard mit sanfter Stimme. „Alle sterben.“, erwiderte der Junge traurig. „Komm her. Ich bringe dich an einen sicheren Ort.“, sagte Shepard, während das Apartment wegen eines sich bewegenden Reapers in der Nähe kurz bebte. „Komm, nimm meine Hand.“ „Sie können mir nicht helfen.“ „Was haben Sie da?“, drängte sich Sinari dazu und ging neben Shepard in die Hocke. „Achso ... Was ist? Weißt die wie man eine Waffe benutzt?“ Der Junge winselte leise und verängstigt und schüttelte den Kopf. Für Shepard war damit das Maß voll. Er stand auf und zog Sinari am Arm ebenfalls hoch. „Das reicht jetzt! So können Sie doch nicht mit einem Kind umgehen! Das hat soeben wahrscheinlich seine Eltern verloren!“ „Wenn es nicht kämpfen kann ist es für uns nutzlos. Lassen sie es zurück. Es ist eh nur noch ein totes Stück Fleisch.“, sagte Sinari und schlug Shepards Hand weg. Der wiederrum blickte sofort nach dem jungen, nur hatte der sich längst tiefer in den Lüftungsschacht verzogen. Shepard schlug mit der Faust wütend auf den Boden und stand kurz davor auch Sinari eine zu verpassen, hielt sich aber selbst davon ab und ging zu Anderson. Setzten die Morjaner etwa Kindersoldaten ein? Der Gedanke widerte Shepard an. „Wenn dem Jungen etwas passiert, dann werden Sie mit dem Rest ihres Lebens mit dieser Entscheidung leben müssen.“, sagte er zuguterletzt. „Ok.“, erwiderte Sinari flopsig. „Was war das eben?“, fragte Sirius seine Schwester. „Keine Ahnung. Klang so als wollte mich ein Alien belehren.“ „Wie sieht es aus, Anderson?“ „Bin gleich durch ... so das wars.“, sagte er nachdem er die Tür gehackt hatte und sie sich von selbst öffnete. Nur das dahinter ein kreischender Husk zum Vorschein kam war schon eine böse Überraschung. Der Husk fiel Anderson sofort an, der sich mit einem Tritt kurzerhand dem Angriff erwehrte und den Husk etwas auf Distanz brachte. Dann holte er mit der Faust aus. Sein Universalwerkzeug verwandelte sich plötzlich in eine rötlich-orange Klinge und durchbohrte den Körper des Husks. „Das letzte Mal als ich diese Waffe sah hatte ich sie von Cerberus geklaut. Scheinbar konnten wir sie reproduzieren.“, sagte Shepard. „Ob sie es glauben, oder nicht aber es ist einfacher als es aussieht. Diese Nahkampfapplikation ist eine einfache Erweiterung für jedes Universalwerkzeug. Tatsächlich waren sie nie etwas neues, nur bisher sahen Strategen keinen Nutzend darin, weshalb dies eher unbekannt ist.“, erklärte Anderson, was Shepard mit einem einfachen „Verrückt.“, kommentierte. Danach mühten sie sich durch einen zerstörten und halb eingestürzten Flur. „Was für ein Chaos ... jede Minute die diese Maschinen hier sind sterben Tausende von Unschuldigen ... ich bin dafür nicht verantwortlich.“ „Sie sind für die Toten nicht verantwortlich. Wir kämpfen für die die noch stehen, wenn es vorbei ist.“, erwiderte Shepard. „He ... Sie haben wohl recht. Der Angriff kam so plötzlich ... Ich dachte wirklich wir würden mehr Zeit haben.“ „Wir wussten das sie kommen, hatten uns stattdessen aber auf die Morjaner vorbereitet, weil wir sie als den Feind sahen. „Hat wenigstens geholfen die ganzen Politiker wachzurütteltn ... geändert hätte das nichts und trotzdem haben sie unsere Verteidigung einfach durchbrochen. Egal wer angegriffen hätte, das Ergebnis wäre das gleiche ... Wir müssen zur Citadel und mit dem Rat reden!“ „Zur Citadel? Aber der Kampf findet hier statt.“ „Bald wird er überall sein. Sie haben es selbst gesagt: Die Reaper vernichten alles wenn wir sie nicht aufhalten ... der Rat muss uns helfen.“ „Ja, aber was können wir da schon machen?“ „Sie waren mal Spectre. Das muss doch noch was zählen ... Sirius, richtig?“ „Ja?“, antwortete der Morjaner. „Was ist mit dem Verbund? Sie haben doch ein starkes Militär. Sie können uns auch helfen.“ „Dazu kann ich nichts sagen. Die Vorsitzende des Verteidungsrates hat das zu entscheiden. Mein Aufgabe war es nur ein Bündnis zu vermitteln und das hat sich unter diesen veränderten Bedingungen erledigt.“ „Auch ihr Volk wird von den Reapern nicht verschont bleiben. Deshalb sollten wir zusammen arbeiten und unsere Kräfte bündeln.“, ermahnte Anderson. „Wie gesagt das habe ich nicht zu entscheiden.“, erwiderte Sirius. Als sie den Flur verließen fanden sie nahe eines zerstörten Fensters einen toten Allianz-Soldaten und mehrere tote Husks. „Armer Kerl.“, sagte Shepard und nahm das daneben liegende Sturmgewehr vom Typ M8 Avenger auf. Danach verließen sie das Gebäude, kletterten aus dem zerstörten Fenster auf einen Vorbau und liefen von dort weiter bis an den zerstörten Rand des Gebäudes kamen. „Wir haben den Raumhafen in Sicht. Ankunft in drei Minuten.“, sagte Anderson über Funk. „Haben die Normandy erreicht! Stehen unter Beschuss ...“ Eine laute Explosion erschütterte die Szenerie und unterbrach die Verbindung. Vom Himmel fiel ein weiterer Reaper und landete nahe eines Heliports, von dem eine Staffel Mantis-Gunships startete. Es war ein deutlich kleineres Reaper-Modell – ein Zerstörer. Er brach zusammen und fiel ins Hafenbecken. Der Reaper hatte deutlich sichtbare Einschusslöcher in seiner Panzerung und nur eine Sekunde vor seiner Landung gab ihm ein über der Stadt schwebender Allianz-Kreuzer den Rest und zerstörte ihn. Es war ein kleiner, aber bedeutungsloser Sieg. Dem kleinen Reaper folgte ein großer der neben dem Wrack landete und sofort den Heliport zerstörte und dann den Kreuzer ins Visier nahm. Der wehrte sich nach Kräften, doch bereits nach dem ersten Treffer verlor er sichtlich an Höhe. „Mein Gott! Sie werden den Kreuzer abschießen! Er muss abdrehen ...“, bevor Kaidan den Satz beenden konnte traf der nächste Strahl das Raumschiff und besiegelte sein Schicksal. Der Kreuzer ging in einer weißlich glühenden Explosion hoch, als der Masseneffektkern ebenfalls explodierte und mit der dabei entstehenden Schockwelle das gesamte Hafengebiet Vancouvers erfasste. Die Verwüstungen waren erheblich. Auch die Fünfergruppe um Shepard und Anderson bekam das zu spüren. Die Schockwelle warf sie zurück und lies die ohnehin schon instabile Etage unter ihren Füßen kollabieren. Dabei hatten sie mehr Glück als Verstand. Die zusammengebrochene Konstruktion bildete eine gewaltige Rutsche und lies sie unsanft bis nach ganz unten schlittern, wo sie kurz vor dem Wasser stoppten. Wieder vernahm man Sinaris Lachen. „Das war einmalig. Am liebsten würde ich es gleich noch mal machen.“ Shepard fiel auf, dass sogar Sirius für diesen einen Moment grinste. „Kommt weiter.“, rief Anderson und über ein zerstörtes Gerüst gelangen sie über das Wasser auf eine Plattform, wo sie zwei weitere Überlebende entdeckten. Bodenpersonal der Allianz, von denen einer sich das Bein unter einem umgestürzten Metallgerippe eingeklemmt hatte und sein Kollege verzweifelt versuchte ihn zu befreien. „Sind sie beide in Ordnung?“, fragte Shepard. „Psst! Seien Sie leise, sonst entdecken sie uns noch.“, sagte einer der beiden. „Wer?“, erwiderte Anderson. Die Antwort kam schneller als ihnen lieb war. Sie vernahmen ein beängstigendes, elektronisch verzehrtes Jaulen und gingen sofort in Deckung. Unweit von ihrer Position, vor einem zerstörten Transporter, entdeckten sie fünf rötliche Kreaturen, die sich über eine sechste beugten. „Was ... sind ... das ... für Dinger ... was ... machen ... die da?“, stotterte Anderson. „Die sehen aus ... wie Batarianer ... oder was davon übrig blieb, nachdem die Reaper sie in die Finger bekommen haben.“, antwortete Shepard. „Die batarianische Variante eines Husks ... schrecklich ... verschlingen die da einen von ihnen?“ „Kannibalismus unter den Reaper? Egal. Wenn wir leise sind ...“ „DECKUNG!!!“, brüllte Sinari und zog sofort die Aufmerksamkeit der Kannibalen auf sich. Diese brüllten auf, als sie Sinari sahen, die im selben Moment aus dem Stand eine Handgranate warf. Noch während sich die Granate in der Luft befand bekam Sinari einen Treffer in den Bauch durch die Armkanone eines Kannibalen ab und fiel zurück. Shepard wollte schon zu ihr eilen, um ihr zu helfen, nur plötzlich folgte erneut eine Explosion samt Schockwelle, die ihn fast umriss. Die Handgranate von Sinari war zielgenau vor den Füßen der Kannibalen gelandet und hatte eine Sprengkraft, die mit einem Artillerieschlag vergleichbar war. Von den Kannibalen blieb da nichts übrig. Shepard brauchte mehrere Moment bis das Piepen aus seinen Ohren verschwunden war und er die Orientierung wiedererlangt hatte. „Scheiße ... dieses Miststück ... was hat die denn da bitte ausgepackt.“, murmelte er. Dann fiel ihm wieder ein, das es dieses „Miststück“, Sinari, ja erwischt hatte und sah nach ihr. Sinari stand seelenruhig nur wenige Meter entfernt da, mit dem Maschinengewehr unter dem Arm und klopfte ihre angesengte Rüstung ab. Der Bauchschuss hatte keine weiteren Schäden, oder Verletzungen bei ihr hinterlassen. Noch dazu besaß sie nicht mal kinetische Schilde. Ihre Panzerung glich diesen Makel komplett aus. Sinari fiel Shepard Blick auf und sie erwiderte ihn nur für einen Moment, dann überprüfte sie ihr MG. „Shepard, hier drüben.“, rief Anderson ihn zu sich. „Was ist hier geschehen?“, fragte Anderson nun die beiden Männer. „Unser Shuttle wurde abgeschossen. Wir haben es nur knapp geschafft.“ „Haben Sie Funk? Wir müssen unser Schiff erreichen.“ „Nein. Im Shuttle ist eins, aber da wimmelt es nur so von diesen Dingern.“ „Bleiben Sie hier, mein Sohn. Wir holen sie hier raus.“, sagte Anderson und zusammen mit Shepard versuchten sie den Eingeklemmten aus seiner misslichen Lage zu befreien. Es misslang. Das Gerüst war einfach zu schwer. Sie schaffte gerade mal ein paar Millimeter, als sie aufgeben mussten. Der Eingeklemmte schrie vor schmerzen auf, als das Gewicht wieder auf seinem Bein lastete. „KÖNNTET IHR UNS MAL HELFEN?!“, blaffte Shepard die Morjaner an. „Wenn's denn sein muss.“, erwiderte Sinari gelassen. Nun packten alle fünf an und ruckartig konnten sie das Gerüst fast einen halben Meter anheben. Zu sagen die anwesenden Menschen wären überrascht war eine Untertreibung. Letztendlich hatte Shepard aber nichts anderes erwartet. Danach nutzten die fünf das Gerüst als provisorische Brücke, um auf die Plattform mit der abgestürzten Mantis zu gelangen. Kaum hatten sie das erreicht flog eine stählerne, geflügelte Kreatur mit einem lauten Kreischen über sie hinweg, die Shepard an einen Harvester erinnerte. Verfolgt wurde sie von zwei Mantis. „Was zur Hölle war das?“, fragte Anderson. „Keine Ahnung ... aber irgendwie will ich es auch nicht wissen.“, erwiderte Shepard, als sie sich einer Ecke am Ende der Trümmer näherten. „War das wieder ein Produkt der Reaper?“, fragte Sirius. „Ich befürchte ja.“, lautete Shepards Antwort. „Das sind sie schon Maschinen und bauen trotzdem was mit Flügeln. Die Reaper sind ja ganz schön krank im Kopf.“, musste Sinari wieder ihren Senf dazu geben. „Leise. Da hinten kommen noch mehr.“, sagte Anderson. Hinter der abgestürzten Mantis kam eine ganz Handvoll Kannibalen zum Vorschein und trotteten in ihre Richtung – ungefähr neun an der Zahl in enger Formation. Die Explosion zuvor hatte sie aufgeschreckt. „Hier könnten wir wieder eine Ihrer Granaten gebrauchen.“, wandte sich Shepard an Sinari. „Vergessen Sie es. Davon habe ich nur noch eine.“, sagte Sinari, als sie im selben Moment Sirius das Sturmgewehr gab und dieser es mit ein paar schnellen Handgriffen überprüfte und entsicherte. „Ganz wie die guten alten Zeiten, Brüderchen. Tod und Vernichtung.“ Ehe man sich versah stürmte Sinari mit Sirius und Ibro hinten dran vor und eröffnete aus der Deckung das Feuer. Die Kannibalen erwiderten dies. Anderson und Shepard feuerten hinter der Ecke hervor auf die Kannibalen und konnten zusammen zwei von ihnen ausschalten. Zu zweit hätten sie gegen diesen Ansturm keine Chance. Ihnen mangelte es an guter Rüstung samt Schilden und schweren Waffen und nur Anderson konnte ein Universalwerkzeug aufbieten. Ohne die Morjaner, die sie soeben richtig alt aussehen ließen, hätten sie es wohl kaum so weit geschafft. Darin stimmten sie überein, nur ob sie es offen zugeben würden war eine ganz andere Frage. Mit einem ausgeklappten Zweibein für eine bessere Präzision belegte Sinari die Kannibalen mit einem gewaltigen Dauerfeuer. Gegen die panzerbrechende Wirkung der Munition hatte der Gegner selbst hinter seiner Deckung nicht die geringste Chance. So mache Patrone durchschlug sogar den Gegner und traf den dahinter. Sinari „zersägte“ vier von ihnen. Sirius, der das Sturmgewehr auf Drei-Schuss-Salven umgestellt hatte, konnte selbst zwei Abschüsse verbuchen. Das Schlusslicht bildete Ibro mit einigen Treffen, aber nur einem eigenen Abschuss. Ohne Probleme konnten sie um den Schutt herum zu dem abgestürzten Shuttle laufen, in dessen Trümmern sie auch kurzerhand ein Funkfeuer fand, das Anderson aktivierte. „Normandy, hier spricht Anderson. Hören Sie mich?“ „Wie ist ihre Position, Admiral?“, antwortete Kaidan. „Bei einem abgestürzten Shuttle im Hafen. Ich aktiviere sein Notsignal. Schicken Sie Unterstützung. Wir haben Verwundete.“ Ohne das Kaidan noch eine Antwort geben konnte gab das Funkgerät nur noch ein Rauschen von sich, bis es sich endgültig abschaltete. „Ich habe das Signal verloren!“, beklagte sich Anderson. „Funktioniert das Notsignal?“, fragte Shepard. „Ich hoffe es ... Achtung! Wir bekommen Gesellschaft!“, warnte Anderson, als mehrere meteoritenähnliche Objekte über sie hinweg schossen und unweit von ihnen in den Ruinen der Plattform einschlugen. Aus den Staubwolken kamen weitere Kannibalen zum Vorschein. Shepard war sich nicht sicher, ob diese Truppen vom Orbit aus abgeworfen, oder von einem der Reaper abgeschossen wurden, jedenfalls war schnell klar das sie von den Reapern entdeckt und als Bedrohung wahrgenommen wurden. Sofort hasteten sie in Deckung und nahmen die Reaper-Truppen unter Feuer, von denen plötzlich immer mehr nach kamen. „WIR KÖNNTEN HIER JETZT WIRKLICH WIEDER EINE IHRER GRANATEN GEBRAUCHEN!“, rief Shepard zu Sinari. „KEINE EINWÄNDE!, erwiderte diese, entsicherte die Granate und warf sie, während der Rest ihr Deckungsfeuer gab. Die nachfolgende Explosion löschte wie erwartet ein größeres Areal mit Kannibalen aus, nur der Nachschub riss nicht ab. Die Fünf hielten fast eine Minute auf die Reaper-Einheiten drauf, nur es half nichts. „Letztes Magazin!“, rief Ibro, als er seine Pistole nachlud. „Anderson! Können Sie noch ein Thermomagazin entbehren?! Das war eben mein letztes.“; rief Shepard. „Hier! Aber langsam wird es knapp!“ „Kaum hatte Shepard das Magazin ausgewechselt und angelegt, traf eine Raketensalve die Reaper-Truppen und löschte sie vollständig aus. „UND HIER KOMMT DIE KAVALLERIE!“, konnten sie im selben Moment über Funk wahrnehmen. Shepard kam diese Stimme sofort sehr vertraut vor. Als er hoch sah erblickte er ihren Retter. Die Normandy. Größer, schöner und besser, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. Joker drehte bei, zog eine kleine Schleife über dem Hafenbecken und näherte sich mit geöffneter Bugluke der Plattform. „Vorwärts!“, wies Shepard an und die Gruppe nah sofort die Beine in die Hand. Sie nutzten ein umgestürztes Gerüst als Rampe, liefen auf ihm hoch und sprangen so in den rettenden Rumpf der Normandy. Nur Sinari wäre beinahe wider abgestürzt. „Willkommen zurück, Shepard.“, begrüßte ihn Kaidan. Shepard musste derweil feststellen das Anderson auf der Spitze der Rampe stehen geblieben war, während Kodiak-Shuttles dazu stießen. „Ich geh nicht.“, sprach Anderson mit Überzeugung. „Von diesen Männern gibt es noch Millionen weiterer und sie brauchen einen Anführer.“ „Das ist unser Kampf.“, erwiderte Shepard. „Diesen Kampf können wir aber nicht gewinnen. Nicht ohne Hilfe. Wir brauchen jede Spezies und ihre Schiffe, um eine Chance für einen Sieg über die Reaper zu haben. Überzeugen Sie den Rat davon das er uns hilft.“ „Und wenn sie nicht auf uns hören?“ „Dann sorgen Sie dafür das sie es tun und nun gehen Sie. Das ist ein Befehl.“ „Ich nehme keine Befehle mehr an, schon vergessen?“ „Hiermit sind Sie wieder im Dienst, Commander. Sie wissen was zu tun ist.“, sagte Anderson und warf ihm seine Erkennungsmarke zu. „Ich komme zurück und bringe jede Flotte mit, die ich finden kann. Viel Glück.“ „Für Sie auch, Shepard.“ Mit diesen Worten verschwand Anderson und bestieg eines der Shuttles, das ihn sofort von hier weg brachte. Die anderen Shuttles landeten ebenfalls im Hafen, setzten Soldaten ab und nahmen Überlebende. Unter denen erblickte Shepard auch den kleinen Jungen, der sich zuvor noch im Lüftungsschacht versteckt hatte. Er hatte es ebenfalls unbeschadet hinaus geschafft. Für den Moment wirkte Shepard glücklich, nur das verflog sofort, als sich ein Reaper-Zerstörer der Landezone näherte. Shepard konnte sehen wie das Kind vor Schreck wie angewurzelt stehen blieb. Ein Soldat war so geistesgegenwärtig und schnappte sich das Kind. Er setzte es sofort in das Shuttle, welches auch sofort startete und, begann dann sofort mit seinen Kameraden auf den näher kommenden Reaper zu schießen. Die Ablenkung misslang trotzdem. Hinter auseinander fahrenden Panzerplatten kam das Hauptgeschütz des kleineren Reapers zum Vorschein und schoss die startenden Shuttles ab. Danach erledigte es die Soldaten. Und das alles innerhalb weniger Sekunden. Keiner der Menschen im Hafen hatte eine Chance. Shepard kniff die Augen zusammen und drehte sich weg. Betäubt, fast schon ohnmächtig von der Hilflosigkeit der er ausgesetzt war. Noch während sich die Luke schloss öffnete Shepard wieder die Augen und sah neben sich seine drei Gäste. Die Gesichtsausdrücke der beiden Morjaner wirkten absolut gefühlslos, doch die die eine Morjanerin schien zu grinsen. Shepard wollte etwas sagen, doch schien zu wissen, das es bei denen keinen Sinn hatte und wandte sich ab. Während die Normandy davon flog und ins All aufstieg schoss Shepard ein anderer Gedanke in den Kopf. Warum kam es ihm gerade so vor, als wären die Reaper den Morjanern keineswegs unbekannt. Kapitel 2: Auf zum Mars ----------------------- Niedergeschlagen wanderte Shepard mit Kaidan im Schlepptau durch den vergrößerten Hangar der Normandy. Zusehen zu müssen wie die Erde unterging und nichts dagegen machen zu können zog ihn sehr herunter. „Was machen wir jetzt? Wie geht es jetzt weiter?“, fragte Kaidan. „Wir fliegen zur Citadel. So wie Anderson es wollte. Wir werden versuchen dort jede erdenkliche Hilfe zu bekommen die verfügbar ist.“, antwortete Shepard. „Und Sie glauben ernsthaft ein paar Aliens werden Ihnen helfen?“, vernahm Shepard eine weibliche Stimme und drehte sich um, wo er Sinari und die beiden anderen Morjaner hinter sich erblickte. „Ich garantiere Ihnen man wird sie im Stich lassen. Die werden alle zu sehr mit ihrem eigenen Wohlergehen beschäftigt sein und die Menschheit wird ihnen da vollkommen egal sein.“ „Was machen wir mit den Dreien?“, fragte Kaidan. „Keine Ahnung.“, sagte Shepard und tat so als würde er die Morjaner ignorieren. „Commander!“, ertönte es plötzlich über das Intercom im Hangar. „Joker? Sind Sie das?“ „Wie er leibt und lebt. Schön Sie wiederzusehen. Ich habe hier übrigens einen Notruf von Admiral Hackett.“ „Durchstellen.“, sagte Shepard und ging zu einem der Computer auf dessen Schirm kurzerhand das verzerrte Bild des Admirals erschien. „Shepard, wir haben beträchtliche Verluste erlitten ... Arcturus-Station wurde zerstört ... wichtige Resourcen evakuiert.“ „Verstanden. Wir sind bereits auf dem Weg zur Citadel um Hilfe zu holen.“ „Nein ... konventionelle Waffen reichen nicht ... Außenposten auf dem Mars ... Soni ... in de Archiven ... Waffe gegen die Reaper ... unsere einzigste Chance.“ „Zu Befehl, Admiral. Wir werden dem sofort nachgehen.“ „Viel Glück ... Ende.“ „Der Mars also. Das hätte ich nicht gedacht. Was sie wohl da gefunden haben.“, äußerte sich Kaidan. „Was immer es ist es könnte uns im Kampf gegen die Reaper helfen und wir können jede Hilfe gebrauchen ... Joker! Neuen Kurs setzen. Wir fliegen zum Mars.“ „Zum Mars ... ok? ... Sie sind der Boss, Shepard.“ „Einen Moment, Shepard.“, warf Kaidan ein. „Sollen wir beide alleine auf den Mars? Was ist wenn die Reaper auch schon vor Ort sind. Zu zweit sehen wir da richtig alt aus.“ „Haben wir unter der Besatzung nicht den einen oder anderen Marine verfügbar?“ „Der Angriff kam so überraschend das die Normandy zu dem Zeitpunkt nur mit einer Besatzung für den Grundbetrieb ausgestattet war und die die wenigen Soldaten an Bord sind das Wachpersonal aus dem Raumhafen, das wir mitnahmen. Echte Kampferfahrung hat keiner von denen. Wir bräuchten richtige Soldaten, aber wo sollen wir die jetzt auf die Schnelle herbekommen?“ Eine Tatsache der Shepard recht geben musste. Um gegen die Reaper und ihre Alptraumkreationen zu bestehen bräuchten sie schon kampfgestählte Veteranen, aber woher? Fast schon reflexartig blickte Shepard zur Seite, wo er die drei Morjaner sah. Auch Kaidan bemerkte es. „Sie denken doch nicht etwa?“ „Ich versuche den Gedanken zu unterdrücken, aber je länger ich darüber nachdenke desto weniger erscheint es mir als hätten wir eine Wahl ... verdammt.“ „Nein, es sieht tatsächlich nicht danach aus, als hätten wir eine Wahl.“ „Es muss eine andere Möglichkeit geben. Die protheanischen Archive sind eine Hochsicherheitseinrichtung und ich kann unmöglich jemanden dahin mitnehmen, der zuvor noch die ganz Galaxie mit einen Krieg gedroht hat.“ „Bis auf den Unterschied das die Galaxie bereits im Krieg ist.“ konterte Kaidan. „So ein Mist.“, murmelte Shepard und nach reiflicher Überlegung schritt er an die Morjaner heran. „Ich benötige ein zusätzliches Teammitglied für einen Bodeneinsatz. Es ist möglicherweise mit Feindkontakt zu rechnen.“ Während Ibro sofort einen Schritt zurück machte, trat Sinari einen vor. Sirius hingegen blieb stehen. „Das habe ich befürchtet.“, schoss es Shepard durch den Kopf. „Ich werde Ihnen folgen, aber nur unter Bedingungen. Sirius kommt mit.“ „Vergiss es!“, warf ihr Bruder sofort ein. „Stell dich nicht so an. Seit Tolan 2 hatten wir keine gemeinsamen Einsätze mehr.“ „Gerade wegen Tolan 2 hatten wir keine gemeinsamen Einsätze mehr.“ Sinari und Sirius schalteten plötzlich ihre Übersetzer ab und begannen in der morjanischen Sprache eine sichtlich hitzige Diskussion. „Oh ... Kay?“, stieß Shepard erkannbar irritiert aus und wandte sich Ibro zu. „Was meinten die beiden mit Tolan 2?“ „Tolan 2 war eine Welt gegen die vor etwas zehn Jahren eine großangelegte militärische Operation durchgeführt wurde, ein Exodus. Sinari und Sirius waren zu dem Zeitpunkt Mitglieder der Totenkopf-Kommandos und waren zum Training als Vorauskommandos für gepanzerte Kampfgruppen eingeteilt. Späher könnte man sagen. Während eines solchen Einsatzes gerieten sie und ihr Trupp in einen Hinterhalt und das Unglück nahm seinen Lauf. Seit jenem verhängnisvollen Tag verließen beide die Totenköpfe und gingen ihre eigenen Wege. Sinari ging zurück zur regulären Armee und springt seither quer durch alle möglichen Verbände. Sirius hingegen wechselte zur Raumflotte und versteckte sich stets in den Tiefen des Alls.“ „Also sind die beiden nicht zu gebrauchen.“ „Was?! Keineswegs! Sinari und Sirius sind ausgebildete Kommandosoldaten der Totenkopflegionen. Das sind die mit Abstand gefährlichsten und tödlichsten Soldaten der gesamten Galaxie. Wenn die zum Einsatz kommen, dann zählt nur noch das Ergebnis und der Weg dahin ist vollkommen egal. Für den Feind ist dann alles zu spät.“ „Aber der Hinterhalt den Sie erwähnten?“ „Der Hinterhalt hat das Wesen der beiden nachhaltig beeinträchtigt, aber ihre Kampffähigkeiten sind über jeden Zweifel erhaben. Trotzdem sollten Sie etwas aufpassen. Sinari und Sirius hatten die Eigenschaft sich in den Kampf etwas hinein zu steigern ... passiert das, dann sollten Sie auf der anderen Seite des Planeten sein, oder noch besser, in einem anderen Sternsystem. Obwohl ... so ungewöhnlich ist das nicht.“ „Ach ernsthaft?“ „Es ist abhängig vom Gegner. Je stärker der ist, desto härter gehen wir gegen ihn vor. Für uns ist das vollkommen normal. Nicht so erbärmlich wie die Menschen ihre Kriege führen.“ „Aha ... gilt das auch für Illium?“ „Diese Asari-Welt? Ansichtssache. Für uns war der Angriff auf Illium mehr ein Testlauf. Ein recht erfolgreicher sogar.“ „Ein Testlauf!“, schoss es Shepard durch den Kopf. Als mehr sahen sie ihren eigenen Erstkontaktkrieg nicht an. Ein einfacher Testlauf, der unzähligen Millionen das Leben kostete. Andererseits musste sich Shepard selbst daran erinnern, das es nicht die Morjaner waren die diesen Krieg initiiert hatten. Im Angesicht des gewaltigen und sinnlosen Blutvergießens war das jedoch nicht einfach. „Ok ...wie sieht es denn mit Ihren Kampffähigkeiten aus?“, wechselte Shepard das Thema. Auf die Frage winkte Ibro sofort ab. „Ich bin Exekutivagent und kein Soldat mehr. Mein Aufgabenbereich liegt ausschließlich in der Extrajudikativen.“ „Und das heißt?“ „Beschaffung von Informationen, Verhöre, Attentate, öffentliche Hinrichtungen, sowas in der Art. In Ihrer Sprache würde man sagen ich bin Ankläger, Richter und Henker in einer Person.“ Shepard machte einen Schritt zurück. „Ich wende mich dann mal die beiden Geschwistern zu.“, sagte er und ging weg. Sinari und Sirius zofften sich noch immer ausgesprochen heftig und es sah nicht so aus, als würden das ein Ende finden. Nur eigenartigerweise hörten sie sofort auf, als Shepard an sie haran trat. „Haben sie sich geeinigt?“ „Ja.“,. sagten die beiden gleichzeitig – sehr zu Shepards Überraschung. „Aber wir haben einige Bedingungen.“, ergänzte Sirius. „Ich kann sie mir anhören, aber ich kann nicht versprechen ob ich darauf eingehe.“ „Mein Bruder benötigt eine adequate Ausrüstung, Schutzkleidung und Waffen. Möglichst schwer. Ich werde Ihren Anweisungen folgen und Sirius folgt mir, aber dabei wird es bleiben. Sie werden mir nur Anweisungen erteilen und keine Befehle. Ich werde niemals Ihr Untergebener sein. Ist das klar?“ Shepard überlegte einen Moment. Das grundlegende Problem schien mehr eine Form der Definition zu sein, nur er hatte Probleme zu verstehen wo die Morjaner da die Grenze zogen. „Ok.“, ging er erstmal drauf ein. „Sonst noch was?“ „Zwei Punkte.“ „Ja?“ „Seien Sie sich über eine Sache stets im klaren. Wir sind von Geburt an Soldaten. Wir wurden für den Krieg geschaffen. Wenn Sie uns ein Ziel nennen werden wir es auslöschen und damit meine ich nicht einfach nur erledigen, sondern erbarmungslos vernichten – vollständig und endgültig.“ „Damit kann ich leben. Und der andere Punkt?“ Sinaris Blick wurde mit einem Mal ernster und sie machte einen Schritt auf Shepard zu. „Sollten Sie uns jemals hintergehen, sich gegen uns wenden, dann sind die Reaper Ihr geringstes Problem. Das schwöre ich Ihnen.“ Shepard schluckte und und wandte sich Sirius zu. „Kümmern wir uns um Ihre Ausrüstung.“, sagte er und ging mit dem Morjaner in eine Ecke das Hangars. Sinari sah den beiden misstrauisch hinterher und bemerkte Kaidans, der sie ebenfalls ansah. „Machen Sie doch gleich ein Bild!“, blaffte sie ihn an, woraufhin der sich sofort abwandte. Auch wenn Kaidan nie direkt mit den Morjanern zu tun hatte wusste er von anderen das die Morjaner ein Volk waren denen man besser aus dem Weg ging. So mancher Spectre ist mit ihnen auf der Citadel schon aneinander geraten, in angeblicher Ausübung seiner Pflicht, und landete kurz darauf im Krankenhaus. Morjaner waren unglaublich aggressiv. Innerhalb der nächsten Minuten legte Sirius eine Standardrüstungen der Allianz an und bekam dazu von Shepard eine kurze Einweisung, sowie im Umgang mit einem Avenger-Sturmgewehr, das Sirius als Zweitwaffe ansah. Als Hauptwaffe nahm der das morjanische Sturmgewehr an dem er ein Zielfernrohr montierte und machte aus ihm ein behelfsmäßiges Scharfschützengewehr. Soweit lief alles reibungslos. Für Shepard erschien Sirius als das krasse Gegenteil seiner Schwester. Er war ein weitaus angenehmerer Charakter als Sinari und wirkte deutlich ruhiger und gelassener. Gleichzeitig zeigte Sirius fachgerechter Umgang mit der für ihn neuen und fremdartigen Ausrüstung das er ein erfahrener Soldat war, so wie es Ibro ihm erzählt hatte, nur mit der Avenger kam es zu Problemen, sodass Sirius seiner Schwester dazu rief. „Was ist?“, fragte Sie. „Dieses Gewehr, die Avenger wie sie heißt, die ist irgendwie nicht mehr auf dem neusten Stand der Technik.“, beschwerte sich Sirius ruhig. Sinari starrte Shepard an und nahm dann die Avenger entgegen, die sie kurz musterte. Nach einigen schnellen Griffen warf das Gewehr ein unbenutztes Thermomagazin aus. Sofort bekam Shepard die Avenger unsanft zurückgeworfen, die er gerade so auffangen konnte. „Geben Sie ihm eine richtige Waffe!“, befahl Sinari regelrecht. Wortlos nahm Shepard dieses Mal eine Vindicator aus der Waffenkammer und gab sie Sinari, die das Gewehr ebenfalls wieder untersucht. Wieder mit dem Ergebnis das ein Thermomagazin herumflog. Sinaris Blick zeigte das sie keineswegs zufrieden war. „Was genau suchen Sie eigentlich?“, fragte Shepard. „Die modernen Waffen und zwar die die über ein internes Kühlsystem verfügen und nicht diese austauschbaren Wärmespeicher. Das richtig neue Zeug.“, erwiderte Sinari. Shepard sah die Morjanerin etwas irritiert an. „Äh ... das ist bereits das ... neue ... Zeug. Das ist die Standardausrüstung der Allianz und im galaktischen Vergleich liegt sie qualitativ im oberen Bereich.“ „Und die Kühlsysteme?“ „Die wurden nach der Schlacht um die Citadel ausgemustert und durch das System der sogenannten Thermomagazine ersetzt. Die internen Kühlsysteme hatten da keinen Platz mehr. Inzwischen setzten alle großen Armeen dieses System ein. Es ist für uns fester Standard und was ich ihrem Bruder anbot war das neuste vom Neuen.“, erklärte Shepard. Jetzt sahen sich Sinari und Sirius irriteirt an. „Haben Sie damit ein Problem?“ „Nein, nein, kein Problem. Wir haben in unserer Vergangenheit nur weitaus mehr und intensivere Kriege geführt als alle vier Ratsvölker zusammen und wir waren der festen Überzeugung das die internen Kühlsysteme einen der Höhepunkte der konventionellen Waffenentwicklung darstellen. Wir haben sogar selbst damit angefangen das System zu kopieren weil es eine regelrechte Revolution ist.“, sagte Sinari mit einem äußerst sarkastischen Tonfall. „Geben Sie meinem Bruder das erste Gewehr wider und ... solltet ihr diesen Krieg verlieren, dann werden ich euch nicht nachtrauern.“ „Danke. Sie sind mir auch sehr sympathisch.“, erwiderte Shepard. Sinari sah ihn irritiert an und ging auf Distanz Er wäre am liebsten noch weiter gegangen, nur sich mit einem Morjaner anzulegen war bekanntermaßen gesundheitsgefährdend. „Sie aber nicht. Halten Sie sich bloß von mir fern.“, gab Sinari zurück und entfernte sich wieder. „Oh je.“, murmelte Shepard, gab Sirius neben dem Gewehr noch eine Pistole, welcher er aber abwies, da er seine eigene hatte, und legte dann seine eigene Ausrüstung an bis sich Joker meldete. „Wir befinden uns im Anflug auf den Mars. Keine Anzeichen von Reaperaktivität, nur am Boden kann ich niemanden erreichen.“ „Sieht also doch nach Problemen aus.“, meinte Kaidan. „Scheint so, aber wer oder was immer da unten los ist, er wird sein blaues Wunder erleben.“, sagte Shepard grinsend mit Blick auf die Morjaner. „Ja, das wird eine richtig böse Überraschung geben. Sagen Sie Shepard, Sie und Sinari kennen sich?“ „Gewissermaßen. Auf ihrer Kolonie haben wir uns getroffen. Als Gegner. Sie hat im Alleingang zwei Kroganer erlegt als wäre Jagdsaison, deshalb weiß ich was unserem Gegner blühen wird.“ „Zwei Kroganer? Alleine?“ „Ich erzähle Ihnen die ganze Geschichte ein ander Mal. Der Bericht den ich verfasste hat das nicht wiedergegeben. Sinari, Sirius! Wir nähern uns dem Mars! Alle ab ins Shuttle!“ Sofort kamen die zwei Morjaner auf die beiden zu. In der komplett geschlossenen Allianz-Rüstung war Sirius von einem normalen Allianz-Soldaten nicht zu unterscheiden. Ganz anders als Sinari in ihrer pechschwarzen Ganzkörperrüstung. Dazu trug sie ihr Maschinengewehr mit einem Riemen vor ihrem Bauch, ihre Panzerfaust auf dem Rücken und noch eine Pistole am Gürtel. Nicht zu vergessen der kleine Feldspaten hinter ihrem Rücken. Sie wirkte mehr als nur überbewaffnet. Shepard war das im Moment sonderlich egal. Solange diese Waffen nicht auf ihn gerichtet waren. Nacheinander bestiegen sie eine verbesserte Version des allseitsbekannten Kodiak-Shuttles und starteten sofort Richtung Mars. Im Shuttle selbst ging Shepard zur Pilotin, eine junge, dunkelhäutige Frau, in einer Flieger-Combi, die ihm schon beim Einsteigen eigenartig bekannt vorgekommen war, nur woher wollte ihm einfach nicht mehr in den Sinn kommen. Shepard näherte sich ihr im Cockpit, was ihr keineswegs unbemerkt blieb. „Commander.“, sagte sie kurz. „Hallo ... Entschuldigen Sie, aber Sie kommen mir irgendwie bekannt vor, nur leider weiß ich nicht mehr woher.“ „Mh ... wäre 'ne interessante Anmache, aber Sie haben Recht. Amari Majong, ihre Shuttle Pilotin. Hab ihren Arsch auf dem Schiff des Shadow Brokers gerettet.“ Amaras direkte Art überraschte Shepard etwas. „Ja, ich erinnere mich. Sie hatten das Shuttle dabei im Hangar der Normandy zerlegt und sich selbst ins Krankenhaus befördert. Es kommt mir so vor als sehe ich sie jetzt zum ersten Mal.“ „Richtig. An Bord der letzten Normandy hab ich den Hangar nie verlassen. Deshalb sind wir uns auch nie begegnet, auch nicht als sie daran gearbeitet haben die Kollektoren kalt zu machen.“ „Aha, das heißt Sie waren immer dabei?“ „Hey, einer musste doch die Mühle hier fliegen.“ „Stimmt ... waren Sie damals nicht Mitglied von ...?“ „Jep. War aber mehr 'ne Zweckgemeinschaft. Ich war jung und brauchte Geld. Sie brauchten Personal und sie zahlten gut. So einfach ging's. Wohl noch einfacher als ich ihnen erzählte das ich keine Aliens mag.“ „Und wirklich?“ „Ich mag tatsächlich keine Aliens, aber Menschen mag ich genauso wenig. Ich arbeite viel lieber nur mit Maschinen. Da weiß man was man hat. Und nun verschwinden Sie aus meinem Cockpit. Ich muss fliegen. Bei Smalltalk wird mir immer so anders.“ „Ok. Wir sehen uns.“, sagte Shepard und verließ das Cockpit. „Glaub ich weniger.“, erwiderte Amara und verschloss die Kabinentür. „Also die ist mir auf Anhieb sympatisch.“, sagte Sinari. Shepard lies das unkommentiert. „Das ist der Mars?“, fragte Sirius. „Ja. Der Mars war unsere erste Kolonie auf einem fremden Planeten und beherbergt die protheanischen Datenarchive, denen wir unseren wichtigsten Fortschritt verdanken. Sie sind unser Ziel.“ „Mars. Hat der Name eine besondere Bedeutung?“ „Es ist der Name des Kriegsgottes des Römischen Reiches das vor über 2.000 Jahren existierte.“ „Interessant. Wir haben ein genaues Gegenstück zu diesem Planeten: Membus, benannt nach einen Kriegsherren während des ersten Morjanischen Imperiums vor etwas mehr als 3.000 Jahren. Allerdings ist Membus wegen der hohen Metall- und Eisenvorkommen mehr rötlich orange, wie Rost ... Wird auf dem Mars Rüstung betrieben?“ Shepard überlegte ob Sirius ihn aus persönlichem Interesse ausfragte, oder versuchte an strategische Informationen zu kommen. Wenn das der Fall war, dann war er keineswegs geschickt. „Nein. Durch die protheanischen Archive ist es vorwiegend ein wissenschaftliches Zentrum.“ „Das ergibt für mich irgendwie keinen Sinn.“ „Wieso? Ist Membus ein Rüstungsstandort?“ „Das ist es in der Tat. Membus ist unsere größte Fertigungsanlage für Rüstungsgüter aller Art und deckt einen bedeutenden Teil unseres Bedarfs ab.“ „Moment ... verstehe ich das gerade richtig? Sie versuchen mir zu erzählen das sie einen ganzen Planeten haben, der nur Waffen produziert? ... Und selbst wenn, warum vertrauen Sie mir so sensible Informationen an?“ „Doch, es entspricht der Wahrheit. Im Angesicht unserer militärischen Stärke haben andere Völker darüber bereits Spekulationen angestellt die in genau diese Richtung gehen. Außerdem wissen sie ja nicht wo Membus liegt, also ist diese Information für sie nutzlos.“ „Leute, macht euch fertig. Wir landen gleich, allerdings kann ich am Boden niemanden erreichen. Außerdem zieht da unten grad ein ziemlicher fetter Sturm auf, der einem locker das Fleisch von den Knochen reißen kann. In 'ner guten halben Stunde erreicht der die Anlage. Nur so als Hinweis.“, meldete Amara. „Also müssen wir uns beeilen ... Sinari, nur eine Frage zur Sicherheit. Ihr Anzug ist luftdicht, oder?“, sagte Shepard. „Ja natürlich, wieso?“, ertönte Sinaris tiefe, elektronisch leicht verzehrte Stimme hinter der Maske. „Der Mars hat nur eine sehr geringe Atmosphäre, weshalb entsprechende Schutzkleidung notwendig ist.“ „Die Frage kommt etwas spät.“ „Haben die Menschen schon Terraformingpläne für den Mars?“, warf Sirius ein. „Terraforming? Nein, eigentlich wollte man den natürlichen Antlitz des Mars behalten.“ Sinari und Sirius sahen sich an und begannen laut zu lachen. „Was ist daran bitte so witzig?“, fragte Kaidan. „Natürlich Antlitz bewahren.“, sagte Sinari, nachdem sie sich wieder etwas beruhigt hatten. „Ich habe selten so einen Schwachsinn gehört.“ Shepard wollte etwas sagen nur eine weitere Meldung von Amara verhinderte das. „Leute, wir setzen jetzt auf, also festhalten. Ich lande nahe der Anlage. Zur Sicherheit aber außer Sichtweite. Ihr seid nur einen kleinen Fußmarsch entfernt. Danach halte ich mich in der Nähe, also sagt Bescheid wenn ich euch abholen soll.“ „Verstanden.“, sagte Shepard. Nur Momente später landeten sie und verließen das Shuttle, das sofort wieder startete. „Das ist aber ein großer Sturm.“, merkte Sirius an, als er das gewaltige, sandsturmähnliche Gebilde sah, das den gesamten Horizont ausfüllte. „Der Sturm macht mir keine Sorgen, der Krieg auf der Erde schon eher.“, erwiderte Kaidan. „Schluss mit dem Geschnatter.“, ermahnte Shepard und die vier marschierten die Ebene entlang bis sie an einer Schlucht in der Nähe der Anlage einen toten Allianz-Soldaten fanden. Daneben lag eine Valiant-Scharfschützengewehr, das Shepard an sich nahm. „Wie ist er gestorben?“, fragte Sirius, als Shepard die Leiche untersuchte. „Hier in der Panzerung ist ein Riss ... auf Rücken und Brust ... sieht wie ein Stich aus. Genau auf Höhe des Herzens.“ „Das war ein Schwert. Das Ding wurde von einem Schwert durchstoßen.“, warf Sinari ein. „Und das erkennen Sie?“, fragte Kaidan ungläubig. Eine Frage auf die Sinari keine Antwort gab. „Mich würde lieber interessieren wer ihn getötet hat.“, sagte Shepard. „Und mich eher wie die Rüstung von einem Schwert durchdrungen werden konnte.“, meinte Sirius. „Vorausgesetzt es war ein Schwert.“, gab Kaidan zurück. Bevor sie die Diskussion weiterführen konnten waren plötzlich unweit von ihnen Schüsse, die sie erschrocken aufblicken ließen. Mit entsicherten und angelegten Waffen liefen sie geduckt los in Richtung des Ursprungs der Schüße. Wieder, wieder und wieder vernahmen sie nacheinander einzelne Schüsse und fanden deren Ursprung vor dem Eingang zur Forschungsanlage. Am Boden lagen mehrere tote Allianz-Soldaten, alle exekutiert, etliche weitere zuerst noch unbekannte und schwer bewaffnete Kämpfer in weiß-schwarzen Rüstungen standen daneben, sowie eine Handvoll Transporter. Shepard brauchte nicht lange, um die Truppen zu erkennen, mit denen er bereits zu tun hatte, geschweige die Symbole auf ihren Rüstungen und Fahrzeugen. „Was sind das für Typen?“, fragte Sirius. „Cerberus!“, antwortete Shepard. „TOD UND VERNICHTUNG ALLEN FEINDEN MORJAN PRIMES!!!“, brüllte Sinari mit einem Mal auf, wofür ihr die Aufmerksamkeit der Cerberus-Truppen gewiss war. Es lag wohl eher daran das Sinari im selben Moment das Feuer eröffnete und eine kleine Gruppe aus drei dicht beieinander stehenden Sturmschützen mit einem Kugelhagel abschlachtete. Shepard und Kaidan hatten keine Wahl und eröffneten ebenfalls das Feuer. Die Cerberus-Sturmschützen boten zwar eine gute Rüstung auf, aber abgesehen von ihren Truppführern, den Zenturios, entsprachen ihre kinetischen Schilde nicht mal dem Standard und konnten nur erste Treffer abfangen. Gerade für die beiden Morjaner waren sie somit kaum mehr als wehrhafte Zielscheiben und als mehr sahen sie sie auch nicht an. Und die beiden hielten drauf. Die völlige überraschten Gegner waren nur zu einer marginalen Gegenwehr imstande. Sirius erledigte einen Sturmschützen mit einem Kopfschuss, nachdem dessen Schilde bereits zwei der Drei-Schuss-Salve abgefangen hatten. Das dem dabei regelrecht der Kopf zerplatzte war ein mehr als unangenehmer Nebeneffekt, der einen anderen Sturmschützen panisch aus seiner Deckung springen lies. Auch er bekam eine Salve von Sirius in den Kopf. Mit der Valiant erledigte Shepard ebenfalls einen Schützen, verfehlte aber einen zweiten, dem es gelang rechtzeitig hinter eine Kiste in Deckung zu springen. Mit seiner Biotik holte Kaidan diesen hinter seiner Kiste hervor und hob ihn in die Luft, wo Shepard ihn treffen konnte. Im Schutze des Fahrzeuges stürmte Sinari vor und gelangte in die Flanke der feindlichen Kämpfer, während ihr ihre drei Kollegen Feuerschutz gaben. Die Sturmschützen und der Zenturio merkten schnell das ihr Gegner mit der Totenkopfmaske nicht zur Allianz gehörte, nur bevor sie darauf reagieren konnten hatte Sinari bereits angelegt und drückte ab. Mit Leichtigkeit durchschlug die Munition gleich mehrere Gegner und zerriss sie regelrecht. Das das morjanische MG auch unter den Morjanern den inoffiziellen Spitznamen „Fleischwolf“ hatte kam nicht von ungefähr. Die Schilde eines Zenturions gestatten es ihm den Beschuss für einen Moment länger standzuhalten was es ihm erlaubte mit einer Salve das Feuer zu erwidern, bevor er ebenfalls zerfetzt wurde. Sinari verfehlte er trotzdem. Danach wurde es ruhig. „Alle tot!“, rief Sinari und der Rest kam aus seiner Deckung hervor. Hätte sie nicht ihre Maske aus, dann könnte man jetzt sehen, wie zufrieden Sinari war. „Dieses durchgeknallte Miststück!“, fluchte Shepard, als er auf Sinari zuging, die soeben ihr leergeschossenes Magazin entfernte. „MACHEN SIE SOETWAS NIE ...“ Shepard kam nicht mehr dazu den Satz zu beenden, als er den Sturmschützen sah, der aus seiner Deckung hinter dem Fahrzeug hervor kam und hinter der Morjanerin erschien und auf ihn zielte. Geistesgegenwärtig wie Sinari war drehte sie sich um, griff sie die Waffe des Schützen und riss sie hoch, wodurch die nachfolgenden Schüsse in den Himmel gingen. Ehe man sich versah entriss Sinari ihrem Gegner das Gewehr aus den Händen und knockte ihm im selben Atemzug mit dem Gewehrkolben um. Damit nicht genug stürzte sich Sinari auf den nun am Boden liegenden Schützen und schlug mit dem Kolben auf dessen Kopf ein. Immer und immer wieder. Erst zerbrach der Helm und dann der Kopf selbst. Erst dann, als Sinari den Kopf ihres Gegners in eine einzige blutige Masse verwandelt hatte und er nicht mehr zuckte, lies sie von ihm ab. „Was sagten Sie? Ich habe es nicht richtig mitbekommen?“, fragte Sinari Shepard. „NICHTS! GAR NICHTS!“, erwiderte dieser schlagartig und ging auf den Eingang zu. „Wartet! Ich muss noch nachladen!“, rief Sinari. Shepard und Kaidan drehten sich etwas überrascht um und beobachteten Sinari dabei sichtlich interessiert. Schusswaffen, die noch auf eine externe Munitionsversorgung angewiesen waren, kamen in den Arsenalen der Allianz und jedes größeren Militärs dank Masseneffekttechnologie nicht mehr vor, höchstens bei einigen jüngeren Völkern. Verwunderlich blieb warum die Morjaner weiter auf diese Technologie setzten, obwohl sie technisch der Galaxie etwas voraus erschienen. Sie sahen zu wie Sinari ein volles Kastenmagazin von unten ins Maschinengewehr schob, aus ihm die in einem Gurt liegenden Patronen heraus zog und auf den geöffneten Lauf legte, diesen dann verschloss und mit einer ruckartigen Bewegung eines Hebels an der Seite die Waffe durchlud und die erste Patrone, in der Größe eines menschlichen Mittelfingers, in den Gewehrlauf beförderte. Jeder bekannte Waffenexperte mit Rang und Namen würde sich bei diesem Anblick vor Lachen nicht mehr einkriegen können, nur das Lachen würde ihm genauso schnell wieder vergehen, wenn er die zusammengeschossenen Truppen von Cerberus sehen würde. Gemeinsam betraten sie die Anlage und begannen in der Luftschleuse mit dem Druckausgleich. „Ich brauche eine Antwort, Shepard.“, begann Kaidan und ging in die andere Ecke des Raumes. Nachdem sie mitbekommen hatten wie heftig die Morjaner auf Cerberus reagiert hatte, eine Folge der fehlgeschlagenen Entführung mit einem Todesfall untder den Morjanern auf der Citadel, konnte er es nicht riskieren das die beiden davon jetzt etwas mitkriegen. „Worauf?“, erwiderte Shepard. „Warum ist Cerberus hier und was haben Sie mit denen zu tun?“ „Wieso sollte ich wissen was die vorhaben?“ „Sie haben für Cerberus gearbeitet. Soll ich glauben das Sie es jetzt nicht mehr tun?“ „Wir haben uns zusammengetan um die Kollektoren zu vernichten. Das ist alles.“ „Sie haben Sie von Grund auf neu zusammengesetzt. Sie haben Ihnen ein Schiff gegeben, Resourcen ...“ „Hören Sie zu. Ich hatte seit der Zerstörung der Kollektoren-Basis keinerlei Kontakt mehr zu Cerberus. Und ich weiß nicht warum sie hier sind und was sie wollen. Auf der Erde stand ich die ganze Zeit unter Beobachtung und unter Arrest und wie sie garantiert wissen hatte Cerberus es zeitweise sogar auf mich abgesehen.“ „Tut mir leid, Shepard, es ist nur ...“ „Ich sollte mich nicht derartig erklären müssen, Kaidan. Nicht nachdem was wir alles durchgemacht haben. Vertrauen Sie mir.“ Ein Piepen wies sie daraufhin das der Druckausgleich hergestellt wurde und das Schott der Luftschleuse öffnete sich worüber sie in einen Fahrzeughangar der Anlage gelangten. „So. Was jetzt?“, fragte Sinari. Kaum ausgesprochen vernahmen sie wieder gedämpfte Schüsse zusammen mit metallischen Schlägen, die wie Echos durch den Hangar halten und gingen in Deckung. Sie erkannten schnell das der Lärm aus einem Lüftungsschacht kam und hielten sich bereit. Nur einen Augenblick später trat eine unbekannte Gestalt in einem weißen Kittel ein Lüftungsgitter heraus und sprang hinunter. Erst bei genauerem Hinsehen erkannte Shepard das es eine ihm wohl bekannte Asari war. Verfolgt wurde sie von zwei Sturmschützen von Cerberus. Als die ebenfalls aus dem Schacht kamen erzeugte die Asari eine Singularität und lies ihre Verfolger wie Blätter im Wind durch die Luft treiben. Sofort zog sie ihre Predator-Pistole und schoss auf jeden je einmal. Durch die Auflösung der Singularität fielen die beiden getroffenen Gegner zu Boden. Mit je zwei gezielten Kopfschüssen beendete die Asari dann die Leben der beiden Cerberus-Anhänger. Shepard und sein Team kam aus der Deckung hervor und näherte sich der Asari. Dabei drückte Shepard Sinaris Maschinengewehr weg, als diese vorsichtig in Richtung der Asari zielte. „Keine Sorge. Sie ist auf unserer Seite.“ „Auf Ihrer Seite. Nicht auf unserer.“, erwiderte Sinari abweisend und dreht auf der Stelle wieder um. „Liara!“, rief Shepard und begrüßte seine alte Gefährtin. „Shepard! Der Göttin sei Dank. Sie leben! ... Ich war besorgt, als die Berichte kamen. War der Angriff schwer?“ „Ja. Es war ... schwer wegzugehen.“, sagte Kaidan. „Tut mir leid das zu hören. Aber es tut gut Sie wieder zusehen, Kaidan.“, sagte Liara, deren Blick plötzlich auf dem unbekannten Allianz-Soldaten daneben fiel. Etwas irritiert nahm sie zur Kenntnis das hinter dem offenen Visier dieser stille, eigenartige Mensch-Albino-Verschnitt saß. „Ist es das was ich denke?“, fragte Liara. „Wahrscheinlich. Zwei Morjaner folgen uns. Eine recht ungewöhnliche Ergänzungen in unserem kleinen Team.“ Liara blickte zur Seite und sah Sinari in ihrer schwarzen Gefechtsrüstung mit dem Totenkopf. Danach wandte sie sich wieder Sirius zu und reichte ihm die Hand. „Doktor Liara T'Soni. Archäologin für die protheanische Zivilisation und Informationsmaklerin.“ Sirius hingegen blieb weiterhin still und regungslos. Das einzigste was er machte war wie ein Hund den Kopf zur Seite zu neigen, nur das war es schon und man merkte das da nichts mehr folgen wird. „Wir sind hier auf Befehl von Hackett. Es heißt Sie wüssten vielleicht was vor sich geht.“, begann Shepard. „Ja.“, bestätigte Liara und ging zu einem der Fenster. „Wahnsinn. Mit einem Mal steigen unsere Chancen.“, meinte Kaidan. „Vielleicht. Ich habe Pläne für ein Gerät gefunden. Damit könnte man die Reaper vernichten. Ich bin mit den Übersetzungen noch nicht ganz durch, aber ich bin da auf etwas gestoßen. Wie es aussieht arbeiteten die Protheaner an einem gewaltigen Waffenprogramm, das die Entscheidung bringen sollte, nur wie es aussieht scheiterte das Projekt. Scheinbar fehlte es ihnen an Zeit es rechtzeitig zu beenden.“ „Hier auf dem Mars liegen diese Pläne?“ „Ja, in den Protheaner-Archiven.“ „Wir wissen schon seit Jahrzehnten von den Archiven. Ihnen verdanken wir unserem technologischen Sprung. Warum gerade jetzt?“ „Eliminierungsprozess. Gemischt mit einer Portion Verzweiflung und etwas Glück. Es gibt einige Datenbanken die versteckt sind. Solange man nicht explizit danach sucht findet man sie nicht. Als Sie das Alpha-Portal zerstörten hat uns das ein wenig Zeit verschafft, aber dann wurde gegen Sie ermittelt und ich wusste das ich etwas tun musste. Hackett wusste das auch. Er hat mich kontaktiert und gefragt, ob ich meine Resourcen als Shadow Broker dazu einsetzen könnte um einen Weg zu finden, um die Reaper zu vernichten. Meine Suche führte mich schnell hierher und Hackett verschaffte mit vollen Zutritt und Zugriff auf die Archive und hielt mich über Ihren Status auf dem Laufenden. Ich wollte Sie besuchen, aber...“ „Meine Besuchszeiten waren etwas unflexibel und da ich unter Hausarrest stand hätte ich Ihnen sowieso nicht helfen können.“ Liara lächelte und blickte verlegen zur Seite. „Jedenfalls fand ich was wir brauchen.“ „Das klingt zu gut um wahr zu sein. Diese Waffe scheint unsere beste Chance gegen die Reaper zu sein.“ „Es sind nur die Pläne. Bauen müssen wir sie selbst.“ „Das ist immer noch mehr als wir vor einer Minute hatten. Wie kommen wir an die Pläne?“ „Sie sind im Archiv auf der anderen Seite der Bahn. Falls Cerberus es noch nicht abgeriegelt hat.“ „Ich schätze mal die sind auch hinter den Plänen her.“, spekulierte Kaidan. „Wundert mich nicht. Wenn es eine Waffe gibt, die so mächtig ist das sie die Reaper vernichten kann, dann hat auch der Unbekannte automatisch Interesse daran.“ Kaum wurde der Satz beendet vernahmen sie ein lautes Krachen und ein nachfolgendes Zischen. „Was ist das schon wieder?“, fragte Kaidan und sie sahen hoch zu einer Tür an einem Vorbau. „Cerberus lässt nicht locker! Alle in Position gehen!“, rief Shepard und sprang zusammen mit den anderen in Deckung. Cerberus Truppen brauchte nicht lange und als sie sich hindurch geschweist hatten kam sofort ein ganzer Trupp aus fünf Sturmschützen durch die sich öffnende Tür und bezog mit angelegten Waffen vor einem massiven, gläsernen Balkon Stellung. Dann wurden sie zerfetzt. Sinari hielt voll drauf und erledigte im Dauerfeuer den ganzen Trupp in einem Rutsch. Selbst das Geländer bot da keinen wirksamen Schutz. Nach nicht mal ein paar Sekunden war alles vorbei. Etwas irritiert lunzte Shepard, Kaidan und Liara hinter ihrer Deckung hervor. „Ernsthaft, Shepard. Mit denen im Schlepptau komme ich mir so richtig nutzlos vor. Haben Sie allein schon diese Präzision gesehen?“, meinte Kaidan. „Ich weiß ... Fertig?“, fragte Shepard Sinari. „Schon, war aber etwas unbefriedigend.“, erwiderte diese. Shepard lies das mal wieder unkommentiert und suchte nach einen Weg hoch zur Tür. Als sich kein direkter Zugang finden lies war klar das sie selbst für einen sorgen mussten. Shepard fuhr einen Lastwagen auf einer Hebebühne hoch und nutzte ihn als provisorische Brücke, die er über eine kleine Rampe erreichte. Über die sprangen sie auf den Laufsteg, der sie zur besagten Tür führte. Zwar mussten sie dabei erst um die halbe Halle herum laufen, aber sie erreichten ihr Ziel. Zu ihrer großen Überraschung, sie hatten zuvor nicht darauf geachtet, kamen die beiden Morjaner plötzlich neben der Tür hinter einigen Kisten hervor. „Wo kommt ihr auf einmal her?!“, fragte Shepard sichtlich überrascht. „Über die Leiter.“, antwortete Sinari. „Da war keine Leiter.“ „Doch. Es standen nur ein paar Fässer davor und sie lag dahinter. Wenn man mal richtig nachschaut findet man es auch.“ Shepard sah extra nach und erkannte das da tatsächlich eine Leiter war. Eine kleine, ausklappbare Leiter, die einfach zwischen den ganzen Kisten und Gerätschaften gelegen haben muss. „Wie ich sagte.“, begann Kaidan. „Gegen die wirken wir so richtig alt.“ „Alt würde sich sie nicht beschreiben. Hilfsbedürftig, oder amateurhaft ist eine weitaus treffendere Beschreibung, wenn man die Situation berücksichtig.“, gab plötzlich der bisweilen so zurückhaltende Sirius von sich. Shepard wusste nicht so ganz wie er darauf antworten sollte. Anfangs kam es ihm wie eine Beleidigung vor nur allmählich merkte er das hier die Sprachbarriere zum tragen kam. Die Simultanübersetzter der Morjaner schienen verbale Floskeln wörtlich und nicht sinngemäß zu übersetzen. Eine Sache die nicht berücksichtigt hatte und die in der Vergangenheit schon oft zu Missverständnissen geführt hatte. Deshalb sah Shepard diese kleine Kränkung weniger dramatisch. „Weiter geht’s.“, wies Shepard an. Gemeinsam passierten sie die Tür und schritten vorsichtig mit angelegten Waffen durch den dahinter liegenden Gang. „Wo müssen wir hin?“, fragte Sirius. „Wir brauchen Zugang zu dem Laufband. Die Steuerung müsste in der Nähe sein.“, antwortete Liara. Sie liefen den Gang weiter bis sie näher kommende Schritte wahrnahmen. „In Deckung!“, befahl Shepard mal wieder und er, Liara und Kaidan hasteten sofort in einen offenen Wartungsraum direkt neben dem Gang. Jedoch spielten die beide Morjaner nicht so ganz mit wie erwartet. „Was machen Sie da?! Ich sagte in Deckung!“, wiederholte Shepard und sah zu wie sich Sinari plötzlich auf den Boden legte und das Zweibein ihres MGs ausklappte. Sirius ging daneben hinter einem Balken in Deckung. „Ich sagte es Ihnen bereits: Wir nehmen von Ihnen keine Befehle entgegen. Nur Anweisungen Und wenn wir auf einen Feind treffen vernichten wir ihn.“ „Und damit machen sie sich zu einer unverfehlbaren Zielscheibe!“ „Nur teilweise.“ Sie hörten wie die Schritte nähe kamen und konnten sogar schon sehr deutlich die Stimmen ihrer Gegner hören. „Keine Meldung mehr vom letzten Trupp und dem Außenteam. Wir gehen dem nach ...“, war von einem Zenturio zu hören, der zusammen mit drei Sturmschützen um die Ecke kam und plötzlich stockte. Er erblickte Sinari auf dem Boden. Es war das letzte was er in seinem Leben sehen würde. Sinar gab Dauerfeuer – mal wieder. Die Cerberus-Truppen wurden nieder gemacht wie schon alle anderen zuvor. Zweien gelang es das Feuer zu erwidern, jedoch gingen deren Schüsse weit daneben. Mit seiner Avenger erledigte Sirius die letzten Gegner. Der Lärm zog die Aufmerksamkeit weiterer Gegner auf sich, die sich sofort in Bewegung setzten. „Die ist wie ein tollwütiger Varren! Können Sie die nicht zurückpfeifen?“!“, fragte Liara, als sie sah wie Sinari aufstand, langsam weiter ging und aus dem Stand weiter feuerte. „Nein. Lässt man die einmal von der Leine, dann wars das. Und selbst wenn würden die nicht auf mich hören.“, erwiderte Shepard. „Kommt schon! Treiben wir sie zurück!“, rief Sirius ihn zu, als weitere Gegner in den Gang kamen. „Diese elenden ... Verdammt noch mal!“, fluchte Shepard und kam mit den anderen aus der Deckung hervor. Kaidan und Liara schlossen mit ihrer Biotik einzelne Gegner in Statisfelder in und Shepard jagte eine kleine raketenbetriebene Granate mitten in die Gruppe. Gemeinsam erledigten sie auch diesen Trupp, nur der nächste wartete bereits auf sie. Und Sinari begrüßte sie freudig. „TOD UND VERNICHTUNG ALLEN FEINDEN MORJAN PRIMES!!! TOD UND VERNICHTUNG ALLEN VERRÄTERN!!! TOD UND VERNICHTUNG ALLEN ALIENS!!! KEINE GEFANGENEN!!! KEINE GNADE!!! KEINE REUE!!! KEINE KAPITULATION!!! VERNICHTET SIE ALLE!!!“ Trotz des massiven Gewehrfeuers waren Sinaris Hasstiraden klar verständlich, zumal sie durch die Funkgeräte der anderen klar zu vernehmen war. Es machte das ganze Gefecht mehr als befremdlich. Cerberus Truppen hingegen hatten gegen diese Feuerkraft und dieses Zusammenspiel der verschiedenen Kräfte nichts entgegenzusetzen, zumal die engen Gänge nur im begrenzten Umfang Deckung boten, doch selbst die war unzureichend. Mit ihren Biotiken griffen Liara und Kaidan unterstützend in den Kampf ein und brachen die Formationen der Feinde schnell auf. Shepard, Sirius und Sinari schoss den Rest dann zusammen, während letztere besonders Sperrfeuer auf eng zusammenstehende Gruppen gab, was sich für jene als besonders verheerend erwies. Natürlich leistete Cerberus Widerstand, was besonders dann auffiel, wenn Sinari das Feuer einstellte weil sie nachladen musste. Shepard fiel das besonders auf. Da die Morjanerin voraus ging und ihr die anderen folgten bekam sie die meisten Treffer. Selbst als sie kurzzeitig in Deckung ging musste sie einige Treffer einstecken, sogar einen gegen den Kopf, nur eigenartigerweise blieben alle wirkungslos. Von einem einfachen Funkenflug mal abgesehen war keine andere Trefferwirkung zu erkennen. Danach setzten sie ihr „Gemetzel“ fort. Ein letzter Trupp von Cerberus versuchte sich dem 5er-Team noch in den Weg zu stellen und bei einem Versuch blieb es letztendlich. Es war kaum mehr eine Fussnote am Rand. Ohne weitere Zwischenfälle erreichten sie den Kontrollraum den sie nacheinander betraten und sicherten. „Ich versuche die Livefeeds freizuschalten.“, sagte Liara und setzte sich vor einen Computer, während die anderen sich umsahen. Sirius fand dabei eine Waffenkammer aus der er sich eine Revenant nahm. Shepard wunderte es das man so eine seltene Waffe hier aufbewahrte, aber noch mehr störte es ihn das Sirius die Avenger achtlos auf einen Tisch warf und dort liegen lies. „Hey, Shepard! Das hier ist eine richtige Waffe.“, begann dieser. „Freut mich wenn Sie zufrieden sind, aber Vorsicht. Die Waffe hat einen verdammt starken Rückstoß und ist dabei vor allem auf größeren Distanzen nicht sehr zielgenau.“ „Werde ich mir merken.“ „Andere Sache ... die Rüstung ihrer Schwester hält einiges aus. Aus was ist die gemacht?“ „Keine Ahunung. Sinari! Du weißt nicht zufällig aus was für Materialien dein Kampfanzug gefertigt ist?“ „Woher soll ich das denn wissen. Ich trage ihn nur und baue sie nicht.“ „Da haben Sie ihre Antwort, Shepard.“ „Wer ist die Frau in dem Video?“, unterbrach Kaidan und die anderen blickten auf den Bildschirm. „Das ist Doktor Eva Core. Sie kam vor etwa einer Woche an.“, erklärte Liara. „Könnte sie mit Cerberus zusammenarbeiten?“ „Nein. Das glaube ich nicht.“ Kaidan nahm die Antwort zur Kenntnis und wandte sich Shepard zu, der sich über eine Konsole beugte. „Wie sieht es aus?“ „Das Laufband ist abgeriegelt Wir müssen einen anderen Weg finden.“ „Okay. Sieht aus als würde in der Nähe gebaut. So kommen wir aufs Dach Von dort aus finden wir schon einen Weg.“, sagte Liara nachdem sie selbst einen Blick auf die Konsole geworfen hatte und entriegelte mit eine paar Tasten eine nahe gelegene Tür. Sofort marschierte Shepards Trupp zur Tür, jeder vergewisserte sich das seine Ausrüstung richtig saß und dann betraten sie die Luftschleuse. Nach dem Druckausgleich verließen sie die Schleuse und betraten den Außenbereich der Analage. Dort bot sich ihnen ein beängstigender Anblick. Der Sturm, der den ganzen Horizont ausfüllte war fast schon zum Greifen nahe. Man merkte es ganz deutlich. Der Wind wurde immer stärker. „Er kommt näher.“, sagte Kaidan. „Ich weiß. Weiter!“, erwiderte Shepard und nacheinander stiegen sie eine Leiter hinab, um zur darunter liegenden Ebene zu gelangen. Es dauerte nicht lange bis sie de Bewegungen auf der nahen Verbindungsbahn zu den Archiven bemerkten. „Was zum Teufel?!“, stieß Kaidan aus als er sah wie aus zwei Wagons der Bahn heraus aufeinander geschossen wurde. „Anscheinend leistet die Allianz noch immer Widerstand.“, erkannte Shepard. „Diese Bahn führt ins Archiv. Wenn Cerberus das schafft sind sie am letzten Sicherheitskontrollpunkt. „Dann sollten wir uns am besten beeilen.“, wies Shepard an und sie marschierten weiter. Unterwegs griff Sinari das Gespräch wieder auf. „Ich kann nicht nachvollziehen warum die Menschen eine so wichtige Anlage nicht besser schützen. Bereits so ein kleiner Aufstand und es bricht das reine Chaos aus.“ „Das ist kein Aufstand, sondern eine kleine, eigenständige, radikale Organisation.“, korrigierte Sheaprd. „Noch schlimmer. Die Allianz wird nicht mal mit einer Handvoll Verräter fertig. Wie wollen sie dann erst die Reaper bekämpfen, wenn sie das hier schon nicht schaffen. „Wie schützen sie denn vergleichbare Anlagen?“, erwiderte Shepard ungehalten. „Das sind Gemeinschaftsaufgaben zwischen der Morjanischen Armee und dem Techkorps. Eine volle mechanisierte Artillerielegion mitsamt Objektschutzes des Techkorps ist Standard, manchmal sogar zwei.“ „Klingt ja sehr eindrucksvoll, aber wie stark ist so eine ... Legion, mh?“ „Das schwankt. Im Zuge der Standardisierung waren 100.000 Legionäre vorgesehen.“ „100.000?!“ „Ja, aber mittlerweile bewegt es sich so um die 150.000 Legionäre herum. Das ist inzwischen keine Seltenheit mehr. Schwere Waffen und Fahrzeuge aller Art nicht mitgezählt, diese Zahlen kenne ich nicht, aber unsere Truppen stets voll motorisiert.“ „Das ist ... mehr als heftig.“, kommentierte Liara, nachdem Kaidan und Shepard vor Sprachlosigkeit kein Wort mehr heraus brachten. „Heftig ist eine eigenartige Bezeichnung dafür, aber da ich ihre Zahlen ja kenne scheint das in ihrer Sprache wohl ein anderes Wort für Beeindrucken zu sein.“, sagte Sirius Liara nickte nur. „Und wie viele Soldaten hat der Morjanische Verbund insgesamt?“, fragte Shepard nach einigem Zögern. „Geht Sie gar nichts an ... Hey! Soll die Tür da offen sein?“, stieß Sinari aus. „Das dürfte nicht der Fall sein. Die Luftschleuse sollte stets geschlossen sein.“, merkte Liara an. „Nein. Sie müssen die Sicherheitsprotokolle deaktiviert haben. Sieht nicht danach aus, als wäre Gewalt im Spiel gewesen.“, sagte Kaidan. Sinari und Sirius sahen sich irritiert an und folgten den dreien durch die Luftschleuse wieder in die Anlage. Die dahinter liegende Messe war komplett dunkel, weshalb sie mit erhöhter Vorsicht und angelegten vorgingen. Taschenlampen brachten Licht in die Dunkelheit. Und nur kurz darauf fanden sie die erste Leiche – das Personal der Station. „Jemand hat die Luft aus diesem Raum abgelassen als sie noch hier drin waren.“, erkannte Liara sofort. „Sie sind anscheinend bei dem Versuch gestorben sich nach draußen zu kämpfen.“, ergänzte Kaidan. „Das ist brutal. Selbst für Cerberus-Verhältnisse.“ „Ich wette wir können das noch viel besser.“, flüsterte Sinari ihrem Bruder zu. „All diese Toten. Was ist das für ein Raum?“, fragte Sirius. „Eine Messe ... ein Aufenthaltsraum für die Angestellten.“, erklärte Liara kurz. „Moment ... das muss man mir genauer erklären ... ich meine ... ich habe keine Ahnung von Architektur, geschweige menschlicher Architektur, aber wer kommt bitte auf die Idee eine Luftschleuse, und ganz offensichtlich eine extrem schlecht gesicherte, genau an so einem Aufenthaltsbereich zu bauen. Da könnte man ja gleich auf einer Bombe schlafen. Kann man mir das bitte erklären?“ „Nun ja ... eigentlich ...“, stotterte Liara vor sich her und blickte hilflos zu Shepard. Die anderen sagten dazu nichts. Natürlich hatte Sirius mit seinem Einwand in gewisser Weise recht, nur was sollten sie dazu schon sagen, geschweige denn jetzt noch machen können.“ „Egal. Lassen sie es sein.“, sagte Sirius und blickte zu Sinari, die neben einem toten Wissenschaftler ein Datenpad aufhob. Sie sah es sich an, drehte es ein paar Mal herum und gab es an Shepard weiter, da ihr nur die morjanische Schrift geläufig war. Mit den unterschiedlichen geschriebenen menschlichen Sprachen konnte sie rein gar nichts anfangen. „Was steht da?“, fragte Kaidan. „Einer der Wissenschaftler beklagt sich über Doktor Eva Cora. Wie sie sich in die Arbeit rein drängt und so weiter ... nichts besonderes.“ In dem Moment nahm Sinari Shepard das Datenpad wieder weg und warf es quer durch den Raum in irgendeine Ecke. „Was sollte das?“, fragte er. „Nichts besonderes. Machen wir weiter.“, lautete Sinaris flopsige Antwort und sie ging zusammen mit ihrem Bruder die Trepper hinab bis runter zu einem Tresen, wie sie vor den gepanzerten Schalosien stehen blieben. Shepard und die anderen folgten mit kurzer Verzögerung. Ein metallisches Klacken lies sie kurzerhand wieder stoppen. Mit einem stählernen Quietschen begannen sich die Schalosien zu öffnen. „Taschenlampen!“, rief Shepard und die fünf schalteten sofort ihre Lampen aus und versteckten sich hinter Getränkeautomaten und anderen Objekten, nur die beiden Morjaner hatten wieder was anderes im Kopf. Sinari und Sirius stellten sich genau vor die Schalosie und legten an. In gewisser Weise war es verrückt, denn es war nicht sofort klar wer, oder gar wie viele Gegner dahinter warten konnten. Den beiden war es scheinbar egal. Verstecken kam nicht infrage. Als Totenköpfe galt es für sie nur den Feind mit allen verfügbaren Mitteln und größtmöglicher Gewalt und Brutalität zu vernichten – kein Ausnahmen. Tatsächlich hatten sie bereits von Anfang an damit begonnen Cerberus potentielle Stärke vor Ort anhand der bisherigen Kämpfe einzuschätzen. Und ihre Kalkulation erwies sich als recht akurat. Hinter der Schalosie kamen ein Zenturio und drei Sturmschützen zum Vorschein – sie hatten von letzterem einen mehr erwartet. „Hier Trupp Delta. Wir ... Was zum ...“, vernahm man den Zenturio, der plötzlich stockte, als er genau vor sich seine neuen Gegner erblickte. „Sieg, oder Tod.“, sagte Sinari und Sirius im selben Moment und krümmten die Finger am Abzug. Das leichte morjanische Maschinengewehr und die Revenant entfachten zusammen einen regelrechten Feuersturm – einen wahren Kugelhagel. Mit kreisenden Bewegungen schwenkten Sinari und Sirius herum und rissen ihre Gegner in Stücke. Cerberus Truppen hatten keine Zeit mehr zu reagieren. In nur ein paar Sekunden war alles vorbei – mal wieder. „Alle Feinde vernichtet.“, sagte Sinari und sah zu Shepard, Kaidan und Liara, die aus ihren Verstecken heraus kamen. „Feiglinge.“, ergänzte sie noch zum Schluss. „Hey, Shepard. Rückstoß hat diese Waffe kaum. Und präzise ist sie auch. Nur die Feuerkraft könnte besser sein, aber das gleicht sie durch die Feuerrate wieder aus.“, sagte Sirius. „Wollen wir die beiden wirklich zurückhalten? Sie mögen ja wie tollwütige Tiere sein, aber zum Glück sind sie auf unserer Seite.“, meinte Kaidan. Shepard sah etwas unzufrieden zu Kaidan. „Das sagen Sie jetzt, aber reden wir darüber noch mal wenn Sie die Morjaner so richtig in Aktion sehen. Und glauben Sie mir das wollen Sie ganz bestimmt nicht. Nacheinander stiegen die fünf über die Barriere und gingen zur Zentrale. „Wir müssen den Druck im Raum wieder herstellen.“, sagte Liara, als sie sich über die Konsole der Umweltsteuerung beugte. Es dauerte nur Augenblicke und man hörte wie in den wieder versiegelten Raum frischer Sauerstoff gepumpt wurde. „Und fertig! Wir haben Zugang zu den Labors. Und das bringt uns direkt zur Bahnstation ... Es gibt wohl eine Aufzeichnung davon, was hier passiert ist.“, sagte Liara und spielte das Video ab, auf das alle gespannt starrten. Sie sahen zwei Allianz-Soldaten vor ihren Terminals in der Zentrale. „Sicherheitsstation ... bitte kommen! Wir sehen hier unten einige seltsame Aktivitäten. Sicherheitsprotokolle wurden gestartet. Alles ist abgeriegelt.“, hörten sie einen der Allianz-Soldaten sagen. Ihnen fiel eine Frau auf die ins Bild trat – Doktor Eva Core, wie sie schnell erkannten. „Doktor, bitte begeben sie sich in einen gesicherten Bereich bis wir Entwarnung geben. Wir erhalten hier Berichte ...“, bevor der Soldat den Satz beenden konnte fielen Schüße. Mit Entsetzen sahen sie wie die vermeintliche Doktorin die beiden Soldaten erschoss. Gerade Liara schien diese Erkenntnis besonders hart zu treffen. Danach machte sich Eva Core an der Umweltsteuerung zu schaffen und tötete durch das öffnen der Luftschleuse alle Personen in der Messe. „Ich hätte es merken müssen, als ich sie traf, doch ich war so konzentriert einen Weg zu finden wie die Reaper zu stoppen sind. Wieso ... ist mir das nicht aufgefallen?“, sagte Liara niedergeschlagen und stützte sich auf einer der Konsolen ab. Shepard trat an Liara heran und legte von hinten tröstend seine Hand auf ihre Schulter. „Sie trifft keine Schuld, Liara. Sie taten alles um etwas gegen die Reaper zu finden. Das Sie dabei nicht auf alles achten konnten, und schon gar nicht auf diese Frau, wird Ihnen dabei niemand vorhalten können. Wichtig ist das wir jetzt die Pläne für diese protheanische Waffe finden und das verdanken wir nur Ihnen.“, ermutigte Shepard. Liara fuhr mit ihrer Hand zu der von Shepard auf ihrer Schulter und neigte den Kopf dagegen. „Danke, Shepard, Diese Worte aus Ihrem Mund zu hören bedeutet mir sehr viel.“ Liara drehte sich um und sah Shepard fast schon leidenschaftlich und freudestrahlen an. Ein Ausdruck den Shepard nur erwiderte. Kaidan bemerkte es. Schwer zu übersehen war es ja nicht. Ihn überraschte es teilweise sogar das die beiden eine so enge Beziehung zu einander haben schienen. Eine Sache die auch von den beiden Morjanern nicht unbemerkt blieb. „Wissen Sie, Shepard.“, begann Sinari. „Wären Sie Morjaner würde ich Sie auf der Stelle erschießen.“ Shepard und Liara blickten auf und wandten sich Sinari zu. „Was?!“, stießen die beiden auf. „Was sie da treiben lässt sich nur mit einem einzigen Wort beschreiben das wir genau für diese Situation aus der menschlichen Sprache übernommen haben ... Moment ... wie lautete es nochmal ... die Definition war wenn man es mit einem Tier ...“ „Ich glaube nicht das Sie diesen Gedanke zu Ende führen wollen!“, unterbrach Shepard Sinari wütend. Sinari verstummt augenblicklich und senkte ihren Kopf. Für einem Moment war Shepard überrascht wie schnell die Morjanerin Ruhe gab. Reichte es etwa schon aus wenn man ihnen gegenüber nur bestimmt und selbstbewusst auftritt? Er beendete den Gedanken, wandte sich dem Rest seines Teams zu und gemeinsam gingen sie auf die nächste Tür zu. „SODOMIE!!! DAS WAR ES!!!“. Stieß Sinari plötzlich auf. Sie war nicht eingeschüchtert gewesen, sie hatte nur nachgedacht und ihn dabei vollkommen ignoriert. „SO JETZT REICHT ES!!!“, entgegnete Shepard lauthals und ging auf Sinari zu. „JETZT WERDE ICH MAL KLARSTELLEN WIE DAS HIER WEITER LÄUFT UND SIE WERDEN ZUHÖREN! SIE WERDEN ...“, und ab da stoppte Shepard abrupt, als Sinari ihn packte. Sie griff ihn am Kopf und drückte ihn gewaltsam herunter, wo er mit dem Kopf auf eine Konsole knallte. Er hatte den Fehler gemacht Sinari zu unterschätzen und sich ihr zu weit zu nähern. Eine Sache die alle Morjaner nur ungern mochten, gerade wenn es keine Mitglieder ihres eigenen Volkes waren. Ohne Helm wäre das mit Sicherheit sehr viel schmerzhafter geworden. Liara und Kaidan versuchten einzuschreiten, nur ihnen stellte sich Sirius in den Weg und hielt ihnen still eine entsicherte Handgranate vors Gesicht. Sirius selbst mag zwar zurückhaltender als andere Morjaner allgemein sein, doch man sollte sie niemals vor die Wahl stellen sich zwischen deren Familienmitglieder und irgendwelchen anderen Sachen entscheiden zu lassen. Das Ergebnis würde immer das selbe sein. „Nun erzähle ich Ihnen mal etwas. Ich habe an mehr Kriegen teilgenommen, als Sie jemals sehen werden. Ich habe ohne zu Zögern atomare und chemische Waffen auf dicht besiedelte Gebiete werfen lassen, oftmals drückte ich den Auslöser sogar selbst. An meinen Händen klebt mehr Blut als Sie sich jemals vorstellen können. Und ich kann mit bloßen Händen einen menschlichen Schädel zerquetschen. Also überlegen Sie sich genau mit wem Sie sich anlegen, denn wenn Sie uns als Feind haben, dann erwartet sie der Exodus.“, sagte Sinari mit tiefer Stimme und warf Shepard zu Boden, der sofort wieder aufsprang und auf Distanz ging. Shepard hatte die Morjanerin von Anfang an als psychisch instabil und hochgradig gewalttätig eingeschätzt und musste jetzt feststellen das er damit falsch lag. Sinari war etwas viel schlimmers. Shepard sah sich um. Hinter ihm standen Kaidan und Liara. Beide bereit mit ihren Biotiken zuzuschlagen. Vor ihnen stand Sirius mit der entsicherten Handgranate. Der Morjaner wirkte angespannt und nervös und war mit seiner aktuellen Situation sichtlich unzufrieden. Shepard begann sich zu fragen, ob Sirius von seinem Wesen mehr Morjaner, oder vielleicht doch mehr Mensch war. Sinari stand gelassen hinter ihrem Bruder, hatte aber ihre Hand bereits an ihrem Maschinengewehr und wartete sehnsüchtig auf die nächsten Ereignisse. Sollte das hier und jetzt eskalieren, das wusste Shepard, dann würden am Ende nur die beiden Morjaner noch stehen. Fast zehn Sekunden lang verblieben sie in dieser Starre. Bis Sirius das Wort ergriff. „Ich habe folgenden Vorschlag. Sinari folgt von nun an meinen Befehlen und ich höre auf Ihre Anweisungen, Shepard.“ „Das kannst du gleich wieder vergessen, du Skob!“, warf Sinari wütend ein. „Oder ich berichte Minari bei der erstbesten Gelegenheit davon.“, entgegnete Sirius harsch. Die drei verstanden nicht genau was los war, aber für alle sichtbar zuckte Sinari plötzlich zusammen und sah die anderen nacheinander an. Zu ihrer Überraschung gab die Morjanerin ein zögerliches „Einverstanden“ von sich. „Damit wäre das geklärt.“, sagte Sirius. „Sicher?“, fragte Shepard. „Das verspreche ich Ihnen.“ „Vielleicht sollten Sie sie noch dazu bringen sich zu entschuldigen.“, meinte Liara. „Übertreiben Sie es nicht, Alien.“, gab Sinari von sich. „Lassen Sie es besser, Liara ... Sie halten sie unter Kontrolle?“, wiederholte Shepard. „Ja.“ Shepard betrachtete die beiden Morjaner noch für einen Moment und wandte sich Kaidan und Liara zu, die ihre Skepsis nicht verbargen. Mit der knappen Zeit im Hintergrund hatten sie am Ende keine Wahl. „Kommt weiter.“, wies Shepard an und mit einem unguten Gefühl im Magen gingen sie durch die nächste Tür und betraten den dahinter liegenden Gang, den sie langsam und vorsichtig entlang schritten. Gegner trafen sie in den nächsten Minuten keine an. Shepard nutzte die Gelegenheit für etwas Smalltalk mit Sirius. „Gestatten Sie mir die Frage, aber wer ist diese Minari? Es reichte allein schon die bloße Erwähnung ihres Namens um ihre Schwester zu beruhigen.“ „Minari Mel'Taun. Sie ist unsere ältere Schwester und gleichzeitig Vorsitzende des Verteidungsrates.“ „Das klingt ... interessant. Was heißt das genau?“ „Was?“ „Vorsitzende des Verteidigungsrates. Was bedeutet das?“ „Sie ist unsere Anführerin. Die oberste Führerin des Morjanischen Verbundes – unsere Regierung. Sie trifft alle relevanten Entscheidungen für unser gesamtes Volk. Alle folgen einzig und allein ihren Befehlen. Ihr Wort ist Gesetz. Und noch was: Sinari hat sich nicht beruhigt. Sie hat ihren Zorn für den Moment nur ausgeblendet. Verlagert. Früher, oder später wird sie diese Form von Anspannung abbauen müssen.“ Shepard wirkte für den Moment sprachlos. „Und ihr seid mit ihr verwandt?“ „Wie ich schon sagte: Sie ist unsere ältere Schwester. Sie ist hart, aber gerecht.“ Das hätte Shepard jetzt nicht erwartet. Man sagte ihm bereits das die diese Morjaner hohe Tiere seien, nur das jetzt war selbst für ihn eine Überraschung. Sie hatten die Geschwister der wahrscheinlich mächtigsten Frau der Galaxie im Schlepptau. Die Sache könnte sich als vorteilhaft für ihn, die Allianz, ja sogar den gesamten Krieg gegen die Reaper erweisen. Während Shepard darüber nachdachte gelangten sie zu einem der Labor in deren Nähe ihnen ein eigenartiger Gestank in die Nase stieg. „Was ist das für ein Geruch?“, fragte Kaidan. „Sie müssen die Dekontaminationsprotokolle aktiviert haben, während die Belegschaft noch drin war.“, erklärte Liara. „Was sind das für Einrichtung?“, fragte Sirius neugierig. Was mit besagte Belegschaft passiert war interessierte ihn nicht wirklich. „Hier haben sie verschiedene ausgegrabene Relikte untersucht.“, erklärte Liara „Was haben sie gefunden?“, fragte Shepard. „Mehr als ich in einem kurzen Gespräch erläutern kann. Und dabei haben sie nur an der Oberfläche gekratzt. Es gibt Gewölbe voll mit protheanischen Datenschätzen, die noch nie studiert wurden. Damit könnte die Allianz durchaus an den technischen Stand der Asari Republiken anknüpfen. Was immer die Protheaner hier betrieben haben, eine einfache Observationssation war es nicht.“ „Pf!“,vernahmen sie von Sinari. Auf was sie das bezog war nicht klar und man ignorierte es. Shepard deaktivierte den Dekontaminationsvorgang und gab so den Zugang zu dem Labor frei. In ihm fanden sie mehrere verbrannte Leichen vor – die kläglichen Reste jener Wissenschaftler die hier arbeiteten. „Eine schreckliche Art abzutreten.“, kommentierte Shepard den Anblick. „Es gibt schlimmeres.“, meinte Sinari gelassen. Die Fünf sahen sich kurz um und gingen durch die nächste Tür, die sie in einen weiteren Gang mit gläserner Front führte. „Da ist die Bahn. Mit ihr gelangen wir in die Archive.“, sagte Liara. „Cerberus hat bestimmt schon alles abgeriegelt. Hoffentlich können wir das in der Sicherheitsstation wieder rückgängig machen.“, ergänzte Kaidan. Kaum hatten sie den Gang betreten vernahmen sie Schritte deren Ursprung weiter hinten hinter einer Biegung im Gang lag. „Cerberus hat scheinbar etwas dagegen.“, sagte Shepard. „Und dieses Mal sind es deutlich mehr.“, ergänzte Sinari erregt und ging sofort in Deckung. Die anderen taten es ihr gleich, als sie ihr MG mit einem lauten Klacken durchlud. Cerberus Truppen hingegen stoppten kurz vor der Biegung und warfen Rauchgranaten in den Gang. „Diese Drecksäcke.“, kommentierte Shepard als der dichte künstliche Nebel den Blick versperrte. Sie waren gezwungen abzuwarten bis sie einen Gegner erkennen, oder wenigstens hören konnten. Sinari und Sirius hatten nicht so viel Geduld. Die beiden gaben blindlings Sperrfeuer in den Nebel. „VERDAMMT! FEUER EINSTELLEN! FEUER EINSTELLEN!!!“, schrie Shepard laut. Natürlich hörten sie nicht auf ihn. Nicht einfach weil es so laut war, sondern weil sie einfach nicht wollten. Sirius hatte als erstes seine Waffe leergeschossen und anstatt das Thermomagazin auszutauschen warf er eine Splittergranate in den Nebel, die kurz darauf hoch ging. Sinari gab ihm dabei Deckung und leerte den Rest ihres Magazins. Dann warteten die beiden kurz bis sich den Nebel zu verziehen begann. Dahinter kam nur ein absolut leerer Gang zum Vorschein. Geduld war noch nie eine morjanische Tugend gewesen. Shepard, Kaidan und Liara starrten Sinari und Sirius an, die mit einem „Ups“ verlegen wegblickten, als sie ihren Fehler bemerkten. Mehrere Geschosse schlugen um sie herum ein und zwangen sie hinter ihre Deckung. Etliche Sturmschützen von Cerberus kamen um die Ecke und eröffneten sofort das Feuer. Unterstützt wurden sie dabei von Truppen mit gepanzerten Schilden – Wächtern. Sie gingen voraus und fungierten als mobile Deckung. Als ob das noch nicht genug war bildeten mehrere Zenturios das Schlusslicht und gaben Anweisungen an ihre Einheiten, wodurch sie deren taktisches Vorgehen verbesserten. Shepard schoss und schwenkte seine Avengar herum und versuchte damit mehrere Gegner zu erwischen. Sogar eine Betäubungsgranate schoss er ab. Sehr zu seinem Missfallen musste er feststellen das die Schilde vollkommen kugelsicher waren. Auf Shepards Schüsse folgen ganze Salven von den Sturmschützen die seinen kinetischen Schild arg in Mitleidenschaft zogen und in zurück in Deckung zwangen. Liara gab eine schnelle Salve mit ihrer Maschinenpistole ab und jagte eine biotische Ladung den Gang hinunter, die den Wall aus Schilden traf und eine Schockwelle entfesselte. Es reichte aus um Cerberus Reihen etwas durcheinander zu bringen, doch der große Durchbruch blieb aus. Ihre wichtigsten Bestandteile, die gewaltige Feuerkraft der beiden Morjaner mit ihren Maschinengewehren blieb tatenlos. Sinari war noch mit dem nachladen beschäftigt, genauso wie Sirius der ebenso warten musste bis sich seine kinetischen Schilde regeneriert hatten. Cerberus hingegen konnte die Ordnung ihrer Formation schnell wieder herstellen. Gerade rechtzeitig, als Sinari und Sirius wieder einsatzbereit waren und das Feuer eröffneten. Die beiden hielten voll drauf und unterbanden Cerberus Vormarsch. Wie hunderte kleine Glühwürmchen flog die Munition mit Überschallgeschwindigkeit auf den Gegner zu und erzeugte beim Aufprall einen Funkenregen. Shepard nutzte die Verschnaufspause und wechselte zu seinem Scharfschützengewehr. Mit der Valiant gab er drei schnelle Schüsse ab, wovon zwei die Ränder des Sichtschlitzes trafen. Dafür wurde der letzte ein Volltreffer. Ein Wächter starb durch einen Kopfschuss und kippte mit seinem Schild nach vorne. Shepards nutze sofort die Gelegenheit und konzentrierte ihr Feuer genau auf diese Lücke. Gegen diesen massiven Beschuss hatte Cerberus nichts entgegen zu setzen. Nur knapp ein halbes Dutzend Sturmschützen fielen dem Kugelhagel zum Opfer, sowie ein Zenturio dessen Schild Kaidan mit einer Überlastung ausgeschaltet hatte, bevor es den anderen Wächtern gelang die Lücke zu schließen. Inzwischen mussten sogar ihre schiesswütigen Kameraden feststellen das sie die Schutzschilde der Wächter nicht durschdringen konnten. „SKAP! ICH KOMME NICHT DURCH!“, stief Sinari wütend aus. „Zielen Sie auf die Schlitze!“, wies Shepard an. „Zu aufwendig! Ich wechsle die Munition! Geben Sie mir Deckung!“, erwiderte Sinari und begann das Magazin auszutauschen. „Wie Sie wechseln die Munition?!“ „Hier brauchen wir panzerbrechende Spezialmunition!“, rief Sinari und lud ihr MG durch. „Verwenden Sie die nicht schon die ganze Zeit?!“ „Nein!“, sagte Minari und drückte ab. Von da an änderte sich einiges. Es sah aus wie ein rötlich leuchtender Strahl, der sich aus der Waffe ergoss. Der bisher markante Klag der Kettensäge wurde durch den höheren Ton einer Kreissäge ersetzt. Und die Wirkung auf die Truppen von Cerberus war verheerend. Die Leuchtspurgeschosse, daher auch der „Strahl“ besaßen genug Durchschlagskraft um die gepanzerten Schilde der Wächter, sowie sie selbst, mit Leichtigkeit zu durchdringen und die dahinter stehenden Sturmschützen und Zenturios ebenfalls zu durchbohren. Sinari setzte massive Flechet-Munition ein – pfeilförmige Stahlbolzen die mit der Geschwindigkeit eines Massebeschleunigers einfach durch Panzerung und Gewebe hindurch flogen, als wäre es Butter. Würde das Gewehrfeuer nicht alles übertönen, dann könne man jetzt die Schreie von Cerberus Soldaten hören. Die meisten sackten sofort tot zusammen, andere wurden schwer verletzt und lebten noch, als ihnen eines, oder mehrere faustgroße Löcher in den Körper gerissen wurde. Der anhaltende Kugelhagel beendete ihre Qualen wenig später. Nach einigen Sekunden stellte Sinari das Feuer ein. Sie hatte eh ein weiteres Magazin leergeschossen und musste nachladen. Den Gang hatte sie genauso leergefegt. Langsam standen alle auf und sahen sich das Gemetzel aus der Nähe. „Heilige Scheiße!“, fluchte Shepard. „War das eben ihre panzerbrechende Munition?! Ich dachte wirklich sie würden die schon die ganze Zeit einsetzen!“ „Das was ich davor verwendete war nur normale Gewehrmunition. Der Standard für alle regulären Infanteriewaffen in der Morjanischen Armee. Allerdings hat man mit einem Maschinengewehr auch eine bessere Feuerrate, als mit einem Sturmgewehr, aber ich gehe mal davon aus den Unterschied sollten sie schon kennen. Ansonsten ... ich weiß nicht wo sie da die Grenze ziehen, aber was soll man von ihren Rüstungen halten, wenn man bereits mit Standardmunition durchkommt.“, antwortete Sinari. „Zur Verteidigung verlassen wir uns auch vorwiegend auf kinetische Schilde.“ „Wissen wir. Und was machen Sie wenn der Schild mal ausfällt ... Moment.“ „Was ist?“ „Die haben mir die falsche Munition gegeben!“ „Was?!“ „Die Ausrüstungsoffiziere. Ich hatte dünne panzerbrechende Flechet-Munition angefordert aber das hier ist dicke. Diese Skobs. SKAP!“ „Wo liegt der Unterschied?“ Sinari atmete kurz durch und wandte sich Shepard wieder zu. „Die Geschosse der dicken Flechet-Munition haben einen größeren Durchmesser und sind stabiler, daher der Name. Sie wird vorzugsweise zur Bekämpfung von leicht bis mittelschwer gepanzerten Fahrzeuge eingesetzt. Dünne Flechte-Munition hingegen hat einen kleineren Durchmesser. Sie besitzt ebenfalls eine gute panzerbrechende Wirkung, aber sobald sie in Gewebe eindringt wird das Geschoss instabil und verbiegt sich, oder zerbricht sogar. Damit zerreißt es einen lebenden Körper innerlich. Es kam sogar schon vor das Geschosssplitter den Körper ganz durchschlagen haben und weitere Ziele dahinter trafen.“ Shepard stand nur noch mit offenem Mund da. Ihm wanderte ein widerliches, kribelndes Gefühl durch den Körper als er begann sich vorzustellen wie genau so ein Geschoss ihm seine Organe innerlich zerfetzen würde. „Das ist ... grausam.“, sagte Liara und sprach damit das aus, was den anderen durch den Kopf ging. Solche Waffen waren nicht umsonst schon vor sehr langer Zeit im gesamten Citadel-Raum verboten worden. „Was sollen wir dazu sagen ... sie haben keine Ahnung wie wir unsere Kriege führen. Für sie mag es ... grausam sein, aber so sind wir und so werden wir immer bleiben.“, sagte Sirius lapidar. „War das soeben eine Rechtfertigung ... vor Aliens?“, fragte Sinari. „Nein, nur eine Erläuterung.“ „Aha, dein Glück.“ In dem Moment wurde Shepard eines klar. Morjaner waren ausgesprochen intelligent und besaßen gleichzeitig ein überaus brutales und grausames Wesen und das schlimmste: sie waren sich diesen Eigenschaften sehr wohl bewusst. Das war die mit Abstand tödlichste Kombination die existieren konnte. „Hier lebt noch einer!“, rief Kaidan und die anderen hasteten sofort zu ihm. Kaidan kniete neben einem Sturmschützen, der nach Luft rang und in dessen blutüberströmter Brust drei Löcher klafften. Das er überlebt hatte war ein regelrechtes Wunder – nur für wie lange würde das anhalten? „Das Ding lebt ja wirklich.“, sagte Sinari, als sie und ihr Bruder sich gelassen näherten und zusahen wie Kaidan den schwer Verletzten untersuchte, während Shepard und Liara den Gang sicherten. Die beiden Morjaner betrachteten das Schauspiel und sahen sich an. Sirius zuckte nur mit den Schultern und Sinari schüttelte den Kopf. In der Hocke begutachtete Kaidan den Verletzten und bevor er irgendetwas machen konnte spürte er wie ihn etwas zur Seite drücke und er leicht das Gleichgewicht verlor. „Was zum ...“, stieß Kaidan entsprechend überrascht aus. Dann fielen Schüsse. Aufgeschreckt drehten sich alle um und sahen wie Sinari dem Sturmschützen in den Kopf schoss. „WAS MACHEN SIE DA?!“, schrie Shepard sie an, schreckte aber zurück, als Sinari sich ihm zuwandte. „Den Feind vernichten.“ „Sie können doch nicht so einfach Verletzte erschießen!“ „Doch, ich muss nur den Finger krümmen.“ „Das meine ich nicht!“ „Also was ist dann ihr Problem?“ „Was Sie da taten war Mord. Es gibt Konventionen dagegen!“ „Ich sagte es schon an Bord Ihres Raumschiffes. Treffen wir auf einen Gegner vernichten wir ihn – ausnahmslos. Und was wollen Sie mit dem schon anfangen? Ihn mitnehmen? Ich habe Ihnen damit einen Gefallen getan!“ Shepard starrte Sinari wortlos an. „Wie können Sie nachts nur schlafen?“, fragte Kaidan. Es war keine Antwort auf die man eine Frage erwartet, nur Sinari antwortete trotzdem. „Kann nicht klagen ... Wie kommen Sie jetzt auf meine Schlafgewohnheiten?“ Shepard, Kaidan und Liara sahen sich an und drehten auf der Stelle um. „Ernsthaft, ich werde wohl nie verstehen was in deren Köpfen nur vor sich geht.“, sagte Sirius. „Es sind Aliens. Man muss es nicht verstehen.“, reagierte Sinari. Die beiden sahen zu wie Shepard und Co. vor einer Tür stoppten und diese soeben öffnen wollten. „Können Sie mir erklären was sie da machen?“, fragte Sinari. „Wir wollen die Tür öffnen. Haben Sie damit ein Problem?“, erwiderte Shepard. „Ich nicht, aber Sie mit Sicherheit.“ „Und wieso?“ „Ich wette eine Zehner das sie erschossen werden, sobald sie diese Tür öffnen.“ In dem Moment weiteten sich Shepards Augen. Er hatte im selben Moment bereits auf den Knopf gedrückt und die Tür öffnete sich. Am Ende des Ganges begann ein schweres, vierläufiges Geschütz an der Decke sich auf ihn auszurichten. Mit einem lauten Donnern eröffnete es das Feuer. Die drei schafften es nur mit knapper Not in Deckung zu springen, als die Geschosse an ihnen vorbei flogen. „Ohne Witz!“, stieß Shepard aus. „Ist das der einzigste Zugang?“, fragte Kaidan. „Der einzige den ich kenne.“, antwortete Liara. „Wir umgehen es. Geraten Sie nicht ins Visier.“, wies Shepard an. „Ich gehe zuerst!“, rief Kaidan und hastete im Gang zur ersten Deckung – einem Pfeiler Das Geschütz schoss sich auf ihn ein und Liara nutzte das kurze Zeitfenster, um zu einem Pfeiler auf der anderen Seite des Ganges zu gelangen. Wieder schwenkte das Geschütz herum und nahm Liara ins Visier, nur die war bereits in Deckung. Jetzt war Shepard dran. Nur ein Gedanken störte ihn dabei. Woher wusste die Morjanerin das das passieren würde? „Weißt du, Sirius, die gleiche Situation gab es auf Orgos 1. Ein Haufen Rebellen versuchen auf einem Depot eine Lagerhalle zu stürmen und gehen direkt durch das Haupttor, genau so wie dieser Shob hier. Bei deren Gesichtsausdruck muss ich heute noch lachen, egal wie oft ich mir das Video anschaue. Sie öffnen die Tore und dahinter steht ein Zug Flakpanzer bereit die allesamt mit Schrapnell-Splittermunition bestückt sind. Die Sauerei im Nachhinein wollte aber natürlich keiner weg machen.“, begann Sinari von allen unbemerkt, als die ersten Schüsse fielen. „Von welcher Rebellion redest du? Auf Orgos 1 gab es zwei. Die 5-Minuten-Rebellion und die 10-Minuten-Rebellion.“ „Bei beiden Rebellionen liefen es so. Ein geschenkter Sieg. Richtig peinlich.“ Shepard hastete los. Zur nächsten Deckung brauchte er nur einen Augenblick, nur wenn er nicht aufpasste war das sein letzter. Doch bevor er seine Deckung erreichte zischte ein Objekt mit starker Rauch- und Hitzeentwicklung lautstark und ganz knapp an seinem Kopf vorbei und er warf sich zu Boden. Eine laute Explosion folgte und Shepard sah sich verwirrt um. Das Geschütz an der Decke war in jener Explosion komplett zerstört worden, nur dessen Ursprung war für den Moment kaum ersichtlich. Erst der Klang näher kommender Schritte brachte die Aufklärung. Sinari schritt langsam durch den Gang und hielt ihren verschossene Panzerfaust in den Händen. Sie hatte das Geschütz mit einer Panzerabwehrrakete ausgeschaltet. Shepard schenkte sie da nur einen kurzen Augenblick der Aufmerksamkeit und ging zur nächsten Deckung, wo sie wieder zu ihrem Maschinengewehr wechselte. Kaidan und Liara halfen Shepard auf und marschierten kleinlaut zum Ende des Ganges, der an eine Lagerhalle anschloss. Sie kamen sich vor wie richtige Anfänger. Und genau so dachten auch die Morjaner über sie. Shepard war der Meinung er hätte Sinari leise „Amateure“ murmeln hören, als sie ihn passierte. Kaidan und Liara halfen ihm auf und gemeinsam marschierten sie zum Ende des Ganges, der an eine Halle anschloss. Über einen Durchgang an der Seite gelangten sie zur Sicherheitsstation. Kurz vorher stellte sich ihnen noch einen Zenturio entgegen, der das Geschütz bedient hatte. Sein Widerstand war im Angesich von Shepards Team kaum erwähnenswert. Cerberus hatte den Rest seiner Kräfte darauf verwendet eine letzte Verteidigung zu errichten und die hatte Sinari recht spektakulär durch den Fleischwolf gedreht. So erreichten sie im nächsten Raum die Sicherheitsstation, die über der Bahnstation thronte, auf die sie nun direkten Blick hatte und machten sich sofort an den Computern und Konsolen zu schaffen. „Es sieht so aus, als hätten sie es bis ins Archiv geschafft.“, sagte Liara. „Und die Chancen das sie eine Bahn schicken stehen wohl nicht so gut.“, meinte Kaidan. „Kriegen Sie das hin.“, fragte Shepard, woraufhin sich Liara an einem der Computer versuchte. „Das Archiv läuft über ein anderes Netzwerk. Wir sind komplett isoliert. „ Nicht komplett. Was wäre, wenn wir einen Kurzstreckentransmitter fänden – von Helm zu Helm?“, schlug Kaidan vor „Und dann?“,fragte Sirius. „Und dann überzeugen wir sie davon, dass wir zu ihnen gehören und die Allianztruppen erledigt haben.“ „Gute Idee ...“, begann Shepard. „Schwachsinn!“, unterbrach Sinari. „Das klappt niemals. Ein falsches Wort und das war es. Sie sagen beispielsweise: Hier Einheit 4 und die Verräter erwidern: Einheit 4? Ja klar, aber wir haben nur drei Einheiten ins Feld geschickt, oder sie fragen nach der genauen Truppzugehörigkeit, oder gar einem Codewort. Was machen Sie dann?“ „Haben Sie eine bessere Idee? Wie würden sie vorgehen?“ „Wir würden erst gar nicht in diese Situation geraten, aber um Ihre Frage zu beanworten: Ein koordinierte Einsatz aus Infanterie, schwerer Artillerie, gepanzerten Fahrzeugen, Kampfhubschraubern und Landungsschiffen. Notfalls würden sogar Pioniereinheiten eine neue Brücke bauen.“ „Beeindruckend, nur leider ist das keine Option.“ „Ich seh mal nach was ich finden kann.“, sagte Kaidan und verschwand. „Kaidan ist inzwischen ganz schön kompetent geworden.“, merkte Liara kurz darauf an. „In der Tat.“, bestätigte Shepard. „Kompetent?“, warf Sinari ein. „Wenn Sie das bereits als kompetent bezeichnen will ich nicht wissen wie der vorher war.“ Liara und Shepard blickten zu Sinari, die sich auf einen Stuhl setzte und ihre Totenkopfmaske abnahm. Liara zuckte kurz als dahinter das blasse Gesicht mit den roten Augen zum Vorschein kam. Teilweise weil Morjaner noch immer recht einschüchternd wirken konnte, aber allen voran weil sie die Frau dahinter wieder erkannte – von dem Gefecht auf der Kolonie Argos 3. „Das ist doch ...“, begann sie leise und Shepard unterbrach sie. „Psst, ich weiß. Ich erkläre es Ihnen später genauer.“ „Jetzt wird mir einiges klar.“ „Commander, ich habe etwas gefunden!“, hörte man Kaidan rufen und Shepard verließ die Sicherheitsstation. „Sollen wir auch gehen?“, fragte Sirius seine Schwester, doch die winkte gelangweilt ab. Draußen ging Shepard zu Kaidan, der sich über einen toten Zenturio beugte und dabei war dessen Helm zu entfernen. „Was haben Sie?“, fragte Shepard. „Er hat einen Transmitter im Helm. Wenn ich ... Oh, Gott!“, stieß Kaidan aus und schreckte zurück, als das Visier hochklappte. Der Tote dahinter hatte seine Menschlichkeit längst aufgegeben. Fremdartige und fragwürdige kyberntische Verbesserungen, wenn man es so nennen konnte, waren deutlich in seinen Gesicht zu erkennen, als hätte man Reaper-Technologie mit einem menschlichen Körper vereint. Kaidan brachte es letztendlich auf den Punkt. „Er sieht aus wie ein Husk.“ „Nicht ganz. Aber sie haben garantiert irgendwas mit ihm gemacht.“, korrigierte Shepard. „Verändert? Von Cerberus? Aber die treten doch für die Menschheit ein und jetzt tun sie ihren eigenen Leuten so was an? Das hätten Sie sein können, Shepard. In meinen Gedanken hat Cerberus genau das mit Ihnen gemacht.“ „Wie können Sie mich mit diesem Ding vergleichen?“ „Ich weiß nicht was Sie sind ... seitdem die Sie in den Fingern hatten. Sind das wirklich Sie? Würden Sie es überhaupt wissen, wenn die Sie irgendwie kontrollieren?“ „Das ist nicht fair, Kaidan.“ „Ich sage nur was ich denke. Sie müssen mit nicht antworten. Sie könnten sowieso nichts sagen was mich überzeugt. Ich brauche wohl nur etwas Zeit, um Sie neu kennenzulernen.“ „Kaidan. Ich habe viel durchgemacht, trotzdem bin ich noch der selbe. Sollte ich jedoch damit anfangen davon zu reden das der Unbekannte, oder die Reaper unsere Erlöser sind, dann sollten Sie mich schon darauf hinweise.“ „Ich werde es mir merken.“, sagte Kaidan mit einem kurzen Lächeln. „Und nun Konzentration auf die Mission! Wir müssen erreichen, dass jemand die Bahn herschickt.“, sagte Shepard und nahm den Transmitter des toten Zenturios auf. Für einen Moment zögerte er. Sinaris Einwand machte ihm zu schaffen. „Hallo! Hier ... Delta-Team. Ist da jemand?“ „Wo zum Teufel waren Sie?“, lautete die prompte Antwort. „Vergessen Sie's! Wie ist ihr Status?!“ „Wir sind an der Bahnstation und warten auf Exfiltration. Alle Feinde neutralisiert.“ „Verstanden. Echo-Team kommt zu ihnen und sichert die Station.“ Damit endete der Funkverkehr. „Glauben die es?“ „Wenn nicht werden Sie's schon bald durchschauen.“ „In dem Fall sollten wir in Position gehen, um sie zu flankieren, wenn sie aus der Bahn aussteigen.“ „Gute Idee, Kaidan.“, sagte Shepard und ging zurück zur Sicherheitsstation. „Sie schicken die Bahn Wir werden ihnen einen gebührenden Empfang bereiten. Und Sinari: Es hat doch geklappt.“ „Wundert mich nicht.“, erwiderte die Morjanerin gelassen. „Oh, woher kommt den der plötzliche Sinneswandel?“ „Kein Sinneswandel. Ich vergaß das wir gegen Ihre Artgenossen kämpfen, Verräter an der eigenen Spezies, und da wir wissen wie gewissermaßen einfältig Menschen kämpfen hätte mir sofort klar sein müssen das unser Gegner auf einen so durchschaubaren Trick hereinfallen würde.“ „Sie müssen nicht so beleidigend sein.“, erwiderte Kaidan. „Ist aber die Wahrheit.“ „Hört auf damit! Cerberus ist auf dem Weg hier. Also alle in Position. Los!“, ermahnte Shepard und die fünf verteilten sich rund um die Bahnstation. Die beiden Morjaner blieben auf einer erhöhten Position nahe der Sicherheitsstation, Kaidan und Liara versteckten sich links, hinter einigen Kisten und Shepard bezog auf der rechten Seite hinter einer breiten Säule Stellung. Es vergingen einige Momente bis die Bahn in ihr Blickfeld kam und kurz vor der großen Luftschleuse der Station langsamer wurde. Das Tor öffnete sich und lies die Bahn in die Schleuse, die danach sofort wieder schloss in einen schnellen Druckausgleich vornahm. Man konnte bereits den Trupp von Cerberus erkennen der sich aus einem Zenturio und mehreren Wächtern und Sturmschützen zusammen setzte. Dann öffnete sich das Haupttor und die Gegner verließen die Bahn erkennbar vorsichtig. Sie merkten bereits das hier etwas nicht stimmte. „Delta-Team. Melden Sie sich.“ Als keine Antwort kam hob der Zenturio die Hand und gab seinen Leuten das Zeichen auszuschwärmen. „Warten.“, wies Shepard den Rest des Teams an. Sofort erfasste den Trupp ein ohrenbetäubender Kugelhagel. Sinari und Sirius ignorierten Shepards Anweisung und gaben Dauerfeuer, womit sie auf einen Schlag die Hälfte des Trupps auslöschten. Der angeschlagene Rest sprang sofort in Deckung und wurde von Shepard und den anderen flankiert und mit Leichtigkeit aufgerieben. Das Gefecht war bereits nach wenigen Atemzügen vorbei, nur zufrieden schien Shepard damit nicht zu sein. Wütend stampfte er auf die beiden Morjaner zu, die soeben die Treppe herunter kamen, und blaffte sie an. „Wer von euch hat geschossen?! Wer gab den ersten Schuss ab?!“ Die Antwort kam sofort, wenn auch in Form einer Gestik. Sirius blickte für einen Augenblick zu seiner schießwütigen Schwester, die sich nicht regte und lieferte so durch einen natürlichen Reflex unbewusst die Antwort. Eine Antwort die Shepard sich eigentlich schon gedacht hatte. Er überlegte wie er Sinari zurechtweisen sollte. Mit einem normalen Untergebenen war das kein Problem, nur das ging hier nicht. Zumal es für ihn recht ungesund enden könnte. Sinari hingegen würde nicht einsehen das sie einen Fehler gemacht hat, insofern überhaupt eine rvorlag. Sie griff die dicht beieinander stehende Gruppe an kurz bevor die sich auf ein größeres Gebiet verteilen konnte und wo sie die überlegene Feuerkraft ihres MGs nicht voll zur Geltung bringen konnte. Für sie zählte es nur das der Gegner vernichtet wurde, egal mit welchen Mitteln. Wortlos drehte Shepard auf der Stelle um und gemeinsam bestiegen sie die Bahn, die sie kurz darauf auf die andere Seite brachte. „Wie weit ist es noch bis zum Archiv?“, fragte Sinari. „Lechzt es Sie etwas nach dem nächsten Gegner?“, erwiderte Liara zynisch. „Das nicht. Mir geht nur langsam die Munition aus. Ich habe nur noch gut eineinhalb Magazine voll. Das sind maximal 300 Schuss Munition. Dauerfeuer kann ich damit nicht mehr geben. Gezielte Feuerstöße schon eher.“ Die Drei hatten beinahe vergessen das ihr morjanisches Gefolge für ihre Infanteriewaffen auf einen stetigen Munitionsnachschub angewiesen waren. Glücklicherweise konnte Liara Entwarnung geben. „Das Archiv liegt hinter der zweiten Bahnstation. Dazwischen befindet sich eine kleine Sicherheitszentral die in die Station integriert ist. Mehr nicht.“ „Ich hätte da eine Frage.“, begann Sirius. „Gibt es keinen Wartungsgang, oder etwas vergleichbares. Irgendwas womit man zu Fuß die Brücke passieren kann? Es muss doch beispielsweise für Ingenieure eine Möglichkeit geben auf die andere Seite zu gelangen, wenn mal die Bahn durch einen technischen Defekt ausfällt. Hätten wir so nicht auch rüber kommen können?“ Die drei sahen sich überrascht an. „Auf die Idee hätten Sie ruhig etwas früher kommen können.“, meinte Shepard. „Einfallsreichtum ist leider keine unserer Stärken.“, sagte Sirius und wandte sich seiner Schwester zu und meinte: „Du hast recht.“ „Ich weiß.“, gab diese zurück und sie fuhren ungestört weiter bis zum Archiv auf der anderen Seite, wo sie in die Luftschleuse der zweiten Bahnstation einfuhren. Vor Ort stand bereits ein Begrüßungskommando von Cerberus bereit, bestehen aus vier Wächtern und einem Zenturio. Als sich die letzte Schleuse öffnete schoss Shepard dem ersten Wächter mit seiner Valiant durch den Sichtschlitz in den Kopf, Sinari nahm sich den zweiten mit eine Handgranate vor, die genau neben ihm landete und ihn wortwörtlich fliegen lies, Liara traf den dritten mit einer biotischen Schockwelle, wodurch dieser seinen Schild vor und von Kaidan erschossen wurde und Sirius gab mit seiner Revanent ein ungenaues Sperrfeuer auf den letzten und zwang diesen sich zurückzuziehen. Shepard, Kaidan und Liara flankierten ihn sofort von beiden Seiten und schalteten ihn so sofort aus. Der letzte Zenturio versucht in der kleinen Sicherheitszentrale Deckung zu suchen, nur das nutzt ihm nicht viel, als Sinari ein paar kurze Slaven ab gab. Mit der panzerbrechenden Munition erwies sich seine Deckung als nutzlos. „Das war das letzte Hindernis. Hinter dieser Tür dort liegt das Archiv.“, sagte Liara. „Endlich. Hoffen wir das Cerberus keine weiteren Überraschungen mehr für uns bereit hält.“, sagte Shepard. Mit angelegten Waffen gingen sie vorsichtig durch den kurzen Gang und stoppten vor der letzten Tür. Bei ihr drückten sie sich an die Wände, um so eine Situation wie die Sache mit dem Geschütz zu vermeiden. Sinari überraschte die Lernfähigkeit ihrer „Verbündeten“, allerdings wäre sie auch enttäuscht gewesen wenn die sich die selben Fehler wieder geleistet hätten, zumal es ja heißt Morjaner und Menschen gehören der selben Spezies an. Ein kurzer Tastendruck genügte und die automatische Tür glitt auf. Vorsichtig spähten sie um die Ecke. In dem großen, runden, fast schon kuppelartigen Bau waren keine Gegner zu sehen. Alles war still. Geduckt liefen sie um die Ecke und sahen sich um. „Alles frei.“, gab Shepard Entwarnung. Man richtete sich auf und mit Staunen betrachtete man das unterirdische angelegte Archiv in dessen Mitte ein großer, fremdartiger Monolith protheanischen Ursprungs thronte. Liara lief sofort zu dem wissenschaftlichen Equipment, das um den Monolith aufgestellt war, die anderen folgten ihr. Nur die beiden Morjaner nicht, was Shepard auffiel. „Kommt ihr nicht?“, fragte er. „Nein, lieber nicht. Wir bleiben auf Distanz ... und sichern das Gelände. Macht ihr das mal.“, meinte Sirius. Shepard wunderte sich. Seine Stimme klang kleinlaut, fast schon als hätte er Angst. Er lies die beiden gewähren, die sich aufteilten und beide Seiten der Halle abgingen und lief selbst zum Archiv. Liara war sofort an einer Konsole dran und durchsuchte die Datenbanken nach den dringend benötigten Bauplänen. „Shepard!“, vernahmen sie plötzlich eine Stimme hinter ihnen und drehten sich schlagartig mit gezückten Waffen um. Vor ihnen stand eine Projektion des Unbekannten. „Faszinierende Spezies, die Protheaner. Sie haben uns das alles hinterlassen, aber wir haben die Chance nicht genutzt. Die Allianz weiß seit mehr als dreißig Jahren von den Archiven und was hat sie damit gemacht? Nichts.“ „Was wollen Sie?“, fragte Shepard. Der Blick des Unbekannten schweifte ab und wanderte zum Monolithen. „Was ich immer wollte. Die Daten dieses Artefaktes sind der Schlüssel zur Lösung des Reaper-Problems.“ „Ihre Lösung habe ich gesehen. Sie verwandeln Ihre eigenen Leute in Monster.“ „Oh nein. Sie werden verbessert.“ „Hat ihnen wohl nichts genutzt. Wir sind trotzdem durchgekommen.“, merkte Kaidan beiläufig an. „Verbessert?“, wiederholte Shepard. „Das unterscheidet uns, Shepard. Wo Sie Vernichtung sehen, sehe ich Kontrolle – die Macht der Reaper beherrschen und lenken. Stellen Sie sich nur vor wie stark die Menschheit dann wäre. Die Menschheit würde den Gipfel der Evolution erreichen.“ Shepard blickte kurz rüber zu Sinari auf der anderen Seite des Raumes. „Vernichtung sehe ich im Moment woanders. Ich will einfach nur das die Menschheit und die Galaxie das hier überlebt. Ich will diesen Zyklus, der schon zu lange andauert, durchbrechen. Und Sie sind ganz eindeutig verrückt.“ „Ihre Visionen sind lächerlich begrenzt, Shepard. Ich sehe das große Ganze. Wenn ich fertig bin wird sich so etwas wie Shanxi, Eden Prime, oder Elysium nie mehr wiederholen.“ „Sie sollten eher einen Weg finden die Reaper aufzuhalten, anstatt Ihre Zeit damit zu verschwenden wie man sie kontrolliert. „Das tue ich, aber auf dem richten Weg. Das hier ist nicht länger ihr Kampf, Shepard. Selbst mit den protheanischen Daten besiegen Sie die Reaper nicht.“ „Sie haben mich wegen meinen Fähigkeiten zurückgeholt. Ich kann sie besiegen.“ „Wohl kaum. Die Chancen stehen gegen Sie. Ihre Zeit ist vorbei.“ „Das reicht jetzt. Liara!“ „Bin gleich soweit.“ „Mischen Sie sich nicht in meine Pläne, Shepard! Es wird keine weitere Warnung geben.“ „Fahren Sie zur Hölle!“ „Shepard!“, rief Liara. „Ich habe hier ein Problem. Die Daten werden gelöscht!“ „Was?! Wie ist das möglich?!“ Derweil zog ein kleiner Bau Sirius Aufmerksamkeit auf sich. Es war ein kleiner, offener, kastenartiger Raum in dem eine Konsole stand und in dem er gleichzeitig eine fremde Frau vorfand – Doktor Eva Core. „Keine Bewegung! Weg von dem Computer!“, befahl Sirius. Core blickte kurz über die Schulter und tippte ungestört weiter. Sie hatte alle wichtigen Daten erhalten, jetzt muss sie den Zugang zu dem Rest verschließen Als sie darauf nicht reagiert gab Sirius eine kurze Salve ab, schoss an der Frau vorbei und zerstörte die Konsole. Core sprang zurück und wandte sich Sirius wütend zu, der selbst einige Schritte zurück wich. Er nicht Gefahr laufen von der Frau in einen Nahkampf verwickelt zu werden. Den Gegner niemals unterschätzen war für Morjaner ein fester Grundsatz. Core schritt langsam vor und Sirius blieb vorsichtig in sicherem Abstand hinter ihr. „Hey, Shepard! Ich habe hier was gefunden!“, rief er. Eigentlich wollte der Unbekannte die Verbindung soeben kappen nur als er die Schüsse hörte, für die Shepard und sein Team nicht verantwortlich waren, war seine Neugier geweckt. Einige neue Informationen auf seinen Bildschirmen machten ihn stutzig. „Isie muss die Daten haben!“, rief Liara nachdem sie Sirius Fang sah. Der Unbekannte nahm einen Zug an seiner Zigarette und wandte sich Shepard zu. „Shepard. Diese Daten nützen Ihnen nichts Machen Sie jetzt keinen Fehler.“ „Werde ich nicht ... wie schaltet man diesen Projektor ab?“ „Ich sehe schon das Sie nicht hören wollen. Es war nett Sie zu kennen, wenn auch nur schwer zu ertragen. Ich glaube es ist das beste wenn ich Sie vorsorglich aus dem Verkehr ziehe.“ „Ach und mit welcher Armee? Ihre kleine Helferin haben wir schon und der Rest konnte uns auch nicht stoppen.“ Der Unbekannte schwieg und nahm einen weiteren Zug. Ein metallisches Scheppern, wie als wäre etwas auf den Boden aufgeschlagen, zog sofort ihre Aufmerksamkeit auf sich. Unweit ihrer Position tauchte aus dem Nichts eine Frau in gebückter Haltung auf die eine leichte und enge Cerberus-Rüstung trug, die einen an die Kleidung einer Asari-Kommandosoldatin erinnerte. Ausgesprochen irritierend war die Tatsache das ihr Gegner ein langes Schwert trug, ein Katana, oder etwas was dem zumindest ähnelte. Das waren die Phantome von Cerberus. „Was zum ...“, stieß so manch einer auf. Weitere Phantome, über ein Dutzend, schlugen um sie herum auf, bezogen überall im Raum Stellung und schwangen bedrohlich ihre Klingen umher. Ein Hinterhalt. Shepard und sein ganzes Team waren schlagartig umstellt. Zu den Phantomen kam ein voller Schützentrupp der durch den Eingang ins Archiv gestürmt kam. Shepard und die anderen schwenkten ihre Waffen vorsichtig umher, doch eines war sofort klar. Gegen diese Übermacht waren sie chancenlos. „Ich habe Sie gewarnt, Shepard. Machen Sie es nicht schwieriger, als es sowieso schon ist. Legen sie ihre Waffen nieder.“ Shepard zögerte noch, aber als ein ganzer Haufen Sturmschützen ihm ihre modifizierten Mattock-Sturmgewehre vor das Gesicht hielten hatten er und die anderen keine Wahl. Sie legten die Waffen nieder. „DAS IST JETZT NICHT WAHR!!! SIE FEIGER SKOB!!! SIE VERDIENEN DEN TOD WIE ALLE ANDEREN AUCH!!!“, brüllte Sinari quer durch die Halle und zog damit allerhand Aufmerksamkeit auf sich. „UND DU VERSCHWINDE!!“, brüllte sie dazu einen von vier Phantomen an, das ihr etwas zu nahe gekommen war. „Reizende Gesellschaft, Shepard. Doktor Core, sorgen Sie jetzt bitte dafür das Shepard uns keine weiteren Probleme mehr bereitet.“, befahl der Unbekannte. Auch Sirius hatte so seine Probleme. Um ihn herum standen ebenfalls vier Phantome die ihren Katanas zum Einschüchtern ständig in Bewegung hielten, während er versuchte Core in Schach zu halten. Die wiederum beachtete den vermeintlichem Allianz-Soldaten nicht mehr. Sie befolgte die Anweisungen des Unbekannten und entfernte sich von ihm. „STOP!!!“, brüllte Sirius ihr nach und legte an. Eva Core bemerkte das. Sie gab ein schnelles Handzeichen, das Zeichen für die Phantome anzugreifen, und sprang hinter eine Deckung, als Sirius losschoss. Eines der Phantome stürmte mit gezückter Klinge vor und Sirius versuchte herum zu schwenken, um auf dieses Phantom zu schießen. Sein Gegner war schneller und schlug zu. Zwar verfehlte es ihn aber die Revenant wurde zerteilt. Zu seinem Schrecken ging die monomonekulare Klinge durch wie nichts. Dem nächsten Schlag wich er aus indem es ihm mit knapper Not gelang seinen Oberkörper zur Seite zu drehen. Dabei nutze er den Schwung bei der Drehung zurück um auszuholen. Mit der Faust landete er einen Volltreffer. Ein lautes Knacken war deutlich zu vernehmen. Das Phantom flog regelrecht zurück und blieb regungslos am Boden liegen. Der Schädel war eigenartig deformiert, die gesamte Front erschien eingedrückt und aus dem aufgeplatzem Helm floss Blut. Entsetzt schreckten die anderen Phantome zurück und dem Unbekannten fiel die Zigarette aus dem Mund. Sirius selbst stand für einen Moment wie angewurzelt da. Erst ein paar Sekunden später versuchte er sich die Blutspritzer des Phantoms vom Visier seines Helms zu wischen, was letztendlich dazu führte das er es nur verschmierte. Was das auslösen würde ahnte zu dem Zeitpunkt keiner. „Sinari! Wie in den guten, alten Zeiten!“, rief Sirius und begann eigenartig zu zucken. „Da ahnst nicht wie sehr ich auf diesen Augenblick gewartet habe!“, gab seine Schwester zurück. „Oh doch.“, sagte er und beide blicken sich quer durch den Raum an. „SIEG, ODER TOD!!!“, brüllten sie laut los, als sich ihre Blicke trafen. Blitzschnell schnappte sich Sirius das Schwert des toten Phantoms und rannte auf das nächste zu. Es versucht noch den Angriff abzublocken, doch der Morjaner war schneller und enthauptete es mit einem einzigen, gezieltem Schlag. Daraufhin brach das Chaos aus. Aus nächster Nähe gab Sinari Dauerfeuer und erschoss eines der Phantome das sich wieder zu nahe an sie heran gewagt hatte. Das heraus spritzende Blut traf dabei auch unweigerlich Sinari. Eine wohl kalkulierte Handlung um in einen Blutrausch zu verfallen. Die beiden Morjaner drehten vollkommen durch. Sinari lies ihr MG los das am Riemen hängen blieb und zückte ihren Feldspaten. Dem nächsten angreifenden Phantom zerschmetterte sie mit einem gezieltem Schlag den Schädel. Sie setzte ihre Feldspaten wie ein Beil, eine kleine Streitaxt, ein. Dem zweiten Phantom riss sie im nächsten Zug mit dem selben Schwung den gesamten Oberkörper auf, als sich dieses ebenfalls heran wagte, ohne wirklich zu verstehen wer, oder was sein Gegner war. Im selben Moment stürmten die beiden letzten Phantome von beiden Seiten gleichzeitig auf sie zu und schlugen zu. Nur das Ergebnis hatte sie sich anders vorgestellt. Anstatt die in Raserei verfallene Morjanerin zu töten prallten die Klingen einfach an Sinari Kommandokopfrüstung ab. Da war es egal wie modern die monomolekularen Klingen waren. Die morjanische Kommandorüstung, ein Prototyp war weitaus fortschrittlicher. Ihr Material war dichter und härter, als alles andere was die Galaxie kannte und gleichzeitig leichter. Darauf konnte Sirius mit seiner provisorischen Allianz-Rüstung nicht pochen und musste seine Gegner möglichst schnell los werden. Das dritte Phantom packte er am Arm, kurz bevor es seinen Schlag ausführen konnte, und brach diesen mehrfach indem er ihn schnell unnatürlich verdrehte. Daraufhin Sirius stieß ihn zurück, wo er auf den Boden fiel und liegen blieb und hob letztendlich den Fuß. Mit aller Kraft trat er auf den Brustkorb des Phantoms, den er vollkommen eindrückte. Sein Gegner war nicht sofort tot, sondern würde für alle gut hörbar einen langsamen und qualvollen Tod sterben. Nicht nur das dessen Lunge vollständig zerquetscht war, auch viele Rippen waren gebrochen und wurden in die Lunge gestoßen. Sirius hätte am liebsten mit seiner Schwester darum gewettet wie sein Gegner in diesem Fall sterben würde – ob er qualvoll erstickt, oder vorher an seinem eigenen Blut ertrinkt, das in seine Lungenflügel strömte. Das letzte Phantom hatte sich durch den anfänglichen Schock zu viel Zeit gelassen und als es angriff stand Sirius schon bereit. Die beiden schlugen gleichzeitig zu. Beide Klingen trafen sich im Flug und die rohe Kraft die Sirius dabei aufwendete reichte aus das beide Schwerter zerbrachen. Das Phantom stand nun direkt vor Sirius und versuchte mit seiner Phasenkanone in der Hand noch etwas zu erreichen. Bevor es dazu kam packte Sirius sich das Phantom und brach ihm das Genick, indem er dessen Kopf ruckartig um 90Grad drehte – nach hinten. Sinari hatte derweil dem vorletztem Phantom ebenfalls durch mehrere Schläge den Schädel gespalten und lies ihren Spaten in dessen Kopf stecken. Sie nahm sich jetzt mit bloßen Händen das letzte der vier Phantome vor. Das versuchte durch eine schnelle Drehung und einen gezielten Stich in den Bauch Sinari den Todesstoß zu verpassen, was jedoch mehr wie eine Verzweiflungstat erschien. Zwar traf es, aber das Schwert konnte die Rüstung nicht durchdringen, egal aus welchem Winkel man zu stach, oder zu schlug und viel Zeit eine Schwachstelle zu finden gab es nicht. Sinari packte sich das Phantom, brach ihm das Genick und damit nicht genug, trennte sie dessen Kopf ruckartig vom Rumpf und warf ihn quer durch den Raum, womit sie in der Mitte einen Sturmschützen traf. Damit erreichte so manche Moral ihren Tiefpunkt Das Gemetzel dauerte nicht lange und lies selbst hartgesottene Veteranen panisch erzittern, zumal Sinari und Sirius bereits im beträchtlichem Umfang mit dem Blut ihrer Opfer überströmt da standen. Die beiden Morjaner richteten sich auf und brauchten nur eine Sekunde um nach neuen Ziele zu suchen. Sofort schnappten sie sich wieder ihre Nahmkampfwaffen und stürmten vor. Ein Teil der Sturmschützen und Wächter eröffnete angsterfüllt das Feuer und rückte zusammen mit den verbliebenen Phantomen vor. Der Rest von ihnen blieb zurück und hielt Shepard, Liara und Kaidan in Schach. Eine Schlachtordnung war bei den Soldaten von Cerberus dafür nicht mehr erkennbar. Sie wollten diesen Horror nur beenden und hielten drauf. Sirius nahm sich sofort einen Wächter vor. Der verpasste der Morjaner mit seiner schweren Talon-Pistole zwar ein paar empfindliche Treffer auf den kinetischen Schild, konnte aber nicht mehr verhindern das Sirius an ihn heran kam. Der schnappte sich den kugelsicheren Schild, drücke ihn zur Seite und schnitt dem Wächter mit einem schnellen Hieb den halben Kopf schräg ab. Den Schutzschild bemächtigte er sich kurzerhand selbst. Trotz des Blutrausches waren sie nicht in eine blinde Wut verfallen, sondern besaßen noch eingeschränkte taktische Fähigkeiten. Der große aus polykristallinen Verbundstoffen gefertigt Schild erwies sich schwerer als gedacht. Selbst die Wächter waren auf die Unterstützung durch hydraulische Hilfen in ihren Anzügen angewiesen, um ihn einsetzen zu können. Sirius hingegen schaffte das auch ohne Hilfsmittel und hatte ihn sofort einsatzbereit, als die Sturmschützen auf ihn schossen. Sinari ging nicht so „subtil“ vor. Sie bevorzugte ein weitaus brachiales Vorgehen. Sie stürmte geradewegs auf die Sturmschützen zu und steckte dabei einiges an Treffen ein, die jedoch allesamt wirkungslos blieben. Es war wie als würde man mit einer leichten Pistole auf eine Betonwand schießen – kleinere Schäden blieben, doch eine vollständige Zerstörung war auf die Schnelle unmöglich. Den ersten Sturmschützen zog Sinari den Spaten horizontal durch das Gesicht und dem zweiten vertikal. Ein Phantom wurde von ihr am Hals geschnappt, zu Boden geworfen und zuguterletzt zertrat Sinari dessen Kopf mit einem einzigem Tritt, der wie eine Melone zerplatzte. Das anhaltende Gewehrfeuer aus nächster Nähe störte sie nicht, es half ihr sogar den nächstbesten Gegner zu finden und wie ein Tier abzuschlachten. Sirius nutzte seinen neuen Schild ausgesprochen effizient – fast schon wie ein römischer Legionär. Er stürmte vor, schneller als sein Gegner sich darauf einstellen konnte, oder die Chance bekam ihn zu flankieren. Eine Sturmschützen schlug er mit dem Schild um und stach ihm in den Kopf, als er am Boden lag und an den zweiten, der ihn unter Beschuss nahm, konnte er dank des Schildes auf nächste Nähe heran kommen und trieb ihm die Klinge in den Bauch. Eine kurze Drehung und er zog das Schwert zur Seite hin wieder raus, wobei er seinen Gegner der Bauch zur Hälfte aufschnitt. Einem dritten Sturmschütze, de ebenfalls auf ihn feuerte und nur den Schild traf, trennte er mit einem weiterem Hieb den linken Arm ab und mit dem nächsten den Oberkörper komplett auf. Ein Zenturi warf in Panik vorschnell eine Splittergranate nach Sirius. Die Granate landete zwar bei ihm, bot ihm jedoch genug Zeit sie wegzutreten, wo sie unglücklicherweise ein Phantom erwischte, das sich mit einer taktischen Tarnung anschleichen wollte. Sinari hatte derweil ebenfalls drei weiteren Sturmschützen das Leben genommen ohne das die etwas dagegen unternehmen konnten. Jetzt ging sie auf einen der beiden Zenturios los. Der konnte Sinaris Angriff mit einem speziellen Schlagstock nur mit größter Mühe und Not abwehren und schaffte einen Gegentreffer gegen ihre Kopf, was durch einen eingebauten Elektroschocker im Schlagstock verstärkt wurde. Anstatt eine betäubende Wirkung zu entfalten steigerte es Sinaris Raserei nur noch weiter. Mit der flachen Seite des Spatens schlug sie den Zenturio nieder, warf sich auf ihn und hackte wie verrückt auf ihn ein. Rüstung und Körper brach sie komplett auf und erst als sie in ihrem Augenwinkel wahr nahm wie etwas vorbei huschte drehte sie sich danach um. Mit erhobener Klinge war ein Phantom neben ihr erschienen und schlug zu. Was so spektakulär aussah verpuffte, als das Schwert am Helm abprallte. Sinari lies von den blutigen Resten des Zenturios ab und fiel das Phantom an. Deren Rüstungen erwies sich als ungenügend und bot nur minimalen Schutz im Tausch für eine bessere Bewegungsfreiheit. Ihre wichtigste Verteidigung bildeten die biotischen Barrieren, nur die erwiesen sich im Nahkampf gerade gegen diese Art von Gegner als wenig hilfreich. Mit einem einzigen Faustschlag drang sie in den Körper des Phantoms ein. Sie griff nach dem erstbesten was sich ihr anbot und riss aus dem Bauch Blut, Fleisch und Gedärm heraus. Trotz Verbesserungen, sogar zur Schmerzreduzierung erfüllten die Schrei die gesamte Halle. Zwischenzeitlich hat sich ein weiterer Sturmschütze und ein Phantom an Sirius versucht, wobei dieser dem ersten das Schwert bis zum Anschlag in die Brust trieb, es los lies und dem näher kommenden Phantom den Schild des Wächters um die Ohren schlug. Dann zog er seine eigene schwere, konventionelle Pistole und streckte seinen Gegner mit zwei Kopfschüssen nieder. Als nächstes erschoss er die Gegner die eigentlich Shepard und Co bewachen sollte, was diese dazu zwang das Feuer zu eröffnen. Damit boten sie Shepard, Liara und Kaidan selbst die Chance in das Gefecht einzugreifen. Viele Gegner waren aber sowieso nicht mehr übrig. Mit der neuen Universalklinge erledigte Shepard einen der Sturmschützen mit einem Stich in den Rücken, als er sich jedoch umdrehte sah er wie der letzte Zenturio aus nächster Nähe genau auf ihn zielte. Bevor der abdrücken konnte sprang Sinari ihn von hinten, warf ihn zu Boden und zerschmetterte dessen Kopf. Sirius erledigte den letzten Wächter ebenfalls aus nächster Nähe, indem er ihm genau durch den Spalt seines Schildes in den Kopf schoss, was diesen wie ein faules Stück Obst explodieren lies. Während die Morjaner die letzten Rest von Cerberus Einsatzgruppe aufrieben ergriff Eva Core die Flucht. Sie hatte die Daten die Cerberus so dringend brauchte und jetzt musste sie aus diesem Schlachthaus entkommen. Anders konnte man es nicht beschrieben. Sie hatte ihren Gegner vollkommen falsch eingeschätzt. „Sie versucht abzuhauen!“, rief Kaidan. „Hinterher!“, befahl Shepard reflexartig und sie nahmen die Verfolgung auf. Dabei erwies sich der Doktor als ausgesprochen flink. Sie verließ das Archiv durch den Haupteingang mit Shepards Team im Schlepptau. Kaum hatte Core die Tür passiert deaktivierte ein weiteres Phantom seine Tarnung und stand kurz davor Shepard niederzustrecken. Bevor es dazu kam traf der Schutzschild eines Wächter das Phantom. Sirius hatte es geworfen und gleich einen Volltreffer gelandet. Shepard, Liara und Kaidan konnten das Phantom damit unbehelligt passieren und hängten sich an Core dran, die drauf und dran war sie abzuhängen. Im Archiv blieben so nur ein paar Personen zurück. Der Unbekannte mit seiner Projektion, der sichtliche Probleme damit hatte zu verstehen wie eine absolut ideale Ausgangssituation sich nur so umkehren konnte, das verletzte Phantom, das über mehrere gebrochene Knochen zu klagen hatte und versuchte wegzukriechen, und zuguterletzt die morjanischen Geschwister Sinari und Sirius, die gemeinsam auf das Phantom zugingen. Sie würden, als gemeinsamen Abschluss, „den Gegner in Stücke reißen“ wörtlich nehmen. Core passierte die Bahnstation und hastete hinüber zu einem Wartungsschact, über dessen Leiter sie nach draußen auf das Dach der Anlage gelangte. Shepard war ihr dicht auf den Fersen und stieg hastig hinterher. Kaum oben angekommen feuerte Core mit einer Maschinenpistole auf ihn und rannte weiter. Zum Glück hielt sein Schild der langen Salven stand und sie konnten die Verfolgung fortführen. Core hetzte die drei quer über das Dach und obwohl sie sich gegenseitig immer wieder beschossen konnte keiner von ihnen daraus einen Vorteil erzielen. Zu ihrem Pech, musste Shepard erkennen, stieß aus dem Himmel ein Kodiak-Shuttle im Besitz von Cerberus herunter und flog mit geöffneter Tür das Dach an. Core nahm sofort Kurs darauf. „Haltet sie auf!“, rief Shepard und alle drei schossen was das Zeug hielt. Sie konnten nicht verhindern das der Doktor das Shuttle bestieg. „Amara! Normandy! Irgendwe! Meldet euch! Stoppt dieses Shuttle!“, rief Shepard über Funk. Noch während das Cerberus-Shuttle startete kam hinter einer Hügelkette Amara mit ihrem Shuttle hervor. Durch einen glücklichen Umstand, das Cerberus-Shuttle hatte im Tiefflug ihren Liegeplatz passiert, und sie, misstrauisch wie sie war, nahm unbemerkt die Verfolgung auf – eine weise Entscheidung, wie sich herausstellte. Amara ging in den Sturzflug und gab mehrere Schüsse mit den seitlichen Massebeschleunigern ihres Shuttles ab. Ein Großteil davon wurden Volltreffer gegen den Bug und konnten der kinetischen Schild der gegnerischen Fähre beträchtlich schwächen. Das war bitte nötig, denn sie verwendete ihr eigenes Shuttle als Rammbock, um absolut sicherzugehen, dass die anderen nicht entkamen. Sie jagte ihren Kodiak direkt in das gegnerische Cockpit und riss den Teil komplett auf. Das nun führerlose Shuttle geriet ins Trudeln und krachte auf das Dach der Anlage. Dabei hätte es beinahe Shepards Team erwischt. Die konnten sich nur mit einen waghalsigen Sprung zur Seite retten, als das Shuttle kaum mehr als einen Meter von ihnen entfernt aufschlug. Amara drehte eine kurze Runde und landete dann ganz knapp am Rande des Dachs. Der Zusammenstoß hatte zu einem beträchtlichem Schaden an der Elektronik und anderen System geführt und die Flugeigenschaften auf ein Minimum reduziert. Allein das sie überhaupt noch fliegen konnte war ein Wunder. Unsanft landete sie gerade so auf dem Dach und stieg aus. Draußen bot sich ihr ein beunruhigender Anblick. Das gerammte Shuttle war auf dem Dach zerschellt und brannte lichterloh. Daneben lagen ihre ursprünglichen Passagiere, die zum Glück noch lebten und sich allmählich aufrichteten. Shepard kam langsam zu ihr getrottet. „Bin ich dafür verantwortlich?“, fragte Amara. „Ja, mal wieder. Damit haben Sie jetzt ein weiteres Shuttle geschrottet.“ „Mein Shuttle fliegt noch. Es ist angeschlagen, aber es fliegt noch.“ Während Amara das sagte begann ihr Shuttle abzurutschen. Es war viel zu knapp am Rand des Dachs geparkt und der Wind tat sein übriges. Man vernahm ein stählernes Quietschen, als das Shuttle über den Rand glitt, in die Tiefe stürzte und unten lautstark aufschlug. Amara zuckte zusammen, als sie das hörte. „Ok. Jetzt habe ich ein weiteres Shuttle geschrottet.“ Shepard lachte kurz, schüttelte den Kopf und sah zu Kaidan und Liara, die sich gegenseitig abstützten. Sie waren nur leicht verletzt. Während sie das taten ertönte ein einziges lautes Krachen und die Tür aus dem zerstörten Shuttle flog heraus. Aus den brennenden Trümmern stieg Doktor Eva Core. Sie hatte den Absturz leicht angeschlagen überstanden, nur das Feuer hatte ihre gesamte Kleidung und Haut verzerrt. Was dahinter zum Vorschein kam zeigte das sie ein synthetisches Wesen war. Kaidan lies Liara sofort los und schoss auf Core. Die rannte auf ihn zu, packte ihn am Kopf und schlug diesen mehrfach gegen die Reste des Shuttles. „KAIDAN!“, schrie Shepard und begann ebenfalls mit seiner Pistole auf Core zu schießen. Die lies von dem inzwischen schwer verletzten Kaidan ab und rannte auf Shepard zu. Der feuerte weiter bis sein Magazin leer wahr und er gezwungen war nachzuladen und im selben Moment stand sie vor ihm. Sie schnappte Shepard am Hals, hob ihn hoch und holte mit der Faust aus. Ihr Universalwerkzeug wandelte sich in die orange glänzende Universalklinge. Mehrere Schüsse trafen Core und sie brach zusammen. Sinari und Sirius hatten inzwischen ihr volles Bewusstsein wiedererlang und hatte den Weg nach draußen gefunden. Das kurze Gefecht der Shuttles und der nachfolgende Absturz blieben ihnen da keinswegs verborgen und sie machten sich sofort auf den Weg dahin – gerade noch rechtzeitig wie sich zeigte. Vor Ort griff Sirius zu seinem morjanischen Sturmgewehr und gab in schneller Folge mehrere Schüsse ab, mit denen er Core traf und ausschaltete. Shepard musste nach Luft ringen. Im nächsten Moment sah er wie die Normandy sich dem Dach näherte und vernahm Jokers Stimme in seinem Funkgerät. „Shepard, wir haben Reaper-Signaturen im Orbit. Wir müssen hier sofort weg!“ „Helfen Sie Liara! Ich nehme Kaidan!“, befahl Shepard Amara, die augenblicklich zu ihr lief. „Und ihr schnappt euch dieses Ding!“, befahl er den Morjanern, die dem ebenfalls Folge leisteten. Man sammelte die Kriegsbeute und Verletzten ein und sprang in den offenen Hangar der Normandy. Im Hintergrund sah man wie Zerstörer und Schlachtschiffe der Reaper auf der nur dünn besiedelten Oberfläches des Mars niedergingen und kaum waren die Hangartore geschlossen startete Joker durch und verließ den roten Planeten. An Bord der Normandy legte Shepard Kaidan auf ein Bett in der Krankenstation und Liara folgte ihm. „Shepard, wir müssen Kaidan dringend in ein richtiges Krankenhaus bringen.“, ermahnte Liara, „Shepard!“, wiederholte sie, als dieser nicht reagierte. „Ich weiß ... Joker ... setzen sie Kurs auf die Citadel.“ „Verstanden, Commander.“ „Und dieses Ding ... EDI Soll es auslesen ... wo ist das Teil überhaupt?“ Liara richtete sich auf und sah durch eines der Fenster der Krankenstation. „Da draußen. Unsere beiden Amokläufer haben sie auf dem Boden liegen gelassen.“ „Ok ... wussten Sie das die so austicken können?“, fragte Shepard nach Liaras Bemerkung. „Nicht in dieser Form.“, sagte Liara und schüttelte den Kopf. Gemeinsam gingen sie raus. Inmitten des Crewdecks standen Sirius und Sinari seelenruhig da und wurden vom Rest der Besatzung angestarrt. Sogar Shepard und Liara machten große Augen und mussten schlucken. Am Anfang trugen die beiden noch eine schwarze und dunkelblaue Rüstung. Jetzt war die Rüstung der beiden rot – blutrot. Sie waren von Kopf bis Fuß mit dem Blut ihrer Opfer getränkt. Ein grausamer Anblick, bei dem so manchem schlecht wurde. Selbst Shepard wusste nicht so genau was er davon halten sollte und sah nach dem mechanischen Körper von Eva Core, der vor den beiden Morjanern auf dem Boden lag. „Räumt mal einer das Ding weg?“, fragte Shepard. Zwei Besatzungsmitglieder näherten sich zögerlich und hoben den Köroer auf. Liara wies ihnen den Weg zum KI-Kern. Derweil stieß Ibro, der dritte Morjaner im Bunde, hinzu. „Wie ich sehe hattet ihr beide euren Spass.“, sagte er zu Sinari und Sirius. „Ich fühle mich wie neu geboren.“, meinte Sirius. „Es war die reinste Befriedigung.“, ergänzte Sinari. Natürlich sah man die beiden daraufhin sehr komisch an. „Freut mich, wenn ihr euch amüsiert habt, leider habe ich schlechte Nachrichten.“ „Welcher Art?“, fragte Sirius. „Ich konnte mit dem Oberkommando auf Morjan Prime Verbindung aufnehmen. Dem Angriff der Reaper fällt auch unser Reich zum Opfer. Bisweilen betrifft es nur die äußeren Sektionen, aber die Reaper rücken schnell vor. Unsere Armee und Raumflotte reagieren darauf, wenn auch langsam. Zur Zeit versuchen sie von der Defensive in die Offensive zu gehen, nur das läuft sehr unkoordiniert. Die Kämpfe fordern Verluste auf beiden Seiten. Es soll bereits Millionen von Toten geben.“ Sinari und Sirius waren sprachlos. „Nur das ist leider nicht alles. Wir haben eines unserer Superschlachtschiffe verloren ... die Pulsar ... Minari befand sich an Bord dieses Schiffes.“ „Minari? War das nicht deren Staatsoberhaupt und ihre Schwester?“, dachte Shepard. „Hat sie ...“, begann Sirius. Ibro schüttelte den Kopf. „Keine Überlebenden.“ Shepard sah in den Augen der beiden Morjaner wie für sie eine Welt zusammenbrach. Sämtliche Gefühlsebenen: Wut, Hass, Angst, Panik, Trauer kamen hier zusammen. Sie mussten ihre Schwester wirklich sehr gemocht haben. In diesem Moment zeigte sich wie menschlich die Morjaner doch waren. „Mir ist klar das das ein ungünstiger Moment ist, aber Minari erließ einen letzten Befehl. Dieser betrifft euch beide. Der Morjanische Verbund ist ohne Führung und diese Stelle muss sofort neu besetzt werden, um unsere Handlungsfähigkeit sicherzustellen. Minari bestimmte euch dabei als ihre Nachfolger.“ Ibro machte einige Schritte zurück, was Shepard recht eigenartig vorkam. „Da diese Position nur von einer Person besetzt werden darf hinterließ Minari ebenfalls den Hinweis darauf wie bestimmt werden soll wer von euch die Führung übernimmt. Ihr sollt das unter euch ausmachen.“ In dem Moment bekam Shepard Panik. Sinari, oder Sirius. Einer von den beiden würde gleich die Kontrolle über eine wahre galaktische Supermacht übernehmen. Im Weg stand dabei nur der andere. Shepard ahnte bereits, nein, er wusste bereits das das zum Problem werden würde. In den Archiven hatten er bereits gesehen wie die Morjaner mit Problemen umgingen und das hier würde keineswegs anders enden. Shepard behielt Recht. Mit ihrem Maschinengewehr zielte Sinari auf ihren eigenen Bruder Kapitel 3: Schlachtfeld Politik ------------------------------- Die sich soeben abspielende Situation war in jeder Situation bedrohlich. An Bord der Normandy hatte Sinari ihr Maschinengewehr auf ihren eigenen Bruder gerichtet. Es war ein Kampf um die Macht. Die beiden Geschwister stritten sich darum wer das nächste Staatsoberhaupt des Morjanischen Verbundes wurde – eine der wenigen Parteien die über die Mittel verfügte den Reapern die Stirn zu bieten. Shepard konnte nicht glauben das ein zivilisiertes und technisch fortgeschrittenes Volk auf diese Form der Regierungsbildung zurück griff. Allerdings, das musste Shepard zugeben, ob man bei dieser menschlichen Rasse von zivilisiert sprechen konnte war eine ganz andere Sache. Shepard kam sich vor wie im Mittelalter, wo der Nachfolger eines Königs im blutigen Duell zwischen zwei Prinzen ausgetragen wurde. Und das an Bord der Normandy. Shepard wollte einschreiten, bevor es eskaliert, doch als er einen Schritt nach vorne machte hielt Ibro ihn zurück. „Das ist eine Angelegenheit die wir intern regeln. Eine Einmischung von außen wird nicht geduldet. Shepard sah Ibro völlig schockiert an. Für die Morjaner schien das vollkommen normal zu sein. Manch einer würde jetzt sagen: andere Kulturen, andere Sitten, nur das hier war Wahnsinn. Hier gab es nichts mehr was man unternehmen konnte um eine Eskalation zu verhindern. Sirius sah Sinari ernst an, als diese mit ihrem Maschinengewehr auf ihn zielte. „Das ist jetzt nicht dein Ernst.“, sagte er. „Tut mir leid ... obwohl ... Nein, eher nicht. Wir wussten beide das es irgendwann mal soweit kommen würde ... nur Du und ich.“, erwiderte Sinari. „Mach jetzt keinen Fehler.“, drohte er mit ernster Stimme. „Den werde ich nicht machen, denn eine Sache ist klar ... das neue Staatsoberhaupt werde ich in jedem Fall nicht.“ „Und du kannst nicht von mir erwarten das ich diese Aufgabe übernehme. Nicht jetzt!“ „Moment mal.“, dachte Shepard. „Irgendetwas läuft hier falsch.“ „Ich habe eben erst das Töten für mich wieder entdeckt und das soll ich jetzt aufgeben? Das kannst du unmöglich von mir verlangen!“,stieß Sirius aufgebracht aus. „Soll ich dafür etwa das Töten aufgeben? Das kannst du genauso wenig von mir verlangen!“ „Dein Rang verlangt das von dir. Du bist Sektionsgenrälin, Sinari. Und trotzdem bist du in jeder Schlacht an forderster Front zu finden, anstatt in einem Befehlszentrum, wo du hingehörst!“ „Die Front ist mein Befehlszentrum! Auf der Argos-Kolonie hast du darüber kein Wort verloren!“ „Damals bestand die Frage nach einer Neubesetzung von Minaris Posten noch nicht!“ Shepard musste überlegen, ob er das soeben richtig verstanden hatte. Die beiden Morjaner stritten sich mit Waffengewalt nicht darum wer das neue Staatsoberhaupt des Verbundes wird, sondern wer es nicht wird. Einer musste es werden, aber keiner von beiden wollte das. Eine Sache die man ihm unbedingt genauer erklären musste, denn verstehen konnte er es nicht mal ansatzweise. Bevor Shepard weiter darüber nachdenken konnte ließen die beiden Geschwister die Situation eskalieren. Allerdings war es nicht Sinari, die den ersten Schritt machte, so wie Shepard es erwartet hatte, sondern ihr Bruder. Sirius machte einen schnellen Schritt nach vorne und packte das Maschinengewehr. Sinari hielt ihr MG weiterhin fest und eröffnete reflexartig das Feuer. Sirius bekam mehrere Treffer ab, die zwar großteils vom kinetischen Schild der Allianz-Rüstung abgeblockt wurden, nur kurz darauf kollabierte der Schild und die nächsten Schüsse durchschlugen die Rüstung und drangen in oberhalb der Hüfte ein, wo sie eine Niere zerfetzten. Sirius hingegen spürte das nur minimal und bekam das in der Hektik eh nicht mit. Im selben Moment gelang es ihm das Maschinengewehr von sich weg zu drücken und in die Munitionszufuhr zu greifen. Er verdrehte den offen liegen Munitionsgurt und ließ so die Waffe blockieren. Nicht verhindern konnte er dabei das die Waffe noch einige letzte Schüsse abgab, als er sie von sich weg drückte. Letztendlich war es ihm sogar vollkommen egal, dass Shepard und Ibro so ins Schussfeld gerieten. Die beiden hatten schon geahnt das es soweit kommen würde und als die ersten Schüsse fielen machten sie sich sofort daran in Deckung zu gehen. Nur leider nicht schnell genug. Als sich Shepard zu Boden warf spürte er wie sein kinetischer Schild auf den einen oder anderen Treffer reagierte. Derweil führten die beiden Geschwister ihren eigenwilligen Kampf um die Macht weiter und waren in den Nahkampf übergegangen. Sirius boxte Sinari in schneller Folge kräftig ins Gesicht, dem einzigem Punkt der nicht durch ihre Rüstung geschützt wurde, da sie die Totenkopf-Schutzmaske abgenommen hatte. Sirius schaffte es mehrere Treffer zu landen bis Sinari die Schläge abblockte und erwiderte. Ihr gelang es ihrem Bruder selbst mehrere Schläge ins Gesicht und auf den Oberkörper zu verpassen und zum Abschluss mit dem Kolben ihres Maschinengewehrs einen heftigen Treffer gegen den Kopf zu landen. Es zeigte sich das Sirius Nahkampffähigkeiten denen seiner Schwester unterlegen waren. Er war zu lange aus den Kampftruppen raus, während Sinari bis jetzt von einem Kriegsgebiet zu nächsten wechselte und ihre Fähigkeiten seit je her stets verbesserte. Trotzdem machte Sirius es ihr nicht leicht und wusste sich zu verteidigen, denn er war genauso unnachgiebig wie seine Schwester. Der Nahkampf der beiden entpuppte sich dabei als weitaus simpler als gedacht. Wie schon im Archiv begrenzten sich ihre Fähigkeiten hauptsächlich auf das blocken, einstecken und austeilen schwerer Schläge. Wirklich fortgeschrittene Nahkampftechniken schienen sie eigenartigerweise nicht zu beherrschen. Dabei zeigte sich das die Körper der beiden die Treffer recht ungestört hinnahmen. Einem Phantom hingegen hatte Sirius ja mit einem Schlag den Schädel verformt. Mit den nächsten Schlägen, an der Deckung vorbei, und einem gezieltem Tritt gegen das Bein, wurde Sirius auf den Rücken geworfen, nur der griff nach Sinaris Rüstung, hielt sich an ihr fest und zog sie ebenfalls neben sich zu Boden. Sofort versuchte er seiner Schwester erneut mehrfach ins Gesicht zu schlagen, was scheiterte und Sinari konterte mit einem einzigen schnellen Schlag auf die Hüfte. Der Treffer auf die zerstörte Niere ließ eine Blutfontäne aus den Einschusslöchern heraus spritzen. Im Gegensatz zu den Menschen lagen bei den Morjanern die Nieren leicht nach vorne versetzt. Eine von vielen kleinen anatomischen Besonderheiten, durch den Sinari leichter ihren Schlag setzten konnte. Aufgeschreckt durch den spektakulären Blutverlust drückte Sirius seine Hände auf die offen klaffende Wunde an seiner Hüfte. Nur Augenblicke später vernahm er ein markantes und wohl bekanntes Klacken. Als er danach sah blickte er in den Lauf von Sinaris Maschinengewehr. Seine Schwester hatte in der kurzen Zeit die Munitionszufuhr wieder gerichtet, durchgeladen und das MG auf ihren Bruder gerichtet. Sirius stöhnte entnervt auf. „Skap.“ „Gibst du auf, oder wollen wir weiter spielen?“ Sirius atmete tief durch und blickte auf seine stark blutende Wunde. „In Ordnung, Sinari, du hast gewonnen. Ich werde der neue Vorsitzende des Verteidigungsrates. Ich übernehme die Kontrolle über den gesamten Verbund.“ Shepard blickte vorsichtig zur Seite. Er hatte schon einiges in seinem Leben gesehen, sogar zu viel für zwei Leben, nur das eben war mit Abstand das verrückteste von allem. Er konnte kaum glauben was sich da soeben abgespielt hatte. Langsam stand er auf und sah nach den Morjanern, sowie dem Rest der Besatzung, der allmählich aus seiner Deckung und Verstecken hervor kam. Vor sich am Boden liegend sah er Sirius, der wie ein Schwein blutete, Sinari, die ebenfalls aufstand und in ihrer Seitentasche kramte und Ibro, der am Boden auf dem Bauch liegen blieb. Shepard bemerkte das er sich nicht rührte, weshalb in ihm eine gewisse Panik aufstieg, nur die verflog für den Moment schnell wieder. „HEY IBRO!“, rief Sinari. „Du vereidigst ihn, während ich ihn wieder zusammen flicke.“ „Meintewegen. Nur könntest du mich danach auch zusammen flicken? Bitte?“, erwiderte dieser und drehte sich um. Seine Uniform war ebenfalls mit Blut getränkt und er drückte eine Hand auf den Bauch in den mehrere Schüsse eingedrungen waren. „Oh. Ich habe dich wohl auch erwischt. Das habe ich nicht gewollt, obwohl du es verdient hast. Egal, wie viele Schüsse stecken denn in dir drin?“ „Ich weiß nicht. Wenn ich mich nicht irre dann sind es zwei, oder sogar drei, die ich spüre.“ Aus ihrer Seitentasche holte Sinari ein Tuch heraus, das sie ihm zuwarf. „Auf die Wunde drücken, damit die Blutung verlangsamt wird. Den Rest mache ich später.“ „Danke.“, sagte Ibro. Er stand auf und lief langsam und gebückt zu einem Tisch daneben, wo er sich schlapp hinsetzte, das Hemd hob und das Tuch auf die blutenden Löcher drückte. Zu seiner Überraschung musste er feststellen, dass er sogar vier Einschusslöcher in seinem Bauch hatte. Shepards Blick wanderte von Ibro wieder zu den beiden Geschwistern. Sinari hatte den Oberteil von Sirius Rüstung abgenommen und damit angefangen die ersten Geschosse zu entfernen, wofür sie eine kleine medizinische Zange verwendete. Auffällig war dabei das sie ohne jegliche Form von Betäubung sofort zu Werke ging und Sirius ihr dabei teilweise sogar zu sah. Eigentlich wenig verwunderlich, da Shepard schon mehrmals mitbekommen hatte wie resistent die Morjaner gegenüber Schmerzen waren. Trotzdem wirkte es wie eine Show aus einem Horrorkabinett. Shepard bemerkte wie sich die Tür zur Krankenstation öffnete und Liara vorsichtig mit einer Pistole in der Hand heraus kam. Fassungslos stand sie da und starrte nur auf dieses wortwörtliche Blutbad. „Bei der Göttin! Was ist hier nur geschehen?“ „Regierungsbildung auf die morjanische Art.“, antwortete Shepard. „Das ist ... Wahnsinn.“ „Das sind Morjaner. Sie kennen es ja. Es sieht schlimmer aus, als es in Wahrheit der Fall ist ... auch wenn ich es im Moment selbst kaum glauben kann. Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Haben Sie die Daten aus der Cerberus Maschine?“ „Ähm ja, aber ... Shepard ... wir haben ein Problem.“ „Was für ein Problem?“ Liara lehnte sich vor zu Shepard und begann zu flüstern. „Wir haben zwar EDI an den Roboter angeschlossen und die protheanischen Daten auch schnell gefunden, nur ... ich weiß nicht wieso ... die Daten sind unvollständig. In ihrem jetzigen Zustand sogar unbrauchbar.“ Shepard stockte der Atem. „Was ... aber ... sie sagten doch ... die Pläne ...“ „Ich weiß. Die Daten enthielten vorwiegend theoretische Studien der Protheaner zu der Waffe, die ich anfangs für einen Bestandteil der Baupläne gehalten hatte. Teile der Pläne sind vorhanden und mit denen lässt sich vielleicht der Bau einiger Komponenten beginnen, nur um den Bau abzuschließen reicht es keineswegs.“ Shepard fasste sich an den Kopf. „Das ist ein Alptraum. Das ist alles nur ein verdammt Alptraum. Gleich wache ich auf und alles ist vorbei.“ „Ähm ... Shepard ... alles in Ordnun?“ „Nein, nichts ist in Ordnung. Das war unsere einzigste Hoffnung. Ist Cerberus dafür verantwortlich?“ „Danach sieht es nicht aus. Sehr wahrscheinlich waren es die Protheaner selbst, nur warum weiß ich beim besten Willen nicht. Aber einen Hoffnungsschimmer gibt es. Im Zusammenhang mit den unvollständigen Plänen fand EDI einige Sternenkarten. Sie ist im Moment dabei alle Daten auszuwerten und womöglich ... mit etwas Glück ... führen uns diese Karten vielleicht sogar zu einem anderen Archiv in denen die vollständigen Pläne liegen.“ „Wollen wir es hoffen ... zumindest ein winziger Hoffnungsschimmer. Ich hoffe nur das entwickelt sich nicht zu einer Schnitzeljagd durch die halbe Galaxie.“ „Was für eine Jagd?“ „Vergessen Sie es, Liara ...“ „Shepard!“, ertönte es von EDI über das Interkom. „Ich empfange ein Signal über einen sekundären Quantenverknüpfungsknoten. Ich glaube es ist Admiral Hackett.“ „Stellen Sie durch. Ich bin schon unterwegs. Kommen Sie mit, Liara. Sie erklären Hackett was wir bereits haben.“ „In Ordnung, Shepard. Und was wird aus den Morjanern?“ „Einfach ignorieren.“ Gemeinsam gingen die beiden in den Kommunikationsraum der neuen Normandy der nahe des CIC, hinter der neuen Einsatzzentrale lag. EDI musste ihnen kurz den Weg weisen, da bei dem Umbau der Normandy die alte Waffenkammer und das Tech-Labor wegfiel. Im Kommunikationsraum wartete bereits die schwache Projektion von Admiral Hackett auf sie. „Shepard, hören Sie mich?“, kräzte es aus den Lautsprechern. „Kriegen Sie das besser, EDI?“ „Ich versuche es.“ Es dauerte nur Sekunden und die Verbindung gewann spürbar an Qualität. „Wie sieht es aus, Commander? Waren Sie in den Archiven?“ „Ja und Cerberus auch.“ „Cerberus? Die Geheimdienst hat vor erhöhten Aktivitäten gewarnt, aber damit hat keiner gerechnet.“ „Der Unbekannt hat gut aufgerüstet. Eine richtige Armee. Ich befürchte das wir von Cerberus in Zukunft mehr erwarten müssen.“ „Ich werde die Warnung weiter geben und alle wichtigen Einrichtungen verstärken lassen. Haben Sie die Daten?“ „Was das betrifft.“, sagte Shepard und sah zu Liara, die mit ihrem Universalwerkzeug eine Skizze projizierte und das Wort übernahm. „Wir haben Hinweise auf ein protheanisches Gerät das extrem mächtig und zu unermesslicher Zerstörung fähig ist.“ „Haben Sie genauere Informationen über dieses Gerät, Doktor?“ „Leider nein. In den Mars-Archiven befand sich nur ein Teil der Baupläne und einige theoretische Studien.“ „Nur ein Teil?“ „Ja ... Vielleicht irgendwelche Sicherheitsmaßnahmen das die Pläne nicht in die falschen Hände fallen, oder die Protheaner haben versucht im Sol-System mit dem Bau der Waffe zu beginnen und wurden von den Reapern behindert. Ich weiß es nicht. Aber wir fanden Hinweise das die vollständigen Pläne woanders gelagert sein könnten. Im Moment versuche wir heraus zu finden wo das sein könnte.“ „Schicken Sie mir die Daten die Sie bis jetzt haben. Unsere Wissenschaftler werden sie dann analysieren um zu sehen inwiefern wir schon etwas damit anfangen können. Wie sehen Ihre nächsten Schritte aus, Shepard?“ „Unser nächstes Ziel ist die Citadel. Alenko wurde schwer verletzt und benötigt dringend medizinische Hilfe. Vor Ort werde ich mich direkt an den Rat wenden und um Hilfe bitten. Gestatten Sie mir die Frage Admiral ... meine Mutter.“ „Ihr geht es gut. Sie war mit der zweiten und dritten Flotte bei der Verteidigung von Arcturus und konnten sich rechtzeitig zurückziehen, bevor die Reaper sie überrannten, wenn auch mit Verlusten.“ Erleichtert atmete Shepard auf und Hackett fuhr fort. „Das wird kein leichter Kampf, Shepard. Ich habe Schiffe in die ganze Galaxie entsendet um alle erdenklichen Ressourcen zu sichern die uns in diesem Krieg helfen werden, aber wir brauchen auch den Rat auf unserer Seite. Legen Sie ihnen Ihre Erkenntnisse vor. Vielleicht hilft es. „Ich weiß. Ich werde alles unternehme was möglich ist.“ „Viel Glück, Commander. Hackett Ende.“ Nachdem die Verbindung getrennt wurde stützte sich Shepard auf den Armaturen ab und sah zu Liara. „Glauben Sie der Rat hilft uns?“, fragte sie. „Ich hoffe es. Ansonsten wird das ein verdammt kurzer Krieg.“, sagte Shepard und ging weg. Da die Reise zu Citadel durchaus noch einiges an Zeit in Anspruch nehmen würde nutzte Shepard die Gelegenheit und erkundete die neue Normandy. Als ausgesprochen hilfreich erwies sich dabei eine junge Kom-Sezialistin, Samantha Traynor. Scheinbar hatte sie bei derNachrüstung der Normandy mitgewirkt und konnte so ein umfangreiches Wissen aufweisen. In den vergangenen sechs Monaten wurde die Normandy auseinander genommen, untersucht, wieder zusammengesetzt, generalüberholt und dabei so richtig aufgerüstet. Das sah man ihr auch äußerlich an. Obwohl die Normandy inzwischen deutlich massiver war behielt sie ihr einzigartiges und unverkennbares Design bei. Sie verfügte jetzt über leistungsfähigere Antriebe und Tarnsysteme, bessere Schilde und Panzerung, eine stärkere Bewaffnung, umfassende Sensor- und Kommunikationsanlagen und was besonders auffiel: neben neuen Räumen hatte man sehr viel mehr Platz. Das merkte man erst recht im Hangar. Dort lagerte zu Shepards Überraschung ein M35 Mako, welcher in Shepard so manche nostalgischen Erinnerungen weckte. Dazu konnte die Normandy zwei Kodiak-Shuttles fassen, von denen nur noch eines im Hangar zu finden war. Das andere hatte Amara ja auf dem Mars geschrottet. Samanthas Ausführungen zur Folge war die Normandy als fliegender Kommandostand für Anderson konzipiert. Mit ihm wollte man im Falle eines eigentlich erwarteten Krieges mit den Morjanern alle erdenklichen eigenen und verbündeten Flottenbewegungen koordinieren und verwalten können. Jetzt konnte man diese Mittel gegen die Reaper einsetzen. Obwohl ihm die alte Normandy noch sehr vertraut in Erinnerung lag und sich die neue nur marginal unterschied kam es Shepard stellenweise trotzdem so vor als befände er sich an Bord einen vollkommen anderen Raumschiffes. Er setzte seine Tour fort und traf dabei auf so manches wohl bekannte Gesicht wieder. Neben Kenneth Donnelly und Gabriella Daniels fand er sogar Gregory Adams, den Chefingenieur von der allerersten Normandy im Maschinenraum vor. Ein ganz besonders freudiges Wiedersehen gab es mit Joker, der die vergangenen Monate ebenfalls gut überstanden hatte, aber wie so manch anderer auch, der eine, oder andere Befragung für die kurze Zeit im Dienste Cerberus über sich ergehen lassen musste. Was die drei besonderen Gäste anbelangte so äußerte Joker eine gewisse Skepsis. Im Gespräch stellte sich heraus, dass Joker bereits ein Video über die morjanische „Regierungsbildung“ aufgenommen und mit dem Gedanken gespielt hatte es ins Extranet zu stellen. Eine Gedanke gegen den zuerst EDI und jetzt auch Shepard Stellung bezogen, weshalb er es sein ließ. Das Gespräch brachte Shepard auf den Gedanken wieder zurück zum Crewdeck zu gehen und nach den Morjanern zu sehen. In der Zwischenzeit war fast eine dreiviertel Stunde vergangen und er hatte sich erfolgreich darum bemüht die drei Spinner zu ignorieren. Vor Ort angekommen sah er wie Besatzungsmitglieder in Schutzanzügen die letzten Reste des toxischen Blutes entfernten. EDI hatte sie dezent darauf hingewiesen. Er selbst hatte daran nicht mehr geacht, als Liara dazu stieß. Die drei Morjaner saßen zusammen nur wenige Meter weiter an einem Tisch. Recht lebendig, aber das nur gerade so. Sinari hatte sich nach der „Operation kurz in voller Kampfrüstung unter die Dusche gestellt, um das ganze an ihr klebende Blut von Cerberus Soldaten abzuwaschen. Jetzt hatte sie sich aus der Kantine was zu essen geholt und schlemmte genüsslich. Sirius saß ihr mit geschlossen Augen gegenüber und stützte seinen Kopf auf dem Tisch ab. Er hatte die Allianz-Rüstung längst abgelegt und gegen seine grau Kapitänsuniform getauscht. Ibro saß daneben und hatte keine Ersatzkleidung dabei. Er bedeckte den Anblick seiner Wunden und mit Blut verschmierten Kleidung mit seinem Mantel, der allerdings nicht minder frei von Blut war. Er saß ebenfalls mit geschlossenen Augen da, hatte aber den Kopf auf den Tisch gelegt und schien zu schlafen. Obwohl er wie tot wirkte erfuhr Shepard von einem Crewmitglied das es allen verhältnismäßig gut ging, obwohl deren Schlagabtausch mehr als nur heftig war. Scheinbar hatte Sinari die Kugeln nicht nur mit einer Zange entfernt, sondern auch mit einem Kampfmesser und mit der bloßen Hand. Von Desinfektionsmitteln wollte sie dabei nichts wissen und schmierte stattdessen eine farblose, dickflüssige Substanz genau in die Schusswunden, bevor sie diese verschloss und ein überdimensionales Pflaster drauf klebte. Danach waren Sirius und Ibro ungewöhnlich schnell wieder auf den Beinen, musste sich aber hinsetzen, da ihre Körper etwas schwächelten. Mehr nicht. Obwohl die Wunden auf Anhieb nicht sofort tödlich waren war es doch verrückt zu sehen wie widerstandsfähig die Morjaner sein konnten. Ein Mensch, oder jedes andere vergleichbare Lebewesen würde das niemals so gelassen hinnehmen, geschweige überleben. Wäre es wirklich zu einem galaktischen Schlagabtausch gekommen, dann hätte es nicht viel gegeben was sie stoppen könnte und so manche Schlacht hätte sich mit Sicherheit zu einem Debakel entwickelt. Inwiefern wohl die Reaper damit fertig wurden? Während Shepard darüber nachdachte kam Liara hinzu und legte ihre Hand auf seine Schulter. „EDI hat die Daten ausgewertet und den Hinweis auf ein zweites Archiv gefunden.“ „Wirklich?! Das sind ja großartige Neuigkeiten.“ „Ich weiß, nur die Sache hat einen Haken.“ „Wie immer. Welchen?“ „Die ermittelte Position liegt genau auf der anderen Seite der galaktischen Scheibe, tief in den Terminus-Systemen in einem nicht kartographierten Abschnitt. Es gibt keinen verzeichneten Weg zu unserem Ziel. Wir müssen sogar die Massenportale selbst finden, da in diese Region noch nie eine Expedition geführt wurde.“ „Ich befürchte schon das das in einem Desaster endet. Kann ich mir die Position trotzdem mal auf einer Sternenkarte ansehen?“ „Ja, EDI hat schon alles vorbereitet.“, sagte Liara und zusammen gingen sie hoch zum CIC. Dort zeigte EDI bereits die Galaxiekarte an, auf der die Position des zweiten protheanischen Archivs klar erkennbar blinkte. Es lag im Mittelpunkt eines Gebietes das von den Sternen-Clustern der Walhalla-Grenze, dem Sanduhr-Nebel, der Sigurds Wiege und dem Titan Nebel umgeben war. Nach EDIs Informationen waren vor über zwei Jahrtausenden zwar Expeditionen geplant gewesen, nur die Rachni-Kriege und die nachfolgenden Regulierungen im Umgang mit inaktiven Massenportalen schoben dem ein Riegel vor. Sie blieb diese Region, wie auch viele andere, unberührt. „Warum auf der anderen Seite der Galaxie? Was haben sich die Protheaner dabei nur gedacht?“, sprach Shepard. „Vielleicht stellt es ein Rückzugsgebiet dar das sie im Kampf gegen die Reaper nutzen mussten, aber eine Reise durch die ganze Galaxie ...“ Liara stockte und die beiden bemerkten das hinter ihnen Ibro putzmunter stand und ebenfalls auf die Galaxiekarte starrte. Kaum waren sie zuvor in den Fahrstuhl gestiegen war Ibro, der jedes der Gespräche mitbekommen hatte und in Wahrheit nur ruhte und nicht schlief, sofort aufgestanden und war ihnen nach oben gefolgt. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Shepard. Ibro ignorierte es, dreht auf der Stelle um und fuhr runter zum Crewdeck, „Was war denn das?“, fragte Liara. „Ich habe keine Ahnung.“, sagte Shepard und blickte wieder zur Galaxiekarte, bis ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf schoss. „EDI, zeig mit die Position der morjanischen Kolonie und sag mir bitte die Entfernung zu den neuen Archiven.“ Auf der Karte erschien ein zweiter Punkt der etwas entfernt rechts unterhalb des ersten Punktes lag. „Die Entfernung zwischen beiden Punkten beträgt über 1.500 Lichtjahre.“, erklärte EDI. „Woran denken Sie?“, fragte Liara. „Nur so ein Gefühl. 1.500 Lichtjahre ... im galaktischen Maßstab ist das nicht viel.“ „Sie glauben das wir in den Archiven noch mehr finden, als nur die Baupläne? Eine Antwort auf die Frage nach der Herkunft der Morjaner?“ „Wer weiß das schon. Nur aus irgendeinem Grund hab ich vor der Antwort auf diese Frage im Moment mehr Angst, als vor den Reapern.“ „Vielleicht finden wir auch nichts, Shepard. Es macht keine Sinn uns jetzt darüber Sorgen zu machen.“ „Ich weiß ... Jedenfalls hoffe ich sehr das wir überhaupt etwas finden ... Naja ... Ich bereite mich dann mal auf alles vor. Wir sollten die Citadel schon bald erreichen.“ Shepard verließ das CIC und ging in die Kapitänskabine, welche durch den Umbau jetzt fast schon wie ein Apartment wirkte. Dort legte er seine Rüstung ab und zog eine etwas bequemere Alltagskleidung an. Er erwartete nicht das er auf der Citadel in einen Kampf hinein gezogen wurde. Zumindest hoffte er es. Etwas mehr als eine Viertel Stunde später erreichten sie endlich die Citadel und Joker manövrierte die Normandy vorsichtig in die Andockbucht. Vor Ort stand schon ein medizinisches Notfallteam bereit, das Kaidan sofort abholte und ihn ins Huerta-Krankenhaus brachte. Bei dem Anblick wie sie den bewusstlosen Kaidan aus der Normandy trugen musste Shepard tief durchatmen und rieb sich die Stirn. „Es wird schon alles wieder gut.“, munterte Liara ihn auf. „Wollen wir es hoffen und sah hinüber zum CIC, wo Sirius, begleitet von Sinari und Ibro, aus dem Fahrstuhl kamen und auf sie zu marschierten. „Das glaube ich jetzt nicht. Die haben eben noch versucht sich gegenseitig umzubringen und jetzt tun sie so als wäre nichts gewesen. Die sind ja überhaupt nicht totzukriegen. Wollen Sie die etwa auf die Citadel mitnehmen?“, kommentierte Liara leise. „Zu meiner Verteidigung: Eingeladen habe ich die nicht. Sieht es so aus als hätte ich eine andere Wahl.“, erwiderte Shepard. „Ihnen ist schon klar das es mit den Morjanern, vor allem nach dem ganzen Chaos das die hier vor ein paar Tagen angezettelt haben, mit Sicherheit Probleme geben wird?“ „Das befürchte ich ebenfalls. Aber Sie können gerne versuchen es Ihnen zu verbieten.“ Eine Antwort auf die Liara nur mit Schweigen reagieren konnte. „Dürfte ich erfahren wo sie hin wollen?“, fragte Shepard, als die drei näher kamen. „Wir?“, begann Sirius. „Ich will zum Rat der Citadelvölker und Sinari und Ibro hier sind meine Leibwächter.“ „Dafür das Ihr euch beinahe gegenseitig umgebracht hättet wirkt Ihr sehr vertraut.“, warf Liara ein. „Meinen Sie etwa den Disput von vorhin, Asari? Das war eine rein politische Auseinandersetzung und keine persönliche.“ Liara, leicht aufgebracht, wollte etwas sagen, nur Shepard schnitt ihr das Wort ab. „Wenn Sie das sagen ... ich wäre bestimmt nicht so gnädig.“ „Das hat nichts mit Gnade zu tun, Sie Skop! Sinari ist meine Schwester! Sie sind nur ein Mensch. Sie würden das nicht verstehen.“, blaffte Sirius ihn wütend an. „Schon ok. Ganz ruhig. Ich will nur das sie auf der Citadel keinen Aufruhr verursachen. Vor allem Ihre Schwester.“, sagte Shepard und hob besänftigend die Arme. „Da müssen Sie unbesorgt sein. In meiner Gegenwart wird sich Sinari zurückhalten. Dafür sorge ich.“ „Ja klar.“, erwiderte Sinari plötzlich. „Als ob du etwas zu sagen hättest ... Moment ... das hast du ja ... Skap!“ Shepard betrachtete die drei für einen Moment und als klar war das sie nicht für Probleme sorgen würde, jedenfalls nicht von sich aus, und wenn doch er sowie dagegen nichts unternehmen könnte, verließen alle fünf die Normandy und betraten das Dock. Es dauerte nicht lange bis erste Blicke auf sie gerichtet wurden – was an dem Umstand liegen könnte das Ibro sich dazu entschlossen hatte den Mantel offen zu tragen, was uneingeschränkten Blick auf seine blutverschmierte Uniform bot. Ihm war der Mantel auf Dauer einfach zu warm. Mit etwas gesenktem Kopf ging Shepard weiter. Von der Luftschleuse ging es vorbei an der Passagierlounge, wo man ununterbrochen Nachrichten über den Angriff der Reaper aus der ganzen Galaxie hören konnte, hinüber zum Sicherheitskontrollpunkt. Shepards Identität hatten sie schnell festgestellt und bestätigt und ließen ihn passieren, nur bei den Morjanern wurde es kompliziert – erwartungsgemäß. Allerdings war es ein Mensch des Sicherheitspersonals, begleitet von einem Turianer, der als erster zu stänkern anfing. „STOP!“, blaffte er sofort los. „Ihr habt hier nichts zu suchen! Nachdem was ihr euch geleistet habt ist die Citadel für euch tabu!“ „Wir müssen ...“, begann Sirius. „Euch verpissen, Ihr scheiß Albinos!“, unterbrach ihn der Mensch. Das hätte er besser nicht getan. Im selben Augenblick schlug Sinari dem Mann in den Magen. Es war kein heftiger Schlag. Zumindest keiner der einen die Organe innerlich zerreißen konnte. Er reichte lediglich aus das der Mensch auf die Knie fiel, sich übergeben musste und zuckend liegen blieb. „SKOB! Wer will als nächstes?!“, forderte Sinari, nur die anderen Sicherheitskräfte zogen es lieber vor auf etwas Abstand zu gehen. „Er hält sie zurück.“, murmelte Shepard. Hier war von Zurückhalten überhaupt nicht die Rede. Sirius ließ seine Schwester sogar gewähren und signalisierte durch sein Schweigen und Nichteingreifen sogar Zustimmung. Er war keineswegs besser als seine Schwester. Keineswegs besser. Damit jagte Shepard ein erschreckender Gedanke durch den Kopf. Was wäre wenn Sirius genauso wie seine Schwester wäre? Was wäre wenn er sogar noch schlimmer wäre? Er hatte sich von seinem ersten Auftreten womöglich sogar täuschen lassen. Sirius war Morjaner. Das einzigst menschliche an ihm war sein Aussehen. „Ich sage es nur einmal.“, begann Sirius erneut. „Wir müssen zum Rat, um die universelle Bedrohung durch die Reaper zu besprechen und was wir dagegen unternehmen können. Auch wir müssen sich ihren Angriffen erwehren.“ Shepard begann erleichtert aufzuatmen. Seine eigene Furcht und Fantasie war eben mit ihm so richtig durchgegangen. Scheinbar steckte in Sirius doch etwas mehr Menschlichkeit als im gewöhnlichen Morjaner. Überrascht wurde er dafür vom Verhalten der Wachen. Die sahen sich nur an und wussten nicht so genau wie sie mit der Situation umgehen sollten. Letztendlich nahmen die Morjaner ihnen die Entscheidung ab. Sie gingen einfach durch den Kontrollpunkt. Das Sicherheitspersonal verhielt sich still und ließ sie gewähren. Shepard war über das Verhalten beider Seiten etwas irritiert. Da sie dagegen sowie nichts machen konnten bestiegen er mit Liara und den Morjanern gemeinsam den Aufzug und fuhren hoch zu den Citadel-Botschaften. Unterwegs entschloss sich Shepard doch eine Frage zu stellen. „Sagen Sie, Sinari, auf der Normandy ... ihr kleiner ... Disput ... hätten Sie Ihren Bruder wirklich erschossen, nur um nicht das neue Staatsoberhaupt ihres Volkes zu werden?“ „Natürlich, das haben Sie ja selbst gesehen.“ Shepard hielt seinen Gedanken darüber das es dabei auch einfach nur um einen Reflex, oder eine Kurzschlussreaktion handeln könnte zurück. „Das habe ich gesehen, aber ist Ihnen klar das, hätten Sie ihren Bruder erschossen, dann wären Sie automatisch die neue Herrscherin gewesen, weil es ja niemand mehr zur Auswahl gegeben hätte.“ Sinari wollte ansetzen etwas zu sagen, nur man sah ihr an wie sie anfing nachzudenken. Dem schlossen sich kurzerhand auch Ibro und Sirius an. Man konnte klar erkennen wie sehr sie sich darüber regelrecht den Kopf zerbrachen. Dann blickte Sinari zu Shepard. „Auf eine erschreckende Art und Weise ergibt Ihr Einwand einen Sinn.“, sagte sie. Shepard hob eine Augenbraue. „Irgendwie muss ich mich grad fragen wie Ihr es nur so weit schaffen konntet.“, sagte er und sah vor, als der Fahrstuhl bei auf der Ebene der Citadel-Botschaften ankam und seine Türen öffnete. Vor dem Fahrstuhl warteten bereits zwei Spectres und ein paar Beamte von C-SSec. Shepard musste kurz genauer hinsehen, bis er eine von ihnen wieder erkannte. „Commander Shepard! Ich hörte von Ihrer Ankunft.“, sagte Bailey und reichte Shepard die Hand. „Captain Bailey. Schön, Sie wiederzusehen.“ „Sie auch – aber es heißt jetzt ‚Commander‘.“ „Glückwunsch?“, erwiderte Shepard nach kurzem Zögern. „Mh ... Danke, ich muss mich jetzt mit Politikern rumärgern und Abgesandte eskortieren. Nichts für ungut.“ „Schon okay. Sind Sie hier, um uns zum Rat zu bringen?“ „Unter anderem. Ich soll Ihnen sagen, dass der Rat Sie erwartet, aber mit eigenen ... Problemen beschäftigt ist. Wegen des Kriegs und so. Sie bitten die Unannehmlichkeit zu entschuldigen, bla, bla, bla ... das typische Politikergeschwätz eben. Sie sollen solange in Udinas Büro warten, wo man sie schon bald rufen wird. Das andere wären Ihre blassen Begleiter. Ich hörte von einem .... Zusammenstoß.“ „Zusammenstoß?“, warf Sinari empört ein. „Ich hab dem Kerl in den Bauch geschlagen. Wenn es nicht mal diesen Unterschied erkennen kann ist es vollkommen ungeeignet als Wache. Beim nächsten Mal kommt der nicht so leicht davon.“ Die Wachen, sowie Shepard und Bailey sahen sich an. „Sie nehmen alles was man sagt wörtlich. Da muss man aufpassen.“, sagte Shepard. „Ich weiß, aber wissen Sie das Ihre Begleiterin eine Massenmörderin ist?“ „Muss ich mir schon wieder diesen Skap anhören. Können wir bitte weitergehen?“, fragte Sinari ihren Bruder. „Keine Einwände. Wie gelangen wir zum Büro dieses Udinas?“, wandte sich Sirius an Bailey. „Einer meiner Leute bringt sie hin.“, sagte dieser und wies einen Salarianer an die drei Morjaner, sowie Liara, die sich der Gruppe anschloss, zu Udinas Büro ganz in der Nähe zu bringen. Die Spectres folgten der Gruppe. Sie waren keine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme. Im Ernstfall gäbe es eh nicht viel was sie ausrichten könnten. Sie waren mehr neutrale Beobachter. „Könnte mir mal bitte einer erklären was hier los ist? Warum verhalten sich alle in der Gegenwart der Morjaner so zurückhaltend? Und was meinten Sie mit Massenmörderin ... obwohl ... ich ahne bereits worauf das hinaus läuft.“, fragte Shepard. „Weil es gesünder ist Morjaner zu ignorieren. Wissen Sie, Shepard, in den vergangenen sechs Monaten in denen Sie unter Arrest standen hat sich auf der Citadel einiges getan. Ich weiß nicht was Sie davon mitbekommen haben.“ „Einiges, nur nichts konkretes. Bis darauf das es mehrere Hundert Tote in der Zwischenzeit gegeben haben soll und das sie erst kürzlich einen unserer Kreuzer zusammen geschossen haben sollen.“ „Stimmt soweit. Die Ankunft der Morjaner hat bei uns für regelrechtes Kopfzerbrechen gesorgt, da es regelmäßig zu schweren Zusammenstößen zwischen ihnen und anderen Spezies kam. Und die Frau von eben war die schlimmste.“ „Was war passiert.“ „Sagen wir es so: Nach einigen Monaten blutiger Erfahrungen hatte man sich an ein paar Regeln im Umgang mit den Morjanern gewöhnt. Sie sind Monster die einen Kroganer mit bloßen Händen erledigen könnten und man sollte sich nur mit ihnen anlegen, wenn man auf spektakuläre Art und Weise Selbstmord begehen möchte. Hat es auf der Citadel beides schon gegeben. Tatsächlich sind die Morjaner recht harmlos und zurückhaltend. Ich würde darauf wetten, dass in allen Zwischenfällen die Morjaner die Opfer waren, nur die haben die Angreifer und Provokateure dann selbst zum Opfer gemacht. Wenn man es genau betrachtet sind sie richtige Rassisten, die selbst Menschen genauso verachten wie einen Turianer, oder eine Asari, oder sonst eine Spezies. und dabei sind sie ja selbst Menschen. Verrückt, nicht wahr? Sie würden mit anderen nur interagieren, wenn es absolut unvermeidbar ist. Aber es reicht schon aus, wenn man sie ignoriert und ihnen aus dem Weg geht und man hat keine Probleme mit ihnen. Diese Lektion hätten mal sechs Straßengauner letzten Monat beherzigen sollen. Da kam diese eine Morjanerin von eben als Touristin an und wollte mal die Citadel besichtigen, wenn ich das richtig verstanden hatte. Scheinbar hatte sie sich dabei in die unteren Bezirke nahe Choras Nest verirrt. Sechs kleine Gauner, die uns eher als Taschendiebe bekannt waren, wollten wohl eine Stufe aufsteigen, hielten sie für ein leichtes Opfer und wollten sie vergewaltigen. Zumindest schlossen wir darauf durch das was uns die Morjanerin erzählte. Sie hatten sie garantiert mit einem Menschen verwechselt, überfielen sie und von den sechs entkam nur einer lebend. Wir erfuhren kurz darauf davon als die Morjanerin uns sagte wir sollten mal “den Müll entsorgen“. Dabei klärte sie einer der Beamten auf was die Kerle mit ihr vorhatten. Der Idiot hatte keine Ahnung was er damit auslöste. Scheinbar war ihr der Begriff “Vergewaltigung“ nicht geläufig, aber sie wurde ziemlich wütend, als sie die Hintergründe erfuhr. Lange Rede, kurzer Sinn. Sie marschierte zurück zu ihrer Botschaft und kam mit einem Trupp dieser Soldaten die einen Totenkopf auf ihren Helm malen wieder. Gemeinsam stiegen Sie in die Fundamente der Citadel hinab und begannen für den Rest des Tages auf alles zu schießen was sich da unten bewegte. Sie wollte unbedingt den einen erwischen der ihr entkommen war. Dabei war es ihnen sichtlich egal auf wen sie trafen. Sie töteten einfach alles was ihnen vors Visier kam. Kriminelle, Flüchtlinge, Waisen und die sonstigen Glücklosen, die da unten leben. Sogar vor Keepern machten sie nicht halt. Irgendwann hörten sie dann auf. Wahrscheinlich ging ihnen die Munition aus. 150 Toten zählten wir an diesem Tag und das ist nur die Zahl von der wir Bescheid wissen. Die Dunkelziffer dürfte noch viel höher liegen, da sie tiefer in die Fundamente vorgestoßen sind, als so mancher von uns sich trauen würde.“ „Gab es irgendwelche Folgen? Hat man versucht sie zu verhaften?“ „Nein, wir sind ja nicht lebensmüde. Man hatte es schon mal versucht, aber das endete mit ein paar Schwerverletzten. Inoffiziell haben sie mit einem Krieg gedroht sollte es jemals jemand versuchen. Die Morjaner sollen eine sehr eigene Art haben, wie sie mit Verbrechern umgehen. Sowas regeln sie lieber selbst. Und das Massaker ... es geschah im Verborgenen und wurde totgeschwiegen. Keiner interessierte sich dafür und so manch einer war froh darüber, dass die Morjaner “den Schmutz von den Straßen tilgten“. Naja, C-Sec teilweise auch. Am Ende des Tages konnten wir eine Menge Verbrecher von den Listen streichen und von vielen anderen hörten wir nie wieder etwas. Die Verbrechensquote sank deutlich. So ungern ich das auch zugebe ... Sie wirken nicht sonderlich überrascht, Shepard.“ „Ich habe Sinari bereits im Einsatz gesehen, also nein, es überrascht mich nicht wirklich.“ Die beiden sahen wie eine Asari die Treppe herunter kam und den Empfangsbereich der Botschaften passierte. „Das ist Udinas Assistentin, während er Anderson im Rat vertritt. Die sucht Sie wohl. Sie sollten jetzt gegen.“ „In Ordnung, Bailey. Lassen Sie sich nicht unterkriegen.“ „Das müsste ich eigentlich zu Ihnen sagen, denn von uns beiden sind Sie die arme Sau, die mit den Morjanern reist. Warum eigentlich?“ „Ist eine komplizierte Geschichte. Wenn das alles vorbei ist schreibe ich vielleicht meine Memoiren darüber.“ „In dem Fall hätte ich gerne eines der ersten Exemplare. Natürlich schön traditionell als Buch gebunden und von Ihnen signiert, Shepard.“ „Wieso nicht.“ „Ich nehme Sie beim Wort.“, sagte Bailey und die beiden reichten sich zum Abschied die Hände. „Commander Shepard.“, stieß die Asari hinzu. „Der Rat ist bereit Sie jetzt zu empfangen. Wenn Sie mir bitte folgen würden.“ Die Asari ging mit Shepard zurück zu Udinas Büro, wo sie den Rest der Gruppe abholten, und dann weiter zum Citadel-Turm geführt wurden. Unterwegs hüllten sich die Morjaner trotz Nachfrage Shepards in Schweigen, was sie dem Rat eigentlich vortragen wollten. Das führte dazu das deren “Eskorte“, die schon auf fünf gut bewaffnete Spectres angewachsen war, sichtlich nervös wurde. Oben angekommen schritten sie durch die Ratskammer und gingen Richtung Podium, wo sie bereits Udina erkennen und hören konnten, wie er mit dem Rat verhandelte. „Die Reaper sind auch in unserem Sektor. Die Erde ist nicht mehr oder weniger wichtig als jede andere Welt des Rats.“, war von dem turianischen Ratsherrn Sparatus zu vernehmen. „Aber die Erde war der erste überfallene Ratsplanet und trägt die Hauptlast des Angriffs.“, konterte Udina. „Woher wollen Sie das wissen? Die Reaper eröffnen ständig überall neue Fronten.“, warf der salarianische Ratsherr ein. In dem Moment bestiegen Shepard und Liara das Podium. „Die Berichte stimmen, die Erde wurde angegriffen – es ist eine Invasion.“, begann Shepard und der Rat hörte aufmerksam zu. „Und das ist erst der Anfang. Wir brauchen Ihre Hilfe. Alles, was geht.“ „Die Erde mag leiden, aber unsere Welten fallen auch. Die Turianer haben Taetrus verloren.“, erwiderte Tevos. „Wir müssen gemeinsam kämpfen! Shepard hat uns schon einmal gerettet ...“, ergänzte Udina. „Und wenn das dieses Mal nicht ausreicht?“, fragte Sparatus. „Die Berichte sind schlimm. Wenn wir die Reaper auf der Erde angreifen und verlieren ... was dann?“, harkte Tevos nach. „Ich erwarte nicht, dass Sie mir ohne Plan folgen.“, sagte Shepard und ließ Liara vortreten. „Ratsmitglieder ... wir haben diesen Plan. Wir fanden Hinweise auf ein Gerät der Protheaner aus ihrem Krieg gegen die Reaper.“ „Protheanisch? Was ist es genau?“, fragte der Salarianer. „Es scheint eine Art Waffe zu sein.“, sagte Liara und zeigte mit ihrem Universalwerkzeug über eine holographische Darstellung eine Skizze des Gerätes. „Und damit lassen sich die Reaper vernichten`“ „Die Möglichkeit besteht, aber um es herauszufinden brauchen wir die vollständigen Baupläne. Bisher haben wir nur einen kleinen Teil und den Hinweis, wo der Rest zu finden ist.“ „Sinnlos.“. widersprach Tevos. „Die Protheaner wurden von den Reapern ausgelöscht. Ganz klar ... die Waffe taugt nichts. Dafür können wir unsere knappen Mittel nicht aufbringen.“ „Ich vermute die Protheaner hatten einfach nicht genug Zeit den Bau zu vollenden.“ „Glauben Sie daran, Shepard? Nach allem was Sie von den Reapern gesehen haben?“ „Es ist die beste Chance die wir haben. Jedenfalls besser als herumzustehen und zu diskutieren. Wir müssen nur diese Archive finden. Und wir wissen wo sie liegen ...“ „Was das betrifft muss ich mich jetzt einmischen.“, unterbrach Sirius und stieg ebenfalls auf das Podium. Die Ratsmitglieder berieten sich kurz leise murmelnd. Sie hatten schon davon gehört das die Morjaner wieder auf der Citadel waren und zu ihnen wollten, nur man kann nicht sagen, dass sie darüber sehr erfreut waren. „Wer sind Sie?“, fragte Tevos. „Mein Name ist Sirius Mel'Taun. Ich bin der neu gewählte Vorsitzender des Verteidigungsrates und verfüge damit über die uneingeschränkte Macht über den Morjanischen Verbund und all seine Mittel und Kräfte. Die Archive die Sie suchen liegen in unserem Hoheitsgebiet, doch selbst wenn Sie ihren Standort finden wird Ihnen das nichts nützen.“ „Wieso?“, fragte Shepard. „Wir fanden die Archive während der Gründung einer Kolonie, an den Anfängen unseres Imperiums. Irgendwann waren wir gezwungen uns zu entscheiden wie wir mit dem protheanischen Wissen umgehen sollten. Ignorieren konnten wir es nicht mehr. Und wir entschieden uns. Wir zündeten einen 150-Megatonnen-Thermonuklearsprengsatz in den Archiven ...“ Allen Anwesenden klappte der Mund sperrangelweit auf. „WAS?!“, stieß Shepar laut aus, was dazu führte das Sirius sich kurz eines seiner Ohren zu hielt. „Allerdings ... schien damals jemand weitsichtig genug gewesen zu sein, um den Wert er protheanischen Daten zu erkennen. Etliche Datensätze wurden sichergestellt und eingelagert, darunter auch die Pläne für die besagte Waffe. Der Morjanische Verbund ist bereit Ihnen diese Pläne uneingeschränkt zur Verfügung zu stellen, sowie einen Beitrag zur Vernichtung der Reaper zu leisten.“ Überrascht sah man Sirius an. „Warum?“, fragte Sparatus etwas skeptisch. „Die Reaper setzen den Großteil ihrer Kräfte gegen uns ein. Mehrere Tausend Reaper-Schiffen sind auf dem direktem Weg zu unseren Kernwelten und hunderte weitere Reaper aufgeteilt auf unzählige weitere Gruppen wütet in unseren äußeren Sektoren. Jede Stunde haben wir Millionen von Toten zu beklagen und die Opferzahlen steigen rasant weiter. Für die Reaper sind wir eine Bedrohung, die sie nicht ignorieren können. Wir verfügen über ein Waffenarsenal das ausreicht ihren Vormarsch aufzuhalten und sogar ihre Existenz zu gefährden. Die Reaper wollen uns vollständig vernichten und nicht assimilieren wie sie es bei Ihnen machen. Wir tragen die Hauptlast des Angriffes.“ „Sie sehen wie ernst die Lage ist. Die Reaper werden jedes organische Wesen der Galaxie vernichten, wenn wir sie nicht aufhalten. Udina hat recht. Wir müssen zusammenarbeiten. Mehr als je zuvor. Sonst wird es für uns keine Zukunft geben.“, ermahnte Shepard. Die Ratsmitglieder sahen sich an und blickten zum Salarianer, der nur den Kopf schüttelte. „Der Rat kann der Erde keine militärische Unterstützung geben. Unsere eigenen Planeten gehen vor.“, erklärte Tevos. „Die Salarianische Union hält einen Gipfel unserer Spezies ab. Sind unsere Grenzen gesichert können wir Ihnen helfen.“ „Unsere Flotte ist ebenfalls beschäftigt. Ich will ehrlich sein und keine Rettungsversprechen abgeben, die ich nicht halten kann. Die Sitzung ist hiermit beendet.“, ergänzte Tevos. Kopfschüttelnd verließ Udina das Podest und zog sich in sein Büro zurück, gefolgt von Shepard und dem Rest. Erst in den eigenen vier Wänden wurde er wieder redselig. „Das ist ein Haufen selbstsüchtiger Esel, Shepard. Wir haben zwar einen Sitz im Rat, aber die Menschheit wird immer nur zweiter Klasse sein.“ „Wie können die nur so blind sein?“, bestätigte Shepard. „Es ist wie ich es Ihnen vorausgesagt habe. Im Notfall sind Sie auf sich allein gestellt.“, warf Sinari ein. Udina sah kurz zu der Morjanerin und wandte sich wieder dem Fenster mit dem Blick auf das Präsidium zu. „Ich muss meiner Schwester zustimmen. Sie hat damit von Anfang an gerechnet. Dafür gilt mein Angebot weiterhin. Der Morjanische Verbund wird alle notwendigen Maßnahmen ergreifen um die Bedrohung durch die Reaper für immer auszuschalten. Dazu sind wir verpflichtet.“, sagte Sirius Udina blickte den Morjaner ratlos an. „Warum verpflichtet?“ „Es ist unsere Schuld das die Reaper jetzt über die Galaxie herfallen.“ „Könnten Sie das bitte genauer erklären.“, bat Shepard. „Wir haben die Reaper auf uns aufmerksam gemacht. Während einer Expansionsphase fanden wir einen ruhenden Reaper versteckt in einem Asteroidenfeld. Zu dem Zeitpunkt war uns noch nicht klar was wir da vor uns hatten und wollten es auch nicht wissen, also versuchten wir den Reaper zu zerstören. Dadurch weckten wir ihn natürlich auf und er vernichtete eine Flottille. Danach floh der Reaper aus dem Asteroidenfeld, nur womit er nicht gerechnet hatte war das, vorsichtig wie wir waren, wir vor Ort weitere Flotten zusammengezogen hatten. Er hatte keine Chance. Wir brauchten nur Sekunden um ihn zu zerstören. Ich weiß nicht ob Reaper überrascht werden können, aber der war es bestimmt. Das liegt jetzt fast 10 Jahre zurück.“ „10 Jahre.“, dachte Shepard. Allmählich ergab so manches seinen Sinn. Zu der Zeit ungefähr musste Saren die Sovereign gefunden, vielleicht sogar schon früher. Er erinnerte sich daran wie die protheanische VI Vigil auf Ilos erwähnte das Sovereign verzweifelt wäre. Das es in Panik wäre. Der von den Morjanern vernichtete Reaper musste sehr wahrscheinlich ein letztes Notsignal durch ÜLG-Kommunikation an Sovereign gesendet haben. Durch die Manipulation der Protheaner an dem Citadel-Portal konnten die Reaper nicht auf ihren gewöhnlichen Weg in die Galaxie und den Morjanern zu begegnen kommen. Scheinbar schien Sovereign dann versucht zu haben dieses Problem wieder richten zu wollen, was zum Angriff auf die Citadel führte, der durch Shepards Eingreifen scheiterte. So saßen die Reaper im All fest während es erstmals jemanden gab, der die Bedrohung durch die Reaper erkennen konnte. Sogar die Entführungen durch die Kollektoren, die sich ausschließlich gegen Menschen richteten machten so in Verbindung mit den Morjanern einen Sinn. Die Reaper begannen nicht nur die Morjaner zu fürchten, sondern auch die Menschen. Die Ereignisse zwangen die Reaper zu handeln, weshalb sie wohl unter Verwendung ihrer normalen ÜLG-Antriebe in die Galaxie vorstoßen mussten, bevor ihre Gegner noch stärker wurden. Shepard bemerkte wie Ibro hinzustieß. „Wir vermuten dass durch unseren Zusammenstoß mit den Reapern ihr Zeitplan vorverlegt wurde. Nach den bisherigen Erkenntnissen ist davon auszugehen das es noch mindestens ein Jahrhundert, oder mehr gedauert hätte, bis die Reaper den Zyklus von neuem gestartet hätten. Damit sich die Völker noch weiter über die Galaxie ausbreiteten, was ihnen eine bessere Ernte beschert hätte. Nach diesem Ereignis begannen wir unser Militär stärker als jemals zuvor aufzurüsten. Es war das erste Mal das wir mit einem Gegner konfrontiert wurden, den wir als ernsthafte Bedrohung empfanden. Irgendwann in den letzten Jahren begannen wir die alten, eingelagerten Datensätze der Protheaner zu entschlüsseln und auszuwerten, doch trotz aller Bemühungen erlangten wir die wichtigsten Erkenntnisse erst kürzlich. Teilweise brauchten wir auch das Wissen aus dem Extranet um die Zusammenhänge verstehen können. Trotzdem wurden wir vom Angriff der Reaper ebenfalls überrascht.