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Mass Effekt - Der Untergang - Akt II

von

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Landurlaub

Frohe Weinachten wünsche ich euch allen. Ja, ich habe für dieses Kaitpel etwas viel Zeit gelassen, eigentlich wollte ich es ja viel früher veröffentlichen, nur kam leider nicht dazu. Es ist etwas größer geworden als ursprünglich geplant und wie gewohnt treibe ich mit Mass Effect mal wieder so richtig meinen Schabernack. Es kann also stellenweise etwas kontrovers werden, aber das sollte man ja inzwischen ja von mir gewohnt sein. Ich wünsche euch viel Spass beim lesen und wünsche euch allen ein schönes Weinachtsfest, erholsame Tag und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
 

Allerherzlichste Grüße

Euer Ratzfatz
 

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Nach dem letzten Einsatz auf Noveria befand sich die Normandy nun auf dem Rückflug zu Citadel. An Bord hatte man sich sofort an die Auswertung der geborgenen Daten gemacht und fand dabei erstaunliches heraus – mehr, oder weniger.

„Also diese Invasionspläne sind definitiv veraltet. Und da sind Sie sich sicher?“, begann Shepard nach der ersten Einweisung.

„Zweifelslos.“, bestätigte EDI und zeigte eine vergrößerte Karte der Galaxie an, auf der etliche bunte Pfeile und Symbole verzeichnet waren. „Die hellgraue Fläche hier oben kennzeichnet das Territorium des Morjanischen Verbundes. Es wird von den Sternen-Clustern der Walhalla-Grenze, dem Sanduhr-Nebel, der Sigurds Wiege und dem Titan-Nebel umgeben. Das war bisweilen bekannt. Dagegen unbekannt war die genau Ausdehnung ihres Gebietes. Nach dieser Karte beansprucht es zwei Prozent der galaktischen Fläche als durchgehend geschlossenes Gebiet. Die von diesem Gebiet ausgehenden Pfeile zeigen Bewegungs- und Angriffsrichtungen der Morjaner zum Zeitpunkt ihres Erstkontaktkrieges. Hauptziel war dabei Illium andere Kolonien in direkter Nähe, wie es hier auf den Karten vermerkt ist. Die Ziele wurden hauptsächlich nach zwei Faktoren ausgewählt. Entfernung zur morjanischen Grenze und Verkehrsdichte. Die weiteren Pfeile zeigen geplante Angriffsrouten, die quer durch die halbe Galaxie führen. Hätten die Morjaner ihren Kampf fortgesetzt wäre jedes Volk von ihrem Angriff betroffen gewesen, auch jene die nicht Mitglieder der Citadel sind. Da sich die Morjaner zu diesem Zeitpunkt nur die mangelhaften Informationen aus den Navigations- und Bordcomputer geenterter Frachtschiffe richteten wären wichtige militärische Ziele verfehlt worden. Zivile und industrielle Zentren hätten moderate bis schwere Schäden erleiden können. Die Opferzahlen hätten in die Milliarden gehen können. Allerdings zeigen die Daten ein sehr differenziertes Bild. Wie es scheint hatten die Morjaner durchaus das Interesse eine militärische Lösung anzustreben und der Flug zur Citadel stellte nur einen Ausweichplan dar. Sehr wahrscheinlich mussten sie nach der Plünderung des Extranets schnell erkannt haben das ihre ursprünglich geplante Vorgehensweise nur sehr geringe Erfolgsaussichten hatte. Es ist davon auszugehen das die Morjaner nur deshalb einen diplomatischen Dialog wählten, weil sie nicht schnell genug umdisponieren konnten.“
 

Shepard schüttelte den Kopf.

Im Allgemeinen verwunderten ihn diese Erkenntnis gar nicht. Nach den starren Denkmustern der Morjaner müsste die Galaxie in feste Blocks eingeteilt sein, so wie es noch immer auf der Erde der Fall ist. Stattdessen war es ein einziger bunter Flickenteppich. Das sah man am besten an der politischen Karte der Galaxie. Während der Morjanische Verbund eine einzige geschlossene Fläche einnahm verteilten sich die Welten der anderen Völker, bedingt durch die Massenportale, auf den ersten Blick scheinbar willkürlich über die ganze Galaxie. Damit hatten die Morjaner auf vielen Ebenen Probleme.

Nur das war in der momentanen Lage bedeutungslos.
 

„Ich bin beeindruckt wie schnell Sie diese Daten auswerten konnten.“, warf Garrus ein.
 

Er, Fedorian und Pashek waren anwesend. Personen, denen Shepard voll vertraute und die über all das was hier vorgetragen wird Stillschweigen bewahren würden. Nur Liara und Ibro suchte man vergebens. Sie hatte sich weiterhin in ihrer Kabine eingeschlossen und der Morjaner schlief noch immer.
 

„Das war einfach. Cerberus hatte bereits mit der Auswertung der Daten begonnen und diese Berichte lagen ebenfalls bei. Ich verglich diese Informationen mit jenen die uns die Morjaner gaben.“
 

Alle Anwesenden rollten mit den Augen. EDI hatte die gesammelten Daten nicht selbst ausgewertet, sondern nur eine schon vorhandene Auswertung vorgetragen und ergänzt.
 

„Also ... verstehe ich das richtig ... Cerberus hat eine Forschungsanlage auf Morjan Prime angegriffen und dabei diese Daten erbeutet? Wie haben sie die überhaupt in ihre Hände bekommen? Ich meine ... waren die nicht irgendwie verschlüsselt, oder gesichert?“, fragte Fedorian.

„Die uns vorliegenden Daten nicht. Nach Cerberus Berichten stammen die Daten allesamt von einfachsten Datenträgern, die man erbeuten konnte. Da die Daten aus Sicht der Morjaner nicht kritisch sind, waren sie auch nicht verschlüsselt. Es wird angenommen das es sich bei den von Morjan Prime erbeuteten Datensätzen um eine Art Privatsammlung handelt. Größtes Problem bereitete Cerberus lediglich das Lesen der Daten, da die Morjaner erwartungsgemäß eine andere Programmierstruktur verwenden. Es ist ein komplexes System, das man nur als eine Mischung aus mehreren verschiedenen Programmiersprachen beschreiben kann. Es war nur möglich einfach Bilder und ein paar Videos sich anzeigen zu lassen und diese dann auszuwerten. Es war nicht möglich andere Daten und Textdokument auszuwerten, weil zu einem eine Übersetzungssoftware fehlt. Manche der enthaltenen Daten sind ... zumindest aus unserer Sicht deutlich fragwürdiger Natur.“, fuhr EDI fort.

„Das können wir im Nachhinein besprechen. Sie sagten zuvor die Reaper könnten die Massenportalnetzwerke als ein Überwachungsinstrument einsetzen?“, unterbrach Shepard.

„Das ist korrekt. Cerberus gelang es tiefe Einblicke in die Technik der Massenportale zu gewinnen. Diese Einblicke verdanken sie der Forschung von Doktor Amanda Kenson, die das Alpha-Relay identifizierte. Allgemein bekannt ist das jedes Schiff, welches ein Massenportal passieren will, erst seine eigene Masse übermitteln, damit ein sicherer Sprungkorridor berechnet werden kann. Auf diese Weise werden Kollisionen bei größeren Flottenbewegungen nach dem Sprung vermieden. Unbekannt ist das die Massenportale diese Daten weiter senden und zwar an die Reaper. Sie sind somit in der Lage in Echtzeit jegliche Schiffsbewegungen in der Galaxie zu überwachen. Es wird vermutet das die Reaper somit nach der Intensität des galaktischen Schiffs- und Warenverkehrs bestimmen, wenn eine Ernte zu beginnen hat.“

„Wenn es sich danach richtet ... wie weit hatte sich Ihr Volk ausgebreitet, als die Reaper angriffen?“, richtete Fedorian seine Frage an Pashek.

„Über die ganze Galaxie. Wir waren ein gewaltiges Reich das über unzählige Welten und unzählige Völker gebietete und standen kurz davor die Geheimnisse der Massenportale zu entschlüsseln. Dann kamen die Reaper. Ich weiß nicht wie lange der Krieg seinerzeit dauerte, aber es können Jahrhunderte gewesen sein, wenn nicht sogar noch länger.“

„Pasheks Annahmen könnten sich als richtig erweisen. Nach meiner Kalkulation würde es, vorausgesetzt die Reaper behalten ihre Geschwindigkeit bei und der im Vergleich zu den Protheanern geringeren Ausbreitung der Völker, maximal zwei Jahrhunderte dauern um ihre derzeitige Ernte abzuschließen.“

„Ich weiß kaum ... was ich dazu sagen soll.“, murmelte Fedorian und wirkte wie alle anderen sichtlich betroffen.

„Nur dieses Mal ist etwas anders. Wir haben die Chance diesen Zyklus zu durchbrechen. Ein für alle Mal.“, machte Shepard den anderen Mut.

„Er hat Recht. Die Chancen standen noch nie so gut.“, bestätigte Pashek. „Zu meiner Zeit kamen die Reaper über die Citadel und innerhalb eines winzigen Augenblicks war unsere gesamte politische und militärische Führung ausgeschaltet, sowie der Kern unserer Flotte vernichtet. Danach deaktivierten sie von dort das Massenportalnetzwerk. Unsere Infrastruktur ... einfach alles brach auf einen Schlag zusammen, Nahrungsmittel, Rohstoffe, Truppen und Flotten, nichts konnte mehr transportiert werden. Sämtliche Nachschub- und Handelsrouten waren schlagartig gekappt. Unsere Welten wurden voneinander abgeschnitten und ausgehungert und unsere einst so mächtige Raumflotte saß in jenen Systemen fest, in denen sie sich gerade befanden. Die Reaper konnten so ein System nach dem anderen einfach abernten und zum nächsten weiter ziehen. In einer direkten Konfrontation, mit all unseren Kräften, hätten wir die Reaper bestimmt zurückdrängen können, nur das ging nicht mehr. Wir wussten kurz vorher das sie kommen würden, nur wir hatten keine Ahnung was uns erwarten würde. Uns gelang es zwar einzelne Portale manuell zu reaktivieren, nur dafür war es zu spät.“

„So arbeiten also die Reaper.“, sagte Fedorian.

„Ja, so können sie sogar gewaltige Imperien wie die Protheaner zu Fall bringen. Ganz feige. Nur ...“, fuhr Garrus fort.

„Nur warum ist das hier nicht der Fall? Die Reaper scheinen viel zu früh aufgetaucht zu sein, die Citadel ist unberührt geblieben und das Massenportalnetzwerk ist weiterhin aktiv.“, ergänzte Fedorian.

„Weil es da draußen einen einzigen Faktor gibt von dem alles abhängt. Ein Faktor den nicht mal die Reaper vorhersehen, geschweige einplanen konnten. Die Morjaner.“, brachte Shepard ein und alle blickten aufmerksam zu ihm. „Da die Morjaner keine Masseneffekttechnologie benutzen und nie ein Massenportal aktiviert haben, so wie wir es tun, war den Reapern lange Zeit unbekannt das es da draußen ein weiteres raumfahrendes Volk gibt, das ihnen sogar gefährlich werden kann. Ihr wichtigstes Überwachungssystem ist in diesem Fall absolut sinnlos, weil die Morjaner ihre ganz eigenen ÜLG-Antriebe besitzen. Und wenn die Reaper auch die allgemeinen Kommunikationswege überwachen bedeutet das, das die Morjaner über Kommunikationsmittel verfügen, die von den Reapern nicht bemerkt und somit schon gar nicht abgehört werden kann.“

„Das mag zwar stimmen, aber genauso gut können die Reaper das Massenportalnetzwerk deaktivieren, um UNS zu isolieren. Immerhin würde sie das entlasten und sie könnten sich erst voll auf die Morjaner und dann auf uns konzentrieren.“, erwiderte Fedorian.

„Mag sein, aber vielleicht soll es auch so sein. Wie lange dauert es ein inaktives Massenportal zu reaktivieren ... bis es voll hochgefahren und einsatzbereit ist ... gerade mal ein paar Minuten, oder?“, stellte Shepard seine Frage an EDI.

„Primärportale ja, wegen des Aufbaus des massefreien Kanals mit dem Gegenstück. Sekundärportale sind schneller online.“, erklärte EDI.

„Die Morjaner können jederzeit und überall ohne Vorwarnung auftauchen und die Reaper mit ihren Fusionskanonen zusammenschießen. Während die Reaper auf das Hochfahren eines Portals warten wären sie für die Morjaner kaum mehr als Zielscheiben. Die Reaper bräuchten also ein Möglichkeit zur schnellen Flucht und damit ein ständig aktives Massenportalnetzwerk.“, mutmaßte Shepard.

„Das ist gequierlte Scheiße, Shepard!“, warf Amara auf charmante Art und Weise ein. „Wenn ich das richtig verstanden habe sind die Reaper mit ihren ÜLG-Antrieben von ihrem super-geheimen, intergalaktischen Versteck direkt bis in die Milchstraße geflogen. Wenn sie schon das können brauchen sie die Massenportale nicht wirklich, um vor den Morjanern davon zu fliegen. Sie starten einfach ihre ÜLG-Antriebe und reisen so umher.“

„Diese Kritik ist berechtigt, dennoch ist ein derartiges Vorgehen ausgesprochen zeitintensiv. Zeit die den Reaper aufgrund der morjanischen Präsenz wahrscheinlich nicht zu Verfügung steht.“, entgegnete EDI.

„Vielleicht brauchen sie die Portale ja für ihren Nachschub.“, mutmaßte Fedorian.

„Nein, die Reaper sind nicht auf konventionelle Nachschublinien wir die Kriegsmaschinerien organischer Zivilisationen angewiesen. Sie sind dahingehen völlig autark. Das war schon zu unserer Zeit so. Das einzige wofür sie fest Nachschublinien brauchen können wären für ihre Bodentruppen, die sie in eroberten System heranzüchten und dann zu den einzelnen Schlachtfeldern transportieren, allerdings können auch vor Ort Gefangene in ihre willenlosen Sklaven umwandeln.“, widersprach Pashek.

„Womöglich können die Reaper das Netzwerk gar nicht mehr deaktivieren. Ich erinnere mich das die protheanische VI auf Ilos von den Wissenschaftlern sprach, die die Citadel manipuliert hatten. Vielleicht haben die dabei weitaus mehr erreicht, als uns am Anfang klar war.“, sagte Garrus.

„Aber dann könnten die Reaper doch einfach die Citadel direkt angreifen und das Problem beheben, oder?“, warf Amara ein.

„So einfach geht das nicht. Beim letzten Mal brauchten sie eine Marionette, die die Citadel infiltrierte. In dem Fall war das Saren und die Geth, die die Citadel lange genug geöffnet hielten, bis Sovereign andocken konnte. Wer weiß wie lange es gedauert hat diesen Plan zu verwirklichen. Vielleicht mangelt es den Reapern wirklich an Zeit.“, widersprach Garrus.

„Leute, STOP!“, unterbrach Shepard die Meute und wandte sich ihnen zu. „Diese Diskussion führt zu gar nichts. Wir treten auf der Stelle und gegen die Reaper hilft es auch nicht.“

„Angefangen hat das ja mit den Massenportale, die von den Reapern überwacht werden.“, erinnerte Amara.

