Mass Effekt - Der Untergang - Akt II von Cpt_Ratzfatz ================================================================================ Kapitel 7: Ein Monster kommt selten allein ------------------------------------------ „Und diese Berichte … entsprechen alle … der Wahrheit?“, sprach Admiral Hackett mit ruhiger Stimme über das ÜLG-Kommunikationsterminal an Bord der Normandy.“ „Ja, das ist korrekt.“, bestätigte Shepard. Shepard hatte von dem zuletzt erlangten Wissen einige sehr umfangreiche Berichte erstellt und diese auf gesichertem Weg über die Quantenverknüpfungsknoten direkt an Hackett gesendet. Drei einzelne Berichte samt Aufnahmen hatte er verschickt. Der erste beinhaltete sämtliche Informationen, die er von Sinari, Sirius und Ibro auf dem Hinflug und auf Morjan Prime erhalten hatte, sowie Videos die sie während dieser Reise und dank einer Helmkamera auf dem Planeten und der Forschungsstation gemacht haben. Der zweite war eine schriftliche Zusammenfassung von all dem was Shepard auf Morjan Prime gehört hatte. Es zeigte sich das die morjanische Sprache im Originalton aufgenommen wurde und nicht die Übersetzung. Scheinbar arbeiteten die Simultanübersetzer der Morjaner ganz anders, sodass man ihre Sprache nur verstehen konnte, wenn man selbst so ein Gerät besaß. Der dritte und letzte Bericht beinhaltete das Wissen des Protheaners, sowie die Wahrheit über die Morjaner, das sie eine protheanische Biowaffe waren. Dessen Bericht vernichtete Hackett sofort, nachdem er ihn gelesen hatte. Zu heikel waren diese Informationen. Zuguterletzt hatte Shepard noch die Baupläne für den Tiegel angehängt. Hackett war, nachdem er das alles durchgearbeitet hatte, gelinde gesagt sprachlos. Er hatte von Anfang an gewusst das die Morjaner gut ausgerüstet waren, nur was man ihm da präsentierte war einfach unglaublich. Würde man ihm davon erzählen würde er es als völlige Übertreibung abtun. Selbst wenn Shepard es ihm berichtet hätte. Und selbst mit den Videos fiel es ihm schwer das alles zu glauben. „Admiral?“, sprach Shepard, als dieser für einige Moment nichts sagte, oder machte. „Verzeihung, Shepard, diese Informationen sind einfach nur … überwältigend.“ „Das verstehe ich. Ich wollte es selbst nicht glauben, hätte ich es nicht mit eigenen Augen gesehen.“ „Mit dieser Maschinerie ... und dieser Technologie auf unserer Seite verbessern sich unsere Chancen beträchtlich. Und das brauchen wir. Denn obwohl die Reaper den Großteil ihrer Kräfte auf die Morjaner konzentrieren drängen sie uns an allen Fronten zurück. Ich will nicht wissen wie es uns ergangen wäre, wenn diese Armada über uns hergefallen wäre. Da kann man nur hoffen da die Morjaner aus dieser Schlacht siegreich hervorgehen, denn wir können jede Hilfe gebrauchen.“ „Da Sie das soeben ansprechen … Sie haben den letzten Teil meiner Berichte gelesen … bezüglich der Morjaner?“ „Das habe ich. Sie habe diese Informationen von einem lebenden Protheaner, den Sie geborgen haben?“ „Ja?“ „Und die Morjaner wurden von ihnen erschaffen?“ „Ja, als fortgeschrittene biologische Waffe für ihre Kriege – Supersoldaten. Allerdings war dieser Protheaner nicht für ihre Erschaffung zuständig, oder verantwortlich. Er warnte uns jedoch ganz klar vor ihnen. Er ist davon überzeugt das die Reaper den Krieg verlieren werden und stattdessen die Morjaner … wie er es sagen würde … ewigen Tod und Vernichtung über die gesamte Galaxie bringen werden.“ „Diese Bedenken, Shepard, wie ist ihre Meinung dazu?