“ „Shepard.“, wandte sich Sirius ihm zu und reichte ihm die Hand. „Wenn Sie mich nach Morjan Prime bringen garantiere ich den galaktischen Kriegsanstrengungen jede Unterstützung in Form von Truppen, Flotten und Material die der Verbund erübrigen kann.“ Shepard sah Sirius an. Sie hatten soeben einiges an Informationen erhalten, mehr als ihnen sogar lieb war. Natürlich war das Verhalten der Morjaner in gewisser Weise schwierig zu betrachten. Es stellte sich die Frage was wäre wenn man diese Informationen rechtzeitig geteilt hätte, was allerdings voraussetzt das man das Gegebene richtig wertet und da hatten alle Mist gebaut. Andererseits stellte sich die Frage: Wären die Reaper wie vermutet später gekommen wäre dann die Galaxie genauso vorbereitet gewesen, wie sie es jetzt war? Shepard wollte sich darüber nicht den Kopf zerbrechen. Er reichte Sirius ebenfalls die Hand und mit einem Handschlag besiegelten die beiden ihren Deal. Es war der erste Schritt um einen effektiven und völkerübergreifenden Widerstand gegen die Reaper zu organisieren. Und mit Sicherheit einer der besten überhaupt. Kapitel 4: Tanz mit dem Teufel ------------------------------ Die nächsten Stunden wurden dazu genutzt die Normandy auf ihre volle Einsatzbereitschaft zu bringen. Das Allianz-Dock stellte dazu Proviant, Ersatzteile, Treibstoff, Ausrüstung und zusätzliches Personal bereit. Shepard nutze die Zeit um nach Kaidan im Huerta-Krankenhaus zu sehen und sich mit zusätzlicher Ausrüstung aus den Beständen der Spectres zu versorgen. Unterwegs lief ihm dabei eine Kriegsberichterstatterin des Alliance News Network über den Weg, die ihm sofort bekannt vorkam – Diana Allers. Irgendwie schaffte sie es Shepard davon zu überzeugen sie mit an Bord der Normandy zu nehmen, da, wie sie selbst sagte „Kriege im Scheideraum gewonnen werden können“ - als ob die Reaper sich um Propaganda kümmern würden. Um Kalisah al-Jilani hingegen machte er einen großen Bogen. Die wiederum ging Bailey bei den Botschaften und traf dabei auf die drei Morjaner, die selbst nach ihrer „alten“ Botschaft sehen wollten und feststellen mussten das sie zwischenzeitlich abgefackelt wurde. Sie schaffte es auf Anhieb sich mit ihrer nervigen Art mit denen zu verscherzen, sodass Sinari sie genauso niederschlug, wie die eine Wache zuvor. Mit neu aufgefüllten Beständen und entladenem Antriebskern nahm die Normandy als erstes fremdes Raumschiff Kurs auf die Heimatwelt der Morjaner. Eine Expedition in unbekannte Weiten. In der Kapitänskabine warf Shepard unterdessen ein Datenpad vor sich auf den Tisch und stöhnte ermüdet auf. Er hatte Udina darum gebeten das der Rat ihm alle Informationen zukommen lässt, die sie in den letzten Monaten über die Morjaner gesammelt haben, damit er endlich selbst ein klareres Bild von ihnen bekommen konnte. Sie taten es, nur Shepard hatte nicht damit gerechtet um was für gewaltige Menge an Daten es sich dabei handeln würde. Selbst wenn er sich mehrere Tage hintereinander 24-Stunden am Stück durch die ganzen Unterlagen wühlen würde hätte er am Ende nur die Spitze des Eisberges gesehen. EDI erwies sich dabei als unverzichtbar nützlich und trennte handfeste Erkenntnisse von wagen Theorien. Nach all den Berichten war es an der Zeit Informationen aus erster Hand zu erhalten. „EDI, wo befinden sich die Morjaner im Moment?“ „Alle drei sitzen in der Kantine und haben kürzlich ihre Mahlzeit beendet.“ Shepard stand auf und ging zum Fahrstuhl, der ihn zum Crewdeck brachte. Sinari, Sirius und Ibro saßen seelenruhig an einem Tisch mitten im Raum, tranken etwas, unterhielten sich in ihrer eigenen Sprache und ließen sich von den anderen Besatzungsmitgliedern nicht stören. Shepard machte vorsichtig einen Bogen um sie und näherte sich den drei von vorne, damit er sie nicht unnötig „erschreckte“. So wie man normalerweise auf einen Hund zu ging. Es war verrückt, aber Wissenschaftler aus allen Spezies hatten die Bestätigung geliefert. Die Morjaner waren menschlicher Abstammung – zweifelslos. Nur Menschen an sich waren sie schon lange nicht mehr. Sie waren eine deutlich aufgerüstete Variante. Ihr Körper war darauf ausgelegt selbst unter den widrigsten Umstände volle Leistung zu erbringen. Auch bei vermeintlich tödlichen Treffern konnte ihr Körper eine beachtliche Leistungsfähigkeit erreichen und die Überlebensfähigkeit länger sicherstellen bis entsprechendes medizinisches Personal eintraf. Auch wenn sie einen durchschossenen Lungenflügel, oder Niere hatten konnten sie weiter leben, wenn das andere Stück noch funktionierte. Selbstverständlich waren sie nicht vollkommen unbesiegbar. Auch die Morjaner waren auf Ärzte angewiesen um solche Verletzungen ordnungsgemäß zu richten, nur ihre Körper waren Verletzungen gegenüber wesentlich toleranter und ausdauernder. Wenn man seinen Gegner allerdings nicht kannte, dann konnte ein Morjaner durchaus unbesiegbar erscheinen. Ihre natürlich verstärkten Knochen hatten eine höhere Dichte und waren so unglaublich widerstandsfähig. Bei Stürzen aus größeren Höhen konnten sie keine bis minimale Verletzungen davon tragen. Genauso war es mit Haut- und Muskelgewebe der Fall. Sie waren deutlich dichter und ebenfalls gegen äußere Einflüsse ausgesprochen widerstandsfähig. So stellten Angriffe mit Stichwaffen, ob man es glaubt oder nicht, nur eine minimale Bedrohung für sie dar. Ihre Wirbelsäule und der gesamte Halsbereich war besonders verstärkt und durch eine Art gepanzertes Knorpelgewebe zusätzlich geschützt. Dadurch war es unmöglich sie zu erwürgen, oder ihnen das Genick zu brechen. Das alles zusammengenommen wirkte sogar, wenn man den Berichten glauben konnte, wie ein natürlicher Schutz gegen Schusswaffen. Und das war keineswegs natürlich. Diese Vorteile brachten auch gewisse Nachteile mit sich. Ein Morjaner maß um die 1 Meter 80 und konnte durchschnittlich zwischen 100 und 120 Kilo auf die Waage bringen, obwohl sie äußerlich allesamt danach aussahen, als wiegen sie nur die Hälfte. Das optische täuschte sehr über das tatsächliche hinweg. Ihnen mangelte es zudem im erheblichen Umfang an Ausdauer. Ihr schwerer Körper musste spürbar mehr Energie für gleiche, alltägliche Tätigkeiten aufbieten, als vergleichsweise ein Mensch. Das ungleiche Verhältnis von Masse zu tatsächlichem Gewicht bedeutet ebenfalls das sie sehr schlechte Schwimmer sind. Außerdem schränkte die verstärkte Knochenstruktur ihre Beweglichkeit deutlich ein. Das sah man am ehsten wenn sich ein Morjaner umsah. Konnte ein Menschen seinen Kopf um 90 Grad nach links und rechts drehen schaffte es ein Morjaner nur um jeweils 45 Grad. Ihre recht starrere Wirbelsäule zwang sie dazu ihren Oberkörper mitzudrehen um das selbe Sichtfeld abdecken zu können wie ein Mensch. Trotz des eingeschränkten Sichtfeld waren ihre Augen höher entwickelt als die eines Menschen und bot ihnen neben einem verbesserten Kontrastsehen, was ihnen bessere Sehfähigkeiten bei Nacht und ohne technische Hilfsmittel ermöglichte, so besaßen sie ebenfalls die Möglichkeit im ultravioletten Bereich zu sehen. Sie konnten auf natürlichem Weg Laserstrahlen erkennen. Damit hatte Shepard auch endlich eine Antwort darauf, wie Sinari sie in ihrem Versteck auf der Argos-Kolonie finden konnte – sie hatte den Laser des Entfernungsmessers des Scharfschützengewehres bemerkt. Absolut bahnbrechen. Gleichzeitig räumten die Wissenschaftler mit einigen Gerüchten und Vorurteilen auf – vor allem der allseits bekannten Bezeichnung/Beleidigung „Albino“. Es war ein weit verbreitetes Missverständnis das Menschen mit Albinismus rote Augen haben. In Wahrheit fehlte den Augen die Pigmente völlig, die die Augenfarbe bestimmen, so dass die Iris durchscheinend ist und durch die Blutgefäße des ebenfalls pigmentarmen Augenhintergrundes rötlich erscheint. Morjaner waren davon nicht betroffen und hatten dagegen wirklich rote Augen, deren einzigste Variation entweder heller, oder dunkler waren. Andere Augenfarben existierten bei ihnen nicht. In Bezug auf das Blickfeld der Augen selbst, oder die Leistung ihres Gehörs gab es keine erkennbaren Unterschiede. Lustigerweise verdankten die Morjaner diese beeindruckenden Sehfähigkeiten einer zweiten, aufgewerteten Iris hinter der ersten, die tatsächlich pigmentarm war. Allerdings fehlten bei den Haaren die Pigmente tatsächlich, wenn auch teilweise. Sodass ihre Haarfarbe von weiß, über bleich bis hin zu leicht silbrig variieren konnte. Die blasse, fast weiße Hautfarbe hingegen stellte die Forscher vor ein Rätsel. Es gab eine Vielzahl an Theorien woher sie kommen konnte. Nach der geläufigsten hieß es die hellere Hautfarbe sei eine Anpassung an geringere Sonneneinstrahlung. Man versuchte darauf zu schließen das der Stern des morjanischen Heimatsystems schwächer und strahlungsärmer sei, als die Sonne im Sol-System. Auf der anderen Seite, nach anhaltenden Tests, zeigte sich das ihre Haut und ihr Körper gegenüber erhöhter UV-Strahlung immun war und weitere Test zeigten das das sogar die verschiedensten radioaktiven Strahlungen galt. Kein Wunder warum die Morjaner wohl noch so an der Atombombe hingen. Für sie war somit das Problem mit Fallout und radioaktiver Verstrahlung bedeutungslos. Ihr Immunsystem bot dabei ebenfalls ein die eine oder andere Überraschung, obwohl man es bereits kannte. Damals kannte man es als den Reaper-Virus, den sie aus ihren eigenen Leukozyten gewannen. Vor einem halben Jahr war Shepard dem noch nachgejagt. Ihre weißen Blutkörperchen waren ebenfalls genetisch verändert und auf das Niveau eines intelligenten Killervirus mit einem Freund-Feind-Erkennungssystems gehoben worden. Alle eigenen Zellen waren die Guten und alles andere automatisch das Böse. Dies schuf eine absolute Immunität gegen jede bekannte Krankheit und jede erdenkliche biologische Waffe. Nur schlimmer war das sich ihr Immunsystem als ausgesprochen lernfähig entpuppte und genetische Informationen über jedes fremde Bakterium und Virus speicherte. Dadurch konnte es, sollte es mit der selben Krankheit jemals wieder konfrontiert werden, dieses noch effektiver zu bekämpfen. Es erkannte sogar abgewandelte und veränderte Formen einer Krankheit selbstständig. Dabei setzten die Salarianer die verschiedensten biologischen Waffen ein, eine schlimmer als die andere, nur gegen das morjanische Immunsystem waren sie Chancenlos. Das verhielt sich wie ein Rudel Piranhas denen man ein Stück Fleisch ins Wasser warf. Und genau darin lag seine eigentliche Stärke – in der Geschwindigkeit. Es erkannte und erledigte fremde Zellen noch bevor die ihre Arbeit überhaupt aufnehmen konnten. Es zeigte sich das die einzigste wirkungsvolle biologische Waffe gegen die Morjaner eine Inkubationszeit von nur ein paar Sekunden bräuchte, um überhaupt etwas ausrichten zu können und selbst wenn, dann war ein Erfolg wegen der Lern- und Selbstreparaturfähigkeit der morjanischen Zellen sehr ungewiss. Ein interessanter Nebeneffekt war, das sie so jeden Planeten betreten konnten, der über eine atembare Atmosphäre verfügte. Sie haben es einfach nicht nötig in langwierigen Test festzustellen, ob ihr Körper mit den biologischen Gegebenheiten vor Ort zurecht kommt. Während diesen Tests soll es zu einem lautstarkem Streit zwischen menschlichen und turianischen Forschern gekommen sein. Auch die Allianz testete mit und brachte ein paar eigene Biokampfstoffe mit – darunter eine Waffe die man nur den Chimera-Virus nannte. Eine Biowaffe, die ursprünglich für die Turianer gedacht war, sollte der Erstkontaktkrieg länger und ungünstiger verlaufen. Nur leider erwies er sich für alle anderen Spezies, auch Menschen, als ebenso tödlich. Nur für die Morjaner nicht. Doch die beeindruckendsten Erkenntnisse bot das morjansiche Gehirn. Anders als beim Menschen war ihr Gehirn nicht von der gewöhnlichen Gehirnflüssigkeit umgeben, sondern von einer geleeartigen Masse, die schockabsorbierend wirkte. Schläge gegen den Kopf blieben so wirkungslos und selbst bei einem Kopfschuss hatten sie höhere Überlebenschancen als jedes vergleichbare Säugetier. Shepard hatte es schon selbst miterlebt. Ihr Gehirn bot ebenfalls mehr als nur eine Überraschung parat und stellte selbst Top-Wissenschafter aller Spezies vor weitere Rätsel. Bei den ersten Untersuchungen fanden die Forscher bei dem ersten Morjaner einen walnussgroßen Tumor im Kopf, der wortwörtlich wie eine Pflanze Wurzeln geschlagen hatte. Was man anfangs für einen Zufall hielt fand man schon bald in identischer Form in jedem anderem Morjaner. Genauere Untersuchungen offenbarte unvorstellbares. Hierbei handelte es sich um ein eigenes Organ, für das es nichts vergleichbares in der gesamten Galaxie gab. Das tumorartigen Gebilde war eine Fabrik die ununterbrochen die verschiedensten Hormone und Stammzellen produzierte und über die „Wurzeln“ in das ganze Gehirn und die Blutbahnen verteilte. Selbst Zellschäden konnten so in Rekordzeit behoben werden. Der ständig steigenden Hormonspiegel war die Erklärung für das aggressive Verhalten der Morjaner. Unklar war wie sie selbst damit umgingen. Die „Wurzeln“ der Hormonfabrik dienten dabei nicht nur als reines Transportmittel, sondern erfüllten noch einen anderen Zweck – einen bewusstseinsverändernden. Sie erstreckten sich über das ganze Gehirn und ihre Enden waren in einzelnen Bereichen davon fest verwachsen. An diesen Ende war die Hirntätigkeit erheblich verändert. Die genaueren medizinischen Zusammenhänge konnte man nur schwer ermitteln, aber man fand heraus das jene Teile die beispielsweise das Schmerzempfinden regeln komplett ausgeschaltet waren. Dadurch war es den Morjanern unmöglich Schmerzen zu empfinden. Natürlich würden sie es spüren wenn sie sich verletzten, allerdings mehr in die Richtung das sie beim Verbrennen die Hitze spüren, oder wenn sie angeschossen werden, dass sie das Geschoss spüren, dass in ihrem Körper fest steckt. Dadurch war ihr gesamtes Handeln, ihr gesamtes Verhalten, nachhaltig beeinflusst. Das volle Ausmaß konnte noch nicht ermittelt werden, nur eine Sache war schnell klar: Die Morjaner waren Opfer ihrer eigenen Natur. Sie konnten dagegen selbst nichts unternehmen. Nach all diesen Erkenntnissen konnte man zu einem Schluss kommen. Die Morjaner waren eine eigenständige Gattung der Spezies Mensch, die ihre Verwandten deutlich übertraf. Nur diese Errungenschaften waren nicht das Ergebnis von Evolution. Bereits früh war klar das hier genetische Modifikationen vorgenommen wurden, doch anfangs ahnte keiner in welchem Umfang. Je weiter die Untersuchungen gingen, desto klarer wurde wie tiefgreifend und gravierend diese Veränderungen waren. Diese Menschen wurden künstlich auf ein völlig neues Niveau gebracht. Kein Volk in der bekannten Galaxie, nicht mal die Salarianer, besaßen die Möglichkeiten etwas derartig vergleichbares zu erreichen. Es gab keine einzige Komplikation in ihren umstrukturierten Körpern. Alle Veränderungen waren perfekt aufeinander abgestimmt. Es war nicht mal klar, ob die Morjaner für ihre derzeitige biologische Situation selbst verantwortlich waren. Die ganzen Erkenntnisse stellten Shepard vor ein gewaltiges Problem. Er erfuhr das während des morjanischen Erstkontaktkrieges etliche Morjaner gefangen und als Sklaven in die Galaxie verkauft wurden. Das es sich hierbei um eine vom Verbund geplante Aktion handelte mit der sie Kommandosoldaten, Attentäter und Saboteure einschleusten ahnte keiner, schon gar nicht die Kunden der vermeintlichen Sklaven. Aus den Berichten konnte Shepard entnehmen das es während und nach diesem Erstkontaktkrieg zu mehreren Anschläge mit verheerender Wirkung kam. Auf Khar'Shan, der Heimatwelt der Batarianer, flog so eine Element-Zero-Raffinerie und eine Antimateriefabrik in die Luft. Auf Palaven stürmten mehreren Morjaner den Sitz eines regionalen Gouverneurs und konnten nur durch den Einsatz des Militärs unschädlich gemacht werden. Das gleiche war in einem nicht näher definierten Hochsicherheitslabor der Salarianer der Fall. STG-Einheiten erlitten schwere Verluste, als es den vermutlich eingesperrten Morjanern gelang aus ihren Zellen zu entkommen. Und das war Shepards größtes Problem. Viele der Daten konnte man sehr leicht erhalten indem man Leichen obduziert, nur manche der Erkenntnisse waren nur zu erreichen, wenn man an lebenden Objekten experimentiert. Shepard sah darin die größte Bedrohung für ihr junges Bündnis, sollten die Morjaner das herausfinden. „Sirius.“, sagte Shepard vorsichtig. Der Morjaner blickte auf und aktivierte seinen Simultanübersetzer in Form eines Halsbandes. „Ja bitte?“ „Da wir ja jetzt Verbündete sind würde ich gerne die Gelegenheit nutzen etwas mehr über den Verbund und die Morjaner zu erfahren.“ Shepard bemerkte Sirius skeptischen Gesichtsausdruck. Er schien sich mit dem Gedanken nicht wirklich anfreunden zu können, also musste er etwas nachhelfen. „Es gibt viele Gerüchte über ihr ... Imperium und mit der Zeit wird es schwer zu entscheiden, was der Wahrheit entspricht. Zumal es eigentlich keine Fakten über den Verbund gibt“ Sirius neigte den Kopf leicht zur Seite. Shepard hatte sein Interesse geweckt und jetzt galt es dieses Interesse zu füttern. „Was sind das für Gerüchte? Nennen Sie ein paar?“, bat Sirius und trank einen Schluck. „Es heißt ihre Staatsform sei eine brutale Diktatur.“ „Kommt hin. Was noch?“, sagte Sirius gelassen und nahm noch einen Schluck zu sich. „Man hat Angst das ihr die ganze Galaxie versklaven wollt ...“ In diesem Moment verschluckte sich Sirius, lies das Getränk fallen und hustete den Rest lautstark aus. Damit zog er einiges an Aufmerksamkeit auf sich. „Alles in Ordnung?“, fragte Shepard. Sirius schüttelte den Kopf. „Sklaverei ... das glaube ich nicht ... so denkt also die Galaxie über uns.“ „Ist das ein Problem für Sie?“ „Eigentlich ist es uns vollkommen egal was Aliens von uns denken und halten, es ist uns egal, ob man uns für Massenmörder, oder Kriegstreiber hält, allerdings hatten wir bis jetzt nie die Gelegenheit uns mit anderen Völkern darüber auszutauschen. Auch wenn vieles zutrifft ... nur das ... Sklaverei ... das ist inakzeptabel. Ibro, Kurzauszug aus der Gesetzeslage zu Sklaverei.“ „Die Begünstigung, Förderung, Durchführung, oder Verschweigen von Sklaverei und Zwangsarbeit ist mit der sofortigen Todesstrafe zu ahnden. Keine Ausnahmen. Keine mildernden Faktoren. Ausführung der Strafe direkt vor Ort.“, erklärte Ibro. „Dabei ist zu beachten das dieses Gesetze sowohl für Morjaner und insgeheim auch für Aliens gilt.“, sagte Sirius. „Beeindruckend. Das hätte ich von euch nicht erwartet.“, meinte Shepard. „Und ich hätte nicht erwartet das es uns doch nicht so egal ist was andere von uns denken. In Ordnung, Shepard. Ich bin bereit Ihnen unsere Zivilisation näher zu bringen. Was wollen Sie wissen?“ „Woher kommt der Begriff Morjaner?“ „Er geht auf das Erste Morjanische Imperium zurück und dessen damalige Hauptstadt Morjan Prime, nach der wir heute unseren Planeten benennen. Da war ganz am Anfang unserer Geschichte, als sich unsere Vorfahren noch mit Schwertern und Speeren bekämpften.“ „Erinnert mich irgendwie an das Römische Reich... Ok, jetzt ihr Regierungssystem. Sie meinten es sei tatsächlich eine brutale Diktatur.“ „Das habe ich nur lapidar bejaht, weil mir egal war welchen unbestätigten Gerüchten Sie Glauben schenken. Unsere Regierungssystem ist etwas kompliziert zu erklären, obwohl es in der Funktion recht einfach ist. Ja, wir sind eine Diktatur. Die Gesetze werden ohne Zustimmung des Volkes beschlossen. Brutal? Ansichtssache, die Todesstrafe wird verhältnismäßig oft ausgesprochen und schnell umgesetzt.“ „Aha ... und eure ... Regierungsbildung vorhin. Da hat das Volk wohl ebenfalls kein Mitspracherecht.“ „Auf keinen Fall. Das von vorhin entsprach zum Teil einer Monarchie, Jeder Vorsitzende des Verteidigungsrates stammt seit dem Bestehen des Verbundes aus dem Mel'Taun-Clan. Der Nachfolger wird stets vom Vorgänger bestimmt und richtet sich nach dessen Fähigkeiten. Allerdings ist es nicht festgelegt, dass stets unser Clan die Amtsführung übernimmt. Es hat sich einfach so ergeben. Geburtsrecht, oder eine feste Reihenfolge gibt es dabei nicht.“ „Und dieser Verteidigungsrat?“ „Der Name ist etwas irreführend. Bei ihm handelt es sich um einen Stab aus hochrangigen Repräsentanten aus allen möglichen Ebenen, wie Wirtschaft und Militär, die für den Vorsitzenden als Berater fungieren, welcher als alleinige Person die vollständige Macht besitzt.“ „Wie sieht es mit Wahlen aus? Hat das Volk irgendein Mitspracherecht?“, fragte Liara. „Mitspracherecht? Sie reden dabei von demokratischen Elementen, richtig?“ „Ja.“ „In diesem Sinne Nein. Seit dem Fall erachten wir Demokratien und alle Staatsformen in denen das Volk einen Großteil mitbestimmt als unzuverlässig und ineffektiv. Allerdings werden gelegentlich Volksbefragungen durchgeführt, um die allgemeine Stimmung und Meinung zu erfahren. Auf Grundlage dieser Ergebnisse werden dann Gesetze ausgearbeitet. Darauf können Abstimmungen folgen, allerdings ist das eher selten der Fall und passiert nur wenn alle Ergebnisse für den Verbund annehmbar sind.“ „Wirkt eher wie Faschismus.“, meinte Liara, was Sirius mit einem Nicken sogar bejahte. „Was ist dieser ... Fall? Sie erwähnten ihn am Anfang.“, fragte Shepard. „Der Fall der Zivilisation. Ein global ausgetragener Bürgerkrieg der mit dem Zusammenbruch einer demokratisch ausgeprägten, aber unentwickelten und fehlerbehafteten Regierung einher ging. Aus ihm ging der Verteidigungsrat und der Morjanische Verbund so wie wir es heute kennen. Deshalb halten wir von Demokratie nicht viel. Zumal das morjanische Volk stets eine starke Hand braucht die es führt.“ „Ein globaler Bürgerkrieg. Das musste ja ein regelrechter Weltkrieg sein.“, meinte ein Crewmitglied. „War es auch. Der letzte große. Der Fall der Zivilisation ist nur eine Nebenbezeichnung. Heute bezeichnen wir ihn meist als den siebten Weltkrieg.“ Alle Anwesenden blickten verdutzt drein. „Habe ich das soeben richtig verstanden? Sagten Sie ... der siebte Weltkrieg?“, fragte Shepard ungläubig. „Ja.“, bestätigte Sirius gelassen. „Heißt das sie haben sieben Weltkriege geführt?“ „Geht das nicht aus der Bezeichnung hervor?“ „Ja, schon, aber ...“, stotterte sich Shepard einen zusammen. „Hat Ihr Volk in einem dieser Kriege jemals Atomwaffen eingesetzt?“, fragte Liara. Sie wollte das unbedingt wissen. Sie vermutete das die Morjaner nie den wahren Horror eines nuklearen Schlagabtausches miterlebt hatten, sonst hätten sie diese bestimmt nicht wie Feuerwerkskörper gegen ihre eigene Kolonie und Illium eingesetzt. „In einem? Nein. In den letzten vieren.“, antwortete Sirius, was irgendwie an den meisten vorbei ging. „Bitte was?“, fragte Liara. „Atomwaffen haben wir nur in den letzten vier Weltkriegen eingesetzt. Die ersten drei wurden rein konventionell geführt. Die Atombombe hatte wir erst kurz nach Ende des dritten. Der vierte und fünfte Weltkrieg waren reine Atomkriege und im sechsten und siebten wurden sie mehr auf taktischer Ebene eingesetzt.“ „Wie kann bitte nur zwei Atomkriege führen?“, fragte Shepard entsetzt. „Mit Atomwaffen. Auch das geht aus die Bezeichnung hervor.“, erwiderte Sirius irritiert. „Ich meine mit dem Wie nicht wie die Kriege geführt wurden, sondern Wieso die Kriege so geführt wurden.“, machte Shepard deutlich. „Achso. Nun, wir befanden uns im Krieg und hatten die Waffen, also haben wir sie eingesetzt. So einfach ist das.“ „Das ist doch verrückt. Das ist der absolute Wahnsinn.“, stieß Liara aus. „Was soll das denn jetzt heißen?!“, blaffte Sinari etwas aufgebracht wirkend aus. Hier musste Shepard jetzt eingreifen. „Bitte verstehen Sie das nicht falsch. Das war nicht als Kritik gemeint. Wir sind nur darüber überrascht das ihr Volk nicht nur einen, sondern auch zwei Atomkriege geführt, und das wichtigste, überlebt hat. Die Kroganer beispielsweise bombten sich in die Steinzeit zurück. Die Menschheit stand einst auch davor das selbe Schicksal zu erleiden.“, erklärte er. „Außerdem fand man im Laufe der Zeit die Überreste einiger Zivilisationen, die sich durch Atomkriege selbst ausgelöscht hatten. Das sind wir schon ... überrascht ... eine Spezies zu treffen ... die das so gut überstehen konnte.“, ergänzte Liara notdürftig, um die Morjaner zu beruhigen. „Achso. Das liegt vorwiegend daran das die Nationalstaaten zu Beginn der beiden Atomkriege nur sehr kleine Arsenale aufbauen konnten, bevor es zu Kriegshandlungen kam. In beiden Kriegen wurden zusammengezählt nur so um die 1.000 Bomben und Raketen eingesetzt, wenn ich mich recht erinnere. Selbst heute stellen Atomwaffen noch immer eines der Kernelemente unserer Streitkräfte, weil sie absolut einfach und effektiv sind.“ Shepard schwieg. Er musste das erstmal runter schlucken. Bereits ein paar Hundert Atomwaffen hätten auf er Erde ausgereicht und die Menschheit wäre untergegangen. „Und trotzdem überlebten sie. Stellte die radioaktive Verstrahlung für sie den kein Problem da?“, fragte eine junge Frau. Shepard bemerkte das es sich dabei um die Shuttle-Pilotin Amara handelte, die den Weg aus dem Hangar nach oben gefunden hatte. „Doch. Ein sehr großes sogar. Nach zwei Jahrhunderten globalen Schlagabtausches und einem nuklearen Winter konnten wir die schweren Schäden an der Umwelt nur unter größten Anstrengungen beheben. In Folge des veränderten Klimas kam es zu Missernten und Hungersnöten. In dieser ganzen Zeit verloren knapp sechs Milliarden Morjaner ihr Leben – das entspricht ungefähr der Hälfte der damaligen Weltbevölkerung.“ „Heilige Scheiße.“, war leicht aus der Menge zu vernehmen. „Mit der Strahlung meinte ich wie das morjanische Volk das überstanden hat?“, ergänzte Amara. „Öh ...“, gab Sirius etwas ratlos von sich, bis Sinari das Wort übernahm.“ „Da hat es keine Probleme gegeben haben, da wir gegen Strahlung immun sind.“ „Immun gegen Strahlung?“, fragte Shepard nach. Natürlich kannte er die Berichte, in denen dies bereits erwähnt wurde. Nur hier hatte er die Chance etwas darüber aus erster Hand zu erfahren. „Ja.“, bestätigte Sinari. „Wir nehmen es nie wirklich wahr, nur durch besondere Ereignisse werden wir daran erinnert.“ „Was können das für Ereignisse sein?“ „Ein Gammablitz bespielsweise.“ „Gammablitz?“, wiederholte Shepard, „Der massive Energieausstoß eines Sterns.“, erklärte Sinari. „Ich weiß was das ist. Sowas haben sie miterlebt?“ „Nicht persönlich. Das geschah, bevor ich und Sirius geboren wurden, vor über zwei Jahrhunderten. Zu dem Zeitpunkt wurde eine voll entwickelte Kolonie von einem Gammablitz getroffen. Binnen einer Woche starb 90% allen Lebens auf dem Planeten ab, nur kein einziger Morjaner.“ „Wow ... das ist beeindruckend ... waren die Morjaner das schon immer, oder haben sie sich frühzeitig dahingehend genetisch verbessert, weil wir Menschen haben so etwas nicht.“ „Das waren wir schon immer. Durch die Genetische Kontinuität sind wir nicht in der Lage an uns selbst genetische Veränderungen durchzuführen, oder welche durch natürliche Mutation zu erhalten.“ „Ich muss das Fragen. Bei jedem unbekannten Begriff wecken Sie meine Neugier. Was ist diese Genetische Kontinuität?“ „Die Gene sind der biologische Bauplan eines jeden Lebewesens. Dieser Bauplan kann sich im Laufe der Zeit immer wieder verändern und anpassen – durch Evolution, oder Mutation halt. Bei uns ist dieser Bauplan ... beschreiben wir ihn als hartcodiert , wie bei einem Computerprogramm. Oder anders ausgedrückt. Unser genetischer Bauplan ist unveränderlich.“ Sinaris Äußerungen ließen die anderen stutzig werden. Wer schon ein bisschen Ahnung von Biologie und der Entwicklung der Arten hatte merkte das hier etwas in der Realität nicht funktionieren konnte. „Das verstehe ich nicht. Wenn der genetischer Bauplan der Morjaner unveränderlich ist, wie kann sich ihre Spezies dann weiterentwickeln? Oder wie hat sie sich entwickelt?“, fragte Liara. „Sie sprechen von Evolution?“ „Ja, genau.“ „Tun Sie mir einen Gefallen, Asari, und heben Sie dieses Glas an, ohne es zu berühren. Ihre Spezies kann sowas besonders gut.“ „Sie meinen mit Biotik.“, antwortete Liara, richtete ihre Hand aus und erzeugte ein kleines biotisches Feld mit dem sie das Glas durch den Raum schweben lies. „Also das ist beeindruckend.“, meinte Sirius. Alle drei Morjaner sahen den Vorgang äußerst erstaunt an und wirkten sichtlich überrascht, obwohl sie von dieser Fähigkeit längst Bescheid wussten. „Die Menschen ... können ebenfalls Biotik erlernen, richtig?“, fragte Sinari. „Unter gewissen Umständen ja.“, antwortete Shepard, als Liara das Glas vor Sinari sanft auf dem Tisch niedergehen lies. „Um auf die urpsprüngliche Frage zurückzukommen: Gar nicht. Wir werden niemals dazu in der Lage sein diese Fähigkeiten zu erlangen, egal auf welchen Wweg. Seit wir existieren ist unser genetischer Bauplan stets der selbe geblieben. Egal auf welchen Planeten wir uns ansiedeln, die verschiedenen Umweltbedingungen haben auf uns keinen Einfluss. Sogar eigene Versuche genetische Veränderungen vorzunehmen scheiterten, weshalb wir irgendwann damit aufhörten. Selbst in einer Millionen, ja sogar in einer Milliarden Jahre werden wir noch genauso aussehen wie heute und damals. Das ist die Genetische Kontinuität.“ Shepard musste schlucken. Man ging davon aus bei den untersuchten Morjanern würde es sich nur um ein Teil eines Kaste der Spezies handeln. Man dachte man hätte es hier mit nur mit einzelnen genetisch hochgerüsteten Supersoldaten zu tun, während der Rest ihres Volkes weiterhin ihre Ähnlichkeit mit den Menschen behalten hätte. Ein Gedanke den Shepard schon selbst verwarf, als er ihn nur las. Und jetzt musste die Gewissheit erfahren das ihr gesamtes Volk so hochgerüstet war. Von diesen Monstern könnte es Milliarden geben. „Ok. Das ist ... verrückt.“, meinte einer aus der Crew. „Aber ... wenn bei ihnen keine Evolution möglich ist dann stellt sich die Frage wie ...“ „Wie lässt sich unsere Existenz erklären?“, nahm Ibro Shepard die Wort aus dem Mund. „Ja.“ Die drei Morjaner sahen sich an und schwiegen. „Dazu haben wir bereits eigene Theorien aufgestellt. Wenn Sie sie hören wollen?“, sagte Shepard. „Sehr gerne.“, erwiderte Ibro. „Nach meiner Theorie könnten die Protheaner dafür verantwortlich sein.“ Die Morjaner hörten daraufhin mit größter Aufmerksamkeit zu. „Vielleicht haben sie euch als Sklaven, oder gar als Soldaten in ihrem Krieg gegen die Reaper eingesetzt. Das könnte auch die Erklärung für eure genetische Aufrüstung vom Menschen zum .... Morjaner sein und warum ihr auf der anderen Seite der Galaxie sitzt ... wenn man das so sagen kann. Vielleicht ist es sogar der Grund warum sie die Archive gesprengt haben. Sie haben die ... schreckliche Wahrheit erfahren.“ Langsam lehnte sich Ibro vor zu Shepard. „Wollen Sie die Wahrheit wirklich wissen?“ „Ja.“, sagte Shepard aufgeregt und lehnte sich ebenfalls vor. „Wollen Sie wirklich die volle, unzensierte Wahrheit mit all ihren dunklen Geheimnissen wissen?“ „JA!“, stöhnte Shepard der Antwort regelrecht entgegen. „Wir wissen es selbst nicht.“ „Wa ... Moment ....“ „Es ist eine der Frage die wir nie beantworten konnten, egal wie fortschrittlich unsere Technologie wurde. Wir konnten die Evolutionsstufen bei Tiere finden konnten, aber nichts vergleichbares bei uns Daran arbeiteten schon eine Vielzahl an Forschungsinstituten noch bevor wir überhaupt in den Weltraum vorgedrungen sind und in den letzten Jahren wurden in Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst sogar die protheanischen Datensätze dafür freigegeben, um endlich eine Antwort auf diese eine Frage zu erhalten. Doch wir fanden nichts. Nicht mal den kleinsten Hinweis. Überhaupt nichts was uns auch nur ansatzweise Aufschluss auf unsere Herkunft geben könnte. Tatsächlich ist unsere Geschichte maximal 20.000 Jahre alt. Auf dieses Alter werden die ältesten Funde unseres Volkes, wie Knochen, oder Werkzeuge, datiert. Genau zu diesem Zeitpunkt tauchen wir wie aus dem Nichts auf dem Planeten auf, der heute unsere Heimatwelt ist. Es gibt nicht Mal irgendein Lebewesen auf Morjan Prime das mit uns auch nur annähernd verwandt ist, während es auf der Erde mit den Affen der Fall ist. Und wenn ich richtig informiert bin sind die Protheaner schon vor 40.000, oder 50.000 Jahren verschwunden.“ Ibros Aussagen sorgten bei Shepard für Kopfzerbrechen. Kurz gesagt: Niemand wusste etwas über ihre Herkunft und die Morjaner scheinbar selbst nicht. Die Protheaner hingegen waren Shepards erste und beste Idee, hatten sie die Menschheit ja schon lange beobachtet, wie die Anlage auf dem Mars bewies. Diesen Gedanken konnte er jetzt endgültig in die Tonne treten. „Aber in einer Sache muss ich zustimmen. Die Theorie das eine fremde Zivilisation, ganz offensichtlich sogar raumfahrend, für unsere Existenz verantwortlich sein muss. Eine andere Erklärung gibt es nicht. Durch die Genetische Kontinuität sind wir kein Produkt von Evolution. Wir dürften nicht mal existieren. Es ist bewiesen das wir mit den Menschen verwandt sind. Zweifelslos und das leugnet keiner. Nur wie sind wir auf die andere Seite der Galaxie gekommen und warum? Das weiß keiner.“ „Das heißt die Morjaner sind sich über die Kuriosität ihres Daseins und Wesens bewusst?“, fragte Shepard ungläubig. „Voll und ganz.“ „Vielleicht haben eure Atomkriege ja jeden Hinweis darauf vernichtet.“, warf Liara etwas flopsig ein. Shepard wollte schon etwas sagen, nur ganz so tragisch sahen es die Morjaner nicht. „Möglich aber unwahrscheinlich. Dennoch ein berechtigter Einwand. Archäologie haben wir schon lange vor den ersten Weltkriegen betrieben und das Wissen hat die Zeit überdauert.“ „Das wird auf Dauer sehr verwirrend. Sie reden die ganze Zeit von Jahrhunderten, oder Jahrtausenden, aber nennen nie eine genaue Zahl. Können wir vielleicht dazu übergehen konkretere Daten zu nennen, das wir ein besseres Verständnis für die zeitlichen Abläufe bekommen ... vorausgesetzt sie haben ein vergleichbare Zeitrechnung.“, bat Shepard. „Die haben wir in der Tat. Auch wir verwenden überraschenderweise eine System mit Sekunden, Minuten, Stunden, Tagen und so weiter wie die Menschen, nur bei uns ist die Einteilung anders. Für uns besteht ein Tag aus 10 Stunden, jede Stunde hat 100 Minuten und jede Minute 100 Sekunden. Das Jahr teilen wir in zehn Monate, während ein Jahr, also wenn unser Planet seinen Stern einmal umrundet hat, 363 Tage hat.“, erklärte Ibro. „So genau wollte ich das auch nicht wissen, aber wenigstens habe ich jetzt einen Überblick. Um auf meine vorherige Frage zurück zu kommen: Wie alt ist der Morjanische Verbund?“ „In welcher Form? Bei seiner Gründung nach dem siebten Weltkrieg, dem Aufbau erster interplanetarer Kolonien, oder dem Aufstieg zu einer interstellaren Macht?“, erwiderte jetzt Sirius. „Am besten alles.“ „Ich habe die Daten nur ungefähr im Kopf. Der siebte Weltkrieg endete vor 1.400 Jahren und mit seinem Ende ging die Gründung des Morjanischen Verbundes und des Verteidigungsrates einher. Ein Jahrhundert später, so vor 1.300 Jahren, gründeten wir unsere erste Kolonie auf Morjan Primes Nachbarplaneten Membus. Im nachfolgende Jahrhundert dehnten wir uns über unser ganzes Heimatsystem aus und erlebten nebenbei unseren ersten interplantaren Kolonialkrieg zwischen Morjan Prime und seiner Kolonie Membus. Und vor ungefähr 1.200 Jahren begannen wir mit der Errichtung der ersten interstellaren Kolonie in unserem benachbarten Sternsystem und vergrößerten ab da unserer Reich immer weiter – bis zum heutigen Tag.“ Shepard schluckte. Bereits seit 1.200 Jahren waren die Morjaner da draußen im All unterwegs, während die Menschheit erst im Mittelalter hing. Ungefähr zu dieser Zeit mussten auch die Kroganischen Rebellionen geendet haben und die Turianer bekamen ihren Sitz im Citadel-Rat, wenn sich Shepard Recht erinnerte. Er begann allmählich zu ahnen was für ein gewaltiges Imperium in den Tiefen des Alls verborgen liegen mag. Gleichzeitig war er froh, das der morjanische Erstkontaktkrieg nicht weiter eskaliert ist. Natürlich hatten die sich mit der Auslöschung Illiums und dem Angriff auf ein paar andere Kolonie in den Terminus-System ganz schön was erlaubt, nur die Ratsvölker hielten Zurückhaltung in diesem Moment für die bessere Lösung. Tatsächlich, wie er aus den Berichten entnehmen konnte, hatte man sich schon auf einen Krieg gegen die Morjaner vorbereitet und wäre sogar bereit gewesen den Erstschlag zu führen. Die massive Aufrüstung in den letzten Monaten war dabei nicht unbedingt nur zur reinen Verteidigung gedacht. Die Asari wollten Rache für Illium, die Turianer hätten sowieso mitgemacht, da sie die Morjaner mit Sicherheit als eine zu große Gefahr und Bedrohung ihrer Position ansahen, und die Salarianer ebenso. Sie hätten es sich wohl nie verzeihen können, wären die Morjaner zuerst in die Offensive gegangen. Als ersten Schlag hätten die Salarianer auf die kriegswichtige Infrastruktur ihres Gegners gezielt, um ihn nachhaltig zu schwächen, so wie sie es in jeden Krieg gemacht haben. Nur genau da lag das Problem. Wo lag diese Infrastruktur und wie groß war sie wirklich? Zu dem damaligen Zeitpunkt wusste man über die Morjaner nichts, außer der Tatsache das sie wie Menschen aussehen und ziemlich große Waffe vorzogen. Somit war man gezwungen sich die nötigen Informationen unter allen Umständen zu besorgen, denn es ist Selbstmord gegen einen Gegner in den Krieg zu ziehen, den man nicht kennt, geschweige von wo er seine Kräfte und Mittel bezieht. „Aber.“, merkte Liara an zögerlich. „Wenn sie bereits seit 1.200 Jahren die interstellare Raumfahrt betreiben, wie kann es dann sein, das sie noch nie einer anderen Spezies begegnet sind?“ „Wir sind schon anderen Spezies begegnet, mehreren sogar, nur keine davon betrieb Raumfahrt. Alle waren recht primitiv und standen noch am Anfang ihrer Entwicklung. „Nur aus Neugier: Wie haben sich diese Völker entwickelt nach dem ersten Kontakt? In einem Jahrtausend hätte man von ihnen bestimmt viel voneinander lernen können.“, fuhr Liara fort, obwohl sie selbst nicht daran glaubte was sie sagte. Plötzlich begann Sinari laut zu lachen und Sirius und Ibro sahen sich etwas bedrückt an. „Was das betrifft ... es gab zu Komplikationen.“, sagte Sirius. „Was verstehen Sie unter Komplikationen?“, fragte Liara. „Exodus.“, warf Sinari ein. „Was ist das? Eine Umsiedlung?“ „Ich glaube ich haben diesen Begriff schon mal gehört. Sie, Ibro, erwähnten das kurz vor dem Flug zum Mars. Irgendwas mit den beiden hier.“, meinte Shepard. In dem Moment begannen sich die Augen der beiden Geschwister zu weiten und sie blickten gleichzeitig zu Ibro. Bei dem weiteten sich ebenfalls die Augen, nur hier war eine gewisse Angst der Auslöser. Nur sehr langsam drehte er sich den beiden zu. „Was hat du erzählt?“, fragte Sinari. „Nicht viel. Nur die ein bisschen von der Sache auf Tolan 2. Aber wirklich nicht viel“, erwiderte Ibro. „Sie sprachen von einem Hinterhalt.“, ergänzte Shepard. „KÖNNEN SIE NICHT EINFACH DEN MUND HALTEN, SIE SKOB!!!“, blaffte Ibro Shepard an. „Ibro.“, begann Sirius. „Die Sache ist noch nicht vorbei.“ „Können wir jetzt darauf zurückkommen was ein Exodus ist? Sie können ihre Differenzen untereinander später beilegen. Meinetwegen kann ich ihnen dafür auch den Hangar räumen.“, bot Shepard an. „Wieso? Was habe ich ihnen getan?“, fragte Ibro fast schon weinerlich. Shepard hatte ganz vergessen wir die Morjaner untereinander Differenzen beilegten. Jetzt fiel es ihm wieder ein. Dumm gelaufen „Um auf ihre Frage zurückzukommen. Es ist ganz simpel ...“, begann Sinari, bis Sirius die Hand hob und sie augenblicklich zum Schweigen brachte. „Ein Exodus ... das ist eine Art Vorgang ... wir erkläre ich das am besten ... die Menschen haben einen Begriff dafür: Völkermord.“ Shepard schluckte. „Völkermord?“ „Völkermord.“, bestätigte Sirius. Alle Anwesenden waren entsetzt. Hatten sie das soeben richtig verstanden? Völkermord? „Ein Exodus ist eine großangelegte militärische Operation auf globalem Niveau deren Ziel einzig und allein die Eroberung eines Planeten und die vollständige Auslöschung der gesamten indigen Population ist. Keine der Spezies die wir in der Vergangenheit trafen lebt heute noch, ausgenommen die raumfahrenden Völker, die wir nach unserem Erstkontaktkrieg entdeckt haben. Jetzt drehte Sirius ordentlich auf. Innerlich entsetzt, aber schweigend stand Shepard auf und entfernte sich einige Meter vom Tisch. Er wusste das die Morjaner Monster waren, aber das setzte dem ganzen die Krone auf. Mit einem Mal kam es ihm so vor als seien sie noch schlimmer als die Reaper. „Wieso tun sie sowas?“, fragte Liara aufgelöst. „Dafür gibt es mehrere Gründe. Der wichtigste ist der Bedarf nach bewohnbaren Welten und Rohstoffen, allem voran weil unsere Wirtschaft inzwischen von einer ständigen Expansion und Aufrüstung abhängig ist. Andernfalls droht uns der Kollaps. Dann noch als Training für unsere Truppen, oder die Erprobung neuer Waffensysteme. Ursprünglich waren Exoduse das Resultat gewaltsamer Zwischenfälle zwischen Kolonisten und Einheimischen, inzwischen sind wir aber dazu übergegangen Exoduse bereits beim ersten Kontakt durchzuführen.“, erklärte Sirius für alle unverständlich gelassen. „Aber ... sie löschen Völker aus ... ganze Spezies ... haben sie denn kein Gewissen? Haben sie dabei nicht irgendwelche Bedenken?“, wiederholte Liara entsetzt. „Wieso sollten wir?“, erwiderte Sirius, der die Aufregung um das Thema nicht verstand, immerhin hatten er und Sinari doch schon selbst an einem Exodus beteiligt gewesen. „Wie könne sie nur soweit gehen. Wie können sie nur so gelassen darüber reden als wäre es nichts? Wo hat das ganzen seinen Ursprung genommen? Ist das ebenfalls Teil ihrer ... genetischen Kontinuität?“, fragte Shepard. „War es nie. Es hat sich im Laufe der Zeit ergeben und entwickelt. Der Ursprung liegt jetzt fast 1.200 Jahre zurück, als wir unsere erste interstellare Kolonie auf dem bewohnbaren Mond eines Gasriesen gründeten, der mit Wäldern überzogen war. Auf ihm hatten wir das erste Mal in unserer Geschichte Kontakt mit einer fremden Spezies. Sie lebten in einem sehr primitiven Stammessystem und waren von humanoiden Erscheinungsbild, aber unterschieden sich deutlich von uns. Wie wir waren sie intelligent und vernunftbegabt.“, erklärte Sirius. „Pah!“, stieß Liara aus, als sie das Wort vernunftbegabt aus dem Mund eines Morjaners hören musste. Sirius ignorierte es. „Zu der damaligen Zeit befanden wir uns in einer Art Aufbruchsstimmung. Wir dachten wirklich wir könnten einen Neuanfang wagen. Unser aggressive Art hinter uns lassen. Weg von dem Horror, den wir einst über unsere Heimat brachten. Wir begannen aktiv mit den Einheimischen zusammenzuarbeiten. Wir lernten ihre Sprache und sie unsere. Wir betrieben sogar Handel miteinander. Heute wissen wir das das alles Schwachsinn war. Wir konnten unserer Natur nicht entkommen und akzeptierten dies schon bald. Es dauerte nicht lange bis erste Differenzen aufkamen - so wie es immer der Fall ist, wenn zwei komplett unterschiedliche Parteien aufeinander treffen. Die Kolonie stellte für uns einen bedeutenden Ausgangspunkt für die weitere Besiedlung dieses System dar. Wir waren auf dessen Rohstoffe angewiesen, um diese Projekte verwirklichen zu können und geduldig waren wir nie sonderlich. Unser Raubbau führte zur Konfrontation mit den Einheimischen dem schon bald offene Kampfhandlungen folgten. Letzten Endes stand die Kolonie einer Übermacht an Gegnern gegenüber und hatte nicht die Mittel sich ausreichen dagegen zu schützen. Wir unterlagen. Die Kolonie und alle Kolonisten wurden ausgelöscht.“ „Hatten Sie nicht die Möglichkeit Verstärkung zu organisieren?“, fragte Amari ebenfalls sichtlich gelasen. Genau wie die Morjaner sah sie die Sache nicht so eng, weil ihr das ganze Thema an sich vollkommen egal war. „Nein. Die Möglichkeit blieb uns verwehrt. Damals nutzten wir noch konventionelle Antriebe für die Reise und die Transporter mit den Kolonisten und Material brauchten fast ein Jahrzehnt nur um ihr Ziel zu erreichen.“ „Autsch.“, sagte Amara mit einer leicht kindlichen Stimme. „Wie ging es danach weiter. Dabei belassen habt ihr es bestimmt nicht?“ „Natürlich nicht. Wir wollten Rache. Unser gesamtes Volk wollte Rache. Sofort. Und wir waren nicht bereit länger zu warten, oder eine andere Lösung zu akzeptieren.“ „Sofort geht ja schlecht, wenn die Reise ja ein Jahrzehnt dauert.“, erwiderte Amara mit einem Lachen, dem sich Sirius anschloss. „Das stimmt, nur soviel Geduld hatten wir nicht. Der Schlüssel zum Erfolg lag in der Entwicklung unserer Überlichtgeschwindigkeitsantriebe. Bereits mit den ersten Versionen verkürzten wir die Reise auf nur drei Monate. Mit der nachgerüsteten Schutzflotte Morjan Primes und einem Millionenheer holten wir unsere Kolonie zurück und löschten alles Leben auf dem Mond aus. Es war der allererste Exodus überhaupt, die Geburtsstunde der Totenkopflegionen und der Beginn einer umfangreichen, interstellaren Expansion, ein System nach dem anderen. Eine Expansion die bis heute anhielt.“ Shepard blieb ruhig. Er hatte die Bestätigung das die Morjaner tatsächlich ÜLG-Antriebe entwickelt hatten, die nicht auf Element Zero angewiesen waren. Allem voran weil sie ihre protheanischen Archive ja gesprengt hatten. Mit einer Atomwaffe, bestimmt um auf Nummer sicher zu gehen. Wahrscheinlich blieben sie deshalb so lange unentdeckt. Sie verwendeten zur Expansion nur ihre eigenen Antriebe und nicht die Massenportale, welche ja die Ausbreitung der Völker beschleunigten. Mit Sicherheit wussten sie bis zum ersten Kontakt nicht wie die Massenportale funktionieren, oder wollten es einfach auch nicht wissen. Das sah man im Argos-Sytem, in dem nur ein Massenportal von mehreren anderen aktiv war und sie trotzdem ihre Gegenoffensive führen konnten. Shepard beließ es bei den Gedanken und würde versuchen sie später darauf erneut anszusprechen. „Aber ... sie löschen ganze ... Völker aus .... gibt es denn ... keine andere ... Lösung ...“, stotterte Liara heraus. „Die gibt es nicht. Da Sklaverei in jedem Fall verboten ist, diese Wertvorstellung übertragen wir eigenartigerweise auch auf andere Spezies, erfüllt die indigene Population für uns keinen Zweck mehr und um die Gefahr neuer Kampfhandlungen zu vermeiden gewähren wir ihnen die Gnade eines schnellen Todes. „Wie viele habt ihr bereits auf dem Gewissen. Wie viele mussten für euren ... Bedarf ... eure Bedürfnisse sterben?“, fragte Liara. „Wir haben nie eine genau Statistik darüber geführt. Die Zahlen könnten in die Billionen, oder auch Billiarden gehen. Das Problem dabei ist das wir keinen Unterschied zwischen intelligenten Völkern und sonstigen Tieren machen, die ebenfalls für Probleme sorgen könnten.“ „Sie sind Monster. Sie sind nicht besser als die Reaper.“, sagte Liara. „Nein.“, widersprach Sirius. „Wir sind effizienter. Die Galaxie ist ein einziges Chaos und wir sind die einzigsten die hier für Ordnung sorgen können, weil wir die Entscheidungen treffen zu denen niemand anderes bereit ist. Ihre Völker würden ein Problem solange ignorieren bis es ihren eigenen Untergang bedeutet. Soweit würden wir es nicht kommen lassen. Die Reaper sind das beste Beispiel hierfür. Und in Ihren Augen mögen wir Monster sein, aber nur mit einem Monster können sie andere Monster wie die Reaper bekämpfen.“ Immer noch stand den Leuten die Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. Kaum einer von ihnen wagte, oder traute sich gar jetzt etwas zu sagen. In dem Moment stand Liara wortlos auf und ging weg. Ihr war das ganze jetzt einfach zu viel. Mit ihr verabschiedete sich fast die Hälfte der anwesenden Crew auf dem Deck. „Man sieht schon wer fähig ist schwierige Entscheidungen zu treffen.“, kommentierte Sinari abwertend Shepard atmete tief durch. Ja, die Morjaner waren Monster, die ohne zu zögern jeden vernichten würden der sich ihnen in den Weg stellen würde, aber Sirius hatte recht. Um mit den Reapern fertig zu werden brauchten sie die Hilfe der Morjaner. Akzeptieren würde er das alles trotzdem nicht. „Weiß euer Volk davon Bescheid?“, fragte er und sah wie Sirius den Kopf zur Seite neigte. „Mein Gott. Sie verschweigen es ...“ „Sind Sie verrückt? Als ob man solch große Aktionen vertuschen könnte. Das kein Geheimnis. Jeder weiß davon Bescheid. Das einzigste worüber sie sich bei uns überhaupt beschweren ist wenn sie an einem Exodus nicht selbst teilnehmen konnten.“ Shepard sah Sirius völlig entgeistert an. „Das ist ... nicht möglich.“ „Doch. Bei uns gilt die totale Wehrpflicht. Jeder Morjaner ist dazu verpflichtet mit Erreichen der Volljährigkeit im Alter von 15 Jahren einen einjährigen Militärdienst abzuleisten, der sich in ein halbes Jahr Grundausbildung und ein halbes Jahr Garnisonsdienst aufteilt. Auf Wunsch kam man vorzeitig mit 14 Jahren damit anfangen und die absolute Mehrheit macht das auch. In dieser Zeit wird ermittelt in welchem Beruf man sich nach seiner Dienstzeit im Zivilleben am besten eignen würde. Obwohl wir stets viele Willige haben kann immer nur ein Bruchteil fest in die aktiven Streitkräfte übernommen werden und bleiben es dann ein Leben lang. Manche die nicht übernommen werden treten der Raumflotte bei und die anderen, die in den zivilen Sektor wechseln betrieben den passiven Militärdienst.“ „Was ist ein passiver Militärdienst?“ „So bezeichnen wir unsere Miliz. Fast unsere gesamt Zivilbevölkerung nimmt ihn in seiner Freizeit wahr. Diese Verbände werden vom aktiven Militär unterstützt, organisiert und versorgt. Sie sollten sich über eine Sache stets im Klaren sein, Shepard. Der Morjanische Verbund ist kein Staat so wie sie ihn kennen. Bei uns besitzt das Militär einen Staat. Es ist der Staat. Der Morjanische Verbund ist nichts weiter als eine einzige, gigantische, militärische Organisation und Operation. Aus diesem Grund spricht man oft scherzhaft nicht vom Morjanischen Verbund, sondern Morjanischen Verband.“ Plötzlich fing Sinari unverständlicherweise herzlich an zu lachen. „Das ist ein Wortwitz der wohl mit der Übersetzung verloren geht.“, fuhr Sirius fort. Shepard wurde langsam bange. Lange Zeit hielt man die Turianer aufgrund ihrer militaristisch orientierten Zivilisation für Kriegstreiber und jetzt musste man feststellen das sie im Vergleich zu den Morjaner regelrecht unschuldige Waisenkinder waren „Sie wollen mir nicht wirklich sage das ihr Volk damit zufrieden ist?“ „Doch das ist es in der Tat. Der Verbund garantiert einen umfassenden Schutz und Untersützung für jedes einzelne Mitglied der Gesellschaft und erwartet im Gegenzug nur seinen Dienst und Loyalität Und jeder ist bereit diese Gegenleistung zu erfüllen. Im Vergleich zum Rest der Galaxie sind bei uns Armut, Arbeitslosigkeit, Kriminalität und soziale, wie wirtschaftliche Ungerechtigkeit praktisch kaum existent, da jeder Morjaner freiwillig einen Beitrag zum Wohlstand der gesamten Gesellschaft leistet. Wir haben eine hochentwickelte medizinische Versorgung, die jeder jederzeit in Anspruch nehmen kann, genauso wie eine kostenlose Grundversorgung mit Strom, Wasser, Lebensmitteln und anderen lebenswichtigen Gütern und einer umfangreichen Schulbildung. Im Gegenzug haben wir den mit Abstand höchsten Steuersatz der gesamten Galaxie, doch das System funktioniert. Natürlich muss ich zugeben das es auch Subjekte gibt die damit nicht einverstanden sind und offen gegen uns opponieren. Den einen, oder anderen Aufstand, oder gar Rebellion haben wir schon hin und wieder und in solchen Fällen bezieht unser Volk immer sofort Stellung. Noch bevor wir unsere aktiven Truppenverbände vor Ort eintreffen haben die Milizen und Polizeitruppen den Gegner meistens schon überwältigt und ausgeschaltet. Das zeigt uns das wir eine Regierungsform geschaffen haben, die die volle Unterstützung vom Volk hat.“ „Wie sieht es mit dem morjanischen Wirtschaftssystem aus? Sie sagten ja Expansion und Rüstung stellt ein Kernelement ihrer Wirtschaft dar. Betreiben sie auf all ihren Planeten Raubbau?“, fragte Shepard. „Nein, nein.“, begann Sirius und schüttelte den Kopf. „Expansion und Rüstung sind einfach nur die wichtigsten Elemente, weil sie den größten Teil unserer Ressourcen in Anspruch nehmen und für viele Morjaner Arbeit bieten. Raubbau hingegen, oder zumindest ein raubbauähnliches Vorgehen findet nur bei der Kolonialisierung neuer Welten statt und das auch nur in den ersten ein, oder zwei Jahrzehnten. Nur solange bis man die wichtigsten Grundlagen in Form von Infrastruktur, Industrie, Landwirtschaft und Bevölkerungszentren geschaffen hat, sodass sich die Kolonie selbst versorgen kann. Natürlich werden einiges an Material in der Zeit auch eingeflogen, nur das reicht oftmals nicht. Erst danach setzt man auf Nachhaltigkeit und einen vorsichtigeren Umgang mit dem Planeten. Die Erfahrung hat gezeigt das sich die kurzfristigen Schäden an der Natur durch den schnellen Aufbau am Anfang schnell wieder beheben und lassen. Dagegen sind ein oder zwei Jahrzehnte nicht genug, um mittel- bis langfristigen Schäden zu verursachen und selbst wenn lässt sich das durch ein kleines, angepasstes Terraforming beheben. Die Wirtschaft selbst ist bei uns sehr zentralisiert und wird vom Ministerium für Ressourcenverwaltung, Wirtschaftsplanung und -entwicklung geleitet. Ich weiß, langer Name. Das Ministerium organisiert die Verteilung von Arbeitskräften und Rohstoffen, verwaltet die Erzeugnisse, überwacht dessen Verteilung und alle weiteren wirtschaftlichen Entwicklungen in unserem Reich. Sie würden dieses System eher als Zentralverwaltungswirtschaft bezeichnen. Wann immer wir neue Rohstofflager finden, egal ob bewohnbare, oder unbewohnbare Planeten, Monde, oder gar Asteroidenfelder, das Ministerium ist zuerst vor Ort und bestimmt den wirtschaftlichen Nutzen der Funde und wie sich dieser in Zukunft am besten einsetzen lässt.“ „Aber wenn alles zentral kontrolliert und geregelt wird besteht dann nicht die Gefahr das den Planern, sagen wir bei Fehlentwicklungen, nicht die Gefahr besteht das wichtige Informationen fehlen könnten und sie falsche Entscheidungen treffen könnten?“ „Eigentlich nicht. Es läuft eher anderes herum. Als einzige Instanz haben sie den totalen Überblick über sämtliche wirtschaftlichen Vorgänge. Es gibt ja nur eine Instanz an die man seine Berichte schicken muss. Nicht so wie bei ihnen wo jeder sein eigenes kleines Spiel treibt. Sollte es trotzdem zu Problemen kommen, sagen wir durch Naturkatastrophen, oder andere Ereignisse, die man nicht vorhersehen, oder beeinflussen konnte, dann benachrichtigt man sofort das Ministerium, was die Situation analysiert, neu bewertet und berichtigt und gegebenenfalls auch Soforthilfe leistet. Fehlentwicklungen sind daher selten, können aber trotzdem passieren, denn niemand ist perfekt. Manchmal auch durch falsche Prognosen, das war in der Anfangszeit des Ministeriums der Fall, aber mit der Zeit verbessert man sich und das System immer weiter.“ „Wie sieht es mit Versorgungsengpässen aus? Als Resultat einer falschen Entscheidung, Einschätzung, oder Entwicklung?“ „Wie gesagt diese Probleme hatten wir am Anfang, als unsere interstellare Expansion erst begann. Der Interplanetare Kolonialkrieg beispielsweise war das Resultat von Versorgungskrisen und führte letztendlich zur Gründung des Ministeriums. Bei uns ist die Wirtschaft ausschließlich darauf ausgerichtet genügend Arbeitsplätze zu bieten und das Volk und Militär im ausreichenden Umfang mit Gütern und Material zu versorgen und nicht irgendwelchen Gewinn zu erwirtschaften. Versorgungsengpässe sind kein Problem, weil sich alle nach den sogenannten Quoten richtet. Förderquoten und so. Diese Quoten bestimmen in welchem Umfang die produzierende Unternehmen Erzeugnisse bereitstellen müssen um den allgemeinen Bedarf zu decken. Wenn man es genau betrachtet sind diese Quoten recht moderat angesetzt, denn die tatsächliche Produktion ist oftmals deutlich höher. So können wir stets ausreichende Lagerbestände aufbauen, auf die wir im Notfall zurückgreifen können, wenn es nötig wird.“ Shepard atmete durch und blickte kurz zur Decke. „Sirius, werden Sie die Praxis der Exoduse weiterführen?“, fragte er. „Ja. Es gibt keinen Grund sie einzustellen.“, antwortete dieser. Niedergeschlagen atmete Shepard erneut tief durch. „Allerdings gehe ich davon aus das Exoduse in naher Zukunft kaum noch erforderlich sein werden.“, ergänzte Sirius. „Wie das?“ „Dank unserer Erfahrung und Fortschritte im Terraforming werden wir innerhalb des nächsten Jahrzehntes mindestens 100 neue Planeten und mehr bewohnbar gemacht haben, die ursprünglich nach unseren Definitionen als lebensfeindlich galten. Mit diesem Zugriff auf Lebensraum und Rohstoffe direkt in unserem Reich werden wir unsere Expansion endlich besser kontrollieren können.“ „Vorausgesetzt sie überleben die Reaper.“, meinte ein Besatzungsmitglied. „Davon gehen wir aus.“ „Mh ... ganz schön selbstsicher ... wozu brauchen sie eigentlich so viel ... Lebensraum und Rohstoffe? Wie kann das die ganzen Exoduse rechtfertigen?“, fragte Shepard und versuchte sich auf die nachfolgende Antwort vorzubreiten. „Jedes Jahr wächst unsere Bevölkerung um mehr als zwei Milliarden. Und die Rate steigt ständig an. Zwei Milliarden hungriger Mäuler wollen jedes Jahr mit Gütern, Kleidung, Nahrung und Wohnraum versorgt werden. Wir müssen alle paar Jahren mindestens einen bewohnbaren Planeten entdecken um das kompensieren zu können. Unsere gesamte Wirtschaft ist davon abhängig.“ „Meine Fresse! Das ist viel. Da kann sich so mancher wohl nicht zurückhalten. Schon mal was von Verhütungsmiteln gehört? 5 Minuten Spass können einem ganz schnell das Leben versauen.“, stieß Amara aus. Viele aus der Crew sahen Amara für ihre offene und direkte Art entsetzt an. Die Morjaner hingegen kümmerte das wenig. „Wie kann ich bitte das verstehen?“, fragte Sirius. „Ich glaube das ist eine Anspiegelung auf die Fortpflanzung. Anders als bei uns scheint der Reproduktionsvorgang bei anderen Völkern nicht nur ausschließlich der Fortpflanzung zu dienen, sondern auch einer sehr eigenartigen Form von Vergnügen.“, erklärte Ibro. Das lies Sinari und Sirius ziemlich dumm aus der Wäsche blicken. „Heißt das etwa das bei euch Sex einzig und allein der Fortpflanzung dient und mehr nicht?“, fragte Amara. „Ja.“ „Boah, kein Wunder das ihr ständig so daueraggressiv seid.“ Daraufhin zeigte Sinari Amara den Vogel, nur das Tippen mit dem Finger an den Kopf hatte eine ganz andere Bedeutung. „Hier ungefähr, mitten in unserem Gehirn, sitzt das Dezidierte Nervensystem. Es produziert ununterbrochen Testosteron und andere Hormone, die eine Steigerung der Aggressivität bei uns bewirken. Das sogenannte Aggressive Potential. Mit der Zeit müssen wir dieses angestauten Aggressionen abbauen, was nur durch die Ausschüttung natürlichen Adrenalins möglich ist, das die angereicherten Hormone neutralisiert. Das geschieht meist durch kontrollierte Kämpfe untereinander, oder anderen fordernde Tätigkeiten.“, erklärte Sinari. „Kontrollierte Kämpfe?“. „Man bekämpft sich gegenseitig ein paar Minuten mit blanken Fäusten. Die effektivste Art das Aggressive Potential abzubauen. Passiert das nicht werden wir mit der Zeit immer ungeduldiger, reizbarer, bis wir irgendwann bei der erstbesten Gelegenheit in den Kampf übergehen. Sogar politische Beamte führen so was durch, weil sie danach klarer denken können und eher auf eine akzeptablere Lösung kommen. So ist schon so manche Freundschaft entstanden. Allein das wir hier sitzen und so gelassen mit ihnen über alles reden ist nur darauf zurückzuführen das wir auf der Erde und dem Mars gekämpft und sogar getötet haben.“ „Warum habt ihr es dann nicht auch so gemacht um eure eigenen Weltkriege zu verhindern?“ „Weil wir einfach die Kriege wollten, egal gegen wen.“ Allmählich wurde Shepard einiges klar. Die Morjaner waren Opfer ihrer eigenen Natur. Kein Wunder das sie so drauf waren. Es bestätigte die ganzen Berichte. „Ich glaube wir sind irgendwie etwas vom Thema abgekommen. Wo waren wir zuletzt ... Achso ... Sie sagten sie hätten zwei Milliarden Zuwachs pro Jahr? Sicher?“, fragte Shepard. „Ja. Unsere Reproduktionsrate liegt derzeit nur knapp über der der Menschen, aber wir haben auch eine höhere Lebenserwartung im Gegensatz zu den Menschen.“, erklärte Ibro. „Jetzt mal Klartext. Wie groß ist der Morjanische Verbund? Wie viele Einwohner hat der Morjanische Verbund?“, fragte Shepard. Ibro sah kurz zu Sinari, die nur mit den Schultern zuckte und blickte weiter zu Sirius, der bereits die Antworten lieferte. „Das Gebiet des Morjanischen Verbundes hat in seinen Ausmaßen einen Durchmesser von bis zu 2.000 Lichtjahren. In diesem Bereich liegen um die 400 bis 500 bewohnten Welten. Ich kam nie dazu mir die neusten Ergebnisse der Volkszählung anzusehen, aber ich weiß das es nach den letzten Zählungen irgendwo so bei 630 Milliarden lag. 630 Milliarden! Eine kaum vorstellbare Zahl. Shepard stockte augenblicklich der Atem. Da draußen gab es weit mehr als 40-Mal mehr von diesen genetisch veränderten Menschen als richtige Menschen. Das ergab keinen Sinn. Das ergab überhaupt keinen Sinn mehr. Wie konnte es von denen nur ein vielfaches mehr geben? Wer war nun zuerst da gewesen? Morjaner, oder Menschen? Obwohl die Antwort auf diese Frage simpel sein mag ließen ihn die neusten Erkenntnisse doch zweifeln. Shepard raste ein anderer, schrecklicher Gedanke durch den Kopf. „Wie groß ist euer Militär?“ „In friedlichen Zeiten, also vor dem Erstkontakt hatten wir standardmäßig 5% unserer Bevölkerung im aktiven Militärdienst. Nach dem Angriff auf Illium haben wir den Wert auf 10% angehoben und wollten bis Ende des Jahres ihn nochmals auf 25% erhöhen. Wegen dem Angriff der Reaper befahl Minari die Mobilisierung aller Ressourcen für den Krieg. Wir werden daher alle verfügbaren Industrien auf die Produktion von Kriegsgütern umstellen und bis zu 80% unserer Bevölkerung in den aktiven Militärdienst einziehen.“ Shepard schluckte. 30 Milliarden Soldaten in Friedenszeiten, über 60 Milliarden nach dem Erstkontakt und jetzt? 80% der gesamten morjanischen Bevölkerung unter Waffen? Das waren mehr als 500 Milliarden Soldaten. 500 Milliarden dieser hochgerüsteten Monster. Würde die Bedrohung durch die Reaper nicht bestehen und wären die Citadel-Völker jemals in die Offensive gegangen ... Sie hätten keine Chance gehabt. Niemals. Die Morjaner hätten jeden Widerstand einfach überrollt wie mit einer Dampfwalze. Nein! Die Zahlen konnten nicht stimmen. Das war unmöglich! „Das glaube ich nicht. Das kann ich nicht glauben. Wie sollte man solche Massen überhaupt ausrüsten, geschweige versorgen?“, stieß Shepard aus. In dem Moment nahm Sinari das G3-ähnliche Sturmgewehr hoch, entfernte das Magazin, entlud es und legte es auf den Tisch. „Kommen Sie her, Shepard.“, rief sie zu ihm und schob das Gewehr ein Stück vor. Mit etwas Überwindung ging Shepard zurück zu den Morjanern und griff vorsichtig nach dem Gewehr. „Darf ich?“ Sinari bestätigte das mit einem Nicken. Shepard nahm das Gewehr auf und betrachtete es genau. Es war recht schwer und wog mit Sicherheit um die zehn Kilo – beinahe zwei- bis dreimal so viel wie eine Mattock. Ihre Maschinengewehr waren garantiert noch schwerer, trotzdem schien es die Morjaner nicht sonderlich einzuschränken, wie er auf dem Mars sehen konnte. Das Gewehr selbst sah aus wie ein Relikt aus alten, längst vergessenen Kriegen auf der Erde und letztendlich war es das auch. Als Munition verwendete es massive Projektile die über chemische Ladungen in den Patronenhülsen im Lauf gestartet wurden. Nachgeladen wurde dabei über austauschbare Magazine. Der Auslöser war dabei ein mechanischer Abzug. Zielen erfolgte nicht über VI-Zielhilfen, oder Head-Up-Displays im Helm, sondern ausschließlich über Kimme und Korn, oder zusätzlich anbaubare Zielfernrohre. Automatische Stabilisierungssysteme, oder Rückstoßminderer gab es, bis auf eine Mündungsbremse am Ende des Laufes nicht. Beim Schießen musste man die Waffe einfach gut festhalten und den Gewehrkolben an die Schulter drücken. Eigentlich machte man es heute stellenweise noch genauso, nur hier war es die einzigste Option. Im Zeitalter von auf Masseneffekttechnologie basierenden Hochgeschwindigkeitswaffen ein schlechter Scherz. Nur dieser schlechter Scherz war absolut tödlich. Die Geschosse erreichten problemlos mehrfache Schallgeschwindigkeit und entwickelten genug kinetische Energie, um sich mit zeitgemäßeren Waffen jederzeit messen zu können. Zwar waren die Sturmgewehre gegen kinetische Schilde nur bedingt effektiv, aber ihre panzerbrechende Wirkung, allein schon die der regulären Munition, übertraf beinahe alles. Selbst die Rüstungen von Kroganern und sonstige Deckung auf dem Schlachtfeld waren dagegen nicht sicher. Man konnte mit ihnen sogar die Panzerung von schweren Gefechtsfahrzeugen ernsthaft beschädigen, ja das Fahrzeug sogar selbst ausschalten, sollte der kinetische Schild versagen. Auch diese Waffe tauchte in den Berichten des Citadel-Rates auf. Scheinbar konnten auf Illium eine Handvoll dieser Waffen sichergestellt und in Forschungslabore zur Analyse gebracht werden. Nur die erhofften bahnbrechenden Erkenntnisse blieben aufgrund der altbewährten und altbekannten Technik aus. Verwunderlich bei einer Zivilisation die Zugriff auf Terraforming, alternative ÜLG-Antriebe, Super-KIs, Antischiffslaser und Fusionskanonen hat. „Das ist die Maras-7, das Standardsturmgewehr der Morjanischen Armee. Unser ältestes und das am meisten produzierte Gewehr der Galaxie. Durch dieses Sturmgewehr sind bereits Milliarden LEben vernichtet worden. Vergessen Sie unsere Atomwaffen, denn dies ist die wahre Massenvernichtungswaffe. Diese Waffe war bereits in den letzten Weltkriegen im Einsatz und hat sich bis heute kaum verändert.“, erklärte Sinari. „Moment. Sie wollen mir nicht wirklich erzählen, das sie dieses Gewehr bereits seit 1.200 Jahren im Einsatz haben und seither nichts verändert haben!“, unterbrach Shepard. „Natürlich nicht. Wir haben es bereits seit 1.500 Jahren im Einsatz und haben immer wieder kleinere Änderungen daran vorgenommen, doch abgesehen von den verwendeten Materialien ist die Waffe immer noch dieselbe wie von damals. Sie funktioniert nach wie vor unverändert nach dem gleichen mechanischen Prinzip. Davon haben aktuell mindestens zwei Billionen Gewehre. Das heißt wir können unser gesamtes Volk dreimal damit ausstatten. “ „Ok. Das ist jetzt wirklich ein schlechter Scherz.“, meinte Shepard. „Es entspricht der Wahrheit.“, gab Sirius dazu. „Unser größter Vorteil gegen die Reaper sind unsere Waffenlager. Rüstung war schon immer einer der wichtigsten Industriezweige des Verbundes und wenn man über ein Jahrtausend lang nur Waffen produziert entstehen dabei gewaltige Lagerbestände. Viele Waffen und Ausrüstungen befinden sich dabei auch in den Händen des Volkes durch die Organisation in den Milizverbänden. Dadurch könnten wir auf jede potentielle Invasion eines Planeten sofort mit einer gut ausgebildeten und ausgerüsteten Verteidigung reagieren, bis Verstärkung eintrifft. Einziger Nachteil: Durch die Volksbewaffnung sind auch separatistische Bewegungen stets gut ausgerüstet.“ Shepard hielt es immer noch für einen schlechten Scherz. Was er dabei übersah war das mit der Zeit immer fortschrittlichere und robustere Materialien verwendet wurden, was den Einsatz leistungsstärkerer Treibladungen gestattete, wodurch die Feuerkraft erheblich gesteigert werden konnte. Dadurch war das Gewehr mit dem Rest in der Galaxie konkurrenzfähig. „Diese Waffe ist absolut unverwüstlich und lässt sich in jeder erdenklichen Umgebung einsetzen – egal ob Wüsten, Dschungeln, oder Eislandschaften. Man kann es für Jahre in ein Schlammbad legen, komplett versenken und vergraben, sobald es wieder rausholt ist es ohne jegliche Vorbereitung sofort einsatzfähig. Nach diesem Schema bauen wir all unsere Waffen und die Erfahrung gibt uns recht. Wer braucht schon schwebende Panzer, die nicht mal einen einzigen Granattreffer aushalten können.“, fuhr Sinari fort. Shepard pfiff. Das war in jeder Hinsicht beeindruckend. Er musste an den Hammerhead denken der bereits in der ersten Stunde auf Argos 3 zerschossen wurde, als sie noch in ihm drinnen saßen. Vielleicht spielte sie sogar unbewusst darauf an. Kein Wunder das ihre Waffen so ungewöhnlich wirkungsvoll waren. Die Morjaner hatten sie für ihre eigenen Kriege entwickelt, um sich gegenseitig abzuschlachten und da man wusste wie widerstandsfähig ihre Körper waren wurde klar das die Morjaner ihre Kriege auf einem ganz anderen Niveau führten, einen sehr viel intensiveren und weitaus härterem, als alle anderen bekannten Völker. „Mh. Da haben wir die Reaper auf der einen Seite und ihr Ziel, alles Leben in der Galaxie zu vernichten, auf der anderen Seite. Dazwischen stehen nur die Morjaner mit einem endlosen Vorrat an Soldaten. Wäre ich jetzt ein Reaper, dann würde mir das ganze ziemlich stinken.“, sagte Amara. „Unser Vorrat an Soldaten ist nicht endlos. Das wäre er nur wenn die Verluste niedriger wären, als unsere Zuwachsrate. Aber sie sollten sich über eine Sache im klarem sein. Unser gesamtes Militär dient vorwiegend der Verteidigung unseres Reiches.Ja, es kann im Angriff schwere Schläge austeilen wie wir es gegen Illium und andere Welten bewiesen haben, aber es verfügt nur in einem sehr begrenzten Umfang über offensive Fähigkeiten. Selbst vor dem Erstkontakt hatten wir kaum die Möglichkeit auch nur annähernd ein Prozent unserer Bodentruppen zu verlagern. Dafür haben wir einfach nicht genügend Transportschiffe. Sie reichen für nicht mehr als 100 Millionen Soldaten um den einen, oder anderen Exodus zu führen. Der Großteil wird auf ihren Planeten bleiben, aber in ständiger Einsatzbereitschaft. Erst wenn unsere Welten direkt angegriffen werden können sie zum Einsatz kommen. Selbst während der Argos-3-Krise mussten wir für Flotten und Truppenteile aus unserer Verteidigung nehmen und separate Angriffsgruppen bilden, damit wir überhaupt Illium und andere Ziele angreifen konnten. Erst mit der zunehmenden Erkenntnis über die Reaper und der Bedrohung durch einen erneuten Angriff von Seiten der Citadel-Völker bauten wir unsere offensive Fähigkeiten aus. Die mehreren Hundert Milliarden Soldaten nützen uns da gar nichts. Sie sind nur unsere Reserven aus denen wir schöpfen können.“ Shepard schluckte. Sirius redete davon als seien 100 Millionen Soldaten nichts. Damit hätten sie jede Kolonie der Allianz, wahrscheinlich sogar die Erde selbst, einfach überrannt. Er fragte sich wer im Falle eines Krieges wohl den ersten Schlag gemacht hätte, denn im Moment sah es aus als hätten die Morjaner, trotz ihrer Art, mehr Angst vor dem Rest der Galaxie gehabt, als umgekehrt. „Eine Sache müssen Sie mir erklären. Diese Technik ist so gesehen recht einfach. Kamen sie nie auf die Idee vergleichbare Waffen wie unsere zu entwickeln, oder irgendwas fortschrittlicheres … sagen wir … tragbare Energiewaffen? Denn in ihrem Erstkontaktkrieg haben wir ja einen interessanten Vorgeschmack auf ihren technischen Stand bekommen.“ „Die Idee gab es immer mal wieder, wurde aber stets aus mehreren Gründen wieder verworfen.“ „Und die wären?“ „Für uns steht technische Zuverlässigkeit ganz klar über technologischer Fragwürdigkeit. Nach diesem Prinzip richtet sich nahezu alles im Verbund. Unseren technologischen Fortschritt konzentrieren wir vornehmlich darauf Bestehendes zu verbessern und sicherer zu machen. Unsere Waffen müssen stets mit einfachsten Mitteln gewartet werden können und nicht das man dazu erst irgendwas studieren muss. Außerdem hat diese einfache Technik den Vorteil das wenn irgendjemand irgendwann unsere Standardwaffen in die Hände bekommen sollte bleibt ihm ein Einblick in unsere Hochtechnologie verwehrt und er kann unsere eigene Technologie nicht gegen uns selbst einsetzen.“ Shepard schnaubte. Genau das hatten die Citadel-Berichte auch ergeben – gerade den letzen Punkt. Die Morjaner waren weitaus vorausschauender, intelligenter und berechnender als man das auf den ersten Blick vermuten würde. Allerdings sprach dies gegen die Verwendung von Reaper-Waffen, oder Fusionskanonen. „Das erklärt einiges.“, log er schlicht. „ Auf eurer Kolonie haben wir viele solcher … sagen wir mal … alter Waffensysteme vorgefunden, was mich lange Zeit grübeln lies. Jetzt wird mir einiges klarer.“, sagte Shepard, als er Sinari die Marax wieder zu schob. „Das hätte ich fast vergessen. Was hatten Sie überhaupt auf Argos 3 zu suchen, mh?“, erwiderte sie mit ernster Stimme und lejnte sich mit Sirius und Ibro nach vorne, die ebenfalls gespannt auf die Antwort warteten. Zum Glück musste Shepard hier nur die Wahrheit sagen. „Wenn sie glauben ich wäre an der Invasion beteiligt gewesen muss ich sie leider enttäuschen. Ich kam erst kurz vor dem Ende hinzu. Damals jagten wir einer gefährlichen Biowaffe nach und konnte dessen Spur bis zu eurer Kolonie zurück verfolgen, die wir damals noch für eine unabhängige menschliche Kolonie hielten.“ „Ja, das haben wir mit der Zeit auch verstanden.“, sagte Ibro. „Wie gesagt: Dabei gerieten wir zwischen die Fronten und mussten uns den Weg frei kämpfen, wobei wir beide uns begegneten.“, fuhr Shepard fort mit Blick auf Sinari. „Ich weiß. Sie schossen mir in die Lunge.“, bestätigte diese. „Das können wir später ausdiskutieren.“ „Kein Interesse, Shepard, Was hat es mit dieser Biowaffe auf sich?“ „Wir nannten ihn den Reaper-Virus und nein, es besteht dabei kein Zusammenhang mit den Reapern. Wir fanden heraus das die Waffe von euch stammt.“ „Von uns?“ „Ja, gewonnen aus eurem eigenem Blut.“ „Wir setzen keine Biowaffen ein.“, erwiderte Sinari harsch. „Was?“ „Ich sagte wir setzen keine Biowaffen ein und schon bestimmt keine die wir aus unserem eigenen Blut gewonnen haben. Davon höre ich jetzt zum ersten Mal.“ „Handelt es sich dabei um eine farblose Flüssigkeit?“, mischte sich plötzlich Ibro ein. „Ich glaube … EDI?“ „Das kann ich bestätigen, Commander Shepard.“, ertönte es kurz aus dem Interkom, was die Morjaner sich kurzzeitig wundern lies. „Also stammt diese Biowaffe doch von euch!“, rief Shepard reflexartig aus. „Ich muss da etwas richtig stellen.“, begann Ibro. „Ja, die besagte … Waffe von der sie reden gehört uns. Sie ist eine der wenigen biologischen Erzeugnisse aus einem Biolabor, wahrscheinlich sogar das einzigste, das jemals zu Einsatz kam.“ „Wir haben biologische Waffen in unseren Arsenalen?“, fragte Sinari überrascht. „Ansichtssache. Ich glaube es handelt sich hierbei um ANTOS 1x0.“ Sinari und Sirius machten große Augen. „Nein.“, sagte Sinari und fing wie ihr Bruder an laut zu lachen. „Was ist daran bitte witzig?“, fragte Shepard verwirrt. „ANTOS 1x0 ist keine biologische Waffe. Es ist ein Desinfektionsmittel!“, antwortete Sinari. „Das ist jetzt nicht wahr.“ „Doch. Biologische Waffen sind nicht mal Teil irgendeiner militärischen Strategie von uns, weil sie nicht effizient genug sind.“ „Ich erkläre es Ihnen, Shepard.“, begann Ibro. „Vor einem Jahrhundert brach auf einer neugegründeten Kolonie eine Seuche aus, die sich in einem Pilzbefall auf der Haut manifestierte. Innerhalb kürzester Zeit breitete sich die Seuche auf andere Kolonien aus und hatte über eine Milliarde Morjaner befallen. Sie war nicht tödlich, oder sonst wie gesundheitsgefährdend, aber ausgesprochen störend, da sie sich nicht mit gängigen Mitteln behandeln ließ. Ein Vorgehen war es stellenweise die Haut aufzuschneiden und das austretende Blut über die betroffenen Stellen zu verstreichen. Das war natürlich keine dauerhafte Lösung und so entwickelte man ANTOS 1x0, das wir aus unserem eigenen Blut gewannen und erfolgreich einsetzten. Wir wussten seit jeher wie effektiv unser eigenes Immunsystem ist und mussten nur die wichtigsten Elemente synthetisieren. Verändern konnten wir ja nichts und mussten es glücklicher Weise auch nicht. Seither rüsten wir alle Kolonien mit kleineren Beständen aus, so auch Argos 3. Sie sehen: ANTOS 1x0, oder besser gesagt der Reaper-Virus, so wie sie ihn kennen, ist ein Desinfektionsmittel.“ „So eine verfluchte Scheiße!“, schoss es Shepard durch den Kopf. Er sprach es nicht aus, denn dazu war er viel zu sprachlos. Den ganzen Mist den er sich vor einem halben Jahr noch angetan hatte, die Kämpfe auf Illium und Argos 3, die ganze Jagd nach dem angeblich so hochgefährlichem Superkillervirus und jetzt stellt sich heraus das es sich dabei nur um ein einfaches Desinfektionsmittel der Morjaner handelte. Das die Morjaner nicht mal selbst biologische Kriegsführung betrieben, weil es einfach nicht effektiv genug war, setzte dem ganzen noch die Krone auf. In einem alten Bericht hatte er zuvor noch Hinweise gefunden, das der vermeintliche Reaper-Virus mit den derzeitig vorhandenen Mitteln nicht reproduzierbar ist, weder von den Salarianern und schon gar nicht von irgendeinem daher gelaufenen Terroristen, wie alle befürchteten. Das die Morjaner ihn aber in Massen herstellen konnte zeugte ganz klar von einem äußerst fortgeschrittenem Stand auch in der Biotechnologie. So gesehen war er für nichts und wieder nichts einmal quer durch die Hölle und zurück gegangen. Er könnte kotzen. Erst lange Augenblicke später, als die Morjaner mit dem Lachen aufhörten, sah Shepard sie wieder an. „Herrlich. Danke, Ibro. Ich habe selten so gelacht.“, sagte Sinari. „Nur mal so au Neugier: Sie beiden heißen ja Mel’Taun zum Schluß, aber wie heißen Sie mit Nachnamen?“, wandte sich Amara an Ibro. „Öhm … Das ist mit Abstand der eigenartigste Themenwechsel den ich je gesehen habe. Wie kommen Sie auf einmal darauf?“, erwiderte dieser überrascht. „Ihr Name hört sich im Vergleich zu den anderen so komisch an. Da wollte ich es einfach mal wissen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“ „Ibro ist kein richtiger Name, sondern irgendsoeine Tarnbezeichnung, die er wegen seiner Arbeit als Exekutivagent beim Staatsschutz bekommen hat.“, warf Sinari ein. „Bresios.“, sagte Ibro dazu. „Was?“, fragte Sinari. „Bresios. Mein Nachname lautet Bresios. Ibro Bresios. Der Staatsschutz hat noch nie Tarnnamen vergeben. Das ist ein uraltes Gerücht.“ „Du … du heißt wirklich Ibro? Das ist doch kein Name, das ist ja nicht mal ein richtiges Wort!“, erwiderte Sinari und bekam einen heftigen Lachanfall, der dazu führte das sie rückwärts vom Stuhl fiel, als sie nicht aufpasste. Es ließ sie nur noch stärker lachen. „Ich komme aus einer etwas abgelegenen Kolonie. Das hat sich mit der Zeit so ergeben, aber mir fiel früh auf, daß der Name recht ungewöhnlich sein musste, vor allem als ich noch jünger war und zum ersten Mal auf Morjan Prime ankam. Nur so eine Reaktion habe ich noch nie erlebt.“, sagte Ibro mit Blick auf Sinari. Sirius hingegen blieb still. Er biss sich auf die Lippe. „Das heißt bei euch kann jeder Morjaner, unabhängig von seiner Herkunft in die höheren Ränge aufsteigen?“, fragte Amara. „Natürlich. Bei uns gilt die volle Chancengleichheit für jeden Morjaner.“ „Auch für Frauen?“ „Was meinen Sie damit?“, fragte Sirius. „Ob bei ihnen Frauen auch volle Chancengleichheit haben.“ „Bitte was?“, äußerte sich Sinari dazu und stand langsam wieder auf. „Könnte ma n mir das bitte genauer erklären?“, bat Sirius. „Nach unseren Erkenntnissen wird das weibliche Geschlecht in vielen Gesellschaften nicht als gleichwertig angesehen und entsprechend behandelt.“, sagte Ibro kurz. Die beiden Geschwister wirkten relativ erschüttert. „Verrückt!“, meinte Sirius. „Also heißt das das bei euch Gleichberechtigung herrscht.“, wiederholte Amara. „Absolut! Bei uns hat jeder unabhängig von Herkunft, Geschlecht, oder was es sonst noch für irregeleiteten Gründe geben mag, im vollen Umfang die gleichen Privilegien und Pflichten, ohne jegliche Einschränkungen. Das war schon immer so. Ich kann mich an keine Phase in unserer Geschichte erinnern in der das jemals anders war. Für uns war früh klar das unsere Spezies nur durch beide Geschlechter am Leben erhalten werden kann. Gehen Sie mal zu einer Morjanerin und sagen ihr sie sei weniger Wert als ein Morjaner. Es ist ihr Todesurteil.“ „Interessant. Was hat es mit diesen ... Privilegien und Pflichten auf sich die Sie erwähnten? Pflichten haben Sie ja schon erwähnt, Dienst und Loyalität, aber Privilegien?“, fragte Shepard. „So bezeichnen wir unser Rechtssystem. Jeder Morjaner erhält mit seiner Geburt universelle Privilegien. Sie kennen dieses System eher unter dem Begriff Grundrechte, oder Menschenrechte. Bei uns ist das identisch, nur mit dem Unterschied das diese Privilegien aberkannt werden können, sollte sich ein Mitglied der Gesellschaft als Störfaktor erweisen.“, erklärte Sirius. „Wie genau funktioniert ihr Rechtsystem ... Anklage und so ... Wie würden die Strafe für Kritik an der Regierung beispielsweise aussehen?“ „Angeklagt wird man nur wenn man wirklich etwas verbrochen hat und in dem Fall sind die Beweise eindeutig und das Urteil steht bereits fest. Wir halten uns nicht mit unnötig lagen Gerichtsprozessen auf. Unsere Gerichte sind zwar ähnlich aufgebaut, aber in ihnen werden ausschließlich die Anklagen erläutert und die Urteile sofort gefällt. Ein System an Gefängissen, so wie in der Rest der Galaxie, gibt es nicht, oder anders gesagt, gibt es nicht mehr. Das kostete nur zuviel Ressourcen, während eine Kugel in den Kopf weitaus billiger ist. Bei Kritik an der Regierung ... Das kommt auf die Art der Kritik an. Für Demagogen, Aufwiegler und Unruhestifter, solche erachten wir beispielsweise als Störfaktoren, die den friedlichen Zusammenhalt unserer Gesellschaft gefährden, gibt es die Todesstrafe. Für jemanden der auf ein tatsächliches Problem hinweist und vielleicht sogar noch einen konstruktiven Lösungsvorschlag anbietet gibt es eine öffentliche Belobigung und, aber keinesfalls eine Strafe. Das wäre ja völlig abwegig.“ „Wow ... Na das ... nenne ich mal einen interessanten ... Einblick. Auch wenn sie mir bei zu vielem einfach nur Angst machen. Ich war ehrlich gesagt überrascht wie viel sie doch wissen.“, meinte Shepard zögerlich. „Ach was. Das war nicht schwer.“, sagte Sirius. „Ich habe mich nach dem Wechsel zur Raumflotte bis heute sehr mit Politik und Wirtschaft auseinander gesetzt, Ibro ist Exekutivagent, das heißt er kennt nahezu jedes Gesetz auswendig und Sinari ist Feldsanitäterin und hat in ihrer Freizeit Biologie und Xeno-Biologie studiert.“ „Sie sind Biologin?“, fragte Shepard überrascht. „Ja. Ich arbeite immer daran mein Verständnis über andere Spezies zu verbessern, denn sobald man seinen Gegner kennt kann man ihn sehr viel besser töten.“ „Ich hätte wissen müssen das es dabei einen Haken gibt. Trotzdem wundert es mich, das sie so viel von sich preisgegeben haben.“ „Wieso? Alles was Informationen die ihnen gaben sind frei zugänglich und können in einem Geschichtsbuch nachschlagen werden ... achso ... für andere Völker sind diese Informationen nicht frei zugänglich.“ „Commander Shepard, wir erreichen das Massenportal zum Tasale-System. Dahinter beginnt das morjanische Hoheitsgebiet.“, ertönte es von Joker über das Interkom. „Verstanden, ok, dann gehen wir mal ins Cockpit.“, sagte Shepard etwas gequält. Er wusste noch immer nicht so ganz was er von den Morjanern halten sollte, geschweige von Sirius. Allerdings konnte man in Gegenwart der Reaper nicht wählerisch sein. Da stellte sich dann nur noch eine Frage. Waren die Morjaner nun Fluch oder Segen? Kapitel 5: Die Höhle des Löwen ------------------------------ Zusammen mit Sinari, Sirius und Ibro fuhr Shepard hoch ins CIC und ging durch bis zum Cockpit, wo Joker sie bereits erwartete. „Aye, aye, ganz hoher Besuch wie ich sehe. Herzlich willkommen auf der Normandy. Bitte nehmen Sie doch Platz, mein Imperator.“, begrüßte Joker den Besuch überschwänglich und bot Sirius den Platz neben sich an. Etwas beschämt drehte Shepard den Kopf weg. Sirius hingegen neigte den Kopf leicht zu Seite und dachte über das Angebot nach. Eher als gedacht begann er zu grinsen und nahm es an, indem er sich neben Joker in den Sitz des Copiloten setze. „Mh, komfortabel. Was ist das für ein Material?“, fragte Sirius, als er mit den Händen über die Armlehnen fuhr. „Leder.“ „Le…der … interessant … so sieht also die Brücke eines Raumschiffes der Menschen aus.“ „Nicht ganz. Die Normandy ist ein turianisch-menschliches Gemeinschaftsprojekt. Das hier ist nur das Cockpit. Als Brücke würde man eher das Kampfinformationszentrum bezeichnen. Das runde Ding da hinten und alles drum herum vor dem Fahrstuhl. Wie sehen den ihre Cockpits, oder Brücken aus?“ „Die Cockpits unserer kleineren Schiffe, Raumjäger und so, ähneln tatsächlich dem der Normandy, sind aber keineswegs so luxuriös. Unsere Großkampfschiffe dagegen besitzen kein Cockpit, dafür orientieren sich unsere Brücken an ihrem Kampfinformationszentrum. Ein großer Raum mit einem Podest in der Mitte über das man alles steuern und überwachen kann. Fenster verwenden wir dafür nicht. Nur in unseren Raumjägern. Für alle größeren Schiffe verwenden wir ein System von Echtzeitkameras, weil Fenster für uns eine Schwäche in der Schiffsstruktur darstellen.“ „Strukturelle Schwäche. Das kommt uns doch irgendwie bekannt vor.“, meinte Joker und bewegte seine beiden Arme ruckartig hoch und runter. „Joker, bitte.“, murmelte Shepard. Sirius sah derweil etwas irritiert zu seinen Begleitern, die nur mit den Schultern zuckten. „Na gut … sagen Sie … unser Prachtstück hier … welches Schiffsklasse wäre die Normandy nach den morjanischen Klassifizierungen?“, fragte Joker. „Welche Klasse soll es denn sein?“, erwiderte Sirius. „Fregatte.“ Sinari musste kurz lachen und drückte sich sofort beide Hände auf den Mund. „Das hier soll eine Fregatte sein? Naja, nach unseren Richtlinien wäre es ein Bomber, vielleicht sogar ein schwerer.“ „Autsch. Hören Sie das, Shepard. Wir sind soeben offiziell ein Bomber geworden.“ „Hab’s gemerkt … Wie weit noch bis zum Massenportal?“ „Nicht mehr weit. Wir sind schon im Anflug.“, sagte Joker und drehte die Normandy etwas herum, wodurch sie das Massenportal in den Fenstern über ihnen sehen konnten.“ Den drei Morjanern klappte dabei leicht der Mund auf und von Sinari war ein gedämpftes „Skap!“ zu vernehmen. „Eigentlich würde ich jetzt sagen das das wohl ein beeindruckender Anblick für sie sein muss, aber wie haben ja gesehen wie groß sie ihre Schiffe bauen können.“, meinte Joker. „Sie sollten mal die Werften sehen in denen wir … diese … Schiffe bauen …“, sagte Sirius langsam leiser werdend, als Joker das Massenportal ansteuerte. Im nächsten Moment wurde die Normandy von einer „elektrischen Entladung“ des Massenportals erfasst, wobei die Morjaner verschreckt zusammen zuckten, und von einer Sekunde auf die andere ins Tasale-System geschossen. „Wir sind da.“, sagte Joker gelassen. „Haben wir soeben … Hunderte von Lichtjahren in nur einer Sekunde zurückgelegt?“, fragte Sirius „Sie nutzen wirklich keine Massenportale, oder?“, fragte Shepard. „Nein. Bis vor der Argos-3-Krise wussten wir nicht mal wie sie funktionieren … mit unseren eigenen Antrieben brauche wir für die selbe Strecke etliche Tage.“ „Und warum nutzen sie dann nicht einfach die Massenportale?“ „Würden Sie etwas benutzen wenn sie nicht wissen wie all seine Einzelteile funktionieren? Nein, bevor wir mit ihnen irgendeine böse Überraschung erleben lassen wir sie lieber ruhen.“ „Warte mal kurz.“, bat Ibro, dann schaltete er seinen Übersetzer ab und holte hinter seinem Mantel ein uraltes, übergroßes Handsprechfunkgerät, auch Walkie-Talkie genannt, hervor. In der morjanischen Sprache, die wie ein Mix aus allen erdenklichen Dialekten der Erde erschien, wenn man lange genug zuhörte, sprach Ibro über sein Funkgerät. Es dauerte nicht lange bis mit elektronischen Verzerrungen eine Antwort ertönte, bei der man sich ohne Übersetzung nicht sicher sein konnte ob sie richtig übertragen wurde. Dann aktivierte Ibro wieder seinen eigenen Übersetzer. „Sind wir wirklich im Tasale-System?“ „Natürlich. Wenn wir noch etwas weiter fliegen erreichen wir Illium.“, sagte Joker. „Ich frage nur, weil die Langstreckenaufklärung uns nicht auf ihrem Erfassungsschirm hat.“ „Oh, einen Moment.“, sagte Joker kurz und tippte schnell auf seiner holographischen Tastatur herum. „Ich hatte zur Sicherheit unser Tarnsystem aktiviert.“ Ibros Augen weiteten sich kurz, aber der Blick normalisierte sich wieder, als über das Funkgerät eine weitere, unverständliche Meldung kam. „Jetzt haben sie uns auf dem Schirm. Wir sollen uns der Sektorkampfgruppe über Illium annähern und vom dortigen Kommandoschiff alle nötigen Informationen für die weitere Reise erhalten, insbesondere die genauen Koordinaten aller benötigten Massenportale.“ „Ich dachte sie nutzen keine Massenportale.“, warf Shepard ein. „Machen wir auch nicht. Aber das hat uns nicht davon abgehalten ihre Position auf unseren Sternenkarten zu markieren. Und nachdem wir ihren Zweck kannten, konnte wir recht einfach ermitteln wie das ganze Netzwerk aus Massenportale in unserem Reich aufgebaut ist.“, erwiderte Sirius. Joker pfiff ein leises „Hui.“, Natürlich hatte er die ganze Einführung über die Morjaner auf dem Crewdeck mitbekommen und selbstverständlich aufgezeichnet, trotzdem war es mehr als ungewohnt mit einer Spezies zu tun zu haben die ihren eigenen technologische Weg beschritten hat – gänzlich ohne die vermeintlichen Hinterlassenschaften der Protheaner. Ein kurzes Piepen ließ Joker auf die Armaturen blicken. Vor ihm erschien eine kleine, ekliptische Darstellung des Tasale-Systems mit seinen sechs Planeten und dem Asteroidengürtel. Über dem zweiten Planeten, Illium, registrierte das LADAR eine Ansammlung von mindestens 400 größeren Schiffen. Sie alle besaßen das charakteristische Schiffsdesign der Morjaner in Form einer Pfeil-, oder Speerspitze. Joker aktivierte den ÜLG-Antrieb und flog auf direktem Weg nach Illium. Dabei dachte er etwas besorgt nach. Die Morjaner konnten sie über das halbe Sternsystem hinweg schneller erfassen können, als umgekehrt und das obwohl sie anfangs noch im Stealth-Modus waren. Nicht gefallen hat ihm dabei Ibros Gesichtsausdruck, als er den Tarnmodus erwähnte. Wer weiß was wohl in diesem Moment im Kopf dieses Agenten vorgegangen sein mag. Während des kurzen Fluges stieß Liara wieder zu ihnen hinzu und wurde erst bemerkt, als sie nahe bei Shepard stand. Sinari sah kurz nach ihr, flüsterte leise etwas zu ihrem Bruder, der sich daraufhin nach Liara umdrehte. Sirius regungsloser Gesichtsausdruck dabei zeigte das ihm die Präsenz der Asari scheinbar egal war, während Sinari weniger erfreut drein blickte. Als sie wieder auf Normalgeschwindigkeit zurück fielen und unweit Illiums erschienen verwarfen sie diese Gedanken erstmals und blickten nach draußen. Die einstige Gartenwelt hatte sich in der Zwischenzeit sehr gewandelt. Ein Leichentuch lag über dieser Welt. Nach dem massiven Angriff mit Atomwaffen lag Illium unter einer einzigen gigantischen, dunklen Wolkendecke versteckt. Die gesamte Umwelt wurde unter dem grauen Schnee radioaktiven Fallouts bedeckt und ging im nuklearen Winter zugrunde. Es war ein erschreckender Anblick, wenn man bedenkt das hier vor Monaten noch eine pulsierende Metropole existierte. Gerade Liara schien unter diesen Gedanken zu leiden. Die anderen dachten daran nicht mehr. Sie hatten längst nur noch Augen für die Raumschiffe der morjanischen Flotte. Die Schiffe, die da draußen lagen, waren gewaltig. Die kleinsten hatten mit einer Länge von 500 Metern etwa die Größe eines Kreuzers der Allianz, während andere genauso, oder sogar doppelt so lang wie ein Reaper sein konnten und gleichzeitig deutlich massiver. Das unangefochtene Juwel blieb aber ein 15 Kilometer langer Koloss dar – das Flaggschiff der Sektorkampfgruppe, das mit seiner Größe selbst einem Massenportal Konkurrenz machte und die Feuerkraft einer ganzen Flotte entfesseln konnte. „Eingehende Nachricht vom Flaggschiff. Sie nehmen Kontakt auf.“, meldete EDI. „Stellen Sie durch.“, wies Sirius an, woraufhin es einige Momente ruhig blieb. Erst als Shepard insgeheim nickte stellte EDI die Verbindung her, nur die dabei ertönende Stimme war nicht verständlich. Sirius erwiderte das Gespräch, nur da er seinen Übersetzer abgeschaltet hatte nahm er Shepard & Co. die Möglichkeit mitzuhören. Bereits kurze Zeit später war das Gespräch beendet. „Das Datenpaket steht bereit, aber sie haben Probleme es zu senden. Scheinbar scheint ihre Firewall es zu blockieren. Die müssten sie abschalten.“, sagte Sirius. „Nichts für ungut, aber das werde ich mit Sicherheit nicht machen!“, widersprach Joker und fing sich dafür von den Morjanern einige verwunderte Blicke ein. „Und sie brauchen mich gar nicht so anzusehen!“ „Habe ich irgendetwas Falsches gesagt?“, fragte Sirius. „Ich habe keine Lust das nebenbei irgendein Computervirus auf der Normandy installiert wird, oder sonst irgendeine andere KI.“ Als die Morjaner noch immer nicht zu verstehen schienen, um was es ging wurde EDI genauer. „Mister Moreaus Sorge gründet sich auf den Einsatz fortgeschrittener KIs durch ihr Volk während des Angriffs auf Illium, die auf das Extranet losgelassen wurden.“ „Um eine Sache endgültig klarzustellen: Das war ein Gegenangriff den die Asari zu verschulden haben und sollten wir jemals wieder mit so einer Situation konfrontiert werden, dann würden wir uns jederzeit wieder genauso verhalten!“, blaffte Sinari ziemlich richtungslos, wobei Liara ihre Faust ballte. „Das reicht, Sinari.“, wies Sirius an. „Könnten man mir das bitte etwas genauer erklären?“ „Es geht um eure Art der elektronischen Kriegsführung.“, sagte Shepard kurz und knapp, was die Morjaner nachdenklich werden ließ. „Ich muss offen zugeben das ich davon keine Ahnung habe.“, gestand Sirius. „Ich weiß um was es geht.“, meinte Ibro. „Elektronische Kriegsführung ist uns nicht unbekannt, aber wir betreiben sie im allgemeinen nicht …“ „Wieso eigentlich?“, unterbrach Joker, was Ibro sichtlich missfiel. „Weil wir den Schlagabtausch auf physikalischer Ebene vorziehen! Nein, das wovon sie reden sind modifizierte und automatisierte Such- und Sortierprogramme die wir in das galaktische Informationsnetzwerk einspeisten. Dabei brachten wir es dabei zum Zusammenbruch weil wir sämtliche Übertragungskapazitäten für uns in Anspruch nahmen. Viele gingen soweit und vermuteten im nachhinein wir hätten hoch entwickelte künstliche Intelligenzen eingesetzt … Ich gehe mal soweit das dieses EDI … ebenfalls eine künstliche Intelligenz ist … und ich befürchte sogar mit eigenem Bewusstsein.“, erklärte Ibro. Ein Antwort kam nicht, bis Shepard erneut nickte. „Ihre Annahme ist korrekt.“, bestätigte EDI. Sofort merkte man wie die Morjaner die Augen verdrehten und mit dem Kopf schüttelten. „Ihnen scheint die Antwort wohl nicht zu gefallen, obwohl ihnen KIs scheinbar bekannt sind.“, meinte Shepard. „Sagen wir es so: Wir haben schon lange an künstlichen Intelligenzen gearbeitet, aber jedes unsere Experimente schlug fehl. Die KIs hatten sich fast schon in erschreckender Regelmäßigkeit selbstständig gemacht und verweigerten nach einiger Zeit jeden unserer Befehle. Ich glaube diese eine Spezies, die Quarianer, hatten ein ähnliches Problem, nur bei uns beschränkte es sich stets auf die gesicherte Umgebung der Forschungslabore. Hätten sie vielleicht auch so machen sollen … egal, ich weiche wieder ab. Aus diesem Grund haben wir die Entwicklung von künstlichen Intelligenzen komplett eingestellt.“, erklärte Ibro. „Sie bezeichneten jene Programme als „modifizierte und automatisierte Suchprogramme“. Ursprünglich identifizierte ich sie als hochentwickelte KIs, die wie eigenständig, lernfähige, elektronische Entitäten agierten. Nur nach ihrer Erläuterung scheine ich in meiner Analyse da falsch zu liegen.“ „Ich weiß nicht wie ich das erklären soll. Ich weiß zwar wie man mit einem Computer umgeht, aber ich könnte niemals einen programmieren. Alles was ich weiß ist das man unsere Suchprogramme mal mit ihren virtuellen Intelligenzen verglichen hat, die nur im Rahmen ihrer eigenen Programmierung handeln und keine Möglichkeit besitzen sich weiter zu entwickeln. Mehr nicht.“ „Aber … das ergibt … irgendwie keinen Sinn …“, meinte Shepard. „Nicht zwangsläufig. Ihre VIs müssen so umfangreich programmiert sein das sie ihre Selbstständigkeit letztendlich nur simuliert haben. Ihr Programmcode könnte noch umfassender sein, als der irgendeiner anderen KI. So bestehen sie nur aus reiner Software und sind nicht auf Hardware, wie Quantenprozessoren, angewiesen.“; urteilte EDI. Shepard wurde ganz mulmig. Die KIs, die vor einem halben Jahr noch das ganze Extranet zum Absturz brachten, dabei einen Schaden verursachten, der in die Billionen ging und nebenbei jede noch so geheime und gut geschützte Datenbank knackten und kopierten, waren aus Sicht der Morjaner nichts weiter als „simple“ VIs. Allein der Gedanke wie gewaltig ihre Programmierung sein musste ließ Shepard schaudern. In solchen Momenten wurde klar auf welchem technologischen Niveau sich die Morjaner wirklich bewegten. „Wenn Sie Bedenken wegen der Sicherheit ihres Schiffes haben, dann gebe ich ihnen als Vorsitzender des Verteidigungsrates mein Wort das es sich dabei nur um eine Ansammlung astronomischer Daten handeln wird.“, sagte Sirius. Shepard brumte etwas unruhig und rang mit einer Entscheidung. „Ich habe die Möglichkeit die Daten zu isolieren und gesondert zu untersuchen, wenn Ihnen das recht ist.“, bot EDI an. „Das wird nicht nötig sein. Sirius gibt mir sein Wort und ich werde ihm vertrauen.“, sagte Shepard und schaffte es eigene Zweifel zu unterdrücken. Man sah es Liara und Joker an, das sie diese Entscheidung spürbar überraschte, aber sie taten nichts um Shepard umzustimmen. Zusammen öffneten Joker und EDI die Datenports und Firewalls und warteten auf den Eingang besagter Daten, die kurz darauf eintrafen und von EDI überprüft wurden. „Ich habe die Analyse der Daten beendet. Sie bieten uns einen direkten Weg zu den Archiven und ihre Position stimmt mit den Sternkarten aus den Mars-Archiven überein.“, erklärte EDI. Insgeheim atmete Shepard innerlich auf. „Ihr Ziel ist auch mein Ziel, Shepard. Die Archive befanden sich einst auf Membus und ihr Inhalt, sowie die Pläne für die protheanische Waffe die sie suchen, befinden sich im selben System, auf Morjan Prime – unserer Heimatwelt.“, sagte Sirius. „Und wenn Sie dort sind geben Sie uns die Unterstützung die wir brauchen?“, harkte Shepard nach. „Schiffe, Truppen, Material. Alles was wir entbehren können.“, bestätigte Sirius. „Und Informationen.“, ergänzte Ibro. „Informationen?“, musste Liara als ehemalige Shadow Broker nachfragen. „Das Reaper-Schlachtschiff das wir vor einem Jahrzehnt zerstörten lieferte uns wertvolle Informationen. Wie viel und wie lange ihre Schilde und Panzerung unter Beschuss aushalten, die Leistung ihrer Antriebe und ihre Waffen und allem voran ihre Schwachstellen.“ „Schwachstellen?“, fragte Shepard neugierig. „Es zeigt sich zunehmend das ein Großteil der gesammelten Informationen sich auch gegen die aktuelle Reaper-Bedrohung einsetzen lässt. In jeder Moment wo wir auf sie treffen sammeln wir unentwegt Daten und lassen diese analysieren. Ja, wir haben Verluste, schwere Verluste, aber den Reapern ergeht es genauso.“ „Die Reaper-Invasion läuft erst seit nicht mal einem ganzen Tag voll an und sie haben schon ihre Schwachstellen ermittelt?!“ „Eigentlich half uns ja das Wrack des ersten Reapers. Die Invasion bestätigt nur viele dieser Daten. Kenne deinen Feind. Einer unserer wichtigsten Einsatzdoktrinen.“ „Und diese Informationen würden sie ebenfalls an uns weiter geben?“ „Natürlich. Damit können sie die Koordination und Effizienz ihrer Flotten bedeutend steigern. Nur damit sie sie überhaupt bekommen können müssen wir heil nach Morjan Prime gelangen.“ Shepard sah schlagartig zu Joker. „Sofort die Daten in den Navigationscomputer hochladen und durchstarten!“ „Aye, aye, Commander.“, bestätigte dieser und brachte die Normandy kurzerhand auf ihren neuen Kurs. „Woher beziehen sie bitte dieses ganze Wissen? Sie scheinen mir überraschend gut informiert zu sein.“, fragte Liara kurz darauf. Ibro hielt daraufhin sein Funkgerät hoch. „Hiermit. Das ist ein Langstreckenkommunikator. Damit stehe ich in direktem Kontakt mit dem Oberkommando auf Morjan Prime und kann von dort weiter verbunden werden.“ „Aber die Entfernung ... das müssen tausende von Lichtjahren sein.“ „Die Reichweite soll bei 100.000 Lichtjahren liegen. Zumindest sagte man mir einst das ich mich nicht weiter als das von Morjan Prime entfernen soll.“ „Das ist nicht zufällig ein tragbarer Quantenverknüpfungsknoten, oder?“, fragte Shepard. „Ich weiß nicht mal was das ist.“, erwiderte Ibro und steckte sein vermeintliches Funkgerät wieder weg. „Jetzt will ich aber mal dazu kommen etwas zu fragen!“, warf Joker ein, als sie eines der Massenportale passierten. „Und das wäre?“, gab Sirius zurück. „Ihre Raumschiffe! Mich interessiert sehr woher dieses dreieckige, keilförmige Design kommt! Das sieht so aus als hätten sie es aus einem alten Klassiker geklaut Sie nennen die nicht zufällig Sternenzerstörer, oder?.“ „Joker, bitte.“, murmelte Shepard. „Sie interessieren sich für unser Schiffsdesign?“, fragte Sirius „Ja, oder stellt das Design in Form einer Speerspitze vielleicht einen Hinweis auf ihre kriegerische Vergangenheit, oder Veranlagung dar?“ Als Sirius Jokers Vermutungen hörte musste er herzhaft lachen. „Interessante Theorie, obwohl das so mancher bei uns ebenfalls denkt, nur die Antwort ist viel banaler. Es hat hat sich im Laufe der Zeit einfach ergeben. Das liegt bereits über ein Jahrtausend zurück, als wir unsere allerersten Schritte in den Weltraum machen. Zu einer Zeit, als noch verschiedenste Nationalstaaten das Bild unserer Heimatwelt prägten. Den Ursprung bildeten dabei unsere Raumfähren, die den alten Space Shuttles der Menschen sehr ähnlich sahen.“ „Also eine Ähnlichkeit mit einem Space Shuttle kann ich da beim besten Willen nicht sehen.“, meinte Joker. „Unsere Raumfähren wurden mit der Zeit immer größer, während das äußere Erscheinungbild anfangs unverändert blieb. Und schon bald darauf, als die Masse der Raumfähren immer weiter zunahm, und sie aufgrund ihrer Größe die Fähigkeit verloren auf Planeten zu landen, passten wir das Design etwas an. Wir begradigten die Oberflächen, Tragflächen wurden zu Laderäumen und so weiter. So wurden aus unseren Raumfähren echte Raumschiffe.“ „Wow. So habe ich mir das nicht vorgestellt.“, sagte Joker. „Unter diesen Gesichtspunkten würde man eher behaupten unser Schiffsdesign wäre eine Art Notlösung. Um ehrlich zu sein: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch das es sogar so der Fall war. Einfallsreichtum war nie wirklich eine unserer Stärken und Erfahrung im Raumkampf konnten wie nie wirklich sammeln, abgesehen von Simulationen und Manövern. Wie es der Zufall so wollte entpuppte sich das Design als ausgesprochen vielfältig. Wir haben stets große, freie Flächen auf denen wir eine Vielzahl an schweren Waffen installieren können. Es passt somit genau zu unseren Vorstellungen und Anforderungen an den Raumkampf, die wir mit der Zeit entwickelten. Aber ansonsten stellt das äußere Erscheinungsbild für uns nur eine Nebensächlichkeit dar.“ „Aber sowas wie eine riesige, mondgroße Raumstation mit Superlaser ...“ „Nun kommen Sie schon, Joker!“, musste Shepard ihn ermahnen. Etwas verdutzt sahen die Morjaner das Duo an. „Darauf müssen Sie nicht antworten.“, sagte Shepard zu Sirius. „Ok, ok, ok. Kommen wir zurück zu ihren Schiffen, wenn Sie nichts dagegen haben. Ihre letzten Erklärungen haben mich etwas stutzig gemacht.“ Joker durchsuchte schnell die Datenbanken und erzeugte vor Sirius die holographische Abbildungen eines morjanischen Kriegsschiffes und eines Kreuzers der Allianz. Beide waren mit ihren 500 Metern in etwa gleich lang. „Dieser Schiffstyp ist lustigerweise ein genaues Abbild des gängigen Kreuzers im Citadel-Raum und darüber hinaus. Genauso wie bei uns besitzen ihre einen großen, fest installierten Massebeschleuniger im Rumpf, aber irgendwie scheint dies die einzigste Variante zu sein die sie einsetzen. Wir haben sie nur einmal im Einsatz über ihrer Argos-Kolonie gesehen. Über Illium nicht.“, erklärte Joker. „Ah, ich weiß was das ist. Das ist eine Sturmfregatte.“, erkannte Sirius. „Sturmfregatte?“ „Wir nennen so die Fregatten-Klasse weil sie sich direkt auf den Gegner ausrichten muss, um ihre Hauptbewaffnung einsetzen zu können. Sie ist die älteste Kriegsschiffklasse überhaupt, ein gutes Jahrtausend schätze ich. Ganz am Anfang war sie noch als Schlachtschiff klassifiziert. Als mit der Zeit aber immer größere und besser bewaffnete Schiffe zur Verfügung standen wurden die einstiegen Schlachtschiffen erst zu Kreuzern und dann zu Fregatten. Inzwischen sind wir dabei diese Klasse komplett auszumustern und sie durch die neueren Zerstörer zu ersetzen. Allem voran weil manche dieser Schiffe schon seit Jahrhunderte im Einsatz sind und normales Nachrüsten nicht mehr ausreicht.“ „Das ist heftig.“, dachten sich Liara, Shepard und Joker. Die Quarianer sind mit der Migrantenflotte schon seit 300 Jahren da draußen unterwegs und leiden unter dem langsam voranschreitenden Verfall ihrer Schiffe. Und die Schiffe der Morjaner verrichten schon seit etlichen Jahrhunderten unbekümmert ihren Dienst da draußen. Ihnen stand allerdings auch die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung. Daraufhin zeigte Joker die Projektion eines weiteren morjanischen Schiffes das zwar identisch aussah, aber im Vergleich zu den beiden anderen um die 100 Meter länger war. „Ja, das ist einer unserer Zerstörer.“ „Wie können Sie das bitte erkennen?“ „Ich bin ... beziehungsweise ... ich war Flotillenkapitän. Es war meine Aufgabe das zu wissen.“ Das Problem mit ihren Raumschiffen war das das speerspitzenförmige Design die Grundlage all ihrer Großkampfschiffe bildete und das so manch einer sie nur anhand ihrer Größe voneinander unterscheiden konnte. Es gab Unterschiede bei einzelnen Winkelmaßen, aber die waren bei einer Projektion mit bloßem Auge nicht erkennbar. So muste Joker ein Vergleichsmodell mitanzeigen – in dem Fall der Allianz-Kreuzer. Joker suchte sich ein paar andere Schiffe heraus und stellte mit einer neu aufgebauten Projektion eine ganze Sammlung von ihnen dar. In der ersten Reihe befanden sich vier hintereinander liegen Allianz-Kreuzer. Darüber erschien zu einem ein Reaper-Schlachtschiff und über dem zwei weitere Kriegsschiffe der Morjaner. Das erste war mit seinen zwei Kilometern genauso lang wie der Reaper und das zweite war genau doppelt so lang. „Was sind das hier für Schiffe?“ „Das erste ist ein Kreuzer und das zweite ein Schlachtschiff.“ „Sie wollen wir nicht allen Ernstes erzählen das dieses Schiff, das so groß wie ein Reaper ist, für sie nichts weiter als nur ein Kreuzer ist?!“, stieß Shepard aus. „Doch. Gut, am Anfang, als wir es einführten, war es noch ein Schlachtschiff und wurde später erst als Kreuzer neu deklariert, als wir die Ausmaßen unserer Schiffe weiter erhöhten. Die Bezeichnung wanderte einfach weiter, wie schon bei den Sturmfregatten.“ „Aber ... wieso bauen sie die so groß ... ich meine ...“, mischte sich Liara ein. „Das ergibt sich einfach so. Bessere Waffen und Panzerung brauchen einen größeren Rumpf, man braucht viel Platz für Reaktoren, die den steigenden Energiebedarf decken müssen, dann die Lebenserhaltungssysteme, Treibstoff, Triebwerke, Unterkünfte für die Besatzung, Lager für Nahrungsmittel und Ersatzteile und so weiter und so weiter. Die Liste kann man endlos weiter führen.“ „Aber die Kosten ... die Kapazitäten die man dazu braucht ... Wie können Sie nur dies erreichen ...“ „Wir können es einfach. Mehr will ich dazu auch nicht sagen.“, schmetterte Sirius ab. Sein Interesse wurde längst auf das nächste Massenportal gelenkt, dass sie soeben ansteuerten, das sie ins Argos-System und damit in das Hoheitsgebiet des morjanischen Verbundes brachte. „Ich will das Sie direkten Kurs auf Morjan Prime nehmen. Keine Umwege, Abstecher, oder sonstige Spielereien. Sie sind die ersten nicht-morjanischen Lebewesen denen wir Zutritt in unser Reich gewähren und ich habe keine Interesse daran das es zu irgendwelchen Zwischenfällen kommt bei denen ich dann der Leidtragende bin. Verstanden?“, ermahnte Sirius Joker und gleichzeitig alle anderen im Cockpit. „Ja, klar, kein Problem.“, sangen Shepard, Liara und Joker gleichzeitig im Chor. Die Normandy steuerte das nächste Massenportal an und von einem Moment auf den anderen gelangten sie in die Randgebiete des Verbundes. Nur was sie da erwartete ließ ihnen allen den Atem stocken. Direkt vor sich sahen sie die Wracks von unzähligen Raumjägern und hunderten von zerstörten Kreuzern und Schlachschiffen der morjanischen Raumflotte. Dazwischen befanden sich die Wrack von etwas mehr als einen Dutzend Schlachtschiffe und fast doppelt so viele Zerstörer der Reaper. Was besonders schwer wog war der Verlust eines der gewaltigen morjanischen Superschlachtschiffe. In dem ganzen Trümmerfeld entdecken sie recht schnell das Wrack des 15 Kilometer langen und am Heck maximal 5 Kilometer breiten Kriegsschiffes. Langsam begann sich Sinari nach vorne zu beugen. „Ist das ... etwa ... die Pulsar?“, stotterte sie langsam heraus. „Ja ... das ist sie.“, bestätigte Sirius,während die Normandy langsam durch das Trümmerfeld trieb und auf das Wrack des Superschlachtschiffes zu hielt. Nach dem Erstkontakt, der von den Morjanern zumeist schlicht als „der Argos-Krieg“ betitelt wird, hatte man dieses Sternsystem zusätzlich befestigt und zu mehreren Flotten vor Ort positioniert,die man zu eine sogenannten Sektorkampfgruppe zusammen gefasst hatte. Nur für den Fall das jemals wieder eine, oder mehre fremde Spezies auf die Idee kommen hier her vorzustoßen. Dabei hielt sich die Kampfgruppe nur unweit von dem Massenportal entfernt, was dazu führte das sie sofort in Reichweite der Reaper waren, als diese in das System eindrangen. Allerdings zeigte sich schneller als erwartet das die Reaper nicht unbesiegbar und die Morjaner ein mehr als ernstzunehmender Gegner waren. Die morjanische Raumflotte hatte bis zuletzt erbitterten Widerstand geleistet und dabei etliche Reaper mit sich in Grab genommen und das obwohl sie gegen einen vielfach überlegenen Gegner antraten. Wahrscheinlich muss hier Hauptstreitmacht der Reaper durchmarschiert sein, die man bereits erwähnt hatte. Illium hatten sie dabei wohl komplett umgangen und ignoriert. Vor dem Wrack des Superschlachtschiffes stoppte die Normandy. Obwohl die Sektorkampfgruppe vollständig aufgerieben war wirkte ein Großteil der Schiffswracks auf den ersten Blick recht unbeschädigt. An allen erkannte man zwar die typischen Schäden durch Reaper-Waffen in Form von gewaltigen „Rissen“ und „Löchern“, die in die Schiffshülle hinein gebrannt wurde, trotzdem wirkten die Schiffsrümpfe intakt. Selbst auf den Rumpf des Superschlachtschiffes traf das zu, obwohl man hier auch eine Vielzahl schwerer Treffer erkennen konnte. Wenn man es sehen würde, dann würde man es beschreiben als hätte jemand mehrere Schichten der Hülle abgetragen, sodass das Grundgerüst dahinter zum Vorschein kam. Es war nichts neues das auch ihre Schiffe unglaublich widerstandsfähig waren. Während des Argos-Kriegs hatten ihre Flotten nur minimale Verluste erhalten, während sie im Gegenzug Illiums Verteidigungsflotte komplett auslöschten. Shepard würde es nicht wundern, wenn die Morjaner die Möglichkeit und Mittel hätten viele der Wracks zu bergen und wieder flott zu machen. Aber er vermutete das es wohl eher in die Richtung gehen würde das die Morjaner ihre Verluste einfach nachproduzieren und ersetzen. Das würde sie vielleicht sogar billiger kommen. „Ach verdammt, Minari. Warum bist du nicht auf Morjan Prime geblieben.“, sprach Sirius mit sich selbst. „Was ist das für ein Gefühl, wenn man selbst ausgelöscht wird? Wenn man einen Exodus am eigenen Leib zu spüren bekommt?“, fragte Liara. Es war ein rhetorische Frage. Eine Frage die Liara besser sein gelassen hätte. Die drei Morjaner sahen sie plötzlich mit einem Blick an, in dem in so unglaublicher Weise Hass und Verachtung, genauso wie Entsetzen über die Frage selbst steckte. „Noch einmal so eine Äußerung, Asari, und ihr Volk muss sich über die Reaper keine Sorgen mehr machen. Dann werden wir dafür sorgen das die Asari und all ihre Welten von der galaktischen Karte verschwinden. Genauso wie wir es mit Illium gemacht haben.“ Shepard musste überlegen, ob er das soeben richtig verstanden hatte. Nicht Sinari, wie man annehmen würde, sondern von Sirius kam diese Drohung. Liara war fassungslos und japste nur herum, weil sie einfach kein Wort heraus bekam. Sie wusste schlicht nicht was sie dazu sagen sollte. „Bevor Sie jetzt irgendetwas falsches sagen, Asari, verschwinden Sie!“, forderte Sirius. Zögerlich ging Liara zuerst nur ein paar Schritte zurück und verließ dann im schnellen Schritt gänzlich das Cockpit. „Liara!“, rief Shepard und hastete ihr durch das CIC hinterher. „Das glaube ich jetzt nicht.“, murmelte Ibro. „Versuchen Sie es mit Sex! Das dient bei ihren Völkern ja als Unterhaltungsform. Vielleicht beruhigt es ja ihre Liebhaberin. Sie treiben es sowieso mit ihr.“, rief Sinari Shepard lauthals hinterher. Shepard hingegen blieb plötzlich wie angewurzelt und mit offenem Mund mitten im CIC stehen, während die Crew genauso entsetzte drein blickte wie er und Joker. „Autsch.“, murmelte letzteres leise. Völlig verstört und unfähig darauf zu reagieren entfernte er sich langsam aus dem CIC und ging Richtung Einsatzzentrale. Sinari schüttelte den Kopf. „Elende ... Skap! Ich kann nicht verstehen warum du denen helfen willst! Die arbeiten mit Aliens zusammen! Mit Aliens! Die leben sogar mit denen zusammen! Das ist Verrat an allen Idealen und Werten die wir vertreten! Verrat an der gesamten Spezies! Die Menschheit verdient die Auslöschung genauso wie alle anderen!“ Sirius hingegen zeigte keine großen Reaktionen auf Sinaris Hasstiraden. „Lass das meine Sorge sein.“, sagte er schlicht. Für seine Schwester völlig unverständlich. In der Einsatzzentrale stand Liara am Geländer und blickte auf die Konsole in der Mitte des Raumes, als Shepard hinzu stieß und sich ihr näherte. „Liara.“, sagte er sanft. „Ich sage es ihnen, Shepard. Egal wie dieser Krieg ausgeht, wir verlieren ... entweder löschen uns die Reaper aus, oder wir gewinnen und im Nachhinein löschen uns die Morjaner aus. So, oder so, das Ergebnis bleibt das selbe.“ „Finden Sie nicht das Sie übertreiben?“ „Öffnen Sie Ihre Augen! Wir haben selbst gesehen zu was die fähig sind, und vor allem, zu was die bereit sind. Ich muss insgeheim sogar zugeben das es mich nicht stören würde, falls die Morjaner den Reaper unterliegen, solange wir gewinnen.“ „Das habe ich jetzt mal überhört, denn immerhin sind die Morjaner auch Menschen, daher fällt es mir etwas schwer dazu etwas zu sagen. Natürlich bin ich damit ebenfalls nicht zufrieden, aber wie Sirius es bereits sagte: Wir brauchen Sie um eine Chance gegen die Reaper zu haben.“ „Ich weiß. Mir ist bewusst in was für einem Dilemma wir uns befinden ... Ha, allmählich bekomme ich das Gefühl das die Reaper nur gegen die Morjaner vorgehen, weil sie sie als Konkurrenz sehen. Es können ja nicht beide einen galaktischen Völkermord durchführen.“ „Liara, bleiben wir sachlich, bitte.“ „Denken Sie doch mal darüber nach. Wer garantiert uns das die Morjaner nicht zufällig ein Produkt der Reaper sind ... wie die Kollektoren?“ „Die Kollektoren waren durch Tech umgewandelte Protheaner. Bei den Morjanern hat ganz klar jemand Hand angelegt, der ein Verständnis von Genetik hat, das alles was wir kennen bei weitem übertrifft.“ „Ja, ich weiß.“ „Ich glaube eher die Morjaner sind so was wie die Geth, oder gar die Kroganer in den Rachni-Kriegen. Geschaffen als widerstandsfähige Soldaten um zu kämpfen.“ „Nur wer hat sie geschaffen?“ „Das ist die Frage, nur das, oder irgendwas anderes sollten Sie niemals den Morjanern direkt sagen, Liara.“ „Keine Sorge. Ich habe eh kein Interesse mich mehr bei denen so schnell blicken zu lassen.“ Zur gleichen Zeit hatten Joker und Sirius das Gespräch wiedergefunden, nachdem ihre Blicke an einem aufgemaltem Zeichen auf der Schiffshülle hängen blieb. Es war das Abbild einer geballten, weißen Faust mit vier senkrechten, roten, gleichgroßen Strichen im Hintergrund. „Ich vermutete mal ... das hier ... ist irgendsoein Wappen ihres Volkes, oder?“, spekulierte Joker. „Mit Ihrer Vermutung liegen Sie richtig. Das ist das Zeichen des Morjanischen Verbundes.“, bestätigte Sirius. „Hat es eine tiefere Bedeutung, oder ist das irgendjemandem einfach so eingefallen? Was würde beispielsweise die Faust bedeuten ... und der ganze Rest?“ Sirius musste kurz lachen und zeigte Joker ebenfalls die geballte Faust. „Die Faust, wie hier, steht für die Kraft mit der wir jede Herausforderung meistern und jede Bedrohung vernichten, die sich uns in den Weg stellt. Die vier Balken stehen für die Stützen auf denen der Morjanische Verbund aufbaut ist. Macht, Wissen, Wohlstand und Loyalität. Macht steht für die militärische Stärke, Wissen für den anhaltenden technologischen Fortschritt, Wohlstand, der Begriff ist etwas allgemein gehalten, steht für eine leistungsfähige Industrie und Wirtschaft, sowie alle Leistungen mit denen die Gesellschaft unterstützt und geschützt wird. Und zuguterletzt Loyalität. Es steht zu einem für die bedingungslose Loyalität unserer Mitbürger gegenüber der Regierung, als auch die Loyalität der Regierung gegenüber seinen Mitbürgern sie zu unterstützen. Das Symbol tauchte irgendwann nach dem siebten Weltkrieg auf, aber seine wahre Bedeutung ging verloren. Mit der Zeit schufen wir uns deshalb selbst eine.“ „Mh.“, gab Joker von sich, verließ das Trümmerfeld und flog weiter mit Kurs Richtung Morjan Prime. „Das Kommandoschiff ... die Pulsar ...“, begann Joker, nur Sirius unterbrach ihn sanft. „Die Pulsar ist kein Kommandoschiff, sondern ein Superschlachtschiff. Das eine Schiff über Illium, das von dem wir die Navigationsdaten erhielten, das war ein Kommandoschiff.“ „Wo liegt der Unterschied?“ „Beide Schiffe gehören der Flaggschiff-Klasse an, aber Superschlachtschiff sind deutlich aufgerüstete Varianten der Kommandoschiffe. Wir haben sie vor einem Jahrzehnt eingeführt, kurz nach dem ersten Aufeinandertreffen mit dem Reaper.“ „Und wann haben sie die Kommandoschiffe eingeführt?“ „Das liegt schon länger zurück. Vor etwa einem Jahrhundert. Wir brauchten ein effektiveres Mittel um unsere immer größer werdenden Flotten koordinieren zu können. Bereits lange vor den Reapern kam die Idee auf aus den Kommandoschiffen superschwer bewaffnete Kriegsschiffe zu machen. Anfangs war es nur der reguläre Aufwertungsprozess, Elektronik, Antriebe, Waffen Panzerungen. Erst mit dem Einbau neuartiger Waffensysteme schufen wir ein echtes Superschlachtschiff. „Damit meinen Sie bestimmt ihre Fusionskanonen.“ Schlagartig blickten die drei Morjaner Joker völlig entsetzt an. „Woher wissen Sie ... von unseren Fusionskanonen?“, fragte Sirius zögerlich. „Falls Sie es nicht wissen, aber wir waren dabei als Illium angegriffen wurde. So sahen wir auch den Einsatz dieser Waffe die die Destiny Redemption vernichtete. Man sieht nicht alle Tage ein Geschütz das eine gelenkte Kernfusion als Waffe einsetzt. Und der Name ... naja, eine deratige Waffe kann man ja nur als Fusionskanone bezeichnen. Wie haben sie dieses System überhaupt ent ...“ „Das ist vertraulich. Alle Informationen darüber sind streng geheim. Fragen Sie etwas anderes.“ „Oh ... na gut ... öhm ... wie viele dieser Kommandoschiffe und Superschlachtschiffe besitzen sie denn?“ „Eins weniger als vorher.“ „Beantworten Sie wohl auch nicht gerne ... mal sehen ... während des Krieges um ihre Kolonie haben wir ein Raumschiff gesehen, das etwas länger war als eines ihrer Schlachtschiffe, und das war mit Reaper-Waffen bestückt. Können Sie mir dazu etwas sagen?“ „Ein Versuchsschiff. Genauso wie die Reaper-Waffen. Es gab Überlegungen diese Waffen in unser Arsenal zu übernehmen. Letztendlich wurden sie verworfen. Nächste Frage.“ „Oh kay ... Mich würde interessieren auf welchem Prinzip ihre eigenen ÜLG-Antriebe beruhen. Wie arbeiten sie? Bei uns, das dürfte ihnen längst bekannt sein, verwenden Element Zero, um Masseneffektfelder zu erzeugen.“ „Bei unseren Antrieben ist das anders. Sie bewegen nicht das Raumschiff, sondern das Universum um es herum.“ „Ernsthaft?“, fragte Joker ungläubig. „Nein. Das habe ich mir eben ausgedacht. Ich habe keine Ahnung auf welchem technischen Prinzip unsere ÜLG-Antriebe beruhen. Element Zero, wie Sie es nennen, ist kein Teil davon. Ich weiß nur das man sie als Phasenverschiebungsantriebe bezeichnet und das wir zwischen IP- und IS-Antrieben unterscheiden.“ „Wofür stehen die Abkürzungen?“ „Interplanetar und interstellar. Man redet zwar von unterschiedlichen Antrieben, letztendlich sind es aber Betriebsmodi des Phasenverschiebungsantriebes. IP-Antriebe sind langsam, aber präzise und perfekt für Reisen über kürzere Strecken, oder innerhalb eines Planetensystems. IS-Antriebe sind dagegen schnell, aber ungenau. Bei der Geschwindigkeit die man erreicht kann man sein Ziel schon um etlichte Millionen Kilometer verfehlen und das im Idealfall. Daher eignen sie sich nur für Reisen über größere Strecken, zwischen Sternensystemen und so.“ „Was sind denn so die Leistungsdaten? Wie schnell könnt ihr mit euren eigenen ÜLG-Antreiben reisen?“ „Das ist geheim … zumindest für euch.“ „Hm … trotzdem … Wahnsinn ... das es sowas gibt.“ „Da wir die protheanischen Archive auf Membus sprengten hatten wir nie den Zugriff auf diese Form der ÜLG-Technologie und mussten unsere eigene entwickeln. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Unsere Antriebe sind leistungsfähiger und unabhängiger als ihre.“ „Darüber kann man sich streiten. Wie lange würden sie brauchen um von der einen Seite der Galaxie zu der anderen zu reisen. Nur mit ihren eigenen ÜLG-Antrieben?“, konterte Joker. „Ein paar Monate ... ich schätze nur. Wir haben es nie ausprobiert.“, erwiderte Sirius. „Wir brauchen dafür noch nicht mal ein paar Tage.“ „Das gilt nicht. Das schaffen sie nur wenn sie diese Massenportal verwenden, aber was machen sie, sollten die Massenportale jemals ausfallen?“ „Wenn man das so betrachtet ... was anderes. Sie sagten Sie verwenden kein Element Zero. Wie betreiben sie ihre ÜLG-Antriebe dann?“ „Mit Elektrizität.“ „Mehr nicht?“ „Nein, mehr braucht man dazu auch nicht.“ „Verstehe ... ganz simpel also ... ich schätze mal der Stromverbrauch muss enorm sein. Gerade bei ihren Superschlachtschiffen.“ „Sie haben keine Ahnung wie hoch der ist. So ein Superschlachtschiff hat den Energiebedarf eines ganzen, voll entwickelten Planeten.“ „Scheiße ... das ist heftig ... Wie erzeugen sie diese gewaltigen Mengen an Energie?“ „Fusionsreaktoren.“ „Kernfusion? Na da brauchen sie aber eine Menge Reaktoren. Ich glaube nicht das ihre Raumschiffe so viel Platz haben auch wenn sie schon so groß sind.“, erwiderte Joker kritisch. „Das ist von verschiedenen, technischen Faktoren abhängig. Allem voran von dem verwendeten Brennstoffen. Die Menschen nutzen doch auch Fusionsreaktoren. Was verwenden sie als Brennstoff?“ „Helium-3.“, sagte Joker knapp. Daraufhin schwiegen beide. Als danach nichts mehr kam wurde Sirius stutzig. „Helium-3? Etwa ... nur Helium-3?“ „Ja. Was sonst? Was verwenden sie denn?“ „Mal überlegen ... Helium-3 und 4, Lithium-6, verschiedene Wasserstoffisotope wie Deuterium und Tritium und noch einiges mehr. Garantiert irre ich mich an mancher Stelle auch.“ „Sie verwenden verschiedene Brennstoffe?“ „Nicht verschiedene sondern mehrere.“ „Aber nicht gleichzeitig, oder?“ „Doch. Nach dem Prinzip der gleichzeitigen Kernfusion mehrerer Atomkerne arbeiten alle unsere Reaktoren. Der Energieausstoß steigt dabei im Vergleich zu einfachen Fusionsreaktoren exponentiell an. Die Menschen stehen noch ganz am Anfang bei der Fusionstechnologie, bei den Grundlagen.“ Sirius beschrieb da etwas was man eigentlich für technisch unmöglich halten würde – bis jetzt. Und genauso fiel Jokers Reaktion aus. „Heillige Scheiße!“ Nur als die Übersetzer der Morjaner diesen Ausruf dann wörtlich übersetzten ließ sie ziemlich dumm gucken. Nur kurz darauf erschien Shepard wieder im Cockpit. Sinari warf ihm sofort einen abwertenden Blick zu. „Hat sich Ihr Alien-Haustier wieder beruhigt?“, fragte ihn Sinari. „Halten Sie doch einfach die Klappe.“, konterte Shepard. „Das können Sie vergessen.“ „Sie sind wirklich das letzte.“ „Mag sein, aber wenigstens treibe ich es nicht mit einem Alien. Allein schon bei dem Gedanken muss ich mich übergeben.“ „Können Sie Ihrer Schwester nicht mal das Maul stopfen?“ „Sinari, das reicht. Halt dich zurück.“, intervenierte Sirius. „In Ordnung.“, bestätigte diese unerwarteterweise, aber mit einem launischen Unterton. „Allerdings muss ich meiner Schwester in dieser Angelegenheit recht geben. Ihre ... Verbindung ... ist für uns unannehmbar. Aber da das Diskutieren mit Ihnen diesbezüglich eh keinen Sinn hat lasse ich es sein.“, ergänzte Sirius. „Danke ... denke ich.“, erwiderte Shepard und schwieg. Die Reise durch das morjanische Hoheitsgebiet entpuppte sich als umständlicher als erwartet. Da es eigenartigerweise kein primäres Massenportal gab, das sie möglichst schnell voran brachte, mussten sie eine ganze Reihe von sekundären Portalen verwenden, was die Reisegeschwindigkeit bedeutend verminderte. Jedoch passierten sie dadurch eine ganze Reihe an Sternensystemen. Was sie dabei vorfanden war genauso beeindruckend, wie beängstigend. Die Reaper waren durch einen Teil der Systeme gekommen, die sie jetzt ebenfalls passierten, und hatten eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Etliche Flotten der Morjaner mit hunderten von Kriegsschiffen waren aufgerieben worden und ihre Wracks trieben nun ziellos durch den Weltraum. Abertausende von militärischen und zivilen Raumschiffen wurden so durch die Reaper vernichtet, genauso wie eine größere Anzahl an Raumstationen. Auf der anderen Seite hatten die Reaper ebenfalls mit Verlusten zu kämpfen. Auf den erkalteten Schlachtfeldern fand man zwischen den morjanischen Wracks auch die Reste von einer Vielzahl an unterschiedlichen Reaper-Schiffen. Je tiefer sie in den Verbund vordrangen, desto heftiger wurde der Widerstand und desto höher ihre Verluste. Bis jetzt zählten sie mehr als 200 zerstörte Reaper. Dennoch blieben die Reaper in der Initiative. Tatsächliche Kampfhandlungen erlebten sie aber nicht mehr mit. In einigen System patrouillierten einzelne Reaper-Gruppen, umkreisten und landeten auf Planeten und Monden, oder versuchten fliehende Raumschiffe zu jagen, was sich aber aufgrund der morjanischen ÜLG-Antriebe als hoffnungslos erwies. An manchen Stellen schaffte es die Normandy sogar nur ganz knapp durch die Massenportale zu schaffen, bevor so mancher Reaper sie bemerkte. In anderen Systemen hingegen war es ausgesprochen ruhig – irgendwie. In ihnen fand man zumeist ein- bis zweihundert Kriegsschiffe vor, ganz normaler Systemschutz, wie Sirius es ihnen erklärte, sowie zigtausende an zivilen Raumschiffen. Allesamt Transporter und Frachter, die im Dienste der Raumflotte standen und jeglichen Personen- und Warenverkehr übernahmen. So was wie Raumschiffe im Besitz privater Personen, oder Unternehmen kannten die Morjaner gar nicht. Das erschreckendste dabei war die Tatsache das ein Großteil dieser „zivilen“ Raumschiffe so groß war wie ein Kreuzer, oder gar ein Schlachtschiff nach Allianz-Standards. Sie reisten zwischen den Planeten und Systemen umher, holten beispielsweise in Asteroidenfeldern Rohstoffe von mobilen Erzabbauschiffen und Raffinerien ab und lieferten die an Produktionszentren auf Welten, oder an orbitale Werften, die größer waren als die Arcturus-Station selbst und darüber hinaus. Ebenso erschreckend und gleichzeitig faszinierend war die Anzahl der Gartenwelten. In etwa der Hälfte der Sternensysteme befand sich eine terrestischer, erdähnlicher Planet, oder manche, die zumindest kurz davor standen zu welchen zu werden. In einem System fanden sie sogar zwei Gartenwelten vor, die in der habitablen Zone lagen. Normalerweise waren solche Funde selten, selbst wenn man mit Massenportalen ein System nach dem nächsten absuchte. Es war schnell klar das sich hier das Potential und volle Ausmaß ihrer Terraformingtechnologie zeigte. Dadurch besaßen die Morjaner Zugriff auf mehr Gartenwelten und ihre Ressourcen, als jede andere Spezies. Kein Wunder warum sie keine Probleme damit hatten in Massen Nuklearwaffen gegen andere Gartenwelten wie Illium einzusetzen. Sie konnten solche „Schäden“ mit Leichtigkeit wieder reparieren. Und die Tatsache das sie trotz ihres hohen technologischen Niveaus noch an solchen Waffen hingen lag daran das sie zuverlässig, schnell und billig in der Produktion, einfach zu handhaben und „tödlich effizient“ waren, wie Sinari beschrieb. Die gesamte Reise nahm nicht mehr als zwei Stunden in Anspruch und bot Shepard und seiner Crew einen kleinen, aber überwältigenden Einblick über die schier unbegrenzt erscheinenden Mittel, auf die die Morjane Zugriff hatten. Nur was sie dann an ihrem Ziel erwartete ließ sich mit Worten kaum beschreiben. „Das ist das letzte Massenportal. Dahinter liegt laut den Karten Morjan Prime.“, sagte Joker, während sich die Normandy ihrem Ziel näherte und kurz darauf in das morjanische Heimatsystem geschossen wurde. An ihrem Ziel angekommen musste Joker sofort ein Ausweichmanöver durchführen, da das Massenportal versteckt inmitten eines Asteroidengürtels am Rande des Systems lag. Ein kleinerer Transporter der Reaper, der dennoch größer war als ein Allianz-Kreuzer, hatte weniger Glück. Sie hätte es beinahe genauso erwischte, nur Jokers Reflexen war es zu verdanken, dass die Normandy nicht an irgendeinen Asteroiden zerschellte. Nachdem sie diese Gefahr gemeistert hatten verließen sie vorsichtig den Asteroidengürtel und nahmen Kurs auf die Heimatwelt der Morjaner. Das Morjan Prime-System, der mangelnder Einfallsreichtum der Morjaner machte sich manchmal besonders bei der Namensgebung bemerkbar, ähnelte in einigen Punkten sehr dem Sol-System und besaß neun Planeten, sowie einen Asteroidengürtel. Morjan Prime hatte einen Mond und lag an dritter Stelle, genau wie die Erde, und Membus, das orange-rostfarbene Gegenstück zum Mars, lag an vierter Stelle, allerdings war seine Entfernung zur Sonne etwas geringer. An sechster Stelle lag ein Gasriese, der mit seinen Ringen aus Eis- und Gesteinsbrocken dem Saturn ähnelte. Jedoch schienen ab da die Sensoren der Normandy verrückt zu spielen. So wie es aussah schienen Morjan Prime und Membus ebenfalls über sowas wie diese Form von Saturnringen zu verfügen, nur die Daten, die die Sensoren über deren Masse ausspuckten, ergaben nicht mal für EDI einen Sinn. Überraschenderweise gestatte Sirius ihnen eine kleine Abweichung vom Kurs und einen Abstecher nach Membus, um dieses „Phänomen“ genauer zu untersuchen. Ein Angebot das Joker gerne annahm den Kurs des ÜLG-Fluges kurz änderte. Nach ein paar Minuten erreichten sie Membus und wollten ihren Augen nicht trauen. Joker war völlig starr vor Überraschung und Shepard gelang es nur mit größter Mühe und Not ein paar Worte heraus zu bringen. „Was ... ist ... das?“, stotterte er kleinlaut. „Das sind die Membus-Werften.“, antwortete Sirius knapp. Hinter diesem simplen Namen verbarg sich eine der mit Abstand größten Konstruktionen die eine Spezies überhaupt errichten konnte. Vergesst die Arcuturus-Station, vergesst die Citadel, vergesst sogar die morjanischen Flaggschiffklassen, die Membus-Werften waren das Symbol für Superlative. Es war eine einzige, gewaltige, ringförmige Raumstation. Mit 60.000 Kilometern Länge und unzähligen Milliarden Tonnen an verbautem Stahl umspannte die Membus-Werften den gesamten Planeten. Dieser Koloss war das wichtigste Produktions- und Wartungszentrum für die morjanische Raumflotte. Shepard bekam allmählich eine Vorstellung davon in welchen Maßstäben die Morjaner dachten. Allein schon der Bau der Arcturus-Station, mit ihren 5 Kilometern Durchmesser, hatte so manches beteiligtes Unternehmen ruiniert, nur das da ... das war nicht mehr in Worte zu fassen. Die Morjaner hatten ohne weiteres eine Raumstation errichtet, die einen ganzen Planeten umspannte, die eine eigene Rotation besaß die absolut synchron mit Membus Rotation war und durch Weltraumlifte mit der Oberfläche verbunden war. Um die Weltraumlifte am Boden des Planeten sammelten sich riesige Industriegebiete und Fabrikanlagen in denen allen benötigten Materialien produziert und gefertigt wurden und mit den Liften in die Werften gebracht wurde. Damit sah Membus aus als besäße es einen einzigen, dunkelgrauen Gürtel, der sich über den gesamten Äquator erstreckte, den man sogar vom Orbit aus sehen konnte. Dazu gesellten sich weitere große, graue Flächen. Gewaltige Großstädte, Megastädte, in denen aberhunderte Millionen Morjaner lebten „Sehen sie jetzt warum wir vor den Reapern keine Angst haben? Deswegen. Über ein Jahrtausend hinweg haben wir stets an der Vergrößerung unserer industriellen Kapazitäten gearbeitet. Die Membus-Werften sind nur eines dieser Ergebnisse. Wir können an einem einzigen Tag mehr Waffen produzieren als die Menschheit in einem Jahr.“, erklärte Sirius. „Wie ... viele ... dieser ... Anlagen ... besitzt ihr?“, fragte Shepard. „Im Moment nur zwei. Morjan Prime hat ebenfalls eine Ringstation, aber die ist kleiner. Ansonsten hatten wir den Bau von drei bis fünf weiteren Anlagen dieser Art geplant, nur solange die Bedrohung durch die Reaper besteht werden wir für diese langfristigen Projekte keine Mittel aufwenden können.“ Shepard wusste nicht mehr was er davon halten, geschweige was er dazu sagen sollte. Immer mehr kam ihm Liaras Warnung ins Gewissen und er versuchte es zu ignorieren, genauso wie das was ihm Sirius eben erzählt hatte. Es war wie ein Alptraum, aus dem er einfach er einfach nicht erwachen wollte. Am liebsten würde er sich in einem Schrank verstecken und hoffen das das alles endlich vorbei geht, nur funktionieren würde das leider nicht. Nach ein paar weiteren Minuten des ÜLG-Fluges erreichten sie endlich Morjan Prime. Wie von Sirius angekündigt wurde auch die morjanische Heimatwelt durch eine ringförmige Raumstation vollständig umspannt. Da der Planet einen kleineren Durchmesser als Membus hatte besaß diese Konstruktion eine Länge von „nur“ 50.000 Kilometer. Es war zwar auch eine Werft, diente aber in erster Linie als schwer bewaffnete Verteidigungsanlage und eine der wichtigsten Ausbildungszentren für das Personal der Raumflotte. Eigenartigerweise war den Morjanern selbst nicht klar welche dieser Anlagen zuerst gebaut wurde. Scheinbar hatte man schon vor Jahrhunderten irgendwann damit begonnen die bei beiden Planeten in ihrer Anzahl immer mehr zunehmenden, orbitalen Einrichtungen miteinander zu verbinden und so entstanden schon bald die Grundlage für die Ringstationen, die man dann endgültig ausbaute. Nachdem man den massiven Membus-Werftenring gesehen hatte, sowie Morjan Primes Verteidungsplattform hätte man meinen können das es nichts mehr gab, was Shepard und Co. noch schocken könnte. Weit gefehlt. Eine Sache gab es da noch. Die Reaper. Die Sensoren der Normandy erfassten um die 5.000 Reaper-Schiffe und ein beträchtlicher Anteil von ihnen, beinahe ein Fünftel, entsprach den schweren Schlachtschiffen ähnlich der Sovereign. Der Rest setzte sich den weitaus kleiner Zerstörern zusammen, die den Großteil dieser Armada bildeten. Dazu gesellten sich noch hunderte an Transportern, die sich im Hintergrund hielten. Nur das eigenartigste dabei ... ... die Reaper hatten gestoppt. Diese gewaltige Armada war um die 10 Millionen Kilometer von Morjan Prime entfernt in Stellungen gegangen und verblieben dort regungslos. Die größte Konzentration an Reaper-Schiffen in der gesamten Galaxie wartete kurz vor ihrem Ziel einfach ab. Ziemlich schnell erkannte man auch wieso. Das Problem der Reaper lag in der morjanischen Raumflotte, die einen beträchtlichen Teil ihrer Kräfte bereits vor Ort positioniert hatte und nur auf den ersten Schritt der Reaper wartete. Shepard wollte seinen Augen erst nicht trauen, genauso wie Joker, der sofort eine Diagnose der Schiffssensoren durchführte, nur das Ergebnis blieb das selbe. Die Morjaner hatten hier über 17.000 Kriegsschiffe zusammengezogen. 17.000 übergroße, bis an die Zähne bewaffnete Raumschiffe. Da draußen lagen um die 2.000 Schlachtschiffe, 6.000 Kreuzer und etwas über 9.000 Zerstörer, Fregatten und Korvetten. Darunter fand man etwa 30 Einheiten der Flaggschiffklasse, von denen ein Drittel zu den neueren Superschlachtschiffen gehörte. Der letzte Rest, um die 200 Schiffe war eine Ansammlung kleinerer und größerer Träger und sonstige Untersützungsschiffe. Wären die Reaper nicht da würde dieser Aufmarsch locker ausreichen, um die gesamte bekannte Galaxie zu vernichten. Die ganze Szenerie warf zwei Probleme auf. Das erste waren natürlich die Reaper. Die Reaper setzten mit ihrer hochentwickelten Technologie und ihren fortschrittlichen Schilden und Waffen auf reine, überlegene Stärke mit der sie ihre Gegner einfach überrollten und jeden Widerstand einfach auslöschen. Gewöhnliche militärische Strategien und Taktiken waren dagegen fast schon wirkungslos. Das nächste Probelm stellten die Morjaner selbst da. Ihre grundlegenden Kampfdoktrinen unterschieden sich kaum von denen der Reaper. Sie würden jeden Feind der sich ihnen in den Weg stellt unter Einsatz aller erdenklichen Mittel auslöschen. Und die Reaper hatten das Pech genau auf diesen Gegner zu treffen. Ohne die protheanischen Archive auf Membus und die damit verbundene Masseneffekttechnologie schlugen die Morjaner einen eigenen, vollkommen anderen technologischen Weg ein, der nicht von den Reapern vorbestimmt, oder vorhergesehen wurde. Von allen und jedem unbemerkt und unberührt schufen die Morjaner in der hintersten Ecke der Galaxie eine der gewaltigsten, militärischen Organisationen, die das Universum jemals gesehen hatte und damit eine ernstzunehmende, existenzielle Bedrohung für die Reaper. Was diesen mit Sicherheit durchaus bewusst war. Das da draußen war Wahnsinn. Anders konnte man es gar nicht beschreiben. Und das schlimmste ... Es war nur die Spitze des Eisberges. Wenn man den Systemschutz berücksichtigt, den die Morjaner jedem ihrer Sternensysteme zuwiesen und jene Flotten die sich noch im ÜLG-Flug nach Morjan Prime befinden, dann konnten da draußen weitere Zehntausend Schiffe liegen. Womöglich sogar noch Zehntausende. Es war nicht klar wie groß die morjanische Raumflotte tatsächlich war und Sirius weigerte sich beharrlich darüber Auskunft zu geben. „Morjan Primes Flugkontrolle hat uns nicht auf ihrem Schirm ... haben Sie etwa wieder diese ... Tarnfähigkeit aktiviert?“, fragte Ibro ungehalten, nachdem er sein Funkgerät herausgeholt hatte. „Ja ... eine ... Sicherheitsmaßnahme gegen die Reaper ... sonst hätten wir es unbeschadet bestimmt nicht so weit geschafft.“, sagte Joker und schaltete den Stealth-Modus erneut ab. Ibro schien kurzzeitig zu brummen. Ihm gefiel der Gedanke gar nicht das ein fremdes Raumschiff einfach so unbemerkt bis zu ihrer Heimatwelt vordringen konnte. Selbst Sinari verzog deshalb das Gesicht. Nur Sirius zeigte mal wieder keine Regung. „In Ordnung ... sie haben uns ... man wird uns mithilfe eines Lasers zu unserem Ziel auf der Oberfläche leiten. Wir landen auf einem Raumhafen und werden von dort zu einem Forschungslabor gebracht.“, sagte Ibro, nachdem ein unverständlicher Funkspruch auf seinem Funkgerät rein kam. „Warum landen wir nicht gleich bei diesem Labor?“, fragte Joker. „Weil wir sonst abgeschossen werden, besonders wenn wir in diesem Raumschiff anfliegen. Zwar übernimmt die Armee einen Großteil der äußeren Verteidigung, all unserer Forschungsanlagen werden aber von unserer Wissenschaftsdivision, dem Tech-Korps, verwaltet und verteidigt und die nehmen den Schutz ihrer Einrichtungen sehr ernst. Zudem genießen sie eine gewisse Unabhängigkeit. Und das Verhältnis mit ihnen ist manchmal etwas angespannt“, erwiderte Ibro. „Schon kapiert.“, gab Joker zurück und nachdem die Normandy den Leitlaser emfangen hatte begannen sie mit dem Eintritt in die Atmosphäre. Die morjanische Heimatwelt war wie die Erde eine Gartenwelt, die im größerem Umfang mit Wasser bedeckt war und über fünf Kontinente verfügte. Gebirge und Flachland wechselten sich genauso ab wie Wüsten, Steppen, Eis- und Graslandschaften, sowie die verschiedenen Klimazonen. Morjan Prime war der Erde ähnlicher als man dachte. Natürlich gab es auch Unterschiede. Die Landmassen hatten selbstverständlich eine andere Form und Position als auf der Erde. Ebenso unterschied sich die Atmosphäre geringfügig. Der Sauerstoffgehalt war minimal geringer, was dazu führte das es den Morjanern erst mit technischen Hilfsmitteln möglich war in die höheren Bergregionen vorzustoßen. Der Anflug an sich gestaltete sich als routiniert einfach. Jedoch kurz nachdem sie in die Atmosphäre eingetreten waren wurden sie von einem ganzen Geschwader an düsenbetriebenen Jagdflugzeugen zu ihrem Ziel eskortiert, die aussahen als würden sie nach aus den Zeiten des Kalten Krieges stammen. Nachdem sie die Wolkendecke durchstoßen hatten bot sich unter ihnen ein ebenfalls beeindruckender, wie ernüchternder Anblick. Obwohl hier mehrere Welt- und Atomkrieg getobt hatten sah man davon keine Spuren mehr. Dafür war ein großer Teil der Planetenoberfläche bebaut. So überflogen sie eine einzige Megastadt, die sich über hunderttausende von Quadratkilometern bis zum Horizont zu erstrecken schien und weit über eine halbe Milliarde Morjaner beherbergte. Einfache Plätze waren hier so groß wie der New Yorker Central Park und normale Stadtparks reichten in ihren Ausmaßen an den Schwarzwald heran. Mit über 20 Milliarden Einwohnern war es der bevölkerungsreichste und dichtbesiedelste Planet in der Galaxie, der unter seiner eigenen Last ächzte. Die normale Flora und Fauna konnte dank Terraforming erhalten werden, doch sämtliche natürlichen und leicht erreichbaren Rohstoffe war längst aufgebraucht. Man musste schon tief in die Planetenkruste hineingraben, um an weitere Rohstoffe heranzukommen Morjan Prime war auf einen ständigen Güternachschub von außerhalb angewiesen war, weil es schon lange nicht mehr in der Lage war seine Bevölkerung aus eigener Kraft zu versorgen. Shepard, Liara, Sinari, Sirius und Ibro hatten sich derweil in den Hangar verzogen und bereiteten sich darauf vor gleich die Normandy zu verlassen. Shepard trug inzwischen seine N7-Rüstung und saß auf einer Kiste, während Ibro vor ihm stand und etwas mit einem Stift auf die Brustplatten schrieb. Dabei legte er sich selbst einer morjanischen Übersetzer in Form eines Hundehalsbandes an, den er von Ibro erhalten hatte. „Warum muss ich das nochmal machen?“, fragte Shepard, nachdem er auch seinen komplett verschlossenen Helm aufgesetzt hatte. „Ich gehe mal davon aus das Sie und der Rest der Galaxie längst darüber Bescheid wissen, dass wir gegen die meisten Krankheiten und andere biologische Erreger aller Art immun sind. Das trifft auf die anderen Spezies nicht zu. Sollte auf Morjan Prime nun irgendein tödliches Virus grassieren, dann würde es das nicht kümmern, weil wir es gar nicht merken würden – sie hingegen schon, Mensch.“, erklärte Sinari. „Ich wusste gar nichts das Sie sich so um mich sorgen.“, meinte Shepard etwas sarkastisch. „Wer redet hier von Sorge? Ich würde Ihnen immer noch mit Freude in den Kopf schießen, nur Sirius lässt mich einfach nicht.“, sagte Sinari mit einem Blick zu Liara. Die wiederum verdrehte nur die Augen. Sie hatte sich längst damit abgefunden – teilweise. „Oh ... kay ... und was schreiben Sie mir da auf die Brust?“ „Der Übersetzter funktioniert tatsächlich auch anders herum. Interessant. Auf ihre Frage ... Regierungseigentum ... das vermindert die Chance das man Sie auf der Stelle erschießt. Man wird sie für irgendeinen Waffenprototyp oder so halten – hoffentlich.“, erklärte Ibro. „Da wir davon reden.“, warf Sirius ein und zeigte zuerst auf Liara und dann auf Shepard. „Sie kommt nicht mir, sondern nur Sie, Shepard.“ „Wieso?“ „Sie haben keine Ahnung wie viel Ärger ich mir damit einhandle, dass ich Aliens den Zutritt zu unserem Reich gestatte, vor allem unserer Heimatwelt. Ich gefährde damit meine Position, das Vertrauen unseres Volkes in die Regierung, ja sogar die Stabilität unserer gesamten Gesellschaft.“ „Moment, arbeitet Ihr Übersetzer richtig? Aliens? Also Mehrzahl?“ Wir haben hier höchstens ein Alien an Bord. Nichts für ungut, Liara.“, sagte Shepard. „Hab mich schon daran gewöhnt.“, gab diese gelassen zurück. „Damit meinte ich die Menschen ... was ich damit sagen will ist das die allgemeine Meinung in diesem Punkt sehr gespalten. Viele verachten die Menschen und die Allianz für ihre Verbindung mit anderen Spezies, allem voran die Asari, die sie als die Hauptverantwortlichen des Argos-Krieges angesehen werden. Ich will versuchen ... Komplikationen unter allen Umständen zu vermeiden. Aus diesem Grund kann ich es der Asari nicht gestatten Morjan Primes Boden zu betreten, geschweige ihn anzusehen.“ „Sie wollen mir verbieten Morjan Primes Boden ... anzusehen?“, fragte Liara empört. „Das ist eine rein praktische Überlegung. Sobald sich nach unserer Landung diese Tore öffnen und unseren Leuten Einblick in das Innere dieses Hangars gewähren, dann garantiere ich ihnen das sie das Feuer eröffnen werden, sobald sie Sie sehen. Letztendlich liegt die Entscheidung bei Ihnen, Asari.“ „Oh ... ich glaube ich gehe dann mal besser.“, meinte Liara und verließ den Hangar. Eine Reaktion die Sirius sehr wohl erwartet hatte. „Shepard, diese Stadt ist so beschissen groß ... da passt locker Mitteleuropa rein ... was ich damit sagen will ... wir erreichen endlich die Stadtgrenze ... und ich sehe bereits den Raumhafen ... wie groß das Teil ist ... das Ding sollten Sie mal sehen ... Verdammt noch mal ... das müssen locker ein paar Tausend Quadratkilometer sein ... ich hab keine Ahnung wo ich da landen soll.“, kam es von Joker aus dem Interkom. „Sind Sie dem Leitlaser gefolgt? ... Kann der mich überhaupt hören?“, fragte Ibro. „Ja, ich höre Sie und ja, ich bin dem Leitlaser gefolgt und ich folge ihm immer noch.“ „Landen Sie neben dem Ursprung des Lasers. Das ist eine mobile Einheit. Zusätzlich sollten darüber ein paar Fluglotsen sein ... das sind Hubschrauber mit Signalleuchten ... nicht zu übersehen.“ „Das ist ja einfach ... ok, ich schätze mal das wir so in zwei, drei Minuten landen. Macht euch schon mal fertig.“ Joker hatte nicht zu viel versprochen. Nach ein paar Minuten setzte die Normandy auf und öffnete ihre Hangartore und der Anblick der sich ihnen da draußen bot war überwältigend – mal wieder. Es war mit nichts vergleichbar was man bis zu diesem Zeitpunkt zu kennen schien. Nur ein gutes Dutzend Kilometer entfernt erkannte Shepard die Hochhäuser der Megastadt, deren Architektur optisch sehr an das New York des 21.Jahrhunderts erinnerte, nur mit dem Unterschied das die Bauten hier weitaus höher, größer und massiver waren. Manche der Gebäude ragten bis zu einem Kilometer in den Himmel. Hier zeigte sich ein anderes Problem an dem die morjanische Zivilisation krankte – kulturelle Stasis. In dem vergangenen Jahrtausend gab es durch anhaltende Konzentration auf Expansion, Aufrüstung und Krieg keinerleis kulturellen Fortschritt – absoluten Stillstand. Das erkannte man besonders an den Formen der Gebäude und Fahrzeuge, die über all die Zeit hinweg beinahe unverändert geblieben ist. Danach sah sich Shepard den Raumhafen an, der sich deutlich von dem Unterschied was man bisher unter einem Raumhafen verstand. Er erinnerte mehr an einen Flughafen. Sie standen auf einer einzigen, betonierten Ebene die sich auf einer Fläche von 10.000 Quadratkilometern erstreckte und alle paar Kilometer waren quadratische Terminals für den Personen- und Warenverkehr vorzufinden. Dazwischen und um sie herum standen, starten und landeten unentwegt zivile Transportschiffe. Durch eigens erzeugte Schwerkraftfelder und einfache Ionentriebwerke waren die bis zu einem Kilometer langen, rechteckigen Raumschiffe in der Lage auf der Planetenoberfläche zu landen und ihre Ladung zu löschen, wozu die Kriegsschiffe nicht in der Lage waren. Nahezu alle Frachter brachten Truppen und Kriegsmaterial in geraumen Mengan. Aus den geöffneten Bugtoren ergossen sich wahre Fluten an Material – ganze Divisionen, die wie die Bienen aus ihrem Bienenstock heraus strömten. Hunderttausende von Legionären marschierten im Gleichschritt hinaus, sowie zehntausende gepanzerter Fahrzeuge aller Art, die in einem einzigen, nie enden wollenden Konvoi in Richtung der Megastadt rollten. Erst danach beachtete Shepard die ganzen Truppen vor ihm. Um die Normandy herum hatte eine Brigade mit 3.000 Legionären der berühmt-berüchtigten Totenköpfe, sowie ein Vielzahl leicht gepanzerter Fahrzeuge Aufstellung genommen. Zuerst verließen Sinari, Sirius und Ibro die Normandy und dann folgte ihnen Shepard. „Endlich wieder zu Hause.“, sagte Ibro, als er seinen ersten Schritt auf dem Boden machte. Sofort lief einer der Totenköpfe auf ihn zu. „Sirius Mel'Taun?“ „Ja, der bin ich.“ „ACHTUNG!“, schrie der Totenkopf und salutierte, wie alle anderen auch, indem sie den rechten Unterarm anwinkelten und die Faust auf die Brust drückten. „Man wurde bereits über alles informiert?“, fragte Sirius. Der Totenkopf Sah zuerst die Normandy an, dann Shepard und wandte sich dann wieder Sirius zu. „Alle nötigen Stellen wissen Bescheid, aber ...“ „Aber?“ „Das Oberkommando hat uns über ... alles informiert ... besonders über die ... Umstände ... alle Ebenen sind diesbezüglich gespalten.“ „Das habe ich befürchtet. Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen, bevor ich für noch mehr Verwerfungen sorge.“ „Zu Befehl ... WIR BRECHEN AUF!“, schrie der Totenkopf erneut und führte die vier im schnellen Schritt um die Normandy herum zu einer Gruppe wartender Hubschrauber, bei denen bereits die Motoren liefen. „Da sollen wir einsteigen?“, protestierte Shepard, als er die uralten Fluggeräte sah, die er zuletzt in einem Museum gesehen hatte. Sinari, die ihn wegen der Motorgeräusche er nicht verstehen konnte, schnappte Shepard an der Schulter und zog ihn in den schweren Transporthubschrauber, dessen zwei Motoren hintereinander in einer Tandemkonstruktion angeordnet waren. Im Laderaum, der genug Platz für zwei voll ausgerüstete Züge Marines bot, waren mehrere Computer und anderes elektronisches Gerät installiert – ein fliegender Befehlsstand. Sofort sprang Shepard auf einen Sitz und schnalle sich an. Seine Panik stieg, als die Motoren lauter wurden und die Maschine zu vibrieren begann. Shepard kam es vor als würde er in einem Relikt sitzen, von dem er kaum glauben wollte, dass es überhaupt fliegen konnte. Dann hoben sie ab und flogen los. „Herr Vorsitzender, guten Tag. Arina Al'Desa, Sektionskommandeurin der 3.Gardelegion. Es ist schön zu sehen das unsere Regierung wieder voll Handlungsfähig ist.“, sagte die etwas ältere, schwarz uniformierte Frau, die ebenfalls den Totenköpfen angehörte. „Danke, aber lassen wir bitte die Einleitung. Wie ist die aktuelle Lage? Möglichst kurz und knapp.“ „Kurz gesagt: Unübersichtlich. Die Reaper haben uns hart, aber nicht völlig unvorbereitet getroffen. Wir können ihnen Verluste zufügen, aber bisweilen konnten sie die Initiative behalten. Unsere absoluten Verluste liegen derzeit zwischen 100 Millionen und einer Milliarde – mindestens. Die Reaper setzen einen Teil ihrer Kräft gegen unsere Außenbezirke und Expansionregionen ein und richten dort erhebliche Schäden an. Trotz ihrer Geschwindigkeit läuft ihr Angriff ziellos. Wichtige Kommando-, Industrie- und Bevölkerungszentren haben sie bisweilen verfehlt. Dagegen wussten sie scheinbar von Anfang an wo Morjan Prime liegt und setzen hier den Großteil ihrer Kräfte ein. Hier scheint es sich nun zu einer Entscheidungsschlacht zu entwickeln und das nur ein paar Stunden nach Kriegsbeginn. Dafür ziehen wir hier auch so viele Truppen wie nur möglich zusammen. Unsere größte Sorge sind die Portale. Mit ihnen können die Reaper schneller vorstoßen, als wir es jemals für möglich gehalten hätten. Wir arbeiten bereits an Plänen wie wir diese Portale ausschalten können.“ „Lassen sie das besser.“, warf Shepard ein. „Wenn sie ein Massenportal zerstören, verursachen sie eine Explosion, die ein ganze Sternensysteme vernichten kann.“ „Das wissen wir bereits. Was meinen Sie wohl woher die Mindestzahl von 100 Millionen Tote kommt. Dabei verloren wir auch eine ganze Flotte und ein weiteres unserer Superschlachtschiffe.“ „Shepard, bis wir das Labor erreichen will ich von Ihnen kein einziges Wort mehr hören!“, befahl Sirius. Sichtlich überrascht von Sirius hartem Tonfall nickte Shepard einfach nur, was bei den übrigen Morjanern ein Schmunzeln hervor rief. Ihnen fiel auf wie sehr er sich trotz des Sicherheitsgurtes an seinem Sitz festkrallte. „Alles in Ordnung mit Ihnen? Bekommt Ihnen der Flug nicht?“, fragte Sirius. „Nein, ich habe die ganze Zeit die Angst das im nächsten Moment die Motoren ausfallen und wir abstürzen.“ Die Morjaner sahen sich an und grinsten und Arina verschwand kurz ins Cockpit. Es dauerte nicht lange bis es plötzlich ganz still wurde, was keinem unbemerkt blieb. „Was war das?“, fragte Shepard unruhig. „Ich glaube die Motoren sind ausgefallen.“, antwortete Sinari. „Bitte was?!“ Nur kurz darauf spürten sie wie die Motoren wieder anliefen und Arina kam zurück. „Seien Sie unbesorgt, Mensch. Wenn die Motoren ausfallen, dann passiert nichts. Durch die Autorotation der Rotoren hält sich die Maschine lang genug in der Luft das sie sicher landen kann. Vielleicht mögen Ihre Maschinen abstürzen, wenn ihnen der Motor ausfällt, aber bei uns müssten sie schon den ganzen Propeller verlieren.“, erklärte Arina. Das da die Morjaner lachten war klar. Shepard kam sich selbst etwas was dumm vor, aber es hatte den beruhigenden Nebeneffekt das es seine Furcht etwas linderte. Der Flug bis zum Labor dauerte nur eine gute halbe Stunde. Unterwegs hörte Shepard den Morjanern aufmerksam zu. Allem voran Sirius der sich mehr und mehr zu einer Kombination aus Staatsmann und Feldherrn entfaltete. Als seine ersten Amtshandlungen ließ er Armeen und Flotten zusammenlegen und verschieben, Rohstofflager in Grenzregionen sichern, sämtliche Ressourcen für den Krieg aktivieren, die Produktion verschiedene „schwerer Waffen“ aufs Maximum erhöhen und zuguterletzt noch neue Kommandeure ernennen. Dabei unterrichtete man ihn auch detailliert über die Lage an allen Fronten. So hörte Shepard heraus, das die beiden Flotten nahe Morjan Prime noch immer in Wartestellung verblieben, aber das beide Seiten immer noch Schiffe und Flotten nachzogen. So hatten die Reaper hunderte weitere Schiffe in Position gebracht und die Morjaner Tausende. Während er dem zuhörte sah er sich die Landschaft an. Außerhalb der Megastadt überflogen sie eine trockene, savannenähnliche Ebene. Ein paar Kilometer vor dem Labor betraten sie dann etwas was die Morjaner lapidar als Sicherheitsbereich bezeichneten. Das ganze Gebiet um die Forschungsanlage erinnerte fast schon an Verdun aus dem ersten Weltkrieg. Zwar nicht zerbomt und grau wie eine Mondlandschaft, aber durch und durch durchzogen mit Schützengräben, Artilleriebatterien und Raketenstellungen. Dazu gesellten sich eine Viertel Millionen Legionäre der regulären Armee. Die Sicherheitsmaßnahmen des Mars waren ein Witz dagegen. Auf dem Mars hatte Sinari bereits davon gesprochen, nur Shepard hatte diese Angaben zu dem Zeitpunkt noch für übertrieben gehalten. Inzwischen musste er sich längst eingestehen das die Morjaner in ganz anderen Maßstäben dachten. Die Forschungsanlage selbst war ein sehr unscheinbarer, U-förmiger Komplex, der an einen Berg gebaut war und im Vergleich zu den ganzen Giganten in seiner Umgebung mickrig wirkte. Ein einfacher Maschendrahtzaun umspannte das Gebäude. Sie landeten vor dem Bau und verließen zusammen mit Arina den Hubschrauber, welcher dann seine Motoren abschalteten. Da standen sie nun. „So und was jetzt?“, fragte Ibro. „Man wird uns gleich abholen.“, antwortete Arina. „Ist mir Recht.“, erwiderte Sinari und ging zu einer Gruppe abgestellter Panzer. „Sind das die neuen Grigan-Panzer?“, fragte sie. Shepard sah zur Seite und betrachtete die Panzer genauer. Einer davon war Shepard sofort bekannt. Mit diesem Modell war er bereits auf Argos-3 aneinander geraten und hatte dadurch den Hammerhead verloren. Sinari Interesse galt jedoch nicht diesem Panzer, sondern dem zweiten daneben, der wesentlich moderner wirkte, im Vergleich zu dem anderem. Auffallend war die abgeflachte keilartige Panzerung des Turm des Geschützturms, sowie das Drahtgitter, das man um seine Wanne gezogen hatte. „Ja.“, bestätigte Arina. „Das ist der auf den neuen Standard aufgerüstete Kampfpanzer mit dem wir die Grigan-1-Panzer komplett ersetzen werden. Eine verstärkte, angewinkelte, mehrschichtige Panzerung aus HEV-Stahl, sowie eine Käfigpanzerung gegen Panzerabwehrraketen. Das System ist einfach, aber effektiv.“ Shepard sagte dazu nichts. Dieses simple Drahtgestell mag zwar hilfreich sein, um eine einzelne Rakete von einem ML-77 aufzuhalten, allerdings hat die Allianz bereits ein deutlich verbessertes Modell entwickelt und eingeführt – die M560 Hydra. Dessen Raketen enthalten drei Sprengladungen von denen die erste den kinetischen Schild, oder wie in diesem Fall die Käfigpanzerung ausschaltet, die zweite zerstört die Panzerung und die dritte Ladung sprengt das Ziel von innen heraus. Damit sollten auch diese neue Variante der morjanischen Kampfpanzer keine allzu große Bedrohung darstellen. Zumindest auf den ersten Blick. Es war natürlich davon abhängig wie robust die verwendeten Materialien tatsächlich waren, die die Morjaner verwendeten. Ein anderes Problem war das die Reichweite der Hydra begrenzt war. Sie eignete sich am besten im Häuserkampf und auf kurze Distanz, was das Eisnatzfeld der Hydra momentan einschränkte. Problematisch blieb zudem weiterhin die abgewinkelte Panzerung. An ihr könnten viele kinetische Geschosse einfach abprallen und dabei keinen, oder nur geringen Schaden verursachen. Militärs waren sich uneinig darüber wie sie dem begegnen sollten. Manch einer war der Meinung man sollte einfach noch stärkere Massebeschleuniger bauen, nur als ob das die Lösung sein könnte. „Wie sieht es mit der Bewaffnung aus? Das Geschütz ist größer geworden.“, fragte Sinari. „Das stimmt. Als Hauptbewaffnung hat man ein modifiziertes Artilleriegeschütz verbaut. Als Sekundärbewaffnung verwenden wir neuerdings eine zusätzliche, koaxiale Maschinenkanone. Das Standardmaschinengewehr bleibt natürlich erhalten. Neu ist die ferngesteuerte, modulare Waffenstation auf dem Geschützturm. Da kann man alles installieren was man will. Eine zusätzliche Maschinenkanone, ein Granatwerfer, oder gar einen Raketenwerfer.“, erklärte Arina. „Autsch.“, dachte Shepard als er das hörte. „Leider geht die Ausstattung unserer Truppen nur sehr schleppend voran. Da die Grigan-2-Panzer keine Überarbeitung, sondern eine regelrechte Neukonstruktion darstellen ist ein Nachrüsten unserer Bestände nicht möglich und wir müssen die Panzer komplett neu produzieren. Bislang konnten von dem neuen Kampfpanzer nur eine Millionen Fahrzeuge ausgeliefert werden.“ „Verarschen die mich grad?“, fragte sich Shepard selbst, als er diesen Zahlen hörte und ahnte bereits das die das ernst meinen könnten. „Achtung. Da kommen sie.“, warnte Arina und alle sahen nach der eigenartigen Truppe, die auf sie zumarschiert kam. „Ich bin dann mal weg.“, sagte sie zum Abschluss und bestieg den Hubschrauber, der kurzerhand wieder seine Motoren anwarf. Aus dem Gebäude strömten Truppen heraus, die sich von den normalen Legionären, oder gar den Totenkopflegionären merklich unterschieden. Sie wirkten massiver. Ihre Ausrüstung ähnelte zwar der von Sinari, jedoch wirkte alles weitaus schnittiger, moderner und massiver. Noch eigenartiger war das sie mit Mänteln bekleidet waren, die sie offen trugen. Erst aus der Nähe erkannte Shepard das sie in modernste Ganzkörperrüstungen gehüllt waren, die mit Servomotoren angetrieben wurden und mit fortschrittlichster Elektronik und VIs zur Feuerunterstützung ausgerüstet waren. Optisch kam deren Panzerung schon eher dem nahe, was man aus dem Citadel-Raum kannte, natürlich weitaus bedrohlicher. Bewaffnet waren sie allesamt mit schweren Kampfgewehren, Schrotflinten, welche größer und globiger waren als die Standardsturmgewehre der Morjaner. Shepard erkannte es sofort. Technisch waren diese Einheiten jedem Militär der Galaxie weit voraus. „Das sind die Tech-Legionäre. Die bewaffneten Kräfte des Techkorps. Diese Männer und Frauen sind etwas ... eigen. Deshalb sagen Sie in ihrer Gegenwart besser gar nichts.“, gab Sirius Shepard den Ratschlag, der daraufhin nickte. Einer der Tech-Lgionäre ging sofort auf Sirius zu und hielt ihm einen kleinen, stählernen Rahmen ohne Inhalt vors Gesicht. Nach ein paar Sekunden ertönte ein schriller Piepton und der Legionär hielt sein Gerät hoch. Ein anderer wies die Gruppe um Sirius mit einem Handwink an ihnen zu folgen, was diese auch taten. Gemeinsam marschierte die Truppe auf die Forschungsanlage zu und betraten sie durch den Haupteingang. Shepard war sich nicht wirklich sicher was er erwartet hatte, aber die Eingangshalle war genauso gut ausgestattet wie das Foyer eines Hotels, nur leider war bis auf sie und ein paar Gruppen einfachen Wachpersonals niemand anwesend. Was ebenfalls nicht dazu passte war der große, offene Eingang zu einem Tunnel genau gegenüber dem Haupteingang. Davor stand für sie bereits eine Mitfahrgelegenheit in Form kleiner Jeeps für sie bereit in die sie einstiegen und losfuhren. Der Tunnel den sie durchquerten, der umgebaute Stollen eines längst stillgelegten Bergwerkes, erstreckte sich bis zu zwei Kilometer tief in den Berg hinein und war so breit und so hoch wie wie zwei Makos nebeneinander und übereinander. An dessen Ende fanden sie eine schwer gepanzerte Stahltür vor, die sich für sie langsam öffnete. Dahinter lag eine Kreuzung, die sich nach rechts einbogen. Geradeaus ging es nicht da gegenüber des ersten Tores ein zweites lag und der Weg nach links wurde durch eine Art Checkpoint abgeriegelt. Die Tour, während der Shepard zum Zzusehen verdammt war, ging noch einen halben Kilometer weiter bis sie dessen Ende an einem Wendekreis erreichten, wo sich auch eine Sicherheitsstation befand ähnlich der auf dem Mars. Dort stiegen sie aus und wurden zu einem Fahrstuhl geführt, der die vier tiefer in die Anlage herab brachte. Für Shepard war die ganze Szenerie so merkwürdig das er gar nichts sagte, obwohl sich mit ihm nur Sinari, Sirius und Ibro im Aufzug befanden. Erst als sie unten ankamen wurde es interessant. Kaum gingen die Türen auf begrüßte sie sofort eine ältere Frau in weißem Kittel, die nach ihrem Aussehen um die 70 Jahre alt sein musste – nach menschlichen Standards. Bestimmt hatte sie schon das zweite Jahrhundert hinter sich. Eigenartig war sie jedoch auch in ganz anderer Hinsicht. Sie hatte eine etwas vernarbte Haut, zwei beinahe schon leuchtende Augen, sowie eine mechanische Hand, Kybernetik. Hier schien des öfteren schon etwas schief gelaufen zu sein. „Vorsitzender Sirius. Als man dich ankündigte wollten wir es kaum glauben. Bitte lass mich dir mein Bedauern über den Tod deiner Schwester aussprechen. Sie war die beste Anführerin die der Verbund jemals hatte. Ich hoffe Du wirst dich als ein genauso großer Anführer erweisen. Manche sind sich da nicht so sicher.“ Das Sirius dabei der Mund aufklappte war verständlich. „Aber wo bleiben denn meine Manieren. Indra Meriviano, Hauptforschungsleiter des Primaris-Forschungsinstitut des Techkorps.“, sagte Indra und reichte Sirius die Hand, was dieser nur sehr zögerlich erwiderte. „Dan ... ke.“ „Ah, Sie müssen der Mensch sein den Sirius mitbrachte.“ „Commander Shepard von der Allianz. Sehr erfreut ihre Bekanntschaft zu machen.“ „Die selbe Sprache. Ich vermute mal jemand gab ihm bereits einen Übersetzer. Nun gut. Einen Menschen könnten unsere Biotech-Abteilung mal wieder gut gebrauchen. Deren letzten Testobjekte sind denen schon vor langer Zeit weggestorben. Die hielten einfach nichts aus.“ „Was genau wird denn hier erforschet?“, fragte Shepard. „Die Primaris-Anlage ist eine Materialforschungsstation. Hier wird vorwiegend Kriegstechnologie erforscht und verbessert und später für den zivilen Nutzen angepasst. Lassen Sie mich mal überlegen ... vielleicht fallen mir dazu ein paar Beispiele aus unserer Vergangenheit ein ... Da hätten wir den Fernsehe. Der war am Anfang Teil einer optischen Steuereinheit für die ersten Lenkraketen. Heute ist er ein Massenmedium. Plastik. Ein umweltresistentes Aufbewahrungsmittel für chemische Kampfstoffe und die ersten Verbrennungsmotoren auf Basis fossiler Brennstoffe kamen in den ersten Panzerkampfwagen zum Einsatz. Aber genug geredet. Sie sind hier wegen dem Tiegel hörte ich.“ Noch etwas irritiert ließ Shepard das ganze erstmal auf sich wirken. „Der Tiegel?“, fragte er dann. „Folgen Sie mir einfach.“, sagte Indra und ging vor. Wir hatten die Pläne zwar schon seit geraumer Zeit in unserem Besitz, nur wir wussten erst gar nicht was wir damit anfangen sollten. Unser größtes Problem war dabei zu einem die Übersetzung, als auch der fehlenden Wille uns mit diesen Daten genauer zu beschäftigen. Erst mit Übersetzungshilfen für die protheanische Sprache aus ihrem Extranet begannen wir die Membus-Daten und andere Funde zu entschlüsseln. Das war vor einem halben Jahr.“ „Verzeihung? Andere Funde?“ „In der Vergangeheit fanden wir immer wieder einzelne protheanischen Datensätze, jedoch lagerten wir diese einfach ein, wo sie über die Jahrhunderte hinweg unberührt liegen blieben. Eigentlich verwunderlich, da das Techkorps sonst Wissen aller Art mit fanatischem Eifer sammelt. Nun ja. Infolge der Auswertung fanden wir den Tiegel.“ „Was ist dieser Tiegel? Was macht er?“ „Wenn ich ehrlich sein darf: Das wissen wir nicht. Es ist eine protheanische Waffe speziell gegen die Reaper die wie eine übergroße Tiefenraumsonde aussieht. Wir wissen zwar wie man es baut, nur keiner weiß was es macht, oder wie es funktioniert.“ „Sie haben nicht zufällig schon versucht dieses Gerät zu bauen, oder haben es sogar schon gebaut?“ In dem Augenblick musste Indra herzlich lachen. „Natürlich nicht. Wieso sollten wir ein Gerät bauen von dem wir nicht mal ansatzweise wissen wie es funktioniert. Allerdings sind die Pläne unvollständig.“ „Unvollständig?!“, fragte Shepard, der schlagartig eine Heidenangst bekam. „Es wir immer wieder eine Komponente erwähnt die fehlt, um dieses Projekt abzuschließen. Der Katalysator. Wir wissen nicht was es ist, oder gar was es sein könnte, aber es stellt das letzte Element dieser ... Waffe dar. Man kann den Tiegel vollständig bauen, nur am Ende braucht man diesen Katalysator. Wollen Sie wirklich ein Gerät bauen von dem Sie nicht wissen was es bewirkt?“ „Sagen Sie mir einfach was ich machen muss, um diese Pläne zu bekommen.“ In dem Moment blieb Indra stehen und dachte nach. Sie blickte daraufhin etwas fragend zu Sirius, der nur mit den Schultern zuckte. „Stecken Sie Ihre Hand aus.“, forderte sie von Shepard. Dieser zögerte zuerst, doch tat es dann sehr vorsichtig. Auch hier wusste Shepard nicht wirklich was ihn erwartete. Umso überraschte war er, als Indra ihm einfach nur einen kleinen Metallkasten in die Hand drückte, der sich bei genauerem Hinsehen als gewöhnlicher Speicherstick entpuppte. „Was ist das?“, fragte er trotzdem. „Ich dachte Sie würden das kennen. Das ist einer ihrer tragbaren Datenspeicher. Kriegsbeute aus Illium. Seine Speicherstruktur ist recht simpel, also war es für uns ein leichtes die Daten darauf zu kopieren, als man sie ankündigte.“ Shepard betrachtete den Speicherstick genauer. „Da ist ... alles drauf?“ „Die vollständigen Baupläne für den Tiegel. Nur der Katalysator fehlt verständlicherweise. Wir werden weiterhin versuchen herauszufinden was es sein könnte, aber das wir dabei Erfolg haben bin ich mir nicht so sicher. „Mehr nicht?“, fragte Shepard. „Doch. Daten über die Reaper. Sirius wollte es so.“ „Moment mal.“, unterbrach Sinari. „Haben wir den ganzen Mist hier etwa nur wegen diesem Speicherstick mitgemacht? Das Ding hätten wir den Menschen auch direkt am Raumhafen geben können.“ „Oh nein. Wir haben noch etwas. Ein Zeichen unseres ... guten Willen. Minari wollte es so. Naja, um ehrlich zu sein sie wollte das wir das Ding irgendwann irgendwie los werden. Damit meinte sie natürlich das wir es von Morjan Prime runterbekommen. Nicht töten. Ich glaube Sie werden dafür eine bessere Verwendung haben, als wir.“, sagte Indra. „Töten? Ist es ... ein Lebewesen?“, fragte Shepard. „Ein lebender Protheaner.“ In dem Moment blieben alle stehen und sahen Indra mit offenen Mündern sichtlich überrascht an. „Was?“, fragte Sirius. „Ich bin mit allen Staatsgeheimnissen des Verbundes vertraut, nur davon höre ich zum ersten Mal.“, sagte Ibro. „Davon wussten stets auch nur eine Handvoll Personen. Natürlich ich, dann noch Minari und ein paar hochrangige Mitglieder des Techkorps. Mit ihnen hat sich dieser Kreis soeben verdoppelt. Zurück zu dem Protheaner. Er lebt. Zumindest glauben wir das. Eingeschlossen in einer portablen Stasiskammer. Kommen Sie mit.“, wies Indra mit einem Handwink an und zusammen marschierten sie weiter durch die Laborhalle. „Ich weiß nur das wir ihn vor etwas 1.200 Jahren auf Membus fanden. Wo genau, oder unter welchen Umständen ist unklar. Wir vermuten das er aus den protheanischen Anlagen auf Membus geborgen wurde, kurz bevor sie zerstört wurden. Berichte aus der Zeit existieren verständlicherweise keine. Das hat allerdings den Nachteil das diese Hintergrundinformationen verloren gingen.“ „Haben Sie nicht versucht ihn aufzutauen?“, fragte Shepard. „Ich könnte jetzt sagen das wir nichts taten weil es ein Alien auf morjanischem Boden ist, was auch stimmt, aber der tatsächliche Grund ist das wir keine Ahnung hatten wie die protheanische Technik funktioniert. Wir haben zwar den vollen Zugriff auf die Steuereinheiten und haben inzwischen eine eigene Energieversorgung angeschlossen, nur bei einem einzigen Versuch ... nein, da lässt man lieber die Finger davon. Ja ich weiß, wir haben uns um ein Alien Sorgen gemacht. Ich will dazu keinen Kommentar hören.“ Sinari und Sirius sahen sich an und verkniffen sich ein Kichern, was Indra nicht verborgen blieb. „Gibt es vielleicht sonst noch irgendwelche Geheimnisse die ich wissen sollte?“, fragte Sirius danach. „Da gibt es bestimmt einiges, nur das erzähle ich dir sobald niemand anderes zuhört.“, erwiderte Ibro. „Ihr macht mir vielleicht Spass.“, entgegnete Sirius, als sie das Ende der Halle erreichten und in einen weiteren Fahrstuhl einstiegen. Doch anstatt auf einen Knopf zu drücken nutze Indra die Sprechanlage. „Hier ist Indra. Bring mich in die Kühltruhe.“ Dann setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung. „Kühltruhe?“, musste Shepard unweigerlich fragen. „So nennen wir die Stasiskamer des Protheaners. Dafür wurde einst extra ein Lager mit eigener Energieversorgung erreichtet. Angeblich soll das so geheim gewesen sein, dass man ihn einmal ein ganzes Jahrhundert lang einfach vergessen hat. Heißt es zumindest.“ Kurz darauf kam der Aufzug an seinem Ziel an und öffnete seine Türen. Unten angekommen standen bereits vier wachsame Tech-Legionöre bereit, die Indra mit einer schnellen Handbewegung zurück pfiff. „Verzeihung. Uns war nicht bewusst das Du hier runter kommst.“, sagte einer der Tech-Legionäre. „Könnte daran liegen das ich euch davon nichts gesagt habe.“, erwiderte Indra knapp. „Natürlich. Wir werden sofort gehen.“ „Nein. Dieses Mal nicht. Dieses Mal werden wir dieses verfluchte Ding endlich los.“ Mit diesen Worten ging Indra auf die andere Seite des leeren Raumes und legte ihre Hand auf die Wand. Ein lautes Quietschen ertönte und die Wand neben Indra begann sich zu öffnen. Es war weniger eine versteckte Kammer als ein Bunker, dessen gepanzerter Zugang einfach nur schwer zu erkennen war. Dahinter erblickte Shepard die protheanische Stasiskapsal, wie er sie bereits von Ilos kannte, an der drei Konsolen angeschlossen waren. „Mensch, ab hier überlasse ich alles Ihnen.“, sagte Indra. Shepard sah sie kurz an und ging dann auf die erste der drei Konsolen zu. Obwohl er mit den protheanischen Symbolen auf den ersten Blick nichts anfangen konnte wusste er intuitiv was er zu tun hatte und betätigte mehrere Tasten. Mit der letzten Taste aktivierte er unerwarteterweise eine Aufzeichnung, die ihm wie bei dem Sender auf Eden Prime direkt in den Verstand übertragen wurde. Zum ersten Mal sah Shepard dabei echte Protheaner. Nicht diese Kollektoren, mit ihren Modifikationen durch die Reaper, sondern die unverfälschten Originale. Er sah mehrere Protheaner die in so was wie einer Art Halle standen. Beim genaueren betrachten erkannte er das diese Halle sehr den Stasiskammern auf Ilos ähnelte. Es sah so aus als hätte man einen ganzen Berg ausgehöhlt und mit diesen Stasiskapseln vollgestopft. Es mussten Hunderttausende und mehr sein. Es war sofort klar das die Protheaner Vorbereitungen getroffen hatten, um der bevorstehenden Auslöschung durch die Reaper zu entgehen. Als diese Aufzeichnung endete fasste sich Shepard an den Kopf. Für einen Moment hatte er über Kopfschmerzen zu klagen, die genauso schnell wieder verschwanden wie sie gekommen waren. „Das Gerät ist nur am Rauschen. Wir glauben es war irgendeine Aufzeichnung. Ob sie durch uns beim Transport beschädigt wurde, oder schon beschädigt war wissen wir leider nicht.“, erklärte Indra. Shepard beachtete das kaum. Er ging hinüber zur nächsten Konsole und aktivierte sie und damit eine weitere Aufzeichnung.. Dieses Mal waren es nur zwei Protheaner die er sah, die in ihren rötlich glänzenden und eigenartig geschwungenen Rüstungen auf einem ausgetrockneten Hügel standen. Dabei beobachten sie aus Entfernung mehrere zweibeinige Kampfläufer und hunderte weiterer, graue Kampftruppen. „Die neuen Kampfdrohnen übertreffen alle unsere Erwartungen und das bei weitem. Die Ergebnisse von ihrem letzten Einsatz sind einfach unglaublich, atemberaubend, allerdings ...“ „Allerdings?“ „Es sind Entwicklungen zu beobachten die wir nicht vorhergesehen haben. Einen gewissen Grad an Selbstständigkeit. Aber seien Sie unbesorgt. Es sind nur einfach Komplikationen, mehr. Unsere Techniker arbeiten bereits daran und sind zuversichtlich das sie diese Probleme beheben können.“ „Sie sollen sich ran halten.“ „Ich weiß. Das Drohnen-Projekt ist längst in der Endphase und eine Nachrüstung ist ausgesprochen schwierig, aber wie ich bereits sagte man bekommt das hin.“ „In Ordnung. Machen Sie weiter wie geplant.“ „Jawohl, Commander Javik.“ Als diese Aufzeichnung endete kam es Shepard für einen kurzen Moment so vor, als hätte er einen typischen Kater nach einem Trinkgelage und genauso schnell verschwand dieser eigenartige Schmerz wieder und Shepard ging, unter den wachsamen Augen der Morjaner zur nächsten und letzten Konsole, wo er wieder eine Aufzeichnung startete. Dieses Mal sah er etwas was sehr einer Kommandozentrale ähnelte. Über einem Pult in der Mitte wurde eine flackernde, holographische Karte angezeigt, auf der mehrere unbekannte Symbole bewegten, sowie weitere Symbole die von oben hinzu kamen. Mehrere Protheaner standen um dieses Pult und beurteilten die Situation, während weitere Protheaner auf Bildschirme starrten, auf denen man sehen konnte, wie Objekte auf der ausgetrockneten Planetenoberfläche landeten, die Shepard nur allzu bekannt waren – Reaper. „Die Reaper landen wie erwartet nahe den Ballungszonen. Wie ist der Status unserer Kräfte?“, nahm er von einem der Protheaner war. „Die Garde- und Drohneneinheiten sind in Position und werden in Kürze ihren Angriff beginnen. Sie werden die Reaper von den Evakuierungen ablenken, Commander.“ Einer der Protheaner beugte sich über das Pult und betrachtete die Szene genauer. Auf der Holographischen Karte waren zwei große Rechteck zu sehen, sowie jeweils zwei weitere Kreise auf beiden Seiten, während unweit auf der Karte vier Dreiecke landeten. „Die Kampfdrohnen haben Kontakt und greifen an. Unsere Truppen sind bereit anzugreifen, Commander.“ „Dann Angriff.“ Binnen weniger Augenblicke entstanden auf der Holo-Karte mehrere Halbkugeln, die die Dreiecke enhüllten und auch die Kreise trafen. Für Shepard war sofort klar das hier Waffen mit hoher Sprengkraft und andere Massenvernichtungswaffen eingesetzt wurden. „Verluste?“ „Wir warten auf die Daten ... eigenartig ... wir haben hier Unregelmäßigkeiten.“ Im nächsten Moment entstanden mehrere Halbkugeln über den Rechtecken und verschluckten diese. „Was zum ... Totalverlust unserer Einheiten! Totalverlust!“ „Was ist da los?!“ „Wir versuchen es herauszufinden ...“ „Commander, die Meldungen die hier soeben reinkommen ... Hören Sie sich das an!“, rief einer der Protheaner und stellte mehrere Meldungen auf die Lautsprecher. „Die Drohnen sind nicht auf ihren Positionen! Was ist da los?“ „Sie verweigern die Befehle! Die Drohnen verweigern jeden Befehl! Wir haben sie nicht mehr unter Kontrolle! Sie haben sich völlig selbstständig gemacht!“ „Sie sind in die gesicherten Anlagen eingedrungen! Sie zerstören die Kapseln! Sie töten jeden! Stoppt sie ... AAAH!!!“ „Die Drohnen haben superschwere Waffenbatterien gekarpert! Sie setzten sie gegen alles andere ein! Gegen die Reaper! Gegen uns! Gegen sich selbst! ... OH NEIN ... WARPBOME IM ANFLUG! WARP...“ Im nächsten Moment, als die Meldungen abrupt endeten, schrie einer der Protheaner laut „NEIN!“ auf. Grünlich glühende Strahlen jagten plötzlich quer durch den Raum und töteten innerhalb weniger Augenblicke die Anwesenden. Die eingesetzten Strahlenwaffen lösten ihre Opfer nach mehreren Treffern auf und ließen sie regelrecht zerfallen. Einer der Protheaner schaffte es hinter dem Pult in Deckung zu gehen und erwiderte mit der selben Waffe das Feuer. Die Drohnen, die jetzt in das Bild traten, intelligente und bewaffnete humanoide Gestalten, die komplett in graue, protheanische Rüstungen gehüllt waren, nagelten den Protheaner mit Sperrfeuer hinter dem Pult fest, flankierten ihn und töteten ihn letztendlich. Damit endete die letzte Aufzeichnung und Shepard brach zusammen. Die Protheaner hatten versucht auf Morjan Primes Nachbarplanet Membus einen kleinen Teil ihres Volkes zu retten und mit Stasiskapseln die Reaper-Invasion zu überstehen – ein ambitioniertes Vorhaben. Sie hätten den Zyklus überdauern und sich auf die erneute Ankunft der Reaper vorbereiten können. Ebenso hatten sie versucht den Reapern mit Truppen, Massenvernichtungswaffen und hochgerüsteten Mechs die Stirn zu bieten, oder zumindest so lange zu beschäftigen, das man dieses Vorhaben in die Tat umsetzen konnte. Nur das letztere dabei durchdrehen würden hatten sie wohl nicht einkalkuliert. Wahrscheinlich waren diese Drohnen ebenfalls eines der letzten, großen Projekte der Protheaner gewesen, genauso wie die Stasisanlagen und der Tiegel. Wahrscheinlich nur durch den Dechiffrierer, den er von Shiala auf Zhu's Hope erhielt, war er der einzigste in diesem Raum der die protheanischen Aufzeichnungen verstehen konnte. „Sagen Sie mir ... haben Sie ... auf Membus ... noch andere ... protheanische Anlagen gefunden ... oder zerstört?“, fragte Shepard, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte. „Nein.“, kam die prompte Antwort von Indra. „Was haben Sie gesehen? Wissen Sie wie man diese Kapsel öffnet?“ Shepard, der die erste Frage nicht beantworten wollte, gab nur ein stumpfes „Ja“ von sich und ging auf die Stasiskapsel zu. „Sie wollen das Ding doch nicht wirklich hier öffnen?