„Ja ... haben Sie schon einen Plan was man dagegen unternehmen kann?“, fragte Garrus.

„Nicht wirklich ... wir müssten vielleicht unsere Flotten aufsplitten und erst kurz vor einem Angriff zusammen ziehen. Aber auch das würde den Reapern auffallen ... wenn sich viele kleine Flotten nahe ihrer Positionen sammeln ... wahrscheinlich konnten sie deshalb auch so schnell auf ihren Gegenangriff bei Taetrus reagieren.“, mutmaßte Shepard mit Blick auf Fedorian.

„Das ist mir allmählich auch klar geworden. Also ... was unternehmen wir dagegen?“, erwiderte dieser.

„Ehrlich? Ich habe keine Ahnung. Das einzige was wir im Moment machen können ist diese Information an unsere Wissenschaftler weiterzugeben und zu hoffen, das die damit etwas anfangen können ... ansonsten machen wir weiter wie gehabt ... wir versuchen weiter Verbündete in der ganzen Galaxie zu sammeln.“

„Bei Ihnen klingt das immer so einfach.“, sagte Garrus.
 

Shepard konnte da nur mit den Schultern zucken. Natürlich bereitete ihm die Sache mit den Massenportalen, genau wie allen anderen, Kopfzerbrechen, nur er wusste beim besten Willen nicht was man dagegen machen könnte, oder ob man überhaupt etwas dagegen machen kann.
 

„Kommt Ihnen die Sache nicht merkwürdig vor? Die ... Morjaner spielen eine überraschend omnipräsente Rolle in diesem Zyklus. Nicht nur das es ihnen gelang sich der Entdeckung durch die Reaper völlig zu entziehen, sie sind auch die einzige ... Spezies in der Galaxie, die sich der Masseneffekttechnologie vehement verweigert und damit nicht in die Falle der Reaper tappten, wie ... wie als wüssten sie darüber Bescheid. Es gelang ihnen sogar eine Reaper-Invasion auf ihre ... Heimatwelt abzuwehren.“, brachte Pashek ein.

„JA! Verschwörungstheorien. Auf den Scheiß steh ich!“, stieß Amara lauthals auf ihre abgedrehte Art und Weise auf.

„Das mag zwar plausibel klingen, nur die aktuelle Lage der Morjaner sagt etwas ganz anderes. Milliarden und Abermilliarden von Toten, ihre Heimatwelt verwüstet, ihre Flotten und Infrastruktur schwer angeschlagen, sie mussten sogar Ersatz für ihre oberste Führung finden, weil diese den Auftakt des Reaper-Angriffs nicht überlebte und das ist noch lange nicht das Ende. Ich kann mich irren, aber hätten die Morjaner wirklich über die Reaper Bescheid gewusst, dann sähe ihre Lage jetzt bestimmt ganz anders aus. Meine Meinung.“, sagte Shepard.
 

Da sagte Pashek nichts mehr.
 

Shepard schnaubte kurz. Pashek hörte sich schon genauso an wie Liara, allerdings musste er ihm in einer Sache recht geben. Da draußen waren schon einige recht eigenartige Zufälle am Werk, wenn man es überhaupt so nennen konnte.
 

„Sonst noch etwas?“, fragte Shepard.

„Ja, eine Sache.“, begann Garrus. „EDI, Sie sagten die Morjaner hätten Gefangene für Waffentest verwendet?“

„Das ist korrekt. Die Datenträger enthielten Aufnahmen über die Effektivität von mehreren kinetisch-konventionellen und chemischen Waffen gegen die verschiedenen Spezies.“

„Auch ... Turianer?“, fragte Fedorian.

„Ja.“

„Kann ich ... eines dieser Videos sehen?“

„Wollen Sie sich das wirklich antun?“, fragte Shepard.

„Würden Sie nicht das selbe machen?“
 

„Ihr elenden ... dafür werdet ihr ... alle bezahlen ... ihr ... ich habe ... Beziehungen ...“, vernahm man ein klägliches Wimmern und Fluchen und betrachtete das abspielende Video auf einem Bildschirm.
 

Ein Turianer in der Rüstung der Blue Suns stand gefesselt an einer Wand auf der einen Seite einer großen Halle, während auf der anderen Seite, von wo aus das Video aufgenommen wurde, mehrere Morjaner an einer eigenartigen Armatur werkelten.

„Was ist das?“, fragte Fedorian, bis man sah wie einer der Morjaner ein kegelförmiges Objekt von hinten in das besagte Gerät schob. „Ist das ... ein Geschütz?“

„Korrekt. Hierbei handelt es sich um eine Haubitze, ein Waffensystem das manuell nach dem Hinterladerprinzip funktioniert.“, erklärte EDI.

„Ja, so hat unsere Artillerie auch mal ausgesehen. Vor ganz langer Zeit.“, fügte Garrus hinzu.
 

Ausgesprochen belustigt nahmen sie zur Kenntnis wie ein Morjaner an einer Schnur zog, um die Waffe auszulösen. Die nachfolgende Schuss, der sich mit einem lauten Knall und einem Feuerstoß aus dem Geschützrohr löste, war dagegen weniger belustigend. Vor allem für das gefesselte Ziel. Das Geschoss landete einen Volltreffer und hüllte beim Auftreffen den Turianer in einen Feuerball und sprengte ihn mitsamt der Wand in Stücke. Da verging so manchem das Lachen.
 

„Sie wirken sichtlich gelassen, Primarch.“, bemerkte Shepard mit Blick auf Fedorian.

„Er war ein Söldner. Ohne Ehre, oder Sinn für Gemeinschaft. Abschaum der Galaxie. Wenn es nach mir ging hätte ich ihn am liebsten selbst in ein tiefes Loch geworfen und dort verrotten lassen.“, meinte Fedorian, wobei man allerdings etwas Verbitterung heraus hören konnte.

„Mh ... gibt es noch mehr ... solcher Videos?“

„Ja, mehrere. Es wurden eine Vielzahl leichter und schwerer Waffen erprobt. Panzerbrechende Munition, Aerosolwaffen, Spreng- und Splittergeschosse, Gewehr, Panzer, frei fallende Bomben, Marschflugkörper, direkte Volltreffer und Explosionswirkung und chemische Kampfstoffe in variierender Intensität. Wollen Sie die ebenfalls sehen?“, fragte EDI.

„Nein, bitte nicht. Ich will mir nicht ansehen müssen wir irgend jemand vergast wird.“, sagte Fedorian.

„Ich glaube nicht das die Morjaner da wirklich jemanden ... vergast haben.“, meinte Shepard.

„Da muss ich widersprechen. Es liegen ausgiebig dokumentierte Fälle vor ...“

„Oh nein.“

„Außerdem ist hier weiteres Material ...“

„Noch mehr ... Experimente?“

„Nein. Etwas vergleichbares, jedoch keine Test an Gefangenen.“, sagte EDI und begann, auf ein Handzeichen Shepards hin, die vorhandenen Bilder abzuspielen.
 

Das nachfolgende Material erwies sich dagegen als recht eigenartiger Natur, trotz der Tatsache das es ursprünglich aus einem Labor für Materialforschung und Kriegstechnik stammte.

Das erste Bild zeigte einen Grigan-Kampfpanzer, der auf absolut freiem und flachen Feld auf dem Rücken lag, sprich Geschützturm auf dem Boden und Ketten in die Höhe.
 

„Also man muss mir dringend mal erklären wie die DAS geschafft haben.“, kommentierte Garrus das Bild.
 

Die nächsten Bilder entpuppten sich als ebenso interessant, zeigten sie doch scheinbar erst Versuche der Morjaner im Bereich der übergroßen Kampfläufer. Jener auf den Bildern zu sehender Mech besaß ein skelettartiges, humanoides Design und war schätzungsweise an die 10 Meter hoch. Ein beeindruckender Anblick. Weniger beeindruckend war das man bereits auf dem nächsten Bild sehen konnte wie dieser Mech mit dem „Bauch“ auf dem Boden lag. Das zog sich die nachfolgenden Bilder kontinuierlich so durch in denen zu sehen war wie der Mech aufgerichtet wurde, nur um auf den nächsten Bildern wieder im Dreck zu liegen. Allem Anschein nach hatten die Morjaner erhebliche Probleme dabei das Gleichgewicht bei ihren Kampfläufern zu halten. Shepard vermutete das das wohl der Hauptgrund sein könnte, warum man diese Waffen nicht im Arsenal der Morjaner vor fand.
 

Die letzten Daten hingegen waren nur für Wissenschaftler interessant. Was auf den ersten Blick wie eine skizzenhafte Pyramide wirkte entpuppte sich beim heran zoomen als eine sehr komplexe, chemische Formel, bei der jede Ebene auf der vorherigen aufbaute. Erkennbar waren die Atommodelle mit denen die einzelnen Elemente dargestellt wurden. Eigenartigerweise war EDI dennoch nicht in der Lage diese ausgesprochen universell gehaltene Formel vollständig zu entschlüsseln, da einzelne enthaltene chemische Elemente nicht im derzeit bekannten Periodensystem auftauchten. So wie es aussah waren Bestandteile dieser Formel nicht natürlichen Ursprungs, sondern synthetischer Natur.
 

Shepard und die anderen rieben sich bei EDIs Ausführungen frustriert die Stirn. Von diesem Thema hatten sie, abgesehen von Grundschulkenntnissen, kaum eine Ahnung.
 

„Commander, wir nähern uns jetzt dem Serpent-Nebel. Wir erreichen die Citadel innerhalb der nächsten zehn Minuten.“, ertönte es von Joker aus dem Lautsprecher.

„Verstanden, Danke Joker ... Ok, Leute. Beenden wir das hier. EDI, erstell eine Kopie dieser Daten auf einen Datenträger. Ich übergeben sie auf der Citadel an unsere Verbündeten.“

„Verstanden Commander.“, bestätigte EDI.

„Warum ein Datenträger? Wäre es nicht einfacher und schneller die Daten zu senden?“, fragte Fedorian.

„Durchaus, aber ich will nicht riskieren das die Morjaner heraus finden, dass diese Daten von uns kamen.“, erwiderte Shepard

„Sie wollen es ihnen verschweigen?“

„Ja, weil ich nicht wissen will wie sie reagieren, wenn sie erfahren das wir diese Daten gesehen haben. Da sind wir alle auf der sicheren Seite.“

„Ja, das verstehe ich.“, bestätigte Fedorian.

„Wie geht es Ihrem Arm, Shepard?“, fragte Garrus.
 

Shepard hob seine rechten Arm kurz hoch und bewegte ihn hin und her.
 

„Etwas steif, aber das soll sich wieder geben. Ich habe dieses Mal mehr Glück als Verstand gehabt.“

„Dieses Mal ... Das passiert relativ häufig, wenn man mit Ihnen unterwegs ist.“

„Stimmt ... da fällt mir ein ... Pashek!“

„Ja? Was kann ich für Sie tun?“, erwiderte der Protheaner und stoppte kurz bevor er den Raum verließ.

„Sie waren doch Ingenieur. Können Sie unsere Ausrüstung etwas aufwerten? Ich habe mitbekommen wie der Scharfschütze sie ebenfalls erwischt hat, nur ihr Schilde haben das weitaus besser weggesteckt als unsere.“

„Dem bin ich mir bewusst. Ich habe mir bereits vor unserem Einsatz darüber Gedanken gemacht, wie ich die vorhandene Ausrüstung verbessern kann, um die allgemeine Kampf- und Überlebensfähigkeit aufzuwerten. Ich sprach diesbezüglich bereits mit ihrem Admiral Hackett und er lässt Ingenieure zur Citadel bringen, denen ich Teile meines Wissens weitergeben werde und von denen ich wichtige Grundlagen ihrer Technologie erhalten werde.“

„Dauert das nicht … oder … Moment … das läuft über diesen Gedankenaustausch.“

„Korrekt, Shepard. Zu meiner Zeit war es die gängigste Methode Wissen schnell und verlustfrei zu vermitteln. Wir besaßen sogar die Technologie persönliche Erfahrungen und Wissen in so genannten Gedächtnisscherben zu speichern. So nannten wir jene Speichermedien. Ich werde versuchen ein vergleichbares System zu bauen und darauf all mein Wissen über unsere technologischen Errungenschaften abzuspeichern.“

„Danke. Das hilft uns mit Sicherheit sehr. Ich weiß nicht wo wir ohne Sie stehen würden“

„Es ist das mindeste was ich für Sie im Moment tun kann.“, entgegnete Pashek und beide verließen den Konferenzraum.
 

Draußen sah man wie sich viele Mitglieder der Besatzung schon bereit machten die Normandy nach dem Andocken zu verlassen. Einen Tag Landurlaub auf der Citadel stand an, denn die Zeit hatte man veranschlagt um Vorräte und Treibstoff aufzufüllen, diverse Reparaturen und Wartungen durchzuführen und um sich auf die noch bevorstehenden Einsätze vorzubereiten. Ein Tag der Ruhe, während dem man versuchen konnte die vergangenen Ereignisse einfach für einen Moment zu vergessen.
 

Shepard ging durch bis zu Joker ins Cockpit und sah durch dessen Fenster wie sie sich der Citadel näherten.

„Ganz schön was los.“, kommentierte er den Anblick.
 

Vor den Docks begann sich der Verkehr regelrecht zu stauen. Raumschiffe aller Art und allen Alters aus allen Teilen des Citadel-Raums und darüber hinaus, von Frachtern und ausgemusterten Kriegsschiffen, warteten auf ihre Landeerlaubnis.
 

„Das müssen zum großen Teil Flüchtlinge sein. Viele Schiffe da draußen sind regelrecht schrottreif. Viele müssen sich mit dem Mut der Verzweiflung auf den Weg gemacht haben, nur um den Reapern zu entkommen.“, sagte Joker.

„Und auf der Citadel dürfte dieser Ansturm von Flüchtlingen schon bald ebenfalls zur Krise führen können und dabei ist das erst der Anfang.“

„Habe ich irgendwas verpasst?“, vernahmen sie eine Stimme hinter sich und sahen wie Ibro hinzu stieß.

„Sie sehen ja schrecklich aus.“, meinte Joker, als er dessen übermüdeten Gesichtsausdruck, die verrutsche Uniform und die ungekämmten Haare des Morjaners sah.

„Ihre komische KI hat den Feueralarm aktiviert um mich zu wecken.“, sagte Ibro und blickte durch die Cockpitfenster, wo er ebenfalls die Citadel sah.

Dann sah er auf seine Armbanduhr.

„Alles ok?“, fragte Shepard nervös.

„Nein … ich brauche mehr Schlaf. Was solls … Ich versuche ihn später nachzuholen. Immerhin wollte ich schon immer mal die Citadel besuchen.“

„Ernsthaft? Sie waren noch nie auf der Citadel?“, fragte Joker.

„Natürlich nicht. Was meinen Sie wohl weshalb ich das sagte.“
 

Shepard schmunzelte, hatte er doch befürchtet Ibro würde der zeitliche Unterschied aufgrund ihres Umwegs auffallen.
 