“ „Das ist schwierig zu sagen. Ich weiß es einfach nicht. Ich könnte dem genauso gut zustimmen, wie widersprechen. Jedoch befürchte ich er könnte Recht behalten. Ich glaube jedoch das es sehr von ihrer neuen Führung abhängig ist.“ „Von diesem Sirius Mel’Taun? Die morjanische … Regierungsbildung … geschah ja an Bord der Normandy.“ „Ein sehr … interessanter Vorgang, Admiral. Nein, Sirius wirkte auf mich recht gemäßigt, obwohl er nicht zwangsläufig von den Exoduse ablassen will. Er erschien mir manchmal mehr Mensch, als Morjaner zu sein, und das obwohl er … seine Ecken und Kanten hat.“ „Wollen wir es hoffen … In unserer derzeiten Lage können wir nicht wählerisch sein. Ich habe die Pläne des Tiegels an unsere Wissenschaftler weitergeleitet. Das Ding ist gewaltig. Die haben keine Ahnung wo sie überhaupt anfangen sollen. Wir brauchen unbedingt die Hilfe des Protheaners, erst recht was diesen Katalysator betrifft.“ „Kein Problem. Er sich dazu bereit erklärt uns zu unterstützen, wo es nur geht.“ „Gut. Ich werde unsere besten Leute zusammen rufen lassen und wir werden uns dann wieder melden. Halten Sie den Protheaner solange für uns bereit.“ „Verstanden, Admiral.“ „Eine Sache noch. Ich habe ein paar Wissenschaftlern und anderen Experten ein paar Beschreibungen von Morjan Prime und deren Technologien vorgelegt.“ „Ja?“ „Mehrfach-Fusionsreaktoren, Plasmastrahler, Phasenverschiebungsantriebe, planetenumspannende Raumstationen – fast alle haben das als Unfug abgetan, oder, ich zitiere: Als Schwachsinn aus einem billigen B-Movie aus der Feder eines verrückten Autors … Naja, nachdem sie die Aufnahmen sahen waren sie alle ganz still.“ „Tja.“, sagte Shepard lapidar und zuckte mit den Schultern. „Wie werden sie jetzt weiter vorgehen, Shepard?“ „Offen gesagt, so genau weiß ich das noch nicht. Noch befinden wir uns im morjanischen Hoheitsgebiet, aber das sollten wir schon bald verlassen haben. Ich werde versuchen weitere Unterstützung zu sichern. Die Morjaner haben wir ja schon auf unserer Seite, nur die sind vorerst gebunden. Hat sich derweil irgendwas auf der Citadel ergeben? Kommen uns die anderen Ratsvölker zur Hilfe?“ „Danach sieht es nicht aus. Ich weiß das die Turianer große Probleme haben und die Verbindung mit Palaven immer wieder abbricht, aber sonst hört man von denen nichts. Udinas Hilfegesuche werden da einfach überhört.“ „Schöner Mist.“ „Leider ja ... Ich wünsche ihnen noch viel Erfolg, Shepard. Hackett Ende.“, verabschiedete sich Hackett und beendete die Verbindung. Shepard lehnte sich daraufhin nach vorne und stützte sich an der Konsole ab. Auch er hoffte darauf das Pashek Unrecht haben würde. Sein nächster Gedanke galt Sirius, der vom Rang eines Kapitäns zum Imperator aufgestiegen war, wie Joker es bestimmt bezeichnen würde. Shepard wollte sich nicht ausmalen wer seinen Posten einnimmt, wenn Sirius drauf geht, besaß er doch jetzt als einziger die Autorität den Verbund in neue Bahnen zu lenken. Zuletzt sah er ihn ja, wie er einen Sturmangriff auf die Reaper anführte. Sollte er das nicht überleben wer würde ihm dann folgen? Seine Schwester? Dieses durchgeknallte Miststück? Ein Desaster. Und ein anderer Morjaner wäre bestimmt kaum besser. Nur wie war Sirius wirklich? Shepard war sich da plötzlich selbst nicht mehr so sicher, immerhin hatten sie nur ein paar Stunden miteinander verbracht und das reichte kaum aus, um sich ein ausführliches Bild über eine Person zu machen. Zum Glück hatten sie ja noch den anderen Morjaner an Bord, Ibro Bresios. Und nachdem was er bislang so mitbekommen hatte schienen die beiden sich ja ganz gut zu kennen. „EDI, wo befindet sich Ibro im Moment?“ „In der Kantine.