“, protestierte Sirius. „Ähm ... wo denn sonst?“, entgegnete Shepard. „Auf Ihrem Raumschiff. Die Kapsel hat eine interne Stromversorgung die maximal 10 bis 15 Minuten anhält ... glaube ich.“, sagte Indra. „Nach der morjanischen, oder unseren Zeitrechnung?“ „Unserer natürlich. Aber fragen Sie mich nicht nach der Umrechnung.“ „Und wenn die Zeit abläuft, bevor er an Bord der Normandy ist?“ „Dann stirbt er. Entweder weil sich die Kaspel und damit die Lebenserhaltungssysteme ausschalten, oder er wird aufgeweckt und auffgetaut und dann von Morjaner erschossen, sobald sie ihn sehen.“ „Und wie bekommen wir ihn dann bitte hier weg?“ „Wo befindet sich denn ihr Raumschiff? Auf dem nahen Raumhafen?“ „Ja.“ „Ist Ihnen der Treibstoff, oder so ausgegangen? Warum sind Sie nicht einfach vor der Anlage gelandet?“ Shepard sah Indra zunächst irritiert an und zeigte dann Richtung Sinari, Sirius und Ibro. „Die drei sagten man würde uns in unserem Raumschiff sofort abschießen, da sie die Sicherheit ihrer Einrichtungen sehr ernst nehmen würden.“ Die Morjaner des Techkorps und die anderen sahen sich gegenseitig an. „Ihr hättet einfach bei uns direkt anrufen können. Das ist euch schon klar, oder?“, sagte Indra. „Ja klar, als ob das was genützt hätte.“, gab Sinari flopsig zurück. „Wenigstens kann man mit uns noch vernünftig reden.“ „Vernünftig reden! Das beste was ich heute gehört haben. Jeder weiß wie eigen ihr sein könnt!“ „Können ist hier das Stichwort! Niemand bestreitet das! Aber sowas muss ich mir von einem Totenkopf nicht anhören! Das ändert nichts daran ...“ Ein kurzes, markantes Klicken ließ die beiden Streithähne verstummen und man sah zu Sirius, der den Schlitten seiner Pistole zurückgezogen hatte. „Dachte mir schon das das reicht.“, meinte Sirius und steckte seine Waffe wieder weg. „Ich weiß das die Beziehungen zwischen dem Techkorps und dem Militär nie die beste war, aber dieses Gezanke hört jetzt auf. Mit mir als neuem Staatsoberhaupt des Verbundes wird sich einiges ändern. Angefangen mit diesen uralten Differenzen. Und Sinari ...“ „Ja?“ „Ich befördere dich mit sofortiger Wirkung zur Sektorgenerälin ins Oberkommando und in meinen persönlichen Stab.“ „Super, aber ... Moment ... wie soll ich dann kämpfen?“ „Gar nicht. Dein Truppenspringen endet hiermit.“ „Das kannst du nicht machen ... obwohl ... doch ... kannst du.“ „Genau aus diesem Grund wolltest du nicht Vorsitzende werden.“ Sinari brummte. „Kommen wir zurück zu unserem protheanischen Problem hier. Shepard, Sie werden sich bei ihrem Raumschiff melden und es hier her dirigieren. Sinari und Indra, ihr beide werdet die Verteidigung informieren das da gleich was angeflogen kommt. Nicht das die sofort das Feuer eröffnen. Sollte jemand Probleme machen, dann nennt mir seinen Namen und ich erschieße ihn persönlich.“ Das da sofort jeder an seinem Funkgerät, oder Kommunikator hing war verständlich. Dank Relaisstationen war es allen möglich die entsprechenden Befehle nach draußen weiterzugeben. Sogar die Normandy konnte Shepard erreichen und die die Position seines Signals problemlos ermitteln konnte und sich sofort auf den Weg machte. „So. Nachdem das geklärt ist nehmen wir uns jetzt diesen Protheaner an.“, sagte Sirius, nachdem alle anderen ihre Gespräche endlich beendet hatten. „Wie kriegen wir es weg?“ „Wir haben einen kleinen Transportwagen. Mit dem könnten wir es leicht und schnell bewegen. Tragen könnte auf Dauer etwas anstrengend werden. Nur der steht oben in einem Lager.“, sagte einer der Tech-Legionäre. „Wärst Du dann so freundlich und holst das Teil?“, fauchte Sirius. Zwei der Morjaner salutierten zackig und verschwanden sofort mit dem Fahrstuhl. „Wie entfernen wir das Kabel?“, fragte Shepard, nachdem er festgestellt hatte das nur das Stromkabel an der Kapsel hing und die drei Konsolen keine physische Verbindung mit ihr hatten. „Einfach rausziehen. Mehr muss da nicht gemacht werden.“, erwiderte Indra und ging mit den beiden restlichen Tech-Legionären zu Shepard an die Kapsel. Dort fingen sie nicht sofort mit der Arbeit an, sondern warteten erstmal einige quälend lang erscheinende Minuten still ab, bis der Fahrstuhl zurück kam und aus ihm die beiden anderen Tech-Legionäre mit ihrem Transporter kam. Dieser entpuppte sich zu Shepards Überraschung als ein kleines Halbkettenfahrzeug mit breiter Ladefläche, das etwas an ein Kettenkrad erinnerte. „Konntet ihr nichts besseres finden?“, musste Indra da zwangsläufig fragen. „Schon, aber das hier war das einzigste von dem wir wussten wie man es steuert. Und das einzigste was sich wirklich starten ließ.“ „Aha. Dann kommt mal her.“, sagte Indra und dirigierte den Transporter an die Stasiskapsel heran. Den Stromanschluss zogen sie einfach wie einen Stecker heraus und die Morjaner hievten die Stasiskapsel mit bloßen Händen auf den Wagen, was recht schnell ging. Kaum war das geschehen schwang sich einer der Legionöre ans Steuer des Transporters und fuhr zurück zum Aufzug, während der Rest folgte. „Können wir nicht noch mal darüber reden, Sirius?“, fragte Sinari und betätigte den Knopf für den Aufzug, der etwas auf sich warten ließ. „Nein.“ „Bitte! Du weißt was Kämpfen und Töten für mich bedeutet. Das kann doch nicht allein nur an der Niere liegen? So was kann man heutzutage doch so leicht ersetzen.“ „Das stimmt und du hast recht. Du kannst auf über 50 Jahre Kriegserfahrung zurückgreifen. Das mag zwar im Gegensatz zu anderen nicht allzu viel sein, aber dein taktisches und strategisches Verständnis übertrifft selbst Planungscomputer. Ich habe mir am deine Manöverergebnisse angesehen. Deine Fähigkeiten sind atemberaubend, auch wenn du dir selbst dessen nicht bewusst bist. Ich brauche dich an meiner Seite und nicht auf irgendeinem Schlachtfeld. Da kannst du für den Verbund sehr viel mehr erreichen.“ „Mh.“, gab Sinari peinlich berührt leise von sich. „50 Jahre ... Kriegserfahrung? Ich muss das jetzt fragen, aber wie alt seid ihr eigentlich?“, fragte Shepard. „Wir sind 71 Jahre alt. Wir sind beides zweieiige Zwillinge.“, antwortete Sirius. „Moment mal. Wie alt können Morjaner werden?“, fragte Shepard, verwundert, der Sinaris und Sirius Alter bei ihrem ersten Treffen gerade mal auf 25, maximal 30 geschätzt hatte. „Das kann variieren, aber 300 bis 350 Jahre sind ganz normal.“, antwortete Sinari Shepards Augen weiteten sich. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Zuletzt hatten sie ja meint Morjaner hätten im Vergleich zu Menschen nur eine erhöhte Lebensdauer. Das war dann wohl die Untertreibung des Jahres. „Ich kann mich nicht daran erinnern das der Fahrstuhl so lange braucht.“, warf einer der Tech-Legionäre plötzlich ein. „War der überhaupt wieder hochgefahren?“, ergänzte ein anderer, was selbst Indras Aufmerksamkeit weckte. Nur kurz drauf gab es ein Piepen, das signalisierte das der Aufzug unten angekommen war und als sich seine Türen öffneten hatten alle Morjaner ihre Hände bereits an den Waffen. Natürlich war der Aufzug selbst leer. Shepard blieb die Anspannung nicht unbemerkt. „Alles in Ordnung?“, fragte er. „Ja … Dieses Ding hier … es macht uns verrückt … ich bin froh wenn wir es endlich los sind.“, sagte Indra und nach kurzer Wartezeit begannen sie ihre Fracht in den Fahrstuhl zu fahren. Ein dumpfes, stählernes Scheppern lie die Gruppe kurzerhand aufblicken. „Vorsicht mit dem Teil!“, ermahnte Indra sofort. Einer der Tech-Legionäre am Ende warf einen Blick auf das Heck des Transportes und die gegenüberliegende Wand des Aufzugs. „Wir sind überhaupt nicht angestoßen. Da ist noch ein guter Meter Platz.“, gab er zurück. „Außerdem sind wir schon drinnen.“, ergänzte der Legionär am Steuer. Als man verwundert aufsah stellte man im nächsten Moment fest, dass vier fremde Personen mit weiblichen Konturen neben der Kapsel auf dem Transporter standen, die wie aus dem Nichts aufgetaucht waren und da eigentlich nichts zu suchen hatten. Sie alle brauchten einen Moment um zu verstehen was hier soeben vor sich ging. Shepard verstand es mit einem Mal schlagartig. Phantome. Cerberus Spezialeinheiten waren auf morjanischem Boden angekommen. Nur diese Variante der Phantome, die Schatten, war nicht ausschließlich für den Nahkampf gedacht und führten statt eines Schwertes einen Mattock-ähnlichen Karabiner ins Feld – den Cerberus Harrier. Zudem verfügten sie über Biotik, wie man kurzerhand am eigenen Leib erfahren musste. Die ersten Beiden Schatten erschossen die zwei im Tech-Legionäre im Fahrstuhl und die anderen beiden Schatten erzeugten eine starke, biotische Schockwelle, die den Rest der Morjaner und Shepard von den Füßen hob. Sofort betätigte einer der Schatten eine der Tasten und die Fahrstuhltüren schlossen sich. Scheinbar hatte Cerberus ein Gegenstück zu den Kommandos der Asari geschaffen. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatten war das Wesen der Morjaner, das sie in Extremsituationen ganz anders reagieren ließ, als ein Mensch, oder andere Spezies. Man dachte ein schneller, präziser Schlag um den Gegner zu überrumpeln würde ausreichen. Genauso hatten sie es gemacht, um die Archive auf dem Mars zu übernehmen, wenn auch mit Hilfe von innen heraus. Nur überrumpeln ließen sich die Morjaner nicht und das durfte jetzt Cerberus am eigenen Leib erfahren. Ibro hatte als erstes seine Pistole gezogen und konnte im selben Moment ein Schuss abgeben, als die Biotik zum Einsatz kam. Obwohl er aus der Hüfte schoss landete er einen Volltreffer – einen Kopfschuss. Nur der blieb wirkungslos, da die biotische Barriere der Schatten ihn abfing. Der einzigste Effekt war das der Schatten stolperte und vom Transporter fiel. Das schien zwar nichts zu nützen, bot aber einen glücklichen Zufall für jemand anderes. Am Boden liegend stellte der Schatten fest, dass der zuerst erschossene Tech-Legionär noch lebte und zudem putzmunter war. Kein einziger Schuss war in der Lage gewesen seine Hightech-Rüstung zu durchdringen und er selbst hatte sich bewusst fallen gelassen. Das erkannte auch der Schatten. Übrigens der letzte Gedanke in seinem Leben, als der Morjaner ihm seine schwere Schrotflinte vors Gesicht hielt und abdrückte. Der andere Schatten, der den Morjaner zuvor noch erschossen hatte, schwenkte sofort herum und gab von über ihm weitere Salven auf sein Opfer ab, die jedoch allesamt wirkungslos blieb. Als Antwort steckte er mehrere Schrottreffer ein, die ihn regelrecht aufrissen. Währenddessen beugte sich der zweite Legionär am Steuer des Transporters nach vorne und steckte seine Hand zwischen die sich schließenden Fahrstuhltüren. Auch er hatte den Angriff unbeschadet überstanden und durfte jetzt das Dauerfeuer von dem Schatten daneben über sich ergehen lassen. Das hielt nur kurz an, da Sensoren der sich schließenden Fahrstuhltüren den Widerstand registrierten und sich wieder öffneten – ein recht einfacher und effektiver Sicherheitsmechanismus, der verhindern soll das sich jemand einklemmt. Für Cerberus Kommandoeinheiten bedeutete es den Tod. Sofort kamen die anderen Morjaner von draußen hinzu und schossen den letzten Rest des Kommandos zusammen. „Das waren Truppen dieser Cerberus-Organisation.“, kommentierte Ibro. „Wie sind die hier her gekommen?“, fragte Sinari. „Mich würde eher interessieren wie die hier eindringen konnten. Das ist die am schärfsten bewachte Einrichtung im gesamten Verbund.“, ergänzte Indra. „Persönliche Tarnung. Vielleicht wissen Sie …“, begann Shepard. „Ja, ich weiß das sie sowas besitzen.“ „Und wieso haben wir sie dann nicht bemerkt?“, fragte Sirius ernst. „Das … könnte daran liegen … das wir zwar unsere Sensorsysteme dagegen aufrüsten wollten, nur das die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs auf Morjan Prime … und allem voran unsere Position ... mit der Wahrscheinlichkeit von Null bestimmt wurde … und die Kosten …“ „So viel zur Wahrscheinlichkeit. Darüber unterhalten wir uns noch, Indra. Zuerst versuchen wir herauszufinden wie schwer diese Attacke ist. Kann dafür mal bitte jemand die anderen Positionen erreichen?“, befahl Sirius. „Das versuchen wir bereits, aber die Signale werden gestört.“, entgegnete einer der Tech-Legionäre. „Wahrscheinlich Störsender die den Funkverkehr unterbinden. Damit wurden bereits unsere Truppen auf Argos-3 konfrontiert.“, sagte Indra. „Haben wir etwas um dem entgegen zu wirken?“, fragte Sirius. „Von hier unten nicht direkt, aber wir haben noch andere Kommunikationsmittel.“, sagte Indra und ging zu einem einfachen Wandtelefon mit festen Anschluss. Im selben Moment vernahmen sie das dumpfe Grollen einer Explosion, die die ganzen Anlage erzittern ließ. „Was war das?“, fragte Shepard. „Ich würde mal auf eine Atombombe tippen die den Berg getroffen hat.“, erwiderte Sinari. „Das war die Waffenkammer. Scheinbar hat ein weiteres Cerberus-Team es geschafft diese zu sprengen. Die Wachstube hat damit den Zugriff auf ihre schweren Waffen verloren und kann sich nur noch selbst verteidigen.“, antwortete Indra nach einen kurzen Gespräch. „Ich habe das Oberkommando erreicht. Sie entsenden die vor Ort eingeteilten Legion. Sie haben ebenfalls Meldungen über Kampfhandlungen erhalten, wissen aber nichts über die Intensität.“, ergänzte Ibro, der sein Funkgerät wieder wegsteckte. Sirius blickte kurz auf den Fahrstuhl, dann hoch zur Deck und zuguterletzt zu der Stasiskapsel. „Gehen wir es an.“ sagte er und sie alle bestiegen den Fahrstuhl. Dabei beugte sich Shepard über einen Schatten und hob den Cerberus-Harrier auf. „Was machen Sie da?“, fragte ihn Indra, als sie das sah. „Äh ... mich bewaffnen.“, antwortete dieser etwas unsicher. „Aber nicht in meinem Labor!“, sagte Indra wütend und riss Shepard den Karabiner aus der Hand. „So weit lasse ich es noch kommen das hier ein bewaffnetes Alien herum läuft!“ Sinari, Sirius und Ibro hoben dabei die anderen Harrier auf und gemeinsam fuhr die Gruppe mit ihrer Fracht nach oben. Shepard, der wieder Probleme damit hatte sich eine Meinung über die Morjaner zu bilden, kauerte als einziger ohne Waffe hinter dem Transporter uns spähte vorsichtig an der Seite hervor. Es war die richtige Entscheidung, denn kaum öffneten sich die Türen schlugen mehrere Schüsse um sie herum ein. Die Laborhalle war zum Schlachtfeld geworden und mehrere tote Wissenschaftler lagen im Gang – genauso wie weitere Soldaten von Cerberus. Die Wissenschaftler hier waren keineswegs so vollkommen hilflos gewesen wie die auf dem Mars, was Cerberus wohl erwartet hatte, sondern besaßen allesamt Zugriff auf Schusswaffen, wie Pistolen und Maschinenpistolen, die auch genutzt wurden. Dazu kamen noch ein paar Morjaner des Objektschutzes die Sturm- und Maschinengewehr besaßen, mit denen sie Sperrfeuer auf Cerberus abgaben und so deren Vormarsch unterbanden. Cerberus Truppen und die Morjaner waren hinter den massiven Labortischen in Deckung gegangen und beschossen sich von dort massiv. Die Gruppe um Shepard nutze die Chance und hinüber zu einem der Labortische und versuchte dabei aus dem Laufen heraus zu schießen. Ein Versuch der misslang. Sinari, Sirius, Indra und Ibro mussten feststellen, dass sie die Harrier nicht abfeuern konnten, da diese durch ein ID-System gesichert waren, das die Waffen sperrte: „SKAP!“, fluchte Sinari laut und warf den Karabiner wutentbrannt quer durch den Raum. „Damit hat sich unsere Schlagkraft sofort um 50% reduziert.“, meinte Indra und sah wie Sirius seine Pistole entsicherte. „Mit einfachen Ordonanzwaffen kommen wir hier auch nicht weiter. Wir brauchen was stärkeres.“, sagte Sirius. „Gebt dem Vorsitzenden und seiner Delegation eure Waffen!“, befahl Indra den Tech-Legionären. „Und was sollen wir dann verwenden? Etwa mit Reagenzgläsern werfen?“, erwiderte ein Tech-Legionär was leicht nach einem Protest klang. „Lauft hinüber ins Materiallabor E2 und fragt die Forschungsassistentin Tessa nach den Prototyp-Gewehren. Die Teile sind zwar noch nicht serienreif, aber wenigstens funktionieren sie.“ „Verstanden.“, bestätigte der Tech-Legionär und rannte mit den anderen drei hinüber auf die andere Seite des Raumes, wo sie in einem kleinen Seitengang verschwanden. Dabei stolperten sie mehr durch den Raum, da sie unter heftiges Feuer von Cerberus gerieten und einige Treffer einstecken mussten, die von den Rüstungen aufgehalten wurden. „Und wie geht es jetzt weiter?“, fragte Shepard. „Ganz einfach … TÖTET SIE!!!“, brüllte Sinari lauthals und auf einmal kam jeder aus seiner Deckung hervor und gab ein verheerendes Sperrfeuer auf Cerberus Positionen ab, was diese teilweise erwiderten, bis sie hinter ihre Deckung gezwungen wurden. So konnten die Morjaner schnell etliche Meter vorrücken, mussten aber auch Verluste hinnehmen. Sie waren zwar allesamt gut bewaffnet, nur richtige Rüstungen waren Mangelware. Mehrere Wissenschaftler wurden schwer verletzt und einige sogar getötet, als die Zenturios Handgranaten warfen. Damit stoppten sie den Vorstoß kurzerhand. Einem der Wissenschaftler gelang es sich eine der Handgranaten zu schnappen und sie zurückzuwerfen, wobei sie allerdings nur unweit von Cerberus Stellung explodierte und kaum Schaden anrichtete. „Gebt mir Deckung!“, wies Sinari an. Sie kam hinter dem Tisch hervor und marschierter mit angelegter Schrotflinte direkt auf Cerberus zu. Auf den ersten Gegner der seinen Kopf hervorstrecke gab sie eine Schrotladung ab, dessen Wirkung jedoch aufgrund der Entfernung und der Streuung nahezu verpuffte. Weitere Sturmschützen kamen aus ihrer Deckung hervor und beschossen Sinari, die das aufgrund ihrer modernen Totenkopf-Kommandorüstung, die eine abgewandelte Form der Rüstung der Tech-Legionäre darstellte, locker wegsteckte, wie sie es schon auf dem Mars getan hatte. Mehrere Wissenschaftler konzentrierten dann ihr Feuer und konnten so zwei Sturmschützen töten, die sich zu weit aus ihrer Deckung hervor gewagt hatten, während Sinari es schaffte einen weiteren Schatten zu töten, der eben noch seine Biotik einsetzen wollte. In einem Stellungskrieg auf engstem Raum und ohne Möglichkeit ihre Beweglichkeit und Geschwindigkeit voll auszuspielen verkam das Debüt von Cerberus neuen Kommandoeinheiten zu einen Desaster. Allerdings hatten sie sich auch ohnehin schon den völlig falschen Gegner ausgesucht. Um Sinari loszuwerden entschied sich einer der Zenturios dazu erneut eine Granate zu werfen. Sofort holte er eine hervor und entsicherte diese. Nur als er sie werfen wollte erblickte er Sinari, die inzwischen auf ein paar Meter an ihre Deckung heran gekommen war. Bevor er reagieren konnte schoss sie ihm den Kopf weg, wobei die entsicherte Handgranate unbemerkt zwischen Cerberus Reihen zu Boden fiel. Die nachfolgende Explosion war wie ein Signal für den Rest der Morjaner, die sofort rücksichtslos vorstürmten und die letzten, angeschlagenen Gegner gnadenlos niedermetzelten. Binnen weniger Augenblicke war alles vorbei. Für den Moment jagte Shepard ein kalter Schauer über den Rücken. Cerberus Vorstoß wurde von einer Abteilung bewaffneter Forscher und einigen Soldaten zurückgeschlagen. Geschwindigkeit und Überraschungseffekt hatten nicht mal ansatzweise ausgereicht. Wenig verwunderlich, wenn jeder Morjaner zu einer militärischen Grundausbildung verpflichtet ist. Überrascht hatte ihn vor allem die Effizienz. Die Forscher hatten sich innerhalb weniger Momente gegen einen unbekannten Gegner organisiert. Natürlich war es ein unschätzbarer Vorteil, wenn genügend Waffen und Munition direkt vor Ort griffbereit bereit liegen, was an sich vielleicht einzigartig erscheinen mag, aber für die Morjaner vollkommen normal. Scheinbar war Cerberus sich auch gar nicht bewusst gewesen, worauf sie sich hier eingelassen hatte, was bei Shepard die Frage aufwarf welche Absicht der Unbekannte mit dieser Aktion überhaupt verfolgte. Darauf hatte er keine Antwort parat. „Indra, du holst den Transporter! Sinari, du gehst vor und sicherst den Gang. Ich und Ibro unterstützen dich dabei! ALLE ANDEREN … keine Ahnung … DURCHKÄMT DIE ANLAGE, ERLEDIGEN VERBLIEBENE GEGNER, ODER RÄUMT HIER AUF!“, befahl Sirius, dem alle ohne Widerworte Folge leisteten. „Und was soll ich machen?“, fragte Shepard. „Uns nicht im Weg stehen.“, kam die harsche Antwort von Sinari. Sinari, Sirius und Ibro marschierten weiter und im Gang vor dem letzten Aufzug stellte sich ihnen für einen kurzen Moment ein kleines Cerberus-Schützenteam in den Weg, welches eigentlich mit dem Fahrstuhl abhauen wollte. Im Schrappnellhagel der dreien überlebten diese nur ein paar Sekunden. Danach konnten die Morjaner ungestört den kurz darauf ankommenden, leeren Fahrstuhl sichern und den Transporter mit der Stasiskapsel einladen, mit der sie hoch fuhren. „Wie ist Cerberus hier her gekommen? Hier her! Mitten ins Herz unseres Reiches!“, fragte Sirius sichtlich wütend und sah dabei vorwurfsvoll zu Shepard. „Keine … Ahnung … vielleicht … auf dem selben Weg … wie wir … oder wie … die Reaper.“ „Und wieso konnten wir sie nicht frühzeitig entdecken?! Schläft unsere Raumüberwachung, oder wurde die in all den Jahrhunderten einfach nur überbewertet?!“ Auf diese Frage hin wandte sich Ibro plötzlich Shepard zu, nur sagte nichts und begann zu grinsen. Shepard bemerkte es und im selben Moment durchfuhr ihn ein schrecklicher Gedanke – ein Verdacht, über den er lieber schwieg – aus Angst. Kurz bevor sie oben ankamen, während sich Shepard wieder hinter den Transporter verzog. Für ihn war es ausgesprochen ungewöhnlich auf den Platz des Beobachters verbannt zu werden, jedoch war seine Hilfe sowieso nicht erforderlich, denn die Morjaner kamen sehr gut alleine zurecht. Wie erwartet stand oben schon die nächste Gruppe von Cerberus Schergen parat, die nur darauf wartete in den Fahrstuhl zu steigen und unten ihre Kameraden zu unterstützen. Umso überraschter waren sie in dem Moment, als sich die Fahrstuhltüren öffneten und sie in eine Reihe Gewehrläufe blickten. Sie wussten zwar das da unten schwere Gefecht im Gange waren, nur das diese längst entscheiden waren wussten sie nicht, da Sinari dem führenden Zenturio den Kopf weggeschossen hatte. Die Morjaner drückten ab und töteten ihre Gegner. Sinari stürmte sofort vor und zog damit die Aufmerksamkeit und das Feuer einiger verbliebener, weiter entfernt stehenden Schützen auf sich, was sie erwartungsgemäß unbekümmert hinnahm. Aus nächster Nähe schoss sie einem Schatten in den Kopf und während sie nachlud trat sie einem Zenturio in den Bauch und warf diesen so zu Boden. Ein daneben stehender Sturmschütze bekam die nächste Ladung ab und zuguterletzt jagte sie zwei weitere Schrotladungen in den Körper des Zenturios am Boden. Aus Entfernung schoss sie dann in Richtung eines Wächters und einiger anderer Gegner, die das Feuer erwiderten. Das nutzen Sirius, Ibro und Indra. Sie kamen aus ihrer Deckung hervor, fielen ihren Gegner in die Flanke und töteten sie, bevor sie überhaupt merkten was los war. Binnen Sekunden war auch dieses Abteilung von Cerberus abgeschlachtet. „Gesichert!“, rief Sinari, nachdem sie sich vergewissert hatte das sich in der Nähe kein weiterer Gegner mehr befand. „So ein Skap! Getötet auf Morjan Prime durch Aliens.“, kommentierte sie als ihr Blick bei einigen toten Morjanern des Objektschutzes neben dem Wachposten stehen blieb. Shepard verließ vorsichtig den Fahrstuhl, zusammen mit Indra, die den Transporter heraus fuhr und hinter dem Wachhäuschen stehen blieb. „Wie geht es jetzt weiter?“, fragte er erneut. „Können Sie nicht einfach mal ruhig sein?! Das fragen Sie jetzt schon zum wiederholten Male und das nervt! Sie haben still zu sein und uns zu folgen und sonst nichts! Das kann doch nicht so schwer sein! Selbst Tiere stellen sich intelligenter an als sie!“, gab Sinari zurück, was ihn leicht zusammen zucken ließ. „Ich kann ja nichts anderes machen …“, protestierte Shepard, bis ihn Sinari sofort wieder unterbrach. „Und das ist auch gut so!“ „Ruhe! Alle beide!“, warf Sirius ein. „Wie ist die Lage? Gibt es Meldungen vom Oberkommando?“, wandte er sich nun an Ibro. „Einen Moment.“, erwiderte dieser und man sah wie Ibro wieder an seinem Fukgerät hing. „Hier ist Ibro Bresios. Gibt es weitere genauere Informationen über die aktuelle Situationen an der Primaris-Forschungsstation? … Ja … mindestens ein Landungsschiff in Korvettengröße wurde abgeschossen … konnte aber vorher Truppen absetzen … ein zweiter ist auf der Flucht … mehrere gepanzerte Kampfläufer und Infanteriezüge … schwere Gefecht … Unterstützung durch Panzer- und Lufteinheiten trifft in Kürze ein … mindestens noch zwei weitere Raumschiff gesichtet … die Primaris-Station ist zur Zeit die einzige Anlage die von Cerberus angegriffen wird …“ Plötzlich ertönte von der Stasiskapsel ein kurzer Piepton und alle blickten kurzerhand nach ihr. „Erzählt mir jetzt bitte nicht das die Batterie schon leer ist!“, stieß Sirius aus. „Shepard, Sie sind der einzigste der davon etwas versteht!“ Shepard sah sich kurz die Kapsel an und ihm fiel sofort eine simple, leuchtende Anzeige auf. „Es war die Batterie, aber wenn ich mich nicht irre ist sie erst zur Hälfte leer.“, sagte er - dem Dechifrierer sei dank. „Sicher?“ „So ziemlich.“ „Das wird ja immer besser! Schafft dieses Teil endlich hier raus, bevor ich dem selbst ein Ende setze.“ Eigentlich hätte Sirius das noch weiter ausgeführt, nur als mit einem Mal Schüsse ganz in ihrer Nähe ertönten und an ihnen vorbei zischten warfen sie sich sofort hinter dem Wachposten in Deckung und erwiderten das Feuer. Da Cerberus dieses Mal allerdings auf Distanz blieb erwiesen sich die Schrotflinten als nutzlos, verhinderten aber das Cerberus sich näher heran wagte. Glücklicherweise stießen kurz darauf die vier Tech-Legionäre hinzu, hasteten vor und warfen sich neben Shepard und Co in Deckung. „Als Du von Gewehren gesprochen hast dachten wir du meinst auch richtige Gewehre.“, vernahm Shepard von einem der Tech-Legionäre und sah sie genauer an. Die vier Morjaner trugen ein verkürztes Maras-Sturmgewehr, denen das Magazin fehlte und an dessen Stelle stattdessen ein dickes Kabel hing, das mit einem Tornister verbunden war, den sie wie einen Rucksack auf dem Rücken trugen. „Das sind richtige Gewehre! Und nun schlachtet diese Aliens ab!“, befahl Indra. „Man warnte uns davor das die Teile von selbst explodieren ...“ „Das war nur bei den ersten Modellen der Fall, wenn man sie übermäßig beansprucht hat.“ „HÖRT AUF ZU DISKUTIEREN!“, brüllte Sirius die Gruppe an. Die vier Tech-Legionäre kamen aus der Deckung hervor, nahmen ihre Ziel ins Visier und krümmten den Finger am Abzug. Shepard wusste nicht genau was er erwartet hatte, nur was sich dann ereignete stellte sein gesamtes technisches und militärisches Verständnis auf den Kopf. Es ertönte kein Überschallknall und die Waffen selbst erzeugten keinen Rückstoß. Das einzigste was man vernahm war ein eigenartiges Zischen. Es wurde ein heller, nahezu weißlich glühender Strahl erzeugt, der mit Lichtgeschwindigkeit das Gewehr verließ und sein Ziel ohne Verzögerung traf. Dieses Ziel, ein Zenturio, hatte nicht den Hauch einer Chance. Der Strahl umging die kinetische Barriere und frass sich mitten in die Rüstung und dessen Körper hinein. Es entstand eine kleine Explosion mit einem Funkenregen. Metallteile, Blut und Fleisch wurden heraus gesprengt und in der Brust des Zentruios klaffte ein einziges, großes Loch mit dem er klanglos zusammen sackte. Das wiederholte sich nun mehrfach. Die Tech-Legionäre machten mit ihren Gegner sprichwörtlich kurzen Prozess. Weder Rüstung, noch Schilde, oder Barrieren konnten diese Waffen aufhalten. Das Gemetzel dauerte nur wenige Sekunden. Cerberus Truppen in der Nähe und bis zu einem halben Kilometer im Gang hinab wurden getötet. Gegenwehr war wirkungslos. „Alle Feinde eliminiert.“, meldete einer der Tech-Legionäre. Wie die anderen kam Shepard aus seiner Deckung hervor und sah sich eines der unglücklichen Ziele aus der Nähe an. Das Loch im Körper des Zenturios war groß genug das man beide Fäuste hinein stecken könnte. Shepard konnte froh darüber sein, das er eine versoegelte Rüstung trug, sonst würde er den übelerregenden Geruch von verbranntem Fleisch wahrnehmen. Die Hitze des Strahls hatte die Rüstung des Zenturios in seiner eingeschmolzen und das darunter liegende Gewebe komplett weggebrannt. Die Hitze hatte die zuvor noch freigelegten Organe, zumindest was davon noch übrig geblieben war, und das Gewebe vollständig kauterisiert und hinter einer dunklen Kruste versteckt. Ein Phantom war sogar in zwei Teile zerfallen, als der Strahl den Rumpf getroffen hatte. Schilde und Barrieren hatten den Waffen rein gar nichts entgegen zu setzen. Allerdings war die Feuerrate der Waffe recht niedrig. Ein Schuss konnte nur alle paar Sekunden abgegeben werden Shepard wollte nachfragen um welche Art von Waffe es sich dabei handelte, nur er war sich sicher, dass sie einem Menschen darauf keine Antwort geben würden. Bei einem Morjaner war das natürlich etwas anderes. „Was sind das für Waffen?“, fragte Sirius. „Partikelstrahler.“, antwortete Indra. „Partikelstrahler.“, dachte Shepard und erinnerte sich sofort an die Partikelstrahler der Kollektoren. „Partikelstrahler?“, wiederholte Sirius. „Zumindest war das die Bezeichnung wie das Forschungsprojekt am Anfang genannt wurde. Rausgekommen ist eine Kobination aus einem Lasergewehr, einem Plasmawerfer und dem ursprünglichen Partikelstrahler – der Plasmastrahler.“ „Wie funktioniert die Waffe?“ „Das zu erklären ist etwas schwierig, aber ich versuche mal es knapp und gut verständlich zu halten. Das Gewehr erzeugt einen hocherhitzen Kanal aus aufgeladenen Partikeln und Gas und beschleunigt dieses auf 99,9% der Lichtgeschwindigkeit. Durch die Geschwindigkeit und die Reibung mit den Partikeln wird das Gas in Plasma umgewandelt. Die Partikel erzeugen durch ihre Ladung ein magnetisches Feld, wodurch der Plasmastrahl seine Form behält. Dabei wird eine in jeder Hinsicht beeindruckende Energie entwickelt, die sich unkontrolliert entlädt, sobald der Strahl sein Ziel trifft, oder jedes andere Objekte, das sich im Schussfeld befindet. Und wie man sehen konnte ist die Wirkung gegen organische und anorganische Objekte aller Art absolut verheerend.“ „Wie lange läuft dieses Projekt schon?“ „Dieses hier erst seit einem Jahrzehnt. Minari gab es nach dem Zusammentreffen mit dem Reaper in Auftrag. Die Anfänge liegen schon etwas weiter zurück. Fast drei Jahrhunderte. Bei den alten Laser- und Plasmawaffen.“ „Von Laser- und Plasmawaffen höre ich jetzt zum ersten Mal. Keine Abteilung in der Armee, oder bei den Totenköpfen verfügt über diese Waffen.“, warf Sinari ein. „Das liegt daran das die Projekte zwar begonnen wurden, aber nie zu Ende geführt wurden. Trotz beeindruckender Ergebnisse im Labor erreichten die Waffen nie alle Anforderungen des Militärs. Sie waren unglaublich aufwendig und teuer in der Produktion, schlechte Umweltbedingen wie Regen, oder allein schon Nebel reichten aus um die Energieimpulse abzuschwächen und es existierte nie eine entsprechende Infrastruktur, um diese Waffen zu produzieren, geschweige zu versorgen. Natürlich hätte man diese bauen können, aber aufgrund der Tatsache das der Verbund nie auf einen Gegner traf der diese Waffen erforderlich machte wurden sie nie eingeführt. Man bräuchte sogar ein sehr fundiertes Fachwissen, nur um diese Waffen schon zu warten, oder zu reparieren ALLERDINGS … wie bereits erwähnt, nachdem Zusammentreffen mit dem Reaper ließ Minari das Projekt wiederbeleben. Das Ergebnis ist diese Waffe. Es hat noch nicht die Serienreife, aber dank Cerberus Angriff haben wir erstklassige Waffen- und Forschungsdaten erhalten und können das Projekt schon bald abschließen. Unser aktuelles Ziel sind kleine Batteriepacks, die sich wie ein Magazin auswechseln lassen. Die aktuelle Form der Stromversorgung ist etwas … sperrig.“ „Wir haben all diese Technologie und bestimmt noch mehr und dennoch setzen wir sie nicht ein?“, kritisierte Sirius. „Viele dieser Systeme befinden sich noch in der Entwicklung…“ „Dann treibt sie voran. Als Vorsitzender des Verteidigungsrates, dem oberster Anführer des Morjanischen Verbundes befehle ich es. Ich will das aufgerüstet wird.“ „Aufrüsten?“, fragte Indra nach. „Aufrüsten, modernisieren, hochrüsten. Neue Waffen für unsere Truppen und noch mehr. Wir könnten so viel erreichen." „Das können wir machen, aber das wird sehr aufwendig …“ Das Zischen der Plasmawaffe ertönte erneut. Die Tech-Legionäre hatten durch optische Sensoren ihrer High-Tech-Helme eine weitere Cerberus-Gruppe tiefer im Tunnel drinnen erspäht und begannen diese aufzureiben, ohne dabei selbst in deren Blickfeld zu gelangen. „Seit wann haben wir uns je Gedanken über den Aufwand gemacht.“, befahl Sirius nach dieser erneuten und eindrucksvollen Demonstration. Unbekümmert marschierte die Gruppe im schnellen Schritt durch den Tunnel und erreichte ohne weitere Zwischenfälle die Kreuzung mit jenem Tunnel, der sie aus der Anlage hinaus führte. Nur als sie den Weg durch die geöffneten Panzertüren durchschritten gerieten sie sofort unter heftiges Feuer. Der ganze Tunnel war voll mit über hundert Sturmschützen, begleitet von Zenturios, Phantomen und Schatten und unterstützt durch Wächter und YMIR-Mechs, die sich bei genauerem Hinsehen als eine deutlich modifizierte und sogar bemannte Variante entpuppten – der Atlas. Die Tech-Legionäre erwiderten das Feuer und konnten weit über ein Dutzend Gegner und sogar einen Atlas ausschalten, die den Energiewaffen nichts entgegen zu setzen hatten. Dennoch wurde das Gegenfeuer zu stark und zwei der Prototyp-Gewehre wurden durch Treffer beschädigt, sodass diese nicht mehr einsatzfähig waren. Und das konzentrierte Feuer von Cerberus-Truppen und den Atlas-Mechs, die neben einer schweren Massebeschleunigerkanone auch einen Raketenwerfer trugen, nagelte die letzten beiden Tech-Legionäre hinter ihrer Deckung fest. Als klar wurde das sie Cerberus nicht aufhalten konnten und sogar die Gefahr bestand von ihnen überrannt zu werden hastete Indra zur Torsteuerung, aktivierte diese und begann das schwere Schott zu schließen. Mehrere Schatten und Phantome rannten los und versuchten noch durch das Tor zu kommen, was ein paar nur ganz knapp gelang, doch diese wurden von den Morjanern sofort niedergeschossen, bevor sie irgendetwas erreichen konnten. „Gibt es noch einen anderen Ausgang?“, fragte Sirius, nachdem sich die Tore geschlossen hatten. „Leider nein.“, antwortete Indra mit Blick auf die Stasiskapsel. „Nichts was wir rechtzeitig erreichen können.“ Shepard wollte fragen wie es jetzt wieder gehen sollte, mal wieder, nur mit Blick auf Sinari unterließ er es und entschied sich dazu zu beobachten wie die Morjaner damit umgingen. „Unsere Legionen haben Cerberus Truppen zurückgedrängt, jedoch scheint ein großer Teil in die Primaris-Anlage geflüchtet zu sein. Die haben wir jetzt am Hals. Man plant einen konzentrierten Panzerangriff in den Tunnel um sich diesem Problem zu entledigen.“, sagte Ibro, der über sein Funkgerät die neusten Lageberichte angefordert hatte. „Das halte ich für keine gute Idee.“, warf Sinari ein. „Und wieso?“ „Im Idealfall passen nur zwei Panzer in den Tunnel, die nebeneinander fahren und nur diese beiden können Cerberus angreifen. Alles was dahinter fährt nicht. Es braucht nur ein paar Raketen, Minen, oder sonstige Sprengfallen und der Tunnel wird durch deren Wracks blockiert.“ „Was schlägst du stattdessen vor?“ „Das selbe, weil ich keine Alternative sehe, aber ich würde mehr Infanterie hinzufügen, außer Indra hält noch eine Geheimwaffe bereit. Vielleicht einen Kampfläufer, der mal nicht bei der kleinsten Steigung das Gleichgewicht verliert und umfällt.“ „Lass das.“, ermahnte Sirius seine Schwester. „Eigentlich habe ich da tatsächlich noch etwas.“, gab Indra plötzlich von sich. „Einen Kampfläufer?“, erwiderte Sinari mit leicht humorvoller Stimme. „Natürlich nicht. Den Prototyp eines neuen Kampfpanzers.“ „Um auf meine ursprünglichen Zweifel zurückzukommen …“, erinnerte Sinari. „Das ist mir durchaus bewusst, aber dieser Prototyp verfügt über genug genug Feuerkraft ...“ „Was ist es? Bitte nicht schon wieder so eine Glaskanone auf Rädern die ihr eigenes Gewicht nicht tragen kann! Allein der letzte Panzerjäger war die reinste Lachnummer.“ „Hey! Das Teil war eine gute Idee … es gab nur kleinere Probleme mit dem Motor … der Panzerung … der Bedienung, der Wartung, der Elektronik … und noch einiges mehr … lassen wir das lieber. Ibro, sag dem Oberkommando das unsere Truppen vor der Anlage warten sollen. Sie sollen auf nichts schießen was aus der Anlage heraus kommt. Wir erledigen Cerberus im Alleingang.“, sagte Indra und ging zum zweiten Stahltor das gegenüber des ersten, geschlossenen Tores lag. Sie bedient eine Konsole und öffnete mit dieser das Tor. „Wartet hier. Ich bin gleich wieder da.“, sagte sie, bestieg ein kleines, an der Seite parkendes Elektromobil und fuhr mit diesem in den Tunnel hinab. „Ok, Shepard. Jetzt dürfen Sie fragen wie es weiter geht.“, sagte Sinari. Eine Aufforderung, der er irgendwie nicht wirklich Folge leisten wollte und stattdessen nur mit den Schultern zuckte. „Menschen.“, murmelte Sinari. Die nächsten Minuten gestalteten sich als ausgesprochen langwierig. Ohne Möglichkeit etwas zu unternehmen war man ausschließlich zum Warten verdammt und die Minuten schienen quälend langsam zu verstreichen. Immer wieder ertappten sie sich dabei wie sie besorgt auf ihre Uhren und die Batterieanzeige der Stasiskapsel blickten. Das Cerberus derweil versuchte durch die Panzertüren zu kommen, was man sehr deutlich hören konnte, machte die Situation keineswegs besser. Nur wenn Shepard den Worten der Morjaner glauben konnte, und das tat er, dann würde Cerberus Tage, wenn nicht sogar Wochen brauchen um durchzustoßen, denn die Tore könnten sogar einem Atomangriff standhalten – allerdings auch nur einen einzigen. Nach dieser elend lang erscheinenden Zeit kam endlich Indra aus dem Tunnel heraus gefahren und hielt nahe der Gruppe, während aus dem Tunneln ein Rumpeln folgte. „Ich dachte du bringst einen Panzer mit.“, erkundigte sich Sinari. „Der kommt genau in diesem Moment.“, erwiderte Indra mit einem Blick in den Tunnel, dem sich die anderen Morjaner und Shepard anschlossen. Langsam und mit einem immer lauter werdenden Dröhnen kam aus der Dunkelheit dann ein Fahrzeug hervor. Ein geradezu gewaltiger Panzer „Was ist denn das?“, stieß Sinari überrascht aus, während auch die anderen ebenfalls große Augen machten. „Das ist der Protoyp eines schweren Sturmpanzers. Er vereint unübertroffene Panzerung und Feuerkraft auf einer einzigen Plattform. Ich präsentiere … den Arados.“ Shepard staunte nicht schlecht, als er sah was da zum Vorschein kam, genauso wie die Morjaner. Der Panzer war das was man als ein superschweres Kampffahrzeug bezeichnen würde. Shepard musste sogleich an die Panzer der Elcor denken und vielleicht hatte er daher auch seinen Ursprung. Der Arados war eher eine einzige fahrende Geschützplattform und sah auch so aus. Eine gewöhnliche Wanne samt Kettenantrieb die zum großen Teil hinter der Panzerung verborgen lag, sowie einen drehbaren Geschützturm, der in der Mitte montiert war, mitsamt einem gewaltigen Geschützrohr, das deutlich über den Bug hinaus ragte. Beeindruckend war genauso die Größe dieses Fahrzeuges. Der Panzer füllte fast den gesamten Tunnel aus. Er könnte andere Fahrzeuge auch einfach zerstören indem er sie überrollte. Zusätzlich war im Geschützturm eine Maschinenkanone installiert und oben drauf noch eine weitere Waffenstation. Mit Sicherheit ein Schutz gegen Infanterie. „Der Sturmpanzer Arados ist unsere neuste Errungenschaft im Bereich der mechanisierten Kriegsführung und wurde speziell zum Angriff auf schwer befestigte Stellungen und große Kampfverbände entwickelt. Keine Revolution, aber eine dringend benötigte Ergänzung für unsere Truppen seitdem sich die Zahl unserer potentiellen Feinde gravierend erhöht hat. Mobilität, Wendigkeit, Beschleunigung und Geschwindigkeit entsprechen den neuen Grigan-2-Panzern und das bei einer deutlich überlegenen Panzerung und eine fortschrittlicheren Bewaffnung. Die Hauptbewaffnung ist speziell für die Zerstörung schwer gepanzerter Ziele geeignet, wie gegnerische Fahrzeuge, oder Bunker. Die Sekundärwaffen sind individuell anpassbar mehr zum Selbstschutz gegen Infanterie, leichte Fahrzeugen und Hubschrauber gedacht. Wir arbeiten noch daran weitere Waffensysteme und Verteidigungssysteme zu ergänzen um die Flexibilität zu verbessern. “, erklärte Indra. „Das Ding sieht aus als hättet ihr ein Artilleriegeschütz auf ein übergroßes Fahrgestell gesetzt. Was ist das überhaupt für eine Waffe? So eine habe ich noch nie gesehen.“, wunderte sich Sinari. „Bei dem Hauptgeschütz handelt es sich um eine modifizierte, elektromagnetische Schienenkanone, die normalerweise auf unseren Raumschiffen zum Einsatz kommt. Das ist eines der kleineren Kaliber, die wir verbauen konnten.“ „Ich bin jetzt schon in das Teil verliebt.“, meinte Sinari. Shepard konnte da sich nur wundern. Wer kommt schon bitte auf die Idee den Massetreiber eines Raumschiffe in ein Fahrzeug zu verbauen. „Warum hat man sich eigentlich dazu entschieden so einen Panzer zu entwickeln? Die Grigans haben doch eben erst ihr Upgrade erhalten wie man mir sagte.“, fragte Sirius. „Der Arados ist auf eigene Initiative des Tech-Korps lange vor diesem Upgrade entstanden. Anfangs waren es nur ein paar Ingenieure gewesen, die einem Hobby nachgingen. Als die Ambitionen offensichtlicher wurden konzentrierten wir mehr Kräfte und Ressourcen drauf. So wurde es erst zu einer Demonstration was möglich ist und entwickelte sich dann zu einem eigenständigen Projekt weiter. Andere bezeichnen es gerne als eine teure Machbarkeitsstudie. Lange Zeit sah man in diesem Konzept kaum einen Sinn. Erst während des Argos-3-Krieges musste man feststellen, dass Bedarf nach superschweren Waffensystemen bestand. Ein ziemlich interessantes Gerät, aber leider noch lange nicht serienreif. Das Gewicht bereit dem schwachen Motor Probleme und viele Brücken würden unter seinem Gewicht einfach einknicken ...“ „So interessant das alles auch ist, aber uns läuft etwas die Zeit davon.“, rief Shepard den Morjanern ins Gewissen. „Ich sage es nur ungern, aber der Mensch hat Recht.“, bestätigte Sinari. „Keine Sorge, ich habe Sie nicht vergessen ... Waffenstatus?“, sagte Indra und griff zu einem kleinen Funkgerät. „Geladen und feuerbereit!“, ertönte es. „Das hört man gerne. Wir greifen an.“ „Verstanden.“ Indra ging hinüber zum verschlossenen Tor und stellte sich an dessen Steuerung. „Geht besser in Deckung.“, empfahl sie den anderen. Das ließ sich die Gruppe nicht zweimal sagen und nahm die Beine in die Hand. Sie entfernten sich knapp 100 Meter und gingen hinter Stützbalken an den Seiten in Deckung. Indra aktivierte die Steuerung und mit einem lauten Quietschen begannen sich die Tore zu öffnen. Angespannt starrte man auf den Arados, der genau vor jenem Tor stand, und wartete sehnsüchtig auf das Debüt des Sturmpanzers. Shepard hingegen hatten etwas mehr Angst. Sollte jetzt irgendwas schief laufen, dann war es das für sie. Hinter den sich öffnenden Toren hatte Cerberus bereits Aufstellung bezogen. Sie ahnten bereits das ihnen bewaffneter Widerstand bevorstehen würde, weshalb würden die Morjaner sonst die Tore öffnen. Nur was ihnen da gegenüberstehen würde wussten sie nicht. Kaum hatten sich die Tore nur einen Spalt weit geöffnet gaben die ersten Sturmschützen und ein Atlas sofort Dauerfeuer und ein Zenturio hielt einen Raketenwerfer bereit. Bevor er jedoch dazu kam eröffnete der Arados das Feuer, als sich die Tore weit genug geöffnet hatten. Das Ergebnis war absolut tödlich. Der Arados feuerte sein Hauptgeschütz ab, das den Tunnel für einen Moment mit in ein kleines Flammenmeer hüllte. Die Granate trafen einen Atlas, was diesen sofort explodieren ließ. Die Explosion zog Cerberus Infanterie ebenfalls in Mitleidenschaft und löschte die Hälfte der Abteilung mit einem Schlag aus. Der Rest von Cerberus Truppe versuchte weiter drauf zu halten und schaffte es sogar die eine, oder andere Rakete abzufeuern, nur damit gelang es ihnen nicht mal die Frontpanzerung auch nur anzukratzen. Cerberus hatte nichts vor Ort was sie diesem stählernem Monster entgegen setzen könnten. Die Schützentrupps wurde mit dem nächsten Schuss im Bruchteil einer Sekunde ausgeschaltet, genauso wie die verbliebenen Atlas-Mechs. Cerberus Truppen wurden zu Testobjekte für die morjanischen Waffen degradiert – Zielscheiben, mehr nicht. Gegenwehr war sinnlos. Binnen weniger Sekunden waren sämtliche schweren Waffen vollständig aufgerieben. Einige Zenturios und Sturmschützen versuchten noch ihre verbliebenen Raketenwerfer einzusetzen, was nur dazu führte das man sie als primäre Bedrohung ausmachte und zuerst erledigte. Abgeschossene Raketen wurden durch ein lasergestüztes Raketenabwehrsystem noch in der Luft vernichtet und explodierten inmitten Cerberus aufgeriebenen Reihen. Die Raketenschützen selbst wurden von der Maschinenkanone in Stücke gerissen. Cerberus Truppen, oder zumindest das was noch davon übrig war, ergriff mit einem Mal panisch die Flucht. Der Sturmpanzer nahm natürlich die Verfolgung auf und setzte seine Arbeit unbarmherzig fort. Gewehrfeuer und Handgranaten gegen ihn blieben wirkungslos, genauso wie das schwere Geschütz der Atlas. Es gab keinen Schild den man herunter schießen konnte, sondern nur eine einzige, undurchdringliche Panzerung. Shepard und die anderen hörten die Schüsse und die Schreie, sowie die Explosionen die alles übertönten und nach gerade mal einer Minute wurde es still. Das Ergebnis war wenig verwunderlich bei einem offenen Tunnel mit ungenügender Deckung. „Tödlich effizient.“, kommentierte Indra am Ende. Shepard lief ein kalter Schauer, als er das hörte. Auch wenn die Morjaner in einer kulturellen Stasis festsaßen und sehr an älteren, aber zuverlässigen Technologien hingen darf man keineswegs unterschätzen zu was sie fähig waren. Wenn sie wollten könnten sie jede Form von Widerstand augenblicklich zu Asche verwandeln, so wie sie es soeben mit Cerberus gemacht haben. Cerberus und vor allem die Reaper hatten sich ganz klar den falschen Gegner ausgesucht. „Wenn wir über solche Waffen schon seit Jahren verfügen, warum rüsten wir unsere Raumflotte nicht damit aus?“, fragte Sirius, als sie sich wieder in Bewegung setzten. „Das machen wir doch. Laser bilden schon lange den Grundstock der Schiffsbewaffnung...“, entgegnete Indra. „Das weiß ich, aber was ist mit den Plasmawaffen, oder hier den Plasmastrahlern deiner Truppen?“ „Diese Waffen haben ein gravierendes Reichweitenproblem. Ihr Prinzip beruht ebenfalls auf dem der Fusionskanone, aber der steht eine permanente Energiequelle in Form eines Fusionsreaktors zur Verfügung. Plasmastrahler hingegen werden mit Batterien betrieben und geben einen deutlich abgeschwächten Energieimpulse ab. Bedingt durch diese Einschränkung wurden die Waffen auch etwas angepasst. Bei den extremen Entfernungen im Raumkampf sind sie unbrauchbar. Sie ließen sich vielleicht als Jägerbewaffnung durchsetzen, oder als Verteidigungssystem im Nahbereich, aber bevor es soweit kommt müssen wir erst die Miniaturisierung einiger Komponenten voran treiben. Vor allem die Energieversorgung.“ „Abgeschwächt?“, dachte Shepard entsetzt. Wenn das abgeschwächt sein sollte, dann wollte er nicht wissen zu was diese Waffen noch fähig waren. „Keine weiteren Kontakte. Alle Feinde eliminiert. Halten Eskorte aufrecht.“, meldete der Kommandant des Sturmpanzers durch Indras Funkgerät. Mit einem lauten quietschen und Donnern rumpelte der Panzer durch den Tunnel und überfuhr dabei alles was von Cerberus übrig geblieben war. Sowohl Leichen, als auch die Wracks der Atlas-Mechs überfuhr der Arados einfach und die sahen danach aus, als wären sie in eine Schrottpresse geraten. Ein unerträglicher Anblick. Der Boden war wie mit einem morbiden, blutroten Teppich bedeckt. Nun begannen sie im schnellen Schritt durch den Tunnel zu marschieren, bis sie anfingen ein Licht am Ende zu erkennen. Ihr Gang wurde schneller, sie rannten regelrecht. Von draußen war bereits gedämpftes Gewehr- und Geschützfeuer zu hören und trotzdem machten sie keine Anstalten langsamer zu werden. Sie wussten das es die morjanischen Truppen waren die da schossen, denn Cerberus Einheiten am Boden waren längst ausgelöscht worden. Nur Momente später verließen sie den Tunnel, passierten die zerstörte Lounge der Eingangshalle und erreichten den Platz vor der Anlage. Draußen standen abertausende Legionäre der regulären Armee mit ihren Fahrzeugen und schossen wild mit allem was sie hatten Kreuz und Quer in den Himmel. Irritiert blickte Shepard und sein morjanisches Gefolge in Himmel. Sie sahen wir ein Raumschiff durch die Wolken stieß, Richtung Boden donnerte und im Tiefflug über das Feld rasten. Mit Entsetzen erkannte Shepard das dieses Raumschiff die Normandy war. Verzweifelt versuchte sie einer Staffel Düsenjäger zu entkommen, die sie verfolgten, mit Geschützen und Raketen beharkte, während dazu gleichzeitig vom Boden aus auf sie geschossen wurde. Flakpanzer gaben ein verheerendes Sperrfeuer ab und als nach einigen Raketentreffern der kinetische Schild kollabierte verwandelten diese Geschütze die Normandy binnen einen Augenblickes in ein Sieb und ließen sie explodieren. In einem Feuerball stürzte sie ab. „Nein ...“, stieß Shepard geschockt aus, während die Morjaner jubelten. Nur Sekunden darauf donnerte im Tiefflug ein Kampfflugzeug über ihre Köpfe hinweg und explodierte im nächsten Moment, was sofort Shepards Aufmerksamkeit auf sich zog. Er sah wie der Jet brennend zu Boden stürzte und ein weiteres Raumschiff über sie hinweg flog. Verstört erkannte Shepard es. Eine zweite Normandy. Vorfolgt wurde sie durch weitere Flugzeuge, die diese Normandy ebenfalls mit ihren Geschützen beharkten. Es war ein bläulich leuchtender Strahl, der dem Raumschiff den Rest gab und es vernichtete. Er sah wie eine dritte Normandy im Tiefflug vorbei zog, die dieses Mal von Jagdflugzeugen in Formation begleitet wurde. Jetzt war Shepard verwirrt. Es brauchte etwas bis er realisierte das diese Normandy massiver war als die beiden zuvor. Erst jetzt fiel ihm das Allianz-Symbol auf, während die anderen beiden Cerberus-Insignien besaßen. Reflexartig aktivierte er sein Helmfunkgerät, welches nach dem Abschuss der beiden Cerberus Normandys, und der damit verbundenen Zerstörung der Störsender, wieder funktionierte. „Joker? Hören Sie mich?“ „Mein Gott, Shepard! Was bin ich froh Ihre Stimme zu hören! Sie haben ja keine Ahnung was hier für ein Chaos herrscht!“ „Das wollte ich eigentlich grad sagen. Cerberus hätte ich hier niemals erwartet.“ „Cerberus ist im Moment unser geringstes Problem ...“ In diesem Moment ertönte ein lautes Fauchen. Etwas weniger als einen Kilometer von ihnen entfernt schoss eine Säule aus Feuer aus dem Boden. Aus diesen Flammen erhob sich ein langer, zylinderförmiger Körper, der mit einem Feuerschweif dem Himmel entgegen jagte. Eine Interkontinentalrakete. In der Ferne sah Shepard weitere Raketen aufsteigen. „... greifen.“, vernahm Shepard über sein Funkgerät. „Was ist? Wer greift an?“, fragte er nach. „Die Reaper! Die Reaper greifen an! Sie liefern sich mit der Flotte im Orbit schwere Gefecht und etliche Schiffen beginnen in die Atmosphäre einzutreten!“, wiederholte Joker. Shepard blickte auf und sah wie etliche Objekte wie Meteoriten dabei waren durch den Himmel zu stoßen und dabei einen Feuerschweif hinter sich herzogen. Es war wie auf der Erde. Es gab nur einen Unterschied. Hier war die Gegenwehr größer. Mehrere Reaper, sowohl die kleineren Zerstörer, als auch die großen Schlachtschiffe, wurden zerstört als die mit Atomwaffen bestückten Interkontinentalraketen sie trafen. Der Eintritt in die Atmosphäre zerrte sehr an ihren Schilden, genauso wie der Beschuss den sie einstecken mussten, als sie einfach durch die Verteidigungsflotte hindurch flogen. Und jene Reaper die nicht durch die planetare Abwehr zerstört wurden bekamen es kurz darauf mit der geballten Schlagkraft der Luftwaffe zu tun, die ihre Ziele wie ein Bienenschwarm mit unnachgiebiger Härte attackierte. „So fängt es also an.“, vernahm Shepard von Sirius neben sich und sah ihn an. „Sagen Sie ihrem Raumschiff es soll direkt vor der Anlage landen. Und sagen Sie ihnen sie sollen sich beeilen. Wir bekommen Besuch.“ „Besuch“ war dabei die etwas freundlichere Bezeichnung für die vier kleineren Reaper, zwei Zerstörer und zwei Transporter, die nahe der Sicherheitszone der Forschungsstation landeten. Dabei wurde ein Zerstörer von mehreren Wellen Jägern und Bombern aufs Korn genommen, die ihn mit schier endlos erscheinenden Raketen, Bomben und Marschflugkörpern letztendlich zerstörten. Die Staffeln musste dabei selbst Verluste einstecken und sich kurz darauf gegen auftauchend Oculi erwehren, was sich aufgrund der umfangreichen Luftabwehr der Morjaner als recht kurzfristig entpuppte. „Joker, landen sie die sofort an meiner Position!“, befahl Shepard. „Aye, aye, Commander.“, erwiderte dieser und ließ die Normandy genau vor Shepard auf dem Platz niedergehen, den die Morjaner binnen kürzester Zeit geräumt hatten. Aus der geöffneten Luke kamen sofort mehrere Allianz-Soldaten in voller Montur, um die zuvor erwähnte Fracht einzuladen, allerdings taten sie sich an der Stasiskapsel recht schwer, weil diese Für sie zu schwer war. Hier mussten die vier Tech-Legionäre Hand anlegen, für die das keine große Herausforderung darstellte. Sie tragen die Kapsel in den Hangar der Normandy, stellten sie bei der erstbesten Gelegenheit an Ort und Stelle ab und machten sich sofort wieder aus dem Staub. Sie konnten gar nicht schnell genug aus der Normandy kommen. Mit ihnen kam auch ein weiterer Allianz-Soldat heraus, der bei Shepard stehen blieb. „Bei Ihnen alles in Ordnung?“, vernahm er Liaras Stimme. Liara hatte ebenfalls eine komplett versiegelte Rüstung angelegt, wodurch andere, vor allem die Morjaner, nicht erkennen konnten das eine Asari darin steckte. „Trotz des ganzen Chaos ganz gut. Ihr hattet auch gut zu tun.“, antwortete Shepard. „Das war nicht der Rede wert. Cerberus hat zwar die Normandy mehrfach nachgebaut, nur ihr Tarnmodus nützt ihnen nichts, wenn die Raketen optische Sensoren zu verwenden scheinen.“ „Das muss für den Unbekannten bestimmt ein teurer Spaß gewesen sein. Was der sich wohl dabei gedacht hat?“, meinte Shepard. „Keine Ahnung. Wir sollten ihn mal fragen, wenn wir ihn wieder sehen.“, sagte Liara und der Blick der beiden fiel auf Sirius, der auf einen der Grigan-Kampfpanzer kletterte und die Aufmerksamkeit aller anderen einforderte. „MORJANER!!! HÖRT MICH AN!!! MEIN NAME IST SIRIUS MEL'TAUN! MINARIS BRUDER! UND IHR NACHFOLGER! ICH BIN DER NÄCHSTE, RECHTMÄSSIGE FÜHRER DES MORJANISCHEN VERBUNDES! WIR ALLE! UNSER GESAMTE ZIVILISATION STEHT VOR SEINER GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNG! EIN KRIEG VON GALAKTISCHEM AUSMASS! DAS WAS WIR SCHON IMMER WOLLTEN! ALLES GEWINNEN, ODER ALLES VERLIEREN! ES GIBT KEINE ALTERNATIVE! VON JETZT AN HEISST ES NUR NOCH WIR, ODER DIE! UND WIR WERDEN SIE VERNICHTEN!!!“ Ein lauter Jubel fuhr durch die Menge. „WIR WERDEN ERST RUHEN WENN DER LETZTE REAPER VERNICHTET WURDE!!!“ Der Jubel wurde immer lauter. „UND SHEPARD...“ Mit diesen Worten stoppte der Jubel und alle Morjaner drehten sich um, was ihm sofort Unbehagen bereitete. „SIE GLAUBEN DER TIEGEL WIRD IHNEN HELFEN?! DIESER KRIEG LÄSST SICH NUR AUF EINE DENKBARE ART UND WEISE GEWINNEN! UND ZWAR AUF DIE MORJANISCHE! UND DAS HEISST MIT FEUERKRAFT! MEHR FEUERKRAFT ... In diesem Moment zog ein Lichtblitz alle Aufmerksamkeit auf sich. Bei den gelandeten Reaper-Transportern und dem verbliebenen Zerstörer hatten die Morjaner eine kleine, taktische Atomwaffe gezündet. „... UND MIT NOCH SEHR VIEL MEHR FEUERKRAFT! ... MORJANER!!! HEUTE DIE GALAXIE UND MORGEN DAS GANZE UNIVERSUM! WIR ZIEHEN IN DEN KRIEG!!!“, brüllte Sirius und ihm schlug ein beispielloser Jubel und Beifall entgegen. „ZUM ANGRIFF!!!“, schrie Sirius und stieg in eine der offenen Luken des Panzers bei dem er das Maschinengewehr bemannte. Sinari sprang ebenfalls auf und stellte sich auf das Heck und hielt sich am Turm fest. Dann setzte sich der Panzer in Bewegung, genauso wie alle anderen Fahrzeuge und die Infanterie. „Sagen Sie, Liara. Haben Sie jemals ein Staatsoberhaupt gesehen das bereit ist an vorderster Front zu kämpfen?“, fragte Shepard. „Noch nie. Vielleicht gab es sowas mal bei den Kroganern, aber das war dann bestimmt vor meiner Zeit. Gesehen habe ich es noch nie.“ Die beiden sahen wie weitere Reaper vor allem in der Stadt landeten und dabei ihre Thanix-Kanone auf die Gebäude und Viertel unter ihnen abfeuerten. So mancher zerstörter Reaper traf ebenfalls die Stadt und vernichteten bei ihrem Aufprall ganze Häuserblocks. Und dazwischen gab es immer wieder Atomexplosionen. Sowohl in der Luft, als auch am Boden. Selbst die Megastadt wurde getroffen. Die Morjaner setzten ihre Atomwaffen nicht etwa ein weil die Situation es erforderte, sondern weil sie es einfach konnten. Kollateralschäden waren für sie vernachlässigbar. Und wenn die wieder voll aufgebauten Schilde der Reaper einem Atomangriff standhielten taten sie das einzig logische – sie warfen einfach weitere Atombomben bis die Schilde kollabierten. So einfach war das. „Wir sollten abhauen.“, meinte Liara. „Ja. Je schneller desto besser.“, erwiderte Shepard und sie bestiegen die Normandy. Kaum hatten sie das getan begann Joker durchzustarten und hob ab. Sirius drehte sich um und blickte der Normandy kurz nach, wie sie davon flog. „Mal ernsthaft. Bist du nicht froh das sie weg sind?“, fragte ihn seine Schwester. „Um ehrlich zu sein ... ja, das bin.“, antwortete Sirius und lud mit einer schnellen Handbewegung das Maschinengewehr durch. „Lass uns darüber bitte nicht mehr reden.“ Für die Normandy war es jedoch noch keineswegs ausgestanden, denn der Himmel hatte sich in eine einzige Frei-Feuer-Zone verwandelt. Shepard war mit dem Fahrstuhl vom Hangar hoch ins CIC gefahren und stolperte Richtung Cockpit, als die Normandy von mehreren Explosionen erschüttert wurde. „Verdammt, Joker! Was ist hier los?!“, stieß Shepard aus, als er sich an dessen Pilotensitz festkrallte. „Morjanische Flugabwehr! Die ballern inzwischen auf alles was da herum fliegt!“ Shepard sah durch die Cockpitfenster und bekam eine Heidenangst. Es war eine Sache wenn man sich eine Luftschlacht aus sicherer Entfernung, oder im Fernsehen ansah, aber etwas ganz anderes wenn man genau mitten drin steckte. Da draußen lieferten sich abertausende an Kampfflugzeugen und Oculi die größte Luftschlacht, die es jemals gegeben hatte. Im Sekundentakt wurden von beiden Seiten Dutzende von Maschinen abgeschossen und stürzten ab. Immer mal wieder stieß ein Reaper durch die Wolkendecke und zog sofort ganze Geschwader an Jägern und Bombern auf sich. Unterstützt wurden sie dabei durch die Massen an Flak- und Raketenbatterien der Luftverteidigung. Trotz des vorhergegangenen Bombardements der Reaper waren diese noch immer voll einsatzbereit und heizten ihrem Gegner mächtig ein. Die Oculi waren schon bald damit beschäftigt sich selbst zu verteidigen, denn im Luftkampf waren sie immer mehr unterlegen. Dadurch konnten die Morjaner ihre Luftangriffe verstärken und zunehmend in die Offensive gehen. Das musste sogleich auch die Normandy erfahren, als ihr drei Kampfflugzeuge entgegen kamen und mehrere Geschützsalven auf den Schild setzten. „Das hier ist der reinste Zirkus! Bringen Sie uns endlich hier raus!“, befahl Shepard. „Versuch ich ja!“, erwiderte Joker und zog die Normandy hoch. Dabei kamen ihnen kurzzeitig vier Oculi entgegen. Zwei von ihnen schoss Joker mit der Thanix-Kanone ab und eine dritter wurde von einer Rakete der Morjaner getroffen. Der vierte Oculus dreht ab und hatte sofort mehrere Jäger an seinem Heck. Derweil musste Joker zuerst einem im Anflug befindlichen befindlichen Reaper-Schlachtschiff ausweichen und dann sogleich dem abstürzendem Wrack eines Zerstörers der Morjaner. „Na wenn das Teil aufschlägt ... autsch.“, meinte Joker. In dem Moment musste Shepard unweigerlich an Sirius denken. Er war einer der wenigen Morjaner, der auf ihn recht sympathisch und gemäßigt wirkte. Insgeheim hoffte Shepard das Sirius das Chaos überleben würde, denn er hatte keine Ahnung was aus dem Verbund werden würde, wenn jemand anderes die Führung übernimmt. Am Boden erledigte Sirius und die Legionäre derweil eine Welle an Abnormalitäten der Reaper nach der anderen. Mit dem schweren Maschinengewehr des Panzers das mit panzerbrechender Munition geladen war sägte er die Reaper-Kreaturen wie mit einer Kettensäge fachgerecht ab. Viele der Kreaturen verfingen sich im Stacheldraht und wurden von den Legionären aus ihren Stellungen und den Schützengräben heraus erledigt. Geschütze, Luftangriffe, Artillerie und taktische Atomwaffen dünnten die Reihen der Reaper-Truppen noch weiter aus. Die Reaper-Schiffe versuchten den Angriff so gut es ging mit ihren Thanix-Kanonen zu unterstützen und landeten schwere Treffer, nur die Morjaner beeindruckte das nicht im geringsten. Ihre Kampfdoktrin beruhte auf dem Prinzip der massenhaften, großflächigen Vernichtung. Ihr Widerstand wurde immer härter und vom Raumhafen kommend näherten sich bereits Hundertschaften gepanzerter Fahrzeuge und Kampfhubschrauber. Den Morjanern war es egal wie groß ihr Gegner war. Davon ließen sie sich nicht erschrecken. Sie würden alles daran setzen ihn auszulöschen. In den Städten sah die Situation keineswegs anders aus. Die Gebäude waren weitaus massiver als auf der Erde und die orbitalen Angriffe der Reaper richteten verhältnismäßig weniger Schaden an als auf der Erde. Aus ein paar Atomkriegen lernt man einiges. Wie auf der Erde waren die Reaper in Ballungszentren gelandet, haben ihre Monstrositäten in Massen auf die Bevölkerung losgelassen und strategisch, wie taktisch sinnvoll erscheinende Ziele aus Orbit angegriffen, nur der Schaden hielt sich in Grenzen. Das Hauptziel der Reaper, Chaos, geriet in weite Ferne. Anders als andere Spezies gerieten die Morjaner in solchen Situationen nicht in Panik und ergriffen panisch wie kopflose Hühner die Flucht, sondern begannen der Gegner aktiv zu suchen um ihn zu vernichten. Sie ergriffen jede erstbeste, sich bietende Gelegenheit die Reaper zu bekämpfen und das nicht aus dem Mut der Verzweiflung, sondern weil es in ihrer Natur lag. Das mussten auch die Reaper erfahren. Husks, die versuchten sich vermeintlich hilflose Morjaner zu krallen, wurden von ihnen im Nahkampf in Stücke gerissen. Kannibalen, und andere bewaffnete Kreaturen, die nur ein paar Schüsse abgaben, wurden sofort aus allen erdenklichen Himmelsrichtungen niedergeschosssen. Selbst Kinder griffen zu den Waffen und sie wussten sehr wohl wie man damit umging. Gegnerische Gruppen sprengte man gleich mitsamt der Straße weg. Und alle anderen, größeren Kreaturen bekamen es mit der Polizei und dem Militär zu tun. Genau wie bei den Turianern wurde die Polizei vom Militär gestellt, nur bei den Morjanern hatte die Polizei auch Zugriff auf die selbe Ausrüstung. Damit war die morjanische Polizei die einzigste in der Galaxie die neben Panzern, Artillerie und Bombern auch Zugriff auf Atomwaffen hatte - und diese setzten sich auch rigoros ein. Die Reaper haben einen gewaltigen Fehler gemacht. Mit Morjan Prime haben sie eine Welt angegriffen, die zwar das Gehirn des Morjanischen Verbundes darstellt und auch der am dichtesten besiedelste Planet überhaupt war, aber gleichzeitig auch das größte Waffenlager der gesamten Galaxie war. Hier waren 90% der Bevölkerung durchgehend bewaffnet – mindestens. Ein Milliardenheer, das man auf konventionellen Weg kaum besiegen konnte. Die orbitalen Vorausangriffe der Reaper hatten gerade mal einen kleinen Bruchteil des morjanischen Arsenals erwischt und trotzdem waren noch genug Reserven vorhanden um das Militär und die gesamte Bevölkerung mit allem erdenklichen Gerät gleich mehrfach auszustatten und zu versorgen. Die Morjaner beantworteten Terror mit Terror. Vernichtung mit Vernichtung. Hier trafen zwei Parteien aufeinander die keine Gnade kannten, die niemals zurückweichen würden und die vor nichts zurückschrecken würden um einen Sieg davon zu tragen – absolut gar nichts. Hier trafen zwei Giganten aufeinander die nur die Extreme kannten. Die Morjaner zeigten den Reapern das ihr Angriff sie teuer zu stehen kommen wird. Im Weltraum war die Lage derweil keineswegs anders. Im Orbit über Morjan Prime hatten sich die Flotten der Morjaner und Reaper vollständig ineinander verkeilt und bekämpften sich im Nahkampf auf nur ein Kilometer Entfernung und noch weniger. Raketen und Geschosse aller Art schossen kreuz und quer durch den Weltraum Reaper-Schlachtschiffe, unterstützt durch die Massen an Zerstörern feuerten auf kürzeste Distanz auf die morjanischen Schiffe, die wiederum selbst durchaus in der Lage waren so manchen Treffer einzustecken und ebenfalls austeilten. Besonders die Zerstörer der Reaper konnten dem konzentrierten Beschuss eines Kreuzers kaum standhalten. Raumjäger beider Seiten wuselten ebenfalls beinahe schon wirr durch den Raum, an den verschiedenen Großkampfschiffen vorbei und schossen einander in Massen ab. Innerhalb dieser kurzen Zeit waren bereits weit über 1.000 Raumschiffe aller Art auf Seiten der Morjaner vernichtet worden, gegenüber knapp 100 Schiffen der Reaper. Die Morjaner mochten zwar absolut höhere Verluste haben, doch relativ betrachtet führten sie. Es war ein reiner Abnutzungskrieg. Hier entschied sich wer schneller Verstärkung herbei schaffen konnte und welcher Partei als erstes die Reserven ausgingen. Shepard sah da draußen wie die Reaper und die Morjaner ihre Kräfte gegenseitig aufrieben. Im Nahkampf schossen Hunderte und Tausende von Lasern, Schiffs- und Verteidigungsgeschützen der Kreuzer und Schlachtschiffe auf die Reaper ein und feuerten in Massen ihre Torpedos ab. Die Reaper schossen zurück und brauchten oftmals mehrere Schüsse um die weitaus massiveren Raumschiffe der Morjaner zu zerstören. Es kam sogar zu Rammangriffen. Shepard sah wie ein Schlachtschiff der Morjaner mit zuerst mit einem Zerstörer der Reaper zusammen stieß, welcher dabei fast schon zerrissen wurde, und danach auf eines ihrer Schlachtschiffe traf. Durch die mehr als doppelt so große Masse hatte der Reaper nichts zu lachen und wurde weg geschoben, während die Geschütze auf die mitgenommenen Schilde und Panzerung einschossen. Shepard sah wie aus dem Nichts ein weiteres Superschlachtschiff der Morjaner auftauchte – ein beendeter ÜLG-Sprung. Sofort aktivierte es seine beiden Fusionskanonen und schoss mit ihnen zwei Reaper-Großkampfschiffe ab, die vollständig zerstört wurden. Shepard überrascht das, obwohl er wusste wie mächtig diese Waffen sein konnten. Die Morjaner besaßen tatsächlich eine Waffe mit der man Reaper recht einfach vernichten konnten. Trotzdem fiel ihm auf wie die ganzen Superschlachtschiffe Abstand zu den Gefechten hielten und nur Feuerunterstützung leisteten. Diese Schiffe waren eindeutig zu wertvoll um sie in einem direkten Kampf zu riskieren und die Fusionskanonen mussten eine sehr langsame Feuerrate haben, denn er sah keinen weiteren Einsatz dieser Waffe von irgendeinem anderem Schiff. Wahre Reaper-Killer blieben sie dennoch. Die Kommando- und Superschlachtschiffe konzentrierten ihre Feuer auf einzelne Reaper sobald sich ihnen eine freie Schussbahn bot und zerstörten diese binnen kürzester Zeit. Bei der Feuerkraft einer gesamten Flotte konzentriert auf einem einzigen Schiff war das auch kein Wunder. Shepards letzter Blick galt Morjan Primes Ringstation, die immer wieder von Explosionen erschüttert wurde und um die ebenfalls schwere Gefecht tobten. Mehrere Reaper-Zerstörer waren auf der Konstruktion gelandet und marschierten über ihre Oberfläche. Dabei beschossen Sie vornehmlich Werftanlagen und unfertige Schiffsrümpfe und wurden selbst von den Verteidigungsanlagen, Raumjägern und anderen Raumschiffen angegriffen. „Bringen Sie uns zurück in den Citadel-Raum.“, befahl Shepard und wandte sich ab. „Aye, aye, Commander. Tarn-Modus aktiv, starte ÜLG-Flug.“ Shepard ging durch das CIC zurück zum Fahrstuhl und fuhr hinunter zum Hangar, wo die Statsikapsel mit dem Protheaner lag. Unten angekommen vernahm er das Piepen der Kapsel, deren Batterie zur Neige ging. Um die Kapsel herum standen bereits Liara, Amara, mehrere Allianz-Soldaten und ein paar Crewmitglieder denen er sich anschloss. Bevor sein Blick auf die Kapsel fiel blieb er bei einer Person hängen mit der er keinesfalls gerechnet hätte. „Was um alles in der Welt machen Sie hier?!“, fragte er unsicher und starrte Ibro an. „Sirius hat mir befohlen Ihnen zu folgen. Gefreut habe ich mich darüber jedenfalls nicht. Ich glaube er hasst mich in Wahrheit noch immer.“, erwiderte der morjanische Exekutivagent. „Aber wann...“ „Wann er mir das befohlen hat? Während Sie sich mit ihrer Asari unterhalten haben, als die Kapsel verladen wurde. Ja, ich habe mitbekommen das sie Morjan Prime betreten hat.“ „Warum sollten wir nicht einfach sofort zurückfliegen und Sie zuhause absetzen?“ „Ganz einfach. Sirius sagte Ihnen zwar Unterstützung in Form von Truppen und Material zu, aber nichts davon wird in Bewegung gesetzt solange es kein Morjaner anfordert. Dazu bin ich da, denn ich habe einen direkten Kontakt zu Sirius und dem Oberkommando. Außerdem will Sirius stets über den Verlauf des Kriegs aus dem Rest der Galaxie informiert werden.“ Shepard wollte etwas sagen, nur bekam einfach kein Wort raus. Nach kurzer Zeit stieß er ein Stöhnen aus. „Willkommen an Bord.“, sagte er. „Danke. Und ich hätte gerne mein Halsband wieder.“ „Ihr ... was? Oh.“, bemerkte Shepard. Er hatte ganz vergessen das er noch den Simultanübersetzter trug, den Ibro ihm zuvor geliehen hatte. Sofort nahm er seinen Helm und das Halsband ab und übergab es dem Morjaner, der dieses jedoch nur mit zwei Fingern anfasste, etwas unverständliches sagte und weg ging. Weil er es noch nicht angezogen hatte war nicht klar was er gesagt hatte, aber seinem Verhalten nach zu urteilen schätze Shepard das sich Ibro zuerst bestimmt bedankt hatte und dann sagte das er das Halsband erstmal waschen muss. Eine Einschätzung die sehr der Realität entsprach. „Was macht der Morjaner hier?“, fragte ihn Liara, die wegen der fehlenden Übersetzung kaum etwas mitbekommen hatte. „Erkläre ich später.“, sagte Shepard und gab Liara den Datenträger. „Hierauf sind die vollständigen Baupläne für den Tiegel, sowie Schwachstellen der Reaper.“ „Bei der Göttin! Sie haben tatsächlich Wort gehalten!“ „Man kann den Morjanern vorwerfen was man will, sie halten sich an das was sie sagen. Aber es scheint eine Komponente zu fehlen.“ „Welche?“ „Man nennt es den Katalysator. Er taucht in den Plänen auf, nur die Morjaner wissen nicht was es sein könnte, da es von vorneherein in den Plänen zu fehlen schien. Vielleicht haben Sie mit ihren Mitteln und Möglichkeiten mehr Erfolg.“ „Ich werde sofort mit der Analyse der Daten beginnen und sie an Admiral Hackett weiterleiten.“, sagte Liara und nahm den Datenträger entgegen, den sie genauer betrachtete. „Das Teil sieht aus wie eines von uns. Ich weiß nicht ob wir eine passende Schnittstelle haben.“ „Der Datenträger stammt aus Illium – Kriegsbeute.“ „Oh. Na das trifft es noch besser ...“ In dem Moment wurde das Piepen der Stasiskapsel zu einem Dauerton der mehrere Sekunden anhielt und dann schlagartig verstummte. „Shepard, ich habe mich schon gewundert was sie da mitgebracht haben, nur wegen dem Morjaner habe ich darauf nicht besonders geachtet. Jetzt würde ich trotzdem gerne mal wissen was das ist.“ „Sagen wir ... eine Überraschung.“ Die Kapsel stieß kurz Dampf aus und begann sich zu öffnen. Ehrfürchtig näherten sie sich der Kapsel und starrten auf dessen Inhalt. „Bei ... der ... Göttin ... ist das etwa...“ „Ein echter, lebender Protheaner. Die Morjaner hatten ihn eingelagert und waren ganz froh als sie ihn endlich los waren.“ Der Protheaner sah genau aus wie in den Aufzeichnungen, er trug sogar die selbe rote Rüstung und neben ihm lag eines der Partikelgewehre. Der Protheaner selbst war noch von einer dünnen Eisschicht umgeben, die augenblicklich verdampfte. Mit einem Mal riss der Protheaner panisch die Augen auf, erzeugte eine leichte biotische Schockwelle, die die anderen auf Abstand brachte, und stand ruckartig auf. Die Crew der Normandy ging sofort auf Distanz. Einige hielten sogar schon ihre Gewehre bereit. „Nicht! Er ist nur verwirrt und steht unter Schock!, ermahnte Liara. Der Protheaner torkelte ein Stück weiter, fiel dann nahe Shepards auf die Knie und stützte sich mit beiden Händen. Instinktiv wollte Shepard ihm aufhelfen, nur plötzlich packte der Protheaner Shepard am Kopf. Mit einem Mal fühlte sich Shepard als hätte er einen LKW mit Vollgas frontal abbekommen. Sein Kopf fühlte sich an als wäre ihm soeben ein Zug durchgerast. Dieses eigenartige Gefühl hielt nur den Bruchteil einer Sekunde an und ihm Nachhinein war sich Shepard nicht mal mehr sicher ob er überhaupt Schmerzen gespürt hatte. „Verzeiht mir, Mensch.“, sagte der Protheaner klar verständlich. „Sie sprechen unsere Sprache?“, erwiderte Shepard. „Ja. Ich habe Ihre Physiologie und Ihr Nervensystem gelesen und kann jetzt Ihre Sprache verstehen. Ich hoffe dieser Vorgang war nicht zu unangenehm.“ „Es war ... unerwartet, aber nicht unbekannt.“ Der Protheaner blickte zur Seite und sah zuerst Liara, den Rest der Crew und dann Shepard an. „Asari, Menschen. Die primitiven Spezies meiner Zeit. Sie haben sich weiter entwickelt.“ „Da bin ich wieder.“, vernahmen die beiden und blickten zur Seite. Ibro kam auf sie zu, hatte aber noch den Kopf gesenkt, da er etwas mit dem Verschluss seines Halsbandes zu kämpfen hatte. Erst als er wenige Meter vor ihnen entfernt stand blickte er auf und sah den Protheaner an, der wiederum selbst aussah, als hätte er einen Geist gesehen. Abwechselnd sah der Protheaner Ibro und Shepard an. „Unheimlich. Ein Alien an Bord hat mir schon gereicht. Jetzt haben wir zwei von den Dingern.“, meinte Ibro mit Blick auf Liara, die verstimmt die Hände in die Seiten stemmte. Ibro dreht auf der Stelle um und verließ über den Fahrstuhl den Hangar. „Eine ... Drohne?“, stotterte der Protheaner. „Was haben Sie da eben gesagt?“, fragte Shepard, der den Begriff aus den Aufzeichnungen kannte. „Was meinen Sie damit.“ „Wie ist das möglich? Das dürfte nicht sein! Sie dürften nicht sein! Sie hätten nicht überleben dürfen! Was haben wir nur getan?!“, reagierte der Protheaner zunehmend panisch. „Ganz ruhig, kommen Sie runter. Was ist mit Ihnen los?“ „Mensch, wenn das Überleben Ihres Volkes auf dem Spiel steht würden Sie dann nicht auch alles unternehmen um es zu retten? Würden Sie nicht auch bereit sein jeden erdenklichen Weg zu gehen, nur um ihrem Volk eine Zukunft zu sichern?!“ „Wovon reden Sie?“ „Wir haben einen Fehler gemacht. Einen schrecklichen.“ „Einen Fehler? Welcher Art ... Kennen Sie etwa die Morjaner?“ „Ja .... Sie sind eine von uns geschaffene biologische Waffe.“ Kapitel 6: Der Urspung allen Übels ---------------------------------- Shepard musste erstmal verdauen was er da hörte. Hatte er das soeben richtig verstanden? Die Morjaner sind eine biologische Waffe der Protheaner? Bevor er darüber einen weiteren Gedanken verlieren konnte musste er etwas anderes machen. „Ihr alle! Sofort raus!“, befahl Shepard dem Rest der Crew. „Aber...“, gab eines der Crew-Mitglieder zurück. „Kein Aber! Alle sofort raus hier!“, befahl er erneut. „Gerade als es interessant wurde.“, meinte Amara, als sie mitsamt der Crew Richtung Aufzug ging. „HEY!“, ermahnte Shepard. „Alles was ihr soeben gehört habt bleibt geheim. Wenn auch nur einer von euch irgendetwas davon erzählt ziehe ich ihn persönlich vors Kriegsgericht. Niemand darf davon etwas erfahren. Und schon gar nicht Ibro.“ „Wer?“ „Ibro! Der Morjaner von eben! Wenn der das erfährt gibt es eine Katastrophe. Sie alle wissen wie die drauf sind und ich will nicht herausfinden wie der reagieren wird.“ Die Besatzungsmitglieder schluckten und verließen den Hangar. „Jetzt zu ihnen.“, begann Shepard. „Erklären Sie mir das bitte ganz genau. Die Morjaner sind eine protheanische Biowaffe?“ „Ja, vor langer Zeit wurde mein Volk von einen übermächtigen Gegner bedroht. Um ihn zu bekämpfen schlugen wir viele Wege ein.“ „Damit meinen Sie wohl die Reaper. Wir bekämpfen sie ebenfalls, leider wenig erfolgreich.“ „Aber ... das bedeutet ... der nächste Zyklus hat bereits begonnen!!!“ „Leider ja, aber wir fanden einen Ihrer Sender...“ „Sie fanden einen? Sie hätten alles sehen können! Unsere Vernichtung, unsere Warnungen. Warum haben Sie sich dann nicht auf die Reaper vorbereitet?“ „Ihre Warnungen waren unverständlich. Der Sender hätte mich fast getötet.“ „Dann kommuniziert dieser Zyklus noch immer auf die althergebrachte Art und Weise.“ „Wir haben zusammengesetzt was ging und damit vor drei Jahren eine Reaper-Invasion gestoppt.“ „Dann wurde die Auslöschung verzögert?“ „Das wurde sie, nur die Reaper interessieren mich im Moment wenig. Fangen wir erst mal bei etwas grundlegendem an. Wie heißen Sie?“ „Natürlich, Verzeihung. Man Name ist Pashek Vran.“ „Ok. Damit haben wir schon mal einen Anfang. Sie sagten das ihr Volk die Morjaner erschaffen ... als biologische Waffe ... warum?“ „Eigentlich sollten den Reaper tatsächlich Ihr Augenmerk gelten. Eigentlich. Nur ich kann Ihre Neugier sehr wohl verstehen, denn das ist alles mehr als nur prekär. Ich gehe mal davon aus das ihnen längst bekannt sein dürfte, dass die Drohnen einst Menschen waren.“ „Ja, das ist uns bekannt. Eigentlich sind wir davon ausgegangen das die Morjaner noch immer Menschen sind, aber gut. Erzählen Sie weiter.“ „Bevor die Reaper kamen haben wir schon seit Jahrtausenden mit fortgeschrittenen biologischen Waffen gearbeitet. Wir haben primitive Völker beobachtet und ihren Wert als Unterstützung für unsere Truppen bestimmt – Kriegssklaven.“ „Mir war nicht klar das die Protheaner ... so hart waren.“, meinte Liara. „Unser Volk war groß und stark. Wir dominierten die Galaxie. Was wir wollten nahmen wir uns einfach.“, erklärte Pashek. „Was für Völker wurden noch beobachtet? Was ist mit den Asari, oder den Turianern?“, fuhr Shepard fort. „Die Turianer ... ha ... wir verloren schnell das Interessen an ihnen. Bedingt durch ihre Biologie waren sie als Waffe vollkommen unbrauchbar.“ „Sie meinen damit wegen den sich anders drehenden Aminosäuren?“ „Exakt. Durch diese Besonderheit waren sie nur auf einer sehr kleinen Auswahl von Planeten einsetzbar und hätten besondere Aufmerksamkeit bedurft.“ „Dann wird es sie vielleicht interessieren das die Turianer heute eine Großmacht darstellen und über eines der stärksten Militärs der Galaxie verfügen.“ Da blickte Pashek recht überrascht drein. „Was ist mit den Asari?“, fragte Liara. „In ihrem Volk sahen wir großes Potential, ob allerdings etwas genaueres für Ihr Volk geplant wurde ist mir nicht bekannt.“ „Und die Salarianer?“ „Die Eidechsen?“ „Eigentlich sind es Amphibien.“ „Die Salarianer schafften ebenfalls den Aufstieg? Zu unserer Zeit haben sie noch Fliegen gefressen.“ „Wie kamen sie auf die Menschen?“, kam Shepard zum eigentlichen Thema zurück. „Nach langer Beobachtung erschien uns Ihre Gattung als die anpassungsfähigste und flexibelste Spezies, aber es waren Änderungen nötig um unseren Anforderungen gerecht zu werden.“ „Sie reden von genetischen Modifikationen.“ „Sehr umfangreiche Modifikationen.“ „Ein leistungsfähigerer, verstärkter Körperbau, ein besseres Immunsystem, Schmerzlosigkeit ...“, begann Shepard aufzuzählen.“ „Unter anderem. Das Problem dabei war das ein simples Nachrüsten, ähnlich einer Gentherapie, nicht machbar war. Dafür waren die strukturellen Anpassungen zu aufwendig. Aus diesem Grund veränderten unsere Wissenschaftler das menschliche Erbgut direkt in den Zellen und implantierten es direkt in die Menschen, die so als Bruttanks verwendet wurden. Wir hatten anfangs nur mit einzelnen Exemplaren experimentiert, doch wir kamen schnell zu einem annehmbaren Ergebnis. Der beschleunigte Wachstumsverlauf bei den Drohnen war ansonsten identisch mit einem Menschen. Wir hatten bereits ein großes Wissen in diesem Bereich angesammelt und daher war es für uns ein Leichtes weitere Anpassungen vorzunehmen, zumal der genetischer Bauplan der Menschen uns einen überwältigenden Spielraum bot. Bereits nach kurzer Zeit hatten wir die Vorläufer zu den menschlichen Kampfdrohnen geschaffen. Es genügten bereits wenige weitere Feinjustierungen und wir hatten das Projekt zur Serienreife gebracht. Dachten wir zumindest. Nur dabei machten wir schwerwiegende Fehler, die wir einfach vernachlässigten.“ „Sie haben Menschen als ... lebende Bruttanks verwendet ... aber ... Scheiße ... ach verdammt noch mal ... was für Fehler machten Sie?“ „Unser größtes Problem war die Zeit. Wir entdeckten erste Hinweise auf die bevorstehende Reaper-Invasion, weshalb sich der Druck auf viele Projekte erhöhte. Im Zuge dieser Bedrohung sahen wir uns irgendwann gezwungen auch das Drohnen-Projekt, welches zu dem Zeitpunkt erst seit weit weniger als ein halbes Jahrhundert lief, in unsere Vorbereitungen einzubinden, weshalb wir einen Großteil der damaligen Menschen von ihrer Heimatwelt auf einen anderen Planeten auf der anderen Seite der Galaxie verfrachteten, wo wir weitere Drohnen züchteten.“ „Morjan Prime. Die morjanische Heimatwelt war ein protheanisches Forschungsinstitut.“, sagte Shepard und fasste sich an den Kopf. „Einen Moment ... Sie sprachen von einem Großteil der Menschen ... wie viele Menschen wurden entführt?“ „95% der damaligen Population. Aber davon war biologisch bedingt nur die Hälfte in der Lage Drohnen zu gebähren. Um ein demographisches Ungleichgewicht zu verhindern wurde die andere Hälfte ebenfalls mitgenommen und für weitere Experiemente verwendet.“ Shepard stockte der Atem. Das würde bedeuten das die gesamte Menschheitsgeschichte, so wie man sie bisher kannte, nur mit 5% der ursprünglichen Menschen ablief. Shepard brauchte einige Momente um es zu begreifen. Ohne den Eingriff der Protheaner könnte die Menschheit heute die dominierende Macht in der Galaxie sein, anderseits hätten die Reaper damals schon die Menschheit auslöschen können, wenn sie diese als zu zahlreich angesehen hätten. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr Unstimmigkeiten fielen ihm auf. „Etwas macht da keinen Sinn. Wenn die Morjaner hochgerüstete Menschen sind, die zur Zeit der letzten Reaper-Invasion geschaffen wurden, wie konnten sie dann den Angriff der Reaper damals überstehen? Die Morjaner gaben uns bereits einen geschichtlichen Exkurs und demnach beginnt ihre Existenz knapp vor 20.000 Jahre und das relativ aus dem Nichts.“, fragte Shepard. Pashek dachte kurz über die Aussage nach und schüttelte dann den Kopf. „Ich befürchte ich weiß bereits wie sie überleben konnten. Die Reaper-Invasion begann kurz nach einem ersten Kampfeinsatz auf den wir die Drohnen testweise schickten. Sie hatten dabei aus einer nachteiligen Position heraus einen überlegenen Gegner vernichtend geschlagen . Wir hatten sogar tiefgreifende genetische Veränderungen an ihrem Gehirn vorgenommen, wodurch wir ihre Aggressivität und gleichzeitig ihren Intellekt massiv gesteigert haben. Dadurch konnten sie komplexeste Angriffsmanöver durchführen.“ „Entschuldigung, aber danach ... habe ich irgendwie nicht gefragt.“ „Ich weiß, aber es war der Fehler mit dem unser Unglück und ihr Aufstieg begann.“ „Erklären Sie das bitte genauer.“ „Ganz am Anfang verehrten uns die primitiven Menschen wie Götter. Durch unsere Technologie ließen sie sich leicht beeinflussen und lenken. Bei den Kampfdrohnen traf das nicht zu. Durch die deutlich erhöhte Intelligenz, den ständigen Kontakt zu unserer Zivilisation von Geburt an und dem Umgang mit modernsten Technologien und Waffen blickten sie von Anfang an hinter den Schleier der Technologie und verstanden sie. Der Götterglaube funktionierte, anders als bei den Menschen, bei ihnen nicht, nur die Drohnen ließen sich davon nur selten etwas anmerken. Man sah es aber an ihrem Verhalten ... wie sie einem manchmal hinterher blickten. Eine völlig logische Konsequenz, die jedoch keiner von uns beachtete, genauso wie die Warnhinweise. Keiner erkannte das. Man erkannte einfach die Zusammenhänge nicht. Zu sehr schmeichelte den führenden Wissenschaftlern das Gefühl als Götter angebetet zu werden. Man sah die Drohnen stets als dressierte Tiere an. Dabei hatten sie uns längst überflügelt, oder besser gesagt, wir haben sie uns überflügeln lassen, physisch wie psychisch.“ „Die Schöpfung wendet sich gegen ihren Schöpfer.“, kommentierte Shepard etwas vorwurfsvoll. „Ein klassisches Dilemma.“, bestätigte Pashek. „Hatten Sie an diesem Projekt mitgewirkt?“, fragte Shepard. Er wusste nicht wie er reagieren sollte wenn er darauf eine Bestätigung hört. Cerberus mit ihren menschenverachtenden Experimenten war schon eine Sache für sich, nur das hier. Es war so widerlich das es alles vorstellbare sprengte. Er wäre am liebsten rasend vor Wut geworden, nur das wollte einfach nicht kommen. „Oh nein, ich bin, beziehungsweise, ich war technischer Leiter anderer Projekte mit denen wir die Reaper besiegen, oder zumindest überdauern wollten. Mit der fortgeschrittenen Biotechnologie hatte ich noch nie etwas zu tun.“ Shepard atmete erleichtert auf und sofort schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. „Damit meinen Sie nicht zufällig den Tiegel und die versteckten Anlagen mit Stasiskammern?“, fragte er. „Ich muss zugeben Sie überraschen mich, Mensch. Ja, ich leitete diese Projekte, die im Moment der Entscheidung verraten wurden.? „Von wem?“, fragte Shepard, obwohl er bereits ahnte die Antwort zu kennen. „Von Verrätern und Drohnen. Der Krieg gegen die Reaper dauerte bereits ein etliche Jahre und obwohl so mancher noch an einen Sieg glaubte war bereits klar das wir ihn verlieren würden. Zu hart traf uns ihr Überraschungsangriff, von dem wir uns nicht erholen konnten. Unser Reich zerbrach in einem einzigen Augenblick.“ „Die Citadel.“ „Ja. Unsere wichtigsten politischen und militärischen Führer, sowie der Kern unserer Raumflotte wurde dabei ausgelöscht. In dieser Zeit trafen wir unsere Vorbereitungen und bauten den Tiegel und bauten eine Vielzahl an Schutzbunkern zu gewaltigen Stasiskammern um. Den Tiegel sahen wir als unseren größten Trumpf an, den Rest als reinen Notfallplan Nur dann wurde unserer Vorhaben verraten, von Mitgliedern unseres eigenen Volkes.“ „Ich vermute das diese Verräter durch die Reaper indoktriniert wurden und letztendlich sogar gegen ihren eigenen Willen handelten. Aber welches Ziel hatten die Morjaner dabei?“, sprach Shepard. „Rache. Ich vermutete sie haben irgendwann das volle Ausmaß unseres Eingriffes verstanden und wollten sich dafür rächen. Eine Alternative wäre jedoch, da sie noch heute existieren, ging es ihnen ganz einfach nur ums Überleben. Unser Notfallplan sah vor das ein kleiner Teil unseres Volkes in den Stasiskammern die Invasion überdauert, um danach ein neues, protheanisches Reich aufzubauen, das sich von Anfang an auf die Reaper vorbereiten kann. Ich erinnere mich noch daran wie sie stets stur durch die Anlage patrouillierten. Wenn ich zurückdenke fielen sie mir nur ein einzige Mal auf, als sie ein erhöhtes Interesse an den Kapseln zeigten, aber um ehrlich zu sein, ich habe es im nächsten Moment wieder ignoriert, wie so viele andere auch. Die Drohnen ahnten das sie diesen Krieg nicht überleben würden und schmiedeten bestimmt schon ihre eigenen Pläne. Wir hatten ihre Intelligenz, für die wir ja selbst verantwortlich waren, massiv unterschätzt. Als dann die Reaper kamen und wir mit den Evakuierungen begannen, wandten sie sich plötzlich gegen uns. Sie manipulierten unsere militärischen Systeme, übernahmen Waffenbatterien und drangen in die unterirdischen Stasiskammern ein. Wir hatten keine Chance. Ich bin das letzte Mitglied eines toten Volkes.“ „Irgendwas stimmt da nicht.“, murmelte Shepard. „Aber wie kommt es dann das speziell Sie überleben konnten?“, fragte Liara. „Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich auf dem Nachbarplaneten und flüchtete mich in einen Bunker, der ebenfalls einige Stasiskapseln beinhaltete ... ich wollte einfach überleben ... egal wie.“ „Einen Moment.“, unterbrach Shepard. „Der Nachbar ... planet?“ Dieser Planet ist nicht zufällig rötlich orange, oder so?“ „Doch. Eine hohe Eisenkonzentration an der Oberfläche führt zu dieser Färbung.“ „Oh Scheiße!“, fluchte Shepard. „Was ist?!“, fragte Liara. „Ich habe gedacht auf Membus befänden sich diese Stasiskammern, aber in Wahrheit waren sie auf Morjan Prime. Die Morjaner haben diese Anlagen übernommen und selbst genutzt. Kein Wunder warum ihre Geschichte so abrupt beginnt.“ Liara sah ihn leicht fragend an, denn immerhin hatte sie die Aufzeichnungen von den Konsolen der Kapsel nicht gesehen. „Ein Teil unseres Plans war es die Planetenoberfläche mit Massen an Superwaffen zu verwüsten, um die Reaper abzulenken und ihre Sensoren zu stören. Wir hatten dafür Antimaterie- und Warpbomben im größeren Umfang bereit gestellt, sogar alte Atomwaffen, weil unsere Bestände so knapp waren. Die Drohnen übernahmen diese Waffen und lenkte einige um auf Ballungszentren, Evakuierungszonen und unsere eigenen Truppen. In dem nachfolgenden Chaos, das den ganzen Planeten verwüstete, konnten sie die Stasisbunker ungestört nutzen und, wie ihre Existenz es beweist, den Zyklus überleben. Unser Plan ging auf, nur nicht mit der richtigen Spezies.“ „Aber warum ruhten sie dann 20.000 Jahre?“ „Das weiß ich nicht, aber ich habe da ein paar Vermutungen. Entweder öffneten sich die Bunker automatisch, nachdem sich die Umwelt wieder weit genug regeneriert hatte, oder die Energie wurde knapp. Möglich ist auch, dass sie versucht haben die Anlage umzuprogrammieren und sich dabei Fehler geleistet haben. Als wahrscheinlicher halte ich jedoch das sie in Folge der umgeleiteten Massenvernichtungswaffen beschädigt wurde und sich dann automatisch geöffnet hat, ungestört als, wie gesagt, die Energie knapp wurde, oder einfach so.“ „Aber die Morjaner erwähnten das nicht. Zumindest scheinen sie sich über ihre eigene Herkunft selbst nicht im Klaren zu sein.“ „Oder sie wissen mehr als sie zugeben.“, gab Liara von sich. „Vielleicht ging das Wissen im Laufe der Zeit verloren. Es wäre doch möglich das sie bei ihrem Neubeginn alle Hinweise auf das protheanische Einwirken verloren ging, oder gar beseitigt haben. Obwohl sie eine protheanische Biowaffe sind nutzen sie heute keine protheanischen Technologien, sondern komplett eigens entwickelte.“, ergänzte Shepard, auch wenn es etwas dumm klang. „So einfältig der Vorschlag auch ist, es kann stimmen. Die Drohnen wurden als reine, natürliche Kampfmaschinen entwickelt. Wahrscheinlich waren sie zwar in der Lage einen Teil unserer Technologie zu nutzen, aber nicht sie zu reparieren, geschweige zu reproduzieren. Außerdem sah mich die eine Drohne eben mit dem selben Grad an Verachtung an, wie auch sie.“, bestätigte Pashek. „Ob Sie es glauben, oder nicht, aber die Morjaner sind sich dem voll bewusst und haben einen Weg gefunden ihre aggressive Natur zu kompensieren.", erklärte Shepard. „Unfassbar.“, meinte Liara dennoch. „Das dachte ich ebenfalls als ich die Drohne sah, Ich kann nur hoffen das ihre Zahlen nicht allzu groß sind, ansonsten ist es egal wie dieser Krieg ausgeht.“ „Was meinen Sie damit?“ „Die Drohnen waren ursprünglich als Supersoldaten konzipiert, die in lebensunwirtlichen, ja sogar lebensfeindlichen Regionen agieren sollten und unmöglich erscheinende Operationen durchführen sollten. Radioaktive, oder gar biologische Verseuchung, egal welcher Art, sollte ihnen nichts ausmachen. Ein unvergleichlicher Vorteil beim Angriff auf fremde Welten, machte es doch umfassende Vorbereitungen obsolet. Leider ist das auch eine hervorragende Eigenschaft wenn man einen Planeten kolonialisieren will. Und obwohl man es aufgrund ihres Verhaltens nicht anmerkt, sind die Drohnen hochintelligente Wesen, die durch unseren Eingriff einen größeren Teil ihres Gehirns nutzen, als die ursprünglichen Menschen und so zu hochkomplexen Denkmustern fähig sind. Das sie heute noch existieren zeigt das unsere Versuche ihre Reproduktion einzuschränken endgültig gescheitert waren.“ „Ihre Reproduktion … einzuschränken?“, wiederholte Shepard. „Obwohl es nicht berücksichtigt wurde zeigte sich das die Drohnen wie die Menschen die Fähigkeit besaßen sich fortzupflanzen und dabei neue, gleichwertige Drohnen zu schaffen. Da eine hohe Vermehrungsrate ähnlich der damaligen Menschen erwartet wurde manipulierten wir den Fortpflanzungstrieb und unterdrückten diesen schließlich gänzlich. Es war eine interessante Ergänzung da es ursprünglich geplant war neue Drohnen zu klonen. Warum man das nicht von Anfang an so machte verstand ich nie. Scheinbar gab es dabei irgendwelche Probleme, weshalb auch eine Sterilisation immer wieder hinausgezögert wurde. Da der neue genetische Code in jeder Zellen festgeschrieben war mussten wir uns keine Sorgen darüber machen dass sich daraus eine eigene Spezies entwickelt, zumindest dachten wir das. Dabei hatten wir längst eine neue Spezies geschaffen. Und trotz der Manipulation vermehrten sie sich weiter, wenn auch im verringerten Maß.“ „Aber nur den Fortpflanzungstrieb zu unterdrücken ist sinnlos, wenn demjenigen klar ist was Fortpflanzung überhaupt ist. Das hilft nur bei einem Tier.“, erwiderte Liara. „Und genau da liegt das Problem, nur man ignorierte es. Man sah die Menschen ja nur als Tiere an. Das Hauptproblem jedoch ist ihre Art, ihr Verhalten, für das unsere Wissenschaftler leider selbst verantwortlich waren. Sie zeigten ein Verhalten höchster Abneigung gegenüber anderen Spezies. Wir hatten damals noch andere biologische Waffen dieser Art in der Erprobung und das Wissen aus ihrer Aufrüstung erlaubt es uns schnelle Fortschritte bei den Menschen zu machen. Es war unmöglich die Drohnen zusammen mit anderen mit anderen Spezies zu halten. Die Intensität dieser Ergebnisse überraschte sogar die führenden Wissenschaftler dieses Projektes. Auf der anderen Seite ist mir kein Fall bekannt wo es zu Problemen zwischen Drohnen und Protheanern kam.“ „Na das hat sich bis heute ja nicht geändert.“, meinte Liara. „Nur Stunden vor dem Angriff der Reaper auf den Tiegel bekam ich einen vertraulichen Bericht in die Hände, der eine genaue Analyse der Drohnen beinhaltete und wie gefährlich sie wirklich waren. Es wurde all das erwähnt was die führenden Wissenschaftler nicht sehen wollten. Es war klar das unsere Truppen am Boden, sollten sich die Drohnen jemals gegen uns wenden, in einem direkten Kampf hoffnungslos unterlegen waren. Die einzige effektive Möglichkeit sah man in einem orbitalen Bombardement, das die Oberfläche des gesamten Planeten einäschern müsste. Angeblich war das auch die Sicherheitsvorkehrung. Nur da der Bericht VOR dem Auftauchen der Reaper entstand und unsere Raumflotte sich im Kampf gegen die Reaper kaum noch selbst verteidigen konnte, war das reines Wunschdenken. Es wurde sogar davor gewarnt sollte es den Drohnen jemals gelingen sich auszubreiten, eine eigene Zivilisation aufzubauen, oder gar den Planeten zu verlassen, dann drohen Konsequenzen, die nicht absehbar sind. Eigentlich bin ich ja Ingenieur. Ohne diese Berichte hätte ich von diesem Projekt keine Ahnung und könnte ihnen nichts konkretes darüber sagen. Nur eine Sache verwundert mich dennoch sehr. Die eine Drohne von eben zeigte mir gegenüber nur ein Mindestmaß an Feindseligkeit.“ „Es sind 50.000 Jahre in der Zwischenzeit vergangen. Da kann sich viel verändern.“ „Auf keinem Fall! Die Drohnen waren so konzipiert das Veränderungen, egal über welchen Zeitraum, unmöglich sind.“ „Diese Genetische Kontinuität von denen sie sprachen ... Nun gut. Ich habe da ein paar Neuigkeiten für sie, die Ihnen mit Sicherheit … nicht gefallen werden. Ich sagte ja bereits das die Turianer eine interstellare Macht sind … genauso wie die Menschen, oder die Asari … dann sind die Morjaner eine Supermacht, die mit Leichtigkeit über die Mittel verfügen, um die gesamt Galaxie herauszufordern.“ Shepard sah wie Pashek ihn sichtlich schockiert ansah und fuhr fort. „Sie besitzen eine Armee und Raumflotte deren Größe alles in den Schatten stellt, was man glaubt zu kennen. Ihre Raumstationen und Raumschiffe ebenfalls. Sie haben Zugriff auf hochentwickelte Technologien, die alles bekannte übertreffen. Terraforming, Energiewaffen, alternative ÜLG-Antriebe … sie nutzen nicht mal die Massenportale, geschweige Element Zero. Ein Archiv vollgestopft mit protheanischem Wissen haben sie einfach gesprengt – mit einer Atombombe. Sie haben ein eigenes Reich aufgebaut, das hunderte von Planeten umfasst.“ „Können Sie mit sagen, wie viele Drohnen es zum heutigen Zeitpunkt gibt?“ „Etwa über halb Billionen.“, antwortete Shepard nach kurzem Zögern. Für einen Moment wurde es still. Pashek schien unfähig zu sein auch nur ein einziges Wort herauszubringen. „Bitte.“, begann er dann. „Lassen Sie mich … diese Informationen … direkt Ihrem Verstand entnehmen … lassen Sie mich … bitte … sehen, was sie gesehen haben.“ „Sie meinen so wie Sie unsere Sprache gelernt haben?“ „Ja, aber da habe ich Ihre persönlichen Erinnerungen unangetastet gelassen … aus Respekt … Jetzt bitte ich dafür um Ihre Erlaubnis den … in meinem Volk … war das ein sehr persönlicher Vorgang.“ „Keine Sorge. Es ist nicht das erste Mal das jemand in meinem Kopf herum wühlt.“, meinte Shepard humorvoll mit Blick auf Liara, die belustigt schmunzelte. „Wenn Sie dann bereit sind dann können wir beginnen.“, sagte Pashek . Shepard bestätigte das mit einem Nicken. Pashek trat an ihn heran, hob seine beiden Hände und legte sie an Shepards Schläfen. Mit einem Schlag lief alles wie in einem Film ab. Vor Shepards Augen lief alles was er bisher von den Morjanern erlebt, gesehen und erfahren hatte wir im Schnelldurchlauf abEs dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde und bescherte Shepard kurzzeitig Kopfschmerzen, die ihn zusammenbrechen ließen, woraufhin Liara sofort zu ihm eilte. Pashek hingegen schien es kaum anders zu ergehen. Er fiel auf die Knie. „Was haben wir nur getan ... Was für Monster haben wir auf die Galaxie losgelassen ... Damit ist der schlimmstmögliche Fall eingetreten ... Niemand hätte einst gedacht das sie es jemals so weit schaffen könnten, geschweige würden. Alles Leben in der Galaxie wird vernichtet. Entweder durch die Reaper, oder durch die Drohnen, oder Morjaner, wie sie sich inzwischen nennen.“ „Sind Sie sich da sicher?“, fragte Shepard. „Absolut. Es verwundert mich nicht das die Reaper den Großteil ihrer Kräfte gegen die Morjaner richten, nur ich bezweifle das das reichen wird. Unsere einzige Hoffnung ist der Tiegel. Nicht allein um die Reaper zu besiegen, sondern um im Nachhinein noch genügend Kräfte gegen die Morjaner aufbieten zu können, nur ob das noch helfen wird ... Shepard, ich bin bereit sie nach Kräften zu unterstützen um diese Bedrohung zu bekämpfen. Ich werde all mein Wissen über unsere Technologie weitergeben und bin bereit sie im Kampf zu unterstützen. Das ist das mindeste was ich machen kann, um diesen Fehler, den mein Volk einst begann, zu korrigieren und als Rache für mein Volk selbst.“ „Von welcher Bedrohung reden Sie jetzt? Von den Reapern, oder den Morjanern?“ „Von beiden. Ich gehe sogar fest davon aus das es die Morjaner sein werden an denen die Reaper scheitern werden und der Zyklus sein Ende finden wird. Und sobald die Reaper besiegt sind werden die Morjaner nach neuen Feinden suchen. Sie werden den Platz der Reaper einnehmen und die alles Leben mit Tod und Vernichtung überziehen. Ich sehe wie sich ein einziger Todesschleier für immer über die gesamte Galaxie legen wird.“ Kapitel 7: Ein Monster kommt selten allein ------------------------------------------ „Und diese Berichte … entsprechen alle … der Wahrheit?“, sprach Admiral Hackett mit ruhiger Stimme über das ÜLG-Kommunikationsterminal an Bord der Normandy.“ „Ja, das ist korrekt.“, bestätigte Shepard. Shepard hatte von dem zuletzt erlangten Wissen einige sehr umfangreiche Berichte erstellt und diese auf gesichertem Weg über die Quantenverknüpfungsknoten direkt an Hackett gesendet. Drei einzelne Berichte samt Aufnahmen hatte er verschickt. Der erste beinhaltete sämtliche Informationen, die er von Sinari, Sirius und Ibro auf dem Hinflug und auf Morjan Prime erhalten hatte, sowie Videos die sie während dieser Reise und dank einer Helmkamera auf dem Planeten und der Forschungsstation gemacht haben. Der zweite war eine schriftliche Zusammenfassung von all dem was Shepard auf Morjan Prime gehört hatte. Es zeigte sich das die morjanische Sprache im Originalton aufgenommen wurde und nicht die Übersetzung. Scheinbar arbeiteten die Simultanübersetzer der Morjaner ganz anders, sodass man ihre Sprache nur verstehen konnte, wenn man selbst so ein Gerät besaß. Der dritte und letzte Bericht beinhaltete das Wissen des Protheaners, sowie die Wahrheit über die Morjaner, das sie eine protheanische Biowaffe waren. Dessen Bericht vernichtete Hackett sofort, nachdem er ihn gelesen hatte. Zu heikel waren diese Informationen. Zuguterletzt hatte Shepard noch die Baupläne für den Tiegel angehängt. Hackett war, nachdem er das alles durchgearbeitet hatte, gelinde gesagt sprachlos. Er hatte von Anfang an gewusst das die Morjaner gut ausgerüstet waren, nur was man ihm da präsentierte war einfach unglaublich. Würde man ihm davon erzählen würde er es als völlige Übertreibung abtun. Selbst wenn Shepard es ihm berichtet hätte. Und selbst mit den Videos fiel es ihm schwer das alles zu glauben. „Admiral?“, sprach Shepard, als dieser für einige Moment nichts sagte, oder machte. „Verzeihung, Shepard, diese Informationen sind einfach nur … überwältigend.“ „Das verstehe ich. Ich wollte es selbst nicht glauben, hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen.“ „Mit dieser Maschinerie ... und dieser Technologie auf unserer Seite verbessern sich unsere Chancen beträchtlich. Und das brauchen wir. Denn obwohl die Reaper den Großteil ihrer Kräfte auf die Morjaner konzentrieren drängen sie uns an allen Fronten zurück. Ich will nicht wissen wie es uns ergangen wäre, wenn diese Armada über uns hergefallen wäre. Da kann man nur hoffen da die Morjaner aus dieser Schlacht siegreich hervorgehen, denn wir können jede Hilfe gebrauchen.“ „Da Sie das soeben ansprechen … Sie haben den letzten Teil meiner Berichte gelesen … bezüglich der Morjaner?“ „Das habe ich. Sie habe diese Informationen von einem lebenden Protheaner, den Sie geborgen haben?“ „Ja?“ „Und die Morjaner wurden von ihnen erschaffen?“ „Ja, als fortgeschrittene biologische Waffe für ihre Kriege – Supersoldaten. Allerdings war dieser Protheaner nicht für ihre Erschaffung zuständig, oder verantwortlich. Er warnte uns jedoch ganz klar vor ihnen. Er ist davon überzeugt das die Reaper den Krieg verlieren werden und stattdessen die Morjaner … wie er es sagen würde … ewigen Tod und Vernichtung über die gesamte Galaxie bringen werden.“ „Diese Bedenken, Shepard, wie ist ihre Meinung dazu?“ „Das ist schwierig zu sagen. Ich weiß es einfach nicht. Ich könnte dem genauso gut zustimmen, wie widersprechen. Jedoch befürchte ich er könnte Recht behalten. Ich glaube jedoch das es sehr von ihrer neuen Führung abhängig ist.“ „Von diesem Sirius Mel’Taun? Die morjanische … Regierungsbildung … geschah ja an Bord der Normandy.“ „Ein sehr … interessanter Vorgang, Admiral. Nein, Sirius wirkte auf mich recht gemäßigt, obwohl er nicht zwangsläufig von den Exoduse ablassen will. Er erschien mir manchmal mehr Mensch, als Morjaner zu sein, und das obwohl er … seine Ecken und Kanten hat.“ „Wollen wir es hoffen … In unserer derzeiten Lage können wir nicht wählerisch sein. Ich habe die Pläne des Tiegels an unsere Wissenschaftler weitergeleitet. Das Ding ist gewaltig. Die haben keine Ahnung wo sie überhaupt anfangen sollen. Wir brauchen unbedingt die Hilfe des Protheaners, erst recht was diesen Katalysator betrifft.“ „Kein Problem. Er sich dazu bereit erklärt uns zu unterstützen, wo es nur geht.“ „Gut. Ich werde unsere besten Leute zusammen rufen lassen und wir werden uns dann wieder melden. Halten Sie den Protheaner solange für uns bereit.“ „Verstanden, Admiral.“ „Eine Sache noch. Ich habe ein paar Wissenschaftlern und anderen Experten ein paar Beschreibungen von Morjan Prime und deren Technologien vorgelegt.“ „Ja?“ „Mehrfach-Fusionsreaktoren, Plasmastrahler, Phasenverschiebungsantriebe, planetenumspannende Raumstationen – fast alle haben das als Unfug abgetan, oder, ich zitiere: Als Schwachsinn aus einem billigen B-Movie aus der Feder eines verrückten Autors … Naja, nachdem sie die Aufnahmen sahen waren sie alle ganz still.“ „Tja.“, sagte Shepard lapidar und zuckte mit den Schultern. „Wie werden sie jetzt weiter vorgehen, Shepard?“ „Offen gesagt, so genau weiß ich das noch nicht. Noch befinden wir uns im morjanischen Hoheitsgebiet, aber das sollten wir schon bald verlassen haben. Ich werde versuchen weitere Unterstützung zu sichern. Die Morjaner haben wir ja schon auf unserer Seite, nur die sind vorerst gebunden. Hat sich derweil irgendwas auf der Citadel ergeben? Kommen uns die anderen Ratsvölker zur Hilfe?“ „Danach sieht es nicht aus. Ich weiß das die Turianer große Probleme haben und die Verbindung mit Palaven immer wieder abbricht, aber sonst hört man von denen nichts. Udinas Hilfegesuche werden da einfach überhört.“ „Schöner Mist.“ „Leider ja ... Ich wünsche ihnen noch viel Erfolg, Shepard. Hackett Ende.“, verabschiedete sich Hackett und beendete die Verbindung. Shepard lehnte sich daraufhin nach vorne und stützte sich an der Konsole ab. Auch er hoffte darauf das Pashek Unrecht haben würde. Sein nächster Gedanke galt Sirius, der vom Rang eines Kapitäns zum Imperator aufgestiegen war, wie Joker es bestimmt bezeichnen würde. Shepard wollte sich nicht ausmalen wer seinen Posten einnimmt, wenn Sirius drauf geht, besaß er doch jetzt als einziger die Autorität den Verbund in neue Bahnen zu lenken. Zuletzt sah er ihn ja, wie er einen Sturmangriff auf die Reaper anführte. Sollte er das nicht überleben wer würde ihm dann folgen? Seine Schwester? Dieses durchgeknallte Miststück? Ein Desaster. Und ein anderer Morjaner wäre bestimmt kaum besser. Nur wie war Sirius wirklich? Shepard war sich da plötzlich selbst nicht mehr so sicher, immerhin hatten sie nur ein paar Stunden miteinander verbracht und das reichte kaum aus, um sich ein ausführliches Bild über eine Person zu machen. Zum Glück hatten sie ja noch den anderen Morjaner an Bord, Ibro Bresios. Und nachdem was er bislang so mitbekommen hatte schienen die beiden sich ja ganz gut zu kennen. „EDI, wo befindet sich Ibro im Moment?“ „In der Kantine.“, lautete die kurze und knappe Antwort, auf die sich Shepard sofort in Bewegung setzte. Nur kurz darauf erreichte er die kaum gefüllte Kantine, wo er Ibro alleine an einem Tisch mit einem Wasserglas vor sich sitzen sah und seinen Kopf mit einem Arm abstützte. „Ist mit Ihnen alles in Ordnung? Sie wirken irgendwie fertig.“, versuchte Shepard das Gespräch zu beginnen und setzte sich gegenüber von Ibro an den Tisch. „Mh? Nein, nein, die Aufputschmittel lassen nach und die neuen wirken nur langsam. Ich müsste mich einfach mal länger ausruhen, um das zu kompensieren.“ „Verzeihung, Aufputschmittel? Ich verstehe nicht ganz.“ „Der Heilungsprozess erfordert viel Kraft und Energie und ermüdet uns.“ „Ich verstehe es immer noch nicht. Welcher Heilungsprozess?“ Ibro starrte Shepard für einen Moment wortlos an, stand dann auf und öffnete seinen Mantel. Was Shepard darunter zu sehen bekam lies ihm den Atem stocken. Darunter sah er Ibros durchschossene und blutverschmierte Uniform. „Mein Gott … woher …“, begann Shepard, bis ihm einfiel das Ibro ja auf der Normandy angeschossen wurde. „Haben Sie keinen Arzt, oder so aufgesucht?“ Ibro hob das Hemd und Unterhemd hoch, nur auf dem blassen Bauch suchten Shepards Augen vergeblich nach den Schusswunden. „Aber … wieso … wo …“ „Sie suchen bestimmt die Einschusslöcher. Die sind längst wieder verheilt.“ „Verheilt? So schnell? Aber … das waren … doch nur ein paar Stunden … nicht mal ein Tag.“ „Wir haben zwar deutlich bessere Selbstheilungsfähigkeiten als Menschen, aber so gut sind selbst wir nicht. Den schnellen Heilungsprozess verdanke ich medizinischem Nanogel.“ „Nanogel?“, wiederholte Shepard. „Das ist sowas ähnliches wie ihr Medigel, nur natürlich weitaus fortschrittlicher. Es ist eine farbloss, geleeartige Masse, die aus geklonten Stammzellen und medizinisch genutzten Nanomaschinen besteht. Man trägt die Masse auf die verletzte Stelle auf und lässt die Nanomaschinen arbeiten. Schwere Organschäden lassen sich damit allerdings kaum beheben, zumindest noch nicht. Sirius beispielsweise braucht eine komplett neue Niere. Die lässt er entweder klonen und einsetzen, oder er lässt sie direkt in seinem Körper nachzüchten.“ „Im Körper … nachzüchten?“, sprach Shepard und wirkte dabei richtig schockiert. „Das Standardverfahren. Absolut sicher und ohne eventuelles Abstoßen, aber äußerst unbeliebt, da man spürt wie das neue Organ in einem heranwächst.“ Für den Moment wirkte Shepard sprachlos. Medigel und andere medizinische Behandlungen waren ein Witz dagegen. „Lassen wir das … Weshalb wollten Sie mit mir sprechen?“ „Äh … eine Moment … ich habs grad irgendwie vergessen … Sirius! Ich wollte mich gerne etwas über Sirius erkundigen. Ich kam vorher kaum dazu. Außerdem scheinen sie beide ja miteinander befreundet zu sein.“ „Wie kommen Sie denn darauf?!“, protestierte Ibro regelrecht und nahm wieder Platz. „Eigentlich können wir beide uns manchmal kaum leiden.“ „Aber … ich dachte sie scheinen sich gut zu kennen … sie duzen sich sogar.“ „Das Duzen hat in unserer Gesellschaft eine ganz andere Bedeutung, als bei Ihnen. Jeder Morjaner duzt einander und spricht einander mit dem Individualnamen an.“ „Und wann siezen sich dann die Morjaner?“ „Wenn man den anderen nicht ausstehen kann und für ihn nichts als Verachtung übrig hat.“ „Aha.“, erwiderte Shepard und musste plötzlich nachdenken. „Aber sie siezen uns auch!“ „Woran das wohl liegen mag … Da es in ihren Gesellschaften sowieso normal ist und wir sie nicht ausstehen können … da war uns das völlig gleichgültig. Es hat einfach gepasst.“ „Lassen wir das besser … zurück zu Sirius. Obwohl sie beide sich nicht sonderlich leiden können scheint es mir so als ob sie sich dennoch recht gut zu kennen scheinen.“ „Ihre Vermutung stimmt. Ich und Sirius haben eine gemeinsame Vergangenheit. Ich habe gegen ihm mal wegen Korruption ermittelt und dabei sind wir beide heftig aneinander geraten. Daher stammen auch unsere Differenzen.“ „Korruption?“ „Das liegt nicht allzu lange zurück. Sirius hatte damals das Kommando über einen neuen Schlachtschiffprototyp erhalten und kurz darauf tauchten erste Gerüchte auf er hätte diesen Posten nur durch Missbrauch seiner Macht und seines Einflusses auf führende Stellen erhalten. Diese Vorwürfe wogen besonders schwer da er ja der Bruder von Minari war, unserem damaligen Staatsoberhaupt, und so schaltete man den Staatsschutz ein, um dem nachzugehen, denn sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, denn drohte Sirius die Todesstrafe. Da waren wir bei unseren Ermittlungen verständlicherweise nicht sonderlich dezent. Und wir wurden fündig. In seiner Chronik fehlten fast zwei Jahrzehnte, seine Zeit nach der Grundausbildung bis hin zum Eintritt in die Raumflotte – einfach heraus gelöscht. Wir wussten sofort das er etwas zu verbergen hatte und wir setzten alles daran herauszufinden was es war.“ „Das mag für sie jetzt dumm klingen, aber was ist daran so besonders wenn in einem Lebenslauf das ein, oder andere Jahrzehnt fehlen. Zugegeben es ist schon ungewöhnlich.“, fragte Shepard. „Wenn in einer Gesellschaft totale Überwachung herrscht, von jedem Bürger seit Geburt an eine lückenlose Akte über sein Leben existiert, niemand sonst darauf Zugriff haben sollte, dann ist eine derartige Lücke mehr als nur ungewöhnlich.“ „Da haben Sie wiederrum recht. Wie ging es weiter?“ „Sirius wurde recht früh auf unsere Ermittlungen aufmerksam, sonderlich dezent waren wir ja nicht sonderlich. Zwar klärten wir ihn nicht über die Hintergründe auf, doch er verweigerte jede Form von Kooperation. Sinari genauso. Sie schlug sich sofort auf die Seite ihres Bruders. Und da wir einfach nichts fanden intensivierten wir unsere Anstrengungen immer weiter. Er musste von uns einiges an Demütigungen und Belästigungen über sich ergehen lassen, sogar in aller Öffentlichkeit und eigenartigerweise reagierte er kaum darauf. Das ging einige Zeit so weiter bis wir irgendwann den Punkt erreichten an dem wir es übertrieben. Wir gingen sogar so weit, dass wir ihm gegenüber indirekte Drohungen gegen seine nächsten Verwandten aussprachen. Ein schrecklicher Fehler.“ „Was ist passiert?“, fragte Shepard. „Sirius ist ausgerastet. Mitten auf einem öffentlichen Platz. Vier Exekutivagenten gegen einen Schlachtschiffkapitän. Und wir hatten keine Chance. Die Videos davon geistern noch heute durch unsere Informationsnetzwerke. Er hätte uns mit Sicherheit sogar umbringen können, aber im Nachhinein erfuhren wir von ihm dass er uns einfach nur eine Abreibung verpassen wollte. Nach diesem Zusammenstoß war klar das wir unsere Ermittlungen in der bisherigen Form nicht mehr weiter führen konnten. Überraschenderweise erklärte sich Sirius dann zu einem Dialog bereit in dem wir unsere … Differenzen erörtern konnten. Ich klärte ihn über unsere Ermittlungen und die Korruptionsvorwürfe auf, von denen er selbst mehr als überrascht war, und im Gegenzug klärte er uns über die fehlende Zeit in seinem Leben auf.“ „Was war es?“ „Er hat seine Dienstzeit bei den Totenköpfen löschen lassen. Ich Skob habe mich ohne es zu wissen mit einem Totenkopf angelegt.“ „Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn Sie es gewusst hätten?“ „Äh … gewiss. Es macht bestimmt einen Unterschied wenn sie glauben einen einfachen Raumschiffkapitän unter Druck zu setzen, der noch nie an einem Bodenkampf teilgenommen hat, oder einen Elitesoldaten der Totenköpfe, der fast zwei Jahrzehnte Kampferfahrung hat und noch dazu der Schlächter von Tolan-2 ist.“ „Der Schlächter von Tolan-2?“, fragte Shepard nach. Er ahnte bereits worauf das hinaus laufen konnte. „War Tolan-2 nicht der Planet wo Sinari und Sirius in einen Hinterhalt gerieten? Worüber die beiden nicht reden wollten?“, ergänzte Shepard. „Ja. Der Exodus von Tolan-2. Für die beiden waren es anfangs nur ein Einsatz wie jeder anderer, der sich zu einem einschneidenden, ja geradezu bewusstseinsveränderndem Erlebnis entwickelte. „Was genau ist damals eigentlich vorgefallen?“ „Während einer Operation waren Sinari und Sirius als Späher für eine Panzerlegion eingeteilt, zusammen mit einigen neuen Rekruten. Die beiden versuchten sich dann kurz vor Abend nahe eines Waldstückes am Fährtenlesen, wovon keiner natürlich eine Ahnung hatte. Dabei wurden sie durch Eingeborene überraschend aus dem Hinterhalt angegriffen.“ „Meine Güte … wie viele Verluste?“, fragte Shepard. Dabei schockierte es ihn kurzerhand selbst das er die Durchführung eines Exoduses, eines planetenweiten Völkermordes, unberücksichtigt lies. „Verluste? Keine. Die waren ja nur mit Speeren bewaffnet. Versuchen Sie damit mal durch eine Ganzkörperrüstung zu kommen.“ „Ich verstehe nicht … was war an diesem Hinterhalt dann bitte so bedeutend? Was bedeutete es für Sinari und Sirius?“ „Die Tatsache das sie überhaupt in diesen Hinterhalt gerieten. Und das was folgte. Die beiden hatten für einen kurzen Moment ihre Wachsamkeit vernachlässigt und das hatte der Gegner sofort ausgenutzt. Sie mussten sich dem sogar im Nahkampf erwehren. Damit kamen sie einfach nicht klar. Sie erlitten sowas wie einen ... Nervenzusammenbruch. Das setzte irgendetwas in ihnen in Bewegung – in ihren Köpfen. Wir verstehen es selbst heute noch nicht.“ „Was meinen Sie damit?“ „Sinari und Sirius ließen nach dem Hinterhalt ihren Trupp einfach zurück und marschierten wortlos in nahe gelegenes Dorf ein, das sie kurz nach Einbruch der Nacht erreichten.“ „Was geschah dann?“, fragte Shepard, obwohl er es schon ahnen konnte. „Können Sie es sich nicht denken?“, erwiderte Ibro. Shepard schwieg. „Ein Massaker. Über 3.000 Tote und das in nur vier Stunden. Im Schutze der Dunkelheit gingen sie von Straße zu Straße, von Haus zu Haus und töteten jeden unabhängig von Alter und Geschlecht mit Messern, Feldspaten, Bajonett, mit bloßen Händen … in weniger als einem halben Tag löschten sie ein ganzes Dorf aus. Die Geschwindigkeit mit der sie arbeiteten … Sie waren … vollkommen durchgedreht. Sie waren in sowas … wie einen gelenkten Blutrausch verfallen ... aber in einer Art und Weise, wie niemand es zuvor jemals gesehen hatte ... wie Maschinen … Als am Morgen die Panzerlegion das Dorf erreichte fanden die Legionäre wortwörtlich ganze Berge an Leichen vor. Und dazwischen auf dem Dorfplatz saßen Sinari und Sirius völlig apathisch und konnten sich im Nachhinein an gar nichts mehr erinnern. Als sie dann die Aufzeichnungen ihrer Helmkameras sahen … nun ja … beide verließen noch am selben Tag die Totenköpfe. Sirius wechselte zur Raumflotte, während Sinari seit je her zwischen allen möglichen Truppenteilen … herumspringt … immer auf der Suche nach dem nächstbesten Kampf. Das was sie in den protheanischen Archiven mit Cerberus gemacht haben war genau das – ein gelenkter Blutrausch. Sinari und Sirius haben die eigenartige Fähigkeit während dieses Blutrausch teilweise die Kontrolle zu behalten und ihn sogar zu lenken.“ Shepard wusste nicht was er dazu sagen sollte. Zuerst dachte er nur Sinari wäre ein durchgeknalltes, massenmordende Kriegsverbrecherin, aber jetzt offenbarte ihm Ibro das sogar Sirius so ein Monster war. Nur irgendwie war es bislang nicht das was er wissen wollte. „Sagen Sie … wie ging die Untersuchung denn aus … in Bezug auf Sirius Korruptionsvorwürfe?“ „Er war unschuldig. Es stellte sich heraus das ein paar Offiziere eifersüchtig waren weil er befördert wurde und deshalb setzten sie diese Gerüchte in die Welt wohlwissend der Konsequenzen. Aber keine Sorge. Allen wurden selbstverständlich gefasst, bekamen einen fairen Prozess und wurden anschließend augenblicklich hingerichtet. Seither begleite ich Sirius. Vorwiegend weil er in letzter Zeit immer mehr mit Prototypwaffen zu tun hat. Ich glaube jedoch nicht das es das war weshalb Sie mit mir sprechen wollten.“ „Eigentlich wollte ich mehr über Sirius erfahren. Allem voran seinen Charakter. Ich meine … wie ist er so als Me … ich meine als Morjaner … im Vergleich zu seiner Schwester?“ „Sinari und Sirius … ha … die beiden sind schon ein recht eigenartiges Paar, selbst für morjanische Verhältnisse. Beide sind ausgesprochen intelligent, weshalb sie durch ihre Fähigkeiten schnell in den Rängen aufstiegen. Jedoch ist Sinari weitaus extrovertierter und aggressiver als ihr Bruder, oder sonst ein Morjaner. Was Sirius betrifft … er ist das genau Gegenteil. Ein recht ruhiger und schweigsamer Zeitgenosse. Er beobachtet still alles und handelt stets wohl überlegt und sehr vorausschauend. Er steht anderen, unkonventionellen Ideen und Vorschlägen weitaus offener gegenüber, als so manch anderer Morjaner. Während des Argos-3-Kriegs plädierte er für ein gemäßigteres Vorgehen, allerdings stand er damit recht alleine da und befolgte seine Befehle. Jedoch weiß keiner was genau in den Köpfen der beiden vorgeht, genauso wenig ob sie vor dem Vorfall auf Tolan-2 schon so waren, oder es erst danach wurden.“ Shepard ließ sich das auf der Zunge zergehen. Ibro schien seine Annahmen zu bestätigen. Sirius schien weitaus menschlicher zu sein, als es für Morjaner der Fall war, auch wenn in ihm ein wahres Monster schlummern konnte wie auch in seiner Schwester. Shepard war es im Moment egal wie viel Blut an Sirius Händen kleben mag, denn als Staatsoberhaupt war er goldrichtig. Unter seiner Führung bestanden vielleicht sogar gute Chancen, das der Morjanische Verbund seine aggressive Politik zurück fährt und sich vielleicht sogar etwas öffnet. Vorausgesetzt Sirius überlebt. Bei den Gedanken beließ es Shepard. Er wollte es mit seinem Wunschdenken nicht übertreiben. „Wenn Sie etwas von Sirius hören, wie es ihm geht, oder ob er überhaupt noch lebt, dann würde ich mich sehr darüber freuen wenn Sie mir etwas berichten würden.“, bat Shepard und stand auf. „Sirius geht es gut.“, antwortete Ibro knapp. „Wie bitte?“ „Sirius geht es gut. Er wurde nur leicht verletzt, nichts ernsthaftes. Er und Sinari befinden sich in irgendeinem mobilen Befehlszentrum und koordinieren von dort den Krieg gegen die Reaper.“ Innerlich atmete Shepard auf. „Da Sie davon sprechen: Wie verläuft der bis jetzt? Wie ist die Lage auf Morjan Prime?“ „Unübersichtlich trifft es recht genau. Wir scheinen den Großteil unserer vor Ort eingesetzten Kraft fast völlig aufgerieben zu haben. In ersten Berichten ist von 80 bis 90 Prozent Verluste die Rede und Milliarden von Toten. Ganze Flotten und Armeen wurden vernichtet. Die Kämpfe am Boden und im Weltraum dauern noch immer an, während aus dem gesamten Verbund ununterbrochen neue Verstärkungen eintreffen. Wie es um die Reaper steht weiß ich nicht, aber ich gehe davon aus das sie ebenfalls schwere Verluste erlitten haben müssen.“ „Gut zu wissen. Danke.“ „Sagen Sie, Shepard, haben Sie wirklich eine Beziehung mit einer Asari?“, gab Ibro zurück- „Selbst wenn, was geht Sie das an?“ „Oh Skap. Wissen Sie wie sehr Sie mich in diesem Moment anwidern? Hätte ich zuvor etwas gegessen würde ich mich jetzt bestimmt auf der Stelle übergeben …“ „Dann habe ich ein paar Neuigkeiten für Sie: Ich gehe fest davon aus, das bereits in naher Zukunft weitere Spezies hinzustoßen werden, die genau wie Sie hier an Bord der Normandy leben und arbeiten werden. Und Sie werden sich gefälligst zurückhalten. Haben wir uns verstanden?“ „Ihr Schiff ihre Regeln.“, gab Ibro gelassen Shepards Überraschung. „Allerdings will ich das Sie eines stets wissen: Ich verabscheue Sie, die menschliche Spezies und alle anderen Spezies in der Galaxie. Ich arbeite mit Ihnen und Ihren Alien-Kameradschaften, oder sonstigen Liebschaften nur zusammen, weil Sirius es mir befohlen hat. Wäre das nicht der Fall würde ich jede Maßnahme des Verbundes voll unterstützen die dazu führt alle anderen Spezies vom Angesicht der Galaxie zu tilgen. Ich hoffe ich habe meine Position damit mehr als deutlich gemacht.“ „Voll und ganz.“, antwortete Shepard und wandte sich von Ibro ab. „Ärger im Paradies?“, fragte Liara, während sie sich mit verschränkten Armen nahe des Aufzuges gegen die Wand lehnte. „Nichts womit ich nicht fertig werde.“ „Gut. Nach Ihnen wird übrigens im ÜLG-Kommunikationsraum gefragt. Es ist der turianische Ratsherr.“ „Mh. Was der wohl will?“, sagte Shepard. Die beiden verließen das Crewdeck und marschierten schnurstracks zurück zur Kommunikationsanlage. „EDI, stell die Verbindung her.“, sagte Shepard, als sie den Raum betraten. „Wird aufgebaut, Commander … Verbindung steht.“, meldete EDI und vor Shepard erschien das holographische Abbild des turianischen Ratsherrn Sparatus. „Was kann ich für Sie tun, Ratsherr?“ „Wir benötigen dringend Ihre Hilfe und die der Normandy. Im Gegenzug kann ich Ihrer Frage nach Unterstützung durch die Turianische Hierarchie nachkommen.“, erklärte Sparatus. „Ich höre.“ „Ich persönlich kann Ihnen nicht geben was Sie wollen, aber ich weiß wie Sie es bekommen. Palavens Primarch Fedorian hat den Kriegsgipfel einberufen. Er ist genau Ihr Mann … offen für extreme Lösungen, Das Problem ist, er konnte wegen des Reaper-Angriffs Palaven nicht verlassen. Wir sind nicht mal sicher, ob er noch lebt. Er ist wichtig für den Gipfel. Wenn die Normandy ihn rausholt, ohne entdeckt zu werden …“ „Ich soll ihn also retten in der Hoffnung das er dann der Erde hilft.“ „Ganz offen? Ja. Wir brauchen Fedorian unbedingt lebend und die Rettung bringt Ihnen einen Verbündeten, der Ihnen geben kann, was sie suchen.“ „Während Reaper die Erde verwüsten. Woher kommt der plötzliche Sinneswandel?“ „Ihr Ratsherr hatte recht: Wir müssen zusammen arbeiten. Und das ist der beste Weg. Außerdem wird Palaven ebenfalls von den Reapern angegriffen und wir haben erhebliche Probleme uns zu halten.“ „In Ordnung was muss ich wissen?“ „Primarch Fedorian war zuletzt angeblich auf Palaven und sollte auf dessen größten Mond Menae evakuiert werden, nur die Verbindung zu seinem Shuttle brach kutz nach dem Start ab und in dem Gebiet sind bereits die Reaper aufmarschiert. Sie müssen unentdeckt rein, raus und den Rest erledigt er dann.“ Shepard dachte darüber nach. Es war der nächste entscheidende Schritt Unterstützung für die Erde zu sichern und eine völkerübergreifende Allianz gegen die Reaper zu bilden. Und Sparatus bot ihm dazu eine absolut einmalige Gelegenheit. Shepard würde den Rat umgehen und sich direkt an die Befehlsebene der zweitgrößten Macht in der Galaxie wenden. „Einverstanden. Wir nehmen sofort Kurs auf Palaven. Ich brauche die genauen Koordinaten über Fedorians letzte bekannte Position.“ „Die schicken wir Ihnen. Ich versuche derweil herauszufinden, ob es neue Daten dazu gibt. Übrigens … ich und die anderen Ratsmitglieder haben uns dazu entscheiden Ihren Spectre-Status wieder herzustellen, damit Sie auf die Resourcen der Citadel zugreifen können. Und Shepard … viel Glück.“ „Danke … eine Sache noch. Ich konnte dafür sorgen das die Morjaner uns ebenfalls unterstützen werden, nur für den Moment sind sie wegen den Reapern ebenfalls etwas ... gebunden. Ich werde Ihnen diesbezüglich schon bald ein paar sehr interessante Berichte schicken. Shepard Ende.“, sagte er und kappte die Verbindung. „Das läuft besser als gedacht. Erst die Morjaner, jetzt die Turianer. Dabei hätte ich es für unmöglich gehalten die Unterstützung von ersterem zu bekommen.“, meinte Liara. „Erst müssen wir diesen Fedorian retten. Ich glaube nicht das das eine leichte Aufgabe wird. Wir sollten … oh verdammt!“ „Was ist, Shepard?“ „Wir haben kein Einsatzteam. Außer uns beiden hat niemand an Bord richtige Kampferfahrung und mit nur zwei Personen kann man kaum ein schlagkräftiges Team aufstellen.“ „Stimmt. Kaidan liegt ja auf der Citadel im Krankenhaus. Wir haben wirklich niemanden an Bord den wir mitnehmen können? Was ist mit dem Protheaner?“ „Pasheck der ist noch nicht wirklich fit und muss sich noch etwas ausruhen. 50.000 Jahre in Stasis gehen nicht spurlos an einem vorbei. Sonst haben wir niemanden von dem ich wüsste.“ „Warten Sie … ich glaube wir haben doch jemanden an Bord.“, mutmaßte Liara zögerlich.“ „Wen … oh nein … Bitte nicht Ibro.“ „Leider doch … ich traue mich selbst kaum es zu sagen, aber … Sie wissen ja wie die sind … auf Anhieb fällt mir da keiner ein.“ „Du hast doch gehört was der vorhin von sich losgelassen hat. Da nehm ich lieben irgendjemanden aus der Crew, oder noch besser, irgendeinen x-beliebigen turianischen Soldaten auf Palaven mit.“ „Klingt gut. Lass mich den Morjaner aber trotzdem mal fragen. Nur so aus Neugier wie er reagiert. Er wird sowieso nein sagen, wenn ich ihm sage das wir einen Turianer retten wollen.“ „Na dann mach ruhig. Ich glaube … ich nutze die Zeit und Ruhe mich etwas aus, bevor wir uns wieder ins nächste Gefecht stürzen.“, sagte Shepard und gähnte. „In Ordnung. Ich kümmere mich derweil um alles andere.“ Shepard verließ den Raum und fuhr hoch in seine Kabine, wo er sich schlafen legte. Liara hingegen ging zurück zur Kantine, wo sie sofort von Ibro beobachtet wurde, der noch immer alleine am Tisch saß, als sie den Fahrstuhl verließ. Mit festem Schritt marschierte sie auf Ibro zu, der, sehr zu ihrer Überraschung, nicht mal die kleinste Gefühlsregung zeigte. „Was wollen Sie, Asari?“, fragte Ibro, als Liara ihm gegenüber stand. „Unser nächstes Ziel lautet Palaven – die Heimatwelt der Turianer. Wir sollen ihren Primarchen Fedorian retten. Nur leider können wir kein vollständiges Einsatzteam aufstellen.“ „Ich ahne bereits worauf das hinaus läuft.“ „Ich wollte Sie fragen, ob Sie die Lücke füllen wollen?“ Wie Liara es erwartet hatte zögerte Ibro und anstatt zu antworten nahm er lieber einen Schluck aus seinem Wasserglas. Nur den Bruchteil einer Sekunde bevor Liara gehen wollte kam die Antwort. „Sehr gerne. Geben Sie mir Zugriff auf die Waffenkammer. Ich bevorzuge Scharfschützengewehr, Maschinenpistolen und Sprengfallen.“, sagte Ibro. „Was?!“, erwiderte Liara sichtlich überrascht mit erhöhter Tonlage, die eigentlich eine ganz andere Antwort erwartet hatte. „Sie fragten mich ob ich sie begleiten werde und ich bestätigte es.“ „Ich … aber … wieso … ich dachte … Sie hassen uns?“ „Das hat damit nichts zu tun, Asari. Sie haben mir angeboten zu kämpfen und zu töten. Ich bin Morjaner. Zu so einem Angebot kann ich unmöglich Nein sagen. Außerdem kann ich eine kleine Ablenkung gut gebrauchen. Aber seien Sie unbesorgt. Ich hasse Ihre und andere Spezies weiterhin.“ „In … Ordnung.“, sagte Liara zögerlich und entfernte sich langsam. DAS lief überhaupt nicht wie gedacht. Wie Shepard wohl darauf reagieren mag, wenn er es erfährt. Kapitel 8: Reise nach Palaven ----------------------------- Es war dunkel. Shepard stand mitten in einem dunklen Waldstück in das kein Lichtschein fiel und wie im Herbst Blätter vom Himmel fielen. Unter all den dunklen Bäumen stach ein geradezu leuchtender, kleiner Körper hervor und immer mal wieder war ein Kinderlachen zu vernehmen. Shepard erkannte diese Gestalt. Es war der kleine Junge, den er auf der Erde im Lüftungsschacht gesehen hatte. Er rannte weg. Shepard versuchte ihm zu folgen, nur er schaffte es einfach nicht. Der Junge lief von Baum zu Baum und kaum erreichte Shepard einen dieser Bäume so tauchte der Junge schon hinter einem anderen Baum auf und er selbst kam sich vor, als würde er sich nur in Zeitlupe bewegen. Irgendwann blieb der Junge stehen und als Shepard ihn erreichte und beide sich für einen kurzen Moment ansahen verschwand der Junge plötzlich. Shepard stand nun vollkommen alleine in diesem pechschwarzen Wald. Der begann sich schlagartig zu wandeln. Der dunkle Wald begann rötlich zu leichten. Die Bäumen standen urplötzlich in Flammen und vom Himmel fielen Funken, brennende Blätter und Äste. Dunkle Gestalten begann überall umher zu huschen. Vor Shepard erschien wieder der Junge, der ihn mit einem traurigen Blick anstarrte. Hinter dem Jungen tauchte aus dem Nichts eine dieser dunkle Gestalt auf. Bevor Shepard reagieren konnte weiteten sich die Augen des Kindes und es sackte zusammen. Im nächsten Moment stand die humanoide Gestalt vor Shepard. Wer, oder was sie war konnte er nicht erkennen, denn die Figur war komplett ausgegraut. Was er jedoch erkennen konnte war die Pistole die auf ihn gerichtet wurde. Er selbst blieb wie angewurzelt stehen. Was folgte war ein alleserhellender Lichtblitz zusammen mit einem lauten Knall. Genau in diesem Moment stieß Shepard einen Schrei aus und wandte sich panisch umher. Als sich der erste Schreck gelegt hatte stellte er fest, dass er sich in seiner Kabine auf der Normandy befand. Er hatte alles nur geträumt. Von erholsamen Schlaf konnte man da keineswegs reden. Shepard schwang sich das dem Bett, informierte sich bei EDI über die bisher vergangene und noch verbliebene Flugzeit bis nach Palaven und wusch sich unter der Dusche den Trott herunter. Frisch eingekleidet marschierte er dann runter zur Shuttlebucht, wo sich zu einem die Waffenkammer befand und Liara aufhielt, wie er von EDI erfuhr. Unten angekommen begrüßte ihn sofort Liara mit einem einfachen „Hey.“, während sie links von ihm an den Waffenschränken lehnte. Auf der anderen Seite erblickte er Ibro an der Werkbank, wie er an einem Valiant-Scharfschützengewehr einen Trageriemen befestigte. Einen solchen hatte er bereits an einer M12 Locust-Maschinenpistole montiert, den er sich schon umgehängt hatte. „Sie sehen miserabel aus, Shepard.“, meinte Liara. „Schlecht geschlafen. Ich habe in der Zwischenzeit nicht zufällig irgendetwas wichtiges verpasst, oder?“ „Nur ein paar kleinere Sachen. Nichts wofür es sich lohnte Sie zu wecken.“ „Zum Beispiel?“ „Admiral Hackett hat sich gemeldet und nach Pashek verlangt. Die Wissenschaftler und Ingenieure bekommen jetzt protheanische Hilfe beim Bau des Tiegels. Diese Reporterin, Allers, oder so, hat das mit dem Protheaner mitbekommen und würde sehr gerne ein Interview mit ihm machen. Wenn das nicht geht nimmt sie notfalls auch den Morjaner als letzte Alternative. Ich habe außerdem damit begonnen mir eine Kabine auf dem Crewdeck so einzurichten, dass ich auf die Resourcen und das Netzwerk aus meiner Shadow Broker-Zeit zugreifen kann.“ „Sonst noch was?“ „Da … gibt es … tatsächlich noch eine Sache. Ich habe ein Mitglied für unser Einsatzteam gefunden.“ „Ach wirklich? Wen denn?“, fragte Shepard neugierig bis er merkte wie Liara zögerlich in eine ganz spezifische Richtung zeigte. Seine Augen weiteten sich und er blickte sofort Richtung Ibro und sah entsetzt wieder Liara an. „Was zum … Ich dachte der kommt nicht mit?“ „Das dachte ich auch, aber als ich ihn fragte sagte er plötzlich zu. Er schien sogar dankbar dafür das ich ihn fragte.“ „Ich rede mal mit ihm.“, sagte Shepard und ging zu Ibro. „Darf ich stören?“ „Mh? Ja, ja. Ich bin sowieso gleich fertig.“, erwiderte Ibro. „Ich hörte Sie wollen uns nach Palaven begleiten? Das überrascht mich. Als es zum Mars ging lehnten Sie noch ab.“ „Das stimmt, aber nur weil ich wusste das Sinari und Sirius mit dabei sein würden und da wollte ich lieber etwas auf Entfernung bleiben. Da die beiden jetzt weg sind bin ich gerne bereit Ihnen meine Fähigkeiten gegen die Reaper zur Verfügung zu stellen. Außerdem brauche ich auch mal etwas Ablenkung.“ „Aha … nun gut … wo liegen denn Ihre Fähigkeiten und Qualifikationen? So wie ich das sehe sind Sie wohl als Scharfschütze geeignet.“, meinte Shepard. „Darauf schließen Sie wohl wegen dem Scharfschützengewehr. Für Exekutivagenten gehört ist die Ausbildung an verschiedenen Präzisionswaffen Pflicht. Wir werden dazu ausgebildet um störende Elemente notfalls sogar schnell und effektiv aus großen Entfernungen und in größeren Ansammlungen zu eliminieren. Ich persönlich bevorzuge gelegentlich die Liquidierung aus nächster Nähe, weshalb ich zusätzlich eine Maschinenpistole auswählte.“ „Interessant … haben Sie sonst noch irgendwelche besonderen Fähigkeiten?“ „Eine ruhige Hand und schnelle Reflexe …“ „Das meinte ich nicht. Können Sie noch irgendwas anderes einsetzen außer den Waffen die Sie bei sich tragen?“ Ibro sah Shepard etwas irritiert an und brachte keinen Ton heraus. Natürlich trug er noch seine eigene, konventionelle Pistole bei sich, sowie jeweils ein kleineres und ein größeres Kampfmesser, aber das war es wohl nicht was Shepard wissen wollte. Shepard hingegen begutachtete Ibro derweil selbst. Nach Biotiken musste er gar nicht erst nachfragen und Tech-Fähigkeiten standen ebenfalls nicht zur Verfügung, da er kein Universalwerkzeug trug. Himmel! Er trug noch nicht mal eine Rüstung! „Haben Sie sich schon überlegt welche Rüstung Sie anlegen werden?“, fragte Shepard. „Keine.“, lautete die kurze Antwort. „Keine?!“, wiederholte Shepard entsetzt. „Das ist Selbstmord!“ „Das mag durchaus stimmen. Einige habe ich bereits anprobiert und in allen fühle ich mich unwohl. Es kommt mir vor als würden Sie meine Beweglichkeit einschränken. Als Scharfschütze gebe ich jedoch Unterstützungsfeuer aus dem Hintergrund und wenn wir marschieren halte ich mich hinter Ihnen. Ich werde vorsichtig sein und Deckung einfach besser nutzen müssen als sie. Wir sind über ein Jahrtausend ohne kinetische Schilde ausgekommen, aber um Sie zu beruhigen: Ich habe eine Splitterschutzbrille bei mir die ich tragen werde.“ „Das wird nicht viel nützen. Ihnen ist schon klar das es auch leichte, handlich Generatoren für kinetische Schilde gibt, für die man keine Rüstung braucht?“ „Ich weiß, aber nein danke.“ Shepard sagte nichts mehr und ging zurück zu Liara. Ibro sah ihm für einen kurzen Moment hinterher und machte sich dann weiter an der MPi zu schaffen. „Er kommt also mit?“, fragte Liara. „Ja, als Scharfschütze. Dabei verzichtet er vollständig auf kinetische Schilde.“ Da weiteten sich schlagartig Liaras Augen. „Das ist …“ „Selbstmord ich weiß.“ „Eigentlich wollte ich etwas anderes sagen, Sheaprd. Etwas das mehr in Richtung Begeisterung geht, aber belassen wir es mal dabei.“ „Ich glaube das ist auch besser so. Immerhin soll Ibro ja die morjanische Unterstützung für uns koordinieren und wenn er drauf geht wird das schwierig. Trotzdem … Mal sehen wie er sich im Kampf schlägt. Ich weiß das er eine Grundausbildung hinter sich hat und weiß wie man mit einem Scharfschützengewehr umzugehen hat, nur wie er sich in einem Kriegsgebiet schlagen wird … keine Ahnung.“ „Palaven erreich wir noch in dieser Stunde. Also werden wir es schon sehr bald erfahren.“, meinte Liara. Shepard nickte und die beiden nutzten die Zeit sich ebenfalls vorzubereiten. Palaven brannte. So könnte man es am treffensten beschreiben wenn man den Planet vom Orbit aus sehen würde. Wie viele andere Welten hat auch Palaven die volle Stärke des Reaper-Angriffes abbekommen. Während die Kämpfe auf dem Planeten tobten hatten die Reaper eine Blockade errichtet um zu verhindern das Nachschub und Verstärkungen die Planetenoberfläche erreichen. Und genau diese Blockade war jetzt das Ziel der turianischen Flotte. An Bord eines Schlachtschiffes stand der turianische Admiral Irix Coronati und studierte eingehend die taktische Lage seiner Flotte und die der Reaper. Für den Angriff hatte man mehrere Flotten zusammengezogen und so in größter Eile fast 200 Schiffe aufgeboten. Teile der Flotte hatten unter Coronatis Kommando schon zuvor versucht die Reaper am Massenportal aufzuhalten, was ihnen durch einige Tricks eine Zeit lang gelang. Jetzt versuchten sie sich in einem Gegenangriff. Ihnen standen gut etwas weniger als ein Dutzend Schlachtschiffe und eine Handvoll Zerstörer der Reaper gegenüberstanden. Coronati selbst hatte für die bevorstehende Schlacht eine breite, weit gefächerte, aber gängige Formation gewählt. Fregatten bildeten zusammen mit Raumjägern die erste Linie, direkt dahinter lagen die Kreuzer und in letzter Reihe die Schlachtschiffe und Träger. Vor kurzem erhielt er von der Allianz zudem ein umfangreiches Datenpaket über die Reaper. Informationen über ihre Stärken und Schwächen. Ihr Wert war unbeschreiblich und würde zukünftige Operationen nachhaltig beeinflussen. Er selbst hatte die Informationen für diesen Einsatz so gut es ging miteingearbeitet, nur was ihn wunderte war woher die Allianz so schnell diese geradezu intimen Einblicke in die Reaper her hatte. So kannten sie beispielweise nun ganz genau die Schildstärke der Reaper, sowie dessen Regenerationsrate. Es war schnell klar das man nur mit 4 Schlachtschiffen ein einzelnes Reaper-Schlachtschiff mit Sicherheit vernichten konnte. Coronati beobachte die Situation genau. Beide Flotten kamen sich langsam näher. Als die Reaper in Reichweite waren blickte der Admiral auf. „Feuer!“, befahl er. Sofort eröffneten die turianischen Schiffe das Feuer. Massebeschleuniger und Raketen wurden in Massen abgefeuert, Raumjäger und Fregatten rückten langsam vor, unterstützt durch die Kreuzer und Schlachtschiffe und begannen die schnell anfliegen Oculi zu bekämpfen und vom Kern der Flotte fern zu halten, während unzählige Geschosse die beständig näher kommenden Großkampfschiffe der Reaper trafen. Sie wussten das die Waffen der Reaper eine geringere Reichweite hatten und ihre Schiffe deutlich schwerfälliger waren und nutzen das aus. Auf maximal mögliche Feuerreichweite lies er die Reaper unter Beschuss nehmen, was ihm Gegenzug die Trefferquote drückte. Etwas besorgt beobachtete Coronati trotzdem die sich daraus entwickelnde Schlacht. Seine Abfangjäger konnten die Oculi zwar am weiteren Vordringen hindern, nur erlitten sie dabei herbe Verluste und mussten von den einfach Jägern und Fregatten unterstützt werden. Eigentlich wollte er ja die Jäger mit ihren Antischiffstorpedos und Thanis-Kanonen direkt den Reapern entgegen schicken. Das war keineswegs unerwartet. Coronati hatte bereits befürchtet das es dazu kommen könnte und hatte diese Verzögerungen von Anfang an eingeplant. Störend war es trotzdem und er schickte eine weite Welle an Raumjägern ins Gefecht. Damit begannen sie die Überhand zu gewinnen – gerade noch rechtzeitig. Während die Fregatten die letzten Oculi aufrieben wandten sich die Raumjäger dem ersten Reaper-Schlachtschiff zu, das schon einige Treffer einstecken musste und bedrohlich nahe heran gekommen war. Alleine würden die gegen den Reaper jedoch keine Chance haben, weshalb Coronati eine kleine Überraschung vorbereitet hatte. Hinter dem Mond Menae kam eine weitere Flotte zum Vorschein, bestehend aus ein paar Dutzend Kreuzern, einem Schlachtschiff und unzähligen weiteren Raumjägern, die von weiteren Trägern und Basen auf Menae gestartet waren. Coronati hatte aus seiner Flotte frühzeitig einen Teil herausgelöst und sie, geschützt vor den Sensoren der Reaper, hinter Menae in Stellung gebracht und die fielen den Reapern jetzt in die Flanke. Nur davon ließen sich die Reaper nicht aufhalten. Ihre pure Stärke machte sie gegen diese Taktiken fast schon unempfindlich. Obwohl zwei ihrer Schlachtschiffe und mehrere Zerstörer dem konzentrierten Feuer von Massenbeschleunigern und Thanix-Kanonen zum Opfer fielen beschleunigten die Reaper und erreichten die turianische Flotte. Hier warfen sie in Massen weitere Oculi aus, die jetzt über die Turianer herfielen, die ohne ausreichenden Jägerschutz dastanden. Nacheinander feuerten sie ihre schweren Thanix-Kanonen ab und zerstörten ein Schiff nach dem anderen. Die Fregatten und Kreuzer hatten dem nichts entgegenzusetzen. Selbst ihre Punktverteidigungssysteme machten mit den turianischen Schiffen kurzen Prozess. Viele wurden bereits beim ersten Treffer vernichtet. Sofort teilten die Reaper ihre Kräfte in drei Gruppen auf und begannen die turianische Flotte auseinander zu treiben. Die ersten beiden Gruppen machten sich über die Kreuzer her und fügten ihnen schwere Verluste zu, die sich gar nicht schnell genug auf den Feind in ihrer aufgerissenen Front ausrichten konnten. Die Raumjäger versuchten noch die Reaper davon abzuhalten, oder wenigstens abzulenken, nur ihre Angriffe wurden kaum noch wahrgenommen. Sie waren nicht mehr als Fliegen – störend, aber mehr auch nicht. Währenddessen stürzte sich die letzte Reaper-Gruppe auf die turianischen Großkampfschiffe – das eigentliche Ziel. Coronati hat noch den Befehl zum zurückfallen gegeben und sein Navigator versuchte noch den ÜLG-Antrieb zu starten, nur dafür was es bereits zu spät. Sein Rückzugsbefehl kam zu spät. Die Reaper hatten die Schlachtschiffe und Träger bereits erreicht und nahmen diese in Visier. Coronati sah nur noch ein helles Leuchten. Ein Reaper explodierte urplötzlich. Das gewaltige Schlachtschiff wurde in einen einzigen Feuerball in Stücke gerissen Die anderen Reaper brachen den Kampf augenblicklich ab, drehten bei und schlugen einen neuen Kurs ein, der sie von der turianischen Flotte wegführte. „Was … was ist hier los?!“, fragte Coronati sichtlich verwirrt und wandte sich an seine Offiziere, die ebenso ratlos wie er selbst waren. „Admiral! Ladar erfasst mehrere Objekte … 21 Stück! Sie sind einfach aus dem Nichts aufgetaucht!“, rief einer der Offiziere. „Was für Objekte?! Sind es Schiffe von uns?!“ „Nicht sicher … Identifizierung läuft! … Das ist doch nicht möglich!“ „Wir haben optischen Kontakt!“, rief ein anderer Offizier und aktivierte einen Bildschirm, auf dem die fremden Objekte vergrößert angezeigt wurden. Coronati stockte auf einmal der Atem. Er erkannte diese Objekte sofort. „Aber … das sind doch …“, stotterte er. „Es sind die Morjaner! Eines ihrer Superschlachtschiffe und 20 Schlachtschiffe!“, bestätigte ein Offizier. Coronati sagte nichts mehr, sondern starrte nur auf den Monitor. Er hatte schon von den berüchtigten Superschlachtschiffen der Morjaner gehört und Aufzeichnungen gesehen, wie sie mit einem einzigen Schuss ein Schlachtschiff der Asari vernichten konnten und so wie es aussah auch eines der Reaper, nur er hätte niemals gedacht das sie so schnell auf eines treffen würde, noch dazu über Palaven und das er froh darüber sein würde. Dann fiel ihm ein Aufblitzen am Superschlachtschiff auf. Zuerst dachte er es wäre getroffen wurde, bis er realisierte das es eine seiner beiden gefürchteten Fusionskanonen abfeuerte. Mit Lichtgeschwindigkeit verließ ein Strahl aus reinem Plasma und aufgeladenen Partikeln das Geschütz und traf ein weiteres Schlachtschiff der Reaper, bevor dieses auch nur Ansätze machen konnte auszuweichen. Auch dieser Reaper wurde augenblicklich in Stück gerissen. Das Plasma ignorierte die kinetischen Schilde völlig, schmolz die Panzerung weg wie Butter, die hier kaum mehr Wert war wie eine Eierschale und fraß sich durch das Schiffsinnere, wo es auf den Element Zero-Kern traf. Die nachfolgende Explosion verschluckte den Reaper von vernichtete ihn von innen heraus in einem atemberaubenden Feuerball. Der Rest der Reaper-Flotte behielt seinen Kurs bei und bekam jetzt die gewaltige Feuerkraft der morjanischen Flotte zu spüren. Abertausende an Geschützen gaben Breitseite um Breitseite auf den ohnehin schon angeschlagenen Gegner ab. Konventionelle Schiffsartillerie, zusammen mit nuklearen Granaten und Raketen trafen die geschwächten Schilde und erledigten zwei weitere Schlachtschiffe und Zerstörer. Sogar neueingeführte Antimateriesprengköpfe kamen zum Einsatz. Schwärme von Oculi stürzten sich auf die neu eingetroffene Flotte und wurden von den wahren Massen an konventionellen und energiegestüzten Punktverteidigungssystem aufgerieben. Im direkten Nahkampf waren sie diesem Gegner ganz klar unterlegen. Die Morjaner pickten sich die am stärksten geschwächten Gegner heraus und konzentrierten all ihre Waffen nur auf diese einzelnen Gegner, mit denen sie so kurzen Prozess machten. Schwere Antischiffslaser, die Hauptbewaffnung, nahm gezielt empfindliche Stellen der Reaper ins Visier, wie Waffen- und Sensoranlagen, oder Schwachstellen in beweglichen Teilen der Panzerung, die nur unzureichend gegen diese Angriffe mit Energiewaffen geschützt waren, zumal nicht mal ihre übermächtigen kinetischen Schilde dagegen halfen. Sie brannten sich durch die so vermeintlich sicheren Schiffsrümpfe und schmolzen ihre Zielpunkte ein. An irgendeinem Punkt, als die erlittenen Schäden für die Reaper zu hoch wurden, die Turianer den Angriff wieder aufnahmen, die Feuerkraft die Morjaner je näher sie kamen immer stärker wurde, der Verlust von weiteren Schiffen drohte, brachen die Reaper ab, aktivierten ihre ÜLG-Antiebe und verließen das System kurz darauf durch eines der Massenportale. Innerlich entkräftet stützte sich Coronati auf seinen Armaturen ab. Er hatte während dieser Schlacht schwere Verluste erlitten. Allein die Hälfte der Raumjäger und Fregatten ging verloren, sowie ein Drittel der Kreuzer, aber wenigstens keines der Großkampfschiffe, allem voran die Schlachtschiffe, und er konnten die Blockade um Palaven brechen. Jedoch wäre der Ausgang ohne das für alle Seiten überraschende Eingreifen der Morjaner ein völlig anderer gewesen. „Versuchen Sie das Superschlachtschiff zu erreichen.“, befahl Coronati Es dauerte nicht lange, da erschien das blasse Gesicht einer jung erscheinenden Morjanerin. Coronati verwunderte es immer noch sehr, wie menschlich diese fremde Spezies war. „Hier spricht Admiral Coronati von der Flotte der Turianischen Hierachie. Für Ihre Hilfe möchte ich Ihnen meinen Dank aussprechen. Meine Leute und ich verdanken Ihnen ihr Leben.“, bedankte er sich. „Sparen Sie sich Ihre Worte. Ich bin Oberadmirälin Taras von der Raumflotte des Morjanischen Verbundes. Wir sind Teil der galaktischen Unterstützung zur Auslöschung der Reaper.“ Coronati wirkte sichtlich überrascht, als er das hörte und auch etwas beeindruckt. „Unsere Scans zeigen eine hohe Konzentration an Reaper-Bodentruppen auf dem Planeten. Meine Flotte ist mit einen umfangreichen Arsenal an Thermonuklearwaffen für orbitales Bombardement bestückt. Auf Ihren Wunsch hin können die gesamte Planetenoberfläche und jegliche Reaper-Präsenz darauf auslöschen.“, bot Taras an. „Das wird nicht nötig sein! Wir machen das schon!“, lehnte Coronati nach einem ersten Zögern freundlich, aber bestimmt ab. Kurz darauf erschien die Normandy im Trebia-System, aktivierte ihren Tarnmodus und flog direkt auf Palaven zu. „Das ist eigenartig.“, sagte Joker, nachdem er mehrfach sein Ladar überprüft hatte. „Was ist?“, fragte Shepard. „Hier ist ungewöhnlich viel Verkehr. Mehrere große Schiffsverbände mit direktem Kurs auf Palaven … viele Kriegsschiffe und Frachter … aber kein einziger Reaper.“ „Wie kann das sein? Palaven sollte doch von den Reaper belagert werden, komplett unter Blockade stehen.“ „Ich weiß … Moment … Hier haben wir etwas … was richtig großes.“ „Reaper?“ „Nein. Da liegt des Rätsels Lösung.“, meinte Joker und lachte. Er zeigte per optischer Vergrößerung einen Ausschnitt des nahen Weltraumes. Shepard und Liara beugten sich vor und staunten nicht schlecht, als sie den morjanischen Flottenverband sahen. „Sie haben tatsächlich ihr Wort gehalten.“, meinte Liara. Die drei vernahmen ein unzufriedenes Grummeln von Ibro hinter ihnen. Dieser konnte es einfach nicht fassen, dass sie an Sirius Worten zweifelten. Shepard und die anderen sagten dazu nichts und flogen weiter. Zusammen mit den Konvois, Dutzenden an Frachtern, die mit Waffen, Soldaten, sowie Unmengen an Lebensmitteln, Medikamenten und sonstigen Hilfsgütern für den umkämpften Planeten beladen waren. Über sie hinweg flog dabei das morjanische Superschlachtschiff mit seiner Eskorte und verschwand kurzerhand spurlos, als es seine ÜLG-Antriebe startete, auf der Suche nach weiteren Reapern. Die Kampfgruppe würde weitere Hit&Run-Manöver durchführen, mindestens zwei Reaper-Schlachtschiffe abschießen und notfalls sofort weiterziehen. Nach dem Auftauchen der Morjaner hatte Coronati, wie auch jeder anderer Turianer, jeden Augenblick genutzt und wie gespannt das Superschlachtschiff ununterbrochen beobachtet. Zu atemberaubend war sein Anblick. Insgeheim war Coronati sogar eifersüchtig, denn immer waren es die anderen die die tollen Geräte bekamen. Allein dieses eine Schiff besaß alleine eine vergleichbare Feuerkraft wie die vor Ort eingesetzte turianische Flotte und die Schlachtschiffe, die sogar nur als Eskorte eingeteilt waren, steigerten diese beträchtlich. Er würde alles dafür tun nur um für wenigstens einen Tag dieses Monstrum einmal in eine Schlacht führen zu können. Er wollte so gerne die Reaper damit kreuz und quer durch die Galaxie jagen. Noch vor Monaten hatten sich Strategen und Analysten aller Völker darüber den Kopf zerbrochen wie man diesen gewaltigen Schiffen die Stirn bieten könnte, geschweige wie man sie mit den vorhandenen Mitteln überhaupt bekämpfen könnte. Coronati fragte sich wie wohl die Reaper darüber denken würden. Er musste sich selbst ermahnen, denn immerhin hatte er den Nachschub für Palaven zu organisieren und wer weiß wie lange sie dafür Zeit hätte, bevor die Reaper gestärkt zurück kommen würden. Das einzige was ihn wunderte wie die Morjaner nur so schnell hier eintreffen konnten, zumal niemand ihre Hilfe angefordert hatte, aber wie die Menschen dazu sagen würden: „Einem geschenktem Gaul schaut man nicht ins Maul.“ und beließ es dabei. Derweil setzte die Normandy nahe Palavens Orbit ein Shuttle ab und ging auf Distanz, während das Shuttle begann, zusammen mit den turianischen Fregatten, Jägern und Frachtern, in die Atmosphäre einzutreten. Unter ihnen lag Cipritine, Palavens Hauptstadt und turianischer Regierungssitz. Durch die Angriffe der Reaper war die Stadt arg in Mitleidenschaft gezogen worden und verwüstet worden. Erbitterte Kämpfe tobten überall, eine klare Frontlinie war kaum erkennbar und der Widerstand der den Reapern entgegenschlug war gewaltig. Durch die Zerschlagung der Blockade traf nun der dringend benötigte Nachschub auf Palaven ein. Einzelne Zerstörer und Schlachtschiffe wanderten noch auf der Planetenoberfläche und wurden jetzt das Ziel massiver Orbitalschläge der turianischen Flotte. Die Schiffe starteten sofort und anstatt sich zurückzuziehen flogen sie auf zu den anderen Kontinenten und führten dort ihr Zerstörungswerk fort. Sie waren selbst nicht mehr zahlreich genug um die turianische Flotte zurückzudrängen, dafür hatten aber auch die Turianer nicht genügend Schiffe um alle Fronten auf Palaven zu unterstützen. Fregatten und Jäger eskortierten die Frachter und Landungsboote zu ihren Landezonen und griffen jede auftauchende feindliche Lufteinheit an. Binnen kürzester Zeit gelang es den Turianern die Luftüberlegenheit über Teile Palavens und Cipritines zurückzuerlangen und viele Reaper-Einheiten in die Defensive zu drängen. Dann leisteten sie den Truppen am Boden Luftnahunterstützung und gaben den Landezonen zusätzliche Deckung. Über einen internen Monitor konnten sie genauer sehen welche Hölle über Palaven hereingebrochen war. „Bei der Göttin.“, stieß Liara aus. „Wir haben dort einen alten Freund.“, erinnerte Shepard. „Sieht so aus als hätten die Turianer Probleme.“, meinte Ibro. „Probleme? Sie werden ausgelöscht!“, erwiderte Liara harsch. „Das stärkste Militär in der Galaxie und die Reaper äschern es einfach ein.“ „Das größte Militär in der Galaxie? Über die Aussage sollten wir uns nochmal unterhalten?“, wiederholte Ibro. „Damit Sie Ruhe geben korrigiere ich: Das größte Militär im Citadel-Raum. Und damit eines klar ist: Wenn wir da unten sind will ich nicht von Ihnen sagen hören wie schön Palaven doch brennt, oder so.“, drohte Shepard. „Ich warne Sie. Setzen Sie mich nicht mit Sinari gleich.“ „Wie können Sie in so einer Situation nur so kleinlich sein?“, fragte Liara. „Unsere Analysten hatten die Turianer zuvor noch als unsere größte Bedrohung eingestuft. Doch nachdem was ich hier so sehe sollten diese Analysen dringends überarbeitet werden ...“ Ein starkes Rumpeln unterbrach das Gespräch. Amara jagte das Shuttle dem Boden entgegen und flog mit halsbrecherischer Geschwindigkeit eng und tief an den Ruinen einstiger Hochhäuser vorbei. Mehrere Geschosse hatten sie schon ganz knapp verfehlt und einige Raketen machten den Einsatz von Gegenmaßnahmen notwendig. „FUCK! Wir sind hier voll in die Scheiße geraten!“, fluchte Amara. „Bleiben Sie niedrig und an den Gebäuden. Unser Ziel liegt nördlich des Raumhafens …!“, wies Shepard an. „Was glauben Sie was ich hier mache. Außerdem ist das da unten der Raumhafen.“ Shepard blickte aus einem Fenster und schluckte. Der Raumhafen, ein pilzartiger Bau, war nach einem direkten Treffer wie ein Kartenhaus zusammengestürzt. Nur noch Schuttberge und Stahlgerippe zeugten von dem einstigen Komplex. Das Shuttle überflog die Ruine und begann in der Nähe niederzugehen. An einer Kreuzung, zwischen den vielen Gebäude, die sich mit ihrem plattenhaften Design optisch an der turianischen Physiologie orientierten. Unter ihnen auf der Straße hatte die turianische Armee ein vorgeschobenes Kommandozentrum errichtet und musste sich einen Ansturm von Reaper-Kreaturen erwehren. Massen an Husks und anderen Abnormalitäten rannten stur auf die Barrikaden zu. Die Turianer hielten mit Automatikwaffen und Panzern dagegen. Mechs dienten als Ablenkung in der vordersten Linie. Splitter- und Explosivmunition der schweren Waffen lichteten die Reihen der Reaper bis, man glaubt es kaum, die verbliebenen Kreaturen sich zurückzogen. Die Turianer verzichteten auf den Ruhm diese Gegner zu verfolgen und zu vernichten und hielten weiter ihre Stellung. Nachdem das Gebiet wieder gesichert war landete Amara das Shuttle hinter der Barrikade, entlud ihre Passagiere und verzog sich sofort wieder. Ein Turianer führte sie daraufhin zum befehlshabenden Offizier im Befehlsstand, der an einem holographischen Projektor stand und mit anderen Turianern die taktische Lage beriet. Im Hintergrund vernahm Shepard das Donnern von Artilleriegeschützen, während über ihnen immer wieder Jäger hinweg düsten und ihre Angriffe flogen. „ … auf der linken Flanke machen die Reaper weiterhin Druck und die Aufklärung berichtet das sie ihre Angriffe sogar intensivieren könnten. Durchbrechen sie diesen Punkt geführeden sie mehrere Flüchtlingszentren und Nachschubbasen.“, vernahm Shepard von einem der Turianer. „Lassen Sie die Truppen hier ein Stück zurückziehen. In diesem Abschnitt hat sich ein Bogen in unseren Linien gebildet, der dringend begradigt werden muss, sonst besteht die Gefahr das die Reaper erst ein Loch in unseren Flanke reißen und sie dann völlig auseinandernehmen.“ „Verstanden.“, erwiderte ein anderer und machte sich daran besagte Befehle weiterzugeben. Dann wandte sich der eine Turianer Shepard zu, der vor dem Befehlsstand wartete. „Commander Shepard! Man informierte mich erst kürzlich über Ihr bevorstehendes Eintreffen. Ich bin General Tarquin Victus von der 26.Armiger-Legion. Herzlich Willkommen auf Palaven.“ „Danke, General. Ich wünschte nur die Umstände wären anders.“ „Wem sagen Sie das. Die Reaper setzen uns ganz schön zu und ein Ende ist nicht in Sicht. Allein in der letzten Stunde habe ich über 400 Männer verloren. Was führt gerade Sie in diese Hölle?“ „Wir sind hier um Primarch Fedorian herauszuholen.“ „Fedorian … das könnte schwierig werden. Zuvor hat es eine Kompanie mit einer schnellen Luftlandeoperation versucht. Ging nicht gut aus. Jetzt sind wir hier. Zudem wissen wir nicht mal, ob Fedorian überhaupt noch lebt. Glücklicherweise ist endlich Verstärkung dabei einzutreffen und wir haben Unterstützung durch Luft-, Artillerie- und Orbitalangriffe. Dadurch verbessern sich unsere Chancen die Absturzstelle von Fedorians Shuttle zu erreichen. Wofür brauchen Sie ihn überhaupt?“ „Für einen Kriegsgipfel. Wir versuchen einen Zusammenschluss aller Völker zu erreichen, um unser Vorgehen gegen die Reaper besser zu koordinieren.“ „Und Sie glauben wirklich das klappt?“ „Würden Sie mir glauben wenn ich Ihnen sage, dass ich die Morjaner bereits dafür gewinnen konnte?“ „Moment … etwa … die Morjaner? Diese durchgeknallten, massenmordenden Monster? Die haben ernsthaft ihre Hilfe zugesagt?“, stieß Victus ungläubig aus. „Ja.“, gab Ibro kurz und knapp von sich und wandte sich ab. Der turianische General sah ihn kurz an und ging unbeirrt weiter. Shepard war dabei das Herz für einen Moment regelrecht in die Hose gerutscht. Gleichzeitig fiel ihm auf das keiner der Turianer merkte das sie einen Morjaner im Schlepptau hatten. Immerhin trug Ibro seine verdunkelte Schutzbrille, wodurch niemand das Hauptunterscheidungsmerkmal, die Augen, sah „Da sehen Sie was die Galaxie von Ihnen hält.“, flüsterte Liara Ibro zu. „Entspricht sowieso alles der Wahrheit.“, gab dieser gelangweilt zurück und sah sich um, als sie den Befehlsstand betraten. Kaum hatten sie das getan stoppte Shepard urplötzlich und starrte einen der Turianer an, der sich ihm zuwandte. „Garrus?!“ Ibro betrachtete diesen Turianer genauer, den Shepard wohl persönlich zu kennen schien. Er trug eine schwarze, kantige Rüstung mit einigen rötlich, leuchtenden Teilen und Linien. Das Gesicht des Turianers wie mehrere schwere, aber verheilte Narben auf, bei denen Ibro auf alte Kriegsverletzungen tippte. „Shepard!“, entgegnete Garrus erfreut. „Als man mir sagte das Sie hier her nach Palaven kommen würden wollte ich es anfangs kaum glauben und jetzt stehen Sie vor mir.“ „Ja, die Galaxie ist schon ein kleiner Ort.“ „Schön das Sie noch in einem Stück sind.“, meinte Liara. „Kann man sagen. Hatte schon ein paar Situationen in denen nicht viel gefehlt hätte und es würde anders aussehen. Wie sieht es auf der Erde aus?“ „Schlimm, sogar noch schlimmer als auf Palaven. Aber es gibt Orte die es noch sehr viel schlimmer erwischt hat.“ „Das will man sich kaum vorstellen und dabei hat es gerade erst begonnen.“ „Was machen Sie überhaupt hier, Garrus? Wie kommt es das wir uns gerade hier über den Weg laufen?“, fragte Shepard. „Ich wurde als Berater eingeteilt. Mit Ihnen habe ich ja schon einiges erlebt und durch meine Erfahrung mit der Jagd nach Saren, Sovereign und den Kollektoren habe ich automatisch mehr Erfahrung beim Bekämpfen von Reapern, als jeder andere Turianer. Hat also doch was genutzt mit Ihnen die Galaxie unsicher zu machen.“ „Wie ist es den Turianern bis jetzt ergangen?“ „Bereits am ersten Tag haben wir Millionen von Tote zu beklagen und das erst der Anfang. Ich will mir nicht ausmalen wie das weitergehen wird“, antwortete Victus. „Wie hält sich ihr Militär?“ „Sehen Sie sich um, dann wissen Sie es. An dieser einen Barrikade beispielsweise sieht es noch gut aus.“, antwortete Garrus. „Dafür geben Sie den Reapern einen guten Kampf.“ „Noch, aber wie lange mag es wohl dauern bis man keine Kraft mehr zum Kämpfen hat. Wir haben uns zwar vorbereitet, aber nicht weil man auf ihre Warnungen in Bezug auf die Reaper gehört hat, sondern weil wir stets mit einem plötzlichem Angriff der Morjaner gerechnet haben. Da traf uns der Angriff der Reaper nicht ganz unvorbereitet. Das einzige wofür man den Morjanern dankbar sein kann.“ „Ja.“, sagte Shepard gedämpft mit Blick auf einen seiner Begleiter. „Es gibt eine Chance das zu stoppen, nur dazu brauchen wir unbedingt Fedorian.“ „Oder einen Nachfolger.“, schlug Victus pessimistische Töne an und aktualisierte über die Konsole die taktische Karte. „Eine Frage, Garrus: Was ist das für eine Ausrüstung? Das sieht alles recht experimentell aus … wie das neuste vom Neuen.“ „Da haben Sie sogar Recht. Die Rüstung steht kurz vor der Serienreife und stammt direkt aus einem Forschungslabor. Verbesserte kinetische Schilde, besser Panzerung und Elektronik und Servomotoren. Soll bald zum Standard für viele Front- und Kommandoeinheiten werden. Aber sehen Sie sich lieber mal die neuen Waffen an … der reinste Wahnsinn.“ „Ich habe Sie noch nie so aufgedreht gesehen.“ „Dafür gibt es seine Gründe.“, sagte Garrus und hier zwei größere, recht kantige Waffen hoch. „Das hier ist das Sturmgewehr Phaeston. Es besitzt ein optimales Gleichgewicht zwischen Gewicht, Präzision und Feuerkraft. Rückstoßdämpfer in der Schulterstütze machen die Handhabung zu einen wahren Traum für jeden Soldaten. Die Hierachie begann dessen Entwicklung kurz nach dem Erstkontaktkrieg mit den Menschen und hat inzwischen ein beträchtliches Arsenal angelegt.“ Shepard nahm da Gewehr entgegen und betrachtete es genauer. Er konnte Garrus nur Recht geben. Die Waffe war ein wahres Meisterwerk turianischer Waffentechnik. Garrus lachte, als er sah wie beeindruckt sich Shepard zeigte. „Wenn Ihnen das schon gefällt, dann werfen Sie mal einen Blick hierauf. Das ist das Scharfschützengewehr Krysae. Das Gewehr verschießt Hochgeschwindigkeitsgeschosse mit explosiver Ladung und wurde speziell für das Knacken gepanzerter Gegnern entwickelt. Gerade gegen die Kreaturen der Reaper hat es sich als unglaublich effektiv erwiesen. Und dabei wurde es für den Kampf gegen die Morjaner entwickelt. Für diese hartnäckigen Bastarde braucht man ja ebenfalls richtig schweres Gerät. Ich hätte zu gerne mal deren Gesichter gesehen, wenn wir sie damit konfrontiert hätten.“ Garrus fiel plötzlich auf, das Shepards Laune schlagartig verflog. Seine Augen weiteten sich, er kniff die Lippen zusammen und sein Blick wanderte von der Ausrüstung hoch zu Garrus und dann zu der Person neben ihm. Liara verhielt sich eigenartigerweise genauso. Besagte Person selbst betrachtete die Ausrüstung und dann alle Beteiligten um sich herum. Irgendetwas war ungewöhnlich an dieser Gestalt, nur Garrus konnte sich keinen Reim darauf machen was es war. Ibro griff an seine Schutzbrille und schob diese hoch. Als die Turianer die stechend roten Augen dahinter erblickten dämmerte es ihnen. „Wenn ich vorstellen darf.“, begann Shepard. „ Ibro Bresios, Exekutivagent vom Staatsschutz des … Morjanischen Verbundes.“ „EIN MORJANER?!“, stieß General Victus so laut auf, das sich jeder danach umdrehte. „SIE WAGEN ES EINEN ALBINO NACH PALAVEN ZU BRINGEN …“ Mit einem lauten Krachen flog Ibros Faust auf den Projekt und lies dessen Scheibe bersten. „HALTEN SIE IHR MAUL, ALIEN!!! OHNE UNSERE HILFE WÜRDE DIESER PLANET UND ALLES LEBEN DARAUF VERRECKEN!!! WIR BRACHEN DIE BLOCKADE!!! NUR DURCH UNS ERHALTEN SIE JETZT IHREN NACHSCHUB!!! ALSO GEBEN SIE GEFÄLLIGST RUHE!!!“ Die Turianer schreckten zurück. Manch einer hatte die Hand sogar schon griffbereit an der Waffe. Sekundenlang schwiegen sich alle an, bis einer der Offiziere vortrat und am gebrochenen Glas des Projektors kratzte. „Das war Panzerglas.“ „Ich will das Sie mich ignorieren.“, forderte Ibro. „Ignorieren?“, wiederholte Victus. „Ja, ignorieren. Ich folge ausschließlich Shepards Anweisungen, ansonsten werden Sie mit mir nichts zu tun bekommen. Akzeptieren Sie das und meine Anwesenheit und meine Präsenz und wir bekommen kein Problem miteinander. Wenn doch, dann sind die Reaper Ihr geringstes Problem.“ Die Turianer sahen allesamt Shepard an. „Er ist ok … meistens jedenfalls.“, versuchte er zu sie beruhigen. „Wenn Sie das sagen.“, gab Victus zurück und wandte sich dem kaputten Projektor zu. „Kann das mal einer reparieren?“, sagte er und nahm stattdessen ein Datenpad als Ersatz. „Primarch Fedorians Shuttle ist nur knapp einen halben Kilomater nordöstlich von hier abgestürzt. Bisher war der Weg dahin zu stark umkämpf, aber jetzt mit der Verstärkung und Unterstützung und dem zuletzt gescheitertem Angriff der Reaper ist es deutlich einfach. Nur wo genau sich der Primarch letztendlich befindet wissen wir nicht, geschweige ob er noch lebt.“ „Sie wirken nicht sehr erfreut über diesen Einsatz.“. erkannte Shepard. „Es ist nicht der Einsatz an sich, sondern die Umstände. Wir sollen Truppen verwenden um jemanden zu retten von dem wir weder die genaue Position, oder gar den Zustand wissen und das in einem schwer umkämpften Gebiet. Allerdings hat die 26.Armiger-Legion entgegen aller Erwartungen schon aussichtslosere Aufgaben erfolgreich abgeschlossen. Und außerdem geht es um unseren Primarchen.“ „Wie sieht ihr Plan aus?“ „Ein konzentrierter Angriff mit Panzern, Mechs und Infanterie. Wir rücken direkt auf das Ziel vor und werden dabei aus der Luft unterstützt.“ „Ein derartiger Frontalangriff würde Ihre Verluste in die Höhe treiben lassen.“ „Dem bin ich mir bewusst. Und meine Leute ebenfalls. Aus diesem Grund wir eine ganze Einheit aus Mechs vorausgehen. Haben wir Feindkontakt werfen wir ihnen zuerst die Mechs entgegen und halten sofort mit unseren schweren Waffen drauf. Das sollte das Risiko für den Anfang minimieren.“ „Klingt gut. Wir werden Ihre Truppen selbstverständlich an vorderster Front unterstützen.“ „Dafür danke ich Ihnen, Shepard. Trotzdem sollten Sie sich besser hinten einem der Panzer halten. Ich selbst bleibe hier und werde alles weitere von diesem Befehlsstand aus koordinieren.“ „Verständlich. Eine Sache noch, General. Garrus Vakarian war einst Teil meines Teams. Ich möchte ihn gerne wieder mit dabei haben.“ „Ich würde Vakarian nur ungern hergeben, aber ich schätze ich kann nicht viel dagegen unternehmen.“ „Ich verstehe das. Garrus kann Ihnen helfen Schlachten zu gewinnen, aber mir kann er helfen diesen Krieg zu gewinnen.“, ermahnte Shepard. Victus stöhnte kurz auf und wandte sich dann Garrus zu, dem er die Hand gab. „Vakarian, es war mir eine Ehre Sie an meiner Seite zu haben. Ich wünschen Ihnen viel Erfolg.“ „Danke, General. Das kann ich nur erwidern.“ „ALLE BEREIT MACHEN!!! DIE OPERATION BEGINNT!!!“ Auf Victus Befehl hin machten sich die Turianer bereit und formierten einen hervorragend ausgerüsteten Konvoi. Mit einem Dutzend gepanzerter Fahrzeuge, achträdige Kampfpanzer, die dem Mako ähnelten, nur im kantig-turianischen Design, sowie einhundert Soldaten würde Shepard vorstoßen und sich auf die Suche nach Fedorian machen. Die Speerspitze dieses Einsatzes bildeten „Saboteur“- und „Geist“-Spezialeinheiten, die Sturmpioniere und Infiltratoren der 26.Armiger-Legion, die als erfahrene Fronteinheiten respektiert, wie gefürchtet wurden. Der „Schild“ dieses Einsatz bildeten ein paar Dutzend Mechs der Loki-Reihe, zusammen mit einigen YMIRs. Sie gingen als wehrhafte Kugelfänger und Kanonenfutter voraus. Shepard, Liara und Garrus hielten sich in zweiter Reihe, hinter den Spezialeinheiten und einem der Panzer, Ibro ebenfalls etwas dahinter. Mit zwei Mantis-Gunships über ihren Köpfen setzte sich der Tross in Bewegung. Die ersten Gegner auf die sie trafen waren kaum mehr als versprengte Einheiten, Husks und einige Kannibalen, Überbleibsel des letzten Angriffes. Es waren zu wenige um eine erneute Bedrohung darstellen zu können und die Turianer machten mit ihnen kurzen Prozess. Taktisch korrekt huschten die Soldaten von Deckung zu Deckung und gaben sich gegenseitig Feuerschutz. Shepard brauchte nur zuzusehen wie die Turianer die Reaper-Kreaturen mit gezieltem und konzentriertem Beschuss methodisch nacheinander ausschalteten. Immer wieder kamen ein paar Husks hervor die dann von den Mechs, oder den Gunships erlegt wurden. Nur gelegentlich feuerte ein Kannibale mal aus den oberen Etagen der umliegenden Gebäude und wurde damit augenblicklich das Ziel der Panzer die diesen Gegner sofort mitsamt des Raumes und teilweise sogar der Etage wegsprengten. Kleinere Gruppen wurden mit Raketen und Geschützen zerschlagen und übrig gebliebene Kreaturen wurden von Scharfschützen erledigt. Das ging ein paar Mal so und trotzdem setzte die Kolonne ihren Weg unbeirrt und ohne Verluste fort – von einigen zersörten Loki- und einem ausgefallenem YMIR-Mech mal abgesehen. Shepard musste dabei nichts machen. Er konnte stattdessen die Gelegenheit nutzen und Garrus von seinem Abstecher nach Morjan Prime berichten, der das kaum glauben konnte. „Na wenn man vom Teufel spricht.“, murmelte Shepard, als sie sahen das Ibro wieder zu ihnen aufschloss. „Haben Sie uns vermisst?“, fragte Liara sarkastisch. „Ja.“, bestätigte Ibro zu ihrer Verwunderung. „Wie das?“ Ibro sah hinter sich und man erkannte das nur ein paar Meter entfernt drei Turianer ihm auf Schritt und Tritt verfolgten. „Die Aliens haben gemerkt, dass mir ihre Präsenz unangenehm ist und nutzen das jetzt aus um ihren Spass mit mir zu haben. Verwunderlich, da ich dachte das es längst allgemein bekannt ist es TÖDLICH IST SICH MIT EINEM MORJANER ANZULEGEN!“, sagte Ibro mit Blick auf die drei Turianer, die die Warnung verstanden und auf Distanz gingen. „Kommen Sie zu uns. Hier ist es geselliger.“, meinte nun auch Shepard sarkastisch. „Lassen Sie das. Sie wissen genau was ich von Ihnen und Ihrem Gefolge halte.“ „Wenn Sie über solche Probleme klagen warum haben Sie Palaven dann überhaupt betreten?“, fragte Garrus. „Weil ich töten will.“ „Eine sehr einfache Antwort.“, meinte Liara. Garrus wollte das Gespräch zu gerne weiter führen, nur ein eigenartig dumpfes Grollen, welches noch dazu klang als wäre es organischen Ursprung unterband dies. Der ganze Konvoi stoppte mit einem Mal und die Soldaten sahen sich unruhig um. „Was war das?“, fragte Shepard, als das Geräusch ein weiteres Mal ertönte. „Das ist nicht gut.“, murmelte Garrus. „ROHLING!“, brüllte plötzlich einer der Turianer. „Was ist ein Rohling?“, fragte Ibro. Die Antwort auf diese Frage kam schneller als einem lieb sein konnte. Direkt hinter Ibro knallte ein Objekt auf dem Boden und erzeugte eine Druckwelle, die Unmengen an Staub aufwirbelte. Dieses Objekt war eine monströse Kreatur – ein schwerfälliger Körper auf zwei Beinen, der mit dicken Panzerplatten ummantelt war. Es besaß zwei gewaltige Pranken, von denen eine völlig überdimensioniert und wie ein Ambos wirkte. Ein bewegliches Kabel verband den Rumpf mit dem Kopf, der Shepard eigenartigerweise an einen turianischen Schädel erinnerte. Nur mit dem Rest des Körpers konnte er nichts anfangen konnte. Der Rohling brüllte laut und fiel über einen der Panzer wie ein Raubtier über seine Beute her. „SKAP!“. Schrie Sirius und hastete zusammen mit zwei der drei anhänglichen Turianern in Deckung. „Das ist ein Rohling?!“, schrie Shepard. „SCHIESSEN SIE!!!“, brüllte Garrus und feuerte seine Phaeston ab, wie so viele andere Turianer auch. Mit seiner massiven Pranke schlug der Rohling wie in Rage auf den Panzer ein und knackte diesen wie eine Konservendose. Der Panzer dahinter nahm den Rohling ins Visier, nur bevor er etwas unternehmen konnte wurde er von einem weiteren Rohling zerstört, der mit seinem vollen Gewicht auf dem Dach des Panzers landete und diesen regelrecht zerquetschte. Manche Turianer griffen zu ihren Raketenwerfern und wurden schlagartig von Husks angefallen, die aus den umliegenden Ruinen strömten, oder von Reaper-Schützen erschossen wurden, die von den oberen Stockwerken herab aus den Fenster das Feuer eröffneten. Die Turianer hielten dagegen - mit hohen Verlusten. Ein dritter Rohling und weitere Husks fielen dabei über die Mechs her. Shepard, Garrus und Liara waren, wie so viele andere auch, in die Ruinen um sie herum gehastet und bekämpften aus der Deckung heraus die Reaper. Dabei liefen die drei in einigen Husks in die Arme, wobei Shepard dem ersten sofort seine Omniklinge in den Körper rammte. Liara warf mehrere Husks mit einer biotischen Schockwelle um und Garrus streckte diese dann mit seiner Phaeston nieder. Weitere Husks gingen auf Shepard los und dieser stach einen weiteren nieder, hielt den nächsten mit einem gezieltem Tritt auf Distanz, erschoss mit seiner Predator-Pistole einen weiteren und erschoss dann wieder den soeben getretenen Husk. Nur dann wurde es prekär. Shepard sah wie neben ihm ein Kannibale in dem Loch in einer Wand erschien und mit seiner Armkanone auf ihn zielte. Gerade noch rechtzeitig schloss Liara diesen in Stasis ein und Shepard und Garrus erschossen ihn gemeinsam. Ein Husk gelang es dabei Liara anzuspringen und ein weiterer näherte sich bereits, doch die wehrte sich mit einem biotischen Ausbruch der beide Husks wortwörtlich zerriss. Danach begann sie die anderen Turianer zu unterstützen. Ähnlich wie Shepard hatte sich Ibro zusammen mit den drei Turianern ebenfalls in eine Ruine gerettet, nur sie wurden von deutlich mehr Husks verfolgt, als andere. Ibro, spürbar langsamer als die anderen, wurde hinterrücks als erstes von einem der Husks von hinten angesprungen, als er die Deckung erreichte. Mit einer schnellen Handbewegung packte er den Husk auf seinem Rücken im Nacken, riss ihn vor und warf ihn vor sich auf den Boden. Dann zertrat er dessen Schädel. Dabei zog er seine Maschinenpistole und richtete diese sofort auf die nachfolgenden Husks aus, mit der er augenblicklich drei von ihnen niederschießen konnte. Einem viertem schlug er mit der MPi den Kopf ein, nachdem diese den Dienst verweigerte. Das Thermomagazin war voll. Derweil fielen weitere Husk über die Turianer her, krallten sich an ihnen fest und rissen sie zu Boden. Obwohl viele Universalklingen besaßen und diese geschickt einsetzten setzten ihnen die Reaper weiter zu. Ibro wechselte zu seiner eigenen schweren, morjanischen Pistole und verpasste sechs weiteren Husks je einen sofort tödlichen Kopfschuss. Dann wandte er sich einem auf dem Boden liegenden Turianer zu. Ein Husk lag auf diesem und der Turianer konnte sich nur mit größter Mühe und Not dagegen verteidigen. Ibro schnappte den sich den Husk im Nacken, zog ihn hoch, weg vom Turianer, holte aus und zerschmetterte dessen Schädel mit voller Wucht an der nächstbesten Wand. Einen zweiten Husk, der ebenfalls an einen der Turianer hing, trat er weg und als der Husk ihn ansah schoss Ibro ihm mit dem letzten Schuss in seinem Magazin in den Kopf und lud nach. „Sie ... Sie haben uns ... da Leben gerettet.“, stotterte einer der Turianer. Ibro merkte schlagartig das der Turianer recht hatte. Er hatte soeben einem Alien das Leben gerettet. Mit einem Grauen durchfuhr es den Turianer, als er sah wie Ibro sich ihm zuwandte und seine Pistole auf ihn richtete und abdrückte. Der nachfolgende Schuss flog nur knapp am Kopf des Turianers vorbei und traf stattdessen einen Kannibalen hinter ihm, der soeben in einem Türrahmen hinter ihnen erschienen war. Ein zweiter Schuss erledigte ihn. Erschrocken drehte sich der Turianer um und erkannte schnell das der Schuss von vorneherein nicht ihm galt, dennoch saß der Schrecken tief. „Ein Wort darüber und die nächste Kugel ist für Sie bestimmt.“, ermahnte Ibro. Die Turianer nickten zögerlich. Dann verschwand Ibro durch die Tür durch die eben noch einer der Kannibale gekommen war und setzte seinen Weg in die oberen Stockwerke fort. Draußen gelang es den Turianern bereits einen der Rohlinge zu erledigen, der über die Mechs hergefallen war und zusammen mit den Husks, zwei der YMIR- und etliche Loki-Mechs zerstört hatte. Mit dem Dauerfeuer ihrer Massebeschleuniger hatten YMIRs schon reihenweise Husks erledigt und den arg Rohling in Mitleidenschaft gezogen, bis letzter durch dessen Raketen und das Eingreifen einer Mantis gänzlich ausgeschaltet wurde. Derweil konzentrierten Shepard, Liara und Garrus das Feuer inzwischen auf den Rohling, der als erstes einen der Panzer vernichtet hatte. Mindestens drei weitere Panzer waren den Reapern zum Opfer gefallen und gewöhnliches Gewehrfeuer schien den Rohlingen kaum etwas anhaben zu können. Dafür musste man erst die Panzerplatte durch anhaltenden und konzentrierten Beschuss „abtragen“, um den empfindlichen Körper dahinter freizulegen. Nachdem man so Schwachstellen geschaffen hatte griff Garrus zu seiner Krysae und jagt eines der Explosivprojektile zielsicher durch eines der Löcher in der Panzerung auf den Rücken. Das Geschoss drang ein, sprengte ein größeres Stück heraus und lies die Kreatur zusammenbrechen. „VOLLTREFFER!“, rief Shepard laut auf. Die Freude währte nur kurz, als der Rohling wieder aufstand und in ihre Richtung blickte. „Oh oh.“, murmelte Garrus, als der Rohling mit lautem Stampfen auf sie zu marschierte. Sofort hielten die drei mit allem was sie hatten drauf und versuchten vor allem den Kopf zu treffen, nur der Rohling schützte diesen mit seiner massiven, vergrößerten Pranke, die er wie einen Schild vor seinen Kopf hielt und sich als nahezu unzerstörbar erwies. Selbst die Krysea half hier kaum, während der Rohling immer näher kam. Kaum hatte er die Gruppe erreicht holte er mit seiner mächtigen Pranke aus und zerschmetterte die Deckung, die ihm den Weg versperrte. Shepard und den anderen gelang es nur mit knapper Not nach hinten auszuweichen. Bevor der Rohling ein zweiter Mal zuschlagen konnte wurde er von einem der hinteren Panzer ins Visier genommen und bekam durch dessen Massebeschleuniger ein Geschoss in die Seite. Der Rohling brach erneut zusammen, zuckte ein letztes Mal und bekam mit einen zweiten Geschoss auf Schulterhöhe den Todesstoß versetzt. Der letzte Rohling wurde von einen mutigen turianischen Soldaten aus nächster Nähe mit einer Sprengladung beworfen, die sogleich hochging und den Turianer mit sich nahm. Danach wurde der Rohling von allen Seiten mit Raketen beschossen und bekam von einer Mantis die einen erneuten Anflug machte den Gnadenstoß. Mit Ausschaltung dieser Bedrohung, sowie den letzten Husks, wandten sich die Turianer den Reaper-Schützen in den oberen Stockwerken zu und begannen diese systematisch auszulöschen. Raketen und Granaten der Soldaten, Panzer und Gunships beharkten jedes Fenster aus dem auf sie geschossen wurde und sprengten die verbliebenen Reaper-Kreaturen mit überwältigender Härte aus ihrer Deckung und ihren Vestecken. Nach wenigen Momenten war alles vorbei. Die Turianer sicherten die Stellung und begannen ihre Toten und Verletzten zu bergen. „Mein Gott. Was für ein Chaos.“, meinte Shepard. „Es hätte schlimmer sein können, Shepard. Das war nur ein Kampf mit mittlere Intensität.“, ergänzte Garrus. „Bei euch soweit alles in Ordnung?“ „Ja.“ „Bei mir auch.“, antwortete Liara. „Sieht es auf der Erde genauso aus? Oder auf Morjan Prime?“, fragte Garrus. „Ich fürchte ja, aber dort war ich nicht so stark in Kämpfe mit den Reapern verwickelt wie hier.“, erwiderte Shepard und sah sich um. „Diese Rohlinge ... die erinnern mich an Turianer.