Dank erhöhter Priorität konnte Joker die Normandy ohne Verzögerung ins Allianz-Dock steuern und dort andocken, wo sie fixiert wurde. Kaum war das getan öffneten sich die Luken der Normandy und die Besatzung strömte hinaus ins Dock. Zurück blieb nur ein kleiner Teil des technischen Personals, darunter Samantha Traynor. Sie empfing das Bodenpersonal der Allianz und würde die anstehenden Arbeiten überwachen. Etwas abseits im Dock stand zudem ein bewaffneter Trupp Turianer, darunter die turianische Botschafterin Orinia. Sie bemerkte Shepard sofort, der als erstes sein Schiff verließ.
 

„Commander Shepard!“, rief Orinia ihm zu, woraufhin dieser sofort reagierte.

„Botschafterin! Vielen Dank das Sie so kurzfristig zur Verfügung standen.“

„Ich habe mir wirklich überlegt ob ich kommen soll, denn Sie haben sich mehr als kurzfristig bei mir gemeldet und ihre Begründung war auch mehr als dürftig.“

Shepard schmunzelte. Kurz nach ihrem letzten Einsatz hatte er eine Nachricht an die Citadel geschickt und Orinia darum gebeten mitsamt einer Eskorte im Allianz-Dock auf ihn zu warten. Aus Sicherheitsgründen verschwieg er dabei den genauen Grund für seine Bitte.

„Und trotzdem sind Sie hier.“

„Sie sind Commander Shepard, was heißt das Sie irgendwas machen, um im Alleingang die Galaxie zu retten … mal wieder. Nur welche Rolle spiele ich dabei?“

„Ich habe eine Überraschung für Sie.“, sagte Shepard und blickte zur Einstiegsluke der Normandy aus der Garrus in Begleitung von Fedorian kamen.
 

Orinia sah an Shepard vorbei und erstarrte. Ihre Unterkieferknochen weiteten sich und ihr Munde klappte auf, wie auch bei den anderen Turianern.
 

„Pri … Pri … Primarch … Fe … dorian … Sie … leben … Es hieß … Sie wären … tot.“, stotterte Orinia überrascht, als Fedorian vor ihr stand.

Der begleitenden Eskorte ging es genauso.

„Wie es aussieht scheint die Kommunikation mit Palaven weiterhin schwierig zu sein.“, sagte Fedorian und wandte sich der Gruppe um Shepard und Garrus zu, zu der inzwischen auch Ibro gestoßen war. „Das ich jetzt hier vor Ihnen stehen kann verdanke ich Shepard und seinem Team, die alles in Bewegung gesetzt haben, nur um mich da rauszuholen.“

„Shepard, ich weiß gar nicht wie wir Ihnen dafür nur danken können. Wir … das turiansiche Volk … steht in Ihrer Schuld.“, sprach Orinia.

„Keine Ursache. Danken Sie vor allem Ratsherr Sparatus. Er machte mich auf die Möglichkeit aufmerksam.“

„Guter Mann … Die Tatsache das Fedorian lebt sollten wir auf jeden Fall für Propagandazwecke ausnutzen. Die Gerüchte um seinen Tod werden immer lauter und das senkt die Moral. Dem müssen wir dringend entgegen wirken, zumal auch die Reaper anfangen Propaganda von brennenden Welten und zerstörten Flotten zu schalten.“, meinte Fedorian.

„Die Reaper und Propaganda. Irgendwie überrascht mich das.“, meinte Garrus.

„Wegen den Reapern sollten Sie das etwas zeitversetzt machen, nicht das wir sie dadurch noch zu einen Angriff auf die Citadel provozieren.“, meinte Shepard.

„Das ist kein Problem. Wegen der Lage auf Palaven sind wir eh dabei hier auf der Citadel eine neue Propagandazentrale aufzubauen. Sie waren ja auf Palaven. Die Informationen die man über das Extranet erhält sind spärlich und wenig ermutigend.“, meinte Orinia.

„Es sieht schlimm aus. Wahrscheinlich sogar schlimmer als die Bilder es jemals darstellen könnten.“, erklärte Shepard, während Garrus und Fedorian den Kopf senkten.

„Das habe ich befürchtet … Hach … Wir können nur weiter kämpfen und hoffen … Primarch, darf ich Sie und Ihre Retter zum Bankett begleiten? Die anderen wären bestimmt hoch erfreut Sie zu sehen.“, fragte Orinia.

„Ein Bankett?“, wiederholte Fedorian.

„So wird es nur genannt. Es ist eine Versammlung verschiedener Generäle und Admiräle, die sich zu einem gemeinsamen Mittagessen in einer Offiziersmesse treffen. Vorwiegend Turianer, aber auch mehrere Menschen, Salarianer und Asari.“

„Sehr gerne. Die letzten Tage waren für mich mehr als anstrengend. Bitte Shepard, seien Sie und Ihre Leute meine Gäste.

„Es wäre mir eine Ehre.“, sagte Shepard und noch während sie die Docks verließen sah Shepard Pashek, wie dieser freudig von einer Abteilung Ingenieure der Allianz empfangen wurde und man sich gegenseitig mit einer Verbeugung begrüßte. Liara suchte man dagegen weiterhin vergebens.
 

Von den Docks, über das Präsidium ging es hinüber zum Botschaftsbereich, von wo aus man zu einem abgeschirmten Bereich nahe der C-SEC-Zentrale geführt wurde, an dem das „Bankett“ stattfand. Insgesamt wurde Fedorian wie erwartet von Shepard und Garrus begleitet, sowie zu aller Überraschung auch Ibro, der ihnen still hinterher trottete. Man beachtete ihn kaum wusste aber stets das er da war. Zumal er ein absoluter Blickfang war. Nicht etwa weil die Leute ihn auf Anhieb als Morjaner erkannten, sondern weil er noch immer seine durchschossene und vollgeblutete Uniform trug. Kein schöner Anblick. Das hatte den Vorteil das kaum jemand auf Fedorian achtete.
 

Bevor man das „Bankett“ betreten konnte stand eine ausführliche Leibesvisitation an, da man sich der Gefahr durch indoktrinierte Agenten durchaus bewusst war. Eine Sache bei der, das wussten alle, Ibro niemals mitspielen würde. Es lief letztendlich darauf hinaus das Fedorian seinen Einfluss und Autorität ausnutzen mussten, um seine Retter durchzuschleusen. Ein wütender Sicherheitsbeamter war halt nichts gegen einen aufgebrachten Morjaner.
 

Als Shepard zuerst den Begriff „Bankett“ hörte war er sich nicht wirklich sicher was er davon halten sollte.

Zugegeben: Er hatte etwas feierliches erwartet. Stattdessen entpuppte es sich als eine große, etwas aufgehübschte Offiziersmesse, in der sich eine Vielzahl von Offizieren zum gemeinsamen Mittagessen trafen. Sämtliche hier anwesenden Personen arbeiteten seit Beginn des Reaper-Angriffs unermüdlich an neuen Taktiken und Strategien gegen die Reaper, werten Daten und Berichte aus und lassen das alles in ihre Arbeit einfließen. So mancher hatte damit schon nach Saren’s Angriff auf die Citadel begonnen. Dieses „Bankett“, Schlaf und gelegentlich etwas Freizeit, die sie aber alle selbst auf einem Minimum hielten, stellte da die einzige Abwechslung und eine willkommene Ablenkung dar.
 

Im Moment hatten sich die Offiziere der verschiedenen Militärs in einzelnen, bunten Gruppen zusammengefunden, redeten und warteten auf das Essen. Man fand darunter sogar einen Kroganer. Die Gruppe um Shepard nahm sie dabei kaum zur Kenntnis.
 

Botschafterin Orinia ging an einen der Tische und schlug mit einem Messer gegen ein Glas. Das Klirren zog sofort die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich.

„Wenn ich um ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte. Ich bin sicher das ihnen allen Commander Shepard in irgendeiner Form bekannt ist.“
 

Das war natürlich eine leichte Untertreibung. Es ertönte sofort ein lautes Beifallklatschen, als ihn erkannte. Beinahe jeder kannte Shepard, allem voran wegen seinen Diensten und Leistungen als erster menschlicher Spectre bei der Verteidigung der Citadel, der Rettung des Rates, sowie der Ausschaltung der Kollektoren, die man lange Zeit nur als Gerücht angesehen hatte, um nur ein paar Erfolge zu nennen. Shepard war, gelinde gesagt, eine Berühmtheit, die glücklicherweise nicht von Fans belagert wurde wie so mancher Star.
 

„Commander Shepard ist kürzlich von einem Einsatz zurück gekehrt, welche ihn nach Palaven führte. Wir alle kennen die Bilder …wie unsere Heimatwelt leidet, wie so viele andere auch. Shepard gelang dabei die erfolgreiche Evakuierung von Primarch Fedorian.“
 

Damit wurde der Beifall und Jubel schlagartig lauter, allem voran unter den anwesenden Turianern, während sich die anderen von dieser Euphorie ebenfalls anstecken ließen. Dieser Applaus hielt einige Momente an, bis man Ibro bemerkte, der sich daneben gesellte. Zwar hatte er längst seinen dunkelbraunen Mantel zugeknöpft, nur dieser war um den Bauch herum genauso mit getrocknetem Blut verschmiert wie der Rest seiner Kleidung.

„Sie sind ja eine richtige Stimmungsbombe.“, flüsterte Garrus Ibro zu.

„Äh … was … wo?“, erwiderte dieser irritiert.
 

„Meine Herrschaften.“, begann Fedorian und alle hörten ihm aufmerksam zu. „Viele gaben ihr Leben dafür das ich hier und jetzt vor ihnen stehen kann. Mein Dank gebührt all diesen Personen. Mein besonderer Dank gilt dabei einer Person, die allen Widrigkeiten zum Trotz alles riskierte, sogar das eigene Leben, nur um meines zu retten …“
 

Ein lautes Klicken unterbrach Fedorians Rede und alle sahen hinüber zu Ibro, der demonstrativ den Schlitten seiner Pistole zurückgezogen hatte.
 

„Beachtet mich nicht. Ich wollte nur sehen ob sie noch funktioniert. Wer weiß wann man sie braucht … Reden Sie ruhig weiter. Es ist ja nicht so als ob ihre Worte allzu große Konsequenzen haben würden.“, sprach Ibro mit einem äußerst sarkastischen Tonfall.

„Vielleicht hätte man ihm doch seine Waffen abnehmen sollen.“, dachte Shepard und sah zu Fedorian.

„Commander … Shepard.“, sagte dieser etwas irritiert.

„Skap.“, murmelte Ibro leise.
 

Fedorian hatte Ibros Drohungen auf Palaven keineswegs vergessen. Ohnehin hatte er von Anfang er nicht vorgehabt Ibro in irgendeiner Weise zu erwähnen. Ein Missverständnis was diesem allerdings erst im Nachhinein klar wurde.
 

„Wenn ich sie alle hier so sehe hoffe ich manchmal unsere Politiker würden auch so zusammen arbeiten, wenn mal nicht ihre Wählerschaft bedroht ist.“, meinte Fedorian scherzhaft und so mancher im Raum musste lachen und klatschte.

„So … genug geredet. Ich glaube ich falle ich gleich um vor Hunger. Ich habe das Gefühl ich habe seit Tagen kaum was richtiges gegessen. Könnte aber auch vom Stress stammen.“

„Natürlich, Primarch. Bitte, setzen Sie sich.“, bot einer der turianischen Offiziere Fedorian einen Stuhl an, während andere dafür sorgten das das Essen gebracht wurde und alle anderen nach und nach Platz nehmen,
 

Man organisierte noch schnell einen Tisch und ein paar Stühle und dann wurde das Essen gebracht. Aufgeboten wurde eine kleine, aber feine Auswahl an Speisen und Getränken aus fast allen Küchen der Galaxie. Für jeden war etwas dabei, sogar für Ibro, der eine einfache Kombination aus Fleisch, Beilagen und etwas Salat nahm, da dies, wie er selbst ausführte, am ehesten dem konservativen Stil der morjanischen Küche entsprach.
 

Das „Bankett“ selbst lief recht traditionell ab. Eine kleine Begrüßung am Anfang, dann der gemeinsame und stille Verzehr der Speisen und erst danach nahm man sich die Zeit zum Plaudern. Sehr interessiert war man dabei an dem Morjaner, nur kaum einer im Raum traute sich ihn anzusprechen. Nicht mal der Kroganer.

Fedorian hingegen hatte damit kein Problem. Er hatte Ibro bereits näher kennen gelernt und wusste das der Umgang mit ihnen etwas kompliziert sein kann, aber sich im Grunde von einem Menschen kaum unterschied.

„Sagen Sie.“, begann er. „Ibro war ihr Name, richtig?“

„Ja.“, bestätigte dieser nach einem Schluck Wasser.

„Ich hätte da ein paar Fragen an Sie … nur was kleines, aus reiner Neugier, wenn Sie gestatten.“

„Ich höre.“

Jetzt wurde es interessant. Viele wandten sich nun den beiden zu und waren mehr als nur neugierig zu hören was dabei herum kommen mag.

„Das Wörtchen Skap interessiert mich. Ich habe es sie schon mehrfach sagen hören.“, begann Fedorian.

„Oder Skob.“, ergänzte Shepard.

„Sie interessieren sich für morjanische Fluchwörter?“, erwiderte Ibro.

„Mehr für dessen Bedeutung.“, sagte Fedorian, der durchaus schon erwartet hatte um was es sich dabei handelte.

„Mh … wie erkläre ich das … ein Linguist könnte das weitaus besser als ich … mal sehen … Skap und Skob … wie gesagt … das erste ist ein allgemeines Fluchwort um Situationen, oder Zustände zu beschreiben, das andere ist eine Bezeichnung, die zur Beleidigung werden kann. Die Besonderheit dabei ist das die Wörter recht universell sind. Ihre Bedeutung und Intensität ist abhängig von der Betonung, während andere Spezies und deren Sprachen ein ganzes Arsenal an Fluch- und Schimpfwörtern aufbieten können.“

„Das heißt die Morjaner haben in ihrer Sprache effektiv nur ein Wort zum fluchen und eines um jemand zu beschimpfen.“, wiederholte ein Salarianer in der Nähe.

„Ja, nur man darf nicht vergessen das sich deren Bedeutung mit der Betonung ändert. Erwähnt man das Wort Skob in einer Konversation nur lapidar am Rande achtet keiner darauf. Brüllen Sie aber damit jemanden an, dann sind Handgreiflichkeiten garantiert – mindestens.“

„Das heißt … bei unserer ersten gemeinsamen Ankunft auf der Citadel, als Sinari mich im Fahrstuhl so anmachte, hätte ich sie dafür etwa … schlagen können?“

„Und sie hätte nichts dagegen gemacht.“, bestätigte Ibro.

„Interessant.“, murmelte so mancher im Raum.

„In der morjanische Sprache gibt es nur eine Handvoll Wörter, deren Bedeutung sich anhand der Aussprache ändern. Skap und Skob sind dabei die beiden geläufigsten.“, erklärte Ibro.

„Eine Frage noch, dann lasse ich Sie in Ruhe. An Bord der Normandy sagten Sie etwas was ich nicht ganz verstand. Sie meinten Sirius solle anfangen Leute von Gebäuden zu werfen. Was hat es mit dieser Redewendung auf sich … oder meinten Sie das wörtlich?“, fuhr Fedorian fort.
 