“, lautete die kurze und knappe Antwort, auf die sich Shepard sofort in Bewegung setzte. Nur kurz darauf erreichte er die kaum gefüllte Kantine, wo er Ibro alleine an einem Tisch mit einem Wasserglas vor sich sitzen sah und seinen Kopf mit einem Arm abstützte. „Ist mit Ihnen alles in Ordnung? Sie wirken irgendwie fertig.“, versuchte Shepard das Gespräch zu beginnen und setzte sich gegenüber von Ibro an den Tisch. „Mh? Nein, nein, die Aufputschmittel lassen nach und die neuen wirken nur langsam. Ich müsste mich einfach mal länger ausruhen, um das zu kompensieren.“ „Verzeihung, Aufputschmittel? Ich verstehe nicht ganz.“ „Der Heilungsprozess erfordert viel Kraft und Energie und ermüdet uns.“ „Ich verstehe es immer noch nicht. Welcher Heilungsprozess?“ Ibro starrte Shepard für einen Moment wortlos an, stand dann auf und öffnete seinen Mantel. Was Shepard darunter zu sehen bekam lies ihm den Atem stocken. Darunter sah er Ibros durchschossene und blutverschmierte Uniform. „Mein Gott … woher …“, begann Shepard, bis ihm einfiel das Ibro ja auf der Normandy angeschossen wurde. „Haben Sie keinen Arzt, oder so aufgesucht?“ Ibro hob das Hemd und Unterhemd hoch, nur auf dem blassen Bauch suchten Shepards Augen vergeblich nach den Schusswunden. „Aber … wieso … wo …“ „Sie suchen bestimmt die Einschusslöcher. Die sind längst wieder verheilt.“ „Verheilt? So schnell? Aber … das waren … doch nur ein paar Stunden … nicht mal ein Tag.“ „Wir haben zwar deutlich bessere Selbstheilungsfähigkeiten als Menschen, aber so gut sind selbst wir nicht. Den schnellen Heilungsprozess verdanke ich medizinischem Nanogel.“ „Nanogel?“, wiederholte Shepard. „Das ist sowas ähnliches wie ihr Medigel, nur natürlich weitaus fortschrittlicher. Es ist eine farbloss, geleeartige Masse, die aus geklonten Stammzellen und medizinisch genutzten Nanomaschinen besteht. Man trägt die Masse auf die verletzte Stelle auf und lässt die Nanomaschinen arbeiten. Schwere Organschäden lassen sich damit allerdings kaum beheben, zumindest noch nicht. Sirius beispielsweise braucht eine komplett neue Niere. Die lässt er entweder klonen und einsetzen, oder er lässt sie direkt in seinem Körper nachzüchten.“ „Im Körper … nachzüchten?“, sprach Shepard und wirkte dabei richtig schockiert. „Das Standardverfahren. Absolut sicher und ohne eventuelles Abstoßen, aber äußerst unbeliebt, da man spürt wie das neue Organ in einem heranwächst.“ Für den Moment wirkte Shepard sprachlos. Medigel und andere medizinische Behandlungen waren ein Witz dagegen. „Lassen wir das … Weshalb wollten Sie mit mir sprechen?“ „Äh … eine Moment … ich habs grad irgendwie vergessen … Sirius! Ich wollte mich gerne etwas über Sirius erkundigen. Ich kam vorher kaum dazu. Außerdem scheinen sie beide ja miteinander befreundet zu sein.“ „Wie kommen Sie denn darauf?!“, protestierte Ibro regelrecht und nahm wieder Platz. „Eigentlich können wir beide uns manchmal kaum leiden.“ „Aber … ich dachte sie scheinen sich gut zu kennen … sie duzen sich sogar.“ „Das Duzen hat in unserer Gesellschaft eine ganz andere Bedeutung, als bei Ihnen. Jeder Morjaner duzt einander und spricht einander mit dem Individualnamen an.“ „Und wann siezen sich dann die Morjaner?“ „Wenn man den anderen nicht ausstehen kann und für ihn nichts als Verachtung übrig hat.“ „Aha.“, erwiderte Shepard und musste plötzlich nachdenken. „Aber sie siezen uns auch!“ „Woran das wohl liegen mag … Da es in ihren Gesellschaften sowieso normal ist und wir sie nicht ausstehen können … da war uns das völlig gleichgültig. Es hat einfach gepasst.