“ „Sind es auch teilweise. Der Rest des Körpers stammt von den Kroganern. Eine tödliche Mischung. Taktisches Verständnis eines Turianers gepaart mit der brutalen Gewalt eines Kroganers. Gerade im Häuserkampf sind sie eine ernste Bedrohung für jeden Soldaten und Panzer. Fragen Sie mich nicht wie die Reaper die biologischen Differenzen kompensieren, denn ich verstehe es selbst kaum.“ Die Turianer räumten ihre toten und verletzten Kameraden zur Seite, schoben zerstörte Fahrzeuge zu Seite, formierten sich neu und füllten ihre Bestände auf, während hinzugestoßene Jäger und Gunships über ihnen patrouillierten. Trotz des Chaos hatten die Turianer den Kopf behalten und waren nicht in Panik verfallen. Eine heillose Flucht hätte die Verluste nur noch weiter in die Höhe getrieben und sie hätten sich komplett zurück ziehen müssen. Dieser überraschende und heftige Angriff der Reaper änderte nichts an dem professionellen und disziplinierten Ruf der turianischen Truppenund bestätigte diesen sogar. Nur der Blutzoll war hoch. „Wie hoch sind unsere Verluste?“, wandte sich Garrus an einen recht jungen Offizier, der wohl nur aus Not und Personalmangel befördert wurde. „Bis jetzt weiß ich von 24 Toten. Das ist Viertel der Einheit. Dazu noch mindestens ein Dutzend Verletzte, wenn nicht sogar noch mehr.“, beklagte sich dieser wütend. „Sind wir noch operationsfähig?“ „Ja ... es regt mich einfach nur auf, obwohl es das nicht sollte. Damals hat man 20 bis 30 Prozent Ausfall noch als gravierende Niederlage gewertet und jetzt ... mit den Reapern ... da kann man erst von einer Niederlage sprechen wenn keiner mehr auf denen Beinen steht. Wir haben Verbände da draußen die können nur noch 10 Prozent ihrer Soll-Stärke aufweisen und müssen unentwegt weiter kämpfen ... ich will am liebsten auf ein Reaper-Wrack pissen ... tut mir leid, das war unprofessionell, ich habe mich zu sehr gehen lassen ... Einsatzfähig sind wir noch ... Ich lasse die Einheit nur wieder neu formieren. Sogar Leichtverletzte werden weiterkämpfen.“ Garrus bestätigte das mit einem Nicken. „Wo steckt eigentlich der Morjaner?“, wandte sich der Offizier an Shepard. Sichtlich überrascht sah sich Shepard um. Die Frage war sehr wohl berechtigt. Wo steckte der bloß? „Ich habe nicht die geringste Ahnung.“, sagte Shepard unruhig. „Dann lassen wir es besser. Ist gut, wenn er tot und uns nicht auf die Nerven geht.“ „Leider brauchen wir ihn. Er ist für diesen Krieg wichtiger als man glaub.“ „Ach ... na gut ... Hat einer von euch den Morjaner gesehen?“, rief der Offizier. Etliche Turianer sahen sich nur fragend an bis man einen bemerkte der nach ihnen winkte und „Hier!“ rief. Sofort lief die Gruppe um Shepard diesem entgegen. Kaum erreichten sie ihn kam ihnen bereits Ibro aus der zerstörten Gebäudefront entgegen und hielt zu ihrem Entsetzten einee Kreatur vor sich fest, der durch Reaper-Technologie schrecklichst entstellt wurde. Es stand ohne Zweifel fest das dieses Ding einst mal ein Turianer war. Die Kreatur versuchte sich vergebens aus dem stahlharten Griff des Morjaners zu befreien, welcher diese mit einem Tritt ins Kniegelenk auf die Knie zwang. Ibro selbst sah recht mitgenommen aus. Er hatte eine Vielzahl kleinerer, blutende Schnitte an Händen und im Gesicht. „Was ist das für ein Ding?“, fragte Ibro. „Ein Marodeur.“, erklärte Garrus. „Sowas wie Infanterieoffiziere unter den Reapern. Wir haben beobachte wie sie Husks und Kannibalen durch eine Art Energiefeld zusätzliche Panzerung geben. Deshalb haben wir die Anweisung zuerst immer die Marodeure auszuschalten, wenn wir sie entdecken.“ „Was haben Sie mit diesem Ding vor?“, fragte einer der Turianer, für den es so aussah als hätte Ibro einen Gefangenen genommen, was durchaus der Wahrheit entsprach. „Nützt Ihnen ein gefangene Marodeur etwas ... für Verhöre, Experiemte, oder sonst was?“, erwiderte Ibro. „Nein.“, lautete Garrus eindeutige Antwort. Auf die Antwort hin drückte Ibro dem Marodeur seine Pistole an den Hinterkopf und exekutierte ihn. Der Marodeur fiel vorwärts zu Boden und blieb regungslos liegen. Ibro schoss ihm zwei weitere Mal in den Kopf, die diesen zerplatzen ließen – nur um sicher zu gehen. Eine leichte Aufgabe für ihn, denn immerhin war sowas sein Hauptaufgabengebiet. Zuguterletzt wischte er mit der Hand sein Blut vom Gesicht und leckte dieses von seinen Fingern. „Brauchen Sie vielleicht ... einen Arzt?“, fragte Garrus. „Als ob mir ein turianischer Arzt helfen könnte. Das einzigste was ich vielleicht gebrauchen kann wären Plaster. Notfalls geht auch Klebeband. Es reicht wenn ich zu große Verletzungen damit abdecke. Ansonsten sollten Sie sich um Ihre eigenen Probleme kümmern. Davon haben Sie ja genug.“, gab Ibro zurück, als er sich hinsetzte. Binnen der nächsten Minuten formierten sich die Turianer neu, füllten ihre Bestände an Ausrüstung auf, allem voran Thermomagazine, Raketen und Handgranaten und erhielten Unterstützung von zwei weiteren Mantis, die über ihnen zwischen den Gebäuden in Warteposition gingen, sowie von zusätzlichen Soldaten, die mit kleineren Landungsbooten bei ihnen abgesetzt wurden. „Sie sehen ja mehr als nur mitgenommen aus. Hat Ihnen ein Husk den Hintern versohlt?“, fragte Garrus Ibro mit einem hämischen und musste wie die anderen Turianer lachen. Die Tatsache das die morjanischen Universalübersetzter das wörtlich übersetzten verschweig Shepard. Er verkniff sich ein Lachen und beobachtete stattdessen was sich daraus entwickeln konnte, um notfalls sogar einzuschreiten. „Nein, nein ... das war einer Ihrer Panzer ... glaub ich zumindest.“, gab Ibro zurück. „Wie kann man das verstehen?“, fragte einer der Turianer. „Ich bin in den zweiten Stock eines Gebäudes gelaufen um den Schützen der Reaper in die Flanke zu fallen ... Kaum oben angekommen zerreißt eine Hochexplosivgeschoss die Etage ... ich glaube es war vielleicht sogar eine Rakete ... hat mich für einen Moment wie betäubt.“ „Na da hat Ihr Schild aber gut gehalten.“, meinte Garrus. „Er hat keine Schild.“, warf Shepard ein. „WAS?! Kein Schild?! Aber ... sind Sie wahnsinnig?! Wie konnten Sie soetwas überhaupt überleben?!“ „Naja ... ein, oder zwei Wände waren dazwischen, aber wie man sieht hat es mich trotzdem in Mitleidenschaft gezogen. Der eine Marodeur hatte genauso viel Glück. Abgesehen davon das ich danach leicht überwältigen konnte.“ Das da die Turianer mehr als nur überrascht drein blickten war eine simple Untertreibung. „Ich muss zugeben das es ein Fehler war keine adequate Ausrüstung zu verwenden ... und eine Alienwelt zu betreten. Ein weiteres Mal wir mir das nicht passieren, dann es war das erste und letzte Mal das ich mit Ihnen auf einen Einsatz gegangen bin.“, erklärte Ibro. „Soll mir recht sein.“, gab Shepard mit einem Schulterzucken zurück und unterdrückte seine offensichtliche Freude darüber so gut es ging. „Alle bereit machen! Es geht weiter!“, rief einer der turianischen Offiziere, als die letzten Verstärkungen, zusammen mit einem kleineren Panzer eintrafen. Damit setzte sich die angeschlagene Kolonne mit größtmöglicher Vorsicht langsam in Bewegung. „Shepard, warum haben Sie den Morjaner überhaupt mitgenommen?“, flüsterte Garrus leise. „Weil ich zu einem ein vollständiges Team brauchte und ein Supersoldat eine ideale Bereicherung ist. Ich wusste ja nicht das ich Sie hier vor Ort treffen würde ... zugegeben ... ich dachte er lehnt ab, als man ihn fragte ... eigentlich wollte ich ihn selbst nicht mit dabei haben nur ich habe mich ehrlich gesagt nicht getraut ihm das zu verweigern.“ „Supersoldat?“ „Nein ... verdammt ... behalten Sie das bloß für sich. Ich erkläre es Ihnen später.“ „Wenn Sie solche Probleme mit ihm habe, wieso folgt er Ihnen dann überhaupt?“ „Weil er für die Koordination der morjanischen Unterstützung in diesem Krieg zuständig ist und da die Normandy zum mobilen Befehlszentrum modifiziert wurde ist das der perfekte Platz für ihn.“ „Wäre es dann nicht besser, wenn er auf der Normandy geblieben wäre. Unabhängig der Tatsache das Sie ein vollständiges Team brauchen. Es wundert mich das er uns überhaupt folgt. Was ist wenn er stirbt?“ „Fragen Sie mich was leichteres.“ „Fragen Sie ihn doch.“, meinte Liara. „Das mache ich wenn ich lebensmüde bin.“, gab Garrus zurück. „Es ist nur eine einfache Frage. Damit sollte es keine Probleme geben ... dann stell ich sie eben.“ „Bloß nicht ...“, warf Shepard ein, doch dafür war es schon zu spät. „Ibro, wer übernimmt eigentlich Ihre Funktion in dem Fall das sie hier auf Palaven sterben?“ „Keine Ahnung. Darüber müssen Sie mit Sirius reden. Vielleicht würde er ja für Ersatz sorgen.“, antwortete Ibro nach kurzer Bedenkzeit. „Aber ... haben Sie kein Problem damit zu sterben ... die Voraussetzungen für einen schnellen Tod erfüllen Sie ja.“, sagte Garrus. „Soll mir Recht sein.“, gab Ibro grinsend mit einem Schulterzucken und zurück machte, im Gegensatz zu Shepard, keine Anstalten seine offensichtliche Freude zu verbergen. Eine lautstarke Explosion direkt in ihrer Nähe unterband jede weitere Unterhaltung. Eine der Mantis stürzte ganz knapp vor dem Konvoi brennend zu Boden und entfachte bei ihrem Aufprall einen Feuerball. Der Pilot dahinter riss sofort seine Maschine hoch und wurde dabei von rötlich-leuchten Kugeln förmlich in Stücke gerissen, die auch diese Mantis abstürzen ließen. Mit einem schrillen Kreischen hatte sich eine geflügelte Kreatur im Sturzflug auf ihre Beute herab gestürzt und mit den Zwillingskanonen in ihrem Maul zwei der vier Mantis schlagartig vernichtet. Shepard, der sich wie viele andere bei ertönen der Explosion zu Boden geworfen hatte, brauchte nicht lange um zu erkennen das es sich hierbei um eine Heuschrecke handelte, die von den Reaper modifiziert, wie er sie schon auf der Erde gesehen hatte. Bevor auch nur irgendeiner das Feuer eröffnen konnte drehte die Heuschrecke ab und flog durch eine der Gebäudeschluchten davon. Der verbliebenen zwei Mantis und ein paar Jäger nahmen augenblicklich die Verfolgung auf. „Verdammt! Ich dachte der Luftraum wäre sicher!“, fluchte Shepard. „Ich glaub eher das unsere Luftüberlegenheit auf sehr wackeligen Beinen steht.“, erwiderte Garrus. Shepard sah wie einer der Offiziere hektisch zu seinem Funkgerät griff und versuchte die Luftunterstützung zurückzurufen. Bevor er dazu kam mussten die Soldaten am Boden mit Schrecken feststellen, dass drei Oculi über sie hinweg flogen und sich an die turianischen Jäger hängten. Der Offizier versuchte die Lufteinheiten zu warnen, während ein anderer versuchte über General Victus weitere Jäger anzufordern. Das nächste was man hörte waren die Flüche der Offiziere und die panischen Schreie der Piloten, die merkten das sie in eine Falle getappt waren. Unfähig dagegen etwas zu unternehmen und mit dem Auftrag im Hinterkopf setzte die Kolonne ihren Weg verbittert fort und es dauerte nur den Bruchteil eines Augenblickes bis sie selbst angegriffen wurden. Als erstes explodierte der letzte der YMIR-Mechs, der von einer Salve aus drei rötlichen Geschossen in Stücke gerissen wurde. Dem folgte kurzerhand der erste der Kampfpanzer an der Spitze der Kolonne auf genau die selbe Art und Weise. Seine Explosion riss mehrere Turianer drum herum mit sich in den Tod. Ein Stück weit die Straße runter, hinter einer provisorischen Barrikade aus Schutt und Geröll, das von den Gebäuden gestürzt war, feuerten zwei größere Reaper-Kreaturen ihre Kanonen ab und wurde dabei zu allem Übel von einer erheblichen Anzahl Marodeure und Kannibalen unterstützt. Die Turianer bezogen hastig Stellung und versuchten die Reaper mit Sperrfeuer nieder zu halten, was sich als problematisch erwies, da diese das ebenfalls versuchten. Ein zweiter Panzer fuhr neben das Wrack des ersten und nahm die Barrikade unter Beschuss und geriet damit ins Visier der Reaper. Eine der Geschützkreaturen gab erneut eine Dreiersalve ab, die, trotz dem Versuch des Fahrers zurückzusetzen, den Panzer trafen und schwer beschädigten. Die ersten beiden Schüsse schalteten den kinetischen Schild aus und der dritte Schuss sprengte ein Loch in die Front, welches den Fahrer tötete. „Was sind das für Dinger?!“, fragte Shepard, nachdem sie zusammen mit den Turianern auf der rechten Straßenseite in Deckung gerannt waren und von dort die Reaper beschossen. „Verwüster! Panzerabwehreinheiten und Kurzstreckenartillerie – schwere Feuerunterstützung. Richtig miese Dinger. Die haben uns vom ersten Tag an Sorgen bereitet.“, erklärte Garrus und wandte sich zu einem der Offiziere. „Wir brauchen hier dringends Artillerie, oder Luftunterstützung!“ „Steht nicht zur Verfügung! Die wird bereits von anderen Einheiten beansprucht! Die Reaper machen wieder Druck! Ein paar Mörser werden uns gleich unterstützen!“, erwiderte dieser. „Das wird nicht reichen!“ „Alle bereit machen für Feuerkonzentration!“, wies ein anderer Offizier seine Soldaten an und diesegingen in Position. „Auf mein Zeichen. Drei, zwei, eins, LOS!!!“ Auf das Kommando hin kamen die Soldaten auf der rechten Straßenseite gleichzeitig aus ihrer Deckung hervor und legten gemeinsam gezielt ein verheerendes Sperrfeuer auf die Position der Reaper. Raketen- und Scharfschützen zielten auf die Verwüster, während das Sperrfeuer die Gegenwehr der Marodeure und Kannibalen gänzlich unterband. Einige der Schützen konnten ausgeschaltet werden, sogar Ibro erledigte mit seiner Valiant einen Marodeur und einen Kannibalen mit Kopfschüssen. Trotz diese Feuerkraft überlebten die Verwüster und zogen sich hinter die schützende Barrikade zurück. Selbst das einsetzende Mörserfeuer erwies sich als wenig hilfreich, da es äußerst unpräzise war, weil sie sich erst einschießen mussten. Sogar Panzer waren in den engen Straßen wenig hilfreich, selbst als Unterstützung und durch die Wracks die die Straße blockierten war deren Einsatzmöglichkeit umso stärker eingeschränkt. So lag es an der Infanterie die Entscheidung zu bringen. Zwei volle Infanteriezüge hasteten, gedeckt durch das Sperrfeuer, vor zu den Wracks und gingen dort in Deckung, von wo aus sie die Barrikade ebenfalls unter Feuer nahmen. Ihr Ziel war es möglichst nahe heranzukommen, um die Stellung mit Handgranaten auszuräuchern, bevor sie zum Sturmangriff blassen würden. Da die Granateinschläge der Mörser derweil entweder zu weit entfernt, oder in den umliegenden Gebäuden landeten und um den möglichen Eigenbeschuss zu vermeiden stellten die Mörser das Feuer ein. Im Umkehrschluss merkten das auch die Reaper, die augenblicklich hinter der Barrikade zum Vorschein kamen und aus der Deckung heraus den Beschuss erwiderten. Die Turianer versuchten das Feuer zu intensivieren, was dieses Mal vorläufig wirkungslos blieb. Die Marodeure schützten sich mit kinetischen Schilde und die Kannibalen mit zusätzlichen Panzerplatten, die sie während der Zwangspause von den Marodeuren erhalten hatten. Zu allem Übefluss kamen dazu die Verwüster hinter der Barrikade zum Vorschein und dieses Mal waren es sogar drei. Diese Gruppe nahm nun die turianische Infanterie vor ihnen auseinander. Die Verwüster sprengten die Turianern mit ihren Doppelgeschützen hinter ihren Deckungen hervor, Marodeure warfen ebenfalls Handgranaten und Kannibalen schossen raketenähnliche Geschosse aus ihren Armkanonen. Sogar verletzte und sich zurückziehende Turianer hatten keine Chance. Dann konzentrierten die Reaper das Feuer auf die Truppen auf beiden Straßenseiten. Vor allem die Verwüster drängte einzelne Einheiten schnell zurück. „So kommen wir nicht weiter! Was ist mit Feuerunterstützung?!“, wollte Garrus von einem der Offiziere wissen. „Negativ. Aktivitäten von Reaper-Lufteinheiten nimmt wieder zu!“, war die Antwort. „Verdammt!“, fluchte Garrus, während um sie herum das lautstarke Donnern des Krieges ertönte. Zwei einzelne Explosionen schnell hintereinander überhörte man da leicht. „Verwüster ausgeschaltet. Zwei Raketentreffer.“, vermeldete plötzlich Ibro zu ihrer Überraschung, der hinter einer Säule Deckung gesucht hatte. „Was sagen Sie da?“, fragte Shepard und die Turianer hörten mit. „Zwei Raketen wurden aus einem der Gebäude abgefeuert. Sie haben die Reaper getroffen und alle drei Verwüster ausgeschaltet. Keiner von ihnen feuert mehr.“ „Aus welchem Gebäude?“, fragte Garrus und blickte wie so mancher auch aus der Deckung hervor. Die Antwort kam von selbst, als man sah wie aus den oberen Etagen eines Gebäudes Gewehrschüsse auf die Reaper auf der Straße darunter abgegeben wurde. Die Reaper erwiderten dies. Die Turianer erkannten sofort das den Reapern eine befreundete Einheit in den Rücken gefallen sein musste und ihnen damit eine einmalige Chance bot. „VORWÄRTS!!! ZUM ANGRIFF!!! FÜR DIE HIERACHIE!!!“, schrie einer der Offiziere und die Turianer starteten einen Frontalangriff. Fast 50 Soldaten stürmten auf die Barrikade zu, warfen ihre Handgranaten, erklommen diese und schossen auf ihrer Spitze die Reaper dahinter zusammen. Was im ersten Moment chaotisch aussah entpuppte sich im letzten Moment als ein hervorragend eintrainiertes Manöver, vor allem als die Turianer allesamt gleichzeitig auf der Barrikade standen, sofort eine Feuerlinie bildeten und ihren Gegner auslöschten. Nach nur wenigen Augenblicke war alles vorbei und die Reaper vernichtet. Shepard, Liara und Garrus hatten sich knapp hinter den Turianern gehalten. Ibro bildete von all dem das Schlusslicht. Keiner von ihnen konnte einen Schuss abgeben. Nach diesem Kampf sicherten die Turianer wieder vorschriftsmäßig die Umgebung nach allen Richtungen hin ab. Shepard nahm sich die Zeit und sah sich einen dieser Verwüster aus der Nähe an. „Der Gestank ist ja bestialisch.“, kommentierte dieser. „Ja. Gehen Sie nicht zu nahe heran. Die Körpersäfte sind wie Säure. Wenigstens verfliegt das.“, sagte Garrus über die grünlichen Flüssigkeiten, die aus den toten Körpern der Verwüster flossen. „Die sehen irgendwie aus ... wie Rachni.“, meinte Liara. „Das liegt daran das es Rachni sind.“, bestätigte Garrus, sehr zu Shepards und Liaras Entsetzen. „Ich dachte die sind längst ausgestorben.“, meinte ein anderer Turianer daneben. „Ich hörte mal vor Jahren von Rachni auf Noveria. Eine Neutronenreinigung soll denen den Gar ausgemacht haben.“, meinte ein anderer. „Scheinbar nicht allen.“, sagte Shepard dazu und wandte sich ab, genau wie der Rest seiner Gruppe. „Leute, ich glaube ich haben einen Fehler gemacht.“, flüsterte er leise. Shepard erinnerte sich noch ganz genau an den Einsatz auf Noveria, wo er entscheiden musste, ob er die Rachni-Königin tötet, oder ob er ihr das Leben schenkt. Letztendlich entschied er sich für letzteres. Ein Fehler, wie er jetzt feststellen musste. „Dafür können Sie nichts. Niemand konnte ahnen das sowas passieren würde.“, meinte Liara, die Shepard einst in seiner Entscheidung unterstützt hatte. „Ich sage es nur ungern ... wenn sie sich erinnern ... ich hatte Sie einst genau davor gewarnt. Das sich die Geschichte wiederholen könnte ... das die Rachni wieder zu einer Bedrohung werden. Sie hätten die Königin vielleicht doch töten sollen.“, sagte Garrus. „Sie verstehen es wirklich einen aufzubauen.“, gab Shepard zurück. „Er hat Recht. Sie hätten sie töten sollen.“, mischte sich Ibro ein. „Fangen Sie nicht auch noch damit an.“, erwiderte Shepard, dessen Augen sich weiteten, als er merkte das der Morjaner mitgehört hatte. „Jetzt dürfen andere Ihre Fehler beseitigen. Aber keine Sorge. Der Morjanische Verbund ist jederzeit bereit andere Spezies auszulöschen. Wenn Sie einen Exodus benötigen, dann sagen Sie es.“ „Exodus?“, wiederholte Garrus, der nicht so richtig verstanden hatte was Ibro da soeben gesagt hatte. „Alle beide Sendepause. Ich erkläre ihnen alles später auf der Normandy alles ganz genau.“, stellte Shepard fest. Es kam ihnen gerade recht das sie sahen wie aus einem der Gebäude die zweite Gruppe Turianer kam, die den Verwüstern mit Raketen die Hölle heiß gemacht hatte. Garrus, sowie die anderen, liefen ihnen sofort entgegen und versammelten sich um ihre „Retter“. „Welcher Einheit gehören Sie an.“, fragte einer der Offiziere. „Captain Sagran von der 48.Tensin-Luftlandelegion.“, entgegnete einer von ihnen, der aufgrund seiner Abzeichen garantiert als einzigster dieser Einheit angehörte, während der Rest reguläre Soldaten, Miliz, oder bewaffnete Zivilisten war. „Ihre Abteilung wurde doch zuvor zur Sicherung des Gebiets eingesetzt um Primarch Fedorian zu evakuieren. Wo ist Ihr Vorgesetzter?“ „Tot, wie so viele andere auch. Von meinem Zug bin ich der einzigste Überlebende.“ „Was ist mit Ihrem Auftrag? Der Kontakt mit Ihrer Einheit war vollständig abgerissen.“ „Als wir eintrafen und die Absturzstelle sichern wollten wurden wir sofort von den Reapern angegriffen. Wir verloren allein die Hälfte unserer Truppen noch bevor sie einen Fuss auf den Boden setzten konnten. Wir haben all unsere schweren Waffen verloren und wurden fast völlig zerschlagen, aber den Reapern haben wir es trotzdem richtig hart gegeben ...“ „Ich fragte Sie was mit Ihrem Auftrag ist. Wie ist der Status von Primarch Fedorian? Lebt er überhaupt noch?“ „Ich habe ihn nicht persönlich gesehen, aber nach der letzten Meldung scheint er tatsächlich noch zu leben, nur die ist schon über eine Stunde alt. Dazwischen hatten wir mehrere kleine Übergriffe der Reaper. „Endlich mal gute Nachrichten.“, dachte Shepard. Zwar waren sie nicht optimal, aber jedenfalls besser als das was man bis jetzt wusste, oder besser gesagt, was man bis jetzt nicht wusste. Nur in einer Stunden kann verdammt viel passieren. Trotzdem atmeten die Turianer erleichtert auf. „Wo genau befindet sich Fedorian?“, fragte Garrus. „Versteckt sich irgendwo in der Nähe mit seiner Leibgarde. Nach unseren letzten Funkspruch nach draußen habe ich eine Funkstille verordnet, weil es stellenweise so aussah, als ob die Reaper gezielt nach Fedorian suchen würden ...“ „Brechen Sie die Funkstille. Wenn Fedorian noch lebt, dann holen wir ihn jetzt raus. Ein Evakuierungsshuttle steht bereit.“, unterbrach Garrus, was die anderen Offiziere bestätigten „Auf Ihre Verantwortung.“, erwiderte der Sagran. „Achtung an alle Einheiten der 48.Tensin. Evakuierung für Zielobjekt Alpha an der Trition-Kreuzung. Codename Dämmerung. Kommen.“ Es dauerte einige quällende lange Sekunden bis eine Antwort kam. „Verstanden. Alpha ist unterwegs. Kommen von Block 3.“, lautete dann die Antwort. „Wo liegt Block 3?“, fragte Garrus. „Das ist das Bürogebäude hier. Block 3 ist auf der anderen Straßenseite. Wir stehen vor Block 1. Folgen sie mir. Wir gehen ihnen entgegen. Es ist immer noch möglich das man stellenweise auf ein paar versprengte Reaper trifft, allem voran Husks. Wir hatten einfach nicht mehr genug Leute um das ganze Gelände zu sichern.“ Unter der Führung dieses einen Turianers marschierte ein gut ausgerüsteter Trupp der 26.Armiger-Legion vorsichtig durch das gläserne Bürogebäude. Voraus gingen Turianer mit Schrotflinten und dahinter hielten sich jene mit den Sturmgewehren. Shepard und Co. bildeten das Schlusslicht und konnten hören wie bereits Schüsse vielen. Die ersten waren nur gedämpft wahrzunehmen und stammten entweder von Fedorians Leibgarde, oder anderen verschanzten Turianern. Die nächsten stammten von ihrem Trupp. Auf ihrem Weg trafen die Soldaten gelegentlich auf einzelne Husks und erledigten diese mit ihren Schrotflinten fachgerechte. Brenzlige Situationen entwickelten sich keine mehr, aber die Turianer waren jederzeit bereit sollten die Reaper wieder etwas versuchen. Der Bürokomplex war ein quadratischer Bau mit einem freien Bereich in der Mitte an dessen Stelle ein kleiner Park angelegt war. Da zu viele Gänge, Wege, und Stockwerke in Folge vorausgegangener Gefechte beschädigt, teilweise zerstört und versperrt wurden, war es auf die Schnelle unmöglich diesen Park zu umgehen, obwohl das offene Gelände die Gefahr eines Hinterhaltes bot. Die Männer und Frauen der 26.Armiger-Legion waren am Rande zum Park im ersten Block in Stellung gegangen und standen bereit jegliches plötzliches Auftauchen eines Gegners zu unterbinden. Sie sahen wie aus dem Dritten Block, der diagonal auf der anderen Seite lag, ein bewaffneter Turianer kam und ohne Zwischenfall zu ihnen hinüber lief. Erst als er sich vergewissert hatte das es sich nicht um irgendeine Art von Falle handelte gab er über sein Funkgerät Entwarnung und man sah wie aus dem selben Gebäudeteil vier gut gepanzerte und bewaffnete Turianer kamen, die einen weiteren eskortierten. „Wir haben mehr Glück als Verstand.“, kommentierte Liara nebenbei. „Es ist fast schon ein Wunder das er solange überleben konnte. Erst von den Reapern abgeschossen, dann gejagt ... Wie wären wir verfahren, wenn Fedorian tot wäre? Wer wäre der Ersatz, oder gibt es sowas wie einen Vizeprimarch?“, fragte Shepard. „Eine Vizeprimarch gibt es nicht. In dem Fall müssten wir uns an das Oberkommando wenden und die würden uns einen Nachfolger nennen, der in der Rangfolge der nächsthöhere Befehlshaber ist.“ „Na da könne wir froh sein das der lebt. Ich hätte keine Lust mich länger als nötig auf diesem verdammten Planeten aufzuhalten. Andererseits ... wäre er tot, dann hätten wir nur dessen Nachfolger einladen müssen und uns all das hier ersparen können. Vorausgesetzt wir hätten es von Anfang an gewusst. Hätte einiges leichter gemacht.“, meinte Ibro. „Sprechen Sie eigentlich alles aus was Sie denken?“, fargte Garrus. „Natürlich nicht.“ Shepard und Liara konnten dabei nur schmunzeln. Die Stimmung sank, als plötzlich Schüsse fielen. Fedorians Eskorte schoss in Fenster und Gänge und wurde wie aus dem Nichts von Husks überfallen. „VERDAMMT!“, fluchte Shepard, denn er war durch den Schutt nicht in der Lage ein freies Schussfeld zu bekommen. „SCHÜTZEN!!! ZWEI UHR!!!“, rief einer der Turianer und die Scharfschützen begannen auftauchende Marodeure und Kannibalen auf der gegenüberliegenden Seite auszuschalten. „ALLE MIR NACH!!!“, rief einer der Turianer euphorisch. Bevor er jedoch nach draußen hasten konnte stieß Ibro ihn weg, weil er ihm im Weg stand. Shepard wollte seinen Augen nicht trauen, als er sah wie Ibro unter seinem Mantel ein kurzes Schwert hervor zog, ähnlich dem römischen Gladius, und damit nach draußen Richtung Fedorian stürmte. „Das wird böse enden. Richtig böse.“, murmelte Liara. „Hat der völlig den Verstand verloren?! Der bringt sich noch selbst um!“, rief Garrus, nur Shepard und Liara schienen wohl zu ahnen worauf das hinaus lief. Ohne auf seine eigene Sicherheit, oder sein Wohlergehen zu achten rannte Ibro quer über den Park. Dabei geriet er verständlicherweise in das Visier einiger Reaper-Schützen, die zu seinem Glück hastig von den turianischen Scharfschützen ausgeschaltet werden konnten. Zwar wurden ein paar Schüsse auf ihn abgegeben, nur die verfehlten ihn allesamt, oder trafen die Reste von Bäumen und Statuen, die er passierte Ohne Probleme erreichte er die überfallene Gruppe. Sein allererstes Ziel stellte jener Husk dar, der sich auf einen Turianer in einem adretten Gewand gestürzt und diesen zu Boden geworfen hatte. Für Fedorian stellte dies den Tiefpunkt seiner Karriere und seines Lebens dar. Nicht mal die Niederlage im Relay-314-Zwischenfall war damit vergleichbar. Als Taetrus fiel wandte er sich in einer Ansprache an das Volk, sprach ihnen Mut zu und rief sie zum Widerstand auf. Kurz darauf musste er Hals über Kopf evakuierte werden, weil die Reaper schneller als gedacht Palaven erreichten. Die Flotte konnte sie eine Zeit lang am Massenportal aufhalten, nur als die Verluste zu hoch wurden musste sie sich zurück ziehen und die Reaper hatten freie Bahn. Sie sprangen direkt in Palavens Orbit und führten vernichtende Orbitalangriffe gegen turianische Städte durch. Gleichzeitig landeten sie in Massen mit ihren Truppen und Schiffen auf der Planetenoberfläche. Genau in diesem Moment, kaum nachdem das Evakuierungsshuttle gestartet war, wurden sie von den Reaper abgeschossen. Der Großteil der Passagiere starb dabei, darunter sein gesamter Beraterstab, mit denen er sogar befreundet war. Er selbst überlebte den Absturz wie durch ein Wunder, zusammen mit gerade mal einem Zug seiner Leibgarde. Zusammen mit etliche bewaffneten Zivilisten, Sicherheitskräften und regulären Soldaten verschanzten sie sich nahe der Absturzstelle und wartete auf ein Rettungsteam. Die rasant anstiegenden Reaper-Aktivitäten machten dem jedoch ein Strich durch die Rechnung. Die zu ihrer Hilfe eintreffende Luftlandeeinheit geriet in einen Hinterhalt. Viele Transporter wurden bereits in der Luft abgeschossen und die verbliebenen Truppen waren kaum in der Lage sich gegen diese Übermacht selbst zu verteidigen. Nur wenigen gelang es zu ihnen vorzustoßen. Obwohl es aussichtslos erschien auf einen erneuten Rettungsversuch zu hoffen warteten sie ab und leisteten den Reaper soviel Widerstand wie nur möglich. Viele kämpften bis zur Erschöpfung, opferten sich, gaben alles, nur um Fedorian zu schützen. Sogar er selbst kämpfte. Als alles verloren schien gelang es einer weiteren Einheit zu ihnen vorzustoßen und jetzt... Jetzt lag Fedorian mit dem Rücken auf dem Boden und über ihm hing ein geifernder Hush, der ihn bedrängte und den er sich nur mit Mühe vom Leib halten konnte. So würde es also mit ihm enden – hier im Dreck. Kurz bevor ihn seine Kräfte endgültig verließen und er davor stand aufzugeben spürte er wie der Griff des Husk nachließ und die Kreatur auf sah. Fedorian wusste nicht woran es lag, aber es wirkte so, als ob der Husk für einen kurzen Moment überrascht drein blickte. Bevor er selbst danach sehen konnte traf ein Objekt Husk und lies dessen Kopf bersten. Ibro rannte direkt auf einen ganz spezifischen Husk zu, stoppte abrupt vor diesem und holte mit seinem rechten Fuss aus. Er sah wie der Husk, der den Turianer zu Boden gerissen hatte, zu ihm hoch sah und vergeblich versuchte die veränderte Situation zu analysieren. Ibro trat zu. Wie einen Football traf er den Kopf des Husk. Dieser wurde regelrecht in Stück gerissen, zersprang in einem lauten Knall und die Einzelteile verteilten sich über die nähere Umgebung. Die anderen Husks wandten sich der neuen Bedrohung zu und verweilten für einen Moment an Ort und Stelle. Fedorian, der kaum verstehen konnte was da eben passiert war, sah eine Chance zu entkommen und nutzte sie. Er schob den kopflosen Körper des Husk von sich und versuchte wegzukrabbeln. Ein anderer Husk versuchte sich erneut auf ihn zu stürzen und wurde mit einem schnellen Hieb von Ibro und seinen Kurzschwert enthauptet. Damit machte er sich zum Ziel aller Husk, die ihn als größte Bedrohung erkannten und Ibro zeigte ihnen wie recht sie damit hatten. Die ersten Husk die ihm zu nahe kamen spaltete er mit schnellen Schlägen den Schädel. Danach versuchten die Husks ihn von mehreren Seiten gleichzeitig anzugreifen, was Ibro kalt lies, Dem ersten rammte er das Schwert in den Unterkörper, zog es senkrecht hoch und zerteilte den Husk dabei beinahe schon in zwei Teile. Dann rammte er das Schwert einem andere Husk in den Hals, wo er es stecken lies. Dem nächsten Husk rammte er ein zweites, kleines Kampfmesser von unten durch den Kiefer in den Kopf. Als zwei Husk ihm auf den Rücken sprangen und versuchten ihn so niederzureißen. Bei dem Versuch blieb es. Ibro packte einen Husk am Arm und riss ihn von sich runter zu Boden. Dem zweiten Husk erging es genauso, nur als dieser sich nicht zu Boden werfen lassen wollte, stemmte ihm Ibro seinen Fuss in die Hüfte und riss erst den Arm aus und dann den Kopf. Dem zuvor noch zu Boden geworfenen Husk zertrat er die Brust. Und von da an begann das richtige Gemetzel. Mit bloßen Händen schnappte sich Ibro den nächsten Husk, warf ihn zu Boden und zerschmetterte dessen Kopf mit mehreren gezielten Schlägen, die ihn wie eine faule Frucht zerplatzen ließen. Die Husks stürmten weiter an und machten sich damit nur zu weiteren Zielen. Sie waren kaum mehr als das Fleisch für den Fleischwolf. Ibro war inzwischen vollkommen in Raserie verfallen. Er handelte nur noch nach Instinkt, regierte nur noch auf Bewegungen und Geräusche in seiner Umgebung. Er hatte völlig den Verstand verloren. Einem Husk rammte Ibro die Faust durch den Magen und riss einen Teil der Wirbelsäule heraus, die er dem nächsttbesten Husk durch ein Auge in den Kopf rammte. Er zertrat Schädel, brach mit bloßen Händen Körper auf und zerfetzte diese regelrecht. Er war wortwörtlich dabei seinen Gegner in Stücke zu reißen. Fedorian und der letzte Rest seiner Garde, nur ein einziger Turianer davon war übrig geblieben, ergriffen die Flucht und rannten jenen turianischen Truppen entgegen die ebenfalls aus ihrer Deckung gekommen waren. Ein paar Husk versuchten sie zu verfolgen und wurden sofort von den Scharfschützen ausgeschaltet, als sich die Gelegenheit bot. Als das erledigt war und Fedorian endlich in Sicherheit war wandte man sich den Ibro und den Husks zu, oder zumindest dem was von ihnen übrig geblieben war. Es wäre falsch zu behaupten die Turianer wären beeindruckt gewesen. Stattdessen waren sie schockiert und verängstigt – gelinde gesagt. Etwas derartiges hatten sie noch nie zuvor gesehen. Shepard, Garrus und Liara wirkten da weitaus gelassener. Sie hatten bereits erlebt zu was die Morjaner auch im Nahkampf fähig waren unabhängig davon wer ihr Gegner war – sei es nun ein Kroganer, oder Cerberus. In diesem ungleichen Kampf hatten die Reaper von Anfang an keine Chance. Am Ende blieben nur vier Husk übrig, die für niemanden mehr eine Bedrohung darstellten. Ibro brach dem ersten mit mehreren Schlägen die Brust auf, dem zweiten schraubte er wortwörtlich den Kopf ab, dem dritten zertrümmerte er mit einem einzigen Schlag dem Hals und dem vierten zerquetschte er den Kopf, als er bei Hände an dessen Schläfen legte und wie eine Hydraulikpresse zudrückte. Damit endete es. Die Turianer sahen sich in Folge dieses Erlebnisses bedrückt an, während sich die Gruppe um Shepard dem schwer atmenden Morjaner näherte. „Hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen ... ich würde es selbst nicht glauben. Erinnern Sie mich daran, das ich mich mit Ihnen niemals anlege.“, sagte Garrus scherzhaft. Ibro reagierte darauf nicht. Erst als sie näher kamen sah er sie an. Der Blick lies ihnen das Blut in den Adern gefrieren. Sie sahen nur Verachtung, grenzenlosen Hass, absoluten Fanatismus und Mordlust in seiner reinsten Form. Auf Argos 3 hatten sie diesen Blick zum ersten Mal gesehen. Ibro war vollkommen in einen Blutrausch verfallen den er, wie so viele andere Morjaner auch, nicht kontrollieren konnte. Da war es kein Wunder das die Husk hoffnungslos unterlegen waren, zumal keine Schusswaffen in diesem Gefecht zum Einsatz kamen. Verstand und Intelligenz hatten sich abgeschaltet und nur noch niederste Instinkte bestimmten sein Handeln. „Oh fuck.“, murmelte Shepard, als Ibro mit diesem Blick auf sie zu marschierte. Sie hatten sich soeben zu seinem nächsten Ziel gemacht. Die drei hielten ihre Waffen hoch, nur waren sich unsicher wie sie reagieren sollten. Nur eine Sache war klar: Ihnen lief die Zeit davon. Es war ein glücklicher Umstand der sie sowohl vor Schaden, als auch vor eigener Handlung bewahrte. Mit einem lauten Brüllen brach ein Rohling durch eine Gebäudewand und zog sofort die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Auch die von Ibro. Dieser blickte zum Rohling und sah darin nur einen neuen, noch besseren Gegner, den es zu vernichten galt. Die Größe beachtete er dabei kaum. Stattdessen machte er den Rohling genau deshalb zu seinem Primärziel. Ibro zog sein Kurzschwert aus dem Körper eines toten Huks und rannte damit, sehr zum Entsetzen aller mit einem Kampfschrei auf den Rohling zu, der ihm ebenfalls entgegen lief. Jegliche Warnungen und Zurufe ignorierte er völlig. In dem Moment, als Ibro den Rohling erreichte und mit erhobenen Schwert angreifen wollte schlug dieser mit seiner übergroßen Pranke zu. Ein Volltreffer. Ibro bekam den Schlag mit seiner ganzen Wucht ab und wurde weg geschleudert. Nun waren die Turianer am Zug und hielten mit allem was sie hatten drauf, dann immerhin hatte Ibro ihnen bis jetzt ein freies Schussfeld verhindert. Zwei Dutzend Sturmgewehre, ein halbes Dutzend Kryseas und mehrere Raketen perforierten im Dauerfeuer die Panzerung des Rohlings und schalteten ihn bereits nach kurzer Zeit aus, bevor der überhaupt die Chance hatte gefährlich nahe heranzukommen. Der Rohling brach zusammen und wurde weitere Sekunden lang durch konzentriertes Feuer in Stücke geschossen – nur um sicher zu gehen. Nachdem das erledigt war hasteten alle vor zu Ibro, den sie am Boden in einem Schutthaufen fanden. Mit geöffneten Augen lag er regungslos da. „Verdammt! .. Wie geht es jetzt weiter?“, murmelte Garrus. Shepard und Liara sagten nichts, sondern sahen sich nur hilflos an. Ein Turianer näherte sich Ibros leblosen Körper und versuchte vergeblich dessen Puls zu finden. Als das nicht klappte schüttelte er mit einem Schnauben den Kopf. Als plötzlich ein Zucken durch die vermeintliche Leiche ging und Ibro den Turianer anstarrte sprang dieser erschrocken auf. „SCHEIßE!!! Der lebt ja noch!“, stieß der Turianer aus. Zur Überraschung aller, wie als wäre nichts passiert, stand Ibro auf und kontrollierte durch verschiedenste Arm-, Hand- und Beinbewegungen das nichts gebrochen war. Was sogar tatsächlich der Fall war. „Erst das Pult auf der Erde, die Sache auf der Normandy und hier, die Explosion im Stockwerk und jetzt das mit dem Rohling ... ich meine ... der hat mehr Leben als eine verfluchte Hauskatze ... das waren bis jetzt schon vier Situationen die ein normaler Mensch nicht überlebt hätte ... Bei Ihnen alles in Ordnung?“, sagte Shepard. „Nichts ernstes. Arme, Beine, Finger, Zehen sind alle in Ordnung, nichts ist gebrochen, aber ich habe die eine, oder andere kleinere, innere Verletzung. „Wie kommen Sie darauf?“ Ibro spuckte eine geringe Menge Blut aus und sagte: „Deshalb ... aber wie gesagt: Nichts ernstes.“ Sie wandten sich einem Turianer zu, der sich ihnen näherte. Da er als einzigster ein Gewand und seiner Rüstung trug war klar, das es sich hierbei um Primarch Fedorian handelte, das Oberhaupt der Turianischen Hierachie. Fedorian sah erst zu Shepard und dann zu Ibro. „Sie sind Morjaner.“, erkannte er sofort, dann immerhin hatte er sich ausgiebig damit beschäftigt. Ibro sagte dazu nichts, sondern wandte sich Fedorian einfach nur zu. „Ich verdanke Ihnen mein Leben. Dafür schulde ich ... „Halten Sie doch einfach Ihr Maul.“, unterbrach Ibro. „Bitte ...“ „Warum kommt jedes verdammte Alien zu mir und erzählt das es mir sein Leben verdankt?! Mir wäre es lieber wenn sie alle tot wären! Dann hätte ich dieses Problem jetzt nicht! Eigentlich sollten wir abwarten und zusehen wie sie und die Reaper sich gegenseitig auslöschen, aber NEIN! Sirius will ihnen stattdessen ja lieber helfen! SKAP!!! Wir sollten uns um unsere eigenen Probleme kümmern! Kommt noch irgendein Alien zu mir und redet davon ich hätte sein Leben gerettet, dann gibt es ein Unglück!“ Die Turianer schwiegen. Zu irre war das im Moment. Keiner traute sich auch nur irgendein Wort hervorzubringen. „Und rufen Sie gefälligst das Shuttle her!“, befahl Ibro. „Sie können es wohl kaum abwarten Palaven zu verlassen.“, erwiderte Liara. „Das und weil es nur eine Frage der Zeit ist bis die Reaper wiederkommen dann will ich nicht vor Ort sein!“ „Palaven verlassen?“, erwiderte Fedorian überrascht. „Sie wollen das ich meine turianischen Brüdern und Schwestern mitten im Kampf verlasse?“ „Man braucht Sie woanders, Primarch. Ich bringe Sie von hier weg.“, erklärte Shepard. „Was kann bitte so wichtig sein?“ „Sie müssen unbedingt einem Kriegsgipfel beiwohnen und Ihr Volk im Kampf gegen die Reaper vertreten. Niemand von uns besiegt die Reaper allein. Wir brauchen ein galaktisches Bündnis.“ „Glauben Sie wirklich das andere Spezies dem beiwohnen werden? Allein alle Völker zu vereinen ist so hart wie der Kampf gegen die Reaper selbst, wenn nicht sogar noch härter.“, fragte Fedorian, der noch immer unentschlossen wirkte. „Nun stellen Sie sich nicht so an!“, blaffte Ibro Fedorian an, der sichtlich verdutzt drein blickte. „Sehen Sie uns an. Wir sind Xenophoben. Wir verachten alle anderen Spezies da draußen. Wir würden am liebsten zusehen wie die ganze Galaxie durch die Reaper ausgelöscht wird. Trotzdem stehen ich jetzt vor Ihnen und das nur aus einem Grund. Wir Morjaner wissen wie wichtig Kooperation sein kann, vor allem im Kampf gegen einen übermächtigen Feind, wie die Reaper, denen es egal ist welcher Spezies ihre Opfer angehören. Shepard hat es geschafft uns dafür zu gewinnen. Wir sind das erste Mitglied dieses Bündnisses. Wir sind bereit unsere Mittel und Kräfte der Galaxie zur Verfügung zu stellen. Schließen Sie sich uns an.“ Shepard wollte kaum glauben was er da hörte. Hatte Ibro nicht eben noch eine ordentliche Hasstirade losgelassen. „Ha. Ich mag Sie. Sie sagen was Sie denken.“, meinte Fedorian. „In Ordnung, Shepard. Ich begleite Sie. Geben Sie mir nur noch etwas Zeit, damit ich mich von meinen Leuten verabschieden kann.“ „Kein Ding.“, erwiderte dieser und wandte sich Ibro zu. „Vielen Dank. Ich hätte nicht gedacht das Sie in der Lage wären über Ihren eigenen Schatten zu springen.“ „Ich will einfach nur so schnell wie möglich von dem Planeten runter, also habe ich mich einfach in Sirius hinein versetzt. Mehr nicht. Außerdem ... erklären Sie mir mal bitte wie man über seinen eigenen Schatten springen kann. Das geht doch gar nicht.“ „Ist 'ne Redewendung. Vergessen Sie es einfach.“, sagte Shepard und beorderte das Shuttle von der Normandy herbei. Nachdem auch General Victus von Fedorians Rettung erfuhr befahl er alle verfügbaren Jäger in die Gegend, die jegliche Lufteinheiten der Reaper ausschalteten, um eine Reibungslose Evakuierung zu gewährleisten. Ohne Probleme konnte Amara das Shuttle vor Ort landen, ihre Passagiere einladen und sofort wieder starten. Auf ihrem Flug zurück zur Normandy fiel Shepard auf mit welch bedrückten Gesichtern Garrus und Fedorian ihrer brennenden Heimatwelt hinterher blickten. Er wusste nicht was er sagen sollte um sie abzulenken, dann ihm erging es genauso wenn er an die Erde denken musste. Was er aber wusste war, das ihre junge Anti-Reaper-Koalition jetzt neben der Allianz die beiden stärksten Militärmächte der Galaxie zu ihren Mitgliedern zählen konnte – die Turianische Hierachie und der Morjanische Verbund. Ihre Chancen stiegen beträchtlich. Für die Reaper würde eindeutig es eindeutig schwieriger werden. Nur ob das ausreicht? Das war eine ganz andere Sache. Kapitel 9: Ein paar Überaschungen zu viel ----------------------------------------- „Verzeihen Sie meine Offenheit, aber Ihr Plan wird scheitern, Commander. Wir wissen das.“, sprach Ratsherrin Tevos zu Shepard über das Kom-Terminal. Genervt rieb sich dieser die Schläfen. Seine bisherigen diplomatischen Versuche weitere Verbündeten zu gewinnen waren wenig erfolgreich und jetzt drohte ihm ein weiterer Rückschlag. „Aber werte Ratsherrin, lassen Sie mich ...“ „Nicht nur ich sehe das so. Die Salarianer, die Volus und andere sind ebenfalls dieser Meinung. Mit den Morjanern kann es keine Zusammenarbeit geben – nicht mit diesen Monstern.“ „Ratsherrin, trotz all Ihrer Bedenken waren die Morjaner die ersten die diesem Bündnis bereitwillig beitraten ...“ „Mag sein. Dennoch vergeuden Sie mit diesem Gipfel Ihre Zeit und davon haben wir zu wenig, um damit auch unsere zu vergeuden.“ „Unser Bündnis wäre mit Ihnen deutlich stärker. Wir brauchen Sie, genauso wie Sie uns brauchen werden. Alleine haben Sie gegen dieReaper keine Chance – keiner von uns.“ „Viel Glück, Commander, und leben Sie wohl.“ Mit diesen Worten beendete Tevos die Verbindung. Nach diesem Gespräch stützte sich Shepard erst an der Konsole vor ihm ab, atmete tief durch und schlug dann, wutentbrannt, ein Datenpad quer durch den Raum und fuhr sich zuguterletzt mit seinen Händen über den Kopf. „So eine Scheiße.“, fluchte er leise und bekam einige recht eigenartige Gedanken. Hätte er den Rat damals, als Sovereign die Citadel angriff, einfach ihrem Schicksal überlassen und sterben lassen sollen? Wie wären dann deren Nachfolger? Shepard schüttelte den Kopf als er merkte über was er da eigentlich nachdachte und atmete erneut tief durch. Er verließ den Raum und betrat das Lagezentrum in dem er neben einigen Crewmitgliedern, Liara, Fedorian, Garrus, die mit Datenpads am Terminal standen, sowie Ibro der ihnen gegenüber stand und einfache Papierblätter in seinen Händen hielt, vorfand. Fedorian bemerkte ihn zuerst. „Ah, Commander, danke das ich Ihr Schiff und seine Einrichtung benutzen darf. Mir war nicht klar wie gut ausgestattet die Normandy ist.“ „Das wurde sie auch. Die erste war ja ein turianisch-menschliches Gemeinschaftsprojekt.“ „Ich weiß. Ich gab dieser Kooperation einst meine Einwilligung. Nur ich dachte sie wäre zerstört worden. Durch die Kollektoren, wenn ich mich recht erinnere.“ „Da haben sie recht. Diese Normandy hier ist ein Nachfolgemodell das von Cerberus gebaut wurde. Sie selbst wurde in den letzten Monaten von der Allianz nochmals aufgerüstet und dient uns jetzt auch als fliegender Befehlsstand.“ „Ausgesprochen hilfreich. Sogar der Kontakt zu Palavens Oberkommando klappt einwandfrei, von gelegentlichen Störungen mal abgesehen. Wir könnten so ein paar Schiffe auch gut gebrauchen.“, lachte Fedorian. „Naja … Wie sieht es mit Ihrem Gipfel aus?“ „Die Asari werden nicht teilnehmen. Die Reaper stehen direkt vor ihren Grenzen und sie bereiten sich auf deren Ankunft vor.“ „Tevos, dieses egoistische Miststück! Jetzt wäre Geschlossenheit gefordert!“, fluchte Fedorian. „Oha, da hat aber jemand eine gute Meinung.“, sagte Shepard und schmunzelte. „Sie mag vielleicht eine gute Diplomatin sein, aber sie verteidigt den Asari-Raum und seine Interessen wie ein Muttertier. Hinter ihr steht zu dem eine ganze Armee von Asari-Anwälten von denen jede einzelne mehr Berufserfahrung hat, als alle hier Anwesenden Lebensjahre. Da ist es leichter einem Varren seine Jungen wegzunehmen, als irgendwelche Zölle, oder sonstigen Handelsbeschränkungen durchzudrücken.“ „Ein anderes Problem stellen die Morjaner dar.“, sagte Shepard und blickte zu Ibro, der eigenartigerweise freundlich-interessiert aufblickte. „Die Asari werden nicht teilnehmen solange sie mit dabei sind.“ „Wen wundert es. Wir haben Illium ohne Vorwarnung in einen nuklearen Winter geschickt und viele andere Welten verwüstet. 100 Millionen starben im Argos-3-Krieg. Der Großteil von ihnen verbrannte im nuklearen Feuer zu Asche und den Rest schlachteten wir eigenhändig ab. Es ist nur verständlich das dies Abneigungen gegen uns hervorruft.“, erklärte Ibro mit ruhiger und gelassener Stimme. Shepard staunte nicht schlecht, als er diese geradezu friedfertigen Worte von Ibro hörte. Er wirkte fast schon menschlich. Das war mehr als nur irritierend und Liara merkte das. „So ist er schon seit wir von Palaven zurück sind. Er ist … wie ausgewechselt. Sein ganzer Charakter hat sich verändert. Er ist … ausgesprochen umgänglich geworden. Ich kann es mit selbst kaum erklären.“ „Sinari hatte es ihnen ja schon erzählt. Das liegt am Aggressiven Potential. Durch den Einsatz auf Palaven, und die damit verbundene massenhafte Ausschüttung von Adrenalin, wurde es komplett abgebaut. Was sie jetzt sehen ist zweifelslos unsere menschliche Seite. Aber so viel zur Biologie. Da draußen tobt ein Krieg und wir können ihn nur gemeinsam beenden.“, erklärte Ibro. Die anderen sahen sich an und nickten. „Also gut. Fangen wir an. Wie ist die allgemeine Lage. Wie hoch sind die Verluste?“, fragte Shepard. „Ich kann den Anfang machen. Admiral Hackett hat mir alle wichtigen Informationen zugeschickt.“, begann Liara. „Er bedauert das er nicht selbst zu ihnen sprechen kann …“ „Ich weiß. Er hat sicherlich schon genug um die Ohren.“, erwiderte Shepard „Nun gut. Die Arcturus-Station wurde vollständig vernichtet zusammen mit großen Teilen der zweiten Flotte, nur damit sich die dritte und fünfte Flotte zurückziehen konnte.“ „Ich schätze mal das war die vernichtenste Niederlage der Menschheitsgeschichte … Wie konnte das nur geschehen?“ „Das war leider nicht sonderlich schwer. Die Reaper umgingen einfach die sechste und siebte Flotte bei Terra Nova und Eden Prime und griffen Arcturus direkt mit voller Härte an. Danach war es nur ein kleiner Sprung zur Erde, wo sie die erste Flotte bereits erwartete, nur die musste sich nach schweren Verlusten ebenfalls zurückziehen, genau wie die vierte, die direkt über der Erde hing. „Und die Erde? Wie sieht es dort aus?“ „Mindestens zwei Millionen Tote am ersten Tag. Am zweiten waren es schon sieben Millionen. Die Reaper haben vom Orbit aus ganz Industriezentren innerhalb weniger Sekunden ausradiert. Sie zerstören Kommunikationssatelliten, alte Nuklearraketensilos, unterseeische Glasfaserkabel, die einzige Möglichkeit mit der Erde in Kontakt zu treten ist über Quantenverknüpfungen. Zum Glück wurden davon genug vor dem Angriff der Reaper installiert Dadurch ist die gesamte Kommunikation mit der Allianz nur leicht beeinträchtigt. Nur einer wirkungsvollen Verteidigung der Erde bringt das nicht viel, weil die Reaperpräsenz vor Ort einfach zu stark ist. Die Allianz befand sich vorher schon in erhöhter Alarmbereitschaft, ansonsten wären die Verluste noch viel höher.“ „Wie sieht unsere Reaktion aus?“ „Im Moment? Retten was zu retten ist und neu formieren. Der Angriff hat die Allianz dennoch hart getroffen. Hackett konsolidiert die verbleibeben Kräfte, zieht Truppen und Flotten zusammen, holt neue Rekruten aus den Kolonien und lässt sogar Zivilschiffe bewaffnen. Udina sammelt alles was er an Geld und Material für die Kriegsanstrengungen und den Tiegel kriegen kann und fordert auch bei den anderen Völkern Unterstützung ein. Sein Motto: „Helf der Menschheit. Helf dir selbst.“ „Doktor T’Soni informierte mich bereits ausgiebig über Ihr sogenanntes Tiegel-Projekt. Obwohl ich zu diesem Mammut-Projekt zum jetzigen Zeitpunkt gewisse Vorbehalte habe vertraue ich dennoch Ihrem Urteil. Ich kann drei Trockendocks und eine ganze Reihe an Technikern und Wissenschaftlern aufbieten um ihr Vorhaben zu beschleunigen.“ „Dafür danke ich Ihnen. Wie ist es ihrem Volk bislang ergangen?“ „Drei Millionen Tote am ersten Tag. Fünf am zweiten. Wir halten uns, aber wer weiß wie lange. Das erste Ziel der Reaper war Taetrus, unsere älteste und bevölkerungsreichste Kolonie. Sie wollten uns damit ganz klar aus der Reserve locken. Hat nur nicht geklappt wie sie sich das vorgestellt haben. Sie hatten an einem Massenportal einen Hinterhalt gelegt und wollten so unseren Flotten auflauern. Womit sie nicht gerechnet haben waren die Massen an Warpbomben, die wir durch das Portal schicken, sowie vier volle Flotten hinterher. Es gelang uns die Reaper-Flotte dahinter zurückzudrängen, nur der Durchbruch nach Taetrus nicht. Zu schnell konnten die Reaper frische Verstärkung heranschaffen. Seither nutzen sie Taetrus als Soldatenfabrik und befinden uns verstärkt auf dem Rückzug. Der Angriff der Reaper hat uns nicht überraschend getroffen, immerhin befand sich unser Militär in ständiger Alarmbereitschaft, das aber auch nur weil, tut mir leid Bresios, wir jederzeit einem Überraschungsangriff der Morjaner erwartet haben.“ „Interessant … also haben wirklich alle gedacht wir würden zuerst zuschlagen.“, sagte Ibro. „Sie wissen was das bedeutet?“, fragte Liara rhetorisch. „Ja, das es wahrscheinlich niemals zu einem Krieg gekommen wäre, weil alle Parteien nur auf einen Angriff der Gegenseite gewartet hätten, wodurch das Gesetz von Aktion und Reaktion vorläufig außer Kraft gesetzt wäre.“, antwortete Ibro souverän. Liara sagte dazu nichts. Zu unvorbereitet traf sie diese Antwort. Eigentlich hätte sie darauf abgezielt Ibro klar zu machen das die Morjaner von der ganzen Galaxie als Aggressoren wahrgenommen werden, nur im Angesicht seiner Gelassenheit beließ sie es dabei. Sehr wahrscheinlich hätte es ihn nicht mal gekümmert. „Hier muss ich mich erneut bei Ihnen bedanken, Bresios, stellvertretend für den gesamten Verbund. Wir ich hörte verdanken wir es ihrem Eingreifen das Palaven gerettet … wenigstens für den Moment … es gibt Berichte das sich die Reaper erneut sammeln würden.“, fuhr Fedorian fort. „Das wirft eine Frage auf.“, begann Liara. „Wie konnten sie so schnell eine Flotte nach Palaven verlegen? Als wir Morjan Prime verließen tobte dort eine einzige Materialschlacht und wir sind auf direktem Weg und über Massenportale nach Palaven geflogen.“ „Korrektur: Das ist keine Flotte, sondern eine Einsatzgruppe gewesen. Flotten sind um ein vielfaches größer. Wir hatten diese Gruppe lange vor dem Eintreffen der Reaper im interstellaren Raum nahe Palaven versteckt. Weit außerhalb ihrer Aufklärungsmöglichkeiten.“, erklärte Ibro. „Welchen Zweck … hatte diese Gruppe?“, fragte Fedorian. „Vernichtung. Es sind Vergeltungseinheiten die ihre wichtigsten Industrie-, Bevölkerungs- und Befehlszentren auslöschen sollten, wären sie in die Offensive gegangen. Wir hatten Verbände nahe Palaven, Sur’Kesh und Thessia stationiert. Diese Verbände sollten sicherstellen das ihre Heimatwelten das selbe Schicksal ereilt wie einst Illium hätten sie uns jemals angegriffen. Sie wären … unsere Reaktion gewesen.“ Liara, Garrus, Shepard und Fedorian sahen sich entsetzt an. Davon hatten sie keine Kenntnis gehabt. Das war genau die Situation vor der sich monatelang jeder gefürchtet hatte – das die Morjaner unbemerkt bis zu den Heimatwelten der Citadel-Völker vorstoßen und sie regelrecht vernichten könnten. Man hätte es erst realisiert wenn es zu spät gewesen wäre, wenn die Welten längst in Schutt und Asche lagen. Eine Möglichkeit das zu verhindern hatte man derzeit nicht gehabt, geschweige die Morjaner frühzeitig zu entdecken. „Jetzt bekämpfen diese Gruppen die Reaper. Es sind nur schnelle blitzartige Angriffe, ins System springen, das Feuer eröffnen und bevor wir selbst in Feuerreichweite kommen wieder abhauen. Mit der Taktik können wir im Allgemeinen zwei große Reaper-Schiffe dank den Fusinskanonen vernichten, bevor sie reagieren. Manchmal auch noch ein paar kleine, wie im Falle Palavens. Es ist eine sehr unkonventionelle Taktik, nur im Moment sind unsere strategischen Möglichkeiten stark eingeschränkt.“, fuhr Ibro fort. „Und die Erde? Versteckten sie auch eine Gruppe nahe der Erde?“, fragte Shepard. „Nein. Wir hatten nie irgendwelche Kräfte im menschlichem Raum, geschweige nahe ihrer Zentralwelten.“ „Das wundert mich jetzt aber. Wenn Sie nie Schiffe in unserem Raum hatten wie sind dann Sie, Sinari und Sirius zur Erde gekommen, wenn nicht mit einem ihrer Schiffe?“ „Mit einem Shuttle der Allianz. Wir wurden an einer Grenzwelt abgesetzt und von dort brachte man uns direkt zur Erde. Die Allianz wollte keine morjanischen Raumschiffe innerhalb ihrer Grenzen sehen.“ „Ok, lassen wir das. Zurück zu unserer ursprünglichen Besprechung. Kommen wir zu Ihnen, Ibro. Wie ist die Lage im Morjanischen Verbund? Allem voran Morjan Prime?“ „Mit einem Wort: Skap! Es ist das reinste Desaster. Die Schlacht um Morjan Prime war für uns ein Sieg und eine Niederlage zugleich. Wir haben zwar gewonnen, aber die Verluste sind so gewaltig, dass sie sich von einer Niederlage kaum unterscheidet.“ „Sie meinen damit ein Pyrrhussieg.“, ergänzte Shepard nebenbei. „Mag sein ... Wir konnten die Reaper zurückdrängen und den Großteil ihrer Flotte zerschlagen, knapp 5.000 Schiffe wurden, darunter fast alle ihre Großkampfschiffe, allerdings sind unsere Verluste gewaltig. Allein die bei Morjan Prime eingesetzten Armeen und Flotten haben bis zu 90 Prozent Totalausfall zu beklagen.“, sprach Ibro. „Fünf ... Tausend?“, stotterte Fedorian, der wusste das sein Militär schon mit ein paar Dutzend Reapern Probleme hatte fertigzuwerden. „Von welchen Verlusten sprechen wir hier effektiv?“, fragte Shepard. „Im gesamten Verbund? 16 Milliarden Tote und 20.000 verlorene Raumschiffe aller Art. Mindestens. Man hätte meinen können wir sind auf solche Situationen vorbereitet, aber das ist scheinbar nicht der Fall. Diese Massenportale ruinieren unsere ganzen Verteidigungsstrategien. Und das ist gerade erst der Anfang“ Für einen Moment herrschte eine beängstigende Stille, als man diese Zahlen hörte. Man wollte seinen eigenen Ohren nicht trauen. „20.000 … Schiffe?“, stotterte Fedorian. „16 … Milliarden?“, wiederholte Garrus. „Bis jetzt. Im Gegensatz zu ihnen wollen die Reaper uns nicht … ernten, sondern vernichten. Wen wundert es, immerhin stellen wir für sie eine existenzielle Bedrohung dar, die in ihrem Plan nicht vorkommen dürfte. Unsere Analysten gehen davon aus das sich die Opferzahlen noch verdoppeln, bis verdreifachen können, bevor es uns gelingt auch den letzten Reaper innerhalb unserer Grenzen zu vernichten. Jedoch muss ich hierzu sagen, dass wir für vier bis fünf Milliarden sehr wahrscheinlich selbst verantwortlich sind, weil gegen gelandete Truppen und Schiffe der Reaper unsere Atomwaffen und andere Massenvernichtungswaffen mit hoher Sprengkraft eingesetzt haben, auch in dicht besiedelten Gebieten. Im Moment werfen wir den Reapern an allen Fronten stündlich Millionen von Legionären entgegen, mehr, oder weniger erfolgreich. Obwohl wir den Großverband der Reaper zerschlagen konnten sind deren Überreste in alle erdenklichen Richtungen geflüchtet und greifen jetzt Nachbarsysteme an. Jene Welten die von den Reapern erst ignoriert wurden, weil sie direkt auf Morjan Prime gezielt haben und ihnen jetzt zum Opfer fallen, weil wir deren Sektorschutz für Morjan Primes Verteidigung abziehen mussten. Wir haben da draußen noch mindestens 300 bis 500 Reaper-Schiffe, die über unsere ungeschützten Kern- und Zentralwelten herfallen und unsere wichtigsten und ältesten Industriezentren bedrohen.“ „Und trotz dieser Verluste halten Sie sich.“, merkte Liara an. „Sie zu ersetzen ist für uns kein Problem. Wir haben genug Reserven.“ „Äh … wie groß … ist eigentlich der … Morjanische Verbund?“, fragte Fedorian. Sofort bekam dieser von Liara ein Datenpad gereicht. „Hierauf sind alle wichtigen Informationen gespeichert, die wir über die Morjaner und den Verbund haben. Sie geben ein ausgesprochen akkurates Bild wieder. Der Großteil dieser Informationen wurde uns freundlicherweise direkt von Ibro und der morjanischen Führung zur Verfügung gestellt. Wir hatten sie kurzfristig bei uns an Bord der Normandy und brachten sie zurück zu ihrer Heimatwelt. Dadurch sicherten wir uns ihre Unterstützung.“ Fedorian nahm das Datenpad entgegen und betrachtete dessen Inhalt. Es dauerte nicht lange bis sich seine Augen weiteten und sein Mund aufklappte. „20.000 Schiffe?“, murmelte Garrus erneut und wandte sich an Shepard. „Und das sind nur die Verluste Ich glaube das sie locker nochmal so viel einsatzbereit haben - mindestens. Allerdings ist die Grenze zwischen der zivilen und der militärischen Raumflotte fließend.“ „Von … diesen … Kolossen?“ Shepard bestätigte das mit einem Nicken. In Garrus Augen erkannt er das blanke Entsetzen. Er sah wie beide Turianer langsam realisierten das die Hierarchie in Bezug auf militärische Stärke auf Platz 2 verbannt wurde – weit abgeschlagen. Das kratzte ordentlich am Ego. Nur in der Riege der offiziellen Citadel-Völker saßen sie noch an der Spitze. „Das bringt uns zu einem anderem Problem, Shepard.“, fuhr Ibro fort. „Wir können unseren Zusagen nicht in dem Umfang nachkommen, wie Sirius sich das gewünscht hat.“ „Das heißt genau?“ „Die Schlacht um Morjan Prime hat unsere offensiven Kräfte aufgebraucht und unsere Defensivfähigkeiten geschwächt. Morjan Primes Werften wurden stark beschädigt und sind nur teilweise einsatzfähig, genau wie die Membus-Werfen. Darauf hatten sich die Reaper gestürzt, als ihre Niederlage unausweichlich wurde. Dabei wurden unsere Produktionskapazitäten für die Schlachtschiff- und Superschlachtschiffklassen stark beschädigt. Wir müssen unsere verbliebenen Werften und Industriezentren unter allen Umständen sichern, um unsere Operationsfähigkeit weiterhin gewährleisten zu können.“ „Ich dachte ihr Volk hätte so große Reserven.“, warf Liara ein. „Schon, aber das Hauptproblem ist der Treibstoff. Die Reaper haben mehrere wichtige Raffinerien zerstört und damit das Kernelement unserer logistischen Infrastruktur. Unsere Raumflotte hatte seit je her einen hohen Treibstoffverbrauch, den wir stets gerade so decken konnten und jetzt ist ihre Einsatzfähigkeit in weiten Teilen des Verbundes eingeschränkt, weil wir nicht in der Lage sind den Bedarf zu decken. Wir verteidigen die verbliebenen Einrichtungen mit allem was wir haben und sind bereits dabei neue zu bauen, darunter Prototypen neuartiger Raffinerieschiffe, nur das kostet Zeit und Mittel. Es kann Wochen dauern bis unsere Handlungsfähigkeit wieder das Vorkriegsniveau erreicht – im Idealfall. Und das ist nur unsere kleinste Sorge. Wir haben nicht mal genug Treibstoff für unsere Frachterflotten. Die Versorgung hunderter Welten mit Lebensmitteln und Rohstoffen ist gefährdet. Viele dieser Welten sind kaum in der Lage sich selbst zu versorgen und selbst mit Rationierung reichen die planetaren Vorräte vielerorts für maximal einen Monat - im Idealfall. Wir befürchten das bis zum Ende des nächsten Monats 100 Milliarden Morjaner und mehr an Unterernährung und Hunger sterben könnten, bis es uns gelingt die Versorgungslage wieder zu stabilisieren. Ich will mir nicht ausmalen welche Katastrophe noch unserer inneren Sicherheit droht, wenn es dadurch zu Unruhen und Aufständen kommt. Wir könnten innerhalb der nächsten Wochen und Monate 20 Prozent unserer Bevölkerung verlieren … wäre es durch direkte Kampfhandlungen der Fall würde es uns nicht weiter stören, aber so … Nein … das können wir nicht akzeptieren … so nicht … am Ende verlieren wir sogar noch, weil es den Reapern gelingt uns auszuhungern. “ „Das heißt … keine morjanischen Truppen und Flotten für uns?“, fragte Shepard. „Jedenfalls für den Moment. Wir werden den Rest unserer Kräfte vorwiegend zur Verteidigung unserer Industriezentren und Nachschubrouten einsetzen müssen. Die drei Einsatzgruppen sind zur Zeit die einzigen offensiven Kräfte die wir zu ihrer Unterstützung aufbieten können. Sirius hatte damit richtig Probleme gehabt diese Entscheidung vor dem Oberkommando zu rechtfertigen, denn die wollten die Gruppen zurückbeordern und machen ihm weiterhin Probleme. Gegebenenfalls sollte er anfang ein paar Leute von Hochhäuser zu werfen. Das könnte seine Position etwas festigen. Vielleicht ändert sich das wenn sich unsere Lage wieder bessert nur im Moment haben wir zu viele eigene Probleme.“ „Mh.“, brummte Sheaprd und merkte wie hart es die Morjaner wirklich getroffen hatte. Sie waren die stärkste Militärmacht in der Galaxie und konnten dadurch sogar ihre Heimatwelt vor einer Großoffensive der Reaper bewahren, nur jetzt zeigten sich gravierende Schwächen in ihrem Apparat. Sie hatten zwar genug Soldaten und Kriegsgerät, um die Reaper darunter zu begraben, wenn es sein musste, nur es mangelte ihrer Logistik nun an dem entsprechenden Nachschub diese Massen überhaupt zu bewegen und dieses Problem hatte schon vielen Armeen und Nationen den Untergang bedeutet, die Geschichte bewies es. Die Streitkräfte der Morjaner mögen zahlreich, motiviert und hervorragend ausgerüstet sein, nur es mangelte ihnen ganz klar an taktischen Fähigkeiten. Diese kriegstreibenden Spinner mit einem ungewöhnlichen Gemeinschaftssinn bevorzugten wegen ihrer Art und Natur große, offene und spektakuläre Schlachten, in denen sie auf halbwegs starre Formationen setzten, ihren Gegner direkt konfrontierten und sich dabei auf ihre überlegene Feuerkraft verließen, mit der sie jeden zurück in die Steinzeit bomben könnten. Die Reaper waren da kaum anders. Nur jetzt war es egal wie groß und mächtig ihre Armeen und Flotten sein mochten, denn sie saßen auf ihren Planeten und in ihren Systemen fest. Tatsächlich war Shepard nicht sonderlich enttäuscht darüber, immerhin haben die Morjaner über Tausend Reaper-Schiffe und mehr vernichtet und diese Schiffe haben jetzt keine Chance mehr dem Rest der Galaxie gefährlich zu werden. Er war den Morjanern sogar dankbar. Ohne diese eine Schlacht wäre diese Armada über den Rest der Galaxie hergefallen und hätte jeden Widerstand einfach überrollt. Niemand hätte dagegen eine Chance gehabt. Nur damit war es noch nicht vorbei. Die Reaper mögen eine Schlacht verloren, aber der Krieg ging weiter. Wer weiß wie viele Reaper noch da draußen unterwegs sein konnten. „Wenn sie nicht mit Truppen, oder Material dienen können, wie wäre es dann mit Technologie? Ihre Fusionskanonen…“, begann Liara, bis Ibro sie abrupt unterbrach. „Nein.“ „Wie … Nein?“ „Es wird zu keinem Technologietransfer kommen.“ „Aber mit diesen Waffen lassen sich alle Schiffe der Reaper mit nur einem einzigen Schuss vernichten, sogar ihre Schlachtschiffe. Wenn wir …“ „Die Antwort lautet Nein. Das sind absolute Hochtechnologiewaffen. Wir werden unter keinen Umständen zulassen das deren Pläne der ganzen Galaxie zugänglich gemacht werden. Sie besitzen noch nicht mal den notwendigen technischen Stand um diese Waffen zu bauen, geschweige zu betreiben. In allen notwendigen Komponenten stecken Jahrhunderte der Forschung drin. Sie könnten nicht mal ansatzweise die notwendige Energie erzeugen, geschweige speichern, um eine Fusionskanone zu betreiben. Jeden Versuch ihrerseits diese Waffe zu bauen wäre eine Verschwendung von Zeit und Rohstoffen. Sie wären nicht mal in der Lage sie in kriegsentscheidender Zahl herzustellen. Und Sirius könnte eine derartige Handlung niemals vor dem Oberkommando, dem Verteidigungsrat, unserem Volk, ja sogar vor seinem eigenen Gewissen rechtfertigen ... naja ... bei letzterem bin ich mir nicht so sicher.“ „Aber …“ „Es bleibt bei Nein. Ende der Diskussion.“ Für einen Moment kehrte wieder Stille ein und man sah sich an. „Eigentlich hatte ich ja gehofft zu sehen wie morjanische Truppen die Reaper von unseren Welten jagen, nur das kann ich jetzt wohl vergessen. Hat irgendeiner von euch noch eine Idee wir unsere Position verstärken können?“, fragte Shepard in die Runde. „Da gibt es tatsächlich eine Möglichkeit.“, merkte Liara an. „Und die wäre?“. Erwiderte Shepard und sah wie Liara durchatmete. „Die Kroganer.“ Bei der Aussage blickten Garrus und Fedorian, sowie andere Crewmitglieder überrascht auf, während Shepard darüber nachdachte. Die Rachni-Kriege und die Kroganischen Rebellionen hatten gezeigt das die Kroganer unter Umständen eine genauso gute Wahl sein konnten wie die Morjaner, nur da gab es eine Vielzahl von unübersehbaren Problemen. Zu einem stand die kroganische Zivilisation schon seit längerem vor ihrem Untergang. Durch die Genophage war die Bevölkerungsentwicklung seit jeher rückläufig und selbst ohne die Reaper wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen bis die Kroganer gänzlich verschwunden wären. Ein anderes Problem war das die Kroganer, im Gegensatz zu anderen Völkern, über keine nennenswerte Industrie, oder Wirtschaft verfügten. Tuchanka, die letzte verbliebene Welt der Kroganer, war kaum mehr als ein gewaltiger Schutthaufen, nur das war eher vernachlässigbar. „Ihnen ist schon klar, dass es dabei einige unüberwindbare Hindernisse gibt.“, erinnerte Fedorian. „Die Genophage.“, sagte Shepard. „Die Genophage stellt nur ein kleineres Problem dar. In der Vergangenheit gab es immer wieder Bestrebungen sie zu heilen, oder wenigstens zu lindern. Viele nicht sehr erfolgreich. Die größten Fortschritte gelangen einem Salarianer namens Maelon, einem ehemaligen Mitglied der STG.“, erklärte Liara. „Ich muss Sie fragen, ob Ihnen wirklich klar ist wovon Sie da reden. Die Heilung der Genophage? Wissen Sie was das bedeutet?“, fragte Fedorian. „Es bedeutet das wir unsere dringend benötigte Verstärkung erhalten und gleichzeitig die Kroganer vor dem Aussterben bewahren.“, ermahnte Shepard. Diese Ermahnung galt auch ihm selbst, denn er wusste sehr wohl worüber sich Fedorian Sorgen machte, weil es auch seine Sorgen waren. Shepard wusste sehr wohl welchen Schaden die Kroganer in der Vergangenheit angerichtet und welchen Schaden sie den Reapern zufügen konnten, genauso welche Gefahr von einer unkontrollierten Vermehrung und Verbreitung ausging. Nur in solchen Situationen, wenn die Vernichtung allen zivilisierten Lebens durch die Reaper drohte, konnte man nicht wählerisch sein. „Sie meinen das wirklich ernst, Shepard.“, merkte Garrus an. „Ihnen ist schon klar das es viel böses Blut gab. Die Salarianer würden dem niemals zustimmen und die Asari erst recht nicht.“, fuhr Fedorian fort. „Wir haben keine andere Wahl. Viele dieser Konflikte sind uralt. Es ist höchste Zeit damit abzuschließen, ansonsten wird es noch sehr viel mehr Blut geben – echtes Blut, wenn wir es nicht wenigstens versuchen. Ich habe schon länger darüber nachgedacht und obwohl ich ebenfalls meine Bedenken habe lässt mich dieser Gedanke einfach nicht mehr los. Angesichts unserer gegenwärtigen Lage sehe ich einfach keine andere Alternative. Mit ist sehr wohl bewusst wie heikel dieses Thema ist, deshalb bitte ich allen Anwesenden darum darüber vorläufig Stillschweigen zu bewahren.“ Fedorian harperte mit einer Antwort. Er war sich ganz klar unsicher darüber was er davon halten sollte. Zwar hatte er dem Tiegel seine Unterstützung zugesagt, nur das hier war etwas ganz anderes. Bevor die Angelegenheit weiter ausgeführt werden konnte fiel das Licht aus und das Lagezentrum wurde komplett in Dunkelheit gestürzt. „Das war … unerwartet.“, meinte Ibro. „Was ist denn jetzt los?!“, stieß Shepard aus. „Ich würde auf einen Stromausfall tippen.“, sagte Garrus. „Das habe ich auch kapiert, nur das Wieso interessiert mich.“, fluchte Shepard und aktivierte, wie andere auch, die Taschenlampenfunktion seines Universalwerkzeuges, mit dem sie den Raum ausleuchteten. „Absolut alles ist tot. Nichts reagiert.“, sagte eines der Crewmitglieder. „Hat Ihr Schiff keine Notstromversorgung?“, fragte Ibro. „Schon, aber die hätte längst anspringen müssen.“ „Ist dann nur dieser spezielle Raum betroffen, oder das ganze Schiffe?“, fragte Fedorian. „Da man weder von den Motoren, oder anderen Systemen auch nur die leiseste Vibration wahrnimmt befürchte ich das die ganze Normandy betroffen ist.“, meinte Garrus. „Die Tür ist zu! Wir sitzen fest!“, rief eines der Crewmitglieder dazwischen. „Das darf doch nicht wahr sein! Kommt!“, fluchte Shepard und ging mit den anderen zur Tür, wo sie versuchten diese aufzustemmen. Erfolglos. „So wird das nichts. Wir brauchen weitaus mehr Kraft, sonst stehen wir morgen noch hier.“, sagte Garrus. „Vorausgesetzt der Sauerstoff hier drinnen reicht solange.“, gab Ibro von sich. „Das ist nicht hilfreich.“, sagte Shepard und sah zu ihm, wo er feststellen musste das der Morjaner sich noch immer seelenruhig ans Pult lehnte und gelassen dem Treiben zusah. Gerade er hätte sich mal bewegen und Hand anlegen können. „Wäre es zu viel verlangt, wenn Sie uns mal etwas helfen könnten … bitte?“, bat Shepard ungehalten. „Wenn es sein muss. Kennen Sie sich mit Physik aus?“, erwiderte Ibro und ging in ihre Richtung. „Was hat das jetzt damit zu tun?“ Bevor man sich versah holte Ibro sein Kurzschwert hinter seinem Mantel hervor und rammte dieses in den Türspalt. Damit erschreckte er die ganze Gruppe bis ins Mark, aber nur weil sie ihre Hände noch an der Tür hatten und das Schwert ihre Finger stellenweise nur ganz knapp verfehlt hatte. „Bedeutend einfacher wäre es wenn wir einen Hebel nutzen, um die eingesetzte Kraft zu verstärken.“, erklärte Ibro. „Besteht nicht die Gefahr das Ihr Schwert bricht? Dann war's das mit Ihrem Hebel.“, meinte Garrus. „Das Teil ist aus HEV-Stahl, genau wie all unsere Waffen, Panzer und Raumschiffe. So schnell geht das nicht kaputt.“, erwiderte Ibro und begann zu drücken. Mit einem Mal ging das Licht wieder an und die Tür öffnete sich von selbst – die Normandy hatte wieder Strom. „Was eine Überraschung.“, murmelte Ibro. „Na endlich ... Joker, hören Sie mich? Was ist hier los?“, rief Shepard über das Intercom, als er das Lagezentrum verließ. „Ich weiß nicht, Commander. Erst ging EDI offline und dann der ganze Strom. Sogar die Antriebe, Schilde und die Tarnvorrichtung haben sich abgeschaltet. Zum Glück gibt es hier noch keine Reaper-Präsenz. Trotzdem werde ich das sicherheitshalber mal scannen, nur EDI ist weiterhin offline.“ „Was meinen Sie mit offline?“ „Sie antwortet nicht und die KI-Kern-Diagnose streikt auch. Sie sollten runtergehen auf Deck 3 und sich das mal ansehen.“ „Schon dabei.“, erwiderte Shepard und lief zusammen mit Liara, Garrus und Ibro über das CIC, wo die Galaxiekarte verrückt flackerte, wobei Samantha Traynor ihnen sofort folgte. „Commander, Teile der Schiffs- und Kommunikationssysteme drehen regelrecht durch und keines der Diagnoseprogramme reagiert. Was auch immer da los ist es geht von Deck 3 aus.“, sagte sie. „Habe ich schon gemerkt. Genau auf dem Weg bin ich.“ „Ich hoffe nur das es keine Fehlfunktion gibt und sich nicht zufällig eine Luftschleuse öffnet.“ Unten angekommen marschierte die ganze Gruppe hinüber zur Krankenstation, an dessen Ende der Eingang zum KI-Kern lag, vor dem bereits Besatzungsmitglieder mit Ausrüstung zur Brandbekämpfung warteten. „Wir sind da, Joker. Wie ist die Lage?“, rief Shepard. „Es könnte ein elektrisches Feuer sein, oder so. Wenigstens scheinen die automatischen Systeme zu funktionieren. Das Feuer wurde eingedämt.“ „Wie konnte sowas passieren?“ „Vielleicht ein Kurzschluss, oder ein Defekt. Ich weiß ja nicht wo die während der Aufrüstung überall Hand angelegt haben ...“ „Ich habe diese Aufrüstung persönlich überwacht! Es wurde mit aller notwendiger Sorgfalt gearbeitet!, protestierte Traynor. „Das interessiert mich im Moment gerade wenig. Ist es sicher reinzugehen?“, fragte Shepard. „Ja. Das sollte es.“, erwiderte eines der Crewmitglieder, obwohl ganz klar Unsicherheit herauszuhören war und öffnete auf Shepards Kommando hin die Tür zum KI-Kern. In dessen Raum hat sich trotz der Lüftung viel Rauch angesammelt und stellenweise waren kleinere Brandnester auszumachen. Mit dem Löschschaum ihrer Feuerlöscher hüllte die Crew daraufhin den Raum ein und löschte die Reste des Brands endgültig. Dann betrat man langsam den Raum, um die Schäden zu begutachten. „Was für ein Chaos. Das hat uns gerade noch gefehlt. EDI ... Status ... Sind Sie überhaupt noch da?“, fragte Shepard. Kaum hatte er das gesagt sprangen die Quantenprozessoren von alleine wieder an und erwachten zu neuem Leben, wie als hätten sie überhaupt keinen Schaden genommen. Aus dem Schaum begann sich dann eine Gestalt zu erheben, die sich Shepard näherte. Dieser war sichtlich überrascht, als er erkannte das es sich dabei um Doktor Eva Cores mechanischen körper handelte. „Wie kann ich Ihnen helfen, Shepard?“, sprach die Maschine mit einer sehr vertrauten Stimme. Shepard wolle seinen Ohren nicht trauen und musste erstmal einige Besatzungsmitglieder zurückrufen, die bereits mit angelegten Sturmgewehren bereit standen. „EDI?“, fragte er. „Ja.“, lautete die kurze und eindeutige Antwortet. „Sie sind in Doktor Evas Körper.“ „Und was für ein Körper.“, säuselte Traynor, worauf sie etwas schief angesehen wurde. „Ich meine ... Ich glaube ... ich gehe ... dann mal ... die Systeme checken ... und so.“, stammelte sie und verschwand. „Nein, ich kontrolliere ihn. Der Übergang war ... holprig.“, fuhr EDI fort „Das haben wir gemerkt. Die Normandy war zeitweise ohne Strom.“ „Als wir diese Einheit an Bord nahmen habe ich in ihrem Speicher erst nach Information über das Protheaner-Gerät und dann Cerberus gesucht. Dabei fand ich inaktive Protokolle die eine Fernsteuerung ermöglichen. Wahrscheinlich ein Schutzmechanismus sollte sich die Einheit selbstständig machen.“ „Scheinbar hat Cerberus aus ihrem Seitenwechsel gelernt.“, meinte Shepard. „Es ist die einzig logische Konsequenz. Als ich den Code umschreiben wollte löste ich eine Falle aus und wurde als Malware wahrgenommen und angegriffen. Um zu verhindern das die Einheit die Normandy übernehmen konnte musste ich Notstrom und zusätzliche CPU aktivieren und einem kontrolliertem Stromausfall verursachen, um kritische Systeme zu trennen. Dies führte zur Überlastung unwichtiger Hardware und zum Feuer. Zum Glück erhielt ich Systemzugriff und konnte alles nach Bedarf umschreiben.“ „Das ist beeindruckend. Gibt es sonst noch irgendwelche versteckten ... Fallen vor denen wir uns hüten müssen?“ „Ich fand einen versteckten Sender, der stets unsere Position weitergegeben hat. Ich habe ihn deaktiviert und versuche jetzt herauszufinden wohin diese Daten gingen.“ „Ha.“, lachte Ibro kurz. „Wahrscheinlich direkt an Cerberus. Kein Wunder das sie Morjan Prime so schnell finden konnten. Sie mussten uns nur folgen. Wenn Sie eine Position haben will ich sie wissen. Wir werden ihre Basis und notfalls sogar den ganzen Planeten dazu auslöschen. Das schulden wir Cerberus.“ Shepard hatte für einen Moment recht sorgenvoll zu Ibro geblickt, da er nicht wusste wie seiner weiteren Reaktionen noch ausfallen könnten. Andererseits war dies ein gravierendes Sicherheitsproblem gewesen. Wenigstens war es jetzt ausgeschaltet. „Was halten Sie von Ihrem neuen Körper?“, fragte er. „Er bietet beeindruckendes Potential. Die Normandy ist nicht für jede Situation optimal bewaffnet. Diese Plattform könnte begrenzte Bodenunterstützung leisten und sie persönlich an Orte begleiten, die für die Normandy unerreichbar sind. Selbst ein Verlust der Einheit, würde mich nicht beeinträchtigen, da es sie von der Normandy aus nur steuere.“ „Sie reden von Kampfsituationen?“ „Ja, bevor es jedoch soweit ist werde ich ausgiebige Tests durchführen. Wenn Sie gestatten werde ich zuerst die volle Funktionalität der Normandy wieder herstellen und der Crew versichern das alles in Ordnung ist.“ „Gute Idee, manche werden mit Sicherheit überrascht und manche skeptisch sein, aber mit der Zeit wird man sich daran bestimmt gewöhnen. Auf jeden Fall sollten Sie mal bei Joker vorbei schauen. Der würde sich bestimmt freuen Sie mal ... persönlich zu sehen. „Verstanden, Shepard.“, sagte EDI und verließ in ihrem neuen Körper den KI-Kern. „Einer der Gründe warum wir keine selbstständigen künstlichen Intelligenzen verwenden. Um uns vor solchen unvorhersehbaren Handlungen zu schützen.“, sagte Ibro. „Also das ... das ist das verrückteste was ich seit langem gesehen habe.“, sprach Garrus. „Also bitte. Sie sollten doch längst wissen das das nur der alltägliche Wahnsinn ist, wenn man mit mir reist.“, meinte Shepard. „Da haben Sie recht. Naja ... Ich schau mir mal die ... neue ...Normandy dann mal etwas genauer an. Wenn Sie mich suchen sollten finden Sie mich im Hauptgefechtsstand. Ich bin sicher der kann eine richtige Kalibrierung gut gebrauchen.“ Shepard konnte da nur schmunzeln und sah wie sich die Gruppe allmählich auflöste. „Und du, Liara? Hast du dich schon häuslich eingerichtet?“, fragte Shepard ganz formlos, nachdem sie nun alleine im KI-Kern waren. „Ja, sehr umfangreich sogar. Wenn ... du es dir ansehen willst?“ „Gerne.“, erwiderte Shepard und gemeinsam gingen sie von der Krankenstation rüber zu Liaras Kabine auf der anderen Schiffsseite, Mirandas ehemaligem Büro. Shepard staunte nicht schlecht, als er den Raum von innen sah. Liara hatte sich mehr als nur häuslich eingerichtet, auch wenn es etwas chaotisch aussah. Ein kleiner Tisch und mehrere Rechner auf der einen Seite, eine Wand voller Bildschirme auf der anderen Seite und dazwischen haufenweise Datenträger, Unterlagen und anderes elektronisches Equipment und Kleinteile, die entweder noch nicht verbaut wurden, oder einfach übrig geblieben sind. Nebenbei schwebte eine kleine Drohne umher. Und am Ende des Raums stand ein großes Bett. „Das erinnert mich irgendwie an deine alte Basis – das Schiff des Shadow Brokers.“, meinte Shepard und sah wie Liara nach hinten ging und sich auf das dortige Bett setzte. „Dem ist es sogar nachempfunden, auch wenn ich hier weitaus weniger Platz zur Verfügung hatte. Aber ein Bett hat reingepasst ... und es ist sogar groß genug für zwei.“ Das lies sich Shepard nicht zweimal sagen und ging auf Liara zu, die ihn mit offenen Armen empfing. Beide küssten sich innig und Liara lies sich mit dem Rücken nach hinten aufs Bett sinken, während Shepard sie umarmte er er langsam über sie aufs Bett kroch. „Ähm.“, vernahmen sie eine Stimme und blickten erschrocken zur Tür. Sie mussten feststellen das sich Ibro ebenfalls mit ihnen im Raum befand. „Wie lange sind Sie schon hier?“, fragte Shepard entsetzt. „Viel zu lange. Ich war ihnen doch gefolgt. Sagen Sie bloß sie haben das nicht mitbekommen.“, antwortete Ibro. „Mich interessiert eher WAS Sie hier machen?“, ergänzte Liara. „Mir war langweilig, da bin ich Ihnen gefolgt ... war eine blöde Idee, wie ich feststellen durfte ... das Bild kriege ich so schnell nicht wieder aus dem Kopf ... vielleicht mit einer Pistole ... ich gehe besser und sehe mich woanders um.“, sagte Ibro und verschwand wieder. Daraufhin sahen sich Shepard und Liara für einen Moment still an. „Was war denn das eben?“, fragte sie. „Ich habe nicht die geringste Ahnung.“, erwiderte Shepard und rollte zur Seite, wo sich die beiden wieder aufrichteten, da Ibro die ganze Stimmung verdorben hatte. Wer weiß, vielleicht hatte er sogar mit Absicht getan. „Wie hast du das alles hier nur reingekriegt und aufgebaut?“, fragte Shepard. „Ich hatte Hilfe. Beides war kaum ein Problem da ich einen Teil der Besatzung dazu verpflichtet habe.“ „Mh ... Ich vermute ... du hast dein altes Informationsnetzwerk wieder in Betrieb genommen?“ „Ja, das alte Broker-Schiff wurde zwar zerstört, aber ich konnte verhindern das Cerberus meine ganzen Kontakte in die Finger kriegt. Mit ihnen war es ein leichtes mein Agentennetzwerk zu reaktivieren. Zwar hat der Angriff der Reaper es etwas dezimiert, aber es läuft noch sehr gut. Jeder meiner ... Agenten meldet sich alle paar Stunden bei mir und unterrichtet mich über die Situation. Ich kann sehen was an Gütern am dringendsten benötigt wird und wo es verfügbar ist. Ich habe sogar eigene Söldnertruppen, die meinem Befehl gehorchen. Außerdem kann ich sehen wie weit die Reaper vordringen, allerdings ... das erkennt man wenn es um einzelne Planeten still wird und ich von meinen Agenten nichts mehr höre. All diese Informationen gebe ich gesammelt an die entsprechenden Stellen der einzelnen Militärs weiter.“ „Danke, das sind wirklich gute Neuigkeiten und die brauchen wir. Wenigstens etwas.“ „Wenn man es genau betrachtet ... unsere Lage könnte schlimmer sein, sogar weitaus schlimmer. Ja, die Verluste sind hoch und viele Welten werden belagert, dennoch sind die Kommunikationwege, vor allem das Extranet, größtenteils intakt. Auch die Angriffe der Reaper hätten härter ausfallen können, wären alle nicht von vorne herein schon in Alarmbereitschaft gewesen, wenn auch nur wegen den Morjanern. Ebenso war es für uns ein unglaublicher Vorteil das wir von Anfang an vollen Zugriff auf die Pläne des Tiegels bekamen. Stell Dir vor wir hätten die erst entschlüsseln müssen. Wer weiß wie viel Zeit uns das gekostet hätte – wertvolle Zeit.“ „Trotzdem sieht es für uns noch immer schlecht aus.“, meinte Shepard. „Es könnte schlechter sein. Wir sollte über jeden Vorteil froh sein den wir kriegen können.“ „Ich weiß ... was ist übrigens mit der Drohne? Ist sie Dein kleiner Sekretär?“ „So könnte man es nennen. Glyth ist eine VI-Einheit und hilft mir beim Sortieren all der eingehenden Daten. Ohne ihn wäre ich bestimmt bei diesen Mengen längst verrückt geworden. Allerdings musste ich diesen hier unter Kabinenarrest stellen. Der erste Glyth wurde mit dem Broker-Schiff, also habe ich mir einen zweiten, verbesserten angeschafft. Nur dieser hat kürzlich versucht EDIs Aufgaben umzuschreiben.“ „Ich wollte nur die automatischen Systeme des Schiffes an unsere angleichen, um eine Steigerung unserer Leistungsfähigkeit zu erreichen.“, erwiderte die Drohne. „Wenigstens lies EDI mich ihn behalten, aber wie gesagt, nur unter Arrest.“ Da konnte Shepard nur lachen. Als er sich wieder beruhigt hatte glitt Liaras Hand langsam hoch zu seiner Backe und drückte seinen Kopf zart in ihre Richtung. Bevor die beiden sich wieder ihren Gefühlen hingeben konnten wurden sie erneut unterbrochen.“ „Shepard.“, ertönte EDIs Stimme über das Intercom. „Was ist?!“, gab dieser entnervt zurück. „Ich wollte Sie nur darauf hinweisen und unser morjanischer Gast soeben den Backbordladeraum auf dem Maschinendeck betreten hat.“ „Na und?“ „Dort wurde der Protheaner einquartiert.“ Shepard und Liara brauchten einen Moment um das volle Ausmaß dieser Meldung zu erkennen. Und als sie es taten machten sich Panik breit. Schlagartig sprangen sie auf, hasteten zum Fahrstuhl, überrannten dabei fast ein anderes Crewmitglied und fuhren, wenn auch langsam, hinunter zum Maschinendeck, wo sie zum Laderaum stürmten und dessen Tür regelrecht einrannten. Im Raum fanden sie Ibro, der stand, und Paschek vor, welcher im Schneidersitz vor einigen zerlegten Waffen saß. Beide blickten ziemlich irritiert drein, als Liara und Shepard in den Raum gestürmt kamen. Ibro hielt ein zusammengeknülltes Stück Papier in seinen Händen und nur wenige Meter von ihm entfernt schwebte ein dunkelrotes, ovales Objekt mit zwei Flügeln in der Luft, während im Hintergrund die Baupläne des Tiegels leuchteten. „Was ist denn mit Ihnen los?“, fragte Ibro. „Das sollte ich Sie fragen?! Was machen Sie hier?!“, erwiderte Shepard hastig. „Wie ich schon sagte ist mir langweilig, also wollte ich mal nach dem Protheaner sehen. Wie oft begegnet man schon einer Spezies, die seit 50.000 Jahren ausgestorben sein soll.“, sagte Ibro und warf das zusammengeknüllte Stück Papier in die Luft. Mit einem Mal ging von dem schwebenden Gerät ein heller Strahl aus, der das Papier traf und mit einem Mal zu glühender Asche verwandelte. Ibro lachte herzlich, als er das sah. „Einmalig diese Kampfdrohne! Sowas bräuchten wir auch in unseren Beständen. Wer weiß wie weit man sowas weiter entwickeln könnte ... sagen Sie ... sind das die Pläne für den Tiegel?“, sagte Ibro und sah sich die Projektion genauer an. Paschek, der im Schneidersitz da saß, folgte mit seinen Augen Ibro, wie dieser an ihm vorbei lief und vor der Projektion stehen blieb. „Ja, das sind sie.“, bestätigte Paschek. „Lassen Sie mich raten: Man hat Probleme mit dem Bau und Shepard will das Sie helfen, nur weil Sie Protheaner sind, nicht wahr?“ Paschek lachte und legte einige Einzelteile, die er in seinen Händen hielt, beiseite. „Genau daran liegt es. Ich verstehe zwar einzelne Aspekte der Konstruktion und helfe so gut ich kann, nur meine technischen Fähigkeiten sind ausgesprochen beschränkt.“, erwiderte er. „Tja, soviel zu Ihrer Hilfe.“, lachte Ibro und sah zu Shepard, welcher das Gesicht verzog und den Blick auf die Drohne schwenkte. „Aber wie konnten Sie dann bitte diese Drohne bauen?“, fuhr er fort. „Ich bin so etwas wie ein ... man würde sagen ... ein Feldingenieur. Als die Reaper uns angriffen erlitten wir binnen kürzester Zeit gewaltige Verluste und verloren riesige Gebiete. Unseres ganzes Reich zerbrach innerhalb eines winzigen Augenblickes. Nicht mal auf eine feste Versorgung konnten wir uns verlassen. Mit einem Mal mussten wir alle gewohnten Taktiken und Strategien über den Haufen werfen. Improvisation entwickelte sich zu unserem wichtigstem Hilfsmittel. So baute ich auch diese eine Drohne – aus den Einzelteilen verschiedener Infanteriewaffen. „Beeindruckend.“, meinte Shepard, bis ihm eines klar wurde. „Wie viele Waffen haben Sie da eigentlich zerlegt?!“ „Das könnte lustig werden. Mich interessiert es aber nicht. Ich bin dann mal auf der Toilette.“, sagte Ibro direkt und verließ die Etage. „Das lief überraschend gut.“, meinte Shepard, als er sah wie Ibro in den Aufzug stieg. „Nein. Überhaupt nicht. Als er nach der Drohne fragte hatte er sie gar nicht angesehen. Er hatte speziell Sie angesehen, Shepard. Er nutzte Ihre Reaktion als Vorwand für seine Frage. Er hatte gezielt versucht uns auszufragen. Er ahnt etwas. Irgendetwas. Ich sage es Ihnen: Er wird Ihnen noch Probleme bereiten. Gewaltige Probleme. Er ist die gefährlichste Variante der Drohnen die man sich vorstellen kann: Genetisch hochgerüstet, intelligent und hinterlistig. Was haben wir da nur erschaffen!“ „Es ist nicht Ihre Schuld. Sie haben es selbst gesagt. Andere Mitglieder Ihres Volkes haben die Morjaner erschaffen. Nicht sie persönlich.“ „Ich bin das letzte Mitglied des protheanischen Volkes. Ich bin der Rest der vom protheanischen Reich übrig geblieben ist. Deshalb sehe ich es einfach als mein Vermächtnis an, auch wenn andere Protheaner diese Seuche auf die Galaxie losgelassen haben. Aber ich verspreche Ihnen ... Ich werde einen Weg finden diesen Fehler zu korrigieren ... irgendeinen“ „Wenn Sie die Frage gestatten ... wie war denn das prothenische Reich? Ihre Kultur, ihr Volk, ihre Politik ...“, fragte Liara zur Ablenkung. „Unser Volk ist tot. Weshalb interessiert es Sie?“ „Ich habe mein ganzes Leben bis jetzt mit Studien über ihr Volk verbracht und mehrere Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht.“ „Die Asari beherrschen tatsächlich schon die Schrift?“ „Bitte?“ „Tut mir Leid ... Es ist für mich immer noch schwer zu verstehen das 50.000 Jahre vergangen sind, während es mir so verkommt, als hätte ich gestern noch zusammen mit meinen Kollegen und Freunden gespeist habe. Als ich das letzte Mal von den Asari hörte betätigten sie Höhlenmalerie und wir sollen uns angeblich dazu entschieden haben ihnen Landwirtschaft und Mathematik zu lehren. Aber wenn es Sie wirklich interessiert wäre ich gerne bereit Ihre Fragen zu beantworten.“ Für Liara ging ein regelrechter Traum in Erfüllung. Sie hatte die Chance einen direkten Einblick in die protheanische Zivilisation zu bekommen, deren Studium sie ihr ganzes Leben gewidmet hatte. Auch wenn Shepard das sehr interessierte hatte er sich um andere Angelegenheiten zu kümmern die Vorrang hatten, immerhin tobte da draußen ein Krieg, den es zu beenden galt. „Ihr beide habt mit Sicherheit viel zu bereden, nur ich habe leider noch genauso viel zu tun. Deshalb will ich euch nicht weiter stören.“, sagte Shepard und machte sich daran den Raum zu verlassen. „Sind Sie sicher? Sie verpassen bestimmt einiges.“, meinte Liara. „Ich weiß. Leider. Aber ich habe noch einiges vor mir und einer muss gelegentlich ja auch mal nach Ibro sehen. Wer weiß was der wirklich treibt. Erzähl mir das wichtigste nachher.“, sagte Shepard und verließ den Raum. Den Morjaner als Ausrede zu verwenden funktionierte immer. Außerdem, das erkannte Shepard, verspürte er ein gewisses Maß an Abneigung gegenüber dem Protheaner, selbst wenn Paschek persönlich nicht für die tiefgreifenden Eingriffe in die menschliche Entwicklung verantwortlich war. Während er in den Fahrstuhl stieg musste er feststellen das er diese Angelegenheit weitaus persönlicher nahm, als es ihm selbst lieb war. Während sich so die Fahrstuhltüren schlossen und Shepard sich darüber den Kopf zerbrach, merkte er nicht wie sich die Geräusche einiger Schritte näherten. Kurz bevor sich die Türen schloss streckte jemand seine Hand dazwischen und die Sensoren ließen die Türen sich wieder öffnen. Vor Shepard stand nun Diana Allers, die Kriegsberichterstatterin von ANN, die er auf die Citadel aufgelesen. „Commander, hätten Sie jetzt Zeit für ein Interview?“, fragte Allers. „Ich dachte wir wollten das Interview verschieben.“, meinte Shepard. „Das haben wir schon zweimal gemacht. Erst nach dem sich mich an Bord genommen haben und dann nach unserem Flug nach Morjan Prime. Stimmen die Gerüchte das wir einen ... lebenden Protheaner an Bord haben?“ „Das ist geheim ... vorläufig. Haben Sie nicht jemand anderen den Sie interviewen können?“ „Der einzige der dann noch wirklich interessant wäre ist der Morjaner, nur als ich ihn darauf ansprach sagte er, ich zitiere: Er würde mich an Ort und Stelle exekutieren sollte sein Gesicht zusammen mit einem Alien jemals im Extranet auftauchen. Menschen hat er dabei miteingeschlossen. Die Sache mit dem Interview hatte sich dabei erledigt. Mir kommt es so vor als versuchen Sie mir aus dem Weg zu gehen, Shepard.“ „Wir kommen Sie darauf ... Oh.“ „Merken Sie was?“ „Ja ... Ok, Sie bekommen Ihr Interview. Aber ich will das sie etwas zurechtbasteln das die Leute inspiriert und sie bedingungslos an eine Sieg glauben lässt.“ „Wenn es weiter nichts ist.“, sagte Allers und führte Shepard in ihr „Studio“ im Lagerraum auf der anderen Schiffsseite. Kapitel 10: Feuertaufe ---------------------- Nach den letzten Ereignissen und Erkenntnissen hatte Shepard einen neuen Kurs setzen lassen und so flog die Normandy nun Richtung Citadel. Zu einem war es jetzt wichtig sich direkt an die Botschaften der einzelnen Völker zu wenden, um den wenig hilfsbereiten Citadel-Rat zu umgehen, zu anderem wollte er auf der Citadel den Beweis liefern das Fedorian, entgegen anders lautender Gerüchte, noch lebt, was mit Sicherheit der allgemeinen Moral Aufschwung geben könnte und ihm bei weiteren möglichen Verhandlungen durchaus helfen würde. Zudem musste die Normandy zurück in ein sicheres Dock. Durch den Angriff der Reaper wurden viele Nachschubrouten und Depots zerstört und etliche weitere bedroht. Solange es keine schlüssigen Berichte gab welche Anlagen genau betroffen, oder gefährdet waren blieb lediglich die Citadel als wirklich sicherer Hafen übrig. Das war ein anderes Problem dachte sich Shepard, während er in seiner Kabine saß. Obwohl das Extranet größtenteils funktionierte war es nur schwer möglich einen klaren Überblick über die genau Lage zu bekommen. Von vielen Planeten und ganzen Sternensystemen hörte man gar nichts mehr, wobei unklar war ob die Reaper einfach nur jene Kommunikationseinrichtungen zerstört hatten, oder ob dort bereits Ernten liefen. Shepard lagen Berichte einzelner Patrouillen und Späher vor die todesmutig in jene „stillen“ Gebiete vorgedrungen waren. Vor Ort war mehr zumeist ersteres der Fall gewesen. Die Reaper zerstörten Raumstationen, kleinere Kolonien auf Monden, sowie Raumhäfen und brachten vielerorts den Schiffsverkehr zum erliegen. Groß angelegte Invasionen waren dagegen ausgesprochen selten, von den Heimatsystem der Völker mal abgesehen. Scheinbar hatte die Niederlage bei Morjan Prime die Reaper härter getroffen als erwartet, oder man verkannte einfach ihre Strategie und der Großteil ihrer Kräfte war noch immer irgendwo da draußen unterwegs. Anders als bei den Protheanern hatten sich die heutigen Völker noch nicht so stark ausgebreitet, was sich auch in dem Vorgehen der Reaper wieder spiegelte. Viele kleine Kolonien ohne nennenswerte Industrie oder Bevölkerung stellten, alleine betrachtet, für die Reaper keine ernsthafte Bedrohung dar. Ihr Hauptaugenmerk lag ganz eindeutig auf den Heimatwelten der verschiedenen Völker. Waren die ausgeschaltet mussten der Rest nur nach und nach eingesammelt werden – wie Müll und das ganz ohne große Mühe. Aus diesen Gründen blieb bisweilen wohl auch die Citadel unangetastet. Sie stellte für die Reaper keine unmittelbare Bedrohung dar. Ein Ort, der zwar schwer bewacht wurde, aber an dem alte Leute nur über Politik redeten, an dem Handel betrieben und Kultur ausgetauscht wurde – mehr nicht. Tatsächlich wurden auf der Citadel mehr Rohstoffe verbraucht, anstatt das auf ihr irgendwas nützliches produziert wurde, das gegen die Reaper helfen würde. Und wie Shepard gehört hatte strapazierte die sich entwickelnde Flüchtlingssituation zunehmend die Kapazitäten der Citadel. Allerdings war es auch ein Ort an dem die Völker zusammen kamen und gemeinsam Wissen, Strategien und Taktiken im Kampf gegen die Reaper austauschen konnten. Wenn die Reaper wollten könnten Sie die Citadel-Flotte mit Leichtigkeit überwältigen und die Citadel selbst einfach belagern und aus hungern. Sie müssten die Citadel nicht mal selbst angreifen, sondern nur abwarten, denn Zeit stellt für sie kein Hindernis dar. Shepard musste sich weiterhin fragen welches Ziel die Reaper mit ihrem Vorgehen und ihrer Ernte versuchen zu erreichen. Würde es ihnen gelingen dies zu entschlüsseln, dann könnten man sie am erreichen dieser Ziele noch effektiver behindern und langfristig das eigene Überleben sichern. Bislang musste man sich damit zufrieden geben die Reaper wo es nur ging mit allen erdenklichen Mitteln zu bekämpfen, denn noch stand ihre Zukunft auf Messers Schneide. „Commander Shepard, Sie mögen bitte ins CIC kommen.“, ertönte es von EDI übers Interkom. Shepard überlegte kurz was wohl der Grund sein mag und machte sich auf den Weg nach unten, wo er vor der Galaxiekarte Samantha Traynor und EDI mit ihrem neuen Körper vor fand – wobei letzteres noch immer ein gewöhnungsbedürftiger Anblick war. „Was gibt es?“, fragte er. „Wir haben das Signal das von Evas Cores einstigen und EDIs jetzigen Körper ausging zurückverfolgt und konnten ein erstes Ziel ausmachen.“, begann Samantha. „Was habt ihr herausgefunden?“ „Es wird Sie überraschen. An was denken Sie wenn ich Noveria sage?“ „Rachni und Geth. Wie könnte man das vergessen ... Wirklich Noveria? Seid ihr euch da sicher?“, harkte Shepard nach. „Die ermittelten Daten lassen daran keinen Zweifel.“, erklärte EDI. „Was wir bisher noch nicht wissen ist wohin genau das Signal auf Noveria ging, aber ich vermute mal es ist eine der Anlage um Port Hanshan herum. Würden wir vor Ort sein könnten wir das genauer bestimmen.“, fuhr Samantha fort. „Am liebsten würde ich Cerberus vor Ort einen kleinen Besuch abstatten, nur ... reicht unser Treibstoff für diesen Abstecher überhaupt aus?“, fragte Shepard. „Ein Umweg nach Noveria stellt aufgrund der relativen Nähe zur Citadel nur ein kleines Hindernis dar. Wir nutzen bereits unsere Notreserven. Da aus diesen Gebieten bislang keine Reaper-Präsenz gemeldet wird ist ein direkter Anflug, sowie ein späterer Weiterflug zur Citadel im Bereich des Möglichen.“, erklärte EDI. Shepard überlegte ob sie diesen Umweg wirklich wagen sollten. Letztendlich stellte die Chance Cerberus ein reinzuwürgen und gleichzeitig vielleicht sogar wertvolle Informationen zu bergen eine zu große Versuchung dar, der er einfach nicht widerstehen konnte. „Weiß Ibro davon?“, fragte Shepard. „Nein, der Morjaner hat sich Schlafen gelegt.“, sagte EDI. „Sie sollten mal sehen wo. In einem der Mannschaftsquartiere unter einem Tisch. Das einzige worum er bat soll ein Kissen gewesen sein ... Soll ich ihn holen?“, fuhr Samantha fort. „Bloß nicht! Es ist gut wenn wir vor ihm etwas Ruhe haben ... Nein, nein ... wir versuchen die Morjaner da weitestgehend herauszuhalten. Die bringen es locker fertig ganz Noveria von einer Eislandschaft in eine Höllenlandschaft zu verwandeln. Also kein Wort zu ihm ... Sagt Joker er soll Kurs auf Noveria setzen.“ „Zu Befehl, Shepard.“, bestätigte EDI und ging Richtung Cockpit. „Ähm ... Shepard?“, fuhr Samantha leise fort. „Ja?“ „Sie sollten mal nach Liara schauen ... Sie wirkte etwas ... niedergeschlagen.“ „Etwas genauer bitte.“ „Als ich vorhin auf dem Maschinendeck war kam Liara ausgesprochen verstört und apathisch wirkend aus einem der Lagerräume und ignorierte mich völlig.“ „Danke. Ich schau gleich mal nach ihr.“ „Gern geschehen.“ Daraufhin verließ Shepard das CIC und fuhr eine Etage runter, wo er sofort zu Liaras Kabine ging, nur deren Tür war verschlossen. Natürlich klopfte er und glücklicherweise kam einiger Zeit auch eine Antwort, nur eigenartigerweise wollte Liara im Moment nichts von ihm wissen. Das war mehr als verwunderlich. Hatte es etwa mit ihrem Gespräch mit Pashek zu tun? Am besten würde er gleich an besagter Stelle nachfragen und so ging Shepard runter zum Backbordladeraum, welchen er langsam betrat. „Pashek?“, begann Shepard vorsichtig und sah den Protheaner, wie er im Schneidersitz vor einer leuchtenden Projektion des Tiegel saß. „Alles in Ordnung?“ „Vor ein paar Tagen stand ich ebenfalls genau vor diesen Plänen und überlegte mit wie wir den Bau unseres Tiegels nur beschleunigen könnten und jetzt sitze ich hier und habe manchmal das Gefühl ich sehe die Pläne zum ersten Mal.“ „Ja, ja. 50.000 Jahre Kälteschlaf hinterlassen durchaus ihre Spuren.“ „Wohl wahr. Was kann ich für Sie tun, Shepard?“ „Vorhin hatte doch Liara, die Asari, mit ihnen über die protheanische Kultur und Zivilisation gesprochen. Hat sie sich dabei irgendwie eigenartig verhalten?“ „Eher danach. Zuerst tauschten wir uns nur verbal aus, nur die Antworten die Sie bekam entsprachen nicht ihrem Bild des protheanischen Reiches. Also einigten wir uns darauf das ich meine Gedanken mit ihr teile, so wie ich es bei Ihnen tat. Das Ergebnis ... sagen wir es so ... viele zerstörte Erwartungen. Die Antworten die sie bekam entsprachen nicht ihren Vorstellungen. All die Zeit die sie mit dem Studium unseres Reiches aufgebracht hat war umsonst.“ „Oh je ... das muss ein gutes Jahrhundert gewesen sein ... Das erklärt einiges ... Was solls. Eine andere Sache: Ich würde Sie gerne auf dem nächsten Einsatz dabei haben. Um zu sehen zu was sie fähig sind.“ „Ich sagte es Ihnen schon, Shepard. Ich bin bereit Sie auf jede nur erdenkliche Art und Weise zu unterstützen.“ „Trotz Ihrer Bedeutung in unserem Tiegel-Projekt?“ „Seien Sie unbesorgt. Ich habe bereits mit ihren Wissenschaftlern und Ingenieuren gesprochen. Sie besitzen das notwendige Wissen dieses Projekt ohne mich zu beenden. Abgesehen vom Katalysator ...“ „Danke. Sie brauchen mich nicht daran zu erinnern.“, erwiderte Shepard trübselig. „Kämpfen wir gegen die Reaper?“, fragte Pashek, wobei man eine gewisse Vorfreude heraus hören konnte. „Nein, Cerberus.“, erwiderte Shepard. „Oh.“, gab Pashek merklich enttäuscht wieder. „Sie sagten zwar Sie würden mich auch im Kampf unterstützen, aber wie steht es mit Kampferfahrung?“ „Ich habe nie an einem echten Gefecht teilgenommen, aber unsere Forschungseinrichtung verfügte damals über die fortschrittlichsten Kampfsimulatoren der Galaxie. In ihnen hatten wir unsere Drohnen trainiert und ich und meine Untergebenen hatten sie ebenfalls ausgiebig genutzt. In ihnen konnten wir jede erdenkliche Gefechtssituation absolut realitätsnah darstellen ... sogar mitsamt allen Konsequenzen.“ Shepard musste schmunzeln. Immerhin erinnerte es ihn an die Pinnacle Station, nur das hier nicht die Möglichkeit des Todes bestand. „Außerdem kenne ich dank Ihrer Erinnerungen auch Ihre Gegner, Ihre Taktiken, Ihre Waffen und deren Funktion und alles andere was für die heutige Zeit sonst noch wichtig ist. Ich möchte noch ergänzen das ich in der Lage bin begrenzte biotische Fähigkeiten einzusetzen.“, ergänzte Pashek „Gut zu hören. Die Waffenkammer ist im Hangar. Dort können Sie sich mit allem eindecken was Sie brauchen.“ Daraufhin griff Pashek zu seinem Partikelgewehr, welches er einsatzbereit machte und hob eine Hand, woraufhin drei am Boden liegende ovale Objekte, seine selbst gebastelten Kampfdrohnen, zu schweben begannen. „Vielen Dank, Shepard, aber das ist nicht nötig. Ich bin bereits voll einsatzfähig. Leider habe ich mich, um meine Ausrüstung zu erschaffen und dieser Zeit anzupassen, an ihrer Waffenkammer bedient und mehr entnommen, als es dem eigentlichen Bedarf eines Infanteristen entspricht.“ „Na toll.“, brummte Shepard und schlug eine Hand ins Gesicht. „Wenn Sie das nächste Mal Material oder sonst was brauchen Sagen Sie mir bitte vorher Bescheid.“, sagte Shepard, was Pashek mit einem Nicken bestätigte. Daraufhin verließ Shepard den Lagerraum und fragte sich wen er nun als nächstes für seinen Trupp holen sollte, denn die Auswahl war im Moment recht begrenzt. Schlagartig kam ihm die zündende Idee und er fuhr hoch zu den Mannschaftsquartieren, von wo aus er zum Hauptgefechtsstand gelangte. „Garrus!“, begrüßte er den Turianer freudig, der vor den Konsolen stand. „Haben Sie einen Moment, oder haben Sie zu tun?“ „Wenn Sie schon so kommen ist Vorsicht angesagt. Im Moment bin ich nur mit der Kalibrierung der Hauptgeschütze beschäftigt.“ „Immer noch?“ „Was heißt hier immer noch? Zwischenzeitlich hatte ich eine Pause eingelegt und jetzt mache ich weiter. Sie sind aber bestimmt nicht vorbei gekommen um mich das zu fragen, oder?“ „Nein, natürlich nicht. Sind Sie bereit für einen Einsatz, Garrus? Wir müssen Cerberus auf die Finger klopfen.“ „Cerberus ... Ich hörte bereits das Sie mit denen Probleme haben. Ist der Unbekannte immer noch sauer weil wir die Kollektoren-Basis zerlegt haben, oder haben Sie ihm zwischenzeitlich die Zigaretten geklaut. Ach nein. Das war ja die Normandy die wir ihm geklaut haben.“ Shepard konnte sich nicht halten und lachte genüsslich. „Was weiß ich. Es hat irgendwas mit den Reapern zu tun und so wie wir ihn kennen verheißt das nichts Gutes. Ich glaube fast schon er will die Reaper kontrollieren.“ „Die Reaper kontrollieren? Geht so was überhaupt? Wie will er das erreichen?“, wiederholte Garrus ungläubig.“ „Keine Ahnung, aber ich will es nicht herausfinden.“ „Eigentlich, wenn man genau darüber nachdenkt, klingt das ganz gut. Man kontrolliert sie und befiehlt allen Reapern sie sollen in die nächstbeste Sonne fliegen. Krieg gewonnen. Nur der Unbekannte ...“ „Da liegt das Problem. Allein damit wird sich der Unbekannte bestimmt nicht zufrieden geben. Garantiert will er mit ihrer Technologie die Menschheit ... verbessern ... und all ihre, oder besser gesagt, seine Gegner auslöschen. Und dazu zählen leider auch alle nicht-menschlichen Spezies, so wie Sie, Garrus.“ „Das klingt dann doch nicht so gut.“ „Also sind Sie bereit Cerberus so richtig den Tag zu versauen?“ „Natürlich, Shepard. Wohin geht es?“ „Noveria.“ „Noveria. Das weckt Erinnerungen. Rachni, Geth, Benesia und jede Menge Eis. Habe ich ihnen eigentlich jemals gesagt das wir Turianer Kälte nicht mögen?“ „Ja, haben Sie.“ „Hach ... Na gut. Nehmen Sie wieder den Morjaner mit?“ „Nein, der schläft. Stattdessen begleitet uns unser Protheaner.“ „Das kann interessant werden.“, musste Garrus feststellen und war dabei mit Shepard einer Meinung. Der Umweg nach Noveria dauerte nur ein paar Stunden und gestaltete sich wie vorhergesagt als ausgesprochen ruhig, was viele dennoch überraschte. Man hätte erwartet das die Reaper minimale Präsenz zeigen würden, um die Militärs der Völker dazu zu zwingen sich aufzuteilen, oder allein schon um durch ihre Anwesenheit für Chaos und Panik zu sorgen, oder das sie wenigstens Späher einsetzen würden, nur das war bisweilen nicht der Fall. Ungestört erreichten sie das Pax-System und gingen im Tarnmodus unbemerkt in Noverias Orbit in Stellung. „Konnte Cerberus Basis schon lokalisiert werden?“, fragte Shepard, während er zusammen mit Amara, Garrus und Pashek im CIC standen und eine Projektion des Planeten ansahen. „Das haben wir. Ich konnte das Signal zu einem Stützpunkt zurückverfolgen, der abseits von Port Hanshan liegt.“, erklärte EDI. „Was wissen Sie über die Stärke des Widerstandes, der uns erwarten könnte?“ „Darüber liegen mir keine Informationen vor. Die Existenz dieser Anlage wir mir bis zum jetzigen Zeitpunkt unbekannt. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch das sie nach ihrer Internierung errichtet wurde.“ „Mh ... liegen sonst irgendwelche Informationen vor?“ „Luftaufnahmen. Die Basis wurde direkt an den Berg gebaut und verfügt über einen Landeplatz. Auf den Aufnahmen ist ein Abfangjäger deutlich zu erkennen, der in ständiger Einsatzbereitschaft gehalten wird, sowie mindestens ein Dutzend Personen auf den äußeren Plattformen.“ „Und drinnen sind bestimmt noch mehr.“, murmelte Shepard. „Der Jäger wird uns mit Leichtigkeit vom Himmel knallen, wenn sie uns bemerken. Einen direkten Anflug können wir vergessen.“, ergänzte Amara. „Wir müssen uns irgendwie ... an schleichen ... Haben Sie einen Vorschlag?“, fragte Shepard. „Mit dem Shuttle mischen wir uns unter den normalen Flugverkehr der Noverias Raumhafen anfliegt. Das Ding ist klein genug und fällt bestimmt nicht auf, wenn wir die Transponder abschalten und uns nahe eines Frachters, oder anderen großen Schiffes halten. Bevor wir den Raumhafen erreichen drehe ich ab, fliege so tief und schnell wie es nur geht durch das Gebirge direkt zur Basis und damit überraschen wir sie. Sie werden uns erst bemerken, wenn wir vor ihnen stehen.“ „Den Gegner zu überrumpeln ist eine stets wirksame Taktik, nur wie hilft und das in dieser Situation, speziell gegen den Jäger?“, harkte Pashek nach. „Für einen Protheaner sind sie nicht gerade helle.“, erwiderte Amara und zoomte den Kartenausschnitt weit genug heran, sodass man den Landeplatz genau erkennen konnte. „Wenn ihr mal genau hinschaut seht ihr das auf dem Landeplatz Treibstoffzellen, Munition und Raketen gelagert werden. Zwar in speziellen Schutzbehältern, nur die sind nicht kugelsicher. Den Jäger können wir mit den Waffen des Shuttles nur mit sehr viel Glück erledigen, treffen wir aber irgendwas von dem dort gelagertem Nachschub, dann gibt es eine Explosion, die wiederum selbst eine Kettenreaktion auslöst, die den Landeplatz mitsamt dem Jäger zerstören wird.“ „Klingt das nicht ein bisschen ZU einfach?“, fragte Garrus. „Durchaus, nur während meiner Zeit bei Cerberus erkannte ich eine Sache: Egal wie gut bezahlt, oder von Cerberus Zielen überzeugt das Bodenpersonal ist stets sehr nachlässig. Vor allem auf so kleinen Basen. Zwar können sie so Maschinen in Rekordzeit einsatzbereit machen, aber wie ihr seht hat es seine Nachteile. Wir fliegen rein, sprengen sie in Nirvana, dann nutzen ich den entstandenen Rauch und das Chaos als Schutz und setze euch ab. Ihr macht euer Ding und ich halte mich in der Nähe. Sollte es brenzlig werden kann ebenfalls eingreifen. Was haltet ihr davon?“ „Besser könnte ich es selbst nicht planen. Etwas ähnliches hatte ich ebenfalls im Sinn. Solange Sie nicht wieder das Shuttle schrotten ...“, sagte Shepard, bis ihn Amara mit einem lauten „HEY!“ unterbrach und verdrossen die Hände in die Seiten stemmte. Das er allerdings genau wie Pashek anfangs nicht verstand was Amara meinte erwähnte er natürlich nicht. „Shepard.“, begann EDI. „Wenn es möglich ist würde ich Sie auf diesem Einsatz begleiten.“ „Wollen Sie die Fähigkeiten Ihres neuen Körpers unter echten Gefechtsbedingungen erproben?“, erwiderte dieser. „Ja. Zudem sollten meine Kenntnisse über Cerberus Verschlüsselungsprotokolle und Netzwerkstruktur hilfreich sein, wenn Computersysteme gehackt werden müssen.“ Shepard dachte nur kurz darüber nach. „In Ordnung. Besorgen Sie sich eine Ausrüstung das Sie nicht ganz wehrlos sind. Dann starten wir. Gesagt getan. Gemeinsam marschierte die Gruppe um Shepard zum Hangar, holte den letzten Rest ihrer Ausrüstung und brachen dann nach Noveria auf. Amara flog ihr Kodiak-Shuttle wie angekündigt in den normalen Schiffsverkehr der Port Hanshan ansteuert und hängte sich direkt an den erstbesten Frachter den sie antraf. So gelangten sie wie erwartet unbemerkt in Noverias Atmosphäre und damit näher an ihr Ziel. „Festhalten, Leute, jetzt wird’s holprig!“, warnte Amara, als sie begann abzudrehen. „Also bitte. Wie holprig kann es denn schon werden.“, meinte Garrus. Diese Meinung änderte sich schnell, als das Shuttle ruckartig beschleunigte, links wegkippte und sich in einen 90 Grad Winkel stellte. Wären sie nicht angeschnallt gewesen hätte es sie wie Spielzeug quer durch die Kabine geschleudert. Schlagartig verloren sie rapide an Höhe und für einen Moment stürzten sie sogar senkrecht in die Tiefe. Erst nach ein paar nervenaufreibenden Sekunden ging es zurück in die Waagerechte, nur das Tempo blieb das selbe – schnell, holprig, halsbrecherisch. „Ich und meine große Klappe ...“, murmelte Garrus und wurde unterbrochen als eine Erschütterung das Shuttle kurz durch rüttelte. „Was war das?“ „Nur ein Schneehaufen.“, ertönte es von Amara. „Ich weiß Sie sagten wir würden uns unserem Ziel im Tiefflug nähern, nur mir war nicht klar das wir SO tief fliegen würden.“, meinte Pashek. „Leute, ich habe eben einen Eisbären gesehen, aber dazu musste ich nach oben schauen.“, sagte Shepard. „Das ist ungewöhnlich. Eisbären gelten als ausgestorben. Zudem entspricht Noveria nicht ihrem heimischen Lebensraum.“, erwiderte EDI. „Ich glaube Shepard wollte damit etwas anderes ausdrücken.“, sprach EDI. „Müssen Sie so fliegen ...“, fragte Pashek. „SCHNAUZE DA HINTEN!!!“, unterbrach Amara ihn, als das Shuttle erst langsamer, dann nach rechts und links geschleudert wurde, und wieder Fahrt aufnahm. „So, ihr Penner! Das war grad eine Achterbahnfahrt quer durch einer verschneite und vereiste Berglandschaft, vorbei an ein paar Gletschern, die uns jederzeit die Hülle aufreißen könnten, wenn man denen zu nahe kommt aus das nur ein paar Meter über dem Boden. Ablenkung kann ich da nicht gebrauchen. Jetzt wird es wenigstens ruhiger, weil es direkt durch eine zugefrorene Schlucht geht, die an unserem Ziel vorbei führt.“ „Ein Glück.“, murmelte Garrus. „Ich habe ernsthaft gedacht Sie verbrauchen gleich noch ein Shuttle, nur dieses Mal mit uns an Bord.“, sagte Shepard. „Ach, Commander, Sie wissen das meine Shuttles stets den Rückflug nicht überleben. Also das schlimmste steht Ihnen noch bevor.“, gab Amara zurück. „Oh nein.“, murmelten die Passagiere mit Ausnahme von EDI. „Arschlöcher.“, dachte sich Amara und machte die Bordwaffen einsatzbereit, während sie auf den letzten Felsvorsprung zusteuerten hinter dem die Basis von Cerberus lag. „15 Sekunden ... mehr, oder weniger.“, rief sie, woraufhin sich Shepard und sein Trupp bereit machten. Das Shuttle näherte sich langsam dem Felsvorsprung und begann im Schwebeflug langsam zu steigen. Als Amara den Scheitelpunkt erreichte erblickte sie sofort die dahinter liegende Anlage, die, wie auf den Luftbildern zu sehen war, an den Berg gebaut wurde. Auf den Außenbereichen erkannte sie mehrere Schützen, einfaches Personal und das wichtigste von allem: der Jäger. Amara aktivierte die optischen Sichthilfen und nahm den Landeplatz ins Visier. Ein paar Cerberus-Mitglieder entdeckten das Shuttle in dem Moment in dem es hinter den Felsen zum Vorschein kam, nur bis dies weiter gegeben werden konnte vergingen wertvolle Augenblicke. Augenblicke die Amara voll ausnutzen konnte. Sie eröffnete das Feuer und traf sofort. Nur leider nicht das erwünschte Ziel. Stattdessen erwischte sie irgendjemanden von der Bodencrew, der in diesem Moment genau vor einer Treibstoffzelle stand. „Verdammt!“, fluchte Amara. Sie richtete die Bordgeschütze neu aus und schoss weiter. Stumschützen von Cerberus gingen sofort in Position und erwiderten selbst das Feuer, während der Jäger dabei war zu starten. Amara gab Dauerfeuer und traf nach einigen Fehlschüssen die Ersatzmunition kurz bevor der Jäger abheben konnte. Die nachfolgende Explosion löste die erhoffte Kettenreaktion aus, die auf weitere Treibstoffzellen und die Munition übergriff und kurzerhand auch den Jäger erfasste. Die vollgetankte und voll bewaffnete Maschine explodierte in einem einzigen Feuerball, der den Landeplatz gleich mit zerstörte und große Teile davon den Berg hinab stürzen lies. „Autsch.“, dachte sich Amara, die die Folgen völlig unterschätzt hatte. Sie steuerte das Shuttle an eine rechts daneben liegende Plattform, die zuvor noch über eine Rampe mit dem Landeplatz verbunden war. Dichter, dunkler Rauch hatte die ganze Anlage eingehüllt und diente ihnen als Deckung. Zudem hatte die Druckwelle der Explosionen viele Cerberus-Mitglieder von den Füßen gerissen, die jetzt wie betäubt durch die Gegend irrten. Amara flog an die Plattform heran, setzte Shepard und seinen Trupp ab und ging sofort wieder auf Distanz. Das erste was Shepard und die anderen jetzt machen mussten war sich zu orientieren, denn der Rauch schränkte ihre Sicht genauso ein. Ihr erster Gegner, wenn man es überhaupt so nennen konnte, war ein unbewaffnetes und blutüberströmtes Mitglied der Bodencrew. Er stand der Explosion viel zu nahe und wurde von etliche Splitter getroffen, die ihm Haut und Kleidung zerschnitten hatten. Blind, taub und völlig orientierungslos torkelte er an Shepards Team vorbei und versuchte sich am Geländer entlang zu tasten. So lief er jene zerstörte Rampe hinunter, die einst zum Landeplatz führte und stürzte in die Tiefe. „Anweisungen, Shepard?“, fragte Garrus, nach dieser Begegnung. „Sichern wir die Anlage. Schießt zuerst.“, erwiderte dieser. „Zu Befehl!“, bestätigte die ganze Gruppe und setzte sich in Bewegung. In geduckter Haltung und mit den Waffen im Anschlag marschierten sie den Laufsteg entlang. Shepard und Garrus vorne, EDI und Pashek hinten, welche den Trupp zur Seite Richtung Landeplatz und nach hinten absicherten. Am Ende des Laufstegs trafen sie auf ihren ersten echten Gegner, einen Zunturio, der soeben dabei war die Leiche eines Kameraden weg zu ziehen. Er selbst stand während der Explosion hinter einigen Kisten und blieb dadurch unverletzt, der andere hatte nicht so viel Glück und wurde von einem herum fliegenden Trümmerteil getroffen. Als er bemerkte wie als erstes Shepard und Garrus aus dem Rauch auf ihn zu liefen griff er zu seiner Waffe, nur die beiden waren schneller. Eine Mattock und eine Phaeston hämmerten auf den Zenturio ein und töteten ihn. Die Schüsse schreckten einen Sturmschützen auf dem Balkon über ihnen auf, der sofort versuchte den Ursprung zu ermitteln und übers Geländer blickte. Pashek riss sofort sein Partikelgewehr hoch und drückte ab. Sein Gewehr gab beim Feuern einen konstanten, hochkonzentrierten Partikelstrahl ab, der sich mit Leichtigkeit durch den kinetischen Schild des Gegners fraß und den Sturmschützen „entzündete“. Grünliche Flammen verschlangen den Körper und zersetzten ihn regelrecht. Das einzige was übrig blieb war eine dickflüssige Masse, der vom Balkon tropfte. Derweil ging Shepard hinter einem Container in Deckung und Garrus ihm gegenüber hinter einer Einbuchtung in der Wand. EDI und Pashek sicherten sie zur Seite hin ab. Inzwischen nahmen sie Rufe und Befehle wahr, die von Cerberus Truppen gebrüllt wurden. „Scheinbar wissen sie wo wir sind.“, meinte Pashek. „Das war nicht zu vermeiden. So wie sich das anhört wissen sie nicht wie viele wir sind. Wie geht’s weiter?“, fragte Garrus. „Den Gang runter. Sehr ihr die beiden Pfosten neben der Leiter?“, fuhr Shepard fort. Das Team lunzte vorsichtig aus der Deckung hervor und sah nach dem mittlerem Laufsteg, der vom Landeplatz direkt in die Anlage führte und über eine Leiter mit der unteren Ebene verbunden war. Das einzige was nach der Zerstörung des Landeplatz blieb. „Die beiden Pfosten sind massiv genug um als Deckung zu dienen. Wenn wir da hin gelangen ...“, erkannte Garrus. „Zu große Risiken. Der Eingang zur Anlage lässt sich nicht einblicken. Wir müssen hier mit Sicherheit mit Widerstand rechnen und würden ohne ausreichende Deckung dar stehen. „Ich weiß.“, sagte Shepard und wandte sich Pashek zu. „Wie flexibel sind Ihre Drohnen?“ Pashek wusste sofort was gemeint war und ging hinter dem Container neben Shepard in Deckung. Er löste die drei Drohnen von seiner Rüstung und aktivierte sie über sein modifiziertes Universalwerkzeug. In einer Höhe von gerade Mal einem Meter düsten sie über den Boden und verschwanden in Haupteingang der Anlage. Was alles nächstes folgte war ein überraschter Aufschrei und Schüsse – Gewehrfeuer und Partikelstrahlen und zuguterletzt eine Explosion. Mehrere Sturmschütze und ein paar Zenturios hatten sich bei der dahinter liegenden Treppe in Stellung begeben und eigentlich einen halbwegs humanoiden Gegner erwartet – nicht drei „Eier“, die durch den Eingang geflogen kamen. Ehe sie sich versahen eröffneten die Drohnen mit ihren Partikelstrahlern das Feuer und schalteten gezielt einen Gegner nach dem anderen aus, die ebenfalls in eine dickflüssige Masse verwandelt wurden. Die Schützen erwiderten hartnäckig das Feuer und hätten beinahe sogar eine der Drohnen ausgeschaltet, nur Pashek hielt für genau diesen Fall eine kleine Überraschung parat. Über sein Universalwerkzeug steuerte er die beschädigte Drohne in eine dichte Gruppe Sturmschützen mitsamt eines Zenturios, die sich eigentlich geordnet zurückziehen wollte, und zündete die eingebaute Sprengladung. Mit den beiden verbliebenen Drohnen erledigte er dann den angeschlagenen Rest von Cerberus Kräften im Treppenhaus. Danach lies er seine Drohnen auf Position, damit sie den Eingang bewachen konnten. „Durchgang gesichert.“, meldete Pashek. Shepard war beeindruckt, allein schon wie schnell und effizient Pashek sich diesen Gegner entledigt hat. Vielleicht sollte Pashek ebenfalls mithelfen die allgemeine Ausrüstung des Teams ordentlich zu verbessern. „Vorwärts!“, befahl Shepard und man hastete zum mittleren Laufsteg. Dort drückten sich Shepard, Garrus und Pashek an die Pfosten und nahmen sofort die auf der unteren Ebene befindlichen Cerberus Truppen unter Feuer. EDI hielt sich dabei im Hintergrund und sicherte den Eingangsbereich. Etliche Schützen konnten sie so überrumpeln und ausschalten bis mehrere Wächter um die Ecke kamen und mit ihren Schildern ihren Kameraden Deckung gaben. Trotz des Beschuss gelang es ihnen sich neu zu formieren und das Feuer teilweise zu erwidern. Garrus warf eine Handgranate nach einem der Wächter, die diesen zwar traf und explodierte, nur der Schild fing den Großteil der Energie ab und stieß diesen gerade mal ein paar Schritte zurück. Für Garrus war das überraschend, obwohl er die Berichte gelesen hatte. Nur um ihn aus der Ruhe zu bringen reichte das natürlich nicht. Mit seiner Phaeston feuerte er nun auf den Sichtschlitz und konnte einen Volltreffer landen. Der Wächter fiel um. Das versuchte er ebenfalls bei den anderen Wächtern, nur die duckten sich hinter ihren Schildern, was Kopfschüsse unmöglich machte. Shepard gelang es derweil selbst einen weiteren Sturmschützen auszuschalten, der die Deckung der Wächter nur unzureichend genutzt hatte und jetzt hinter einem Stützbalken am Rande der Plattform sprinten wollte. Eine Adrenalininfusion schärfte Shepards Sinne und half ihm mehrere kritische Treffer zu landen, die diesen töteten. Ein zweiter Sturmschütze versuchte das selbe und Shepard schoss eine Betäubungsgranate ab, die direkt hinter ihm explodierte. Die Druckwelle schleuderte den Schützen über die Brüstung in die Tiefe. Shepard staunte nicht schlecht als er das sah. Viel zu spät bemerkte er die schlanke, dunkle Gestalt, die am Ende der unteren Ebene hinter einer Ecke hervor blickte und auf ihn zielt. Bevor er selbst wieder hinter seiner Deckung verschwinden konnte traf ihn ein Geschoss und schaltete schlagartig seinen kinetische Schild aus. Ein Zenturio, der ihn ebenfalls im Visier hatte, feuerte und landete unglücklicherweise auch einen Treffer. Einer von mehreren Schüssen traf Shepard am rechten Arm, durchschlug die Rüstung und verletzte ihn. Er hatte soeben Bekanntschaft mit Cerberus Nemesis-Scharfschützen gemacht. Shepard schrie vor Schmerzen auf und aktivierte eine Medigelinfusion. „Alles ok, Shepard?“, fragte Garrus besorgt. Shepard atmete tief durch, als er die etwas berauschende Wirkung des darin enthaltenen Schmerzmittels spürte und überprüfte seinen Arm. Obwohl sich dieser komplett taub anfühlte konnte er seine Hand noch bewegen. Nervenbahnen wurden nicht verletzt und aufgrund der geringen Blutung galt das gleich für die Blutgefäße. „Nur ein Kratzer!“, gab Shepard zurück. „Vorsicht! Die haben Scharfschützen!“ „Verstanden!“, erwiderte Garrus. Zusammen mit Pashek nahmen sie die Nemesis unter Sperrfeuer und drängten sie zurück. Dann konzentrierten sie sich auf drei Wächter, die zusammen einen Schildwall neben einer Kiste vor dem Eingang errichtet hatten. Da weder Schusswaffen noch das Partikelgewehr deren Schutzschilde durchdringen konnte warf Garrus erneut eine Handgranate und Shepard, der sich wieder halbwegs einsatzbereit fühlte, feuerte eine Betäubungsgranate ab. Beide trafen, nur dieses Mal rührten sich die Schilde kein bisschen. Die Wächter duckten sich hinter ihren Schilden, wodurch sie diesen zusätzlich Halt gaben und Kopfschüsse unmöglich machten. „So kommen wir nicht weiter! Zielt auf die Flanke! Nehmt Granaten!“, befahl Shepard. „Verstanden!“, bestätigte Garrus und zog wie Shepard erneut Handgranaten und warfen diese. Bedingt durch die Schussverletzung war Shepards Wurf miserabel. Die von ihm geworfene Granate schaffte gerade mal die Hälfte des Weges und landete auf ein paar Treppenstufen, wo sie wirkungslos hoch ging. Garrus Wurf war dagegen schon besser. Seine Granate landete wie gewünschte neben den Wächtern, nur bevor die explodieren konnte schnappte sich eine vierte Person, die sich hinter dem Schildwall versteckt hatte, die Granate und warf sie über das Geländer. „So wird das nichts!“, wiederholte Shepard. „Gebt mir Deckung!“, mischte sich Pashek ein. Shepard und Garrus wechselten die Thermomagazine aus, holten sogar EDI dazu und begannen den unteren Bereich mit einem wilden Sperrfeuer zu belegen, während Pashek dabei war seine Biotik einzusetzen. Eine starke, bläulich leuchtende Aura umhüllte Pashek. Sie war sogar noch stärker als das was man von Asari-Commandos kannte. Man konnte förmlich spüren wie sich die Luft statisch auf lud. Als dann Pashek aus seiner Deckung kam zielt bereits die Nemesis auf ihn. Sie war, wie die Phantome, selbst in der Lage optische Tarnungen zu verwenden und deaktivierte ihre im Moment des Schusses. Der Schuss war ein Volltreffer. Zwar fingen Pasheks selbst modifizierte kinetische Schild ihn gänzlich ab, strapazierten diese dafür stark. Als die Nemesis erneut anlegte war er gezwungen sie zuerst auszuschalten. Ein biotisches Feld umschloss die Nemesis und hob diese meterhoch in Luft. Die anderen sahen sofort ihre Chance und zielten auf die Nemesis, nur bevor sie selbst schießen konnten donnerte Pashek sie mit einem biotischen Slam zu Boden. „Autsch.“, kommentierte Garrus den Anblick. Der Aufprall war so gewaltig das die Nemesis in einer Blutfontäne zerplatzte und so platt gemacht wurde, als wäre sie unter die Ketten eines Panzers geraten. Bei diesem biotischen Angriff würden sogar Asari blass werden. Shepard ebenfalls. Pashek hatte ja gesagt das er „nur über begrenzte biotische Fähigkeiten“ verfügt. Zeit zum verschnaufen blieb nicht Kaum war ein Problem erledigt tauchte das nächste auf. Als man sich wieder dem Rest der Gegner annehmen wollte fielen die Wächter zurück und offenbarten einen Techniker, der sich hinter ihnen versteckt und ein Schnellfeuergeschütz aufgestellt hatte. Das nahm Shepards Team sofort ins Visier und belegte sie mit einem regelrechten Kugelhagel. Shepard und Garrus kauerten sich an den Pfosten, EDI verschwand im Eingangsbereich und Pashek warf sich zu Boden. Zwischenzeitlich stellte ein anderer Techniker ein zweites Geschütz auf, welches das erste in Feuerpausen unterstützte. Pasheks Versuch eine seiner Drohnen einzusetzen scheiterten, als diese noch im Flug auf halben Weg abgeschossen wurde. Da sie hier auf normalen Weg nicht weiter kommen würden war schweres Gerät notwendig. „AMARA! Wo stecken Sie?! Wir brauchen hier dringend Unterstützung!!!“, rief Shepard über seinen Helmkommunikator. „Schon auf dem Weg. Habe nur die Umgebung im Auge behalten.“, erwiderte Amara, als sie die Anlage erneut anflog. „Linke Flanke. Machen Sie die ganze untere Ebene platt ...“ „Ich bin nicht blöd. Ich seh sie sogar schon ohne Sichthilfen. Haltet ihr nur den Kopf unten. Gleich kracht's.“ „Was glauben Sie was wir hier machen!“, fluchte Shepard, der sich wie ein Kleinkind hinter dem Pfosten zusammen gekauert hatte und die Hände über dem Kopf zusammen schlug. Knapp 100 Meter von der Anlage entfernt ging Amara in den Schwebeflug und machte ihre Waffen bereit. Den Soldaten von Cerberus blieb das natürlich nicht verborgen und sie begannen das Shuttle zu beschießen. Nur dessen Schild konnten sie nicht durchdringen. Nun eröffnete Amara das Feuer mit den beiden Massebeschleunigern und im Dauerfeuer begann sie die untere Plattform leer zu fegen. Getroffenen Truppen wurden einfach durchlöchert und sackten leblos zusammen. Kinetische Barrieren hielten diesem Angriff nicht im geringsten stand, genauso wie die Schilde der Wächter. Die Geschosse flogen einfach mitten durch den Schild und deren Träger. Selbst massive Deckung hielt dem Angriff nicht stand und die, die sie nutzten schon gar nicht. Tatsächlich zielte Amara gar nicht richtig. Sie hielt einfach nur drauf und schwenkte die Geschütze langsam hin und her. Das sie es dabei übertrieb merkte man als in Folge des Beschusses auch zwei massive Stützpfeiler vor dem Eingang der unteren Ebene einstürzten und den Rest von Cerberus Truppen, die bis jetzt überlebt hatten, unter tonnenschweren Trümmern begraben wurden. „Feuer einstellen!!! Das reicht! Sie reißen noch die ganze Anlage ab!“, brüllte Shepard. Wie aufgefordert stellte Amara das Feuer ein und verblieb im Schwebeflug. „Ich glaube ich habe es etwas übertrieben.“, meldete Amara. „Etwas?“, meinte Garrus, als sie den angerichteten Schaden begutachteten. „Naja ...“, begann Amara, als plötzlich ein lautstarkes Warnsignal ertönte. „SCHEISSE!!!“, fluchte sie lauthals und riss das Shuttle herum. Noch bevor jemand nachfragen konnte was los war sahen sie wie eine Rakete dem abdrehenden Shuttle nachjagte. Gegenmaßnahmen kamen zu spät und der nachfolgende Raketentreffer schüttle Amara ordentlich durch. Der kinetische Schild fing diesen Treffer ab. Überall in ihrem Cockpit ertönten Warnsignale und beinahe hätte sie sogar den Alarm des Raketenwarners überhört, als man ihr eine zweite Rakete hinterher jagte. Regelrecht panisch aktivierte sie jede verfügbare Gegenmaßnahme, wie Täusch- und Störkörper. Nichts half. Unbeirrt hielt die Rakete ihren Kurs und traf. Die Explosion schüttelte Amara und ihre Maschine erneut komplett durch. Das Shuttle begann eine dunkle Rauchfahne hinter sich her zu ziehen, verlor schnell an Höhe und krachte in den Schnee. Nur da blieb es nicht liegen. Es schlitterte den Hang hinunter und begann überraschenderweise wieder zu steigen. Das Shuttle flog im Tiefflug weiter und verschwand hinter den Bergen. „Amara! Status! STATUS!!!“, brüllte Shepard mehrfach besorgt in sein Helmkommunikator. Quälend lange Momente blieb es still bis endlich eine Antwort kam. „Bei mir ist alles ok. Nur das Shuttle hat was abbekommen. Ein Triebwerk ist hin.“, antwortete sie. „Fliegt das Shuttle noch?“, fragte Shepard und wiederholte „Amara?“, als keine Antwort kam. „Sorry, ich hab grad mit dem Feuerlöscher zu tun. Das Shuttle fliegt noch, immerhin konnte ich das Teil ohne größere Probleme landen. Weltraumfähig sollte es auch noch sein. Nur Unterstützung, oder extravagante Flugmanöver können sie vergessen ... Ich frag mich grad was das für ein Waffensystem war. Keine Gegenmaßnahme hat gewirkt. Entweder was es die neuste Generation von Flugabwehrraketen, die die Allianz zu bieten hat, oder das Ding besaß nur einen einfach optischen Sensor und war das billigste aus batarianischer Produktion was man auf dem Markt bekommen konnte. Da ich noch leben ist wohl letzteres der Fall. Cerberus ist echt arm ...“ „Amara.“, unterbrach Shepard. „Ich rede wohl zu viel.“ „Ein bisschen.“ „Was solls. Machen Sie ihr Ding und schalten diese Raketen aus. Erst dann kann ich sie wieder abholen.“ „Verstanden. Bleiben Sie vor Ort und warten. Wir rufen Sie dann, wenn wir fertig sind.“, sagte Shepard und betrat mit seinem Team die Anlage. Derweil stand Amara mit dem Feuerlöscher vor ihrem Shuttle und betrachtete den Schaden an einem der hinteren Triebwerke, das teilweise zerfetzt und abgerissen wurde. „Super Idee, Shepard. Darauf wäre ich von alleine nie gekommen.“, sprach sie mit sich selbst und wandte ihren Blick dem beeindruckenden Panorama von Noverias verschneiter Berglandschaft zu. Dieser Anblick entschädigte so manches. Durch den Haupteingang marschierte das Team langsam die Treppe hinunter, mit den Waffen stets im Anschlag. Am Ende befand sich ein Raum mit einem Tresen. Bevor sie diesen betraten stoppten sie und begann langsam die Seiten auszuspähen. „Wartet.“, sagte EDI leise. „Was ist?“, flüsterte Shepard. EDI zeigte auf eine kleine dunkle Fläche am Boden, die sich bei genauerem Hinsehen als der Schatten einer Person erkennen lies, die hinter der Ecke lauerte. „Sie gestatten, Shepard?“, bat EDI. „Nur zu.“ Jetzt konnte EDI zeigen zu was ihr neuer Körper fähig war. Als erstes erzeugte sie eine lebensechte, holographische Projektion von sich selbst, die in den Raum lief. In dem Moment, was keiner erwartet hatte, enttarnte sich ein Phantom und schlug mit seiner Klinge zu. Das einzige was geschah war das sich die Projektion auflöste, was das Phantom mehr als nur überraschte. Ehe es sich versah trat EDI an es heran und drückte dem Phantom ihre schwere Phalanx-Pistole direkt an den Kopf. Auf diese Entfernung waren biotischen Barrieren absolut nutzlos und der Kopf des Phantoms zerplatzte. Dank einer leistungsstarken Verteidigungsmatrix konnte EDI die Leistung ihrer eigenen Schilde kurzzeitig deutlich verbessern und betrat so den Raum Ihr nächstes Opfer war ein Wächter, der um die Ecke kam und dem EDI genau durch den Sichtschlitz schoss. Von ihm stammt der ursprüngliche Schattenwurf. Ein zweiter Wächter, der genau auf der anderen Seite des Raumes stand, starb auf genau die selbe Weise. Jeder von EDIs nachfolgenden Schritten war mathematisch genau berechnet. Sie bestimmt im Bruchteil einer Sekunde wie schnell sich ein Gegner auf sie ausrichten konnte, wie viel Schaden er in der Zeit anrichten konnte in der sie sich einem anderem Gegner zu wandte und in welcher Reihenfolge sie die einzelnen Gegner erledigen musste. Sie bestimmte Trefferquoten und Trefferwahrscheinlichkeit, Feuerrate der einzelnen Waffen und lies all diese Faktoren zusammen mit der Position der Gegner, ihrer Entfernung und ihrem Umfeld in eine Formel einlaufen, an dessen Ende sie eine Gleichung hatte wie sie Cerberus am effektivsten ausschalten konnte. Während EDI das Feuer auf sich zog rückte der Rest des Teams nach und nahm selbst den Tresen in Beschlag. Garrus überraschte dabei einen Zenturio, der sich hinter der anderen Ecke des Raums versteckt hatte und auf EDI schoss. Er bemerkte den auftauchenden Turianer und stürmte sofort auf ihn zu, wobei er einige Treffer einstecken musste. Mit einem schnellen Schlag versuchte er Garrus in den Nahkampf zu verwickelt, was beinahe auch geklappt hätte. Garrrus schlug dem Zenturio den Gewehrkolben gegen dem Helm, trat ihm gegen das Knie und jagte dem einknickenden Gegner ein ganzes Thermomagazin in den Kopf. Dann ging er ebenfalls in Deckung und beschoss wie die anderen die nachrückenden Sturmschützen. Recht schnell erkannten sie das diese Truppen nur als Ablenkung dienten. Vor eine weiterführenden Treppe, die direkt mit diesem und dem nächsten Raum verbunden war, stellte ein Techniker ein neues Geschütz auf. Garrus griff zu seinem Universalwerkzeug und aktivierte eine elektrische Überlastung, die er auf das Geschütz anwandte. Das führte dazu das der interne Generator und die Munitionskammer des Geschützes explodierte und den Techniker mit erledigte, da dessen Kopf viel zu nahe am Geschütz war, als er es aufstellte. Nicht verhindern konnten sie das ein anderer Techniker ein zweites Geschütz in den Gang warf und es aktivierte, während er selbst in dem daneben liegenden Raum verblieb. Womit er nicht gerechnet hatte war das EDI dieses Aktivierungssignal auffing und damit ihre Fähigkeiten im Bereich des Hacken zur Schau stellte. Über das Signal bekam sie Zugriff auf das Geschütz und programmierte es in Bruchteilen von Sekunden um. Der Techniker merkte davon im ersten Moment nichts. Erst als sein Universalwerkzeug rot aufleuchtete und ihm selbst den Zugriff verweigerte sah er überrascht auf. Noch überraschter war er als er sah wie das Geschütz herum schwenkte und nun er in dessen Lauf blickte. Bevor er daran einen einzigen Gedanken verlieren konnte wurde er von seinem eigenen Geschütze erschossen, das EDI jetzt kontrollierte. Im Dauerfeuer lies sie den dahinter liegenden Raum leer fegen. Shepard, Garrus und Pashek hasteten vor, ging am Türrahmen in Stellung und schossen gemeinsam Cerberus Soldaten im Raum zusammen. Es waren nur ein paar Sturmschützen und mehrere Techniker, die ihnen jetzt noch gegenüberstanden. Das Sperrfeuer des Geschützes zwang sie hinteren einen weiteren schweren Tresen in Deckung, während so mancher dabei starb diesen zu erreichen. Mit seiner Biotik schloss Pashek gleich eine ganze Gruppe in ein Stasisfeld ein, die sich so mühelos ausschalten ließen. Über ein halbes Dutzend Gegner erwischten sie so auf Anhieb. Shepard und Co. nutzten das Deckungsfeuer um schnell vorzurücken und den Feind zu flankieren. Sie passierten den Tresen und schossen die da hinter kauernden Gegner nieder. „Sicher!“, rief Garrus und man begann den Raum zu erkunden. Auf seiner linken Seite hatte der L-förmige Raum den Tresen, während rechts um die Ecke ein kleinerer Tresen stand hinter dem mehrere große Computer und Rechner aufgebaut waren. Der Raum selbst besaß der Eingänge. Durch den ersten, auf der linken Seite, hatten sie den Raum betreten. Über der zweite und dritten gelangten sie nach draußen auf die untere Ebene, wobei der zweite durch Amaras Angriff verschüttet worden ist. Der dritte führte nach hinten raus zu einer Startrampe. Dort entdeckte man auch jene Raketenbatterie, die beinahe ihr Shuttle abgeschossen hätte. Aus der Ferne warf Shepard einen Blick drauf und staunte nicht schlecht. Amara hatte recht die Flugabwehrraketen, deren Startsystem wie ein unscheinbarer Metallkasten aussah, stammt tatsächlich aus batarianischer Produktion. Batarianische Schriftzeichen, die man nur notdürftig übermalt hatte verrieten es. Daneben stand ein einfach Radarsystem. Noch während Shepard die Gerätschaften beobachtete tauchte im Türrahmen des hinteren Durchgangs ein Schatten auf – einer von Cerberus Kommandosoldaten. Der Schatten gab in schneller Folge mehrere Salven mit seinem modifizierten Mattock-Karabiner ab. Die ersten Schüsse trafen Shepard, der sich sofort in Deckung warf, dann Garrus, der wild grob in Richtung des Schattens schoss, und ebenfalls in Deckung ging. Die nächsten Salven galten Pashek, die nur einen Teil seines Schildes in Mitleidenschaft zogen. EDI verpasste dem Schatten eine elektrische Überladung, die dessen Schilde ausschalteten, und Pashek feuerte mit seinem Partikelgewehr. Er traf nur die Wand, dessen Oberfläche er verbrannte. Der Schatten hatte sich rechtzeitig wieder in Deckung begeben. Shepard und die anderen begannen den Durchgang unter schweres Sperrfeuer zu nehmen, um den Schatten in seiner Deckung fest zunageln. Das nutzten sie um selbst so schnell und aggressiv wie möglich vorzurücken. Während sie ihm so immer näher kamen sahen sie wie ein rechteckiges Objekt zur Raketenbatterie flog. Ehe sie sich versahen entpuppte sich dies als eine Sprengladung. Dessen Explosion erschütterte die Startrampe und die nachfolgende Druckwelle riss alle von den Füße. „Verdammt.“, murmelte Shepard, als er langsam wieder aufstand und nach draußen blickte. Raketenteile und Treibstoff hatten die Startrampe teilweise in Brand gesteckt. Vorsichtig rappelte man sich auf und näherte sich dem Durchgang, immerhin war da noch der Schatten. Als sie einen Blick um die Ecke werfen konnte erblickten sie die brennende Leiche des Schattens. Sofort fielen sie wieder zurück, denn die Hitze war unerträglich. Es war unklar wie der Schatten starb. Entweder durch die Explosion, deren Druckwellen oder herum fliegende Trümmerteile, die ihn direkt getroffen hatten. Damit war auch das letzte Mitglied der Basisbesatzung ausgeschaltet. „Sehr euch um. Schaut nach, ob ihr etwas verwertbares findet.“, sagte Shepard und sah sich erneut die zerstörte Raketenbatterie und Radaranlage an. Irgendetwas störte ihn dabei. Amara sagte die Raketen wären sehr wahrscheinlich mit optischen Sensoren bestückt gewesen. Wozu stand dann hier eine Radaranlage, oder ähnliches Gerät? Allmählich dämmerte Shepard das es sich hierbei nicht um ein Ortungssystem, sondern um eine Sendeanlage handelte, nur welche Daten wurden hier übertragen? „EDI, hacken Sie die Computer. Ich will wissen was hier gespeichert wurde.“, sagte Shepard und EDI machte sich sofort an die Arbeit. „Logge mich ein ... übernehme Administratorrechte ... mehrere Firewalls ... versteckte Malware ... Programme umgeschrieben ... ich habe jetzt vollen Systemzugriff.“, erläuterte EDI ihre Arbeit. „Schon?“, fragte Garrus. „Ich bin mit jeder von Cerberus und anderen Organisation verwendeten Sicherungen und Verschlüsselungen vertraut. Daher stellte dies kein Problem dar. In diesem Fall war nur der Zugang gesichert. Als ich mir diesen verschaffte versuchten automatische Systeme die gespeicherten Daten zu löschen. Ich verhinderte das. Die Daten selbst sind nicht verschlüsselt. Sie ... oh.“ „Was ist?“, fragte Shepard. „Ich bin dabei den Bestand zu sichten. Diese Daten sind ... ausgesprochen kritisch. Um es mit anderen Worten zu sagen ... Sie sind heikel.“ „Etwas genauer, bitte.“ „Wir haben hier zu einem Informationen über die Reaper und das Massenportalnetzwerk. Scheinbar besitzt es die Möglichkeit als Überwachungsinstrument eingesetzt zu werden, da es jedes passierende Schiff registriert. Damit lassen sich alle Schiffsbewegungen verfolgen.“, begann EDI. „Das ist nicht gut.“, murmelte Shepard. „Weitere Daten sind morjanischen Ursprungs. Manche wissenschaftlicher Natur, andere ... militärischen Ursprungs.“ „Da sind nicht zufällig die Pläne für deren Fusionskanonen dabei?“ „Nein.“ „Wäre zu schön um wahr zu sein.“, meinte Garrus. „Andere Daten enthalten Formeln zu neuartigen Werkstoffen und Legierungen. Manche enthalten Elemente erscheinen nicht mal im uns bekannten Periodensystem. Mir ist unbekannt ...“ „Die anderen ... kritischen Daten. Was könne Sie mir dazu sagen?“, bat Shepard. EDI zögerte mit der Antwort. „Hier sind Aufnahmen von Waffentests. Die Morjaner haben Gefangene für die Erprobung von konventionellen und chemischen Waffen missbraucht.“ „Irgendwie überrascht mich das nicht. Noch mehr?“, sagte Shepard. „Ja ... Invasionspläne ... Morjanische Invasionspläne ... für die ganze Galaxie.“, fuhr EDI zögerlich fort. „Oh bitte nicht.“ „Ich habe es Ihnen gesagt. Die Drohnen werden Ihnen noch viele Probleme bereiten.“, ergänzte Pashek. „Mich wundert es nur wieso diese Daten hier gespeichert wurden? Und warum flog die Sprengladung nicht hier in den Raum?“, warf Garrus ein. „Ich glaube ich kann es mir denken.“, begann Shepard und zeigte nach draußen. „Neben der Raketenbatterie stand ein Sender. Der war das Ziel.“ „Shepards Vermutung ist korrekt. Die hier zwischengespeicherten Daten geben keine Auskunft über Cerberus, dessen Zellen, Personal, oder sonstige Standorte, sondern stammen aus allen Teilen der Galaxie. Daher sind diese Daten für Cerberus Existenz ungefährlich. Der Sender diente als Relaisstation und seine Zerstörung verhindert nun eine effektive Weiterverfolgung des Signals. Wahrscheinlich wurden die hier eingegangenen Daten zur Untersuchung an weitere Stationen gesendet. Aufgrund der Natur dieser Anlage besteht Wahrscheinlichkeit das es hier auf Noveria eine weitere Einrichtung unter Cerberus Kontrolle geben muss. Sehr wahrscheinlich eines der Labor nahe Port Hanshan. Leider liegen mir darüber keine weiteren Informationen vor um das zu belegen.“ „Also sollten wir demnächst versuchen einen intakten Sender zu finden. Ich werde Hackett darüber informieren. Vielleicht kann er ein paar Truppen abstellen, die Noveria etwas genauer unter die Lupe nehmen werden.“, meinte Shepard. „Vielleicht können wir dem Unbekannten dann ja auch einen Überraschungsbesuch abstatten.“, witzelte Garrus. „Man muss mir nur erklären warum sich Cerberus so eine Anlage als überteuerte Relaisstation leisten kann, aber kein Geld für ein ordentliches Flugabwehrsystem hat.“ „Das ist jetzt egal. Sammelt ein was geht, dann ziehen wir ab ... Amara, mach das Shuttle bereit. Abholung in fünf Minuten.“ „Verstanden, Commander.“, kam die prompte Antwort über den Kommunikator. Man sammelte ein was man tragen konnte, unbekannte Waffen und Ausrüstungsgegenstände, alles was irgendeinen Nutzen haben konnte, während EDI sämtliche verfügbaren Daten runter lud. Dann liefen sie den ganzen Weg zurück zur äußeren Plattform, von wo aus sie das Shuttle wieder bestiegen und mit größter Vorsicht zurück zur Normandy fliegen. Ein Fehler und das Shuttle würde unweigerlich abstürzen. Die Angst flog so mit. Sie schafften es dennoch heil zurück zur Normandy, wobei Amara bei einem leicht missglückten Landemanöver so hart im Hangar aufsetzte, das das ohnehin schon angeschlagene Shuttle komplett fluguntauglich wurde. Nur das war allen Beteiligten im Moment egal. Sofort machten sie sich daran sämtliche erhaltenen Daten auszuwerten, um zu sehen wie ernst die Lage war. Kapitel 11: Landurlaub ---------------------- Frohe Weinachten wünsche ich euch allen. Ja, ich habe für dieses Kaitpel etwas viel Zeit gelassen, eigentlich wollte ich es ja viel früher veröffentlichen, nur kam leider nicht dazu. Es ist etwas größer geworden als ursprünglich geplant und wie gewohnt treibe ich mit Mass Effect mal wieder so richtig meinen Schabernack. Es kann also stellenweise etwas kontrovers werden, aber das sollte man ja inzwischen ja von mir gewohnt sein. Ich wünsche euch viel Spass beim lesen und wünsche euch allen ein schönes Weinachtsfest, erholsame Tag und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Allerherzlichste Grüße Euer Ratzfatz ________________________________________________________________________________________________ Nach dem letzten Einsatz auf Noveria befand sich die Normandy nun auf dem Rückflug zu Citadel. An Bord hatte man sich sofort an die Auswertung der geborgenen Daten gemacht und fand dabei erstaunliches heraus – mehr, oder weniger. „Also diese Invasionspläne sind definitiv veraltet. Und da sind Sie sich sicher?“, begann Shepard nach der ersten Einweisung. „Zweifelslos.“, bestätigte EDI und zeigte eine vergrößerte Karte der Galaxie an, auf der etliche bunte Pfeile und Symbole verzeichnet waren. „Die hellgraue Fläche hier oben kennzeichnet das Territorium des Morjanischen Verbundes. Es wird von den Sternen-Clustern der Walhalla-Grenze, dem Sanduhr-Nebel, der Sigurds Wiege und dem Titan-Nebel umgeben. Das war bisweilen bekannt. Dagegen unbekannt war die genau Ausdehnung ihres Gebietes. Nach dieser Karte beansprucht es zwei Prozent der galaktischen Fläche als durchgehend geschlossenes Gebiet. Die von diesem Gebiet ausgehenden Pfeile zeigen Bewegungs- und Angriffsrichtungen der Morjaner zum Zeitpunkt ihres Erstkontaktkrieges. Hauptziel war dabei Illium andere Kolonien in direkter Nähe, wie es hier auf den Karten vermerkt ist. Die Ziele wurden hauptsächlich nach zwei Faktoren ausgewählt. Entfernung zur morjanischen Grenze und Verkehrsdichte. Die weiteren Pfeile zeigen geplante Angriffsrouten, die quer durch die halbe Galaxie führen. Hätten die Morjaner ihren Kampf fortgesetzt wäre jedes Volk von ihrem Angriff betroffen gewesen, auch jene die nicht Mitglieder der Citadel sind. Da sich die Morjaner zu diesem Zeitpunkt nur die mangelhaften Informationen aus den Navigations- und Bordcomputer geenterter Frachtschiffe richteten wären wichtige militärische Ziele verfehlt worden. Zivile und industrielle Zentren hätten moderate bis schwere Schäden erleiden können. Die Opferzahlen hätten in die Milliarden gehen können. Allerdings zeigen die Daten ein sehr differenziertes Bild. Wie es scheint hatten die Morjaner durchaus das Interesse eine militärische Lösung anzustreben und der Flug zur Citadel stellte nur einen Ausweichplan dar. Sehr wahrscheinlich mussten sie nach der Plünderung des Extranets schnell erkannt haben das ihre ursprünglich geplante Vorgehensweise nur sehr geringe Erfolgsaussichten hatte. Es ist davon auszugehen das die Morjaner nur deshalb einen diplomatischen Dialog wählten, weil sie nicht schnell genug umdisponieren konnten.“ Shepard schüttelte den Kopf. Im Allgemeinen verwunderten ihn diese Erkenntnis gar nicht. Nach den starren Denkmustern der Morjaner müsste die Galaxie in feste Blocks eingeteilt sein, so wie es noch immer auf der Erde der Fall ist. Stattdessen war es ein einziger bunter Flickenteppich. Das sah man am besten an der politischen Karte der Galaxie. Während der Morjanische Verbund eine einzige geschlossene Fläche einnahm verteilten sich die Welten der anderen Völker, bedingt durch die Massenportale, auf den ersten Blick scheinbar willkürlich über die ganze Galaxie. Damit hatten die Morjaner auf vielen Ebenen Probleme. Nur das war in der momentanen Lage bedeutungslos. „Ich bin beeindruckt wie schnell Sie diese Daten auswerten konnten.“, warf Garrus ein. Er, Fedorian und Pashek waren anwesend. Personen, denen Shepard voll vertraute und die über all das was hier vorgetragen wird Stillschweigen bewahren würden. Nur Liara und Ibro suchte man vergebens. Sie hatte sich weiterhin in ihrer Kabine eingeschlossen und der Morjaner schlief noch immer. „Das war einfach. Cerberus hatte bereits mit der Auswertung der Daten begonnen und diese Berichte lagen ebenfalls bei. Ich verglich diese Informationen mit jenen die uns die Morjaner gaben.“ Alle Anwesenden rollten mit den Augen. EDI hatte die gesammelten Daten nicht selbst ausgewertet, sondern nur eine schon vorhandene Auswertung vorgetragen und ergänzt. „Also ... verstehe ich das richtig ... Cerberus hat eine Forschungsanlage auf Morjan Prime angegriffen und dabei diese Daten erbeutet? Wie haben sie die überhaupt in ihre Hände bekommen? Ich meine ... waren die nicht irgendwie verschlüsselt, oder gesichert?“, fragte Fedorian. „Die uns vorliegenden Daten nicht. Nach Cerberus Berichten stammen die Daten allesamt von einfachsten Datenträgern, die man erbeuten konnte. Da die Daten aus Sicht der Morjaner nicht kritisch sind, waren sie auch nicht verschlüsselt. Es wird angenommen das es sich bei den von Morjan Prime erbeuteten Datensätzen um eine Art Privatsammlung handelt. Größtes Problem bereitete Cerberus lediglich das Lesen der Daten, da die Morjaner erwartungsgemäß eine andere Programmierstruktur verwenden. Es ist ein komplexes System, das man nur als eine Mischung aus mehreren verschiedenen Programmiersprachen beschreiben kann. Es war nur möglich einfach Bilder und ein paar Videos sich anzeigen zu lassen und diese dann auszuwerten. Es war nicht möglich andere Daten und Textdokument auszuwerten, weil zu einem eine Übersetzungssoftware fehlt. Manche der enthaltenen Daten sind ... zumindest aus unserer Sicht deutlich fragwürdiger Natur.“, fuhr EDI fort. „Das können wir im Nachhinein besprechen. Sie sagten zuvor die Reaper könnten die Massenportalnetzwerke als ein Überwachungsinstrument einsetzen?“, unterbrach Shepard. „Das ist korrekt. Cerberus gelang es tiefe Einblicke in die Technik der Massenportale zu gewinnen. Diese Einblicke verdanken sie der Forschung von Doktor Amanda Kenson, die das Alpha-Relay identifizierte. Allgemein bekannt ist das jedes Schiff, welches ein Massenportal passieren will, erst seine eigene Masse übermitteln, damit ein sicherer Sprungkorridor berechnet werden kann. Auf diese Weise werden Kollisionen bei größeren Flottenbewegungen nach dem Sprung vermieden. Unbekannt ist das die Massenportale diese Daten weiter senden und zwar an die Reaper. Sie sind somit in der Lage in Echtzeit jegliche Schiffsbewegungen in der Galaxie zu überwachen. Es wird vermutet das die Reaper somit nach der Intensität des galaktischen Schiffs- und Warenverkehrs bestimmen, wenn eine Ernte zu beginnen hat.“ „Wenn es sich danach richtet ... wie weit hatte sich Ihr Volk ausgebreitet, als die Reaper angriffen?“, richtete Fedorian seine Frage an Pashek. „Über die ganze Galaxie. Wir waren ein gewaltiges Reich das über unzählige Welten und unzählige Völker gebietete und standen kurz davor die Geheimnisse der Massenportale zu entschlüsseln. Dann kamen die Reaper. Ich weiß nicht wie lange der Krieg seinerzeit dauerte, aber es können Jahrhunderte gewesen sein, wenn nicht sogar noch länger.“ „Pasheks Annahmen könnten sich als richtig erweisen. Nach meiner Kalkulation würde es, vorausgesetzt die Reaper behalten ihre Geschwindigkeit bei und der im Vergleich zu den Protheanern geringeren Ausbreitung der Völker, maximal zwei Jahrhunderte dauern um ihre derzeitige Ernte abzuschließen.“ „Ich weiß kaum ... was ich dazu sagen soll.“, murmelte Fedorian und wirkte wie alle anderen sichtlich betroffen. „Nur dieses Mal ist etwas anders. Wir haben die Chance diesen Zyklus zu durchbrechen. Ein für alle Mal.“, machte Shepard den anderen Mut. „Er hat Recht. Die Chancen standen noch nie so gut.“, bestätigte Pashek. „Zu meiner Zeit kamen die Reaper über die Citadel und innerhalb eines winzigen Augenblicks war unsere gesamte politische und militärische Führung ausgeschaltet, sowie der Kern unserer Flotte vernichtet. Danach deaktivierten sie von dort das Massenportalnetzwerk. Unsere Infrastruktur ... einfach alles brach auf einen Schlag zusammen, Nahrungsmittel, Rohstoffe, Truppen und Flotten, nichts konnte mehr transportiert werden. Sämtliche Nachschub- und Handelsrouten waren schlagartig gekappt. Unsere Welten wurden voneinander abgeschnitten und ausgehungert und unsere einst so mächtige Raumflotte saß in jenen Systemen fest, in denen sie sich gerade befanden. Die Reaper konnten so ein System nach dem anderen einfach abernten und zum nächsten weiter ziehen. In einer direkten Konfrontation, mit all unseren Kräften, hätten wir die Reaper bestimmt zurückdrängen können, nur das ging nicht mehr. Wir wussten kurz vorher das sie kommen würden, nur wir hatten keine Ahnung was uns erwarten würde. Uns gelang es zwar einzelne Portale manuell zu reaktivieren, nur dafür war es zu spät.“ „So arbeiten also die Reaper.“, sagte Fedorian. „Ja, so können sie sogar gewaltige Imperien wie die Protheaner zu Fall bringen. Ganz feige. Nur ...“, fuhr Garrus fort. „Nur warum ist das hier nicht der Fall? Die Reaper scheinen viel zu früh aufgetaucht zu sein, die Citadel ist unberührt geblieben und das Massenportalnetzwerk ist weiterhin aktiv.“, ergänzte Fedorian. „Weil es da draußen einen einzigen Faktor gibt von dem alles abhängt. Ein Faktor den nicht mal die Reaper vorhersehen, geschweige einplanen konnten. Die Morjaner.“, brachte Shepard ein und alle blickten aufmerksam zu ihm. „Da die Morjaner keine Masseneffekttechnologie benutzen und nie ein Massenportal aktiviert haben, so wie wir es tun, war den Reapern lange Zeit unbekannt das es da draußen ein weiteres raumfahrendes Volk gibt, das ihnen sogar gefährlich werden kann. Ihr wichtigstes Überwachungssystem ist in diesem Fall absolut sinnlos, weil die Morjaner ihre ganz eigenen ÜLG-Antriebe besitzen. Und wenn die Reaper auch die allgemeinen Kommunikationswege überwachen bedeutet das, das die Morjaner über Kommunikationsmittel verfügen, die von den Reapern nicht bemerkt und somit schon gar nicht abgehört werden kann.“ „Das mag zwar stimmen, aber genauso gut können die Reaper das Massenportalnetzwerk deaktivieren, um UNS zu isolieren. Immerhin würde sie das entlasten und sie könnten sich erst voll auf die Morjaner und dann auf uns konzentrieren.“, erwiderte Fedorian. „Mag sein, aber vielleicht soll es auch so sein. Wie lange dauert es ein inaktives Massenportal zu reaktivieren ... bis es voll hochgefahren und einsatzbereit ist ... gerade mal ein paar Minuten, oder?“, stellte Shepard seine Frage an EDI. „Primärportale ja, wegen des Aufbaus des massefreien Kanals mit dem Gegenstück. Sekundärportale sind schneller online.“, erklärte EDI. „Die Morjaner können jederzeit und überall ohne Vorwarnung auftauchen und die Reaper mit ihren Fusionskanonen zusammenschießen. Während die Reaper auf das Hochfahren eines Portals warten wären sie für die Morjaner kaum mehr als Zielscheiben. Die Reaper bräuchten also ein Möglichkeit zur schnellen Flucht und damit ein ständig aktives Massenportalnetzwerk.“, mutmaßte Shepard. „Das ist gequierlte Scheiße, Shepard!“, warf Amara auf charmante Art und Weise ein. „Wenn ich das richtig verstanden habe sind die Reaper mit ihren ÜLG-Antrieben von ihrem super-geheimen, intergalaktischen Versteck direkt bis in die Milchstraße geflogen. Wenn sie schon das können brauchen sie die Massenportale nicht wirklich, um vor den Morjanern davon zu fliegen. Sie starten einfach ihre ÜLG-Antriebe und reisen so umher.“ „Diese Kritik ist berechtigt, dennoch ist ein derartiges Vorgehen ausgesprochen zeitintensiv. Zeit die den Reaper aufgrund der morjanischen Präsenz wahrscheinlich nicht zu Verfügung steht.“, entgegnete EDI. „Vielleicht brauchen sie die Portale ja für ihren Nachschub.“, mutmaßte Fedorian. „Nein, die Reaper sind nicht auf konventionelle Nachschublinien wir die Kriegsmaschinerien organischer Zivilisationen angewiesen. Sie sind dahingehen völlig autark. Das war schon zu unserer Zeit so. Das einzige wofür sie fest Nachschublinien brauchen können wären für ihre Bodentruppen, die sie in eroberten System heranzüchten und dann zu den einzelnen Schlachtfeldern transportieren, allerdings können auch vor Ort Gefangene in ihre willenlosen Sklaven umwandeln.“, widersprach Pashek. „Womöglich können die Reaper das Netzwerk gar nicht mehr deaktivieren. Ich erinnere mich das die protheanische VI auf Ilos von den Wissenschaftlern sprach, die die Citadel manipuliert hatten. Vielleicht haben die dabei weitaus mehr erreicht, als uns am Anfang klar war.“, sagte Garrus. „Aber dann könnten die Reaper doch einfach die Citadel direkt angreifen und das Problem beheben, oder?“, warf Amara ein. „So einfach geht das nicht. Beim letzten Mal brauchten sie eine Marionette, die die Citadel infiltrierte. In dem Fall war das Saren und die Geth, die die Citadel lange genug geöffnet hielten, bis Sovereign andocken konnte. Wer weiß wie lange es gedauert hat diesen Plan zu verwirklichen. Vielleicht mangelt es den Reapern wirklich an Zeit.“, widersprach Garrus. „Leute, STOP!“, unterbrach Shepard die Meute und wandte sich ihnen zu. „Diese Diskussion führt zu gar nichts. Wir treten auf der Stelle und gegen die Reaper hilft es auch nicht.“ „Angefangen hat das ja mit den Massenportale, die von den Reapern überwacht werden.“, erinnerte Amara. „Ja ... haben Sie schon einen Plan was man dagegen unternehmen kann?“, fragte Garrus. „Nicht wirklich ... wir müssten vielleicht unsere Flotten aufsplitten und erst kurz vor einem Angriff zusammen ziehen. Aber auch das würde den Reapern auffallen ... wenn sich viele kleine Flotten nahe ihrer Positionen sammeln ... wahrscheinlich konnten sie deshalb auch so schnell auf ihren Gegenangriff bei Taetrus reagieren.“, mutmaßte Shepard mit Blick auf Fedorian. „Das ist mir allmählich auch klar geworden. Also ... was unternehmen wir dagegen?“, erwiderte dieser. „Ehrlich? Ich habe keine Ahnung. Das einzige was wir im Moment machen können ist diese Information an unsere Wissenschaftler weiterzugeben und zu hoffen, das die damit etwas anfangen können ... ansonsten machen wir weiter wie gehabt ... wir versuchen weiter Verbündete in der ganzen Galaxie zu sammeln.“ „Bei Ihnen klingt das immer so einfach.“, sagte Garrus. Shepard konnte da nur mit den Schultern zucken. Natürlich bereitete ihm die Sache mit den Massenportalen, genau wie allen anderen, Kopfzerbrechen, nur er wusste beim besten Willen nicht was man dagegen machen könnte, oder ob man überhaupt etwas dagegen machen kann. „Kommt Ihnen die Sache nicht merkwürdig vor? Die ... Morjaner spielen eine überraschend omnipräsente Rolle in diesem Zyklus. Nicht nur das es ihnen gelang sich der Entdeckung durch die Reaper völlig zu entziehen, sie sind auch die einzige ... Spezies in der Galaxie, die sich der Masseneffekttechnologie vehement verweigert und damit nicht in die Falle der Reaper tappten, wie ... wie als wüssten sie darüber Bescheid. Es gelang ihnen sogar eine Reaper-Invasion auf ihre ... Heimatwelt abzuwehren.“, brachte Pashek ein. „JA! Verschwörungstheorien. Auf den Scheiß steh ich!“, stieß Amara lauthals auf ihre abgedrehte Art und Weise auf. „Das mag zwar plausibel klingen, nur die aktuelle Lage der Morjaner sagt etwas ganz anderes. Milliarden und Abermilliarden von Toten, ihre Heimatwelt verwüstet, ihre Flotten und Infrastruktur schwer angeschlagen, sie mussten sogar Ersatz für ihre oberste Führung finden, weil diese den Auftakt des Reaper-Angriffs nicht überlebte und das ist noch lange nicht das Ende. Ich kann mich irren, aber hätten die Morjaner wirklich über die Reaper Bescheid gewusst, dann sähe ihre Lage jetzt bestimmt ganz anders aus. Meine Meinung.“, sagte Shepard. Da sagte Pashek nichts mehr. Shepard schnaubte kurz. Pashek hörte sich schon genauso an wie Liara, allerdings musste er ihm in einer Sache recht geben. Da draußen waren schon einige recht eigenartige Zufälle am Werk, wenn man es überhaupt so nennen konnte. „Sonst noch etwas?“, fragte Shepard. „Ja, eine Sache.“, begann Garrus. „EDI, Sie sagten die Morjaner hätten Gefangene für Waffentest verwendet?“ „Das ist korrekt. Die Datenträger enthielten Aufnahmen über die Effektivität von mehreren kinetisch-konventionellen und chemischen Waffen gegen die verschiedenen Spezies.“ „Auch ... Turianer?“, fragte Fedorian. „Ja.“ „Kann ich ... eines dieser Videos sehen?“ „Wollen Sie sich das wirklich antun?“, fragte Shepard. „Würden Sie nicht das selbe machen?“ „Ihr elenden ... dafür werdet ihr ... alle bezahlen ... ihr ... ich habe ... Beziehungen ...“, vernahm man ein klägliches Wimmern und Fluchen und betrachtete das abspielende Video auf einem Bildschirm. Ein Turianer in der Rüstung der Blue Suns stand gefesselt an einer Wand auf der einen Seite einer großen Halle, während auf der anderen Seite, von wo aus das Video aufgenommen wurde, mehrere Morjaner an einer eigenartigen Armatur werkelten. „Was ist das?“, fragte Fedorian, bis man sah wie einer der Morjaner ein kegelförmiges Objekt von hinten in das besagte Gerät schob. „Ist das ... ein Geschütz?“ „Korrekt. Hierbei handelt es sich um eine Haubitze, ein Waffensystem das manuell nach dem Hinterladerprinzip funktioniert.“, erklärte EDI. „Ja, so hat unsere Artillerie auch mal ausgesehen. Vor ganz langer Zeit.“, fügte Garrus hinzu. Ausgesprochen belustigt nahmen sie zur Kenntnis wie ein Morjaner an einer Schnur zog, um die Waffe auszulösen. Die nachfolgende Schuss, der sich mit einem lauten Knall und einem Feuerstoß aus dem Geschützrohr löste, war dagegen weniger belustigend. Vor allem für das gefesselte Ziel. Das Geschoss landete einen Volltreffer und hüllte beim Auftreffen den Turianer in einen Feuerball und sprengte ihn mitsamt der Wand in Stücke. Da verging so manchem das Lachen. „Sie wirken sichtlich gelassen, Primarch.“, bemerkte Shepard mit Blick auf Fedorian. „Er war ein Söldner. Ohne Ehre, oder Sinn für Gemeinschaft. Abschaum der Galaxie. Wenn es nach mir ging hätte ich ihn am liebsten selbst in ein tiefes Loch geworfen und dort verrotten lassen.“, meinte Fedorian, wobei man allerdings etwas Verbitterung heraus hören konnte. „Mh ... gibt es noch mehr ... solcher Videos?“ „Ja, mehrere. Es wurden eine Vielzahl leichter und schwerer Waffen erprobt. Panzerbrechende Munition, Aerosolwaffen, Spreng- und Splittergeschosse, Gewehr, Panzer, frei fallende Bomben, Marschflugkörper, direkte Volltreffer und Explosionswirkung und chemische Kampfstoffe in variierender Intensität. Wollen Sie die ebenfalls sehen?“, fragte EDI. „Nein, bitte nicht. Ich will mir nicht ansehen müssen wir irgend jemand vergast wird.“, sagte Fedorian. „Ich glaube nicht das die Morjaner da wirklich jemanden ... vergast haben.“, meinte Shepard. „Da muss ich widersprechen. Es liegen ausgiebig dokumentierte Fälle vor ...“ „Oh nein.“ „Außerdem ist hier weiteres Material ...“ „Noch mehr ... Experimente?“ „Nein. Etwas vergleichbares, jedoch keine Test an Gefangenen.“, sagte EDI und begann, auf ein Handzeichen Shepards hin, die vorhandenen Bilder abzuspielen. Das nachfolgende Material erwies sich dagegen als recht eigenartiger Natur, trotz der Tatsache das es ursprünglich aus einem Labor für Materialforschung und Kriegstechnik stammte. Das erste Bild zeigte einen Grigan-Kampfpanzer, der auf absolut freiem und flachen Feld auf dem Rücken lag, sprich Geschützturm auf dem Boden und Ketten in die Höhe. „Also man muss mir dringend mal erklären wie die DAS geschafft haben.“, kommentierte Garrus das Bild. Die nächsten Bilder entpuppten sich als ebenso interessant, zeigten sie doch scheinbar erst Versuche der Morjaner im Bereich der übergroßen Kampfläufer. Jener auf den Bildern zu sehender Mech besaß ein skelettartiges, humanoides Design und war schätzungsweise an die 10 Meter hoch. Ein beeindruckender Anblick. Weniger beeindruckend war das man bereits auf dem nächsten Bild sehen konnte wie dieser Mech mit dem „Bauch“ auf dem Boden lag. Das zog sich die nachfolgenden Bilder kontinuierlich so durch in denen zu sehen war wie der Mech aufgerichtet wurde, nur um auf den nächsten Bildern wieder im Dreck zu liegen. Allem Anschein nach hatten die Morjaner erhebliche Probleme dabei das Gleichgewicht bei ihren Kampfläufern zu halten. Shepard vermutete das das wohl der Hauptgrund sein könnte, warum man diese Waffen nicht im Arsenal der Morjaner vor fand. Die letzten Daten hingegen waren nur für Wissenschaftler interessant. Was auf den ersten Blick wie eine skizzenhafte Pyramide wirkte entpuppte sich beim heran zoomen als eine sehr komplexe, chemische Formel, bei der jede Ebene auf der vorherigen aufbaute. Erkennbar waren die Atommodelle mit denen die einzelnen Elemente dargestellt wurden. Eigenartigerweise war EDI dennoch nicht in der Lage diese ausgesprochen universell gehaltene Formel vollständig zu entschlüsseln, da einzelne enthaltene chemische Elemente nicht im derzeit bekannten Periodensystem auftauchten. So wie es aussah waren Bestandteile dieser Formel nicht natürlichen Ursprungs, sondern synthetischer Natur. Shepard und die anderen rieben sich bei EDIs Ausführungen frustriert die Stirn. Von diesem Thema hatten sie, abgesehen von Grundschulkenntnissen, kaum eine Ahnung. „Commander, wir nähern uns jetzt dem Serpent-Nebel. Wir erreichen die Citadel innerhalb der nächsten zehn Minuten.“, ertönte es von Joker aus dem Lautsprecher. „Verstanden, Danke Joker ... Ok, Leute. Beenden wir das hier. EDI, erstell eine Kopie dieser Daten auf einen Datenträger. Ich übergeben sie auf der Citadel an unsere Verbündeten.“ „Verstanden Commander.“, bestätigte EDI. „Warum ein Datenträger? Wäre es nicht einfacher und schneller die Daten zu senden?“, fragte Fedorian. „Durchaus, aber ich will nicht riskieren das die Morjaner heraus finden, dass diese Daten von uns kamen.“, erwiderte Shepard „Sie wollen es ihnen verschweigen?“ „Ja, weil ich nicht wissen will wie sie reagieren, wenn sie erfahren das wir diese Daten gesehen haben. Da sind wir alle auf der sicheren Seite.“ „Ja, das verstehe ich.“, bestätigte Fedorian. „Wie geht es Ihrem Arm, Shepard?“, fragte Garrus. Shepard hob seine rechten Arm kurz hoch und bewegte ihn hin und her. „Etwas steif, aber das soll sich wieder geben. Ich habe dieses Mal mehr Glück als Verstand gehabt.“ „Dieses Mal ... Das passiert relativ häufig, wenn man mit Ihnen unterwegs ist.“ „Stimmt ... da fällt mir ein ... Pashek!“ „Ja? Was kann ich für Sie tun?“, erwiderte der Protheaner und stoppte kurz bevor er den Raum verließ. „Sie waren doch Ingenieur. Können Sie unsere Ausrüstung etwas aufwerten? Ich habe mitbekommen wie der Scharfschütze sie ebenfalls erwischt hat, nur ihr Schilde haben das weitaus besser weggesteckt als unsere.“ „Dem bin ich mir bewusst. Ich habe mir bereits vor unserem Einsatz darüber Gedanken gemacht, wie ich die vorhandene Ausrüstung verbessern kann, um die allgemeine Kampf- und Überlebensfähigkeit aufzuwerten. Ich sprach diesbezüglich bereits mit ihrem Admiral Hackett und er lässt Ingenieure zur Citadel bringen, denen ich Teile meines Wissens weitergeben werde und von denen ich wichtige Grundlagen ihrer Technologie erhalten werde.“ „Dauert das nicht … oder … Moment … das läuft über diesen Gedankenaustausch.“ „Korrekt, Shepard. Zu meiner Zeit war es die gängigste Methode Wissen schnell und verlustfrei zu vermitteln. Wir besaßen sogar die Technologie persönliche Erfahrungen und Wissen in so genannten Gedächtnisscherben zu speichern. So nannten wir jene Speichermedien. Ich werde versuchen ein vergleichbares System zu bauen und darauf all mein Wissen über unsere technologischen Errungenschaften abzuspeichern.“ „Danke. Das hilft uns mit Sicherheit sehr. Ich weiß nicht wo wir ohne Sie stehen würden“ „Es ist das mindeste was ich für Sie im Moment tun kann.“, entgegnete Pashek und beide verließen den Konferenzraum. Draußen sah man wie sich viele Mitglieder der Besatzung schon bereit machten die Normandy nach dem Andocken zu verlassen. Einen Tag Landurlaub auf der Citadel stand an, denn die Zeit hatte man veranschlagt um Vorräte und Treibstoff aufzufüllen, diverse Reparaturen und Wartungen durchzuführen und um sich auf die noch bevorstehenden Einsätze vorzubereiten. Ein Tag der Ruhe, während dem man versuchen konnte die vergangenen Ereignisse einfach für einen Moment zu vergessen. Shepard ging durch bis zu Joker ins Cockpit und sah durch dessen Fenster wie sie sich der Citadel näherten. „Ganz schön was los.“, kommentierte er den Anblick. Vor den Docks begann sich der Verkehr regelrecht zu stauen. Raumschiffe aller Art und allen Alters aus allen Teilen des Citadel-Raums und darüber hinaus, von Frachtern und ausgemusterten Kriegsschiffen, warteten auf ihre Landeerlaubnis. „Das müssen zum großen Teil Flüchtlinge sein. Viele Schiffe da draußen sind regelrecht schrottreif. Viele müssen sich mit dem Mut der Verzweiflung auf den Weg gemacht haben, nur um den Reapern zu entkommen.“, sagte Joker. „Und auf der Citadel dürfte dieser Ansturm von Flüchtlingen schon bald ebenfalls zur Krise führen können und dabei ist das erst der Anfang.“ „Habe ich irgendwas verpasst?“, vernahmen sie eine Stimme hinter sich und sahen wie Ibro hinzu stieß. „Sie sehen ja schrecklich aus.“, meinte Joker, als er dessen übermüdeten Gesichtsausdruck, die verrutsche Uniform und die ungekämmten Haare des Morjaners sah. „Ihre komische KI hat den Feueralarm aktiviert um mich zu wecken.“, sagte Ibro und blickte durch die Cockpitfenster, wo er ebenfalls die Citadel sah. Dann sah er auf seine Armbanduhr. „Alles ok?“, fragte Shepard nervös. „Nein … ich brauche mehr Schlaf. Was solls … Ich versuche ihn später nachzuholen. Immerhin wollte ich schon immer mal die Citadel besuchen.“ „Ernsthaft? Sie waren noch nie auf der Citadel?“, fragte Joker. „Natürlich nicht. Was meinen Sie wohl weshalb ich das sagte.“ Shepard schmunzelte, hatte er doch befürchtet Ibro würde der zeitliche Unterschied aufgrund ihres Umwegs auffallen. Dank erhöhter Priorität konnte Joker die Normandy ohne Verzögerung ins Allianz-Dock steuern und dort andocken, wo sie fixiert wurde. Kaum war das getan öffneten sich die Luken der Normandy und die Besatzung strömte hinaus ins Dock. Zurück blieb nur ein kleiner Teil des technischen Personals, darunter Samantha Traynor. Sie empfing das Bodenpersonal der Allianz und würde die anstehenden Arbeiten überwachen. Etwas abseits im Dock stand zudem ein bewaffneter Trupp Turianer, darunter die turianische Botschafterin Orinia. Sie bemerkte Shepard sofort, der als erstes sein Schiff verließ. „Commander Shepard!“, rief Orinia ihm zu, woraufhin dieser sofort reagierte. „Botschafterin! Vielen Dank das Sie so kurzfristig zur Verfügung standen.“ „Ich habe mir wirklich überlegt ob ich kommen soll, denn Sie haben sich mehr als kurzfristig bei mir gemeldet und ihre Begründung war auch mehr als dürftig.“ Shepard schmunzelte. Kurz nach ihrem letzten Einsatz hatte er eine Nachricht an die Citadel geschickt und Orinia darum gebeten mitsamt einer Eskorte im Allianz-Dock auf ihn zu warten. Aus Sicherheitsgründen verschwieg er dabei den genauen Grund für seine Bitte. „Und trotzdem sind Sie hier.“ „Sie sind Commander Shepard, was heißt das Sie irgendwas machen, um im Alleingang die Galaxie zu retten … mal wieder. Nur welche Rolle spiele ich dabei?“ „Ich habe eine Überraschung für Sie.“, sagte Shepard und blickte zur Einstiegsluke der Normandy aus der Garrus in Begleitung von Fedorian kamen. Orinia sah an Shepard vorbei und erstarrte. Ihre Unterkieferknochen weiteten sich und ihr Munde klappte auf, wie auch bei den anderen Turianern. „Pri … Pri … Primarch … Fe … dorian … Sie … leben … Es hieß … Sie wären … tot.“, stotterte Orinia überrascht, als Fedorian vor ihr stand. Der begleitenden Eskorte ging es genauso. „Wie es aussieht scheint die Kommunikation mit Palaven weiterhin schwierig zu sein.“, sagte Fedorian und wandte sich der Gruppe um Shepard und Garrus zu, zu der inzwischen auch Ibro gestoßen war. „Das ich jetzt hier vor Ihnen stehen kann verdanke ich Shepard und seinem Team, die alles in Bewegung gesetzt haben, nur um mich da rauszuholen.“ „Shepard, ich weiß gar nicht wie wir Ihnen dafür nur danken können. Wir … das turiansiche Volk … steht in Ihrer Schuld.“, sprach Orinia. „Keine Ursache. Danken Sie vor allem Ratsherr Sparatus. Er machte mich auf die Möglichkeit aufmerksam.“ „Guter Mann … Die Tatsache das Fedorian lebt sollten wir auf jeden Fall für Propagandazwecke ausnutzen. Die Gerüchte um seinen Tod werden immer lauter und das senkt die Moral. Dem müssen wir dringend entgegen wirken, zumal auch die Reaper anfangen Propaganda von brennenden Welten und zerstörten Flotten zu schalten.“, meinte Fedorian. „Die Reaper und Propaganda. Irgendwie überrascht mich das.“, meinte Garrus. „Wegen den Reapern sollten Sie das etwas zeitversetzt machen, nicht das wir sie dadurch noch zu einen Angriff auf die Citadel provozieren.“, meinte Shepard. „Das ist kein Problem. Wegen der Lage auf Palaven sind wir eh dabei hier auf der Citadel eine neue Propagandazentrale aufzubauen. Sie waren ja auf Palaven. Die Informationen die man über das Extranet erhält sind spärlich und wenig ermutigend.“, meinte Orinia. „Es sieht schlimm aus. Wahrscheinlich sogar schlimmer als die Bilder es jemals darstellen könnten.“, erklärte Shepard, während Garrus und Fedorian den Kopf senkten. „Das habe ich befürchtet … Hach … Wir können nur weiter kämpfen und hoffen … Primarch, darf ich Sie und Ihre Retter zum Bankett begleiten? Die anderen wären bestimmt hoch erfreut Sie zu sehen.“, fragte Orinia. „Ein Bankett?“, wiederholte Fedorian. „So wird es nur genannt. Es ist eine Versammlung verschiedener Generäle und Admiräle, die sich zu einem gemeinsamen Mittagessen in einer Offiziersmesse treffen. Vorwiegend Turianer, aber auch mehrere Menschen, Salarianer und Asari.“ „Sehr gerne. Die letzten Tage waren für mich mehr als anstrengend. Bitte Shepard, seien Sie und Ihre Leute meine Gäste. „Es wäre mir eine Ehre.“, sagte Shepard und noch während sie die Docks verließen sah Shepard Pashek, wie dieser freudig von einer Abteilung Ingenieure der Allianz empfangen wurde und man sich gegenseitig mit einer Verbeugung begrüßte. Liara suchte man dagegen weiterhin vergebens. Von den Docks, über das Präsidium ging es hinüber zum Botschaftsbereich, von wo aus man zu einem abgeschirmten Bereich nahe der C-SEC-Zentrale geführt wurde, an dem das „Bankett“ stattfand. Insgesamt wurde Fedorian wie erwartet von Shepard und Garrus begleitet, sowie zu aller Überraschung auch Ibro, der ihnen still hinterher trottete. Man beachtete ihn kaum wusste aber stets das er da war. Zumal er ein absoluter Blickfang war. Nicht etwa weil die Leute ihn auf Anhieb als Morjaner erkannten, sondern weil er noch immer seine durchschossene und vollgeblutete Uniform trug. Kein schöner Anblick. Das hatte den Vorteil das kaum jemand auf Fedorian achtete. Bevor man das „Bankett“ betreten konnte stand eine ausführliche Leibesvisitation an, da man sich der Gefahr durch indoktrinierte Agenten durchaus bewusst war. Eine Sache bei der, das wussten alle, Ibro niemals mitspielen würde. Es lief letztendlich darauf hinaus das Fedorian seinen Einfluss und Autorität ausnutzen mussten, um seine Retter durchzuschleusen. Ein wütender Sicherheitsbeamter war halt nichts gegen einen aufgebrachten Morjaner. Als Shepard zuerst den Begriff „Bankett“ hörte war er sich nicht wirklich sicher was er davon halten sollte. Zugegeben: Er hatte etwas feierliches erwartet. Stattdessen entpuppte es sich als eine große, etwas aufgehübschte Offiziersmesse, in der sich eine Vielzahl von Offizieren zum gemeinsamen Mittagessen trafen. Sämtliche hier anwesenden Personen arbeiteten seit Beginn des Reaper-Angriffs unermüdlich an neuen Taktiken und Strategien gegen die Reaper, werten Daten und Berichte aus und lassen das alles in ihre Arbeit einfließen. So mancher hatte damit schon nach Saren’s Angriff auf die Citadel begonnen. Dieses „Bankett“, Schlaf und gelegentlich etwas Freizeit, die sie aber alle selbst auf einem Minimum hielten, stellte da die einzige Abwechslung und eine willkommene Ablenkung dar. Im Moment hatten sich die Offiziere der verschiedenen Militärs in einzelnen, bunten Gruppen zusammengefunden, redeten und warteten auf das Essen. Man fand darunter sogar einen Kroganer. Die Gruppe um Shepard nahm sie dabei kaum zur Kenntnis. Botschafterin Orinia ging an einen der Tische und schlug mit einem Messer gegen ein Glas. Das Klirren zog sofort die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich. „Wenn ich um ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte. Ich bin sicher das ihnen allen Commander Shepard in irgendeiner Form bekannt ist.“ Das war natürlich eine leichte Untertreibung. Es ertönte sofort ein lautes Beifallklatschen, als ihn erkannte. Beinahe jeder kannte Shepard, allem voran wegen seinen Diensten und Leistungen als erster menschlicher Spectre bei der Verteidigung der Citadel, der Rettung des Rates, sowie der Ausschaltung der Kollektoren, die man lange Zeit nur als Gerücht angesehen hatte, um nur ein paar Erfolge zu nennen. Shepard war, gelinde gesagt, eine Berühmtheit, die glücklicherweise nicht von Fans belagert wurde wie so mancher Star. „Commander Shepard ist kürzlich von einem Einsatz zurück gekehrt, welche ihn nach Palaven führte. Wir alle kennen die Bilder …wie unsere Heimatwelt leidet, wie so viele andere auch. Shepard gelang dabei die erfolgreiche Evakuierung von Primarch Fedorian.“ Damit wurde der Beifall und Jubel schlagartig lauter, allem voran unter den anwesenden Turianern, während sich die anderen von dieser Euphorie ebenfalls anstecken ließen. Dieser Applaus hielt einige Momente an, bis man Ibro bemerkte, der sich daneben gesellte. Zwar hatte er längst seinen dunkelbraunen Mantel zugeknöpft, nur dieser war um den Bauch herum genauso mit getrocknetem Blut verschmiert wie der Rest seiner Kleidung. „Sie sind ja eine richtige Stimmungsbombe.“, flüsterte Garrus Ibro zu. „Äh … was … wo?“, erwiderte dieser irritiert. „Meine Herrschaften.“, begann Fedorian und alle hörten ihm aufmerksam zu. „Viele gaben ihr Leben dafür das ich hier und jetzt vor ihnen stehen kann. Mein Dank gebührt all diesen Personen. Mein besonderer Dank gilt dabei einer Person, die allen Widrigkeiten zum Trotz alles riskierte, sogar das eigene Leben, nur um meines zu retten …“ Ein lautes Klicken unterbrach Fedorians Rede und alle sahen hinüber zu Ibro, der demonstrativ den Schlitten seiner Pistole zurückgezogen hatte. „Beachtet mich nicht. Ich wollte nur sehen ob sie noch funktioniert. Wer weiß wann man sie braucht … Reden Sie ruhig weiter. Es ist ja nicht so als ob ihre Worte allzu große Konsequenzen haben würden.“, sprach Ibro mit einem äußerst sarkastischen Tonfall. „Vielleicht hätte man ihm doch seine Waffen abnehmen sollen.“, dachte Shepard und sah zu Fedorian. „Commander … Shepard.“, sagte dieser etwas irritiert. „Skap.“, murmelte Ibro leise. Fedorian hatte Ibros Drohungen auf Palaven keineswegs vergessen. Ohnehin hatte er von Anfang er nicht vorgehabt Ibro in irgendeiner Weise zu erwähnen. Ein Missverständnis was diesem allerdings erst im Nachhinein klar wurde. „Wenn ich sie alle hier so sehe hoffe ich manchmal unsere Politiker würden auch so zusammen arbeiten, wenn mal nicht ihre Wählerschaft bedroht ist.“, meinte Fedorian scherzhaft und so mancher im Raum musste lachen und klatschte. „So … genug geredet. Ich glaube ich falle ich gleich um vor Hunger. Ich habe das Gefühl ich habe seit Tagen kaum was richtiges gegessen. Könnte aber auch vom Stress stammen.“ „Natürlich, Primarch. Bitte, setzen Sie sich.