Shepard schluckte. So genau hatte er das zuvor selbst nicht beachtet, aber durch das was er bis jetzt über die Morjaner wusste konnte man ganz klar von letzterem ausgehen. Als man merkte wie Ibro anfing zu lachen wandten sich alle Anwesenden im Raum ihm zu. Die meisten hatten noch nie zuvor einen Morjaner lachen sehen.
 

„Interessante Überleitung. Sie hatten es wahrscheinlich von Anfang an darauf abgesehen, nur wollten mich wohl nicht direkt darauf ansprechen.“, erkannte Ibro.

Damit hatte er keineswegs Unrecht. Fedorian erkannte das Ibro ihn durchschaut hatte und schwieg.

„Es ist beides. Klingt komisch, selbst für uns, ist aber so. Der Ursprung dieser Redewendung ist eine sehr lustige, aber auch sehr komplexe Geschichte für die ich etwas weiter ausholen muss, um sie zu erklären. Wenn es Sie interessiert?“, fuhr Ibro

„Ich bitte darum.“, sprach Fedorian.

„Nun gut … das ganze liegt jetzt fast 80 Jahre zurück. Zu diesem Zeitpunkt ungefähr starb unser damaliges Staatsoberhaupt, Karesh Mel’Taun, bei einem Unfall, als sein Flugzeug abstürzte …“

„Ein Unfall, ja klar. Nicht vielleicht ein kleines Attentat, um Platz für einen Nachfolger zu schaffen.“, unterbrach eine Asari.

Ibro schnaubte kurz und fuhr nach kurzer Wartezeit fort

„Es war eine poröse Dichtung an einer Treibstoffleitung. Einfache Materialermüdung. In einer hochmodernen Gesellschaft kann unendlich viel schief gehen ... Gut … Wo war ich … ach ja … bedingt durch Karseh‘s UNFALLTOD musste dessen ältere Tochter Minari Mel’Taun die Nachfolge antreten und die Macht übernehmen, die mit gerade mal 100 Jahren noch recht jung für diese Position war. Das brachte Probleme mit sich. Bei uns ist es üblich das sich jedes neue Staatsoberhaupt erst beweisen muss. Sie werden von Anfang an unterstützt, müssen aber zeigen das sie fähig sind mit ihrer neuen Verantwortung und Aufgaben umgehen zu können. Karesh beispielsweise war ein hoch dekorierter und angesehener General bevor er unser Staatsoberhaupt wurde. Da war es kaum vonnöten sich zu beweisen. Bei Minari waren viele anfangs skeptisch, zu einem wegen ihrem Alters, zu anderem weil sie sich selbst lange Zeit sehr bedeckt gehalten hat und vielen damit relativ unbekannt war. Daher sah sich Minari gezwungen zu ausgesprochen radikalen Methoden zu greifen, um ihre Position zu festigen. Zu dieser Zeit hatte der Verbund mit sich ausweitender und ausufernder Korruption auf den oberen Verwaltungsebenen zu kämpfen, mit der wir in dieser Form noch nie konfrontiert wurden. Karesh wusste das und stand kurz davor etwas dagegen zu unternehmen, nur sein Tod verhinderte das. Dafür war nun Minari an der Macht und sie wusste genau wie sie das für ihre Zwecke ausnutzen konnte. Sie nahm die Ehrengarde, eine Flotte und bereiste damit Dutzende von Welten auf denen die Lage als besonders ernst eingestuft wurde. Dort richtete sie höchst persönlich jene hin, die dieser Misere verursacht hatten, oder sie gar duldeten, Feinde des morjanischen Volkes und des Verbundes. Es mussten Tausende gewesen sein, die durch Minari‘s Hände starben. Die genauen Zahlen kennt keiner, nicht mal Minari selbst. Irgendwann hat sie aufgehört zu zählen. Besonders ist dabei eine Hinrichtung und damit kommen wir zum Ursprung der Redewendung. Auf dem Planeten Tiron 4 führte die Korruption fast zu einem Bürgerkrieg, weil der dortige Verwalter B‘ran in seiner Gier öffentliche Leistungen strich und alles in die eigene Tasche wirtschaftete. Er ging sogar soweit öffentliche Kritiker zu töten, die da anprangerten. Erst durch dieses Vorgehen wurde das Oberkommando auf die Situation aufmerksam …“

„Ich dachte bei ihrem Volk wäre es normal Kritiker auszuschalten.“, warf ein Salarianer ein.

„Wir haben nichts gegen gerechtfertigte Kritik. Und wer mich als nächstes unterbricht den töte ich.“, erwiderte Ibro und fuhr fort. „Am Ende standen sich dort schwer bewaffnete Legionäre und Teile der Bevölkerung vor der Hauptverwaltungszentrale gegenüber und ein Krieg schien unausweichlich. Es heißt es hätten nur Sekunden gefehlt. Minari unterband dies indem sie einfach mit ihrem Shuttle direkt vor den Zentrale landete. In dem Moment, als sie das Shuttle verließ und sich für alle klar sichtbar demonstrativ umsah verschwand schlagartig jegliche angestaute und angesammelte Anspannung der letzten Tage. Einzig und allein ihr souveränes Auftreten brachte den dringend benötigten Aufschub.“

„Was geschah dann?“, fragte Fedorian.

„Minari betrat die Verwaltungszentrale, fuhr in den obersten Stock und für geschlagene zehn Minuten geschah nichts. Die meiste Zeit ging für die Fahrt nach oben drauf. Dann vernimmt man einen Schrei der kontinuierlich lauter wird und ehe man sich versieht … BAMM!!!“, rief Ibro lauthals und schlug gleichzeitig mit der flachen Hand lautstark auf den Tisch, wobei sich jeder im Raum erschreckte. „Minari hat ihn aus dem Fenster seines Apartments in der obersten Etage geworfen. Der Kerl fiel über einen halben Kilometer in die Tiefe und schaffte es doch tatsächlich am Ende seinen Dienstwagen zu treffen, der dabei völlig zerstört wurde.“, sprach Ibro und bekam dabei einen Lachanfall.

„Der Wagen wurde absolut platt gemacht und weil keiner am Ende die Sauerei aufräumen wollte, hat man den Wagen mitsamt B’rans Leiche einfach in eine Müllverbrennungsanlage geworfen.“, fuhr Ibro fort und musste wieder lauthals lachen.

„Tja … daher kommt die Redewendung … Leute von Gebäuden zu werfen, vornehmlich jene die aus nichtigen Beweggründen dem Verbund schaden, um seinen eigenen Standpunkt klar zu machen.“, schloss Ibro seine Erklärung ab.
 

Alle anderen, selbst Shepard, sahen ihn völlig geschockt und mit offenen Mündern an.
 

„Keine Ahnung wie Sirius seine neue Position handhaben wird. Er und Sinari sind als ehemalige Totenköpfe eigentlich mehr berüchtigt, als berühmt, nur Sirius Interesse zur Kooperation und Pro-Xeno-Haltung wegen dem Reaper-Krieg schwächen seine Position. Vielleicht wird es ja dazu übergehen jemanden aus der Luftschleuse zu werfen. Mal sehen.“
 

Im Raum herrschte derweil eine beängstigende Stille. Selbst dem Kroganer war das Herz in die Hose gerutscht und wagte es nicht mal auch nur einen Mucks von sich zu geben. Zu sehr schockten sie diese Erkenntnisse, allem voran die Gelassenheit mit der Ibro sie präsentierte.

Ibro blieb das natürlich nicht verborgen.
 

„Aus der Stille schließe ich mal das unser Humor nicht den allgemeinen Geschmack trifft.“, schlussfolgerte Ibro.

„Das würde ich so nicht sagen, eher …“, begann ein Mensch bis Ibro seine Hand hob und ihn allein durch diese Gestik abrupt verstummen lies.

„Lassen Sie es. Ich bin Exekutivagent. Ich erkenne es wenn man versucht mich zu belügen … was soll’s … ich verabschiede mich dann mal und erkunde etwas die Citadel. Ich danke für die Gesellschaft.“, sagte Ibro, als er aufstand und sich daran machte den Raum zu verlassen.

„Ibro, warten Sie! Da ist eine Sache die ich nicht verstehe!“, rief Shepard plötzlich.

„Ja?“, erwiderte dieser.

„Inwiefern ist Minari mit Sinari und Sirius verwandt?“

„Sie ist ihre ältere Schwester, aber das Gespräch hatten wir doch schon.“

„Das ist mir klar. Ich meine sind sie Halbgeschwister, oder wurden sie adoptiert?“

„Nein. Sie sind allesamt richtige, vollwertige Geschwister, die von den selben Eltern abstammen. Wieso fragen Sie mich das?“

„Und genau da liegt das Problem. Ich weiß das Sinari und Sirius beide um die 70 Jahre alt sind, aber da ihre leiblichen Eltern bereits seit 80 Jahren tot sein sollen ergibt sich daraus eine Differenz von gut zehn Jahren, die einige Fragen aufwirft. Erkennen Sie jetzt auch mein Problem?“
 

Da wusste Ibro kurzerhand selbst nichts mehr zu sagen und blickte äußerst dümmlich drein.
 

„Das ist eine mehr als berechtigte Frage.“, antwortete Ibro mit einer verunsicherten Stimme und verließ im schnellen Schritt die Offiziersmesse.

„Was war denn das?“, fragte Garrus, nachdem Ibro verschwunden war.

„Ich vermutete mal der hat jetzt einiges nachzudenken.“, meinte Shepard und musste zugeben das es ihm im Moment genauso ging.
 

Sinari und Sirius warfen eindeutig mehr Fragen auf, als sie beantworteten. Nur damit wollte sich Shepard im Moment nicht kümmern. Im Allgemeinen wurden ihm die beiden Geschwister von Mal zu Mal unheimlicher.
 

„Wollen Sie den Morjaner wirklich frei auf der Citadel herumlaufen lassen, Shepard?“, fragte der anwesende Kroganer.

„Was kann schlimmstenfalls schon passieren?“, konterte Shepard.

„Äh … Mord, Totschlag, Sachbeschädigung, Völkermord, einen Atomkrieg, nur um ein paar wahrscheinliche Möglichkeiten zu nennen.“, zählte Garrus auf.
 

Shepard zuckte nur mit den Schultern. Er würde sich ohnehin kaum trauen etwas gegen einen Morjaner zu unternehmen, genauso wenig wie der Rest der Anwesenden. Dafür waren die viel zu nachtragend. Also vergaß man den Morjaner schnell wieder.
 

Er nutzte den Rest der Zeit für eine ausgiebige Plauderei mit den Offizieren, trank noch etwas und verabschiedete sich dann, um im Alleingang die Citadel zu erkunden.
 

Sein erstes Ziel war dabei das Huerta-Krankenhaus, in dem Kaidan behandelt wurde. Dort wollte er sich nach dessen Wohlbefinden erkundigen. Es war jetzt schon einige Zeit her seit sie ihn abgeliefert hatten, wo er direkt operiert wurde, nur über seinen aktuellen Gesundheitszustand lagen keine Informationen vor, was ihn sehr beunruhigte.
 

Bei seiner Ankunft erwies sich das Krankenhaus als nur mäßig gefüllt. Es gab einige Leicht- und Schwerverletzte, manche der durch noch unbekannte Reaper-Waffen verletzt und jetzt untersucht wurden. An anderen probierte man neue, verbesserte Behandlungsmethoden aus. Als Shepard ein Patientenzimmer passierte hörte er unfreiwillig der Sitzung einer Psychologin zu, die eine Kommandosoldatin der Asari betreute. So wie es aussah war sie gerade so mit heiler Haut von einer belagerten Welt entkommen und musste dort einen Horror erlebt haben, dem Shepard bislang glücklicherweise vorenthalten blieb.
 

„Commander!“, vernahm er eine weibliche Stimme und sah sich danach um.

„Moment … Doktor Chakwas? Also mit Ihnen hab ich jetzt nicht gerechnet.“, erkannte er sofort die ehemalige Schiffsärztin der Normandy.

„Ich dafür umso mehr mit Ihnen, seit ich weiß das Major Alenko hier liegt.“

„Sagen Sie mir bitte nicht Sie haben mich erwartet.“

„Nein, nein. Ich hörte es von ein paar Krankenschwestern, von denen Sie erkannt wurden. Die fanden Sie recht schnuckelig.“

„Ach wirklich.“, sagte Shepard und griff sich verlegen in den Nacken, was Chakwas lachen lies.

„Wie ist es Ihnen eigentlich in der Zwischenzeit ergangen, Commander? Ich meine … bevor die Reaper angriffen. Ich hörte man wollte ihnen den Prozess machen.“

„Die letzten Monate lag ich eigentlich nur auf der faulen Haut. Von einem Prozess wurde zwar gemunkelt, nur es gab nie einen Hinweis das man mich wirklich anklagen wollte.“, erklärte Shepard.

„Vielleicht weil man wusste das Sie Recht hatten … und richtig gehandelt hatten.“

„Ob ich richtig gehandelt habe wird die Zukunft zeigen, obwohl ich mir manchmal da selbst nicht so sicher bin.“

„Ich bin davon überzeugt.“, munterte Chakwas ihn auf. „Was soll’s. Soll ich Sie zu Alenko führen?“

„Sehr gerne. Wie geht es ihm überhaupt?“
 

Chakwas lächelte nur und führte Shepard wortlos zu Kaidan’s Zimmer, das nur ein paar Türen weiter lag. Als sich die Tür öffneten war Shepard sichtlich überrascht Kaidan aufrecht im Bett sitzen zu sehen, wie dieser selbst zum Fenster hinaus sah und das bunte Treiben auf dem Präsidium beobachtete. Als die Tür aufging sah Kaidan sofort danach.
 

„Commander!“, begrüßte er Shepard freudig.

„Kaidan! Ich habe mir schon Sorgen um Sie gemacht. Als wir sie hier ablieferten dachte ich schon Ihr letztes Stündlein hätte geschlagen.“, sagte Shepard.

„Anfangs haben wir uns auch Sorgen gemacht, als er mit seinen Kopfverletzungen eingeliefert wurde. Glücklicherweise waren die Frakturen nicht lebensbedrohlich und eine schnell angeordnete Operation eliminierte jedes weitere Risiko. Seither verheilt alles recht gut. Was soll ich sagen: Der Major war schon immer ein richtiger Dickschädel. Das hat ihm wohl das Leben gerettet.“, erklärte Chakwas scherzhaft, woraufhin die anderen lachen mussten.

„Freut mich zu hören. Da fällt mir fast schon ein Stein vom Herzen.“, meinte Shepard und sah zu Chakwas. „Wann wird er wieder auf den Beinen sein?“

„Ich bin sofort einsatzbereit.“, meinte Kaidan, nur das passte Chakwas nicht.

„Nein, sind Sie nicht. Wir müssen Sie noch für einige Untersuchungen hier behalten. Außerdem braucht Ihr Körper noch Zeit zur vollständigen Genesung.“, bemutterte Chakwas Kaidan regelrecht, was diesen leicht entnervt aufstöhnen lies.

„Da sehen Sie mit was ich mich hier herum schlagen muss … Wie sieht es da draußen überhaupt aus? Hier im Krankenhaus wird man von allen schlechten Nachrichten komplett abgeschirmt und da ich in der letzten Zeit nichts Neues gehört habe vermute ich das es da draußen nicht gut aussieht.“

Chakwas schwieg. Zu einem weil sie überrascht war wie schnell Kaidan es durchschaut hatte, zu anderem weil er Recht hatte.