“ „Lassen wir das besser … zurück zu Sirius. Obwohl sie beide sich nicht sonderlich leiden können scheint es mir so als ob sie sich dennoch recht gut zu kennen scheinen.“ „Ihre Vermutung stimmt. Ich und Sirius haben eine gemeinsame Vergangenheit. Ich habe gegen ihm mal wegen Korruption ermittelt und dabei sind wir beide heftig aneinander geraten. Daher stammen auch unsere Differenzen.“ „Korruption?“ „Das liegt nicht allzu lange zurück. Sirius hatte damals das Kommando über einen neuen Schlachtschiffprototyp erhalten und kurz darauf tauchten erste Gerüchte auf er hätte diesen Posten nur durch Missbrauch seiner Macht und seines Einflusses auf führende Stellen erhalten. Diese Vorwürfe wogen besonders schwer da er ja der Bruder von Minari war, unserem damaligen Staatsoberhaupt, und so schaltete man den Staatsschutz ein, um dem nachzugehen, denn sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, denn drohte Sirius die Todesstrafe. Da waren wir bei unseren Ermittlungen verständlicherweise nicht sonderlich dezent. Und wir wurden fündig. In seiner Chronik fehlten fast zwei Jahrzehnte, seine Zeit nach der Grundausbildung bis hin zum Eintritt in die Raumflotte – einfach heraus gelöscht. Wir wussten sofort das er etwas zu verbergen hatte und wir setzten alles daran herauszufinden was es war.“ „Das mag für sie jetzt dumm klingen, aber was ist daran so besonders wenn in einem Lebenslauf das ein, oder andere Jahrzehnt fehlen. Zugegeben es ist schon ungewöhnlich.“, fragte Shepard. „Wenn in einer Gesellschaft totale Überwachung herrscht, von jedem Bürger seit Geburt an eine lückenlose Akte über sein Leben existiert, niemand sonst darauf Zugriff haben sollte, dann ist eine derartige Lücke mehr als nur ungewöhnlich.“ „Da haben Sie wiederrum recht. Wie ging es weiter?“ „Sirius wurde recht früh auf unsere Ermittlungen aufmerksam, sonderlich dezent waren wir ja nicht sonderlich. Zwar klärten wir ihn nicht über die Hintergründe auf, doch er verweigerte jede Form von Kooperation. Sinari genauso. Sie schlug sich sofort auf die Seite ihres Bruders. Und da wir einfach nichts fanden intensivierten wir unsere Anstrengungen immer weiter. Er musste von uns einiges an Demütigungen und Belästigungen über sich ergehen lassen, sogar in aller Öffentlichkeit und eigenartigerweise reagierte er kaum darauf. Das ging einige Zeit so weiter bis wir irgendwann den Punkt erreichten an dem wir es übertrieben. Wir gingen sogar so weit, dass wir ihm gegenüber indirekte Drohungen gegen seine nächsten Verwandten aussprachen. Ein schrecklicher Fehler.“ „Was ist passiert?“, fragte Shepard. „Sirius ist ausgerastet. Mitten auf einem öffentlichen Platz. Vier Exekutivagenten gegen einen Schlachtschiffkapitän. Und wir hatten keine Chance. Die Videos davon geistern noch heute durch unsere Informationsnetzwerke. Er hätte uns mit Sicherheit sogar umbringen können, aber im Nachhinein erfuhren wir von ihm dass er uns einfach nur eine Abreibung verpassen wollte. Nach diesem Zusammenstoß war klar das wir unsere Ermittlungen in der bisherigen Form nicht mehr weiter führen konnten. Überraschenderweise erklärte sich Sirius dann zu einem Dialog bereit in dem wir unsere … Differenzen erörtern konnten. Ich klärte ihn über unsere Ermittlungen und die Korruptionsvorwürfe auf, von denen er selbst mehr als überrascht war, und im Gegenzug klärte er uns über die fehlende Zeit in seinem Leben auf.“ „Was war es?“ „Er hat seine Dienstzeit bei den Totenköpfen löschen lassen. Ich Skob habe mich ohne es zu wissen mit einem Totenkopf angelegt.“ „Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn Sie es gewusst hätten?