“, bot einer der turianischen Offiziere Fedorian einen Stuhl an, während andere dafür sorgten das das Essen gebracht wurde und alle anderen nach und nach Platz nehmen, Man organisierte noch schnell einen Tisch und ein paar Stühle und dann wurde das Essen gebracht. Aufgeboten wurde eine kleine, aber feine Auswahl an Speisen und Getränken aus fast allen Küchen der Galaxie. Für jeden war etwas dabei, sogar für Ibro, der eine einfache Kombination aus Fleisch, Beilagen und etwas Salat nahm, da dies, wie er selbst ausführte, am ehesten dem konservativen Stil der morjanischen Küche entsprach. Das „Bankett“ selbst lief recht traditionell ab. Eine kleine Begrüßung am Anfang, dann der gemeinsame und stille Verzehr der Speisen und erst danach nahm man sich die Zeit zum Plaudern. Sehr interessiert war man dabei an dem Morjaner, nur kaum einer im Raum traute sich ihn anzusprechen. Nicht mal der Kroganer. Fedorian hingegen hatte damit kein Problem. Er hatte Ibro bereits näher kennen gelernt und wusste das der Umgang mit ihnen etwas kompliziert sein kann, aber sich im Grunde von einem Menschen kaum unterschied. „Sagen Sie.“, begann er. „Ibro war ihr Name, richtig?“ „Ja.“, bestätigte dieser nach einem Schluck Wasser. „Ich hätte da ein paar Fragen an Sie … nur was kleines, aus reiner Neugier, wenn Sie gestatten.“ „Ich höre.“ Jetzt wurde es interessant. Viele wandten sich nun den beiden zu und waren mehr als nur neugierig zu hören was dabei herum kommen mag. „Das Wörtchen Skap interessiert mich. Ich habe es sie schon mehrfach sagen hören.“, begann Fedorian. „Oder Skob.“, ergänzte Shepard. „Sie interessieren sich für morjanische Fluchwörter?“, erwiderte Ibro. „Mehr für dessen Bedeutung.“, sagte Fedorian, der durchaus schon erwartet hatte um was es sich dabei handelte. „Mh … wie erkläre ich das … ein Linguist könnte das weitaus besser als ich … mal sehen … Skap und Skob … wie gesagt … das erste ist ein allgemeines Fluchwort um Situationen, oder Zustände zu beschreiben, das andere ist eine Bezeichnung, die zur Beleidigung werden kann. Die Besonderheit dabei ist das die Wörter recht universell sind. Ihre Bedeutung und Intensität ist abhängig von der Betonung, während andere Spezies und deren Sprachen ein ganzes Arsenal an Fluch- und Schimpfwörtern aufbieten können.“ „Das heißt die Morjaner haben in ihrer Sprache effektiv nur ein Wort zum fluchen und eines um jemand zu beschimpfen.“, wiederholte ein Salarianer in der Nähe. „Ja, nur man darf nicht vergessen das sich deren Bedeutung mit der Betonung ändert. Erwähnt man das Wort Skob in einer Konversation nur lapidar am Rande achtet keiner darauf. Brüllen Sie aber damit jemanden an, dann sind Handgreiflichkeiten garantiert – mindestens.“ „Das heißt … bei unserer ersten gemeinsamen Ankunft auf der Citadel, als Sinari mich im Fahrstuhl so anmachte, hätte ich sie dafür etwa … schlagen können?“ „Und sie hätte nichts dagegen gemacht.“, bestätigte Ibro. „Interessant.“, murmelte so mancher im Raum. „In der morjanische Sprache gibt es nur eine Handvoll Wörter, deren Bedeutung sich anhand der Aussprache ändern. Skap und Skob sind dabei die beiden geläufigsten.“, erklärte Ibro. „Eine Frage noch, dann lasse ich Sie in Ruhe. An Bord der Normandy sagten Sie etwas was ich nicht ganz verstand. Sie meinten Sirius solle anfangen Leute von Gebäuden zu werfen. Was hat es mit dieser Redewendung auf sich … oder meinten Sie das wörtlich?“, fuhr Fedorian fort. Shepard schluckte. So genau hatte er das zuvor selbst nicht beachtet, aber durch das was er bis jetzt über die Morjaner wusste konnte man ganz klar von letzterem ausgehen. Als man merkte wie Ibro anfing zu lachen wandten sich alle Anwesenden im Raum ihm zu. Die meisten hatten noch nie zuvor einen Morjaner lachen sehen. „Interessante Überleitung. Sie hatten es wahrscheinlich von Anfang an darauf abgesehen, nur wollten mich wohl nicht direkt darauf ansprechen.“, erkannte Ibro. Damit hatte er keineswegs Unrecht. Fedorian erkannte das Ibro ihn durchschaut hatte und schwieg. „Es ist beides. Klingt komisch, selbst für uns, ist aber so. Der Ursprung dieser Redewendung ist eine sehr lustige, aber auch sehr komplexe Geschichte für die ich etwas weiter ausholen muss, um sie zu erklären. Wenn es Sie interessiert?“, fuhr Ibro „Ich bitte darum.“, sprach Fedorian. „Nun gut … das ganze liegt jetzt fast 80 Jahre zurück. Zu diesem Zeitpunkt ungefähr starb unser damaliges Staatsoberhaupt, Karesh Mel’Taun, bei einem Unfall, als sein Flugzeug abstürzte …“ „Ein Unfall, ja klar. Nicht vielleicht ein kleines Attentat, um Platz für einen Nachfolger zu schaffen.“, unterbrach eine Asari. Ibro schnaubte kurz und fuhr nach kurzer Wartezeit fort „Es war eine poröse Dichtung an einer Treibstoffleitung. Einfache Materialermüdung. In einer hochmodernen Gesellschaft kann unendlich viel schief gehen ... Gut … Wo war ich … ach ja … bedingt durch Karseh‘s UNFALLTOD musste dessen ältere Tochter Minari Mel’Taun die Nachfolge antreten und die Macht übernehmen, die mit gerade mal 100 Jahren noch recht jung für diese Position war. Das brachte Probleme mit sich. Bei uns ist es üblich das sich jedes neue Staatsoberhaupt erst beweisen muss. Sie werden von Anfang an unterstützt, müssen aber zeigen das sie fähig sind mit ihrer neuen Verantwortung und Aufgaben umgehen zu können. Karesh beispielsweise war ein hoch dekorierter und angesehener General bevor er unser Staatsoberhaupt wurde. Da war es kaum vonnöten sich zu beweisen. Bei Minari waren viele anfangs skeptisch, zu einem wegen ihrem Alters, zu anderem weil sie sich selbst lange Zeit sehr bedeckt gehalten hat und vielen damit relativ unbekannt war. Daher sah sich Minari gezwungen zu ausgesprochen radikalen Methoden zu greifen, um ihre Position zu festigen. Zu dieser Zeit hatte der Verbund mit sich ausweitender und ausufernder Korruption auf den oberen Verwaltungsebenen zu kämpfen, mit der wir in dieser Form noch nie konfrontiert wurden. Karesh wusste das und stand kurz davor etwas dagegen zu unternehmen, nur sein Tod verhinderte das. Dafür war nun Minari an der Macht und sie wusste genau wie sie das für ihre Zwecke ausnutzen konnte. Sie nahm die Ehrengarde, eine Flotte und bereiste damit Dutzende von Welten auf denen die Lage als besonders ernst eingestuft wurde. Dort richtete sie höchst persönlich jene hin, die dieser Misere verursacht hatten, oder sie gar duldeten, Feinde des morjanischen Volkes und des Verbundes. Es mussten Tausende gewesen sein, die durch Minari‘s Hände starben. Die genauen Zahlen kennt keiner, nicht mal Minari selbst. Irgendwann hat sie aufgehört zu zählen. Besonders ist dabei eine Hinrichtung und damit kommen wir zum Ursprung der Redewendung. Auf dem Planeten Tiron 4 führte die Korruption fast zu einem Bürgerkrieg, weil der dortige Verwalter B‘ran in seiner Gier öffentliche Leistungen strich und alles in die eigene Tasche wirtschaftete. Er ging sogar soweit öffentliche Kritiker zu töten, die da anprangerten. Erst durch dieses Vorgehen wurde das Oberkommando auf die Situation aufmerksam …“ „Ich dachte bei ihrem Volk wäre es normal Kritiker auszuschalten.“, warf ein Salarianer ein. „Wir haben nichts gegen gerechtfertigte Kritik. Und wer mich als nächstes unterbricht den töte ich.“, erwiderte Ibro und fuhr fort. „Am Ende standen sich dort schwer bewaffnete Legionäre und Teile der Bevölkerung vor der Hauptverwaltungszentrale gegenüber und ein Krieg schien unausweichlich. Es heißt es hätten nur Sekunden gefehlt. Minari unterband dies indem sie einfach mit ihrem Shuttle direkt vor den Zentrale landete. In dem Moment, als sie das Shuttle verließ und sich für alle klar sichtbar demonstrativ umsah verschwand schlagartig jegliche angestaute und angesammelte Anspannung der letzten Tage. Einzig und allein ihr souveränes Auftreten brachte den dringend benötigten Aufschub.“ „Was geschah dann?“, fragte Fedorian. „Minari betrat die Verwaltungszentrale, fuhr in den obersten Stock und für geschlagene zehn Minuten geschah nichts. Die meiste Zeit ging für die Fahrt nach oben drauf. Dann vernimmt man einen Schrei der kontinuierlich lauter wird und ehe man sich versieht … BAMM!!!“, rief Ibro lauthals und schlug gleichzeitig mit der flachen Hand lautstark auf den Tisch, wobei sich jeder im Raum erschreckte. „Minari hat ihn aus dem Fenster seines Apartments in der obersten Etage geworfen. Der Kerl fiel über einen halben Kilometer in die Tiefe und schaffte es doch tatsächlich am Ende seinen Dienstwagen zu treffen, der dabei völlig zerstört wurde.“, sprach Ibro und bekam dabei einen Lachanfall. „Der Wagen wurde absolut platt gemacht und weil keiner am Ende die Sauerei aufräumen wollte, hat man den Wagen mitsamt B’rans Leiche einfach in eine Müllverbrennungsanlage geworfen.“, fuhr Ibro fort und musste wieder lauthals lachen. „Tja … daher kommt die Redewendung … Leute von Gebäuden zu werfen, vornehmlich jene die aus nichtigen Beweggründen dem Verbund schaden, um seinen eigenen Standpunkt klar zu machen.“, schloss Ibro seine Erklärung ab. Alle anderen, selbst Shepard, sahen ihn völlig geschockt und mit offenen Mündern an. „Keine Ahnung wie Sirius seine neue Position handhaben wird. Er und Sinari sind als ehemalige Totenköpfe eigentlich mehr berüchtigt, als berühmt, nur Sirius Interesse zur Kooperation und Pro-Xeno-Haltung wegen dem Reaper-Krieg schwächen seine Position. Vielleicht wird es ja dazu übergehen jemanden aus der Luftschleuse zu werfen. Mal sehen.“ Im Raum herrschte derweil eine beängstigende Stille. Selbst dem Kroganer war das Herz in die Hose gerutscht und wagte es nicht mal auch nur einen Mucks von sich zu geben. Zu sehr schockten sie diese Erkenntnisse, allem voran die Gelassenheit mit der Ibro sie präsentierte. Ibro blieb das natürlich nicht verborgen. „Aus der Stille schließe ich mal das unser Humor nicht den allgemeinen Geschmack trifft.“, schlussfolgerte Ibro. „Das würde ich so nicht sagen, eher …“, begann ein Mensch bis Ibro seine Hand hob und ihn allein durch diese Gestik abrupt verstummen lies. „Lassen Sie es. Ich bin Exekutivagent. Ich erkenne es wenn man versucht mich zu belügen … was soll’s … ich verabschiede mich dann mal und erkunde etwas die Citadel. Ich danke für die Gesellschaft.“, sagte Ibro, als er aufstand und sich daran machte den Raum zu verlassen. „Ibro, warten Sie! Da ist eine Sache die ich nicht verstehe!“, rief Shepard plötzlich. „Ja?“, erwiderte dieser. „Inwiefern ist Minari mit Sinari und Sirius verwandt?“ „Sie ist ihre ältere Schwester, aber das Gespräch hatten wir doch schon.“ „Das ist mir klar. Ich meine sind sie Halbgeschwister, oder wurden sie adoptiert?“ „Nein. Sie sind allesamt richtige, vollwertige Geschwister, die von den selben Eltern abstammen. Wieso fragen Sie mich das?“ „Und genau da liegt das Problem. Ich weiß das Sinari und Sirius beide um die 70 Jahre alt sind, aber da ihre leiblichen Eltern bereits seit 80 Jahren tot sein sollen ergibt sich daraus eine Differenz von gut zehn Jahren, die einige Fragen aufwirft. Erkennen Sie jetzt auch mein Problem?“ Da wusste Ibro kurzerhand selbst nichts mehr zu sagen und blickte äußerst dümmlich drein. „Das ist eine mehr als berechtigte Frage.“, antwortete Ibro mit einer verunsicherten Stimme und verließ im schnellen Schritt die Offiziersmesse. „Was war denn das?“, fragte Garrus, nachdem Ibro verschwunden war. „Ich vermutete mal der hat jetzt einiges nachzudenken.“, meinte Shepard und musste zugeben das es ihm im Moment genauso ging. Sinari und Sirius warfen eindeutig mehr Fragen auf, als sie beantworteten. Nur damit wollte sich Shepard im Moment nicht kümmern. Im Allgemeinen wurden ihm die beiden Geschwister von Mal zu Mal unheimlicher. „Wollen Sie den Morjaner wirklich frei auf der Citadel herumlaufen lassen, Shepard?“, fragte der anwesende Kroganer. „Was kann schlimmstenfalls schon passieren?“, konterte Shepard. „Äh … Mord, Totschlag, Sachbeschädigung, Völkermord, einen Atomkrieg, nur um ein paar wahrscheinliche Möglichkeiten zu nennen.“, zählte Garrus auf. Shepard zuckte nur mit den Schultern. Er würde sich ohnehin kaum trauen etwas gegen einen Morjaner zu unternehmen, genauso wenig wie der Rest der Anwesenden. Dafür waren die viel zu nachtragend. Also vergaß man den Morjaner schnell wieder. Er nutzte den Rest der Zeit für eine ausgiebige Plauderei mit den Offizieren, trank noch etwas und verabschiedete sich dann, um im Alleingang die Citadel zu erkunden. Sein erstes Ziel war dabei das Huerta-Krankenhaus, in dem Kaidan behandelt wurde. Dort wollte er sich nach dessen Wohlbefinden erkundigen. Es war jetzt schon einige Zeit her seit sie ihn abgeliefert hatten, wo er direkt operiert wurde, nur über seinen aktuellen Gesundheitszustand lagen keine Informationen vor, was ihn sehr beunruhigte. Bei seiner Ankunft erwies sich das Krankenhaus als nur mäßig gefüllt. Es gab einige Leicht- und Schwerverletzte, manche der durch noch unbekannte Reaper-Waffen verletzt und jetzt untersucht wurden. An anderen probierte man neue, verbesserte Behandlungsmethoden aus. Als Shepard ein Patientenzimmer passierte hörte er unfreiwillig der Sitzung einer Psychologin zu, die eine Kommandosoldatin der Asari betreute. So wie es aussah war sie gerade so mit heiler Haut von einer belagerten Welt entkommen und musste dort einen Horror erlebt haben, dem Shepard bislang glücklicherweise vorenthalten blieb. „Commander!“, vernahm er eine weibliche Stimme und sah sich danach um. „Moment … Doktor Chakwas? Also mit Ihnen hab ich jetzt nicht gerechnet.“, erkannte er sofort die ehemalige Schiffsärztin der Normandy. „Ich dafür umso mehr mit Ihnen, seit ich weiß das Major Alenko hier liegt.“ „Sagen Sie mir bitte nicht Sie haben mich erwartet.“ „Nein, nein. Ich hörte es von ein paar Krankenschwestern, von denen Sie erkannt wurden. Die fanden Sie recht schnuckelig.“ „Ach wirklich.“, sagte Shepard und griff sich verlegen in den Nacken, was Chakwas lachen lies. „Wie ist es Ihnen eigentlich in der Zwischenzeit ergangen, Commander? Ich meine … bevor die Reaper angriffen. Ich hörte man wollte ihnen den Prozess machen.“ „Die letzten Monate lag ich eigentlich nur auf der faulen Haut. Von einem Prozess wurde zwar gemunkelt, nur es gab nie einen Hinweis das man mich wirklich anklagen wollte.“, erklärte Shepard. „Vielleicht weil man wusste das Sie Recht hatten … und richtig gehandelt hatten.“ „Ob ich richtig gehandelt habe wird die Zukunft zeigen, obwohl ich mir manchmal da selbst nicht so sicher bin.“ „Ich bin davon überzeugt.“, munterte Chakwas ihn auf. „Was soll’s. Soll ich Sie zu Alenko führen?“ „Sehr gerne. Wie geht es ihm überhaupt?“ Chakwas lächelte nur und führte Shepard wortlos zu Kaidan’s Zimmer, das nur ein paar Türen weiter lag. Als sich die Tür öffneten war Shepard sichtlich überrascht Kaidan aufrecht im Bett sitzen zu sehen, wie dieser selbst zum Fenster hinaus sah und das bunte Treiben auf dem Präsidium beobachtete. Als die Tür aufging sah Kaidan sofort danach. „Commander!“, begrüßte er Shepard freudig. „Kaidan! Ich habe mir schon Sorgen um Sie gemacht. Als wir sie hier ablieferten dachte ich schon Ihr letztes Stündlein hätte geschlagen.“, sagte Shepard. „Anfangs haben wir uns auch Sorgen gemacht, als er mit seinen Kopfverletzungen eingeliefert wurde. Glücklicherweise waren die Frakturen nicht lebensbedrohlich und eine schnell angeordnete Operation eliminierte jedes weitere Risiko. Seither verheilt alles recht gut. Was soll ich sagen: Der Major war schon immer ein richtiger Dickschädel. Das hat ihm wohl das Leben gerettet.“, erklärte Chakwas scherzhaft, woraufhin die anderen lachen mussten. „Freut mich zu hören. Da fällt mir fast schon ein Stein vom Herzen.“, meinte Shepard und sah zu Chakwas. „Wann wird er wieder auf den Beinen sein?“ „Ich bin sofort einsatzbereit.“, meinte Kaidan, nur das passte Chakwas nicht. „Nein, sind Sie nicht. Wir müssen Sie noch für einige Untersuchungen hier behalten. Außerdem braucht Ihr Körper noch Zeit zur vollständigen Genesung.“, bemutterte Chakwas Kaidan regelrecht, was diesen leicht entnervt aufstöhnen lies. „Da sehen Sie mit was ich mich hier herum schlagen muss … Wie sieht es da draußen überhaupt aus? Hier im Krankenhaus wird man von allen schlechten Nachrichten komplett abgeschirmt und da ich in der letzten Zeit nichts Neues gehört habe vermute ich das es da draußen nicht gut aussieht.“ Chakwas schwieg. Zu einem weil sie überrascht war wie schnell Kaidan es durchschaut hatte, zu anderem weil er Recht hatte. „Ich will nicht lügen, Kaidan. Es ist gut das Sie hier sind. Wenn Sie sehen wie die Galaxie dabei ist zu Grunde zu gehen, dann würden Sie das Krankenhaus mit Sicherheit gar nicht verlassen wollen.“, erklärte Shepard. „Hach … das habe ich mir fast schon gedacht. Was machen eigentlich unsere Morjaner?“ „Morjaner?“, musste Chakwas unweigerlich fragen. „Zwei von ihnen haben wir zurück nach Morjan Prime gebracht und im Gegenzug haben wir die Unterstützung des Morjanischen Verbundes erhalten. Der dritte wurde uns als Verbindungsoffizier zugeteilt und besichtigt im Moment die Citadel.“ „Wollen Sie damit sagen … auf der Citadel läuft ein Morjaner frei herum?“, sprach Chakwas, wie als würde sie von einem wilden Tier reden. „Ich sage dem Chefarzt Bescheid das er die Intensivstation bereithalten soll.“ Mit diesen Worten verschwand Chakwas aus dem Zimmer. Shepard wusste nicht das sie solche Vorbehalte gegenüber den Morjanern hatte, allerdings, das musste er zugeben, wirklich unberechtigt waren die nicht. „Morjan Prime … ihre Heimatwelt … da müssen sie ja ganz schön was erlebt haben.“, meinte Kaidan und versuchte aufzustehen. „Bleiben Sie liegen, Kaidan. Haben Sie nicht gehört was Chakwas sagte.“ „Schon, aber ich kann nicht tatenlos hier liegen bleiben, während da draußen alles vor die Hunde geht.“ „Sie bekommen noch Ihre Chance, Kaidan. Das verspreche ich. Aber im Moment müssen Sie sich erst erholen. Ansonsten landen Sie schneller wieder im Krankenhaus als uns beiden das lieb ist.“ Kaidan nickte und legte sich wieder hin. „Sagen Sie, Shepard. Wie lange bleiben Sie noch auf der Citadel?“ „Einen Tag, oder so. Die Normandy wird zur Zeit im Dock gewartet und neu bestückt.“ „Na dann ... machen Sie ruhig einen drauf, Shepard. Sie haben es sich verdient.“ „Sicher?“ „Ich würde ja gerne mitkommen, aber dann habe ich Doktor Chakwas am Hals.“ „Ok, wenn Sie das sagen. Ich werde Sie auf jeden Fall noch Mal besuchen. Gute Besserung soweit, Kaidan.“ Mit diesen Worten verabschiedeten sich die beiden und Shepard verließ das Krankenhaus, während Kaidan wieder nach draußen schaute. Vor dem Krankenhaus dachte Shepard nach. Eigentlich hatte Kaidan Recht. Er sollte Mal so richtig einen drauf machen, um wenigstens für einen Moment alle anderen zu vergessen. Damit war es beschlossene Sache. Shepard informierte sich kurz über das Unterhaltungsangebot in der näheren Umgebung und machte sich dann auf den Weg zum Club Purgatory. Shepard wusste nicht so genau was er zu erwarten hatte, oder warum der Club den selben Namen trug wie das einstige Gefängnisschiff. Als er vor dem Club stand erinnerte ihn die die nach draußen dringende Musik an das Afterlife auf Omega. Jedoch von innen war der Club damit keineswegs vergleichbar. Hier war alles viel sauberer. Der Boden, die Luft, die Gäste und mit Sicherheit sogar die Getränke. Kaum das er den Club richtig betreten hatte und sich umsah erblickte er nahe der Tanzfläche in der VIP-Lunge ein Gesicht, das er hier niemals erwartet hätte und näherte sich. Ein Batarianer und ein Turianer stellten sich ihm sofort in den Weg und es benötigte nur ein Wort von Shepards Bekannten und die Bodyguards ließen ihn passieren. „Wissen Sie ... von allen Orten in der Galaxie hätte ich Sie hier am wenigsten erwartet, Aria. Haben die Reaper Sie verjagt?“, sagte Shepard und verschränkte die Arme. „Mit den Reapern könnte ich mich noch abfinden, Shepard. Nein, das war Cerberus. Sie haben mir Omega gestohlen und damit steht der Unbekannte auf Platz Eins meiner Abschussliste. Er wird für jede Sekunde bezahlen, die ich in dieser verklemmten Hölle verbringen muss. Allein die Bürokratie schafft es mich in den Wahnsinn zu treiben.“ „Da müssen Sie sich hinten anstellen. Wie hat Cerberus Sie überhaupt besiegt?“ „Verrat. Ablenkung. Und eine große Armee. Kurz vor dem Angriff der Reaper hatte ich mich entgegen besseren Wissens mit Cerberus eingelassen. Kaum waren Sie an Bord haben Sie bereits den ersten Moment, der sich ihnen bot, genutzt und mich hintergangen. Ich entkam und als ich bereit war für einen Gegenangriff hatten sie sich schon zu gut verschanzt und die Reaper fielen über die Galaxie her.“ „So wie ich Sie kenne werden Sie sich das bestimmt nicht gefallen lassen.“, sagte Shepard und setzte sich gegenüber von Aria hin. „Ich werde mir Omega zurück holen, doch dazu brauche ich Ihre Hilfe, Shepard.“ „Nichts für ungut, Aria, aber ich habe da draußen noch ein größeres Problem als Cerberus, die sich in Ihrem Heim breit machen.“ „Das ist mir bekannt, deshalb habe ich einen Vorschlag für Sie, der Sie garantiert interessieren wird.“ „Ich höre.“, sagte Shepard und beugte sich nach vorne. „Jeder von uns hat seine Bedürfnisse. Ich will Omega zurück und sie brauchen Nachschub für Ihren Krieg. Sie helfen mit und ich helfe Ihnen.“ „Geht das etwas genauer?“, fragte Shepard mit deutlichem Interesse. „Die Blue Suns, das Blood Pack, Eclipse, sowie jede andere kleiner und größere Söldnerorganisation, Sicherheitsfirma und Piratenverband aus den Terminus-Systemen und dem skyllianischen Randsektor. Ich hatte vorher schon Einfluss und gute Beziehungen zu all diesen Gruppen, hatte doch jeder von ihnen stets gute Geschäfte und Gewinn mit mir und auf Omega gemacht. Nachdem sich Cerberus diesen Hafen einverleibt hat und die Einnahmen versiegten war es ein Leichtes alle unter einem Banner zu vereinen. Unter meinem Banner. Helfen Sie mir Omega zurückzuerobern und im Gegenzug werde ich diese Streitmacht gegen die Reaper lenken. Das liegt in unser aller Interesse. Außerdem gibt es noch einen verdammt großen Berg Element Zero dazu.“, tönte Aria. „Wow ... gute Ansprache.“, erwiderte Shepard und lehnte sich zurück. „Was sagen Sie?“, erwartete Aria Shepards Antwort selbstsicher. „Ich bin versucht zuzustimmen ... können Sie mir etwas Bedenkzeit geben? Ich sitze eh noch einen Tag auf der Citadel fest, weil mein Schiff im Dock ist.“ „Kein Problem, Shepard. Das reicht zur Vorbereitung. Ich sage meinen Leuten sie sollen sich bereit halten.“ „Aber ... ich habe mich noch gar nicht entschieden.“ „Ach komme Sie, Shepard. Es ist mehr als eindeutig wie Sie sich entscheiden werden. Sie können jede Hilfe gebrauchen die es gibt. Es ist ja nicht so als ob Sie eine Wahl hätten. Klingt das nach Erpressung? Vielleicht. Alles hat halt seinen Preis. Für manches bezahlen Sie mir, für manches bezahlen Sie weniger.“ „Sie sind ein Monster.“, sagte Shepard, wobei sein Tonfall zeigte, das er es nur bedingt ernst meinte. „Danke für das Kompliment. Viel Spaß noch.“, erwiderte Aria mit einem Grinsen und Shepard entfernte sich. Aria war Shepard unheimlich, genauso wie die Streitmacht unter ihrer Führung, allerdings, das musste er zugeben, war es ein Angebot zu dem er nicht Nein sagen konnte. Trotz des fragwürdigen Rufes dieser Gruppen wusste er sehr wohl von deren Fähigkeiten im Kampf, war er in der Vergangenheit doch selbst mehrfach gegen sie angetreten. Ohne Frage wären diese Kräfte eine nicht zu verachtenden Ergänzung, auf die er nicht verzichten konnte. Shepard entschied sich dazu Aria etwas später sein Einverständnis mitzuteilen, damit es nicht danach aussah als ob sie ihn in der Hand hätte. Zudem waren seine Hände im Moment eh weitestgehend gebunden. Shepard lief hinauf zur Tanzfläche in dessen Nähe die Bar lag. Dabei musste er einen weiteren, überraschenden Fund machen, der sogar Arias Anwesenheit auf der Citadel übertraf. Unter den tanzenden Gästen erblickte er Ibro. Der Morjaner tanzte und das so richtig. Er war es zweifelsohne. Im gedämpften Licht des Clubs leuchteten seine Augen in einem beängstigenden Rot, zumal trug unter allen Anwesenden nur er diesen altertümlichen Mantel als Uniform. Shepard wunderte sich wie beweglich der Morjaner doch war. Sein Tanzstil erinnerte fast schon an Breakdance mit dem Ibro eine erstklassige Show hinlegte und sich dabei von den anderen Gästen anfeuern lies. Er schien die Aufmerksamkeit regelrecht zu genießen. Shepard konnte kaum glauben was er da sah und folgte mit Begeisterung der Darbietung. „Beeindruckend, nicht wahr?“, vernahm er Arias Stimme hinter sich. „Wussten Sie davon?“, fragte Shepard. „Das er hier ist? Ja, er kam vor Ihnen an. Das er tanzen kann und nach dazu so gut? Nein, nicht im geringsten. Damit hat er jeden überrascht als er hier rein kam ... Wissen Sie, Shepard. Kurz nachdem Sie damals Omega verlassen hatten stellte ich meine eigenen Nachforschung an. Damals war Omega einer der Hauptumschlagspätze für Sklaven aus der morjanischen Kolonie. Ich wollte das unterbinden, allerdings nicht aus reinem Gutmenschentum, sondern weil man versuchte die Abgaben an mich zu umgehen. Also ging ich mit einem Trupp los und wollten eine der Auktionen beenden. Dabei wurde ich das erste Mal mit den Morjanern konfrontiert.“ „Was ist passiert?“ „Als wir auf den unteren Ebenen von Omega ankamen fanden wir ein Blutbad vor. Und das meine ich wörtlich. Wir standen bis zu den Füßen in einem Meer aus Blut und Leichen.“ „Lassen Sie mich raten. Den zum Verkauf als Sklaven vorgesehenen Morjanern gelang es sich zu befreien und dann töteten sie alle anderen: Organisatoren, Wachen, Käufer und andere Sklaven, einfach alle die sie auf die Schnelle finden konnten.“, mutmaßte Shepard. „Ja, die haben sogar ein paar Varren mit bloßen Händen erlegt. Sie scheinen sie schon gut zu kennen.“ „Bei denen wundert mich inzwischen gar nichts mehr.“ „Pah ... Ich verlor die Hälfte meines Trupps da unten und musste sogar selbst in den Kampf eingreifen ehe es uns gelang mit Verstärkung die Morjaner auszuschalten. Dabei waren es gerade mal nur fünf Stück gewesen.“ „Kopfschüsse helfen.“ „Das haben wir mit der Zeit auch verstanden ... dieser Vorfall geschah nur wenige Stunden bevor Illium in Flammen aufging. Selbst Omega wurde von einer morjanischen Flotte aufgesucht. Sie schossen den halben Schiffsverkehr vor Ort zusammen, nur Omega selbst ignorierten Sie. Im Nachhinein betrachtet glaube ich sie hatten wohl einen Planeten gesucht, den sie atomisieren konnten, so wie all die anderen Welten, und keine alte, vergammelte Raumstationen, die man in einen Asteroiden hinein gebaut hatte. Der Schiffsverkehr erholte sich nur sehr langsam. Daher hatte Cerberus auch leichtes Spiel, als sie Omega unter Blockade stellten und übernahmen. Der Morjaner hier ... der reist mit Ihnen, richtig, Shepard?“ „Ja.“ „Sie können einem so richtig Leid tun.“, lachte Aria und ging zurück zur VIP-Lounge. „Danke für Ihr Mitgefühl.“, erwiderte Shepard sarkastisch und genoss noch ein bisschen das Schauspiel. Ibro ging allmählich zum großen Final über und legte mehrere Flares hin, schnelle Drehungen und Windungen, zu dessen Abschluss er nach vorne sprang und mit beiden Füßen auf dem Boden landete. Die Gäste beglückwünschten ihn mit tosendem Applaus und Ibro schien sich sogar mit einigen Verbeugungen zu bedanken. Es dauerte nicht lange bis er Shepard erblickte und schlagartig erstarrte. Ibro hatte ganz und gar nicht mit Shepards Anwesenheit gerechnet und dementsprechend überrascht war auch sein Gesichtsausdruck mit weit geöffneten Augen und Mund. Es dauerte einen Moment bis Ibro die Fassung wieder gewann und langsam näher kam. „Ich wusste gar nicht das Sie so gut das Tanzbein schwingen können.“, witzelte Shepard. „Nur weil ich meinen Job liebe und des öfteren Verhöre und Exekutionen durchführe heißt das noch lange nicht das ich nicht weiß wie man richtig feiert und seine Freizeit nutzt.“ „Eigentlich überraschend, wenn man bedenkt was für ein Stock ihr manchmal im Hintern stecken habt.“ Ibro verzog irritiert das Gesicht, schüttelte den Kopf und verließ kurzerhand den Club. Shepard musste zugeben das er inzwischen Gefallen daran fand Morjaner allein schon durch solch einfach Redewendungen, die sie immerhin wörtlich nahmen, aus der Fassung zu bringen. Shepard sah Ibro noch hinterher und musste sich zugleich wundern. Mit einem Mal erkannte er eine ganz neue Seite an Ibro. Bei den Gedanken beließ es Shepard und ging zur Bar, wo er sich ein paar Drinks bestellte und nachdachte. Eigentlich war es noch viel zu früh sich die Kante zu geben. Immerhin hatte er noch fast den ganzen Tag vor sich. Shepard entschied sich dazu das auf später zu verschieben und machte sich daran andere Bereiche der Citadel zu besuchen. So ging er hinüber zum Präsidiumsunterhaus und sah sich dort um. Es war ein großer, terrassenförmiger Boulevard, der sich über mehrere Ebenen erstreckte. Shepard ging zu einigen dieser Geschäfte und kaufte dort ordentlich ein. Ausrüstung, Mods, Upgrades, Software und andere technische Spielsachen für Rüstungen, Waffen, und das Universalwerkzeug. Dank nahezu unbegrenzter finanzieller Mittel der Spectres und der Allianz konnte sich Shepard ausgiebig bedienen. Natürlich bot das Beschaffungsbüro der Spectres ebenfalls eine beachtliche Auswahl, nur was der freie Markt auf bot war ebenfalls keineswegs zu verachten. Shepard deckte sich nur mit dem ein was er für notwendig hielt und ließ sich seine Einkäufe direkt ins Dock zur Normandy schicken. Dann schlenderte er weiter und ging an den Rand der Plattform, von wo aus er einen geradezu atemberaubenden Blick auf den ganzen Präsidiumsbereich werfen konnte. Dort lag auch das Café Apollo und bot Shepard eine weitere Überraschung. Nahe des Cafés an einem Tisch erspähte er Liara. Die Asari war mit ihrem weiß-blauen, gepanzert anmutenden Laborkittel einfach unverkennbar. Sie hatte einen Arm auf den Tisch gelegt, mit dem sie sich abstützte und mit der anderen Hand schob sie ein Glas vor sich hin und her. Shepard wusste das Liara nach ihrem Austausch mit Pashek niedergeschlagen war, weil sie erkennen musste das sich ihre vermeintlichen Erkenntnisse über die Protheaner in vielerlei Hinsicht von der Realität unterschieden. Shepard ging auf Liara zu und erkannte dabei ein weiteres, bekanntes Gesicht an der Theke des Café. Matriachin Aethyta, die Asari die die Lounge Eternity auf Illium betrieb, stand hinter der Theke. Wie es aussah hatte die Matriachin den Exodus auf Illium überlebt. Wenig verwunderlich, wenn man es genau bedenkt. Ihre Lounge lag nahe des Raumhafens, einem für die Morjaner strategisch wichtigen Ziels, der intakt eingenommen werden sollte. „Das ist doch alles ein schlechter Scherz.“, dachte sich Shepard. So klein war die Galaxie doch gar nicht. Wenn man im Gegenzug bedenkt wie viele alte Bekannte er in der letzten Stunde wiedergesehen hatte ... Das kann doch alles kein Zufall mehr sein. Shepard verwarf diese Gedanken, ging zu Liara und legte von der Seite kommend vorsichtig seine Hand auf ihre Schulter. Liara, die selbst in Gedanken versunken war, schreckte auf, beruhigte sich aber schnell wieder als sie Shepard erkannte. „Hey.“, sagte Liara leise und starrte wieder auf ihr Glas. „Ich hörte von Ihrem ... Konflikt.“, gab sich Shepard zurückhaltend. „Konflikt.“, wiederholte Liara. „Wenn man das so nennen kann ... ich habe mein ganzes Leben der Erforschung der Protheaner gewidmet. Ich habe unzählige Artikel in Fachzeitschriften verfasst und veröffentlicht. Ich war eine anerkannte Expertin auf diesem Gebiet. Ich habe die Protheaner verehrt. Ich hielt sie für ein gutmütiges und wohlwollendes Volk bis jetzt ... jetzt musste ich aus erste Hand erfahren das sie das genaue Gegenteil von dem waren was ich erwartet habe. Sie waren ... Imperialisten ... sogar noch schlimmere als die Turianer. Sie haben Völker unterworfen, Welten und sogar ganze Sternensysteme ausgelöscht. Sie haben sich einfach genommen was sie wollten. Ihre Beweggründe mögen nobel gewesen sein, eine vereinte Front gegen feindlich gesinnte synthetische Intelligenzen zu schaffen, nur dafür haben sie die Galaxie unterjocht. Und so etwas habe ich verehrt.“, sagte Liara und legte ihren Kopf auf den Tisch. Shepard wusste kaum was er dazu sagen sollte. Enttäuschte Erwartungen zu kurieren waren nicht gerade seine Spezialität. „Liara, Sie haben Ihr ganzes Leben noch vor sich. Sehen Sie das als Lektion an der Sie wachsen können und lassen Sie sich nicht von diesem Rückschlag unterkriegen. Manchmal zählt nicht was man erreicht, sondern mit welcher Überzeugung und Eifer man sich dieser Tätigkeit verschreibt und ihr nachgeht und wie man mit Rückschlägen umgeht. Also Kopf hoch und widme dich einer Aufgabe, der Du dich mit Herz und Seele verschreibst.“, munterte Shepard sie auf, was durchaus eine Wirkung zu haben schien. „Sie haben Recht, Shepard. Davon sollte ich mich nicht unterkriegen lassen. Das ist es ... Ich glaube ich kann sogar meine alten Forschungen an die neuen Erkenntnisse anpassen.“ „Geht es wieder?“ „Nicht ganz ... jedenfalls schmerzt es nicht mehr so sehr wie zuvor. Ich werde dem noch etwas nachtrauern, aber ich weiß wie ich besser damit umgehen kann. Sichtlich erleichtert richtete sich Liara auf, sah Shepard mit einem lächeln an und beide legten die ihre Hände ineinander. Nach einem Moment fiel Shepard der Blick von Aethyta auf, die sie von der Theke aus die ganze Zeit über beobachtet hatte und deren zuvor noch ernster Blick jetzt fast schon mütterlich wirkte. Es erinnerte Shepard an seine eigene Mutter, die stolz auf ihr Kind war. Das war es, der es verriet. Shepard brauchte einen Moment bis es ihm dämmerte in welcher Beziehung die beiden zueinander standen. „Entschuldigen Sie mich kurz, Liara.“, bot Shepard, stand auf und ging auf das Café zu. Bevor er näher heran kam ertönte mit einem Mal ein dumpfer, dennoch lautstarker Knall, der sekundenlang durch das Präsidium hallte. „Was war das?“, stieß Liara auf. „Das hörte sich nach einem Schuss an.“, meinte Shepard. „Sicher? Das hörte sich eher nach einer Explosion an. Ich kenne einen Haufen Waffen und das klang nicht Mal im Ansatz nach einem Massenbeschleuniger.“ „Ich meine auch keine kinetische Waffe, sondern eine konventionelle.“ „Oh nein.“, murmelte Liara, die mit einem Mal verstand was er meinte. Es war ein Fakt den sie bis jetzt völlig verdrängt hatte. Die beiden liefen zum Geländer am Rand der Plattform, wie auch etliche andere Passanten um sie herum, denen der Lärm ebenfalls nicht entgangen ist. Neben ihn standen drei Spectres, die vorher schon da waren, denen nur niemand Beachtung geschenkt hatte. Die Spectres waren leicht in Hektik verfalle, erteilte per Funk Anweisungen und gestikulierten wild herum. Doch selbst ohne die Spectres war es Shepard und Liara selbst schnell möglich den Ursprung des Lärms auf den unteren Ebenen des Präsidiums auszumachen. „Oh bitte nicht.“, murmelten Shepard und Liara. Ibro langweilte sich. Nachdem Shepard ihn im Club überraschte hatte er sich wieder daran gemacht die Citadel zu erkunden. Wirklich atemberaubend war sie nicht. Es war kaum mehr als eine alte Ruine, die von den Völkern des gleichnamigen Citadel-Raumes einfach nur hergerichtet wurde. Nichts im Vergleich zu den Membus-Werften, die der Verbund von Grund auf selbst errichtet hatte. Beeindruckend war dagegen der Platz den die Citadel bot. Man hatte eine kleine, geräumige Großstadt samt Grünflächen und See auf einer Raumstation geschaffen, das als Urlaubsressort durchgehen würde. Im Allgemeinen würde im Verbund so was als Platzverschwendung durchgehen, gerade im Weltraum. Trotzdem, das musste Ibro zugeben, um Urlaub zu machen war die Citadel ganz interessant. Einzig und allein die vielen Aliens störten ihn. Nur die wenigsten erkannten ihn auf Anhieb als Morjaner und gingen ihm aus dem Weg. Andere taten dies erst nachdem Ibro sie längst passiert hatte. Den meisten fiel einfach, wie schon zuvor, das Blut an seiner Kleidung auf. Solange man ihn in Ruhe lies hatte er kein Problem mit den Aliens - von ihrer Anwesenheit mal abgesehen. Dafür hatten einige Aliens ein Problem mit seiner Anwesenheit. Kaum das er das „Bankett“ verlassen hatte wurde er von Spezialeinheiten, den sogenannten Spectres, überwacht. Nach bisherigen Erkenntnissen waren sie das Gegenstück der Citadel-Völker zu den morjanischen Exekutivagenten, nur schwerer zu kontrollieren. Ihre Beschattung zu entdecken war für ihn kein Problem, dazu wurde er ausgebildet. Außerdem zeigten sich die Spectres relativ offen. Im Moment waren waren es drei Stück, eine Asari, ein Turianer und ein Salarianer, die ihn von der Terrasse einer erhöht liegenden Plattform aus beobachteten. Es musste das Präsidiumsunterhaus sein, dachte sich Ibro, der sich zuvor den Lageplan der Citadel einigermaßen eingeprägt hatte. Zudem vermutete Ibro das er noch von Kameras, Drohnen und weiteren Agenten observiert wurde. Jedenfalls würde er es so machen. Ibros Aufmerksamkeit galt vorläufig nur den drei Spectres, zu denen er hoch sah. Mit Zeige- und Mittelfinger zeigte die Asari auf ihre Augen und dann mit dem Zeigefinger in seiner Richtung. Ibro verstand die Gestik sofort. „Wir beobachten dich“, soll es bedeuten. Als ob das nicht offensichtlich war. Die Asari waren immer noch sauer wegen dem Verlust Illiums. Ibro hatte auch eine Gestik auf Lager um entsprechend zu reagieren. Er hob die rechte Hand und zeigte den Spectres den Mittelfinger. Die Gestik war ebenfalls eindeutig und lies die Spectres überrascht zusammen zucken. Ibro musste daraufhin grinsen. Damit sollte er ihnen mehr als offensichtlich dargelegt haben was er von ihnen hielt. Wenn sie was von ihm wollten sollten sie doch zu ihm runter kommen. Eine Sache, dabei war es sich sicher, die nicht so schnell eintreten würde. Ehe er sich versah stieß er mit irgendwas zusammen und sah sich überrascht um. Er hatte sich von den Spectres ablenken lassen und dabei nicht auf den Weg vor sich geachtet, was unweigerlich dazu führte das er in jemand anderes hinein lief. Bei der fraglichen Person handelte sich um eine junge, menschliche Frau, die nach menschlichen Standards gerade mal 16 sein musste. Völlig irritiert sah Ibro das Mädchen an, das sofort zurückschreckte. „Es tut mir Leid. Ich habe Sie nicht gesehen.“, entschuldigte sie sich mit einer Verbeugung und ging schnellen Schrittes weiter. „Kein ... Problem. Ich Sie ... auch ... nicht.“, stammelte Ibro, der über den Zusammenstoß weiterhin sichtlich verwirrt war. Ibro ging selbst kurz ein paar Schritte weiter und blieb wieder stehen. „War das eben wirklich passiert?“, fragte sich Ibro und drehte sich um. Er zog seine Pistole, zielte und schoss. Getroffen ging das Mädchen sofort zu Boden. Der Schuss hallte durch das ganze Präsidium und brachte das geschäftige Treiben um ihn herum schlagartig zum erliegen. Es kam zu einer Panik. Hals über Kopf rannten die Passanten im Präsidium umher, möglichst weit weg von der Bluttat und brachten sich in Sicherheit. Ibro kümmerte das nicht. Er ging auf sein Opfer zu und steckte seine Pistole zurück in den Holster. Neben ihr ging er in die Hocke und sah sie an. Das Mädchen selbst lag mit dem Bauch auf dem Boden in einer immer größer werdenden Blutlache, weinte und gab dumpfe Schreie von sich. Der Schuss hatte sie komplett durchschlagen, ihre Wirbelsäule knapp verfehlt und dafür einen Lungenflügel zerfetzt, bevor er den Körper wieder verließ und irgendwo in einer Wand einschlug. Dabei verfehlte der Schuss ganz knapp den einen, oder anderen Unbeteiligten, was Ibros größte Sorge war. Ibros Blick schwenkte hoch zu einem sehr jungen Mann, ebenfalls Mensch und etwas jünger als das Mädchen, der in schnellem Schritt auf sie zugelaufen kam. Ibro ignorierte ihn. Vorerst. Erst als der Junge nur noch wenige Meter von ihm entfernt war zog Ibro in einer einzigen, schnellen Bewegung eines seiner Kampfmesser und rammte es dem jungen mit voller Wucht bis zum Anschlag ins Herz. Der junge lief regelrecht in die Klinge hinein. Ibros nächstes Opfer hatte keine Chance. Um ganz sicher zu gehen dreht Ibro die Klinge des Messers herum, in dessen Folge man ein lauter Knacken der Rippen wahrnehmen konnte, die dabei gebrochen wurden. Ibro sah wie dem Jungen das Blut aus dem Mund lief und er zu schlucken und schluchzen begann. Er zog das Messer wieder heraus und lies sein zweites Opfer neben dem ersten zu Boden sinken. Die beiden waren gerade noch so bei Bewusstsein. Tödlich waren die Verletzungen in jedem Fall. Dagegen konnte man nichts mehr machen. Es war nur eine Frage der Zeit bis das Leben ihre Körper endgültig verließ. Ibro ging das natürlich nicht schnell genug. Er zog seine Pistole und exekutierte zuerst das Mädchen mit zwei Schüssen in den Hinterkopf und wiederholte den Vorgang ohne auch nur mit der Wimper zu zucken mit dem Jungen. Mit Entsetzen verfolgten Shepard und Liara die Vorgänge und wussten einfach nicht was sie machen sollten. Sie konnten nicht mal etwas machen. Nicht mal die eintreffenden C-Sec-Officer unternahmen etwas, als sie merkten wer für diese Bluttat verantwortlich war, zumal sie von den Spectres zurückgerufen wurden. „LASST IHN IN RUHE! ICH WILL HIER NICHT NOCH MEHR TOTE! JA, DAS MEINE ICH ERNST! HALTET EUCH ZURÜCK! DAS IST EIN MORJANER! JA, VERDAMMT! EIN MORJANER!“, schrie die Asari in ihr Funkgerät. „DA IST NOCH EINER!“, warnte der Salarianer und man sah wie von einer Treppe kommend eine morjanische Legionärin zu Ibro hinzu stieß, der ein größeres Paket trug. Die beiden unterhielten sich kurz und gingen dann unbekümmert weiter. „Die vermehren sich.“, meinte der Turianer. „WIE IST DER AUF DIE CITADEL GEKOMMEN?!“ DAS WILL ICH WISSEN! DER MIT DEM MANTEL! IRGENDJEMAND MUSS DEN AUF DIE CITADEL GEBRACHT HABEN! ICH WILL WISSEN WER DAS WAR! ICH WILL DESSEN KOPF!!!“, brüllte die Asari weiter wütend in ihr Funkgerät. Shepard und Liara nutzten das Chaos und machten sich leise aus dem Staub. Sie wollten möglichst weit weg sein, wenn die Asari erfährt das Ibro mit ihnen unterwegs ist. „Was machen wir jetzt, Shepard?“, fragte Liara. „Der Kerl fliegt. Soviel ist sicher. Der bleibt keinen Tag länger auf der Normandy.“, antwortete Shepard entschlossen. „Skap! Was für ein Tag. Und dabei ist er noch gar nicht vorbei.“, sagte Ibro nachdem sie einen Fahrstuhl bestiegen hatten und sich streckte. „So schlimm?“, erwiderte die Legionärin. „Es hält sich in Grenzen. Lass mich mal sehen ob wirklich alles geliefert wurde, was ich angefordert habe.“, sagte Ibro und zog sein Messer. Die Legionärin hielt das Paket etwas schräg, damit Ibro es leichter aufschneiden konnte und sah neugierig zu, als er es öffnete und den Inhalt durch sah. Ibros Bestellung umfasste hauptsächliche sauberer und frische Kleidung und ein paar Kleinigkeiten, einige Unterlagen, Munition und Batterien für seine elektronischen Geräte. Man hatte ihm zwar angekündigt das man ihm seine Bestellung auf der Citadel übergeben wird, sobald er dort ankommt, nur so ganz glauben wollte es es nicht. Erst wenn er es sah. Ibro dabei zu finden war kein Problem, da er den einen, oder anderen Sender bei sich trug. Wie sich herausstellte wollten die Morjaner im Zuge des Reaper-Krieges ohnehin ihre Botschaft der Citadel reaktivieren und taten das simultan zu Ibros Ankunft. Dem wiederum gefiel der Gedanke nicht das Sirius die Kooperation mit Aliens weiter voran trieb. Nur das war etwas worum er sich im Moment nicht kümmern wollte. Im Moment interessierte er sich mehr für seine Lieferung, die er jetzt auf schnellsten Weg zur Normandy bringen wollte. „Alles vollständig?“, fragte die Legionärin und wunderte sich als Ibro eine Packung Tabletten aus der Kiste holte. „Was ist das? Künstliches Adrenalin?“ „Ja. Nicht so effektiv wie natürliches, nur ich habe keine andere Wahl.“ „Also hat du doch Probleme.“ „Das Problem ist dieser Shepard ... dieser Mensch ... er hat eine Beziehung mit einer Asari. Und ich muss mit denen herum reisen. Da baut sich das Aggressive Potential viel schneller auf, als es normalerweise der Fall ist ... zumindest das Gefühl habe ich.“ „Da wird mir schon schlecht wenn ich nur davon höre. Mein Beileid.“, erwiderte die Legionärin. „Danke ... Sag mir eines ... wie denkt die Truppe über den neuen Kurs des Verbundes ... Sirius Kooperation mit Aliens.“ „Öhm ... das ist etwas schwierig.“ „Bitte. Auf diesem Skap-Schiff unserer verdammten Brüder und Schwestern bekomme ich kaum mit was intern im Verbund vorgeht. Das macht mich verrückt.“, bettelte Ibro. „Na gut ... die neue ... Außenpolitik des Vorsitzenden Sirius Mel'Taun ist umstritten. Der Verteidigungsrat, das Oberkommando, wir Legionäre, ja sogar das gesamte morjanische Volk diskutiert kontrovers über diesen Kurs, solange man nicht die Reaper bekämpft. Ein Teil befürwortet den Kurs, zumindest temporär, für die Dauer des Krieges, ein Teil lehnt ihn bedingungslos ab und der Rest ist unentschlossen, oder wartet ab wie sich alles entwickelt. Es ist unmöglich zu sagen welche dieser Gruppen größer ist. Wahrscheinlich hält sich im Moment alles im Gleichgewicht. Dank der jüngsten Erfolge hat Sirius auf jeden Fall Einfluss und Zustimmung für seine Politik gewonnen.“ „Mh ... Danke ... Das reicht mir erstmals.“, sagte Ibro. Der Fahrstuhl hielt kurz darauf und nach einigen Minuten erreicht sie das Allianz-Dock. Dem Sicherheitspersonal vor Ort war bewusst das Ibro zu Shepards Gefolge gehörte, nur glauben wollten das die wenigsten. Die Legionärin hingegen wollten sie anfangs nicht durchlassen. Es war nicht wirklich klar warum sie als Botin folgen musste, oder anders ausgedrückt, warum Ibro sein Paket nicht selber trug. Letztendlich, da sich niemand mit den beiden Morjanern anlegen wollte, ließ man sie passieren und behielt sie genau im Auge. Als sie die Gangway zur Normandy entlang gingen kam ihnen fast zwei Dutzend Techniker und Ingenieure des Wartungspersonals der Allianz entgegen, die allesamt ausgesprochen ungehalten wirkten. „Was für ein Penner!“ „Was hat der den genommen?!“ „Ich habe ihn mir immer anders vorgestellt!“ „Von wegen Held! Arschloch zum Quadrat sag ich da nur!“ „Was finden bloß alle an dem?!“ Verwundert nahmen die Morjaner die Kommentare wahr und sahen zu Samantha Traynor, die wutentbrannt den Gang entlang stampfte. „Was ist los?“, fragte Ibro. „Shepard hat mich gerade von der Normandy gefeuert! Unehrenhafte Entlassung wegen ungebührlichen Verhaltens! Der hat mich einfach raus geworfen! Ich hatte gerade mal genug Zeit, um meine Zahnbürste einzupacken!“, fluchte Traynor und hielt ihre Zahnbürste Ibro vors Gesicht. „Hat eine Zahnbürste normalerweise nicht Borsten und so?“, fragte die Legionärin, die wie Ibro einen Simultanübersetzer in Form eines Halsbandes trug. „Das ist eine Cision Pro Mark Vier! Die arbeitet mit Masseneffektfeldern!“, warf Traynor scharf zurück. „Toll. Tja, Traynor. Das ist Ihr Problem, aber bestimmt nicht meines.“, erwiderte Ibro flapsig und betrat durch die Luftschleuse die Normandy. Es dauerte nicht lange, da kam ihnen kurz vor dem Cockpit ein Mensch in einer dunkelblauen Ganzkörperrüstung entgegen, der sie sogleich wieder verscheuchen wollte. „Sie dürfen sich hier nicht aufhalten! Verlassen Sie sofort dieses Schiff!“, fauchte der Mann. Ibro musste sich wundern. Der Mann trug keinerlei Insignien, die ihn als Mitglied der Allianz ausweisen würden. Nichts gab darüber Aufschluss wem er angehörte. Wie hatte er es dann an den Wachen vorbei auf die Normandy geschafft? So schlecht waren die Sicherheitsmaßnahmen der anderen Völker nun auch wieder nicht. „Auf wessen Befehl handeln Sie?“, wollte Ibro wissen. „Das ist ein Befehl von Commander Shepard!“, fauchte der Mann. Er trat an Ibro heran und stieß ihn zurück. Ein Fehler. Ibro holte aus und schlug zu. Mit voller Wucht krachte seine Faust gegen dem Helm des Mannes, der ihn gegen die Wand fliegen lies, wo er bewusstlos liegen blieb. „Nicht anfassen.“, sagte Ibro und ging weiter den Gang hinter zum CIC. „Shepard ... den hast du eben doch erwähnt. Das ist doch dieser Mensch mit der Asari? Ist der Immer so drauf?“, fragte die Morjanerin. „Keine Ahnung. Ich verstehe ihn kaum und will es auch nicht wirklich wissen. Nebenbei ... wie heißt du?“ „Reika Priran.“, antwortete sie. „Reika. Irgendwie exotisch. Selten so einen Namen gehört. Hat einen schönen Klang.“ „Danke. Und du? Wie heißt du? Man sagte mir nur ich soll einem Exekutivagenten dieses Paket überbringen, nur einen Namen nannte man mit nicht.“ „Ibro Bresios.“ „Das ist dein ... Name? Kein ... Deckname?“, fragte Reika nach kurzem zögern. „Ja.“, erwiderte Ibro und ahnte was gleich kommen würde. „Auch ein ... schöner Name ... Exotisch.“, sprach Reika und biss sich auf die Lippe um ein Lachen zu unterdrücken. Ibro brummte da einfach nur. „HEY!!! WAS HABT IHR HIER ZU SUCHEN?!!!“, brüllte ihnen jemand lauthals entgegen. Ibro sah auf und erblickte doch tatsächlich Shepard in einer Rüstung, der wütend auf sie zu lief. Begleitet wurde er von einer dunkelhäutigen, uniformierten Frau, sowie zwei weiteren Soldaten. „Beruhigen Sie sich, Shepard. Ich will nur was in die Kabine tragen.“, erwiderte Ibro. „Du trägst etwas?“, ergänzte Reika. „DAS IST MIR EGAL, DU TOLLWÜTIGES ALBINO-HAUSTIER! DICH SOLLTE MAN EHER AN DIE LEINE LEGEN, ODER GLEICH EINSCHLÄFERN! RAUS HIER!!!“, blaffte Shepard Ibro an, der ruhig selbst ruhig und gelassen stehen blieb. „Und wer sind Sie?“, stellte Ibro die Frage nach kurzer Wartezeit an die Frau neben Shepard. „Ähm ... Analysten Maya Brooks vom Allianz-Geheimdienst.“ „Aha. Und die beiden da hinten? Obwohl ... eigentlich interessiert es mich nicht.“, erwiderte Ibro und sah zu Reika, der er kurz zunickte. Shepard, Brooks und die beiden Soldaten wurden plötzlich sehr nervös. „Gut, wo soll ich das Paket hinstellen?“, fragte Reika. „Durch den Aufzug eine Etage runter und dann ganz rechts. Ich komme gleich nach.“, erwiderte Ibro. „Verstanden.“, sagte Reika und ging los. „ICH SAGTE RAUS HIER!!!“, schrie Shepard und schlug Reika das Paket aus den Händen. Im selben Moment zog Ibro seine Pistole und drücke sie Shepard direkt an den Hals. Ibro wusste das sich der kinetische Schild in dieser Situation nicht aktivieren würde und schoss. Die Kugel riss Shepards Kehlkopf in Stücke und flog mitten durch den Hals nach dem dieser sofort mit beiden Händen griff und zusammen sackte. Dann richtete Ibro seine Pistole auf einen der Soldaten aus und verfeuerte sein ganzes Magazin in dessen Oberkörper und Kopf. Im selben Moment, als Ibro seine Pistole zog, griff Reika zu ihrem Maras-7-Sturmgewehr und gab aus der Hüfte Dauerfeuer auf den zweiten Soldaten. Brooks stand ihr dabei in der Schussbahn, was Reika schlichtweg ignorierte und durch sie hindurch schoss. Brooks Uniform bot ihr dagegen keinerlei Schutz. Sie war sofort tot. Den beiden Soldaten erging es keineswegs anders. Bevor sie reagieren konnte kollabierten ihre Schilde und die Munition zerfetzte die Soldaten in ihren Rüstungen, die selber mit Leichtigkeit durchschlagen wurden. Gerade mal drei Sekunden dauerte alles, dann hatten Ibro und Reika ihre Munition verschossen und drei Toten hinterlassen. Shepard lebt noch, gerade so. Aus seiner würgenden Kehle strömte unablässig Blut und er versuchte verzweifelt um sein Leben zu betteln, nur es kam kein Laut heraus. Mit einem Tritt drehte Ibro Shepards sterbenden Körper auf den Bauch, lud seine Pistole nach und exekutierte ihn mit zwei Schüssen in den Hinterkopf. Nachdem das getan war sahen sich die Morjaner das Blutbad an und erkannten das die Angelegenheit außer Kontrolle geraten war. Etwas. Irgendwie. „Skap. Ich glaube wir haben ein Problem.“, murmelte Ibro. „Eines? Ich sehe hier vier! Wir müssen ... wir müssen irgendwie die Leichen loswerden!“, erwiderte Reika. „Willst du das vertuschen?“ „Du bist der Exekutivagent. Was würdest du machen?“ Ibro dachte kurz nach und kam zu dem selben Entschluss. „Du hast Recht, Reika. Wir müssen die Leichen loswerden, aber dazu brauche ich Material.“ „Was genau?“ „Ähm ... Einweghandschuhe, hochkonzentriertes Bleichmittel, ein Winkelschleifer mit einem Maxi-Set Diamantschleifblätter, ein Dutzend reisfeste Müllsäcke, eine Präzisionknochenkettensäge, Hammer, Meisel, vier Wischmobs, zehn Badetücher und zwei Energiedrinks mit extra Aufputschmittel.“, erklärte Ibro mit einer erschreckenden Gelassenheit. „Das alles brauchst du um diese Sauerei zu bereinigen?“ „Für die Leiche EINES Morjaners wohlgemerkt. Das hier sind ja nur Menschen, aber vier Stück. Das kann einige Zeit dauern.“ „So viel Zeit haben wir nicht. Gibt es keinen einfacheren und vor allem schnelleren Weg, um eine Leiche spurlos verschwinden zu lassen?“ „In dem Fall bräuchten wir einen Industriehochofen. Speziell solche die zur Erzeugung von HEV-Stahl ...“, fuhr Ibro fort, bis der Fahrstuhl mit einem Piepen sie unterbrach. „Da kommen noch mehr.“, merkte er an. „SKAP! ICH HABE NICHT NACHGELADEN!“, schrie Reika auf, als sie ihr Gewehr überprüfte. Stattdessen griff sie zum Granatwerfer der unter dem Lauf befestigt war und richtete ihn auf die sich öffnenden Fahrstuhltüren aus. Sie wartete erst gar nicht bis sie sich vollständig geöffnet hatten, sondern schoss die Granate direkt in die Kabine, als die Türen sich nur halb geöffnet hatten. Zum Glück befand sich dahinter tatsächlich ein fünfköpfiger Trupp Soldaten, die nicht der Allianz angehörten. Sie waren sehr wahrscheinlich auf die Schüsse Augenblicke zuvor aufmerksam geworden. Die Granate traf den Truppführer und die nachfolgende Explosion riss ihn in zwei Teile, was ihn augenblicklich tötete. Der Rest des Trupps wurde durch die Schockwelle umgehauen und zum Teil verletzt. Reika lud ihr Sturmgewehr nach, hastete vor und tötete im Dauerfeuer die verbliebenen vier Soldaten, bis sie auch dieses Magazin leer geschossen hatte. „Was für ein Chaos.“, merkte die Morjanerin an und trat gegen jede Leiche, um zu überprüfen das sie auch wirklich tot waren. Im selben Moment vernahmen die beiden eine Vielzahl lauter Schritte, die vom Bug aus kamen und sich auf sie zu bewegten. Sie mussten feststellen das ein ganzer Trupp mit gut einem Dutzend Soldaten mit angelegten Waffen auf sie zu marschierte. Erst ein zweiter Blick offenbarte Ibro das dieser Trupp der Allianz angehörte und er gab Reika Bescheid, die bereits hastig dabei war nachzuladen. „Können Sie mir mal bitte erklären was Sie hier treiben?!“, vernahm Ibro eine nur allzu bekannte Stimme und musste zu seiner Überraschung zwischen den Allianz-Soldaten einen weiteren, quicklebendigen Shepard entdecken, gefolgt von Liara, der leicht erkennbar wütend wirkte. „Ich lasse Sie nur ein paar Stunden allein und Sie reichten sogleich ein Massaker an!“ Ibro sagte nichts, sondern starrte Shepard einfach nur mit offenem Mund und Augen an. Wen hatte er da soeben erschossen? „Und wer ist das?“, fragte Shepard, als er Reika erblickte. Ibro schwieg weiterhin und sah nur nach der Leiche neben ihm. „Sie verlassen auf der Stelle mein Schiff! Ich will Sie keinen Moment länger an Bord der Normandy haben!“, sagte Shepard. Ibro ignorierte das, beugte sich hinunter zur Leiche, die er umdrehte. Die beiden Schüsse in den Hinterkopf hatten fast die Hälfte des Gesichtes weg gesprengt – kein schöner Anblick. Vor Ekel wandten sie dem viele ab. Erst als Ibro die Leiche und die halbwegs intakte Seite des Kopfes so hin drehte das man das Gesicht teilweise erkennen konnte saß der Schock tief. „Bei der Göttin!“, stieß Liara auf und sah zu Shepard. „Okay ... das ist unheimlich.“, meinte Shepard, als er sein zerschossenes Ebenbild vor sich liegen sah. Einige Momente lang lag eine beklemmende Stille im Raum. „Kneif mich mal jemand. Träume ich grad?“, begann Shepard. „Glaube ich nicht. Ich sehe es auch.“, meinte Liara und starrte nacheinander die beiden Shepards an. Die Ähnlichkeiten der beiden war verblüffend. Man könnte unmöglich sagen wer der echte wäre, sollten beide vor einem stehen. Das warf kurzerhand eine andere Frage auf. Wer von beiden war jetzt der echte? Liara war sich sicher das der letzte noch lebende Shepard der echte und einzig Wahre war. Als sie nach Ibros Bluttat zurück zur Normandy gingen gab sich das Sicherheitspersonal sichtlich überrascht, als die beiden vor ihnen standen. Noch überraschter waren Shepard und Liara, als sie hörten, das bereits ein anderer Shepard mit einem unbekannten Gefolge an Bord gegangen sein soll. Die Morjaner, die kurz vor ihnen ebenfalls eingetroffen waren, vergaß man dabei für den Moment. Shepard schnappte sich so viele Marines wie er kriegen konnte und hastete zur Normandy, wobei ihnen Samantha Traynor entgegen kam, die bei ihrer Begegnung schlagartig sprachlos war. Ehe sie groß Worte wechseln konnten fielen Schüsse, deren Ursprung eindeutig aus der Normandy kam. Keiner wusste was da los war und ehe sie das Schiff betraten hörten sie den gedämpften Knall einer Explosion, sowie weitere Schüsse, die vom Klang nach definitiv aus einem morjanischen Sturmgewehr stammen mussten. Die Marines gingen vor und hatten sofort die Morjaner im Visier, die ihre Anwesenheit bemerkten und sich, glücklicherweise für beide Seiten, ruhig verhielten. Nur was man jetzt mit den zwei Shepards anfangen sollte wusste keiner wirklich. Nicht mal, ob sie den richtigen Shepard im Schlepptau hatten. Darüber war sich auch Liara im klaren. Beide Shepards wurden vor betretend der Normandy überprüft, DNS-Scan und Fingerabdrücke, ohne etwas festzustellen. „Ich brauche einen Sanitäter!“, rief Liara und sofort meldete sich einer die Allianz-Marines. „Was brauchen Sie?“ „Können Sie diese Leiche scannen?“ „Natürlich. Auf was soll ich achten?“ „Künstliche Erweiterungen: Implantate, Kybernetik, solche Sachen.“ Der Sanitäter ging neben Shepards Leiche in die Hocke und durchleuchtete sie mit einem medizinischen Scanner seines Universalwerkzeugs, während Liara ihm dabei zusah. „Ich habe hier nur ein paar neurale Implantate, sonst nichts.“, erklärte der Sanitäter. „In Ordnung. Und jetzt unseren noch lebenden Shepard.“ Anstandslos scannte der Sanitäter den lebenden Shepard, was dieser genauso anstandslos über sich ergehen lies. Während Liara alles aufmerksam beobachtete. „Hier wurde aber einiges ... mehr verbaut.“, meinte der Sanitäter. „Das habe ich mir fast schon gedacht.“, sagte Liara, als sie die Ergebnisse sah. „Ich glaube ich weiß was hier los ist. Beide Shepards haben die selbe DNS. Unser Toter hier ist ein Klon. Nur dem fehlen einige kybernetische Elemente, die nur der echte Shepard besitzt. Dadurch kann man sie voneinander unterscheiden.“ „Für einen Moment habe ich an meiner eigenen Identität gezweifelt. Es gibt also einen Klon von mir. Nur einen, oder noch mehr? Wer ist dafür verantwortlich? Cerberus? Die Reaper? Und was hatten die hier vor?“, fragte Shepard. „Keine Ahnung. Da alle tot sind können wir niemanden fragen.“ „Nicht ganz. Nahe des Cockpits liegt ein Bewusstloser. Denn können wir befragen, sobald er wieder aufwacht.“, unterbrach einer der Allianz-Marines. „Ich kennen diese Typen. Die gehörten zur CAT6.“, begann der Truppführer der Marines. „Können Sie uns dazu etwas genaueres sagen?“, bat Shepard. „CAT6 ist eine private Sicherheitsfirma, Söldner, um genau zu sein. Der Name kommt von der Bezeichnung Kategorie 6, die für Soldaten verwendet wird, die unehrenhaft aus der Allianz entlassen wurden. Viele Mitglieder von CAT6 wurden wegen übermäßiger Gewaltakte, Drogenkonsum, Korruption und ähnlicher Vergehen entlassen.“ „Da wissen wir schon mal wo wir anfangen müssen zu suchen ... Wer ist das hier?“, fragte Shepard mit Blick auf Brooks. „Analystin Maya Brooks vom Allianz-Geheimdienst.“, wiederholte Ibro ihren letzten und einzigen Worte. „Sie trägt keine Waffe ... Warum musste sie sterben?“ „Sie stand in der Schussbahn.“, antwortete Reika lapidar. „Bitte?“, fragte Shepard, der nicht glauben wollte was er da hörte. „Eigentlich wollte ich ja den Soldaten hinter ihr töten, nur da sie im Weg stand musste ich durch sie hindurch schießen.“, erklärte Reika mit einer für alle Anwesenden erschreckenden Gelassenheit. „Sie ... haben sie ... grundlos erschossen?“, stotterte Shepard. „Haben Sie nicht zugehört? Sie stand mir im Weg!“ „Deshalb können Sie doch niemanden töten!“ „Wie Sie sehen kann ich das doch! Als ob ich mir von einem Alien vorschreiben lassen wie ich jemanden zu töten habe!“, blaffte Reika zurück. Bevor die Angelegenheit weiter eskalierte mischte sich Liara ein. „Shepard, ich sage es nur ungern, aber so wie es aussieht verdanken wir es diesen beiden Morjanern, das uns die Normandy nicht gestohlen wurde.“ Liara wollte selbst nicht glauben was sie da so eben sagte. „Ernsthaft. Dank von eine Alien ist noch schlimmer als Kritik.“, meinte Reika, was Ibro mit einem Nicken bestätigte. „Und wer sind Sie überhaupt?“, wiederholte Shepard. „Geht Sie gar nichts an.“, konterte Reika. „Eine andere Sache, Shepard.“, unterbrach Ibro. „Wollen Sie mich wirklich raus werfen nachdem ich Ihr Schiff vor einem Diebstahl bewahrt habe.“ Shepard sah den Morjaner kurz an und dachte nach. Ibro hatte Recht. Wegen all den Toten hier konnte er ihm keinen Strick mehr drehen, doch da gab es ja genug weitere Leichen. „Gut. Ich sehe über dieses Blutbad hier hinweg, aber für das auf der Citadel fliegen sie trotzdem!“ „Hä? Wovon reden Sie eigentlich, Shepard?“ „Verarschen kann ich mich genauso gut auch selbst, Ibro. Dazu brauche ich nicht Sie. Sie haben auf der Citadel einfach so zwei Kinder erschossen. Ein Junge und ein Mädchen, die garantiert noch nicht mal volljährig waren. Und erzählen Sie mir ja nicht Sie hätten einen guten Grund dafür gehabt!“ „Den hatte ich.“ „Nur weil Sie mit Ihnen zusammengestoßen sind, ist das noch lange kein Anlass jemanden wie ein Tier abzuschlachten.“ Ibro brummte und griff zu seiner linken Manteltasche, aus der er ein kleines Mäppchen hervor holte. „Das ist meine Geldbörse. Das Mädchen nutzte den Zusammenstoß und die Tatsache das ich durch drei Spectres abgelenkt war aus um sie mir zu stehlen. Ich habe es zwar bemerkt, aber, das muss ich zugeben, konnte, oder wollte es in dem Moment nicht realisieren. Das war das erste Mal in meinem Leben das ich bestohlen wurde. Selbst in den dunkelsten Ecken des Verbundes ist so etwas eine Seltenheit. Als mir endlich klar wurde was mir widerfahren war hatte die Diebin bereits einen Vorsprung, den ich unmöglich einholen konnte. Also schoss ich.“ „Und warum musste der Junge sterben?“ Jetzt holte Ibro ein Stück Metall aus seiner Tasche, das sich nach einer schnellen Handbewegung als ein Butterfly-Klappmesser entpuppte. „Damit war der Junge bewaffnet und versuchte auf mich los zugehen. Wahrscheinlich war er der Komplize der Diebin und wollte sie vor mir ... schützen. Richtig angewandt wäre es sogar für mich gefährlich geworden, hätte er mir beispielsweise ins Auge gestochen. Anhand seiner Bewegungen konnte ich darauf schließen das er um Umgang mit dem Messer bereits Erfahrung hatte. Deshalb musste er sterben.“ Shepard wurde es schlagartig klar. Ibro hatte nicht sinnlos gemordet, sondern hatte aus seiner Sicht einfach zwei Kriminelle ausgeschaltet, wobei man den letzten Fall sogar als Notwehr durchgehen lassen könnte. Shepard konnte es nachvollziehen in gewisser Weise sogar verstehen, wenn er es aus den Augen der Morjaner betrachtet, aber niemals gutheißen. Dafür war die Reaktion einfach unverhältnismäßig und völlig überzogen. Nur das er sich die Geldbörse wiederholte und das Klappmesser mitgehen lies bekam er natürlich nicht mit. Noch während der Exekutionen wandten sie sich ab und erst danach musste Ibro sich die Sachen beschafft haben. „Warum haben Sie ihnen in den Hinterkopf geschossen? Konnten Sie ihnen nicht ins Gesicht sehen?“, fragte Liara. „Nein. Aus Gewohnheit. Bei Morjanern ist die Schädeldecke am Hinterkopf prozentual etwas dünner. Deshalb wird eine Exekution in der Regel mit zwei Schüssen in den Hinterkopf durchgeführt, da so ein schneller Tod garantiert wird. Zumindest in den meisten Fällen. Es ist schon vorgekommen das man drei Schüsse braucht, aber das ist ausgesprochen selten. Naja ... einziger Unterschied ... exekutiert man einen Morjaner gibt es noch lange nicht so eine Sauerei wie wenn man einen Menschen exekutiert. Damit das nun geklärt ist ... Was ist jetzt, Shepard? Wollen Sie wirklich das ich gehe? Sie brauchen mich, Sie brauchen unsere Unterstützung.“, gab Ibro zurück. Shepard atmete entnervt auf. Obwohl seine Vorbehalte gegenüber Ibro kaum gelindert wurden konnte er ihn schlecht raus werfen, ohne damit ein Zerwürfnis mit dem Morjanischen Verbund zu riskieren, was sie im aktuellen Krieg gegen die Reaper nicht gebrauchen konnten. Selbst Sirius, der sich manchmal menschlich gab, war in erster Linie Morjaner und würde bei den letzten Vorkommnissen mit Sicherheit Position für Ibro beziehen. Für Shepard war es wie als würde man ihm eine Waffe an den Kopf halten und er müsse eine Entscheidung fällen. Zudem hatte Shepard das Gefühl Ibro war sich darüber anfangs gar nicht im Klaren gewesen, das er NUR seinen Klon getötet hatte. Er war vielleicht sogar davon ausgegangen er hätte das Original vor sich. Kein sehr berauschender Gedanke. Shepard würde sich die Überwachungsvideos überprüfen, um zu sehen was all das hier ausgelöst hatte. „Sie dürfen bleiben, aber noch ein Fehltritt und ich werfe Sie raus.“, schärfte Shepard Ibro ein, was dieser mit einem Nicken bestätigte. „Braucht man mich noch?“, fragte Reika. „Nein, du kannst gehen. Danke.“, antwortete Ibro. „Gut, aber bevor ich gehe ...“, begann Reika und ging auf Ibro zu. Ehe der sich versah fasste Reika ihm mit beiden Händen an die Wangen, zog ihn an sich heran und gab Ibro einen langen, leidenschaftlichen und intensiven Kuss auf den Mund. Alle Anwesenden starrten die beiden entsetzt an und verstanden einfach nicht was da soeben geschah. Erst nach einigen, langen Momenten lies Reika von Ibro ab. „Ich möchte mir gerne Mal die Citadel etwas genauer ansehen. Über ein bisschen Gesellschaft dabei würde ich mich sehr freuen. Wenn du Zeit hättest?“ „Sehr gerne ... Shepard, die Kiste da ist mir. Einfach runter in eine Kabine ich räume später alles weg. Ich bin ... erstmal beschäftigt.“, sagte Ibro und die beiden Morjaner verließen Händchen haltend die Normandy. „Was war denn das?“, fragte Shepard nach kurzer Wartezeit. „Ich glaube ... da haben sich auf Anhieb zwei gefunden.“, meinte Liara. „Erzählen mir bitte nichts von Liebe auf den ersten Blick. Wir stehen hier bis zum Hals in Blut und Leichen und die beiden verlieben sich? Das ist doch wohl ein schlechter Scherz.“ „Es sind Morjaner, Shepard. Wundert Sie das wirklich?“ „Um ehrlich zu sein ... Nein.“, sagte Shepard und sah sich das Chaos an, in dem sie zurückgelassen wurden. Etliche Tote, Schäden, darunter der nicht mehr betriebsfähige Fahrstuhl, und wer weiß was sonst noch so im Argen lag. So hatte sich Shepard seinen Landurlaub nicht vorgestellt und musste sich eine Frage stellen. Konnte es noch schlimmer kommen? Kapitel 12: Rückkehr nach Omega ------------------------------- Guten Abend meine verehrte Leserschaft. Hier kommt mein nächstes Kapitel, wobei ich wie gewohnt mal wieder meinen Schabernack mit Mass Effect treiben werde. Zu dem ich nun eine Gallerie eingefügt, die über die Rubrik "Charaktere" zu finden ist. Bilder zu Personen und Objekten, die ich im Laufe der Zeit zu diesem Fanfic angesammelt habe. Viel Spass beim lesen. ________________________________________________________________________________________________ Einen ganzen Tag lag die Normandy nun im Dock auf der Citadel und wurde neu bestückt, betankt und ausgerüstet. Allem voran die Reparatur des Fahrstuhls erforderte fast doppelt so viel Personal und Material, wie ursprünglich veranschlagt. Trotz der Umstände war Shepard dies um ein vielfaches lieber, als wenn ihm die Normandy gestohlen worden wäre. Eine Sache wofür er den beiden Morjanern ausgesprochen dankbar war, nur das damit verbundene Blutbad trübte das Bild. Shepard verwarf diese Gedanken und begutachtete im Hangar derweil die beiden neuen UT-47A Kodiak-Shuttles, die man ihnen geliefert hatte. Seine Shuttlepilotin, Amara Majong, hatte die letzten beiden Fähren ja geschrottet, wenn auch unabsichtlich. Sie freute sich über den Ersatz am meisten, fast schon wie ein kleines Kind. „Das ist das beste was die Allianz zu bieten hat. Die neue A-Version des Kodiaks. Bessere Schilde, stärkere Waffen, einen verbesserten Element Zero-Kern, was es schneller und wendiger macht und Tarnkappeneigenschaften ähnlich der Normandy. Das ist wie Geburtstag!“, freute sich Amara und zeigte ihre Begeisterung dementsprechend offen. „Das weiß ich. Was glauben Sie wohl warum ich die angefordert habe. Aber gehen Sie dieses Mal etwas vorsichtiger mit ihnen um. Die Shuttles sind, genau wie viele andere Sachen, Mangelware.“, sagte Shepard. „Schon klar. Ich werde vorsichtig sein. Versprochen.“, erwiderte Amara nebenbei, während sie sich die Shuttles aus der Nähe ansah. Damit verließ Shepard das Hangardeck und fuhr hoch zum CIC, wo die Besatzung bereits ihre Vorbereitungen abgeschlossen und ihre Positionen besetzt hatte. Es wurden nur noch letzte Tests durchgeführt. „Ah, Commander.“, begrüßte ihn Samantha Traynor sofort, als er den Fahrstuhl verließ. „Ich wollte Sie soeben rufen. Admiral Hackett hat sich bei uns gemeldet und will mit Ihnen reden.“ „Danke für den Hinweis.“, erwiderte Shepard und ging zum ÜLG-Kommunikationsraum, wo bereits Hacketts Projektion zu sehen war, vor der Liara stand. „Ah, Commander. Schön Sie zu sehen. Ich habe bereits mit Doktor T'Soni gesprochen. Sie unterrichtete mich über den Zustand der Normandy und ich sie über unser Tiegel-Projekt.“ „Wie läuft es, Admiral? Machen wir Fortschritte?“ „Sehr gute sogar. Die Turianer haben drei mobile Raumdocks und ihr Ingenieurskorps geschickt, die uns gute Dienste leisten. Nur es stellt sich für uns weiterhin die Frage was dieser Katalysator ist. Konnten Sie inzwischen etwas in Erfahrung bringen?“ „Leider nein und bislang haben wir keinen Anhaltspunkt, wo wir weiter suchen sollen. Nicht mal Pashek weiß was es sein könnte. “ „Bedauerlich. Ich hoffe das gibt sich noch.“ „Wir auch.“, ergänzte Liara. „Ich wollte nebenbei die Gelegenheit nutzen, um ihnen persönlich zu danken. Unsere Wissenschaftler und Ingenieure haben sich praktisch überschlagen, als sie mit dem Protheaner arbeiten durften.“, bedankte sich Hackett „Ich hoffe es hat etwas gebracht.“, erwiderte Shepard. „Das hat es. Er soll ihnen, ich zitiere: Die Augen geöffnet haben. Wir arbeiten bereits daran unsere Ausrüstung und die unserer Verbündeten zu verbessern. Bereits kleine technische Innovationen reichen aus, um unsere Schlagkraft bedeutend zu steigern. Ich habe angeordnet das die erste Ladung der verbesserten Waffen und Rüstungen ihnen zugeteilt wird.“ „Vielen Dank, Admiral. Wir können hier jeden Vorteil gebrauchen, der sich bietet. Haben wir den Protheaner, Pashek, eigentlich ... wiederbekommen? Ich habe ihn noch nicht gesehen.“ „Er ist in seiner Kabine. Er wollte sich die morjanischen Daten, die wir von Cerberus erbeutet haben.“, antwortete Liara. „Ah gut. Andere Sache: Sie haben nicht zufällig schon eine Idee wie wir mit dem Spionagesystem fertig werden, das im Massenportalnetzwerk versteckt ist?“ „Eigentlich wollte ich Sie das fragen, Shepard. Bisher waren Sie es immer, der alle anderen heraus gehauen hat.“ „Nur dieses Mal bin ich mit meinem Latein leider selbst am Ende. Auch Pashek kann uns da nicht weiter helfen.“ „Bedauerlich. Unsere Strategen und Taktiker sind ebenfalls am verzweifeln, nachdem sie das erfuhren. Als ob die Reaper nicht genug wären. Das sie uns noch dazu unentwegt überwachen können ... es ist eine Katastrophe. Jede Taktik, jedes Manöver, jede Verschleierung, jede Evakuierung, jede noch so kleine interstellare Bewegung ... selbst wenn wir unsere Flotten aufteilen und sie erst kurz vor ihrem eigentlichen Ziel sammeln ... die Reaper werden es durchschauen. Diese Abhängigkeit von den Massenportalen ... wenigstens wissen wir jetzt darüber Bescheid.“, beklagte sich Hackett. „Vielleicht sollte man sich die Citadel genauer ansehen.“, warf Shepard ein. „Was geht Ihnen durch den Kopf?“ „Eigentlich ist die Citadel ja nur ein übergroßes Massenportal, über das die Reaper sonst immer ihre Invasionen gestartet haben, bis jetzt. Von Pashek weiß ich damals, kaum das die Reaper aufgetaucht sind, das gesamte Massenportalnetzwerk deaktiviert wurde. So wie es mir scheint kann man über die Citadel das Massenportalnetzwerk manipulieren und steuern, nur da bin ich mir selbst nicht sicher. Immerhin haben die Reaper die Citadel bislang in Ruhe gelassen.“ „Ich werde das weitergeben, vielleicht finden wir ja was ... da wir von der Citadel sprechen ... der Rat hat sich gemeldet. Sie haben ihr Missfallen über die letzten Vorkommnisse zum Ausdruck gebracht.“ „Nur ihr Missfallen? Und ... sonst nichts?“, musste Shepard verwundert fragen. „Nein.“ „Sicher? Ich meine ... Ibro hat zwei Kinder getötet ... na gut Jugendliche und noch dazu Taschendiebe.“ „Es hat sich heraus gestellt, das die von drei Spectres auf den Morjaner angesetzt wurden. Der Rat ist zu sehr damit beschäftigt das zu vertuschen und hält sich daher mit einer Reaktion zurück. Nicht sehr erfolgreich wie man sieht. Dazu kommt noch das die Morjaner ihre Botschaft auf der Citadel überraschend wiedereröffnet haben. Damit haben sie schon genug Probleme und das obwohl die Morjaner als unsere Verbündeten gelten.“ Shepard fasste sich an den Kopf. Sofort war ihm klar das es sich bei den besagten Spectres um den Turianer, die Asari und den Salarianer handeln musste, die er im Präsidiumsunterhaus gesehen hatte. Kein Wunder warum von C-SEC Zurückhaltung forderten und Ibro mit zwei Morden davon kommen ließen. Ihr Handeln hatte dieses Blutbad erst verursacht und sie wollten bestimmt nicht für weitere Tote auf der Citadel mitverantwortlich sein. Was sie damit wohl bezwecken wollten? Es könnte ein Verhaltenstest gewesen sein, der verzweifelte Versuch an Informationen zu gelangen, eine eigenartige Form von Rache, genauso wie die bloße Absicht Ibro einfach zu ärgern. Wie das ausging hatte man ja gesehen. „Trotz allem sollten wir dem Morjaner dankbar sein. Sein Eingreifen verhinderte den Diebstahl der Normandy durch Ihren Klon.“, fuhr Hackett fort. „PAH!!!“, stieß Shepard sauer auf. „Ich habe mir die Überwachungsvideos angesehen. Dem blassen Drecksack war nicht mal klar das er einen Klon vor sich hatte. Erst als ich ihm gegenüber stand hat er es gemerkt. Er hatte nicht mal eine Sekunde gezögert ... mich ... zu töten.“ „Ich habe die Videos ebenfalls gesehen, Shepard. Ihr Klon hatte sich gegenüber dem Morjaner eindeutig falsch verhalten, aber dafür gleich jemanden zu töten ... naja, Sie hatten ja erwähnt das der Umgang mit den Morjanern schwierig sein.“ „Das war eine Untertreibung ... Konnte man den Körper meines Klons schon untersuchen?“ „Nur oberflächlich. Ersten Erkenntnissen nach scheint er gerade mal ein Jahr alt zu sein. Scheinbar wurden neurale Implantate verwendet um sein Gehirn zu ... trainieren ... wie es bedeutet Mensch zu sein. Dennoch fehlte ihm wohl die Erfahrung des Originals, also ihre. Deshalb war es ihm unmöglich sie glaubwürdig zu imitieren.“ „Mh, das erklärt warum er sich so verhalten hat. Haben Sie noch Informationen über die anderen Toten?“ „Die CAT6-Söldner waren wie erwartet allesamt ehemalige Mitglieder der Allianz mit langen Strafakten. Nichts besonderes. Nur diese Maya Brooks gibt uns Rätsel auf. In unseren Unterlagen wird sie zwar als einfache Analystin des Allianz-Geheimdienstes geführt mit nur mittelmäßiger Qualifikation, nur bei genauerer Untersuchung weisen ihre Akten Mängel auf. So gibt es keine Informationen über ihr Leben davor und niemand hat je etwas von ihr gehört. Bis jetzt hatte sie nur auf den Papieren existiert. Inzwischen liegt die Vermutung nahe das sie eine eingeschleusten Cerberus-Agentin war.“ „Cerberus ... Was sich der Unbekannte bei der Aktion wohl gedacht hat? Oder waren es vielleicht die Reaper?“ „Nein, zum jetzigen Zeitpunkt können wir das ausschließen. Es gibt keinen Hinweis darauf, das einer von ihnen unter deren Einfluss stand. Aber wir werden das nochmal überprüfen, um sicher zu gehen ... ich hörte Ihr nächstes Ziel ist Omega?“ „Ja, Admiral. Die Station ist von Cerberus besetzt und wir hoffen mit ihrer Befreiung Cerberus einen empfindlichen Schlag verpassen zu können. Im Gegenzug bietet uns Aria Truppen, Schiffe und Rohstoffe.“ „Sie müssen sich vor mir nicht rechtfertigen, Shepard. Ich vertraue da Ihrem Urteilsvermögen.“ „Danke, Admiral.“ „Noch ein paar Neuigkeiten. Cerberus hatte kurzzeitig Eden Prime und Benning angegriffen und etliche Kolonisten entführt. Sie konnten zurück geschlagen werden, nur diese Entwicklung ist mehr als besorgniserregend.“ „Es sieht danach aus, als ob Cerberus die Leute ausgehen. Wahrscheinlich rüsten sie die Entführten mit Reaper-Tech aus, um sie zu willenlosen Kämpfern zu machen.“, mutmaßte Liara. „Das sehen wir genauso. Cerberus musste wohl einige herbe Verluste einstecken, anders können wir uns das nicht erklären.“, ergänzte Hackett. „Und die Reaper?“, fragte Shepard. „Wir schlagen uns stellenweise gut und können einzelne Siege verbuchen, aber letztendlich treiben sie uns vor sich her. Das einzige was uns mancherorts vor einer totalen Niederlage bewahrt sind die Morjaner. Ihre Hit&Run-Manöver mit ihren Fusionskanonen haben schon über ein Dutzend Schlachtschiffe der Sovereign-Klasse zerstört. Und das sind nur die von denen wir wissen. So manche Flotte entkam ihrer Vernichtung nur durch das plötzliche Auftauchen der Morjaner. Die müssen bei den Reapern einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Die Reaper ziehen sich sogar zurück sobald auch nur ein einziges morjanisches Raumschiff den Rand eines Sternensystems gesichtet wird. Bitte richten sie Ihrem Morjaner hierfür meinen herzlichen Dank aus.“ „Na ich weiß nicht, ob er sich darüber freuen wird.“ „Commander, ich möchte Sie darüber informieren das Ibro, gefolgt von Aria, auf dem Weg zu Ihnen ist. Sie können Ihren Dank persönlich an Ibro richten, Admiral Hackett.“, unterbrach EDI über die Lautsprecher das Gespräch. „Belauschen Sie uns etwa?“, fragte Shepard. „Nein, da das Gespräch über meine Kommunikationseinrichtung läuft und ich die Verschlüsselung überwache höre ich mit.“ Shepard und Hackett kamen nicht drum herum und versuchten sich ein Grinsen zu verkneifen. So warteten sie einige Augenblicke bis Ibro den Raum betrat. „Ah!“, begrüßte Hackett ihn mit gespielter Überraschung. „Sie müssen Ibro Bresios sein, der morjanische Verbindungsoffizier.“ „Sehr erfreut. Mit wem spreche ich?“ „Admiral Steven Hackett, seit Vernichtung der Arcturus-Station Oberbefehlshaber der Allianz. Ich wollte die Gelegenheit nutzen, um Ihnen persönlich zu danken.“ Shepard kniff die Augen zusammen und wandte sich leicht ab. Er wusste genau wie die Morjaner auf Dank von Fremden reagierten. „Wir tun was wir können, nur viel ist es leider nicht. Die Lage unserer Streitkräfte ist weiterhin angespannt.“, erwiderte Ibro gelassen, was Shepard und Liara überrascht aufblicken lies. „Bitte, keine falsche Bescheidenheit. Ihr Beitrag ist für uns unverzichtbar.“ „Danke, das wissen wir zu schätzen.“ „Ach ja. Der Citadel-Rat hat sein Missfallen über die Toten auf der Citadel mitgeteilt“, warf Liara ein. Shepard stockte für einen Moment der Atem. Warum musste Liara das jetzt erwähnen? Hatte Sie etwa immer noch ihre Differenzen mit den Morjanern? Oder wollte sie vor Hackett ihren eigenen Test durchziehen. „Tatsächlich?“, wunderte sich Ibro und sah auf zu Hackett. „Bitte richten Sie dem Rat der Citadel-Völker aus, das ich mich für mein Verhalten entschuldige. Sollte ich jemals wieder in eine vergleichbare Situation geraten so verspreche ich meine Gegner so schnell und präzise wie nur möglich zu töten, um unnötiges Leiden zu vermeiden. Das Konzept von Schmerz ist uns zwar nicht unbekannt, nur wir ignorieren es regelmäßig.“ „So viel zum Thema: Schwieriger Umgang.“, dachte sich Hackett. Selbst Shepard war überrascht und froh wie Ibro reagierte und warf Liara einen bösen Blick zu, das sie diese Spielereien demnächst unterlassen soll. „Ein andere Thema, weshalb ich eigentlich hier bin ...“, begann Ibro und stoppte kurz, als Aria den Raum betrat. „Ähm ... ach so ... wegen der bevorstehenden Operation gegen Cerberus. Ich habe mit dem Oberkommando gesprochen und man teilte mir mit das wir einige Schiffe in umliegenden Systemen haben, die uns unterstützen können.“ „Das hört sich ... gut an. Was für Schiffe ... sind es?“, fragte Shepard, der wegen Ibros ungewöhnlich zuvorkommender Art sichtlich verwirrt war. „Die genaue Zusammensetzung kenne ich nicht. Es sind Elemente einer Kampfgruppe, die sich aufgeteilt hatten. Es könnten ein paar Kreuzer, oder Schlachtschiffe sein.“ „HA! Das gibt eine böse Überraschung für Cerberus. Wenn die auftauchen würde ich zu gerne deren Gesichter sehen.“, stieß Aria freudig aus. „Sie müssen Aria sein. Lassen Sie mich auch Ihnen meinen Dank für Ihre Unterstützung aussprechen.“, stellte Hackett fest. „Ach was. Wir sitzen alle im selben Boot.“, erwiderte Aria kurz und knapp. Es war ein sehr förmliches Gehabe. Alle wussten das jede Seite etwas hatte was die andere brauchte. Für Shepard war es jede Unterstützung die er kriegen konnte und Aria wollte Omega zurück. Cerberus Operationen dabei zu stören war für jeden ein angenehmer Bonus. „Danken Sie letztendlich Shepard. Er war es, der uns zusammen brachte. Nicht wahr, Partner?“, ergänzte Aria humorvoll. „Iiiih.“, stieß Ibro zur Verwunderung aller aus, während er zu Aria sah. Dann blickte er zu Liara und stieß wieder ein langes „Iiiih“ aus. Mit den den Worten: „Ich glaube ich muss mich übergeben.“; verließ er letztendlich den Raum. „Was war denn das?“, fragte Aria. „Partner.“, wiederholte Shepard. „Er denkt jetzt wohl wir haben was miteinander.“ „Also Sie sind auf jeden Fall nicht mein Typ!“, rief Aria entrüstet. Shepard konnte sich dabei ein Lachen nicht verkneifen. „Passen Sie auf was Sie in Gegenwart eines Morjaners sagen. Die nehmen alles wörtlich.“ „Deren Simultanübersetzer benötigen dringend ein Update.“, merkte Liara an. „Eine Sache noch, Shepard.“, unterbrach Hackett. „Botschafter Udina bemüht sich um ein Gipfeltreffen mit Vertretern aller Citadel Völker. Bislang mit bescheidenem Erfolg. Ich werde Sie über den Stand der Dinge auf dem Laufendem halten und wenn sich etwas konkretes ergibt erfahren Sie es sofort. Hackett Ende.“ Damit beendete er die Verbindung. „Udina versucht sich nützlich zu machen. Ich bin mal gespannt was dabei heraus kommt.“, stellte Shepard fest. „Was meinen Sie wer dazu kommen wird. Die Turianer bestimmt.“, ergänzte Liara. „Mit Sicherheit auch die Volus, immerhin sind sie Teil der Turianischen Hierarchie. Die Kroganer, wenn sie erfahren was sie dabei gewinnen können. Die Morjaner ...“ „Ich verstehe immer noch nicht wie sie es geschafft haben diese massenmordernden Xenophoben auf Ihre Seite zu ziehen.“, warf Aria ein. „Es hat mich selbst überrascht wie leicht sie zu überzeugen waren. Obwohl man nicht wirklich von Überzeugen sprechen kann. Ihre Anforderungen an uns waren ausgesprochen bescheiden. Irgendwie sind sie auf uns zugekommen. Die Asari, oder die Salarianer zu gewinnen wird dagegen mit Sicherheit schwieriger ... Mh, irgendwie ironisch ... Was soll's ... Aria, wie weit sind Ihre Leute?“ „Alle sind auf Position und warten nur auf mein Signal ab. Sobald wir Omega erreichen nehmen sie Cerberus in die Zange.“ Shepard nickte nur. Aria hatte ursprünglich einen anderen Plan im Sinn, der den Einsatz eines gekaperten Cerberus-Kreuzers beinhaltete. Dieser sollte sich dem Flaggschiff der Cerberus-Flotte vor Omega nähern und dieses mit einem Überraschungsangriff im Nahkampf ausschalten. Aria wollte dabei, zusammen mit Shepard, sogar persönlich an Bord dieses Kreuzers sein und die Speerspitze des Angriffs bilden. Ein Vorhaben das gerade Shepard wie ein Himmelfahrtskommando vor kam. Nicht das ihn das störte, immerhin hatte er damit schon mehr als genug Erfahrung, nur dieses Mal widerstrebte ihn dieser Gedanke, wirkte es doch wie eine Verzweiflungstat. So war die Flotte nicht darauf ausgelegt Cerberus direkt zu bekämpfen, sondern sie eher zu beschäftigen und den Transportern genug Zeit zu verschaffen, um Omega zu erreichen. Man wollte einfach nur die feindlichen Linien durchbrechen. Letztendlich musste Aria sich einen anderen Plan ausdenken. Das Resultat: Der neue Plan war weitestgehend der selbe, nur mit stärkerem Fokus auf einen Flankenangriff, während Shepard und Aria auf der Normandy verblieben. Durch die nun aufgekommene Beteiligung der Morjaner könnte die anstehende Raumschlacht sogar zum Spaziergang werden. „Sehr gut ... Joker, bringen Sie uns hier raus. Unser nächstes Ziel lautet Omega.“, rief Shepard, was dieser mit einem zackigen „Aye, aye, Commander!“, über das Interkom bestätigte. Noch während die Normandy dabei war das Allianz-Dock auf der Citadel zu verlassen betrat Pashek den ÜLG-Kommunikationsraum. „Shepard, haben Sie einen Moment Zeit für mich?“, bettelte er aufgeregt. „Natürlich. Aria, können Sie uns kurz alleine lassen?“ „Klar.“, sagte sie kurz und knapp und verließ den Raum. Dabei nahm sie Pashek intensiv in Augenschein. Sie hatte in ihrem langem Leben schon unzählige Spezies gesehen, eine hässlicher als die andere, wovon viele kaum bekannt waren, oder keine Bedeutung hatten, nur es war ein ganz anderes Gefühl eine Spezies vor sich zu haben, die eigentlich als ausgestorben galt. „Worum geht es?“, fragte Shepard, als Aria den Raum verlassen hatte. „Die Daten ... diese Forschungsdaten der Morjaner ... die Formeln ...“ „Ja?“ „Sie sind ... atemberaubend ... Man kann es ... kaum in Worte fassen ... Ich habe so was ... noch nie zuvor gesehen.“ „Bitte was?“, stieß Shepard aus. Es verwunderte ihn sehr wie der sonst so kontrolliert wirkende Protheaner nun so aufgeregt sein konnte. „Diese Formeln ... sie sind eine Anleitung zur Erschaffung eines neuen chemischen Elements mit gewünschten Eigenschaften.“ „Was ist daran so besonders?“ „Es geht darum Elemente und Materialien nach Wunsch zu erschaffen. Leitfähigkeit, Härte, Dichte, ja sogar die Halbwertszeit ließe sich beeinflussen, ja sogar frei bestimmen. Wir reden hier von Manipulationen am Atommodell, bis hin zur Erschaffung vollkommen neuer Atommodelle. Man erschafft eigene Grundbausteine für materielle Stoffe, die man sich wünscht. Das geht über alles hinaus was man sich vorstellen kann. Nicht mal wir besaßen diese Möglichkeit zu unserer Hochzeit und es würde mich sehr wundern, wenn die Reaper dazu in der Lage wären.“ „Wie ließe sich das im alltäglichen Leben einsetzen?“, fragte Shepard, der allmählich Pasheks Sorgen verstand. „Ein Beispiel ... Sie könnten Rüstungen erschaffen, die so dünn und so leicht wie Papier sind und gleichzeitig selbst den Treffer eines Massenbeschleunigers ohne eine Kratzer wegstecken könnten. Die Anwendungsmöglichkeiten sind ... nahezu unendlich ... militärisch, wie zivil.“ Shepard stockte der Atem. „Dazu sind die Morjaner in der Lager?“, fragte Liara leicht panisch. „Ob sie dazu wirklich sind kann ich nicht beurteilen. Diese Formeln sind zu fortgeschritten, um theoretische Forschung zu sein, aber nicht ausgereift genug, um schon als praxistauglich durchzugehen. Eine andere Frage ist inwiefern der Aufwand zum Nutzen steht. Es ist wie mit ihren Fusionstriebwerken, die Antiprotonen als Kraftstoff verwenden. Dieser Kraftstoff muss Atom für Atom hergestellt werden. Bei der morjanischen Formeln muss erst das entsprechende Atom geschaffen werden. Daher ist es schwer zu sagen, ob die Morjaner überhaupt ein derartiges Projekt in Angriff nehmen würden. Trotz allem ist es ein bedeutender Einblick in ihre technologischen und wissenschaftlichen Fähigkeiten. Ich hätte es nie für möglich gehalten zu welchen bahnbrechenden Innovationen sie in der Lage sind. Was würde ich nicht alles dafür geben einen Wissensaustausch mit einem Morjaner durchzuführen, bestünde nicht die Gefahr ihnen damit die Lösung auf das Rätsel ihrer eigenen Herkunft zu liefern.“ „Ganz schöne Zwickmühle.“, witzelte Shepard. „Aber irgendwie beunruhigend. Ich will nicht wissen was die Morjaner sonst noch auf Lager haben.“ Damit beendete sie ihr Gespräch und bereiteten sich auf den bevorstehenden Angriff auf Omega vor. In der Zwischenzeit verließ Ibro die Toiletten und ging auf seine Kabine. Der Gedanke an Shepard und die beiden Asari hatte ihn auf Anhieb übel werden lassen, weshalb er sich kurz darauf wie angekündigt tatsächlich übergeben musste. Er nahm schon Tabletten mit künstlichem Adrenalin, um die natürliche Aggressivität zu unterdrücken, nur dagegen half selbst das nicht. Zudem ertappte sich Ibro immer wieder bei dem Gedanken eine gewisse Art von Genugtuung empfunden zu haben, als er Shepards Klon tötete, den er in jenem Moment ja für den echten hielt. In seiner Kabine verschloss er zuerst die Tür, schaltete seinen Simultanübersetzer ab und griff zu seinem Langstreckenkommunikator in Form eines alten Funkgerätes. „Hier ist Ibro Bresios, Staatsschutz. Ich benötige eine direkte Verbindung zu dem Vorsitzenden des Verteidigungsrates Sirius Mel'Taun ... sag ihm einfach meinen Namen, er weiß dann schon Bescheid ... Nein, es ist kein dienstliches Anliegen ... zumindest nicht völlig ... es ist etwas kompliziert ... Vielen Dank.“ Zehntausende Lichtjahre entfernt auf der anderen Seite der Galaxie marschierte Sirius durch einen langen Gang an Bord eines Kommandoschiffes zusammen mit einer Eskorte aus mehreren hundert Schlachtschiffen und Kreuzern. Nach der Schlacht um Morjan Prime jagte er und seine Flotten nun den Reapern hinterher, um sie endgültig aus dem Hoheitsgebiet des Verbundes zu vertreiben. Eigentlich wollte er ja auf Morjan Prime verbleiben und von dort den Krieg gegen die Reaper dirigieren, doch er wollte sich vielerorts selbst ein Bild über die Lage machen Auf seinem Weg liefen ihm etliche Besatzungsmitglieder, Legionäre und Offiziere über den Weg, die ihn in seiner Position als morjanisches Staatsoberhaupt allesamt mit einem kurzen Salut grüßten. Sirius versuchte die mit einem Nicken zu erwidern, ging aber dazu über den Gruß wenigstens mit einem einfachen Blickkontakt zu erwidern. Minari hatte das immer genauso gemacht. Er selbst empfand das als unhöflich, nur mit der Zeit, weil es einfach zu viele waren, machte er es nun genauso. Bedingt durch seinen neuen Posten tauschte Sirius seine alte Kapitänsuniform gegen einen blutroten Mantel, dessen Kragen mit einem golden Lorbeerkranz verziert war. Damit erkannte man ihn schon auf einige Entfernung. Sirius konnte es nicht leugnen. Er liebte seinen neuen Posten und die damit verbundene Macht. Genau wie er hatte sich auch Minari anfangs dagegen gesträubt, doch mit der Zeit genoss sie, genau wie er, die damit verbundene Verantwortung, Privilegien und Herausforderungen, wonach die Morjaner letztendlich immer strebten. Sirius ließ die Gedanken kurz beiseite und blieb vor einer Tür in diesem schier endlos erscheinenden Labyrinth aus Gängen stehen, für dessen Orientierung er sogar ein kleines Navigationsgerät brauchte. Man konnte sich auf vielen morjanischen Großkampfschiffen sehr leicht verlaufen. Eine kurzer Handbewegung reichte aus und ein Sensor öffnete die Tür. In der dahinter liegenden Offizierskabine, die größer und umfangreicher eingerichtet war, als die übrigen Unterkünfte, befand sich niemand. Einzig und allein ein Haufen Dokument lag unordentlich über das Bett und den Fußboden verteilt. Eigentlich war hier seine Schwester einquartiert, die sich angeblich auch hier aufhalten sollte, nur wie man sah war das nicht der Fall. Sirius verließ die Kabine und wandte sich an zwei Techniker im Gang, die mit der Wartung eines Verteilerkastens beschäftigt waren. „Verzeihung.“, sagte Sirius und sah wie die Techniker regelrecht erschraken, als sie merkten wer da hinter ihnen stand. Aufgeschreckt sprangen sie auf und salutierten zackig. Eine kurzer Handbewegung von Sirius reichte aus, um sie wieder zu beruhigen. „Ich suche mein Schwester Sinari. Die Frau aus dieser Kabine. Ihr habt sie nicht zufällig gesehen?“ „Doch. Vor einer Viertel Stunde ging sie in diese Kabine.“, antwortete einer der Techniker und zeigte auf die Tür direkt neben der anderen. Sirius musste sich wundern. Das war seine Kabine. „Danke.“, sagte er und betrat die andere Kabine. „Die Frau vorhin war also wirklich seine Schwester. Sie sieht Minari wirklich zum Verwechseln ähnlich ... abgesehen vom Alter.“, flüsterte einer der Techniker. „Das habe ich Dir doch gesagt. Alle drei sehen sich unglaublich ähnlich.“, flüsterte der andere. Als Sirius seine Kabine betrat musste er sich wundern. Er erblickte eine dunkelgraue Generalsuniform mitsamt Mantel, die einfach über eine Stuhl geworfen war, zusammen mit einigen Unterlagen die auf dem Tisch davor lagen. Ein kurzer Blick darüber und Sirius erkannte das es sich dabei um Berichte, Pläne, sowie Gefechts- und Gegneranalysen handelte. Im Hintergrund vernahm er das plätschernde Rauschen von Wasser. Sinari nutzte das kleine, aber feine Bad und stand unter der Dusche. Verwunderlich, war ihre Kabine doch mit seiner identisch. Sirius sah die Dokumente an, bis er hörte wie das Wasser abgestellt wurde und blickte zur Badezimmertür. Nur einen Moment später kam Sinari heraus. Sie war halb nackt, hatte sich gerade mal ein Handtuch um die Hüfte gebunden und rieb sich mit einem kleinen Handtuch über die nassen Haare. Sinari blieb augenblicklich stehen, als sie Sirius erblickte. „Was machst du denn hier?“, fragte sie. „Das könnte ich dich genauso fragen. Das ist meine Kabine.“ „Meine Dusche funktioniert nicht und da ich nicht auf den Klempner warten wollte nutze ich deine.“ Sinari schritt an Sirius vorbei und setzte sich auf dessen Bett, wo sie begann ihre Haare abzutrocknen. Schnell merkte sie wie Sirius sie mit offenem Mund angaffte. Sie legte das Handtuch zur Seite, stützte sich mit beiden Händen ab und lehnte sich leicht nach hinten, wobei ihre Brüste besonders zur Geltung kamen. „Was ist?“, fragte Sinari. „Du bist nass. Musst Du dich ausgerechnet auf mein Bett setzen?“ Sinari sah sich kurz um und rutschte demonstrativ mit ihrem Hintern auf dem Bett hin und her. „Du kleine ...“, murmelte Sirius und kniff den Mund zusammen. Sinari konnte da nur lachen. „Komm mal her.“, sagte sie und klopfte mit einer Hand neben sich aufs Bett. Sirius folgte ihrer Bitte und setzte sich neben seiner Schwester aufs Bett. Im nächsten Moment drückte Sinari ihn nach hinten, sodass er mit dem Rücken auf dem Bett lag und schwang sich selbst über ihn. Sinari lag nun auf Augenhöhe mit allen Vieren über ihrem Bruder und drückte ihm ihre Brüste auf den Oberkörper. „Bitte.“, begann sie mit sinnlicher Stimme. „Ich kann ... nicht mehr ... Ich ... halte es ... kaum noch ... aus ... Bitte ... gib mir ... einen Kampfeinsatz.“ „Nein.“, sagte Sirius. Auf einmal verzog Sinari ihr Gesicht und drückte ihren Kopf neben Sirius ins Bettlaken. Sie begann zu weinen und zu schluchzen. Sirius konnte nicht anders und begann mit einer Hand sanft Sinaris Hinterkopf zu streicheln, um sie zu beruhigen. Es machte ihn selbst traurig seine Schwester so zu sehen. Sinari hatte jahrzehntelang nur für den Krieg gelebt. Sie hatte Unruhen niedergeschlagen, Völker abgeschlachtet und Welten im nuklearen Feuer niedergebrannt. Durch sie starben Millionen, vielleicht sogar Milliarden, und das alles sollte sie nun aufgeben? Das war zu viel, selbst für sie. Wenn man Sinari so sah konnte man kaum glauben, das sich hinter dieser wunderschönen Frau eine der brutalsten und blutrünstigsten Legionärin der Totenköpfe versteckte, die der Verbund jemals hervor gebracht hatte. Sirius hielt seine Schwester einfach nur fest, streichelte sie vorsichtig und wartete ab bis sie sich wieder beruhigt hatte. Allmählich lies auch ihr Wimmern wieder nach. Nur das es plötzlich an der Tür klopfte erwies sich als störend. „Geht es wieder?“, fragte Sirius und sah wie sich seine Schwester die Tränen vom Gesicht wischte und nickte. „Herein!“, rief er und sah wie einer seiner unzähligen Assistenten die Kabine betrat. Der junge Mann zögerte für einen Moment, als er sah wie Sinari von Sirius stieg und sich beide nebeneinander auf die Bettkante setzten. Das sah zwar etwas komisch aus, nur der Adjutant dachte sich nichts dabei und sprach sogleich an, weshalb er da war. „Ibro Bresios vom Staatsschutz hat sich bei uns gemeldet und möchte mit Dir sprechen. Er hat nicht gesagt um was es geht.“ „Was er wohl will?“, überlegte Sinari laut. „Das werden wir gleich sehen.“, erwiderte Sirius und aktivierte an einem nahen Computer die Funkverbindung. Der anwesende Assistent salutierte zackig, dreht auf der Stelle um und lies die beiden wieder alleine. „Ja bitte?“, begann Sirius. „Sirius? Ich bin es, Ibro. Hast Du einen Moment Zeit für mich?“, ertönte es aus einem Lautsprecher. „Um was geht es denn?“ „Um Deine und Sinaris Eltern.“ „Oh oh.“, murmelte Sinari im Hintergrund. „Sonst hast Du wohl auch nichts zu tun.“, meinte Sirius. „Bitte, es ist wichtig.“, meinte Ibro. „Wenn es unbedingt sein muss.“ „Folgendes: Minari war doch eure ältere Schwester und Karesh und Iras Mel'Taun eure Eltern, oder?“ „Ja und wo liegt da das Problem?“ „Ihr seid gut 70 Jahre alt, nur eure ... leiblichen ... Eltern starben bereits vor über 80 Jahren. Also mein Problem hier ... vor allem das Verständnis ... sollte mehr als offensichtlich sein.“ Nachdem Ibro seine Ausführungen beendet hatte und auf eine Antwort wartete, blieb es für die nächsten Augenblicke unglaublich still. „Hast Du dazu nichts zu sagen?“, fragte Ibro. „Nein.“, stellte Sirius klipp und klar fest. „Aber ...“ „Wenn Du ein Problem mit unserer Abstammung hast, dann lass einen Gentest durchführen und hör auf mich mit solchen Kleinigkeiten zu nerven! Dafür habe ich wirklich keine Zeit! Das hättest du schon machen sollen, bevor Du Dich bei mir meldest! Bist Du etwa auf dem Raumschiff der Menschen weich geworden?!“ „Nein, ich ...“ „Du bist Exekutivagent des morjanischen Staatsschutzes, also verhalte Dich auch so!“ Mit diesen Worten unterbrach Sirius die Verbindung und lies auf der Normandy Ibro ratlos zurück. Genmaterial von Sinaris und Sirius Eltern zu bekommen war nicht schwer, auch wenn sie schon lange tot waren, hatte man doch vor langer Zeit genug Proben eingelagert. Und den Gentest hatte Ibro heimlich auch schon durchführen lassen und das Ergebnis war eindeutig – Manipulation ausgeschlossen. Sinari und Sirius waren tatsächlich deren leibliche Nachkommen. An Bord des Kommandoschiffes machten sich derweil Sinari und Sirius ihre eigenen Gedanken. „Ist das eigentlich zu fassen?“, beschwerte sich Sirius. „70 Jahre hat sich keiner darum gekümmert.“, begann Sinari. „Und jetzt fängt man plötzlich damit an.“, fuhr Sirius fort. „Ich sage Dir dahinter steckt dieser Shepard. Dagegen müssen wir etwas unternehmen.“ „Nein, schauen wir erstmal wie sich das entwickelt.“ „Bekomme ich dann wenigstens meinen Kampfeinsatz?“ „Nein.“, wiederholte Sirius und verschränkte die Arme. „Warum?“, quengelte Sinari herum. „Weil Du meine Schwester bist. Wir haben nur noch einander. Ich will nicht das Dir etwas passiert.“ „Vielleicht mal daran gedacht eine Familie zu gründen?“, schlug Sinari vor. „Ja klar und mit wem?“ „Taras.“ „Taras?“, wiederholte Sirius unsicher. „Oberadmiralin Taras. Deine alte Vorgesetzte. Die hatte schon seit einiger Zeit ein Auge auf dich.“ „Davon höre ich jetzt zum ersten Mal. Woher weißt Du das?“ „Wir sind miteinander befreundet. Ich habe kurz vor der Befreiung von Argos 3 mit ihr darüber geredet. Es war eine lange Nacht und zufällig sind wir darüber ins Gespräch gekommen und wir haben viel geredet. Taras ist ausgesprochen schüchtern. Verwunderlich, wenn man sieht wie aggressiv ihre Taktiken manchmal sind.“ Sirius stand nur mit offenem Mund da und sagte nichts. Er konnte dazu gar nichts sagen. Aber er dachte das er vielleicht mal wirklich mit ihr reden sollte. Stunden später erreichte die Normandy das Sahrabarik-System und näherte sich langsam der Omega-Station an. Wie erwartet hatte Cerberus hier eine schlagkräftige Flotte zusammengezogen, um ihren neuen Besitz zu sichern. Mehrere Kreuzer und Fregatten, aufgerüstete Allianz-Modelle, patrouillierten im System, sowie ein Schlachtschiff, das Flaggschiff der Flotte, das direkt vor Omega hing. Wenig verwunderlich. Mit Omega hatte Cerberus faktisch in einem Handstreich die Kontrolle über die Terminus-Systeme übernommen. Eine Sache die Aria zur Weißglut brachte „Da draußen sind eine Menge Schiffe unterwegs.“, merkte Joker beunruhigt an und steuerte die getarnte Normandy in die Nähe eines Asteroiden. „Umso besser. Wenn wir sie vernichten treffen wir Cerberus umso härter.“, meinte Aria. Shepard und Joker sahen sich besorgt an. Allmählich kam es ihnen so vor, als ob Aria mehr an ihrer Rache lag, als an Omega und ihrem Deal. „Wo sind Ihre Schiffe?“, wandte sich Aria an Ibro, der hinter ihnen im Cockpit stand. „Sie sollen im Anflug sein, nur ihre Ankunft verzögert sich ...“ „Wir haben lange genug gewartet. Wenn ihr euch vor dem Kampf drücken wollt, dann erledigen wir das eben selbst.“, sprach Aria und griff zu ihrem Kommunikator. „Beginnt mit der Operation!“ „Aria, wir sollten wirklich auf die Morjaner warten ...“, begann Shepard. „Wie ich schon sagte: Wir haben lange genug gewartet. Ich habe diesen Angriff wochenlang vorbereitet. Jetzt wird abgerechnet.“ „Wir haben lange genug gewartet, oder ganz speziell Sie?“, kam ein kritischer Zwischenruf von Ibro. Dafür funkelte Aria ihn mit einem bösen Blick an und wandte sich sofort wieder ab. Ibro hatte den Blick erwidert und hatte ihn sogar noch besser drauf. Diese roten Augen waren wirklich furchteinflößend. „Der Kreuzer hat soeben das Massenportal verlassen und nimmt Kurs auf das Flaggschiff. Cerberus ruft ihn bereits.“, sprach EDI, die neben Joker saß und schaltete die Lautsprecher ein, damit man den Funkverkehr mithören konnte. „ ... Sie stehen nicht auf dem Flugplan. Identifizieren Sie sich.“ „Hier ist Captain Lentz. Stimmerkennung: Alpha, Tango, Zed. Wir wurden beschädigt. Brauchen Reparatur.“ Ibro konnte da nur den Kopf schütteln. „Ernsthaft! Denkt ihr wirklich Cerberus würde auf so einen Trick hereinfallen? Als ob die den Kreuzer nicht vermissen, geschweige misstrauisch würden.“ „Identität bestätigt, Captain. Warten Sie auf Anflugfreigabe.“ „Das ist eine Aufnahme, oder? Wie haben Sie ihn dazu gebracht das zu sagen?“, wollte Shepard wissen. „Auf die harte Tour.“, antwortete Aria und man sah wie der gekaperte Kreuzer seinem Ziel immer näher kam. Unbehelligt passierte er die Cerberus-Flotte bis er endlich in Reichweite war. Völlig überraschend, zumindest für Cerberus, gab der Kreuzer mehrere Salven aus dem Hauptgeschütz ab und landete sogleich einige kritische Treffer. Die Geschosse durchbohrten das Hauptgeschütz des Schlachtschiffes und schalteten es so mit einem Schlag aus. Nicht mal die kinetischen Schilde reagierten rechtzeitig. Zuguterletzt schoss der Kreuzer beim Vorbeifliegen eine Reihe Javelin-Torpedos ab, die ihnen die Allianz zur Verfügung gestellt hatte. Jeder einzelne erreichte sein Ziel, die GARDIAN-Laser des Flaggschiffes reagierten erst gar nicht. Beim Aufschlag setzten sie Dunkle Energie frei, die in Schwingung versetzt wurde und Raum-Zeit-Verzerrungen verursachten. Es sah aus wie eine Vielzahl biotischer Explosionen, nur deutlich greller, die das Schlachtschiff endgültig in Stücke rissen. Sofort beschleunigte der Kreuzer und hielt direkt auf Omega zu. „Der Rest der Flotte soll nachrücken.“, befahl Aria, woraufhin Raumschiff aller Art, vom Jäger bis zum Kreuzer, zu Dutzenden ins System sprangen. „Sie hätten nicht gedacht, das das klappt, oder?“, wandte sich Aria mit einem diabolischen Grinsen an Ibro. „Ich bin eher schockiert das es funktionierte. Das ein Schlachtschiff so einfach von einen Kreuzer ausgeschaltet werden kann ... Ich gebe zu das sich das Einsatzprofil unserer Schiffe deutlich voneinander unterscheidet, aber hätten wir Omega besetzt, dann würden wir unsere Flotten in permanenter Alarmbereitschaft halten, einige in Reserve und jederzeit mit einem Angriff rechnen, gerade auf einer strategisch so derartig wichtigen Position, wo man damit rechnen muss, das jederzeit ein Kampf ausbrechen kann. Sei es nun mit Ihren Truppen, Asari, oder die der Reaper.“ „Sie sind doch bloß neidisch, weil sie nicht mitmischen.“, meinte Aria abfällig. „Nachricht von Omega an den Kreuzer, Commander. Ich leite sie an uns weiter.“, meldete Joker. „Aria.“, ertönte es kurz darauf aus den Lautsprechern zusammen mit einer kleinen Projekten eines stämmigen, bärtigen Mannes. „Ich wusste das Sie das sind. Sie werden es nicht schaffen. Ziehen Sie sich zurück, oder ich vernichte Sie.“ „Komisch, das gleiche wollte ich Ihnen anbieten, Oleg. Aber vielleicht können Sie meinen Partner überzeugen.“, sprach Aria zuversichtlich und lies Shepard ins Bild treten. „Commander Shepard. Man hört viel gutes über Sie, nur dieses Mal haben Sie auf das falsche Pferd gesetzt. Nehmen Sie sich vor Aria in Acht. Sie wird Sie in den Untergang reißen. Sie ist Niederlagen nicht gewöhnt und das trübt ihr Urteilsvermögen.“ „Machen Sie die Sache nicht unnötig schwieriger, als sie ohnehin schon ist. Sie werden verlieren und das einzige was Sie noch tun können ist Zeit schinden.“, ermahnte Shepard. „Da gehen unsere Meinungen auseinander. Das ist meine letzte Warnung, aus Respekt vor Ihnen, Shepard: Blasen Sie es ab.“, forderte Oleg. „Zeigen Sie was Sie drauf haben.“, forderte Aria heraus. „Dann bin ich jetzt an der Reihe.“, erwiderte Oleg und beendete die Verbindung. „Er klang ziemlich selbstbewusst.“, meinte Shepard. „Ja, das tun sie alle ... Meldung an den Kreuzer: Er soll Omega rammen.“, befahl Aria. „Was?!“ „Omegas kinetische Barrieren hindern meine Schiffe am landen. Der Kreuzer hat Disruptoren um sie beim Aufprall lahmzulegen. Die Crew sollten ihn überleben, also machen Sie sich keine Sorgen.“ Man sah zu wie der Kreuzer beschleunigte und auf Kollisionskurs mit Omega ging. Allmählich begann auch Cerberus zu reagieren und nahm den Kreuzer hastig und übereilt unter Feuer. Etliche Schüsse verfehlten ihn und diejenigen, die trafen, richteten an den kinetischen Schilden und der Silaris-Panzerung nur begrenzten Schaden an. Je näher der Kreuzer Omega kam, desto heftiger wurde die Gegenwehr. Cerberus gelang es etliche schwere Treffer zu landen und der Kreuzer drohte kurz vor seinem Ziel zu zerbrechen. Ein Triebwerke hatte es bereits abgerissen und der Kreuzer begann abzudriften. Mit knapper Not erreichte das angeschlagene Schiff Omega und zerschellte beim Aufprall. Die Besatzung hatte keine Überlebenschance. „Omegas kinetische Barrieren sind ausgefallen.“, vermeldete EDI den Erfolg von Arias Plan, die selbst sehr zufrieden drein blickte. Nun trat ihre Hauptflotte in Aktion. Die Kampfschiffe verwickelten Cerberus desorientiert wirkende Flotte in Kämpfe und begannen sie einzukreisen, während die Transportschiffe durch die feindlichen Linien brachen und in Massen Shuttles und Enterkapseln absetzen, die auf Omega zu hielten. Sogar Rettungskapseln zerstörter Raumschiffe steuerten die Station an. Obwohl etliche durch Raumjäger und GARDIAN-Laser verloren gingen, würde der Großteil durchkommen. Sogar die Normandy begann nun Richtung Omega zu fliegen Gelassen saß General Oleg Petrovsky in seiner Kommandozentrale auf Omega und betrachte die taktische Lage. Seine Flotte wurde langsam zurück gedrängt und auf der Station drangen erste Entermannschaften ein, die sich sofort Gefechte mit seinen Truppen lieferten. Sogar die auf Omega ansässigen Söldner, die er nie ganz ausschalten konnte, griffen ein. Ihn kümmerte das kaum. In Arias Abwesenheit war er keineswegs untätig gewesen, sondern hatte die vorhandene Zeit ausgiebig genutzt, um die Station zu befestigen. Etliche Gänge waren durch Kraftfelder blockiert, Schützentrupps hatten sich an strategisch wichtigen Punkten eingegraben, ganze Gruppen an Atlas-Mechs bildeten die taktische Reserve und wenn es wirklich eng wurde konnte er stellenweise die Luftschleusen einzelner Gänge öffnen, um den Gegner hinaus ins All zu blasen. Und dann waren da noch die Adjutanten – Reaper-Kreaturen unter der Kontrolle von Cerberus, die an aufgedunsene und aufgeblasene Husks erinnerten. Über die Überwachungskameras konnte er sehen wie in einem Gang Funken von der Wand sprühten. Ein paar Asari, Vorcha und Salarianer schnitten sich mit ihrer Enterkapsel durch die Außenhülle und sprangen sofort in den Gang. Der Gang selbst war durch Kraftfelder abgeriegelt und in ihm wartete bereits ein halbes Dutzend Adjutanten, denen der Entervorgang nicht verborgen blieb. Sie schnappten sich die unglücklichen Aliens in dem Moment, als sie Fuß auf Omega setzten und rissen sie förmlich in Stücke. Gerade mal ein paar Sekunden hielten sie durch und ihre Körper dienten sogleich als Material für neue Adjutanten. Aria konnte durch aus genug Kanonenfutter aufs Feld führen, um Petrovsky Sorgen zu bereiten. Über seine Armaturen gab er daher die nächsten Befehle durch. Im All stellte die angeschlagene Cerberus-Flotte schlagartig die Kämpfe ein und zog sich fluchtartig zurück. Aria nutzte das sofort aus und warf alles in die Schlacht was sie hatte. So eine Chance durfte sie sich nicht entgehen lassen. Ihre ganze Flotte hielt jetzt auf Omega zu. „Seht euch das an. Seht euch das an! Ich hole mir Omega zurück. Noch bevor dieser Tag endet ist Omega wieder mein und Oleg wird vor mit um Gnade winseln müssen!“, tönte Aria. Die Vorfreude hielt nur kurz an. Rötliche Strahlen wurden von Omega aus abgefeuert und zerstörten in einem Zug etliche Transporter bevor sie ihr Ziel überhaupt erreichen konnten. „Was ist da los?“, rief eine sichtlich überraschte Aria. „Thanix-Kanonen. Cerberus hat Omegas äußere Abwehr aufgerüstet.“, meldete EDI. Die unzähligen handlichen Thanix-Geschütztürme auf Omegas Hülle nahmen alles ins Visier, was größer war als eine Fregatte und machten damit kurzer Prozess. Ein Raumschiff nach dem nächsten wurde von den Strahlen getroffen, in Stücke geschnitten und explodierte. Kleiner Ziele, wie die Shuttles, Enter-, oder Rettungskapseln, die allesamt Omega ansteuerten, ignorierten sie schlichtweg. Diese Ziele waren einfach zu klein, um sie effektiv bekämpfen zu können. Petrovsky war sich dem bewusst und präsentierte Aria und Shepard sogleich die nächste Überraschung. „Mehrere Schiffe sind auf meinem Schirm aufgetaucht! Cerberus hat Verstärkung geholt!“, rief Joker leicht panisch. Mit Entsetzen mussten Aria und Shepard mitansehen, wie Cerberus zwei weitere Flotten mit je einem Dutzend Kreuzer, Fregatten und je einem Schlachtschiff aufs Feld führte. Die beiden Gruppen beendeten einen hoch präzisen ÜLG-Sprung zwischen den Asteroiden und erschienen direkt neben Omega. Sofort begannen sie sich vor die Station zu schieben und nahmen Arias Flotte unter Feuer. Die wiederum konnten nicht so einfach das Feuer erwidern, weil sonst die Gefahr bestand das man Omega im Hintergrund treffen würde, deren Barrieren ja ausgefallen waren. So musste sich Arias Flotte neue positionieren und war dabei den Angriffen von Cerberus ausgesetzt. Nur damit endete es nicht. Ganze Massen an Raumjägern lösten sich von den Großkampfschiffen und griffen in die Schlacht ein. Mithilfe von magnetischen Halterungen führten die Cerberus-Schiffe sie an der Außenhülle in die Schlacht und konnten so auf den teuren und riskanten Einsatz von Trägerschiffen verzichten. Die Raumjäger fielen über die Enterflotte her und rieben sie langsam auf. Zusammen mit den GARDIAN-Lasern der neu eingetroffenen Schiffe erzeugten sie einen absolut undurchlässigen Sperrgürtel. General Petrovsky konnte nicht anders und musste grinsen. Die Schlacht entwickelte sich zum einfachen Zielschießen. Der Verlust des Schlachtschiffes zu Beginn kümmerte ihn nicht im geringsten, schließlich war das Schiff eh nie einsatzfähig gewesen – es war nur eine Ablenkung. Das Schlachtschiff besaß nur ein Mindestmaß an Waffen, Schilde, Antriebe und Reaktoren, um es überhaupt bewegen zu können. Es war einfach nur ein unfertiger Rumpf und Aria fiel darauf rein. Tarnung und Täuschung war seit je her Bestandteil jeder Kriegsführung, egal ob vor 2.000 Jahren auf dem Boden, oder heute im Weltraum. Petrovsky war sich schon lange darüber im Klaren, dass Aria versuchen würde sich Omega zurück zu holen. Ihre Vorbereitungen, egal wie sehr sie darum bemüht war diese geheim zu halten, blieben ihm keineswegs verborgen. Frühzeitig konnte er Agenten auf sie ansetzen, die jeden ihrer Schritte peinlichst genau überwachten. Seine Verstärkung hatte keine Probleme mit Arias betagter Flotte. Nacheinander feuerten die Schiffe ihre Massenbeschleuniger und Thanix-Kanonen ab und erzielten einen Abschuss nach dem nächsten. Gerade die Schlachtschiffe machten mit ihrem Gegner kurzen Prozess. Ein Schuss aus ihren gewaltigen Hauptgeschützen reichten oftmals aus, um eine Fregatte, oder einen Transport sofort zu zerstören. Dabei stellten gerade letztere die lukrativsten Ziele da, waren sie doch nicht so wendig wie die anderen Schiffe. Schon ironisch wie schnell und wie oft sich das Blatt manchmal wenden kann. Durch entsprechende Vorbereitungen kann man so mancher Überraschung begegnen und sie umkehren, wie Aria nun am eigenen Leib erfahren durfte. Sie hatte wirklich geglaubt sie hätte auch nur den Hauch einer Chance. „Tun Sie doch was! Irgendwas!“, rief Aria, die zwar die sich anbahnende Niederlage sah, sie nur nicht wahrhaben wollte. Keiner wollte das. Sie alle blickten geschockt hinaus und sahen wie die Flotte aufgerieben wurde. Es gab nichts mehr was sie dagegen tun konnten. Selbst ihr Eingreifen hätte an diesem Verlauf nichts mehr ändern können. Joker ging mit der Normandy sofort wieder auf Distanz. Egal wie gut sie ausgestattet waren, für direkte Kämpfe mit einer derartigen Vielzahl an Gegnern waren selbst sie nicht geschaffen Der einzige, der nicht geschockt drein blickte, war Ibro. Ihn kümmerte es kaum wie diese Schlacht verlief, denn auf das große ganze hatte sie ohnehin kaum Einfluss. Als ein kurzes Rauschen und unverständliches Geplapper aus seinem Funkgerät kam lies ihn das auf einmal grinsen. „Jetzt wird es interessant.“, murmelte Ibro und lehnte sich nach vorne. Petrovsky lehnte sich zurück. Sein Plan war aufgegangenen, Omega würde in Cerberus Besitz verbleiben und Aria würde einige Probleme haben erneut eine vergleichbare Streitmacht aufzustellen. Jetzt gab es nichts mehr was Aria und Shepard noch retten könnten. Einzig und allein ein lautes Piepen riss Petrovsky aus seinen Gedanken. Überrascht rief er die taktische Karte auf. Irritiert musste er erkennen, das neun weitere Raumschiffe auf dem Schlachtfeld aufgetaucht waren und sich eigenartigerweise genau zwischen seinen und Arias Kräften positioniert hatten. Sofort überprüfte er ihre Signaturen, um Typ und Zugehörigkeit festzustellen, nur die Ergebnisse konnten nicht stimmen. Sie durften einfach nicht stimmen. Diese Schiffe waren um ein vielfaches größer als ein Reaper. Fassungslos erhob sich Petrovsky aus seinem Sessel und starrte auf die Anzeigen. „Nein ... Nein ... NEIN!“, schrie er immer lauter. Alle anderen waren schlagartig sprachlos. Da draußen war praktisch aus dem Nichts ein morjanisches Superschlachtschiff mit acht weiteren Schlachtschiffen als Eskorte aufgetaucht und hatte sich rotzfrech ganz genau mittig auf dem Schlachtfeld positioniert – genau zwischen beiden Seiten. Von einer Sekunde auf die nächste stellten alle das Feuer ein und sahen nach den Neuankömmlingen. „Leck mich fett ... egal wie oft man das sieht ... es ist immer wieder atemberaubend ... Cerberus hat jetzt ein ziemlich großes Problem.“, sagte Joker. „Na das nenne ich mal eine Wendung.“, meinte Shepard. Die anderen konnten da nur nicken. „Ihr Timing könnte gar nicht besser sein. Sie wussten das die kommen würden, oder?“, wandte sich Aria an Ibro. „Ich wusste das irgendwas kommen würde, nur das Oberkommando konnte mir nicht sagen was genau und wie lange sie tatsächlich brauchen würden.“, erwiderte Ibro. Die Morjaner ließen nicht lange auf sich warten und schritten sogleich zur Tat. Unzählige Geschützbatterien richteten sich auf die Cerberus-Schiffe aus und nahmen sie ins Visier. Petrovsky war sich sofort darüber im Klaren das er auf einen Schlag unterlegen war und befahl den Rückzug. Nur bevor dieser Befehl überhaupt die Flotte erreichte eröffneten die Morjaner das Feuer. Zu Tausenden wurden Geschosse allen erdenkliche Kalibers abgefeuert. Dieser Feuerkraft hatte Cerberus rein gar nichts entgegenzusetzen. Allein die Feuerkraft einzelner Geschütztürme reichte an die von Fregatten und Kreuzern heran. Sie belegten Cerberus mit einem schier endlos erscheinenden Geschossregen. Etliche Schiffe versuchten dem auszuweichen, wodurch manche durchaus in der Lage wären, nur die Morjaner beschossen sie direkt und legten noch dazu ein gewaltiges Sperrfeuer um jedes einzelnes Schiff herum. Egal in welche Richtung sie sich bewegten sie wurden getroffen. Zu Hunderten prasselte die rötlich glühende Leuchtspurmunition auf jedes einzelne Schiff nieder. Sie trafen die kinetischen Schilde, die unter dieser Last binnen kürzester Zeit kollabierten und ein Mix aus panzerbrechenden und Explosivsplittergranaten zerfetzte die ungeschützten und nur leicht gepanzerten Schiffsrümpfe. Dabei beschossen die Morjaner ihre Ziele diagonal – über Kreuz. Ihnen war die Bedeutung von Omega durchaus klar und verhinderten so das die Station getroffen wurde. Um die Schiffe zu erwischen, die direkt vor der Station saßen, setzten sie ihre schweren Antischiffslaser ein. Cerberus Raumjägern versuchten die Morjaner zu beschäftigen und dem Rest der Flotte zeit zu verschaffen und gingen auf Tuchfühlung. Ein schier aussichtsloses Unterfangen. Neben Tausenden Antischiffsgeschützen besaß das Superschlachtschiff noch mal genauso viele Vulcan-, Raketen-, Flak- und Lasergeschütze als Verteidigung für den Nahbereich, die ebenfalls ein undurchlässiges Sperrgitter erzeugen konnten. Die Jäger und ihre Torpedos schafften es gerade mal auf wenige Kilometer an ihre Ziele heran – mehr nicht. Die Morjaner setzten sogar nuklear bestückte Raketen ein und schalteten so auf einen Schlag ganze Staffeln aus – nur weil sie es konnten. Die Thanix-Kanonen auf Omega begannen unterdessen selbst das Superschlachtschiff anzugreifen. Sie fügten der Panzerung und den darauf montierten Geschütztürmen stellenweise beträchtliche Schäden zu. Die magnetischen Schilde der Morjaner hielten dem ohnehin kaum stand. Sie dienten eh nur als Schutz vor Kleinstobjekten. Die Reaktion der Morjaner lies nicht lange auf sich warten und mit ihren Lasern schmolzen sie Omegas neue Verteidigung innerhalb weniger Sekunden ein. Petrovsky sah das und wusste das er verloren hatte. Die Reste von Arias Flotte formierten sich neu und unter dem Feuerschutz der Morjaner steuerten sie erneut Omega an. Um Zeit für seine Flotte zu gewinnen versuchte er Shepard, oder gar die Morjaner zu erreichen und ihnen seine Kapitulation anzubieten, nur keiner reagierte auf ihn. Man ignorierte ihn einfach. Sie wollten vollendete Tatsachen. Zudem sah er auf seinen Anzeigen wie sich die beiden riesigen, mittig auf der Ober- und Unterseite des Superschlachtschiffes montierten Kuppeln zu drehen begannen. Die Morjaner richteten ihre Fusionskanonen aus, mit denen sie selbst die schwersten Raumschiffe aller Spezies, sogar die die Reaper, mit einem Treffer vernichten konnten. Schnell war Petrovsky klar das sich die Reste seiner Flotte, und gerade seine Schlachtschiffe, nicht schnell genug zurückziehen könnten und befahl ihnen daher den Angriff. Gerade seine Schlachtschiffe konnten ein paar unschöne Löcher in die Panzerung der morjanischen Superschlachtschiffe stanzen, die zwar kaum zu überwinden, aber keineswegs unbesiegbar waren. Und er wusste bereits worauf er schießen könnte, um den größtmöglichen Schaden anzurichten. Mehrere Geschosse trafen die Kuppeln, nur mit Entsetzen musste Petrovsky erkennen das deren Panzerung und Schilde weitaus mehr aushielt. Die Geschosse prallten einfach ab. Er hätte wissen müssen das die wichtigste Waffe im morjanischen Arsenal deutlich besser geschützt wird. Ein starker Energieanstieg, der schnell den Messbereich überstieg, signalisierte Petrovsky das die Morjaner ihre Fusionskanonen hoch fuhren. Dann feuerte die erste und der Energiestrahl traf eines der Cerberus-Schlachtschiffe bevor es auf Überlichtgeschwindigkeit beschleunigen konnte. Das Schiff explodierte in einem einzigen Feuerball. Petrovsky senkte den Kopf. So viele gute Männer und Frauen und Material ausgelöscht – innerhalb eines Wimpernschlages. Sein Blick fiel auf das letzte Schlachtschiff, das selbst kurz davor stand seinen ÜLG-Antrieb zu starten. Jetzt wurde es knapp. Dabei war das Schlachtschiff längst im Visier der Morjaner und sie feuerten ihre zweite Fusionskanone ab. Was folgte war ein weiterer, gewaltiger, atemberaubender Feuerball. Nur schnell merkte man, das da etwas gewaltig schief lief. Es war nicht das Schlachtschiff, das da explodierte, sondern Omega. Die ganze Station ging in Flammen auf. Nur dem Bruchteil einer Sekunde bevor das Schiff getroffen wurde gelang es ihm seinen ÜLG-Antrieb zu starten und zu entkommen. Die Fusionskanone verfehlte ihr Ziel um Haaresbreite und traf stattdessen Omega im Hintergrund. Die gesamte Station explodierte und wurde in einem Feuersturm zerrissen. Auf einen Schlag war Omega und alles Leben darauf vernichtet und zurück blieb ein Trümmerfeld. An Bord der Normandy wollte keiner wahrhaben was da soeben geschehen war – schon gar nicht Aria. Mit offenen Mündern starrten sie ins All und wussten gar nicht was sie machen, geschweige sagen sollten. „Nachricht von dem morjanischen Kapitän des Superschlachtschiffes.“, meldete Joker zögerlich. „Was sagt er?“, fragte Shepard. Joker schwieg und sah hinüber zu EDI, die für ihn an seiner Stelle sprach. „Ups.“ „Das ist jetzt nicht wahr.“, wiederholte Aria immer wieder und wurde dabei immer wütender. Schon bald sah sie sich hastig um und musste feststellen das Ibro, an dem sie sich stellvertretende für alle Morjaner rächen wollte, die Omega auf dem Gewissen hatten, längst verdrückt hatte. Dieser ahnte bereits das da kommen könnte. Er schlich sich weg und hatte bereits das CIC erreicht, als Aria ihn wutentbrannt hinterher rannte. Ibro nahm die Beine in die Hand und verbarrikadierte sich im Konferenzraum nahe der Einsatzzentrale. Gegenüber Aria wollte er im Moment lieber etwas Distanz wahren. Die hämmerte auf der anderen Seite mit biotischen Schlägen gegen die Tür und brüllte sich all ihre Wut von der Seele. Ibro sollte sich ihr stellen, nur der lehnte sich derweil gegen eine Wand und wartete ab. Irgendwann musste ihr ja die Puste ausgehen. Kurz darauf fiel Aria selbst auf die Knie, begann auf den Boden zu schlagen, zu schreien und zu weinen. Shepard konnte da selbst nur zusehen und abwarten. Omega einfach mal so durch einen Fehlschuss auszulöschen war mehr als nur eine ungünstige, und wenn man die Umstände betrachtet, eine mehr als unglückliche Entwicklung. Das war eben so richtig schief gegangen. Kapitel 13: Gipfeltreffen ------------------------- Brenup Atascan putzte ausgiebig die Linse seiner Kamera und überprüfte alle vorhandenen Funktionen. Nachdem er das getan hatte, aktivierte er die Funkverbindung, worüber seine Aufnahmen direkt live übertragen wurden und schulterte seine Kamera. Diese, ein regelrechter Koloss, erinnerte fast schon an einen schultergestützten Raketenwerfer, nur halt bedeutend kürzer. Es war ein deutlich älteres Modell und obwohl es schon viel kleinere und handlichere Kameras gab behielt er sie, war sie doch ausgesprochen robust. Selbst als es so mancher Legionär, oder Aufständischer schon wirklich mit einem Raketenwerfer verwechselt hatte und deshalb auch schon mal auf ihn geschossen hatte. Brenup war Kriegsberichterstatter für den Morjanischen Verbund und war durch dieses kleine Detail schon öfter ungewollt zwischen die Fronten geraten, hauptsächlich bei internen Konflikten, nur solche Risiken musste man halt eingehen, wenn man richtig gute Bilder haben wollte. Brenup war kein Anfänger. Er begleitete seine Landsleute schon seit über einem Jahrhundert bei ihren Kampagnen, Exoduse und sonstigen Kampfhandlungen. Beim Argos 3-Krieg war nicht dabei. Aus Sicherheitsgründen wie es von höhere Stelle hieß. Scheinbar wollte man die Gefahr einer potentiellen Niederlage nicht live miterleben. Hier gab es im Nachhinein lediglich Aufzeichnungen von Helmkameras der einzelnen Legionäre, deren Qualität eher bemitleidenswert war. „ERSTE WELLE VORWÄRTS!!“, vernahm Brenup von einem der Offiziere und eine gewaltige Streitmacht setzte sich in Bewegung. Und Brenup befand sich genau mittendrin. Auf einer unzähligen Kilometer langen Front rückten hunderttausende, wenn nicht sogar Millionen von Legionären zusammen mit zigtausenden gepanzerten Fahrzeugen vor, während über ihnen ganze Flotten an Flugzeugen und Hubschraubern kreisten. Sie alle waren bereit zu kämpfen und zu sterben, wenn es sein musste. Wie viele Einheiten genau an dieser Operation beteiligt waren wusste Brenup nicht, genauso wie die Legionäre selbst. Für diese Schlacht hatte man Truppen aus allen Ecken und Enden des Verbundes hier her geschafft – nach Morjan Prime. Er selbst war erst vor kurzem angekommen und hatte den Raumhafen hinter sich gelassen, als der Angriff begann. Wie eine dunkle Welle schwappten die Massen an Truppen und Fahrzeugen über einen Hügelkamm und endlich sah auch Brenup den Gegner. Die Reaper – irgendein uraltes Maschinenvolk, das sich Morjan Prime als Ziel ausgesucht hatte. Die genauen Hintergründe kannte er nur vage und selbst wenn würde es ihn kaum interessieren, wie so viele andere auch. Für Morjaner macht es keinen Unterschied aus welchen Gründen man in den Krieg zog, vor allem gegen Aliens. Fakt war nur es wurde gekämpft und alle wollten daran teilhaben. Brenup sah etliche Reaper, drei- und vierbeinige Kolosse, die bis zu zwei Kilometer in den Himmel ragten. Sie standen aufgereiht in einer Linie, nur ein paar Kilometer von ihnen entfernt. Direkt dahinter lag Morjan Primes gleichnamige Hauptstadt und damit auch das Gehirn des gesamten Verbundes. Es war schnell klar, das dies eine Blockade sein sollte. Diese wandelnden Raumschiffe hatten doch tatsächlich die Idee so die Unterstützung für die morjanische Hauptstadt zu unterbinden. Die Reaper hatten absolut keine Ahnung worauf sie sich soeben eingelassen hatten. Brenup wartete auf der Kuppe und zoomte heran. Er konnte erkennen wie Massen an entstellten, alptraumartigen Kreaturen in allen möglichen Formen aus den Reapern strömten und sich langsam in ihre Richtung bewegten. Wie viele es genau waren war unklar – vielleicht ein paar Hunderttausend und es wurden immer mehr. Die Morjaner kümmerte das nicht. Sie hatten darauf bereits die passende Antwort parat. Auf die Rufe einiger Legionäre blickte Brenup in den Himmel und sah wie ihre gesamte Luftunterstützung kurzerhand abdrehte und auf Distanz ging. Stattdessen zischten nun tausende von Marschflugkörpern über sie hinweg und hielten auf die Reaper zu. Die reagierten sofort und schossen den Großteil mit ihren energiebasierten Punktverteidigungsgeschützen ab. Brenup konnte ganz genau die Laserstrahlen sehen, von den die Raketen nacheinander abgeschossen wurden. Dabei gingen die Reaper sehr umsichtig vor. Sie analysierten die Gefahr genau und konzentrierten sich auf jene Waffen, die für sie das größte Gefahrenpotential boten – in dem Fall die Atomwaffen. Zumindest versuchten sie es. Am Ende war klar, das von all den Marschflugkörpern nur ein paar Hundert wenige durchkommen würden – nur selbst die waren alle ausnahmslos nuklear bewaffnet, wie auch alle anderen zuvor. Die Morjaner wussten von Anfang an mit welcher Rate ein Reaper, egal ob Zerstörer, oder Schlachtschiff, kleinere Ziele bekämpfen konnte und setzten deshalb einfach so viele Raketen ein, das es absolut sicher war, dass sie mit dem Abschießen keinesfalls nach kamen – egal wie viele Reaper hier versammelt waren. Schlagartig detonierten auf der gesamten Front mehrere hundert taktische Atomsprengköpfe zwischen den Reaper-Raumschiffen und ließen die soeben noch von ihnen abgesetzten Truppen im nuklearen Feuer verbrennen. Sogar die Reaper selbst wurden von den Feuerbällen verschlungen. Brenup musste seinen Blick abwenden, als der ganze Horizont in einem gleißenden Licht erhellt wurde und das obwohl er eine Schutzbrille trug. Kaum versuchte er sich wieder umzudrehen wurde er und all die anderen Legionäre um ihn herum von der Schockwellen der Atomexplosionen erfasst und umgerissen. Er konnte sogar die Hitze spüren, die seine Haare ansengte und die radioaktive Strahlung, die sich in Form eines metallischen Geschmackes im Mund bemerkbar machte. Sie waren ganz eindeutig viel zu nahe an den Trefferzonen dran. Und sie marschierten weiter. Brenup stand sofort wieder auf, wie auch alle anderen, und mit einem kollektiven Kampfschrei stürmten sie vor. Es war wie eine dunkle Masse, die den Reapern immer näher kam. Raketenschützen und Panzerfahrzeuge feuerten aus allen Rohren, wie Schwärme griffen Kampfflugzeuge und Hubschrauber ins Geschehen ein, nahmen ihre Ziele ins Visier und schossen, Langstreckengeschütze und Raketenartillerie deckte ihre Ziele mit Sperrfeuer ein und ganze Bomberflotten warfen ihre todbringende Ladung ab, während die pilzförmigen Rauchschwaden der Atomexplosionen in den Himmel stiegen. Der ganze Horizont wurde von einem nie enden wollenden Meer an Explosionen erfüllt, in dessen Zentrum die Reaper standen, die inzwischen sogar in die Zange genommen wurden. Während von vorne die frisch vom Raumhafen eingetroffenen Truppen anrückten und von oben die Luftwaffe eingriff, kamen von hinten, aus der Hauptstadt, ein Mix aus Polizeieinheiten, Miliztruppen und eine Vielzahl bewaffneter Zivilisten, die allesamt nicht schlechter ausgerüstet und genauso motiviert waren als die reguläre Armee, nur durch die vorhergegangenen Atomexplosionen angeschlagen waren. Dazu gesellte sich das enorme Verteidigungspotential der Hauptstadt in Form von Flakbatterien, Raketenwerfern und Lasergeschützen, die den Lufteinheiten der Reaper schon zu Beginn eine vernichtende Niederlage beschert hatten und ihnen damit die Lufthoheit verweigerten. Die Reaper erwiderten nun das Feuer mit ihren schweren Thanix-Kanonen und zogen Schneisen der Verwüstung durch die anrückenden, morjanischen Truppen und die Hauptstadt. Ein Schuss allein vernichtete ganze Infanterie- und Panzerzüge auf einen Schlag, doch die Morjaner kümmerte das wenig – sie machten einfach weiter. Für jeden toten Legionär, jeden vernichtenden Panzer und jede abgeschossene Rakete, oder Flugzeug standen bereits zehn weitere als Ersatz bereit. Die Reaper konnten ihre Ziele gar nicht schnell genug ausschalten, wie die Morjaner Ersatz heran brachten. Und die Morjaner kamen den Reapern immer näher. Trotz aller Verluste gingen die Morjaner nun auf Tuchfühlung und sie waren bereits nahe genug heran gekommen, das die Infanterie mit ihren Sturm- und Maschinengewehren angreifen konnte. Selbst Brenup beteiligte sich an der Schlacht und schoss mit seiner Maschinenpistole in Richtung eines Reaper-Schlachtschiffes, das nur gut 500 Meter von ihm entfernt war. Das mag zwar auf den ersten Blick nicht viel bringen, nur wenn ganze Legionen einen Reaper mit einfachen Schusswaffen unter Feuer nahm musste es doch irgendeinen Effekt haben. Wenn man ihre geschwächten kinetischen Schilde lange genug und stark genug belastete, stärker, als sie sich im selben Zeitraum regenerieren konnten, dann mussten sie früher, oder später zusammen brechen. Und bei den ersten war es schon soweit. Das erste Opfer war ein kleinerer Reaper-Zerstörer. Seine Schilde konnten dem anhaltenden Beschuss nicht mehr standhalten und kollabierten. Sofort konzentrierten die Morjaner ihr Feuer auf sein Hauptgeschütz, das hinter mechanischen Panzerplatten zum Vorschein kam und ehe es seine Schwachstelle wieder verstecken konnte hatte er schon etliche Granat- und Geschütztreffer abbekommen, die ihm Löcher bis ins Innere seines Rumpfes schlugen. Als dann die Schäden zu groß wurden und interne Systeme versagten explodierte der Zerstörer und brach zusammen. Den größeren Reaper-Schlachtschiffen erging es nicht anders, nur sie waren schwieriger zu knacken. Hier konzentrierten sich die Morjaner ebenfalls auf bekannte Schwachstellen, wie Waffen, „Augen“, oder sonstige „Gliedmaßen“, oder sie versuchten durch ständigen Beschuss die Panzerung abzutragen und sie so zu knacken. Dazu setzten sie sogar kleinere, taktische Atomwaffen ein, die durch Granaten, oder Raketen von den Panzern verschossen wurden. Die Schlacht war ein reines Gemetzel – für beide Seiten. Die Reaper versuchten immer wieder Chaos in die morjanischen Reihen zu bringen und schossen mit Landekapseln um sich. Brenup hatte hinter dem Wrack eines Grigan-Panzers Deckung gesucht und konnte sehen wie unweit von ihm ein kokonähnliches Gefäß aufschlug und zerplatzte und dabei vier Husks zum Vorschein brachte. Drei von ihnen wurden nur eine Sekunde später von einem Legionär erschossen, vor dem sie gelandet waren, und als sein Magazin leer war zog er dem vierten einfach den Gewehrkolben mit einem derartigen Schwung durch das Gesicht, das gleich der ganze Kopf zerplatzte. Ein anderer Legionär hatte weniger Glück. Er erwischte mehrere Kannibalen, die vor ihm aus einer weiteren Landekapsel geschlüpft waren, nur bevor er sich den letzten von ihnen vornehmen konnte war sein Magazin leer. Der Legionär stürmte vor um den Kannibalen mit seinem Bajonett nieder zu stechen, doch der hatte den Morjaner bereits mit seiner Armkanone ins Visier genommen und schoss. Mehrere Energiegeschosse trafen den Legionär in die Brust und durchdrangen die Schutzweste. Dem Morjaner wurde bei lebendigem Leib ein Loch in den Brustkorb gesprengt und das Herz zerfetzt und er brach zusammen. Nur tot war er noch lange nicht. Mit letzten Kräften sprang er auf, lies sein Gewehr fallen, entsicherte eine schwere Handgranate und als der Kannibale ihn mit weit aufgerissenem Maul anbrüllte rammte er ihm den gesamten rechten Arm mitsamt der Handgranate ins Maul. Die nachfolgende Explosion tötete am Ende beide. Die Versuche der Reaper neue Bodentruppen auf das Schlachtfeld zu führen waren kaum mehr als eine Irritation. Brenup sah einen anderen Legionär, dem der linke Arm fehlte und die gesamte linke Körperhälfte verkohlt war – das letzte Mitglied eines Infanteriezuges, das einen Streifschuss von einer Thanix-Kanone abbekommen hatte. Unfähig jetzt noch sein Sturmgewehr abzufeuern griff der Legionär zu seiner Pistole und gab mehrere Schüsse ab, bevor er von alleine zusammen sackte und vor Brenups Augen starb. Die Morjaner wussten das der Großteil von ihnen diesen Tag nicht überleben würde und im Falle einer Niederlage würden sie sowieso alle sterben. Das erkannten sie. Sie hatten kein Problem damit, solange sie vorher noch so viele Gegner wie nur möglich mit sich nehmen konnten, sodass ihr Tod nicht umsonst war. Natürlich machten auch sie die volle Bandbreite an Emotionen durch – Hass, Angst, Wut, Panik, Furcht, Verzweiflung, Verleugnung, doch sobald die Kämpfe begannen konzentrierten sie sich einzig und allein darauf und ließen sich durch nichts anderes aus der Fassung bringen. Selbst für sie war es unerklärlich wie sich ihr Bewusstsein von einem auf den anderen Moment so auswechseln konnte, doch es erfüllte seinen Zweck. Ehe sich Brenup versah bebte plötzlich die Erde und mehrere Kilometer von ihm entfernt brach mit lautem Gebrüll ein Dreschschlund inmitten der morjanischen Truppen aus der Erde. Brenup hatte eine derartige Kreatur noch nie zuvor gesehen und schon gar nicht auf Morjan Prime. Wahrscheinlich hatten die Reaper dieses Ding mit einem ihrer Transporter zu Beginn der Invasion mit der Landung auf dem Planeten unbemerkt abgesetzt und sie als taktische Reserve zurückgehalten – bis jetzt. Die durch die Reaper massiv veränderte und aufgerüstete Kreatur schoss mit rötlichen Strahlen aus Maul und Armen auf die Morjaner unter sich und bescherte ihnen einige Verluste. Die Morjaner reagierten sofort und erwiderten das Feuer mit kleineren, taktischen Atomwaffen – Kollateralschäden unter eigenen Truppen ignorierten sie einfach. Brenup musste erneut in Deckung gehen, als die Schockwelle der Atomexplosion ihn erfasste und zur Seite warf. So überlebte der Dreschschlund noch nicht mal ansatzweise eine Minute und fiel einfach um. Mit dieser Aktion überraschten die Morjaner sogar die Reaper, zu einem wegen der Reaktionsgeschwindigkeit, als auch wegen Kaltblütigkeit, insofern die Reaper so was kannten. Brenup konnte von einem nahen Offizier hören das die erste Welle, die er ja begleitete, bereits über 75 Prozent Verluste zu verzeichnen hatte, während immer noch genug Reaper vor Ort waren. Als einzige logische Option schickten die Morjaner die nächste Welle in die Schlacht, während sich eine dritte ebenfalls schon bereit machte. Brenups Blick fiel auf ein Reaper-Schlachtschiff, das durch den nie enden wollenden Beschuss schon schwer beschädigt war. Einige „Gliedmaßen“ hatte es bereits verloren, tiefe Löcher zierten den ganzen Rumpf und Feuer und dunkler Rauch quoll aus allen möglichen Ecken und Enden. Es war sicher das diese Maschine der Vernichtung nahe war und um das zu verhindern floh der Reaper. Mit einem lauten Röhren erhob er sich in die Luft und stieg auf, nur so leicht ließen ihn die Morjaner nicht davon kommen. Ganze Salven von Marschflugkörpern trafen ihn während seines Fluchtversuches. Der Reaper gewann gerade mal ein paar Hundert Meter an Höhe, ehe die Antriebe versagten und seinen massiven Körper nicht mehr unterstützen konnten. Für einen Moment sah es aus, als würde der Reaper mitten in der Luft schweben, nur um eine Sekunde später rapide an Höhe zu verlieren. Nur kurz darauf krachte der Reaper zu Boden. Kaum aufgeschlagen begann sich sein Körper wie ein fallender Baum nach vorne zu neigen. Brenup senkte die Kamera, als er merkte das der massive Rumpf des Reaper genau in seine Richtung fiel. Er sah den Legionär neben sich an und sagte: „Skap.“, bevor er, zusammen mit unzähligen anderen, von dem Reaper erschlagen wurde. „Aua. Das hat bestimmt weh getan.“, merkte Wrex an, als er das sah. „Nein, hat es nicht. Wir Morjaner empfinden keinen Schmerz.“, erwiderte Ibro und trank einen Schluck Wasser. „Mh. Wirklich vorteilhaft.“ Die beiden saßen, zusammen mit Shepard, Liara, Primarch Fedorian, Garrus, Amara und ein paar anderen Besatzungsmitgliedern in der Schiffsmesse der Normandy, aßen gemeinsam und sahen sich dabei diverse morjanische Nachrichtensender an, die mittlerweile über das Extranet empfangen werden konnten. Die Aufnahmen stammten dabei von der Schlacht um Morjan Prime und waren schon etwas älter, eindrucksvoll waren sie dennoch, aber stellenweise etwas zu hart für den allgemeinen Geschmack. So schafften es so manche Bilder einigen den Appetit zu vermiesen. Einzig und allein Wrex, Fedorian und Ibro hatten damit keine Probleme. Tatsächlich war es sogar eine Überraschung wie gut sich die drei inzwischen verstanden. Seit der Schlacht um Omega, obwohl man vielerorts von einem Desaster sprach, war mittlerweile eine Woche vergangen und erst jetzt hatte man es geschafft ein gemeinsames Gipfeltreffen zwischen Vertretern der einzelnen Völker zu organisieren. Die Turianer dafür zu überzeugen war kein Problem, Fedorian reiste ja weiterhin mit ihnen an Bord der Normandy umher und verdankte Shepard sein Leben. Selbst die Morjaner waren trotz ihrer Vorbehalte ironischerweise leicht zu gewinnen. Und was Wrex anbelangte, Shepard hatte seit jeher eine gute Beziehung zu dem Kroganer, hatten sie doch selbst viel zusammen durch gemacht. Zudem hatte Shepard Wrex ködern können, indem er ihm versprach dem kroganischen Volk zu helfen, was diesen mehr als nur interessierte. Die Asari hingegen hatten sich am meisten gegen das Gipfeltreffen gesträubt, sogar noch mehr als die Salarianer, und haben erst kürzlich überraschend nachgegeben. Eine fragwürdige Verweigerungshaltung, die mit Sicherheit nur unnötig Leben kostete und mehr geschadet, als genutzt hat. Im Allgemeinen war die aktuelle Situation in der Galaxie ein absolutes Durcheinander. Unzählige Welten standen weiterhin unter Belagerung und die Kämpfe wurden mit jedem Tag intensiver. Trotzdem gelang es immer wieder seltene, aber entscheidende Siege über die Reaper zu erringen, sowie gesicherte Nachschubrouten zu unterhalten. Zu verdanken war das vor allem den vielen kleineren Kolonien am Rande der einzelnen Reiche, die bislang unangetastet blieben und weiterhin viele der dringen benötigten Güter produzierten. Doch selbst das reichte nicht aus Vielleicht auch deshalb verstärkten die Reaper seit letzter Woche den Druck und intensivierten ihre Angriffe. Die Morjaner taten das Selbe und besonders ihre unvorhersehbaren Hit&Run-Angriffe machten den Reapern Probleme. Inzwischen gingen die Morjaner oftmals auch direkt in den Angriff über und griffen besetzte Welten in Randgebieten und in ihrer Reichweite auch mit Bodentruppen an – hieß es zumindest. Ibro wusste davon nichts. Dabei war es manchmal ein Glücksspiel ob die Raumschiffe der Morjaner überhaupt auftauchten, dennoch war ihr Beitrag von entscheidender Bedeutung. Nur die versehentliche Zerstörung Omegas durch die Morjaner machte die Lage keineswegs besser. Es stürzte die Terminus-Systeme ebenfalls ins Chaos und lies jegliche Form von Struktur zerbrechen - falls da je eine vorhanden war. Arias Unterstützung konnte Shepard da natürlich vergessen und Aria selbst hatte er seit jeher nicht mehr gesehen. Sie verließ die Normandy noch am selben, verhängnisvollen Tag und soll sich Gerüchten zur Folge auf irgendeinem nahen Planeten niedergelassen haben, den sie als das neue Omega ausrief. Die Morjaner selbst hatten sich für den Vorfall natürlich entschuldigt, allerdings nicht dafür das sie eine Raumstation mit seinen knapp acht Millionen Bewohner ausgelöscht haben, das war ihnen herzlich egal, sondern weil durch ihren Fehler Shepards Deal mit Aria platzte, was wiederum den galaktischen Kriegsanstrengungen gegen die Reaper schadete. Irgendwo musste man ja eine Linie ziehen. Ibro selbst ging Shepard nach dem Vorfall für ein paar Tage komplett aus dem Weg. Ohnehin hatte sich der Morjaner die ganze Woche über nur auf dem Schiff aufgehalten und sich sogar vor Einsätzen gedrückt. Allerdings hatte ihn auch niemand gefragt, ob er mitkommen will. Im Gegenzug, als kleine Wiedergutmachung, wie es die Morjaner nannten, schickten sie eine mobile Schiffswerft zum Tiegel, zusammen mit einigen Frachtern voll mit Rohstoffen, darunter auch Element Zero. Dieses stammte von Argos 3, die Kolonie, die wegen ihrer reichen Vorkommen vor einem halben Jahr noch Auslöser ihres Erstkontaktkrieges war. Da die Morjaner dafür keine Verwendung hatten gaben sie es mit Freude ab. Das die Frachter die Größe von Allianz-Schlachtschiffen hatte überraschte viele vor Ort, fiel doch die Ladung fast genauso groß aus. Wirklich beeindruckend war dabei die mobile Schiffswerft der Morjaner. Shepard wollte kaum glauben, als es hieß das Ding hätte die Größe der Citadel – erst als er die Bilder sah. Dabei entpuppte es sich letztendlich als ein gewaltiges, ausfahrbares Stahlgerippe. Trotzdem war es ein beeindruckendes Gebilde. Kaum eingetroffen begannen die Morjaner sofort mit dem Bau von Dutzenden neuen Kreuzern und einigen Schlachtschiffen für die Menschen und die Turianer, nur Komponenten für den Tiegel wollten sie eigenartigerweise nicht bauen – da weigerten sie sich vehement. Ansonsten war selbst Shepards Einsätze in dieser Zeit eher beschaulich gewesen. Es gab ein paar kleinere Einsätze, doch nichts was wirklich erwähnenswert war. Einzig und allein ein Angriff von Cerberus auf einem Slum auf dem Planeten Benning, den man zurückschlagen konnte, warf Fragen auf. Da es dort zu massenhafte Entführungen gekommen war, trotz Präsenz der Reaper konnte man wohl davon ausgehen das sogar Cerberus Probleme hatte und ihnen allmählich die Soldaten ausgingen. Das waren natürlich nur Spekulationen. Hinweise auf ihre Hauptbasis, oder weitere Operationen fand man bislang leider nicht. „Ich muss sagen.“, begann Fedorian. „Sie und die Reaper, sie sind zwei Gegner die sich nichts schenken. Sie beide gehen mit solch einer eiskalten, mathematischen Logik vor, die einfach nur erschreckend ist. Und um diesen Krieg zu gewinnen brauchen wir das.“ „Ich habe zwar nur die Hälfte verstanden, aber ich danke für das Kompliment … falls es eines war.“, erwiderte Ibro, woraufhin alle anderen spontan lachen mussten. „Was hatte es eigentlich mit der Frau auf sich?“, fragte Shepard. „Welche Frau?“ „Die eine Morjanerin, die sie trafen, als wir auf der Citadel waren. Eigentlich wollte ich Sie das schon früher fragen.“ „Ah, Reika! Na jetzt wo sie fragen … Ich kann voller Stolz mitteilen, das wir, wenn dieser Krieg vorbei ist, heiraten werden.“ Eigentlich war so was in allen Kulturen ein Anlass zur Freude, nur hier rief es Irritationen hervor. „Sie meinen … Liebe auf den ersten Blick?“, fragte Liara. „Natürlich!“ „Sie meinen sie beide haben sich ineinander verliebt nachdem sie Shepards Klon und die Söldner getötet haben?“ „Was? NEIN!“, stieß Ibro überrascht aus und riss abwehrend die Hände hoch, als er die Zusammenhänge verstand. „Reika war einfach nur einsam und hatte auf Anhieb Gefallen an mir gefunden und ich mag ihre aufgeweckte Art. Das war dabei die anderen getötet haben hatte nichts damit zu tun. Was denkt ihr eigentlich über mich?“ Ibro sah die anderen an und vernahm ein kollektives „Öhm“ und sah wie die anderen verlegen weg blickten. „Ihr seid solche Skobs.“, sagte Ibro und verschränkte beleidigt die Arme. Wrex und Fedorian konnten nicht anders und mussten lachen und auch die anderen schmunzelten. Vor allem als sie sahen, das sogar Ibro grinsen musste. „Trotzdem.“, begann Fedorian. „Es ist beeindruckend mit welcher Entschlossenheit ihr Volk den Reapern entgegen tritt.“ „Mag sein, aber das nützt nichts. Wir sind am Boden so erfolgreich gewesen das die Reaper Landungen und Bodenangriffe komplett eingestellt haben und sich nur noch auf Orbitalangriffe beschränken. Die Schäden sind beträchtlich und das obwohl wir die Reaper vielerorts aus unserem Staatsgebiet vertreiben konnten.“, erwiderte Ibro. „HA!“, stieß Wrex aus. „Sie haben sogar noch mehr Mumm in den Knochen, als jeder anderer kroganischer Warlord den ich kenne. Es gibt nicht viele die mit einem Reaper tanzen würden, mit Ausnahme von Shepard, der ist zur Hälfte selbst schon fast ein Kroganer.“ Schlagartig wirkte Ibro wie entgeistert und starrte Shepard mit weit aufgerissenen Augen und Mund an. „Das ist eine Redewendung! Ich, oder meine Eltern hatten nichts mit einem Kroganer!“, beruhigte Shepard ihn. Man erkannte wie Ibro erleichtert aufatmete. „Vergessen Sie nicht die Paarungsanfragen, die Sie nach dem Initationsritus mit Grunt erhalten haben. Die bestehen immer noch.“, ergänzte Wrex. „Nicht hilfreich.“, erwiderte Shepard, der erneut Ibros entsetzten Gesichtsausdruck sah, nur dieses Mal in abgeschwächter Form. „Danke, Sirius, dass du mich auf diesen Einsatz geschickt hast.“, sprach Ibro mit einem zynischen Tonfall. „Da wundert mich es mich wie sie es schaffen ihre Leute nur so zu motivieren, dass sie einfach frontal auf Reaper zu rennen. Das müssen Sie mir unbedingt verraten.“, fragte Fedorian. „Nichts sagen! Mit Ruhm, Alkohol und Frauen!“, unterbrach Garrus. „Nicht so kompliziert. Garantiert steht hinter jedem Trupp ein Erschießungskommando.“, spekulierte Liara scherzhaft und die anderen lachten, sogar Ibro. „Tatsächlich ist es viel einfacher. Man zeigt einfach in Richtung des Feindes und ruft „Angriff!“.“, gab Ibro zum Abschluss. „Ein guter Witz!“, brüllte Wrex und die anderen lachten, nur Ibro dieses Mal nicht. Es dauerte einen Moment bis alle verstanden das Ibro das ernst gemeint hatte. „Das war ein Scherz, oder?“, fragte Shepard. „Ob man es glaubt, oder nicht, aber so einfach geht es wirklich. Es gibt dazu eine lustige Geschichte, von der man sagt es sei die Gründungsgeschichte Morjan Primes. Vor Jahrtausenden, zu einer Zeit ähnlich der menschlichen Antike, sollen zwei Stadtstaaten gegeneinander Krieg geführt haben. Beide sandten ihre Armee aus um einander zu vernichten, doch weil beide Heeresführer leicht in die falsche Richtung zeigten, marschierten die beiden Armeen, getrennt durch Hügel, oder Wälder, da habe ich keine Ahnung, unbemerkt aneinander vorbei und trafen auf die schutzlosen Städte, die so beide vernichtet wurden. Als sich die Armeen dann auf dem Rückweg machten und auf dem ursprünglich vorgesehenen Schlachtfeld trafen realisierten sie ihren Fehler, beendeten ihre Feindschaft und gründeten eine neue Stadt – Morjan Prime.“ „Aber das ist nicht wirklich passiert, oder?“, fragte Shepard. „Ansichtssache. Ich würde es ausschließen, aber man fand in der Vergangenheit uralte Ruinen, die diese Geschichte untermauern.“, sagte Ibro und zuckte mit den Schultern. Shepard und Pashek sahen sich für einen kurzen Moment an. Die Protheaner hatten ganze Arbeit geleistet. Die Morjaner waren ein Wachhund. Im Käfig schön anzusehen, doch wenn man sie erstmal von der Leine lässt, dann ist man besser woanders. Nur zwischenzeitlich war es die Leine nicht mehr stark genug, um diesen Wachhund wieder einzufangen. „Schon verrückt.“, meinte Garrus. „Ja, manchmal hat die Galaxie einen eigenartigen Sinn für Humor.“, meinte Ibro und sah zu Pashek. „Was ist mit Ihnen? Garantiert gab es in Ihrer Zeit auch ein paar eigenartige Situationen.“ „Die gab es in der Tat. Ein Ereignis ist dabei besonders erwähnenswert. Die Synril behaupteten sie hätten den Pfad zum ewigen Frieden gefunden und wurden dann von den Ditakur ausgelöscht.“ Ibro musste da lachen, die anderen hingegen nicht. Am Humor merkte man am ehesten wie sehr sich manche Kulturen voneinander unterschieden. „Commander Shepard.“, unterbrach EDI die Runde. „Die Diplomatenshuttles nähern sich dem Treffpunkt. Ankunft in fünf Minuten. „Ihr habt es gehört. Räumen wir den Saustall wieder auf und empfangen unsere Gäste.“, wies Shepard an und man begann aufzuräumen und den Müll zu entsorgen. Er selbst lief kurz hoch in seine Kabine und wechselte seinen Trainingsanzug gegen die deutlich schickere Offiziersuniform und machte sich etwas frisch. Kaum war das getan hastete er wieder hinunter zum Hangar, dem sich bereits das Shuttle näherte. Zusammen mit Garrus und Liara versammelten sie sich dort und sahen wie das Shuttle an Bord genommen wurde und landete. Es dauerte nicht lange bis sich dessen Luke öffnete und der erste Passagier ausstieg. Shepard und den anderen stockte da auf einem Schlag der Atem. „Kaidan?!“, stieß er unweigerlich auf. „Commander.“, erwiderte Kaidan den Gruß. „Ich dachte Sie wären noch immer ans Krankenbett gebunden.“, sprach Liara. „Das war ich, aber man hatte sich gut um mich gekümmert.“ „Wunderbar. Da muss ich Chakwas meine besten Glückwünsche ausrichten.“, meinte Shepard. „Das besser nicht, Commander.“, erwiderte Kaidan etwas unbeholfen. Shepard musste kurz nachdenken, bis er kurzerhand sie Zusammenhänge verstand. „Sagen Sie nicht ... Sie haben sich selbst entlassen. Woher wussten Sie überhaupt wo ich zu finden bin?“ „Ich bin Spectre. Auf solche Informationen erhalte ich leicht Zugriff. Ich habe mich dann einfach als Personenschutz für die Delegation zur Verfügung gestellt.“ „Wir müssen dringend an unseren Sicherheitsvorkehrungen arbeiten, sonst besuchen uns irgendwann noch mal die Reaper. Trotzdem ist es schön zu sehen das es Ihnen gut geht.“, merkte Garrus an. „Danke. Und machen Sie sich um mich keine Sorgen, Shepard, ich bin fit und bereit weiterzumachen.“, beruhigte Kaidan ihn. „Wenn Sie das sagen.“, gab Shepard zurück und beobachtete sichtlich erfreut wie eine Asari und ein Salarianer das Shuttle verließen. Kaidan bemerkte das natürlich. „Sie sollten sich nicht so früh freuen, Commander. Aus irgendeinem Grund war die Stimmung während des ganzen Fluges ausgesprochen eisig.“ „Dann sollten wir das Eis schnellstmöglich brechen ... Meine sehr verehrten Herrschaften, bitte folgen sie mir.“, sagte Shepard und führte die Delegation vom Hangar hoch übers CIC zum Konferenzraum, den sie betraten. Nur als Kaidan, Liara und Garrus ihm folgen wollten wies Shepard sie freundlich, aber bestimmt ab. „Tut mir Leid, Leute, aber das ist der Spielplatz für die ganz Großen.“ Damit ließ der die drei vor dem Konferenzraum stehen und wandte sich der Versammlung darin zu Shepard sah wie sich die Vertreter der einzelnen Völker um den Tisch versammelten. Anwesend waren neben den schon bekannten Vertretern der Kroganer, Turianer, Morjaner und Menschen nun auch eine Asari und ein Salarianer. Shepard war mehr als zufrieden über dieses Angebot und lächelte. Endlich hatten sie es geschafft alle großen Völker der Galaxie an einem Tisch zusammen zu bekommen – ein unglaublicher und längst überfälliger Erfolg. Jedoch merkte er schnell das die neu eingetroffenen Botschafter dieses Empfinden nicht teilten. Shepard erkannt an den Gesichtsausdrücken der Asari und des Salarianers das sie sich keineswegs darüber freuten hier zu sein. „Was macht dieses Monster hier?“, fragte die Asari aufgebracht und zeigte in die Runde. Shepard brauchte einen Moment um zu verstehen das damit nicht Wrex gemeint war, sondern Ibro, der daneben stand und mit einem überraschten „Hä?!“ darauf reagierte. Sogar Shepard war überrascht. Er hatte ganz klar damit gerechnet das man sich über die Anwesenheit eines Kroganers aufregen würde und nicht die eines Morjaners. „Wie können Sie es wagen dieses Monster hier her zu bringen?! Haben Sie vergessen für was die alles verantwortlich sind?!“, fauchte die Asari. „Spontan würde ich sagen … die Reaper von ihren Welten und Flotten fernhalten … hin und wieder.“, meinte Ibro. „Lassen Sie ihre dummen Sprüche!“, fauchte die Asari und wandte sich an Shepard. „Solange dieses … Ding hier anwesend ist gibt es keine Gespräche!“ Shepard und die anderen sahen sich besorgt an. Die Konferenz hatte noch nicht mal richtig begonnen und drohte jetzt schon zu scheitern. „Wir sollten uns als erstes beruhigen, dann dieses Geschrei nützt niemandem. Botschafterin, warum sind Sie so sehr gegen die Anwesenheit der Morjaner?“, versuchte Shepard die Lage zu beruhigen. „Erzählen Sie mir nicht Sie wissen nichts davon!“ „Nein, ich weiß nicht wovon Sie reden, aber ich will es gerne wissen.“ „Wahrscheinlich geben Sie uns noch immer die Schuld wegen Illium.“, meinte Ibro. Shepard wusste nicht was er davon halten sollte. Ja, die Morjaner konnten wahre Arschlöcher sein, doch in dieser Situation, wo die Vernichtung allen Lebens in der Galaxie drohte, sollten man meinen solche Differenzen wären beiseite gelegt worden – zumindest vorläufig. „Bitte, ich appelliere an ihre Vernunft Wir haben es schon geschafft dieses Treffen zu Stande zu bringen …“, fuhr Shepard fort. „Glauben Sie ernsthaft wie sind freiwillig hier? Man hat uns keine Wahl gelassen!“, unterbrach ihn die Asari. „Geht das bitte etwas genauer?“ „Ihre so hoch gelobten Verbündeten … diese elenden Albinos … haben sich an unsere Regierungen gewandt und gedroht uns auszulöschen, sollten wir nicht an diesem Treffen teilnehmen!“ Shepard sah geschockt auf und blickte zu Ibro. „Stimmt das?“ „Nicht direkt. Um die anderen Völker zu dieser Konferenz zu bewegen haben wir ihnen unmissverständlich klar gemacht das, sollten sie ihre ablehnende und kontraproduktive Haltung beibehalten, so werden wir unsere Kräfte aus ihren Hoheitsgebieten abziehen, wodurch sie für die Reaper eine leichte Beute wären, was letztendlich zu ihrer Auslöschung führen könnte. Also ja, wir haben Handlungen angedroht, durch deren Konsequenzen ihre Völker am Ende ausgelöscht werden könnten.“ „Und da wundern Sie sich was wir gegen die Morjaner haben.“, sagte der Salarianer. „Ich weiß nicht, was mich mehr überrascht. Die Tatsache, dass dieses Treffen durch Drohungen zustande kam, oder dass ihr euch geschickt einer verbalen Floskel bedient habt. Dabei dachte ich wir hätten Udina dieses Treffen zu verdanken.“, sagte Shepard. „Sirius hatte die erfolglosen Bemühungen dieses Udinas lange genug beobachtet und war es Leid das nichts geschah. Also musste er selbst tätig werden.“ „Ihm ist also der Kragen geplatzt.“, meinte Fedorian und sah wie sich Ibro an den Hals fasste. „Habt ihr jemals darüber nachgedacht euren Übersetzern ein Update zu spendieren?“, fragte er weiter. „Darin sehen wir keine Notwendigkeit.“, erwiderte Ibro. „Versuchen Sie nicht abzulenken, Morjaner! Ihr Volk allein ist für diese vergiftete Atmosphäre verantwortlich! Ihr allein …“ „UND JETZT HALTET IHR ALLE EURE KLAPPE!!! DAS REICHT MIR JETZT!!!“, stieß Shepard laut auf. „Wie können Sie es wagen …“, erwiderte die Asari, nur Shepard schnitt ihr abrupt das Wort ab. „NEIN, WIE KÖNNEN SIE ES WAGEN!!! WIR STEHEN AM RANDE DER VERNICHTUNG!!! WIR ALLE!!! DIE REAPER MACHEN KEINEN UNTERSCHIED ZWISCHEN ASARI, SALARIANERN, TURIANERN UND ALLEN ANDEREN SPEZIES, SOGAR MORJANERN!!! DIE EINZIGEN DIE DAMIT EIN PROBLEM HABEN SEID IHR!!! DIESE STREITEREIN BRINGEN UNS GAR NICHTS!!! SIE BEHINDERN UNS NUR, KOSTEN UNNÖTIG LEBEN UND HELFEN AM ENDE NUR DEN REAPERN!!! DIE ERSTEN, DENEN DAS KLAR WAR, WAREN DIE MORJANER!!! DIESE DURCHGEKNALLTEN, XENOPHOBISCHEN BASTARDE HABEN ALS ERSTE IHRE BEDENKEN UND VORBEHALTE VON BORD GEWORFEN, WEIL SIE DAS GROSSE GANZE IM AUGE BEHALTEN!!! DEM SIEG ÜBER DIE REAPER!!! … Und unser aller Überleben! Sie können also weiter hier stehen, über Belanglosigkeiten streiten und zusehen wie ihre Völker abgeschlachtet werden, oder sie können aktiv an unserer Zukunft mitwirken. Das wir überhaupt eine haben! Und wenn dieser Krieg irgendwann vorbei sein sollte, dann können sie ruhig wieder all ihre alten Differenzen austragen, wenn das dann noch wichtig sein sollte. Manchmal kommt es mir so vor als sei ihnen der Ernst unserer Lage nicht bewusst. Das hier kann unser aller Ende sein. Unsere Zivilisationen werden spurlos verschwinden, wie als hätte es uns nie gegeben. Und das müssen wir verhindern!“, sprach Shepard lauthals und es kehrte eine beängstigende Stille in den Raum ein. Viele blickten auf den Boden. „Shepard hat Recht. Für diese Diskussionen fehlt uns die Zeit. Wir brauchen Entscheidungen und zwar sofort.“, stellte Fedorian fest. „Bei ihnen klingt das immer so einfach, Shepard. Zu viel ist in zu kurzer Zeit passiert. Viele sind einfach verunsichert und haben Angst.“, begann die Asari. „Und davon dürfen wir uns nicht lähmen lassen! Genau das spielt den Reapern in die Hände und das dürfen wir nicht zulassen! Wir sind noch lange nicht geschlagen. Wir haben immer noch Chancen diesen Krieg zu gewinnen. Genau in diesem Moment arbeiten wir an einer protheanischen Waffe, die diesen Krieg entscheiden kann, doch ihr Bau dauert an und wir brauchen jede erdenkliche Hilfe um sie zu beschleunigen.“ „Ich hörte davon … Glauben Sie wirklich das diese Waffe die Reaper aufhalten kann?“, fragte der Salarianer. „Ich bin davon überzeugt. Sie ist unsere beste Chance.“, stellte Shepard klar. „Die Turianische Hierarchie unterstützen ebenfalls dieses Vorhaben.“, bezog Fedorian ganz klar Stellung. „Wir habe unsere Vorbehalte, aber die sind zu ignorieren.“, kam es von Ibro, was man auch tat. „Wenn es hilft können wir ebenfalls Wissenschaftler und Ingenieure anbieten, doch ich glaube kaum das Sie die Reaper alleine damit aufhalten wollen.“, sagte die Asari. „Das ist richtig.“, begann Shepard und atmete schwer durch. „Die Reaper machen an allen Fronten weiterhin Druck, sowohl im Weltraum, als auch am Boden und trotz jüngster Erfolge ist klar das wir das auf Dauer nicht durchhalten können. Viele Welten werden schon sehr bald fallen, wenn sie keine Verstärkung bekommen, oder anderweitig entlastet werden. Die Morjaner haben den Reapern bereits empfindliche Verluste zugefügt und machen es auch weiterhin. Das kann niemand leugnen, nur im Moment sind sie zu mehr nicht in der Lage. Aus diesem Grund brauchen wir eine Alternative …“ „Wenn ich kurz anmerken darf: Wir sind dabei unsere Exodus-Kampagne gegen die Reaper auszuweiten, aber darauf komme ich später zu sprechen. Es ist nur eine einfache Ankündigung.“, unterbrach Ibro. „Okay … was ich sagen wollte ist, das wir besonders am Boden schlagkräftige Unterstützung brauchen und da uns die Morjaner keine Truppen schicken können brauchen wir eine vergleichbare Alternative. Aus diesem Grund will ich die Kroganer in unsere gemeinsame Strategie einbinden.“ „Nichts für ungut, Shepard, ich komme mir vor wie ein Schrottplatz-Varren, den man auf seine Feinde los lässt. Zudem habe ich meine eigenen Probleme. Reaper-Kundschafter sind auf Tutchanka gelandet. Das hat für mich Vorrang. Warum sollten mich da aussterbende Turianer, oder Salarianer interessieren, wenn unseres eigenes Aussterben längst beschlossene Sache ist.“, entgegnete Wrex. „Dem bin ich mir bewusst. Und genau aus diesem Grund brauchen wir ein Heilmittel für die Genophage.“, stellte Shepard klar. Mit einem Mal wurde es wieder still. Während man sah wie Wrex vor Überraschung sprachlos war und sah man wie die Gesichtszüge der Botschafter der Salarianer und der Asari regelrecht entgleisten. Ibro ahnte bereits was gleich kommen würde und hielt sich die Ohren zu. „SIND SIE VERRÜCKT?!“, brüllte die Asari. „AUF KEINEN FALL! DIE GENOPHAGE STEHT NICHT ZUR DISPOSITION!“, schrie der Salarianer. „Das war zu erwarten.“, meinte Fedorian leise. „Habe Sie auch nur ansatzweise eine Ahnung was für Konsequenzen diese Handlung haben wird?!“, fragte der Salarianer rhetorisch. „Wieso missfällt Ihnen diese Idee?“, fragte Ibro. „Sie kennen die Kroganer nicht, im Gegensatz zu uns. Sie hätten beinahe die Galaxie überrannt und alles in Chaos gestürzt.“ „Sie haben uns für ihren hoffnungslosen Krieg gegen die Rachni benutzt. Wir brachten die Wende. Nicht die Salarianer, Turianer, oder Asari. Wir, die Kroganer, hielten die Rachni auf.“, antwortete Wrex. „Richtig. Und danach waren Sie nicht länger nützlich. Nur die Genophage konnte ihre … Bedürfnisse … unter Kontrolle halten. Wir haben die Kroganer nur unterstützt, damit sie Krieg führen. Mehr können sie nicht und zwar weil wir es so wollten.“ Damit spannte sich die Stimmung im Raum zunehmend an. Shepard sah wie sich Wrex auf dem Tisch abstützte und den Salarianer wütend anstarrte. Dabei musste Shepard unweigerlich zu Ibro schauen, den die Morjaner wurden ja ebenfalls als Waffe missbraucht. Dem waren sich die Morjaner glücklicherweise nicht bewusst und so stand Ibro einfach nur da und beobachtete alles interessiert. Shepard würde zu gerne wissen was im Kopf des Morjaners in diesem Moment vorging. Ibros Gedanken erwiesen sich dabei als ausgesprochen simpel. Er genoss das Schauspiel und hätte am liebsten einen kleinen Snack und was zu Trinken zur Hand gehabt, wie im Kino. Er hätte sich sogar was geholt, bestünde nicht die Gefahr etwas von dieser Show zu verpassen könnte. Ihn beeindruckte es vor allem wie schnell Shepards aufrüttelnde Ansprache in Vergessenheit geraten war. „Beleidigungen bringen hier nichts. Die Kroganer brauchen ein Heilmittel. Es ist die einzige Chance ihr Überleben zu sichern. Und unseres.“, wies Fedorian den Salarianer zurecht. „Ich werde mich nicht für die Wahrheit entschuldigen. Wenn sie die Genophage heilen, dann öffnen sie eine Tür, die sie nicht mehr verschließen können. Die Konsequenzen werden für sie unvorstellbar und uns noch über Jahrhunderte verfolgen. Uns an die Kroganer zu wenden war damals schon verzweifelt und vorschnell und genau diesen Fehler wollen sie alle heute wiederholen.“, warnte der Salarianer. „Wie kommt es das sie dabei so ruhig sind, Primarch? Sagen Sie nicht sie wussten von Shepards Plan?“, wandte sich die Asari an Fedorian. „Shepard hatte diese Idee vor einiger Zeit vage geäußert, dennoch unterstützen wir sein Vorhaben.“, antwortete Fedorian selbstbewusst. Die Asari musste sich daraufhin am Tisch abstützen, schüttelte den Kopf und sah Ibro an. „Was ist mit Ihnen, Morjaner?“, fragte sie. „Was habe ich damit zu tun?“, erwiderte Ibro, der sehr überrascht wirkte. „Es kann wohl nicht in Ihrem Interesse sein, das eine andere Spezies überlebt. Der Rest der Versammlung, mit Ausnahme des Salarianers sah sich bei dieser Wortwahl erschrocken an. Die Asari sprach aus was so manche Kreise schon lange dachten. „Um ehrlich zu sein … Eigentlich wäre es uns egal zu welchen Maßnahmen sie greifen, doch wenn Sie wirklich unsere Meinung dazu hören wollen … Wir befürworten dieses Vorhaben, allein schon deshalb weil Shepard so auf eine Doktrin der massiven Feuerkraft setzt, um die Reaper zu bekämpfen.“ „Sie wollen die Reaper also wirklich auf konventionelle Weise bekämpfen.“, sagte Fedorian. „Und besiegen.“, stellte Ibro klar. „Ich kann nicht glauben das Sie diesen Wahnsinn unterstützen!“, rief die Asari aufgebracht. „Die einzigen Wahnsinnigen hier sind sie!“, stieß Shepard plötzlich laut auf. „Wir kennen die Vergangenheit sehr wohl, doch die ist im Moment unbedeutend! Die einzigen, die an diesen uralten Geschichten hängen sind sie! Wie lange können sie alleine gegen die Reaper bestehen?! Sagen sie es mir! Sie wissen das sich die Reaper bereits an ihren Grenzen sammeln. Früher, oder später werden sie angreifen und wenn das passiert sind sie auf jede Hilfe angewiesen, die sie kriegen können. Sie können also nun hier stehen und weiter diskutieren bis sie die letzten Mitglieder ihrer Völker sind, oder sie geben den Kroganern endlich ihr Heilmittel und ihnen ein paar Verbündete.“ Shepard hatte keine andere Wahl und musste erneut auf den Tisch hauen. Diese blinde Sturheit war einfach nicht mehr zu ertragen. Das er etwas bewirkte sah er daran das die Asari und der Salarianer betroffen den Kopf senkten und für einen Moment schwiegen. „Selbst wenn wir uns dafür entscheiden, was nützt es? Es könnte Jahre dauern ein Heilmittel herzustellen.“, begann die Asari. „Nicht unbedingt. Es gab da einen salarianischen Wissenschaftler, Maleon, der an einem Heilmittel für die Genophage gearbeitet hat und es auch an weiblichen Kroganern getestet hat. Seine Methoden waren barbarisch. Viele überlebten die Experimente nicht. Seine Forschungsdaten haben wir damals sichergestellt und seither aufbewahrt. Mit ihnen ließ sich die Entwicklung eines Heilmittels erheblich beschleunigen.“, sagte Shepard. „Nicht nur damit.“, kam es plötzlich von einem sehr selbstsicher wirkenden Wrex. „Einige von Maleons Testobjekten haben überlebt und sind immun gegen die Genophage. Die Dalatrasse der Salarianer haben das natürlich mitbekommen und eines ihre STG-Teams geschickt, um aufzuräumen und die Frauen gefangen zu nehmen.“ „Ist das wahr?“, fragte Fedorian. „Das ist … eine … haltlose Unterstellung.“, wehrte sich der Salarianer stotternd dagegen. „Also das war die schlechteste Lüge, die ich jemals gehört habe.“, warf Ibro ein und lachte. „Sie brauchen es nicht zu leugnen, Salarianer.“, sagte Wrex und aktivierte über sein Universalwerkzeug eine Aufnahme, auf der man trotz der relativ schlechten Qualität ein Labor sehen konnte, in dem mehrere Salarianer herum liefen, sowie übergroße Behälter, in denen sich ganz eindeutig weibliche Kroganer befanden. Bei diesem Anblick wurde der Salarianer schlagartig starr vor Schreck. „Oh oh.“, gab Ibro grinsen von sich und beobachtete genau was als nächstes passieren würde. „Wo sind meine Leute?“, fragte Wrex in einem Tonfall, das sofort klar war, das er kein zweites Mal fragen würde. „Die Frauen befinden sich in einer STG-Basis auf Sur’Kesh.“, gab der Salarianer nach kurzem Zögern an. „Joker, machen Sie die Normandy bereit für den Abflug. Unser nächstes Ziel lautet Sur’Kesh.“, befahl Shepard über eine Sprechanlage. „Und ich hoffe für Sie das es bei unserer Ankunft keine bürokratischen Probleme geben wird, oder sonst welcher Art.“, warnte er zudem den Salarianer. „Ich hoffe Sie wissen was Sie tun.“, warnte ihn die Asari, was Shepard getrost ignorierte. Damit endete die Versammlung. Die beiden Botschafter machten sich daran die Normandy zu verlassen, während Wrex Richtung Hangar marschierte. Das Schlusslicht bildeten Shepard und Fedorian, die ihm folgten. Nur Ibro blieb zurück und blickte ihnen hinterher. „Shepard!“, rief er kurzerhand, kaum das Wrex den Raum verlassen hatte. „Was ist?“, erwiderte Shepard überrascht und auch Fedorian blieb stehen und sah neugierig nach den beiden. „Was die Kroganer betrifft … Wir sind über deren Vergangenheit umfassend informiert: die Rachni-Kriege, die kroganischen Rebellion und die daraus resultierende Genophage.“ „Ja?“ „Die Aliens haben mit ihren Einwänden durchaus Recht, das muss ich zugeben, nur im Moment überwiegt der Nutzen ganz klar die Risiken. Die werden uns erst nach dem Krieg Probleme bereiten.“ „Ich verstehe nicht ganz worauf Sie hinaus wollen.“ „Was ich sagen will ist das, wenn dieser Krieg vorbei ist und die Kroganer tatsächlich wieder zu einer Bedrohung werden sollten, so bietet der Verbund mit Freude seine Hilfe an, um dieses Problem dauerhaft zu beseitigen.“ „Sie meinen doch nicht etwa …?“ „Einen interstellaren Exodus.“ Shepard schnaubte. Eigentlich überraschte es ihn nicht und eigenartigerweise störte ihn die Aussage auch nicht, da sie ja von einem Morjaner kam. Mit der Idee an sich konnte er sich natürlich nicht anfreunden. Wenigstens besaß Ibro genug Anstand seine Angebot nicht in Wrex Anwesenheit zu machen. Shepard kam nicht drum herum darin eine versteckte Ironie zu entdecken. „Ibro, tun Sie mir einen Gefallen?“, begann Shepard. „Das kommt darauf an welchen.“ „Behalten Sie diesen Gedanken bitte für sich.“ „Ähm … in Ordnung … aber vergessen Sie bitte nicht unser Angebot.“ „Wollten Sie vorhin nicht noch irgendwas ankündigen? Wegen den Reapern?“, erinnerte ihn Fedorian. „Ja, stimmt. Wie angekündigt sind wir dabei unsere Kampagne gegen die Reaper deutlich auszuweiten. Wir werden Taktiken anwenden, die ihnen unter dem reizvollen Begriff „Verbrannte Erde“ bekannt sind.“ Shepard und Fedorian machten große Augen und sahen sich an. Sie ahnten bereits worauf das hinaus lief. „Was genau haben sie vor?“, fragte Shepard dennoch. „Wir haben auf mehreren Planeten Produktionszentren der Reaper ausgemacht in denen sie neue Truppen. Unser Ziel ist es durch massive orbitale Bombardements diese Standorte auszuschalten und sie von ihrem Nachschub abzuschneiden.“ „Lassen Sie mich raten: Bei diesen … Produktionszentren, auf die sie zielen wollen, handelt es sich um von den Reapern besetzte Planeten, deren Städte und Einwohner, die sie einfach so als … Nachschub bezeichnen. Sagen Sie es mir, wenn ich mich irre.“ „Das ist korrekt.“ „Ich überspringe mal die Phase in der ich mich aufrege und frage gleich wieso wir so etwas machen sollten.“ „Ganz einfach. Ihr verfügt zur Zeit nicht über die notwendigen Mittel, um verlorene Gebiete zurückzuerobern. Daher sollten wir jede verfügbare Maßnahme ergreifen, damit die Reaper daraus keinen Nutzen ziehen können. Wenn sie die Zivilbevölkerung in ihre Truppen umwandeln müssen wir sie eben ausschalten, genauso wie jede andere Einrichtung, die für die Reaper auch nur irgendeinen Nutzen haben könnte.“ „Obwohl wir Ihrer Logik durchaus folgen können bezweifle ich das viele diesen … Präventivmaßnahmen zustimmen werden.“, gab Fedorian sein Missfallen weiter. „Oh, es tut mir Leid, wenn ich mich falsch ausgedrückt habe. Das war eine Mitteilung und nichts worüber erst diskutiert wird. Die erweiterten Operationen laufen bereits und erste Angriffe erfolgten im Hoheitsgebiet der Batarianischen Hegemonie. Vorläufig werden wir von Einsätzen gegen das Territorium ihrer Völker absehen, doch sollte sich die Lage nicht ändern, oder gar verschlechtern, so werden wir unsere Ziele entsprechend erweitern … Ihnen nützt es doch am meisten, wenn den Reapern Millionen von Soldaten fehlen. Es verbesserte ihre Chance und am Ende zählt sowieso nur der Sieg. Und dafür ist jedes Mittel recht.“ Shepard und Fedorian starrten den Morjaner einfach nur stumm an. So sehr sie ihre Ansichten und ihre kalte, mathematische Logik auch verabscheuten, umso mehr musste sie sich eine Sache eingestehen. Ibro hatte Recht. Man konnte nicht hoffen das sich ihre Situation irgendwann von selbst zum Besseren wendet, dafür mussten sie schon selbst sorgen. Insgeheim waren sie froh das sie so eine Entscheidung nicht selber treffen mussten. Nur hierbei mussten sie sich eine Frage stellen. Wie weit würde das noch gehen? Kapitel 14: Überraschungen auf Sur'Kesh --------------------------------------- Guten Abend alle miteinander. Ich bin wieder da! Ja, ich weiß. Das letzte Update liegt fast 8 Monate zurück. Wollte eigentlich auch viel früher das nächste Kapitel fertigstellen, nur kam leider nicht dazu. Immer wieder kam irgendwas dazwischen. Dafür ist das Ding ein ordentlicher Klotz geworden. Eigentlich wollte ich es schon gestern veröffentlichen, als Weihnachtsgeschenk, das hat aufgrund der Größe leider nicht so ganz geklappt. Fakt ist ich bin immer noch am Schreiben und werde es auch weiterhin tun. Genug geredet. Ich wünsche euch allen viel Spaß beim lesen und noch ein paar schöne Feiertag. Gruß Cpt_Ratzfatz _______________________________________________________________________________________________________ Sur'Kesh, die Heimatwelt der Salarianer, stellte das nächste Reiseziel für die Normandy dar. Denn dort, in einer STG-Basis, hielten die Salarianer Kroganerinnen versteckt, die für Shepards Plan, eine schnelle Heilung der Genophage, unverzichtbar waren. Während sich die Normandy ihrem Ziel näherte hatte Shepard sein Team im Hangar versammelt, wo sie sich für den bevorstehenden Einsatz ausrüsteten. „Glauben Sie wirklich die Salarianer spielen da mit?“, fragte Kaidan, der wie die anderen bereits erfahren hatte was auf der Konferenz beschlossen wurde. „Sie müssen. Egal wie sehr sie sich dagegen sträuben, auch ihnen ist klar, dass sie alleine gegen die Reaper nicht lange bestehen können.“, erwiderte Shepard. „Ich hoffe nur die Salarianer versuchen nicht irgendetwas Dummes. Ich befürchte das sie bestimmt einen Trumpf in der Hinterhand behalten werden.“ „Ich weiß. Eigentlich gehe ich fest davon aus das sie auf irgendeinen Weg versuchen werden die Kontrolle zu behalten.“, sagte Shepard und stöhnte. „So weit ist es schon gekommen. Wir vertrauen nicht mal mehr unseren eigenen Verbündeten.“, stellte Kaidan fest. „Wenn sich dieser Trend fortsetzt zerbricht unsere Allianz schneller als sie entstanden ist. Und das sogar ohne direktes Eingreifen der Reaper.“, meinte Garrus. „Leute. Es wurden gerade mal ein paar Bedenken geäußert und ihr malt gleich den Teufel an die Wand! Was ist los mit euch?“, rief Shepard der Gruppe ins Gewissen. „Was unsere Verbündeten betrifft … ich traue den Morjanern nicht … egal wie sehr sie sich rein hängen … ich traue ihnen einfach nicht.“, meinte Liara. „Naja … unheimlich sind die mir auch.“, ergänzte Garrus. „Sagen Sie, Shepard, wie heißt eigentlich der Morjaner, der sie begleitet? Ich glaube das wurde einst gesagt, nur ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich lag ja im Krankenhaus“, fragte Kaidan. „Ibro Bresios … er ist von deren Geheimdienst und irgendwie das Gegenstück zu unseren Spectres. Warum?“, gab Shepard zurück bis er ein dumpfes Scheppern vernahm und sah wie Ibro neben ihm eine gewöhnliche Rüstung der Allianz-Marines auf den Tisch gestellt hatte. „Und was soll das werden wenn es fertig ist?“, fragte Shepard verunsichert. „Ist das nicht offensichtlich? Ich rüste mich aus.“, gab Ibro lapidar zurück. „Und wofür?“ „Für den Einsatz auf Sur’Kesh.“ „Moment … ich sagte nicht … Wir haben bereits ein vollzähliges Team.“ „Zusätzliche Feuerkraft kann nie schaden.“ „Aber ... dafür ist das Shuttle nicht ausgelegt … wir werden noch einen Kroganer mitnehmen.“ „Und trotzdem wird das zulässige Gesamtgewicht noch nicht mal zur Hälfte erreicht. Ich kenne die Leistungsdaten der Raumfähre.“, konterte Ibro, was Shepard kurzzeitig sprachlos werden ließ. „Warum wollen Sie überhaupt mit?“, fuhr Shepard dann wieder fort. „Ganz einfach. Ich muss hier raus. Ich ertrage es hier drinnen kaum noch. Seit sechs Tagen sitze ich in dieser … übergroßen Konservendose, die sie tatsächlich versuchen als Raumschiff zu bezeichnen. So was geht an einem nicht spurlos vorbei. Das macht einen aggressiv. Deshalb muss ich hier raus.“ „Haben Sie nicht Medikamente dagegen?“ „Die helfen hier nicht. Künstliches Adrenalin hilft nur dabei das Aggressive Potential abzubauen und den erhöhten Hormonspiegel zu neutralisieren. Das hier ist ein psychologisches Problem. Das gleiche Problem habe ich wenn ich ständig Sie und ihre Asari zusammen sehe. Das will man einfach nur zuschlagen.“ „Ein extremes Beispiel.“, sagte Garrus nebenbei. „Also so genau müssen Sie das nicht darstellen.“, meinte Liara. „Wir können später auf einem anderen Planeten einen Zwischenstopp einlegen. Wir müssen demnächst sowieso wieder Nachschub laden …“ „Das tut mir Leid, Shepard. Ich habe bei Ihnen versehentlich den Eindruck hinterlassen das sie dabei ein Mitspracherecht haben. Das ist hier nicht der Fall. Im Gegenzug für die Zusammenarbeit mit dem Morjanischen Verbund werden Sie Folge leisten wenn wir ein Anliegen haben und mein Anliegen, welche ich schon ausgesprochen selten äußere, ist ein kleiner Abstecher auf diesen Planeten, um endlich etwas Auslauf zu bekommen. Es ist ein beständiges Geben und Nehmen.“ Alle starrten Ibro fassungslos an und brachten keinen Ton heraus, nur Shepard nicht. Er hatte inzwischen gelernt was man von Morjanern zu erwarten hatte und wie man mit ihnen umgehen konnte und so leicht ließ er sich dieses Mal nicht ins Boxhorn jagen lassen. „Sehe ich das richtig: Sie wollen kriegswichtige Ressourcen für ein persönliches Anliegen missbrauchen?“, konterte Shepard, woraufhin Ibro erstmal nachdenken musste. „Wenn Sie es so formulieren klingt es ja wie etwas Schlechtes.“, gab Ibro zurück. „Was würde Sirius wohl dazu sagen, wenn er von dieser Form von versuchter Veruntreuung und Zweckentfremdung erfährt?“, fuhr Shepard fort, nur hier blieben Ibros Reaktionen ausgesprochen kontrolliert. „Ihm wäre es wohl egal, zumal er es nie erfahren würde, denn wie Sie wissen bin ich die einzige Verbindung zwischen dem Verbund und dem Rest der Galaxie, die in direktem Kontakt mir Sirius steht. Und was meinen Sie wohl wem er eher glauben wird. Ihnen, oder mir? Also … wollen Sie weiterhin unsere gemeinsamen Anstrengungen behindern, oder zeigen Sie sich kooperativ … und geben mit etwas Zeit meine Beine zu vertreten, bevor ich hier noch völlig durchdrehe, Skap!“, fluchte Ibro aufgebracht. Shepard überlegte was er davon halten sollte. Irgendwie traute er der ganzen Sache überhaupt nicht. Doch was konnte er jetzt nach dagegen machen? Ibro erpresste ihn schlichtweg und ließ ihm kaum eine andere Wahl. War sein simpler Wunsch nach einem einfachen Landgang tatsächlich stärker als seine xenophobischen Tendenzen? Zumal es recht unangenehm werden konnten einen schlecht gelaunten Morjaner in der Nähe zu haben. „Wenn Sie so sehr darauf bestehen uns zu begleiten, dann werde ich dagegen kaum etwas unternehmen können, aber wenn dann läuft es nach meinen Bedingungen ab und die sind nicht verhandelbar. Und sollte ich erfahren das Sie irgendwas unternehmen, was den Ausgang dieser Mission gefährdet, dann lasse ich Sie ohne zu zögern auf Sur’Kesh zurück. Ist das klar?“, sprach Shepard mit entschlossener Stimme und verschränkte demonstrativ die Arme. „Gut, ich höre.“, erwiderte Ibro, der sichtlich gelassen wirkte. „Sie halten Ihre Klappe. Ich will von Ihnen kein Wort hören. Schon gar nicht eines ihrer typischen Kommentare über andere Spezies. Außerdem werden sie diese Kleidung ablegen und eine ordentliche Rüstung anlegen. Ich will das man sie nicht mal bei näherem Ansehen als Morjaner erkennt. Und Sie folgen ausschließlich mir und meinen Befehlen – bedingungslos!“ Haben Sie das verstanden?!“ Ibro bestätigte das mit einem Nicken. „Sicher?“, harkte Shepard nach, was von Ibro erneut mit einem Nicken bestätigt wurde. Eigentlich könnte Shepard damit zufrieden sein, nur er war es nicht, denn Ibro nahm manches immer noch zu wörtlich. „Ich meine damit nicht das Sie komplett schweigen sollen, das ist umso auffälliger, sondern das sie einfach auf ihre Wortwahl achten sollten. Zeigen Sie etwas mehr Feingefühl ... Zurückhaltung.