„Ich will nicht lügen, Kaidan. Es ist gut das Sie hier sind. Wenn Sie sehen wie die Galaxie dabei ist zu Grunde zu gehen, dann würden Sie das Krankenhaus mit Sicherheit gar nicht verlassen wollen.“, erklärte Shepard.

„Hach … das habe ich mir fast schon gedacht. Was machen eigentlich unsere Morjaner?“

„Morjaner?“, musste Chakwas unweigerlich fragen.

„Zwei von ihnen haben wir zurück nach Morjan Prime gebracht und im Gegenzug haben wir die Unterstützung des Morjanischen Verbundes erhalten. Der dritte wurde uns als Verbindungsoffizier zugeteilt und besichtigt im Moment die Citadel.“

„Wollen Sie damit sagen … auf der Citadel läuft ein Morjaner frei herum?“, sprach Chakwas, wie als würde sie von einem wilden Tier reden. „Ich sage dem Chefarzt Bescheid das er die Intensivstation bereithalten soll.“
 

Mit diesen Worten verschwand Chakwas aus dem Zimmer.
 

Shepard wusste nicht das sie solche Vorbehalte gegenüber den Morjanern hatte, allerdings, das musste er zugeben, wirklich unberechtigt waren die nicht.

„Morjan Prime … ihre Heimatwelt … da müssen sie ja ganz schön was erlebt haben.“, meinte Kaidan und versuchte aufzustehen.

„Bleiben Sie liegen, Kaidan. Haben Sie nicht gehört was Chakwas sagte.“

„Schon, aber ich kann nicht tatenlos hier liegen bleiben, während da draußen alles vor die Hunde geht.“

„Sie bekommen noch Ihre Chance, Kaidan. Das verspreche ich. Aber im Moment müssen Sie sich erst erholen. Ansonsten landen Sie schneller wieder im Krankenhaus als uns beiden das lieb ist.“

Kaidan nickte und legte sich wieder hin.

„Sagen Sie, Shepard. Wie lange bleiben Sie noch auf der Citadel?“

„Einen Tag, oder so. Die Normandy wird zur Zeit im Dock gewartet und neu bestückt.“

„Na dann ... machen Sie ruhig einen drauf, Shepard. Sie haben es sich verdient.“

„Sicher?“

„Ich würde ja gerne mitkommen, aber dann habe ich Doktor Chakwas am Hals.“

„Ok, wenn Sie das sagen. Ich werde Sie auf jeden Fall noch Mal besuchen. Gute Besserung soweit, Kaidan.“
 

Mit diesen Worten verabschiedeten sich die beiden und Shepard verließ das Krankenhaus, während Kaidan wieder nach draußen schaute.
 

Vor dem Krankenhaus dachte Shepard nach. Eigentlich hatte Kaidan Recht. Er sollte Mal so richtig einen drauf machen, um wenigstens für einen Moment alle anderen zu vergessen.
 

Damit war es beschlossene Sache.
 

Shepard informierte sich kurz über das Unterhaltungsangebot in der näheren Umgebung und machte sich dann auf den Weg zum Club Purgatory.
 

Shepard wusste nicht so genau was er zu erwarten hatte, oder warum der Club den selben Namen trug wie das einstige Gefängnisschiff. Als er vor dem Club stand erinnerte ihn die die nach draußen dringende Musik an das Afterlife auf Omega. Jedoch von innen war der Club damit keineswegs vergleichbar. Hier war alles viel sauberer.

Der Boden, die Luft, die Gäste und mit Sicherheit sogar die Getränke.
 

Kaum das er den Club richtig betreten hatte und sich umsah erblickte er nahe der Tanzfläche in der VIP-Lunge ein Gesicht, das er hier niemals erwartet hätte und näherte sich.

Ein Batarianer und ein Turianer stellten sich ihm sofort in den Weg und es benötigte nur ein Wort von Shepards Bekannten und die Bodyguards ließen ihn passieren.
 

„Wissen Sie ... von allen Orten in der Galaxie hätte ich Sie hier am wenigsten erwartet, Aria. Haben die Reaper Sie verjagt?“, sagte Shepard und verschränkte die Arme.

„Mit den Reapern könnte ich mich noch abfinden, Shepard. Nein, das war Cerberus. Sie haben mir Omega gestohlen und damit steht der Unbekannte auf Platz Eins meiner Abschussliste. Er wird für jede Sekunde bezahlen, die ich in dieser verklemmten Hölle verbringen muss. Allein die Bürokratie schafft es mich in den Wahnsinn zu treiben.“

„Da müssen Sie sich hinten anstellen. Wie hat Cerberus Sie überhaupt besiegt?“

„Verrat. Ablenkung. Und eine große Armee. Kurz vor dem Angriff der Reaper hatte ich mich entgegen besseren Wissens mit Cerberus eingelassen. Kaum waren Sie an Bord haben Sie bereits den ersten Moment, der sich ihnen bot, genutzt und mich hintergangen. Ich entkam und als ich bereit war für einen Gegenangriff hatten sie sich schon zu gut verschanzt und die Reaper fielen über die Galaxie her.“

„So wie ich Sie kenne werden Sie sich das bestimmt nicht gefallen lassen.“, sagte Shepard und setzte sich gegenüber von Aria hin.

„Ich werde mir Omega zurück holen, doch dazu brauche ich Ihre Hilfe, Shepard.“

„Nichts für ungut, Aria, aber ich habe da draußen noch ein größeres Problem als Cerberus, die sich in Ihrem Heim breit machen.“

„Das ist mir bekannt, deshalb habe ich einen Vorschlag für Sie, der Sie garantiert interessieren wird.“

„Ich höre.“, sagte Shepard und beugte sich nach vorne.

„Jeder von uns hat seine Bedürfnisse. Ich will Omega zurück und sie brauchen Nachschub für Ihren Krieg. Sie helfen mit und ich helfe Ihnen.“

„Geht das etwas genauer?“, fragte Shepard mit deutlichem Interesse.

„Die Blue Suns, das Blood Pack, Eclipse, sowie jede andere kleiner und größere Söldnerorganisation, Sicherheitsfirma und Piratenverband aus den Terminus-Systemen und dem skyllianischen Randsektor. Ich hatte vorher schon Einfluss und gute Beziehungen zu all diesen Gruppen, hatte doch jeder von ihnen stets gute Geschäfte und Gewinn mit mir und auf Omega gemacht. Nachdem sich Cerberus diesen Hafen einverleibt hat und die Einnahmen versiegten war es ein Leichtes alle unter einem Banner zu vereinen. Unter meinem Banner. Helfen Sie mir Omega zurückzuerobern und im Gegenzug werde ich diese Streitmacht gegen die Reaper lenken. Das liegt in unser aller Interesse. Außerdem gibt es noch einen verdammt großen Berg Element Zero dazu.“, tönte Aria.

„Wow ... gute Ansprache.“, erwiderte Shepard und lehnte sich zurück.

„Was sagen Sie?“, erwartete Aria Shepards Antwort selbstsicher.

„Ich bin versucht zuzustimmen ... können Sie mir etwas Bedenkzeit geben? Ich sitze eh noch einen Tag auf der Citadel fest, weil mein Schiff im Dock ist.“

„Kein Problem, Shepard. Das reicht zur Vorbereitung. Ich sage meinen Leuten sie sollen sich bereit halten.“

„Aber ... ich habe mich noch gar nicht entschieden.“

„Ach komme Sie, Shepard. Es ist mehr als eindeutig wie Sie sich entscheiden werden. Sie können jede Hilfe gebrauchen die es gibt. Es ist ja nicht so als ob Sie eine Wahl hätten. Klingt das nach Erpressung? Vielleicht. Alles hat halt seinen Preis. Für manches bezahlen Sie mir, für manches bezahlen Sie weniger.“

„Sie sind ein Monster.“, sagte Shepard, wobei sein Tonfall zeigte, das er es nur bedingt ernst meinte.

„Danke für das Kompliment. Viel Spaß noch.“, erwiderte Aria mit einem Grinsen und Shepard entfernte sich.
 

Aria war Shepard unheimlich, genauso wie die Streitmacht unter ihrer Führung, allerdings, das musste er zugeben, war es ein Angebot zu dem er nicht Nein sagen konnte. Trotz des fragwürdigen Rufes dieser Gruppen wusste er sehr wohl von deren Fähigkeiten im Kampf, war er in der Vergangenheit doch selbst mehrfach gegen sie angetreten. Ohne Frage wären diese Kräfte eine nicht zu verachtenden Ergänzung, auf die er nicht verzichten konnte. Shepard entschied sich dazu Aria etwas später sein Einverständnis mitzuteilen, damit es nicht danach aussah als ob sie ihn in der Hand hätte. Zudem waren seine Hände im Moment eh weitestgehend gebunden.
 

Shepard lief hinauf zur Tanzfläche in dessen Nähe die Bar lag. Dabei musste er einen weiteren, überraschenden Fund machen, der sogar Arias Anwesenheit auf der Citadel übertraf.
 

Unter den tanzenden Gästen erblickte er Ibro.
 

Der Morjaner tanzte und das so richtig.
 

Er war es zweifelsohne.

Im gedämpften Licht des Clubs leuchteten seine Augen in einem beängstigenden Rot, zumal trug unter allen Anwesenden nur er diesen altertümlichen Mantel als Uniform.
 

Shepard wunderte sich wie beweglich der Morjaner doch war. Sein Tanzstil erinnerte fast schon an Breakdance mit dem Ibro eine erstklassige Show hinlegte und sich dabei von den anderen Gästen anfeuern lies.
 

Er schien die Aufmerksamkeit regelrecht zu genießen.
 

Shepard konnte kaum glauben was er da sah und folgte mit Begeisterung der Darbietung.
 

„Beeindruckend, nicht wahr?“, vernahm er Arias Stimme hinter sich.

„Wussten Sie davon?“, fragte Shepard.

„Das er hier ist? Ja, er kam vor Ihnen an. Das er tanzen kann und nach dazu so gut? Nein, nicht im geringsten. Damit hat er jeden überrascht als er hier rein kam ... Wissen Sie, Shepard. Kurz nachdem Sie damals Omega verlassen hatten stellte ich meine eigenen Nachforschung an. Damals war Omega einer der Hauptumschlagspätze für Sklaven aus der morjanischen Kolonie. Ich wollte das unterbinden, allerdings nicht aus reinem Gutmenschentum, sondern weil man versuchte die Abgaben an mich zu umgehen. Also ging ich mit einem Trupp los und wollten eine der Auktionen beenden. Dabei wurde ich das erste Mal mit den Morjanern konfrontiert.“

„Was ist passiert?“

„Als wir auf den unteren Ebenen von Omega ankamen fanden wir ein Blutbad vor. Und das meine ich wörtlich. Wir standen bis zu den Füßen in einem Meer aus Blut und Leichen.“

„Lassen Sie mich raten. Den zum Verkauf als Sklaven vorgesehenen Morjanern gelang es sich zu befreien und dann töteten sie alle anderen: Organisatoren, Wachen, Käufer und andere Sklaven, einfach alle die sie auf die Schnelle finden konnten.“, mutmaßte Shepard.

„Ja, die haben sogar ein paar Varren mit bloßen Händen erlegt. Sie scheinen sie schon gut zu kennen.“

„Bei denen wundert mich inzwischen gar nichts mehr.“

„Pah ... Ich verlor die Hälfte meines Trupps da unten und musste sogar selbst in den Kampf eingreifen ehe es uns gelang mit Verstärkung die Morjaner auszuschalten. Dabei waren es gerade mal nur fünf Stück gewesen.“

„Kopfschüsse helfen.“

„Das haben wir mit der Zeit auch verstanden ... dieser Vorfall geschah nur wenige Stunden bevor Illium in Flammen aufging. Selbst Omega wurde von einer morjanischen Flotte aufgesucht. Sie schossen den halben Schiffsverkehr vor Ort zusammen, nur Omega selbst ignorierten Sie. Im Nachhinein betrachtet glaube ich sie hatten wohl einen Planeten gesucht, den sie atomisieren konnten, so wie all die anderen Welten, und keine alte, vergammelte Raumstationen, die man in einen Asteroiden hinein gebaut hatte. Der Schiffsverkehr erholte sich nur sehr langsam. Daher hatte Cerberus auch leichtes Spiel, als sie Omega unter Blockade stellten und übernahmen. Der Morjaner hier ... der reist mit Ihnen, richtig, Shepard?“

„Ja.“

„Sie können einem so richtig Leid tun.“, lachte Aria und ging zurück zur VIP-Lounge.

„Danke für Ihr Mitgefühl.“, erwiderte Shepard sarkastisch und genoss noch ein bisschen das Schauspiel.
 

Ibro ging allmählich zum großen Final über und legte mehrere Flares hin, schnelle Drehungen und Windungen, zu dessen Abschluss er nach vorne sprang und mit beiden Füßen auf dem Boden landete. Die Gäste beglückwünschten ihn mit tosendem Applaus und Ibro schien sich sogar mit einigen Verbeugungen zu bedanken. Es dauerte nicht lange bis er Shepard erblickte und schlagartig erstarrte.
 

Ibro hatte ganz und gar nicht mit Shepards Anwesenheit gerechnet und dementsprechend überrascht war auch sein Gesichtsausdruck mit weit geöffneten Augen und Mund.
 

Es dauerte einen Moment bis Ibro die Fassung wieder gewann und langsam näher kam.

„Ich wusste gar nicht das Sie so gut das Tanzbein schwingen können.“, witzelte Shepard.

„Nur weil ich meinen Job liebe und des öfteren Verhöre und Exekutionen durchführe heißt das noch lange nicht das ich nicht weiß wie man richtig feiert und seine Freizeit nutzt.“

„Eigentlich überraschend, wenn man bedenkt was für ein Stock ihr manchmal im Hintern stecken habt.“
 

Ibro verzog irritiert das Gesicht, schüttelte den Kopf und verließ kurzerhand den Club.
 

Shepard musste zugeben das er inzwischen Gefallen daran fand Morjaner allein schon durch solch einfach Redewendungen, die sie immerhin wörtlich nahmen, aus der Fassung zu bringen. Shepard sah Ibro noch hinterher und musste sich zugleich wundern. Mit einem Mal erkannte er eine ganz neue Seite an Ibro. Bei den Gedanken beließ es Shepard und ging zur Bar, wo er sich ein paar Drinks bestellte und nachdachte.

Eigentlich war es noch viel zu früh sich die Kante zu geben.

Immerhin hatte er noch fast den ganzen Tag vor sich.

Shepard entschied sich dazu das auf später zu verschieben und machte sich daran andere Bereiche der Citadel zu besuchen. So ging er hinüber zum Präsidiumsunterhaus und sah sich dort um. Es war ein großer, terrassenförmiger Boulevard, der sich über mehrere Ebenen erstreckte.