“ „Äh … gewiss. Es macht bestimmt einen Unterschied wenn sie glauben einen einfachen Raumschiffkapitän unter Druck zu setzen, der noch nie an einem Bodenkampf teilgenommen hat, oder einen Elitesoldaten der Totenköpfe, der fast zwei Jahrzehnte Kampferfahrung hat und noch dazu der Schlächter von Tolan-2 ist.“ „Der Schlächter von Tolan-2?“, fragte Shepard nach. Er ahnte bereits worauf das hinaus laufen konnte. „War Tolan-2 nicht der Planet wo Sinari und Sirius in einen Hinterhalt gerieten? Worüber die beiden nicht reden wollten?“, ergänzte Shepard. „Ja. Der Exodus von Tolan-2. Für die beiden waren es anfangs nur ein Einsatz wie jeder anderer, der sich zu einem einschneidenden, ja geradezu bewusstseinsveränderndem Erlebnis entwickelte. „Was genau ist damals eigentlich vorgefallen?“ „Während einer Operation waren Sinari und Sirius als Späher für eine Panzerlegion eingeteilt, zusammen mit einigen neuen Rekruten. Die beiden versuchten sich dann kurz vor Abend nahe eines Waldstückes am Fährtenlesen, wovon keiner natürlich eine Ahnung hatte. Dabei wurden sie durch Eingeborene überraschend aus dem Hinterhalt angegriffen.“ „Meine Güte … wie viele Verluste?“, fragte Shepard. Dabei schockierte es ihn kurzerhand selbst das er die Durchführung eines Exoduses, eines planetenweiten Völkermordes, unberücksichtigt lies. „Verluste? Keine. Die waren ja nur mit Speeren bewaffnet. Versuchen Sie damit mal durch eine Ganzkörperrüstung zu kommen.“ „Ich verstehe nicht … was war an diesem Hinterhalt dann bitte so bedeutend? Was bedeutete es für Sinari und Sirius?“ „Die Tatsache das sie überhaupt in diesen Hinterhalt gerieten. Und das was folgte. Die beiden hatten für einen kurzen Moment ihre Wachsamkeit vernachlässigt und das hatte der Gegner sofort ausgenutzt. Sie mussten sich dem sogar im Nahkampf erwehren. Damit kamen sie einfach nicht klar. Sie erlitten sowas wie einen ... Nervenzusammenbruch. Das setzte irgendetwas in ihnen in Bewegung – in ihren Köpfen. Wir verstehen es selbst heute noch nicht.“ „Was meinen Sie damit?“ „Sinari und Sirius ließen nach dem Hinterhalt ihren Trupp einfach zurück und marschierten wortlos in nahe gelegenes Dorf ein, das sie kurz nach Einbruch der Nacht erreichten.“ „Was geschah dann?“, fragte Shepard, obwohl er es schon ahnen konnte. „Können Sie es sich nicht denken?“, erwiderte Ibro. Shepard schwieg. „Ein Massaker. Über 3.000 Tote und das in nur vier Stunden. Im Schutze der Dunkelheit gingen sie von Straße zu Straße, von Haus zu Haus und töteten jeden unabhängig von Alter und Geschlecht mit Messern, Feldspaten, Bajonett, mit bloßen Händen … in weniger als einem halben Tag löschten sie ein ganzes Dorf aus. Die Geschwindigkeit mit der sie arbeiteten … Sie waren … vollkommen durchgedreht. Sie waren in sowas … wie einen gelenkten Blutrausch verfallen ... aber in einer Art und Weise, wie niemand es zuvor jemals gesehen hatte ... wie Maschinen … Als am Morgen die Panzerlegion das Dorf erreichte fanden die Legionäre wortwörtlich ganze Berge an Leichen vor. Und dazwischen auf dem Dorfplatz saßen Sinari und Sirius völlig apathisch und konnten sich im Nachhinein an gar nichts mehr erinnern. Als sie dann die Aufzeichnungen ihrer Helmkameras sahen … nun ja … beide verließen noch am selben Tag die Totenköpfe. Sirius wechselte zur Raumflotte, während Sinari seit je her zwischen allen möglichen Truppenteilen … herumspringt … immer auf der Suche nach dem nächstbesten Kampf. Das was sie in den protheanischen Archiven mit Cerberus gemacht haben war genau das – ein gelenkter Blutrausch. Sinari und Sirius haben die eigenartige Fähigkeit während dieses Blutrausch teilweise die Kontrolle zu behalten und ihn sogar zu lenken.