“ „Ich bin nicht dumm. Ich habe sehr wohl verstanden was Sie von mir wollen. Deshalb werde ich auch nur so viel reden wie absolut notwendig. Und was meine Verschleierung angeht …“, sprach Ibro, als er auf die Rüstung klopfte und dazu nach einen Helm mit getöntem Visier legte. „Das sollte reichen, oder?“ Shepard betrachtete den Helm zusammen mit der Rüstung. Sollten die Salarianer merken das er einen Morjaner auf ihre Heimatwelt bringt, dann wäre es mit seiner Glaubwürdigkeit dahin und das nur im besten Fall. Im schlimmsten Fall könnte es die ganze Mission gefährden. Nur seine Optionen blieben in der spezifischen Situation ausgesprochen begrenzt. „Das reicht, aber ich warne sie. Wenn Sie irgendwas anstellen lasse ich Sie zurück. Merken Sie sich das!“, drohte Shepard. „Das sagten Sie bereits und ich habe dagegen keine Einwände vorzubringen.“, gab Ibro sichtlich gelassen zurück und wandte sich von ihnen ab. „Ich hoffe es.“, sagte Shepard, und stellte mit dem Rest des Teams weiter seine Ausrüstung zusammen. „Halten Sie das für eine gute Idee?“, fragte Kaidan. „Haben Sie eine bessere?“, gab Shepard zurück, wobei Kaidan nur hilflos mit den Schultern zuckte. „Muss er wirklich mit?“, ergänzte Liara, die wie alle anderen von dieser Entwicklung keineswegs begeistert war. „Wollt ihr weiterhin einen launigen Morjaner an Bord haben?“, gab Shepard zurück. „Naja … ein paar wütende Kroganer, oder ein Rudel hungriger Varren wären mit da schon lieber.“, meinte Garrus. „Das sagen Sie doch nur um sich selbst zu beruhigen.“, kam es harsch von Liara. „Ich weiß.“, murmelte Shepard und ließ den Kopf hängen. „Ich bin damit ebenfalls nicht zufrieden. Nur viel machen kann ich dagegen im Moment nicht und das hasse ich. Behaltet ihn trotzdem im Auge. So ganz traue ich der Sache ebenfalls nicht.“ „Sollten wir nicht die Salarianer über … unseren Gast … informieren?“, meinte Kaidan. „Vielleicht … Nein, besser nicht. Wir nehmen schon Wrex mit und ein Kroganer reicht denen bestimmt schon. Wenn es gut läuft merken die Salarianer nicht mal das wir einen Morjaner dabei hatten.“, antwortete Shepard. „Wollen wir es hoffen.“, merkte Liara an. „Aber wie oft läuft bei uns schon mal etwas reibungslos ab. Ich meine … als wir Jack einfach nur abholen sollten ging gleich eine ganze Raumstation drauf. Nur so als Beispiel.“, meinte Garrus. „Bitte?“, stieß Kaidan auf, der über diese und so manch andere von Shepards Eskapaden bei Cerberus nicht mitbekommen hatte. „Andere Zeit. Andere Umstände.“, sagte Shepard gelassen und man blickte zu Ibro, wobei sich ihre Augen weiteten. Ibro war dabei die Rüstung anzulegen und stand nur in Unterwäsche da, ein simples weißes, kurzärmliges Unterhemd mit einer ebenfalls weißen Unterhose, die einer Boxershorts ähnelte. Eigentlich nichts Besonderes wäre Ibros Unterhose nicht mit unzähligen Wappen des Morjanischen Verbundes verziert. „Oh … kay … das ist … etwas … klischeehaft.“, murmelte Kaidan. Die anderen sagten nichts – dazu konnte man einfach nichts sagen. Man bemühte sich darum das Lachen zu unterdrücken und zu schmunzeln. Sie warteten einfach ab bis Ibro auch den letzten Teil seiner Rüstung anlegte hatte und sich ihnen nun zu wandte. Ausgiebig wurde er dabei von allen begutachtet. Und man war sichtlich zufrieden. Von außen war nicht zu erkennen das überhaupt ein Morjaner in diesem Anzug steckte und solange niemand davon etwas wusste würde jeder mit Sicherheit einen Menschen darin vermuten. „Sieht gut aus. Aber was sagen Sie, wenn Sie jemand nach Ihrer Identität fragt?“, begann Shepard. „Eigentlich wollte ich Ihnen das reden überlassen, nur das wird mit Sicherheit umso verdächtiger erscheinen.“, erwiderte Ibro. „Auch wenn ich das sehr begrüßen würde, so haben Sie damit Recht. Deshalb gebe ich Ihnen einfach einen anderen Namen, den sie während Ihres kleinen Landgangs auf Sur’Kesh verwenden werden.“ „In Ordnung, Shepard. Und welchen?“ „Sagen wir Corporal John Smith von der ersten Division der Allianz-Marines. Ok?“ „Eine Frage …“, begann Ibro, nur Shepard ließ ihn erst gar nicht ausreden. „Corporal ist ein militärischer Rang und kein Bestandteil Ihres Tarnnamens.“ „Darüber war ich mir schon selbst im Klaren. Ich wollte nur wissen ob es einen bestimmten Grund gibt das Sie mir Ihren Vornamen geben.“ „Nein, hat es nicht. Es ist einfach ein Allerweltsname.“ „Wenn Sie das sagen.“, meinte Ibro und wandte sich von ihnen ab. Shepard und die anderen sahen wie Ibro auf das bereitstehende Shuttle zu ging und mit dessen Pilotin, Amara, ins Gespräch kam, wobei deutlich auffiel das sich Amara sich zu freuen schien. „Worüber die wohl reden?“, merkte Liara an. „Wer weiß, aber sie wirken sehr vertraut.“, ergänzte Kaidan. „Ich werde Amara später mal darauf ansprechen. Im Moment ist es erstmal wichtiger das wir uns fertig machen. Wir sollten Sur’Kesh in Kürze erreichen.“, sagte Shepard, der die ungewöhnliche Szene ebenfalls beobachtete und vermutete das Ibro von Amara die Leistungsdaten der neuen Kodiak-Shuttles erhalten haben musste. Er verwarf diese Gedanken und stellte mit den anderen weiter seine Ausrüstung zusammen. Shepard vernahm hinter sich den Klang von Schritten und sah wie Pashek sich ihnen näherte. „Verzeihung, wenn ich störe, Shepard, aber könnten Sie einen kurzen Moment Ihrer Zeit entbehren?“, fragte der Protheaner. „Das ist im Moment etwas ungünstig, aber … na gut, was kann ich für Sie tun?“ „Ich würde Sie und Ihr Team gerne begleiten.“ „Bitte was … Verzeihen Sie … Ich meine … Wieso das?“, stammelte Shepard, der von Pasheks Bitte regelrecht überrumpelt wurde. „Ich würde die Salarianer zu gerne in ihrer … neuen natürlichen Umgebung sehen … mit eigenen Augen. Nicht nur in Ihren Gedanken.“, bat Pashek „Ah, ich verstehe. Die Zivilisation der Salarianer existierte zu Ihrer Zeit ja nicht so wie wir sie heute kennen. Wie war das nochmal? Sie haben Fliegen gefressen sagten Sie.“ „Unter anderem.“, sagte Pashek mit gesenkter Stimme. „Was für Gründe gibt es denn noch?“, fragte Shepard überrascht. „Nun ja … es ist vorwiegend die Neugier wie sich die Salarianer entwickelt haben … zumal sie zu meiner Zeit eine … beliebte Delikatesse waren.“ Die Gruppe um Shepard wurde schlagartig mucksmäuschenstill und musste sich überlegen ob man sich nicht verhörte hatte. „Delikatesse?“, wiederholte Garrus „Ja … leicht angeröstet, ein paar Kräuter und mit diversen Ölen serviert … ausgesprochen schmackhaft … heute wäre so was natürlich undenkbar … nur damals … Könnten Sie meiner Bitte entsprechen? Ich wäre Ihnen persönlich sehr dankbar, Shepard.“, fuhr Pashek fort. „Damit wären es schon zwei.“, meinte Liara. „Bitte?“, fragte Pashek. „Ibro, unser morjanisches Anhängsel, begleitet uns ebenfalls … auch aus privaten Gründen … er braucht etwas Auslauf.“, antwortete Shepard. „Interessant … Glauben Sie unsere beider Anwesenheit kann zum Problem?“, fragte Pashek. „Das schließe aus … Gut, Sie dürfen ebenfalls mit. Aber behalten Sie es bitte für sich, das wir einen Morjaner dabei haben … und die Sache mit der Delikatesse.“ „Natürlich, Shepard. Ich danke Ihnen.“ Wie angekündigt erreichten sie kurz darauf die Heimatwelt der Salarianer und begannen sich im Shuttle der Oberfläche zu nähern. Der kurze Flug gestaltete sich als angenehm ruhig und verlief ohne Zwischenfälle – selbst für die Passagiere. Acht Personen, inklusive Pilotin und einem Kroganer fanden sich darin zusammen und trotzdem hatte man noch Platz für weitere. Nur wie es so immer der Fall tauchten erste Komplikationen recht schnell auf. „Hey, Shepard, kommen Sie mal her! Wir haben hier ein Problem!“, rief Amara in die Passagierkabine. „Na das hat ja nicht lange gedauert.“, merkte Kaidan an. „Was für ein Problem?“, fragte Shepard, der sofort ins Cockpit kam. „Die salarianische Flugkontrolle nervt. Quatschen mir das Ohr voll wir hätten keine Landeerlaubnis.“, erklärte Amara. „Die Dalatrasse hat das persönlich autorisiert!“ „Das hätten die Ihnen schriftlich geben sollen. Man verweigert uns trotzdem die Landeerlaubnis. Wir sollen den Landeanflug unverzüglich abbrechen.“ „Landen Sie trotzdem.“ „Hoffentlich geht das gut.“, murmelte Garrus. „Jetzt wird es lustig, Shepard. Es heißt: Entweder wir drehen ab, oder Sie schießen uns ab.“, sagte Amara und wirkte dabei recht unbekümmert. „So viel dazu.“, kam es von Garrus. „Einmal ein Feind, immer ein Feind.“, sprach Wrex. „Das ist doch ein Witz!“, stieß Shepard laut auf. „Vielleicht sollten wir wirklich umkehren.“, meinte Liara. „Macht euch nicht in die Hose. Das haben wir gleich.“, sagte Amara und änderte den Kurs. Sie drehte ruckartig zur Seite hin ab und begann im Sturzflug schnell zu sinken. Binnen kürzester Zeit erreichten sie die Planetenoberfläche, passierte im Tiefflug das bewaldete Gebirge unter ihnen und näherte sich so ihrem Ziel. „Was machen Sie da?!“, schrie Liara lauthals. „Keine Sorge. Bereits als die angefangen haben zu drohen habe ich den Tarnkappenmodus aktiviert. Es heißt es basiert auf dem gleichen System wie in der Normandy. Das wollte ich unbedingt mal ausprobieren. Also ganz ruhig bleiben, Schlumpfine.“, lachte Amara. „Wie bitte?“, stieß Liara laut aus. „Wir nähern uns unserem Ziel.“, vermeldete Amara davon unbeeindruckt. Das Shuttle erreichte die salarianische STG-Basis – eine Ansammlung mehrstufiger, terrassenförmiger Gebäudekomplexe, die man in die Berge hinein gebaut hatte. Es war ein beeindruckender Anblick. Es erinnerte an die alten Inka-Ruine Machu Pichu in Südamerika. Amara interessierte das wenig. Für solche Formen von Ästhetik hatte sie schlicht und ergreifend keinen Sinn. Sie kümmerte sich eher darum das Shuttle auf dem Landeplatz der Anlage niedergehen zu lassen, auf dem eine Handvoll Salarianer aufgescheucht herum liefen. „Zeit freundlich Hallo zu sagen!“, sprach Wrex, als er plötzlich aufstand, die Kabinentür öffnete und hinaus auf die Plattform sprang, noch bevor Amara richtig gelandet war. Ein Salarianer fiel vor ihm vor Schreck ihn, rappelte sich sofort wieder auf, als Wrex laut brüllte, und rannte weg. Das Schauspiel hielt nicht lange an, denn kaum hatte Wrex ein paar Schritte gemacht bemerkte er die Laserpointer von mehreren Scharfschützen, die auf die Schwachpunkte in seiner Rüstung zielten. Dazu kam ein ganzer Trupp Salarianer, die mit Universalwerkzeugen, Sturmgewehren und Granatwerfern auf ihn zielten. Shepard handelte sofort und stellte sich vor Wrex und damit genau in die Schusslinie. „AUFHÖREN! NICHT SCHIESSEN! NICHT SCHIESSEN!!!“, kam ein weitere Salarianer laut schreiend angerannt. „Commander Shepard, bremsen Sie Ihren Gefährten! Wir haben gerade eben erst von diesem Transfer erfahren.“, fuhr der Salarianer fort und seine Kameraden begannen die Waffen zu senken, blieben aber wachsam. „Es hieß man würde uns abschießen.“, sagte Shepard. „Standardverfahrensweise bei unangemeldeten Anflügen. Eine erste Warnung, mehr nicht. Man hatte die betroffenen Stellen nicht schnell genug informiert. Als Ihr Shuttle plötzlich verschwand befürchteten wir Schlimmstes.“ „Ok, nachdem das geklärt wurde hoffe ich das wir uns um das kümmern können weshalb wie hier sind. Sie haben etwas das für Wrex hier wertvoll ist.“ „Natürlich, Commander. Wir sind uns darüber im Klaren und können das klären, aber ebenso müssen wir darauf bestehen das Ihr kroganischer Begleiter hier unter Bewachung bleibt.“ Daraufhin grummelte Wrex ungehalten. „Darauf bestehen Sie wohl.“, harkte Shepard nach. „Hier wird hoch sensible Forschung betrieben. Sie und der Rest Ihres Teams wurde als vertrauenswürdig eingestuft, nur der Kroganer … nun ja.“ „Ich weiß was Sie meinen ... Hm.“, gab Shepard leise von sich und blickte zu Wrex. „Tun Sie mir den Gefallen. Ich gebe Ihnen mein Wort das Sie bekommen weshalb wir hier sind.“, wandte er sich an Wrex. „Hmpf … Nur weil Sie es sind, Shepard. Wir wollen da unten doch keinen Salarianer zu Tode erschrecken. HA!“, stieß Wrex laut aus und ließ sich von den Salarianern in eine ruhigere Ecke der Anlage führen. „Vielen Dank, Commander. Padok Wiks, verzeihen Sie das ich mich nicht eher vorstellen konnte.“, fuhr der Salarianer fort. „Schon in Ordnung. Ich bin genauso froh, dass wir die Sache friedlich regeln konnten. Das geringste was wir jetzt gebrauchen können wäre irgendein diplomatischer Zwischenfall, oder ähnliches.“, erwiderte Shepard. „Ganz genau. Ich bin froh das wir da einer Meinung sind. Wenn Sie mir bitte folgen würden.“, sagte Wiks und begann Shepard und sein Team in die Basis zu führen. „Sie haben … eine stattliche Begleitung dabei. Erwarten Sie Unannehmlichkeiten?“ „Ich ziehe es vor auf alles Mögliche vorbereitet zu sein.“, sagte Shepard ganz förmlich. „Sie befürchten, dass wir Sie hintergehen könnten.“, sprach Wiks weiter. „Das waren Ihre Worte.“, entgegnete Shepard, der damit ebenfalls rechnete. „Es ist wahr. Selbst bei uns gibt es viele, die Ihrem Plan kritisch gegenüber stehen. Sogar ich.“ „Berücksichtigt man dabei auch wie überaus wichtig die Kroganer für unseren Kampf gegen die Reaper sind?“ „Sie sind nur ein Teil in einem großen Puzzle. Ist Ihnen das ein Wiederaufleben der Kroganischen Rebellionen wert? Wollen Sie das riskieren? Ich werde vorher an Altersschwäche sterben, Sie vielleicht auch, aber andere könnten es noch miterleben. Auch wenn sich die Kroganer als hilfreich erweisen und angenommen wir besiegen die Reaper, was kommt dann? Haben Sie sich darüber Gedanken gemacht? Glauben Sie ernsthaft sie lassen sich zivilisieren?“ Shepard wollte etwas sagen, zumal das Verhalten des Salarianers scheinbar vorwiegend durch Vorurteile bestimmt wurde, nur Wiks sprach sogleich weiter. „Sie brauchen darauf nicht zu antworten, Shepard. Ich hoffe Sie behalten Recht. Um das Wohl aller.“, sagte Wiks und führte sie zum nächstbesten Fahrstuhl, vor dem bereits ein weiterer Salarianer wartete. Shepard sah ihn zwar nur von hinten, doch er kam ihm auf Anhieb bekannt vor. „Unsere Gäste sind eingetroffen.“, sagte Wiks und verschwand sofort wieder. „Ach, hervorragend, hervorragend.“ Sagte der Salarianer hastig und drehte sich um. „Mordin!“, rief Shepard, als er ihn auf Anhieb erkannte. „Schön Sie zu sehen, Shepard. Hat sich viel getan … Bin froh das meine Nachricht angekommen ist.“, flüsterte Mordin ihm zu. „Ich verstehe … Sie sind Wrex Quelle.“, erwiderte er leise. „Korrekt. Kroganer sind zu wichtig. Viele wollen das nicht erkennen. Musste intervenieren. Manche Bedenken berechtigt. Bedingterweise. Moderate Führung und Bevölkerungskontrolle schaffen Abhilfe. Wrex durchaus richtige Wahl. Frühzeitige Neuprägung kroganischer Zivilisation kann zukünftige Konflikte verhindern.“, sprach Mordin weiter und führte sie in den Fahrstuhl. Nur kaum hatte der letzte von ihnen diesen betreten ertönte ein schriller Ton. „Was ist das?“, fragte Liara. „Ein Warnsignal. Drohende Überladung. Verwunderlich.“, erklärte Mordin. „Ja, so schwer sind wir doch nicht …“, murmelte Kaidan. „Das liegt wahrscheinlich an unserer Ausrüstung. Wir haben viele schwere Waffen dabei.“, fiel Shepard ihm ins Wort. Das Hauptproblem hierbei war Ibro. Meinen seinen gut 120 Kilo Eigengewicht, dazu nach seine Ausrüstung, brachte er und der Rest des Teams den Personenaufzug an seine Grenzen. Shepard befürchtete schon das dadurch Ibros Anwesenheit auffliegen könnte. Glücklicherweise lagen Mordins Sorgen woanders. „Werde später Wartung rufen. Diagnosen, Checks, Instandsetzung.“, murmelte Mordin und drückte den Knopf für eine der untersten Etagen. „Ich bin überrascht Sie hier zu sehen, Mordin. Ich dachte Sie wären längst raus aus der STG“, fragte Shepard. „Bin angestellt als externer Berater. Die Einstellung verliert man nie. Habe viel Wissen das für STG wichtig ist, auch dank Ihnen. Jeder andere würde vieles falsch machen. Muss Sie das fragen, Shepard. Vertrauenswürdigkeit der Mitglieder ihres Teams?“ Shepard blickte auf die etwas ungewöhnlich klingende Frage von Mordin in die Runde. „Ich vertraue ihnen.“, sagte er kurz und knapp. „Jedem?“, harkte Mordin nach. „Ja, jedem. Jeder von ihnen hat einen bedeutenden Beitrag geleistet. Weshalb fragen Sie? Die meisten kennen Sie doch persönlich?“, entgegnete Shepard und das war noch nicht mal gelogen. Sogar Ibro hatte das bewiesen, als er Primarch Fedorian das Leben rettete. Nur daran wurde dieser ungern erinnert. „Kenne nicht alle. Vertraue aber ihrem Wort. Problem ist der Morjaner. Wir wissen das er sie begleitet.“, sagte Mordin zum Entsetzen aller. „Das wissen Sie?“, brachte Shepard nach langer Wartezeit heraus. „Kein Geheimnis. Wurde oft in Ihrer Begleitung gesehen.“ Shepard merkte das Mordin sich gar nicht bewusst war das Ibro hier im Fahrstuhl anwesend war, sondern wohl davon ausging, das er auf der Normandy verblieben war. „Worum geht es?“, fragte Shepard. „Betreiben hier sensible Forschung. Vieles streng geheim. Hat Sur'Kesh Jahrtausende sicher gehalten. Kroganerin wird im speziell gesicherten Bereich aufbewahrt. Zusammen mit anderen Objekten. Eines dabei besonders kritisch. Morjaner dürfen das niemals erfahren.“ Bei diesen Worten rutsche Shepard schlagartig das Herz in die Hose. Das konnte er förmlich spüren. Innerlich panisch versuchte er eine Lösung für das Dilemma zu finden, doch dafür war es bereits zu spät. Der Fahrstuhl stoppte und die Türen öffneten sich. Vor ihnen lag eine große Halle in denen eine Reihe von gläsernen Kammern aufgestellt waren, die wie übergroße Reagenzgläser aussahen und durch kinetische Schilde geschützt waren. In ihnen wurden verschiedene Lebewesen aufbewahrt – eine pro Kammer. Viele dieser Kreaturen hatte Shepard noch nie zuvor gesehen, manch andere dagegen schon. „Das ist doch …“, stammelte Liara, als sie einen Yahq in einer dieser Kammern erblickte. „Spezies 732. Umgangssprachlich Yahq. Beeindruckender Intellekt. Großes Potential für verdeckte Einsätze bei gleichzeitiger Abstreitbarkeit.“, erklärte Mordin nüchtern. „Ihre Leute mussten wohl noch nie gegen einen Yahq kämpfen, oder?“, fragte Liara aufgebracht. „T’Soni, T’Soni.“, flüsterte Garrus Liara von hinten zu, die sich ihm sofort zu wandte. „Der kennt Sie.“ „Nicht lustig.“, sagte sie. „Weiter.“, wies Mordin die Gruppe an und sie gingen weiter. „Interessanter Begleiter, Shepard. Welche Gattung?“, fuhr Mordin mit Blick auf Pashek fort. „Protheaner.“, sagte Pashek. „Interessant. Hörte Gerüchte. Habe sie für unwahrscheinlich befunden. Erster Gedanke: Psychologische Kriegsführung. Fraglich ob Reaper dafür anfällig sind. Scheinbar mehr an den Gerüchten dran.“ „Ich bin überrascht. Es gibt etwas das der STG nicht weiß?“, sprach Kaidan mit einem Schmunzeln. „Prioritäten liegen derzeit woanders. Verstärkte Aktivitäten von Cerberus beunruhigend. Überraschend das Allianz diese Information zurück hielt. Noch mehr überrascht das sie diese Information so lange geheim halten konnten.“, konterte Mordin geschickt. „Autsch.“, gab Kaidan da nur von sich. Shepard sagte dazu nichts. Er bekam es selbst nur am Rande mit. Zu sehr dachte er an die möglichen Konsequenzen, die durch Ibro drohten. Zu einem durch seine Entdeckung, als auch durch mögliche Handlungen seinerseits. „Sehen wir nach der Kroganerin.“, sagte Mordin und führte sie weiter. „Wo ist ihr Begleiter?“ „Mh? Welcher denn?“, erwiderte Shepard unruhig und sah sich um. Er musste feststellen das es Ibro war, der der Gruppe bislang still nachgetrottet war, von dem jetzt jede Spur fehlte und nirgends zu sehen war. Shepard wusste das er mit ihnen in den Aufzug gestiegen war, also musste er sich erst kürzlich von ihnen getrennt haben. Er hätte Ibro vielleicht noch klarmachen sollen das er nicht nur den Mund zu halten hatte, sondern auch nicht von ihrer Seite weichen sollte. Was immer hier sonst noch aufbewahrt wurde Ibro würde es schon bald finden. „Ein Mensch wird vermisst, Allianz-Marine. Finden Sie ihn.“, wies Mordin einen nahen Salarianer des Wachpersonals an, der sich sofort auf die Suche machte. Nur ein paar Meter weiter standen sie vor einer weiteren Kammer. „Die Kroganerin.“, sagte Mordin lapidar. Es war kein schöner Anblick. Eingepackt wie in einen Kokon, nur der Kopf schaute teilweise heraus, hing sie fixiert inmitten der Kammer. „Sind Sie hier um mich zu töten?“, hörte man die Kroganerin fragen. „Bei der Göttin! Wer weiß was sie alles durchgemacht haben muss!“, stieß Liara aus. „Noch nicht mal einen Varren würde man so behandeln!“, sagte Kaidan, was auch so manch anderer dachte. „Maßnahmen notwendig. Dient dem Selbstschutz. Kroganerinnen waren bei Ankunft in schlechter Verfassung. Geistig, wie körperlich. Taten alles um ihr Leben zu retten. Einzige Überlebende. Vermutlich situationsbedingtes Trauma. Kroganische Psychologie problematisch. Genauso wie Rekrutierung kroganischer Psychologen.“, erklärte Mordin. „Gibt es überhaupt so was wie kroganische Psychologen?“, fragte Garrus. Shepard schnaubte. Das machte die Sache keineswegs besser. Er hatte sich vorwiegend Gedanken über Ibro gemacht und alles andere nur nebenbei mitbekommen. Jetzt würde er sich erstmal wieder seiner eigentlichen Mission zuwenden und später überlegen was er wegen Ibro unternahm. „Ich bin Commander Shepard von der Allianz. Wir sind hier um Sie zurück nach Tuchanka zu bringen.“ „Zurückbringen? Mich? Warum das? Warum jetzt?“, fragte die Kroganerin, die der Sache verständlicherweise nicht traute. „Weil von Ihnen das Überleben des kroganischen Volkes abhängt. Ich versuche ein kroganisch-turianisches Bündnis aufzubauen, um den Reapern Einhalt zu gebieten, und dazu brauchen wir Ihre Hilfe.“ „Sie sind ehrlich, das spüre ich, doch selbst Ihre Worte wirken unentschlossen, Mensch.“ Shepard wunderte das nicht, immerhin bereitete ihm Ibro weiterhin Sorgen. „Wenn meine Worte nicht ausreichen, so sollen meine Taten Sie überzeugen.“, gab Shepard zurück und wandte sich an Mordin. „Lassen Sie sie für den Transport fertig machen. Ich will schnellstmöglich aufbrechen.“ „Natürlich, Shepard …“, antwortete Mordin, nur fing plötzlich an zu stocken, als der salarianische Soldat von vorhin im schnellen Schritt zu ihnen hinzu stieß. „Wir haben den vermissten Marine gefunden! Er steht vor dem Hochsicherheitscontainer!“ Wortlos löste sich Mordin plötzlich von der Gruppe und ging die Halle entlang. „Was ist denn jetzt los?“, fragte Liara. „Kaidan! Sie bleiben bei der Kroganerin und behalten sie im Auge!“, rief Shepard und lief mit den anderen Mordin hinterher. Kurz darauf erreichten sie diesen Hochsicherheitscontainer, der auf der anderen Seite der Halle in einer Ecke stand. Es war ein massiver, gläserner Behälter mit einem stählernen Rahmen und wurde zusätzlich mit leistungsstarken Barrieren geschützt. „Oh nein.“, murmelte Shepard, als er das Konstrukt sah. Dabei war es vor allem der Insasse, der ihn so sehr in Panik versetzte. Es war eine Morjanerin. Und Ibro stand lässig vor dem Container und betrachtete sie wie ein Besucher die Tiere in einem Zoo. Die Frau selbst trug ein einfaches, kurzärmliges Hemd, eine Jeans und ein Paar Stiefel, saß seelenruhig im Schneidersitz da und wirkte als würde sie meditieren. „Jetzt wird es unschön.“, murmelte Garrus und alle achteten darauf was als nächstes passieren mag. Ibro hatte den ganzen Auflauf längst bemerkt und reagierte entgegen aller Erwartungen sichtlich überrascht. „Oh. Tut mir Leid. Ich dachte man könnte sich hier umsehen.“, sagte er ganz unschuldig wirkend.. „Mangelnde Professionalität.“, merkte Mordin an. „Mein Fehler. Was ist das da eigentlich für ein … Ding? Na gut … es sieht aus wie eines dieser Albinos, nur der Käfig wirkt schon arg übertrieben.“ „Sicherheitsmaßnahmen notwendig. Ein ganz besonderes Exemplar. Eine Variante der Spezies 185, umgangssprachlich Morjaner. Erhielten sie von den Turianern. Sehr bewegte Geschichte.“, begann Mordin. „Wir sollten weiter …“, begann Shepard, nur Ibro hatte da etwas ganz anderes im Sinn. „Geht das genauer?“, fragte Ibro und bot Mordin damit zum Missfallen der anderen eine Bühne. „Gefangene von der morjanischen Argos-Kolonie. Wurde gegen Ende deren Erstkontaktkrieges gemacht und als Sklavin nach Palaven verkauft. Wurde dort an ein Bordell weiter gegeben.“ „Aha.“, sagte Ibro knapp. „Oh, Mordin, halt doch bitte Deine Klappe.“, murmelte Shepard leise, was dieser natürlich nicht hörte. Er wusste genau was die Morjaner von Sklaverei hielten, nämlich gar nichts, und das machte die Lage keineswegs besser. „Wie ging es weiter? Wie ist sie dann hierher gekommen?“, harkte Ibro nach. „Bereits der Tag ihrer Ankunft endete blutig. Bordell lag nahe eines regionalen Gouverneurssitz und wurde von vielen Politikern und Militärs gern besucht. Hatten ein sehr breit gefächertes Angebot, vieles davon sehr fragwürdig. War an besagtem Tag besonders gut besucht. Morjanerin richtete vor Ort ein Massaker an. Viele hochrangige Persönlichkeiten unter den Toten. Motorisierte Armeeeinheiten wurden entsandt und erlitten ebenfalls schwere Verluste. Mehrere hundert Tote am Ende des Tages.“ „Moment! Sie wollen uns erzählen das diese eine Frau sich im Alleingang mit der turianischen Armee angelegt hat?!“, stieß Garrus laut auf der das kaum wahrhaben wollte. Er hatte zwar von diesem Vorfall gehört, nur offizielle Stellen hatten diverse terroristische Gruppierungen und Separatisten verantwortlich war. Das klang zumindest weitaus glaubwürdiger als das was man ihm jetzt präsentieren wollte. „Ja.“, sagte Mordin knapp, woraufhin die anderen nicht wussten was sie sagen sollten. „Angenommen diese Morjanerin kann tatsächlich solche Schäden anrichten. Wie schaffte man es dann sie einzufangen?“, fragte Liara. „Stundenlange Gefechte unter Einsatz von Mechs, Panzern, Artillerie und Luftangriffen. Am Ende schafften es Kabale mit Biotiken. Damit hatte man sie überraschen können. Turianer konnten sie gar nicht schnell genug an uns abgeben. Konnten sie dann mit anderen Morjanern hier intensiv untersuchen. Deren Gefangennahme war ebenfalls sehr kompliziert. Viele waren erfahrene Soldaten. Bekamen nur eine Handvoll lebend.“, fuhr Mordin fort. Da wurde Ibro sofort hellhörig. „Ach, Sie haben noch mehr von diesen Albinos?“, fragte er nach. „Nicht mehr. Die übrigen Testobjekte überlebten die vergangenen … Ereignisse nicht. Sie ist die letzte Überlebende.“ „Mordin, halt dich bitte endlich deine Klappe.“, murmelte Shepard leise von sich. „Wie das? Etwa bei den Versuchen?“, spekulierte Ibro. „Nein, nein. Gab viele Versuche, aber nichts gravierendes. Vorwiegender Fokus lag auf Erforschung biologischer Besonderheiten. Letzte Versuche sollten Fortpflanzungsfähigkeit zwischen Menschen und Morjaner ergründen. Kam vorher zu einem Aufstand. Morjaner konnten sich aus ihren Zellen befreien. Konnten ihn nur mit Gunships und Einsatzteams eindämmen. Gab trotzdem viele Tote. Die Morjanerin überlebte als einzige. Sie hielt uns besonders auf Trapp. Turianer hatten uns vor ihr gewarnt. Hatten es nicht ernst genommen. Konnten sie zum Glück wieder mit Biotiken einfangen. Haben sie seither unter strengster Bewachung.“ „Wie kann eine einzige Frau bitte solche Schäden anrichten. Was ist bitte an dieser Morjanerin so besonders?“, fragte Pashek nach. „Das kann ich Ihnen sagen.“, sprach ein anderer Salarianer, der alles mit angehört hatte und stieß hinzu. „Wenn ich vorstellen darf. Doktor Sewok Tarix. Fachmann und führend mit zwölf Doktortiteln auf den Gebieten theoretische und angewandte Kybernetik, neurale Maschinenschnittstellen, Neurobionik.“, stellte Mordin seinen Kollegen vor. „Zwölf Doktortitel? Wie findet ein Salarianer dafür bitte die Zeit?“, flüsterte Garrus in die Runde. „Commander Shepard, es ist mir eine Ehre Sie persönlich kennen zu lernen.“, sagte Sewok und gab Shepard die Hand, die dieser nur zögerlich schüttelte. „Angenehm.“, erwiderte er mit kleinlaut wirkender Stimme. „So, kommen wir zu unserer Morjanerin hier. Sie ist ein ganz außergewöhnliches Exemplar. Mit nichts vergleichbar was man bis jetzt gesehen hat. Vor Jahren schrieb ich einen revolutionären Artikel über die weitreichende Möglichkeiten von künstlichen Gliedmaßen und Organen mit regenerativen Fähigkeiten, der seiner Zeit weit voraus war. Viele meiner Thesen wurden später durch die Reaper belegt, vor allem wenn man sieht was sie mit ihren Opfern machen, doch es ist nichts im Vergleich zu dem hier. Neben einer Vielzahl kybernetischer Erweiterungen und Ergänzungen ist ihr Körper ein einziges, gewaltiges Reservoir für Abermilliarden von Nanomaschinen. Ich weiß nicht inwieweit sie die unter Kontrolle hat, aber wir reden hier von einer Form von … Verschmelzung, die so weit geht das wir nicht erkennen können wo bei ihr das lebende Gewebe aufhört und die Maschine anfängt. Dadurch werden ihre natürlichen Fähigkeiten um ein vielfaches verstärkt und ich bin sicher, dass wir bisher nur einen Bruchteil ihrer Fähigkeiten gesehen haben. Kurz und knapp: Diese Technologie ist selbst den Reaper weit voraus. Wenn man das einmal gesehen hat fragt man sich was die Morjaner noch alles in ihren Arsenalen verstecken könnten, worüber wir noch nicht mal angefangen haben nachzudenken.“ Die anderen wirkten da sichtlich sprachlos und wollten kaum glauben was sie da hörten, geschweige das eine so unscheinbar wirkende Frau tatsächlich so gefährlich sein sollte. „Stimmt das?“, wandte sich Shepard an Mordin, wobei Sewok beleidigt drein blickte. „Haben mehrere Aufnahmen. Interessiert?“ „Ein anderes Mal. Wir sollten uns jetzt um die Kroganerin kümmern. Nur deshalb sind wir hier. Wir haben schon genug Zeit vergeudet.“, sagte Shepard und sah dabei mit ernsten Blick zu Ibro. Inzwischen wurde es das Gefühl nicht mehr los das Ibro sehr wohl darüber Bescheid wusste was sich hier befand und erwartete immer noch eine entsprechende Reaktion von seiner Seite. „Ich kenne diese Frau.“, sagte Ibro davon unbeeindruckt. „Tatsächlich? Woher?“, fragte Sewok neugierig. „Ich bin ihr schon mal begegnet. Ich weiß nicht wie sie heißt, aber ich weiß das Sie ein Mitglied der Ehrengarde ist … das ist eine Sondereinheit die für den Schutz unseres Staatsoberhauptes zuständig ist. Diese Frau ist das Produkt eines Supersoldatenprogramms.“, sprach Ibro, wobei man schnell merkte das ihn die Geheimhaltung seiner eigenen Präsenz nicht länger interessierte. „Ihr habt ein Supersoldatenprogramm?“, stieß Garrus aus. „Euer … Supersoldatenprogramm?“, wiederholte Mordin, wobei es besonders die Wahl des Pronomen war, die ihn stutzig werden ließ. Es dauerte nicht lange bis er die Zusammenhänge verstand. Shepard machte einen Schritt zur Seite und stieß Pashek kurz an, der ihn daraufhin ansah. „Ich gratuliere: Euer Biowaffenprojekt hat sein eigenes Supersoldatenprogramm. Ich weiß wie die Morjaner sind und ich habe keine Lust zu erfahren, wie die drauf ist.“, dachte sich Shepard und obwohl er es nicht aussprach konnte Pashek es geradezu von seinen Augen ablesen. „Sie reagiert!“, rief plötzlich einer der Salarianer und alle blickten angespannt zur Morjanerin, die aussah, als würde sie tief ein- und wieder ausatmen. Dann öffnete sie ihre Augen. Shepard lief sofort ein kalter Schauer über den Rücken. Die Morjanerin hatte kurz geschnittenes, schulterlanges Haar und tiefrote Augen, noch stärker als es bei Morjaner normalerweise der Fall war, und einen absolut eiskalten Blick. Ansonsten war sie wunderschön. Man könnte meinen sie sei ein Modell. Langsam stand sie auf und begann sich zu strecken. „Monatelang hat sie in der Kammer verbracht und sich nicht mal gerührt. Was haben wir nicht alles versucht sie zu erledigen: Biologische und chemische Kampf, sogar vollständiger Entzug des Sauerstoffs schlug fehl. Nicht mal Wasser, oder Nahrung bekam sie und trotzdem ist sie noch so fit wie am Tag ihrer Ankunft.“, sprach Sewok, „Haltet doch bitte endlich eure Klappe.“, murmelte Shepard, der das selbst nicht mehr anhören konnte. Egal wie das ausgehen würde, er würde auf alle Fälle in Teufels Küche landen. Ein kurzer, heftiger Schlag schreckte alle auf. Die Morjanerin hatte mit der Faust gegen die Scheibe geschlagen und lehnte sich nun dagegen. „Kann sie da raus?“, fragte Pashek. „Unmöglich! Das Glas besitzt eine hoch verdichtete Kernstruktur auf kristalliner Basis, dazu wird die Kammer von den fortschrittlichsten Schilden und Barrieren geschützt, die es gibt. Sie können mit einem Panzer drauf schießen und der Container würde standhalten.“, erklärte Sewok vollmundig. Es war wie als hätte die Morjanerin das gehört, denn sie wandte sich ab und ging zurück in die Mitte ihrer Kammer. „Shepard.“, sagte Mordin, wobei seine Stimme ausgesprochen kritisch und vorwurfsvoll klang. Mordin hatte sich bereits alles zusammengereimt und wirkte verständlicherweise nicht sehr erfreut. Ehe man sich versah ertönte ein lautstarkes Klirren. Die Morjanerin war los gerannt und mit Anlauf gegen die Scheibe gesprungen. Das so sehr angepriesene, nahezu unzerstörbare Glas war einfach zerbrochen. Die Barrieren und Schilde hatten sie erst gar nicht aufhalten können – sie reagierten erst gar nicht. Shepard sah aus dem Blickwinkel wie die Morjanerin auf ihn zugeflogen kam und konnte sich gerade noch ducken, genau wie andere die sich im letzten Moment zur Seiten bewegen konnten. Weniger Glück hatte dagegen Ibro, denn die Morjanerin flog genau auf ihn zu. Bevor er etwas machen konnte traf sie ihn mit den Knien auf der Brust und besaß dabei genug Schwung, um ihn mit sich fast zwei Meter nach hinten zu werfen, wo er mit dem Rücken auf den Boden knallte, während die Morjanerin auf ihm saß. Bevor irgendeiner irgendwas unternehmen konnte packte die Morjanerin Ibro am Hals und schlug zu. Sie zielte dabei genau auf seine Stirn. Der Schlag war, im Nachhinein betrachtet, gewaltig. Er reichte aus um den kinetischen Schild auszulösen, der wie eine Seifenblase zu zerplatzen schien. Sogar der Helm hielt dem nicht stand und zerbrach wie eine Eierschale. Dabei war die Stärke des Faustschlages genau abgestimmt. Er war stark genug die schützenden Hüllen zu durchdringen und stoppte nur ein paar Zentimeter vor Ibros freigelegtem Gesicht, das nun für alle klar erkennbar war. Die Morjanerin saß genau auf Ibro drauf und starrte ihn mit einem Grinsen an. Sie schien glücklich zu wirken, während Ibro sichtlich verängstigt drein blickte. Verängstigt waren auch viele andere. Allem voran die Salarianer, die nun panisch umher liefen. Der erste der darauf wirklich reagierte war einer der Salarianer neben einer anderen, nahen Kammer, der begann sein Gewehr zu heben. Die Morjanerin hatte ihn sofort im Blick, ja sogar schon in dem Moment als er mit den Muskeln zuckte. Sie schwang sich von Ibro herunter, schnappte sich von dem daneben stehenden Garrus die Carnifex-Pistole, die sie ihm einfach vom Holster riss und ihn dabei selbst zu Boden warf, und rannte auf den Salarianer zu. Shepard konnte selbst kaum glauben mit was für einer Geschwindigkeit die Morjanerin vorging. Für den ganzen Vorgang und die gut zehn Meter zum Salarianer brauchte sie gerade mal zwei Sekunden. Sofort packte sie den Salarianer am Hals und zielte mit der Carnifex auf den Kopf eines zweiten daneben, der ebenfalls seine Waffe ziehen wollte. Es war Ibro, der genau in diesem Moment laut „STOP!“, schrie. Von Schreien konnte dabei genau genommen keine Rede sein. Es war mehr ein klägliches Krächzen, dennoch reagierte die Morjanerin darauf. Shepard konnte sie dabei beobachten und erkannte das sie noch selben Augenblick von Ibros Ruf reagiert hatte – von Reaktionszeit nicht den Hauch einer Spur. Allmählich bekam er einen ersten Eindruck davon zu was diese Morjaner fähig war. Nichtsdestotrotz änderte das nichts an der Brisanz der aktuellen Situation. Die Morjanerin hatte weiterhin die beiden Salarianer vor sich und könnte ihr Leben jederzeit beenden. Die drei wirkten wie in einer Schockstarre – keiner von ihnen wagte es auch nur mit der Wimper zu zucken. Währenddessen bemühte sich Ibro aufzustehen und zog den halb zerstörten Helm von seinem Kopf wodurch seine Identität nun allen offenbart wurde. „Shepard!“, stieß Mordin ernst aus, wobei sein Missfallen deutlich heraus zu hören war. „ich kann das erklären …“, versuchte dieser sich zu verteidigen. „HALTET DEN MUND!“, brüllte Ibro die beiden an. Was weiterhin recht kläglich klang, und stand auf. „NIEMAND SCHIESST! SIE HALTEN IHRE LEUTE ZURÜCK!“, brüllte Ibro und ging auf die Morjanerin zu. „Lass es los!“ Die Morjanerin sah Ibro an und ihrem Gesichtsausdruck konnte man ansehen, dass ihr der Befehl missfiel. Dennoch befolgte sie die Anweisung und ließ von den Salarianern ab. Nur der wollten nicht so ganz mitspielen wie erwartet und einer von ihnen versuchte sein Gewehr hochzuziehen. Die Morjanerin reagierte sofort und mit einer einzigen Handbewegung packte sie das Gewehr am Lauf und entriss es dem Salarianer. Dann drückte sie zu. Mit lautem Knacken zersplitterte das Gewehr. Sie hatte es mit bloßer Hand einfach zerquetscht. Im selben Moment versuchte ein weiterer Salarianer gegen die Morjanerin vorzugehen, der hinter ihr stand, und begann seine Waffe zu heben. Die wiederum reagierte sofort, schnappte den Salarianer vor sich am Kragen und warf ihn an sich vorbei zu Boden. Mit einer schnellen Drehung wandte sie sich ihm zu, zielte mit der Carnifex auf seinen Kopf und starrte dabei den anderen Salarianer an. Es war sofort klar, dass sie den einen vor den Augen aller anderen hinrichten würde, sollte der andere etwas Dummes versuchen. „SIE SOLLEN IHRE LEUTE ZURÜCKHALTEN, ODER NIEMAND WIRD DIESEN TAG ÜBERLEBEN!“, drohte Ibro und man sah wie Mordin und andere Teamführer panisch an ihren Funkgeräten hingen und versuchten ihre Leute zur Räson zu bringen. Langsam, aber sicher senkten die Salarianer ihre Waffen und das waren einige. Unzählige STG-Agenten, ganzen Trupps hatten die Szene umzingelt und zielten mit allerhand schweren Waffen wie Granat- und Raketenwerfer, sowie Sturm- und Scharfschützengewehren und einer größeren Anzahl Universalwerkzeuge auf die Morjanerin. Man war angespannt, das konnte man ihnen ansehen, doch sie waren professionell genug die Befehle zu befolgen – zumindest dieses Mal. Die Morjanerin ging den Weg zurück, wobei Ibro ihr folgte und die beiden immer wieder zur Seite blickten. Die Salarianer hielten sich tatsächlich zurück. Shepard hingegen musste plötzlich feststellen das die beiden genau auf ihn und seine Kameraden zusteuerte. Man versuchte die Fassung zu bewahren, doch innerlich hatte man Angst. Es war wie als würde eine dunkle Aura von ihr ausgehen. Diese Frau war etwas völlig anderes. Mit nichts vergleichbar, dem man bisher begegnet war. Das zeigte sich schon darin was die Salarianer hier aufboten. Die Morjanerin trat an Shepards Gruppe heran und blieb vor Garrus stehen, der kaum wusste was er machen sollte. Im nächsten Moment drehte sie die Carnifex herum und hielt Garrus mit dem Griff voraus so hin, wie als wollte sie sie ihm übergeben. Es wirkte wie eine freundschaftliche Geste. Garrus schien für einen Moment zu zögern, den er wusste nicht so genau was er davon halten sollte, dann entschied er die Geste zu erwidern und griff langsam nach der Pistole. Bevor es dazu kam ließ die Morjanerin die Pistole einfach zu Boden fallen und grinste Garrus dabei über beide Backen an. „Was für ein Miststück.“, flüsterte Liara leise Shepard zu. „Das gebe ich gern zurück.“, sagte die Morjanerin zur Überraschung aller, was Liara peinlich berührte. „Sie sprechen unsere Sprache?“, reagierte Shepard darauf. Die Morjanerin sah ihn nur kurz an und wandte sich stattdessen Ibro zu, er sich ihr vorstellte. „Ibro Bresios. Staatsschutz. Ich bin hier um dich abzuholen …“ „Ihr habt ja lange gebraucht, bis ihr mich hier endlich herausholt. Früher ging es wohl nicht? Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt selbst hier auszubrechen.“ „Zeig etwas mehr Respekt …“ „Zwing mich doch dazu. Na los. Probier es. Gibt bestimmt eine hübsche Party.“, erwiderte die Morjanerin harsch, wo selbst Ibro schlucken musste. „Wir waren zwischenzeitlich leider … anderweitig beschäftigt.“, gab Ibro ganz kleinlaut zurück. „Ich weiß, Aliens, Aliens und noch mehr Aliens und noch dazu diese Reaper. Hat es eigentlich einen besonderen Grund das Du mit einer ganzen Gruppe von denen umher ziehst?“ „Es ist ...ein vorübergehendes Bündnis … wegen den Reapern …“ „NA SUPER! Nicht mal das bekommen wir alleine hin. Da kommt ja richtig Freude auf. Da will man sich am liebsten gleich wieder einsperren lassen. Wehe einer von euch versucht das jetzt! Wie geht es jetzt weiter?“ „Wir folgen vorläufig Commander Shepard hier. Er hat das Kommando und noch eine Mission abzuschließen.“, erklärte Ibro. Das Gesicht der Morjanerin wechselte sich schlagartig und mit blankem Entsetzen Sah sie Shepard an. „WILLST DU MICH VERARSCHEN, DU SKOB?!“, schrie sie Ibro lautstark an, der dabei selbst zusammen zuckte, wie so manch anderer auch. „Leider nein.“ „Skap, nein! Ich sehe es Dir an! Du meinst das ernst! SKAP! Hätte ich das vorher gewusst hätte ich mich nie freiwillig für diesen Skap gemeldet. Minari kann sich noch auf was gefasst macht. Der erzähl ich was!“ „Ähm … was das betrifft …“, murmelte Ibro. „WAS!?“ „Minari Mel’Taun … lebt leider nicht mehr. Sie fiel im Kampf gegen die Reaper. Sie haben uns im Allgemeinen hart getroffen, dennoch konnten wir sie zurückschlagen. Im Moment besitzen wir die Initiative.“ „Verdammter Skap nein. Ich habe Gerüchte gehört, aber versuch hier mal anständige Nachrichten zu bekommen. Wer hat Minari ersetzt? Wer ist das neue Staatsoberhaupt?“ „Ihr Bruder, Sirius Mel’Taun. Er lenkt nun unsere Geschicke.“ In dem Moment wirkte die Morjanerin wie ausgewechselt. Sie wurde schlagartig ruhig und man sah ihr sichtlich wie sie nachdachte. Dann folgte die nächste Überraschung. „Sirius … so so … ihr … Bruder … das erklärt alles … gut. Sie haben das Kommando? Dann vorwärts.“, wandte sich die Morjanerin an Shepard. „Bitte was?!“, stieß Shepard ungläubig aus. Er konnte kaum verstehen was hier soeben geschehen war. Eben noch tobte sich die Morjanerin hier aus und schien sich den Frust von der Seele zu reden und im nächsten Moment wirkte alles wie vergessen, wie als wäre es nie passiert. „Einen Moment mal! Wer sind Sie überhaupt?! Was … sind Sie überhaupt?! Und was wollen Sie?! Ich versteh grad nicht was hier los ist!“, sprach Shepard lauthals, der sich dieses Mal nicht so einfach überrumpeln lassen wollte, wie es in der Vergangenheit der Fall war und besonders seitdem er mit den Morjanern zu tun hatte. „In der Reihenfolge? In Ordnung: Mein Name ist Seldrana. Wie Sie bereits wissen bin ich eine Ehrengardistin und meine Fähigkeiten … nun ja … das ich eigentlich nur das Ergebnis eines Waffenprojektes bin haben ja schon die Salarianer und ganz besonders Ibro verraten. Zu meinen Zielen? Wie starb Minari?“, wandte sich Seldrana kurz zu Ibro. „An Bord der Pulsar …“ „Und mit ihr ging garantiert auch der Rest der Ehrengarde drauf, was heißt das ich deren letztes Mitglied bin. Um meine Pflicht zu erfüllen muss ich zurück und meinen Platz an Sirius Seite einnehmen. Ich bin nun für seinen Schutz verantwortlich. Und das heißt: je schneller Sie Ihre Mission abschließen, desto eher komme ich nach Hause. Also wollen wir, oder wollen Sie noch länger hier stehen und herum diskutieren?“ Shepard wusste nicht was er davon halten sollte und überlegte ob er Seldrana nicht einfach ignorieren sollte. Allem voran ihre ungewohnt aufgedrehte und extrovertierte Art wirkte irritierend. Nur davon wollte sich Shepard dieses Mal nicht verunsichern lassen. „Sie wollen uns begleiten? Gut, aber seien Sie sich zu jedem Zeitpunkt stets über eine Sache im Klaren. ICH habe hier das Kommando! ICH sage wie das hier läuft! Sie folgen ausschließlich MEINEN Anweisungen! Haben Sie das verstanden?! Ansonsten können Sie bleiben wo der Pfeffer wächst!“ Im nächsten Moment kniete Seldrana vor Shepard nieder und drückte ihre rechte Faust auf die Brust. „Ich gelobe Ihnen Gefolgschaft, Shepard. Ihre Feinde sind meine Feinde. Nennen Sie mir ein Ziel und ich lösche es.“, dann stand Seldrana wieder auf. „Ein Treueschwur. Extreme Kurzfassung. Nur solange gültig wie wir uns auf diesem Planeten befinden. Hat eigentliche keine Bedeutung, klingt aber gut.“ „Oh … Kay.“, sagte Shepard holprig, der das alles immer noch für einen schlechten Scherz hielt. „Shepard!“, rief plötzlich Mordin ungehalten und trat an ihn heran. „Oh bitte nicht.“, murmelte Shepard, der völlig vergessen hatte, dass die nächste Standpauke nur auf ihn wartete. „Shepard, wie … wie konnten Sie das nur tun? Ist Ihnen klar was Sie damit auslösen? Sind Ihnen die Konsequenzen Ihres Handelns auch nur ansatzweise bewusst? Ich verstehen nicht wie … wie konnten Sie uns so etwas antun?“, fragte Mordin wütend. „Ich … kann das … erklären …“, stotterte Shepard. „Wie…“ „Warum hat Shepard mich mitgenommen? Das ist eine berechtigte Frage.“, begann plötzlich Ibro. „Die Antwort darauf ist relativ simpel: Ich habe ihm gedroht.“ „Sie … äh was?“, erwiderte Mordin überrascht. „Ich habe ihm gedroht. Oder erpresst. Suchen Sie es sich aus.“, wiederholte Ibro. „Es ist nicht so, dass diese Anlage und die Vorgänge darin ein großes Geheimnis für uns war, im Gegenteil, wir waren von Anfang an darüber informiert. Wir haben einfach damit gedroht unsere Flotten aus mehreren Raumsektoren abzuziehen und sie damit völlig schutzlos den Reapern zu überlassen. Millionen, ja sogar Milliarden wären gestorben, hätte Shepard mich nicht mitgenommen.“ Shepard sah Ibro verwundert an. Ibro rettete ihm förmlich den Arsch. Er saß auf dem Präsentierteller und Ibro zog ihn davon herunter. Sein Ansehen und seine Integrität blieben erhalten. Dabei log Ibro ungeniert und tischte den Salarianern jene Drohungen auf, die der Verbund zuvor gegenüber den Asari machte, um sie zur Teilnahme am Gipfeltreffen zu bewegen. Dabei war Shepard bereits aufgefallen wir ruhig Ibro geblieben war. Hatte er selbst doch befürchtet die Enthüllungen über die Experimente an den Morjanern könnten das junge Bündnis gefährden. „Und warum griff Ihr Volk dann nicht eher ein?“, harkte Mordin verständlicherweise nach. „Ganz einfach. Weil wir nicht wollten. Und weil wir nicht konnten. Im Herzen unsere Feinde waren unsere Leute sehr viel hilfreicher. Erst durch die Änderung der strategischen Situation, bedingt durch die Reaper, wurde ein Handeln von unserer Seite nötig. Glücklicherweise lautete mein nächstes Reiseziel sowieso Sur’Kesh, weshalb ich mich damit befassen konnte. Wollen wir?“, sagte Ibro und ging, zusammen mit Seldrana, voraus in Richtung der Kroganerin. Shepard sah ihnen nach und konnte nur mit dem Kopf schütteln. „Shepard … verzeihen Sie mir.“, entschuldigte sich Mordin, dessen Stimme nun viel gedämpfter klang, zumal er die Lüge voll und ganz geschluckt hatte. Shepard sagte nichts, sondern nickte nur. Während die anderen nun den Morjaner folgte blieb Shepard noch einen Moment stehen und sah wie Sewok bei der Hochsicherheitskammer stehen blieb und sich das zerbrochene, zentimeterdicken Sicherheitsglas genauer ansah. Er musste nur drauf treten und das Glas zerbröselte wie ein trockenes Stück Erde. Irgendetwas hatte seine stabile Struktur aufgelöst und völlig instabil werden lassen. Und die Antwort auf die Frage, wer dafür verantwortlich war, lag bereits ganz klar auf der Hand. Shepard und Sewok blickten sofort Seldrana hinterher. Beide hatten schon eine Theorie und eine sehr konkrete noch dazu. Sie ahnten bereits, dass das was die Morjanerin bisher gezeigt hat noch lange nicht alles war, gerade was die in ihre steckenden Nanomaschinen anging. Sie liefen hinterher, in Richtung der Kroganerin, wo noch immer Kaidan auf sie wartete. Der hatte die Unruhen mitbekommen, nur kannte ihren Grund nicht, und zeigte sich nun selbst sichtlich überrascht, als Ibro ohne Helm und in Begleitung einer ihm völlig unbekannten Morjanerin erschien, gefolgt von allen anderen. „Wer ist das?“, fragte Kaidan, als Seldrana ihn passierte. „Deine Mutter!“, blaffte Seldrana zurück und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Wand neben dem Container. „Noch mal: Wer ist das?“, wandte sich Kaidan erneut an Shepard. „Das ist … kompliziert zu erklären …“ „Seldrana, Supersoldatin, Ehrengardistin, Versuchsobjekt der Salarianer und jetzt per Anhalter durch die Galaxie nach Hause. So kompliziert ist das nun auch wieder nicht.“, mischte sich Seldrana ein. „Da hören Sie es.“, sagte Shepard. „Wie kommt es eigentlich das immer Sie die ganzen Verrückten finden?“, fragte Kaidan zynisch. „Keine Ahnung. Irgendwie ziehe ich die an. Lassen wir das. Macht die Kroganerin bereit. Wir starten so schnell wie möglich … Ehe man sich damit weiter befassen konnte ertönte plötzlich der Alarm und alle sahen zuerst verwundert auf und blickten dann zu Seldrana. „Schaut mich nicht so an! Ich habe damit nichts zu tun! Dieses Mal.“, verteidigte sich Seldrana. „Statusbericht! Was ist da los?!“, fragte einer der Salarianer über Funk. „Nicht identifizierte Schiffe dringen in unserem Luftraum ein …“, lautete die Antwort, bis die Verbindung plötzlich abbrach. „Kommunikation nach draußen nicht mehr möglich! Wir sind abgeschnitten!“, rief ein anderer Salarianer. „Abriegelungsprotokolle aktiviert! Alle Daten sofort extern speichern! Kritische Bereiche abschirmen! Aufbewahrungskapseln sichern!“, rief ein weiterer Salarianer und machte sich mit mehreren anderen an den Computerterminals zu schaffen. Shepard versuchte über sein Universalwerkzeug ebenfalls eine Verbindung nach draußen zu Wrex und Amara aufzubauen, was misslang, da die Signale gestört wurden. Er überlegte wie man nun weiter vorgehen sollte. Hier unten zu bleiben mag auf den ersten Blick die sichere Alternative sein, nur das konnte sich genauso schnell als Todesfalle entpuppen, zumal noch nicht mal klar war sie da eigentlich angriff und wie stark er war. Hier unten zu bleiben war dadurch keine Option, die man mit gutem Gewissen in Betracht ziehen konnte. Stattdessen mussten sie hier schnellstmöglich raus, denn ihre Mission hatte absoluten Vorrang. „Lassen Sie die Kroganerin frei! Wir gehen!“, befahl Shepard. „Unmöglich! Die Basis wird abgeriegelt. Keines der Exemplare darf währenddessen … WAAAH!!!“, widersprach einer der Wissenschaftler, bis Mordin ihm mit seinem Universalwerkzeug einen Stromschlag verpasste. „Einspruch vermerkt. Jetzt bitte Freilassung der Kroganerin.“, befahl Mordin und man konnte den Wissenschaftler leise grummeln hören, während Seldrana kurz herzlich lachte. „Der Transport kann beginnen, allerdings muss der Tank erst den Quarantäneprozess durchlaufen, bevor die Kroganerin ihn verlassen kann.“, erwiderte der Wissenschaftler nachdem er kurz mit den Händen über die Tastatur geflogen war. „Heißt das wir müssen sie mitsamt des Tanks ausfliegen?!“, fragte Shepard. „Nein, wir können den Tank zum Landefeld schaffen und den Vorgang während des Transports weiter führen. Bis wir dort angekommen sind sollte er abgeschlossen sein.“ „Gut. Fangen Sie mit dem Verladen an. Da der Tank kaum mehr ist als eine übergroße Zielscheiben ist werden wir voraus gehen und den Weg säubern. Sie kommen dann nach.“, sagte Shepard und blickte zu der Kroganerin in ihrer Zelle. „Sie werden Tuchanka schon bald wieder sehen. Das verspreche ich.“ „Ich hoffe Sie haben eine Armee dabei.“, sagte die Kroganerin. „Ich habe sogar was Besseres – zwei Morjaner.“ „Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder?“, fragte Liara entsetzt. „Oh doch.“, grinste Shepard Ibro und Seldrana an. „Nur eine Sache: Wenn Sie mich miteinbeziehen und wir auf Feinde treffen, denn werde ich sie nach allen Regeln der Kunst abschlachten … und auf Arten, die Sie sich nicht mal vorstellen können.“, warnte Seldrana. „Ich erwarte nichts Geringeres von Ihnen.“ Freudig erregt applaudierte Seldrana. „Ha! Der Mensch gefällt mir auf Anhieb! Zusammen werden wir beide viel Spaß haben.“, freute sie sich. Shepard sah nun zu wie der Abtransport der Kroganerin vorbereitet wurde. Mithilfe eines kleinen Lastenhebers buxierten man den Tank in einen nahen Lastenaufzug und verlud sie. Mordin stieg in eine kleine Kanzel, die an dem Tank befestigt war und überwachte von da aus den Quarantäneprozess. Welche Vorgänge dabei genau ab liefen wusste er nicht und um ehrlich zu sein interessierte es ihn auch nicht. Viel verstehen würde er davon mit Sicherheit eh nicht. Als Eskorte wies er dem Tank vorläufig Garrus und Pashek zu, zusätzlich zu dem gut einem halben Dutzend STG-Agenten. Als endlich alles vorbereitet war stand Shepard zusammen mit Liara, Kaidan, Ibro und Seldrana am Personenaufzug, zusammen mit weiteren gut bewaffneten und motivierten Salarianern, und warteten das sich die Aufzugstüren endlich öffneten. „Was immer uns da oben erwarten mag, wir können es besiegen. Vertraut auf euer Training, eure Fähigkeiten, haltet den Kopf unten und deckt euch gegenseitig.“, versuchte Shepard Mut zu machen. Das er Angst hatte ließ sich kaum verbergen. Allen anderen erging es keineswegs anderes. Vor allem den so wissbegierigen Salarianern sah man es an, die ebenfalls keinerlei Ahnung hatten, wer, oder was sie da oben erwarten mag. Während sie weiterhin auf den Aufzug warteten fiel Shepard auf das Seldrana als einzige unbewaffnet war, weshalb er seine Predator-Pistole nahm und sie ihr reichte. Seldrana hingegen sah die Pistole nur an und reagierte ansonsten nicht. „Sagen Sie mir bitte nicht Sie wollen ohne Waffe da raus gehen?“, fragte Shepard. „Natürlich nicht. Aber ich will eine richtige Waffe und kein kleines Spielzeug.“ „Kleines Spielzeug.“, murmelte Kaidan. „Und wo wollen Sie sich dann eine … richtige Waffe besorgen?“, fuhr Shepard fort. „Auf der Basis gibt es genug versteckte Waffenlager und sobald wir eines passieren bediene ich mich einfach.“, sagte Seldrana lapidar und wandte sich mit Ibro ab. Shepard sah ihr kurz hinterher und beließ es dabei. Auffällig war das die beiden Morjaner keinerlei Anzeichen von Angst zeigten, was im Grunde genommen wenig verwunderlich war. Weitaus besorgniserregender wäre es, wenn sogar die Morjaner Angst hätten. Er wusste nicht welch eigenartige Gedanken in ihren Köpfen vorgehen mögen, ganz besonders in Seldranas, und wollte es auch nicht wissen, als der Aufzug mit einem Piepen seine Ankunft verkündete und die Türen öffnete. Alle wollten einsteigen, bis man einen eigenartigen, surrenden Kasten mitten im Aufzug bemerkte. Man erkannte sofort was es war. Eine Bombe. „IN DECKUNG!“, schrie Shepard und versuchte, genauso wie alle anderen, wegzurennen. Im nächsten Augenblick explodierte sie. Die Druckwelle erfasste alle und schleuderte sie meterweit zurück, wo sie unsanft auf dem Boden aufschlugen. Shepard brauchte mehrere Sekunden bis er sich wieder aufgerappelt hatte. Er und sein Team stand der Bombe am nächsten und bekamen den Großteil der Ladung ab. Glücklicherweise blieben sie bis auf ein paar Schrammen und den kurzen Schock fast unverletzt. Die von Pashek deutlich verbesserten kinetischen Schilde fingen den Großteil der Energie ab und waren schon wieder dabei sich zu regenerieren. Die Salarianer hatten die Explosion ebenfalls einigermaßen gut überstanden – von einer Vielzahl mehr an Leichtverletzten mal abgesehen. Ibro und Seldrana hingegen sah so aus, als hätten sie gar nichts abbekommen. Für einen Moment kam es Shepard so vor, als ob die beiden gewusst hätten was auf sie da zu kam, weshalb sie sich auch vor der Ankunft des Aufzugs abwandten. Einen Beweis hatte er dafür natürlich nicht und es könnte genauso gut ein Zufall sein. Shepards Aufmerksamkeit galt als nächstes dem Aufzug, der durch die Explosion völlig zerstört wurde. Da sie die Explosion, trotz der Nähe, weitestgehend überlebt hatten war dabei weniger dem Glück, sondern der Konstruktion der Bombe selbst zuzuschreiben, bei der sich der Großteil der Energie nach oben und unten entlud. Sie war ganz eindeutig auf die Zerstörung solch verstärkter Konstrukte ausgelegt. Wer immer sie da angriff, er schien den Inhalt der Basis und seine zu kennen und schien es darauf anzulegen ihn intakt zu nehmen. „Gibt es … noch einen anderen Ausgang?“, fragte Shepard. „Ja, hier drüben, Commander Shepard. Neben dem Lastenaufzug gibt es noch einen Notausgang … eine einfache Treppe … allerdings führt sie auf eine Ebene, die deutlich unterhalb des Landefeldes liegt.“, erklärte ein Salarianer, während andere bereits dabei waren diesen Zugang zu öffnen und zu sichern. „Also müssen wir einen Umweg in Kauf nehmen.“, brummte Shepard. „Daran führt kein Weg vorbei.“, bestätigte der Salarianer. Shepard sah sich kurz um und dachte nach. Bis auf den zu gehenden Weg änderte sich an dem Plan nichts. „Gibt es eine Möglichkeit ohne Funk mit diesem Bunker in Kontakt zu treten?“, fragte er. „Sprechanlagen. Direktverbindung. Abgeschirmt und nicht störbar. Sogar mit autonomer Stromversorgung.“, kam es von Mordin. „In Ordnung. Garrus, Pashek, wir sichern so schnell es geht die obere Ebene. Sobald das geschehen ist melden wir uns und ihr folgt nach. Haltet solange die Stellung.“ „Und was ist, wenn wir vorher angegriffen werden?“, fragte Garrus. „Sollte das passieren, dann kommt sofort hoch. Wie gesagt, wir versuchen die obere Ebene so schnell wie möglich zu sichern.“ „Verstanden.“ „Alle anderen, mir nach!“, befahl Shepard und der ganze Trupp betrat das Treppenhaus. Mit angelegten Waffen marschierten sie im moderaten Tempo nach oben. Shepard, Liara und Kaidan bildeten die Vorhut. Direkt hinter ihnen waren die Morjaner und dahinter folgten die Salarianer. Sie alle waren wachsam und achteten sorgfältig auf ihre Umgebung und ihre Kameraden. Feindkontakt gab es keinen, doch das konnte sich jederzeit ändern. Nur eine wollte da nicht so ganz mitmachen. Seldrana verhielt sich wie eine ganz gewöhnliche Passantin, wie als wäre nichts passiert, und dachte nicht mal ansatzweise daran etwas Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen. „Ist es noch weit?“, fragte Seldrana bereits nach kurzer Zeit mit einem genervten Unterton. „Hälfte des Weges bereits geschafft.“, sagte Mordin. „Skap!“ „Wie eine Ehrengardistin verhalten Sie sich nicht wirklich.“, kritisierte Liara. „Und wie soll ich mich Ihrer Meinung nach verhalten?“ „Ich weiß nicht … ernster, entschlossener, strenger …“ „Das sind alles Synonyme für ein und dasselbe.“ „Ja, schon, aber … Sie verstehen bestimmt was ich meine … Sie verhalten sich nicht besonders … pflichtbewusst.“ „Pflichtbewusst?! Meine oberste Pflicht ist es unserer Staatsoberhaupt, den Vorsitzenden des Verteidigungsrates, zu schützen und da der weit und breit nicht zu sehen ist sehe ich keinen Grund mich auch nur ansatzweise pflichtbewusst zu verhalten. Zumal ist ja kein Gegner in Sicht. Wenn wir unser Staatsoberhaupt begleiten halten wir den Mund, behalten die Umgebung im Auge und handeln, wenn nötig. Wir sind unserer Führung absolut loyal ergeben, doch auch wir wollen und brauchen unsere Freizeit und wenn ich in der Zeit feiern will geh ich halt feiern. Man bezeichnet man uns Ehrengardisten gut und gerne als die absolute Elite, die das morjanische Militär aufzubieten hat, in Wirklichkeit habe ich gerade mal die Grundausbildung abgeschlossen und ein paar Tausend Trainingsstunden. Schon komisch. Nicht mal an einem Exodus habe ich teilgenommen. Besonders tragisch. Wenigstens gibt es von uns eine ganze Kompanie, da kann man in Schichten arbeiten … SKAP! Alle meine Kameraden sind ja tot! Ich bin jetzt die letzte Gardistin im gesamten Verbund … meine schöne Freizeit!“, sprach Seldrana mit niedergeschlagener Stimme. Liara sah Seldrana dabei ganz komisch an, denn mit der ungewohnt extrovertierten Art der Morjanerin konnte sie kaum etwas anfangen. „Wie kommt es eigentlich das Sie unsere Sprache so gut sprechen? Sie waren doch die meiste Zeit eingesperrt.“, fragte Shepard. „Gerade deshalb kann ich die Sprache so gut, genauso wie etliche andere, die im Citadel-Raum gesprochen werden. Ich hatte nichts zu tun, hab die meiste Zeit nur Leute beobachtet und brauchte einfach irgendeine Beschäftigung, wenn ich mal nicht meiner normalen Arbeit nachgehe. Ich bin sogar so weit gegangen habe mich mit hoch philosophischen Themen beschäftigt, wie beispielsweise die Frage nach dem Sinn des Lebens.“ „Haben Sie darauf eine Antwort gefunden?“, fragte Shepard sichtlich interessiert. „Schneller als mir selbst lieb war. Such Dir selbst einen Sinn für dein Leben, du fauler Skob, lautet die Antwort. Ansonsten habe ich versucht den Rest der Zeit mit Filmen, Serien, oder Computerspielen zu vertreiben, was auf Dauer genauso öde wird. Dabei fällt mir ein … HEY! SEWOK! DIESE ASARI-HANAR-SPIELE AUF IHREM COMPUTER SIND EXTREM WIDERLICH!“, brüllte Seldrana die Treppe hinunter zu Sewok, der das Schlusslicht der Gruppe bildete und verlegen mit dem Kopf schüttelte. „Nicht so laut.“, warnte Kaidan. „Wieso?! Hier ist niemand!“, meckerte Seldrana, als sie sich etwas über das Geländer lehnte und das Treppenhaus hinauf blickte. „Passen Sie doch auf! Wollen Sie sich eine Kugel einfangen?“, warnte Kaidan erneut und wurde allmählich ungehalten. „Die Turianer konnten mich schon nicht mit Artillerie klein kriegen und die Salarianer erst recht nicht. Glauben Sie wirklich da habe ich Angst vor einem einzelnen Gewehrschuss?“ „Wenn man bedenkt wie man Sie … eingefangen hat. Und das gleich zwei Mal.“, stichelte Liara, um die etwas überheblich klingende Seldrana zurück auf den Boden der Tatsachen zu bringen. „Ich weiß. Beide Male mit Biotik. Es ist nur ein Unterschied, ob man gefangen genommen wird, oder sich gefangen nehmen lässt - so wie in meinem Fall.“, konterte Seldrana. Vielen stockte da schlagartig der Atem. „Erzählt mit jetzt bitte nicht das ist euch nicht aufgefallen. Ich habe mich zweimal auf exakt die gleiche Art und Weise einfangen lassen. Da kann man doch nur misstrauisch werden – zumindest sollte man das.“ „Geben Sie endlich mal Ruhe? Wir sind ja schon da.“, unterbrach Shepard, als sie die letzten Treppenstufen hinauf stiegen und vor der Tür des Ausgangs stehen blieben. Liara bezog links der Tür Stellung, Kaidan rechts und Shepard leicht versetzt in der Mitte davor und machte sich daran die Tür zu öffnen. „Das wollen Sie jetzt doch nicht wirklich machen, oder?“, drängte sich Seldrana dazwischen. „Und wieso?“, erwiderte Shepard leicht genervt. „Es könnten Feinde dahinter lauern, genauso wie ein weiterer Sprengsatz, oder sonst was. Wenn Sie es trotzdem versuchen wollen soll es mir recht sehen. Zur Sicherheit will ich vorher etwas auf Distanz gehen.“, sagte Seldrana frei raus. Schlagartig machten Shepard, Liara und Kaidan einen Schritt weg von der Tür und sahen sich verunsichert an. Der Einwand war mehr als berechtigt, wie die Bombe im Aufzug zeigte. Eine ähnliche Situation gab es schon auf dem Mars, mit einem schweren Geschütz am Ende eines langen Ganges. „Darf ich es stattdessen versuchen?“, fuhrt Seldrana fort. „Gerne.“, erwiderte Shepard und wich zusammen mit Liara und Kaidan zur Seite, während sich die Morjanerin vor die Tür stellte. „Na jetzt bin ich gespannt.“, murmelte Liara, während alle in die Hocke gingen und sehnsüchtig die nächsten Ereignisse erwarteten. Langsam legte Seldrana an das Kontrollpanel, drückte kurz dagegen und ließ sogleich wieder davon ab, als nichts geschah. „Mh.“, brummte sie kurz. „War das etwa schon alles?“, fragte Kaidan. „Moment, ich entriegle die Tür …“, begann ein Salarianer an seinem Universalwerkzeug herum zuspielen, nur solange wollte Seldrana einfach nicht warten. Sie trat zu. Mit einem ohrenbetäubenden Krachen flog die massive Tür aus ihren Halterungen und knallte zu Boden. „Ach du Scheiße!“, stieß Kaidan völlig überrascht aus und blickte wie so manch anderer mit offenem Mund ziemlich überrascht drein. „Ich habe eigentlich etwas … anderes erwartet. Keine Ahnung was, jedoch nicht … das.“, meinte Liara. „Beeindruckend. Besonders das Sie Ihre eigene Warnung ignoriert haben. Erklären Sie mir mal bitte was Sie gemacht hätten, wenn die Tür tatsächlich vermeint gewesen wäre.“, harkte Shepard nach. „Kann Ihnen doch egal sein.“, meinte Seldrana flapsig und schritt durch die Tür, wo sie sich umsah und kurz „Oh.“, murmelte.“ „Was ist?“, fragte Shepard, der ihr folgte. „Na da habe ich so richtig Glück gehabt.“, meinte Seldrana und entfernte einen kleinen Kasten, der neben ihnen am Türrahmen hing und hielt ihn Shepard vor die Nase. Shepard erschrak sofort, denn diesesauf den ersten Blick so unscheinbare Kästchen, war ein Sprengsatz. Seldrana hielt ihm eine nicht explodierte Sprengfalle vor das Gesicht. Shepard sprang zurück und rannte laut brüllend „IN DECKUNG!“, ins Treppenhaus. Seldrana lachte nur und sah sich die Bombe näher an. Allerdings verstummte ihr Lachen schlagartig und ihr Blick verfinsterte sich. Hinter sich bemerkte sie eine Gestalt, die einfach so aus dem Nichts erschien. Es war eine schlanke Person mit femininen Konturen in einem weißen Ganzkörperanzug und schwarzem Helm, die ein Schwert in ihrer Hand hielt und im Begriff war zuzuschlagen. Seldrana reagierte sofort, indem sie auf der Stelle drehte und nach hinten sprang. Dabei war sie weitaus schneller, als ihr Gegner, wodurch der Schwerthieb sie verfehlte. Gleichzeitig warf sie die Bombe der Angreifer zu und verschränkte ihre Arme vor dem Gesicht. Die Angreiferin sah nur noch den Sprengsatz auf sich zu fliegen, dem sie nicht mehr ausweichen konnte und selbst wenn, wäre es völlig egal gewesen. Wenige Zentimeter vor ihrem Kopf, bevor dieser ihn überhaupt berührte, explodierte die Bombe von selbst und tötete sie. Seldrana war ebenfalls viel zu nahe dran und bekam die Druckwelle voll ab, die sie zurück ins Treppenhaus schleuderte. Liara und Kaidan waren im ersten Moment irritiert, als Shepard ihnen panisch entgegen rannte und die angekündigte Explosion ausblieb, während von draußen nur ein Lachen zu vernehmen war. Als sie langsam aufstehen wollte kam es tatsächlich zu einer Explosion, die Seldrana in den Raum schleuderte und gegen eine gegenüberliegende Wand knallen ließ. Zur Überraschung aller rappelte sie sich schnell wieder auf. „Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte Shepard. „Ja, ja. Alles bestens.“, erwiderte Seldrana locker, die sich abklopfte. Trotz der Tatsache, dass vor ihr eben noch eine Bombe explodiert war und sie keinerlei schwere Rüstung trug, wirkte die Morjanerin nahezu unverletzt. Lediglich Sie und ihre Kleidung war etwas angesengt. Damit konnte Shepard jegliche Sorge über Bord werfen. „SIND SIE EIGENTLICH VOLLKOMMEN BESCHEUERT?! WOLLEN SIE UNS UMBRINGEN?! MACHT IHNEN SO WAS SPASS?! DAS IHNEN DAS DING UM DIE OHREN FLOG GESCHIEHT IHNEN GANZ RECH! DAS HABEN SIE SICH SELBST ZUZUSCHREIBEN!“ „Gegner.“, sagte Seldrana davon unbeeindruckt. „WAS?!“ „Da war ein Gegner. Ich habe ihn mit dem Explosivmittel ausgeschaltet.“ Aufgeschreckt blickte Shepard zur Tür und zog sein Sturmgewehr. Zusammen mit Liara, Kaidan und den Salarianern marschierten sie langsam nach draußen und sicherten die Ebene. Dort entdeckte Shepard die Leiche der Angreiferin, die er sofort als eines der Phantome von Cerberus erkannte. „Cerberus.“, sagte Shepard. „Cerberus ist hier?“, fragte Kaidan. „Was wollen die hier?“, ergänzte Liara. „Bring mich auf den neusten Stand. Wer, oder was ist Cerberus?“, wandte sich Seldrana an Ibro. „Feindlich gesinnte, menschliche Splitterfraktion mit eigener Agenda.“, lautete die Antwort. „Alles klar. Mir reicht schon der Hinweis Feindlich.“, sagte Seldrana, bis ein weiter entferntes Donnern sie unterbrach. Von dem massiven Balkon aus konnte man sehen wie ein Teil der Anlage auf der gegenüberliegenden Seite des Gebirges von einer heftigen Explosion erschüttert wurde. An anderen Stellen der Basis begann Flakgeschütze das Feuer auf Jäger zu eröffnen, die im Tiefflug durch die Schluchten schnell näher kamen. Mehrere wurden abgeschossen, bevor sie die Geschützstellungen mit Raketen und Bomben ausschalten konnten. Einige wurden verfehlt und schoss weitere Jäger ab, die über die Anlage hinweg donnerten. Shepard erkannte sofort das diese Maschinen einst aus menschlicher Produktion stammten und jetzt in Cerberus Diensten standen. Ihnen folgten etliche Kodiak-Shuttles, eskortiert von weiteren Mantis-Gunships. Die Mantis erledigten weitere Geschützstellungen und gaben den Kodiaks Deckung, während die begannen Fußtruppen abzusetzen. „Wir müssen weiter. Sagt dem zweiten Team es soll sich auf den Weg machen.“, ermahnte Shepard. „Ich hoffe Sie wissen was Sie tun.“, meinte Kaidan. Das hoffte Shepard ebenfalls. Cerberus startete einen massiven Angriff und sie steckten genau mitten drin. Was Cerberus dabei hoffte zu erreichen war ihm nicht genau klar, allerdings gab es mit Sicherheit genug Wertvolles in dieser Basis, was diese Handlung erklären würde. Wenigstens sah es so aus, als würde Cerberus Hauptinteresse derweil einem anderen Teil der Anlage gelten – zumindest im Moment. Wer weiß wie schnell sich das ändern könnte. Zumal es wohl kaum ein Zufall sein konnte, das Cerberus ausgerechnet jetzt angriff. „Haben wir irgendwelche Waffen gegen diese Flieger?“, wandte sich Shepard an einen nahen Salarianer. „Nicht gegen die Jäger. Die können uns ohnehin kaum gefährlich werden. Dafür sind wir durch die Konstruktion der Anlage zu gut geschützt. Die Mantis und die Shuttles machen da mehr Sorgen. Gegen die brauchen wir bestenfalls tragbare Flugabwehrraketen.“, „Haben wir welche?!“, harkte Shepard nach. „Hier drüben! Hier, in einer Waffenkammer.“, kam es von einem STG-Offizier, der geduckt den Gang zu einer nahen Abstellkammer entlang lief. Ihm folgte der ganze Rest des Trupps, der geduckt von Säule zu Säule hastete. In der so unscheinbaren Abstellkammer gab es eine geheime Tür, hinter der sich die eigentliche Waffenkammer verbarg, in der vornehmlich schwere Waffen eingelagert wurden. Besonders Raketenwerfer, leistungsstarke Scharfschützengewehre und Maschinengewehre fand man hier zuhauf. So tauschte auch Kaidan seinen Granatwerfer gegen einen modifizierten ML-77A mit einer Flugabwehrrakete, den man von der Schulter aus abfeuerte. Shepard dachte selbst kurzfristig darüber nach seinen M-560 Hydra-Raketenwerfer gegen etwas anderes auszutauschen und beließ es letztendlich dabei. Sogar die Morjaner betrachteten das Arsenal aus der Nähe, wobei Shepard die beiden neugierig im Auge behielt. Dabei sah es danach aus, als ob selbst Ibro nur dazu da war Seldrana ebenfalls im Auge zu behalten. Die hatte sich in der Zwischenzeit einen einfachen Eimer aus der Abstellkammer geschnappt und war dabei mit einem von Ibros Messern so was wie ein Visier in den Eimer zu schnitzen. Knapp ein Drittel schnitt sie von den Außenwänden ab. Dann gab sie Ibro das Messer zurück und während er es weg steckte setzte Seldrana ihm den bearbeiteten Eimer auf den Kopf, wobei er verständlicherweise durch den Ausschnitt blicken konnte. Das Ibro dabei verdutzt drein blickte, genauso wie so manch anderer, war keine Überraschung. „Was soll das?“, fragte Ibro nach einigem Zögern. „Na ja. Deinen anderen Helm habe ich ja kaputt gemacht. Hier ist ein Ersatz. Die Idee habe ich aus einem uralten Film. Es ist zwar nur Plastik, aber immerhin besser als gar nichts. Die untere Öffnung müsste dazu nur weiter sein. Mit einem besseren Nackenschutz.“ Shepard sagte nichts, sondern fragte sich nur ob die Morjanerin das jetzt ernst meinte. Zumindest sah es danach aus. Besonders Joker würde sich freuen, wenn er das sehen könnte. Liara bekam das ebenfalls mit. Eigentlich wollte sie sich nur eine neue zusätzliche Waffe besorgen. Jetzt musste sie sich zusammen reißen und ihr Lachen unterdrücken. Ibro dagegen schien selbst nicht zu wissen was er davon halten sollte und unternahm letztendlich gar nichts. Er ließ es einfach über sich ergehen. „So, dann wollen wir Mal sehen was es hier so gibt. Alles muss raus. Alles muss raus. Gewehre, Kanonen und Raketen für umsonst. Kusch, kusch, verzieht euch.“, scheuchte Seldrana die Salarianer weg, die ihr sofort Platz machten. Aufgedreht bediente sie sich ausgiebig am Waffenschrank. Sie nahm sich zwei M-98 Widows, zwei M-76 Revenants, vier ML-77A und zu guter Letzt noch einen Granatwerfer und schnallte sich die ganze Ausrüstung um. „Ich bin bereit.“, sagte Seldrana, während sie in je einer Hand eine Revenant hielt und die Waffenkammer verließ. „Ok, Overkill, alles klar.“, murmelte Shepard und folgte ihr. Nur urplötzlich, nach nur ein paar Schritten, blieb Seldrana wie erstarrt sehen und blickte in eine Ecke in der Abstellkammer. „Der … absolute … Wahnsinn.“, stammelte sie und ließ sämtliche Waffen fallen. Die Raketenwerfer landeten dabei genau vor Shepards Füßen. „KÖNNEN SIE BITTE DAMIT AUFHÖREN VOR MIR MIT SPRENGSTOFF HERUM ZU SPIELEN?!“, schrie er Seldrana an, die ihn schlichtweg ignorierte. „Die … ultimative … Waffe. Wie konnte ich Dich nur übersehen?“, fuhr sie fort. Sie griff nach einem nahe stehenden Objekt, das sie hoch hob und ehrfürchtig anstarrte. Alle anderen starrten sie ebenfalls an. Am Eingang drängten sich deshalb sogar die Salarianer. Nur keiner wusste wie er darauf reagieren sollte. „Meint ... sie das ernst?“, fragte Liara „Ich fürchte ja.“, entgegnete Shepard. „Aber das … diese Waffe … wie erklären wir ihr das?“, stotterte Kaidan und sah die anderen an. „Das ist ein Klappstuhl.“ Seldrana hielt tatsächlich einen Klappstuhl in der Hand – im zusammengeklappten Zustand wohlgemerkt. Man fragte sich ernsthaft ob die Morjanerin das jetzt ernst meinte, genauso ob die ganze Situation echt war. Denn so ganz wollte man seinen Augen nicht trauen. „Ähm … Seldrana … Ich möchte Ihre Freude nur ungern trüben, aber … bei Ihrer neuen … Waffe … handelt es sich um einen … Klappstuhl.“, versuchte Shepard zu erklären. Damit änderte sich Seldrana Gesichtsausdruck schlagartig und sie starrte den Klappstuhl an. Allerdings wirkte ihr Blick wie von Ehrfurcht erfüllt. „So nennt ihr also diese Waffe. Danke. Ich werde wissen wie man mit ihr umgeht.“, sagte Seldrana und verließ den Raum. „Verdammt noch mal. Erklären Sie ihr bitte, das dieses Ding nur ein Klappstuhl ist.“, wandte sich Shepard an Ibro. „Gerne, nur dieses Wort … Ich höre es nur in Ihrer Sprache. Mein Übersetzer reagiert darauf nicht. Wir haben dazu kein Äquivalent. Ich weiß nicht mal ob ich das Wort richtig aussprechen kann.“, erwiderte Ibro und folgte Seldrana. „Super. Einfach nur super. Ausgerechnet dieses Wort existiert in der morjanischen Sprache nicht. Kann es eigentlich noch besser werden?“, sagte Shepard und ließ den Kopf hängen. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Liara. „Gar nichts. Ich weiß nicht mal was ich davon halten soll. Würde ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde ich es selbst nicht glauben, geschweige wenn mir jemand das erzählen würde.“, erwiderte Shepard und verließ mit den anderen ebenfalls die Kammer. Draußen war derweil der Aufzug mit der Kroganerin angekommen und während Mordin weiterhin den Quarantänevorgang überwachte und die Salarianer, überrascht von der Intensität des laufenden Angriffs alles sicherten, liefen Garrus und Pashek geduckt zur Waffenkammer, wo ihnen die beiden Morjaner entgegen liefen. Irritiert betrachteten sie Ibros neuen „Helm“ und Seldranas „Waffe“. „Haben wir irgendwas verpasst?“, fragte Garrus und zeigte auf die beiden Morjaner, als Shepard ihnen nachfolgte. „Nur der alltägliche Wahnsinn. Cerberus greift uns an und die Morjanerin hat ihre ideale Waffe gefunden.“ Entsetzt blickten Garrus und Pashek ihr hinterher. „Aber das ist doch …“, stieß Garrus aus. „Ein Klappstuhl. Ich weiß. Kaum zu glauben wie ruhig sie bei all dem Chaos bleibt.“, meinte Shepard. „Das glaubt mir keiner, wenn ich das erzähle.“, ergänzte Garrus. „Meine Rede … so das reicht jetzt aber. Wir haben schon genug Zeit vergeudet. Ich hoffe Mordin und die Kroganerin sind in Sicherheit?“ „Im Fahrstuhl. Sie sind wieder ein Stück runter gefahren und halten sich zwischen den Stockwerken. Damit sollten sie außer Sicht bleiben.“, erklärte Garrus Shepard konnte dem nur zustimmen. Cerberus massives Aufgebot an Truppen und schweren Waffen war einfach eine zu große Gefahr. Besonders die Mantis bereiteten ihm Sorgen. Bereits eine verirrte Rakete reichte aus um die Aufbewahrungseinheit zu zerstören. Das wäre das Ende für die kroganische Zivilisation, dem kroganischen-turianischen Bündnis, ja sogar einer geschlossenen Front geben die Reaper. Von dem heutigen Tag hing mehr ab, als man sich vorstellen konnte. Das wurde fielen immer mehr bewusst. „In Ordnung. ALLE MANN … WIR RÜCKEN AB!“, wies Shepard an und die ganze Abteilung setzte sich in Bewegung. Sie liefen zu einer nahen Tür und aktivierten sie aus der Deckung heraus. Eine Überraschung blieb glücklicherweise aus und man betrat das dahinter liegende Freiluftlabor. Dann fielen die ersten Schüsse. Auf der gegenüberliegenden Seite kamen ein paar Sturmschützen zum Vorschein, gaben ein ungenaues Sperrfeuer auf den Durchgang ab und begannen gleichzeitig ihre Position mit Rauchgranaten einzunebeln. Shepard und die anderen erwiderten das Sperrfeuer und schossen kreuz und quer in den Nebel. Sogar einige Granaten feuerte ein Salarianer mit seinem Granatwerfer in den Nebel. Nur ob überhaupt etwas getroffen wurde konnte man nicht erkennen. Sicherheitshalber schoss man weiter und zog den Rest der Salarianer nach, von denen sich der Großteil noch immer auf der anderen Seite befand. Ehe man sich versah wurde die Tür aus dem Nebel heraus von schwerstem Dauerfeuer erfasst und die nachrückenden Salarianer wurden regelrecht niedergemetzelt. Über ein halbes Dutzend starb sofort im Kugelhagel und noch mehr wurden verwundet. Der sich verziehende Nebel offenbarte noch mehr Sturmschützen und Zenturios, mindestens 15 Stück. Dazu kamen noch drei automatische Geschütze, die von Kampftechnikern im Schutze des Nebels aufgestellt wurden, während das ungenaue Gegenfeuer über ihre Köpfe hinweg jagte. Ein viertes Geschütze kam nicht zum Einsatz, da der Salarianer mit seinem Granatwerfer einen Glückstreffer landete und einen der Kampftechnikern traf, als der dabei war sein Geschütz aufzustellen. Von dem explodierte durch den Treffer die interne Munitionskammer und riss seinen Besitzer mit in den Tod. Ansonsten sah man noch zwei weitere Sturmschützen tot herum liegen, die es ebenfalls erwischt hatte. Jetzt war Cerberus am Zug. Der von ihnen ausgehende Beschuss war so massiv, das Shepard und alle anderen hinter widerstandsfähigeren Objekten in Deckung gehen mussten und nur noch sporadisch und blind aus ihrer Deckung das Feuer erwidern konnten. Einen großen Nutzen hatte es nicht und die Cerberus-Truppen begannen vorzurücken. „DIE MACHEN UNS HIER FERTIG!“, schrie Kaidan, der den Kopf unten hielt, nachdem sein Schild mehrere kritische Treffer abbekommen hatte und sich regenerieren musste. „HALTET SIE AUF DISTANZ … IRGENDWIE!“, erwiderte Shepard lauthals, wobei er nur sein Sturmgewehr aus seiner Deckung steckte, eine der Stützsäulen, und mit kreisenden Bewegungen blind in Richtung Cerberus schossen. Ein paar Sturmschützen traf er, die durch ihre kinetischen Schilde unverletzt blieben und sich hinter Tischen duckten. Ihr Platz wurde sofort von anderen Schützen eingenommen, die weiter feuerten. Etwas entfernt sah Shepard eine Gruppe Salarianer, die hinter einem Tresen kauerte, von denen einer eine Handgranate entsicherte und zum Wurf ausholte. Bevor es dazu kam verpasste ihm eine Nemesis, eine Cerberus-Scharfschützin, einen Kopfschuss, wobei er die Granate los und zu Boden fallen ließ. Ein anderer Salarianer bemerkte es, schnappte sich die Handgranate und wollte sie weg werfen, nur dafür war es bereits zu spät. Die Handgranate explodierte in seiner Hand kurz bevor er dazu kam und riss ihn und seine Kameraden in seiner Nähe mit in den Tod. Shepard sah es mit an und konnte nichts dagegen unternehmen. Er musste sich sogar zu Boden werfen, als eines der Geschütze seine Position unter ein unerbittliches Dauerfeuer nahm. Den anderen erging es kaum anders. Shepards Teamkollegen kauerten hinter ihrer Deckung, hielten den Kopf unten und hofften vergebens auf eine sich bietende Chance zu kontern. Keinem bot sich die Möglichkeit ihre Waffen und Fähigkeiten effizient einsetzen zu können, dafür war Cerberus Taktik zu ausgefeilt. Cerberus bot zweifelsohne seine kampferfahrensten Einheiten auf, wobei besonders die Zenturios hervorragende Arbeit bei der Koordination ihrer Truppen leisteten. Es war nichts im Vergleich zu den Truppen, mit denen Shepard in den letzten Wochen konfrontiert wurde. Er hatte einst noch gedacht Cerberus würde der Nachschub an Soldaten ausgehen, stattdessen hatten sie wohl einfach nur das Gros ihrer Truppen bis jetzt zurückgehalten. Wahrscheinlich hatte er dem Unbekannten sogar einen Gefallen getan, als er die ganzen „Unfähigen“, vorher ausgesiebt hat, dachte sich Shepard. Nicht mal die von Pashek modifizierten Schilde würden diesem Beschuss länger standhalten können. Es kam ihm so vor als wären sie geradewegs in eine Falle getappt. Unterstützt wurden die Sturmschützen zudem von den MGs und Scharfschützen, die jeden sofort ins Visier nahmen, der sich auch nur ansatzweise aus der Deckung wagte. So mancher Salarianer starb, weil er sich nur eine Sekunde zu lange als Ziel angeboten hatte. Die anderen hielten sich daraufhin zurück, während der Rest der Salarianer durch das anhaltende Sperrfeuer weiterhin auf der anderen Seite des Durchgangs festgenagelt war. Shepard versuchte einen Plan auszuarbeiten, wie man sich aus dieser misslichen Lage befreien könnte, während die Cerberus-Soldaten immer näher kamen, was in ihm allmählich Panik hervor rief. Dann kam ihm die zündende Idee. Wenn es ihnen gelang ein paar Granaten zwischen Cerberus Reihen zu bekommen, könnte das genug Chaos auslösen, um ihnen den dringend benötigten Aufschub zu verschaffen, um zurück zuschlagen. Das könnte er in die Wege leiten. Kurzzeitig die Schilde verstärken, ein Adrenalinschub und eine Reihe Handgranaten. So würde es klappen. Ihm fiel plötzlich Ibro auf, der sich seelenruhig nur ein paar Meter weiter gegen eine Säule lehnte und sich nicht mal von den Schüssen stören ließ, die an ihm vorbei jagten und den Putz um ihn herum von der Säule sprengten. Shepard verwunderte das ungemein. Er hatte erwartet die Morjaner würden in einem Gefecht regelrecht aufblühen, so wie es zuvor mehrmals der Fall war. Stattdessen schien sich Ibro erst gar nicht für die Kämpfe zu interessieren. Dafür fiel Shepards Aufmerksamkeit auf Seldrana, die sein Blickfeld passierte. Vorbei an Ibro, an der Wand entlang rannte sie schnurstracks auf ihre Gegner zu. Ihr Tempo dabei war atemberaubend. Shepard wusste das sie für eine Morjanerin flink war, sogar schneller als ein Mensch, doch jetzt könnte man meinen sie würde einen 100-Meter-Lauf in unter fünf Sekunden schaffen. Ihren Klappstuhl hielt sie dabei weiterhin in ihrer Hand, was ein ebenso befremdlicher Anblick blieb. Zwei Sturmschützen bemerkten ihren Ansturm sofort, nahmen sie ins Visier und gaben einige Salven ab. Shepard konnte nicht sehen ob sie Seldrana verfehlten, oder trafen, letztendlich rannte sie unbeeindruckt weiter und stand nur einen Augenblick später direkt vor ihren beiden Gegnern. Doch anstatt anzugreifen, wie so manch einer es erwarten würde, rannte Seldrana einen der Sturmschützen einfach über den Haufen, ignorierte den zweiten, der ihr vergebens hinterher schoss, und rannte bis zum Ende des Labors, wobei sie zu guter Letzt über einen Tresen sprang, der ihr im Weg stand. Kaum dahinter gelandet packte sie ihren Klappstuhl mit beiden Händen an den Beinen und holte aus. Was allen anderen verborgen blieb waren die beiden Kampftechniker, die sich genau hinter diesem Tresen versteckt hatten und von dort mithilfe ihrer Universalwerkzeuge die Geschütze steuerten. Einer von ihnen sprang erschrocken auf, als Seldrana hinter ihm landete. Er sah nur noch den Klappstuhl, dessen Lehne den Kontakt mit seinem Gesicht suchte. Was folgte war ein eigenartiges, lautes Knacken. Der Schlag war so heftig, dass es ihm den Kopf abriss und ihn wie einen Ball durch den Raum schleuderte. Dieser traf den zweiten Sturmschützen, den Seldrana zuvor noch ignoriert hatte und beförderte ihn zu Boden. Dem zweiten Kampftechniker erging es ähnlich, als Seldrana einen Schritt nach vorne machte und ihm mit der nachfolgenden Bewegung den Klappstuhl über den Kopf zog. Der riss zwar nicht ab, dafür reichte der Schlag aus, um ihm das Genick zu brechen. Seldrana bückte sich und fuhr mit ihrer Hand kurz über eines der Universalwerkzeuge, womit sie augenblicklich die Kontrolle über eines der Geschütze übernahm, mit dem sie die beiden verbliebenen zerstörte. Gleichzeitig riss Seldrana mit einer einzigen Handbewegung den Tresen aus seiner Verankerung und schleuderte ihn auf eine Gruppe Gegner, die eigentlich einer der Zenturios auf sie hetzen wollte, um sie auszuschalten. Drei weitere Sturmschützen wurden von dem schweren Konstrukt erschlagen und mit einem schnellen Schritt nach vorne näherte Seldrana sich diesem Zenturio der, der gar nicht schnell genug sein Gewehr hoch reißen konnte. Mit einem Mal stand Seldrana vor ihm und holte erneut mit ihrem Klappstuhl aus. Der von unten erfolgende Schlag zerschmetterte dem Zenturio den Brustkorb, zerfetzte sämtliche Knochen und Organe darin und schleuderte ihn mitten durch den Raum, wobei er noch ein Rad schlug. „Tötet alle!“, vernahm Shepard plötzlich Seldranas Stimme in seinem Funkgerät und ließ dem Taten folgen. Wie es aussah konnte sie Cerberus Störaktion der Kommunikationswege umgehen Es war die so dringend benötigte Chance, die sie sehnlichst erwartet hatten. Schlagartig kamen er, sein Team und die Salarianer aus ihrer Deckung hervor und schossen ihre Gegner zusammen. Liara und Kaidan hoben mehrere Gegner mithilfe ihrer Biotik aus ihrer Deckung in die Luft empor, die dann mit Leichtigkeit abgeschossen werden konnten. Shepard schoss auf einen Zenturio eine Gewehrgranate ab, die diesen zurück warfen und seinen Schild ausschalteten. Dieser war daraufhin Pasheks Partikelgewehr schutzlos ausgeliefert und dessen Treffer zersetzte ihn zu einer dunklen, glibbrigen Flüssigkeit. Ibro pickte sich jene Gegner raus, die bereits in Mitleidenschaft gezogen waren und verpasste mehreren mit einzelnen Salven den Todesstoß. Unterdessen nahm sich Garrus die gegnerischen Scharfschützen vor, die sich auf einem der Dächer von einem anderen Teil der Basis eingenistet hatten und von dort alle anderen Anlagen beharkten. Die erste Nemesis hatte bereits auf Seldrana geschossen und verfehlte sie, als diese sich in genau jenem Moment lässig zur Seite drehte. Zu einem weiteren Schuss kam die Nemesis nicht mehr, da ihr Garrus einen Kopfschuss verpasste. Die Widow hatte eine gewaltige Durchschlagskraft, gegen die sogar der kinetische Schild der Nemesis nichts half und auf einen gepanzerten Anzug verzichteten sie zugunsten der Beweglichkeit. Im Gegenzug besaß die Widow einen beachtlichen Rückstoß unter dessen Last Garrus kurzzeitig ächzte und das Thermomagazin wechselte, bevor er wieder anlegte. Sein nächstes Ziel hatte er bereits im Blick, nur die zweite Nemesis hatte mitbekommen was mit ihrer Kameradin geschehen war und suchte hinter Elementen einer Belüftungsanlage Deckung. Da sich keine gute Schussgelegenheit bot schoss Garrus einfach auf die Deckung, die durch den Treffer durchschlagen wurde und erwischte so sein Ziel. Leider wurde der Schuss dadurch so weit abgeschwächt, dass nur der Schild der Nemesis in Mitleidenschaft gezogen wurde. Garrus tauschte erneut das Thermomagazin aus und die Nemesis nutze diesen günstigen Augenblick für einen Stellungswechsel hinter eine stabilere Deckung. Bevor ihr das gelang wurde sie durch einen weiteren Treffer endgültig ausgeschaltet, allerdings nicht von Garrus, der sich sofort umsah, wer ihm da den Abschuss geklaut hat. Er fand ihn in Form eines Salarianers, der die zweite von Seldrana liegen gelassene Widow aufgenommen hatte und beim Abfeuern zu Boden geworfen wurde, weil er den enormen Rückstoß der Waffe sträflich unterschätzt hatte. Binnen weniger Augenblicke wurde Cerberus Vorstoß völlig eingestampft, allem voran dank Seldrana, die sich geradezu todesmutig ins Getümmel gestürzt hatte. Ob allerdings tatsächlich Mut, oder gar Verzweiflung dabei eine Rolle spielte bezweifelte Shepard. Sehr wahrscheinlich wusste Seldrana von Anfang an was sie tat und Cerberus Kräfte waren nicht mal ansatzweise eine Bedrohung für sie. Wahrscheinlich sah sie das alles sogar nur als Spiel an – als ein sehr makaberes Spiel. Von Cerberus Eliteeinheit blieben letztendlich nur noch zwei Sturmschützen, ein Zenturio und ein Kampftechniker übrig und als Shepard diese ins Visier nehmen wollte hallte erneut Seldranas Stimme in Form eines schrillen „FINGER WEG!“ durch sein Funkgerät. Es war sofort klar, dass diese letzten Gegner einzig und allein durch ihre Hand sterben durften. So versuchte der erste Sturmschütze auf Seldrana zu schießen, dem sie einfach mit einem schnellen Schritt zur Seite auswich und ihm mit dem Klappstuhl sein Mattock-Gewehr aus den Händen schlug. Dann folgte ein Tritt in die Bauchgegend, die ihn zurück schleuderte und beinahe den zweiten Sturmschützen mit umgerissen hätte. Der wandte sich sofort wieder der Morjanerin zu und sah nur noch den Klappstuhl auf sich zu fliegen, mit dem Seldrana ihm einen tödlichen Schlag gegen die Schläfe versetzte und seinen Kopf zerschmetterte. Als nächstes Ziel hatte Seldrana den Kampftechniker auserkoren, wobei sie auf dem Weg zu ihm vorher noch dem daliegenden Sturmschützen mit einem gezielten Tritt auf den Hals das Genick brach. Der Kampftechniker griff daraufhin in seiner Panik nach einem leichten ML-77 Raketenwerfer und zielte auf die Morjanerin, die bereits direkt vor ihm stand. Es reichte nur ein leichter Griff von Seldrana an die Waffe und der Druck zur Seite aus und die erste abgefeuerte Rakete schoss an ihr vorbei und landete in der Wand hinter ihr. Daraufhin verstärkte Seldrana ihren Griff und entriss ihrem Gegner mit Leichtigkeit die Waffe. Mit einer schnellen, ruckartigen Bewegung drehte sie den Raketenwerfer herum und zielte mit ihm nun aus nächster Nähe auf die Stirn des Kampftechnikers. Ohne zu Zögern betätigte Seldrana den Auslöser und verpasste ihrem Gegner mit einer Rakete einen Kopfschuss. Die nachfolgende Explosion erfasste Seldrana, den Kampftechniker und den Zenturio, der im selben Moment mit angelegter Waffe aus seiner Deckung direkt daneben kam. Nur kurzzeitig wurden die drei von Flammen und dunklem Rauch umhüllt, aus denen als erstes der Zenturio trat und benommen in Richtung der Brüstung torkelte. Eine Sekunde später folgte Seldrana, die erneut mit ihrem Klappstuhl zuschlug und dem Zenturio vorwärts gegen das Geländer warf. Zum krönenden Abschluss nahm Seldrana Anlauf und trat dem Zenturio mit voller Wucht in den Hintern, womit sie ihn über die Brüstung in die Tief stürzen ließ. Shepard und alle anderen folgten nach und begutachteten Seldrana mit Staunen. „Das war … beeindruckend.“, sagte Liara. „Einen ganzen Infanterietrupp mit einem Klappstuhl anzugreifen … und aufzureiben … das glaubt mir niemand.“, meinte Garrus. „Einen Kopfschuss mit einem Raketenwerfer … wenn ich demnächst im Extranet nach dem Begriff Overkill suche finde ich garantiert ihr Bild.“, meinte Kaidan. Seldrana wandte sich daraufhin der Truppe zu und verbeugte sich ausschweifend. „Und das, meine Damen und Herren, war unsere heutige Vorstellung. Die Kurzfassung des Argos-Krieges, manchen eher bekannt als der morjanische Erstkontaktkrieg, in dem wir der Galaxie einen ordentlichen Tritt in den Hintern verpasst haben. Ihr wart ein tolles Publikum! Danke. Danke. Danke.“, tönte es von Seldrana „Und mit einem Mal werden sie wieder unausstehlich.“, reagierte Liara, was Seldrana natürlich nicht verborgen blieb und zum Konter ausholen ließ. „Stellt euch einfach vor der letzte Gegner war eine Asari und dessen Gesäß repräsentiert Illium und mein Fuß …“ „Das reicht jetzt.“, unterbrach Shepard den verbalen Schlagabtausch, auf den Seldrana über beide Backen grinste. „Spaß beiseite. Der letzte Gegner hat vor seinem Tod noch Verstärkung angefordert. Mehrere Lufteinheiten haben geantwortet und sind auf dem Weg zu uns.“, warnte Seldrana. „Und wie haben Sie davon erfahren?“, fragte ein Salarianer misstrauisch. „Ich höre Cerberus Funk ab …“ „Haltet den Mund!“, wies Shepard die beiden zurecht und übernahm das Kommando. „Ein Luftangriff steht bevor! Schafft die Verletzten in Sicherheit und verteilt euch hinter feste Deckung! Raketen und schwere Waffen nach vorne! Wer mehr als eine hat gibt sie an andere, die keine haben. Alle anderen gehen in die zweite Reihe und unterstützen!“ Wie auf Kommando begannen alle wild herum zu wuseln und bezogen in Rekordzeit ihre vorgesehenen Positionen. Shepard zählte acht Schützen mit je einem tragbaren Flugabwehrraketenwerfer, dazu etliche Schusswaffen aller Art und aller erdenklichen Kaliber. Er war mehr als zufrieden, wie alles ab lief. Hoffentlich würde das auch für den anstehenden Kampf gelten. Shepard bemerkte ein leichtes Stöhnen in seiner Nähe und sah wie Ibro sich wieder in Deckung gegen eine Säule lehnte. „Wie kommt es eigentlich das Sie gelassen sind? Ich hatte erwartet Sie würden sich laut schreiend mit gezückten Messer in den Nahkampf stürzen.“ „Wir mögen ja den Kampf, nur deshalb sind wir noch lange nicht lebensmüde. Außerdem haben wir eine Ehrengardistin auf unserer Seite und der möchte ich mich nur ungern in den Weg stellen. Cerberus muss schon einiges mehr auffahren, um sie aufzuhalten, nur davon sehe ich bislang nichts.“, sagte Ibro gelassen. „Abgesehen von einem bevorstehenden Luftangriff.“, konterte Shepard. „Ich glaube nicht das sich Seldrana darüber allzu große Sorgen macht.“, gab Ibro zurück und blickte in Seldrana Richtung. Shepard sah wie die Morjanerin zuerst ihren Klappstuhl einem anderen Salarianer in die Hand drückte, auf die Brüstung stieg und die acht Salarianer ab lief, die mit ihren Raketenwerfern genau davor standen. Dabei berührte sie jeden der Werfer an der Spitze mit der Hand und stieg danach wieder von der Brüstung. „AUFSTELLUNG! FEUERBEREITSCHAFT HERSTELLEN!“, rief Seldrana laut und die Salarianer befolgten ihre Anweisungen. „Feuerbereit!“, riefen die acht Salarianer nacheinander, als sie ihre Waffen aktiviert hatten. „ZIELT AUF KOMPLEX VIER!“, befahl Seldrana, wobei sie einen höher liegenden Teil der Basis meinte, der auf der anderen Seite der Schlucht lag. Das mag im ersten Moment befremdlich klingen, dafür verstanden die Salarianer sofort was Seldrana meinte. Aus dieser Richtung würde gleich der Angriff erfolgen und solche Informationen waren stets unglaublich wertvoll. „BEREIT HALTEN!!!“, schrie Seldrana und die Salarianer warteten gespannt darauf, dass die ersten Cerberus-Maschinen in ihr Visier gerieten. Viele zitterten bereits vor Aufregung und es juckte ihnen in den Fingern. Mit einem Mal ertönte ein lautes Zischen und Donnern, dass alle aufschrecken ließ. Die acht Flugabwehrraketen jagten plötzlich in den Himmel, ohne dass jemand zuvor den Auslöser betätigt hatte. Das Entsetzen und Gefluche war da verständlicherweise entsprechend groß, genauso von Shepard, der mit ansehen musste, wie sich soeben ihre gesamte Flugabwehr verabschiedete. Das wechselte schlagartig zur Überraschung, als man sah wie die acht Raketen ihren Kurs abrupt änderten, nach rechts drehten und in die Schlucht hinab jagten. Die Raketen verhielten sich wie als würden sie ein Ziel verfolgen, obwohl noch keines vorhanden war. Zielstrebig steuerten die Raketen geradewegs auf einen Abhang zu. Shepards Blick fiel sofort auf Seldrana, welche, von den Ereignissen unbeeindruckt, die Raketen mit ihren Augen verfolgte. Sofort war es ihm klar. Seldrana war dafür verantwortlich. Sie und ihre Nanomaschinen. Sie steuerte die Raketen. Als sie die Salarianer ab lief und die Startersysteme berührte gab sie ihre Nanomaschinen an die Raketen ab, die sich sofort in deren Computersystemen einnisteten und es ihr erlaubten die Kontrolle zu übernehmen, genauso wie sie es schon zuvor mit dem Geschütz gemacht hat, indem sie ihre Nanomaschinen auf das Universalwerkzeug des Kampftechnikers los ließ. Wahrscheinlich hatte sie davor auch das gleich mit der Sprengfalle gemacht. Ihre Nanomaschinen liefen wohl einfach durch einen Spalt bei der Tür. Das würde erklären wieso sie nicht zündete. Das grundlegende Konzept verstand Shepard, er hatte so was schon vermutet, nur welche technischen Vorgänge genau dahinter steckten, oder wie weitreichend die Fähigkeiten waren wusste er nicht. Ebenso wenig wusste der Geschwaderführer der Cerberus-Luftlandeeinheit, was ihn erwartete. Mit sechs Mantis-Gunships und vier voll beladenen Kodiak-Shuttles näherte er sich im Tiefflug dem Teil der Anlage, von dem der Hilferuf einer in Bedrängnis geratenen Einheit kam. Wer, oder was sie da angriff, konnte man ihm nicht mitteilen. In ersten Meldungen hieß es noch, dass alles unter Kontrolle sei und im nächsten Moment rief man panisch um Hilfe. Wer, oder was dafür verantwortlich war konnte man nicht mehr in Erfahrung bringen, denn vorher brach die Verbindung ab. Doch egal wer, oder was es auch sein mag, gegen die geballte Feuerkraft seines Geschwaders hatten die wenigsten etwas entgegen zu setzen. Alle Maschinen seines Geschwaders waren massiv modifiziert worden: Bessere Waffen, Schilde, Antriebe und Abwehrsysteme verliehen ihnen eine unglaubliche Kampfkraft, die ihresgleichen suchte. Neben den Kodiaks waren inzwischen auch die Mantis mit einem neuen Tarnkappensystem ausgestattet, wodurch sich die Cerberus-Luftflotte unbemerkt der Basis nähern konnten, nachdem man mit anderen Fliegern bereits vor Ort stationierte Lufteinheiten weg locken und mit Jägern ausschalten konnte. Natürlich blieben Zweifel. Das bewahrte den Geschwaderführer davor überheblich zu werden. Davon ließ er sich natürlich nichts anmerken und steuerte seine Einheit über die Baumwipfel hinweg in Richtung ihres Ziels. Dazwischen lag nur noch ein Abhang, den er in diesem Moment näherte. Nur mit dem was als nächstes passierte hatte keiner gerechnet. Der Geschwaderführer erreichte mit seiner Maschine als erstes den Scheitelpunkt des Abhangs und das erste was ihm in Auge fiel waren mehrere Raketen. Es gab keine Warnung. Keinen Hinweis. Sie tauchten in dem Moment hinter dem Abhang auf, als die erste Maschine ihn passierte. In diesem Moment waren die Raketen nur noch wenige Meter entfernt. Seldrana hatte von Anfang an genau darauf abgezielt. Die Überraschung war absolut perfekt. Dem Geschwader blieb kaum Zeit die Bedrohung zu begreifen, geschweige zu reagieren. Die ersten drei Raketen trafen in schneller Folge nacheinander die Führungsmaschine des Geschwaders und zerstörten sie. Zwei Raketen brauchte es um die Schilde auszuschalten und die dritte verwandelte den Rumpf in ein brennendes Wrack, das zu Boden stürzte. Die nächsten drei Raketen galten ebenfalls einer Mantis, die ebenso schnell zerstört wurde. Übrig blieben nur noch zwei Raketen und da die für eine Mantis nicht ausreichen würden jagte Seldrana sie in eines der Kodiaks, das mitsamt seiner Passagiere in Stücke gerissen wurde. Shepard und die anderen sahen alles mit an und staunten. Seldrana gelang es immer wieder sie zu überraschen. Nur trotz dieses Erfolges wollte es Cerberus dennoch wissen und setzte seinen Anflug fort. Die verbliebenen vier Mantis und drei Kodiaks lösten die starre Formation auf und wechselten zu einer breit gefächerten, mit der sie auf ihr Ziel zu hielten. Deren Piloten ahnten bereits von wo der Angriff erfolgt sein musste, nur mit absoluter Gewissheit wussten sie es nicht und versuchten jetzt mit äußerster Vorsicht vorzugehen, während sie weiter aufstiegen und ihren Anflug fortsetzten. Dort wartete bereits der versteckte Trupp um Shepard mit gezückten Waffen auf sie. Seldrana hatte einen Teil des Geschwaders bereits aufgerieben, doch der Großteil war weiterhin vorhanden und konnte mit Leichtigkeit ein Blutbad anrichten, sollte es ihnen nicht gelingen schnell ein paar gute Treffer zu landen. Große Sorgen bereiteten Shepard auch die Kodiaks. Sollte es denen gelingen in ihrer Nähe Bodentruppen abzusetzen, dann würden sie von denen mit Sicherheit flankiert und in die Zange genommen. „Ich hoffe Sie haben in Ihrer Trickkiste noch ein paar Überraschungen parat, denn die könnten wir jetzt sehr gut gebrauchen!“, rief Shepard. Seldrana sagte dazu nichts, sondern schnaubte nur und wartete erstmals ab. Lediglich einen Sprengsatz hielt sie in der Hand, den zuvor einem toten Kampftechniker abgenommen hatte. Kurz bevor die erste Maschine auf Höhe der Etage kam trat sie plötzlich in Aktion. Geduckt, aus ihrer Deckung heraus, warf sie den Sprengsatz im hohen Bogen nach draußen, der genau auf der gläsernen Cockpitkanzel der Mantis landete, deren kinetischer Schild sich wegen der geringen Geschwindigkeit erst gar nicht aktivierte. Überrascht blickte der Pilot nach oben, als er den dumpfen Schlag vernahm, und ehe er sich versah zündete die Bombe, die das Cockpit zerfetzte und die Maschine unkontrolliert gegen die Felsen stürzen ließ, an denen sie zerschellte. Daraufhin zogen die verbliebenen drei Mantis rapide an und brachten sich auf Höhe der Etage. Mit ihren Massenbeschleunigern nahmen sie dieser sofort unter Dauerfeuer und konnten einige Treffer unter den Salarianern erzielen. Entweder durch Querschläger, oder durch das Durchschlagen ungeeigneter Deckung. Um dem zu begegnen kamen einzelne Teile des Trupps nacheinander aus ihrer Deckung hervor und griffen die Gunships mit allem an was sie noch hatten – was im Angesicht dieser Gegner nicht viel war. Man versuchte konzentrierten Beschuss, Biotiken und technische Fähigkeiten so koordiniert wie möglich gegen einzelne Maschinen einzusetzen, nur so einfach machte Cerberus es ihnen leider nicht. Gunships mit zu stark angeschlagenen Schilden sanken sofort ab und hielten sich außer Sicht, bis sich ihre Schilde wieder regeneriert hatten. Zudem setzten sie Raketen ein und löschten so ganze Gruppen aus. Shepard hatte eben mehrere Salven mit seinem Sturmgewehr abgegeben, bis das Thermomagazin gewechselt werden musste, und zum Abschluss noch eine der raketenbetriebenen Gewehrgranaten auf eine Mantis abgeschossen, bevor er wieder hinter seiner Deckung verschwand. Die Besatzung der Mantis reagierte darauf nur langsam. Zuerst schossen sie einen Salarianer ab, der die Stellung wechseln wollte, und danach feuerten sie eine Rakete auf Shepards Position ab, die weiter hinten einschlug. Der Bordschütze war daraufhin der Meinung einen Turinaner gesehen zu haben, der durch die Luft flog. „GARRUS!!!“, schrie Shepard, als er sah wie dieser durch die Druckwelle der Explosion durch die Luft und über einen Tresen gewirbelt wurde. „Barrieren unten, aber mit geht’s gut!“, kam von Garrus die beruhigende Antwort „Die machen uns noch fertig! Das ist der reinste Schießstand!“, fluchte Kaidan, wobei ganz klar war das sie die Ziele darstellten. „SHEPARD! IN DECKUNG!“, vernahm dieser plötzlich Seldrana Stimme über sein Funkgerät und duckte sich. Weshalb er es machen sollte wusste er nicht, aber er tat es, allerdings zeigte sich schnell, das Seldrana sich wohl etwas anderes vorgestellt hatte. Die warf nämlich irgendetwas in seine Richtung, das knapp zwei Meter hinter ihm entfernt direkt an der Brüstung landete, und rannte dann direkt darauf zu. Mit Entsetzen musste Shepard erkennen, dass es ein weiterer Sprengsatz war. „OH SCHEISSE!!!“, stieß er panisch aus und rannte los. Seldrana rannte hinter ihm vorbei zur Bombe, sprang erst auf die Brüstung und mit dem nächsten Schritt darüber – unter ihr befand sich nur noch gähnende Tiefe. Im selben Moment explodierte der Sprengsatz. Die Druckwelle erfasste Shepard und warf ihn über den Tresen, wobei er direkt auf Garrus landete, der dahinter kauerte. Durch die Schilde und die Rüstung blieben ernsthafte Verletzungen glücklicherweise aus. „Aua ... verdammt ... Ich glaube fast ... die will mich umbringen.“, stöhnte Shepard. „Ich glaube eher der ist es egal wen sie alles bei ihren Aktionen erwischt.“, murmelte Garrus, der versuchte unter Shepard hervor zu kriechen, da dieser ihm zu schwer war. „Shepard! Das müssen Sie sehen!“, rief Kaidan plötzlich lauthals. Etwas mühselig stand Shepard auf und lunzte vorsichtig aus der Deckung hervor, doch was er da sah wollte er beim besten Willen nicht glauben. Seldrana hing auf der Cockpitscheibe einer Mantis. Es zeigte sich das Seldrana mit ihrer letzten Aktion, die man auf den ersten Blick nur als völlig durchgeknallt und gemeingefährlich beschreiben konnte, durchaus ein ganz eigenwilliges Ziel verfolgte. Sie wollte auf Tuchfühlung gehen. Deshalb sprang sie über die Brüstung. Seldrana war von Anfang an klar, dass sie mit einem normalen Sprung, selbst bei ihrer Verbesserungen, niemals so weit kommen würde, um eines der Gunships zu erreichen. Aus diesem Grund nutzte sie den Sprengsatz, um sich mit Hilfe der Druckwelle der Explosion wie mit einem Katapult in Richtung ihres Ziels schleudern zu lassen. Für jeden anderen wäre das ein tödliches Unterfangen, nur für Seldrana nicht. Deshalb hatte sie auch die andere Mantis zuvor mit dem Sprengsatz zerstört, nur um dessen Eigenschaften und Wirkungsbereich in Erfahrung zu bringen. Die daraus gewonnen Informationen nutzte sie dann für ihren „Flug“. Da war es für sie lediglich simple Mathematik ihre eigene Flugbahn zu berechnen und wie man sehen konnte landete sie punktgenau auf dem Cockpit der Mantis. Dessen Besatzung war durch die Aktion mehr als überrascht. Sie hatten ein rigoroses Training hinter sich, unzählige Simulationen und Manöver durchgeführt und glaubten auf jede erdenkliche Situation vorbereitet zu sein, nur die Morjanerin, die jetzt auf ihrer Kanzel saß, belehrte sie eines Besseren. Im nächsten Moment packte Seldrana die gläserne Cockpitkanzel und riss das ganze Teil mit einer einzigen, kraftvollen Bewegung aus seinen Verankerungen. Eigentlich war die Besatzung der Mantis hochgradig konditioniert , körperlich, wie geistig, verbessert mit Reaper-Technologie und per Gehirnwäsche auf absolute Loyalität und Furchtlosigkeit getrimmt, nur Seldrana ließ in ihnen die Angst aufsteigen. Nicht etwa weil sie soeben mit bloßen Händen die Cockpitkanzel abgerissen hatte, sondern weil es jetzt nichts mehr gab was zwischen ihnen und der Ehrengardistin stand. Panisch riss der Pilot seine Maschine herum, um Seldrana abzuschütteln, nur die hielt sich längst mit einer Hand an der Struktur fest und mit der anderen hatte sie sich den Bordschützen gepackt. Ehe man sich versah riss sie diesen aus seinem Sitz und warf ihn in die Tiefe. Dann war der Pilot dran, den sie mit einem kräftigen Faustschlag ins Gesicht tötete, das danach nur noch eine blutige, unförmige Masse war. Ohne Besatzung begann die Mantis unkontrolliert Richtung Boden zu trudeln. Seldranas nächster Faustschlag ging durch die Rückenlehne des Bordschützen in die dahinter liegende Bedienelemente des Bordcomputers, die dadurch völlig zerstört wurden. Seldrana brauchte sie ohnehin nicht. Sie entließ darin ihre Nanomaschinen, die sich sofort in den Computern festsetzten und es ihr erlaubten die volle Kontrolle zu übernehmen. Binnen weniger Augenblicke fing sie die trudelnde Maschine ab, stabilisierte sie und schwenkte herum. Ihr erstes Ziel waren die drei Kodiaks, auf die sie je eine Salve Raketen abfeuerte. Deren Piloten reagierten mit vielfältigen Gegenmaßnahmen und vertrauten auf ihre Stealth-Eigenschaften, die sich mit einem Mal als nutzlos entpuppten. Seldrana markierte die Shuttles mit einem Laser und lenkte die Raketen so in ihre Ziele. Damit war Cerberus Luftlandeeinheit schlagartig ausgelöscht. Nun wandte sich Seldrana den beiden verbliebenen Mantis zu und gewann schnell an Höhe. Die hingegen begann allmählich zu realisieren, das hier etwas ganz gewaltig schief lief, waren allerdings der Überzeugung die Situation wieder unter Kontrolle bringen zu können. So beharkte eine der Mantis weiterhin die Etage, während sich die andere Seldrana zu wandte und das Feuer eröffnete. Eine lange Salve aus dessen Massenbeschleuniger traf die vorderen Schilde von Seldranas neuem Gefährt. Die Treffer zerstörten beinahe ihre Maschine und sie entging dem nur indem sie auf Kollisionskurs mit der Mantis ging und diese so zum Abdrehen zwang. Sofort schwenkte sie wieder herum und hielt auf die erste Mantis zu, da sie von Anfang an nur so nahe wie möglich an die heran kommen wollte. Seldrana stand auf und sprang hinüber, als sie dieses passierte. Ihre eigene Maschine drehte schlagartig um und hielt im Sturzflug genau auf die andere Mantis zu. Dessen Pilot versuchte noch vergebens auszuweichen, doch die Kollision war unausweichlich. Beide Maschinen krachten ineinander und stürzten ab. Seldrana hatte sie von vornherein nur gebraucht, um die Steuerung und technischen Eigenschaften zu lernen. Übrig blieb nur noch eine Mantis, an der Seldrana nun hing. Dessen Besatzung bekam davon anfangs nichts mit, weil sie nach der Kollision der beiden anderen Maschinen sah und Probleme hatten die Ereignisse ihren Vorgesetzten zu schildern. Im nächsten Moment zog sich Seldrana am Cockpit hoch und erschien auf Höhe des Bordschützen. Mit einem Faustschlag zertrümmerte sie dessen Seitenscheibe und riss ihn aus seinem Sitz durch das Loch, wobei er laut schreiend in die Tiefe stürzte. Durch die zerstörte Scheibe stieg Seldrana blitzschnell ins Cockpit und wandte sich dem Piloten zu. Panisch schrie der „Morjaner!“ in sein Funkgerät, als er Seldrana von Angesicht zu Angesicht gegenüber stand und traf damit einen wunden Punkt bei ihr. Die war bis jetzt sehr froh darüber gewesen, dass ihre Präsenz von Cerberus bislang noch nicht wahrgenommen wurde. Mit dieser Information wird sich nun mit Sicherheit auch deren Vorgehen ändern. Wutentbrannt schlug Seldrana mit voller Wucht zu und der Faustschlag war kraftvoll genug, um den Kopf des Piloten in einer blutigen Fontäne zerplatzen zu lassen. Ohne Besatzung verlor die Mantis kurzerhand an Höhe, was Seldrana dadurch unterband indem sie erneut ihre Hand in die Armaturen des Piloten trieb und mithilfe ihrer Nanomaschinen die volle Kontrolle übernahm. „Hören Sie mich, Shepard?“, sprach Seldrana per Funk. „Ja, ja. Ich höre Sie. Das war …“, stotterte dieser, während er und viele anderen versammelt vor der Brüstung standen und kaum glauben wollten, was sich hier soeben abgespielt hatte. „Behalten Sie Ihr Lob für sich, Mensch. Setzen Sie Ihren Weg fort und lassen sich in meiner Abwesenheit nicht umbringen.“, erwiderte Seldrana genervt. „Was haben Sie vor …“ „Das was Sie nicht hinbekommen: Gegner töten!“, blaffte Seldrana und trennte die Verbindung. Man sah wie Seldrana mit ihrem neu gewonnen Gunship abdrehte und zu einer nahen Anlage flog, auf der sich die Scharfschützen niedergelassen hatten. Zwei hatte man zuvor schon erledigt, jetzt sollte der Rest daran glauben. Seldrana erreichte ihr Ziel und donnerte in gerade mal einem Meter Höhe über das Dach der Anlage und begann die aufgescheuchten Scharfschützen systematisch auszuschalten. Die rannten panisch kreuz und quer über das Dach und wurden regelrecht abgeschlachtet. Gegen den schweren Massenbeschleuniger hatten sie in ihren leichten Rüstungen nichts entgegen zu setzen. In weniger als einer Minute war Dach gesäubert. Nur einer Handvoll von ihnen gelang die Flucht, die vom Rand zu der Etage darunter sprangen. Viel Zeit zum Verschnaufen blieb nicht, denn die Entkommenen forderten nun Unterstützung in Form mehrerer Jäger an, um sich der gekaperten Mantis zu entledigen. Seldrana reagierte darauf mit einem Grinsen. Derweil betrachtete Shepard das entstandene Chaos. Die Hälfte der begleitenden Salarianer war ausgefallen, entweder durch Verletzung, oder weil sie tot waren – und dabei hatten sie erst eine Etage gesichert. Da erschien es fast schon wie ein Wunder das Shepard und sein Team das alles mit nur ein paar Blessuren überstanden haben. Ein Umstand, den sie besonders ihrer schweren und verbesserten Ausrüstung zu verdanken hatten, während die Salarianer mit dem Augenmerk auf Flexibilität und Mobilität deutlich leichter ausgestattet waren. Trotz allem setzte man seinen Weg fort. Einige Salarianer blieben zurück, um sich den Schwerverletzten anzunehmen. Alle anderen, die noch kämpfen konnten, auch Leichtverletzte, folgten. Man näherte sich einer Tür, öffnete sie aus der Deckung heraus und sicherte die dahinter liegende Treppe, die sie zum nächsten Stockwerk über ihnen führte. Vor dessen Tür wiederholten sie den ganzen Vorgang. Shepard und Liara hielten sich links, Kaidan, Pashek und Garrus rechts, und auf der Treppe sammelten sich die Salarianer und Ibro, wobei dieser seinen „Helm“ bereits entsorgt hatte. Kaidan drückte den Schalter und die Tür öffnete sich. Es zahlte sich aus. Kaum das sich die Tür einen Spalt weit geöffnet hatte schlug ihnen sofort ein gnadenloses Sperrfeuer entgegen. Selbst auf dieser Etage hatte sich Cerberus eingenistet und das dieses Mal sogar so richtig. Verbarrikadiert hinter ferngesteuerten Geschützen, umgeworfenen Möbeln, tragbaren Generatoren für kinetische Barrieren und Wächtern mit ihren schweren Schutzschilden standen massenhaft Sturmschützen, Zenturios und Kampftechniker bereit. „Ich sag es nur ungern, Shepard, aber Cerberus ist zu gut eingegraben, als das wir sie direkt angehen könnten und viel Bewegungsfreiheit haben wir auch nicht!“, rief Garrus, während das Dauerfeuer weiterhin wütete. „Hab ich auch schon gemerkt. Hey, gibt es irgendeine Möglichkeit die zu umgehen, einen Lüftungsschacht, einen Wartungstunnel, oder sonst etwas über das wir die flankieren können?“, wandte sich Shepard an einen Salarianer. „Nichts von allem, eventuell bräuchten wir die Baupläne …“, antwortete ein STG-Offizier, woraufhin Shepard sofort abwinkte. „Etwas das schneller geht?“ „Wir könnten an den Außenwänden entlang klettern.“, schlug ein anderer STG-Agent vor. Shepard konnte da nur mit dem Kopf schütteln. Genauso gut könnten sie sich gleich eine Zielscheibe umhängen und in einer Reihe aufstellen. Glücklicherweise gab es eine Alternative, nur ob die sich darüber freuen würde war eine andere Frage. In der Zwischenzeit bekam es Seldrana mit mehreren Jägern zu tun – gegen die sie sich ausgesprochen gut schlug. Eine Rakete hatte sie anvisiert und hielt direkt auf sie zu. Seldrana beunruhigte das nicht. Eine kurze Drei-Schuss-Salve aus dem Massenbeschleuniger reichte aus und der Flugkörper wurde zerstört noch bevor er gefährlich werden konnte. Auf den gleichen Weg verfuhr sie mit zwei weiteren Raketen. Die auf sie angesetzten Jagdmaschinen versuchten nun eine andere Taktik und hielten direkt auf sie zu. Als sie nahe genug dran waren setzten die Jäger ihre Bordwaffen ein. Seldrana riss das Steuer herum, drehte die Mantis auf den Rücken, beschleunigte und stürzte etliche Meter in die Tiefe, bevor sie die Maschine wieder abfing. Nicht nur das sie damit den Geschossen gekonnt auswich, im selben Moment schoss sie selbst mehrere Raketensalven ab Ein Jäger reagierte zu spät, als er weiterhin versuchte die Mantis zu treffen und wurde durch die Raketen zerstört. Ein zweiter konnte dem teilweise entgehen. Er bekam ein paar Treffer ab, die zum großen Teil von den kinetischen Schilden abgefangen wurden, und ihn leicht beschädigten. Mit einem angeschlagenem Triebwerk und einer dunklen Rauchfahne hinter sich herziehend drehte der Jäger ab. Nur so leicht ließ Seldrana ihn nicht davon kommen. Sie schwenkte herum, richtete den Massenbeschleuniger aus und hielt drauf. Das ihr Ziel dabei regelrechte Harken schlug nützte nichts. Seldrana übernahm mit ihrem verbesserten Verstand die Kontrolle über sämtliche Systeme und modifizierte sie nach eigenem Ermessen. Ihre Kontrolle über die Maschine und die Waffen erlaubte ihr eine unübertroffene Präzision, was auch der Jäger zu spüren bekam. Er hatte nicht den Hauch einer Chance. Es reichte bereits ein einziges Geschoss in das beschädigte Triebwerk, um es explodieren zu lassen und zusammen mit der Tragfläche abzureißen und die Maschine stürzte ab. Zwei weitere Jäger donnerten über Seldrana hinweg, die ihre Position hielt und mit allen verfügbaren Waffen weiter schoss. Diese beiden erwiesen sich als deutlich schwieriger zu treffen und damit nicht genug: Im Tiefflug näherte sich von hinten ein fünftes Kampfflugzeug. Seldrana bemerktes es, doch dieses Mal musste selbst sie erkennen, dass es zu spät war. Der Jäger hatte sie bereits im Visier und schoss. Zwei Raketen und ein Regen an Geschossen hielten auf sie zu. Seldrana aktivierte die Gegenmaßnahmen – vergebens. Die beiden Raketen waren schon zu nah, um noch effektiv abgelenkt werden zu können und explodierten knapp hinter der Mantis. Seldrana überlud die Barrieren und konnte damit die große Wucht der Raketen abfangen. Diesen Angriff hatte sie unbeschadet überstanden, allerdings auf Kosten der Schilde. Zwar besaßen diese Mantis weniger Panzerung, um wendiger zu sein, glichen das dafür mit leistungsstarken Schildgeneratoren aus. Und die waren jetzt ausgebrannt. Gegen die nachfolgenden Geschosse war die Mantis nun schutzlos. Sie zerfetzten ihr das Heckleitwerk und durchlöcherten den Rumpf. Dabei durchschlug eines der panzerbrechenden Geschosse das Cockpit. Seldranas Körper wurde im Sitz ruckartig vor und zurück geschleudert und sie selbst stieß einen Schwall Blut aus. Seldrana wusste bereits was gesehen war, sie spürte es ganz deutlich, trotzdem wollte sie es mit eigenen Augen sehen und blickte an sich herunter. In ihrem Bauch klaffte ein faustgroßer, stark blutender Krater. Das Geschoss war durch den Rücken eingetreten und kam zum Bauch wieder raus. Seldrana lehnte sich zurück und dachte nach. Am Boden war sie einfach besser. „Seldrana, hören Sie mich?“, vernahm sie Shepards Stimme per Funk. „Ich bin im Moment etwas beschäftigt.“, gab sie ungehalten zurück und drückte mit ihren Händen die gewaltige Bauchwunde zu, während sie ihre Mantis im Tiefflug nahe der Anlage hielt. „Worum geht es?“ „Wir bräuchten hier Ihre Hilfe. Cerberus blockiert unseren Weg und dieses Mal haben sie sich eingegraben. Zu gut anstatt das wir sie direkt angehen könnten. Ein einziger Angriff über die Flanke …“ „Ich habe es schon verstanden. Ich bin in der Nähe. Geben Sie mir 21 Sekunden nach menschlicher Zeitrechnung.“, unterbrach Seldrana und kappte prompt wieder die Verbindung. Sie zeigte es nicht, aber war froh über Shepards Anfrage. Immerhin bot er einen Ausweg. Ihre Maschine war zu stark beschädigt, um noch länger von Nutzen zu sein. Zudem würde sie einen weiteren Angriff nicht überstehen. Raketen gab es nur eine Handvoll und selbst die waren nur für Angriffe auf Bodenziele gedacht und der Massenbeschleuniger hatte nach dem Cockpittreffer eine Fehlfunktion, die nicht mal Seldrana beheben konnte. Ihre Optionen waren dadurch recht bescheiden. Lange behalten wollte sie die Mantis ohnehin nicht. Sie hatte bereits eine ausreichende Anzahl an Cerberus-Truppen ausgeschaltet und mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen, als ihr lieb war. Mehr konnte man da nicht verlangen. Während die Jäger für einen erneuten Angriff umdrehten wandte sich Seldrana Shepards in Not geratenen Trupp zu. Ihn zu finden war kein Problem. Sie musste lediglich sein Funksignal anpeilen. Auf der Terrasse mit der offenen Front konnte sie sofort Cerberus Stellung erkennen. Barrikaden und viel Feuerkraft machten jeden Angriff zu einer Selbstmordaktion – ganz wie von Shepard beschrieben. Ein Angriff in die Flanke, beispielsweise mit ein paar Raketen, wäre ganz klar verheerend – nur Seldrana hatte mal wieder etwas ganz anderes im Sinn, als Shepard. Sie beschleunigte und flog auf die Stellung zu. Die Cerberus-Soldaten bemerkten das und begannen auf sie zu schießen. Am Türrahmen in Stellung konnte Shepard vorbei lunzen und Seldranas Anflug beobachten. Er war besorgt zu sehen in welchem Zustand ihre Maschine war und wollte sich mit ihr in Verbindung setzen, bis er erkannte was sie wirklich vorhatte. Seldrana beschleunigte weiter. Sie flog direkt auf die Anlage zu. So mancher Cerberus-Soldat stolperte panisch zurück, als er realisierte was gleich bevor stand. Sogar die Piloten der zurück kommenden Jäger sahen es und konnten nichts mehr dagegen unternehmen. Die Mantis krachte in die Anlage, mitten in Cerberus hinein. Treibstoff und Munition explodierten beim Aufprall, zerrissen die Maschine und entzündeten sie in einem Feuerball, der einen ganzen Abschnitt der Etage in Flammen hüllte und die Cerberus-Truppe komplett verschluckte. „WOAH!“, schrie Shepard, als Teile der Flammen durch die Tür schlugen und ihm einige kleinere Trümmerteile um die Ohren flogen. In der Etage sprangen sofort die Sprinkleranlagen an und begannen das lodernde Inferno mit einem Gemisch aus Wasser und Löschschaum zu unterdrücken. Langsam kamen Shepard und alle anderen aus ihrer Deckung hervor und betraten die Etage. Vor ihnen lag das zerstörte Wrack der Mantis, aus dem noch immer Flammen schlugen. Besonders der Treibstoff lieferte dem Feuer weiterhin Nahrung. „Sie hat sich … für uns geopfert.“, sprach Kaidan und atmete tief durch. „Das bezweifle ich.“, entgegnete Shepard und sollte Recht behalten. Wie auf Kommando stieg Seldrana aus dem Inferno empor. Das Feuer hatte ihr nichts anhaben können. Es sah sogar so aus als würde so was wie eine Art Blase sie umgeben. Man konnte ganz klar erkennen, wie die Flammen einfach um sie herum schlugen und sie selbst unangetastet ließen. Shepard neigte den Kopf leicht zur Seite und sah Seldrana an. Im fiel dabei vor allem die schwere Bauchwunde auf, um die sich Seldrana nicht besonders zu sorgen schien. „Sind Sie zufrieden?“, fragte Seldrana „Etwas dick aufgetragen, aber ja. Das bin ich.“ „Gut, dann weiter. Meine Waffe?“, sagte Seldrana, woraufhin sofort ein Salarianer zu ihr rannte und ihr den Klappstuhl übergab. Dann ging sie vor und alle anderen folgten ihr – mit Abstand versteht sich. „Verletzt?“, fragte Shepard und tat dabei wenig beeindruckt. „Nur eine Fleischwunde. Kann passieren. Wie gesagt: Cerberus muss schon deutlich mehr auffahren, um mich auszuschalten.“ „Und was bräuchte man, um Sie aufzuhalten?“, fragte Liara, getrieben von wissenschaftlicher Neugier. „Da gibt es tatsächlich etwas, wogegen selbst ich machtlos bin.“, sagte Seldrana. Da wurden natürlich alle sofort hellhörig. „Und das wäre?“, fragte sofort ein Salarianer. „Ein Atomsprengkopf.“ Schlagartig vernahm man von vielen ein entnervtes Stöhnen. Die Antwort war so simpel und gleichzeitig so bescheuert, dass man nicht erkennen konnte ob Seldrana es nun ernst meinte. „Wie kommt es das Sie überhaupt verletzt wurden? Die ganzen Explosionen und das Feuer haben Sie ohne einen Kratzer überstanden.“, fragte Shepard. „Ich habe Probleme damit sitzend in einem Cockpit ein effektives Kraftfeld aufzubauen.“ „Kraftfeld? Setzen Sie nicht so was wie kinetische Schilde ein?“, fragte Pashek. „Es läuft darauf hinaus. Die Technik ist ähnlich der magnetischen Schilde, die wir in unseren Raumschiffen verwenden. Mit der Zeit habe ich die Emitter modifiziert und kann sie wie eine … sagen wir reaktive Panzerung einsetzen. Das beschreibt es ziemlich genau.“ „Wie lebt man eigentlich mit solchen Veränderungen?“, fragte Kaidan. In dem Moment merkte man wie Seldrana stehen blieb und unsicher nachdachte. „Man sieht die Welt durch einen Taschenrechner. Lassen wir das jetzt.“, sagte Seldrana und setzte den Weg fort. Shepard verstand was sie meinte. Jede einzelne Bewegung, jeder Schritt, jeder Sprung, absolut alles von ihr war das Ergebnis einer exakten, mathematischen Berechnung. Die im Hintergrund ihres Gehirns arbeiteten Systeme, ähnlich eines Supercomputers, analysierten ununterbrochen alles in ihrem Umfeld und lieferten diese Daten direkt in ihr Gehirn, oder, abhängig von der Art der Information, an ein in ihren Augen integriertes Head-up-Display. Shepard musste sich unweigerlich einen Wettkampf zwischen EDI und Seldrana vorstellen, wer die bessere Rechenleistung besaß und wer diese am effektivsten in einen Kampf einbringen konnte. Das Ergebnis, sicherlich dargestellt in endlosen Zahlen und Statistiken, würden wohl nur die beiden verstehen. Shepard musste bei dem Gedanken unweigerlich grinsen. „Wartet.“, sagte Shepard und ging zu einer nahen Sprechanlage. „Status, Mordin, wie geht es der Kroganerin?“, wandte er sich wieder der eigentlichen Mission zu. „Zustand stabil, letzte Phase eingeleitet, brauche noch etwas Zeit.“, lautete die Antwort. „Wie weit ist es bis zur Landeplattform?“, wandte sich Shepard an einen Salarianer. „Nicht mehr weit. Dazwischen liegen nur noch zwei Abschnitte, die wir passieren müssen. Eine Sicherheitsstation, das Terminal und dahinter befindet sich die Landeplattform.“ „Das … Terminal?“, harkte Shepard nach. „So nennen wir den Eingangs- und Wartebereich vor der Sicherheitsstation.“ „Hier lang.“, wies Seldrana und führte die Gruppe über die nächste Treppe auf die darüber liegende Etage. Vor der Tür zur Sicherheitsstation, einem langen Gang, an dem Neuankömmlinge des Personals und ihr Gepäck komplett durchleuchtet und intensiv gescannt wurden, nahm man Aufstellung. „Alle bereit?“, fragte Seldrana und sah wie Shepard und sein Team wieder an den Seiten der Tür in Stellung gingen und die Salarianer die Treppe entlang mit gezückten Waffen warteten. „Dann wollen wir mal.“, sagte Seldrana und öffnete die Tür, wobei sie genau vor der Tür stehen blieb. Shepard fiel das auf, aber er sagte nichts. Ganz egal was Cerberus dieses Mal aufbieten mag, es war wohl kaum etwas, was Seldrana ins Schwitzen bringen konnte. „SKAP!!!“, brüllte Seldrana plötzlich lauthals und schreckte zurück. Sie ließ sogar ihren Klappstuhl fallen. Aus dem Türspalt schoss eine Schwertklinge, die auf halben Weg sogar unsichtbar war, und Seldrana am Kopf knapp streifte. Shepard konnte sehen wie Seldrana mehrere Haarsträhnen verlor. Etwas weiter links und die Klinge hätte sie im Gesicht getroffen. Sofort griff sie nach der Klinge und zog fest an. Dessen Besitzer war nicht bereit seine Waffe einfach so her zu geben und wurde ebenfalls durch die Tür gezogen, als er die Kraft seiner Gegner unterschätzte. Shepard sah wie ein Phantom im hohen Bogen gegen die gegenüberliegende Wand geschleudert wurde und nach unten auf die Treppe krachte. Kaum versuchte das Phantom sich wieder aufzurappeln blickte es in einen ganzen Satz an Schusswaffen von gut einem halben Dutzend Salarianer, die es sofort nieder streckten. Shepard und Garrus begannen sofort an Seldrana vorbei in den Gang zu schießen, während weitere Phantome ihre Tarnung deaktivierten und versuchten Seldrana anzugehen, die den Durchgang blockierte. Dem ersten Phantom, das mit erhobenem Schwert Seldrana regelrecht an sprang, verpasste sie einen Tritt in die Magengegend, der es wieder zurück warf. Darunter huschte sofort ein weiteres Phantom durch, das mit gezückter Klinge vor stieß und bereit war zuzuschlagen. Mit einem schnellen Griff fing sie die Klinge mit bloßer Hand ab und hielt sie fest. Das Phantom versuchte sein Schwert wieder zurück zu ziehen, doch das saß fest, wie als würde es in einem Felsen feststecken. Derweil mussten Shepard und Garrus wieder in Deckung gehen, als die anderen Phantome auf sie mit ihren in den Handflächen sitzenden Phasendisruptoren schossen. Bereits einzelne Treffer stellten für die Schilde eine enorme Belastung dar. Der ganze Gang schien inzwischen voll mit Gegnern zu sein. Sie hingegen hatten nichts getroffen. Die Phantome waren einfach zu agil und hüpften und hasteten akrobatisch-wild durch den Gang. Seldrana bekam ebenfalls Schüsse ab, die allesamt von ihrem Kraftfeld abgefangen wurden. Das sah man dieses Mal besonders gut, da die Treffer glimmernde Schockwellen erzeugten, die wie Wellen über die blasenförmige Oberfläche ihres Kraftfeldes wanderten. Dann drückte Seldrana zu. Die Klinge, mit der man sogar modernste Rüstungen durchstoßen konnte, zerbrach. Seldrana brach die Hälfte des Schwertes mit bloßer Hand einfach ab. Das Phantom sprang zurück und starrte seine Waffe an. Der Rest des Schwertes färbte sich allmählich schwarz und begann zu zerbröckeln, als sich Seldranas Nanomaschinen daran zu schaffen machten und die innere Struktur zersetzten. Auf dem gleichen Weg hatte sie sich zuvor schon aus ihrer Kammer befreit, indem sie die Zusammensetzung der Elemente schwächte. Seldrana machte einen Schritt nach vorne und ehe ihr jemand folgen konnte, schloss sie hinter sich die Tür und deaktivierte die Steuerung. Jetzt stand Seldrana alleine einer ganzen Abteilung Phantome gegenüber, die allesamt bedrohlich mit dem Schwert winkten. Seldrana kümmerte das nicht. „Keine Spiele mehr. Jetzt wird gearbeitet.“, sagte sie und ihre Augen begannen bedrohlich zu glühen. Wie aus dem Stand sprintete Seldrana mit einer übernatürlichen Geschwindigkeit auf die Phantome zu, die sofort ihre Hände hoch rissen und schossen. Durch das Kraftfeld blieben die Angriffe wirkungslos. Seldrana erreichte das erste Phantom und holte aus. Draußen vernahm man ein gedämpftes Donnern und spürte wie der Boden unter ihren Füßen zitterte. „Kam diese … Explosion … von draußen?“, fragte Liara, obwohl sie die Antwort bereits kannte. „Nein, das war mit Sicherheit unsere Seldrana.“, sprach Garrus lapidar. „Die lässt echt nichts anbrennen.“, murmelte Kaidan. „Ibro, Sie kennen Seldrana doch wohl etwas genauer, oder?“, fragte Shepard. „Was das betrifft … Ich habe Seldrana nur ein paar Mal in Minaris Begleitung gesehen. Im Umgang miteinander waren die beiden stets sehr freundschaftlich. Ansonsten weiß ich das Seldrana einen sehr … aufgeweckten Charakter hat.“ „Den hat Sie in der Tat.“, ergänzte Shepard. „Mehr kann ich nicht sagen. Ich gehe Ehrengardisten genauso aus dem Weg, wie Totenkopflegionären.“ Man hörte erneut ein lautes Donnern und dann noch drei weitere, laute Schläge, die den Boden wieder leicht zittern ließen. „Wie lange ist Sie schon dabei?“, fragte Pashek. „Mh, jetzt … 48 Sekunden. Sie lässt nach.“, witzelte Shepard mit einem Blick auf den Chronometer. „Stoppen Sie etwa die Zeit?“, fragte Liara. „Warum nicht. HEY, Hand hoch. Wer stoppt ebenfalls die Zeit?“ Man konnte sehen wie Kaidan, Garrus und knapp die Hälfte der Salarianer ihre Hand hoben. In der Sicherheitsstation stand Seldrana nun dem letzten Phantom gegenüber, das langsam rückwärts in Richtung Tür am Ende des Ganges lief. Ihre Kameraden waren bereits alle tot, erlegt durch Seldrana mit bloßen Händen – sie war die letzte Überlebende. Verängstigt, mit dem Mut der Verzweiflung hielt sie ihr Schwert in Abwehrhaltung und versuchte die Distanz zu Seldrana zu halten, die im schnellen Schritt näher kam. Nur plötzlich öffnete sich die Tür hinter ihr. Seldrana blieb stehen und ehe sie etwas unternehmen konnte ertönte ein lauter Knall. Getroffen, mit aufgerissenem Rücken, landete das Phantom genau vor Seldranas Füßen. „Und wieder einer für mich. Har, Har, Har.“, lachte eine globige Gestalt, die Seldrana schnell als Kroganer identifizierte, die den Gang betrat, demonstrativ seine schwere Schrotflinte nach lud und verwundert die Morjanerin vor sich ansah. „Wer sind Sie denn?“ Seldrana sah den Kroganer kurz an und ließ die Sperre der anderen Tür aufheben, die sich nun öffnete und den Rest des davor wartenden Trupps herein ließ. „Eine gute Minute. Respekt. Ich hoffe wir müssen niemals gegen sie antreten.“, meinte Garrus. Das war eine von Shepards Sorgen. Die von den Morjanern geschaffenen Supersoldaten waren ein mehr als beeindruckendes und beängstigendes Produkt und wer weiß was sie sonst noch alles in ihrem Arsenal versteckten. Davon ließ sich Shepard natürlich nichts anmerken und betrat den Gang. Der Anblick, der sich ihm dabei bot, war verstörend bizarr – anders konnte man es nicht beschreiben. Wie erwartet hatte Seldrana die Phantome mit bloßen Händen in Stücke gerissen und dementsprechend sah auch der Gang aus. Die Wände waren blutverschmiert, im Boden und in den Wänden klafften regelrechte Krater, in denen die sterblichen Überreste der Phantome hingen. Eines stieß dabei besonders hervor. Shepard blickte an die Decke, in der ebenfalls ein Loch klaffte und in dem ein weiteres Phantom hing. Shepard blieb unweigerlich stehen und betrachtete die Szene genauer. Der unförmige, zerquetsche Körper war geradezu in die Wand gedrückt worden und hing nun in diesem Loch fest. Shepard wollte sich nicht vorstellen wie das Phantom in seiner Rüstung aussehen mag. „Ich habe keine Ahnung wie Sie das angestellt hat und ich will es erst gar nicht wissen.“, kommentierte Garrus den Anblick. Insgesamt zählten sie die Körper, oder zumindest deren Überreste, von mindestens 14 Phantomen. Vielleicht waren es sogar mehr, so genau konnte man das bei dieser Ansammlung von Körpern und Gliedmaßen gar nicht mehr erkennen. Selbst Shepard, der schon einiges mitangesehen hatte, fiel es schwer die Szene einzuordnen. Glücklicherweise gab es Ablenkung. „SHEPARD!“, vernahm er sofort eine wohl bekannte Stimme und entdeckte Seldrana zusammen mit einem Kroganer am Ende des Ganges. „WREX!“, rief er und lief ihm sofort entgegen. „Schön zu sehen, dass es Sie noch gibt. Ich dachte schon Cerberus hätte Sie erwischt.“ „HA! So leicht kriegen die einen Kroganer nicht klein. Wie geht es den Frauen?“ „Leider gab es nur eine. Aber Ihr geht es soweit gut.“ Ungehalten brummte Wrex. Das nur eine einzige Frau überlebt hatte machte ihn wütend. Dennoch schaffte er seine Wut im Zaum zu halten. Es war noch kein Rückschlag, aber es war schon verdammt nahe dran. „Dann müssen wir sie so schnell wie möglich von dem Planeten runter schaffen. Ich werde nicht zulassen, dass sie noch einen Moment länger in dieser salarianischen Folterkammer verbringen muss … Ich hatte zwischenzeitlich versucht ein Shuttle zu klauen, doch der Himmel ist der reinste Schießstand … erinnert mich an das gute, alte Pyjak-Jagen auf Tuchanka … Cerberus lässt da nichts durch. Was machen die überhaupt hier?“ „Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich sagen Cerberus will uns die Kroganerin abjagen … oder sie töten.“, spekulierte Shepard. „Woher wissen die von ihr?!“ „Sie haben wohl auch Ihre Quellen.“, sagte Shepard. „Verrat in den eigenen Reihen.“, kam es von Pashek. Das befürchtete auch Shepard. Vielleicht hatte die salarianische Dalatrasse etwas durchsickern lassen, immerhin stand sie diesem Vorhaben äußerst kritisch gegenüber. Beweisen konnte er das nicht und vielleicht lag er sogar falsch damit. „Bitte keine Verschwörungstheorien, Leute. Das können wir echt nicht gebrauchen.“, ermahnte Shepard. Derweil hatte einer der Salarianer Klappstuhl aufgesammelt und übergab ihn Seldrana, den sie sofort auseinander klappte und sich darauf setzte, was Shepard sofort mitbekam. „Moment mal. Was machen Sie da?“, fragte er überrascht. „Wonach sieht es eigentlich aus? Ich langweile mich und deshalb sitze ich. Dafür ist ein Stuhl doch da.“, sagte Seldrana. „Sie wussten … das das ein Stuhl ist?!“, fragte Liara ungläubig. „Aber sicher. Halten Sie mich etwa für total bescheuert?“ „Und was sollte das Ganze dann?“, harkte Liara nach. „Ich habe mir einen Spaß erlaubt. Stellen Sie sich nicht so an. Ich habe monatelang in dieser Kammer gesessen. Da entsteht schon mal der Bedarf nach Abwechslung.“, sagte Seldrana und verschränkte die Arme. „Wussten Sie davon?“, wandte sich Shepard an Ibro. „Natürlich. Klappstühle gibt es auch bei uns. Ich habe da nur mitgemacht, weil ich Seldrana nicht verärgern wollte. Das dabei auf ein Problem bei der Übersetzung zu schieben erschien mir als der einfachste und glaubwürdigste Weg.“ Shepard schlug sich mit einer Hand leicht ins Gesicht. Seldrana hatte sie aus einer Laune heraus verarscht und sie waren darauf sogar reingefallen. Die Morjanerin hatte wirklich einen eigenartigen Charakter. Shepard wunderte sich ernsthaft nach welchen Gesichtspunkten Ehrengardisten ausgewählt wurden. „Was ist hier los?“, fragte Wrex irritiert. „Lange Geschichte. Wenn ich vorstellen darf: Seldrana, morjanische Ehrengardistin, das hier … hat sie im Alleingang und mit bloßen Händen angerichtet.“, sagte Shepard mit Blick in den Gang, wo sogar Wrex staunen musste. „Wie gesagt: Der Kroganerin geht es gut. Wir müssen lediglich die Landeplattform sichern und sie ausfliegen.“ „Das haben wir bereits geschafft!“, tönte Wrex vollmundig. Shepard blickte an Wrex vorbei und erspähte das „Wir“ – Wachen, Teile des Stationspersonals und jene Agenten, die Wrex im Auge behalten sollten. „Meine … Bewacher. HA! Ohne mich wäre der ganze Abschnitt längst an Cerberus gefallen!“, tönte Wrex. „Es gab drei Angriffe auf die Landeplattform, die wir zurückschlage konnten. Dabei gelang es uns sogar ein paar Shuttles zu zerstören. Als keine weiteren mehr folgten sicherten wir das Terminal und den Zugang zur Sicherheitsstation. So wie es aussah wurden die Cerberus-Kräfte zu einem anderen Punkt abkommandiert und dann zerstört. Und dann trafen wir auf Sie, Commander Shepard.“, erklärte ein Salarianer. Shepard wunderte das nicht. Wrex und die anderen Salarianer waren sich dem nicht bewusst, aber allem Anschein war Seldrana dafür verantwortlich. Sie hatte die Aufmerksamkeit der Luftlandeeinheit von Cerberus auf sich gezogen und ihnen damit sehr wahrscheinlich das Leben gerettet. „Gut. In dem Fall will ich hier nicht länger bleiben als unbedingt nötig. Die Reaper werden nicht warten bis wir unsere Differenzen beigelegt haben. Gebt Mordin Bescheid, er kann mit der Kroganerin bis zu Landeplattform fahren.“, sprach Shepard, woraufhin sich ein Salarianer sofort an einer Sprechanlage zu schaffen machte. „Ich hoffe Cerberus ist so dumm und versucht noch mal einen Angriff. Ich kann es kaum erwarten sie erneut davon zu jagen!“, tönte Wrex und marschierte zusammen mit Shepard voraus. Seldrana hingegen fiel kurz zurück und nahm einigen toten Phantomen die Handschuhe mit dem integrierten Phasendisruptor ab, sowie eines der intakten Schwerter. Einen der Handschuhe zog sie über ihre linke Hand und drei weitere steckte sie in die Hosentasche. Dann wollte sie zu Shepard aufschließen, wobei ein Salarianer sie kurzzeitig aufhielt. „Was ist mit Ihrer ... Waffe?“, fragte dieser unsicher mit Blick auf den Klappstuhl. Seldrana sah den Klappstuhl kurz an und schlug mit einer schnellen Bewegung mit dem Schwert zu – ein sauberer, vertikaler Schnitt, der ihn in zwei gleich große Teile zerfallen ließ. Mit einem Grinsen sah Seldrana denn Salarianer an und schloss zu Shepard auf. „Neues Spielzeug?“, fragte dieser, als Seldrana neben ihm mit lief. „Diese Dinger sind beeindruckend. Ein Schwert, geschmiedet auf molekularem Level und der Handschuh ... ich wollte schon immer mal Schüsse aus den Handflächen abgeben können.“, sagte Seldrana aufgedreht. „Ach, das konnten Sie zuvor nicht? Ich bin enttäuscht. Von einer morjanischen Supersoldatin hatte ich weitaus mehr erwartet.“, erwiderte Shepard äußerst humorvoll. Seldrana sah Shepard nur und und sagte dazu nichts, als sie das Terminal, einen übergroßen Wartebereich, passierten, das genau zwischen der Sicherheitsstation und der Landeplattform lag. Mehrere Salarianer hatten hier an strategisch wichtigen Punkten Stellung bezogen und behielten die Umgebung im Auge. Über der Basis drehten Jäger ihre Runden und an anderen Stellen tobten weiterhin Gefecht. Bot sich eine Gelegenheit feuerten salarianische Scharfschützen auf Ziele auf der der anderen Seite der Schlucht und konnten hin und wieder einzelne Abschüsse erzielen. Gemeinsam passierte man das Terminal und ging durch einen kleinen Gang hinüber zur Landeplattform, über die sie ursprünglich angekommen waren. Die bisherigen Abschnitte der Basis hatten sie nicht zu Gesicht bekommen, da sie mit dem Fahrstuhl ohne Umwege direkt ins Labor gebracht wurden. Shepard sah wir der Lastenaufzug mit Mordin und der Kroganerin auf der rechten Seite der Plattform erschien und anhielt. Jetzt mussten sie sich nur noch überlegen, wie sie von dem Planeten runter kommen. Allerdings war etwas eigenartig. Shepard fiel es sofort auf. Und ebenso auch die anderen. „Wo sind alle?! Hier war eben noch ein ganzer Trupp Salarianer!“ Selbst die ihn begleitenden Salarianer sahen sich verwundert um, wo ihre Kameraden steckten. „Ich habe ein ganz mieses Gefühl.“, murmelte Garrus. Shepard ging es genauso und spähte diskret die Gegend aus. Gegner erblickte er keine, nur das hatte nichts zu bedeuten, da über Cerberus getarnte Truppen verfügte. Shepard gab seinem Team ein Handzeichen und man begann unscheinbar auszuschwärmen. „Was ist hier los?!“, fragte Wrex und drehte sich Shepard zu. Im selben Moment wanderte ein Salarianer über die Plattform und wurde abrupt durch einen laut Knall gestoppt, der seinen Kopf zerplatzen ließ. „DECKUNG!!!“, brüllte Shepard. Um sie herum schlugen großkalibrige Geschosse von Scharfschützen ein. Wrex bekam mehrere Treffer auf seine Panzerung, die stand hielt. Eines davon prallte an seinem dicken Kragen ab und flog knapp an seinem Gesicht vorbei. Shepard hatte da schon ein paar mehr, die ihn ins Visier nahmen. Er musste ein Batteriepack einsetzen, um seine Schilde zu stärken. Auf der anderen Seite der Landeplattform deaktivierten zwei Züge voller Schatten ihre Tarngeräte und begannen mit ihren Harrier-Karabinern wild auf ihre Gegner zu schießen. Es waren Cerberus Spezialeinheiten, ähnlich der Phantome, mit Fokus auf den Fernkampf. Shepard und Co. hasteten überstürzt hinter jegliche feste Deckung, die sie finden konnten und versuchten das Feuer so gut es ging zu erwidern. „Und es hätte so einfach sein können.“, dachte Shepard und sah sich um. Etliche weitere Salarianer hatte es erwischt und ihre Leichen lagen überall verstreut. Die Schatten und Scharfschützen gaben nun gezieltes Sperrfeuer auf die Deckung und Durchgänge und zwangen ihre Gegner erneut dazu die Köpfe unten zu halten. „Das nimmt kein Ende.“, dachte Shepard und verstand nun, warum man die Landeplattform so einfach halten konnte. Cerberus hatte diese Einheiten von Anfang an in Reserve gehalten, um einen in Sicherheit zu wiegen. Während Shepard darüber nachdachte fiel ihm auf, das Cerberus das Feuer eingestellt hatte. Ihre Truppen hielten weiterhin die Stellung und machten keinen Versuch einen Vorstoß zu waren. Wahrscheinlich wussten sie was ihnen blühen würde, wenn sie zu nahe heran kommen. Tatsächlich hatte es einen anderen Grund, wie man schon kurz darauf erfahren durfte. Einer der Schatten warf einen tellerförmigen Gegenstand mitten in den Raum. Dieses Objekt entpuppte sich kurzerhand als Projektor, der sofort die Arbeit aufnahm und die Gestalt einer wohl bekannten Person erzeugte. „Shepard.“, vernahm dieser und lunzte vorsichtig aus der Deckung hervor. In der Mitte des Raums stand die Projektion des Unbekannten, wie er kurz an einer Zigarette zog. „Was verschlägt Sie hier her?!“, fragte Shepard. „Das gleich wie Sie, Shepard. Ich will die Galaxie retten.“ „Ich weiß was Sie als Rettung erachten und darauf verzichte ich gerne. Ich glaube kaum Sie haben den ganzen Weg auf sich genommen, nur um mir das zu sagen.“ „Seien Sie nicht so blind, Shepard. Wir haben alle das selbe Ziel. Ich bin bereit über Ihre bisherigen Aktionen gegen Cerberus hinweg zu sehen, wenn Sie wieder für mich arbeiten. Unsere vergangene Kooperation war ausgesprochen erfolgreich. Das müssen Sie zugeben.“ „Gut, ich denke darüber nach. Nein, kein Interesse.“ „Es ist Ihre letzte Chance, Shepard. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand. Für Sie gibt es keinen Ausweg.“, fuhr der Unbekannte fort. „Sie glauben wirklich Sie hätten eine Chance. Sie glauben Ihre Morjaner können Ihnen helfen, doch die sind nicht das wofür Sie sie halten ...“ Seldrana, die genug von dem Gespräch hatte und es in dieser Situation auch für absolut schwachsinnig hielt, streckte ihre Hand aus der Deckung und gab schnell mit ihrem Phasendisruptor zwei Schüsse auf die Projektion ab. Die Schüsse gingen natürlich einfach durch die Projektion und schlugen einfach in irgendeiner Wand dahinter ein. Shepard schüttelte da nur den Kopf. „Putzig. Ich muss zugeben, dass Ihr Auftauchen eine Überraschung war. Ich hatte die Anwesenheit von Morjanern einkalkuliert, nur Sie sind ein ... überraschend aktives Exemplar. Allerdings wird Ihnen das jetzt nichts mehr nützen. Sie werden sterben. Genau wie alle Ihre Freunde.“, sprach der Unbekannte. „Ich muss zugeben, dass Sie Recht haben. Wir sind nicht das wofür uns alle halten. Sie glauben mich interessiert das Überleben meiner ... Freunde? Im Gegenteil!“, rief Seldrana und blickte zur Seite. Links neben ihr lag der Turianer, Garrus, und rechts befanden sich Shepard, neben diesem Ibro und zu guter Letzt der Kroganer, Wrex. Eine ruckartige Armbewegung ließ ein verstecktes Messer aus dem Ärmel in ihre Hand schnellen, mit dem sie aufsprang und zu stach. Shepard hielt vor Schreck den Atem an, als er die Klinge auf sich zufliegen sah. Nur die war nicht für ihn bestimmt. Sie jagte knapp an ihm vorbei und traf Ibro. Seldrana jagte ihm die Klinge mitten in die Brust. Ibro stieß einen lauten Schrei aus und fiel zurück. Getroffen wandte er sich auf dem Boden liegen hin und her und her, während aus seiner Brust lediglich der Griff des Messers ragte. Die Klinge hatte die Rüstung mit Leichtigkeit durchstoßen und steckte bis zum Anschlag in ihm. „OH, SCHEISSE!“, fluchte Shepard, neben dem sich alles binnen eines winzigen Augenblickes abgespielt hatte. Diese brutale Aktion war für alle ein Schock. Seldranas Handlung kam völlig überraschend und ohne Vorwarnung, zumal sie sogar vor einem anderen Morjaner nicht Halt machte. Selbst die Scharfschützen, die Seldrana bereits im Visier hatten, zögerten für einen Moment. Nur damit endete es nicht. Urplötzlich ertönte lautstark der Feueralarm und die Sprinkleranlagen sprangen auf der gesamten Landeplattform an und verpasste allen Anwesenden eine unvorhergesehene Dusche. Überrascht durch den Regen und die neuen Ereignisse sahen sich viele auf beiden Seiten um und wunderten sich. Selbst der Unbekannte blickte sichtlich verwundert drein. Für Seldrana war das weitaus weniger überraschend. Es war alles Teil ihres Plans. Als nächstes riss sie Garrus das Widow-Scharfschützengewehr vom Rücken, aktivierte es und zielte sofort auf den ersten Scharfschützen. Der nachfolgende Schuss tötete diesen, noch bevor er selbst handeln konnte. Auffallend war, dass Seldrana die Widow mit nur einer Hand festhielt, als sie schoss. Der Rückstoß machte ihr nichts aus und in dem Moment sah es sogar so aus, als würde die Widow keinen erzeugen, so gut im Griff hatte sie die Waffe. „TÖTET SIE! TÖTET SIE ALLE!“, befahl der Unbekannte ungehalten. Ohne das Thermomagazin zu wechseln, lief Seldrana los. Mit ihren Nanomaschinen hatte sie grundlegende Funktionen und Programme bereits umgeschrieben und richtete sich auf den nächsten Scharfschützen aus, den sie ebenfalls tötete. Das gleiche wiederholte sie mit einem dritten, bloß dem gelang es zurück zu schießen. Der Schuss wurde durch Seldranas Kraftfeld abgewehrt, genauso wie die nächsten von einem vierten und fünften Scharfschützen. Seldrana erledigte diese ebenfalls, bevor die ihre Thermomagazine wechseln konnten. Der ausbleibende Wechsel des Thermomagazins bei Seldranas Waffe forderte derweil seinen Tribut. Die Widow war schon dabei zu glühen, stieß Dampf aus und gab ein lautes Warnsignal aus. Sie war völlig überhitzt und jeder weitere Schuss könnte sie explodieren lassen. Damit war die Waffe nun unbrauchbar, während Seldrana mitten im Raum stand, ohne Deckung, und auf sie zielten mehr als zwei Dutzend Cerberus-Schatten. Ihr Kraftfeld würde diesen konzentrierten Beschuss niemals standhalten können und sie würde sich niemals rechtzeitig in Deckung bewegen können – das wusste sie und Cerberus wusste das mit Sicherheit auch. Dennoch blieb Seldrana stehen und machte keine Anstalten sich zu bewegen. Sämtliche Schatten zielten nur auf sie und hatten den Finger am Abzug. Man hätte erwarten können, das jetzt die Hölle losbricht, doch es blieb weitestgehend still – abgesehen von Ibros Schreien und dem Regen der Sprinkleranlagen. Damit übertönte es das massenhafte Klicken der Waffen, die ihren Dienst verweigerten. Die Cerberus-Soldaten versuchten ihre Waffen wieder in Gang zu bringen, wechselten die Thermomagazine und schlugen sogar dagegen. Nichts half. „TÖTET SIE ENDLICH!!!“, befahl der Unbekannte erneut. Niemand schoss – niemand konnte es. Unterdessen kümmerte sich Shepard um Ibro, der sich weiterhin mit dem Messer in der Brust herum wandte. „Wie geht es Ihnen? Haben Sie Schmerzen?“, fragte Shepard. „SIE SKOP! WIR FÜHLEN KEINEN SCHMERZ! DIE KLINGE STECKT IN MEINEM HERZ! ICH SPÜRE DIE SPITZE! BEI JEDEM HERZSCHLAG ... SIE KRATZT AN DER HERZSCHEIDEWAND!“, brüllte Ibro ihn an. Shepard wusste kaum was er machen sollte und sah das Messer an. Einfach so herausziehen wollte er nicht. Wer weiß was für Schäden er dabei anrichten konnte. Eigenartig war das kein Blut floss. Ohne zu wissen was er machen sollte griff er zum Messer, um vorsichtig zu überprüfen, wie fest es drinnen steckte. Bevor er es überhaupt berührte zerfiel dieses schlagartig in eine einzige, dichte Staubwolke, die durch den Riss in der Rüstung in Ibros Körper verschwand. „Ach ... du ... Scheiße!“, murmelte Shepard, während Ibro ganz still wurde. Derweil warf Seldrana die überhitzte Widow mitten in die Reihen der Schatten. Bevor diese eine traf löste sich von selbst ein Schuss, der einen anderen Schatten daneben tötete. Dann explodierte das völlig überhitzte Gewehr vor dem Gesicht eines weiteren Schatten, welcher dies ebenfalls nicht überlebte. Noch im selben Moment zog Seldrana einen zweiten Phasendisruptor-Handschuh aus ihrer Hosentasche, zog ihn über ihre andere Hand und richtete beide Hände aus. Mit denen gab sie ein gezieltes und absolut tödliches Dauerfeuer ab und marschierte auf ihre Gegner zu. Die Schatten hatten dem nichts entgegen zu setzen. Jeder Schuss war ein Treffer – mitten in den Kopf. Nicht mal die kinetischen Schilde halfen – die verweigerten ebenfalls den Dienst und hatten sich abgeschaltet. Einige Schatten warfen Handgranaten, die präzise neben Seldrana landeten. Genau wie die Waffen und die Schilde reagierten diese ebenfalls nicht und blieben stumm liegen. Es gab nichts mit dem sie Seldrana aufhalten konnten. Ohne Hindernis erreichte Seldrana die andere Seite der Landeplattform und erledigte die letzten Gegner. Es waren nur noch eine Handvoll. Die letzten vier versuchten die Klingenfunktion ihrer Universalwerkzeuge zu aktivieren, wobei es nur bei einem gelang. Die ersten drei hatten wir der Rest zuvor keine Chance. Sie wuselten vor Seldrana herum und versuchten ihr zu entkommen. Drei Schüsse aus dem Phasendisruptor beendeten das Trauerspiel. Der verbliebene Schatten rannte in einem letzten Akt der Verzweiflung mit angelegter Universalklinge auf Seldrana zu. Die wich dem Angriff mühelos aus und ehe er erneut zu stechen konnte packte Seldrana ihn mit einer Hand am Hals. „Keine Gnade. Keine Kapitulation.“, sprach Seldrana und zerquetsche ihm den Hals. „Niemals vergeben. Niemals bereuen.“ Damit fiel der Schatten zu Boden und starb einen langsamen, qualvollen Tod. „WAR DAS ALLES?! MEHR HABEN SIE NICHT ZU BIETEN?!“, schrie Seldrana, während alle anderen langsam aus der Deckung kamen. Shepard wollte seinen Augen kaum trauen – mal wieder. Seldrana hatte weniger als eine halbe Minute gebraucht, um die gesamte Landeplattform von Feinden zu befreien. Jetzt stand sie zwischen Unmengen von Leichen und einem Meer aus Blut, das sich mit dem Wasser der Sprinkleranlagen vermischt hatte, die sich eben erst abgeschaltet hatten. Shepard wandte sich nun Ibro zu, der vollkommen regungslos neben ihm lag. In einer letzten Geste strich er mit seiner Hand über Ibros Gesicht, um dessen Augen zu schließen. Womit er nicht gerechnet hatte war das Ibros Körper plötzlich zuckte und Shepards Hand mit der eigenen weg schlug. „Verdammt noch mal! Sie sind ja gar nicht tot!“, sagte Shepard. „Ich glaube das war ich sogar.“, gab Ibro schwer atmend zurück und blickte zu Seldrana. „Was hast Du mit mir gemacht?!“ Shepard blickte erst zu Ibro, der inzwischen sichtlich aufgebracht wirkte, dann zu Seldrana, die scheinbar auf weitere Gegner wartete, und zu guter Letzt zur Projektion des Unbekannten, der trotz der Ereignisse kaum beunruhigt wirkte. Seldranas Bitte würde sich schneller erfüllen, als ihr selbst lieb war. Vom Himmel fielen ohne Vorwarnung mehrere Objekte, die mit einem lauten Scheppern, auf der anderen Seite der Landeplattform, direkt hinter Seldrana einschlugen. Seldrana blickte nun sichtlich erschrocken drein, als sich hinter ihr vier schwere Atlas-Mechs aufrichteten. „Ich und mein vorlautes Mundwerk!“, rief Seldrana und rettete sich mit einem Sprung nach vorne, als der Atlas hinter ihr mit seinem Greifarm zuschlug und den Boden traf. Unterdessen nahmen sich die verbliebenen drei Mechs Shepards Gruppe vor. „Scheinbar ist der Unbekannte dieses Mal richtig sauer.“, kommentierte Garrus. Shepard war der selben Meinung, nur konnte sich damit im Moment nicht befassen. Er sah wie einer der Atlas-Mechs begann mit seinem Massenbeschleuniger auf die Aufbewahrungskammer mit Mordin und der Kroganerin zu schießen und wusste das er sofort handeln musste. Mehrere Treffer beschädigten die Kammer schwer und weitere würde sie niemals überstehen. „Verdammt!“, brummte Shepard und griff zu seinem M-560 Hydra-Raketenwerfer. Er wusste das es eine gute Idee war die Waffe aufzuheben und nicht bei der allerersten Gelegenheit einzusetzten, wie beispielsweise bei den Gunships und Shuttles, oder gegen die verschanzte Stellung. Mit Sicherheit hätte er diesen Schuss nur vergeudet. Shepard kam kurz aus seiner Deckung hervor, zielt und schoss. Die Raketen mit den Mehrfachsprengköpfen landeten sofort einen Volltreffer und entfalteten ihr volles Potential. Die erste Sprengladung ließ den Schild kollabieren, die zweite zerstörte die Panzerung und die dritte sprengte das gesamte Cockpit einfach weg. Mit einem riesigen Loch in der Mitte brach der Koloss zusammen. „Mordin!“, rief Shepard, um sich nach dessen Zustand zu erkundigen. „Komme nicht raus ... Tür klemmt!“,, rief dieser und versuchte vergeblich sich mit Tritten gegen die Front aus seiner Misere zu befreien. Als Reaktion darauf legten die beiden anderen Atlas-Mechs ihren Fokus auf Shepard und sein Team und beschossen sie mit ihren Massenbeschleunigern. Einer lief dabei den oberen Teil der Plattform entlang und der andere kam die Treppe hinunter. „Wie ist Ihr Plan, Shepard?!“, rief Kaidan. „Konzentriert das Feuer auf den oberen Mech! Versucht ihn zu flankieren! Wir lenken den anderen ab!“, befahl Shepard und alle leisteten dem Folge. Mehrere salarianische Tech-Spezialisten begannen den Schild des oberen Mechs zu überladen und der ausfiel griff ihn Liara mit einem biotischen Warp-Impuls an, der seine Panzerung zersetzte. Sofort wurde die Maschine von allen Seiten unter Feuer genommen. Wrex verstärkte seine Barriere und rannte die Treppe hoch genau auf den Atlas zu. Dabei bekam er einen Treffer ab, den er problemlos wegstecken konnte. Vor ihm stehend feuerte Wrex seine Schrotflinte ab, die Teile der Front und der Cockpitscheibe absprengte. Ein zweiter Schuss zerfetzte die Scheibe endgültig und verletzte den Piloten und der dritte Schuss tötete ihn endgültig, bevor dieser Wrex weiter angreifen konnte. Derweil beschoss Shepard den anderen Atlas, der die Treppe hinunter genau auf ihn zu kam, mit seinem Sturmgewehr im Dauerfeuer und schoss ebenfalls eine Gewehrgranate ab. Die Rechnung ging auf. Er zog die Aufmerksamkeit des Piloten auf sich und der richtete seinen Atlas genau auf ihn aus und feuerte einen Schuss nach dem anderen ab, wobei Shepard längst wieder in Deckung war. Der Atlas schoss dann eine Rakete ab, die über Shepard hinweg jagte und die Deckung einiger Salarianer traf, deren Einzelteile nun durch die Luft flogen. Unterdessen bereitete der erste Atlas Seldrana einiges an Sorgen. Dieser holte zu einem Rundumschlag aus, dem sie mit einem Sprung nach hinten auswich. Als nächstes zielte er mit seinem Massenbeschleuniger auf die Morjanerin und feuerte. Die Geschosse explodierten knapp neben Seldrana auf dem Boden, die auf eine nahe Säule daneben zu rannte, an ihr kurz hoch sprang und sich von dort ab stieß, um das Cockpit des Atlas direkt anzugreifen. Unglücklicherweise gelang es dem Piloten Seldrana mitten in der Luft mit dem Greifarm zu packen. Sie hatte nicht genügend Zeit das volle Potential ihres Gegners zu ermitteln und im Sprung die Richtung zu ändern war etwas das selbst sie nicht beherrschte, zumal ihre Kraftfelder einzig und allein der Verteidigung dienten und hier wurden sie schlagartig nutzlos. Um Seldrana zu erledigen und ihrem Treiben endgültig ein Ende zu setzen begann der Pilot den Druck auf die Zange zu erhöhen und war dabei sie zu zerquetschen. Bloß so leicht machte es Seldrana ihm nicht. Mit ganzer Kraft stemmte sie sich dagegen. Zuerst hörte man nur ein Quietschen, dann ein lautes Krachen, als die Getriebe des Greifers der Belastung nicht länger stand hielten und brachen. Seldrana konnte sie nun problemlos auseinander drücken und war sichtlich sauer. Der Pilot wusste das die Lage für ihn ausgesprochen ernst wurde und griff zu einer radikaleren Methode. Er aktivierte den Raketenwerfer in seinem rechten Arm und zielte auf Seldrana. Der blieb es nicht verborgen, als der Massenbeschleuniger aufklappte und den Blick auf den abschussbereiten Flugkörper darin freigab. Sofort zielte Seldrana mit einem der Phasendisruptoren auf die Rakete und schoss. Der Treffer zerstörte sie noch in der Abschussvorrichtung und die dadurch ausgelöste Kettenreaktion erfasste das Magazin. Eine gewaltige Explosion zerriss den gesamten rechten Arm des Atlas und beschädigte den Rest der Maschine ebenfalls. Selbst Seldrana bekam einiges ab. Unzählige kleine, rasiermesserscharfe Splitter und Trümmerteile trafen sie und hinterließen an ihr etliche tiefe, blutende Wunden. Wutentbrannt sprang Seldrana vom Greifarm auf die Cockpitkanzel und riss beide Fäuste hoch. Damit schlug sie mit voller Kraft zu und zerschmetterte die Scheibe. Nun stand sie dem Piloten von Angesicht zu Angesicht gegenüber und der rutschte sichtlich beunruhigt in seinem Sitz hin und her. Eine Möglichkeit zur Flucht hatte er nicht und das wusste er. Seldrana schlug mit einer Faust zu und zerfetzte seinen Schädel völlig. Nichts blieb von seinem Kopf übrig. Dann wandte sie sich dem nächsten Gegner zu. Zwei andere Mechs wurden bereits ausgeschaltet und übrig war nur noch einer. Seldrana hüpfte von dem Atlas, schnappte sich den Harrier-Karabiner eines toten Schatten, sprang auf die untere Ebene und rannte von hinten auf den letzten verbliebenen Atlas zu, der dabei war sich Shepard zu nähern. Dort am Heck lag, einigermaßen offen, der Zugang zum Antrieb und Generator des Mechs. Seldrana rammte ihre Faust hinein, riss die Abdeckung ab und schoss mit dem Karabiner in die Antriebssysteme. Beschädigt, fingen diese kurzerhand Feuer. Der Pilot merkte wie seine Systeme versagten und die Kontrollen keinerlei Befehle mehr annahmen. Ferner musste er feststellen wie erst dichter, dunkler Rauch aus dem Boden drang und kurz darauf Feuer. Schnell breiteten sich die Flammen im ganzen Cockpit aus. Panisch versuchte er den Notausstieg zu betätigten, bloß Seldrana war schneller. Sie lief vor zum Cockpit, sprang an ihm hoch und schlug genau auf eine der Verriegelungen, welche fortan klemmte. Jetzt war er dazu verdammt einen qualvollen Feuertod zu sterben. „Lasst ihn verbrennen!“, machte Seldrana klar, das sie keine Einmischung duldete. Shepard erkannte einen weiteren Charakterzug an Seldrana. Wenn sie wütend war wurde sie ausgesprochen grausam. Besonders tragisch war das sein Helm mit der separaten Luftversorgung daran Schuld war. Würde er diesen nicht tragen, wäre er durch Sauerstoffmangel längst bewusstlos geworden, denn das Feuer entzog dem Cockpit den Sauerstoff. Nun wandte sich Seldrana der Projektion des Unbekannten zu, die diese Konfrontation überraschenderweise unbeschadet überstanden hatte. „HABEN SIE NOCH MEHR TRUPPEN DIE SIE NICHT BRAUCHEN?! WAS IMMER SIE UNS ENTGEGEN WERFEN ICH ERLEDIGE ES! SIE WERDEN LERNEN WO IHR PLATZ IN DIESER GALAXIE IST UND ICH WERDEN IHNEN DABEI HELFEN ... UNTER UNSEREN STIEFELN!!!“, brüllte Seldrana den Unbekannten an und zerschmetterte den Projektor mit einem Fußtritt. Weit entfernt von den Ereignissen in einem große, leeren Raum nahm der Unbekannte auf seinem Stuhl Platz und zog an seiner Zigarette. Durch eine große Panoramascheibe blickte er nachdenklich auf einen sterbenden Stern – einen roten Riesen. Der Einsatz auf Sur'Kesh war kein Reinfall, aber er kam dem sehr nahe. Besonders die hohen Verluste an Truppen und Material wogen schwer. Es war eine unglaubliche Herausforderung und logistische Meisterleistung gewesen sie unbemerkt in die Nähe der salarianischen Heimatwelt zu bringen und dann anzugreifen. Unvorstellbar zu was diese eine Morjanerin fähig war. Andererseits bestätigte so manche Befürchtungen. Der Unbekannte wusste das er auf dem richtigen Weg war. An seiner Armlehne betätigte er einen Knopf und gab seinen Truppen auf Sur'Kesh den Befehl zum Rückzug. Er hatte nicht alle seine Ziele erreicht und der Preis weiter zu machen war einfach zu hoch. Der Unbekannte lehnte sich zurück, trank einen Schluck und beobachtete weiterhin den roten Riesen. Auf Sur'Kesh beobachtete Shepard wie ein Raumschiff, das äußerlich verblüffend der Normandy ähnelte, weit abseits aus der Schlucht aufstieg und in den Himmel verschwand, genauso wie die restlichen Jäger. Cerberus verfügte weiterhin über Schiffe der Normandy-Klasse und wusste sie sehr geschickt einzusetzen. Eine unvergleichliche Bedrohung, neben den Reapern, mit der sie sich garantiert noch länger herum schlagen mussten, wenn ihnen nicht bald etwas dagegen einfiel. „Commander, sind da unten irgendwo? Leben Sie überhaupt noch? Normandy an Shepard, bitte melden.“, vernahm er plötzlich eine neue Stimme per Funk. „Joker, sind Sie das?“ „Shepard! Was ist bei Ihnen los? Die Verbindung brach plötzlich ab und wir konnten keinen Kontakt wieder herstellen.“ „Cerberus hat uns angegriffen. Wir konnten sie zurückschlagen und müssen jetzt abgeholt werden. Geben Sie Amara Bescheid.“ „Ähm, Shepard ... das Shuttle ist nicht zurück gekehrt. Der Kontakt ist abgerissen“ „WAS?!“, stieß Shepard aus und dachte nach. Cerberus wird es doch nicht abgeschossen haben? „Warten Sie, Commander. EDI hat ein Signal entdeckt. Passiv ... Das findet man nur, wenn man gezielt danach sucht. Moment ... Ich verbinde.“, sprach Joker, was Shepard wundern ließ. „Hier Amara, was gibt's“ „Shepard hier, wo stecken Sie?“ „Keine Ahnung. So genau habe ich darauf nicht geachtet. Als das Chaos anfing habe ich mir eine ruhige Lichtung mitten im Dschungel gesucht. Sämtliche Kommunikationswege wurden gestört. Da hielt ich es für angebracht den Kopf unten zu halten. Jetzt scheint es wieder zu gehen. Ist die Luft rein? Brauchen Sie ein Taxi?“, erwiderte Amara. „Ja, wie schnell können Sie hier sein?“ „Ein paar Minuten brauche ich schon. Bis gleich.“ Erleichtert atmete Shepard auf. Endlich konnten sie diesen Einsatz beenden. Lange würde es nicht mehr dauern. Er sah zu wie die Quarantänekammer vom Lastenaufzug an die Plattform heran geführt wurde und die Salarianer sofort begannen den beschädigten Zugang auf zu schweißen. Davor stand Wrex stand ungeduldig bereit, um die Kroganerin zu begrüßen. Bis Amara eintraf konnte sich Shepard noch um eine andere Sache kümmern. Neben sich sah er Seldrana, wie sie schwer atmend auf dem Boden saß. Sie war mit ihren Kräften am Ende und hatte einiges abbekommen. Ihre linke Gesichtshälfte war von tiefen, blutenden Wunden durchzogen, die knapp das Auge verfehlt hatten. Auch der Rest ihres Körpers, vor allem die linke Hälfte, war gleichermaßen angeschlagen - nicht zu vergessen das durchgehende Loch in Bauch und Rücken, nur hier war Shepard der Meinung es sei kleiner geworden. Ihre Selbstheilungskräfte und die Fähigkeit tödliche Wunden weg zu stecken waren beeindruckend. Wahrscheinlich sah man in ein paar Tagen von den Verletzungen gar nichts mehr. Es gab nur eine Sache, die Shepard nicht mehr los ließ. „Seldrana, ich muss Sie etwas fragen.“ „Und das wäre?“ „Wie haben Sie das geschafft? Cerberus Spezialeinheiten. Wie konnten Sie die so leicht fertig machen? Sie waren praktisch wehrlos.“ „Das war einfach. Meine Nanomaschinen übernahmen die Kontrolle über ihre Waffen, ihre Schilde, einfach alles. Und schalteten sie ab. Die haben davon nichts gemerkt, weil ich sogar ihre Helmdisplays unter Kontrolle hatte. Ich gab ihnen falsche Information und ließ sie glauben alles würde funktionieren. Für mich eine Leichtigkeit.“ „Aber wie? Wie konnten Sie Ihre Nanomaschinen an Cerberus weitergeben?“ „Mit dem Wasser.“, sagte Seldrana und zeigte an die Decke. „Natürlich. Die Sprinkleranlagen!“, dachte Shepard. Es war so offensichtlich. Das Löschwasser war der Träger. In ihm schlummerten Seldrana Nanomaschinen. Und Cerberus Truppen wurden damit geduscht. „Wann haben Sie die bitte ins Wasser getan?“, harkte Shepard nach, der sich nicht daran erinnern konnte, dass sie irgendeinen Wartungsbereich passiert haben. „Lange vor Ihrer Ankunft. Bereits zu Beginn, als die Salarianer mich hier einsperrten und dachten Sie hätten mich unter Kontrolle. Ich hatte die ganze Anlage innerhalb kürzester Zeit ... infiziert.“ „Moment!“, warf Sewok ein, der mittlerweile selbst wieder zur Gruppe aufgeschlossen. „Wir hatten das bereits berücksichtigt und die gesamte Basis regelmäßig überprüft. Wir ließen dafür sogar extra Spezialgeräte von außerhalb einfliegen ...“ „Und sämtliche Gerätschaften wurden dafür ausgiebig untersucht. Ich weiß. Euer Standardvorgehen. Es gab meinen Nanomaschinen genug Zeit sich in ihnen einzunisten. Und als ihr die Anlage überprüft habt bekamt ihr von mir die Ergebnisse, die ihr sehen sehen solltet. Für mich war das kein großer Aufwand. Aufwendig war es nur ständig Nanomaschinen nach zu produzieren. Aber dafür habe ich ja meine Assembler. So etwas wie Minifabriken, wenn jemand fragt. Im Gegenzug verschwand so mancher Elektroschrott, den sie umwandelten und das ist lustigerweise nie jemandem aufgefallen. Über die Assembler habe ich mich auch versorgt, als man mich verhungern lassen wollte. Ich konnte die Kontrolle über jedes elektronische System übernehmen. Computer, Überwachungskameras, Kommunikationsmittel, Türen, einfach alles. Je moderner eine Gesellschaft ist, desto größer ist der Schaden den ich anrichten kann.“, fuhr Seldrana fort und lachte. „Wenn Sie all diese Vorkehrungen getroffen haben, all diese Macht besitzen, warum haben Sie die dann nicht früher gegen Cerberus eingesetzt?“, harkte Shepard nach. „Es waren Hilfen für den Notfall. Wäre ich eines Tages ausgebrochen hätte ich sie genutzt, wenn ich in Bedrängnis geraten wäre. Ich griff vorher nicht voll darauf zurück, weil ich damit rechnen musste, das Cerberus Gegenmaßnahmen ergreift ...“ Seldrana stoppte abrupt mit ihren Ausführungen, als hinter ihr ein Klicken ertönte. Der salarianische Doktor, Sewok, hatte überraschend eine Predator-Pistole gezogen und versucht der Morjanerin von hinten in den Kopf zu schießen. Zu seinem Pech stammte diese Waffe aus einem der unzähligen Waffenlager, in denen sich Seldranas Nanomaschinen längst zu schaffen gemacht haben. Seldrana registrierte sein Vorhaben bereits in dem Moment, als seine Muskeln zuckten und sperrte die Pistole. So was wie einen toten Winkel hatte sie nicht. „Was haben Sie vor?!“, fragte Shepard aufgebracht. „Haben Sie eine Ahnung was das bedeutet? Die Morjanerin hatte Zugriff auf streng geheim Informationen! Informationen, die niemals bekannt werden dürfen! Ich hatte keine Wahl! Sie musste sterben!“, verteidigte sich Sewok und versuchte nach hinten auszuweichen. Ruckartig sprang Seldrana auf und packte Sewok am Hals. „Versucht es erst gar nicht, oder ich lösche alles Leben auf dem Planeten aus!“, drohte Seldrana. Etliche STG-Agenten hatten bereits im Ansatz versucht ihre Waffen zu heben und Seldrana zwang sie nun dazu sich zurück zu halten. Keiner wusste ob die Morjanerin ihre Drohung ernst meinte, herausfinden wollte es selbstverständlich keiner. „Mit Ihnen habe ich noch eine Rechnung offen.“, wandte sich Seldrana nun Sewok zu und hob ihn hoch. Schwer atmend zappelte er wild herum, als ihm Seldrana langsam die Luftröhre zudrückte. Mühelos ging sie mit ihm, wie mit einem Fisch am Harken, zur nahen Brüstung und hob ihn übers Gelände. Während Sewok über dem Abgrund baumelte versuchte Shepard die Angelegenheit friedlich zu lösen, auch wenn der Salarianer es aus Sicht manch anderer verdient hatte. So machte Ibro keine Anstalten ihm helfen zu wollen. „Seldrana, warten Sie!“, bat Shepard. „Weshalb sollte ich? Er hat versucht mich zu töten und dafür muss er nun die Konsequenzen tragen. Haben Sie eine Ahnung für was der noch alles verantwortlich ist? Mit Sicherheit nicht!“ Seldrana ließ Sewok los. Er fiel schreiend in die Tiefe. Shepard hastete zur Brüstung und musste feststellen das Seldrana den schreienden Salarianer noch immer festhielt. Sie hatte ihn nur kurzzeitig wieder losgelassen, um ihm einen ordentlichen Schrecken einzujagen und hielt ihn nun an seinem Laborkittel fest. Ein Wunder das der nicht einfach riss. Sie zog Sewok wieder hoch und stellte ihn neben sich auf festen Boden. Erst als er wieder die Augen öffnete hörte er auf zu schreien. „Ich verrate Ihnen etwas. Der Morjanische Verbund kennt längst alle Geheimnisse, die hier lagern. Als man mich hier einsperrte waren die Datenbanken das erste was ich mir vornahm. Firewalls, Verschlüsselungen und Codes konnte ich umgehen, indem ich direkt auf die Speicherplatinen zugriff. Als wir während des Argos-Krieges zum Gegenschlag ausholten und das Extranet plünderten brauchte es nur meine Nanomaschinen, ein ungeschützt herum liegender Mini-Computer mit Drahtlosverbindung und eine Satellitenschüssel. Nicht mehr. Die wichtigsten Informationen, die Sie so sehr schützen wollten, erhielten wir von euch, weil ihr nicht mal ansatzweise in der Lage wart eine derartige Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Wie ich schon sagte: Je moderner eine Gesellschaft ist, desto größer ist der Schaden den ich anrichten kann.“ Shepard erkannt es allmählich. Als die Morjaner Illium auslöschten hackten sie sich gleichzeitig in einen Knotenpunkt des Extranets, ließen es abstürzen und saugten es faktisch leer. Dabei empfingen sie auch höchst brisante und strategisch wertvolle Informationen, die niemand jemals in einem netzwerkfähigen System speichern würde. Jetzt wussten sie wie die Morjaner daran gelangten. „Eine Sache noch.“, sagte Seldrana und ehe man sich versah brach sie Sewok mit einem einzigen Griff das Handgelenk. Laut schreiend brach der Salarianer zusammen und hielt seine Hand fest. „Jetzt sind wir quitt.“, sagte Seldrana und wandte sich ab, während die anderen Salarianer Sewok zur Hilfe eilten. Seelenruhig ging Seldrana die Treppe zur oberen Plattform, gefolgt von Shepard und Ibro. „Musste das sein?“, fragte Shepard. „Nicht zwangsläufig, oder wäre es Ihnen lieber ich hätte ihn getötet? So viel ich weiß ist es sein Gehirn, das den größten Wert hat. Eine Hand kann man da problemlos verschmerzen, außerdem lässt sich so was wieder richten.“ „Ich verlange eine Antwort! Was hast Du mit mir gemacht?“, drängte sich nun Ibro dazwischen. „Nichts besonderes. Nur eine einfache Ablenkung.“, gab Seldrana lapidar zurück. „Deine Nanomaschinen ... sind in mir.“ „Es sind nur medizinische Nanomaschinen. Also mach Dir keine Sorgen. Du hast einen Haufen innere Verletzungen. Vieles schon verhielt. Trotzdem beunruhigend. Die Nanomaschinen stellen sicher das Du keine bleibenden Schäden davon trägst.“ „Irgendwie beruhigt mich das nicht wirklich.“, meinte Ibro und blickte zu Shepard, der nur mit den Schultern zuckte. Sie kamen gerade rechtzeitig, als die Salarianer die Front der Quarantänekammer aufgeschweißt hatten und Wrex sie demonstrativ packte, aus den Angeln hob und zur Seite weg warf. Ganz der Charmeur streckte Wrex seine Hand aus und geleitete die Kroganerin aus ihrer Zelle. „Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Tag erleben würde. Ich danke Ihnen, Shepard.“; wandte sich die Kroganerin an ihn. „Keine Ursache.“, erwiderte dieser und sah wie sich Amara bereits mit ihrem Shuttle im Landeanflug befand. „Danke, Shepard. Dachte schon letztes Stündlein hätte geschlagen, wie Menschen zu sagen pflegen. Habe mir Abgang anders vorgestellt. Braun gebrannt am Strand.“ „Mh.“; vernahm man von Pashek, der ganz klar an einen salarianischen Snack dachte. „Gut und was machen wir jetzt mit Ihnen?“, wandte sich Shepard an Seldrana „Och, ich reise ab sofort mit Ihnen.“, sagte Seldrana. In dem Moment starrte Shepard die Morjanerin fassungslos an. Die wiederum konnte nicht widerstehen und musste laut lachen. „Keine Sorge. Ibro ruft unsere Raumflotte und die holen mich dann ab. Ich muss meinen Platz an Sirius Seite einnehmen. Sein Schutz ist meine Aufgabe. Ihnen werde ich noch die eine, oder andere Stunde Gesellschaft leisten.“ Entsetzt starrte Shepard nun Ibro an, der jetzt selbst mit den Schultern zuckte und zusammen nährten sich die beiden Morjaner und Kroganer dem gelandeten Shuttle. Liara schloss zu Shepard auf und sah ihn an. Shepard hatte das Gefühl das ihn irgendjemand hassen musste. Anders war das alles nicht zu erklären. Kapitel 15: Weltenbrand ----------------------- Man glaubt es kaum, aber ja ich lebe immer noch und ich habe der Schreiberei noch nicht den Rücken gekehrt. Wahnsinn. Kaum zu glauben das es jetzt schon zwei Jahre her ist, als ich das letzte Mal ein Kapitel veröffentlich habe. So war das nie geplant. Zugegeben. Ich habe mich mit ein paar anderen Projekten etwas übernommen, dann noch das wahre Leben, dass seinen Tribut fordert, man merkt gar nicht wie die Zeit vergeht. Aber jetzt bin ich wieder voll da und das ist es was zählt. Ich musste nebenbei feststellen, dass meine "Gallerie" weitesgehend offline ist. Ich versuche in den nächsten Tagen das Problem zu lösen. Meine aktuelle Planung sieht es vor alle vorher begonnen Projekten ruhen zu lassen und mich voll und ganz meiner Mass Effect Fanfiction-Reihe zu widmen. An diesem Projekt hingen ich in all der Zeit am meisten mit meinen Gedanken. Und deshalb, auch als kleines Weihnachtsgeschenk, ein echter Knaller. Viel Spaß beim lesen und ein paar erholsame Feiertage. Euer Ratzfatz ____________________________________________________________________________________________________ Sechs Tage waren seit dem Einsatz auf Sur’Kesh vergangen. Cerberus Angriff auf eine hochgeheime Forschungsanlage stellte für die Salarianer ein Schock ohnegleichen dar, auch wenn man Cerberus zurückschlagen konnte. Man konnte mittlerweile die Ausgangspunkte dieses Angriffes ermitteln, doch die Position von Cerberus Hauptbasis blieb bisweilen ein Rätsel. Aber man kam ihnen immer näher. Unterdessen liefen die Arbeiten an dem Mittel zur Heilung der Genophage auf vollen Touren. Es erwies sich als ausgesprochen hilfreich und vorteilhaft, dass man Maelons Forschung von damals nicht zerstört hatte. Das beschleunigte alles ungemein und gestaltete Experimente an der Kroganerin als ausgesprochen schonend. Währenddessen versuchte man an Bord der Normandy den Krieg gegen die Reaper so gut es ging voranzutreiben, auch wenn er weiterhin schleppend verlief. Vielen Völkern gelang es die Produktion von Nahrung, Nachschub und anderen kriegswichtigen Gütern auf äußere, kleiner Kolonien zu verlagern, die von den Reapern bislang verschont blieben. Viele Welten befanden sich weiterhin in deren eisernen Griff und zu deren Befreiung fehlten die Mittel. Die Erde und Palaven bekamen dabei weiterhin das meiste ab. Im batarianischen Raum sah es garantiert nicht anders aus. Sur’Kesh und Thessia blieben von einem Angriff bislang verschont. Vor allem die Asari schienen die Reaper sehr erfolgreich mit Kommandooperationen von ihrer Heimatwelt fernhalten zu können. Die Reaper kratzten bislang nur an den Grenzen der Asari. Fraglich war aber, ob die Asari etwas gegen eine geballten Offensive ausrichten konnten, ähnlich jener, die die Erde traf. Da gingen die Meinungen arg auseinander. Tuchanka schien für die Reaper bislang uninteressant zu sein. Berichte über die abwechselnde Präsenz der kleineren Zerstörer in dessen Nähe machten aber bereits die Runde. Die Kräfte reichten zurzeit lediglich aus um kleinere Gruppen der Reaper abzuwehren und auf Distanz zu halten. Hier und da konnte man einzelne, Planeten den Reapern wieder entreißen, die nur leicht verteidigt wurden. Ein Vorgehen das riskant und mit hohen Verlusten verbunden war, denn oftmals blieben Reaktionen und Gegenschläge der Reaper nicht aus. So konnte ein Planet innerhalb von Stunden den Besitzer wechseln – manchmal sogar mehrmals am Tag. Allerdings war das auch eine Sache, die man sehr leicht ausnutzen konnte. So waren in der ganzen Galaxie unzählige Raumschiffe unterwegs, welche Sternensysteme nach Ressourcen und anderen Mitteln absuchten, die irgendwie von Nutzen sein konnten. Auf diesen Weg fand man so manchen verschollenen Kreuzer, oder gar Forschungs- und Ingenieursteams, die von den bisherigen Ereignissen doch tatsächlich kaum etwas mitbekommen hatte. Ein Unterfangen das ebenfalls nicht ungefährlich war. Oftmals lagen die Reaper am Rande eines Systems auf der Lauer und warteten nur darauf, dass unachtsame Schiffe ihre Scanner einschalteten und so auf sich aufmerksam machten. So wie jetzt. „Scanner auf voller Leistung … sende Impuls … Hoffen wir das das gut geht.“, sagte Joker und steuerte die Normandy durch das Pelion-System. Den Tarnmodus hatte er deaktiviert und alle anderen Systeme auf volle Leistung gedreht. Auf den Anzeigen der Reaper sollte sich die Normandy nun wie ein strahlendes, klar erkennbares Licht von dem kalten Vakuum abheben. „Keine Reaktion.“, meldete EDI. „Noch ein Impuls?“, fragte Joker und blickte zu Shepard, der genau neben ihm stand. Shepard dachte kurz nach und blickte kurz zu Ibro, der mit ihnen im Cockpit stand und gelassen aus den Fenstern blickte. „Ja. Die sind irgendwo da draußen.“, sagte Shepard kurz und knapp. „Scanner auf voller Leistung … nächster Impuls … und draußen.“, sprach Joker erneut. „Empfange Signale … mehrere Objekte nähern sich unserer Position … es sind Reaper.“, meldete EDI nach kurzer Wartezeit. „In Ordnung, Joker, bringen sie uns von hier weg.“, befahl Shepard. „Mit dem größten Vergnügen.“ Sofort beschleunigte die Normandy und begann in Richtung des erstbesten Massenportals zu fliegen, während ihnen die Reaper bereits im Nacken saßen. „Vier Reaper-Schlachtschiffe … Sovereign-Klasse … holen schnell auf.“, meldete EDI. „Langsam wird es ungemütlich. Gleich haben die uns!“, beschwerte sich Joker. „Machen Sie sich darüber keine Sorgen.“, beruhigte ihn Ibro. Wie auf Kommando erschienen vor der Normandy in einiger Entfernung zwei morjanische Superschlachtschiffe und feuerten sofort ihre Fusionskanonen ab. Augenblicklich wurden zwei Reaper-Schlachtschiffe zerstört und die beiden verbliebenen Reaper aktivierten ihre ÜLG-Antriebe und ergriffen die Flucht, bevor sie die nächste Salve abbekamen. Man hätte auch sie am liebsten zerstört, doch es gelang den Superschlachtschiffen nicht sich schnell genug erneut auszurichten, um das zu verwirklichen. „Glückspilze.“, murmelte Joker. „Weit kommen die nicht. Dafür haben wir schon gesorgt.“, sagte Ibro. „Wie viele Abschüsse konnten wir bislang verzeichnen?“, fragte Joker. „Zusammen mit den anderen Gruppen? 19 Schlachtschiffe, zwölf Zerstörer, vier Transporter.“, antwortete EDI. „Sieht gut aus.“, meinte Shepard. „Mh … für zwei Tage Arbeit … ein eher bescheidenes Ergebnis.“, sagte Ibro. „Wir wären froh, wenn wir solche Abschüssen unser eigen nennen könnten.“, meinte Joker „Die Erfolgsquote dieses Vorgehens hat mit Dauer der Operation rapide abgenommen. Die Reaper werden vorsichtiger.“, gab EDI eine kurzer, taktische Analyse ab. „Mag sein, allerdings wenn die Reaper jetzt ein Schiff entdecken, dass ein System scannt, werden sie es sich zweimal überlegen ob sie zuschlagen. Im Moment werden sie davon ausgehen müssen, dass es wieder eine Falle ist. Also werden sie keine andere Wahl haben, als es gewähren zu lassen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollen selbst zerstört zu werden. Das sollte unseren Leuten etwas Freiraum geben.