Shepard ging zu einigen dieser Geschäfte und kaufte dort ordentlich ein. Ausrüstung, Mods, Upgrades, Software und andere technische Spielsachen für Rüstungen, Waffen, und das Universalwerkzeug. Dank nahezu unbegrenzter finanzieller Mittel der Spectres und der Allianz konnte sich Shepard ausgiebig bedienen. Natürlich bot das Beschaffungsbüro der Spectres ebenfalls eine beachtliche Auswahl, nur was der freie Markt auf bot war ebenfalls keineswegs zu verachten. Shepard deckte sich nur mit dem ein was er für notwendig hielt und ließ sich seine Einkäufe direkt ins Dock zur Normandy schicken. Dann schlenderte er weiter und ging an den Rand der Plattform, von wo aus er einen geradezu atemberaubenden Blick auf den ganzen Präsidiumsbereich werfen konnte.
 

Dort lag auch das Café Apollo und bot Shepard eine weitere Überraschung.
 

Nahe des Cafés an einem Tisch erspähte er Liara. Die Asari war mit ihrem weiß-blauen, gepanzert anmutenden Laborkittel einfach unverkennbar. Sie hatte einen Arm auf den Tisch gelegt, mit dem sie sich abstützte und mit der anderen Hand schob sie ein Glas vor sich hin und her. Shepard wusste das Liara nach ihrem Austausch mit Pashek niedergeschlagen war, weil sie erkennen musste das sich ihre vermeintlichen Erkenntnisse über die Protheaner in vielerlei Hinsicht von der Realität unterschieden.

Shepard ging auf Liara zu und erkannte dabei ein weiteres, bekanntes Gesicht an der Theke des Café. Matriachin Aethyta, die Asari die die Lounge Eternity auf Illium betrieb, stand hinter der Theke. Wie es aussah hatte die Matriachin den Exodus auf Illium überlebt. Wenig verwunderlich, wenn man es genau bedenkt. Ihre Lounge lag nahe des Raumhafens, einem für die Morjaner strategisch wichtigen Ziels, der intakt eingenommen werden sollte.

„Das ist doch alles ein schlechter Scherz.“, dachte sich Shepard.

So klein war die Galaxie doch gar nicht. Wenn man im Gegenzug bedenkt wie viele alte Bekannte er in der letzten Stunde wiedergesehen hatte ...
 

Das kann doch alles kein Zufall mehr sein.
 

Shepard verwarf diese Gedanken, ging zu Liara und legte von der Seite kommend vorsichtig seine Hand auf ihre Schulter. Liara, die selbst in Gedanken versunken war, schreckte auf, beruhigte sich aber schnell wieder als sie Shepard erkannte.

„Hey.“, sagte Liara leise und starrte wieder auf ihr Glas.

„Ich hörte von Ihrem ... Konflikt.“, gab sich Shepard zurückhaltend.

„Konflikt.“, wiederholte Liara. „Wenn man das so nennen kann ... ich habe mein ganzes Leben der Erforschung der Protheaner gewidmet. Ich habe unzählige Artikel in Fachzeitschriften verfasst und veröffentlicht. Ich war eine anerkannte Expertin auf diesem Gebiet. Ich habe die Protheaner verehrt. Ich hielt sie für ein gutmütiges und wohlwollendes Volk bis jetzt ... jetzt musste ich aus erste Hand erfahren das sie das genaue Gegenteil von dem waren was ich erwartet habe. Sie waren ... Imperialisten ... sogar noch schlimmere als die Turianer. Sie haben Völker unterworfen, Welten und sogar ganze Sternensysteme ausgelöscht. Sie haben sich einfach genommen was sie wollten. Ihre Beweggründe mögen nobel gewesen sein, eine vereinte Front gegen feindlich gesinnte synthetische Intelligenzen zu schaffen, nur dafür haben sie die Galaxie unterjocht. Und so etwas habe ich verehrt.“, sagte Liara und legte ihren Kopf auf den Tisch.
 

Shepard wusste kaum was er dazu sagen sollte. Enttäuschte Erwartungen zu kurieren waren nicht gerade seine Spezialität.

„Liara, Sie haben Ihr ganzes Leben noch vor sich. Sehen Sie das als Lektion an der Sie wachsen können und lassen Sie sich nicht von diesem Rückschlag unterkriegen. Manchmal zählt nicht was man erreicht, sondern mit welcher Überzeugung und Eifer man sich dieser Tätigkeit verschreibt und ihr nachgeht und wie man mit Rückschlägen umgeht. Also Kopf hoch und widme dich einer Aufgabe, der Du dich mit Herz und Seele verschreibst.“, munterte Shepard sie auf, was durchaus eine Wirkung zu haben schien.

„Sie haben Recht, Shepard. Davon sollte ich mich nicht unterkriegen lassen. Das ist es ... Ich glaube ich kann sogar meine alten Forschungen an die neuen Erkenntnisse anpassen.“

„Geht es wieder?“

„Nicht ganz ... jedenfalls schmerzt es nicht mehr so sehr wie zuvor. Ich werde dem noch etwas nachtrauern, aber ich weiß wie ich besser damit umgehen kann.

Sichtlich erleichtert richtete sich Liara auf, sah Shepard mit einem lächeln an und beide legten die ihre Hände ineinander.
 

Nach einem Moment fiel Shepard der Blick von Aethyta auf, die sie von der Theke aus die ganze Zeit über beobachtet hatte und deren zuvor noch ernster Blick jetzt fast schon mütterlich wirkte. Es erinnerte Shepard an seine eigene Mutter, die stolz auf ihr Kind war. Das war es, der es verriet.

Shepard brauchte einen Moment bis es ihm dämmerte in welcher Beziehung die beiden zueinander standen.
 

„Entschuldigen Sie mich kurz, Liara.“, bot Shepard, stand auf und ging auf das Café zu.

Bevor er näher heran kam ertönte mit einem Mal ein dumpfer, dennoch lautstarker Knall, der sekundenlang durch das Präsidium hallte.
 

„Was war das?“, stieß Liara auf.

„Das hörte sich nach einem Schuss an.“, meinte Shepard.

„Sicher? Das hörte sich eher nach einer Explosion an. Ich kenne einen Haufen Waffen und das klang nicht Mal im Ansatz nach einem Massenbeschleuniger.“

„Ich meine auch keine kinetische Waffe, sondern eine konventionelle.“

„Oh nein.“, murmelte Liara, die mit einem Mal verstand was er meinte.

Es war ein Fakt den sie bis jetzt völlig verdrängt hatte.
 

Die beiden liefen zum Geländer am Rand der Plattform, wie auch etliche andere Passanten um sie herum, denen der Lärm ebenfalls nicht entgangen ist.

Neben ihn standen drei Spectres, die vorher schon da waren, denen nur niemand Beachtung geschenkt hatte. Die Spectres waren leicht in Hektik verfalle, erteilte per Funk Anweisungen und gestikulierten wild herum. Doch selbst ohne die Spectres war es Shepard und Liara selbst schnell möglich den Ursprung des Lärms auf den unteren Ebenen des Präsidiums auszumachen.

„Oh bitte nicht.“, murmelten Shepard und Liara.
 

Ibro langweilte sich.

Nachdem Shepard ihn im Club überraschte hatte er sich wieder daran gemacht die Citadel zu erkunden.

Wirklich atemberaubend war sie nicht. Es war kaum mehr als eine alte Ruine, die von den Völkern des gleichnamigen Citadel-Raumes einfach nur hergerichtet wurde. Nichts im Vergleich zu den Membus-Werften, die der Verbund von Grund auf selbst errichtet hatte. Beeindruckend war dagegen der Platz den die Citadel bot. Man hatte eine kleine, geräumige Großstadt samt Grünflächen und See auf einer Raumstation geschaffen, das als Urlaubsressort durchgehen würde. Im Allgemeinen würde im Verbund so was als Platzverschwendung durchgehen, gerade im Weltraum. Trotzdem, das musste Ibro zugeben, um Urlaub zu machen war die Citadel ganz interessant.

Einzig und allein die vielen Aliens störten ihn.
 

Nur die wenigsten erkannten ihn auf Anhieb als Morjaner und gingen ihm aus dem Weg. Andere taten dies erst nachdem Ibro sie längst passiert hatte. Den meisten fiel einfach, wie schon zuvor, das Blut an seiner Kleidung auf. Solange man ihn in Ruhe lies hatte er kein Problem mit den Aliens - von ihrer Anwesenheit mal abgesehen. Dafür hatten einige Aliens ein Problem mit seiner Anwesenheit. Kaum das er das „Bankett“ verlassen hatte wurde er von Spezialeinheiten, den sogenannten Spectres, überwacht. Nach bisherigen Erkenntnissen waren sie das Gegenstück der Citadel-Völker zu den morjanischen Exekutivagenten, nur schwerer zu kontrollieren. Ihre Beschattung zu entdecken war für ihn kein Problem, dazu wurde er ausgebildet. Außerdem zeigten sich die Spectres relativ offen. Im Moment waren waren es drei Stück, eine Asari, ein Turianer und ein Salarianer, die ihn von der Terrasse einer erhöht liegenden Plattform aus beobachteten. Es musste das Präsidiumsunterhaus sein, dachte sich Ibro, der sich zuvor den Lageplan der Citadel einigermaßen eingeprägt hatte. Zudem vermutete Ibro das er noch von Kameras, Drohnen und weiteren Agenten observiert wurde. Jedenfalls würde er es so machen.

Ibros Aufmerksamkeit galt vorläufig nur den drei Spectres, zu denen er hoch sah.
 

Mit Zeige- und Mittelfinger zeigte die Asari auf ihre Augen und dann mit dem Zeigefinger in seiner Richtung.

Ibro verstand die Gestik sofort.

„Wir beobachten dich“, soll es bedeuten.

Als ob das nicht offensichtlich war.

Die Asari waren immer noch sauer wegen dem Verlust Illiums.
 

Ibro hatte auch eine Gestik auf Lager um entsprechend zu reagieren.
 

Er hob die rechte Hand und zeigte den Spectres den Mittelfinger.
 

Die Gestik war ebenfalls eindeutig und lies die Spectres überrascht zusammen zucken.
 

Ibro musste daraufhin grinsen. Damit sollte er ihnen mehr als offensichtlich dargelegt haben was er von ihnen hielt. Wenn sie was von ihm wollten sollten sie doch zu ihm runter kommen. Eine Sache, dabei war es sich sicher, die nicht so schnell eintreten würde.
 

Ehe er sich versah stieß er mit irgendwas zusammen und sah sich überrascht um. Er hatte sich von den Spectres ablenken lassen und dabei nicht auf den Weg vor sich geachtet, was unweigerlich dazu führte das er in jemand anderes hinein lief.

Bei der fraglichen Person handelte sich um eine junge, menschliche Frau, die nach menschlichen Standards gerade mal 16 sein musste. Völlig irritiert sah Ibro das Mädchen an, das sofort zurückschreckte.

„Es tut mir Leid. Ich habe Sie nicht gesehen.“, entschuldigte sie sich mit einer Verbeugung und ging schnellen Schrittes weiter.

„Kein ... Problem. Ich Sie ... auch ... nicht.“, stammelte Ibro, der über den Zusammenstoß weiterhin sichtlich verwirrt war.

Ibro ging selbst kurz ein paar Schritte weiter und blieb wieder stehen.

„War das eben wirklich passiert?“, fragte sich Ibro und drehte sich um.
 

Er zog seine Pistole, zielte und schoss.
 

Getroffen ging das Mädchen sofort zu Boden.
 

Der Schuss hallte durch das ganze Präsidium und brachte das geschäftige Treiben um ihn herum schlagartig zum erliegen.
 

Es kam zu einer Panik. Hals über Kopf rannten die Passanten im Präsidium umher, möglichst weit weg von der Bluttat und brachten sich in Sicherheit.
 

Ibro kümmerte das nicht.
 

Er ging auf sein Opfer zu und steckte seine Pistole zurück in den Holster.
 

Neben ihr ging er in die Hocke und sah sie an.
 

Das Mädchen selbst lag mit dem Bauch auf dem Boden in einer immer größer werdenden Blutlache, weinte und gab dumpfe Schreie von sich. Der Schuss hatte sie komplett durchschlagen, ihre Wirbelsäule knapp verfehlt und dafür einen Lungenflügel zerfetzt, bevor er den Körper wieder verließ und irgendwo in einer Wand einschlug. Dabei verfehlte der Schuss ganz knapp den einen, oder anderen Unbeteiligten, was Ibros größte Sorge war.
 

Ibros Blick schwenkte hoch zu einem sehr jungen Mann, ebenfalls Mensch und etwas jünger als das Mädchen, der in schnellem Schritt auf sie zugelaufen kam.
 

Ibro ignorierte ihn.
 

Vorerst.
 

Erst als der Junge nur noch wenige Meter von ihm entfernt war zog Ibro in einer einzigen, schnellen Bewegung eines seiner Kampfmesser und rammte es dem jungen mit voller Wucht bis zum Anschlag ins Herz.
 

Der junge lief regelrecht in die Klinge hinein.
 

Ibros nächstes Opfer hatte keine Chance.
 

Um ganz sicher zu gehen dreht Ibro die Klinge des Messers herum, in dessen Folge man ein lauter Knacken der Rippen wahrnehmen konnte, die dabei gebrochen wurden.
 

Ibro sah wie dem Jungen das Blut aus dem Mund lief und er zu schlucken und schluchzen begann. Er zog das Messer wieder heraus und lies sein zweites Opfer neben dem ersten zu Boden sinken.
 

Die beiden waren gerade noch so bei Bewusstsein. Tödlich waren die Verletzungen in jedem Fall. Dagegen konnte man nichts mehr machen. Es war nur eine Frage der Zeit bis das Leben ihre Körper endgültig verließ.
 

Ibro ging das natürlich nicht schnell genug.
 

Er zog seine Pistole und exekutierte zuerst das Mädchen mit zwei Schüssen in den Hinterkopf und wiederholte den Vorgang ohne auch nur mit der Wimper zu zucken mit dem Jungen.
 


 

Mit Entsetzen verfolgten Shepard und Liara die Vorgänge und wussten einfach nicht was sie machen sollten. Sie konnten nicht mal etwas machen.

Nicht mal die eintreffenden C-Sec-Officer unternahmen etwas, als sie merkten wer für diese Bluttat verantwortlich war, zumal sie von den Spectres zurückgerufen wurden.

„LASST IHN IN RUHE! ICH WILL HIER NICHT NOCH MEHR TOTE! JA, DAS MEINE ICH ERNST! HALTET EUCH ZURÜCK! DAS IST EIN MORJANER! JA, VERDAMMT! EIN MORJANER!“, schrie die Asari in ihr Funkgerät.

„DA IST NOCH EINER!“, warnte der Salarianer und man sah wie von einer Treppe kommend eine morjanische Legionärin zu Ibro hinzu stieß, der ein größeres Paket trug.

Die beiden unterhielten sich kurz und gingen dann unbekümmert weiter.

„Die vermehren sich.“, meinte der Turianer.

„WIE IST DER AUF DIE CITADEL GEKOMMEN?!“ DAS WILL ICH WISSEN! DER MIT DEM MANTEL! IRGENDJEMAND MUSS DEN AUF DIE CITADEL GEBRACHT HABEN! ICH WILL WISSEN WER DAS WAR! ICH WILL DESSEN KOPF!!!“, brüllte die Asari weiter wütend in ihr Funkgerät.