“ Shepard wusste nicht was er dazu sagen sollte. Zuerst dachte er nur Sinari wäre ein durchgeknalltes, massenmordende Kriegsverbrecherin, aber jetzt offenbarte ihm Ibro das sogar Sirius so ein Monster war. Nur irgendwie war es bislang nicht das was er wissen wollte. „Sagen Sie … wie ging die Untersuchung denn aus … in Bezug auf Sirius Korruptionsvorwürfe?“ „Er war unschuldig. Es stellte sich heraus das ein paar Offiziere eifersüchtig waren weil er befördert wurde und deshalb setzten sie diese Gerüchte in die Welt wohlwissend der Konsequenzen. Aber keine Sorge. Allen wurden selbstverständlich gefasst, bekamen einen fairen Prozess und wurden anschließend augenblicklich hingerichtet. Seither begleite ich Sirius. Vorwiegend weil er in letzter Zeit immer mehr mit Prototypwaffen zu tun hat. Ich glaube jedoch nicht das es das war weshalb Sie mit mir sprechen wollten.“ „Eigentlich wollte ich mehr über Sirius erfahren. Allem voran seinen Charakter. Ich meine … wie ist er so als Me … ich meine als Morjaner … im Vergleich zu seiner Schwester?“ „Sinari und Sirius … ha … die beiden sind schon ein recht eigenartiges Paar, selbst für morjanische Verhältnisse. Beide sind ausgesprochen intelligent, weshalb sie durch ihre Fähigkeiten schnell in den Rängen aufstiegen. Jedoch ist Sinari weitaus extrovertierter und aggressiver als ihr Bruder, oder sonst ein Morjaner. Was Sirius betrifft … er ist das genau Gegenteil. Ein recht ruhiger und schweigsamer Zeitgenosse. Er beobachtet still alles und handelt stets wohl überlegt und sehr vorausschauend. Er steht anderen, unkonventionellen Ideen und Vorschlägen weitaus offener gegenüber, als so manch anderer Morjaner. Während des Argos-3-Kriegs plädierte er für ein gemäßigteres Vorgehen, allerdings stand er damit recht alleine da und befolgte seine Befehle. Jedoch weiß keiner was genau in den Köpfen der beiden vorgeht, genauso wenig ob sie vor dem Vorfall auf Tolan-2 schon so waren, oder es erst danach wurden.“ Shepard ließ sich das auf der Zunge zergehen. Ibro schien seine Annahmen zu bestätigen. Sirius schien weitaus menschlicher zu sein, als es für Morjaner der Fall war, auch wenn in ihm ein wahres Monster schlummern konnte wie auch in seiner Schwester. Shepard war es im Moment egal wie viel Blut an Sirius Händen kleben mag, denn als Staatsoberhaupt war er goldrichtig. Unter seiner Führung bestanden vielleicht sogar gute Chancen, das der Morjanische Verbund seine aggressive Politik zurück fährt und sich vielleicht sogar etwas öffnet. Vorausgesetzt Sirius überlebt. Bei den Gedanken beließ es Shepard. Er wollte es mit seinem Wunschdenken nicht übertreiben. „Wenn Sie etwas von Sirius hören, wie es ihm geht, oder ob er überhaupt noch lebt, dann würde ich mich sehr darüber freuen wenn Sie mir etwas berichten würden.“, bat Shepard und stand auf. „Sirius geht es gut.“, antwortete Ibro knapp. „Wie bitte?“ „Sirius geht es gut. Er wurde nur leicht verletzt, nichts ernsthaftes. Er und Sinari befinden sich in irgendeinem mobilen Befehlszentrum und koordinieren von dort den Krieg gegen die Reaper.“ Innerlich atmete Shepard auf. „Da Sie davon sprechen: Wie verläuft der bis jetzt? Wie ist die Lage auf Morjan Prime?