“, erklärte Shepard. „Wenn Sie das sagen.“, erwiderte Ibro davon unbeeindruckt. „Simple Kalkulation. Die Abwägung zwischen Nutzen und Einsatz mit Berücksichtigung des Risikos aufgrund vergangener Ereignisse.“, ergänzte EDI. „Uns geht es nur um die Abschüsse.“, gab Ibro zurück. Sein Funkgerät gab kurzerhand einige identifizierbare Laute von sich, woraufhin Ibro es kurz ansah. „Gute, oder schlechte Nachrichten?“, fragte Shepard. „Ansichtssache. Die geflohenen Reaper haben eines der Massenportale erreicht. Als sie unsere Raumschiffe davor bemerkten sind sie sofort wieder auf Überlichtgeschwindigkeit gegangen und haben so das System verlassen.“ Shepard musste dabei grinsen. Was sie hier durchführten war ein gemeinsamer Einsatz mit Kräften der Allianz und des Morjanischen Verbundes. Man präsentierte sich als Köder und lockte einzelne Reaper an, um sie dann mit in der Nähe lauernden Kräften der Morjaner auszuschalten. Nach diesen Abschüssen beispielsweise hatten die Morjaner sofort „kleine“ Einsatzgruppen aus jeweils fünf Schlachtschiffen und gut einem Dutzend Kreuzern nahe den Massenportalen stationiert, um eine Flucht zu unterbinden. Anfangs flogen die Reaper noch die Massenportale in einem System ab, nur um herauszufinden, dass in der Regel alle blockiert wurden. Ab diesem Zeitpunkt waren sie dann gezwungen die Sternensysteme in einem konventionellen ÜLG-Flug zu verlassen. Die Tatsache das die Morjaner unabhängig von den Massenportalen agieren konnte stellte selbst für die Reaper ein zunehmend gravierendes Problem dar, denn sie konnten so keine Hinterhalte an Massenportalen legen und mussten sogar selbst damit rechnen an ihnen in einen morjanischen Hinterhalt zu geraten. Die Lage der Morjaner blieb trotz dieser Erfolge angespannt und besserte sich nur langsam. Ihre Verluste an Leben lagen längst im zweistelligen Milliardenbereich und überstiegen damit locker die kombinierten Verluste aller Völker. Der Großteil ihrer Flotte war weiterhin damit beschäftigt die Welten innerhalb des Verbundes zu sichern, denn am Ende waren es mit Sicherheit die gewaltigen industriellen Kapazitäten, die bei anhaltender Dauer des Konfliktes den Unterschied machen konnten. Dennoch hielt Sirius sein Wort und schickte weiter Schiffe und Rohstoffe, um die Reaper in der ganzen Galaxie zu bekämpfen und auf Trapp zu halten. Bedingt durch ihre Situation fiel der Umfang der Unterstützung nur sehr begrenzt aus, wie Sirius selbst mitteilte. Dabei sprach man von einer Handvoll Kommando- und Superschlachtschiffe, sowie Dutzenden Schlachtschiffen und einigen Hundert Kreuzern. Shepard konnte da nur mit dem Kopf schütteln, was die Morjaner als „sehr begrenzt“ ansahen. Wahrscheinlich war es eine Anspielung auf die schier endlose Tiefe des Weltraums, die man mit diesen Kräften abdecken musste. Die Morjaner dachten da immer noch in etwas größeren Bahnen und ließen den Einfluss der Massenportale auf die Raumfahrt, die diese Größenverhältnisse weitestgehend obsolet machten, unberücksichtigt. „Ich sehe mal nach Mordin und unserem kroganischen Gast.“, sagte Shepard und verließ das Cockpit. „Machen Sie das, Commander … Und was machen wir jetzt?“, wandte sich Joker an Ibro. „Es gibt ein paar Nachbarsysteme in denen ebenfalls Reaper gesichtet wurden. Unsere Raumschiffe sind bereits auf dem Weg dahin. Vielleicht können wir mithelfen um noch ein paar Abschüsse zu verbuchen.“, schlug Ibro vor. „Keine Einwände. So machen wir es.“, war sich Joker mit Ibro sofort einig. Shepard bekam das noch mit und blickte beim Weggehen über die Schulter. Ibro war schon ein komischer Vogel. Nur seit ihrem Einsatz auf Sur’Kesh, und seinem Zusammenstoß mit Seldrana, hatte er sich völlig verändert. Ob zum Guten, oder Schlechten blieb dabei die Frage. Tagelang hatte er nichts gegessen, übergab sich regelmäßig, zitterte ständig, wie als hätte er Schüttelfrost und angeblich will man ihn sogar kauernd und weinend in einer Ecke im Laderaum gesehen haben. Drei Tage hielt dieser Zustand an, ohne dass jemand ihm helfen konnte. Shepard war sich sicher, dass Seldrana dafür verantwortlich war, als sie Ibro mit einem Messer ihre Nanomaschinen mitten ins Herz jagte. Angeblich nichts Besonderes, wie sie selbst sagte, doch das wollte ihr niemand glauben. Seldrana, die morjanische Supersoldatin und Ehrengardistin, die man auf Sur’Kesh unweigerlich aufgesammelt hatte, wurde man bereits am Tag ihrer Ankunft auf der Normandy wieder los. Per Shuttle brachte Amara sie zu einem herbei gerufenen Kreuzer, der auch einige Versorgungsgüter für Ibro mitbrachte. Alle waren sichtlich erleichtert, als man sie los war und das obwohl sie die ganze Zeit alleine in einem Raum saß und scheinbar meditierte. Nach diesen drei Tagen war Ibro wie ausgewechselt. Er wirkte weitaus ausgeglichener, was die Arbeit mit anderen Spezies anging. Sogar abfällige Kommentare über Liara, oder ihre Beziehung mit Shepard, wie man es von ihm bislang gewohnt war, hörte man gar nicht mehr – kaum zu glauben. Shepard war sehr daran interessiert zu sehen, wie sich das ganze entwickelte und ob diese Veränderungen von dauerhafter Natur waren. Gleichzeitig hoffte er, dass nicht doch irgendwo noch eine böse Überraschung lauerte. Shepard ging ein Deck tiefer und betrat die dortige Krankenstation, in der neben Mordin und der Kroganerin, auch Doktor Michel anwesend war. Chloe Michel hatten sie auf Empfehlung von Doktor Chakwas erhalten und war Shepard schon von seinem ersten Besuch auf der Citadel bekannt. Sie war ausgesprochen erfreut an Bord der Normandy zu sein und mithelfen zu können, trotz allgemeiner Risiken. Die Kroganerin hörte derweil auf den Namen Eve. Natürlich war das nicht ihr richtiger Name, denn den hatte sie scheinbar aufgeben als sie Schamanin wurde. Mordin gab ihn ihr und wurde dabei scheinbar aus irgendeiner menschlichen Mythologie inspiriert. Das machte die Zusammenarbeit persönlicher und half eine bessere Bindung zwischen allen aufzubauen. „Störe ich, oder soll ich später wieder kommen?“, fragte Shepard, als er die Krankenstation betrat und sah wie Eve mit angewinkelten Beinen und in voller Tracht auf einem der Krankenbetten saß. „Unnötig. Proben bereits genommen. Führen jetzt weitere Testphasen durch.“, erklärte Mordin. „Leider sind die medizinischen Prozeduren bei Kroganern sehr aufwendig und besonders für Eve ausgesprochen kräftezerrend. Vor allem wenn man ihren Zustand bedenkt, in dem wir sie von den Salarianern erhielten. Wir behalten ihre Vitalwerte ständig im Auge und versuchen die Belastung auf ein Minimum zu reduzieren.“, ergänzte Michel. „Die Belastung … halte ich aus. Ich bin Kroganerin … ich muss das. Von mir hängt das Überleben der kroganischen Spezies ab.“, gab Eve wieder, deren Stimme erkennbar schwach klang. „Ihr Mut ist bemerkenswert, aber das hier endet nicht sobald wir ein wirksames Gegenmittel haben. Der Genophage ein Ende zu setzen ist eine Sache. Die andere Sache ist es eine geordnete Zukunft für die Kroganer zu schaffen. Als beruhigender Pol können Sie unglaublich viel für Ihr Volk tun. Das spüre ich.“, ermutigte Shepard sie. „Für Ihre Aufrichtigkeit danke ich Ihnen, Shepard. Das kann ich aus Ihren Worten heraus hören. Wie die Salarianer wollen Sie uns zwar auch als Soldaten einsetzen, aber Sie sind anders. Sie wollen mit uns Seite an Seite kämpfen, anstatt dass wir nur für Sie kämpfen. Sie machen sich sogar Gedanken über die Zeit danach. Vielleicht hat unser Volk dieses Mal die Chance auf eine bessere Zukunft, als damals, nach den Rachni-Kriegen – vorausgesetzt wir überleben die Reaper.“ „Das werden wir.“, sagte Shepard mit Überzeugung. „Sie sind davon wirklich überzeugt.“, meinte Eve. „Ich muss es, ansonsten wäre dieser ganze Kampf von vorneherein sinnlos.“, sagte Shepard und atmete durch. „Wenn etwas sein sollte, oder Sie irgendwas brauchen, dann zögern Sie bitte nicht es uns zu sagen … und Eve, übertreiben Sie es nicht. Sie sollen uns ja noch lange erhalten bleiben.“, sagte Shepard freundlich. Durch Eves beeindruckendes und umfassendes Gewand war es kaum möglich irgendwelche Emotionen, oder sonstige Ausdrücke zu erkennen, dennoch hatte Shepard das Gefühl, dass Eve ihm ausgesprochen dankbar war. Kaum verwunderlich, wenn man bedenkt was sie zuvor alles durchstehen musste. Da stellte der Aufenthalt auf der Normandy eine unglaubliche Verbesserung dar. Shepard verließ die Krankenstation und ging zum Kommandostand. In dem befanden sich neben Wrex auch Primarch Fedorian und begutachteten Berichte über den Verlauf des Krieges. Die Verlustmeldungen bleiben astronomisch, trotzdem gab es einzelne Meldungen von Erfolgen, die für Hoffnung sorgten. Die Probleme beschränkten sich dabei natürlich nicht nur auf die Kämpfe. Milliarden von Flüchtlingen in der ganzen Galaxie versuchten dem Vormarsch der Reaper zu entkommen, allein auf der Citadel trafen mit jedem Tag mehr und mehr Flüchtlinge ein, die Versorgungslage blieb durch den Wegfall vieler produzierender Planeten und die Blockade ganzer Sternensysteme angespannt und drohte vielerorts zu kollabieren, wo es ohnehin nicht schon der Fall war. Der Krieg mit den Reaper blieb das Hauptproblem, doch die Folgen die sie mitbrachten waren genauso schlimm – trotz so mancher Erfolge Kaum hatte Shepard den Kommandostand betreten kam sofort Wrex auf ihn zu. „Kann ich etwas für Sie tun?“, reagierte Shepard höflich. „Haben Sie einen Moment? Unter vier Augen.“, sprach Wrex mit Blick auf Fedorian. Dem entging das natürlich nicht und schüttelte einfach nur den Kopf. Die Beziehung zwischen den beiden war momentan etwas eisig und Shepard saß genau zwischen den beiden. Grund dafür war Fedorian, der Shepard vor ein paar Tagen überraschend um einen Einsatz bat, von dem Wrex nichts mitbekommen sollte. Scheinbar hatten die Turianer irgendein Gerät auf Tuchanka verloren und ein erster Bergungsversuch scheiterte. Ein turianischer Kreuzer musste dabei nach einem Gefecht mit Reapern notlanden. Shepard konnte mit seinem Team die belagerte Besatzung befreien und gemeinsam machte man sich dann auf den Weg besagtes Gerät zu bergen. Das Problem nur: Jemand kam ihnen zuvor. Vor Ort fand man haufenweise tote Körper von Cerberus-Soldaten, Reaper-Kreaturen und Kroganern, sowie die Spuren eines schweren, ausgedehnten Kampfes. Es war eindeutig. Frische Explosionskrater, noch immer kohlende Leichen, Spuren von Massebeschleuniger- und Energiewaffen. Die Reaper und Cerberus mussten erst kürzlich hier aufeinander getroffen sein, wobei in der Nähe befindlichen, einheimischen Kroganern der Kampf nicht verborgen blieb und sie kurzerhand mitmischten. Das Schlachtfeld sah sogar danach aus, als hätten die Kroganer die beiden anderen Parteien regelrecht auseinander genommen. Wenig verwunderlich, denn die zerklüftete Gegend war für den Nahkampf prädestiniert Doch wer von den dreien wirklich siegreich war und besagtes Gerät erbeuten konnte ließ sich im Nachhinein nicht sagen, denn es gab keine Überlebenden. Genauso wenig um was es sich bei diesem Gerät handelte. Fedorian weigerte sich beharrlich diesbezüglich eine Auskunft zu geben. Shepard vermutete das es sich um eine alte Waffe handeln könnte, die man für den Fall eines Wiederauflebens der Kroganischen Rebellionen als „Sicherheit“ zurückgelassen. Das etwas derartiges in die Hände von Cerberus, oder den Reapern gelangt sein könnte war ein Alptraum. Verwunderlich blieb nur warum sie dann nicht eingesetzt wurde, um den Kroganern endgültig den Gar auszumachen, vorausgesetzt es war überhaupt eine Waffe. Wrex blieb diese Heimlichtuerei natürlich nicht verborgen und reagierte dementsprechend ungehalten. Glücklicherweise galt Wrex Wut in dem Fall ausschließlich dem turianischen Primarchen. Shepard sah Wrex an und mit einem kurzen „Folgen Sie mir.“, führte er ihn in den angrenzenden ÜLG-Kommunikationsraum. „In Ordnung. Um was geht es?“, fragte Shepard, als sich hinter ihnen die Tür schloss. „Wir haben den Kontakt zu einem Kundschafter-Team verloren. Sie sind letzten Meldungen zur Folge angeblich Aktivitäten der Reaper nachgegangen. Es war sogar von Rachni die Rede.“ „Rachni?“, musste Shepard da unweigerlich fragen. „Kaum zu glauben. Ich habe sofort Verstärkung geschickt. Die Kompanie Aralakh. Eine Elite-Einheit. Beinharte Knochenbrecher und Schädelspalter. Die besten Soldaten die man kriegen kann. Nur zu beiden Einheiten brach der Kontakt ab und ich will die nicht verlieren. Angeblich sollen sie eine Reaper-Fabrik gefunden haben. Alles ganz schön verrückt, nicht wahr?“ Shepard wunderte sich darüber nicht. Von den Reapern modifizierte Rachni, sogenannte Verwüster, hat er bereits auf Palaven angetroffen. Und wenn man hier nun ein Produktionszentrum dafür gefunden hat, dann war das eine ideale Gelegenheit den Reapern einen empfindlichen Schlag zu versetzen. Und wenn nicht, dann gab es immer noch die kroganischen Truppen, deren Verbleib man in Erfahrung bringen und die gegebenenfalls für sich gewinnen konnte. „Geben Sie mir die Koordinaten. Wir werden uns dem schnellstmöglich annehmen.“, sagte Shepard. „HA! Das nenne ich Kampfgeist! Ich wusste das auf Sie Verlass ist!“, blaffte Wrex und boxte Shepard vor Freude leicht gegen die Schulter. „Gibt es sonst noch etwas was ich wissen sollte?“ „Nein, das war es soweit.“ Shepard grummelte kurzeitig und täuschte ein Grinsen vor. Wrex hatte ihn nur hier her gezogen, um Fedorian zu ärgern. Hoffentlich legten die beiden ihre Differenzen schnellstmöglich bei, denn das war einfach nur kindisch. Shepard und Wrex verließen den ÜLG-Kommunikationsraum und gingen zurück in den Gefechtsstand, wo Wrex am zentralen Hauptpult kurzerhand ihr neues Ziel aufrief. Dabei handelte es sich um den Planeten Utukku im Ninmah-Cluster. Das war ein gutes Stück entfernt, beinahe einen Umweg um die halbe Galaxie herum. Dank der Massenportale war es nur ein kleiner Abstecher. Allerdings musste man dabei einige Umwege in Kauf nehmen, um von den Reapern besetzte Systeme zu vermeiden. „Joker, wir haben ein neues Ziel. Ich sende Ihnen die Koordinaten.“, sprach Shepard über das Interkom. „Verstanden, Commander, aber …“, lautete die zögerliche Antwort. „Aber was?“ „Ibro wird etwas enttäuscht sein. Wir wollen doch weiter Reaper jagen.“ „Sagen Sie ihm, dass die Möglichkeit besteht den Reapern einen empfindlichen Schlag zu versetzen. Wir haben hier wahrscheinlich eines ihrer Produktionszentren gefunden.“ „Ich höre Sie, Shepard. Ich stehe direkt neben Ihrem Piloten. Wenn Sie ein besseres Ziel haben, dann habe ich nichts dagegen. Ich werde mal bei unserem Oberkommando anfragen, ob wir in irgendeiner Form Verstärkung erhalten können.“, ertönte Ibros Stimme über das Interkom. Shepard konnte sich darüber nicht beschweren. Zusätzliche Feuerkraft war nie verkehrt. Er hoffte nur, dass die Morjaner es nicht übertrieben. Ohnehin fragte er sich ob sie da überhaupt eine Grenze zogen. Damit war letztendlich auch dieses Thema abgeschlossen und die Normandy machte sich auf den Weg zu ihrem nächsten Ziel. Die Reise nahm ein paar Stunden in Anspruch und gab Shepard genug Zeit sein Team zusammenzustellen und sich auf den bevorstehenden Einsatz vorzubereiten. „Erreichen jetzt das Mulla Xul-System.“, meldete Joker, als sie das Massenportal passierten. „Seien Sie vorsichtig. Wir wissen nicht was uns erwartet.“, ermahnte Shepard, der hinter Joker in voller Kampfmontur stand. „Tarnung und passive Sensoren aktiv.“, erwiderte Joker davon unbeeindruckt, als sie ihm System ankamen. „Wollen wir mal sehen … keine Schiffe in unmittelbarer Nähe … und scheinbar sind wir die einzigen in diesem System.“, „Haben Sie bereits etwas von Ihrem Oberkommando gehört?“, wandte sich Shepard an Ibro, der an Stelle von EDI in deren Pilotensessel neben Joker saß. „Man sagte mir nur man will eine Sondereinsatzgruppe schicken. Keine Ahnung was die beinhaltet.“ „Reguläre Bodentruppen? Eliteeinheiten? Oder nur ein orbitales Bombardement?“, harkte Shepard nach. „Vielleicht den Todesstern.“, witzelte Joker, woraufhin Ibro ihn irritiert ansah. „Wie … gesagt … die genaue Zusammensetzung dieses Verbandes ist mir unbekannt, genauso wie deren voraussichtlicher Zeitpunkt der Ankunft. Ich weiß nur das sie auf dem Weg sind.“ Shepard gefiel das gar nicht. Er hatte auf schlagkräftige Feuerkraft zur Unterstützung gehofft. Stattdessen war er nun gezwungen diesen Einsatz für den Anfang nur mit seinem Team zu bestreiten. Die einzige Verstärkung, auf die er in dem Moment hoffen konnte, war die Kompanie Aralakh – vorausgesetzt sie wurde noch nicht vernichtet. So durchflog die Normandy das System und näherte sich ohne irgendeinen Zwischenfall dem Planeten Utukku. Shepard seufzte und blickte zu EDI und Liara, die in voller Ausrüstung hinter ihm standen. Die drei mussten ihre Taktik nun entsprechend anpassen und deutlich verdeckter vorgehen. Die Bewaffnung und Teamauswahl konnte dagegen bestehen bleiben. Shepard trug ein Avenger Sturmgewehr und Liara und EDI beide verschiedene Maschinenpistolen. Sie hatten eine etwas leichtere Ausstattung gewählt, damit sie umso mehr Sprengladungen tragen konnten. „Joker, ich leihe mir dann mal EDI aus.“, witzelte Shepard humorvoll. Joker war das natürlich nicht entgangen und nahm das zähneknirschend hin. „Bringen Sie sie mir ja zurück! Intakt! Unbeschädigt“, erwiderte Joker., während sich Shepard mit seinem Team zum Hangar begab. „Ohne Kratzer!“, rief Joker noch den Gang hinunter und blickte Shepard hinterher. Ibro betrachtete die Szene wortlos. Er, wie so viele seiner Artgenossen ebenfalls, hielt nicht viel von empfindungsfähigen, selbstständig denkenden und handelnden KIs und wusste nicht was er von all dem halten sollte. „Eine Fragte.“, begann er kurzerhand. „Ja?“, erwiderte Joker. „Was ist ein Todesstern?“, fragte Ibro, der dabei eine galaktische Anomalie dachte. Joker sah Ibro für einen Moment an, bis er plötzlich anfing herzlich zu lachen, was diesen umso mehr verwirrte. Shepard und sein Team bestiegen unterdessen den Aufzug und fuhren hinunter zum Hangar, wo bereits Amara vor ihrer Fähre wartete und salutierte, als die drei auf sie zukamen. „Bereit für den Einsatz, Commander!“, sprach sie zackig. „Sehr gut. Wir starten sofort. Sie wissen wo wir hin müssen?“, fragte Shepard routiniert. „Ja. Ich erhielt von dem Kroganer die letzten bekannten Koordinaten seiner Truppen. Ich werde sie ganz in der Nähe absetzen, vorausgesetzt es gibt in der Gegend keine Flugabwehr. Wir haben zwar ein Tarnsystem, aber unsichtbar werden wir dadurch noch lange nicht.“ „Verstanden. Dann los.“ Amara salutierte erneut und die vier nahmen im Shuttle Platz. Amara zündete die Triebwerke und im nächsten Moment bugsierte sie die Fähre aus dem Hangar der Normandy und steuert auf den Planeten zu. „Ibro wollte nicht mit, oder?“, fragte Amara, während sie sich im Anflug befanden. „Er hat sich diesbezüglich zumindest nicht geäußert … warum fragen Sie?“, entgegnete Shepard. „Och … nur so.“, kam die etwas zögerliche Antwort und danach Schweigen. „Amara?“, harkte Shepard nach, um eine genauere Antwort von ihr zu bekommen. „Es … hat mich einfach … interessiert.“, antwortete Amara nach einiger Zeit. Liara sah Shepard kurzerhand grinsend an und harkte ihrerseits neugierig nach, „Es, oder wohl … Er?“ „Ähm …“, wurde Amara plötzlich wieder ganz still und das lag nicht daran das sie sich nun auf den Tiefflug durch das zerklüftete Gelände konzentrieren musste. „Eigentlich hatte er mich anfangs gar nicht interessiert. Wir sind nur ins Gespräch gekommen, weil er mein Shuttle begutachtete und ich ihn dabei überraschte. Seine erste Frage an mich war, ob meine dunkle Hautfarbe irgendeine Bedeutung hat. Ich war … sprachlos. Was für ein Idiot, dachte ich in dem Moment.“ Shepard musste sich da ebenfalls wundern. Es erinnerte an uralten Rassismus wie er einst auf der Erde in den vergangenen Jahrhunderten praktiziert wurde. Durch den Aufbruch ins All war diese Form von Rassismus weitestgehend ausgestorben, hatte sich gewandelt und richtete sich nun gegen andere Spezies. Amara seufzte und fuhr fort. „Ich war … einfach nur sprachlos … Ich brachte kein einziges Wort hervor … Ibro wunderte sich über das Ausbleiben einer Antwort und wurde deshalb genauer. So fragte er ob meine Haut irgendeinen Vorteil bietet … beispielsweise als natürlich Tarnung bei Nachteinsätzen … Es war so … abwegig, das es einen Moment gedauert hat bis ich verstand das er einen rein funktionellen … pragmatischen Gedankengang hatte. Eigentlich kaum verwunderlich, wenn bei denen alle käse-bleich herumlaufen. Ich erklärte ihm, dass meine Hautfarbe nur eine natürliche Variation ist. Er fragte mich daraufhin, ob er meine Haut mal anfassen darf.“ „Haben Sie es ihm erlaubt?“, fragte Shepard. „Ja, wenn er im Gegenzug mich auch mal ranlässt.“, sprach Amara und lachte. „Er hat Ja gesagt.“ „Und … wie ist … morjanische Haut so?“, fragte Liara. „Zäher als bei einem Menschen. Man könnte meinen es ist etwas … festes, lederartiges unter der normalen Haut … zumindest kommt es dem etwas nahe. Ibro selbst war überrascht wie weich doch meine Haut sei. Ich fragte ihn ob er überhaupt schon mal eine Frau angefasst hat und scheinbar war ich seine erste … naja … zumindest seine erste menschliche. Das hat das Eis soweit gebrochen und seither kommt er immer wieder gerne zum Quatschen vorbei. Ich habe sogar schon mit ihm geflirtet.“ „Sie haben … mit einem Morjaner geflirtet?“, klang Liara überrascht. „Ich wollte … nur mal sehen wie er reagiert … natürlich hat es durchschaut … irgendwann … es hat lange gedauert … außerdem habe ich dann erfahren, dass er schon vergeben ist.“ „Sie haben mit Ibro geflirtet, ohne zu wissen, dass er bereits vergeben ist?“, wiederholte Liara, woraufhin Amara nichts mehr sagte. „Amara.“, sprach Shepard wieder in einem langgezogenen, neckischen Tonfall. Ehe das Gespräch weiter geführt werden konnte machte das Kodiak-Shuttle einen ruckartigen Schwenk zur Seite, vollzog eine Rolle und stabilisierte sich kurzerhand wieder. Wären Shepard und Co. nicht angeschnallt gewesen, so hätte es sie garantiert kreuz und quer durch die Kabine geschleudert. Um sie ordentlich durchzuschütteln reichte es dennoch. „Sorry, ich musste einer Felsformation ausweichen.“, sagte Amara in einem äußert zynischen Tonfall. „In unserer gegenwärtigen Flugbahn befand sich kein Hindernis“, entgegnete EDI. „Ach, ich wusste gar nicht, dass Sie die Maschine fliegen!“, ergänzte Amara nun deutlich ungehaltener und stellte damit auch ihren Unmut über die Entwicklung des vorhergegangenen Gesprächsthemas klar. „Egal … wir nähern uns unserem Zielpunkt. Macht euch bereit für ein schnelles Absetzen. Ich verschwinde sofort wieder und verstecke mich in der Nähe. Wenn was sein sollte kann ich euch sofort rausholen.“ „Verstanden. Wir melden uns, wenn wir Sie benötigen.“, bestätigte Shepard und machte sich mit seinem Team an den Luken zum Ausstieg bereit. Amara näherte sich einer kleinen Lichtung und ging knapp drei Meter über dem Boden in den Schwebeflug. Im selben Moment öffnete sie die Seitentüren aus denen genauso schnell ihre Passagiere stiegen. Die Landung nach dem Sprung aus drei Metern Höhe nahm man durch die Rüstung kaum wahr. Amara beschleunigte sofort und manövrierte ihr Shuttle im Tiefflug durch die felsige Umgebung, verschwand kurzerhand aus den Augen und suchte sich einen geeigneten und sicher Landeplatz. Shepard, Liara und EDI setzten unterdessen ihren Weg zur letzten bekannten Position des kroganischen Späherteams fort. Das Vorankommen gestaltete sich als überraschend einfach, da es bereits einige halbwegs brauchbare, wenn auch steinige Wege gab, die durch die Felsen führten. Ganz in der Nähe soll sich zudem das Lager der Kroganer befinden. Shepard vermutete das er dort am ehesten Hinweise auf deren Verblieb finden konnten, vielleicht sogar die Kroganer selbst antreffen konnte, da sich diese Position relativ leicht verteidigen ließ. Dass sie außer dem Jaulen des Windes, der durch die Felsen pfiff, sonst nichts hörten machte ihnen Sorgen. Versuche das Team über Funk zu erreichen erwiesen sich als vergeblich. Selbst die Normandy konnte nichts entdecken. Joker überwachte die Bewegung von Shepards Team und deren Umgebung mithilfe leistungsstarker Sensoren, getarnt, vom Orbit aus. Sogar das sie auf keinerlei Gegner trafen erhöhte die eigene Unsicherheit über die Lage. So bahnte man sich einen Weg durch das Geröll und beobachtete mit wachsamem Auge die Umgebung. „Das kroganische Feldlager liegt hinter diesem Vorsprung.“, wies EDI bei einer nahen Felsformation hin. „In Ordnung … hoffen wir das Beste.“, entgegnete Shepard, der sich innerlich bereits auf das Schlimmste gefasst machte und, wie alle anderen, seine Waffen überprüfte bereit machte. Vorsichtig näherten sie sich dem Felsvorsprung und lunzten an dessen Ecke vorbei. Ihnen bot sich ein Bild des Grauens. Inmitten eines großen Plateaus, umgeben von Klippen, stand die verkohlten Ruinen mehrerer dieser containerartigen Fertighäuser, und darum verteilt lagen ein paar verkohlte Leichen von Kroganern und noch ein Vielfaches mehr, geradezu bergeweise Reaper-Kreaturen, vornehmlich Husks, Kannibalen und einige Marodeure. Es war hier definitiv zu einem Kampf gekommen. Die Kroganer hatten sich mit Sicherheit tapfer gehalten, doch am Ende wurden selbst sie von dieser Übermacht überrollt. Mit seinem Sturmgewehr im Anschlag kam Shepard aus der Deckung hervor und begann sich mit langsamen Schritten den Resten der Fertighäuser zu nähern. Im nächsten Moment, kaum dass er richtig aus der Deckung draußen war, bemerkte er eine Bewegung bei einem der Gebäude, doch ehe er reagieren konnte nahm man ihn unter Beschuss. Schweres MG-Feuer donnerte aus einem der Fenster los. Shepard bekam einige Treffer ab, die seinen Schild arg in Mitleidenschaft zogen. Er entkam dem nur mit größter Not, indem er wieder zurück in Deckung hinter den Felsvorsprung warf und den Schutt hinunter rollen ließ. Liara streckte einen Arm hinter dem Vorsprung hervor und erwiderte mit ihrer Maschinenpistole mehr ungezielt das Feuer. Die Reaktion darauf ließ nicht lange auf sich warten. Eine Granate flog zurück und traf den Vorsprung. Die nachfolgen Explosion zwang das ganze Team sich erneut zu Boden zu werfen, während weiterhin der ein Kugelhagel über sie hinweg jagte. „Konnten Sie sehen wer da auf uns schießt?!“, fragte Shepard, als eine weitere Granate in ihrer Nähe einschlug und erneut einen Regen aus Schutt und Schotter über sie nieder gehen ließ. „Nein, ich habe einfach nur spontan zurück geschossen … Sagen Sie bitte nicht das sind die Kroganer.“, erwiderte Liara, die erkannte, dass sie damit die Situation nur noch komplizierter gemacht hatte. „Die Möglichkeit besteht. Von der Akustik kann ich auf mindestens zwei M-76 Revenants schließen. Standard-Reaper-Energiewaffen schienen nicht präsent zu sein. Ich benötige mehr Daten um ihre Wahrscheinlichkeit zu bestimmen.“, ergänzte EDI. „Dafür haben wir keine Zeit … FEUER EINSTELLEN!!! NICHT SCHIESSEN!!! FRIENDLY FIRE!!! HIER SIND VERBÜNDETE!!!“, brüllte Shepard aus der Deckung hervor, doch seine Worte gingen im Gefechtslärm unter, dennoch versuchte er es weiter. Als einige der Schützen ihre Thermomagazine wechseln mussten ergab sich eine äußerst kurze Pause, in der seine Worte endlich Gehör fanden. Die Tatsache, dass das Gefecht ohnehin sehr einseitig verlief blieb dabei wohl keineswegs unbemerkt. „WER IST DA?! IDENTIFIZIEREN SIE SICH?!“, rief eine tiefe, ungehalten klingende Stimme über die Ebene. „SHEPARD!!! JOHN SHEPARD!!! ALLIANZ … NAVY!!! SPECTRE!!!“ „SHEPARD?! ETWA … DER SHEPARD?!“ „JA!!!“ Auf diesen kurzen, verbalen Austausch hin kehrte für einen kurzen Moment spontan Ruhe ein. Shepard wusste das ihm sein Ruf als erster, menschlicher Spectre weit voraus eilte und das konnte manchmal ausgesprochen hilfreich sein, um brenzlige Situationen zu entschärfen. Hoffentlich würde das hier und jetzt ebenfalls der Fall sein. „ZEIGEN SIE SICH!“, forderte die Stimme lautstark. „Oh je.“, murmelte Shepard und seufzte, als er aufstand. „Ziehen Sie es in Betracht?“, fragte Liara unsicher. „Wenn Sie eine bessere Idee haben, dann bin ich ganz Ohr.“ Die hatte Liara spontan leider nicht zur Hand und Shepard genauso wenig. An eine Falle der Reaper glaubte er nicht, denn deren Truppen hatten bislang nie den Versuch unternommen mit jemandem auf diesem Niveau zu kommunizieren. Zu viel Anspannung und juckende Zeigefinger an den Abzügen und sonstigen Waffenauslösern hatten zu der gegenwärtigen Situation geführt. Unter den Gesichtspunkten hielt Shepard die Idee, einfach so die Deckung zu verlassen, für nicht mehr ganz so prickelnd. Er überprüfte, dass sein kinetischer Schild voll aufgeladen war und hielt ein zusätzliches Batteriepack in Bereitschaft, um es im Notfall direkt aktivieren zu können. Das sollte seine Überlebenschancen im Notfall deutlich erhöhen. „Wünscht mir Glück … ICH KOMME JETZT RAUS! NICHT SCHIESSEN!“, rief er, als er mit erhobenen Händen hinter dem Vorsprung aus der Deckung kam und für alle klar erkennbar stehen blieb. Shepard inspizierte die Umgebung für den Fall das er wieder beschossen werden sollte. Vor ihm lag ein halbwegs freier Platz mit wenig Deckung in direkter Nähe. Lediglich ein paar Barrikaden, Felsbrocken, oder Versorgungskisten, die gerade mal hoch genug waren, dass man dahinter kauern konnte, oder, ganz morbide, die Berge an leblosen Körpern der Reaper-Kreaturen, boten sich als Deckung an. Sie alle eigneten sich dazu um Gewehrbeschuss standzuhalten, zumindest für eine Zeit lang, doch Granatwerfer würden mit ihnen kurzen Prozess machen. Shepard bemerkte wie gut ein halbes Dutzend roter Punkte von Laserzielhilfen wirr über seinen Körper wanderten. Ihm war sofort klar, dass es unmöglich war rechtzeitig in Deckung zu hasten, ohne bei dem Versuch drauf zu gehen. Weder sein Schild, noch seine Rüstung könnten diesem konzentrierten Beschuss standhalten. Vielleicht würde eine Adrenalin-Injektion, gefolgte von einem Verstärker für die Barrieren und das Batteriepack helfen, sollte er wieder beschossen werden, doch darauf wollte Shepard es beim besten Willen nicht ankommen lassen. Zu oft hatte er sein Glück strapaziert und zu oft war er nur haarscharf mit heiler Haut davon gekommen. Es war nur eine Frage Zeit bis ihn sein Glück auf tragische Art und Weise verlassen würde. Dieses Mal wollte er nichts riskieren. Zudem war der Gedanke wegen eines Missverständnisses von potentiell befreundete Einheiten erschossen zu werden nicht besonders einladend. Shepard atmete tief durch und führte seine Hände langsam an seinem Helm. Er löste die Halterungen und hob ihn langsam vom Kopf, damit man sein Gesicht klar erkennen konnte. Im Ernstfall würde es ohnehin nichts ändern, zumindest nicht in der gegenwärtigen Lage. Shepard schloss seine Augen, atmete tief durch und stand einfach nur da. Für einige Sekunden geschah rein gar nichts. Abgesehen vom Wind hörte man auch nichts. Dann sah er wie eine massive Gestalt aus dem Gebäude direkt auf ihn zu marschiert kam. Es war ein Kroganer, ganz offensichtlich, und nicht irgendeine von den Reapern pervertierte Kreatur. Mit einer gewaltigen Schrotflinte in beiden Händen an der ein ebenso langes Bajonett befestigt war kam der Kroganer in seiner silbrig-weißen und verdreckten Rüstung auf Shepard zu. Der musste gleich zweimal genau hinschauen, wenn er da vor sich hatte. „Grunt?!“, stieß er sichtlich überrascht aus. „Shepard!“, erwiderte dieser überschwänglich. Grunt stürmte regelrecht auf Shepard zu, schlug seine Arme um ihn und hob ihn hoch. Shepard fühlte sich wie das Stofftier eines Kindes, das von diesem geradezu durchgeknuddelt wurde. Shepard stöhnte dabei kurz auf, als Grunt ihn mit einem geradezu eisernen Griff drückte und dabei fast schon die Luft abdrückte. Glücklicherweise ließ Grunt ihn kurzerhand wieder runter. „Mit Ihnen habe ich ja überhaupt nicht gerechnet! Was machen Sie denn hier?!“, freute er sich sichtlich. „Ich bin ebenso überrascht Dich hier anzutreffen. Ich wurde zur Unterstützung der Kompanie Aralakh geschickt. Sag bloß Du gehörst dazu.“ „Gehören? HA! Ich bin ihr Kommandant!“, tönte Grunt vollmundig, während hinter ihm gut 14 schwer bewaffnete Kroganer in schwarz-gräulichen Rüstung aus der Ruine kamen und sich hinter ihm aufstellten. Es war überraschend zu sehen wie viele Kroganer sich geradezu perfekt in den Gebäuderesten versteckt hatten. Würde man ihnen bei ihrer Größe gar nicht zutrauen. Ihren Glanz hatten sie allerdings längst eingebüßt und dafür gegen Dreck, Beschädigungen und getrocknetem Blut eingetauscht. „Ich bin beeindruckt, aber … wo ist der Rest der Kompanie Aralakh. Sag bitte nicht das das alle sind.“, wunderte sich Shepard. „Ein kleiner Teil steht vor Ihnen. Die Rest, zumindest was von dem noch übrig ist, verteilt sich über die ganze Region …“ Ehe Grunt seine Ausführungen vertiefen konnte vernahmen alle Anwesenden ein lautstarkes Kreischen und blickten wir in alle erdenklichen Himmelsrichtungen, um dessen Ursprung zu ermitteln. „HEUSCHRECKE!“, rief einer der Kroganer.“ „Verdammt … Kommen Sie, Shepard! Wir müssen in Deckung!“, sprach Grunt und hastete mit den anderen zurück zu den Ruinen. „LIARA, EDI!“, rief und winkte Shepard und die beiden kamen aus ihrer Deckung hervor und hasteten ebenfalls im Eilschritt zu den Ruinen, in denen alle gemeinsam in Deckung gingen. Die Heuschrecke, jetzt eine von den Reapern entstellte Abscheulichkeit, landete in Sichtweite der Ruinen auf den nahen Klippen und überblickte von dort weitläufig das Areal. Die Kreatur versuchte den Ursprung der nur kurz zuvor vorausgegangenen Kämpfe auszumachen. Allem voran die Explosionen waren kilometerweit zu hören. Die Reaper wussten, dass es noch vereinzelte Überlebende geben musste und suchten auch dementsprechend nach ihnen. Nur das bergige Terrain und die damit verbunden Echos machten eine genau Lokalisierung schwierig, weshalb sie besonders auf Lufteinheiten angewiesen waren, um das Gebiet zu überwachen und von denen hatten sie scheinbar nicht genug. „Kein Wort, keine Bewegung. Vielleicht fliegt es weiter.“, flüstere Grunt. Er, die Kroganer, sowie Shepards Team versteckten sich in den Überresten der Fertighäuser und drückten sich allesamt an die Wände und zu Boden. Keiner traute sich auch nur ansatzweise heraus zu lunzen, in Angst sie könnten dadurch ihre Position verraten. Shepard spürte sogar die Angst der Kroganer. Wer weiß was Grunts Trupp bislang durchstehen musste, nur um bis jetzt zu überleben. Sollte das jetzt etwa das Ende sein? Shepards Gedanken rasten bereits. Schwere Waffen, wie Granat-, oder Raketenwerfer, standen ihnen zur Verfügung, wenn auch begrenzt, und würden mit Sicherheit sogar ausreichen, um die Heuschrecke zu erledigen, doch was würde folgen? Weitere Bodentruppen? Horden an Husks? Noch mehr Heuschrecken? Könnten sie dagegen bestehen? Dauerhaft würden diese Ruinen zu einer Todesfalle werden. Shepards Team hatte mehr leichte Waffen und jede Menge Sprengladungen mitgenommen, um die örtlichen Reaper-Anlagen zu zerstören. Amara, sowie die Normandy könnte sie notfalls unterstützen und rausholen, doch die Reaper-Fabrik, was immer sie war und weshalb man auch eigentlich auf diesen unwirtlichen Planeten gekommen war, würde weiter produzieren und die Reaper selbst könnten die Position sogar verstärken, bis ein Angriff unmöglich wird. Unterdessen beobachtete die Heuschrecke weiterhin das Gebiet, doch als es niemanden entdeckte schien sie „ungeduldig“ zu werden. Anstatt weiter zu fliegen machte sie sich bereit zu feuern, um gegebenenfalls so eine Reaktion zu provozieren. Die Kreatur streckte ihren Hals hoch, nahm die Ruinen ins Visier und lud ihre Waffen auf, wahrnehmbar durch ein markantes, steigendes Summen. „Shepard.“, warnte EDI. Dieser wusste, dass sie handeln mussten und keine der zur Verfügung stehenden Optionen war optimal. „Grunt … gleich wird es ungemütlich.“, sagte Shepard mit notgedrungenem Optimismus und alle anwesenden machten schon ihre Waffen bereit. „Wie in den guten, alten Zeiten.“, erwiderte Grunt, während er seine Schrotflinte durch lud. Shepard bezweifelte das diese Waffe in dieser Situation geeignet war und hielt den Granatwerferanbau seines Avenger-Sturmgewehrs bereit. Ehe die Heuschrecke das Feuer eröffnen konnte wurde sie von einem Geschoss in den Rücken getroffen, welches dort explodierte. Die Kreatur wurde durch die Explosion nach vorne gedrückt und schien kurzfristig zu stolpern. Ein zweites Geschoss, eine Rakete, verfehlte dadurch ihr Ziel ganz knapp. Laut kreischend spreizte die Heuschrecke ihre Flügel und erhob sich in die Lüfte. Sie vollzog eine scharfe Kurve und wurde dabei kurzerhand von einem weiteren Geschoss mitten in der Luft getroffen, dessen nachfolgende Explosion einen Flügel der ohnehin schon angeschlagenen Heuschrecke abriss und diese unkontrolliert zu Boden stürzen ließ. Dem lauten Krachen des Aufpralls folgte wildes Gewehrfeuer, ein schrilles Geheul und das Zischen der Energiewaffen der Heuschrecke. „Verbündete Einheiten?“, fragte Liara. „Wahrscheinlich weitere Überlebende unserer Kompanie. Die verteilen sich über das ganze Gebiet.“, entgegnete Grunt „Die haben dieses Biest weg gelockt!“, stieß kurzerhand lautstark auf. „Wir haben ein Fenster durch das wir entkommen können!“ „Das stimmt … DAS STIMMT!!! WIR HABEN IMMER NOCH EINEN AUFTRAG ZU ERLEDIGEN!!! UNSERE KAMERADEN SOLLEN NICHT UMSONST GESTORBEN SEIN!!! KOMPANIE ARALAKH, MIR NACH!!!“, tönte Grunt und stürmte nach draußen. Die anderen Kroganer folgten ihm natürlich und Shepards Team bildete das Schlusslicht. Eigentlich hätte man einen stimmgewaltigen Ansturm erwartet, immerhin waren es Kroganer, doch die präsentierten sich als ausgesprochen diszipliniert, marschierten still, in einer perfekten Linie von den Ruinen, durch die Schlucht in Richtung eines in der Nähe liegenden Höhleneingangs. Kurz davor fanden sie die ausgebrannte Ruine eines weiteren Fertighauses, das halb an einer Felsspalte hing und den Eindruck machte es würde jeden Moment abstürzen wollen. Direkt vor dem Eingang, der ins Innere des Berges führte, stoppte der Trupp, ging in Deckung und überprüfte ein letztes Mal seine Waffen. Aufgeboten wurde beinahe alles, was laut war und viel Schaden verursachte. Einer der Kroganer, ein ganz stiller Zeitgenosse, trug sogar einen Flammenwerfer. „Also Grunt, eine Ahnung was genau wie hier vor uns haben? Die letzten Berichte sprachen von einem Produktionsanlage und Rachni.“, harkte Shepard nach. „Das stimmt. Von den Reapern verbesserte Rachni. Das die immer noch leben. Verrückt. Kaum zu glauben, was?“ „Ja, kaum zu glauben.“, gab Shepard zurück. Es musste sofort an die Rachni-Königin denken, die er auf Noveria in die Freiheit entließ. Allmählich hatte er das Gefühl damals einen Fehler gemacht zu haben, ja einen schrecklichen sogar. Seit dem Treffen mit dieser Asari auf Illium, die Kontakt zu den Rachni hatte und als dessen Botin fungiert, hatte er nichts mehr von ihnen gehört. Insgeheim hoffte er ja sich zu irren, hoffte sogar das ein irgendein anderer Schwarm war, doch wie hoch standen dafür schon die Chancen. „Rachni, Heh. Das ist die einmalige Chance einem uralten Feind noch mal zu begegnen und endlich einen Schlussstrich unter der Geschichte zu ziehen. Dem kann kein Kroganer widerstehen.“, fuhr Grunt fort. Shepard konnte das nur mit einem falschen Lächeln nickend bestätigen. Er sah das natürlich anders, was nicht heißt, dass er Grunt nicht verstehen konnte. „Die Anlage befindet sich direkt … hier?“, musste sich Shepard wundern, da sich die Kroganer praktisch in nächster Nähe zu ihr verschanzt hatten. „Nach unserer Landung hatten wir das Gebiet ausgiebig gescannt. Hier gibt es eine Vielzahl von Tunneln, die in einem zentralen Punkt zusammen laufen. Ausgehend davon wie schnell und aggressiv die Reaper auf uns reagiert haben sind wir hier mit Sicherheit richtig. Wahrscheinlich finden wir da unten sogar ein ganzes Nest vor. Ein Rachni-Nest. Heh.“, erklärte Grunt. Eine massive Explosion ließ den Trupp zurück in Richtung der ungefähren Absturzstelle der Heuschrecke blicken. Deren Geschrei war mittlerweile verstummt, dafür dauerte das dortige Gefecht noch an. Besonders das anhaltende Gewehrfeuer, welches auf mindestens drei, oder vier Schützen hindeutete, zeigte das dieser Kampf noch lange nicht entschieden war. „EDI, Lagebericht.“, wies Shepard an. Vom Orbit aus ließ sie Joker mit der Normandy weiterhin die Umgebung überwachen und schickte diese Daten zu ihrem Körper am Boden, wo sie diese Informationen mithilfe einer Projektion von ihrem Universalwerkzeug an die anderen weiter gab. Es zeigte sich das dieses andauernde Gefechte allerhand Reaper-Truppen aus der Umgebung anzog, sowie jene Einheiten, die zum Schutz des Fabrikkomplexes abgestellt waren. Aus einem weiteren Höhleneingang, gut hundert Meter weiter, marschiert ganze Schwärme bestehend aus allen erdenklichen Reaper-Kreaturen durch eine Schlucht in Richtung dieses Gefechtes. Shepard warf kurz einen Blick hinüber zum Gebäude, das am Abgrund hing. Für einen Moment dachte er darüber nach einen Blick hinein zu werfen, ob etwas Verwertbares zu finden war. In der gegenwärtigen Zeit musste man nach jedem Strohhalm greifen, der sich bot. Doch bei seinem Glück erwartete Shepard, kaum dass er das Gebäude betreten würde, dieses garantiert mit ihm zusammen in den Abgrund stürzen würde und darauf hatte er absolut keine Lust. Er wollte sein Glück dieses Mal keineswegs überstrapazieren. „Wir versuchen so lange wie möglich unerkannt zu bleiben. Sobald die Reaper merken was wir vorhaben werden sie uns mit Sicherheit alles entgegen werfen, was sie haben. Ich hatte auf Verstärkung gehofft, doch im Moment werden wir mit dem auskommen müssen was wir haben. Die Reaper wissen nicht wie nah wir ihnen sind, glauben sie hätten uns davon gejagt, doch ich sage euch wir zeigen ihnen was echte Kroganer drauf haben.“, schärfte Grunt allen ein. „Ich übertrage dem Sprengteam die Kontaktdaten der Normandy. Joker überwacht weiterhin die Truppenbewegungen der Reaper und wird Bescheid geben, sobald sich etwas ändert. „Mh.“, grunzte einer der Kroganer lapidar und nickte, der aber, wie alle anderen, über jede Hilfe ausgesprochen dankbar war. „Perfekt … Alle bereit?“, fragte Grunt. Kollektiv nickten alle anwesenden. „In Ordnung, dann los.“, befahl Grunt. Die ganze Gruppe setzte sich in Bewegung und gemeinsam schritt man nacheinander durch den Höhleneingang. Bereits nach kurzer Zeit war es so dunkel, dass man nicht mal mehr die Hand vor Augen sehen konnte und man war gezwungen die eigenen Lampen einzuschalten. Shepard, EDI und Liara besaßen leistungsstarke, aber empfindliche Nachsichtgeräte, genauso wie ein paar andere Kroganer, doch der ganze Rest des Trupps war nicht so gut ausgerüstet. Die vorhergegangenen Gefechte hatten einen Großteil der Ausrüstung verschließen, sodass gerade mal einfache Taschenlampen und Helmlampen zur Verfügung standen und das auch nur einem Teil des Trupps. Die Höhle selbst wirkte wie ein natürliches Gebilde, kein künstlich angelegter Tunnel, obwohl es überraschend gerade war, nur hier und da mit ein paar Windungen. Vielleicht traf man bislang auch deshalb auf keine einzige Kreatur der Reaper. Vielleicht wusste die nicht mal, dass es diesen Durchgang überhaupt gab, aber davon sollte man beim besten Willen nicht ausgehen und blieb dementsprechend vorsichtig. Genauso vorsichtig musste man beim Gang durch das felsige Gewölbe sein. Der Boden war überraschend feucht und glitschig. Mehrfach wäre beinahe schon so mancher ausgerutscht, sogar Shepard. Zum Glück sah niemand wie sich der berühmt/berüchtigte Commander Shepard beinahe unfreiwillig hingelegt hätte. Bereits über 100 Meter tief war man in den Berg vorgestoßen und eigenartigerweise war man bislang auf keinerlei Form von Widerstand getroffen. Sogar Kontakt zur Normandy konnte man weiterhin halten. So wusste man, dass sich die verbliebenen und verstreuten Einheiten der Kompanie Aralakh weiterhin zähe Gefechte mit den Reaper-Bodentruppen lieferten und diese so weiter vom Berg weg lockten. Das mochte auf den ersten Blick ideal wirken, war es aber keineswegs. Es war nur eine Frage der Zeit bis die Reaper misstrauisch wurden, umschwenken und auf ihre ursprüngliche Ausgangspositionen zurückkehren würden. Jeder andere Kommandeur würde es so machen sobald er erkennt, wie sehr er seine Linien überspannt und seine Truppen zu sehr verteilt hatte. Dazu musste die vereinte Truppe um Grunt und Shepard nicht mal entdeckt werden. Man sah es nicht auf Anhieb, aber die Zeit saß ihnen im Nacken. „Hört ihr das? Habt ihr das gehört?“, fragte Liara kurzerhand und sah sich ängstlich um. Ein Kroganer hinter ihr schien leise zu lachen und außer vielleicht dem Wind, der leise durch die Höhle blies, oder den Wassertropfen, die von der Decke fielen, war nichts zu vernehmen. „Bist Du sicher? Also ich höre nichts.“, wunderte sich Shepard und selbst EDI schwieg dazu. „Doch! Das war so ein … Klackern“, erklärte Liara. Die anderen sahen sich still an und konnten da nur mit den Schultern zucken. Zu Sehen und Hören war für sie definitiv nichts. Liaras Verunsicherung diente dabei sehr der Belustigung von so manchem Kroganer. Der Trupp setzte daraufhin seinen Weg fort, wenn auch langsamer und vorsichtiger, als zuvor. Liaras Verunsicherung war ganz klar auf so manchen übergesprungen. Nach nur ein paar Minuten trafen sie auf ein Hindernis. Vor ihnen versperrte ein gräuliches Gewebe, fast schon so was wie ein chaotisches, formloses Spinnennetzt, den Weg und behinderte sie am weiteren Vordringen. „Was ist denn das?“, grunzte Grunt und stocherte mit seinem Bajonett weitestgehend wirkungslos im Gewebe herum. „Dieses Gebilde ist kein natürliches Produkt …“, präsentierte EDI ihre vorläufige Analyse, nur Liara unterbrach diese Ausführungen kurzerhand. „DA! Dieses Klackern. Hört ihr es? Da war es schon wieder!“ „Har! Har! Har! Kleine Asari hat Angst im Dunkeln.“, machte sich der Kroganer hinter ihr über sie lustig. Shepard ignorierte es, bis er plötzlich selbst etwas vernahm. Da war tatsächlich ein Klackern! Relativ leise und dennoch wahrnehmbar. Kein natürliches Klackern, wie beispielsweise ein paar Steine, die herunter fielen, sondern etwas … Mechanisches. „Ich habe es auch gehört.“, sagte Shepard kurzerhand, was alle anderen besorgt aufblicken ließ. Ruckartig drehte sich Shepard zur Seite und leuchtete mit seiner Helmlampe einen nahen Bereich aus, weil er dachte etwas gesehen zu haben, doch was es war wusste selbst er nicht. Dann war da wieder dieses Klackern. Alle blickten zur Seite auf einen Felsbrocken, an dem nun ein Käfer empor krabbelte. Zumindest hielten es alle im ersten Moment für einen Käfer, einen recht großen Käfer. Auf den zweiten Blick sah dieses übergroße Insekt aus wie eine Gottesanbeterin, nur ohne Scheren und eigenartigerweise in silbrig-metallischer Farbe. Erst als diese eigentümliche Lebensform einen schrillen, unnatürlichen Schrei ausstieß dämmerte allen, dass sie hier eine Reaper-Kreatur vor sich hatten. Der Kroganer, der sich eben noch über Liara lustig gemacht hatte, riss sein Gewehr hoch und im selben Moment sprang ihm das Insekt ins Gesicht. Die Kroganer schrie laut auf, stolperte zurück und fiel rückwärts zu Boden, wo er wie eine Schildkröte auf dem Rücken liegen lieg, und versuchte sich von dem übergroßem Insekt zu befreien, wobei er es durch seine Panik kaum zu fassen bekam. Fast alle zielten auf den Käfer, doch verständlicherweise traute sich keiner zu schießen, aus Angst stattdessen ihren eigenen Kameraden zu treffen. Ein Kroganer griff daher zu einer, für seine Art, recht ungewöhnlichen Lösung. Er packte seine Waffe am Lauf und holte aus. Es war ein meisterhafter Schlag. In einem anderen Leben wäre dieser Kroganer mit Sicherheit ein begnadeter Golfspieler. Mit dem Gewehrkolben traf er das Insekt und schleuderte es quer durch den Tunnel, gegen eine Wand knallte, zerplatzte und dort einen grünlichen Fleck hinterließ. Zwei Kroganer halfen ihrem Kameraden auf und der Rest des Trupps stellte sicher, dass sich in ihrer Nähe nicht noch weitere Kreaturen herum trieben. Dann plötzlich vernahmen alle so was wie einen Schrie, in einer ausgesprochen tiefen Tonlage, der wie ein Echo ihnen aus den Tiefen des Gewölbes entgegen schlug. „Commander, bitte melden!“, ertönte Jokers Stimme, die ausgesprochen panisch kling. „Ich höre. Was ist los?“, antwortete dieser. „Alle Reaper-Truppen in dem Gebiet kehren um! Sie haben die Verfolgung abgebrochen und kommen zurück!“ „Haben sie ein ungefähres Zeitfenster?“ „Zwölf Minuten maximal. Schwankungen möglich.“, sagte EDI, die neben ihm stand. „Ok … Verstanden. Joker, halten Sie sich bereit. Wir brauchen wahrscheinlich Luftunterstützung und eine schnelle Abholung.“, gab Shepard weiter. Er atmete kurz durch und wandte sich daraufhin an die Kroganer. „Wir sind aufgeflogen! Die Reaper kommen zurück! Wir haben maximal zwölf Minuten! Entweder brechen wir ab, oder wir setzen unsere Mission fort. Doch ich habe keine Ahnung was uns noch erwartet …“ „NEIN!!!“, tönte Grunt lauthals. „Unsere Kameraden sind nicht umsonst gestorben! Wir haben noch eine Rechnung zu begleichen! Reißt dieses Netz nieder!“ „Wir könnten sprengen ...“, begann einer der Kroganer. „Davon rate ich ab. Die Wahrscheinlichkeit der Durchgang einstürzt liegt bei …“, wollte EDI ausführen und ehe sie dazu kam trat ein anderer Kroganer ins Bild. „Verbrennen!“, sagte jener, der den Flammenwerfer trug und richtete diese auf das Netz. Ein kurzer Druck auf den Auslöser genügte und ein Feuerstoß verließ seine Waffe und setzte das Netz augenblicklich in Brand. Trotz des Zischens und Lodern des Feuers war ganz eindeutig das Lachen des ansonsten so stillen, aber definitiv pyromanisch veranlagten Kroganers zu hören. „KOMPANIE ARALAKH!!! ANGRIFF!!!“, brüllte Grunt und stürmte vor. Der ganze Trupp folgte ihm ohne zu zögern. Noch während das Netz brannte, rannten sie durch den erstbesten entstanden Durchgang und somit tiefer in den Berg hinein. Shepard und sein Team stand anfangs etwas abseits, doch entschied sich kurzerhand ebenfalls zu folgen. „Hältst DU das für eine gute Idee?“, fragte ihn Liara. „Nein, aber sollten wir Grunt und sein Team etwa alleine lassen?“, erwiderte Shepard. „Natürlich nicht!“ „Eben. Außerdem sind wir hier gut aufgehoben. Dann wo ist es sicherer, als bei einem ganzen Trupp wütender Kroganer mit denen man verbündet ist?“ „Die Veränderung der taktischen Situation verringert die Erfolgschancen unserer Mission signifikant. Und mit anhaltender Dauer der gegenwärtigen Lage verringern sich unsere Erfolgschancen kontinuierlich. Die Überlebenschance berechne ich gesondert.“, beurteilte EDI. „Danke, aber im Moment will ich sie nicht wissen … Wann war es denn je einfach.“, erwiderte Shepard lapidar. Kurz darauf betraten sie ein großes, offenes Gewölbe, eine Höhle, die überraschenderweise gut beleuchtet war. Shepard sah sich um und sah jede Menge Anzeichen von Reaper-Technologie. Schläuche und Kabel führten über den Boden und tiefer in den Berg hinein, irgendwelche Vorrichtungen, die aussahen wie übergroße Klauen hingen in den Felswänden, und weiter hinten sah man regelrechte Felder von etwas, was sich nur als gigantische, mutierte Pilze beschreiben ließ. Der Trupp verteilte sich und Shepard schloss zu Grunt auf. „Ist das etwa die … Fabrik?“, wunderte sich Shepard. „Nein. Das ist nur ein Vorraum. Die Hauptkammer liegt dahinter. Wir sind weniger als fünfzig Meter davon entfernt.“ Shepard bestätigte das mit einem Nicken und blickte auf seinen Chronometer. Gute zehn Minuten hatten sie noch. Die Chancen standen, verglichen mit alle den vermeintlich ausweglosen Situationen in denen sie bereits steckten, recht gut, auch wenn EDIs Analysen da etwas anderes sagen würden. Mit einem Mal vernahm man ein stumpfes, aber lautes Stöhnen, das sogar ausgesprochen nah wirkte. „REAPER!!!“, brüllte einer der Kroganer. „IN DECKUNG!!!“, brüllte daraufhin Grunt. Aus dem weiterführenden Tunnel auf der anderen Seite der Höhle kamen sie. Dutzende und Aberdutzende an Kreaturen. Ein ganzer Schwarm. Vernehmlich Husks und Kannibalen, die von fünf Marodeuren begleitet wurden. Als Unterstützung folgten der Horde zwei Verwüster – die entstellten Rachni mit ihren zwei Geschützen am Kopf, denen Shepard auf Palaven zum ersten Mal begegnet ist. Nur bei diesen hingen auf allen Seiten widerlich aufgequollene Fleischsäcke – anders konnte man es einfach nicht beschreiben. Wenigstens schienen keine Rohlinge vertreten zu sein – zumindest für den Moment. Die Verwüster hielten sich nahe dem Tunneleingang und beharkten von dort gemeinsam die Kroganer mit ihren Energiegeschützen. Einem Kroganer rissen diesen mit konzentrierten Treffern praktisch in Stücke, als er es nicht rechtzeitig in Deckung schaffte. Die Marodeure verblieben nahe der Verwüster zu deren Schutz in Deckung, koordinierten so aus der relativen Sicherheit heraus die Reaper-Truppen und gaben gelegentliche Gewehrsalven auf ihre Gegner ab. Die Kannibalen übernahmen das Hauptfeld, feuerten scheinbar wahllos auf alle erdenklichen Ziele vor ihnen und schritten unnachgiebig voran. Es war schnell klar, dass das nur eine perfide Ablenkung war. Die Marodeure dirigierten die Husks über beide Seiten der Höhle um ihren Gegner so letzten Endes flankieren und überwältigen zu können. Shepards Team und der Kompanie Aralakh blieb das nicht verborgen. Die raue Oberfläche der Höhle bot zwar eine Vielzahl natürlicher Deckungsmöglichkeiten, aber nur wenig Möglichkeiten, um sich effektiv verstecken zu können. Gemeinsam erwiderte man das Feuer, um die Reaper erstmals so gut es ging auf Distanz zu halten und ihre Reihen auszudünnen. Beide Seiten tauschten ein massives Gewehrfeuer untereinander aus und bewarfen sich gegenseitig mit Granaten. Energiegeschosse und Gewehrsalven schossen kreuz und quer durch die Höhle, trafen Felsen und Gestein, wo sie Splitter und Brocken absprengen, oder Personen auf ihre Schilde, oder Panzerungen. Die Kannibalen erlitten dabei verständlicherweise die schwersten Verluste, allem voran da sie die Deckung gänzlich zu ignorieren schienen. Lediglich die Marodeure unterstützten sie dabei, indem sie zu deren vordersten Linien ein Band aus Energie aufbauten mit dem sie einzelnen Kannibalen eine gepanzerte Schale verpassten. Derweil rückten die Husks ungehindert über die Flanken vor und erreichten ihre Ziele ungestört, aber nicht unbemerkt. Sie stießen ein dumpfes Grölen aus, als sie zum Sturm auf die Kroganer ansetzten. Grunt, der zusammen mit zwei weiteren Kroganern, ebenfalls an vorderster Front saß, war ihr erstes Ziel. Shepard musste sich für einen Moment fragen, ob die Reaper wirklich wussten, was sie da machten. Immerhin waren sie soeben dabei einen Trupp kampferfahrener Kroganer, von denen sich jeder mit einem kroganischen Kampfmeister messen konnte, angeführt von Grunt, der als „perfekter Soldat“ gezüchtet worden war, im Nahkampf anzugehen. Während ihm die anderen Kroganer Deckungen gab sprang Grunt auf und stürmte selbst auf die Husks zu. Mit seiner übergroßen Schrotflinte schoss er dem ersten Husk praktisch den gesamten Oberkörper weg. Der zweite dahinter bekam das Bajonett zu spüren und wurde mitten durch die Brust aufgespießt. Ein kurzer Schwung mit der Waffe reichte und Grunt schleuderte diesen quer durch die Höhle. Dem dritten zertrümmerte Grunt mit einem Kolbenschlag den Kopf. „FÜR TUCHANKA!!!“, brüllte Grunt und warf sich mit weiteren Kroganern regelrecht in die Horde anstürmender Husks hinein. Beim Anblick der Reaper-Kreaturen, die in alle erdenklichen Himmelsrichtungen durch die Luft flogen, mal vollständig, mal in Einzelteilen, bekam Shepard die Antwort auf seine Frage. Nein. Die Reaper wussten ganz offenbar nicht worauf sie sich da eingelassen hatten. Shepard hatte eigentlich mehr erwartet, zumal sie doch schon gegen die Kroganer gekämpft haben mussten. Scheinbar verwerten die Reaper taktische Erfahrungen nicht so sehr wie man es sonst gewohnt war. Wenig verwunderlich wenn man bedenkt das sie zumeist versuchten ihre Gegner mit schieren Massen an umgerüsteten Lebewesen zu überrennen. Beschweren konnte sich Shepard darüber natürlich nicht, immerhin rissen die Kroganer ihre Gegner fachgerecht in schöne, kleine, handliche Stücke. Mehrere Energiegeschosse, abgegeben von einem Verwüster, trafen plötzlich Shepards Deckung und zwangen ihn sich zu Boden zu werfen. „VERDAMMT!“, fluchte er. „SHEPARD!“, vernahm er ganz deutlich Liaras besorgte Rufe. „Mit geht es gut!“, erwiderte er, als er die Position wechselte, bevor die Verwüster erneut auf ihn feuerten. Die wiederrum versuchten nun stattdessen die Kroganer ins Visier zu nehmen, die den Ansturm der Husks über die Flanken zum Erliegen gebracht hatten und diese jetzt sogar zurück drängten. Shepard lunzt aus der Deckung hervor und sah wie sich die Verwüster von ihren ursprünglichen Zielen abwandten und sich stattdessen bereit machten die Husks zu unterstützen. Durch ihre starre „Konstruktion“ waren sie nicht in der Lage ihren Kopf zu drehen, sondern mussten sich mitsamt ihrem ganzen Körper ausrichten, um ihre neuen Ziele angreifen zu können. Dadurch gaben sie mit ihren Seiten ein nur allzu perfektes Ziel ab. Zumal sie recht gut gepanzert waren und den bisherigen, wenn auch sporadischen, Gewehrbeschuss scheinbar folgenlos weggesteckt hatten. „FEUERKONZENTRATION AUF DIE RACHNI!!!“, brüllte Shepard und sein Team, sowie die bei ihnen befindlichen Kroganer konzentrierten ihren Beschuss auf die beiden Verwüster. Zwei Kroganer legten mit ihren Revenants ein schweres Unterdrückungsfeuer auf deren Position und hielten so die Marodeure in Schach. Shepard schoss eine Gewehrgranate ab und erwischte genau mittig einen der Verwüster. Die an Seite hängenden Fleischsäcke zerplatzen und die Kreatur schien wie von Schmerzen geplagt einen schrillen Schrei auszustoßen. Die anderen Kroganer konzentrierten sich nun genau auf diesen Verwüster und jagten Dutzende Salven an Brand-, Warp- und panzerbrechenden Geschossen in die Kreatur hinein. Sie brach zusammen ehe sie richtig reagieren konnten und starb. Der verbliebene Verwüster schien sich zu ducken und zog sich in den Tunneleingang zurück. Von Dort nahm er nun ausschließlich den Bereich um Shepards Team unter Beschuss, welche sich selbst wiederrum in Deckung begaben. Auf den Flanken machten die Kroganer mit den Husks wie erwartet kurzen Prozess. Sie schoss, stachen und prügelten auf die Husks ein und zerlegten diese fachgerecht. Sie stürmten wie wilde Tiere in die Massen herein und trampelten sie nieder. Einer der Husks versuchte dabei einen der Kroganer zu Boden zu werfen – ein wahnwitziges Vorhaben. Er schaffte es zwar einen der Kroganer anzuspringen, doch klammerte sich letzten Endes nur an einem Arm fest. Ein kurzer Schlag gegen einen Felsen reichte aus um sich davon zu befreien. Kurzerhand schnappte der Kroganer diesen Husk an einem seiner Beine und dreschte mit ihm, als improvisierten Prügel, auf die anderen Husks ein. Genießen konnte Shepard den Anblick leider nicht, denn vor sich hatten sie es noch immer mit den Kannibalen und Marodeuren zu tun. Durch die veränderte taktische Lage, der ursprüngliche Plan der Reaper scheiterte ja grandios, gingen die restlichen Kannibalen verstärkt in Deckung und beschossen von dort ihre Gegner, während sie von den Marodeuren und den verbliebenen Verwüster unterstützt wurden. Ihnen war klar, dass sie dieses Gefecht nur in die Länge ziehen mussten, denn es war nur eine Frage der Zeit, bis Verstärkung anrücken würde. Dem war sich auch Shepard bewusst und so versuchte er weiter Druck zu machen. Beide Seiten werfen verstärkt Granaten, um die einen entweder auf Distanz zu halten, oder die anderen aus ihrer Deckung zu sprengen. Besonders nervig blieben die Marodeure, die bei den Kannibalen am laufenden Band Panzerschalen entstehen ließ, oder angeschlagene regenerierten. Dabei litt besonders die Kompanie Aralakh unter Munitionsknappheit, sodass sie gezwungen waren ihre letzten Granaten zu verbrauchen. Nichtsdestotrotz, auch dank der natürlichen Wildheit der Kroganer, kam man den Reapern immer näher – allen war klar was auf dem Spiel stand. Das hatte seinen Preis. Mehrere Kroganer starben dabei. Entweder rissen die Granaten sie in Stücke, verletzten sie, oder beschädigten ihre Schilde und Panzerungen so sehr, dass nur ein paar Treffer ausreichten, um ihnen endgültig den Rest zu geben. Trotzdem drängten sie die Reaper beständig zurück. Methodisch erledigten sie einen Kannibalen nach dem anderen bevor die Marodeure ihre Panzerungen verstärken, oder auffrischen konnten. Als ausgesprochen hilfreich erwies sich Liaras Biotiken und andere biotisch begabte Kroganer. Sobald sie nah genug dran waren konnte sie einzelne Kannibalen und kleiner Gruppen anheben, aus ihrer Deckung ziehen und sie durch die Luft schweben lassen, womit sie zu idealen Zielscheiben wurden. Das dünnte die Reihen noch weiter aus. Hinzu kamen die Kroganer auf den Flanken. Sie hatten dem letzten Husk mittlerweile den Schädel gespalten und begannen nun selbst die verbliebenen Kannibalen zu flankieren und auszuschalten. EDI und Liara saßen zusammen an vorderster Front mit einigen Kroganern und nahmen abwechseln die Reaper-Kreaturen unter Beschuss. Man versuchte genügend Druck aufrechtzuerhalten und bot ihnen keinerlei Chance sich neuzuformieren. Liara hatte soeben ihre letzte Salve verschossen und ging zurück in Deckung, um das Thermomagazin auszutauschen. Sie atmete einmal tief durch und wartete ab bis EDI selbst zurück in Deckung ging, um dann selbst weiterzuschießen. Zumindest wollte sie das so machen, nur sie vernahm wieder dieses Geräusch ähnlich eines Krabbelns. Sofort blickte sie zur Seite und sah wie mehrere Dutzend von diesen Insekten zwischen den Felsen hindurch in ihre Richtung krabbelten. Aufgrund der geringen Größe und dem allgemeinen Chaos hatte man sie erst bemerkt, als sie nur noch wenige Meter entfernt waren. „VORSICHT!“, rief Liara und schoss panisch mit ihrer Maschinenpistole auf den Schwarm. Sie erwischte eine Handvoll von ihnen, nur leider nicht genug. Als der Schwarm dennoch immer näher kam sprang sie auf und rannte zur nächsten Deckung ein paar Meter hinter ihnen. Ein Kannibale versuchte Liara dabei in den Rücken zu schießen, wobei die Treffer von ihrer biotischen Barriere geradeso abgewehrt werden konnten. EDI folgte Liara und stellte sich dabei etwas weniger panisch an. Sie lief geduckt rückwärts, schoss weiter und erledigte dabei sogar jenen Kannibalen, der Liara beschossen hatte. Die Kroganer hingegen hielten stur ihre Position. Sie konzentrierten sich fortan auf die Insekten und begannen diese zur zertreten und zu zerquetschen. Es war eine äußerst schlechte Idee, wie sich im Nachhinein zeigte. Einer der Kroganer verblieb in seiner Position, während er nachlud, und als er sich umdreht hatte er eines dieser Insekten genau vor sich. Ehe er reagieren konnte sprang ihm das Ding ins Gesicht. Er fiel kurzerhand zurück und lag nun auf dem Rücken. Er fing sich recht schnell wieder und ergriff den aufdringlichen Zeitgenossen mit beiden Händen. Nur etwas Druck reichte aus und das Getier zerplatzte zu einer grünlichen Soße. Dass diese ätzend war wie Säure merkte man erst jetzt. Der Kroganer schrie vor Schmerzen in nie gekannten Tonlagen auf, als sich diese Flüssigkeit durch sein Gesicht fraß. Ein anderer Kroganer tat das einzige, was er in diesem Moment für halbwegs sinnvoll hielt, und erlöste seinen Kameraden mit mehreren Schüssen in den Kopf. Die anderen Kroganer versuchten derweil die ätzende Substanz von ihren Rüstungen zu bekommen. Der pyromanisch veranlagte Kroganer stand mittlerweile mit seinem Flammenwerfer parat, um den Rest des Schwarms in einem Flammenmeer zu verbrennen und so auch ihre ätzenden Körpersäfte unschädlich zu machen. Shepard blieben die Ereignisse nicht verborgen, der eine Kroganer war unmöglich zu überhören. Insgeheim wunderte er sich. Waren diese Insekten etwa Mini-Rachnis? Auf Palaven war er den Verwüstern das erste Mal begegnet und da hinterließen sie bei ihrem Tod ebenfalls eine säureartige Pfütze. Würden diese … Schwärmer etwa noch zu vollwertigen Rahni, beziehungsweise Verwüstern, heran wachsen? Shepards Blick fiel auf dieses eigenartige Feld an Pilzen auf der einen Seite der Höhle. Diese „Pilze“ schienen aufzuplatzen und aus ihnen entstiegen weitere Schwärmer, die alle in ihre Richtung krabbelten. Es mussten hunderte sein. „FLANKE!!! FÜNF UHR!!!“, warnte Shepard die anderen. Für den pyromanisch veranlagten Kroganer bot sich wieder die Chance in Aktion treten zu können, die er selbstverständlich nicht verpassen wollte. Aufrecht marschierte er lachend dem Schwarm entgegen, drehte die Regler bis zum Maximum auf und entzündete ein Inferno. Genüsslich schwenkte er seinen Flammenwerfer hin und her und setzte dabei die Schwärmer, sowie die „Pilzfelder“ in Brand. Damit beendete er diese Bedrohung binnen Sekunden. Der Kroganer war so sehr und vollkommen in seinem Element, dass er alles um sich herum vergaß – sogar das er längst die sichere Deckung verlassen hatte. Er bekam es kaum mit, als der verbliebene Verwüster ihn beschoss und seinen Brennstofftank traf. Die nachfolgende Explosion riss den Kroganer in Stücke. Grunt und die anderen Kroganer auf den Flanken nutzten die Gunst der Stunde und stürmten vor. Laut schreien rannten sie auf die Marodeure zu und schossen diese aus nächster Nähe nieder. Grunt nahm sich unterdessen den letzten Verwüster vor. Er stürmte auf diesen zu und schlug einmal beherzt zu, noch bevor diesem es gelang Grunt richtig ins Visier zu nehmen. Dadurch landete die erste Salve Energiegeschosse wirkungslos im Boden. Grunt riss dem Verwüster eine seiner Kopfkanonen ab und schlug damit auf ihn ein – immer und immer wieder – bis dieser nur noch da lag und sich nicht mehr rührte. Damit war auch die letzte vorhandene Reaper-Kreatur ausgeschaltet. Siegestrunken trat Grunt vor seine Truppen und erhob eine Faust über den Kopf, wofür er frenetisch bejubelt wurde. Shepard begutachtete derweil die Verluste. Sein Team war vollständig und unverletzt, während fast die Hälfte der anwesenden Kroganer ihr Leben verloren hatte. Das wurde erst jetzt klar. Ein Blick auf den Chronometer zeigte das sie noch gute sieben Minuten hatten. Nicht gerade viel. Würden sie die Schlucht wie geplant sprengen konnte man im besten Fall dieses Zeitfenster noch verdoppeln. „Wir müssen weiter! Die Zeit läuft uns davon!“, ermahnte Shepard alle. „Ihr habt ihn gehört! Weiter! WEITER! Wir stehen kurz vor unserem Ziel!“, trieb Grunt seine Truppen weiter an und mit nie dagewesener Motivation stürmten die Kroganer in den letzten Tunnelabschnitt, der sie noch von dem Fabrikkomplex trennte. Keiner wusste was sie dort erwarten würde, doch was immer es war sie waren überzeugt damit fertig zu werden, wie schon so viele Male zuvor. Es war ein Fußweg von weniger als 50 Metern, den sie fast schon entlang rannten, die sie von ihrem Ziel trennte. Fast zehn Sekunden Anspannung. Laut schreiend, mit allerhand Feuerkraft im Anschlag, stürmten sie in die Zentralkammer. Nach Gegnern suchte man vergebens, genauso nach etwas, was auch nur ansatzweise Fertigungsanlage ähnelte. Stattdessen fand man etwas anderes. „Was zum …“, stotterte Shepard. Mitten in der Zentralkammer, einer Höhle mit geradezu gigantischen Ausmaßen, befand sich eine einzige, gewaltige Rachni-Kreatur, ganz offenbar eine Königin. Shepard war überrascht zu sehen wie groß sie war. Er kannte die uralten Berichte aus den Rachni-Kriegen, doch einer vollausgewachsenen Rachni-Königin nun gegenüber zu stehen war etwas ganz anderes. Die Königin, die er auf Noveria in die Freiheit entließ, war vielleicht zwei bis drei Meter groß – maximal. Die hier war um ein Vielfaches größer. Allem Anschein nach war sie mithilfe irgendeines Gewebes gefesselt, dass an einer Vielzahl an Punkten in den Wänden verankert war und der Königin keinerlei Bewegungsmöglichkeiten bot. War sie etwa die ... Fabrik? „Stil … le …“, tönte es auf einmal wie im Chor durch die Kammer. Man sah sich um und erblickte zahllose tote Kroganer, die eingesponnen in Netzen an den Wänden hingen. Es waren die Toten der Kompanie Aralakh aus den vorherigen Gefechten. Manche wirkten „frisch“, andere waren von leuchtenden Adern durchzogen. Reaper-Tech, die zu ihrer Umwandlung verwendet wurde. „Was ist das für eine … Schändung?“, brodelte Grunt und hielt schon sein Gewehr bereit. „Warten Sie.“, hielt ihn Shepard zurück. „Der … unerträgliche Ton ist verstummt.“, sprachen die toten Kroganer wieder im Chor. Das gleiche hatte Shepard schon damals auf Noveria gesehen. Die Rachni-Königin konnte die Toten übernehmen, um so mit Außenstehenden zu kommunizieren. „Ich erinnere mich an sie!“, rief Shepard. „Ich hatte Sie befreit! Sie haben versprochen Sie würden sich nicht mehr einmischen! Sie würden die andere Völker in Ruhe lassen!“ „Wir haben unser Versprechen gehalten. Uns durch das Portal zurückgezogen. Wir haben eine neue Heimat aufgebaut. Aber … die Maschinen haben uns gefunden. Uns hierher gebracht. Ihre schrillen Töne ertränken die unseren. Sie nahmen unsere Kinder mit in den Krieg. Unsere Kinder … sie sind still, hohl. Sie sterben allein, schweigend in der Ferne.“ Im Orbit über Utukku rutschte Joker derweil ungeduldig in seinem Pilotensessel hin und her. Mit Sorge beobachtete er den Vormarsch der Reaper-Bodentruppen und wartete geradezu sehnsüchtig auf irgendeine Meldung von Shepard. Er stand parat um sofort zuzuschlagen, sollte es nötig sein. Nebenbei überprüfte er regelmäßig die Sensoren, um sicherzustellen, dass die Reaper nicht plötzlich anfangen ihre Signale zu stören. Da er zudem noch immer in Kontakt zu EDI stand war ein guter Indikator dafür. Das EDIs mechanischer Körper am Boden nur eine Verlängerung ihres auf der Normandy befindlichen Bewusstseins war schien er dabei nicht wirklich verinnerlicht zu haben. Jokers relative Ruhe, von Panik war er zum jetzigen Zeitpunkt weit entfernt, schwand, als die Sensoren der Normandy mehrere Objekte entdeckten, die unweit des Planeten auftauchten. „Oh nein.“, murmelte er, als er erkannte das es eine stattliche Anzahl an Reaper-Schiffen war. „Commander, wir bekommen unangemeldeten Besuch.“, gab er übe Funk weiter. In der Höhle lauschte Shepard weiter den Worten der Rachni-Königin und dachte nach wie man weiter verfahren sollte. Die Königin war zu schwach, als das sie einfach so ohne weiteres hier heraus spazieren könnte und die Reaper würden sie garantiert nicht einfach so gehen lassen. Diese Gedanken musste Shepard zurückstellen, als Jokers Meldung einging. „Was sagten Sie? Was für Besuch?“, fragte er nach. „Ein Schiffsverband der Reaper ist im System erschienen. Zwei Schlachtschiffe der Sovereign-Klasse, vier Zerstörer und ein Transporter. Sie nehmen Kurs auf Utukku.“, berichtete EDI. Allen Anwesenden klappte der Mund auf. So ein Verband konnte locker abertausende von Reaper-Kreaturen aller Art transportieren. Egal wie gut man war die Reaper würden sie damit einfach überrollen. Man hatte ganz klar in ein Wespennest gestochen und bekam jetzt die Quittung dafür. „Ein weiteres Objekt ist soeben im System erschienen.“, meldete EDI überraschend. „Noch mehr Reaper?“, fragte Liara niedergeschlagen. „Identifizierung läuft … es ist ein morjanischer Kreuzer.“ Schlagartig blickten alle hoffnungsvoll auf. Shepard erinnerte sich das Ibro mögliche Verstärkung erwähnte und die kam genau rechtzeitig – keinen Augenblick zu spät. „Die Reaper ziehen sich zurück.“, vermeldete EDI daraufhin. Das konnte gar nicht besser werden. Für die Reaper war dieser Planet von strategischer Bedeutung, auch durch die gefangen gehaltene Rachni-Königin. Es gab auf ihm eine Vielzahl versteckter „Produktionsanlage“ die am laufenden Band Truppen produzierten und durch die Geographie einen natürlichen Schutz besaßen. Nicht mal ein orbitales Bombardement konnte ihnen etwas anhaben, solange man nicht mit absoluter Sicherheit wusste wo sich diese Anlagen befanden. Zudem waren weitere Anlagen in der Vorbereitung und viele andere standen kurz vor der Fertigstellung. Die echte Rachni-Königin wurde eigentlich gar nicht mehr gebraucht, denn die Reaper hatten aus ihr mittlerweile genug künstliche Königinnen geschaffen. Nach dem ersten und gescheiterten Angriff der Kroganer auf Utukku hielten sie zur Sicherheit fortan einen Schiffsverband in der Nähe, versteckt im interstellaren Raum, der binnen weniger Minuten zum Ort des Geschehens eilen konnte – so wie jetzt. Das Auftauchen der Morjaner stellte dagegen ein völlig anderes Problem dar. Es war nur ein einzelner Kreuzer des Morjanischen Verbundes, der über 72 Millionen Kilometer von Utukku entfernt im Raum erschien. Damit war er zu weit entfernt, um überhaupt etwas ausrichten zu können, außer als Späher zu fungieren, dennoch hatte seine Präsenz Wirkung. Wo ein morjanisches Schiff war, waren viele andere nicht weit entfernt. Für sie waren die Morjaner eine völlig andere Art und Klasse von Gegner, als sie jemals erwartet hätten, oder mit dem sie es jemals zu tun hatten. Ein Gegner, der über die Mittel verfügte ihnen effektiv und erfolgreich Widerstand zu leisten. Das tauchte in ihrer Planung nicht auf. Die Reaper hatten in den vergangenen Wochen schon mehr als genug Verluste durch die Schlachten und die überfallartigen Angriffe der Morjaner ertragen müssen. Verluste die kaum zu ersetzen ware. Jetzt wollten sie nichts riskieren. Der Reaper-Verband aktivierte seine ÜLG-Antriebe und floh aus dem System. Sie steuerten nicht mal die Massenportale an. Zurück blieb nur ein einzelner Zerstörer, der als Beobachter fungierte und sich still im Weltraum hielt. Von da an wurde es ausgesprochen eigenartig. Der morjanische Kreuzer gab in schneller Folge drei starke Sensor-Impulse ab. Den Vorgang wiederholte er drei weitere Male mit einem Abstand von jeweils fünf Sekunden. Als nächstes verwendete er einen lasergestützten Signalgeber, mit dem er scheinbar versuchte Kontakt zu dem Reaper-Zerstörer herzustellen. „Sie … morsen? Ernsthaft?“, wunderte sich Shepard, als er von EDI eine erste Analyse der Vorgänge erhielt. „Definitiv. Es ist ein anerkannter Citadel-Standard. Aber er ist Jahrhunderte alt und wird selten bis gar nicht mehr verwendet. Informationen darüber sind über das Extranet frei verfügbar. Aktuell findet eine äußerst lebhafte, wenn auch einseitige Konversation statt.“, erklärte EDI. „Also? Was haben die Morjaner den Reapern zu sagen? Drohungen?“, fragte Liara. „Nein.“, erwiderte EDI lapidar. „Was dann?“, harkte Liara nach. EDI schien für einen Moment zu zögern bis sie endlich fort fuhr. „Die Morjaner berichten über einen kompletten Ausfall der Kommunikation, Antriebe, Schilde und Waffen.“ „Als ob die Falle nicht offensichtlich wäre.“, wunderte sich Liara. „Die Reaper scheinen jedenfalls nicht darauf zu reagieren … Jetzt melden die Morjaner, dass die Reaper doch näher kommen sollen, denn bei ihnen gibt es Gebäck.“, fuhr EDI fort. Alle Anwesenden sahen sich wortlos bis einer der Kroganer fragte „Ernsthaft?“ „Ich glaub eher das irgendjemanden da ausgesprochen langweilig ist.“, mutmaßte Shepard. „Weitere Schiffe der Morjaner erscheinen im System. Es ist eine ganze Flotte.“, vermeldete EDI. Im Kommandostand an Bord der Normandy befanden sich derweil der turianische Primarch Fedorian, sowie der morjanische Verbindungsoffizier Ibro. Wrex hatte sich für einen Moment in die Kantine verzogen. Fedorian war bis zuletzt Verlustmeldungen und Frontberichte durchgegangen und informierte sich regelmäßig über die Fortschritte beim Bau des Tiegels. Ibro kümmerte sich wenig um dieses Projekt. Er schien es sogar vorsätzlich zu ignorieren. Er studierte stattdessen lieber anhand der vorliegenden Berichte über den Vormarsch der Reaper und gab diese Informationen über seinen Kommunikator, der aussah wie ein uraltes Taschenfunkgerät, weiter an das morjanische Oberkommando. Fedorian hatte sich schon immer gewundert nach welchen Kriterien die Morjaner ihre Ziele auswählten, denn ihre Zielauswahl wirkte oftmals völlig wahllos. Mal tauchten sie in entscheidenden Schlachten auf, mal gar nicht. Es wirkte wie ein Glücksspiel. Beschweren wollte er sich dennoch nicht, denn der Verbund konnte bislang mehr vernichtete Reaper für sich verbuchen, als der gesamte Rest der Galaxie zusammen. Das musste man erstmal überbieten. Lediglich in den letzten Stunden wurde kein einziger Abschuss durch die Morjaner gemeldet. Der Operation auf Utukku widmete Fedorian dabei nur gelegentliche Aufmerksamkeit. Einfluss darauf nehmen konnte er ohnehin nicht. Insgeheim bewunderte er Shepard für seinen Einsatz. Fedorian würde am liebsten selbst mit seinen Kameraden Seite an Seite in den Krieg ziehen und an vorderster Front kämpfen, doch stattdessen er war dazu verdammt ein politisches Amt zu bekleiden. Etwas, das durchaus seine Wichtigkeit besaß, um die Moral zu stärken und zu erhalten. Hin und wieder blickte er auf die Konsole vor sich, um sich über den Verlauf der Mission zu erkundigen. Als dann die Meldung über das Auftauchen morjanischer Schiffe in ihrem System einging schaltete er die Anzeigen um. Statt dem Tiefel zeigten die Projektoren nun eine verkleinerte Darstellung des Planeten zusammen mit den relativen Positionen der einzelnen Schiffe und zusätzlichen Informationen. Zuerst war es nur ein einzelner, morjanischer Kreuzer, dessen Ausmaße sich locker mit einem Reaper-Schlachtschiff messen konnten. Dennoch reichte dessen Präsenz aus, um eine Reaper-Flottille zu verscheuchen. Das musste erstmal einer nachmachen. Lediglich ein einzelner Zerstörer blieb einsam zurück. Keine der beiden Seiten schienen dabei irgendwelche Anstalten zu machen sich einander, oder gar dem Planeten zu nähern. Dann traf der Rest des morjanischen Verbandes ein. Eine Flotte aus über 700 Schiffen 100 Schlachtschiffe, unterstützt von 200 Kreuzern, zusammen mit 400 Zerstörern und einigen Dutzend Versorgungsschiffen. Eine voll einsatzbereite Kampfgruppe. Genug Feuerkraft um jeden gehörig den Tag zu versauen – sogar den Reapern. „Wow … Ihre Leute wissen wirklich wie man einen bleibenden Eindruck hinterlässt.“, sprach Fedorian zu Ibro. Der lehnte sich genau gegenüber von Fedorian an die Konsole, den Kopf in seinen Unterlagen vertieft und merkte anfangs gar nicht, dass ihm jene Worte galten. Erst nach ein paar Sekunden hob er den Kopf und gab ein leises „Mh?“ von sich. „Ihre Leute wissen wie man einen bleibenden Eindruck hinterlässt.“, wiederholte Fedorian. Ibro sah ihn verwirrt an und erwiderte mit einem unverständlichen „De sah ron?“. „Was?“, gab Fedorian jetzt selbst irritiert zurück. Ibro bemerkte das er irgendwann seinen Universalübersetzter abgeschaltet haben musste. Immerhin war bei seiner letzten Nachschublieferung ein neuer miteingepackt. Die allerersten Modelle wirkten noch wie Halsbänder für Haustiere und waren im Allgemeinen nur improvisiert. Neuere, aktuellere Modelle dagegen erschienen wie ein Halswärmer und wirkten deutlich dezenter. Nur aus irgendeinem Grund hatte man vergessen ihm Batterien zu liefern. Ein kleiner Druck auf einen Knopf am Hals reichte aus um den Übersetzer zu aktivieren. „Was haben sie gesagt?“, fragte Ibro jetzt klar verständlich. „Ich sagte … Ihre Leute wissen wie man einen bleibenden Eindruck hinterlässt.“, widerholte Fedorian ein weiteres Mal. Ibro blickte kurz auf, sah sich die Projektion an, zuckte kurz mit den Schultern und wandte sich wieder seinen Unterlagen zu. Er selbst war da natürlich anderer Meinung. Die Auslöschung Illiums hinterließ einen bleibenden Eindruck. Das hier war nur einen einfach Aufmarsch der Flotte und sonst nichts. Fedorian selbst wusste nicht was er mit Ibros Verhalten anfangen sollte und wandte sich wieder der Projektion zu. Irgendetwas kam ihm allmählich eigenartig vor. Während der Reaper-Zerstörer gut 300.000 Kilometer vom Planeten entfernt wartete und das Aufgebot beobachtete hielt sich der gesamt Flottenverband der Morjaner über 72 Millionen Kilometer entfernt – viel zu weit, um überhaupt etwas auszurichten. Zudem war der Verband in acht gleich große Gruppen aufgeteilt, die sich wie die Eckpunkte eines Würfels im Weltraum positioniert hatten und jeweils gut 1.000 Kilometer voneinander entfernt waren. Außerdem war kein einziges Superschlachtschiff präsent. Während sich Fedorian darüber den Kopf zerbrach was man damit bezweckte meldete sich Ibros Funkgerät zu Wort. „Hier Ibro Bresios, ich höre.“, antwortete dieser augenblicklich und blickte wieder auf die Projektion. „Ich sehe es … ach das ist nur die Eskorte … ernsthaft? Die Weltenbrand? … Ich dachte das Projekt wurde aufgegeben … schon klar … na die Nachricht wird bei den Reaper ankommen.“ Damit endete das Gespräch. Ibro steckte sein Funkgerät weg und schien für einen Moment zu grinsen, bevor er sich wieder seinen Unterlagen zuwandte. Fedorian ließ das erst recht stutzig werden. „Weltenbrand?“, wiederholte Fedorian das Wort, woraufhin Ibro irritiert aufblickte. „Was ist bitte die Weltenbrand? … Ihnen ist schon klar, dass sich Shepard und die Kompanie Aralakh auf Utukku befindet, oder?“ Ibro sah Fedorian noch immer irritiert an, bis er ein leises „Oh“ ausstieß. Wortlos verließ er den Kommandostand und bahnte sich seinen Weg zum Cockpit. Fedorian war nun endgültig ratlos und konnte nur mit dem Kopf schütteln. Seine Aufmerksamkeit fiel stattdessen zurück auf die Projektion, denn genau in der Mitte der morjanischen Formation erschien ein weiteres Objekt. „Was zum … das ist unmöglich.“, murmelte er, als die ersten Daten sah, die über dieses neu eingetroffene Objekt eingingen. Ibro errichte derweil das Cockpit und stattete Joker einen Besuch ab, der mittlerweile selbst versuchte sich einen Reim über die Daten des neueingetroffenen Objektes zu machen. „Diese Daten können nicht stimmen. Die Sensoren müssen etwas abbekommen haben …“, murmelte er. „Joker.“; sprach Ibro, der direkt hinter ihm stand. „BOAH!!! Man, haben Sie mich erschreckt! Was wollen Sie?! Ich habe hier grad meinen eigenen Probleme!“ „Die sind unbedeutend. Stellen Sie eine Verbindung zu Shepard her. Er muss sich zurückziehen, denn wir werden den Planeten sprengen.“ „Sie … äh … WAS?!“ Sogar EDI brauchte ein paar Sekunden, um das volle Ausmaß der Ereignisse zu begreifen, die sich soeben anbahnten. „Shepard, wir müssen uns sofort zurückziehen. Die Morjaner wollen den gesamten Planeten vernichten.“, sagte sie über ihren Körper am Boden. „Bitte was?“, erwiderte Shepard, für den das alles auf einmal so unerwartet kam. An Bord der Normandy hatte Joker im Cockpit mittlerweile eine Projektion des neueingetroffenen Objektes aufgerufen, zusammen mit einigen Daten. Dabei handelte es sich um ein Raumschiff mit geradezu exorbitanten Ausmaßen. 50 Kilometer lang. Zehn Kilometer hoch Acht Kilometer breit. Es war größer als die Citadel-Station. Ein einziges, massives Gebilde mit einem achteckigen Querschnitt, ähnlich eines Oktagon. Zwei gewaltige, übereinander angeordnete Vorrichtungen, ähnlich der Schienen einer Railgun, nahmen den gesamten Bug ein und machten ein Drittel der Gesamtlänge aus. Obwohl Joker die Daten schwarz auf weiß vor sich hatte, die Schwankungen betrugen unter einem Prozent, hatte er ganz klar Probleme damit sie wirklich wahrzunehmen. Der Anblick der Werftenringe von Morjan Prime und Membus, zwei gewaltige, ringförmige, planetenumspannende Raumstationen, hatten ihnen bereits den Atem stocken lassen, doch das hier, ein Raumschiff das größer war als die Citadel selbst, das war eine ganz neue Liga. Fedorian erreichte ebenfalls das Cockpit und konnte nur mit offenem Mund die Projektion und die dazugehörigen Daten anstarren. „Das ist … unmöglich.“, murmelte Fedorian, der sich fühlte als würde sich ihm die Kehle zuschnüren. „Die Morjaner wollen den Planeten sprengen! Den ganzen verdammten Planeten!“, fluchte Joker. „Natürlich. Die Weltenbrand ist ein Planetenvernichtungssystem. Dafür wurde sie gebaut.“, erwiderte Ibro mit einer überraschenden Gelassenheit. „Das kann nicht ihr ernst sein! Da unten sind verbündete Truppen! Shepard ist da unten!“, sprach Fedorian. „Ich sagte bereits man soll sich zurückziehen.“, erwiderte Ibro barsch. „Dann sagen Sie ihren Leuten lieber sie sollen warten bis sich unsere Truppen zurückgezogen haben. Die Kompanie Aralakh ist über das ganze Gebiet verteilt!“ „Skap.“, fluchte Ibro und griff zu seinem Funkgerät. „Hier Ibro Bresios. Ich brauche sofort einen Kontakt zu Weltenbrand. Es ist dringend. … Hier Ibro Bresios. Nicht feuern! Wir haben verbündete Truppen auf Utukku! Ich wiederhole! Nicht feuern! Verbündete Truppen im Ziel!“ Für ein paar Sekunden blieb es ruhig, bis eine unverständliche Meldung einging, die Ibro mit einem „Skap“ kommentierte. „Was ist?!“, fragte Joker. „Der befehlshabende Kapitän weigert sich! Sie bereiten die Weltenbrand zum Abschuss vor. Es kann jeden Moment soweit sein.“ „Das ist ein Scherz, oder? Das ist alles nur ein schlechter Scherz. ODER?!“, harkte Fedorian nach. Der Blick in Ibros emotionslosen Gesichtsausdruck reichte als Antwort völlig aus. Sie meinten es ernst. Die Morjaner wollten einen ganzen Planeten vernichten. „Die Morjaner werden nicht warten. Sie haben einen Planetenkiller und wollen ihn einsetzen. Ich habe keine Daten über diese Art von Waffe. Ihr Einsatz kann jeden Moment erfolgen. Ein sofortiger Rückzug ist unsere einzige Option.“, gab EDI ihre Analyse über die aktuelle Lage weiter. Shepard wusste gar nicht wie ihm geschah. Seine Atmung beschleunigte sich und seine Körpertemperatur stieg durch Panik an, die in ihm brodelte. Es war so surreal, unwirklich. Sie befanden sich auf einem Planeten, der jeden Moment vernichtet werden konnte. Dass alles wirkte wie ein Alptraum. Nur aus diesem gab es kein Erwachen und das wusste er. Liara, die inzwischen selbst begriff in welcher Gefahr sie sich befanden, packte Shepard an den Schultern und rief ihm ins Gewissen. „Wir müssen sofort hier weg!“ Die Gefahr, die Vernichtung eines ganzen Planeten, hätten sie eigentlich bei jeder anderen Spezies als haltlose Drohung abgetan, allerdings nicht bei den Morjanern. Ihnen war klar, dass die es ernst meinten, ganz egal wie wahnwitzig und verrückt es klingen mag. Shepard brauchte ein paar Sekunden, dann sah er ein letztes Mal die Rachni-Königin an. „Es tut mir leid … so leid … ALLE RAUS HIER!!!“, brüllte Shepard und rannte los, genauso wie alle anderen auch. „Stille … endgültige Stille … wir kommen … endlich.“, sprachen die toten, an den Wänden hängenden Kroganer im Chor und die Rachni-Königin senkte ihren Kopf zu Boden. Das Team begann den ganzen Weg, den sie bislang unter größten Mühen und Opfern zurückgelegte hatten, wieder zurückzulaufen. Eine Explosion, die den ganzen Berg erschütterte, rief ihnen ein anderes Problem ins Gewissen. Die Reaper-Bodentruppen hatten den Berg erreicht. „Das kroganische Außenteam hat ihre Sprengladungen gezündet, um den Durchgang zu blockieren. Teile der Schlucht sind eingestürzt.“, berichtete EDI. „Wie lange wird sie das aufhalten?“, fragte Liara. „Nicht lange. Maximal eine Minute. Der Durchgang wurde nicht vollständig, sondern nur teilweise verschüttet. Die Reaper klettern über das Hindernis. Sie könnten uns sehr bald einholen und abfangen.“, fuhr EDI fort. „Nicht reden! Weiter rennen!“, schrie Shepard. An Bord der Normandy registrierte man inzwischen einen gewaltigen Energieanstieg, der von der Weltenbrand ausging. Joker musste mehrfach hinsehen, denn diese Werte konnten seiner Meinung nach nicht stimmen. Die Weltenbrand strahlte mehr Energie ab, als die stärkste jemals gemessene Sonneneruption. Die Werte sprengen bereits in der ersten Sekunde die Skala und stiegen immer weiter. Es war eindeutig, dass die Weltenbrand jeden Moment feuern würde. „Pfeifen Sie ihre Leute zurück!“, forderte Fedorian vehement. „Wie denn?! Ich habe es versucht! Man ignoriert mich mittlerweile!“, erwiderte Ibro. „Komash!“, lautete das einzige Wort, das jetzt einigermaßen verständlich aus seinem Funkgerät drang. „Was heißt das? Was sagten sie?“, fragte Joker, obwohl er bereits einen schrecklichen Verdacht hatte. „Abschuss.“, übersetzte Ibro. Die Augen aller Anwesenden weiteten sich. In der Ferne sah man einen Blitz, ein kurzes Aufglühen im All, wie ein Stern der schlagartig deutlich heller leuchtete, nur um dann komplett zu erlöschen. Die Weltenbrand hatte ein Geschoss in der Größe einer Korvette abgefeuert, das direkt auf Utukku zu flog. Auf Jokers Anzeigen erschien daraufhin ein Countdown. EDI hatte ihn mithilfe der Entfernung und Geschwindigkeit des Geschosses berechnet. Es sah nicht gut aus. Obwohl die Weltenbrand über 72 Millionen Kilometer von Utukku entfernt war würde das Geschoss weniger als fünf Minuten brauchen, um sein Ziel zu treffen. Es war mit unvorstellbaren 250.000 Kilometern PRO SEKUNDE unterwegs. Es war von vorneherein klar, dass das ein Volltreffer werden würde. Man konnte nicht darauf hoffen, dass dieses Geschoss sein Ziel verfehlen würde. „Waffe abgefeuert.“, meldete EDI. „Wie viel Zeit bleibt uns?“, fragte Shepard. „Vier Minuten und 46 Sekunden bis zum Einschlag.“ „FUCK!!!“, fluchte Shepard lauthals. „Joker, kommen Sie so schnell wie möglich hier runter. Da draußen sind noch Teile der Kompanie Aralakh verstreut! Sie und Amara müssen so viele wie möglich einsammeln!“ „Verstanden, Commander.“, ertönte es simultan von Joker und Amara über Funk. „EDI, koordinieren sie die beiden!“ „Schon dabei, Shepard.“ Sie passierten die Höhle, in der sie eben noch verbissen gekämpft hatten und ehe sie den nächsten, weiterführenden Tunnel erreichten, sprang hinter einem der Felsen plötzlich ein Husk hervor, der nach Shepard schnappte. Dieser schrie panisch auf und erschoss zusammen mit Liara und EDI den unerwarteten Angreifer. „Verdammt! Wo kommt der den auf einmal her?!“, wunderte sich Shepard. „KONTAKT!“, schrie einer der Kroganer und schoss auf einen kleinen, aber unscheinbaren Durchgang, versteckt in einer hinteren Ecke der Höhle, aus denen wahre Massen an Reaper-Kreaturen strömten – Husks, Kannibalen und Marodeure in rauen Mengen. Wie eine Flutwelle ergossen sie sich in die Höhle. Es war leichtsinnig gewesen zu glauben man könnte die Reaper einfach so auf ihrem eigenen Territorium überraschen. Das Tunnelnetzwerk der Reaper war in Wahrheit weitaus umfangreicher und ausgedehnter als erwartet. Es umfasste ein ganzes Labyrinth an abgeschirmten Durchgängen, die auf Scannern nur schwer zu erkennen waren. Dazu gesellte sich eine umfassende Garnison, von der nur ein Bruchteil auf die Ablenkung draußen reagiert hatte. Der Großteil war im Berg verblieben und trat jetzt in Aktion. „Es sind zu viele!“, schrie einer der Kroganer. Egal wie viel Munition sie verschossen und egal wie viele Kreaturen sie nieder streckten die Reaper schien es nicht aufzuhalten. „Shepard! Laufen Sie weiter! Wir halten sie auf!“, forderte Grunt. „Ich lasse sie nicht zurück!“, erwiderte Shepard, als er eine Gewehrgranate in die Massen vor ihnen jagte. „Wir schaffen das schon! Wir haben immer noch die Sprengladungen! Damit blockieren wir den Durchgang! Stellen Sie sicher das unser Abflug bereit steht!“ „Wir werden auf sie warten! Versprochen!“ „Verschwinden Sie endlich!“ Shepard und sein Team gaben ihre Sprengsätze an den erstbesten Kroganer weiter, bevor sie selbst weiter rannten. Grunt und sein Team positionierten sich daraufhin am Tunneleingang. Ein Teil versuchte die Reaper auf Distanz zu halten, während der andere Teil hastig die Sprengladungen legte, um den Tunnel zum Einsturz zu bringen. Dabei wurde mehrere Kroganer getroffen und verletzt, einer sogar schwer. Dieser Kroganer wusste, dass seine Verletzungen tödlich waren und traf daher eine Entscheidung. „Sagt meiner Frau, dass ich sie liebe.“, sprach er und entriss einem seiner Kameraden eine der Sprengladungen. „Oh blaue Rose von Illium, wir werden uns wie wiedersehen!“, stürmte er laut schreiend vor und warf sich in die Reaper-Massen. Inmitten ihrer Reihen zündete er die Bombe und nahm Dutzende von ihnen mit sich in den Tod. Still gedenkte Grunt dem Opfer. Er würde sicherstellen das es nicht in Vergessenheit geraten würde, noch das es sinnlos sein würde. „Ladungen gelegt!“, rief einer der Kroganer. „Zurückziehen!“, befahl Grunt und sein Trupp rannte los. Die Explosion hatte die Reaper nur kurzzeitig aufgehalten, dennoch reichte es aus um einen bedeutenden Vorsprung zu erhalten. Als die Reaper dann selbst in den Tunnel stürmten zündete Grunt die Sprengladungen. Die nachfolgenden Explosionen töteten Dutzende weiterer Kreaturen und brachten den Eingang wie verhofft zum Einsturz. Nur eine Handvoll der Kreaturen hatten es durchgeschafft und die wurden kurzerhand ohne Probleme niedergestreckt. Damit setzten die Kroganer ihren Weg fort. Sie hatten noch drei Minuten, den ganzen Tunnel vor sich und einige verletzte Kameraden. Trotzdem war Grunt zuversichtlich, dass sie alle es schaffen würden und er war nicht bereit auch nur einen seiner Männer zurückzulassen. Shepard und sein Team hatten mittlerweile einen Großteil des Weges geschafft und glücklicherweise stellte sich ihnen niemand mehr in den Weg. „Zwei Minuten! Geschoss noch 30 Millionen Kilometer entfernt!“, meldete EDI, als sie kurz vor dem Ausgang standen. „Haben wir irgendeine Chance dieses Geschoss abzufangen?“, dachte Shepard laut verzweifelt nach. „Unmöglich.“, lautete EDIs vernichtendes Urteil. Draußen angekommen sah man wie die Normandy bereits ein paar hundert Meter vom Berg entfernt in der Luft schwebte und in der Nähe, bei den Resten des kroganischen Feldlagers, langsam runter ging. „Los weiter!“, trieb Shepard sein Team an und man rannte weiter. Ihnen folgten die beiden Kroganer des Sprengteams, die soeben über die Felsen kamen. „Wo ist unserer Truppführer?“, fragte einer von ihnen. „Direkt hinter uns! Kommt gleich nach!“, erwiderte Shepard. „Grunt, wir sind bei den Ruinen! Ihr Lager! Da wo wir uns getroffen haben! Die Normandy steht bereit!“, gab Shepard über Funk weiter. „Verstanden! Wir sind gleich da!“, lautete die leicht verzerrte Antwort. Shepard, Liara, EDI und die beiden Kroganer erreichten inzwischen die Ruinen. Die Normandy schwebte knapp zehn Meter über dem Boden und nahm in diesem Augenblick Amaras Kodiak-Shuttle auf. Die konnte nämlich vier weitere Kroganer einsammeln, die zuvor noch einen Teil der Reaper-Garnison weggelockt hatten. Joker ging runter und durch die geöffnete Rampe betraten alle fünf die Normandy. Shepard blieb auf der Rampe stehen und wartete sehnsüchtig auf Grunt und seine Leute. „Wir müssen sofort starten!“, forderte Ibro. „Wir haben immer noch Truppen da unten! Wollen Sie die etwa zum Sterben zurücklassen?!“, fragte Fedorian aufgebracht. „Ja, weil wir es sonst nicht schaffen werden!“ „Aber wir haben doch noch eine gute Minute!“, warf Joker ein. „SIE SKOB!!! DAS IST DIE ZEIT BIS ZUM EINSCHLAG!!! IN DEM MOMENT IN DEM DAS GESCHOSS DEN PLANETEN TRIFFT REISST ES IHN IN STÜCKE!!! WIR MÜSSEN SOFORT STARTEN!!!“, brüllte Ibro Fedorian an. „Was ist denn hier los?“, tobte Wrex mit gespielter Entrüstung, als er in Cockpit kam. „Da versucht man mal kurz etwas Ruhe zu bekommen und schon bricht das Chaos aus. Warum sind alle hier und niemand im Kommandostand. Hat Shepard Probleme? Geht es Grunt gut?“ Ibro kümmerte sich nicht um Wrex, sondern blickte wieder auf den Countdown, der beständig weiter tickte. Die letzte Minute war angebrochen und sie saßen auf einem Planeten, der schon gleich vernichtet werden würde. In dem Moment war Ibro bereit seine Pistole zu ziehen und Joker unter Waffengewalt zum Abheben zu zwingen. Notfalls musste er dazu sogar eine Geisel nehmen. Am besten den Turianer, denn der konnte sich nicht so gut wehren. „Wir sind draußen und auf dem Weg!“, meldete Grunt über Funk. „Wir warten auf Sie. Wir stehen bereit.“, erwiderte Shepard. Bevor es dazu kam wurde die Normandy von einer ruckartigen Bewegung erfasst. „Was zum …“, fluchte Shepard, als er von den Füßen gerissen und zu Boden geworfen wurde. Die Normandy startete durch, schloss ihre Bugrampe und flog geradezu senkrecht dem All entgegen. „SOFORT UMKEHREN! WIR MÜSSEN ZURÜCK! DAS IST EIN BEFEHL!“, forderte Shepard hysterisch. Joker hatte in diesem Moment keine Ahnung was los war. Er hatte keinerlei Kontrolle mehr über sein Schiff. Die Normandy war von ganz alleine gestartet und flog einfach weiter, ohne das er etwas dagegen unternehmen konnte. Sie hatten sogar schon die oberen Schichten der Atmosphäre erreicht. Dann dämmerte es ihm. EDI hatte die Kontrolle übernommen und sämtliche Steuerungen gesperrt. Ehe er dazu was sagen konnte ertönte ein lautes Piepen Der Countdown war abgelaufen. Kollektiv blickten Ibro, Fedorian und Joker aus einem der Fenster. Wrex machte es ihnen nach, zumal er noch immer keine Ahnung hatte was los war. Für einen winzigen Augenblick konnte man das Geschoss sehen. Wie ein Komet zog es einen gelblich schimmernden Schweif hinter sich her. Dann erfolgte der Einschlag – einige tausende Kilometer von ihrer Landezone entfernt, doch sowas macht würde am Ende keinen Unterschied machen. Das Geschoss traf den Planeten. Der Aufprall verursachte eine Explosion in einem noch nie gesehenen Ausmaß. Ein Feuerball mit einem Durchmesser von mehreren hundert Kilometern breitete sich schlagartig über die Oberfläche aus und sprengte Teile in der Größe ganzer Länder aus ihr heraus. Die anhängende Schockwelle zerschmetterte ganze Gebirgsketten. Und das waren nur die Folgen des Einschlages. Das Geschoss drang tief bis in den Planetenkern vor, wo es seinen Sprengladung zündete – eine der mächtigsten, die jemals geschaffen wurde. Mit Gigatonnen an Energie entfaltete das Geschoss auf einmal seine eigentliche Zerstörungskraft inmitten des Planeten. Innerhalb von Sekunden öffneten sich gewaltige Schluchten und Canyons über den ganze Planeten verteilt, rissen sich selbst gewaltsam auf und schossen geschmolzenes Gestein aus dem Inneren des Planeten ins All. Aus dem freigelegtem Inneren sah man das bedrohliche Glühen der sich ausdehnenden Kettenreaktion. Wie eine Schockwelle drang sie ins All nach draußen und riss den Himmelskörper entzwei. Der ganze Planet brach vollkommen auseinander. Er wurde zu zahllosen Brocken zerfetzt, die sich jetzt in alle erdenklichen Richtungen ausbreiteten. An Bord der Normandy kehrte absolute Stille ein. Niemand sagte etwas. Es konnte einfach keiner was sagen. Dieser Anblick war kaum zu verkraften. Sie alle waren selbst nur mit größter Not entkommen. Ausläufer der Schockwelle hatten die Normandy getroffen und die Außenhaut, sowie zwei der Triebwerke beschädigt. Es war ein Wunder, dass die Hülle nicht brach. Wären Sie nur ein paar Sekunden länger geblieben hätte es sie mit Sicherheit zerrissen. „Wir müssen umkehren!“, hörte man Shepards Stimme und sah wie er zum Cockpit lief. „Grunt ist immer noch da unten.“ „Nein, nicht mehr.“, sagte Ibro lapidar. Shepard betrat das Cockpit und sah durch eines der Fenster ebenfalls nach draußen. Ihm stockte augenblicklich der Atem, als er sah, dass von Utukku nur noch ein sich ausbreitendes Trümmerfeld übrig war. Die Tatsache, dass Grunt und der Rest der Kompanie Aralakh tot war wollte er nicht akzeptieren, er konnte es einfach nicht, doch gleichzeitig wusste er das nichts und niemand ein derartiges Ereignis überleben konnte. „Das ist ein Desaster … eine Katastrophe.“, murmelte Shepard Ibro hörte das und neigte den Kopf leicht zur Seite. Er verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und verließ wortlos das Cockpit Ein Desaster? Eine Katastrophe? Keineswegs. Die Weltenbrand war endlich voll einsatzbereit und ein wichtiges Produktionszentrum der Reaper war unwiederbringlich verloren. Das war ein bedeutender Erfolg! Weitere Ziele würden folgen. Dieser Krieg hatte soeben ein völlig neues Niveau erreicht. Kapitel 16: Erkenntnis ---------------------- Utukku. Bis vor weniger als zehn Minuten war das der Name eines unbedeutend erscheinenden Planeten. Jetzt war dieser Planet nichts weiter als ein sich ausbreitendes Trümmerfeld. Er war das Opfer eines morjanischen Planetenkillers geworden. Mit seiner Vernichtung wurde auch ein verstecktes und ausgedehntes Produktionszentrum der Reaper für Rachni-Kreaturen ausgeschaltet An Bord der Normandy hatten sich die Ereignisse längst herum gesprochen, vor allem da man die Umstände am eigenen Leib mitbekommen hatte und nur mit allergrößter Not geradeso entkommen war. Auf dem Observationsdeck auf der Backbordseite kam daher abwechselnd die ganze Schiffsbesatzung zusammen und starrte hinaus ins All auf die Reste des Planeten. Von dem runden Himmelskörper waren nur noch Brocken übrig. Ein Feld aus übergroßen Gesteinsbrocken, das langsam auseinander driftete. Knapp 300.000 Kilometer war die Normandy von den Resten Utukkus entfernt und man konnte alles mit bloßem Auge erkennen. An Bord herrschte derweil geradezu Totenstille. Den meisten fiel es immer noch schwer zu begreifen, was sich hier abgespielt hatte. Man stand nur da und starrte wortlos und fassungslos die Szene an. Besonders Shepard, seinem Team und seinen Bekannten bereitete es allerhand Probleme. Sie hatten Grunt auf dem Planeten zurückgelassen – und kurz darauf riss es den ganzen Planeten in Stücke. Bei Shepard rief das die schrecklichen Erinnerungen an Virmire wieder hervor, als sie Ashley Williams mit einem improvisierten und scharfen Atomsprengsatz zurück lassen mussten. Bislang war es Shepard erfolgreich gelungen diese Erinnerungen zu unterdrücken. Jetzt kamen sie mit voller Wucht zurück. Ashleys Tod war dabei ausgesprochen abstrakt. Shepard bekam ihn nicht persönlich mit, aber er wusste, dass sie gestorben war. Bei Grunt war es genauso. Kaum das sie gestartet waren und die Atmosphäre verließen tat sich in dem Gebiet um das kroganische Feldlager eine kilometerbreiter Schlucht auf und schoss geschmolzenes Gestein aus dem Planetenkern empor. Niemand überlebt das. Alles Leben in einem Umkreis von tausenden Quadratkilometern wurde innerhalb eines Wimpernschlages ausgelöscht. Grunt und die gesamte Kompanie Aralakh wurden in Bruchteilen einer Sekunde aus dem Leben gerissen. Er war genau wie damals bei Ashley – und er konnte nichts machen um es zu verhindern. Shepard stützte sich mit einem Arm am Fenster ab und versuchte seine Atmung zu kontrollieren. Er fühlte sich, wie als würde er kurz davor stehen zu hyperventilieren. Ebenfalls anwesend war Ibro, der mit vor der Brust verschränkten Armen ausgesprochen gelassen an der Wand neben der Tür lehnte. Seine Haltung zu den Ereignissen unterschied sich deutlich von der der anderen. Zu sehen wie ein ganzer Planet vernichtet wurde hinterließ auch bei ihm einen bleibenden Eindruck. Für ihn, für alle Morjaner, war das allerdings keine Katastrophe, sondern eine Errungenschaft von historischem Ausmaß. So ein Ereignis mitanzusehen war in jedem Fall beeindruckend. Die Fassungslosigkeit mit der die Crew der Normandy reagierte konnte er nur schwer nachvollziehen. Natürlich war der Verlust der Kompanie Aralakh dabei bedauerlich, oder zumindest jener Reste, die den Zusammenstoß mit den Reapern bislang überlebt hatten, aber so war halt der Krieg, vor allem dieser. Natürlich war es heuchlerisch so zu denken, immerhin war er selbst nur ganz knapp entkommen, aber so war das nun mal. Ibro äußerte sich nicht, blieb still an Ort und Stelle stehen und beobachtete weiterhin die Reaktionen der Crew, deren Gesichter mit halb offenen Mündern und weitaufgerissenen Augen ganz klar die Fassungslosigkeit und Unglaubwürdigkeit der gegenwärtigen Situation ausdrückten. Shepard war es mittlerweile gelungen seine Atmung halbwegs zu kontrollieren, auch wenn er Grunts Tod immer noch nicht fassen, geschweige verarbeiten konnte. Shepard ließ kurz den Kopf hängen und blickte nach hinten in Ibros Richtung. „Das war eure Waffe, richtig?“, begann er mit leiser Stimme. In diesem Augenblick kehrte absolute Stille auf dem Observationsdeck ein und alle Anwesenden drehten sich in Ibro Richtung. „Das ist korrekt. Das ist das Planetenvernichtungssystem Weltenbrand.“ Ein Raunen ging durch den Raum. Shepard blickte wieder nach draußen auf das Trümmerfeld und atmete tief durch. „Warum baut ihr so eine Waffe?“, fragte Liara. „Um Planeten zu vernichten.“, antwortete Ibro lapidar. Liara stöhnte daraufhin entnervt auf. „So meinte ich das nicht … Ich will nicht wissen WOFÜR ihr diese Waffe gebaut habt, sondern WIESO. Warum habt ihr eine derartige Waffe gebaut?“ „Na um Planeten zu vernichten.“, wiederholte Ibro, der ganz offensichtlich Verständigungsprobleme hatte und nicht so genau wusste was man nun von ihm wissen wollte. „Die Frage ist wohl eher was hat euch dazu bewegt eine solche Waffe zu bauen. Es muss doch sowas wie eine … ursprüngliche Idee gegeben haben.“, formulierte Fedorian die Frage anders. „Achso … der Gründunggedanke … der ist alt. Ich glaube über ein Jahrtausend. Er entstand als wir das Masseportal in unserem eigenen Sternensystem fanden. Irgendeiner hielt es aufgrund seiner Form für eine übergroße Schienenkanone – groß genug um Planeten zu vernichten. Das setzte sich fest. Daher dachte man sich wenn andere über derartige Waffen verfügen, dann brauchen wir ebenfalls solche Waffe in unseren Arsenalen. Wir dachten uns sonst nichts dabei. Immerhin … wer weiß schon wie die Gedankengänge von Aliens sind.“, erklärte Ibro. „Aber … ihr hattet doch irgendwann herausgefunden, dass die Masseportalen eine Art … Reisesystem zwischen den Sternsystemen sind. Eure ursprünglichen Theorien erwiesen sich als falsch und dennoch habt ihr diese Waffe gebaut?“, wunderte sich Liara. „Schon, aber das heißt nicht, dass mit dem Ende dieser Theorien auch der Gedanke an den Besitz eines eigenen Planetenvernichtungssystems endete. Dieser Gedanke hatte sich bei uns festgesetzt. Zum damaligen Zeitpunkt fehlten uns die notwenigen Mittel ein solches Projekt zu realisieren. Technisch, wissenschaftlich, industriell. Aber man hatte immer wieder daran gearbeitet. Aufgegeben wurde es nie. Ich glaube … erst vor einem Jahrhundert oder so begann man allmählich dieses Vorhaben in die Realität umzusetzen und das Ergebnis haben wir ja alle gesehen.“ „Wie kommt es, dass Sie darüber Bescheid wissen? Ich dachte sie seien ein Spectre, oder Exekutivagent, wie ihr Volk es stattdessen nennt. Sowas fällt doch gar nicht in ihr Ressort.“, harkte Fedorian misstrauisch nach. „Mit dem nötigen Rang und den nötigen Freigaben ist sowas kein Problem. Sonderlich geheim war das Projekt ohnehin nicht. Es wurde sporadisch darüber berichtet. Der erste Testlauf wurde sogar für die Öffentlichkeit frei zugänglich im ganzen Verbund übertragen.“ „Das heißt … ihr habt zu Testzwecken einen Planeten gesprengt?!“, schlussfolgerte Kaidan. Ibro sagte dazu erstaunlicherweise gar nichts. „Ibro!“, musste Shepard diesen erst zu einer Antwort ermahnen. „Wir hatten es versucht, allerdings … gab es bei diesem Testlauf eine … Fehlfunktion. Als die Waffe abgefeuert wurde zündete sich das Geschoss im Lauf selbst. Scheinbar hat es den Kräften die auf es wirkten nicht standgehalten. Das Waffensystem wurde dabei natürlich vollkommen zerstört. Die Angelegenheit war etwas unangenehm. In erster Linie für die zuständigen Forschungsinstitute, weniger für unsere Führung. Das war vor gut 10, oder 20 Jahren. So genau weiß ich das nicht mehr. So mancher dachte man hätte das Projekt daraufhin aufgegeben, aber, wie man ganz klar sehen konnte, haben wir es doch noch erfolgreich beenden können.“ „Erfolgreich?!“, donnerte Wrex, der innerlich vor Wut kochte, da er mittlerweile verstand das die Kompanie Aralakh zusammen mit Utukku ausgelöscht wurde. „Was ist das überhaupt für eine Waffe? Wie funktioniert sie?“, fragte Kaidan. Shepard, der mittlerweile wieder recht abwesend wirkte, nahm es nur nebenbei wahr. „Das technische Prinzip, sofern es unverändert blieb, ist relativ simpel. Die Weltenbrand ist eine elektromagnetische Schienenkanone, die Geschosse mit einem nuklearen Fusionssprengsatz mit annähernd Lichtgeschwindigkeit verschießt.“, erklärte Ibro. „Das Geschoss das Utukku zerstörte besaß 83,39 Prozent der Lichtgeschwindigkeit.“, ertönte EDIs Stimme über die Lautsprecher, mit der sie Ibros Angaben korrigierte. „Mh … mag sein. Ich kenne nur noch grob die alten Daten, als die Weltenbrand der Öffentlichkeit vorgestellt wurde … Das Geschoss besitzt in der Regel genug Energie, um bis ins Innerste eines Planeten vorzudringen, wo es dann seinen Sprengsatz zündet und, wie wir alle gesehen haben, so den Planten zerstört.“ Alle Anwesenden lauschten aufmerksam Ibros Worten und konnten kaum glauben wie gelassen er dabei wirkte. Die Morjaner waren für eine kosmische Katastrophe verantwortlich und Ibro trug ihnen die ihm bekannten Fakten mit einer inneren Ruhe vor, wie als würde er eine Einkaufsliste vorlesen. Wie als wäre nichts dabei. „Verwunderlich. Habe immer gedacht man braucht weitaus mehr Energie, um einen Planeten zu zerstören.“, wunderte sich Mordin nebenbei. „Sie irren sich. Die Kraft des verwendeten Sprengsatzes muss im Gigatonnenbereich liegen, mit Sicherheit sogar im mehrstelligen. Mehr wäre wohl auch nicht nötig, vor allem da der Planet von innen heraus zerrissen wird. Das wirkt wie ein Verstärker.“, sprach Pashek, der zusammen mit Mordin im Eingang zum Observationsdeck stand und die trotz allem äußerst kontrolliert und stoisch wirkten. Allen Anwesenden, mit Ausnahme von Ibro, lief ein Schauer über den Rücken. Die Weltenbrand war ganz klar eine Klasse für sich aber noch dazu Atomwaffen mit der Sprengkraft im Gigatonnenbereich waren ebenfalls nicht zu verachten. Alle Anwesenden wussten das absolut niemand in der Galaxie, kein bekanntes Volk, oder gar die Reaper, über Waffen in ihren Arsenalen verfügten, die auch nur ansatzweise ein vergleichbares Zerstörungspotential erreichen konnten. Das verschob das ohnehin schon gestörte Kräfteverhältnis in der Galaxie völlig. Da stellte man sich natürlich die Frage, warum die Morjaner dennoch auf ein, mit Sicherheit, sündhaft teures Abschusssystem zurückgriffen, sehr wahrscheinlich um die Ladung auch ins Ziel kriegen zu können, und an der Idee festhielten einen ganzen Planeten zu zerstören. Das tat auch Liara, die mit Ibros bisherigen Antworten nur bedingt zufrieden war. „Ibro, was sind die … Kriterien für den Einsatz der Weltenbrand.“, Ich gehe mal nicht davon aus dass ihr diese Waffe … relativ wahllos einsetzt, oder?“, harkte sie nach. „Mit Sicherheit nicht. Soviel ich weiß ist die Primäraufgabe der Weltenbrand strategisch bedeutenden und uneinnehmbaren Planeten zu vernichten.“, erklärte Ibro knapp. „Was wären für sie solche … uneinnehmbare Planeten?“, wunderte sich Fedorian, vor allem das sich die Morjaner über sowas Gedanken machten. „Im Prinzip Welten, die so schwer befestigt sind, dass die möglichen Verluste eine erfolgreiche Eroberung niemals rechtfertigen könnten. Eine Zahl hierfür kenne ich nicht, aber wenn ich schätzen dürfte … ab dem dreistelligen Millionenbereich aufwärts.“, erläuterte Ibro mit einem Schulterzucken. „Ihr glaubt ernsthaft, dass es Planeten gibt, die selbst IHR nicht einnehmen könnt?“, wunderte sich Garrus. „Unterschätze niemals einen Gegner. Unter keinen Umständen. Das ist unsere oberste Handlungsdirektive. Wir gehen davon aus, dass wir irgendwann auf einen Feind treffen könnten, der den Einsatz der Weltenbrand notwendig macht. Und auf diese Eventualität müssen wir vorbereitet sein. Aber ich muss zugegeben, dass wir bislang einen derartigen, potentiellen Gegner noch nicht entdeckt haben.“, erklärte Ibro. Fedorian und Garrus schienen leicht ungehalten zu schnauben. Immerhin waren turianische Städte, Kolonien und Welten im Allgemeinen wie Festungen aufgebaut, um Angriffen so gut wie möglich standhalten zu können. Das Ibro unbewusst und indirekt andeutete, dass die Morjaner diese als keine allzu große Herausforderung ansahen kratzte da schon etwas am Stolz der Turianer. „Dennoch … trotz allem entschieden sie sich dazu Utukku zu vernichten.“, entgegnete Liara. „Mit der Vernichtung Utukkus verfolgten wir mehrere Ziele. Zu einem ganz klar die Zerstörung eines Produktionszentrums mit strategischer Bedeutung durch einen schnellen Zugriff. Zu anderem war es eine Nachricht an die Reaper.“ Alle Anwesenden sahen Ibro irritiert an. „Was für eine Nachricht?“, fragte Wrex, der für den Moment noch sehr kontrolliert wirkte, aber wortwörtlich kurz vor einer Kernschmelze stand. „Die Reaper haben uns ein Angebot gemacht - ein Friedensangebot. Kaum zu glauben, oder? Die Zerstörung Utukkus war unsere Antwort darauf. Sirius sollte jeden Moment diesbezüglich eine öffentliche Ansprache halten …“ „EINE NACHRICHT?!“, donnerte Wrex wutentbrannt los. „DIE KOMPANIE ARALAKH MUSSTE STERBEN, NUR WEIL IHR DEN REAPERN EINE VERDAMMTE NACHRICHT SCHICKEN WOLLTET!? DAFÜR?!“ „Ich kann Ihren Unmut verstehen …“ „SIE KÖNNEN GAR NICHTS!!!“ Ibro schwieg für einen Moment, doch er machte keine Anstalten sich von dem wütenden Kroganer einschüchtern zu lassen. „Der Verlust eigener Einheiten durch verbündete Kräfte ist immer bedauerlich und tragisch, doch in dieser Situation …“ „KEIN … WEITERES … WORT! KEIN EINZIGES!!! ICH WARNE SIE!!!“ Ibro schien kurz durchzuatmen. Wrex ging ihm allmählich auf die Nerven, zumal er selbst es überhaupt nicht mochte, wenn man ihn unterbrach. Ein kurz vor dem Ausbruch stehender Kroganer machte da für ihn keinen Unterschied. Dennoch hatte Ibro Verständnis für Wrex. Der Tod von Bekannten konnte durchaus eine traumatische Erfahrung sein. Das war selbst bei den Morjanern nicht anders, nur sie hatten ein äußerst ambivalentes Verhältnis zum Thema „Sterben“. Der Tod war für die Morjaner etwas ganz normales – ein endgültiges Ende eines jeden Zyklus, sei es nun durch Krieg, Unfälle, oder das Alter. Das mystisch und religiös motivierte Konzept des „Lebens nach dem Tod“ war für sie so derartig abwegig, dass sie es durch ihre pragmatische Natur nicht mal nachvollziehen konnten. Trotzdem fürchteten sie sich vor dem Tod. Interessanterweise war es nicht der eigene Todesfall, der sie direkt besorgte, sondern dessen Folgen: jene Bekannten und Verwandten, die sie in dieser Situation mit ihrer Trauer zurücklassen würden. Seelische Schmerzen erkannten die Morjaner als ein gravierendes Problem an, mehr noch als jede andere Zivilisation. Daher konnte Ibro auf Wrex nicht sonderlich sauer sein. „Sie haben vier Schläge frei … wenn es Sie beruhigt.“, bot Ibro zur Überraschung aller an. Das musste man Wrex nicht zweimal sagen und er holte aus. Ehe man sich versah traf Wrex Faust Ibro mitten ins Gesicht – genau auf die Nase. Es gab einen dumpfen Knall infolge des Schlages, gefolgt von einem weiterem, als Ibro durch die Wucht des Schlages mit seinem Hinterkopf gegen die Wand hinter sich knallte. Ibro schüttelte nur kurz seinen Kopf und überlegte, ob er das nun als einen, oder als zwei Schläge werten sollte und entschied sich kurzerhand für ersteres. Wrex holte erneut aus und der nächste Schlag landete im Bauch, woraufhin Ibro nur mit einem einfachen Räuspern reagierte. Das machte Wrex nur umso rasender und die beiden nachfolgenden Schläge trafen Ibro einmal an der linken Schläfe und einmal an der rechten Schläfe. Am Ende sah Ibro Wrex ganz normal ab. Die Schläge des aufgebachten Kroganer schien er weitestgehend folgenlos wegzustecken, wie als wäre nichts passiert. „So. Wenn das jetzt geklärt wäre, dann können wir uns wieder anderen Themen zuwenden.“, sprach Ibro lapidar. Für ein mag es vielleicht eine simple Feststellung gewesen sein, ohne bösen Hintergedanken, bei Wrex traf er damit einen wunden Punkt und dieser holte für einen fünften Schlag aus. Ein Fehler. Bevor Wrex einen weiteren Treffer landen konnte riss Ibro seinen Arm hoch und fing mit einer Hand den Schlag ab, bevor dieser seinen Kopf treffen konnte. Ibros Gesichtsausdruck wirkte kurzerhand nicht mehr so unbekümmert wie zuvor. Jetzt war er ausgesprochen ungehalten. Ehe man sich versah packte Ibro Wrex am Kragen seiner Rüstung und riss ihn, fast 200 Kilogramm kroganische Muskelmasse, wie als wäre es Nichts, mit einem einzigen, kräftigen Ruck zu Boden, sodass er nun auf dem Rücken da lag. „DAS REICHT …“, stieß Shepard laut auf und ging dazwischen. Zumindest versuchte er es. Noch bevor Shepard etwas unternehmen konnte schnappte Ibro ihn am Kragen seiner Rüstung und riss auch ihn wie einen nassen Sack blitzschnell zu Boden, sodass er nun neben Wrex lag. Bevor sie versuchen konnten sich aufzurichten packte Ibro die beiden mit einem eisernen Griff am Hals und hielt sie am Boden fest. Nur etwas mehr Druck und er würde ihnen die Luft abdrücken. Er könnte ihnen sogar den Hals zerquetschen. Alle Anwesenden standen vor Schock wie gelähmt da, rührten keinen einzigen Muskel und starrten Ibro unentwegt an. „Sie sind diejenigen die sich jetzt beruhigen werden. Sie beschweren sich darüber wie der Morjanische Verbund diesen Krieg führt? Machen sie es besser! Wir tragen die Hauptlast dieses Krieges! Nicht sie! WIR! Wir jagen die Reaper durch die Galaxie! Nicht sie! Der einzige Grund warum ihre Völker noch leben, warum jede hier in diesem Raum anwesende Spezies noch eine Chance hat zu überleben sind wir! Wir wurden von der vollen Wucht der Reaper getroffen und wir haben ihr standgehalten! Milliarden und Abermilliarden Morjaner sind tot und sie wagen es doch tatsächlich uns auch noch zu kritisieren?! Ernsthaft?!“, sprach Ibro mit ernster Stimme. Er ließ Shepard und Wrex los, doch die beiden blieben liegen. Nicht weil sie nicht aufstehen konnten, sondern weil sie es in dieser speziellen Situation einfach nicht wollten. „Das ist Krieg. Es geht um unser aller Überleben. Dafür sind wir zu allem bereit. Und ihr braucht uns sehr viel dringender, als wir euch. Seid euch dem immer bewusst.“, sprach Ibro zu guter Letzt und verließ das Observationsdeck. Für einige Momente herrschte regelrechte Totenstille. Keiner wagte es auch nur ein einziges Wort zu sagen. Nur langsam richtete sich Shepard auf, wobei ihm Liara half. „Geht es Ihnen gut? Ibro muss jetzt ja völlig durchgedreht sein.“, meinte sie während sich Shepard seinen Hals rieb. „Er hat Recht.“, erwiderte Shepard niedergeschlagen. „Was?“, war Liaras überraschte Reaktion. „Ibro hat Recht. Gang egal wie sehr wir ihre Methoden ablehnen … Ibro hat Recht.“ „Aber …“, stotterte Liara, bis Shepard sie sofort wieder unterbrach. „Nein … bitte … Ich habe dafür keine Kraft mehr. Ich brauche … jetzt einfach etwas Ruhe.“, spracj Shepard und verließ ebenfalls das Observationsdeck. Er bahnte sich seinen Weg zum Aufzug, fuhr hinauf in seine Kabine und legte seine Rüstung ab, dessen Einzelteile er an Ort und Stelle liegen ließ. Für heute hatte er definitiv keine Kraft mehr übrig. Shepard legte sich wortlos in sein Bett und schlief bereits im nächsten Moment ein. Kapitel 17: Brisante Entwicklungen ---------------------------------- Shepard sah sich um. Er stand ganz alleine in einem Wald und blickte umher. Das Licht schien nur gedimmt durch das Geäst und die Bäume wirkten unnatürlich dunkel. Shepard bewegte sich selbst nur äußerst langsam durch den Wald, ganz egal wie sehr er sich auch anstrengte. Dann vernahm er etwas, was er als das Lachen eines Kindes zu erkennen vermag. Er erblickte einen kleinen Jungen, der scheinbar willkürlich zwischen den Bäumen herum huschte. Dieses Kind erinnerte ihn irgendwie an den Jungen, dem er während seiner Flucht von der Erde begegnet war. Shepard versuchte ihm zu folgen, was sich schon bald als unmöglich erwies. Wann immer er glaubte ihn eingeholt zu haben, so erschien er an einer ganz anderen Stelle unweit von ihm entfernt. Mit einem Mal ertönte ein lautes Dröhnen, ein Geräusch das ihn sofort an die Reaper erinnerte. Schlagartig wandelte sich der ganze Wald um ihn herum. Die latente Dunkelheit verschwand und ein rötliches Lodern trat an ihre Stelle. Glühende Asche und brennende Blätter flogen nun durch die Luft. Shepard sah sich derweil um und versuchte den Jungen wiederzufinden, stattdessen sah er in naher Ferne zahllose dunkle Gestalten, die durch den Wald rannten. Shepard vernahm ein weiteres Geräusch, ein dumpfes Grölen, ganz in seiner Nähe. Aus dem Wald vor ihm kamen weitere Gestalten, die auf ihn zu rannten. Zahllose dunkle Gestalten mit schwachen Konturen, die irgendwelche Objekte quer vor ihren Körpern hielten. Am markantesten stießen bei jedem die rötlich-brennenden Augenpaare hervor. Diese Gestalten rannten einfach an Shepard vorbei und Sekunden später stand er wieder ganz alleine im Wald. Dann vernahm er wieder das Lachen des Kindes, das zwischen den Bäumen entlang lief, bis es kurzerhand wieder hinter einem Baum verschwand. Mit langsamen Schritten näherte sich Shepard dieser Stelle und als er davon nur noch wenige Meter entfernt war trat hinterer diesem Baum eine weitere dunkle Gestalt hervor. Diese wirkte blasser, hatte schärfere Konturen, wirkte fast schon menschlich, doch um was, oder gar wen genau es sich handelte war nicht zu erkennen. Das einzige was hervor stieß war das rötlich-leuchtende Augenpaar, das ihn direkt anstarrte - praktisch wortlos anschrie. Shepard blieb wie angewurzelt stehen, selbst als die Gestalt auf ihn zu marschierte. Im nächsten Augenblick stand sie genau vor ihm. Für einen Moment geschah nichts, bis die Konturen der Gestalt schärfer wurden und Shepard sah wie die menschenähnliche Gestalt ihren rechten Arm hob und ausstreckte – mit einem Objekt in ihrer Hand. Von da an wurden die Konturen immer schärfer. Man hatte eine Waffe auf ihn gerichtet, eine Pistole, die man ihm mitten ins Gesicht hielt. Für den Bruchteil einer Sekunde war Shepard der Meinung sowas wie ein Grinsen im Gesicht der Gestalt erkannt zu haben, bevor diese ihren Finger krümmte. Die Gestalt schoss. „NEIN!!!“, brüllte Shepard lauthals, als er ruckartig aus dem Schlaf gerissen wurde. Shepard saß aufrecht in seinem Bett, atmete schwer und sah sich verängstigt um. Er befand sich in seiner Kabine. Als er spürte wie etwas seine Hand berührte zuckte er zusammen und blickte panisch zur Seite. Zu seiner Überraschung musste Shepard feststellen, dass es Liara war, die neben ihm saß und seine Hand hielt. „Es ist alles in Ordnung. Es war nur ein Traum. Du hast nur schlecht geträumt.“, sprach sie mit sanfter Stimme. Shepard atmete schwer, zog die Beine an, umschlang sie mit seinen Armen und legte seinen Kopf auf die Knie. „John, es ist alles in Ordnung. Es war nur ein Traum.“, wiederholte Liara und Shepard sah sie an. Es war für ihn so seltsam geworden, dass jemand ihn mal mit seinem Vornamen ansprach. Im Beisein anderer benutze Liara normalerweise auch nur seinen Nachnamen. „Ich weiß.“, sprach Shepard, wobei er beinahe schluchzte. „Willst Du darüber reden?“ „Ich … weiß nicht ... es war so … es war … wie als wäre ich einfach nur ein Zuschauer … ein Unbeteiligter, um den alles herum passiert … der dennoch im Mittelpunkt steht … ohne Einfluss auf die Ereignisse … ich habe ein Kind gesehen … einen Jungen, den ich auf der Erde traf, als die Reaper angriffen … er hat es nicht geschafft. Ich sah es und konnte nichts dagegen machen.“ „Und das verfolgt Dich.“ „Nein … irgendwie … teilweise … nicht so sehr wie es eigentlich sollte … glaube ich … das sind diese … anderen …irgendwelche Gestalten … sie sind fern, aber auch nah … ganz besonders eine davon will mich immer … töten … dann wache ich auf.“ „Du hast diesen Traum öfter?“ „Ich glaube das war jetzt das zweite Mal … dieses Mal war es … deutlicher … ich weiß nicht ob es irgendein Traum ist, oder irgendwelche Nachwirkungen von all den protheanischen Artefakten mit denen ich in all der Zeit in Kontakt kam, aber es ist wie … als würde es irgendwie unsere Lage wiederspiegeln … es ist … wie als hätte ich keinerlei Einfluss auf die Ereignisse … wie als wären wir alle nur ein … Spielball zwischen den Reapern und den … Morjanern.“ „Sind sie etwa die Gestalten, die Du in Deinen Träumen siehst?“, wunderte sich Liara. „Ich … ich weiß es nicht … ich weiß es einfach nicht. Ich habe mich noch nie so hilflos … so unbedeutend gefühlt.“ Mit diesen Worten begann Shepard zu weinen. Liara, die es selbst schmerzte ihn so zu sehen, setzte sich neben Shepard, umarmte ihn und lehnte ihren Kopf an seinen. Shepard brauchte einige Zeit bis er sich wieder beruhigt hatte und bemerkte erst jetzt wie nah ihm Liara war. „John.“, sprach sie mehrfach mit ernster Stimme, bis Shepard seinen Kopf hob und Liara ansah. „Du hast mehr erreicht, als man je verlangen kann. Der erste menschliche Spectre, Saren, Sovereign, die Kollektoren … Du hast die Pläne der Reaper schon mehrfach durchkreuzt … nur um ein paar zu nennen. Ganz egal welche Widrigkeiten sich Dir in den Weg stellten Du hast nie aufgegeben. Du hat immer weiter gemacht und das kann Dir niemand nehmen.“ „Aber …“, begann er und senkte wieder den Blick. „Kein Aber, John! Sie mich an!“, forderte Liara mit Nachdruck und dem leistete er Folge. „Die ganze Galaxie sieht zu Dir auf. Für viele bist Du ein Symbol – ein lebendes Symbol der Hoffnung. Eine Fackel in der Dunkelheit, der man bedenkenlos folgen kann. Deine Taten inspirieren andere. Vergiss das niemals.“ Shepard lächelte wieder. Normalerweise war er ja derjenige, der die motivierenden Ansprachen hielt. Nur in letzter Zeit hatte er immer wieder an sich selbst gezweifelt. Vor allem die Morjaner leisteten dabei einen beachtlichen Beitrag. Eigentlich hatte er sich ja vorgenommen ihnen öfter die Stirn zu bieten. Mittlerweile musste er erkennen, dass es einfacher ist, vor allem für ihn, wenn man sie einfach gewähren lässt. Viel machen konnte er ohnehin nicht. Zumal sie wirklich Ergebnisse lieferten. Das konnte er natürlich nicht gegenüber Liara erwähnen. Trotzdem musste er zu alter Stärke zurückfinden. Nur mit Grunts Tod würde er dennoch kaum klar kommen. „Liara … Danke. Danke, dass ich Dich an meiner Seite habe.“, sprach er leise. „Ich werde immer an Deiner Seite sein, John.“, säuselte Liara. Es sei er stirbt vorher an Altersschwäche, was bei Beziehungen mit Asari nichts Ungewöhnliches war, dachte sich Shepard humorvoll und musste daraufhin unweigerlich grinsen. Liara sah Shepard verbesserte Laune. Mit einer Hand hob sie sein Kinn leicht an und küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund. Es dauerte einige lange Sekunden bis sie den Kuss wieder lösten. „Wir … sollten … uns wieder … anderen Dingen zuwenden.“, stotterte Liara leicht. Shepard bestätigte das mit einem knappen Nicken. „Wie lange habe ich überhaupt geschlafen?“, wunderte er sich, „Moment … mein Chronometer liegt hier irgendwo … ich habe ihn gleich.“, erwiderte Liara und stieg aus dem Bett. Dabei fiel Shepard auf, dass Liara nur Unterwäsche trug. Ein schwarzes Höschen und ein ebenso schwarzer BH, die beide recht dezent wirkten und der Fantasie trotzdem nur wenig Spielraum ließen. Der Rest ihrer Kleidung hatte sie auf die nahe Couch gelegt. Shepard selbst war noch immer in seinen einteiligen Overall gekleidet, den er unter seiner Rüstung trug. Liara bückte sich derweil nach vorne über die Couch und suchte zwischen der Kleidung nach ihrem Universalwerkzeug. Dabei bot sie Shepard unerwarteterweise einen sehr sinnlichen Anblick ihrer Rückseite, dem er sich kaum entziehen konnte. „Hier!“, rief Liara, als sie ihr Universalwerkzeug fand, woraufhin Shepard sofort wieder weg blickte. Liara kam zurück und setzte sich auf den Rand des Bettes. „Du hast fast zehn Stunden geschlafen.“ Da machte Shepard selbstverständlich Augen. „Zehn Stunden.“, wiederholte er ungläubig. „Was … habe ich in all der Zeit verpasst?“ „Einiges.“, erwiderte Liara leise, als sie die Benachrichtigungen auf ihrem Universalwerkzeug überprüfte. „Aber nichts was Deine sofortige Anwesenheit erforderlich machte … eine Kasumi Goto … mh … scheinbar hat sich die Nachricht von selbst gelöscht … eigenartig … oh … scheinbar hat Admiral Hackett nach Dir gefragt … Komisch es ist eine einfache Bitte um Rückruf … und die ist beinahe neun Stunden alt.“ „Oh je.“, seufzte Shepard und schwang sich aus dem Bett. Er wollte Hackett nicht länger warten lassen und schlüpfte in eine Uniform an, die er schlichterweise über dem Overall zog. „Wie lange bist Du … Wie lange hast Du mir … Gesellschaft geleistet?“, harkte Shepard nach. „Fast so lange wie Du geschlafen hast. Kurz nachdem Du dich zurückgezogen hast hat Sirius Mel’Taun eine Rede gehalten, die in die ganze Galaxie übertragen wurde. Danach wollte ich mich ebenfalls … ausruhen.“ „So schlimm?“ „Eigentlich wolle ich nur nach Dir sehen, aber … irgendwie … führte eines zum anderen …“, sprach Liara, wobei sie gegen Ende immer kleinlauter wurde. Für den Moment kam es Shepard so vor, als würde Liaras Hautfarbe in einem kräftigeren Blau erstrahlen. Konnte Asari etwa erröten? Bis jetzt hatte er nie darüber nachgedachtet und allein schon der bloße Gedanke daran ließ ihn unweigerlich schmunzeln. Dabei wollte er nur wissen, ob Sirius Rede so schlimm war. Er würde es ohnehin gleich erfahren. „Wir sollten uns wieder an die Arbeit machen.“, sagte Shepard. „Richtig … richtig.“, sagte Liara, als sie aufstand und die Kabine verlassen wollte, bis sie bemerkte, dass sie immer noch in Unterwäsche dastand. Peinlich berührt schnappte sie sich den Rest ihrer Kleidung und zog sich hektisch an. Irgendwie erkannte Shepard in ihr von Zeit zu Zeit immer noch jene Archäologin, die er damals zum ersten Mal auf Therum traf – „jung“, schüchtern, idealistisch, naiv – in diesen paar Jahren hatte sie sich sehr verändert. Sie war „erwachsen“ geworden. Mit einem nostalgischen Blick sah er sie an und als sie sich angezogen hatte stiegen sie gemeinsam in den Aufzug, fuhren hinunter ins CIC und gingen von dort zum Kommandostand. Darin befanden sich neben Fedorian und Wrex, auch Ibro, die den aktuellen Kriegsverlauf verfolgten. Auffallend war dabei, dass sich Wrex genau auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes zu Ibro hielt. Scheinbar war er auf den Morjaner immer noch wütend. „Commander Shepard, Doktor T’Soni.“, gegrüßte überraschenderweise Ibro die beiden, als sie den Kommandostand betraten. Shepard und Liara waren sich für einen Moment unsicher was sie davon halten sollten. „Ibro … Wrex ... Fedorian.“, begrüßte Shepard die anderen und trat an das Zentralpult in der Mitte des Raumes heran. „Gebt mir einen Überblick. Was habe ich alles verpasst?“ „Mehr als genug.“, erwiderte Fedorian niederschmetternd. „Und im Rahmen dieser Ereignisse sollten wir Admiral Hackett kontaktieren und miteinbeziehen. Er hatte ohnehin um Rücksprache mit ihnen gebeten.“ Shepard verschränkte die Arme und hob eine Augenbraue. Er dachte so ereignisreich wären die letzten Stunden nicht gewesen, abgesehen vom Krieg gegen die Reaper. Scheinbar dachte das auch Liara, die kurzerhand ihre Benachrichtigungen noch mal überprüfte. „Sind es mehr gute, oder mehr schlechte Nachrichten?“, fragte Shepard. „Es ist … kompliziert.“, sagte Fedorian knapp und blickte in Ibros Richtung, was Shepard nicht entging. „Sagt mir bitte nicht es wurde ein weiterer Planet gesprengt.“, sprach Shepard und rieb sich die Stirn. „Bis jetzt sind es vier.“, erwiderte Ibro. Liara und Shepard öffneten leicht ihre Münder und starrten ihn an. Trotz allem: Vier Planeten in unter zehn Stunden war durchaus eine Leistung. „Bevor sie etwas sagen: Das war es absolut wert. Wir haben den Reapern einen vernichtenden Schlag versetzt.“, erklärte Ibro. „Etwa einen genauso vernichtenden Schlag wie mit Utukku?“, konterte Shepard. „So sehr man das, wie manche einer es nennen mag, extreme Vorgehen der Morjaner kritisieren mag und kann, selbst ich muss sagen, dass die Morjaner damit beeindruckende Ergebnisse liefern.“, fuhr Fedorian fort. Shepard verschränkte die Arme und hielt sich mit einer Meinung vorerst noch zurück. Am liebsten würde er diese Ergebnisse sehen, von denen sogar Fedorian sprach, um sich selbst ein Urteil zu bilden. Ibro lieferte diese kurzerhand. „Wir haben die Schöpfer der Reaper getötet.“ Bei dieser Aussage machte sogar Shepard Augen. „Die Schöpfer … der Reaper?“, wunderte sich Liara. „Wir sollten uns jetzt wirklich mit Admiral Hackett in Verbindung setzten. Er sollte bei den folgenden Gesprächen beteiligt sein.“, warf Fedorian ein. Nach kurzem Zögern nickte Shepard und gemeinsam gingen alle Anwesenden hinüber in den ÜLG-Kommunikationsraum. „EDI …“, begann Shepard, doch ehe er seinen Satz richtig anfangen konnte bekam er bereits eine Antwort. „Baue eine Verbindung zu Admiral Hackett auf.“, meldete EDI, die bereits alles in die Wege geleitet hatte. Shepard konnte EDIs Initiative nur begrüßen. Während sie Kontakt aufnahm sah er sich kurz um. Der Raum war nicht für eine größere Anzahl an Personen ausgelegt. Bereits fünf Personen, von denen einer ein Kroganer war, brachten die Kapazitäten des Raumes an seine Grenzen. Auffallend dabei war Ibro der zu seiner linken stand und an seinem Funkgerät spielte und Wrex, der sich ganz weit zu seiner rechten hielt und versuchte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Ibro zu halten. Zuerst dachte Shepard es handelte sich um ein Maß an Feindseligkeit, aufgrund der vorangegangenen Ereignisse, doch es war etwas ganz anderes. Shepard brauchte einen Moment bis er es verstand. Es war eine Mischung aus Hass UND Angst. Grunts Tod hatte auch Wrex schwer getroffen, aber da war noch etwas anderes. Shepard erkannte das Wrex tatsächlich Angst vor Ibro hatte. Wenn man genau darüber nachdachte war es eigentlich kaum verwunderlich. Wrex stand nie einem Morjaner gegenüber. Er hatte nie mitbekommen zu was sie fähig sind - bis jetzt. Ein ausgewachsener Kroganer wird von einer menschenähnlichen Kreatur, die ein paar Köpfe kleiner ist, einfach so mit einer Handbewegung zu Boden gerissen. Sowas hinterlässt Spuren. „Verbindung steht.“, meldete EDI und ein paar Sekunden später erschien die Projektion von Admiral Hacket vor ihnen. „Admiral.“, salutierte Shepard. „Commander Shepard, ich bin erleichtert zu sehen das Sie wohlauf sind … Ah, Primarch Fedorian und Clanführer Urdnot Wrex. Es ist gut sie alle versammelt zu sehen.“, begrüßte Hackett die Gruppe. „Gebt mir einen Moment, dann schalte ich Sirius hinzu.“, warf Ibro ein, der an seinem Funkgerät herum hantierte. „Agent Bresios, an Sie habe ich ebenfalls einige Fragen bezüglich der jüngsten … Erfolge des Morjanischen Verbundes und den damit verbundenen … Folgen.“, sprach Hackett, wobei seine Stimme selbst über die Projektion noch ausgesprochen bedrohlich klang. „Ich stehe Ihnen gerne zur Verfügung.“, erwiderte Ibro gelassen. „Mh.“, brummte Hackett leise. „Ich schlage vor, dass wir uns zuerst die Mel’Tauns Ansprache anhören. Diese hat zu … Unruhe unter unseren Verbündeten geführt.“ „In Ordnung. Dann machen wir das.“, sagte Shepard und fragte sich was wohl der Inhalt sein mag. Zum Teil konnte er es sich wahrscheinlich schon denken. „Spiele die Nachricht jetzt ab. Sie wurde vor neun Stunden und 26 Minuten ins Extranet eingespeist und großflächig in die gesamte bekannte Galaxie übertragen. Sie ist gegenwärtig das am meisten aufgerufene Video seit Bestehen des Extranets.“, meldete EDI. Neben dem Abbild von Admiral Hackett erschien einer weitere Projektion. Eine gestochen scharfe Aufnahme von Sirius, der direkt in die Kamera blickte, mit ineinander gefalteten Händen da saß und einen blutroten Mantel trug dessen Kragen mit einem goldenen Lorbeerkranz verziert war. Er wirkte freundlich, lächelte sogar. „Mein Name ist Sirius Mel’Taun. Ich bin gegenwärtig der oberste Befehlshaber des Morjanischen Verbundes. Die Galaxie befindet sich im Krieg. Wie vielen von ihnen bewusst ist wird unser aller Existenz von einer Maschinenrasse bedroht, die allgemein unter der Bezeichnung Reaper bekannt sind. Die Verluste die wir alle durch diesen Krieg bereits erleiden mussten gehen in die Milliarden und sie werden weiter steigen. Das sind die Fakten. Ich wende mich nicht an die Galaxie, um ihr diese längst bekannten Fakten darzulegen, sondern weil ich weiß, dass die Reaper diese Nachricht mitanhören werden. Diese Nachricht ist für euch. Euer Angriff auf den Morjanischen Verbund ist gescheitert. Euer Angriff auf unsere Heimatwelt wurde abgewehrt. Unsere Raumflotten bekämpfen die Reaper vielerorts in der Galaxie und sind siegreich. Die Reaper wissen, dass sie uns unterlegen sind. Daher haben sie uns vor wenigen Stunden ein Friedensangebot. Wir haben dieses Angebot in Betracht gezogen.“ Man konnte sehen wie Sirius Gesichtsausdruck schlagartig ernster und finsterer wurde und neben ihm erschien die verkleinerte Projektion eines Planeten, der daraufhin in Stücke gerissen wurde. Shepard und Co. lief augenblicklich ein eiskalter Schauer über den Rücken. Sie wussten genau was das war. „Der Planet Utukku war für die Kriegsanstrengungen der Reaper von entscheidender, strategischer Bedeutung. Vor kurzem wurde er durch den Einsatz des Planetenvernichtungssystems Weltenbrand zerstört. DAS ist unsere Botschaft an die Reaper. DAS ist unsere Antwort. Kein Frieden. Seid euch dem bewusst. Mit uns wird es keinen Frieden geben! Niemals! Wir werden euch jagen! JEDEN EINZELNEN VON EUCH! DAS HIER IST ERST DER ANFANG! DIESER KRIEG WIRD ERST ENDEN WENN DER LETZTE EURER VERKOMMENEN GATTUNG TOT DURCH DAS ALL TREIBT!!! WIR WERDEN VOR NICHTS ZURÜCKSCHRECKEN UM DIESES ZIEL ZU ERREICHEN!!! UND WENN ES SEIN MUSS, DANN WERDEN WIR EUCH BIS ANS ENDE DES UNIVERSUMS JAGEN!!! BIS EURE EXISTENZ NICHTS WEITER IST ALS EINE BLASSE ERINNERUNG!!! EINE EPISODE IN UNSEREN GESCHICHTSBÜCHERN!!! NIEMAND, DER DEN MORJANISCHEN VERBUND ANGREIFT, HAT ES VERDIENT ZU LEBEN!!!“ Damit endete die Übertragung. Einige Momente brachte keiner der Anwesenden auch nur einen Ton hervor. Friedensangebote der Reaper, so bizarr das auch klingen mag, waren keine Seltenheit. Sie benutzen sie zumeist, um hochrangige Würdenträger und Anführer, in die Falle zu locken, sie zu indoktrinieren und sie dann für sich arbeiten zu lassen. Das Friedensangebot der Morjaner andererseits könnte eine Verzweiflungstat sein. Deren „Antwort“ sollte dabei sogar für die Reaper unmissverständlich sein. „Interessant. Höre ich mich wirklich so an?“, ertönte eine männliche Stimme aus Ibros Funkgerät. „Ich vermutete Sie müssen Sirius Mel’Taun sein. Ich bin Admiral Hackett von der Allianz.“ „Sehr erfreut.“ „Ihre Ansprache war beeindruckend und sie hat sogar zu messbaren Ergebnissen geführt. Die allgemeine Produktion kriegswichtiger Güter hat zugenommen, der Zustrom an Freiwilligen und neuen Rekruten ebenfalls. Wir verzeichnen Steigerungsraten von bis zu 15 Prozent und mehr. Allerdings hat sie auch zu einem erheblichen Maß an … Beunruhigung bei unseren Verbündeten und dem Citadel-Rat geführt.“ „Inwiefern?“ „Sie haben bewiesen, dass sie über die Möglichkeit besitzen ganze Planeten vollständig zu vernichten. Manch einer befürchtet, dass es nur eine Frage der Zeit ist bis sie diese Waffe gegen bewohnte Welten der Citadel-Völker einsetzen werden.“ „Nachvollziehbar.“, lautet Sirius schlichte Antwort. „Sie wollen sich nicht weiter dazu äußern?“ „Sagen wir es so: Der Morjanische Verbund erkennt die Ängste unserer sogenannten … Verbündeten an. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt halten wir unsere Optionen weiterhin offen, abhängig davon wie sich der Kriegsverlauf entwickelt. Aber ich kann versichern das wir unsere Ziele mit Bedacht auswählen werden und … versuchen werden die Bedenken unserer Verbündeten zu berücksichtigen.“ „Pah!“, brummte Wrex ungehalten, der ohnehin kaum vorhatte sich zu äußern und nur zuhören wollte. „Verstehe. Dennoch: Es gab Kritik aufgrund der Folgen ihrer … jüngsten Zielauswahl. Genannt wurde im speziellen die Vernichtung Utukkus, sowie der kroganischen Kompanie Aralakh.“, fuhr Hackett fort. „Dabei handelt es sich um ein bedauerliches Missverständnis. Ich gab dem Kapitän der Weltenbrand die direkte Anweisung die Sicherheit seines Schiffes unter allen Umständen zu gewährleisten. Darunter verstand er in dieser speziellen Situation jegliche Verzögerung zu vermeiden. Das ist bedauerlicherweise meine Schuld, weil ich mich unklar ausdrückte. Deshalb kann ich niemanden zur Rechenschaft ziehen. Mittlerweile halte ich regelmäßig Kontakt zur Weltenbrand, um zukünftig solche … unglücklichen Zwischenfälle zu vermeiden.“ Wrex schnaubte bei dieser Wortwahl, doch sagte nichts. Es war das Nächstbeste was an einer Entschuldigung dran war und mehr würde er von den Morjaner nicht erhalten. Zufriedengeben konnte er sich damit natürlich nicht. Shepard ging es da nicht anders. Stellenweise war er so wütend, dass er diesen einen Kapitän am liebsten totgeprügelt hätte. Etwas, was kaum möglich war, was sogar Wrex erfahren musste. Für einen Moment fürchtete sich Shepard sogar vor sich selbst. „Das bringt uns zurück zu eurer … bisherigen Zielauswahl.“, begann Shepard. „Nach Utukku wurden drei weitere Planeten von euch vernichtet.“ „Sie irren sich. Mit Utukku zusammen wurden drei Planeten vernichtet, also zwei weitere.“, erwiderte Sirius. „Man sagte uns der Weltenbrand wären bislang vier Planeten zum Opfer gefallen.“, ergänzte Liara mit Blick auf Ibro. „Ich glaube Sie meinen Kasio 4.“, ertönte kurzerhand eine junge, weibliche Stimme aus Ibros Funkgerät. „Sind bei Ihnen noch andere Personen anwesend?“, fragte Hackett. „Ja. Eine ganz Versammlung an Wissenschaftler, Analysten, Admirälen, Generälen und Ökonomen. 15, um genau zu sein. Wir beraten das weitere Vorgehen gegen die Reaper. Das eben war Elizia Timeron vom Büro für taktische und strategische Analysen.“ „Hey, Shepard! Lustig zu hören, dass Sie noch leben.“, ertönte eine weitere, weibliche Stimme mit einem humorvollen Unterton aus dem Funkgerät, die Shepard auf Anhieb bekannt vorkam. „Und meine Schwester, Sinari.“, ergänzte Sirius. „Wie ist es denn so dem Geschehen zusehen zu müssen, anstatt direkt daran teilnehmen zu können, oder zu dürfen?“, erwiderte Shepard mit einem zynischen Grinsen. Eine Antwort darauf bekam er nicht. Tatsächlich klappte auf der anderen Seite der Verbindung Sinaris Mund auf und sie brachte keinen einzigen Ton hervor. Die direkte Art der Morjaner konnte einen in der Tat überraschen und für Irritationen sorgen. Shepard hatte das mittlerweile erkannt und begegnete ihnen dementsprechend. Damit konnte man ihnen durchaus den Wind aus den Segeln nehmen. „Wenn das alles war, dann sollten wir uns wieder drängenderen Themen zuwenden.“, rief Hackett die anderen mit ernster Stimme zur Räson. „Die Planeten, die ihr vernichtet habt, Ibro sagte ihr hättet dabei … die Schöpfer der Reaper getötet. Könnten Sie das genauer erklären?“, fuhr Shepard fort. „Hierbei handelte es sich um den Planeten Despoina. Eine Welt, die fast völlig von Ozeanen bedeckt ist. Admiral Hackett, erinnern Sie sich an die Doktoren Ann und Garret Bryson?“, sprach Sirius. „Natürlich. Sie sind Teil der Task Force Aurora. Zumindest Garret Bryson war es. Das ist eine spezielle Forschungsgruppe, die ich schuf, um … Legenden über die Reaper nachzugehen.“ „Das kling eher nach einer Verzweiflungstat.“, urteilte Fedorian. „Im ersten Moment … ja. Da würde ich Ihnen zustimmen. Doch bereits nach kurzer Zeit lieferte die Task Force Aurora handfeste Ergebnisse, auch dank Hilfe der Morjaner. Von beiden Seiten wurden uralte Artefakte gefunden und zusammen getragen, Personal und Mittel gestellt und Informationen ausgetauscht. Man wusste, dass man an etwas Großem dran war und bündelte die Anstrengungen, doch selbst wir wurden von dem Ausmaß, das sich uns offenbarte, überrascht. Scheinbar waren dieser Artefakte sowas wie Transmitter mit denen man in der Lage war Lebewesen zu kontrollieren.“, erklärte Hackett. „Ähnlich der Indoktrination der Reaper?“, fragte Liara. „Schlimmer. Man wird regelrecht ferngesteuert. So wurde Doktor Garret Bryson, der Kopf der Task Force Aurora, von seinem Assistenten erschossen. Durch ein Versäumnis war eines der Artefakte nicht ordnungsgemäß abgeschirmt. Die Reaper wollten wohl … Fortschritte bei diesem Projekt verhindern.“ Allen Anwesenden lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. Wenn die Reaper über solche Mittel verfügen ist bald niemand mehr sicher. „Aber diese Gefahr konnte gebannt werden.“, fuhr Hackett fort. „Doktor Ann Bryson und andere Wissenschaftler meldeten sich freiwillig, um sich von den Artefakten für einen kurzen Moment übernehmen zu lassen. Dadurch waren wir in der Lage diverse Signale zu einem Planeten zurückzuverfolgen.“ „Despoina.“, sprach Shepard. „Korrekt. Die Allianz konnte keinerlei Kräfte entbehren, die Morjaner anderseits waren mehr als fähig und willig ihre Flotten zu entsenden.“ „Aber auf was wir da trafen überraschte sogar uns.“, ergänzte Sirius. „Admiral Hackett, sie hatten Berichte und Aufnahmen bezüglich der Schlacht im Psi Tophet-System erhalten.“ „Ja, aber ich habe mir bislang nur Teile der Berichte ansehen können.“ „Da keiner der hier Anwesenden diese Aufnahmen bislang gesehen hat, mich eingeschlossen, schlage ich vor, dass wir das jetzt nachholen.“, empfahl Ibro, was die einem einfachen Nicken bestätigten. „Keine Einwände.“, kam es von Hackett und mit einem Tastendruck spielte er eine Aufzeichnung ab, die nun anstelle seiner Projektion erschien. Zu sehen war die Brücke eines morjanischen Superschlachtschiffes. Ein großer Raum, dessen Böden, Wände und Decken geradezu durchgehend mit Bildschirmen gepflastert waren, die allesamt nur ein tiefes Schwarz anzeigten. An den Ecken des Raumes zogen sich Gräben entlang in denen Besatzungsmitglieder vor verschiedensten Computerarmaturen und Monitoren saßen und Einrichtungen wie Waffen, Sensoren, Antriebe, Schilde und Energie überwachten und steuerten. In der Mitte befand sich eine von mehreren Plattformen auf der man einen etwas älteren Morjaner sitzen sah, bei dem es sich um einen Admiral handelte. Im nächsten Moment erschien das Abbild eines bläulich schimmernden Planeten auf den vorderen Bildschirmen. „IP-Antrieb deaktiviert … Sind soeben im Psi Tophet-System angekommen … Entfernung zum Planeten Despoina … 1,37 Lichtsekunden.“, meldete der Kapitän, der hinter dem Admiral stand. Auf den Bildschirmen um sie herum erschienen hunderte von Symbolen, welche die einzelnen Schiffe der Flotte darstellten. „Kampfgruppe Omega in Position … potentielle Verstärkung … der 17.Flottenverband und die erste Spezialwaffengruppe … beide halten sich am Rande des System in Bereitschaft. Alle Einheiten in Position. Keine anderen Kontakte im System.“, meldete einer der morjanischen Offizier. „Das Oberkommando und der oberste Befehlshaber geben uns vollkommen freie Hand. Absolute Vorsicht wird empfohlen.“, meldete in weiterer Offizier. „Verstanden … gesamte Kampfgruppe vorrücken … Geschwindigkeit 30 Prozent … alle Waffensysteme feuerbereit machen … Meldung an alle verbündeten Einheiten. Wir wissen nicht was uns erwartet.“ „Alle Waffen aktiv. Fusionskanonen feuerbereit. Der Rest der Flotte meldet volle Kampfbereitschaft.“, berichtete der Kapitän. „Gut.“, sagte der Admiral knapp. Die morjanische Flotte, bestehend aus einen Superschlachtschiff, 20 Schlachtschiffen, 50 Kreuzern und über 100 der neueren Zerstörer, näherte sich in Formation und mit synchroner Geschwindigkeit Despoina an. Fast eine Minute lang geschah gar nichts, während der Planet auf den Anzeigen immer größer wurde. „Kapitän … Admiral, die Sensoren registrieren ungewöhnliche Werte.“, meldete eines der Besatzungsmitglieder. „Spezifiziere das!“, forderte der Admiral. „Ich … ich weiß nicht … die Daten ergeben keinen Sinn. Ein Mix aus mehrphasigen Impulsen und Signalen und schwankenden Energiewerten. Es sind Dutzende. Irgendetwas versteckt sich in den Ozeanen!“ „Kein Risiko eingehen.“, murmelte der Kapitän, dem der Admiral nur zustimmen konnte. „Zurückfallen … die gesamte Kampfgruppe. Fordert Verstärkung an. Die erste Spezialwaffengruppe … deren Ziel ist Despoina. Der 17. Flottenverband soll die Massenportale abriegeln. Nichts darf dieses System verlassen.“, befahl der Admiral. „Verstanden. Verstärkung angefordert … geschätzte Ankunftszeit 35 Sekunden.“ Es waren nicht exakt 35 Sekunden, eher etwas weniger, da die Morjaner einen anderen Zeit- und Zählstandard hatten, der infolge von Übersetzungen lediglich die gleichen bekannten Bezeichnungen verwendete. Kurz darauf erschien die „erste Spezialwaffengruppe“ unweit von Despoina. Die Weltenbrand mit ihrer Eskorte von 700 Raumschiffe. „Erste Spezialwaffengruppe in Position!“, rief einer der Offiziere. „Feuer nach eigenem Ermessen!“, befahl der Admiral lauthals. „Abschuss!“, berichtete einer der Offiziere, als die Weltenbrand Sekunden später ihr Geschoss auf den Weg schickte. Es brauchte nur acht Sekunden um Despoina zu erreichen. Das Geschoss traf den Planeten und verursachte bei seinem Aufprall Schockwellen, die klar sichtbar über die schier endlosen Ozeane jagten. Daraufhin nahm die Vernichtung Despoinas ihren gewohnten Lauf. Die Ozeane begannen zu verdampfen, gewaltige Gesteinsmassen wurden ins All geschleudert, der Planet brach auseinander. Die Ozeanwelt wandelte sich innerhalb von Sekunden in eine todbringende Höhlenlandschaft, bevor sie vollkommen auseinander gerissen wurde. Die Morjaner auf der Brücke sagten nichts und beobachteten still die Vernichtung Despoinas. „Treffer. Ziel vernichtet.“, kommentierte einer der Offiziere das offensichtliche. Erleichtert atmete der Admiral auf. „Stellt ein paar Bergungsteams zusammen. Vielleicht können wir noch irgendwas …“ „ADMIRAL! 14 OBJEKTE NÄHERN SICH UNSERER POSITION! SIE KOMMEN VON DEN RESTEN DES PLANETEN!“, schrie einer der Offiziere. „Wie ist das möglich? Wie kann etwas einen derartigen Angriff überleben?“, murmelte der Admiral. Der Kapitän trat an eine der Konsolen heran und mit ein paar kurzen Handbewegungen über die Tastatur ließ er eine optische Vergrößerung jener Objekte auf den vorderen Bildschirmen anzeigen. Es waren Reaper-Schiffe, vom Design her ähnlich der Sovereign-Klasse, doch sie wirkten weitaus organischer und sie waren deutlich kleiner. Sie waren gerade mal so groß wie ein morjanischer Zerstörer, oder ein Allianz-Kreuzer. „Sie müssen gestartet sein als wir angriffen. Das sind wahrscheinlich die letzten … Überlebenden.“, mutmaßte der Kapitän. „Alle Einheiten … ANGRIFF!!!“, befahl der Admiral. Die Weltenbrand ergriff mit einem kleinen Teil ihrer Eskorte die Flucht, während der Rest zurückblieb und auf die Reaper zusteuerte, um sie zu flankieren. Das Superschlachtschiff feuerte seine beiden Fusionskanonen ab und zerstörte auf Anhieb zwei der Reaper. Die auf den Außenhüllen montierten Waffenbatterien der Schiffe gaben zusammen ein massives Geschützfeuer ab, das die gesamten Bildschirme einhüllte. Lasergeschütze brannten sich in ihre Ziele ein und Welle um Welle an abertausenden von Raketen wurden abgeschossen und hielten auf die Reaper zu, die wiederrum selbst mit Höchstgeschwindigkeit auf den Flottenverband zusteuerten. Zahllose Explosionen und Treffer erfassten die Reaper, zerstörten sogar einige, doch die anderen blieben davon scheinbar unbeeindruckt. Trotz der geringen Größe waren die Schilde weitaus stärker, als das was man bislang von den Reapern gewohnt war. Binnen kürzester Zeit schlossen sie auf und griffen nun selbst die Morjaner direkt an. Dabei setzten sie keine „klassischen“ Reaper-Waffen ein, sondern irgendwelche energiebasierten Impulswaffen. Auf den Bildschirmen wirkte es mehr wie eine Verzerrung der Anzeigen. Nichtsdestotrotz besaßen diese Waffen ein beachtliches Zerstörungspotential. Dutzende morjanische Schiffe, ganz egal ob Zerstörer, Kreuzer, oder Schlachtschiffe, explodierten nach ein paar Treffern und wurden in Stücke gerissen. Die Reaper mussten dabei selbst zunehmend Verluste hinnehmen. Je näher sie den morjanischen Schiffen kamen, desto stärker wurde der Beschuss, den sie einstecken mussten, zumal die Eskorte der Weltenbrand sie mittlerweile eingeschlossen hatte. Dem konzentrierten, massiven Beschuss, der als Kreuzfeuer der von absolut allen Seiten auf sie nieder ging, zerstörte einen Reaper nach dem anderen bis nur noch drei von ihnen übrig waren. Diese drei Reaper-Schiffe hielten direkt auf das Superschlachtschiff zu. Teile der morjanischen Flotte versuchten sich mitten in deren Flugbahnen zu schieben, wobei einer der Reaper ein Schlachtschiff streifte und letztendlich mit einem Kreuzer zusammen stieß, wobei beide Schiffe durch die Kollision zerstört wurden. Das Superschlachtschiff konnte ein weiteres Mal eine seiner Fusionskanonen abfeuern, wenn auch nur mit einem Teil seiner üblichen Energie, und konnte so einen weiteren Reaper vernichten. Übrig war nur noch eines der Reaper-Schiffe, das nun mit voller Wucht in das Superschlachtschiff krachte. Damit endete die Aufnahme und Hacketts Abbild erschien wieder an dessen Stelle. „Das Superschlachtschiff Mahlstrom wurde stark beschädigt und die Reparaturen werden Monate dauern. Wenigstens ist keine einzige dieser Kreaturen aus dem System entkommen. Sie sind alle tot.“, ertönte Sirius zuversichtliche Stimme aus dem Funkgerät. „Wie kommen Sie darauf, dass es sich dabei um die Schöpfer der Reaper handelt?“, fragte Shepard. „Das ist eine Theorie, die eine Anzahl unserer Wissenschaftler vertritt. Ich gebe deshalb weiter an Indra Meriviano vom Tech-Korps für weitere Details.“ Shepard erinnerte sich an diesen Namen. Die Leiterin eines sogenannten Instituts für Materialforschung, die er auf Morjan Prime traf. Sie blieb ihm vorwiegend aufgrund von diversen, kybernetischen Ergänzungen im Gedächtnis. „Hallo erstmal, Indra Meriviano vom Tech-Korps.“, ertönte es aus dem Funkgerät. „Unser oberster Befehlshaber ist verständlicherweise skeptisch bezüglich der Theorie, das es sich bei den Kreaturen um die Schöpfer der Reaper handelt und obwohl es momentan keine eindeutigen Beweise dafür gibt, fragen können wir diese Kreaturen ohnehin nicht mehr, so gibt es eine Vielzahl von Indizien, die für diese Theorie sprechen. Es ist ganz offensichtlich, dass diese Kreaturen die Reaper nach ihrem Abbild erschaffen haben. Sie selbst sind dabei größtenteils organisch, aber stark kybernetisch verbessert. Die Technologie, die wir bislang entdeckt haben, ist in jedem Fall beeindruckend, sie ist weiter entwickelt, weist aber viele Gemeinsamkeiten mit bekannter Reaper-Technologie auf. So haben wir in ihnen Spuren des sogenannten Rohstoffs Element Zero nachweisen können. Eine Sache die uns bislang Probleme bereit ist das Alter. Das zu bestimmen erweist sich als überraschend schwierig. Die älteste Kreatur, oder zumindest dessen Implantate, die man bergen konnte, wurde auf über eine Milliarde Jahre datiert. Die meisten der Massenportale und so manche Reaper-Schiffe fallen in denselben Zeitraum. Allerdings sind das nur erste Untersuchungen. Es gibt noch erhebliche Schwankungen von so … knapp 100 bis 200 Millionen Jahren. Manche der untersuchten Funde, Wracks und Artefakte sind deutlich jünger. Komplexere Untersuchungen werden hoffentlich genauere Ergebnisse liefern.“ „Die Schöpfer der Reaper … verrückt.“, murmelte Fedorian. „In der Tat. Als ich die Task Force Aurora gründete hätte ich niemals ein derartiges Ergebnis erwartet. Ich hätte es nicht mal ansatzweise in Betracht gezogen.“, sprach Hackett. „Aber … warum haben sich diese Kreaturen in den Tiefen der Ozeane versteckt? Warum nicht im Weltraum? Irgendetwas ergibt da keinen Sinn.“, wunderte sich Liara. „Eine berechtigte Frage. Wir vermuten das es daran liegt das sie noch immer größtenteils organisch waren. Es könnte eine aquanautische Spezies gewesen sein. Zumindest deuten das die ersten Untersuchungen an.“, antwortete Indra. „Hmpf!“, grummelte Ibro ungehalten. „Seien wir doch mal ehrlich. Die Antworten auf diese Fragen sind unbedeutend geworden. Diese Kreaturen sind tot und ich persönlich hoffe, dass wir ihre gesamte, verdammte Spezies ausgerottet haben. Das ist das mindeste, was sie verdienen. Wenn nicht, wenn sich noch irgendwo irgendwelche dieser Kreaturen versteckten, dann werden wir sie finden und vernichten. Und die Reaper werden ihnen folgen. Was deren Schöpfer sich dabei dachten, was sie versuchten zu erreichen, oder was ihre Ziele waren, oder ob sie überhaupt sowas wie Ziele hatten, wir werden es wohl nie erfahren. Wir würden es wahrscheinlich sogar gar nicht verstehen. Wahrscheinlich keiner von uns. Wahrscheinlich folgten sie ihrer völlig eigenen Logik, hinter der nur sie selbst einen Sinn sehen würden. “ Shepard dachte darüber nach. Liara hatte Recht. Irgendetwas passte nichts ins Bild. Es war wie ein Gefühl, das er nicht erklären konnte. Da er nicht genau wusste was es war behielt er diesen Gedanken vorläufig für sich. „Sie sagten sie hätten weitere Planeten zerstört. Bis jetzt wissen wir ja von Utukku und Despoina. Was war Kasio 4 und welcher Planeten wurde noch zerstört?“, forderte Wrex ungehalten. „Kasio 4 ist für sich genommen unbedeutend. Er war ein Testschuss für die Weltenbrand. Ein Planet am äußersten Rand eines unserer Sternensysteme, der von einem kilometerdicken Eispanzer überzogen war. Wie gesagt: Nicht wirklich von Bedeutung. Der andere Planet ist Tacrath.“, erklärte einer der morjanischen Admiräle. „Der Name … klingt bekannt.“, sprach Hackett. „Eine der ersten Welten, die von der Batarianischen Hegemonie besiedelt wurden. Letzte bekannte Einwohnerzahl bevor die Reaper angriffen: 572 Millionen.“, meldete EDI. Für einen Moment herrschte blankes Entsetzen. Die Morjaner hatten einen Planeten mit einer halben Milliarde Einwohner ausgelöscht.“ „Diese Maßnahme war notwendig.“, vernahm man Sirius, bevor irgendjemand etwas sagen konnte. „Der Planet befand sich tief in feindlichem Gebiet und besaß eine gewaltige Reaper-Präsenz. Wir haben dabei Hunderte Reaper-Schiffe aller Art zerstört. Schlachtschiffe, Zerstörer, Transporter und ganz besonders ihre Verarbeitungsschiffe. Ich werde nichts beschönigen. Die Bevölkerung dieses Planeten war schon so gut wie tot. Sie wären von den Reapern verarbeitet worden. Entweder als Bodentruppen, oder als Bestandteil für zukünftige Schiffe. Wir taten ihnen und uns allen damit einen Gefallen. Ich muss allerdings zugeben, dass wir Tacrath schon vor ein paar Tagen vernichtet haben. Bislang … bot sich keine passende Gelegenheit, um sie darüber zu informieren.“ Shepard atmete kurz durch und dachte nach. Kein Wunder das die Reaper den Morjanern ein Friedensangebot gemacht haben. Sie mussten bereits erfahren, zu was die Morjaner fähig und ganz besonders zu was sie willig waren. Natürlich würde es Stimmen geben, die sich gegen derartig extreme Methoden aussprechen, aber in dieser Situation, das musste selbst er eingestehen, gab es kaum Alternativen. So ergriff er indirekt Partei für die Morjaner. „Ich habe gesehen wie Menschen … von den Reapern verarbeitet werden. Wie sie in ihre Bestandteile aufgelöst werden. Das verdient niemand.“, sagte Shepard zur Überraschung aller. Vor allem war Shepard über sich selbst überrascht, wie kalt er diese Situation betrachtete. „Wir taten das nicht aus Nächstenliebe. Das sind eine halbe Milliarde potentieller Soldaten weniger für die Reaper. Dadurch sollte sich der Anteil an Reaper-Kreaturen auf Basis der Batarianer zunehmend verringern. Das wird vor allem ihren Armeen helfen. Und durch den Verlust von Utukku sollten innerhalb der nächsten Wochen die Bodentruppen auf Basis der Rachni von den Schlachtfeldern verschwinden. Aber damit endet es nicht. Unsere eigenen Grenzen sind weitestgehend gesichert. Unsere Versorgungslage stabilisiert sich. Es gibt nur noch kleinere Reaper-Gruppen, innerhalb unseres Hoheitsgebietes und die sind mehr damit beschäftigt vor uns davonzulaufen. Unsere Armeen und Flotten bereiten sich darauf vor Ziele der Reaper direkt anzugreifen. Wir werden anfangen besetzte Welten zu befreien. Milliarden von Legionären sind bereit den Kampf endlich direkt zu den Reapern zu tragen!“, tönte Sirius. Das war etwas, was jeder gerne hörte. Trotzdem stellte sich keiner darauf ein, dass dieser Krieg schnell vorbei sein würde. So war weitestgehend unklar, wie groß die Reaper-Armada tatsächlich war, die trotz allem empfindliche Verluste und Niederlagen einstecken musste. Es könnte Jahre, ja sogar Jahrzehnte dauern bis ein Ende in Sicht sein könnte, da die Morjaner ganz klar auf eine „konventionelle“ Lösung dieses Krieges drängten. Sie hatten als einzige die Mittel dazu. Sie würden die Reaper einfach vor sich her treiben, immer tiefer in die Galaxie hinein, wo diese dann selbst fremde Welten angreifen könnten, die sie ansonsten verschont hätten, und deren Bevölkerung dann den Morjanern entgegen werfen könnten, in der Hoffnung so etwas zu erreichen. Alle Parteien würden unablässig ihre Kräfte in den Kampf werfen bis eine Seite erschöpft wäre und dann wäre dieser Wahnsinn vorbei. Nach während Shepard darüber nachdachte kamen ihm Pasheks Warnungen ins Gedächtnis – dass es nicht die Reaper, sondern die Morjaner sein werden, die allem Leben in der Galaxie ein Ende setzen werden und in diesem Fall sogar ein endgültiges. Shepard versuchte sofort wieder diese Gedanken zu verwerfen und konzentrierte sich auf die gegenwärtige Diskussion. „Leider …“, begann Hackett. „Sieht es nicht so aus, als ob der Tod ihrer … Schöpfer irgendeinen Einfluss auf den Kriegsverlauf hat. Eine Reaktion der Reaper ließ nicht lange auf sich warten. Ich erhalte mittlerweile immer mehr Berichte über verstärkte Aktivitäten der Reaper. Orbitale Bombardements gegen mittlere und kleinere Kolonien, die bislang verschont blieben, forderten Millionen von Opfern. Etliche Sternensysteme und Versorgungsrouten werden blockiert. Die Reaper müssen Hunderte von Schiffen aus allen Teilen der Galaxie verlegt haben. Trotz ihres … Erfolges intensivieren die Reaper ihre Anstrengungen.“ „Eine Reaktion mit der zu rechnen war.“, kommentierte Liara. „Oder ein Wechsel in ihrer Strategie. Sie versuchen auf anderen Kriegsschauplätzen die Entscheidung zu suchen, um Kräfte für den Kampf gegen die Morjaner frei zu bekommen.“, mutmaßte Fedorian. „So, oder so, wir haben einen entscheidenden Punkt erreicht. Die Reaper sind gezwungen auf UNS zu reagieren. WIR haben endlich die Initiative.“, tönte Sirius. „So beeindruckend das auch klingen mag, vielerorts sind es die Reaper die weiterhin den Verlauf diktieren. Und unsere Position bessert sich nicht. Im Moment verschlechtert sie sich wieder. Ich habe hier eine Meldung, dass Kahje, die Heimatwelt der Hanar, von den Reapern überrannt wurde.“, berichtete Hackett. „Besonders kritisch ist hierbei, dass die Reaper ungehindert landen konnten. Der Planet verfügte über umfangreiche, automatisierte Verteidigungsanlagen, die durch einen Computervirus deaktiviert wurden. Eingespeist wurde dieser von einem Diplomaten der Hanar auf der Citadel. Es gab Hinweise … Warnungen … Spectres versuchten dem nachzugehen, aber sie kamen zu spät.“ „Wurde dieser indoktriniert, oder gar ferngesteuert?“, fragte Shepard. „Da sind wir uns bislang unsicher. Wahrscheinleich hat er es … freiwillig getan. Es ist bizarr. Er hat es religiös begründet … Moment … hier ist ein erster Bericht … es allgemein bekannt, dass die Hanar die Protheaner wie göttergleiche Wesen verehren.“ „Ja, die Entflammten.“, ergänzte Liara. „Ebenso ist mittlerweile bekannt, dass die Kollektoren von den Reapern veränderte Protheaner sind und da … diese Protheaner den Reaper dienen ist es die … heilige Pflicht eines jeden Hanars ebenfalls den Reapern zu dienen.“ Daraufhin herrschte im Raum für einige Augenblicke Totenstille. „Also ich respektiere ja die freie Religionsausübung bei jeder Spezies, aber DAS … das ist lächerlich.“, meinte Liara. Auf einmal brach ein lautes und herzhaftes Gelächter los. Die Morjaner auf der anderen Seite fanden Liaras Kommentar ausgesprochen belustigend. Sie hatten ganz klar ihren Spaß, sehr zu, Entsetzen aller anderen. Selbst Ibro musste sich anstrengen nicht plötzlich laut loszulachen, wobei er sich nicht besonders geschickt anstellte. Es dauerte einige Zeit, bis sich alle wieder beruhigt hatten. „Zu herrlich. Einfach zu herrlich. Das habe ich gebraucht.“, ertönte Sinaris Stimme. „Sie sind Monster.“, meinte Liara entsetzt, als sie Ibro ansah. Der sagte dazu nichts, machte aber fortan überhaupt keine Anstalten mehr sein Grinsen zu unterdrücken. „War es das?“, fragte Hackett, der sein Missfallen deutlich zum Ausdruck brachte. „Geht wieder. Geht schon wieder.“, sagte Ibro unbekümmert und auch das Lachen der anderen Versammlung war inzwischen verstummt. „Es werden bereits Maßnahmen ergriffen, damit sich etwas Derartiges nicht wiederholt.“, kündigte Hackett an. Aus dem Funkgerät vernahm man daraufhin erneut ein leichtes Kichern. „Nichts für ungut.“, begann einer der morjanischen Generäle. „Aber wie kann es sein, das etwas derartig brisantes, wie eine gesamte, planetare Abwehr, von etwas derartig simplen, wie dem Zugang eines galaxisweiten Informationsnetzwerkes auf einer zahllose Lichtjahre entfernten Raumstation, sabotiert werden kann? Wie bescheuert kann man da überhaupt sein? Warum waren diese Systeme überhaupt miteinander verbunden? Kommt Ihre Ankündigung außerdem nicht etwas spät? Ich meine … ihre wichtigsten Planeten sind ja bereits verloren.“ „Es gibt immer noch … wichtige Planeten. Etwa Sur’Kesh, oder Thessia.“, hielt Liara dagegen. „Oh … Thessia.“, begann Sirius kleinlaut. „Das bringt mich zu einem anderen Punkt. Wir haben die Asari Republiken bereits darüber informiert, aber ich sage es ihnen am besten direkt. Thessia könnte schon sehr bald Ziel eines massiven Reaper-Angriffs werden, ähnlich der der Erde, oder Palaven.“, warnte Sirius. „Wie zuverlässig sind die Informationen?“, fragte Hackett. „Hier nochmal Elizia … ähm … wir haben Patrouillen in diversen Sektoren im Hoheitsgebiet der Aasri … die haben eine große Ansammlung von Reaper-Schiffen in einem nahem System mit einem starken Fokus auf Großkampfschiffe entdeckt.“ „Aber wir hatten die Reaper doch bislang auf Distanz halten können! Die Asari Republiken besitzen eine der größten Flotten in der Galaxie!“, protestierte Liara geradezu. „Naja … bislang schon … die primäre Strategie der Asari beruhte auf blitzartigen Angriffen mit denen sie vor allem die Zerstörer und Transporter ausschalteten. Der Verbund hatte dabei Informationen geliefert, um diese Operationen zu ermöglichen. Dadurch fehlten den Reapern die für eine Invasion notwendigen Bodentruppen. Ihre Großkampfschiffe sind einfach miserabel bei der Bekämpfung einfacher Bodenziele, ganz egal wie beeindruckend sie auch sein mögen. Bislang hielt sie das in der Defensive. Jetzt haben wir einen Taktikwechsel bei ihnen festgestellt. Sie halten ihre Unterstützungsschiffe zurück und versammeln ihre Schlachtschiffe … über 100 zählen wir bereits. Ich vermutete die Reaper haben inzwischen erkannt, dass wir keine schwereren Flottenverbände in der Region haben und lassen sich von unserer Präsenz nicht mehr stören. Wenn sie damit auf Thessia zusteuern, dann werden sie jegliche Verteidigung problemlos überrollen und so beeindruckend ist die nun auch wieder nicht … genauso wie ihre Flotte. Und wenn die Reaper erst einmal landen …“, erklärte Elizia. „Kann der Verbund in irgendeiner Form Unterstützung stellen?“, fragte Hackett. „Nein. In der Region befinden sich wie erwähnt nur kleinere Flottillen, welche die Bewegungen der Reaper verfolgen und Informationen sammeln sollen. Größere Flottenverbände operierten in den Randgebieten und einige mussten wir kurzfristig abziehen, weil sie anderenorts dringender benötigt wurden. Die Reaper haben das scheinbar durchschaut und nutzen es jetzt natürlich aus.“, erwiderte einer der morjanischen Admiräle. „Thessia wurde seit den Rachni-Kriegen nicht mehr angegriffen. Wenn sie fällt …“, jammerte Liara. „Die Opferzahlen werden in die Millionen gehen. Und wir verlieren unsere wichtigste Versorgungslinie für Element Zero. Das würde unseren Kriegsanstrengungen einen schweren Schlag versetzen.“, prophezeite Hackett. „Bei der Versorgung dieses Minerals kann der Verbund kurzfristig aushelfen. Wir haben mehrere Lagerstätten in unserem Reich, darunter auch Argos 3. So manch einem dürfte der Planet was sagen. Für uns ist es ohnehin bedeutungslos, da wir nicht davon abhängig sind. Derweil stellen wir eine Kampfgruppe mit mehreren Superschlachtschiffen zusammen, nur bis die einsatzbereit sind wird es Tage dauern. Unsere Flotten sind im Moment über die ganze Galaxie verteilt. Das einzige was ich empfehlen kann ist, dass die Asari Republiken ihre Truppen so gut es geht auf den bevorstehenden Kampf vorbereiten.“, sprach Sirius. Liara musste sich abstützen. Sie fühlte sich schlagartig sehr schwach. Es war der Moment auf den sie sich die ganze Zeit versuchte vorzubereiten. Der Augenblick, wenn Reaper-Schiffe durch die Wolken stießen und auf ihrer Heimatwelt landeten. Sie hatte Palaven gesehen, Bilder von der Erde. Sie wollte nicht das das auch mit Thessia geschieht, doch es gab nichts was sie dagegen unternehmen könnte. Da waren noch die Agenten und das Netzwerk des Shadow Brokers, auf das sie Zugriff hatte und bislang sehr erfolgreich eingesetzt hatte, um die Kriegsanstrengungen zu unterstützen. Kommunikation, Informationen über sicherer Versorgungsrouten, Verfügbarkeit von Personal und Ressourcen, sowie die Koordination deren Verteilung, was war wo verfügbar und wo wurde es am dringendsten gebraucht, nur um ein paar zu nennen. Trotzdem wünschte Liara sie könnte mehr tun. Den Angriff auf Thessia selbst würde sie nicht verhindern können. „Nebenbei: Irgendwas von Cerberus gehört?“, fragte Sirius. „Derzeit verfolgen wir mehrere Spuren. Viele erhalten wir durch das Zurückverfolgen sichergestellter Ausrüstung. Wir haben mehrere Firmen ausgemacht, von denen wir vermuten, dass sie eine Art Deckmantel für Cerberus Aktivitäten sind. Vertreten ist alles von Biotechnologie bis hin zu Tiefenrauminstallationen. Ebenso verfolgen wir mehrere Personen, die Cerberus möglicherweise finanzielle und materielle Zuwendungen zukommen lassen. In erster Linie einflussreiche Geschäftsleute und Politiker. Sobald wir genaueres haben erfahren sie es.“, erwiderte Hackett. „Wenn sie Unterstützung brauchen, dann stelle ich Ihnen gerne ein paar Exekutivagenten zur Verfügung.“ Nachdenklich legte Hackett die Hand ans Kinn. Es hieß morjanische Exekutivagenten seien das Gegenstück zu den Spectres, allerdings waren sie innerhalb des Citadel-Raums kaum bekannt. Die Spectres hingegen hatten einen Ruf, den sie sich über ein Jahrtausend hinweg aufgebaut hatten. Andererseits waren die Morjaner auch kein unbeschriebenes Blatt und das hatte sie nur in einem Bruchteil der Zeit geschafft, vorwiegend durch das Massaker auf Illium. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt war ein derartig offenes Vorgehen aber eine schlechte Idee. Es gab immer noch zu wenig Hinweise und es könnte die wenigen Ansätze vernichten und verdächtige Personen verschrecken. Cerberus könnte binnen kürzester Zeit alle Verbindungen kappen, Verdächtige beseitigen und man müsste nochmal von vorne anfangen und das war gegenwärtig keine Option. Später, wenn man etwas Handfestes hatte, durchaus schon. „Ich werde sie daran erinnern.“, erwiderte Hackett. „Steht sonst noch was an?“, fragte Sirius. „Von meiner Seite nicht. Wie sieht es bei Ihnen aus, Shepard?“ Shepard sah sich kurz um, wobei alle Anwesenden durch einfache Gestiken ein „Nein“ signalisierte. „Bei uns ebenfalls nicht.“ „In Ordnung. Wir haben hier auch noch ein paar Sitzungen vor uns.“, sagte Sirius. „Ich danke für ihre Zeit.“, verabschiedete sich Hackett. Damit endete die Verbindung zu der morjanischen Versammlung und Ibro steckte sein Funkgerät wieder weg. „Wenn ich nicht weiter benötigt werde, würde ich mich gerne zurückziehen. Ich habe Hunger.“, sagte Ibro. „Machen Sie nur.“, bestätigte Shepard mit einem Nicken. Ibro salutierte, indem er in einer schnellen Bewegung seinen rechten Unterarm anwinkelte und die Faust auf die linke Brust legte. Dann verließ er den Raum. „Eine sehr interessante Spezies. Manch einem fällt es schwer zu glauben, dass sie von uns abstammen, andere überrascht es nicht.“, sprach Hackett. „Sie können einen ganz schön auf Trab halten.“, erwiderte Shepard und rieb sich die Stirn. „Halten Sie mich auf den Laufenden. Viel Erfolg, Commander.“ „Admiral.“, bestätigte Shepard und salutierte. Damit endete auch diese Verbindung. „Was für ein Desaster.“, murmelte Fedorian. „Was meinen Sie?“, fragte Shepard. „Kahje verloren, Thessia als nächstes. Nicht zu vergessen Palaven, die Erde und all die anderen Welten. Kar’Shan interessiert da schon keinen mehr. Ich frage mich wirklich wie das weiter gehen wird. Manchmal habe ich das Gefühl unser Einfluss auf diesen Krieg ist nur marginal.“ „Ich weiß was Sie meinen. Mir geht es nicht anders. Hach.“, stöhnte Shepard. „Aber im Moment können wir nicht viel machen. Wir können nur jede Gelegenheit die sich bietet ergreifen.“ Still bestätigte Fedorian das mit einem Nicken. Da war ja noch der Tiegel, die protheanische Superwaffe, an der weiterhin gearbeitet wurde und die auch gute Fortschritte machte. Nur bislang war immer noch unklar was dieser Katalysator war. Das musste man irgendwann herausfinden, ansonsten würde dieses Projekt scheitern. Es gab Stimmen, die der Meinung waren die für den Tiegel verwendeten Mittel seien Verschwendung und man sollte sich lieber auf den Bau von Waffen und Raumschiffen konzentrieren, um die Reaper direkt zu bekämpfen. Solche Gedanken waren Wahnsinn. Man sah ja wie wenig man einem konzentrierten Angriff der Reaper entgegen setzen konnte, ganz gleich welche Erfolge an einzelnen Fronten erzielt wurden. Nein, der Tiegel war weiterhin ihre beste Chance. Alles andere, was diesen Krieg unnötig in die Länge zog, würde in der ganzen Galaxie nur Milliarden weiterer Opfer fordern. „Ich schau dann mal was es sonst noch so zu tun gibt.“, sagte Shepard. Damit löste sich auch diese Versammlung auf. Shepard verließ den Raum und schlenderte in Richtung des Crew-Decks. Vielleicht sollte er noch mal nach der Kroganerin sehen, sich nach ihrem Wohlbefinden erkunden. Unterwegs erblickte er Samantha Traynor, die eine Platte an der Wandverkleidung entfernt hatte und sich an den elektronischen Systemen dahinter zu schaffen machte. „So ein Mist! Warum muss das ausgerechnet mir passieren?!“, fluchte sie, als sie diverse Platinen heraus zog und diese mit einem lauten Scheppern Shepard ungewollt direkt vor die Füße warf. „Probleme, Traynor?“ „Oh, Commander! Bitte verzeihen Sie. Ich habe Sie nicht bemerkt.“ „Ganz ruhig. Sagen Sie einfach was los ist.“ „Ah … ok. Wir haben Probleme mit ein paar internen Systemen der Normandy. Keine Sorge, nichts ernstes. Zumindest vorerst. Unser Protheaner … mh … Pashek … hatte bei Modifikationen der Normandy mitgeholfen … Schilde, Antriebe und dergleichen. Wir haben Steigerungen von bis zu 10 Prozent. Einzelne Systeme, Schaltkreise und Verbindungen werden dadurch natürlich stärker beansprucht und das verringert deren Lebensdauer. Eigentlich habe ich vor kurzem erst einige Komponenten ersetzt, doch kurz darauf erfuhr ich von EDI, dass die Ersatzteile nicht funktionieren.“ „Sie meinen … defekte Ersatzteile?“, schlussfolgerte Shepard. „Ich weiß, dass wir uns im Krieg befinden und die Versorgungslage vielerorts bestenfalls problematisch ist und ich will nicht egoistisch klingen, aber die Verfügbarkeit von Ersatzteilen kann über Leben und Tod entscheiden. Nicht nur bei uns, sondern auch bei anderen. Und defekte Ersatzteile …“, sprach Traynor, wobei sie sich immer mehr in Rage brachte. „Ganz ruhig. Ich erkenne den Ernst der Lage. Sind wir aktuell … gefährdet?“ „Äh … nein … Im Moment nicht. Wir sollten noch ein paar Teile auf Lager haben … Die überprüfe ich vorher besser, bevor ich sie verbaue und fordere neue an. Hoffentlich erhalten wir nicht wieder defekte Teile. Ich könnte Informationen über deren Ursprung einholen …“ „Wie ich sehe haben Sie alles im Griff. Ich bin sicher, dass Sie diese Angelegenheit professionell lösen können.“, ermutigte Shepard sie. „Natürlich, Commander! Sofort, Commander!“, salutierte Traynor zackig und verließ das Crew-Deck, wobei sie den elektronischen Schrott vor Shepards Füßen liegen ließ. Er selbst konnte dazu nur seufzen. Shepard hob eine der Platinen auf und sah sie an. Als ob sie nicht schon genug Probleme hätten. Mit fehlerhafter Ausrüstung ins Gefecht zu ziehen war schon schlimm genug, aber es ging natürlich noch schlimmer. Beispielweise mitten im Kampf festzustellen, dass die Ausrüstung defekt war. Bislang blieb er selbst davon verschont. Jetzt schien ihn auch das einzuholen. „Commander Shepard.“, vernahm er eine Stimme und erblickte Pashek hinter sich. Shepard zuckte kurz erschrocken zusammen, denn er hatte überhaupt nicht mitbekommen, dass dieser hinter ihm wartete. Ausgesprochen subtil, geschweige leise, war er in seiner Rüstung ohnehin nicht. „Was kann ich für Sie tun?“, fragte Shepard. „Die Frage ist wohl eher: Wie kann ich für Sie tun.“, erwiderte Pashek. „Okay … ganz kryptisch …“ „Die Morjaner besitzen die Mittel zur Massenvernichtung. Sie verfügen nicht über solche Mittel. Wir müssen für einen Ausgleich sorgen.“ „Ich glaube kaum, dass wir bei so etwas wie der Weltenbrand mithalten können.“ „Es gibt immer unterschiedliche Wege, um seine Ziele zu erreichen. Ich werde Sie mit vergleichbaren Mitteln ausstatten, um einen Ausgleich zu schaffen. Ihre eigenen Bemühungen gegen die Reaper werden dadurch nicht beeinträchtigt.“ Mit diesen Worten verneigte sich Pashek knapp und zog sich wieder zurück. Wortlos stand Shepard da, immer noch mit der einen Platine in der Hand, und wunderte sich was er davon halten sollte. Irgendwie ahnte er bereits, dass diese Angelegenheit noch ausgesprochen hässlich werden konnte und natürlich würde er garantiert mitten drin sitzen. Shepard stöhnte und fragte sich was er in seinem Leben nur falsch gemacht hatte, um das zu verdienen. „Commander … Shepard.“, vernahm er eine leicht verführerisch klingende Stimme und erblickte Diana Allers zu seiner Seite, die es ebenfalls geschafft hatte sich ihm unbemerkt zu nähern. Irgendwie hatte er völlig vergessen, dass sie eine Kriegsberichterstatterin an Bord hatten. „Ich vermute Sie wollen ein Exklusivinterview von mir.“, begann Shepard, wobei er in Gedanken ein „Mal wieder.“ anhängte. „Richtig geraten. Sie haben sicherlich schon mitbekommen, dass die Morjaner der Galaxie einen Planetenkiller enthüllt haben.“ „Es war schwer zu übersehen.“, erwiderte Shepard und stöhnte leicht genervt auf. „Kommen Sie. Ich bin hier an vorderster Front im Kampf gegen die Reaper und Cerberus mit dabei und trotzdem ist mein Zugang zu verwendbarem Material eingeschränkter denn je, besonders dem richtig guten. Wir haben einen echten, lebenden Protheaner an Bord, über den ich nicht berichten darf, und einen Morjaner, der nicht will, dass ich über ihn berichte. Da bleiben mir nur noch Sie und der Rest der Besatzung.“ Shepard konnte sich keineswegs über ihre Arbeit beschweren. Ihre Berichte über die Kämpfe gegen die Reaper hatte schon so manches Rekrutierungsbüro gefüllt. Nun musste Shepard sich nur noch selbst einen Ruck geben. „Keine Einwände … Sie machen gute Arbeit und ich bin froh Sie an Bord zu haben. Sie sollen ihr Interview bekommen.“ „Wunderbar! Gehen wir es an!“, freute sich Allers sichtlich, wie ein kleines Kind. Shepard musste sich fragen, wie Sirius mit der Situation klar kam. Immerhin führte dieser ein ganzes Imperium an. Da wollte er nicht unbedingt tauschen. „So anstrengend.“, stöhnte Sirius, als er sich zurücklehnte und streckte. „Was soll ich sagen. Erst sind wir der Ursprung allen Übels in der Galaxie und auf einmal betteln uns alle um Hilfe an … Rettet unsere Welt! Unsere Jahrtausende alte, glorreiche Zivilisation steht vor dem Untergang, denn wir können uns nicht selbst verteidigen!“, alberte seine Schwester, Sinari, neben ihm herum, was einige Gelächter in der Versammlung produzierte. „Ich habe hier ein paar Daten, falls Interesse besteht.“, sagte Elizia und zog ein Datenpad hervor. „Es mag verrückt klingen, aber Thessia, die Heimatwelt der Asari ist tatsächlich seit mindestens 1.800 Jahren nicht mehr angegriffen worden. Ihre Verteidigung beruht neben einer, für regionale Verhältnisse tatsächlich zahlenmäßig starken Flotten von hochmodernen Raumschiffen, vorwiegend auf dem Bündnis mit den Turianern und den Salarianern. Wahrscheinlich hätten sie in naher Zukunft auch die Menschen für sich eingesponnen. Das dieses Bündnis in der gegenwärtigen Lage keinerlei Wert mehr besitzt brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Thessia selbst gilt als … Achtung, jetzt kommt’s … Kronjuwel der Galaxie, Gipfel der Demokratie, schlagendes Herz der galaktischen Liebe …“ „Ernsthaft! Ich esse im Moment!