Shepard und Liara nutzten das Chaos und machten sich leise aus dem Staub. Sie wollten möglichst weit weg sein, wenn die Asari erfährt das Ibro mit ihnen unterwegs ist.

„Was machen wir jetzt, Shepard?“, fragte Liara.

„Der Kerl fliegt. Soviel ist sicher. Der bleibt keinen Tag länger auf der Normandy.“, antwortete Shepard entschlossen.
 


 

„Skap! Was für ein Tag. Und dabei ist er noch gar nicht vorbei.“, sagte Ibro nachdem sie einen Fahrstuhl bestiegen hatten und sich streckte.

„So schlimm?“, erwiderte die Legionärin.

„Es hält sich in Grenzen. Lass mich mal sehen ob wirklich alles geliefert wurde, was ich angefordert habe.“, sagte Ibro und zog sein Messer.

Die Legionärin hielt das Paket etwas schräg, damit Ibro es leichter aufschneiden konnte und sah neugierig zu, als er es öffnete und den Inhalt durch sah.
 

Ibros Bestellung umfasste hauptsächliche sauberer und frische Kleidung und ein paar Kleinigkeiten, einige Unterlagen, Munition und Batterien für seine elektronischen Geräte. Man hatte ihm zwar angekündigt das man ihm seine Bestellung auf der Citadel übergeben wird, sobald er dort ankommt, nur so ganz glauben wollte es es nicht. Erst wenn er es sah. Ibro dabei zu finden war kein Problem, da er den einen, oder anderen Sender bei sich trug. Wie sich herausstellte wollten die Morjaner im Zuge des Reaper-Krieges ohnehin ihre Botschaft der Citadel reaktivieren und taten das simultan zu Ibros Ankunft. Dem wiederum gefiel der Gedanke nicht das Sirius die Kooperation mit Aliens weiter voran trieb. Nur das war etwas worum er sich im Moment nicht kümmern wollte. Im Moment interessierte er sich mehr für seine Lieferung, die er jetzt auf schnellsten Weg zur Normandy bringen wollte.
 

„Alles vollständig?“, fragte die Legionärin und wunderte sich als Ibro eine Packung Tabletten aus der Kiste holte. „Was ist das? Künstliches Adrenalin?“

„Ja. Nicht so effektiv wie natürliches, nur ich habe keine andere Wahl.“

„Also hat du doch Probleme.“

„Das Problem ist dieser Shepard ... dieser Mensch ... er hat eine Beziehung mit einer Asari. Und ich muss mit denen herum reisen. Da baut sich das Aggressive Potential viel schneller auf, als es normalerweise der Fall ist ... zumindest das Gefühl habe ich.“

„Da wird mir schon schlecht wenn ich nur davon höre. Mein Beileid.“, erwiderte die Legionärin.

„Danke ... Sag mir eines ... wie denkt die Truppe über den neuen Kurs des Verbundes ... Sirius Kooperation mit Aliens.“

„Öhm ... das ist etwas schwierig.“

„Bitte. Auf diesem Skap-Schiff unserer verdammten Brüder und Schwestern bekomme ich kaum mit was intern im Verbund vorgeht. Das macht mich verrückt.“, bettelte Ibro.

„Na gut ... die neue ... Außenpolitik des Vorsitzenden Sirius Mel'Taun ist umstritten. Der Verteidigungsrat, das Oberkommando, wir Legionäre, ja sogar das gesamte morjanische Volk diskutiert kontrovers über diesen Kurs, solange man nicht die Reaper bekämpft. Ein Teil befürwortet den Kurs, zumindest temporär, für die Dauer des Krieges, ein Teil lehnt ihn bedingungslos ab und der Rest ist unentschlossen, oder wartet ab wie sich alles entwickelt. Es ist unmöglich zu sagen welche dieser Gruppen größer ist. Wahrscheinlich hält sich im Moment alles im Gleichgewicht. Dank der jüngsten Erfolge hat Sirius auf jeden Fall Einfluss und Zustimmung für seine Politik gewonnen.“

„Mh ... Danke ... Das reicht mir erstmals.“, sagte Ibro.
 

Der Fahrstuhl hielt kurz darauf und nach einigen Minuten erreicht sie das Allianz-Dock. Dem Sicherheitspersonal vor Ort war bewusst das Ibro zu Shepards Gefolge gehörte, nur glauben wollten das die wenigsten. Die Legionärin hingegen wollten sie anfangs nicht durchlassen. Es war nicht wirklich klar warum sie als Botin folgen musste, oder anders ausgedrückt, warum Ibro sein Paket nicht selber trug. Letztendlich, da sich niemand mit den beiden Morjanern anlegen wollte, ließ man sie passieren und behielt sie genau im Auge.
 

Als sie die Gangway zur Normandy entlang gingen kam ihnen fast zwei Dutzend Techniker und Ingenieure des Wartungspersonals der Allianz entgegen, die allesamt ausgesprochen ungehalten wirkten.

„Was für ein Penner!“

„Was hat der den genommen?!“

„Ich habe ihn mir immer anders vorgestellt!“

„Von wegen Held! Arschloch zum Quadrat sag ich da nur!“

„Was finden bloß alle an dem?!“

Verwundert nahmen die Morjaner die Kommentare wahr und sahen zu Samantha Traynor, die wutentbrannt den Gang entlang stampfte.

„Was ist los?“, fragte Ibro.

„Shepard hat mich gerade von der Normandy gefeuert! Unehrenhafte Entlassung wegen ungebührlichen Verhaltens! Der hat mich einfach raus geworfen! Ich hatte gerade mal genug Zeit, um meine Zahnbürste einzupacken!“, fluchte Traynor und hielt ihre Zahnbürste Ibro vors Gesicht.

„Hat eine Zahnbürste normalerweise nicht Borsten und so?“, fragte die Legionärin, die wie Ibro einen Simultanübersetzer in Form eines Halsbandes trug.

„Das ist eine Cision Pro Mark Vier! Die arbeitet mit Masseneffektfeldern!“, warf Traynor scharf zurück.

„Toll. Tja, Traynor. Das ist Ihr Problem, aber bestimmt nicht meines.“, erwiderte Ibro flapsig und betrat durch die Luftschleuse die Normandy.

Es dauerte nicht lange, da kam ihnen kurz vor dem Cockpit ein Mensch in einer dunkelblauen Ganzkörperrüstung entgegen, der sie sogleich wieder verscheuchen wollte.

„Sie dürfen sich hier nicht aufhalten! Verlassen Sie sofort dieses Schiff!“, fauchte der Mann.
 

Ibro musste sich wundern. Der Mann trug keinerlei Insignien, die ihn als Mitglied der Allianz ausweisen würden. Nichts gab darüber Aufschluss wem er angehörte. Wie hatte er es dann an den Wachen vorbei auf die Normandy geschafft? So schlecht waren die Sicherheitsmaßnahmen der anderen Völker nun auch wieder nicht.
 

„Auf wessen Befehl handeln Sie?“, wollte Ibro wissen.

„Das ist ein Befehl von Commander Shepard!“, fauchte der Mann.

Er trat an Ibro heran und stieß ihn zurück.
 

Ein Fehler.
 

Ibro holte aus und schlug zu.

Mit voller Wucht krachte seine Faust gegen dem Helm des Mannes, der ihn gegen die Wand fliegen lies, wo er bewusstlos liegen blieb.

„Nicht anfassen.“, sagte Ibro und ging weiter den Gang hinter zum CIC.

„Shepard ... den hast du eben doch erwähnt. Das ist doch dieser Mensch mit der Asari? Ist der Immer so drauf?“, fragte die Morjanerin.

„Keine Ahnung. Ich verstehe ihn kaum und will es auch nicht wirklich wissen. Nebenbei ... wie heißt du?“

„Reika Priran.“, antwortete sie.

„Reika. Irgendwie exotisch. Selten so einen Namen gehört. Hat einen schönen Klang.“

„Danke. Und du? Wie heißt du? Man sagte mir nur ich soll einem Exekutivagenten dieses Paket überbringen, nur einen Namen nannte man mit nicht.“

„Ibro Bresios.“

„Das ist dein ... Name? Kein ... Deckname?“, fragte Reika nach kurzem zögern.

„Ja.“, erwiderte Ibro und ahnte was gleich kommen würde.

„Auch ein ... schöner Name ... Exotisch.“, sprach Reika und biss sich auf die Lippe um ein Lachen zu unterdrücken.
 

Ibro brummte da einfach nur.
 

„HEY!!! WAS HABT IHR HIER ZU SUCHEN?!!!“, brüllte ihnen jemand lauthals entgegen.

Ibro sah auf und erblickte doch tatsächlich Shepard in einer Rüstung, der wütend auf sie zu lief. Begleitet wurde er von einer dunkelhäutigen, uniformierten Frau, sowie zwei weiteren Soldaten.

„Beruhigen Sie sich, Shepard. Ich will nur was in die Kabine tragen.“, erwiderte Ibro.

„Du trägst etwas?“, ergänzte Reika.

„DAS IST MIR EGAL, DU TOLLWÜTIGES ALBINO-HAUSTIER! DICH SOLLTE MAN EHER AN DIE LEINE LEGEN, ODER GLEICH EINSCHLÄFERN! RAUS HIER!!!“, blaffte Shepard Ibro an, der ruhig selbst ruhig und gelassen stehen blieb.

„Und wer sind Sie?“, stellte Ibro die Frage nach kurzer Wartezeit an die Frau neben Shepard.

„Ähm ... Analysten Maya Brooks vom Allianz-Geheimdienst.“

„Aha. Und die beiden da hinten? Obwohl ... eigentlich interessiert es mich nicht.“, erwiderte Ibro und sah zu Reika, der er kurz zunickte.
 

Shepard, Brooks und die beiden Soldaten wurden plötzlich sehr nervös.
 

„Gut, wo soll ich das Paket hinstellen?“, fragte Reika.

„Durch den Aufzug eine Etage runter und dann ganz rechts. Ich komme gleich nach.“, erwiderte Ibro.

„Verstanden.“, sagte Reika und ging los.

„ICH SAGTE RAUS HIER!!!“, schrie Shepard und schlug Reika das Paket aus den Händen.
 

Im selben Moment zog Ibro seine Pistole und drücke sie Shepard direkt an den Hals. Ibro wusste das sich der kinetische Schild in dieser Situation nicht aktivieren würde und schoss. Die Kugel riss Shepards Kehlkopf in Stücke und flog mitten durch den Hals nach dem dieser sofort mit beiden Händen griff und zusammen sackte. Dann richtete Ibro seine Pistole auf einen der Soldaten aus und verfeuerte sein ganzes Magazin in dessen Oberkörper und Kopf.
 

Im selben Moment, als Ibro seine Pistole zog, griff Reika zu ihrem Maras-7-Sturmgewehr und gab aus der Hüfte Dauerfeuer auf den zweiten Soldaten. Brooks stand ihr dabei in der Schussbahn, was Reika schlichtweg ignorierte und durch sie hindurch schoss. Brooks Uniform bot ihr dagegen keinerlei Schutz. Sie war sofort tot. Den beiden Soldaten erging es keineswegs anders. Bevor sie reagieren konnte kollabierten ihre Schilde und die Munition zerfetzte die Soldaten in ihren Rüstungen, die selber mit Leichtigkeit durchschlagen wurden.
 

Gerade mal drei Sekunden dauerte alles, dann hatten Ibro und Reika ihre Munition verschossen und drei Toten hinterlassen. Shepard lebt noch, gerade so.
 

Aus seiner würgenden Kehle strömte unablässig Blut und er versuchte verzweifelt um sein Leben zu betteln, nur es kam kein Laut heraus. Mit einem Tritt drehte Ibro Shepards sterbenden Körper auf den Bauch, lud seine Pistole nach und exekutierte ihn mit zwei Schüssen in den Hinterkopf.
 

Nachdem das getan war sahen sich die Morjaner das Blutbad an und erkannten das die Angelegenheit außer Kontrolle geraten war.
 

Etwas.
 

Irgendwie.
 

„Skap. Ich glaube wir haben ein Problem.“, murmelte Ibro.

„Eines? Ich sehe hier vier! Wir müssen ... wir müssen irgendwie die Leichen loswerden!“, erwiderte Reika.

„Willst du das vertuschen?“

„Du bist der Exekutivagent. Was würdest du machen?“

Ibro dachte kurz nach und kam zu dem selben Entschluss.

„Du hast Recht, Reika. Wir müssen die Leichen loswerden, aber dazu brauche ich Material.“

„Was genau?“

„Ähm ... Einweghandschuhe, hochkonzentriertes Bleichmittel, ein Winkelschleifer mit einem Maxi-Set Diamantschleifblätter, ein Dutzend reisfeste Müllsäcke, eine Präzisionknochenkettensäge, Hammer, Meisel, vier Wischmobs, zehn Badetücher und zwei Energiedrinks mit extra Aufputschmittel.“, erklärte Ibro mit einer erschreckenden Gelassenheit.

„Das alles brauchst du um diese Sauerei zu bereinigen?“

„Für die Leiche EINES Morjaners wohlgemerkt. Das hier sind ja nur Menschen, aber vier Stück. Das kann einige Zeit dauern.“

„So viel Zeit haben wir nicht. Gibt es keinen einfacheren und vor allem schnelleren Weg, um eine Leiche spurlos verschwinden zu lassen?“

„In dem Fall bräuchten wir einen Industriehochofen. Speziell solche die zur Erzeugung von HEV-Stahl ...“, fuhr Ibro fort, bis der Fahrstuhl mit einem Piepen sie unterbrach. „Da kommen noch mehr.“, merkte er an.

„SKAP! ICH HABE NICHT NACHGELADEN!“, schrie Reika auf, als sie ihr Gewehr überprüfte.

Stattdessen griff sie zum Granatwerfer der unter dem Lauf befestigt war und richtete ihn auf die sich öffnenden Fahrstuhltüren aus.

Sie wartete erst gar nicht bis sie sich vollständig geöffnet hatten, sondern schoss die Granate direkt in die Kabine, als die Türen sich nur halb geöffnet hatten. Zum Glück befand sich dahinter tatsächlich ein fünfköpfiger Trupp Soldaten, die nicht der Allianz angehörten. Sie waren sehr wahrscheinlich auf die Schüsse Augenblicke zuvor aufmerksam geworden.

Die Granate traf den Truppführer und die nachfolgende Explosion riss ihn in zwei Teile, was ihn augenblicklich tötete. Der Rest des Trupps wurde durch die Schockwelle umgehauen und zum Teil verletzt. Reika lud ihr Sturmgewehr nach, hastete vor und tötete im Dauerfeuer die verbliebenen vier Soldaten, bis sie auch dieses Magazin leer geschossen hatte.
 

„Was für ein Chaos.“, merkte die Morjanerin an und trat gegen jede Leiche, um zu überprüfen das sie auch wirklich tot waren.

Im selben Moment vernahmen die beiden eine Vielzahl lauter Schritte, die vom Bug aus kamen und sich auf sie zu bewegten. Sie mussten feststellen das ein ganzer Trupp mit gut einem Dutzend Soldaten mit angelegten Waffen auf sie zu marschierte. Erst ein zweiter Blick offenbarte Ibro das dieser Trupp der Allianz angehörte und er gab Reika Bescheid, die bereits hastig dabei war nachzuladen.