“ „Unübersichtlich trifft es recht genau. Wir scheinen den Großteil unserer vor Ort eingesetzten Kraft fast völlig aufgerieben zu haben. In ersten Berichten ist von 80 bis 90 Prozent Verluste die Rede und Milliarden von Toten. Ganze Flotten und Armeen wurden vernichtet. Die Kämpfe am Boden und im Weltraum dauern noch immer an, während aus dem gesamten Verbund ununterbrochen neue Verstärkungen eintreffen. Wie es um die Reaper steht weiß ich nicht, aber ich gehe davon aus das sie ebenfalls schwere Verluste erlitten haben müssen.“ „Gut zu wissen. Danke.“ „Sagen Sie, Shepard, haben Sie wirklich eine Beziehung mit einer Asari?“, gab Ibro zurück- „Selbst wenn, was geht Sie das an?“ „Oh Skap. Wissen Sie wie sehr Sie mich in diesem Moment anwidern? Hätte ich zuvor etwas gegessen würde ich mich jetzt bestimmt auf der Stelle übergeben …“ „Dann habe ich ein paar Neuigkeiten für Sie: Ich gehe fest davon aus, das bereits in naher Zukunft weitere Spezies hinzustoßen werden, die genau wie Sie hier an Bord der Normandy leben und arbeiten werden. Und Sie werden sich gefälligst zurückhalten. Haben wir uns verstanden?“ „Ihr Schiff ihre Regeln.“, gab Ibro gelassen Shepards Überraschung. „Allerdings will ich das Sie eines stets wissen: Ich verabscheue Sie, die menschliche Spezies und alle anderen Spezies in der Galaxie. Ich arbeite mit Ihnen und Ihren Alien-Kameradschaften, oder sonstigen Liebschaften nur zusammen, weil Sirius es mir befohlen hat. Wäre das nicht der Fall würde ich jede Maßnahme des Verbundes voll unterstützen die dazu führt alle anderen Spezies vom Angesicht der Galaxie zu tilgen. Ich hoffe ich habe meine Position damit mehr als deutlich gemacht.“ „Voll und ganz.“, antwortete Shepard und wandte sich von Ibro ab. „Ärger im Paradies?“, fragte Liara, während sie sich mit verschränkten Armen nahe des Aufzuges gegen die Wand lehnte. „Nichts womit ich nicht fertig werde.“ „Gut. Nach Ihnen wird übrigens im ÜLG-Kommunikationsraum gefragt. Es ist der turianische Ratsherr.“ „Mh. Was der wohl will?“, sagte Shepard. Die beiden verließen das Crewdeck und marschierten schnurstracks zurück zur Kommunikationsanlage. „EDI, stell die Verbindung her.“, sagte Shepard, als sie den Raum betraten. „Wird aufgebaut, Commander … Verbindung steht.“, meldete EDI und vor Shepard erschien das holographische Abbild des turianischen Ratsherrn Sparatus. „Was kann ich für Sie tun, Ratsherr?“ „Wir benötigen dringend Ihre Hilfe und die der Normandy. Im Gegenzug kann ich Ihrer Frage nach Unterstützung durch die Turianische Hierarchie nachkommen.“, erklärte Sparatus. „Ich höre.“ „Ich persönlich kann Ihnen nicht geben was Sie wollen, aber ich weiß wie Sie es bekommen. Palavens Primarch Fedorian hat den Kriegsgipfel einberufen. Er ist genau Ihr Mann … offen für extreme Lösungen, Das Problem ist, er konnte wegen des Reaper-Angriffs Palaven nicht verlassen. Wir sind nicht mal sicher, ob er noch lebt. Er ist wichtig für den Gipfel. Wenn die Normandy ihn rausholt, ohne entdeckt zu werden …“ „Ich soll ihn also retten in der Hoffnung das er dann der Erde hilft.“ „Ganz offen? Ja. Wir brauchen Fedorian unbedingt lebend und die Rettung bringt Ihnen einen Verbündeten, der Ihnen geben kann, was sie suchen.“ „Während Reaper die Erde verwüsten. Woher kommt der plötzliche Sinneswandel?“ „Ihr Ratsherr hatte recht: Wir müssen zusammen arbeiten. Und das ist der beste Weg. Außerdem wird Palaven ebenfalls von den Reapern angegriffen und wir haben erhebliche Probleme uns zu halten.“ „In Ordnung was muss ich wissen?“ „Primarch Fedorian war zuletzt angeblich auf Palaven und sollte auf dessen größten Mond Menae evakuiert werden, nur die Verbindung zu seinem Shuttle brach kutz nach dem Start ab und in dem Gebiet sind bereits die Reaper aufmarschiert. Sie müssen unentdeckt rein, raus und den Rest erledigt er dann.