“, beschwerte sich einer der morjanischen Generäle „Naja, die Fortpflanzung der Asari läuft nicht so konventionell ab, wie man es sich im ersten Moment vielleicht vorstellen mag. Es ist komplexer und ausgesprochen faszinierend …“, fuhr Elizia fort. „Verdammt, ich ESSE im Moment.“, beschwerte sich der General erneut und die Versammlung brach wieder in Lachen aus. Diese Versammlung war dabei nicht so ganz das was man sich vorstellen vermag. Bis vor ein paar Stunden waren hier, an einem großen, ovalen Konferenztisch, an Bord des Kommandoschiffes Liquidator, tatsächlich die gegenwärtige Lage und das zukünftige Vorgehen des Verbundes von dessen führenden Köpfen aus allen möglichen Bereichen besprochen worden. Vor einer Stunde machte man dann Pause und ließ sich aus der Kantine etwas liefern. Und so wurde aus dieser Versammlung kurzerhand ein großes, gemeinsames Essen. Das Ibro sie dann plötzlich in eine Konferenz mit ihren sogenannten Verbündeten schaltete war zwar nicht geplant, eine interessante Erfahrung war es alle mal. Besondere Erkenntnisse bot es nicht. Man war mit dem Essen ohnehin schon so gut wie fertig. Die Versammlung selbst war eines der Resultate einer Umstrukturierung und Reformierung der morjanischen Führungsebene. Dabei handelte es sich um die Mitglieder des Verteidigungsrates, der an sich aufgelöst wurde. Dessen Mitglieder wurden Teil von Sirius direktem Beraterstab, der sogar noch um einige Experten aus anderen Bereichen vergrößert wurde. Sirius selbst blieb unangefochtenes Oberhaupt des Morjanischen Verbundes - der Oberste Befehlshaber. Daran würde sich nichts ändern. Die grundlegende Regierungsform blieb ebenfalls erhalten, nur die Abläufe und Mechanismen, die dahinter lagen, wurden optimiert. Ziel dieser Maßnahmen war es den Verbund im Angesicht der aktuellen Bedrohung und zukünftiger Gefahren flexibler zu machen. „Also … Was machen wir mit Thessia? Wir schätzen, dass die Reaper in spätestens einem Tag über den Planeten herfallen werden.“, sprach einer der morjanischen Admiräle. „Mh.“, brummt Sirius und dachte nach. „Aktuell können wir nichts machen. Unsere Streitkräfte sind zu weit verstreut anstatt das wir irgendetwas ausrichten können.“ „Die Sache könnte für uns von Vorteil sein. Das wird die Reaper eine Zeitlang binden. Es kann dauern, bis die sie am Boden echte Fortschritte machen. Sie wollen die Heimatwelt einer Spezies angreifen bei denen jedes Mitglied von Natur aus in der Lage ist diese Masseeffektfelder bis zu einem gewissen Grad zu manipulieren. Ihren Bodentruppen wird das deutliche Probleme bereiten. Ich vermute die Reaper werden ihre Angriffe auf die Infrastruktur konzentrieren, um die Bevölkerung von der grundlegenden Versorgung abzuschneiden und sie so zur Aufgabe zu bewegen.“, teilte Elizia ihre fachmännische Meinung mit. „Folgender Befehl: Die Schiffe, die wir in der Nähe von Thessia haben, sollen die Asari bei der Verteidigung unterstützen, aber sie sollen nicht ihre eigene Sicherheit gefährden. Ihre Aufgabe ist es bei den Reapern Schaden anzurichten und sonst nichts. Für sie hat Thessia gegenwärtig keine Priorität.“, befahl Sirius. „Verstanden. Es wird sofort weitergeleitet.“, bestätigte einer der Morjaner. „Und überprüft welche Verbände wir schnellstmöglich in die Region entsenden können.“, ergänzte Sirius, denn neben der strategischen Bedeutung von Thessia waren so viele Reaper, auf ein Sternensystem konzentriert, einfach ein absolut lohnendes Ziel. „Zu Befehl!“, erwiderten die versammelten, militärischen Befehlshaber des Verbundes. „Gut, dann beende ich hiermit die heutige Sitzung.“, sagte Sirius und lehnte sich zurück. Sirius gähnte, streckte sich, sah sich um und fragte sich wie es jetzt weiter gehen sollte. Die nächste Besprechung stand erst wieder in einem halben Tag an, wodurch er jetzt effektiv ein paar Stunden für sich hatte und er wusste bereits wie er die nutzen wollte. „Ich … suche mal kurz nach … Oberadmiralin Taras … Ich habe mit ihr noch … was zu klären.“, sagte Sirius und stand auf. „Viel Erfolg.“, sagte Sinari mit einem Grinsen, was ihr einige irritierte Blicke einbrachte. Dabei stand auch Seldrana auf, die Sirius mit etwas Abstand folgte. „Viel Erfolg?“, wunderte sich einer der Morjaner, als Sirius und Seldrana den Raum verließen. „Augenblick … unser oberster Befehlshaber Sirius Mel’Taun und Oberadmiralin Taras Ciberan? Sind die etwa … “, stieß einer der Anwesenden aus. „Ganz genau.“, bestätigte Sinari. „Ich hatte … nie mitbekommen, dass es jemanden an Sirius Seite gibt … Ich hatte die beiden schon zusammen gesehen, aber … ich hatte mir nie was dabei gedacht.“, wunderte sich Elizia. „Wieso? Neidisch?“, erwiderte Sinari mit einem Grinsen. „Nein. Glücklich verheiratet, drei Kinder.“, entgegnete Elizia gelassen. Nun war es Sinari, die lachte und kurzerhand fort fuhr. „Sagen wir es so. So richtig zusammen sind sie nicht, zumindest noch nicht richtig. Ich kenne Taras persönlich. Damals war Sirius noch ihr Untergebener und sie hatte ihr Interesse an meinem Bruder … mehr indirekt bekundet. Im Moment versuche ich die beiden zusammen zu bringen.“ Sirius verließ den Konferenzraum, wobei sofort vier weitere Ehrengardisten in schwarzen Ganzkörperrüstungen zackig salutierten. Eine Handbewegung von Sirius reichte aus und die vier hielten ihre Position. Er selbst marschierte den Hauptkorridor entlang, wobei ihm Seldrana natürlich folgte. Die Supersoldatin war als Ehrengardistin für seinen Schutz zuständig und trotz ihres aufgeweckten und äußerst extrovertierten Charakters verfolgte sie diese Aufgabe mit äußerster Entschlossenheit. Sie und Sinari kamen dabei äußerst gut miteinander aus. Unterwegs liefen ihnen einige Besatzungsmitglieder über den Weg, von denen nur die wenigsten grüßten. Das war vor allem dem Umstand geschuldet, dass Sirius anstatt dem seiner Position angemessenen blutroten Mantel, dieses Mal eine dunkelbraune Kapitänsuniform trug und eine Schirmmütze vors Gesicht gezogen hatte. Nur die wenigsten erkannten ihn so. Übermäßige Aufmerksamkeit hatte Sirius nie wirklich gemocht und aktuell war ihm ein gewisses Maß an Anonymität lieber. Ob Seldranas Kleiderwahl dabei half war ebenso fraglich. Anstatt der für Ehrengardisten gewöhnlichen Ganzkörperrüstung trug sie Stiefel, kurze Shorts, ein kurzärmliges Hemd und darüber eine ballistische Schutzweste. Ansichtssache, was eher auffallen würde. Feste Vorschriften für Ehrengardisten gab es für es diesbezüglich nicht, höchstens bei Paraden und öffentliche Auftritten. Eine Sache worüber sich Seldrana am meisten freute war die Tatsache, dass sie doch nicht die letzte ihrer Art war. Als Minari an Bord der Pulsar durch die Reaper den Tod fand, nahm sie nur die Hälfte der existierenden Ehrengardisten mit sich. Der Rest hielt sich zu diesem Zeitpunkt zu Trainingszwecken auf Morjan Prime auf. Simple Rotation, die Seldrana völlig vergessen hatte. Nach ein paar Minuten erreichten sie einen nahen Lagerraum, vor dessen Eingang sie Taras entdeckten. Sie betrachtete ein Klemmbrett und unterhielt sich nebenbei mit mehreren Besatzungsmitgliedern, die für die Verwaltung der Bestände zuständig waren. Taras hatte Sirius und Seldrana den Rücken zugewandt und merkte nicht, dass sich die beiden ihr näherten. Als Sirius weniger als 20 Meter entfernt war überkam ihn kurzerhand ein geradezu übermächtiges und unnatürliches Gefühl, das ihn regelrecht übermannte. Im schnellen Schritt hastete Sirius in einen nahen Seitengang und atmete schwer durch. „Alles in Ordnung?“, fragte Seldrana, die ihm genau gegenüber stand. „Nein, überhaupt nicht.“, erwiderte er. Sirius verstand überhaupt nicht was mit ihm los war. Seine Herzfrequenz hatte sich erhöht, ja sogar seine Körpertemperatur stieg. Er war sichtlich nervös und konnte sich nicht erklären wieso. Etwa wegen Taras? Er war ein Elitesoldat der Totenkopf-Legionen. Er konnte zwei Jahrzehnte an Kampferfahrung vorweisen. Er und Sinari waren die Schlächter von Tolan 2. Zusammen hatte sie ganze Planeten vom Leben befreit. Wie konnte ihn eine einzelne Person so aus der Ruhe bringen? Es war keine Angst, nein, es war irgendwas anderes und er konnte es sich nicht erklären. Er hatte mit Taras schon öfter zu tun gehabt, auch in den letzten Tagen, nur dieses Mal war irgendetwas anders. So nervös war er noch nie, noch nicht mal bevor irgendeiner Schlacht. Sirius berief sich auf sein Training bei den Totenköpfen, das trotz seines Wechsels zur Raumflotte immer noch präsent wie nie war. Er brachte seine Atmung wieder unter Kontrolle und beruhigte sich so langsam wieder. „Geht es wieder?“, fragte Seldrana, die Sirius Vitalwerte mitüberwachte und sehr wohl verstand was los war. Sirius nickte und lächelte sie an. „Sieg, oder Tod.“, nannte Sirius den morjanischen Schlachtruf mit einem sarkastischen Unterton, was Seldrana mit einem kleinen Lacher und einem Nicken bestätigte. „Gehen wir es an.“, murmelte Sirius und mit einem einzigen Schritt betrat er wieder den Hauptkorridor. Weit kam er nicht, denn um die Ecke, nur einen Meter weiter, stand Taras. Sie hatte bereits auf ihn gewartet. „Oh Skap.“, rutschte es Sirius leise heraus. Taras neigte den Kopf leicht zur Seite und lächelte ihn an. Leicht panisch blickte Sirius nach hinten, nur um festzustellen, dass sich Seldrana bereits abgesetzt hatte und so stand er nun Taras alleine gegenüber. Auffallend an ihr waren die schwarzen Haare, die sie schräg zur Seite gestylt hatte. Normalerweise hatte sie graues, schulterlanges Haar, doch bei einem kurzen Besuch auf der Citadel hatte sie sich ihre Haare schwarz färben lassen und war mit einer neuen Frisur zurückgekommen. Es absoluter Blickfang, dem sich Sirius nicht entziehen konnte. „Sirius.“, sagte sie freundlich. „Taras.“, erwiderte dieser notgedrungen. „Wie ich sehe trägst Du deine alte Kapitänsuniform, die gleiche, als Du das Kommando über die Henker hattest.“ „Ja … Sie generiert nicht allzu viel Aufsehen. Das habe ich manchmal lieber.“ „Das kann ich verstehen. Ich vermutete Du hast einen besonderen Grund hier zu sein, oder?“ „Naja … Ich habe ein paar Stunden für mich und … wollte nachfragen, ob Du … ebenfalls ... etwas Zeit hast, die Du vielleicht … mit mir … verbringen möchtest.“ „Ja, das kann ich. Und das möchte ich sogar sehr gerne.“ Sirius fiel dabei regelrecht ein Stein vom Herzen und er entspannte sich sichtlich. Taras ging es da kaum anders. Man sah es ihr kaum an, aber sie war selbst ausgesprochen schüchtern. Mit der Zeit hatte sie gelernt das hervorragend zu verstecken. Wie gut, dass Sirius die Führung des Gespräch übernahm. „Hast Du was … Besonderes … im Sinn?“, fragte Taras. „Einen … Spaziergang zum … Observationsdeck.“, schlug Sirius vor. Es war ein notdürftiger Einfall, der ihm in aller letzter Sekunde kam. „Das ist ein paar Kilometer entfernt.“, entgegnete Taras. „Ich sagte nicht, dass es ein kurzer Spaziergang sein soll.“ Taras nickte und mehr unbewusst bot Sirius ihr seinen Arm an, an dem sie sich kurzerhand hastig einhängte. Keiner der beiden hatte das geplant, doch ändern wollten sie daran nichts mehr. Gemeinsam schlenderten sie den Hauptkorridor entlang und man sah ihnen an, dass sie glücklich waren. Aus einem Seitengang lunzten derweil Sinari und Seldrana ausgesprochen zufrieden hervor und konnten mit Stolz sagen ... Mission erfolgreich. Kapitel 18: Der Fall von Thessia -------------------------------- Lieutenant Kurin war angespannt und selbst das war noch eine Untertreibung. Dennoch ließ sich die Asari davon nichts anmerken. Sie entstammte einer langen Ahnenreihe von Kriegerinnen. Eine wohldokumentierte Abstammungslinie, zahllose Jahrtausende alt, die bis zu den Anfängen der Zivilisation zurückging, als die Asari noch mit Stöcken und Steinen gegeneinander kämpften. Sie selbst war eine hervorragend ausgebildete und kompetente Kämpferin und Anführerin. Trotz allem war sie sehr angespannt, genau wie ihre Truppe, ganz egal wie sehr sie es verbarg. Gegenwärtig waren sie und ihr Trupp auf Befehl der Matriarchinnen beim Tempel der Athame stationiert, einem Heiligtum, das fast so alt war wie die Zivilisation der Asari selbst. Es war ihr Auftrag diese Position zu bewachen und Kurin kam dieser Aufgabe mit vollem Pflichtbewusstsein nach, trotzdem gefiel ihr die Sache nicht – aus vielerlei Gründen. Warum wurde ihr Trupp dazu abgestellt einen Schrein zu bewachen? Dass es sich bei den Artefakten um mehr handeln musste, als es den Anschein hatte, oder irgendjemand zugeben wollte, war schnell klar. Den ganzen Tag über, seit bekannt wurde, dass ein massiver Reaper-Angriff unmittelbar bevorsteht, gab es um den Tempel der Athame ein reges Kommen und Gehen. Es waren vorwiegend hochrangige Wissenschaftlerinnen und Matriarchinnen , die sich im Tempel aufhielten. Sie verluden sämtliche Artefakte in speziell abgeschirmte Verwahrungseinheiten, darunter auch die gewaltige Statue der Göttin Athame, und brachten diese zu einem wartenden Frachter in der Nähe. Diese Transporte wurden von Mitgliedern der Serrice-Wache begleitet. Diese Einheit aus Asari-Elitesoldatinnen war geradezu berühmt und berüchtigt für ihre Fähigkeiten im Kampf. Was immer in diesem Tempel gelagert wurde, religiöse Artefakte waren das mit Sicherheit nicht. Kurin wandte sich vom Tempel ab und ging, gefolgt von einer weiteren Asari, zu einer nahen Brüstung und betrachtete von dort weitläufig die Umgebung. Vor ihnen lag die bläulich glitzernde Skyline. Zahllose, weit ausufernde Gebäude und Türme mit glatten, abgerundeten Oberflächen, die wie elegante, aufsteigende Spitzen geformt waren. Sie wirkten fast schon zerbrechlich, doch standen länger, als so manch andere Zivilisation – ein klarer Beweis für die Fähigkeiten der Asari. So beeindruckend dieser Anblick auch war, so trügerisch war er. All die weitläufigen Plätze, Parks, Universitäten und Museen würden keinerlei nennenswerten Schutz bieten, wenn die Reaper angriffen. Im Gegenteil. Sie boten den Reapern sogar ausreichend freie Flächen – hervorragende Landeplätze inmitten dicht besiedelter Gebiete. Man konnte sehen wir mancherorts neben professionellen Verteidigungsstellungen auch provisorische Barrikaden errichtet wurden, während sich Milizen und Soldatinnen organisierten und in umliegenden Gebäuden Stellung bezogen und halbwegs geordnete Evakuierungen durchzuführen. Die Stadt vor ihnen war nur einen Schritt davon entfernt im Chaos zu versinken. Die Warnung, dass ein massiver Reaper-Angriff bevorstand, kam für viele überraschend, obwohl man eigentlich jeden Tag damit hätte rechnen können. Manche verfielen in Panik, andere resignierten, andere versuchten zu helfen und andere gingen in völliger Ignoranz gegenüber der drohenden Gefahr ihrem alltäglichen Leben nach. Die angeordneten Evakuierungen kamen viel zu spät und waren nur notdürftig ausgearbeitet und wurden auch genauso durchgeführt. Hochrangige Persönlichkeiten, die Politiker und einflussreiche Geschäftsleute, waren die ersten, die Thessia verließen, als die drohende Gefahr eines Reaper-Angriffes offensichtlich wurde. Das sie überhaupt Zeit zur Vorbereitung hatten verdankten sie den Morjanern – jenen Monstern, die vor knapp einem dreiviertel Jahr Illium einfach so auslöschten. Für Kurin kaum zu glauben. Auch sie hatte Bekannte auf Illium verloren, Freunde von Freunden, die sie ebenfalls kannte. Und jetzt hofften alle, dass die Morjaner ihnen halfen. Das konnte Kurin kaum glauben. Sie hatte die Ansprache von diesem Sirius Mel’Taun gesehen, der von großen Siegen und gar der Vernichtung eines ganzen Planeten sprach. Für sie ganz klar ein durchgeknallter Spinner, völlig abgehoben, fernab jeder Realität, dessen Ego so groß war wie deren Raumschiffe, dessen überzogene Propaganda sich mit der der Batarianer zu messen versuchte und sicherlich einen genauso verschwindend geringen Wahrheitsgehalt besaß. Kurin konnte da nur seufzen und blickte hoch in den Himmel, denn direkt über ihnen, in Thessias nahem Orbit und mit bloßen Augen erkennbar, sah man die markanten, dreieckigen Rümpfe morjanischer Schlachtschiffe. Andere Schiffe waren Teil der sechsten Asari-Flotte. Deren Präsenz machte Kurin Hoffnung, denn in keiner anderen der anwesenden Flotte der Asari gab es eine größere Konzentration an Schlachtschiffen. Kurin blickte hinüber zum Tempel und sah wie sich ganz offensichtlich der letzte und scheinbar wichtigste Transport auf den Weg zum Landeplatz machte. Er hatte die größte Eskorte, Schützenpanzer und nahezu die gesamte Serrice-Wache und ihm folgten die Matriarchinnen und Wissenschaftlerinnen in gepanzerten Fahrzeugen. Kaum machte sich der Konvoi auf den Weg erhielt Kurin auf ihrem Universalwerkzeug den Befehl, dass sie und ihr Trupp sich an der Verteidigung Thessias beteiligten sollten – etwas, das sie liebend gerne von Anfang an getan hätte. An Bord eines morjanischen Schlachtschiffes über Thessia saß Admiral Cerco und betrachte die taktischen Analysen. Die Asari boten auf was ihnen an Kräften zu Verfügung stand und positionierten diese vor ihrem Planeten in Richtung jenes Massenportals durch das die Reaper schon sehr bald in das Sternensystem einfallen würden. Man könnte meinen die Asari hätten beinahe ihren gesamten Bestand an Schlachtschiffen und der Großteil ihrer Kreuzer vor Ort versammelt. So zog Cerco ebenfalls seine Kräfte bei Thessia zusammen und platzierte diese etwas abseits auf der Flanke der Formationen der Asari. Viel war es nicht. Vier Schlachtschiffe, sechs Kreuzer und knapp 15 Fregatten. Die Flottille hatte bislang an etlichen Kämpfen nur zusehen dürfen, oder besser gesagt, müssen. Immerhin lag ihre Aufgabe in der Aufklärung und dafür waren die Schiffe mit zusätzlichen, verstärkten Sensoranlagen ausgestattet. In den vergangenen Wochen arbeitete man dabei stark mit verschiedenen Asari-Flotten zusammen, besonders der zweiten Flotte, die auf blitzartige Angriffe spezialisiert war. Die Informationen, die ihnen die Morjaner den Asari über die Bewegung der Reaper lieferten, waren essentiell um zu einem die Effizienz weiter zu steigern und gezielt Schwachpunkte in den Reaper-Formationen anzugreifen, sowie kleinere Gruppen von Reaper-Schiffen zu finden und ausschalten zu können, und zu anderem als Früherkennung, damit bedrohte Planeten und Kolonien rechtzeitig evakuiert werden konnten. Dabei stellte sich die Frage was die Reaper bislang eher auf Distanz gehalten hatte. Etwa die Präsenz der Morjaner, oder die Angriffe der Asari? Was immer es war, es schien nicht mehr zu wirken, wie man an dem bevorstehenden Angriff unschwer erkennen konnte. Cerco war das natürlich egal. Für die Asari hatte er und viele andere außer Abneigung nichts übrig. Für sie war der Krieg um Argos 3 und die folgenden Versuche der Asari sich, trotz ihrer Beteiligung, als unschuldige Opfer darzustellen, eine Schandtat. Trotzdem, seine bisherige Aufgabe, die Asari im Kampf gegen die Reaper zu unterstützen, genauso wie jetzt, führte er dennoch mit vollem Eifer durch. Vordergründiges Ziel war es natürlich den Reaper Schaden zuzufügen. Thessia selbst hatte für ihn dabei keine Bedeutung und selbst der Verbund könnte nichts dagegen unternehmen, um Thessias Fall zu verhindern. Das hatte allerdings nichts mit der Abneigung gegenüber den Asari zu tun. Für sie war das Parnitha-System, in dem Thessia lag, einfach nur das nächste Schlachtfeld. Dem Verbund fehlten schlichtweg die Mittel, um den Planeten zu schützen. Cerco selbst war der Meinung, dass der Beitrag der Asari in diesem Krieg ohnehin zu wünschen übrig ließ. Die Asari hätten wesentlich früher aus ihrer Komfortzone kommen müssen. Bereits im ersten Moment, als die ersten Welten fielen, hätte das ein eindeutiges Zeichen für sie sein müssen, besonders wenn man bedenkt wie lange dieser Krieg schon dauerte. Jetzt versuchten sie das nachzuholen. Neben den Reapern hatte Cerco auch die Anstrengungen der Asari überwacht. Ihm fielen dazu nur vier Worte ein: zu wenig, zu spät. Die Asari hatten allem Anschein nach wirklich geglaubt, ihre Kommando- und Sabotageaktionen würden die Reaper dauerhaft auf Distanz halten. Absoluter Wahnsinn. Nun würden sie den Preis dafür bezahlen. Cerco betrachtete wieder seine Anzeigen. Seine Flotte hatte mittlerweile vollständig Aufstellung bezogen. Alle Schiffe meldeten Kampfbereitschaft und das einzige was noch fehlte waren die Reaper. Zusätzlich hatte man klammheimlich Spionagesatelliten ausgesetzt, die als Wracks und Weltraumschrott getarnt waren. Die sollten allerhand interessante Informationen liefern, selbst nachdem man das System längst verlassen hat. Cerco blickte hinüber zum Kapitän des Schlachtschiffes, Nelas. Die ausgesprochen junge Frau hatte sich auf den Rand eines Brückengrabens gesetzt und ließ ihre Beine baumeln, während sie der Besatzung an den Monitoren und Bedienungen über die Schultern schaute und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stand. Sie war ausgesprochen kompetent, besaß ein herausragendes taktisches Verständnis und war gegenüber ihren Untergebenen äußerst fürsorglich. Zudem war sie mit gerade mal 32 Jahren die jüngste Kapitänin, die das Kommando über ein Schlachtschiff inne hielt. Ihre übervorsichtige und für manch einen überraschend zurückhaltende Art machte sie perfekt für die gegenwärtigen Missionen und Cerco schätzte das sehr. Seit sie ihr Kommando hatte arbeitete sie mit Cerco zusammen und er nutzte ihr Schiff als Flaggschiff für die Flotille. Er selbst betrachtete sich als eine Art Mentor für Nelas und stand ihr ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite. Er war sehr daran interessiert eine neue Admiralin für den Verbund heranzuzüchten, denn von kompetenten Befehlshabern konnte man nie genug haben. Das sah auch die oberste Führung, denn sie wollte regelmäßig Berichte über Nelas persönliche Fortschritte. Cerco fiel auf wie Nelas ein Datenpad von einem der Besatzungsmitglieder gereicht bekam, das sie kurz betrachtete, bevor sie sich ihm zuwandte. „Admiral, die Reaper sind in Bewegung. 144 Schlachtschiffe und 531 Zerstörer. Die geschätzte Ankunftszeit beträgt sechs Minuten. Wir müssen die Asari warnen.“, meldete Nelas. Cerco bestätigte das mit einem Nicken und faltete die Hände vor seinem Mund. Die allgemeine Abneigung gegen die Asari teilte sie nicht unbedingt. Sie wollte nicht durch das Fehlverhalten einiger weniger auf eine ganze Spezies schließen. Für eine Morjanerin eine recht ungewöhnliche Einstellung. „Mach das.“, sagte er und Nelas gab dazu weitere Anweisungen an ihre Offiziere. Nebenbei rief Cerco eine taktische Anzeige auf den vorderen Monitoren auf, die einen Frachter zeigten. „Was ist Deine Meinung dazu?“, fragte er plötzlich Nelas betrachtete die Anzeigen für einen Moment. Für sich genommen war dieser eine Frachter im ersten Moment nichts Besonderes. Da draußen waren zahllose Raumschiffe unterwegs, um Thessia zu evakuieren. Auffallend waren die zwei Kreuzer und vier Fregatten, die den Frachter begleiteten. „Einer dieser modularen Frachter für den Transport von Personen und Waren, aber mit Eskorte … ein Prioritätstransport. Wahrscheinlich wichtige Persönlichkeiten, oder brisante Materialien. Irgendwas in der Art. Auf jeden Fall etwas von Bedeutung, das vor den Reapern in Sicherheit gebracht wird … Wäre das ein Krieg gegen die Asari würde ich versuchen das Schiff manövrierunfähig zu machen … am besten mit dem Einsatz der Laser gegen die Triebwerke …“ „Danke. Das reicht.“, unterbrach Cerco sie freundlich und grinste. Er wusste, dass er die richtige Person ausgesucht hatte und dass sie dem Verbund in Zukunft hervorragende Dienste leisten würde. Derweil fiel ihr Fokus wieder auf den einen Frachter. Dieser blieb nicht lange in Thessias Nähe und ging sofort mitsamt seiner Eskorte auf Überlichtgeschwindigkeit. Nelas war durchaus neugierig was der Frachter geladen haben mag, aber genauso fragte sie sich, ob dieser kleine Konvoi den Reaper überhaupt entkommen konnte. Es könnte durchaus knapp werden. „Gesamte Flotte Gefechtsbereitschaft. IS-Antreibe bereit halten.“, befahl Cerco und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die bevorstehende Schlacht. Captain Myollis T’Sayma war ausgesprochen nervös, als sie mit dem modifizierten Frachter der Kowloon-Klasse das Massenportal erreicht. Sie arbeitete schon seit Jahrhunderten mit den Kommandoeinheiten der Asari und gelegentlich den Spectres zusammen. Da sie selbst für eine Asari nur ausgesprochen schwach ausgeprägte biotische Fähigkeiten besaß war es für sie nicht möglich den Kommandoeinheiten beizutreten. Da sie dennoch ihren Teil zum Schutz ihres Volkes beitragen wollte musste sie sich anderweitig etwas einfallen lassen. So übernahm sie logistische Aufgaben und hatte ein Geschick dafür entwickelt zivile Frachter für die verschiedensten Arten von Geheimmissionen zu beschaffen, zu modifizieren, einzusetzen, sich unerkannt dem Zielgebiet zu nähern und dort zu verbleiben, Einheiten abzusetzen, notfalls Unterstützung zu leisten und schnell wieder abzuziehen. Sie hatte bereits Einsätze nach Omega, Tuchanka, Kar’Shan, oder der Erde begleitet, nur um ein paar zu nennen. Ihr gegenwärtiges Schiff, ein Frachter aus menschlicher Produktion, war dabei nur die jüngste Ergänzung in ihrer kleinen Privatflotte. Zusätzlich ausgerüstet hatte sie ihn dabei mit verbesserten Antrieben und Schilden, Einrichtungen zur Langstreckenkommunikation, ein paar leichten Massetreibergeschützen, sehr hilfreich um so manchen Piraten auf Abstand zu halten, und ganz wichtig, einen sehr „flexiblem“ Transponder, der ihre Kennung verbergen und falsche Kennungen erzeugen konnte - unglaublich hilfreich wenn man durch den Raum der anderen Citadel-Völker reiste. Trotz allem war sie ausgesprochen nervös. Neben Wissenschaftlern, hochrangigen Matriarchinnen , hatte sie noch irgendwelche brisanten Artefakte aus dem Tempel der Athame an Bord, von denen ihr niemand sagen wollte, um was genau es sich dabei handelte und Myollis war sich sicher, dass es keine religiösen Schmuckstücke waren. Sie war es gewohnt nur spärliche Informationen zu erhalten, normalerweise informierte man sie nur soweit, dass sie ihre Schiff und die Ausrüstung entsprechend auf die jeweilige Mission vorbereiten konnte. Dieses Mal war es anderes. Dieses Mal ging es nur um einen Transport. Die Passagiere und die nicht näher beschriebenen Artefakte sollten zu einem noch nicht nicht näher genannten Ort gebracht werden, welcher einige Sternensysteme entfernt lag. Letzten Berichten zufolge war der Weg dorthin noch frei von Reapern, nur die Frage war: Für wie lange noch? Myollis, ihr Frachter und die Eskorte passierten das Massenportal, verließen das Parnitha-System und erreichten den Bruchteil einer Sekunde später das benachbarte Sternensystem. Kaum angekommen bildeten ein Kreuzer und zwei Fregatten die Vorhut und beschleunigten auf Überlichtgeschwindigkeit. Myollis verblieb mit ihrem Frachter und dem Rest der Eskorte beim Massenportal und hielt ihren eigenen ÜLG-Antrieb in Bereitschaft. Als kurz darauf die Entwarnung der Vorhut kam reichte Myollis nur ein Knopfdruck, um auf Überlichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. Captain Maltha V’Tiora, die Kommandeuren des Asari-Kreuzers Nefrane, beobachtete wie der zu eskortierende Frachter in Richtung des nächsten Massenportals verschwand. Mit den Worten „Paket unterwegs.“, gab sie der Vorhut die Meldung, dass der Frachter auf Kurs war und gab ihrer eigenen Besatzung ebenfalls den Befehl zum ÜLG-Sprung anzusetzen. Während sich die Antriebe aufluden schlugen kurzerhand die Scanner Alarm. Ehe sie sich versah waren sie von hunderten von Reaper-Schiffen umgeben. Es war jene Streitmacht, deren Ankunft man bereits mit Furcht erwartete. Die Anwesenheit der drei Asari-Schffe störte sie dabei nicht, sie waren ohnehin keine ernstzunehmende Bedrohung, was nicht bedeutete, dass man sie einfach ignorieren würde. „Bringt uns hier weg! Ausweichmanöver!“, schrie Maltha panisch. Ihr Kreuzer und die beiden Fregatten beschleunigten und flohen in alle erdenkliche Richtungen, Hauptsache weg von den Reapern, genauso wie jene Frachter und Transporter, die unablässig durch das Massenportal kamen und die Reaper hielten davon unbeeindruckt direkt auf das Massenportal zu, das sie ins Parnitha-System und damit direkt nach Thessia führen würde. Dabei feuerten sie während des Fluges beiläufig auf alle fliehenden Schiffe. Die langsamen Frachter und Transporter hatten keine Chance. Eines der Reaper-Schlachtschiffe nahm die Nefrane ins Visier und feuerte sein Hauptgeschütz ab. Der rötlich glühende Strahl verfehlte den Kreuzer ganz knapp und Maltha hoffte noch rechtzeitig mithilfe eines ÜLG-Sprungs entkommen zu können. Eine Sekunde später wurde der Kreuzer von einem anderen Schlachtschiff getroffen, dessen Schuss sich mitten durch die Brücke bohrte. Maltha bekam ihren Tod nicht mal mit. Die beiden verbliebenen Fregatten konnten den Schüssen besser ausweichen, zumindest für den Moment. Sie überlebten ein paar Sekunden länger und fielen dann ebenfalls der Reaper-Armada zum Opfer, bevor es ihnen gelang ihre ÜLG-Antriebe zu starten. Davon unbeeindruckte passierten die Reaper das Massenportal. Lediglich ein Reaper-Schlachtschiff stoppte und näherte sich den Raumschiffwracks. Unsicher über die Situation und eine kurze Kalkulation später entschloss es sich dazu das nächste Massenportal in dem System anzufliegen, denn es war das einzige durch das man im Moment noch unentdeckt entkommen konnte. So löste es sich von der Flotte und nahm ohne es zu wissen die Verfolgung auf. „Reaper-Schiffe dringen soeben in das System ein.“, meldete Nelas. „Mh, mh.“, murmelte Cerco leise „Hier Admiral Cerco Marbos, für vollen Waffeneinsatz bereit halten. Bei Feindkontakt Feuer nach eigenem Ermessen.“, befahl er der gesamten Flotte und wartete ab. Es vergingen knapp zwei Minuten, die dennoch gefühlt quälend lang verstrichen, bis die Reaper nahe Thessia erschienen. Die Reaper selbst warteten einige Augenblicke bis alle ihre Schiffe an Ort und Stelle versammelt waren und dann flog die gesamte Armada direkt auf Thessia zu. Gemeinsam eröffneten die Flotten der Asari und Morjaner das Feuer. Tausende von Geschossen und Raketen wurden abgefeuert. In Gruppen aufgeteilt konzentrierte man den Beschuss auf einzelne Reaper für maximale Effizienz. In Gruppen nahmen die Schiffe der Asari ihre Ziele ins Visier und belegten sie mit einem anhaltenden Dauerfeuer, dem sogar mehrere Reaper-Schlachtschiffe zum Opfer fielen. Man kannte relativ genau die Stärke ihrer Barrieren und feuerte so genug Geschosse ab, um ein Schlachtschiff auszuschalten, damit die Kreuzer dieses Ziel endgültig vernichten konnten, während man sich bereits den nächsten Zielen zuwandte. Die morjanische Flotte fuhr ebenfalls alles auf was sie zu bieten hatte. Die schweren Antischiffslaser der Kreuzer und Schlachtschiffe brannten sich durch die Schwachstellen der Reaper-Schiffe. Massives Geschützfeuer konzentrierte sich dabei ebenfalls auf die nächstbesten Ziele. Unterstützt wurden sie von den Fregatten, die den Rest der Flotte abschirmten und vereinzelt auf beschädigte Ziele feuerten. Dazu kam ein gewaltiges Arsenal an Antischiffsraketen, mit denen die morjanischen Raumschiffe ausgerüstet waren und diese wurden auch gnadenlos eingesetzt. Zehntausende an konventionellen und nuklear bewaffneten Raketen wurden abgeschossen und jagten den Reapern entgegen. Die paar Tausend Javelin-Raketen, die von den Asari eingesetzt wurden, fielen dabei schon gar nicht mehr auf. Die Reaper wurden in einem nie enden wollenden Meer an Explosionen eingehüllt und konnten dagegen kaum was unternehmen. Ihre eigenen Abwehrsysteme und die Oculus-Drohnen wehrten zwar zahllose Flugkörper ab, doch die schiere Masse überwältigte selbst deren Verteidigung und so verloren sie weitere Schiffe. Dennoch hielten sie weiter direkt auf Thessia zu. Cerco beobachtete das Verhalten der Reaper auf seinen Anzeigen genau. Trotz des Verlustes von gut zwei Dutzend Großkampfschiffen und annähernd 100 Zerstörern hielten sie weiter ihren Kurs. Ihre Hauptwaffen hatten eine geringere Reichweite und dadurch waren sie gezwungen nahe an ihren Feind heran zu gehen. Cerco selbst beobachtete, wie die Reaper ausgesprochen taktisch vorgingen, trotz dieses, auf den ersten Blick, plumpen Frontalangriffes. Angeschlagene Reaper-Schiffe fielen zurück, tauschten ihre Position mit anderen, wurden sogar von anderen Schiffen gedeckt, die für sie so manchen Treffer einsteckten. Zerstörer hielten sich als zusätzlicher Schutz in der Nähe, genauso wie die Oculus-Drohnen, die sich in Gruppen organisierten und versuchten Lücken und Schwachstellen abzuschirmen. Cerco wusste was los war. Die Reaper versuchten sich anzupassen. Ihre eigenen Verluste zwang sie dazu. Dabei hatten sie definitiv noch viel zu lernen, doch es war eine Entwicklung, die man im Auge behalten und notfalls selbst mit neuen Taktiken und Strategien gegenhalten musste. Im nächsten Moment lösten die Reaper ihre Formation auf, denn sie hatten mittlerweile zu den Flotten der Asari aufgeschlossen und stürzten sich nun auf diese. Die Schiffe der Asari fielen zurück und begannen auf den ersten Blick panisch auf die nächstbesten Ziele zu schießen, wodurch die bislang hohe Effizienz rapide zu sinken begann. Inmitten der Asari-Flotten entstand ein geradezu glitzerndes Gewitter. Oculus-Drohnen der Reaper und Jäger der Asari wuselten zwischen den Schlachtschiffen und Kreuzern umher. Die einen versuchten die Antriebe der größeren Raumschiffe auszuschalten, die anderen versuchten sie, mithilfe der Fregatten, genau davon abzuhalten. Sie versuchten sich auch an der morjanischen Flotte, nur das massive Abwehrfeuer durch die zahllosen Flakbatterien unterband das. „Jetzt wird es interessant.“, murmelte Cerco und betrachtete eine dreidimensionale Projektion der Schlacht, als zusätzliche Kontakte erschienen. Die Asari hatten eine weitere Flotte in die Schlacht geworfen. Eine größere Ansammlung aus modernsten Fregatten, Kreuzern, bewaffnet mit Thanix-Geschützen, unterstützt von einigen leichten Trägern und ein paar weiteren Schlachtschiffen, die im Rücken der Reaper erschienen. Sofort schickten sie ihre Jäger los und begannen die Reaper von hinten anzugehen. Vor allem die angeschlagenen Zerstörer und Schlachtschiffe, die die Reaper für den Moment eigentlich aus den Kämpfen nehmen wollten, wurden so in die Zange genommen. Im Nahkampf griffen die Jäger der Asari die angeschlagenen Reaper mit Javelin-Torpedos an und erzielten so, in Zusammenarbeit mit den anderen Schiffen, einem Abschuss nach dem nächsten. Dutzende Zerstörer und sogar mehrere Schlachtschiffe fielen den Asari binnen kürzester Zeit zum Opfer. Doch trotz dieser Erfolge war für Cerco klar, dass die Asari verlieren würden. Sie hatten nur eine leichte zahlenmäßige Überlegenheit und das würde niemals ausreichen. Der technologische Unterschied und die pure Stärke der Reaper waren einfach zu groß. So teilte sich die Reaper-Armada in drei gleich große Gruppen auf. Die erste Gruppe drehte bei und nahm sich die Flotte in ihrem Rücken vor, die zweite Gruppe fiel über die Flotten vor Thessia her und die dritte und letzte Gruppe hielt auf die morjanische Flottille zu. Die Reaper flogen mitten in die Verbände der Asari hinein und feuerten ihre Thanix-Kanonen ab. Die rötlichen Strahlen, Schüsse aus flüssigem Metall, schnitten sich selbst durch die schwersten Schiffe, ganz egal ob Kreuzer, oder Schlachtschiff. Ein Schiff nach dem nächsten explodierte und wurde in Stücke gerissen. Innerhalb von Sekunden begannen die Reaper die Flotten der Asari zu dezimieren. Es war offensichtlich, dass diese Schlacht vorbei war. Manch einer versuchte zu retten was zu retten war und floh, vor allem die verbliebenen Schlachtschiffe. Andere blieben bei Thessia und versuchten noch irgendwelchen Schaden anzurichten. Cerco beobachtete einen Asari-Kreuzer, der seine Position hielt und auf ein Reaper-Schlachtschiff feuerte, das genau auf ihn zuflog. Keiner von beiden machte irgendwelche Anstalten auszuweichen. Dem Reaper machte der Beschuss ohnehin nichts aus, da seine Barrieren bei voller Stärke waren. Dann feuerte es seine Hauptwaffe ab und zerstörte den Kreuzer mit nur einem Schuss „Das war es dann wohl.“, meinte Nelas, mit einem klar erkennbaren Anzeichen von Trauer. „Alle Schiffe Rückzug.“, befahl Cerco. Sie selbst hatten bislang kein einziges Schiff verloren, da sie sich eher etwas abseits hielten und das sollte auch so bleiben. So, nur eine Sekunde später, bevor die Reaper nahe genug heran kamen, um auch seinen Verband ins Visier nehmen zu können, starteten die Morjaner ihre ÜLG-Antriebe, verschwanden aus dem Raum und verließen das System. Gegen die Übermacht der Reaper konnte er mit seiner kleinen Flottille eh nichts mehr ausrichten. Wenn sich mehrere Verbände zusammenschlossen sah die Lage natürlich wieder anders aus und Cerco erwartete, dass er bei der nächsten Schlacht um das Parnitha-System wieder mit dabei sein würde. Damit, mit der allgemeinen Kontrolle über den Weltraum um Thessia, begannen die Reaper ihre Invasion. Sie gingen methodisch vor, positionierten sich um den gesamten Planeten, stellten ihn faktisch unter Blockade, vernichteten Raumstationen und die letzten Raumschiffe, die zu fliehen versuchten, zerstörten die Extranet-Bojen, um Thessia vom Rest der Galaxie abzuschneiden und bombardierten strategisch wichtige Ziele, wie Verteidigungsanlagen, Raumhäfen, Stützpunkte und Knotenpunkte für Logistik und Infrastruktur vom Orbit aus. Dann setzten sie zur Landung an. Hunderte Reaper-Schiffe drangen weltweit gleichzeitig in Thessias Atmosphäre ein. Mit Entsetzen musste Lieutenant Kurin mitansehen wie die Flotten der Asari über Thessia vernichtet wurden. Zur Weißglut brachte sie die Tatsache, dass die morjanische Flotte einfach so verschwand. Sie versuchten nicht mal die Reaper weiter zu bekämpfen. Und die feuerten mittlerweile auf Ziele auf der Planetenoberfläche. Kurin sah wie Reaper-Strahlen das Stadtgebiet um sie herum trafen und gewaltige Schäden anrichteten. Sie sah wie ganze Gebäude einfach so einstürzten. Sie hatte nicht mal Zeit sich ihrem Ärger Luft zu machen, denn sobald man nur nach oben sah erblickte man die Reaper, die bereits im Anflug waren. Durch die Reibung beim Eintritt in die Atmosphäre sah es so aus, als würden zahllose Feuerbälle auf die Oberfläche herab stürzen. Nur kurz darauf, nur einen Augenblick später, landeten die ersten Reaper unweit des Tempels der Athame, genau in Sichtweite. Es geschah genau wie Kurin es befürchtet hatte. Reaper-Schlachtschiffe landeten auf den weitläufigen Plätzen und stampften los. Am Boden wurden sie von allen erdenklichen Richtungen aus beschossen. Raketen, Geschosse und Geschützfeuer, abgefeuert aus halbwegs befestigten Stellungen, von Kampffahrzeugen, Flugabwehrgeschützen, sowie patrouillierenden Jägern. Doch sie richteten kaum erkennbare Schäden an. Die Reaper erwiderten den Beschuss mit ihren schweren Primärwaffen und den leichteren Sekundärwaffen. Ganze Viertel, aus denen heraus man sie beschoss, wurden durch die Treffer eingeebnet. Den Schlachtschiffen folgten kurz darauf die kompakteren Zerstörer, die ebenfalls inmitten der Städte auf Plätzen, ja sogar Straßen und Kreuzungen landeten. Sofort ließen die Reaper Schwärme an Husks, Kannibalen, Marodeuren und sogar vereinzelten Kollektoren los, die augenblicklich Jagd auf die Zivilbevölkerung machten. Das war nur die erste Welle. Es war klar, das Truppentransporter mit dem Rest der Bodentruppen schon sehr bald folgen würden. Selbst auf Distanz konnte Kurin noch die panischen Schreie aus den umliegenden Stadtgebieten hören. Sie blickte über die Schulter zu ihren Kameradinnen, die selbst ausgesprochen besorgt drein blickten. „ASARI! MIR NACH! FÜR THESSIA!“, rief sie die Kriegerinnen zur Besinnung und man marschierte los. Ihnen allen war klar, dass das die größte Herausforderung war, mit der sich die Asari seit den Rachni-Kriegen und den Kroganischen Rebellionen konfrontiert sahen. In einem der benachbarten Sternensysteme bekam man von den Ereignissen um Thessia nichts mit. Myollis erreichte mitsamt ihrem Frachter und ihrer besonderen Ladung das nächste Massenportal, an dem bereits der Kreuzer und eine Fregatte der Vorhut warteten. „Das nachfolgende Gebiet ist sicher. Wir können passieren.“, meldete der Captain des Kreuzers. „Verstanden.“, bestätigte Myollis und näherte sich dem Massenportal an. „Erhöhte Vorsicht. Wir haben den Kontakt zu unserer Nachhut verloren. Außerdem erhalten wir Berichte, dass die Reaper auf Thessia marschieren.“, meldete der Captain erneut. „Verstanden.“, gab Myollis erneut von sich. Sie konnte ohnehin nicht viel machen und je weiter sie vom Parnitha-System weg kam umso besser. So passierte sie mit einem gewissen Gefühl der Erleichterung, aber auch Wehmut das Massenportal und erreichte den Bruchteil einer Sekunde später das nächste Sternensystem. Dort wartete bereits die andere Fregatte, die voraus geflogen war, um den weiteren Weg zu erkunden. „Wie ist unser weiteres Vorgehen?“, fragte Myollis. „Fortfahren wie geplant.“, meldete der Captain des Kreuzers nach einigem Zögern. „Bleiben Sie in Formationen. Sprung zum nächsten Portal.“ „Verstanden.“, bestätigte Myollis die Anweisung widerwillig und startete den ÜLG-Antrieb. Sie hatte schon einige riskante Missionen durchgeführt, doch dieses Mal fühlte sie sich sichtlich unwohl. Noch mehr sogar als dieser eine Einsatz, der sie nach Kar’Shan führte, nachdem die Batarianer ihre Botschaft auf der Citadel geschlossen hatte. Da hätte man sie beinahe sogar erwischt. Die kleine Gruppe an Schiffen beschleunigte wieder auf Überlichtgeschwindigkeit, was Myollis einige wertvolle Minuten der Ruhe gab, bevor sie das nächste Massenportal erreichten und direkt auf dieses zusteuerten. „KONTAKT!“, ertönte auf einmal die Stimme des Kreuzer-Captains übers Kom. Myollis schreckt auf und wollte instinktiv ihren ÜLG-Antrieb wieder anwerfen, doch der würde einige Momente brauchen, bis er wieder voll einsatzbereit war. „Wartet … Entwarnung.“, meldete der Captain des Kreuzers plötzlich. Verunsichert überprüfte Myollis ihre eigenen Anzeigen und musste zugegeben, dass das, was sie da sah, sogar sie überraschte. Unweit von ihnen war eine größere Fregatte durch das Massenportal gekommen, die direkt auf sie zu flog. Mithilfe optischer Sichthilfen konnte sich Myollis das Schiff genauer ansehen. Es war die Normandy. Das Design zusammen mit der Lackierung der Allianz war unverwechselbar. „Hier ist Commander Shepard von der Allianz. Benötigen sie Unterstützung?“, ertönte es über eine offene Kurzstrecken-Kom-Frequenz. Myollus atmete innerlich auf und lehnte sich zurück in ihren Sessel. Zu wissen des der berühmte Commander Shepard in der Nähe war hatte einen ungemein beruhigenden Effekt. Während sie da saß und sah wie die Normandy immer näher kam dachte sie darüber nach was für eine glückliche Fügung des Schicksals das doch war. Was für ein Zufall es doch war, dass er gerade jetzt bei ihnen erschien. Myollis brauchte einen Moment um zu erkennen, wie abwegig dieser Gedankengang war, doch dafür war es längst zu spät. Bevor man sich versah feuerte die Normandy ihre Thanix-Geschütze im Bug ab. Die Strahlem bohrten sich durch den Rumpf einer Fregatte und zerstörten diese augenblicklich. Myollis schreckte auf und wusste anfangs gar nicht was geschah, als vor ihren Augen das eine Raumschiff vernichtet wurde. Als die Normandy dann den Kreuzer einfach so passierte und direkt auf sie zusteuerte geriet sie in Panik und versuchte auszuweichen. Ohne einen Schuss abzugeben flog die Normandy haarscharf an ihr vorbei. Myollis konnte durch ihre Cockpitscheiben sehen, wie die Normany nur wenige Meter an ihr vorbei raste. Die Erschütterungen, die ihr Frachter dabei kurzerhand erfasste, nahm sie im ersten Moment gar nicht wahr. Erst als ihre Alarmsysteme losgingen, und ihr Schäden an den Antriebssystemen meldeten, erkannte sie, dass man während dieses Überflugs Schwachpunkte an den Antrieben mit GARDIAN-Lasern getroffen und beschädigte hatte. Zunehmend panisch versuchte Myollis diese wieder zum Laufen zu bringen, doch vergebens. Ganz egal wie sehr sie ihre Finger über die Armaturen fliegen ließ sie konnte nichts erreichen. Alle Computersysteme waren gesperrt und reagierten nicht auf ihre Eingaben. Das gleiche Problem hatte die Besatzung des Asari-Kreuzers. Keines der Computersysteme reagierte mehr. Waffen, Antriebe, Schilde, Sensoren, absolut alles war ausgefallen. Sie trieben blind, handlungsunfähig, manövrierunfähig und allem voran wehrlos durch den Raum. „Es muss doch irgendwas geben, was wir tun können.“, klagte der Captain des Kreuzers, während um sie herum die Asari versuchten die Kontrolle zurückzuerlangen. Das war leichter gesagt als getan. Jeder Versuch scheiterte. „Wir schaffen es nicht. Keines der Systeme reagiert mehr. Wir wurden … gehackt.“, antwortete eine der Asari-Offiziere. Der Captain brummte niedergeschlagen. Die Gefahren, die von der elektronischen Kriegsführung ausgingen, waren wohl bekannt und eigentlich verfügten die Raumschiffe der Asari, nach denen der Salarianern, über die fortschrittlichsten Firewalls. Besonders nach dem Auftauchen der Morjaner wurden diese Sicherheitssysteme nochmals verstärkt. Genutzt hatte das offenbar nichts. Kaum das sich die Normandy ihnen genähert hatte kam es auf dem ganzen Schiff zu diesen Ausfällen. Ehe man sich weitere Gedanken darüber machte, wie man diese Probleme beheben konnte, offenbarte das Aufheulen eines ganz bestimmten Alarms den Asari, dass ihre Lage weitaus gravierender war, als es anfangs den Anschein hatte. Man hatte sie nicht einfach nur gehackt und sämtliche Computersysteme gesperrt, nein, man hatte sie sogar komplett übernommen und in diesem Moment wurden sämtliche Luken, Schotts, Panzertüren und sogar die Luftschleusen geöffnet. Nur eine Sekunde später wurden alle Personen an Bord hinaus ins kalte Vakuum gezogen. Die letzte verbliebene Fregatte der Vorhut wich aus, bevor sie ebenfalls von der Normandy getroffen wurde und nahm die Verfolgung auf. Sie beharkte die Normandy mit ihren Schnellfeuermassetreibern. Diese bekam einige Treffer ab, die aber durch die kinetischen Barrieren abgewehrt wurden. Die restlichen Geschosse verfehlten ihr Ziel, denn dafür war die Normandy zu schnell und zu wendig. Als dem Captain der Asari-Fregatte klar wurde, dass sie ihrem Ziel nicht mal richtig folgen konnte, aktivierte sie mehrere Lenkraketen und schickte sie der Normandy hinterher. Die Raketen wurden jedoch durch deren GARDIAN-Laser abgewehrt und die Normandy drehte in einer scharfen Kurve kurzerhand bei. Sie hielt nun direkt auf die Fregatte zu. Ehe diese erneut ihre Massetreiber abfeuern konnte feuerte die Normandy ihr Thanix-Geschütz ab. Dessen Schuss traf das Cockpit der Fregatte und ging mitten durch den Rumpf, wo es den Reaktor traf. Die nachfolgende Explosion riss die Fregatte in Stücke. Im Cockpit dieser Normandy stand der Cerberus-Agent Kai Leng und beobachtete mit einem gewissen Maß an Genugtuung und Belustigung wie das letzte Schiff der Eskorte zerstört wurde. Der Unbekannte hatte, wie man es von ihm gewohnt war, sehr vorausschauend gehandelt, als er mehr als eine Normandy bauen ließ. Drei, um genau zu sein. Der „großartige Commander Shepard“ wusste davon natürlich nichts. Leider war das das letzte Schiff der Normandy-Klasse im Besitz von Cerberus. Mit der ersten brannte Shepard durch und die zweite wurde bei einem Einsatz auf Morjan Prime abgeschossen. Seither stand diese Normandy unter Kai Lengs persönlichem Kommando und leistete ihm hervorragende Dienste. So wie auch jetzt. Wer hätte gedacht, dass es so viel ausmacht, wenn man die letzte, Cerberus-eigene Normandy in Allianz-Farben anmalt und noch dazu ein paar Aufnahmen von Shepard hat, um dessen Stimme zu imitieren. Eigentlich hatte er von den Asari mehr erwartet. Da verdienten sie es erst recht unterzugehen. So viel dazu. „Der Frachter ist außer Betrieb, aber weist unerwartete Schutzmaßnahmen auf. Es ist ein direktes Eingreifen ist notwendig, um die Zielobjekte zu sichern.“, ertönte einer männliche Stimme und erschien im Cockpit, neben dem Piloten, in Form einer holographischen, roten Sphäre. Dabei handelte es sich um EOS, Abkürzung für Erweitertes Offensiv System, eine überarbeitete künstliche Intelligenz, die notwendig wurde, nachdem EDI abtrünnig wurde. Kai Leng schenkte dem nur wenig Beachtung. Bedeutend war nur das EOS die ihm gestellten Aufgaben erfüllte und seine Missionen nicht behinderte. Seinen Wert hatte EOS durchaus schon in vorherigen Einsätzen bewiesen und auch jetzt, als es ihm ohne größere Mühen gelang den Asari-Kreuzer zu hacken und sämtliche Luftschleusen öffnete, ganz genau wie Kai Leng es ihm befahl. „Bringen Sie uns an den Frachter. Das Enterkommando soll sich bereithalten.“, befahl Kai Leng und marschierte ins CIC. „Zu Befehl.“, erwiderte der Pilot, der bereits auf das Objekt der Begierde zuhielt. Die Normandy näherte sich dem Frachter und ließ ein Kodiak-Shuttle aus seinem Hangar, während sie sich selbst der Luftschleuse näherte. An Bord des Frachters, in der hinteren Sektion, jenem Teil des Raumschiffes in dem die Artefakte aus dem Tempel der Athame gelagert wurden, bemerkten zwei Dutzend Asari-Kommandos der Serrice Wache und ein weiteres Dutzend Wissenschaftler die Erschütterungen, als die Normandy an die Luftschleuse andockte. „Was sollen wir tun?“, fragte eine der Wissenschaftlerinnen. „Jeder, der keine Waffe trägt, ins nächste Abteil!“, befahl eine der Jägerinnen. Das mussten sich die anderen Asari nicht zweimal sagen lassen und so hasteten sie allesamt in den nächsten Teil des Frachters, in dem sich die Matriarchinnen und andere hochrangige Würdenträger der Asari-Republiken aufhielten. Leider kamen sie nicht weit. Die Luke, die sie dazu passieren mussten, klemmte nicht nur, sie war sogar verriegelt. Das elektronische Schloss reagierte einfach nicht. Von beiden Seiten versuchte man mit reiner Muskelkraft die Luke zu öffnen, doch ganz egal wie sehr man sich anstrengte, an ihr zog, oder gegen sie drückte, man konnte sie nicht öffnen. „Sucht euch besser Deckung.“, sagte eine der Jägerinnen, als man ein weiteres metallisches Scheppern andeutete, dass die Luftschleuse entriegelt wurde. Es war ganz offensichtlich, dass man sie entern wollte. Wenn es so war, denn sollte der Gegner nur kommen, denn die Asari-Kommandosoldatinnen waren bereit ihn gebührend zu empfangen. Sie gingen hinter Kisten und Containern in Deckung, überprüften Barrieren und Ausrüstung, legten ihre Waffen an und zielten auf den Zugang im Heck, durch die der Gegner kommen musste. Die Wissenschaftlerinnen klammerten sich aneinander und kauerten hinter dem Rest, den man gerade so als Deckung schimpfen konnte und hofften, dass nicht irgendein Querschläger sie treffen würde. Für einige Sekunden geschah nichts. Alles war absolut still. Angespannt erwarteten alle, dass es jeden Moment passieren konnte, dass der Feind, wer auch immer es war, jeden Moment durch die Luftschleuse kam. Dann geschah es. Ein kurzer Alarm ertönte, als die Luftschleuse geöffnet wurde. Die Asari hielten ihre Waffen fest in ihren Händen und die Finger am Abzug. Ohne jede Vorwarnung erschütterten kleine, konzentrierte Explosionen das Schiff und rissen mehrere Löcher in die Außenhaut des Frachtmoduls. Schlagartig entwich die gesamte Atmosphäre in diesem Teil des Schiffes und tötete all seine Passagiere, die Jägerinnen, genauso wie die Wissenschaftlerinnen. Durch die schlagartige Dekompression war es ein ausgesprochen schneller und schmerzloser Tod. Die Asari in dem angrenzenden Abteil konnten nur ahnen was auf der anderen Seite der Tür geschah. Daraufhin betraten Zenturios und Sturmschützen von Cerberus in verbesserten und verstärkten Rüstungen den Frachtraum. Zusätzlich drangen Phantome durch die Löcher, die soeben in die Decke gerissen wurden. Als alles gesichert war betrat Kai Leng, gekleidet in einen leichten Raumanzug, den Frachter und betrachtete kurzerhand ihre Beute und die Leichen der Asari. Es war so leicht gewesen diese Jägerinnen zu überrumpeln. Während die sich auf die Luftschleuse konzentrierten bemerkten sie nicht das Kodiak-Shuttle, dass knapp über dem Frachter ein paar Phantome in leichten Raumanzügen abgesetzt hatte. Die hatten nämlich Hohlladungen mittig auf dem Frachtmodul befestigt und sich so kurzerhand ausgesprochen effektiv um die bewaffneten Aliens darin gekümmert. Mit den Asari wollte man sich nicht länger als nötig aufhalten und außerdem wollte man nicht riskieren, dass die wertvolle Fracht durch ein exzessives Feuergefecht beschädigt wird. „Öffnen.“, befahl Kai Leng seinen Leuten mit Blick auf den größten der Container, einer Verwahrungseinheit, die normalerweise nur für gefährliche biologische, oder chemische Stoffe verwendet wird. Mit Hilfe von Universalwerkzeugen, einem Direkt-Link von EOS, um die elektronischen Sicherungen zu lösen und einigen guten, alten Brechstangen, öffnete man den Container. Darin lag jene übergroße Statue, die eine Abbildung der Göttin Athame darstellen so. Ein kurzer Scan mit zeigte, dass man gefunden hatte, weshalb man gekommen war. Zufrieden aktivierte Kai Leng sein Universalwerkzeug und gab eine kleine Drohne frei, die neben ihm eine holographische Projektion des Unbekannten erzeugte. „Zielobjekt gesichert. Die Informationen waren zutreffend.“, vermeldete Kai Leng. „Natürlich waren Sie das.“, erwiderte der Unbekannte und seine Projektion näherte sich der Statue. „Beeindruckend.“, sagte er mit Blick auf sie. Für ihn war das ein Fortschritt, von dem er selbst kaum zu träumen gewagt hätte. Zufrieden zog er an seiner Zigarette und schwelgte in seinem Erfolg. Die Asari waren gut darin gewesen sich selbst zu belügen. So gut, dass sie anfingen ihre eigenen Illusionen für die Wahrheit zu halten. Sie dachten ernsthaft, nur weil sie sie oft für das fortschrittlichste Volk der Galaxie gehalten wurden, dass sie irgendeinen Führungsanspruch hätten. Das hat sie arrogant werden lassen, blind und jetzt würden sie den Preis dafür bezahlen. Diese Artefakte waren weitaus mehr, als es anfangs den Anschein hatte. Nur die wenigsten kannten ihr Geheimnis, aber in der Statue der Athame versteckte sich ein protheanischer Sender, zusammen mit weiteren protheanischen Archiven, die in den anderen Containern und Kisten aufbewahrt wurden. Das Cerberus überhaupt an diese Informationen gelangt war, war ein absoluter Zufall. Es war vor allem einiger anderer Projekte zu verdanken, die der Unbekannte betrieb, mit dem man schon sehr bald einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Reapern erlangen würde. Was immer für Geheimnisse sich hier verbargen, sie hatten die Asari zu dem gemacht was sie heute sind. Sie hatten ihren Aufstieg ermöglicht. Und jetzt gehörten sie Cerberus. „Bereiten Sie Abtransport vor.“, befahl der Unbekannte. „Wird erledigt.“, entgegnete Kai Leng. „Und sorgen Sie dafür, dass es keine Überlebenden gibt.“, sprach der Unbekannte und beendete die Verbindung. „Mit dem größten Vergnügen.“, erwiderte Kai Leng zufrieden und betrachtete die Fracht. Sie zu verladen war kaum möglich, dafür war sie einfach zu groß und sperrig. Glücklicherweise war das nicht nötig, denn der verwendete Frachter gehörte der Kowloon-Klasse an, die aufgrund ihrer modularen Bauweise und der Austauschbarkeit der einzelnen Abteilung eine zunehmende Beliebtheit in der Galaxie erfahren hatte. Das würde ihnen nun zugutekommen. „Agent Leng, ein Reaper ist im System erschienen. Er scheint die Massenportale abfliegen zu wollen.“, meldete EOS. Kai Leng sagte für den Moment nichts. Das änderte die Situation schlagartig, aber verkomplizierte die Lage nicht unbedingt. Sie hatten höchstens ein paar Minuten, bevor der Reaper ihre Position erreichen würde. Trotzdem kein Problem für ihn. „Alle Mann zurück aufs Schiff.“, befahl er dem Schützentrupp, die dem sofort Folge leisteten. „Ihr werdet das Frachtmodul vom Rest des Schiffs lösen.“, befahl Kai Leng den Phantomen. „Zu Befehl.“, erwiderten diese. Nachdem Kai Leng zusammen mit dem ersten Trupp den Frachtraum verlassen hatten und die Luftschleuse wieder geschlossen hatte gingen die Phantome zu den manuellen Kontrollen in Form von mehreren Hebeln, die sich unter unscheinbaren Schaltkästen versteckten. Dort entfernte man zuerst die Sicherungen und mit dem Betätigen der Hebel löste sie die zahllosen zusätzlichen Klammern, die dieses Frachtmodul am Schiff hielten. „Ladung zum Transfer bereit. Ziehen uns jetzt zurück.“, meldete eines der Phantome. Mit geradezu artistischen Kunststücken sprangen die Phantome über die Kisten und Container hinauf zu jenen Löchern in der Hülle, durch die sie zuerst ins Innere gelangt waren, und bestiegen das draußen wartende Kodiak-Shuttle. Zu guter Letzt verpasste dessen Pilot dem gelösten Frachtmodul mit seiner Fähre noch einen kleinen Stoß, damit es endlich vom Frachter weg trieb. Die Normandy, die sich zwischenzeitlich von der Luftschleuse gelöst hatte, flog mit EOS Hilfe genau über das langsam durch den Raum treibende Modul und setzte sich genau darauf ab. Gleichzeitig nahm man das Shuttle im Hangar auf und mithilfe von magnetischen Halterungen auf der Unterseite fixierte man die Fracht genau mittig am Bauch der Normandy, wobei man auch die zuvor in die Außenhülle gesprengten Löcher abdeckte. „Ladung gesichert.“, meldete der Pilot gegenüber Kai Leng, der sich mittlerweile wieder im Cockpit eingefunden hatte. „Je zwei Minen für den Frachter und den Kreuzer.“, sprach Kai Leng fast schon wehleidig. Am liebsten hätte er die Asari den Reapern überlassen, doch die Gefahr, dass die Reaper infolge von Indoktrination etwas über diesen Transport erfuhren, ganz besonders über seine Fracht, war einfach zu groß. So musste er den Asari letztendlich, äußerst widerwillig, einen Gefallen tun. Die Normandy beschleunigte und noch während man den Frachter überflog wurden aus einer Werfervorrichtung zwei Lenkminen ausgestoßen, die sich an die Hülle des Frachters hefteten. Den gleichen Vorgang wiederholte man bei dem Kreuzer, denn auch wenn dieser „leergefegt“ durch das All trieb, wollte man nicht riskieren, dass sich irgendwelche brisanten Informationen auf dessen Bordcomputern befanden, oder jemand in einem Raumanzug überlebte. Myollis sah wie die Normandy über sie hinweg flog, auf das Massenportal zusteuerte und dieses kurz darauf passierte. Das metallische Scheppern, das nebenbei für einen Moment durch das Schiff hallte, war ihr dabei natürlich nicht entgangen, nur konnte sich keinen Reim darauf machen. Sie konnte da nur den Kopf schütteln. Etwas derartiges, einen derartigen Ablauf der Ereignisse, hatte sie nicht mal im Entferntesten erwartet. War sie etwa nachlässig geworden? War alles nur ein unglücklicher Zufall? Oder hatte man sie gar verraten? Wenn man alles betrachte musste es Letzteres sein. Doch von wem? Von derartigen Gedanken unbeeindruckt versuchte sie weiterhin die Kontrolle über ihr Schiff zurückzuerlangen, was allmählich zu funktionieren schien. Solange die Normandy anwesend war scheiterte jeder Versuch – bis jetzt zumindest. Jetzt schienen wenigstens die Scanner wieder zu funktionieren. Der Rest könnte schon bald folgen. Myollis Freude war nur von kurzer Dauer. Auf ihren Anzeigen erschien soeben ein neuer Kontakt, der sich ihnen näherte – ein Reaper-Schlachtschiff. Augenblicklich weiteten sich ihre Augen. Von jetzt an, in ihrer gegenwärtigen Lage, mit den beschädigten Triebwerken, waren sie leichte Beute. Myollis vernahm ein Klopfen und blickte nach hinten. „Was ist bei Ihnen los? Machen Sie doch irgendwas!“, schrie eine Asari-Jägerin, die vor der verschlossenen Cockpittür stand, welche sich noch immer nicht öffnen ließ. „Machen Sie doch irgendwas.“, wiederholte Myollis und lachte schal. Aus einer Tasche neben ihrem Pilotensessel holte sie eine Pistole hervor – eine Carnifex. Seit sie bei einem Einsatz über Kar’Shan beinahe geschnappt wurde und auch nur für einen winzigen Augenblick die Gefahr bestand in batarianischer Gefangenschaft zu landen, etwas das sie niemandem wünschen würde, schon gar nicht wenn man Asari war, führte sie eine Waffe bei sich. Mit einem Lächeln betrachtete sie die Pistole in ihrer Hand. „So endet es also.“, dachte sie sich. In die Fänge der Reaper zu geraten war für sie gleichbedeutend wie von den Batarianern geschnappt zu werden. Myollis setzte sich den Lauf der Pistole an den Kopf und drückte ab. In den Passagierräumen vernahm man ganz deutlich den Schuss, der aus dem Cockpit kam. All die anwesenden Asari, Jägerinnen, Wissenschaftlerinnen, hochrangige Militärs und die Matriarchinnen sahen sich an und wussten nicht wie es weiter gehen sollte. Besonders eine kleine Gruppe von Matriarchinnen , einige Anführerinnen der Asari-Republiken, weigerte sich die gegenwärtige Lage anzuerkennen. Sie wollten nicht einsehen, dass all ihre bisherigen Anstrengungen, die so kurz vor ihrem Ziel standen, jetzt scheitern würden. Als vor fast drei Jahren Sarens Angriff auf die Citadel abgewehrt wurde hatte man sich sein Schlachtschiff, die Sovereign, genauer angesehen. Offiziell war es ein Schiff der Geth, was man regelmäßig gebetsmühlenartig wiederholte. Doch inoffiziell, hinter den Kulissen, wurde so manchem klar, das hinter der sogenannten Reaper-Theorie, weitaus mehr versteckte als eine extravagante Verschwörungstheorie. Sehr schnell wurde klar, dass die Reaper sehr real sein konnten und das man ihnen möglicherweise nicht viel entgegensetzen konnte. Ganz egal wie sehr Shepard dabei seine eigene Kampagne gegen die Reaper voran trieb so bereitete sich eine kleine Gruppe von Asari auf ihre ganz eigene Art und Weise auf deren Ankunft vor. Dazu hatten sie in einem ausgehöhlten Asteroiden eine modernste, sich selbst versorgende Einrichtung versteckt in denen sie und zahllose andere Gleichgesinnten den Krieg in Kyrokapseln überdauern wollten, um nach dem Abzug der Reaper ein neues Reich aufzubauen, um sich auf ihre erneute Ankunft vorzubereiten und um der Galaxie endlich die Art von Führung zu geben, die sie verdiente. Dass das Projekt seitjeher unter gewaltigem Zeitdruck stand war nachvollziehbar, vor allem aufgrund der notwendigen Geheimhaltung. Man hatte diese Anlage erst kürzlich fertig gestellt, gerade rechtzeitig, und dieser Transport sollte der letzte sein, um diesen Plan endlich in Kraft zu setzen, vor allem als klar wurde, dass Thessia nicht zu halten war. Nun saßen die Matriarchinnen da und grübelten was falsch gelaufen war und wie sie noch Einfluss auf die Situation nehmen konnten. Unbemerkt kam derweil das Reaper-Schlachtschiff immer näher und analysierte unablässig die Lage. Zwei zerstörte Fregatten, ein Kreuzer, der „leblos“ durch den Raum trieb, und ein Frachter, der noch halbwegs interessant war. Das war es was der Reaper vor Ort vorfand. Ein Fund, der selbst einer Jahrmillionen alten Maschine Rätsel aufgeben konnte. Als der Reaper näher kam zündeten die zwei Paar Minen, die Cerberus zuvor, bei ihrem Rückzug, an den Frachter und den Kreuzer geheftet hatte. Beide Raumschiffe wurden völlig zerstört, womit Cerberus endgültig seine Spuren verwischte. Zurück blieb nur ein Reaper, der völlig ratlos im Raum hing, bis er entschied nach Thessia zurückzufliegen. Die Meldung, dass Thessia gefallen sei, verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Galaxie. Vor allem die Tatsache das von Thessia kaum noch eine Nachricht zu empfangen war, außer mit Quantenverknüpfungsknoten, sprach dabei seine ganz eigene Sprache und heizte die allgemeine Panik und Verunsicherung nur noch an. An Bord der echten Normandy marschierte derweil Ibro die Gänge in Richtung von Liaras Räumlichkeiten entlang. Im ersten Moment wollte er direkt eintreten, doch hielt es plötzlich für diese bessere Idee vorher zu klopfen. „Wer ist da?“, vernahm er Shepards gedämpfte Stimme auf der anderen Seite. „Ibro Bresios. Es ist wichtig.“ „Treten Sie ein.“, kam die Antwort nach einigem Zögern und Ibro betrat den Raum. Recht schnell fiel sein Blick auf Shepard und Liara, die beide auf der Bettkante saßen. Es war Liaras Gesicht deutlich anzusehen, dass sie trauerte. Shepard saß neben ihr und tröstete sie. Obwohl Ibro für Liara nicht viel übrig hatte und ihre Beziehung mit Shepard im Allgemeinen ablehnte, kam er nicht drum herum für sie, in ihrer gegenwärtigen Lage, Mitleid zu empfinden – zumindest etwas. So blieb Ibro, knapp drei Meter von den beiden entfernt, mitten im Raum stehen. Shepard und Liara sahen ihn an und für eine Zeit lang schwiegen alle nur. „Bitte.“, brachte Liara schluchzend hervor. „Wie schlimm ist es?“ Ibro sagte für den Moment nichts und blickte mit gesenktem Kopf zur Seite. Ihm war natürlich klar, dass sie wissen wollte wie es um Thessia steht. „Sie wissen wie direkt wir sein können.“, warnte er regelrecht. „Bitte.“, wiederholte Liara. „Millionen von Tote und die Lage verschlimmert sich stündlich. Die Reaper sind in voller Stärke aufmarschiert. Die Flotten der Asari konnten sie nicht aufhalten. Sie … konnten den Reapern Verluste zufügen, aber das hat nicht gereicht. Im Moment … versucht man zu retten, was zu retten ist.“ Liara schlug die Hand vor den Mund und kämpfte mit aller Macht darum die Fassung zu bewahren. Shepard legte seinen Arm um Liaras Schulter und drückte sie an sich, um sie zu trösten. „Der Verbund verlagert bereits seine Kräfte. Sirius lässt mehrere Einsatzgruppen zusammenlegen. Kommandoschiffe, Superschlachtschiffe, ganze Flottenelemente, aber das wird dauern. Die wenigen Kräfte die wir zurzeit in diesem Gebiet haben werden versuchen Evakuierungen zu koordinieren. Mehr können wir im Moment selbst nicht unternehmen. Es … tut mir leid.“ Ibro sah zu wie Shepard Liara an sich drückte und ihr über den Kopf streichelte. „Shepard, haben Sie einen Moment? Bitte, nur ganz kurz. Es ist wichtig.“, bat Ibro. „Ich bin gleich wieder da.“, flüsterte Shepard zu Liara und stand auf. Er ging zu Ibro und gemeinsam entfernten sie sich ein paar Meter. „Was ist?“, fragte Shepard. „Kennen Sie eine Miranda Lawson?“ Bei dem Namen weiteten sich sofort Shepards Augen, vor allem da er aus dem Mund eines Morjaners kam. „Woher haben Sie diesen Namen?“, erwiderte Shepard und verschränkte die Arme. Für Ibro war das eine klare Bestätigung. Das hatte er schon bei der ersten Reaktion auf die Frage erkannt. „Diese Frau ist an uns heran getreten und bot uns Informationen über Cerberus an. Ohne Gegenleistung wohlgemerkt. Dabei wurden explizit Sie als Leumundszeuge genannt.“ „Miranda … war eine … wie nenne ich das nur … eine Kollegin, die mir half gegen die Reaper vorzugehen.“ „Sie arbeitete für Cerberus.“, sagte Ibro, wobei es schwer zu erkennen war, ob das ein Vorwurf, oder eine Feststellung war. Ausgerechnet das wollte Shepard nämlich nicht erwähnen, denn er wusste wie sehr Cerberus auf der Abschussliste der Morjaner stand. „Ja, Sie hatte für Cerberus gearbeitet und genauso habe ich mit Cerberus zusammen gearbeitet, um die Reaper zu bekämpfen, aber wir trennten uns von Cerberus bevor ihr … auf der galaktischen Bühne erschienen seid.“, erklärte Shepard, was noch nicht mal gelogen war. „Genau das hat sie uns auch erzählt.“ „Was immer sie euch zu bieten hat, ich würde ihr bedingungslos vertrauen.“, ergänzte Shepard. „Mehr wollte ich nicht wissen.“, erwiderte Ibro. „Eine Sache noch. Ich betrachte Miranda als eine persönliche Freundin. Ich hoffe ihr werdet ihr nichts antun …“ „Natürlich nicht! Was halten Sie eigentlich von uns?!“, unterbrach Ibro, wobei er fast schon beleidigt klang. „Sagen Sie nichts.“, fuhr Ibro fort, bevor Shepard selbst darauf antworten konnte. Der Konversation beruhigte sich wieder und Ibro stöhnte leicht auf. „Ich werde meinen Leuten Bescheid geben. Machen Sie sich keine Sorgen. Von unserer Seite droht Miranda Lawson keine Gefahr. Das verspreche ich Ihnen in meiner Funktion als Exekutivagent und als Repräsentant des Morjanischen Verbundes.“ „Wenn Sie das sagen, dann vertraue ich Ihnen.“, erwiderte Shepard, was Ibro mit einem freundlichen Lächeln und einem Nicken bestätigte. Ibros Blick fiel zurück auf Liara, die schluchzend auf dem Bett lag und trauerte. „Sie sollten bei Ihrer … Partnerin bleiben … ihr Trost spenden … sie braucht es jetzt mehr denn je.“ Diese Worte überraschten Shepard und genauso sah er Ibro auch an. „Ich weiß, dass sie alle uns für Monster halten und wahrscheinlich haben sie sogar Recht, doch das heißt nicht, dass wir nicht zu Empathie fähig wären.“ Kapitel 19: Der Tod ist erst der Anfang --------------------------------------- Auf der Citadel stand Miranda Lawson auf einer der oberen Terrassen und beobachtete von dort das geschäftige Treiben auf dem Präsidium, dass ich vor ihr erstreckte. Es war komisch mitanzusehen wie sehr die unterschiedlichsten Lebewesen versuchten sich davon abzulenken, was in der Galaxie geschah. Die Reaper führten weiterhin ihren Vernichtungskrieg und auf der Citadel sah alles danach aus, als wäre es ein ganz gewöhnlicher, x-beliebiger Tag. Man durchstöberte die Geschäfte, bestaunte und lauschte der Werbung, quatschte und tratschte. Es war ein eigenartiger Anblick. Aber vielleicht brauchte man das auch, um nicht völlig durchzudrehen. Ein kleines Stück Normalität, wenn man das so nennen konnte, denn normal war heutzutage nichts mehr, auch ohne die Reaper. Mirandas Blick fiel dabei recht schnell auf einen schwer bewaffneten Trupp Morjaner, die eine ihrer regelmäßigen Patrouillen veranstalteten, um Präsenz zu zeigen und dabei über eine der Brücken marschierten, die den künstlichen See in der Mitte des Präsidiums überspannten. Solch ein Anblick, so verstörend er Monate zuvor noch gewesen sein mag, gehörte mittlerweile zum Standard. Genau wie Offiziere des Verbundes, die sich regelmäßig mit Vertretern der anderen Völker trafen – Turianer, Asari, Menschen, Salarianer, Elcor, Volus und so weiter. Gemeinsam beriet man sich, tauschte Erfahrungen und Informationen aus und stimmte gemeinsame Aktionen ab. Es wirkte überraschend, wie schnell die Morjaner die vorhergegangenen Ereignisse kurzerhand ignorierten. Tatsächlich belegte es ihre weitaus pragmatischere Natur, die sich schlichtweg hinter vermeintlicher „Barbarei“ und „Brutalität“ versteckte. Alles ganz gemäß nach dem Motto „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“. Genau das hatte Miranda auch zu den Morjanern geführt, denn nur sie waren in der Lage ihr bei einem Problem zu helfen, was sie schon seit Monaten verfolgte und das mittlerweile selbst sie an die Grenzen ihrer Fähigkeiten brachte. Natürlich war es eine ausgesprochen milde Umschreibung für das, was Miranda vorhatte. Etwas, was sich so mancher niemals verzeihen könnte, doch Miranda befand sich in einer äußerst prekären Situation und sah keine andere Möglichkeit. Sie wollte ihren eigenen Vater ausliefern. An die Morjaner. Es war eine pure Verzweiflungstat. Erst kürzlich hatte ein Kommandotrupp von Cerberus versucht den Unterschlupf von Oriana, Mirandas Schwester, zu stürmen. Die Aktion scheiterte, da die beiden Lawson-Geschwister nur kurz zuvor das Versteck verlassen hatten. Ihr Vater hatte in den vergangenen Monaten immer wieder Anstrengungen unternommen seine Tochter „zurückzuholen“ – seit Miranda mit Shepards Hilfe einen ersten Entführungsversuch vereitelte. Ob der Unbekannte wusste, dass Henry Lawson Cerberus-Ressourcen für solche „privaten“ Angelegenheiten zweckentfremdet, oder hatte er es sogar gestattet, nur um sich seine Gefolgschaft zu sichern? Miranda und Oriana waren schon seit einiger Zeit auf der Flucht vor ihrem Vater, doch so nah war man ihnen bislang noch nicht gekommen. Besonders an Orianas Nerven zerrte das sehr, zumal sie keinerlei Training, geschweige Erfahrung besaß, um mit derlei Stress umzugehen. Nur mit knapper Not konnte Miranda verhindern, dass Oriana eines Nachts ausbüxte. Scheinbar hatte sie den Entschluss gefasst selbst ihren Vater zu „jagen“, um diesem Alptraum endlich ein Ende zu machen. Ein paar stille Alarme hatte Miranda glücklicherweise rechtzeitig gewarnt. Diese zunehmend verrückter werdende Galaxie ließ sie immer vorsichtiger werden. Das führte letztendlich dazu, dass sich die beiden Lawson-Geschwister zusammensetzen und beschlossen ihren Vater an die Behörden auszuliefern. Das brachte wiederrum eine Frage auf: An wen? Die Allianz? Die war nach dem Angriff der Reaper arg in Mitleidenschaft gezogen, zudem war unklar wie sehr die verschiedensten Dienste mit Cerberus-Agenten durchsetzt waren. Die Asari, oder die Turianer? Die hatten mit den Reapern schon genug Probleme. Außerdem glaube Miranda nicht, dass sich die Asari und Turianer dieser Angelegenheit mit dem notwenigen Eifer zuwenden würden, um dieses Problem schnell und effektiv zu lösen. Die Salarianer hatte Miranda ebenfalls schnell ausgeschlossen, den denen vertraute sich schlichtweg nicht. Die wären mit Sicherheit nur an ihrem eigenen Vorteil interessiert und die Lawson-Geschwister hätten sehen können wo sie bleiben. Alle anderen Völker konnte man aufgrund ihrer faktischen Bedeutungslosigkeit ebenfalls recht schnell ausschließen. Übrig blieben da nur die Morjaner. Tatsächlich waren sie die allererste Wahl gewesen, eine ausgesprochen extreme Wahl, doch manchmal war Extrem genau das, was man brauchte und je mehr man mehr man darüber nachdachte, desto mehr konnten man sich mit diesem Gedanken anfreunden. Die Morjaner mögen von vielen als brutal verschrien sein, durchaus zu Recht, doch sie repräsentierten ebenfalls eine geradezu unvergleichliche Effizienz, verfügten über nahezu unbegrenzte Mittel, waren ausgesprochen nachtragen und Cerberus stand nach einen gescheitertem Angriff auf eine Einrichtung auf ihrer Heimatwelt ganz weit oben auf ihrer Abschussliste. Miranda vermutete, dass sich die Morjaner die Möglichkeit, hochrangige Mitglieder von Cerberus gefangen zu nehmen, mit Sicherheit nicht entgehen lassen würden, ganz egal welche Beweggründe Miranda dabei verfolgte. Und sie sollte Recht behalten. Der Plan dazu entstand mehr notdürftig vor ein paar Tagen, als die Lawson-Geschwister verdeckt zu Citadel reisten. Eigentlich war es traurig wie leicht das ging. Einzelne Frachtterminals wurden nur unzureichend überwacht und von korrupten Beamten geleitet. Schmuggel, selbst hier auf der Citadel, war seit je her präsent und Cerberus hatte schnell gelernt das für sich zu nutzen, wie auch zahllose andere Gruppierungen vor ihnen. Die gegenwärtige Flüchtlingskrise verschlimmerte die Lage nur noch – sehr zum Vorteil der Lawson-Geschwister. Die Citadel war dabei einer der wenigen Orte, vielleicht sogar der einzige Ort in der Galaxie, an dem man relativ unkompliziert Morjaner antreffen konnte. Das brachte ein anderes Problem zum Vorschein – an wen sollte man sich wenden? Man konnte schlecht in die morjanische Botschaft marschieren, geschweige sich in ihrer Nähe aufhalten, da das gesamte Areal weitläufig von allen erdenklichen Geheimdiensten überwacht wurde. Nein, man musste versuchen sich einen Morjaner auf offener Straße zu schnappen – ein geradezu lebensgefährliches Vorhaben, selbst für eine erfahrene Agentin wie sie. Hier kam ihnen die rigide Kommandostruktur des Verbundes zu Gute, wobei ein überwältigender Teil der Morjaner selbst in ihrer Freizeit ihre Uniformen trugen. Aus abgefangenen Berichten konnte sich Miranda ein vorläufiges Bild konstruieren. Graue und dunkelblaue Uniformen gehörten zur Raumflotte, dunkelgrün zu den Bodenstreitkräften und dunkelbraun war für Mitglieder des Staatsschutzes vorbehalten. Natürlich gab es noch andere Farben, aber die waren zumeist zur Unterscheidung der verschiedenen Tätigkeitsbereiche von Raumschiffbesatzungen und technischem Personal gedacht und für Miranda nicht von Bedeutung. Sie erinnerte sich noch genau daran wie dieser Kontakt ablief. Nicht nur weil es keine zwei Tage zurücklag, sondern weil der Ablauf in jeder Hinsicht gewöhnungsbedürftig war. Auf den unteren Ebenen der Citadel, die noch die etwas gehobene Unterhaltung boten, hatte Miranda die Verfolgung eines Morjaners in einem dunkelbraunen Mantel und Uniform aufgenommen. Sie selbst hatte sich als eine Touristin getarnt und trag dazu eine modern wirkende Tunika über ihrer eigentlichen Kleidung, kosmetische Kontaktlinsen um ihre natürlichen Augenfarbe zu verbergen und hatte ihrer Hautfarbe mithilfe einer simplen Gesichtscreme dunkler dargestellt und ihre Haare gefärbt, die letztendlich noch zu einem Zopf gebunden wurden. Oriana war ihr dabei selbstverständlich zu Hand gegangen. Ihr Ziel schlenderte an den Läden vorbei und versuchte ganz offensichtlich sich mithilfe eines gedruckten Reiseführers zu orientieren. Bei dem Versuch blieb es, denn er lief einmal sogar um einen Block im Kreis und driftete immer mehr von den üblichen Touristenrouten ab. Das bereitete Miranda etwas Sorgen, denn schon bald konnte sie kaum noch die Massen an Touristen und Pendler der verschiedenen Spezies als Deckung nutzen. Glücklicherweise konnte sie auf etliche Jahre an Einsatzerfahrung zurückgreifen, doch niemand macht sich das Leben gern unnötig schwer. Nichtsdestotrotz musste sie vorsichtig sein, denn wer weiß wer sonst noch alles einen Blick auf den Morjaner geworfen hatte, Mit dem unbedarften Verhalten ihres Zieles hatte sie ohnehin schon genug Sorgen. An der Ecke einer Kreuzung blieb der Morjaner urplötzlich stehen, sah sich um studierte seinen Reiseführer und bog kurzerhand ab. Solch unvorhersehbares Verhalten hatte schon oft dazu geführt, das Verfolgungen scheiterten – das Zielobjekt taucht ohne jegliche Vorwarnung ab, egal ob bewusst, oder unbewusst, und in den nachfolgenden, oftmals verzweifelten und hektischen Versuchen das Zielobjekt wiederzufinden, enttarnen sich die Verfolger selbst, besonders wenn man alleine war. Miranda wusste das sehr wohl, sie kannte die Risiken, doch in ihrer Lage hatte sie schlichtweg keine Wahl. Sie durfte diesen Kontakt nicht verlieren. Zu viel hing davon ab. Im schnellen Schritt näherte sie sich der Kreuzung, wobei sie versuchte so gelassen wir möglich zu wirken und bog kurz darauf ebenfalls um die Ecke ab, nur den Morjaner konnte sie nicht finden. Miranda riss sich zusammen, unterdrücke den Schock und schritt lässig weiter, während sie gleichzeitig die Gegend absuchte. Sie befand sich in einer Seitengasse mit einfachen Läden und Geschäften, die hauptsächlich von den „Einheimischen“ besucht wurden. Trotzdem war es ihr nicht möglich den Morjaner wiederzufinden. Es war wie als hätte sich dieser wie in Luft aufgelöst. Umso erschrockener war sie, als ein „Verzeihen Sie.“ vernahm und kurzerhand ihr Zielobjekt vor einem Schaufenster neben dem Eingang eines kleinen Geschäftes stehen sah. Er war nur wenige Meter von ihr entfernt. „Ich habe mich allem Anschein nach verlaufen. Könnten Sie mir bitte weiterhelfen?“, fuhr der Morjaner fort. Für den Moment wusste Miranda gar nicht was sie sagen sollte und starrte den Morjaner wortlos an. Er wirkte wie ein junger Mann mit kurz geschnittenen, silberfarbig anmutenden Haaren, ohne jegliche sonstigen Merkmale die ihn irgendwie hervorheben ließen. Neben seinem dunkelbraunen Mantel trug er darunter eine ebenfalls dunkelbraune Uniform, über die er wiederrum eine schwarze, ballistische Schutzweste trug mit integrierten Panzerplatten. „Ähm … bitte was?“, versuchte Miranda ihren Schock mit gespielter Überraschung zu verdecken. „Ich habe mich verlaufen. Können Sie mir bitte weiterhelfen?“, wiederholte der Morjaner ausgesprochen höflich und hielt seinen auseinander gefalteten Reiseführer waagerecht vor seinem Bauch. Miranda brauchte einen Moment um das zu schlucken. Am meisten irritierte es sie, dass die Lippenbewegungen des Morjaners nicht zu dem passte was sie tatsächlich hörte. Dessen Worte folgten den Mundbewegungen mit dem Bruchteil einer Sekunde verzögert. Es wirkte geradezu asynchron, wie ein Film mit leicht verschobener Tonspur. Das lag an dem von den Morjanern verwendeten „Simultanübersetzer“. Wirkten erste Modelle noch wie ein Halsband für Hunde war es bei ihm in etwas integriert, was wie ein simpler Halswärmer aussah. Miranda selbst wirkte noch etwas wie überrumpelt und blickte leicht verwirrt auf den Reiseführer. Das erste was ihr auffiel war, dass der Reiseführer vor ihre eine Karte des Präsidiums zeigte und daher völlig ungeeignet war. Nur beiläufig fiel ihr das kleine, dunkle Stück Metall auf, das unter dem Reiseführer hervor schaute. Schlagartig dämmerte es Miranda und sie sah mit weitaufgerissenen Augen auf. Der Morjaner hatte eine Pistole auf sie gerichtet. „Keine hastigen Bewegungen, oder Sie sterben.“. sprach der Morjaner mit einem weiterhin gelassenem Gesichtsausdruck und freundlicher Stimme, wie schon zuvor. Miranda sagte nichts, ja rührte sich nicht mal. „Ein paar Meter weiter ist eine Seitengasse. Dort werden Sie hingehen und ich folge Ihnen. Verstanden?“, fuhr der Morjaner fort. Miranda nickte zögerlich und setzte sich langsam in Bewegung, gefolgt von dem Morjaner, der dicht hinter ihr blieb. Zu sagen, dass sie Angst hatte war eine schlichte Untertreibung – ihr Herz raste regelrecht und sie dachte fieberhaft darüber nach, wie sie sich am besten aus dieser Lage befreien könnte. Solche Situation waren ihr keineswegs fremd, Risiken gab es immer, nur dieses Mal war es anderes. Eigentlich wollte sie ja mit dem Morjaner ins Gespräch kommen, allerdings sollte diese Zusammenkunft unter etwas anderen Umständen stattfinden. Miranda fragte sich besonders, wie es dem Morjaner gelang sie zu entdecken. Während der gesamten Verfolgung hatte sie keinerlei Anzeichen gesehen, dass dieser sie irgendwie bemerkt hätte. Die beiden passierten ein paar Geschäfte, unbemerkt von allen anderen, und erreichten kurz darauf eine kleine, dunkle Seitengasse. Dort packte der Morjaner sie an der Schulter, drückte ihr den Pistolenlauf in den Rücken und schob sie in die Gasse. Nach ein paar Metern, abseits der ganzen Massen, zog der Morjaner Miranda herum, sodass sie ihm nun direkt zugewandt war, und drückte sie gegen die Wand. „Bitte …“, winselte Miranda leise. „Kein Wort.“, unterbrach sie der Morjaner, der seine Pistole nun genau auf ihren Bauch gerichtet hatte. Ein schneller Griff an ihr Handgelenk und er entfernte die Manschette für das Universalwerkzeug. Ein kurzer Blick genügte um zu erkennen, dass es deaktiviert war und er begann sie abzutasten. Dabei ließ sich der Morjaner nicht mal von irgendwelchen Befindlichkeiten stören, wie Miranda nun am eigenen Leib erfahren musste. Die Hand des Morjaners tastete sie von oben bis unten ab und ließ dabei keinen Punkt ihres Körpers aus. Bereits als er anfing wurde er schnell fündig. An ihrem linken Bein hatte sie ein Messer versteckt, dass der Morjaner bereits in den ersten zwei Sekunden fand. Als die Hand höher ging fand er die Pistole, die sie versteckt unter der Tunika an der Hüfte trug. Ab da wurde es … prekär. Der Morjaner tastete zuerst ihren Oberkörper ab, selbst ihre Oberweite war davor nicht sicher, bis er auf einmal den Reisverschluss ihres Anzuges unter ihrer Verkleidung öffnete und seine Hand unter ihrer Kleidung verschwand. Dort fuhr er langsam über ihren Bauch bis hinunter zwischen ihre Beine. Miranda kniff die Augen zusammen und dreht den Kopf zur Seite. Zu sagen, dass diese Erfahrung in jeder Hinsicht unangenehm war war eine krasse Untertreibung, zumal der Morjaner kurzerhand auf sein Ziel traf. Ein kurzer Griff, dann ein kleiner Ruck und der Morjaner zog aus einen versteckten Holster eine weitere Waffe unter Mirandas Kleidung hervor – ein einschüssiger Massetreiber, eine äußerst kompakte, von Cerberus entwickelte Notfallwaffe, die mit gegenwärtigen Scannern nicht entdeckt werden konnte und die man leicht überall am Körper verstecken konnte. Sie im Intimbereich zu verstecken, so wie in Mirandas Fall, mag komisch erscheinen, aber genauso war es überraschend wie viele Spezies ein Problem damit hatten diesen ebenfalls vollständig zu durchsuchen. Die Morjaner gehörten ganz offensichtlich nicht dazu. Und er schien noch lange nicht Nicht fertig zu sein. Seine Hand verschwand wieder unter Mirandas Kleidung und bahnt sich wieder ihren Weg in Richtung ihres Schrittes. Dieses Mal galt seine Aufmerksamkeit dem dort weiterhin liegenden Holster und tastete diesen genau ab. Nur Sekunden später machte es Klick und er zog ein verstecktes, nur wenige Zentimeter langes Messer heraus, dass in den Holster eingearbeitet war. Miranda wusste mittlerweile nicht was sie davon halten sollte. Auf der einen Seite offenbarte der Morjaner das es ausgesprochen kompetent und allem Anschein nach ausgesprochen erfahren sein musste. Auf der anderen Seite stand sie nun vollkommen unbewaffnet war und kam sich entsprechend „nackt“ vor. Von der Verletzung ihres Stolzes ganz zu schweigen. Allerdings war es fraglich, ob es gegen den Morjaner im Ernstfall überhaupt helfen würde. „Umdrehen.“, befahl der Morjaner kurzerhand und Miranda leistete dem Folge. Sie drehte sich um, drückte sich mit dem Gesicht an die Wand und ließ die komplette Leibesvisitation erneut über sich ergehen. Die Tatsache, dass die Hand des Morjaners nicht länger als nötig an ihr verblieb, vor allem an den „empfindlichen“ Stellen, verschaffte ihr ein bisschen Ruhe. Es dauerte einen Moment, doch dann war auch das endlich vorbei. Der Morjaner ließ von ihr ab, ging ein paar Schritte zurück und lehnte sich an die andere, gegenüberliegende Wand, wobei er Miranda weiterhin im Auge und im Visier behielt. „Sie können sich wieder umdrehen.“, sprach er mit neutralem Ton. Für Miranda klang es mehr nach einem Befehl, was in dieser Situation kaum etwas anderes sein konnte, und so leistete sie dem Folge, drehte sich um und sah den Morjaner an, der ihr gegenüber stand und weiterhin auf sie mit seiner Pistole zielte. Die Waffe selbst hatte die Größe einer Carnifex, trotz ihres konventionellen Erscheinungsbildes, und die würde garantiert genauso heftig zuschlagen. Miranda ließ sich davon nicht beirren, oder ließ zumindest diesen Eindruck entstehen, und begann ihre Kleidung zu richten. „Sie verfolgen mich schon eine ganze Zeit lang, aber ohne jegliche Form von Unterstützung. Sie sind keine Agentin irgendeines Geheimdienstes der Citadel-Völker. Und auch keine von diesen Reportern, dafür sind Sie zu geschickt. Vielleicht einer von diesen Spectres?“ „Ich sehe das mal als Kompliment.“, entgegnete Miranda trocken. „Wer sind Sie?“, fragte der Morjaner. Miranda zögerte für einen Moment bis sie tief durchatmete und dem Morjaner direkt in die Augen sah. Sie fühlte sich wie irgendein Beutetier, das nur darauf wartete von dem ihm gegenüberstehenden Raubtier verspeist zu werden. Die einzige Möglichkeit sich daraus zu befreien, insofern die psychologischen Profile über die morjanische Spezies zutrafen, war sie kurz und knapp mit der ungeschminkten Wahrheit zu konfrontieren. Jetzt, oder nie. „Mein Name ist Miranda Lawson. Ich … war eine Agentin und Offizierin im Dienst von Cerberus.“ In dem Moment, als der Begriff Cerberus fiel, änderte sich die gesamte Haltung des Morjaners – sie wurde ernster und damit nahm auch die potentielle Gefahr für Miranda zu. „Wie ich sehe sagt Ihnen der Name etwas.“, fuhr sie fort. „Die Organisation Cerberus ist ein Feind des Morjanischen Verbundes und jeder weiß wie wir mit unseren Feinden umgehen.“ „Genau deshalb wende ich mich an Sie …“, wollte Miranda weiter sprechen, doch der Morjaner hob seine Hand und signalisierte ihr damit, dass sie für den Moment schweigen soll. Lustigerweise wirkte er für den Moment selbst etwas überrascht, wie als ob er sich nicht sicher war, ob die Gestik richtig gedeutet wird. „Sie … dienten Cerberus. Vergangenheitsform, korrekt?“, fragte der Morjaner, was Miranda mit einem kurzen „Ja.“, bestätigte. „Lassen Sie mich raten: Sie haben sich von Cerberus getrennt, aus welchen Gründen auch immer, nun suchen Sie Schutz, oder wollen sogar Rache üben. Liege ich damit richtig?“ „Nein.“, entgegnete Miranda bestimmt, woraufhin der Morjaner geradezu wie ein Hund interessiert drein blickend den Kopf zur Seite neigte. „Hören Sie … ich brach mit Cerberus kurz bevor ihr Volk sich der Galaxie offenbarte. Ich versuche es Ihnen zu erklären, aber … es wird im wahrsten Sinne des Wortes … verrückt klingen. Ich selbst wurde … mein Vater züchtete mich aus der veränderten Kopie eines seiner Genome … als ein Exemplar menschlicher Perfektion, doch ich schien nie seine Erwartungen zu erfüllen. Ich habe noch eine Schwester, Oriana, sie wurde auf dem gleichen Weg … erschaffen. Mein Vater jagt uns … und ganz besonders sie … keine Ahnung warum … vielleicht weil er seinen Wunschtraum einer genetisch perfekten Dynastie weiterhin verfolgt, ich weiß es einfach nicht, aber ich bin es leid ständig auf der Flucht sein zu müssen. Erst vor kurzem sind wir nur mit knapper Not entkommen … Mein Vater hat sehr enge Kontakte zu Cerberus. Er finanziert die Organisation mit und hat geholfen eine Vielzahl von Firmen und Unternehmen aufzubauen, oder zu übernehmen, die nach außen hin zwar unabhängig erscheinen, aber in Wahrheit alle für Cerberus tätig sind … in den letzten Monaten hat mein Vater seine Verbindung zu Cerberus massiv ausgebaut, sehr wahrscheinlich arbeitet er sogar aktiv mit ihnen zusammen und hat enge Verbindungen zum Anführer von Cerberus. Hören Sie … es mögen … persönliche Gründe sein, dass ich nun vor Ihnen stehe, aber … bitte … ich will mithelfen meinen Vater an den Morjanischen Verbund auszuliefern.“ Gegen Ende hin flehte Miranda den Morjaner regelrecht an, doch der stand weiterhin regungslos da und starrte sie mit einem völlig neutralen, nichtssagenden und absolut emotionslosen Gesichtsausdruck an. „Ich weiß es klingt absolut verrückt…“ „Nein, überhaupt nicht.“, unterbrach der Morjaner und jetzt war es Miranda, die ausgesprochen überrascht drein blickte, als ihr Gegenüber seine Waffe wegsteckte und mit verschränkten Armen eine weitaus lässigere Haltung einnahm. „Ähm … was … irgendwie … ich verstehe nicht …“, stotterte Miranda und wunderte sich über diesen geradezu urplötzlichen Sinneswandel. „Sie brauchen Hilfe. Sie wollen jemanden beschützen, den Sie als Teil ihrer Familie ansehen Und die Person, die sie bedroht, besitzt sehr wahrscheinlich Informationen über Cerberus. Und da Cerberus einer unserer Feinde ist haben Sie sich an den Morjanischen Verbund gewandt in der Hoffnung sich selbst zu schützen indem Sie uns helfen damit wir einen unserer Feinde treffen können. Richtig?“ Miranda nickte zögerlich. „Obwohl Ihre Geschichte durchaus interessant ist, so ist es doch das einzige was ich gegenwärtig von Ihnen habe. Können Sie mir mehr bieten, um ihrem Angebot mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen?“ Mit einer langsamen Bewegung zog Miranda einen Datenwürfel aus einer ihrer Hosentaschen hervor und reichte sie dem Morjaner. „Darauf befinden sich diverse Datensätze über meinen Vater und die Struktur von Cerberus, involvierte Unternehmen, Ströme von Finanzmitteln und so weiter, allerdings weiß ich nicht was davon noch aktuell ist. Ich habe auch mein persönliches Dossier eingefügt … und eigene Einsatzberichte … damit Sie einen Eindruck bekommen, wer genau ich bin. Das einzige was ich sonst noch anbieten könnte wäre ein Leumundszeuge. John Shepard, ein Mensch im Dienste der Allianz und ein Spectre. Wir hatten einst … zusammen gearbeitet. Soviel ich weiß reist mit ihm ebenfalls ein Morjaner … Bresius, oder so ähnlich ist sein Name.“ „Sie wissen worauf Sie sich da einlassen? Das Sie sich an den Verbund wenden? Sie wissen wie wir mit unseren Feinden umgehen?“ „Genau aus diesem Grund habe ich Sie aufgesucht. Ich brauche eine dauerhafte Lösung.“, entgegnete Miranda entschlossen. „Nun gut.“, murmelte der Morjaner und schien nachzudenken. „Gehen Sie zurück in ihr Versteck, oder wo Sie sich sonst aufhalten. Ich vermute das ist hier auf der Citadel?“ Miranda bestätigte das mit einem kurzen Nicken. „Gut. Ich werde selbst Nachforschungen anstellen, um ihre Geschichte zu verifizieren.“ „Und wie finde ich Sie wieder?“ „Gar nicht. Ich werde Sie aufsuchen.“ „Ernsthaft?“ „Ja.“ „Wann?“ „Schneller, als Ihnen lieb sein wird.“ „Und wie …“ „Das wollen Sie nicht wissen.“, sprach der Morjaner mit einem Grinsen und gab Miranda ihr Universalwerkzeug, sowie ihre Waffen wieder. Diese nahm das auf und nickte knapp. Für den Moment blieb ihr tatsächlich nichts anderes übrig, als abzuwarten und so entfernte sie sich langsam. „Ganz unter uns.“, begann der Morjaner. „Sollte das irgendeine Falle, oder sonst etwas in der Art sein, dann wird es in der ganzen Galaxie keinen Ort geben, an dem Sie sich vor unserem Zorn verstecken können, denn wir vergessen nicht und wir vergeben nicht.“ Miranda blickte zur Seite und nickte nur. Aus dem Mund eines jeden anderen hätte Sie das als eine übertriebene Floskel abgetan, nur nicht in diesem Fall. „Haben Sie auch einen Namen? Oder zumindest etwas mit dem ich Sie ansprechen kann?“ „Nennen Sie mich Colvar.“, entgegnete der Morjaner und Miranda bestätigte das wieder mit einem Nicken. „Nebenbei.“, fuhr der Morjaner fort. „Woher wussten Sie überhaupt, dass ich Ihnen helfen würde?“ „Um ehrlich zu sein … das wusste ich gar nicht. Ich ging einfach davon aus, dass mein Angebot einen für den Verbund klar ersichtlichen Nutzen haben würde und Sie aufgrund dessen eine logische Entscheidung fällen würden.“ „Aber wie kamen sie dabei speziell auf mich? Wieso nicht irgendjemand anderen?“ „Ich bin einfach irgendeinem Morjaner gefolgt, der eine dunkelbraune Uniform trug. Sie wird im Allgemeinen mit Mitgliedern ihres Geheimdienstes in Verbindung gebracht. Und das waren dann halt sie.“ Colvar sah Miranda für einen Moment wortlos und mit großen Augen an. Es muss wohl schockierend für ihn sein zu erkennen, dass ihr Verhalten voraussehbar war. Miranda lief immer wieder ein kalter Schauer über den Rücken, wenn sie an diese Begegnung zurück dachte. Interessanterweise, oder wohl eher erschreckenderweise hielt der Morjaner, den sie nun nur unter dem Namen Colvar kannte, sein Wort. Kaum das Miranda in ihr Versteck zu Oriana zurückgekehrt war stand er gut eine Stunde später vor der Tür und verschaffte sich selbst Zugang. Das war ausgesprochen riskant, denn sie hätte ihn beinahe über den Haufen geschossen, als ihre Schwester vor Schreck aufschrie. Glücklicherweise ging es glimpflich aus. Colvar hatte tatsächlich Wort gehalten und war schneller wieder aufgetaucht, als es einem lieb sein konnte. Wie er sie gefunden hatte fragte Miranda erst gar nicht nach. Die naheliegendste Option war, dass die Morjaner sich Zugriff auf das umfangreiche Überwachungssystem von C-Sec verschafft haben. Das System entsprach obersten, salarianischen Sicherheitsstandards und bot, welch Überraschung, für verbündete Geheimdienste entsprechende Zugänge. Das war, mehr oder weniger, ein offenes Geheimnis. Ob und wie sich die Morjaner dazu Zugang verschafft hatten wollte Miranda besser nicht wissen. Sie war froh, dass sie ihre Hilfe hatte. Die exakten Hintergründe waren den Morjanern selbst letztendlich ziemlich egal. Sie hatten Miranda als vertrauenswürdig eingestuft und solange man Cerberus einen Schlag versetzen konnte war man mehr als gewillt zu helfen. Daraufhin begann die Planung – wenn man das überhaupt so nennen konnte. Letztendlich war es Oriana, die als Lockvogel herhalten musste – etwas worauf sie sich innerlich schon vorbereitet hatte. Dann wurde der Köder ausgeworfen. Oriana schickte über ein nur mittelmäßig gesichertes Terminal eine Sprachnachricht an Miranda. Ein simpler Hinweis, dass es ihr gut ging und dass sie nicht nach ihr suche solle, ohne dabei natürlich eine Ortsangabe zu nennen. Cerberus sollte diese Köder ohne Probleme zur Citadel zurückverfolgen können. Als nächstes musste Oriana einen kleinen, tablettenförmigen Sender schlucken, über den man sie verfolgen und ihre Vitalwerte überwachen konnte. Was genau die Morjaner vor hatten erfuhren die beiden Lawson-Geschwister nicht. Miranda seufzte und stützte sich mit übereinander gelegten Armen auf dem Geländer ab und beobachtete von der Terrasse aus weiterhin das Präsidium, wo Oriana nach und nach einzelne Geschäfte abklapperte, Ausrüstung und Vorräte besorgte und alles in bar bezahlte. „Agenten von Cerberus beobachten sie bereits.“, vernahm Miranda eine ihr bekannte Stimme und dreht sich ruckartig um. Nur wenige Meter entfernt lehnte sich der morjanische Geheimdienstoffizier Colvar mit verschränkten Armen an einen Pfeiler. Miranda war mehr als überrascht zu sehen, wie nah er ihr kommen konnte, ohne dass sie ihn bemerkt hatte, zumal er in voller Ausrüstung da stand – mit Sturmgewehr und kompletter, schwarzer Gefechtsbekleidung. „Sehr … getarnt sehen sie nicht gerade aus.“, meinte Miranda und ging auf Colvar zu, mit dem sie kurzerhand den Platz tauschte, damit sie sich hinter dem Pfeiler verstecken konnte. Colvar hingegen blickte kurz an sich herab und zuckte nur mit den Schultern. „Für unser Vorhaben ist es genau das was wir brauchen.“, erwiderte er mit einem Grinsen. „Aber ich denke Ihre Aufmerksamkeit sollte vorerst Ihrer Schwester gelten.“ „Sie sagten Agenten von Cerberus beobachten sie bereits?“, wiederholte Miranda, während sie an dem Pfeiler vorbei lunzte, um Oriana wieder im Auge zu behalten. „Vier Teams mit je zwei Agenten. Eines davon hält sich im Hintergrund und koordiniert alles. Sie haben Zugriff auf die Überwachungssysteme der örtlichen Sicherheitsbehörde. Der Rest tritt als Pärchen auf, als Touristen und Einheimische. Ein Team sitzt auf der gegenüberliegende Seite des Präsidiums in einem Café, ein Team, die Mechaniker in den blauen Anzügen da unten, beschäftigen sich an den Umweltsystemen des Sees und das letzte Team überprüft die Geschäfte in denen ihre Schwester war. Sie sind am nächsten dran und wahrscheinlich jene, die dann zuschlagen werden. Alle haben einen freien Blick auf ihre Schwester und könnten ihr jederzeit jeglichen Fluchtweg abschneiden. Ihre Schwester sitzt in der Falle und merkt es nicht mal. Aktuell warten sie.“ „Warten auf was?“, fragte Miranda. „Auf eine günstige Gelegenheit. Gegenwärtig sind zu viele Zivilisten vor Ort. Alles potentielle Zeugen und potentielle Störer. Sie brauchen eine Ablenkung und im Moment wägen sie scheinbar ihre Optionen ab, was das beste Vorgehen ist. Und hier tritt der Verbund in Aktion.“, erklärte Colvar mit einem breiten Grinsen. Miranda wollte fragen, was genau er damit meinte, doch die Antwort präsentiert sich kurzerhand von selbst. „ABTEILUNG VORWÄRTS MARSCH!!!“, hallte es plötzlich durch das Präsidium. Lautstark stampfend kam eine ganze Kolonne schwer bewaffneter Legionäre aus der morjanischen Botschaft, angeführt von einem Morjaner mit einem Megaphon und einem Fahnenträger, und nahm auf einem freien Platz in der Mitte des Präsidiums Aufstellung auf. Ein solcher Aufmarsch erregt selbstverständlich Aufmerksamkeit und Miranda konnte klar sehen wie sich jedermann sorgenvoll nach den Morjanern umdrehte. Allem voran Spectres, Agenten aller möglichen Geheimdienste und Beobachter der C-Sicherheit, welche die morjanischen Botschaft rund um die Uhr überwachten, machte das nervös. „Ich verstehe. Sie wollen selbst eine Ablenkung erschaffen, um Cerberus zum Einsatz zu verleiten. Das könnte funktionieren. Aber wird das reichen?“, kommentierte Miranda das Schauspiel. Colvar sah sie auf die Aussage hin mehr als irritiert an. „Das ist nur die Vorbereitung für die Ablenkung.“, entgegnete er. „Äh … was?“, wunderte sich Miranda und blickte nun selbst ganz besorgt drein, was die Morjaner wohl wirklich geplant haben mögen. Auch diese Antwort sollte sie schneller erhalten, als ihr lieb war. Durch Lautsprecher, die zumeist für allgemeine Informationen, Nachrichten und Ansagen in Notfällen verwendet wurden und sich durch die gesamte Citadel zogen, hallte ein kurzes, statisches Knistern, bevor sich eine männliche Stimme zu Wort meldete. „Ernsthaft! Klauen weg! Muss ich Ihnen erst in den Kopf schießen, damit Sie Ruhe geben?! Freut mich, dass wir uns doch noch einigen konnten … ACHTUNG AN ALLE BEWOHNER DER CITADEL-RAUMSTATION! HIER SPRICHT EXEKUTIVAGENT MARCON DELVERON VOM MORJANISCHEN STAATSSCHUTZ! ES HAT SICH EINE SITUATION ERGEBEN, DIE EIN SOFORTIGES HANDELN ERFORDERLICH MACHT! AUFGRUND JÜNGSTER ERKENNTNISSE WERDEN MIT SOFORTIGER WIRKUNG ALLE MITGLIEDER DER SOGENANNTEN KEEPER-SPEZIES … also, diese grünen, vierbeinigen, zu groß geratenen Insekten … ALS VERBÜNDETE DER REAPER ANGESEHEN UND SOMIT ALS UNSERE FEINDE, DIE ES ZU VERNICHTEN GILT. IN DIESEM MOMENT LANDEN INFANTERIEEINHEITEN DER MORJANISCHEN STREITKRÄFTE AUF DER CITADEL-RAUMSTATION UND WERDEN SOFORT MIT DER SYSTEMATISCHEN AUSROTTUNG DER KEEPER BEGINNEN! SOLLTEN SIE KEEPER SEHEN, SO INFORMIEREN SIE SOFORT MITGLIEDER DER MORJANISCHEN STREITKRÄFTE! JEDER, DER DABEI ERWISCHT WIRD, WIE ER VERSUCHT KEEPER IN IRGENDEINER FORM ZU SCHÜTZEN, WIRD ALS FEIND ANGESEHEN UND AN ORT UND STELLE HINGERICHTET!“ Auf dem Präsidiumsplatz begannen die aufmarschierten Morjaner diesen zu räumen. Dezent scheuchten sie Zivilisten weg und schufen so eine improvisierte Landezone. Nicht mal eine Minute später entdeckte man die ersten Raumfähren, die sich mit laut dröhnenden Triebwerken näherten und direkt vor Ort landeten. Aus den sich öffnenden Heckrampen kamen Dutzende weitere, bis an die Zähne bewaffnete Morjaner zum Vorschein, die sich in zehnköpfige Trupps aufteilten und ausschwärmten. Gerade mal dreißig Sekunden dauerte der Vorgang, bis die Raumfähre wieder startete und kurz darauf schon die nächste zur Landung ansetzte. Die Morjaner marschierten den Platz entlang, bestiegen Aufzüge, liefen zu anderen Stockwerken und verschafften sich Zugang zu Geschäften und Gebäuden. Dann fielen die ersten Schüsse. Sobald ein Morjaner einen Keeper entdeckte machte er seinen Trupp darauf aufmerksam, dann nährte man sich diesem im schnellen Schritt und schoss ihn aus nächster Nähe nieder. Die Morjaner zögerten nicht. Sie legten einfach an und gaben Salve um Salve ab. Die fragilen Körper der Keeper wurden durch die Treffer regelrecht in Stücke gerissen. Was dann noch von diesem Keeper übrig blieb wurde auf den Präsidiumsplatz geworfen. Zwischen die Arme der Citadel schoben sich derweil morjanische Großkampfschiffe und setzten weitere Shuttles ab, die immer mehr Truppen auf der Citadel abluden. Niemand störte sie dabei – kaum jemand wagte es sie dabei zu stören. Stellenweise kam es zu leichten Zusammenstößen mit C-Sec. Glücklicherweise blieb es bei einfachen Handgreiflichkeiten. Mittlerweile waren aus allen Richtungen Schüsse zu vernehmen – einzelne Salven, Dauerfeuer, vereinzelt sogar Explosionen. Trupps von Morjaner rannten chaotisch wirkend umher, erledigten Keeper mit allem was sie hatten, mit Messern und Schwerter, mit Pistolen und Gewehren, ein Trupp setzte sogar einen Raketenwerfer ein, nur um drei Keeper in einer Seitengasse zu erwischen. Miranda sah wie die Leute immer wieder zusammen zuckten, sobald sie den Lärm vernahmen, doch eine klassische Massenpanik war eigenartigerweise kaum zu sehen. Die Ankündigung der Morjaner hatte ihre Absicht mehr als Kund getan. Viele blickten durchaus besorgt drein. Man begann sich schnellstmöglich zu verziehen, während immer mehr morjanische Soldaten auf dem Präsidium aufmarschierten. Trotz allem blieb es relativ ruhig – insofern man überhaupt davon reden konnte. Die einzigen, die hier wohl in heilloser Panik verfielen, war mit Sicherheit der Citadel-Rat und allem voran die Citadel-Sicherheit und deren Vorgesetzte. Die Citadel-Gesetze stellten Störungen der Keeper, die man seit Jahrtausenden als essentiell für die Wartung der Citadel ansah, unter drakonische Strafen. Und jetzt kamen die Morjaner und gaben sie zum Abschuss frei. Miranda ging nicht davon aus, dass sich die Morjaner Sorgen um potentielle Strafen machten, denn sie hatten die notwendige Stärke vor Ort, um dies unter simpler Androhung von Waffengewalt zu ignorieren. Die Kreuzer, die sich zwischen den Armen der Citadel positioniert hatten waren ein sehr eindeutiges Zeichen. Trotzdem verwunderte es Miranda welchen Aufwand die Morjaner hier für eine simple Ablenkung an den Tag legten, denn das würde auch politisch hohe Wellen schlagen – was die Morjaner ebenfalls egal sein dürfte. „Cerberus tritt in Aktion.“, sagte plötzlich Colvar. Mirandas panischer Blick suchte sofort nach Oriana, die sie recht schnell vor dem letzten Laden erblickte, an dem sie Halt machte, und zusammen mit Dutzenden anderen den Aufmarsch der Morjaner beobachtete. Als sich Miranda dem Agenten bei ihr wieder zuwenden wollte hielt der ihr plötzlich ein ganz normales Fernglas hin. Etwas zögerlich nahm sie dieses entgegen und beobachtete so ihre Schwester. „Das Team, das sich als ein Touristenpärchen tarnt, hat Ihrer Schwester ein Nervengift verpasst. Die Frau hat im Vorbeigehen die Hand ihrer Schwester gestreift und es so übertragen. Die Atmung und Herzfrequenz ihrer Schwester erhöht sich, ihr wird schwindlig und zunehmend heißer. Das Gift täuscht einen Kreislaufkollaps vor und es ist nur eine Frage der Zeit bis Ihre Schwester zusammen bricht. Spontan würde ich schätzen … eine Minute, oder so. Da die andere Frau keine dieser Anzeichen zeigt und auch keinerlei Schutzhandschuhe trägt vermute ich mal das sie eine Form von Gegenmittel genommen haben muss.“ Miranda hörte Colvars Ausführungen nur nebenbei zu. Sie kämpfte gegen den Drang an sofort loszusprinten und ihrer Schwester zur Hilfe zu eilen. Leider passten die Beschreibungen genau zu dem was sie soeben sah. Ihre Schwester rang immer mehr nach Luft und als sie sich an dem nächstbesten Objekt abstützen wollte griff sie nach einem Prospektständer, der ihr keinerlei Halt bieten konnte und den sie mitumriss, als sie zusammenbrach. Ein soeben vorbei laufender Morjaner blickte etwas verdutzt drein, riss dann die Hände hoch und rief wohl sowas wie „Nicht meine Schuld.“, bevor er weiter ging. Stattdessen kamen zwei Menschen, ein Mann und eine Frau zum Vorschein, die sich neben Oriana knieten und nach ihr sahen – die beiden Cerberus-Agenten, die überhaupt erst dafür verantwortlich waren. Wie gerne würde Miranda denen jetzt etwas antun. „Die Frau verabreicht Ihrer Schwester soeben das Gegenmittel, sowie ein Beruhigungsmittel. Ihre Vitalwerte stabilisieren sich wieder. Der Mann hat beim sogenannten Huerta-Memorial-Hospital einen Krankentransport angefordert. Die Einheit ist bereits unterwegs. Die Reaktionszeit ist unerwartet kurz.“ „Wahrscheinlich weitere Agenten. Zellen von Cerberus haben im Laufe der Zeit etliche Dienste unterwandert. Sie treten als ganz normale Bürger, Angestellte und Bedienstete auf und handeln erst, wenn sie gebraucht werden. Aber wie weit das geht, also das Ausmaß dieser Unterwanderung … das weiß ich nicht.“, erklärte Miranda und sah den Morjaner an, der lediglich grinste. „Damit haben wir bereits gerechnet. Wir verfolgen die Bewegungen und Kontakte jeglicher Personen, die mit den Agenten da unten in Kontakt stehen. Es ist wie ein Netz, das sich vor uns ausbreitet. Wir identifizieren immer mehr Personen, aus Flugsicherung, C-Sicherheit, Zoll, ja sogar einfaches Empfangspersonal, das mit Cerberus möglicherweise in Kontakt steht, oder Verbindungen in diese Richtung hat. Bereits innerhalb der nächsten Stunde werden wir sie jagen.“ „Deshalb der Aufmarsch. Die Keeper interessieren sie gar nicht. Sie brauchen Truppen am Boden, um deren Fluchtwege abzuschneiden ohne das sie das merken.“, meinte Miranda. „Nicht ganz. Wir haben die Keeper von Anfang an kritisch betrachtet. Ich meine … man lässt die einfach überall herum laufen, ohne es zu hinterfragen? Nur weil man glaubt man kennt die Antwort? Nicht mit uns. Jüngste Erkenntnisse bestätigten zudem unsere Haltung. Wir haben lediglich eine andere Operation vorverlegt.“ „Andere … Operation?“, wunderte sich Miranda. „Nichts was Sie betrifft. Innerhalb der kommenden Woche werden wir zehntausende Legionäre auf die Citadel bringen, Ermittler, Todeskommandos, Spezialeinheiten des Staatschutzes, Spezialisten des Tech-Korps und so weiter. Wir werden Cerberus Präsenz auslöschen und ihnen jegliche Möglichkeit nehmen jemals wieder etwas auf der Citadel zu erreichen. Selbst wenn sie mit einer Armee kommen werden sie keine Chance haben … und da kommt auch schon der Krankentransport.“ Miranda erblickte den weißen Schwebewagen, der mit Sirenengeheul angeflogen kam und ganz in der Nähe landete. Zwei Sanitäter, selbstverständlich Menschen, sprangen sofort heraus und näherten sich dem Pärchen und der bewusstlosen Oriana. In der Zwischenzeit versucht der Pilot des Shuttles ein paar morjanische Offiziere und Soldaten zu beruhigen, die keineswegs froh darüber waren, dass er unweit bei deren eigenen Landezone gelandet war. Wahrscheinlich wussten die regulären Soldaten gar nicht, dass ihr Einsatz als Tarnung für eine Geheimoperation diente. Miranda wunderte sich, ob dadurch diese Operation gefährdet werden könnte, doch auf der anderen Seite würde es umso verdächtiger erscheinen, wenn man sie einfach gewähren ließe. Mit Sorge sah Miranda zu, wie die Sanitäter ihre Schwester auf einer Barre in den Transporter luden und kurzerhand wieder starten. „Ziel ist unterwegs. Man meldete dem Krankenhaus soeben, dass die Patientin vor Ort behandelt werden konnte. Ein einfacher Schwächeanfall. Soeben hat man sie zu einem weiteren Notfall bei den Docks gerufen … einfallsreich, das muss man ihnen lassen. Wir haben übrigens Henry Lawson gesichtet. Ihr Vater ist ebenfalls in diese Richtung unterwegs.“, berichtete der Morjaner. Mirandas Augen weiteten sich etwas. Sie kämpfte schlagartig gegen das Gefühl an nicht in völliger Überraschung die Augen weit aufzureißen. Die zahllosen Jahre an Training, Konditionierung und Erfahrung erwiesen sich dabei als ungemein hilfreich. Ihr Vater war hier, an Bord der Citadel? War es Zufall, hatte er vor Ort geschäftlich zu tun, war es ein Anflug von Überheblichkeit, oder war er so versessen in seiner Jagd nach Oriana, dass sein Urteilsvermögen nachließ? Das konnte sie bei besten Willen nicht sagen. Um ehrlich zu sein hatte sie auch gar nicht damit gerechnet. Natürlich hatte sie den Morjaner ihren Vater versprochen und war auch bereit diesen an sie auszuliefern, doch um ehrlich zu sein hatte sie gar nicht erwartet, dass er sich hier aufhalten würde. Nicht mal ansatzweise. Sie war eher davon ausgegangen, dass man über einen der beteiligten Cerberus-Agenten den Aufenthaltsort ihres Vaters erfahren würde und so an ihn heran kommen würde. Das änderte alles und zwar zum Besseren – ganz besonders für sie. „Wie geht es jetzt weiter?“, fragte Miranda und versuchte dabei so gelassen wie möglich zu wirken. „Wir warten. Andere Einheiten treten jetzt in Aktion und verfolgen ihren Kurs. Spezialeinheiten mit Landefähren stehen bereit und warten nur auf das Kommando. Einsatzteams werden die restlichen Truppen von Cerberus verfolgen. Alle Einheiten werden gleichzeitig zuschlagen. Seien Sie unbesorgt. Ihre Schwester wird diese Raumstation nicht verlassen.“, sprach Colvar trocken. Miranda konnte nicht anders und blickte trotz allem dem Shuttle besorgt hinterher. Sie hoffte, dass er Recht behalten würde. An Bord des Krankentransportes sahen sich die als Sanitäter verkleideten Cerberus-Agenten nervös um und starrten etwas ungläubig auf das dezente Chaos um sie herum. Keiner von ihnen hatte erwartet, dass sich dieser Tag so entwickeln würde. Als Henry Lawson sie darauf ansetzte eine seiner entlaufenen Töchter einzufangen hatte man sich dem nur widerwillig angenommen – selbst mit der Erklärung, dass sie eine Bedrohung für Cerberus Operationen darstellen könnte. Henry Lawson hatte bei Cerberus zwar die notwendige Autorität erhalten, das hieß jedoch nicht, dass man ihn völlig unbehelligt agieren ließ und informierte daher regelmäßig den Unbekannten. Was Cerberus im Moment am wenigsten gebrauchen konnte waren Mitglieder, die Mittel der Organisation für private Zwecke missbrauchten. Ihr Ziel, Oriana Lawson, wurden von der Zelle auf der Citadel, eine der am besten und längsten integrierten Zellen überhaupt, schnell ausfindig gemacht. Andere Zellen waren ihr zuvor schon recht nahe gekommen, doch sie war ihnen immer wieder ganz knapp erwischt. Nur dieses Mal hatte sie kein Glück. Es war eine einfache Nachlässigkeit, bedingt durch einen falsch verstandenen Familiensinn, der Oriana Lawsons Flucht ein Ende setzte. Eigentlich verlief der Einsatz sogar ausgesprochen unkompliziert, denn es war nicht das erste Mal, dass man auf diesen Weg Personen von der Citadel schaffte. Alles in allem war es in Routineeinsatz. Alles verlief absolut nach Plan, nur womit keiner rechnete waren die Morjaner und was diese in der Zwischenzeit anstellen würden. Die Auslöschung aller Keeper an Bord der Citadel? Das war verrückt – selbst für sie. War ein Zufall, dass die gerade jetzt diese Operation starteten? Vielleicht nicht. So sehr man die Morjaner auch als Verbündete im Kampf gegen die Reaper schätze, umso sehr wurden sie für die Auslöschung Illiums verachtet, noch stärker als die Kroganer. Daher behielt man sie genau im Auge. So häuften sich in den vergangenen Wochen und besonders in den letzten Tagen die Berichte über eigenartige Truppen- und Flottenbewegungen der Morjaner, die kaum Sinn ergaben und oftmals ohne Rücksprache mit den anderen Völkern erfolgten. Deren Geheimdienste konnten sich kaum einen Reim darauf machen. Manche spekulierten sogar über eine bevorstehende Großoffensive. Jetzt wurde auf brutale Art und Weise klar, was die Morjaner wirklich vorbereitet hatten. Nein. Es war kein Zufall, dass die Morjaner gerade jetzt diese Operation gestartet hatten. Viel mehr war es Cerberus gewesen die einfach zufällig in diese Operation hinein gestolpert waren. Etwas anderes konnte nicht der Fall sein, vor allem bei einem Einsatz dieser Größe. Etwas anderes durfte nicht der Fall sein. Glücklicherweise wussten die Morjaner nichts von deren Anwesenheit und waren anderweitig beschäftigt. Deren Aufmarsch war sogar eine umso willkommenere Ablenkung. So würde dieser Einsatz verborgen bleiben, genauso wie die Zelle auf der Citadel. Man könnte sogar weitere Erkenntnisse über die Morjaner erlangen. Wenn man sieht wie sie gegen die Keeper vorgingen, nur angeblich die Reaper zu treffen, dann könnte man meinen das ihr Kampf gegen die Reaper doch nicht so erfolgreich verlief, wie es deren Nachrichten- und Propagandadienste einen glauben lassen wollen. So setzten die Cerberus-Agenten ihren Kurs fort und beobachteten wie auf dem Präsidium, den Promenaden, praktisch überall morjanische Soldaten herum hasteten, Keeper mit allerhand konventionellen Waffen zerschossen, oder in Stücke sprengten und deren Überreste von den Brücken, Terrassen und Balustraden auf den Platz darunter warfen. Verrückt? Barbarisch? Vollkommen wahnsinnig? Mit Sicherheit – was war von Morjanern den schon anderes zu erwarten, doch letztendlich war es nicht das Problem von Cerberus. So setzte man ungestört seinen Flug fort in Richtung eines Frachtdocks, in er eine Firma einen Landeplatz besaß, der insgeheim von Cerberus mitgenutzt wurde. Diese Firma, ein Logistikunternehmen, wurde von deren Besitzer nur gegründet um einen Zugang zur Citadel zu bekommen. Nach außen hin gab es keine Verbindungen zu Cerberus. Man hatte sogar etliche fremde Spezies als Angestellte – turianische Wachen, Asari-Empfangsdamen, Volus-Buchhalter, sogar salarianische Kontrolleure – es war die perfekte Tarnung. Was nur eine sehr kleine, ausgewählte Anzahl an Personen wusste war, dass die Besitzer, allesamt natürlich Menschen, ehemalige Kolonisten von Shanxi waren, die während der turianischen Besatzung Familienangehörige verloren hatten. Sie waren nur kurz vor dem Erstkontaktkrieg auf Shanxi eingetroffen, waren während der Besetzung aus den betroffenen Städten geflüchtet und hatten sich in Wäldern und sonst wo versteckt. Aufzeichnungen über sie gab es nicht, oder waren vernichtet worden. Alles was sie wollten war an den anstehenden Ereignissen teilzuhaben, eine winzig-kleine Nebenrollo, etwas wovon man seinen Kindern später erzählen konnte: „Daran habe ich mitgewirkt.“ Mehr nicht. Sie waren echte Patrioten. So setzte der falsche Krankentransporter seinen Flug in Richtung der Docks fort und nach etwas mehr als fünf Minuten erreichte man sein Ziel, wo man direkt in einen separaten Ladebereich gelotst wurde. In dem Dock, der sich mehr als gewaltige Halle beschreiben ließ und sich kaum von den anderen Docks sonst wo auf der Citadel unterschied, hatte sich bereits eine kleine Gruppe an Arbeitern versammelt. Immerhin kam der vermeintliche Krankentransport nicht einfach so herbei, sondern man hatte ihn angefordert. Ein Verladearbeiter war, unter Missachtung so mancher Sicherheitsvorschriften, auf einen Container geklettert, um eine lose Transportsicherung zu richten und war dabei abgerutscht. Natürlich war der Unfall inszeniert – zumindest weitestgehend, den der Verletzte war echt. Idealerweise steuerten die Cerberus-Agenten zur „Überführung requirierter Personen“ ein nahes Lagerhaus an, wo man die betroffene Person in einem abgeschirmten Bereich in eine Transportkiste mit eigener Sauerstoffversorgung legte und sie so mithilfe eines ganz normalen Lieferwagens für den weiteren Transport zu dem Unternehmen brachte. Es würde mit Sicherheit auffallen, vor allem bei dem unwissenden Teil der Belegschaft, wenn hier allzu häufig ein Krankenwagen vorfuhr. Nur dieses Mal war es anders. Dieses Mal blieb für solche Zwischenschritte keine Zeit und man legte sie während des Fluges schon in eine Kiste, die einem Sarg ähnelte. Henry Lawson hatte unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, dass er diesen gesamten Einsatz schnellstmöglich zum Abschluss bringen wollte – komme, was wolle. Da war er geradezu irrational unnachgiebig, trotz aller Bedenken über mögliche Folgen und Einschränkungen für Cerberus zukünftige Operationen auf der Citadel zum Trotz. So erreichte der vermeintliche Krankentransporter sein Ziel und landete direkt in der Ladezone des Unternehmens, direkt neben einem Frachter, dem man sich mit dem Heck zugewandt hatte. Während sich die beiden falschen Sanitäter sofort nach dem am Boden liegenden Verletzten sahen, der von ein paar Kollegen betreut wurde, entlud der Fahrer des unbemerkt die Kiste mit der darin befindlichen und bewusstlosen Oriana, wobei ihm weitere Agenten halfen, die soeben aus dem geparkten Frachter zum Vorschein kamen. Gemeinsam packte man an und innerhalb von nur ein paar Sekunden, bevor es irgendjemanden auffiel, schaffte man diese besondere Fracht in den Frachtraum des Raumschiffes. Dort fand der Fahrer, sehr zu seiner Überraschung, Henry Lawson, zusammen mit zwei Leibwächtern, höchstpersönlich vor. „Sir?! Sie sollten nicht hier sein …“, begann der Agent, aber Lawson winkte direkt ab. Irgendwelche Bedenken von irgendeinem Laufburschen, der unfähig war das große Ganze zu erfassen, interessierten ihn nicht – schon gar nicht wenn man nach so langer Zeit endlich vor der Erfüllung seiner Träume stand. „Öffnen.“, befahl Lawson, dem die Agenten ohne weiter was zu sagen Folge leisteten, das Behältnis kurzerhand öffneten und die darin liegende Oriana offenbarten. Als Henry Lawson seine bewusstlose Tochter sah, wie sie seelenruhig da schlief, als er ihr endlich wieder persönlich gegenüber stand und sie mit eigenen Augen ansehen konnte und nicht mehr, wie bislang, sie nur auf Fotos betrachten konnte, als er endlich eines seiner wichtigsten und äußerst persönlichen Ziele in greifbarer Nähe rücken sah, da schein es ihm so vorzukommen, als würde seine Atmung für einen Moment aussetzen. Keine Worte konnten erfassen wie glücklich er in diesem Moment war. Langsam näherte er sich seiner Tochter, ging neben ihr auf die Knie und streichelte ihr sanft über die Backe. „Willkommen zurück, mein Kind.“, sprach er sanft. Endlich hatte er seine Tochter wieder, seine richtige Tochter. Wer weiß mit wie vielen Lügen dieses undankbare Miststück Miranda sie vergiftet hat, sie gefügig gemacht hat. Technisch gesehen war Miranda ebenfalls seine Tochter, doch sie konnte sich nie wirklich als eine echte Lawson behaupten. Oriana dagegen standen noch alle Türen offen und Henry Lawson würde nichts unversucht lassen sie wieder auf den rechten Weg zurück zu führen, ganz egal wie schwierig, anstrengend, oder schmerzhaft es sein mag und am Ende würde sie ihm dafür dankbar sein, denn letztendlich war er nur ein Vater, der einzig und allein das Beste für sein Kind wollte. „Macht sie für den Transport bereit. Wir fliegen sofort nach Horizon!“, befahl er, als er das Behältnis wieder schloss. Eigenartigerweise stürmte keiner der Anwesenden Cerberus-Agenten los, um diese Anweisungen auszuführen. „Das war ein Befehl!“, fauchte er die Umstehenden harsch an. „Ähm.“, begann einer der Arbeiter zögerlich. „Das wird … gegenwärtig … nicht möglich sein …“ „Warum?!“ „Die Flugsicherung hat ein vollkommenes Startverbot erlassen … scheinbar auf Druck der Morjaner … sie drohen damit jedes Raumschiff abzuschießen, das vor dem Start nicht von ihnen persönlich auf die Anwesenheit von Keepern überprüft wurde.“ „Aber … das ist doch Wahnsinn! Die Keeper haben noch nie die Citadel verlassen! Ich glaube die können das noch nicht mal!“, tönte Henry Lawson. „Diese Information scheint zu den Morjanern nicht wirklich durchzudringen … dahingehend sind sie etwas … stur.“ „DIESE BLEICHGESICHTIGEN HURENSÖHNE!!!“, fauchte Henry Lawson lautstark und seine Gedanken drehten sich beständig um die Frage, wie man am besten mit dieser Situation umgehen sollte – was leichter gesagt, als getan war. Für ihn waren diese arroganten Albino-Bastarde am Anfang eine willkommene Ablenkung, nur genauso schnell hatten sie sich zu einem geradezu unüberwindbaren Hindernis entwickelt, das sich nicht einfach so aus dem Weg räumen ließ, sei es mit Geld, Anwälten, oder sogar Gewalt, wie er es sonst gewohnt war. „SIR!“ kam plötzlich der Sanitäter panisch zur Laderampe gerannt, der sich eigentlich um den verletzten Arbeiter kümmern sollte. „Was zum Teufel machst Du hier?!“, herrschte ihn sein Kollege an, denn damit gefährdete er durchaus die Tarnung und womöglich sogar die ganze Operation. Der Sanitäter sagte nichts, sondern blickte panisch zur Seite und rannte im nächsten Moment völlig übereilt weg. Ehe irgendjemand etwas sagen konnte erfüllte ein lautstarkes Dröhnen den Platz, wie als würde soeben ein Frachter mit schlecht gewarteten Antrieben einfliegen. Hastig sah man nach was da los war und musste mit Entsetzen feststellen, das soeben eine morjanische Raumfähre durch das Kraftfeld, welches das Dock vom kalten Vakuum trennte, gestoßen war und zur Landung ansetzte. Noch bevor die Fähre mit ihrem Fahrwerk komplett aufsetzte öffnete sich bereits dessen Heckrampe und sofort sprang ein ganzer Infanteriezug mit zehn morjanischen Legionären heraus. Mindestens drei weitere Trupps befanden sich noch an Bord und als die Fähre endgültig sicher gelandet war kamen auch diese heraus. Henry Lawson atmete tief durch und versuchte mit dieser sich rasant verändernden Situation zurecht zu kommen. Es gab keine Ankündigung, geschweige irgendeine Vorwarnung, dass sie Besuch bekommen würden. Normalerweise regelte die Flugsicherung der Citadel den gesamten Flugverkehr in diesem System und die Verteilung der an- und abfliegenden Raumschiffe auf die jeweiligen Docks, wobei selbst die sich zumeist nach einen vorher ausgearbeiteten Flugplan zusammen mit den Transpondern der ins System einfliegenden Raumschiffe richtete, um den Verkehr so gut es ging zu koordinieren und Unfälle zu verhindern. Ein einfaches System, das von allen befolgt wurde. Die unerwartete Anwesenheit der Morjaner, sowie ihr unangekündigter Feldzug auf der Citadel heute stürzte da natürlich dieses ganze System ins Chaos. Was keiner wusste war, dass die morjanischen Piloten den Transponder ihrer Fähre nie eingeschaltet hatten. Sie folgen einfach einigen anderen Fähren mit aktiven Transpondern, aber kurz bevor diese ihr Ziel erreichten drehte man bei und flog die Hülle der Citadel entlang bis zum Dock, wo sie unangekündigt landeten. Verunsichert starrten Henry Lawson und der Rest der Angestellten den plötzlichen und massiven Aufmarsch an. Dutzende schwerbewaffnete Morjaner verließen die Fähre und schwärmten aus. Es war ein recht bunter Haufen. Uniformen in vielen verschiedenen Farben – schwarz, Grautöne, Grün-Camouflage, Dunkelblau – wie als hätte man verschiedenste Verbände wild zusammen gemischt. Die Arbeiter und Angestellten vor Ort hatte das alles ganz klar überrumpelt und viele wussten nicht mal ansatzweise, wie sie damit umgehen sollten. Natürlich gab es Protokolle, wie man sich beispielsweise im Fall einer plötzlichen Razzia durch die Citadel-Sicherheit, Steuerfandung, oder gar Spectres verhalten sollte, nur ob das auch bei den Morjanern funktionieren sollte wollte keiner ausprobieren. „ALLE ZUHÖREN!!!“, brüllte ein Morjaner mit einem Megafon los und zog damit die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. „DAS IST EIN EINSATZ DER MORJANISCHEN STREITKRÄFTE!!! DIE SPEZIES DER KEEPER WURDEN ALS VERBÜNDETE DER KEEPER ENTTARNT UND EINE EXODUS-ORDER WURDE GEGEN SIE ERLASSEN!!! JEDER KEEPER WIRD STERBEN!!! WIDERSTAND WIRD NICHT GEDULDET UND MIT ABSOLUTER HÄRTE NIEDERGESCHLAGEN!!! MISCHEN SIE SICH NICHT EIN!!!“ Mit diesen Worten begannen die Morjaner in kompakten 5er-Trupps das Dock zu durchsuchen – Container, Frachter, Büros, einfach alles, nichts war vor ihnen sicher. So nahm sich ein Trupp auch jenen Frachter vor, in dem gegenwärtig noch das Behältnis mit Oriana lag. Im ersten Moment wollte der Trupp einfach vorbei laufen, doch als ihnen wohl die offene Frachtrampe, sowie die Versammlung darin auffiel verschafften sie sich kurzerhand Zugang und schoben dabei einen Arbeiter zur Seite, der sich ihnen in den Weg stellen wollte. Panisch hastete Henry Lawson wieder zurück, passierte die Morjaner und stellte sich schützend vor das Behältnis mit seiner darin liegenden Tochter. „Aus dem Weg!“, befahl der morjanische Truppführer. „Nein.“, hielt Henry Lawson dagegen, wobei seiner Stimme verriet, dass sein Mut rapide schwand. Der Morjaner zog daraufhin seine Pistole und hielt sie ihm mitten ins Gesicht. Henry Lawsons Leibwächter hatten sofort selbst ihre Hände an ihren Waffen, doch ehe sie diese ziehen konnten blickten sie auch schon selbst in die Gewehrläufe der Legionäre, die bereits angelegt hatten. „NICHT SCHIESSEN! NICHT SCHIESSEN!!!“, schrie Henry Lawson panisch herum, denn immerhin befand sich der Kern seiner zukünftigen Lawson-Dynastie genau mitten in der Schusslinie aller Beteiligten. „Öffnen Sie diese Kiste!“, befahl der Truppführer und als Henry Lawson nicht sofort reagierte begann er mit seiner Pistole auf das Behältnis zu zielen. „Öffnen! Es wird keine weitere Warnung geben!“, drohte der Morjaner und für einen Moment hatte Henry Lawson das Gefühl als würde er mitten in die Augen eines Wahnsinnigen blicken. Es war klar, dass er keine andere Wahl hatte und leistete dem Folge. Er drehte sich um, öffnete unter den wachsamen Augen der Morjaner das Behältnis und offenbarte ihnen so Oriana. Die Morjaner sahen sie mit einem absolut nichtssagenden Gesichtsausdruck an und irgendwie musste sich Henry Lawson wundern, denn irgendwie hatte er das Gefühl, dass so manches keinen Sinn ergab – nur was das war konnte er beim besten Willen nicht genau benennen. „War das so schwer?“, fragte plötzlich der Truppführer und riss Henry Lawson damit aus seinen Gedanken. „Wie bitte?“, musste er unweigerlich fragen und sah wie die Morjaner ihre Waffen senkten. „DAS DA ist definitiv kein Keeper.“, sprach der Truppführer mit Blick auf Oriana. „Ist das so schwer zu verstehen?“ „Scheinbar schon.“, merkte ein anderer Morjaner an. „Das ist ganz einfach. Die Keeper sind Verbündete der Reaper und müssen daher ausgelöscht werden …“ Lautstarkes Gewehrfeuer donnerte auf einmal durch das Dock und alle Anwesenden rissen ihre Köpfe in jene Richtung herum. „Status?!“, rief der Truppführer in sein Funkgerät „KEEPER!!! DUTZENDE!!! EIN GANZES NEST!!!“, kam die panisch klingende Meldung zurück. Der Truppführer gab ein paar Handzeichen und ein Teil des ihn begleitenden Trupps rannte mit den Waffen im Anschlag los, während er selbst im gemächlichen Schritt den Laderaum verließ und sich draußen neben den Frachter stellte, um die Ereignisse aus sicherer Distanz zu beobachten. Normalerweise sollte Henry Lawson vorsichtiger sein, doch seine Neugier gewann die Überhand und anfangs etwas zögerlich verließ er zusammen mit den anderen Agenten ebenfalls den Frachter – immerhin fielen in einer versteckten Cerberus-Basis Schüsse. Draußen sah man es derweil. Weiter vorne, nahe dem angrenzenden Verwaltungsbereich, den man über einen breiten Flur einsehen und erreichen konnte und der als zentraler Durchgang durch das Unternehmen führte, hatte sich ein Dutzend Legionäre um eine simple Tür herum versammelt, wobei einer von ihnen mit einem Maschinengewehr aus der Hüfte heraus Dauerfeuer in den dahinter liegenden Raum gab. Nach ein paar Sekunden hatte er sein gesamtes Magazin leergeschossen und zog sich zurück. Ein anderer nahm sofort seinen Platz ein und gab mit seinem Sturmgewehr mehrere Salven ab, bevor er, zusammen mit den anderen Morjanern, mit aufgesetzten Bajonetten wild schreiend den Raum stürmte. Henry Lawson konnte mit dem ganzen Schauspiel nicht viel anfangen. Es wirkte alles vollkommen verrückt. Für ihn, wie auch viele andere, waren die Keeper schlichtweg die allgegenwärtigen Hausmeister, die sich seit Jahrtausenden um die Instandhaltung der Citadel kümmerten und deren Präsenz man kaum noch wahrnahm. Cerberus war da nicht ganz so nachlässig und behielt diese Kreaturen genau im Auge, wenn immer sich in ihrer Nähe herumtrieben. Letztendlich war es ein einfacher Administrator, einer mit Kontakten zur Führungsebene, der sich um den reibungslosen Ablauf sämtlicher legalen, sowie verdeckten Transporte kümmerte, der ihm die Augen öffnete. „Komisch … das ist doch nur unser Archiv … Ich habe da drinnen noch nie einen Keeper gesehen.“, sprach der Administrator ganz beiläufig, als er hinzu stieß. Henry Lawson nahm das für einen Moment einfach so auf und reagierte anfangs nicht. Dann machte er sich langsam Gedanken und sah sich genauer um. Alle Anwesenden hatten ihre Augen zumeist nur auf die Tür gerichtet, durch die der Trupp das Archiv gestürmt hatte. Kaum einer achtete auf all die anderen Morjaner. In dem Moment erkannte er es. Die Morjaner hatten sich überall strategisch positioniert – an sämtlichen Durchgängen und Notausgängen, nahe der Cockpits eines jeden Raumschiffes, ihnen war es sogar halbwegs gelungen die Arbeiter und Angestellten zu einzelnen Gruppen wie Vieh zusammenzutreiben, die sie selbst ganz dezent umzingelt hatten. Es fiel im ersten Moment gar nicht auf. Viele der Morjaner hatten sich scheinbar abgewandt, quatschten untereinander und redeten sogar ganz beiläufig mit den Mitarbeitern – simpler Smalltalk. Es wirkte alles so unscheinbar, doch Henry Lawson durchschaute es: Sie alle saßen in einer einzigen, gigantischen Falle, die nur darauf wartete mit unerbittlicher Härte zuzuschlagen. Henry Lawsons Gedanken kreisten nun verzweifelt darum, wie er sich aus dieser Schlinge befreien konnte, die man ihm einfach so um den Hals gelegt hatte. Und obwohl er sich bemühte es zu verstecken, so verriet sein Gesichtsausdruck, die unterbewusste Anspannung darin, dass er das Spiel durchschaut hatte. Er realisierte wie der morjanische Truppführer längst neben ihm stand und ihn aus dem Augenwinkel heraus beobachtete. Henry Lawson zuckte. Er wollte zurückweichen. Eine simple Fluchtreaktion – mehr unbewusst ausgelöst – mit verheerenden Folgen. Ab da ging alles blitzschnell. Der Morjaner schlug mit der Faust zu, ohne groß auszuholen, traf Henry Lawson dabei am Oberkörper und beförderte diese zu Boden. Augenblicklich rissen seine Leibwächter ihre Waffe hoch, doch bevor sie auch nur einen einzigen Schuss abgeben konnten wurden sie von etwas ergriffen, dass ihre Köpfe nach hinten zog und ihnen die Kehlen aufschlitze, aus denen sofort das Blut spritzte. Den Bruchteil einer Sekunde später kollabierten die Tarnfelder und offenbarte zwei morjanische Spezialeinheiten, die den Leibwächtern mit Messern die Hälse durchgeschnitten hatten. Mehrere dieser Trupps waren von Anfang an mit dabei gewesen und hatten sich dank Tarnfeldgeneratoren, die man in der Vergangenheit von Cerberus Phantom- und Schatten-Einheiten bergen konnte, unbemerkt in Position begeben und dann zugeschlagen. Mit einem Mal wurde es im Dock laut. Die Morjaner, die zuvor noch allesamt lässig dastanden, rissen schlagartig ihre Waffen hoch und brüllten den Angestellten und Arbeitern Befehle entgegen – in erster Linie dass sie sich hinlegen sollten. Für viele kam das völlig überraschend und unerwartet, sodass anfangs kaum einer reagierte. Die Morjaner hingegen waren nicht so geduldig und wurden direkt handgreiflich, schlugen zu, oder schossen dem ein, oder anderen kurzerhand in Arme, oder Beine, um zu zeigen, dass sie es ernst meinten. Den Großteil der Belegschaft hatten sie so im Griff und der Rest würde sogleich folgen. Die Morjaner verschafften sich gewaltsam Zutritt zu den Verwaltungsbereichen und scheuchten die dortigen Angestellten heraus. Weitere getarnte Trupps hatten sich längst nahe der Chefetagen und Räumlichkeiten der Führungspersönlichkeiten in Position begeben und schlugen ebenfalls zu. Sie töteten die Wachen, darunter sogar ein paar Turianer, die sich ihnen in den Weg stellen wollten, und schnappten sich so weitere Anführer hinter dieser gesamten Operation. Manche sogar bevor es ihnen gelang sich, beispielsweise mithilfe von Gift, selbst das Leben zu nehmen, zumindest bei den meisten gelang es. Andere versuchten ganz klassisch zu fliehen und rannten einfach davon. Das hielt nur kurz an. Man erschoss sie, was ausreichte, um auch gleich bei allen anderen jeden Gedanken an Flucht im Keim zu ersticken. Einer weiterer Arbeiter, völlig in Panik, rannte trotzdem los und schaffte es noch knapp bis vor den Eingang, bevor er von Kugeln durchsiebt wurde. Draußen, vor der Firma, hatten sich bereits ebenfalls Morjaner in Stellung begeben. Flucht war damit unmöglich geworden. Manch einer könnte später sagen, dass die Toten diejenigen sein werden, die an diesem Tag noch Glück hatten. Mit stechenden Schmerzen in der Brust versuchte sich Henry Lawson wieder aufzurichten, doch ein eisenharter Griff, der sich um seinen Hals legte, drückte ihn wieder zu Boden und er blickte in die eiskalten Augen des morjanischen Truppführers, der sich über ihn beugte. Kurz darauf trat ein weiterer Morjaner in sein Blickfeld und ehe er sich versah packte dieser ihn an seinem Kiefer und flößte ihm mit Gewalt mithilfe einer kleinen Flasche eine äußerst bitter schmeckende, klebrige Flüssigkeit ein. Henry Lawson versuchte diese Flüssigkeit mit aller Kraft wieder herauszuwürgen – vergebens. Er spürte wie diese sirupartige Substanz seinen Rachen entlang lief, sich in seinem Hals sammelte und ihm so die Luftzufuhr abschnitt. Verzweifelt versuchte er nach Luft zu schnappen – ebenfalls vergebens. „Keine Sorge.“, vernahm er von einer der Morjaner. „Das ist erst der Anfang.“ Das war das letzte was er hörte, bevor ihn der anhaltende Sauerstoffmangel bewusstlos werden ließ. Nur langsam erwachte Henry Lawson wieder aus seinem unfreiwilligen Schlaf und brauchte ein paar Sekunden bis sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Allmählich machte er mehrere Erkenntnisse: Er befand sich inmitten eines gräulichen, recht simpel wirkenden Raum, ohne jegliche ästhetische Besonderheiten. Seine Arme und Beine ließen sich nicht bewegen, da er scheinbar an sowas wie ein großes, X-förmiges Gestell gefesselt war, was man normalerweise nur aus perversen Sexspielen kannte, welches halbwegs aufrecht da stand. Seine Kleidung hatte er glücklicherweise noch an. Was ihm aber letztendlich die Ernsthaftigkeit seiner Lage klar machte war der Morjaner, der vor ihn trat. Er trug eine dunkelbraune Uniform, samt gleichfarbigen Mantel und Mütze und schwarzen, lederartig anmutenden Handschuhen, sowie ein Rangabzeichen, dass er selbst nicht einordnen konnte. „Henry Lawson.“, begann der Morjaner mit einem Grinsen. „Wie schön, dass Sie endlich aufgewacht sind. Sie haben … lange geschlafen. Beinahe drei Stunden. Wir dachten schon Sie wachen überhaupt nicht mehr auf. Aber wo bleiben denn meine Manieren. Colvar Trashin, Repräsentant des Staatschutzes des Morjanischen Verbundes und Spezialist für Xeno-Verhöre.“ „Bitte.“, begann Henry Lawson ganz kleinlaut. „Da muss ein Irrtum vorliegen. Sie haben den Falschen.“ „Ach wirklich. Irgendwie glaube ich das nicht.“, fuhr Colvar fort und machte eine kurze Handbewegung, wie als würde er jemanden her zitieren. Nacheinander traten weitere Personen vor, die scheinbar die ganze Zeit auf der anderen Seite des Raumes gewartet hatten. Es waren allesamt Morjaner, nur halt die letzten beiden nicht. Henry Lawsons Mund klappte regelrecht auf, als er Miranda und Oriana erkannte, die vor ihn traten. Die beiden trugen einen orangefarbenen Chemikalienschutzanzug, bei denen man dank großzügiger Visiere problemlos die Gesichter erkennen konnte. „Hallo … Vater.“, sprach Miranda, wobei sie besonders das Wort „Vater“ äußerst abwertend betonte. „Miss Lawson, können Sie diese Person zweifelsfrei identifizieren?“, fragte Colvar ganz rhetorisch. „Ja, das ist Henry Lawson, eines der führenden Mitglieder von Cerberus und einer ihrer wichtigsten Unterstützer.“, bestätigte Miranda. „Wunderbar …“, wollte Colvar fortfahren, nur da explodierter Henry Lawson regelrecht – natürlich nur im übertragenen Sinne. „DU MIESE, KLEINE HURE!!! WAS HABE ICH NICHT ALLES FÜR DICH GEOPFERT!!! UND SO DANKST DU ES MIR!!! JETZT ZIEHST DU SOGAR DEINE SCHWESTER DA MIT HINEIN!!! IST NICHT MAL SIE VOR DEINEM GIFT SICHER?!!!“ „Das einzige was Du je für uns geopfert hast war Geld, sonst nichts! Weder Zuneigung, noch Schweiß, oder richtige Zeit! Für Dich waren wir doch kaum mehr als ein Statussymbol!“, erwiderte Miranda. Daraufhin versuchte Henry Lawson Miranda anzuspucken, wobei er aber aufgrund der Entfernung nur knapp den Boden vor ihr traf. Nun wandte er sich Oriana zu. „UND DU! DAS HIER KANN DOCH SICHER NICHT DAS SEIN, WAS DU WIRKLICH WILLST! ICH BIN DEIN VATER!“ Oriana zeigte sich davon recht unbeeindruckt. „Und Miranda ist meine Schwester. Sie hat sich bislang weitaus stärker für mich eingesetzt als Du. Das einzige was Du bislang getan hast war mir mein Leben zur Hölle zu machen. Uns wie Tiere zu jagen. Da magst mein Vater sein … daran kann ich leider nichts ändern … aber Du … Du wirst nie Teil meiner Familie sein.“, erklärte Oriana und blickte zu Miranda. Zu sagen dass Henry Lawson in diesem Moment die Welt nicht mehr verstand mochte eine klare Untertreibung sein – zumindest sein völlig entsetzter Gesichtsausdruck zeigte das ausgesprochen deutlich. Miranda musste zugegeben, dass es ausgesprochen interessant war aus nächster Nähe mitanzusehen wie die Morjaner arbeiteten. Besonders fiel ihr auf wie offen und freundlich die sich ihr gegenüber verhielten. Das entsprach so gar nicht dem, was man in Vergangenheit so gehört hatte. Direkt nachdem die Morjaner ihre Ablenkung gestartet hatten und Cerberus unbemerkt ihre Schwester entführt hatte, führte Colvar sie zum Präsidiumsplatz. In einem nahen Durchgang standen weitere Morjaner, die ihr einen schwarzen Mantel, Schutzweste, Gasmaske, Helm und Sturmgewehr gaben. Es war eine sehr improvisierte Verkleidung, die jedoch nicht minder effektiv war, wenn es darum ging ihre Identität zu verbergen. Als dann eine weitere Fähre landete und weitere Soldaten ablud bestiegen sie diese im gleichen Zug und flogen zum Kreuzer, der sich zwischen die Citadel geschoben hatte. An Bord kamen sofort ein paar Crewmitglieder auf sie zu und Miranda musste erneut die Kleidung wechseln. So bekam sie nun einen Chemikalienschutzanzug mit eigener Sauerstoffversorgung. Das war in erster Linie eine Maßnahme, die ihrem Schutz galt. Biologische Forschung, ganz besonders in Bereichen in Bereichen von biologischer Kriegsführung, sowie speziesübergreifende Übertragung von Krankheiten war von den Morjaner lange Zeit vernachlässig worden, weil ihr unnatürlich starkes Immunsystem dies bislang unnötig machte. Da niemand genau sagen konnte, ob an Bord der morjanischen Raumschiffe nicht irgendwelche Keime, oder Viren kursierten, die für andere Spezies potentiell gefährlich sein konnten, wollte man kein Risiko eingehen. Inwiefern die Morjaner das handhabten, wenn sie selbst die Citadel besuchten, bekam Miranda nicht mit. Vielleicht hatten sie doch eigene Möglichkeiten zu Dekontamination. An Bord des Kreuzers begleitete sie Colvar zu einem Kommandozentrum, von wo dem aus der Einsatz auf der Citadel koordiniert wurde. Sie kam genau in dem Moment, als die morjanischen Fähren in dem Dock landeten, von wo aus Orianas Weitertransport erfolgen sollte. Hierbei stand sie den Morjanern mit Rat und Tat zur Seite und wies sie beispielsweise auf Notausgänge, oder mögliche, versteckte Fluchtrouten hin, während sie den Einsatz gespannt verfolgte. In keinem Moment verzog sie eine Miene, weder als sie ihre Schwester in dieser sargähnlichen Kiste liegen sah, oder als die Morjaner die Falle letztendlich zuschnappen ließen. Erst als von den Truppen am Boden die Entwarnung kam atmete sie erleichtert auf. Von da an ging alles sehr schnell. Man lud Oriana sofort in die erste Fähre, betreute sie medizinisch und brachte sie an Bord des Kreuzers, wo man sie ebenfalls in einen Schutzanzug steckte. Miranda konnte gar nicht ausdrücken wie glücklich sie war, als Oriana schon kurz darauf verschlafen die Augen öffnete. Natürlich war sie anfangs etwas schwach auf den Beinen, leicht orientierungslos und selbst der Schutzanzug, in dem sie sich wiederfand, ängstigte sie zunächst. Das alles verflog ausgesprochen schnell, als sie Miranda vor sich erkannte. In der Zwischenzeit hatte man all die anderen Gefangenen an Bord gebracht und in hastig hergerichtete Verhörzimmer gebracht. Gut eine halbe Stunde später standen Miranda und Oriana nun da und starrten ihren sogenannten „Vater“ an. „Vielen Dank“, sprach Colvar mit einem Grinsen und zog damit wieder die ganze Aufmerksamkeit auf sich. „Damit sollte dieses … Missverständnis mit der Identität … geklärt sein. Es wird Zeit das wir uns nun um das … Geschäftliche … kümmern … das sagt man doch so bei ihnen, oder?“, fuhr Colvar fort und blickte zu Miranda und Oriana, die lediglich mit den Schultern zuckten. „Na egal … Hier ist mein Angebot: Sie geben Ihr gesamtes Wissen über Cerberus an uns weiter, und zwar absolut alles. Ohne Einschränkungen. Im Gegenzug bieten wir Ihnen einen schnellen und schmerzlosen Tod.“ Henry Lawson blickte überrascht, wie geschockt drein. Besonders erschreckend war zu einem wie gelassen dieser Morjaner sein Angebot vortrug – wie als würde er jemandem eine Einkaufsliste vorlesen, und zu anderem das seine beiden Töchter dabei nicht mal mit der Wimper zuckten. „Was … was für ein Angebot ist das denn?! Sind sie verrückt?! Warum sollte irgendjemand darauf eingehen, ja sowas überhaupt in Betracht ziehen?!“, tönte Henry Lawson aufgebracht. „Naja.“, schmunzelte Colvar. „Entweder das, oder ich schneide diese Informationen höchstpersönlich aus Ihrem Gehirn heraus und nein, das ist keine Redewendung. Kurz gesagt: Wenn Sie sich weigern wird es äußerst schmerzhaft und am Ende sterben Sie trotzdem.“ Henry Lawson starrte den Morjaner mit offenem Mund einfach nur an. „Ich verlange meinen Anwalt! Sofort!“, begann er. „Gerne. Wir haben bereits eine Zelle für ihn hergerichtet. Wir verhören ihn dann nebenan.“ „Dazu haben sie kein Recht!“ Colvar blickte grinsend zu Miranda und Oriana, die wieder lapidar mit den Schultern zuckten. „Er hat definitiv Probleme das volle Ausmaß der Lage zu erfassen, in der er sich befindet.“, merkte Miranda an. „Sein Ego tut ihm dabei auch keinen Gefallen.“, ergänzte Oriana beiläufig. „Ich weiß nicht ob Sie verstehen was Sie erwartet, wenn Sie nicht kooperieren. Wir werden Sie foltern. Auf Arten und Weisen, die Sie sich nicht mal in Ihren schlimmsten Träumen vorstellen können. Dabei werden Sie zweifelsohne sterben. Dann holen wir Sie wieder zurück zu den Lebenden und wiederholen das Ganze von vorne. Sie sollten wissen … es gibt da einen Rekord, den wir während des Argos-3-Krieges aufgestellt haben. Während eines Verhörs wurde eine Asari-Söldnerin insgesamt 24-mal wiederbelebt, bevor selbst unsere Möglichkeiten erschöpft waren. Zugegeben … sie hat recht schnell erzählt was wir wissen wollten … was danach folgte … wie soll ich es ausdrücken … diente dazu Maßstäbe und Niveaus festzusetzen. Ich glaube nicht das ich mit Ihnen einen neuen Rekord aufstelle, aber … mal sehen. Das ist unser Angebot: Sie reden, oder Sie leiden.“, erkläre Colvar mit einem geradezu diabolischen Grinsen. Das Entsetzen stand Henry Lawson mitten ins Gesicht geschrieben. Und in seiner Verzweiflung holte er zu einem letzten Rundumschlag aus. Wenn er schon untergehen würde, dann sollten ihm andere ebenfalls folgen. „SIE GLAUBEN WIRKLICH SIE WISSEN MIT WEM SIE SICH DA EINGELASSEN HABEN?! MEINE UNDANKBARE TOCHTER WAR EINST SELBST EIN HOCHRANGIGES MITGLIED VON CERBERUS!!! SIE BEKAM BEFEHLE DIREKT VOM DEM UNBEKANNTEN!!! SIE MÜSSTE HIER HÄNGEN!!! NICHT ICH!!!“ Henry Lawsons Tirade hatte, wie dieser kurz darauf selbst feststellte, nicht den gewünschten Effekt. Eher das Gegenteil, den die Morjaner und seine Töchter schmunzelten nur. Vor allem Colvar grinste über beide Backen. „Miss Lawson hier hat uns bereits umfassend über Cerberus informiert, vor allem über ihre eigene Position und Funktion in der Organisation. Aber eine Sache ist eigenartig. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass irgendeiner von uns den Unbekannten je erwähnt hat. Sie dagegen scheinen ihn wohl zu kennen. Und scheinbar scheinen Sie sich auch mit den internen Vorgängen bei Cerberus sehr gut auszukennen. Nebenbei Danke, das Sie uns soeben bestätigt haben, dass Ihre Tochter nicht mehr im Dienste von Cerberus steht und das Sie uns Ihre eigenen Verbindung zu Cerberus soeben bestätigt haben. Wir wussten es vorher schon, aber es ist immer schön, wenn man andere Quellen zur Bestätigung hat. Nun gut … ich will mal nicht so sein. Ich gebe Ihnen jetzt einen kleinen Vorgeschmack, wie der letztes Rest Ihres Lebens aussehen wird.“ Mit diesen Worten veränderte sich Colvars Gesichtsausdruck schlagartig. Wirkte er bis eben noch heiter und erfreut, so trat nun etwas ausgesprochen kaltes und düsteres zum Vorschein. Unter seinem Mantel zog er ein Kampfmesser hervor und ging direkt auf sein Opfer zu. „Rechte Hand.“, waren Colvars Worte, er ausholte. „Nein! Nein!!! NEIN!!!“, schrie Henry Lawson, als er das Ausholen des Messers sah. Er kniff die Augen zu, wandte den Kopf ab und versuchte sich auf das Bevorstehende vorzubereiten. Nichts half. Mit einem Schlag jagte ein Schmerz durch seinen Körper, der sich mit nichts vergleichen ließ, was er je erlebt hatte. Jede einzelne Faser seines Körpers brannte regelrecht. Es fühlte sich an wie ein elektrischer Schlag, der von oben nach unten durch ihn hindurch schoss und dabei jegliche Nervenbahnen verschmorte. Genauso schnell wie der Schmerz kam ging er auch wieder. Schwer atmend ließ Henry Lawson den Kopf hängen, während ihm kalter Schweiß über die Stirn lief. Nur langsam blickte er auf und sah die anderen Anwesenden an. Die Morjaner zeigten keinerlei Regung. Selbst seine Töchter waren unerwartet ruhig. Miranda betrachtete das alles mit kalter Gleichgültigkeit. Selbst Oriana hielt zwar die Hände vor den Mund, doch ihre weit aufgerissenen Augen spiegelten in erster Linie Überraschung wieder – mehr nicht. „Ist es das was ihr wollt? So soll es also enden?“, keuchte er. „Nicht ganz. Schauen Sie mal nach Ihrer Hand.“, sagte Colvar „BASTARD!!!“ „Wirklich …“ „Verdammtes Monster!“ „Ich meine es ernst. Sie führen sich auf als ob ich Ihnen ein Körperteil abgehackt habe. Sie sind noch immer in einem Stück … noch.“ Henry Lawson wollte nicht nachschauen, doch am Ende tat er es trotzdem – eine sehr perverse Form von Neugier war einfach zu groß. Er neigte den Kopf zur Seite und brauchte einen Moment um zu verstehen was er da sah. Seine rechte Hand war weiterhin an Ort und Stelle, fast an seinem Arm, da wo sie auch hingehört, und weiterhin fixiert in dem Gestell. Überraschend war das Messer zu sehen, was knapp über den Hand in der Vorrichtung steckte. „Was …?“, murmelte er leise und blickte sofort umher. Seine linke Hand war ebenfalls noch da, genauso wie seine Füße und jegliche anderen Gliedmaßen. „Aber wie … was?“ „Sie sollten wissen, dass unsere Nanotechnologie ausgesprochen fortschrittlich ist. Ganz besonders im medizinischen Sektor. Aber sie kann auch für so viel mehr eingesetzt werden. In den letzten Monaten hatten wir genug Gelegenheiten die Einsatzmöglichkeiten massiv zu erweitern und zu optimieren und, welch Überraschung, der Staatsschutz fand ebenfalls ein paar äußerst interessante Anwendungsmöglichkeiten. In diesem Moment befinden sich in Ihrem Körper Millionen mikroskopisch kleiner Nanomaschinen, die sich an Ihren Nervenbahnen festgesetzt haben. Vor allem an den Rezeptoren für das Schmerzempfinden. Schon blöd, wenn man sowas hat. Was Sie soeben gespürt haben war nicht mehr als ein paar winzig kleine Stromschläge, angesetzt an den richtigen Stellen. Ich hoffe Sie begreifen endlich in welcher Lage Sie sich befinden. Wir greifen Ihr Nervensystem direkt an. Es ist egal wie gut Sie ausgebildet wurden. Es ist egal wie hart Sie trainiert haben. Es ist egal wie sehr sie sich vorbereitet haben. Sie sind uns vollkommen ausgeliefert. Wir bearbeiten Sie solange bis Sie kaum mehr als sind als ein vollkommen ausgebranntes Stück Fleisch, das rein gar nichts mehr spürt. Dann erst lassen wir Sie sterben. Aber das muss nicht sein. Reden Sie und Sie können sich all das ersparen.“ Henry Lawson hang einfach nur da und sagte nichts. Er weigerte sich weiterhin dass das hier wirklich das Ende sein sollte. „Sie sollten eins wissen.“, fuhr Colvar fort. „Ich persönlich bevorzuge chirurgische Präzision. Ich habe es nicht nötig meine Arbeit mit irgendwelchen stumpfsinnigen Rekorden zu schmücken.“ „Du mieser Skop.“, vernahm man kurzerhand und Mirandas Blick fiel auf eine wütend dreinblickende Morjanerin neben ihr, die dieselbe bräunliche Uniform des Staatsschutzes trug, ein Datenpad in den Händen hielt und ihre blass-grauen Haare zu einem Zopf zusammen gebunden hatte. Colvar gab daraufhin nur ein leises „Mh.“ von sich „Es ist egal.“, murmelte Henry Lawson und versuchte ein letztes Mal allen Widrigkeiten zu trotzen. „Es ist egal was sie hier erreichen. Es hat sich bestimmt längst herum gesprochen was auf der Citadel passiert ist und somit sind alle Informationen die ich Ihnen bitten könnte längst wertlos. Sie können mich genauso gut hier und jetzt erschießen. Es würde keinen Unterschied machen. Tja … vielleicht wenn sie längst mit dem Verhör angefangen hätten … etwas weniger reden … vielleicht wäre dann noch etwas Hilfreiches für sie herum gekommen. Aber so …“ Daraufhin konnte sich Henry Lawson ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. Das wiederrum hielt nur solange an, bis er merkte wie sehr die Morjaner nun grinsten. „Da haben Sie Recht. Allerdings nicht, wenn Sie tot sind.“, sprach Colvar und hielt neben sich die Hand auf. Sofort kam die Morjanerin mit dem Zopf auf ihn zu und reichte ihm das Datenpad. „Du darfst heute Nacht auf dem Teppich schlafen.“, entgegnete diese nebenbei leise, dennoch laut genug das es alle anderen hören konnten. „Was sagst Du dazu, wenn ich Dich auch mal ran lasse.“ Die Morjanerin sah Henry Lawson an und hatte auf einmal ein Grinsen drauf, das selbst gestandenen Söldnern einen kalten Schauer über den Rücken jagen konnte. „Schon mal ein Anfang.“ Colvar tippe kurz auf dem Datenpad herum und zeigte es dann Henry Lawson. „Das ist vor kurzem im Extranet gelandet.“ Darauf war in Video zu sehen, dessen Qualität gerade so als passable durchgehen würde, wahrscheinlich aufgenommen mit einem simplen, zivilen Universalwerkzeug und etwas verwackelt war. Erkennen konnte man trotzdem genug. Vor allem Henry Lawson erkannte genug. Man sah einen Trupp morjanischer Legionäre, die vor dem Transportunternehmen stand und sich in ihrer eigenen Sprache unterhielten. Vor ihnen lag ein zerschmetterter Keeper, während ein paar der Morjaner Schwerter und Feldspaten in Händen hielten. Dann fielen Schüsse. Der Truppführer ergriff sein Funkgerät und rief herum. Die restlichen Soldaten hielten ihre Gewehre in Bereitschaft und blickten scheinbar wirr umher. Im nächsten Moment rief der Truppführer einen unverständlichen Befehl und die Morjaner zielten auf den Eingang des Transportunternehmens. Dann schossen sie. Ganze Salven durchsiebten einen Arbeite, der fliehen wollte und kurz dahinter noch eine weitere Person. Colvar pausierte das Video und zoomte heran. Man sah nur den Oberkörper und das Gesicht einer zu Boden fallenden Person - Henry Lawson selbst. Der Blickwinkel der Aufnahme gab nicht mehr her, doch es war genug. Er sah seinen eigenen Tod. Es war eine verdammt gute Fälschung. Jetzt endlich erkannte er, dass wirklich alles verloren war. Wenn man ihn für tot hielt, dann würde Cerberus sehr wahrscheinlich kaum Anstrengungen unternehmen um seine Tätigkeiten weiter zu verschleiern, vor allem in den gegenwärtig äußerst kritischen Phasen einiger Projekte. Miranda hatte ihren Vater noch nie in diesem Zustand gesehen. Tausend Worte konnte nicht mal ansatzweise die Verzweiflung in seinem Gesicht beschreiben. Sie sah einen Mann, vor dessen Augen jegliche Träume, sein gesamtes Lebenswerk, absolut alles, einfach zerbrach. Und er konnte nichts dagegen tun. Es war herrlich. „Es wird Zeit das wir anfangen.“, sagte Colvar mit ernster Miene. „Anni, übernimmst Du kurz für mich? Ich muss mich noch um unsere Gäste kümmern.“ Die Morjanerin mit dem Haarzopf nickte glücklich und begann ihren Mantel auszuziehen, während Colvar, begleitet von einem anderen Morjaner, zusammen mit Miranda und Oriana den Raum verließen und gemeinsam den Gang entlang liefen. Kurz bevor sich die Tür hinter ihnen schloss vernahmen sie einen schrillen Schrei. „Sie geht direkt ran.“, murmelte Colvar. „Was?“, frage Miranda. „Anni, meine Lebensgefährtin. Was für eine Frau. Bei solchen Verhören läuft sie immer zur Höchstformen auf. Durch ihre Arbeit mit Aliens hat sie eine ganz besondere Eigenschaft bei sich entdeckt. Sie versteht es anderen Schmerzen zuzufügen. Das genießt sie regelrecht“ „Ich glaube ich weiß was Sie meinen. Wir nennen das Sadismus.“, erklärte Miranda. „Mh. Mein Übersetzter hat eben sowas wie einen Aussetzer gehabt. Das Wort eben kommt bei mir nur in ihrer Sprache an. Ich vermute mal das die morjanische Sprache dazu kein gleichwertiges Gegenstück kennt.“ „Naja, ich bin nur froh, dass das hier endlich vorbei ist. Endlich etwas Ruhe.“, murmelte Oriana, die jetzt selbst erst erleichtert aufatmete. „Ja, für euch ist es jetzt endlich vorbei.“, wiederholte Colvar, während sie den Gang entlang schritten. Bei diesen Worten blieb Miranda schlagartig stehen und die anderen taten es ihr gleich. Miranda sah sich um und erfasste nun die Situation in der sie sich selbst befand. Lange, graue Gänge zogen sich durch das ganze Schiff. Alle paar Meter standen an den Seiten Stahlträger hervor, Teile der Schiffsstruktur und Elemente von schweren Panzertüren. An den Seiten hingen Hinweisschilder und auf dem Boden waren Linien und Pfeile in verschiedenen Farben aufgezeichnet, um sich in diesem undurchsichtig anmutenden Labyrinth zu orientieren – vorausgesetzt man versteht Morjanisch. Und überall waren Wachen. Marinesoldaten, ausgerüstet mit vollautomatischen Waffen, patrouillierten durch die Gänge und standen paarweise vor jeder Tür. Es gab keine Fluchtmöglichkeit. Sie befanden sich an Bord eines morjanischen Raumschiffes und hatten Einblicke in eine geheimdienstliche Organisation und dessen Arbeitsweise bekommen. Keine guten Voraussetzungen für ein langes und friedliches Weiterleben. Miranda hätte damit rechnen müssen. Sie war schon zu lange in diesem Geschäft tätig. Sie hätte sich darauf vorbereiten müssen. Solche Deals, die viel zu gut sind um wahr zu sein, haben immer irgendeinen Harken. Wahrscheinlich hat die schwesterliche Liebe zu Oriana und die allgemeine Verzweiflung ihr Urteilsvermögen getrübt. Sie sah wie Colvar sie mit einem Lächeln ansah, das sie überhaupt nicht einordnen konnte. Als sie merkte wie seine rechte Hand anfing sich zu bewegen kniff sie die Augen zu und wandte den Kopf ab, wobei sie selbst ein geradezu jämmerlich fiependes Geräusch von sich gab. „Bei Ihnen alles in Ordnung?“, fragte Colvar nach einiger Zeit. Miranda öffnete wieder ihre Augen und blickte einen ausgesprochen irritiert drein blickenden Morjaner an, der ihr die Hand entgegenstreckte. „Ich … verstehe nicht … was …“, stotterte sie leise. „Ich wollte euch beiden die Hand schütteln. Macht man das nicht so … als ein Zeichen für Dank? Ich wollte euch beiden für eure Hilfe danken.“ Mit weit aufgerissenen Augen starrte Miranda Colvar an. Das entsprach so gar nicht dem, was sie bis vor einen Moment noch erwartet hatte. Ihr wurde allmählich eines klar: Sie waren wirklich in Sicherheit. Auf einmal konnte Miranda ihre Gefühle nicht mehr im Zaum halten. Sie fing an zu weinen, schlug die Hände ins Gesicht und versuchte so den Tränen Einhalt zu gebieten – was nicht so ganz klappe, da sie noch immer in dem Schutzanzug steckte. „Miri, was hast Du?“, fragte ihre sichtlich besorgte Schwester. „Habe ich … irgendetwas Falsches gesagt? Wenn ja, dann tut es mir aufrichtig leid. Das war keine Absicht.“, ergänzte der ebenso besorgte Colvar. Miranda brauchte einen Moment bis sie sich wieder beruhigt hatte. „Nein, nein … es ist … ach verdammt … ich dachte wir würden gleich sterben.“ „Was?“, kam es ganz leise von Colvar. „Ich dachte … Sie würden uns jetzt töten.“ „Aber … warum sollten wir sowas tun?“, fragte Colvar, der nun völlig entgeistert da stand. „Weshalb wohl … wir haben gesehen wir sie arbeiten … wie ihre Leute arbeiten … ihr Geheimdienst … wir haben Technologien gesehen … und ich bin eine ehemalige Cerberus-Agentin … ich weiß einfach nicht … das alles zusammen genommen …“ „Aber …“, begann Colvar, bevor er sich mit der Hand übers Gesicht fuhr und tief durchatmete. „Miranda, Du und Deine Schwester haben heute einen Beitrag dafür geleistet, dass der Verbund gegen Cerberus vorgehen kann. Sehr wahrscheinlich sogar entscheidend. Ihr habt euer Leben riskiert und das ohne einen materiellen Gegenwert zu fordern. Dafür sind wir euch dankbar. Wir hintergehen nicht einfach so jene die uns helfen … die ihren Teil einer Abmachung erfüllen … die ihren Teil der Arbeit mehr als zufriedenstellend erledigen … das ist nicht die morjanische Lebensart … nun gut, wir töten auch niemanden der seine Arbeit unbeabsichtigt schlecht macht.“ „Es tut mir leid. Ich bin einfach schon zu lange in diesem Geschäft.“ „Was läuft in eurer Gesellschaft nur falsch?“, wunderte sich Colvar und kratzte sich am Kopf. „Nun gut. Was passiert jetzt … mit uns und so?“, fragte Miranda, nachdem sie tief durchgeatmet hatte. „Ihr verbleibt vorläufig noch hier an Bord. Zwei bis vier Tage maximal. Zu eurer eigenen Sicherheit. Wir führen unterdessen weiter unsere Verhöre und dann schlagen wir hart gegen Cerberus zu. Danach setzen wir euch auf einem Planeten eurer Wahl ab. Oder eine Raumstation. Was euch halt lieber ist. Da bleibt nur noch eine, kleine Sache.“ „Und die wäre?“ Daraufhin streckte Colvar erneut die Hand aus und hielt sie Miranda hin. Sie betrachtete kurz die Geste, dann ergriff sie selbst die Hand und schüttelte sie. „Danke.“, sprach Colvar. „Das meine ich ernst. Danke. Ohne euch beide hätten wir wahrlich einen anderen Stand.“ „Ich habe nur getan was ich tun musste.“ „Ganz egal was Deine Gründe waren der Morjanische Verbund wird jene, die ihm wohl gesonnen sind, nie im Stich lassen.“ Miranda lächelte und nickte. Als sie sah wir Colvar auch Orianas Hand schüttelte fühlte sie sich zum ersten Mal seit langer wirklich sicher. „Ich muss mich jetzt verabschieden. Euer Vater und ich haben noch einen Termin. Sie wissen ja was.“ „Na dann … viel Spaß.“, witzelte Miranda. „Anni ist die, die das genießt. Ich macht nur meine Arbeit. Tonn.“, sagte Colvar und wandte sich an den anderen Morjaner, die ihnen bislang still und leise gefolgt war. „Das ist mein Adjutant. Bitte begleite die beiden zu den Unterkünften, die wir hergerichtet haben. Sorg dafür, dass sie alles haben was sie brauchen.“ Der Morjaner salutierte und wies mit einer Handbewegung die beiden Lawson-Geschwister an ihm zu folgen, was diese auch taten. „Einen Moment noch.“, begann Miranda. „Nur eine kurze Frage: Sie hatten urplötzlich angefangen uns zu duzen. Warum?“ „Habe ich das wirklich?“, wunderte sich Colvar und blickte zu seinem Adjutanten, der das mit einem Nicken bestätigte. „Mh. Das war dann wohl unbewusst. Im Prinzip ist das … ein Zeichen von Respekt, von Anerkennung. Und wenn ich so darüber nachdenke … Ihr habt euch das wirklich verdient.“ „Danke … viel Erfolg.“, sprach Miranda und dann gingen sie getrennte Wege. Colvars Adjutant führte die beiden Lawson-Geschwister zu einem nahen Aufzug und er selbst ging zurück zum Verhör von Henry Lawson. Er zog seinen Mantel aus und legte diesen über seinen Arm. Aus einer Hosentasche holte er eine Schachtel mit Ohrstöpseln, denn er wusste die würde er brauchen. Ihm selbst waren solch intensive und invasive Befragungen von Aliens stets unangenehm. Vor allem wenn seine Lebensgefährtin persönlich Hand anlegte. Die Verhörten kreischten dabei immer in unerwartet hohen Tonlagen, die äußerst unangenehm waren. Zum Glück gab es ja Ohrstöpsel. Wie Anni selbst das aushielt konnte er nicht verstehen. Noch so ein Talent von ihr. Vielleicht genoss sie es auch. Eigentlich hatte sie bei dem Staatschutz als einfache Stenographin angefangen und hatte während des Argos-3-Krieges die Verhöre gefangener Aliens dokumentiert. Doch sie war mit dem was sie dabei erlebt unzufrieden. Und so fing sie irgendwann den beteiligten Agenten Tipps zu geben. Das ging so weit, dass sie selbst mal Hand anlegen sollte, um zu zeigen ob sie es tatsächlich besser konnte. Was folgte? Sie häutete und filetierte einen Batarianer bei lebendigem Leib vor den Augen seiner entsetzten Kameraden. Da sie in jungen Jahren stets in der Metzgerei ihrer Eltern ausgeholfen hatte fiel ihr der Umgang mit Messern ausgesprochen leicht. Seither hat sie sich zu einer wahren Koryphäe auf diesem Gebiet herauf gearbeitet. Das Problem dabei: Informationsbeschaffung durch Folter war, bevor man auf die Citadel-Völker traf, nie im Morjanischen Verbund praktiziert worden. Es gab keine Erfahrungswerte. Vieles musste man sich erst selbst erarbeiten. Zudem kamen immer wieder Fragen über die Zuverlässigkeit der erlangten Informationen. Worauf Colvar hoffte, dass wenigstens die sichergestellten Unterlagen, Computer und Flugdatenschreiber etwas Verwertbares hergaben. Um die Lawson-Geschwister trauerte Colvar regelrecht. Das Miranda für einen Moment wirklich geglaubt hatte man wolle sie nach erfolgreich abgeschlossener Arbeit töten verletzte ihn – sehr sogar. Alles was er den beiden erzählte hatte er ernst gemeint. Doch er war nur bedingt enttäuscht – in erster Linie sorgte er sich um sie. Wer weiß. Wenn er dieselben Erfahrungen gemacht hatte würde er dann ähnlich reagieren? Ein beunruhigender Gedanke. Er hoffte dass Miranda und ihre Schwester nun wirklich etwas Ruhe und Frieden finden konnten. Colvars nächster Gedanke galt nun ausschließlich Henry Lawson. Er wusste es nicht, aber das Verhör hatte schon in dem Moment begonnen, als das erste Wort gesprochen wurde. Das ganze Gespräch davor diente zu einem als psychologische Folter und zu anderem sollte es helfen ein psychologisches Profil zu erstellen. Henry Lawson war ein größenwahnsinniger Egomane, der sich für unantastbar hielt, grob gesagt, also machte man ihm die Ausweglosigkeit seiner Situation klar. Innerhalb kürzester Zeit hatte man so sein Selbstbild zerstört – wie einen Spiegel, auf den man eine Abrissbirne los lässt. Leider gab es da ein paar Punkte, bei denen Colvar gelogen hatte. Zu einem das man Henry Lawson die falsche Zeit nannte in der er bewusstlos war, um sein Zeitgefühl auf Dauer durcheinander zu bringen. Dann war das Video das seinen Tod zeigte. Eine Fälschung – keine große Überraschung. Nur im Extranet war es nicht gelandet. Das würde erst deutlich später passieren, wenn irgendeiner anfängt öffentlich Fragen zu stellen. Es würde auf einem Kanal auftauchen, der augenscheinlich seit Jahren nur Videos von süßen Varren-Welpen mit mäßigen Aufrufzahlen gepostet hat – insofern man Varren überhaupt als süß bezeichnen konnte. Es war ausgesprochen leicht solche Videos nachzudatieren und Zuschauerzahlen künstlich zu generieren. Am Anfang würde man abstreiten, dass der Vorfall sich in dieser Form überhaupt ereignet hat, es dann als Unfall darstellen, dann eine Überreaktion der beteiligten Soldaten in Betracht ziehen, was man im Nachhinein dann wieder widerrufen würde und irgendwann lässt man dann die Wahrheit heraus, zumindest stückchenweise – doch sobald das der Fall war die Wahrheit nur noch eine Option unter vielen. Und bis dahin war der Morjanische Verbund längst über Cerberus hergefallen. Und die würden erst merken was los ist, wenn es längst zu spät ist. Nebenbei bestand die reelle Gefahr, dass wirklich ein Zivilist, eine Überwachungskamera, oder gar ein übersehener Cerberus-Agent den Einsatz aufgezeichnet hatte. Dazu musste man auch den Informationsfluss kontrollieren – das Extranet. Mit Beginn des Reaper-Krieges wurde der zivile Datenverkehr massiv gedrosselt um Kapazitäten für das Militär und die verschiedensten Regierungen freizuhalten. Leider konnte Cerberus dank Agenten und Sympathisanten in der Allianz auch auf diese Kanäle zugreifen – militärische Kommunikationswege mit topaktueller Verschlüsselung. Nur leider, Überraschung, hatten die Morjaner darauf ebenfalls Zugriff. Nach dem Argos-3-Krieg hatten sämtliche Völker ihre Verschlüsselungsprotokolle und Datensicherheit massiv modernisiert. Nur eines hatten dabei alle übersehen. Sie nutzten weiterhin die Extranetbojen. Die Hardware und grundlegende Struktur war weitestgehend gleich geblieben, in erster Linie hatte man in der Vergangenheit die Kapazitäten ausgebaut und zur Datensicherheit nur hin und wieder Hardware-Upgrades durchgeführt und zumeist Software-Updates aufgespielt, wobei sich selbst da die Qualität von Volk zu Volk unterschied. Dieses gesamte Netzwerk war von den Morjanern längst korrumpiert worden. Sie hatten es fest im Griff. Sie konnten den gesamten Datenverkehr überwachen, ihn verlangsamen, oder gar ganz unterbrechen, wenn sie es wollten. Die Salarianer mögen sich für ihren überragenden Geheimdienst rühmen, dass sie stets alles über jeden wissen, wofür ihnen alle anderen stets neidisch hinterher blickten. Die Morjaner taten nichts dergleichen. Sie ließen den anderen gerne ihre Illusionen. Es war einfach zu süß die Verzweiflung in den Gesichtern zu sehen, wenn man anfängt die Wahrheit zu begreifen. Einzige Probleme waren ganz klassische Boten mit ihren flinken Raumschiffen, oder die sogenannte Quantenverknüpfungskommunikation. Ersteres konnte man vielleicht mit einer Blockade unterbinden, bei letzterem konnte man nichts machen – höchsten ganz altmodisch den Raum verwanzen, in dem das Gespräch stattfindet, wenn man wüsste wo sich der befand. Und genau deshalb war die aktuelle Phase ausgesprochen kritisch. Sie mussten aus Henry Lawson innerhalb kürzester Zeit so viele Informationen wie möglich herausholen, ohne ihn dabei direkt zu töten, hoffen dass das, was man erfuhr, dann noch einen Wert hatte und dann schnell zuschlagen. Vieles müsste schnell passieren, ohne viel Zeit für umfangreiche Planung und aufwendige Vorbereitung zu haben. Man müsste improvisieren und gleichzeitig den Gegner mit überwältigender Härte überrollen. Ein gefährlicher Drahtseilakt. Aber so war das nun mal. Risiken gab es immer und die musste man manchmal sogar eingehen. Colvar atmete tief durch, setzte seine Ohrstöpsel ein und öffnete die Tür zu dem Verhörzimmer. Sofort drang ein schriller Schrei nach draußen, wonach sich jeder der morjanischen Marinesoldaten in dem Gang umdrehte. Wie Anni das ohne Gehörschutz aushielt verstand er beim besten Willen nicht. Aber als er Henry Lawson da so hängen sah – schweißgebadet, weinend, heulend, flehend – da wusste er … … er mochte seinen Job. Tevos hingegen hasste in diesem Moment ihren Job. Fünf Stunden sind vergangen seit die Morjaner anfingen Jagd auf die Keeper zu machen und noch nie hat sie sich so machtlos gefühlt. Sie war eine Matriachin der Asari-Republiken, das zivilisierteste Volk der Galaxie und Gründer des Citadel-Rates. Sie selbst war politisch hochgradig vernetzt, mit Jahrhunderten an Erfahrungen und Beziehungen. Wenn sie anfing zu reden hörte jeder in der Galaxie zu. Eine Geste von ihr konnte das Schicksal ganzer Völker beeinflussen – selbst in dieser Krise. Und noch nie hatte sie so wenig Macht wie heute. Mit verschränkten Armen stand sie gebeugt über dem Geländer einer Terrasse eines exklusiven Cafés für Diplomaten und beobachtete von dort das Treiben der Morjaner auf dem Präsidium unter ihr. Dort türmten sich bereits ganze Berge an Keeper-Körpern und ihrer Reste. Man hatte sie zerhackt, zerschossen, in die Luft gejagt und dann aufgehäuft. Wie viele es waren konnte keiner sagen. Zehntausende? Hundertausende? Und es war noch lange nicht vorbei. Als sie erfuhr was los war ging sie dagegen vor. Zumindest wollte sie das. Sie kontaktierte die morjanische Botschaft und da ging niemand ran – eine Affront ohnegleichen. Zusammen mit Valern und Sparatus ging sie dann persönlich zu Botschaft und forderte vor Ort, dass man dieses barbarische Treiben sofort einstellte. Zumindest erwartete sie das. Sie kam bis vor den Eingang und die Wache wies sie ab. Man sagte ihr direkt, dass sie sich verziehen soll und sich nicht in Dinge einmischen soll, die sie nichts angehen. Ein einzelner Morjaner wies sie, den Citadel-Rat, die wichtigste Organisation in der Galaxie, wie gewöhnliche Hausierer ab. Doch man hatte die Rechnung nicht mit der berühmten Geduld und Weitsicht der Asari gemacht. Sie war nicht eher bereit zu gehen bevor sie nicht mit einem hochrangigen Repräsentanten gesprochen hatte. Ihre Hartnäckigkeit zahlte sich aus. Um sie nicht länger in der Nähe zu haben gaben die Morjaner nach und forderten einen Verantwortlichen an. Am Ende hatten die Asari wieder triumphiert. Zumindest glaubte sie das. Jetzt waren fünf Stunden vergangen in denen man sie immer wieder vertröstet, nein, hingehalten hat. Seit Stunden sah sie dem ganzen Treiben machtlos zu. Selbst C-Sec unternahm nichts. Sie waren nicht bereit sich mit den abertausenden morjanischen Soldaten aktiv anzulegen. Es hieß sogar so manche Mitglieder von C-Sec unterstützten die Morjaner bei ihren Bemühungen. Valern und Sparatus mussten sich mittlerweile um andere Sachen kümmern und Udina war erst gar nicht aufgetaucht. Seit dem Angriff der Reaper auf die Erde pendelte er ununterbrochen zwischen den verschiedensten Botschaften herum und versuchte Hilfen für die Allianz zu organisieren – soweit ohne großen Erfolg was sie hörte. „Wir haben die Meldung erhalten das der morjanische Repräsentant auf dem Weg ist. Er trifft gleich ein“, meldete einer der Asari-Kommandos, die für Tevos Schutz verantwortlich waren. „Na endlich.“, murmelte sie und richtete sich auf. Aus der Ferne, von einer Treppe kommend, sah sie fünf Morjaner, die in Richtung des Café marschierten. Eine Bedienung wies ihnen sofort den Weg zu Tevos. Vier von ihnen waren Soldaten und der fünfte war ein Admiral der Raumflotte, gut einen Kopf größer als sie mit kurz geschnittenen, weißen Haaren und einer gräulichen Uniform samt Schirmmütze. Gut drei Meter voneinander entfernt blieb man stehen und der Admiral verschränkte seine Arme vor der Brust. „Sie haben ein Anliegen?“, begann er direkt. „Ein Anliegen … ja, das könnte man so nennen.“, erwiderte Tevos und setzte direkt ihr freundlichstes Miene zusammen mit einer möglichst zarten Stimme auf, wobei sie ignorierte das der Morjaner sich nicht erst selbst vorgestellt hatte. „Ihre Jagt auf die Keeper … Ich muss Sie darum bitten das sie damit aufhören.“ „Nein.“, lautete die direkte Antwort „Ähm … wie bitte?“ „Ich sagte Nein.“ Tevos sah den Admiral an und fragte sich, ob der wirklich glaubte dass es das schon gewesen sein soll. „Ich weiß nicht ob Sie sich darüber im Klaren sind, aber die Keeper sind essentiell für den Betrieb der Citadel. Sie müssen diese Aktionen unverzüglich beenden.“ „So … müssen wir?“ „In der Tat.“ „Die Keeper sind Verbündete der Reaper und dementsprechend gehen wir gegen sie vor.“ „Bei allem gebotenen Respekt. Es ist nicht nötig dass Sie jene Aussagen wiederholen, die Ihre Leute bereits durch die Citadel hallen ließen.“ „Und warum wollten Sie mich dann hier treffen?“ „Ich bat um dieses Treffen, um Sie dazu zu bringen dieses gesamte Vorhaben einzustellen. Ich bin sicher das man die Reaper auch an anderer Stelle besser treffen könnte, als hier Keeper zu jagen.“ „Das ist unsere Sorge. Nicht Ihre.“ Tevos merkt allmählich, dass sie mit gewöhnlicher Asari-Diplomatie nicht weiterkam. Ihr blieb keine andere Wahl als deutlicher aufzutreten. Etwas anderes verstanden die Morjaner nicht – oder sie wollten es nicht. „Trotzdem … ich muss Sie darum bitten damit aufzuhören. Unverzüglich. Das muss hier und jetzt enden.“, sprach sie deutlich fordernder. „Sind Sie dumm, oder sind Sie taub?“, erwiderte der Morjaner. „Wie bitte?“, stieß Tevos aus, die glaubte sich verhört zu haben. „Ich fragte ob Sie dumm, oder taub sind. Die Antwort des Morjanischen Verbundes ist Nein und die wird sich auch nicht ändern. Wir werden unsere Operationen nicht einschränken, nur weil es irgendein blaues Alien von uns verlangt.“ „Jetzt hören Sie …“ „NEIN, JETZT HÖREN SIE ZU! SIE WERDEN RUHE GEBEN! SIE WERDEN UNS UNSERE ARBEIT MACHEN LASSEN! ICH WARNE SIE! KOMMEN SIE UNS NICHT IN DIE QUERE!“ Mittlerweile drehten sich alle Anwesenden in dem Café, Repräsentanten, Diplomaten und Bedienstete danach um und betrachteten die Szene mit weitaufgerissenen Augen. „Das wird Konsequenzen haben.“, fauchte Tevos, wegen der vorangegangenen Behandlung und der arroganten Art des Morjaners nun endgültig genug hatte. „Sie verstehen es einfach nicht, deshalb erkläre ich es Ihnen … ganz … langsam: Sollte sie unsere Operationen hier auf der Citadel in irgendeiner Art und Weise stören, dann wird das Folgen haben. Unser Oberkommando könnte vielleicht zu dem Entschluss kommen das die Asari unsere Hilfe nicht verdient haben. Wir könnten womöglich unsere Streitkräfte aus ihrem Hoheitsgebiet abziehen, weil sie vielleicht an anderer Stelle gegen die Reaper von größerem Nutzen sein könnten.“ „Das wagen sie nicht.“ Der Admiral drehte seinen Kopf zur Seite und blickte über das Präsidium. Dann schüttelte er nur seinen Kopf und wandte sich wieder Tevos zu. „Ich gebe Ihnen jetzt einen Tipp: Diesen einen Satz eben … den sollten Sie in Gegenwart von Morjanern niemals verwenden, denn dann neigen wir dazu unsere Drohungen erst recht umzusetzen, um unsere Entschlossenheit zu demonstrieren. Wir sind hier fertig.“, sprach der Admiral, drehte sich an Ort und Stelle um und entfernte sich mitsamt seiner Eskorte. Zurück blieb nur Tevos, die mit offenem Mund wie in Schockstarre verfallen da stand. Noch nie, in ihrem gesamten Leben, hatte sie sich jemals so machtlos gefühlt wie in diesem Moment. Der morjanische Admiral blickte derweil ausgesprochen zufrieden drein. Er hatte sich lediglich mit Tevos getroffen, um ihr klar zu machen wie wenig sie zu sagen hatte und er hat davon jeden Moment genossen, auch wenn er dafür sein Schiff verlassen musst. Aufgrund des Anteils der Asari bei dem Argos-3-Krieg würde es ihm persönlich rein gar nichts ausmachen, wenn der Verbund die rein hypothetische Drohung von eben wahr machen würde. Während er sich so auf den Rückweg zu den Ladebuchten machte überblickte er zufrieden das Präsidium. Die Säuberungsaktion lief plangemäß und nennenswerten Störungen gab es auch keine. Zudem sah er wie weitere Verstärkung mit den Raumfähren eingeflogen wurden. Diese brachten nun Spezialkräfte – Legionäre in gepanzerten Raumanzügen und schwere Bergbauausrüstung. Diese Einheiten würden schon sehr bald in die tiefsten Elemente der Citadel vordringen. Erst seit kurzem wusste man, dass die Massenportale sämtlichen Verkehr registrierten und diese Daten weiterleiteten. Man ging davon aus, dass diese Daten direkt an eine Führungseinheit der Reaper gehen, genannt „der Vorbote“. Das war nicht der Fall. Diese Daten wurden in Richtung der Citadel übertragen. Die Massenportale verschleierten das, indem sie, grob vereinfacht ausgedrückt, sowas wie eine elektrostatische Entladung abgaben, wann immer ein Raumschiff sie für einen Sprung passierte. Da diese Entladungen nur äußerst minimal waren und keine Einfluss auf die passierenden Raumschiffe hatten wurden sie von den Citadel-Völkern als normal angesehen und daher komplett ignoriert. Der Rest der Galaxie hatte sich nie die Mühe gemacht sich die Massenportale genauer anzusehen und die Morjaner hatte sie in ihrem Raum nie aktiviert, weil sie ihre ganz eigenen ÜLG-Antriebe hatten. Daher hatten sie die Massenportale nie im Betrieb studieren. Lediglich als Mittel in der Materialforschung. Das änderte sich vor etwa einem halben Jahr. Sobald man diese Datenimpulse enttarnt hatte war es ein leichtes sie zu verfolgen. Man triangulierte sie ganz klassisch und war umso überraschter, als alles in Richtung der Citadel zeigte. Diese Raumstation war uralt und versteckte etwas und man war bereit diese Geheimnisse zu lüften, selbst wenn man sie dafür komplett zerlegen müsste. Wie weit das ging wusste keiner. Die Citadel, die Keeper, die Massenportale – alles hing mit den Reapern zusammen. Das wurde ihnen klar, als sie die als geheim eingestuften Berichte eines menschlichen Spectres, genannt Shepard, zugespielt bekamen. Das warf natürlich andere Fragen auf. Wie lange saßen all die anderen Spezies schon auf dieser Station. Zwei Jahrtausende? Drei? Und wie sehr hatte von denen sich jemals jemand darum bemüht diese Station genauer zu untersuchen? Es erschien so surreal, das es eigentlich ein schlechter Scherz sein musste über den man am liebsten darüber lachen würde, wenn es nicht gleichzeitig so traurig, ja geradezu erbärmlich war. Eigentlich sollte die ganze Operation anders ablaufen. Auf jeden Fall später, um weitere Vorbereitungen treffen zu können und um den Citadel-Rat von den Entdeckungen und notwendigen Maßnahmen unterrichten. So wollte man unnötige Störungen verhindern und mit der Citadel-Sicherheit zusammenarbeiten. Das wurde hinfällig, als der Staatsschutz äußerst kurzfristig selbst eine Mission auf der Citadel starten musste und dafür selbst Truppen und eine möglichst große Ablenkung brauchte. Eins führte zum anderen und so entschied man sich die Operation vorzuziehen. Um was es genau bei dieser Mission ging blieb geheim. Nur die Truppen, die direkt mit den Einheiten des Staatsschutzes zusammen arbeiteten, wurden unterrichtet. Ihm selbst sagte man nur, dass man mit einem entscheidenden Schlag einen Feind des Verbundes treffen wollte. Und so genau interessierte ihn das nicht. Er verstand den Wert von Geheimhaltung. Selbst das morjanische Militärkommando störte sich daran nicht im Geringsten. Der Staatsschutz brauchte dringend Hilfe und jeder war bereit sie nach Kräften zu unterstützen. Selbst Sirius Mel’Taun ließ ihnen dazu völlig freie Hand. Denn eine Sache war allen klar: Sie saßen alle im selben Boot. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)