„Können Sie mir mal bitte erklären was Sie hier treiben?!“, vernahm Ibro eine nur allzu bekannte Stimme und musste zu seiner Überraschung zwischen den Allianz-Soldaten einen weiteren, quicklebendigen Shepard entdecken, gefolgt von Liara, der leicht erkennbar wütend wirkte. „Ich lasse Sie nur ein paar Stunden allein und Sie reichten sogleich ein Massaker an!“

Ibro sagte nichts, sondern starrte Shepard einfach nur mit offenem Mund und Augen an.
 

Wen hatte er da soeben erschossen?
 

„Und wer ist das?“, fragte Shepard, als er Reika erblickte.

Ibro schwieg weiterhin und sah nur nach der Leiche neben ihm.

„Sie verlassen auf der Stelle mein Schiff! Ich will Sie keinen Moment länger an Bord der Normandy haben!“, sagte Shepard.

Ibro ignorierte das, beugte sich hinunter zur Leiche, die er umdrehte. Die beiden Schüsse in den Hinterkopf hatten fast die Hälfte des Gesichtes weg gesprengt – kein schöner Anblick. Vor Ekel wandten sie dem viele ab. Erst als Ibro die Leiche und die halbwegs intakte Seite des Kopfes so hin drehte das man das Gesicht teilweise erkennen konnte saß der Schock tief.

„Bei der Göttin!“, stieß Liara auf und sah zu Shepard.

„Okay ... das ist unheimlich.“, meinte Shepard, als er sein zerschossenes Ebenbild vor sich liegen sah.
 

Einige Momente lang lag eine beklemmende Stille im Raum.

„Kneif mich mal jemand. Träume ich grad?“, begann Shepard.

„Glaube ich nicht. Ich sehe es auch.“, meinte Liara und starrte nacheinander die beiden Shepards an.
 

Die Ähnlichkeiten der beiden war verblüffend. Man könnte unmöglich sagen wer der echte wäre, sollten beide vor einem stehen. Das warf kurzerhand eine andere Frage auf. Wer von beiden war jetzt der echte?
 

Liara war sich sicher das der letzte noch lebende Shepard der echte und einzig Wahre war.
 

Als sie nach Ibros Bluttat zurück zur Normandy gingen gab sich das Sicherheitspersonal sichtlich überrascht, als die beiden vor ihnen standen. Noch überraschter waren Shepard und Liara, als sie hörten, das bereits ein anderer Shepard mit einem unbekannten Gefolge an Bord gegangen sein soll. Die Morjaner, die kurz vor ihnen ebenfalls eingetroffen waren, vergaß man dabei für den Moment. Shepard schnappte sich so viele Marines wie er kriegen konnte und hastete zur Normandy, wobei ihnen Samantha Traynor entgegen kam, die bei ihrer Begegnung schlagartig sprachlos war. Ehe sie groß Worte wechseln konnten fielen Schüsse, deren Ursprung eindeutig aus der Normandy kam. Keiner wusste was da los war und ehe sie das Schiff betraten hörten sie den gedämpften Knall einer Explosion, sowie weitere Schüsse, die vom Klang nach definitiv aus einem morjanischen Sturmgewehr stammen mussten. Die Marines gingen vor und hatten sofort die Morjaner im Visier, die ihre Anwesenheit bemerkten und sich, glücklicherweise für beide Seiten, ruhig verhielten.
 

Nur was man jetzt mit den zwei Shepards anfangen sollte wusste keiner wirklich. Nicht mal, ob sie den richtigen Shepard im Schlepptau hatten.
 

Darüber war sich auch Liara im klaren. Beide Shepards wurden vor betretend der Normandy überprüft, DNS-Scan und Fingerabdrücke, ohne etwas festzustellen.

„Ich brauche einen Sanitäter!“, rief Liara und sofort meldete sich einer die Allianz-Marines.

„Was brauchen Sie?“

„Können Sie diese Leiche scannen?“

„Natürlich. Auf was soll ich achten?“

„Künstliche Erweiterungen: Implantate, Kybernetik, solche Sachen.“

Der Sanitäter ging neben Shepards Leiche in die Hocke und durchleuchtete sie mit einem medizinischen Scanner seines Universalwerkzeugs, während Liara ihm dabei zusah.

„Ich habe hier nur ein paar neurale Implantate, sonst nichts.“, erklärte der Sanitäter.

„In Ordnung. Und jetzt unseren noch lebenden Shepard.“

Anstandslos scannte der Sanitäter den lebenden Shepard, was dieser genauso anstandslos über sich ergehen lies. Während Liara alles aufmerksam beobachtete.

„Hier wurde aber einiges ... mehr verbaut.“, meinte der Sanitäter.

„Das habe ich mir fast schon gedacht.“, sagte Liara, als sie die Ergebnisse sah. „Ich glaube ich weiß was hier los ist. Beide Shepards haben die selbe DNS. Unser Toter hier ist ein Klon. Nur dem fehlen einige kybernetische Elemente, die nur der echte Shepard besitzt. Dadurch kann man sie voneinander unterscheiden.“

„Für einen Moment habe ich an meiner eigenen Identität gezweifelt. Es gibt also einen Klon von mir. Nur einen, oder noch mehr? Wer ist dafür verantwortlich? Cerberus? Die Reaper? Und was hatten die hier vor?“, fragte Shepard.

„Keine Ahnung. Da alle tot sind können wir niemanden fragen.“

„Nicht ganz. Nahe des Cockpits liegt ein Bewusstloser. Denn können wir befragen, sobald er wieder aufwacht.“, unterbrach einer der Allianz-Marines.

„Ich kennen diese Typen. Die gehörten zur CAT6.“, begann der Truppführer der Marines.

„Können Sie uns dazu etwas genaueres sagen?“, bat Shepard.

„CAT6 ist eine private Sicherheitsfirma, Söldner, um genau zu sein. Der Name kommt von der Bezeichnung Kategorie 6, die für Soldaten verwendet wird, die unehrenhaft aus der Allianz entlassen wurden. Viele Mitglieder von CAT6 wurden wegen übermäßiger Gewaltakte, Drogenkonsum, Korruption und ähnlicher Vergehen entlassen.“

„Da wissen wir schon mal wo wir anfangen müssen zu suchen ... Wer ist das hier?“, fragte Shepard mit Blick auf Brooks.

„Analystin Maya Brooks vom Allianz-Geheimdienst.“, wiederholte Ibro ihren letzten und einzigen Worte.

„Sie trägt keine Waffe ... Warum musste sie sterben?“

„Sie stand in der Schussbahn.“, antwortete Reika lapidar.

„Bitte?“, fragte Shepard, der nicht glauben wollte was er da hörte.

„Eigentlich wollte ich ja den Soldaten hinter ihr töten, nur da sie im Weg stand musste ich durch sie hindurch schießen.“, erklärte Reika mit einer für alle Anwesenden erschreckenden Gelassenheit.

„Sie ... haben sie ... grundlos erschossen?“, stotterte Shepard.

„Haben Sie nicht zugehört? Sie stand mir im Weg!“

„Deshalb können Sie doch niemanden töten!“

„Wie Sie sehen kann ich das doch! Als ob ich mir von einem Alien vorschreiben lassen wie ich jemanden zu töten habe!“, blaffte Reika zurück.

Bevor die Angelegenheit weiter eskalierte mischte sich Liara ein.

„Shepard, ich sage es nur ungern, aber so wie es aussieht verdanken wir es diesen beiden Morjanern, das uns die Normandy nicht gestohlen wurde.“
 

Liara wollte selbst nicht glauben was sie da so eben sagte.
 

„Ernsthaft. Dank von eine Alien ist noch schlimmer als Kritik.“, meinte Reika, was Ibro mit einem Nicken bestätigte.

„Und wer sind Sie überhaupt?“, wiederholte Shepard.

„Geht Sie gar nichts an.“, konterte Reika.

„Eine andere Sache, Shepard.“, unterbrach Ibro. „Wollen Sie mich wirklich raus werfen nachdem ich Ihr Schiff vor einem Diebstahl bewahrt habe.“
 

Shepard sah den Morjaner kurz an und dachte nach. Ibro hatte Recht. Wegen all den Toten hier konnte er ihm keinen Strick mehr drehen, doch da gab es ja genug weitere Leichen.
 

„Gut. Ich sehe über dieses Blutbad hier hinweg, aber für das auf der Citadel fliegen sie trotzdem!“

„Hä? Wovon reden Sie eigentlich, Shepard?“

„Verarschen kann ich mich genauso gut auch selbst, Ibro. Dazu brauche ich nicht Sie. Sie haben auf der Citadel einfach so zwei Kinder erschossen. Ein Junge und ein Mädchen, die garantiert noch nicht mal volljährig waren. Und erzählen Sie mir ja nicht Sie hätten einen guten Grund dafür gehabt!“

„Den hatte ich.“

„Nur weil Sie mit Ihnen zusammengestoßen sind, ist das noch lange kein Anlass jemanden wie ein Tier abzuschlachten.“

Ibro brummte und griff zu seiner linken Manteltasche, aus der er ein kleines Mäppchen hervor holte.

„Das ist meine Geldbörse. Das Mädchen nutzte den Zusammenstoß und die Tatsache das ich durch drei Spectres abgelenkt war aus um sie mir zu stehlen. Ich habe es zwar bemerkt, aber, das muss ich zugeben, konnte, oder wollte es in dem Moment nicht realisieren. Das war das erste Mal in meinem Leben das ich bestohlen wurde. Selbst in den dunkelsten Ecken des Verbundes ist so etwas eine Seltenheit. Als mir endlich klar wurde was mir widerfahren war hatte die Diebin bereits einen Vorsprung, den ich unmöglich einholen konnte. Also schoss ich.“

„Und warum musste der Junge sterben?“

Jetzt holte Ibro ein Stück Metall aus seiner Tasche, das sich nach einer schnellen Handbewegung als ein Butterfly-Klappmesser entpuppte.

„Damit war der Junge bewaffnet und versuchte auf mich los zugehen. Wahrscheinlich war er der Komplize der Diebin und wollte sie vor mir ... schützen. Richtig angewandt wäre es sogar für mich gefährlich geworden, hätte er mir beispielsweise ins Auge gestochen. Anhand seiner Bewegungen konnte ich darauf schließen das er um Umgang mit dem Messer bereits Erfahrung hatte. Deshalb musste er sterben.“
 

Shepard wurde es schlagartig klar. Ibro hatte nicht sinnlos gemordet, sondern hatte aus seiner Sicht einfach zwei Kriminelle ausgeschaltet, wobei man den letzten Fall sogar als Notwehr durchgehen lassen könnte. Shepard konnte es nachvollziehen in gewisser Weise sogar verstehen, wenn er es aus den Augen der Morjaner betrachtet, aber niemals gutheißen. Dafür war die Reaktion einfach unverhältnismäßig und völlig überzogen. Nur das er sich die Geldbörse wiederholte und das Klappmesser mitgehen lies bekam er natürlich nicht mit. Noch während der Exekutionen wandten sie sich ab und erst danach musste Ibro sich die Sachen beschafft haben.
 

„Warum haben Sie ihnen in den Hinterkopf geschossen? Konnten Sie ihnen nicht ins Gesicht sehen?“, fragte Liara.

„Nein. Aus Gewohnheit. Bei Morjanern ist die Schädeldecke am Hinterkopf prozentual etwas dünner. Deshalb wird eine Exekution in der Regel mit zwei Schüssen in den Hinterkopf durchgeführt, da so ein schneller Tod garantiert wird. Zumindest in den meisten Fällen. Es ist schon vorgekommen das man drei Schüsse braucht, aber das ist ausgesprochen selten. Naja ... einziger Unterschied ... exekutiert man einen Morjaner gibt es noch lange nicht so eine Sauerei wie wenn man einen Menschen exekutiert. Damit das nun geklärt ist ... Was ist jetzt, Shepard? Wollen Sie wirklich das ich gehe? Sie brauchen mich, Sie brauchen unsere Unterstützung.“, gab Ibro zurück.
 

Shepard atmete entnervt auf. Obwohl seine Vorbehalte gegenüber Ibro kaum gelindert wurden konnte er ihn schlecht raus werfen, ohne damit ein Zerwürfnis mit dem Morjanischen Verbund zu riskieren, was sie im aktuellen Krieg gegen die Reaper nicht gebrauchen konnten. Selbst Sirius, der sich manchmal menschlich gab, war in erster Linie Morjaner und würde bei den letzten Vorkommnissen mit Sicherheit Position für Ibro beziehen. Für Shepard war es wie als würde man ihm eine Waffe an den Kopf halten und er müsse eine Entscheidung fällen. Zudem hatte Shepard das Gefühl Ibro war sich darüber anfangs gar nicht im Klaren gewesen, das er NUR seinen Klon getötet hatte. Er war vielleicht sogar davon ausgegangen er hätte das Original vor sich. Kein sehr berauschender Gedanke. Shepard würde sich die Überwachungsvideos überprüfen, um zu sehen was all das hier ausgelöst hatte.
 

„Sie dürfen bleiben, aber noch ein Fehltritt und ich werfe Sie raus.“, schärfte Shepard Ibro ein, was dieser mit einem Nicken bestätigte.

„Braucht man mich noch?“, fragte Reika.

„Nein, du kannst gehen. Danke.“, antwortete Ibro.

„Gut, aber bevor ich gehe ...“, begann Reika und ging auf Ibro zu.

Ehe der sich versah fasste Reika ihm mit beiden Händen an die Wangen, zog ihn an sich heran und gab Ibro einen langen, leidenschaftlichen und intensiven Kuss auf den Mund.
 

Alle Anwesenden starrten die beiden entsetzt an und verstanden einfach nicht was da soeben geschah.
 

Erst nach einigen, langen Momenten lies Reika von Ibro ab.

„Ich möchte mir gerne Mal die Citadel etwas genauer ansehen. Über ein bisschen Gesellschaft dabei würde ich mich sehr freuen. Wenn du Zeit hättest?“

„Sehr gerne ... Shepard, die Kiste da ist mir. Einfach runter in eine Kabine ich räume später alles weg. Ich bin ... erstmal beschäftigt.“, sagte Ibro und die beiden Morjaner verließen Händchen haltend die Normandy.
 

„Was war denn das?“, fragte Shepard nach kurzer Wartezeit.

„Ich glaube ... da haben sich auf Anhieb zwei gefunden.“, meinte Liara.

„Erzählen mir bitte nichts von Liebe auf den ersten Blick. Wir stehen hier bis zum Hals in Blut und Leichen und die beiden verlieben sich? Das ist doch wohl ein schlechter Scherz.“

„Es sind Morjaner, Shepard. Wundert Sie das wirklich?“

„Um ehrlich zu sein ... Nein.“, sagte Shepard und sah sich das Chaos an, in dem sie zurückgelassen wurden.
 

Etliche Tote, Schäden, darunter der nicht mehr betriebsfähige Fahrstuhl, und wer weiß was sonst noch so im Argen lag.
 

So hatte sich Shepard seinen Landurlaub nicht vorgestellt und musste sich eine Frage stellen.
 

Konnte es noch schlimmer kommen?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2013-12-26T00:41:42+00:00 26.12.2013 01:41
Wie in der DLC nur ohne Mojaner.^^
Und ohne Massaker.^^


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