“ Shepard dachte darüber nach. Es war der nächste entscheidende Schritt Unterstützung für die Erde zu sichern und eine völkerübergreifende Allianz gegen die Reaper zu bilden. Und Sparatus bot ihm dazu eine absolut einmalige Gelegenheit. Shepard würde den Rat umgehen und sich direkt an die Befehlsebene der zweitgrößten Macht in der Galaxie wenden. „Einverstanden. Wir nehmen sofort Kurs auf Palaven. Ich brauche die genauen Koordinaten über Fedorians letzte bekannte Position.“ „Die schicken wir Ihnen. Ich versuche derweil herauszufinden, ob es neue Daten dazu gibt. Übrigens … ich und die anderen Ratsmitglieder haben uns dazu entscheiden Ihren Spectre-Status wieder herzustellen, damit Sie auf die Resourcen der Citadel zugreifen können. Und Shepard … viel Glück.“ „Danke … eine Sache noch. Ich konnte dafür sorgen das die Morjaner uns ebenfalls unterstützen werden, nur für den Moment sind sie wegen den Reapern ebenfalls etwas ... gebunden. Ich werde Ihnen diesbezüglich schon bald ein paar sehr interessante Berichte schicken. Shepard Ende.“, sagte er und kappte die Verbindung. „Das läuft besser als gedacht. Erst die Morjaner, jetzt die Turianer. Dabei hätte ich es für unmöglich gehalten die Unterstützung von ersterem zu bekommen.“, meinte Liara. „Erst müssen wir diesen Fedorian retten. Ich glaube nicht das das eine leichte Aufgabe wird. Wir sollten … oh verdammt!“ „Was ist, Shepard?“ „Wir haben kein Einsatzteam. Außer uns beiden hat niemand an Bord richtige Kampferfahrung und mit nur zwei Personen kann man kaum ein schlagkräftiges Team aufstellen.“ „Stimmt. Kaidan liegt ja auf der Citadel im Krankenhaus. Wir haben wirklich niemanden an Bord den wir mitnehmen können? Was ist mit dem Protheaner?“ „Pasheck der ist noch nicht wirklich fit und muss sich noch etwas ausruhen. 50.000 Jahre in Stasis gehen nicht spurlos an einem vorbei. Sonst haben wir niemanden von dem ich wüsste.“ „Warten Sie … ich glaube wir haben doch jemanden an Bord.“, mutmaßte Liara zögerlich.“ „Wen … oh nein … Bitte nicht Ibro.“ „Leider doch … ich traue mich selbst kaum es zu sagen, aber … Sie wissen ja wie die sind … auf Anhieb fällt mir da keiner ein.“ „Du hast doch gehört was der vorhin von sich losgelassen hat. Da nehm ich lieben irgendjemanden aus der Crew, oder noch besser, irgendeinen x-beliebigen turianischen Soldaten auf Palaven mit.“ „Klingt gut. Lass mich den Morjaner aber trotzdem mal fragen. Nur so aus Neugier wie er reagiert. Er wird sowieso nein sagen, wenn ich ihm sage das wir einen Turianer retten wollen.“ „Na dann mach ruhig. Ich glaube … ich nutze die Zeit und Ruhe mich etwas aus, bevor wir uns wieder ins nächste Gefecht stürzen.“, sagte Shepard und gähnte. „In Ordnung. Ich kümmere mich derweil um alles andere.“ Shepard verließ den Raum und fuhr hoch in seine Kabine, wo er sich schlafen legte. Liara hingegen ging zurück zur Kantine, wo sie sofort von Ibro beobachtet wurde, der noch immer alleine am Tisch saß, als sie den Fahrstuhl verließ. Mit festem Schritt marschierte sie auf Ibro zu, der, sehr zu ihrer Überraschung, nicht mal die kleinste Gefühlsregung zeigte. „Was wollen Sie, Asari?“, fragte Ibro, als Liara ihm gegenüber stand. „Unser nächstes Ziel lautet Palaven – die Heimatwelt der Turianer. Wir sollen ihren Primarchen Fedorian retten. Nur leider können wir kein vollständiges Einsatzteam aufstellen.“ „Ich ahne bereits worauf das hinaus läuft.“ „Ich wollte Sie fragen, ob Sie die Lücke füllen wollen?“ Wie Liara es erwartet hatte zögerte Ibro und anstatt zu antworten nahm er lieber einen Schluck aus seinem Wasserglas. Nur den Bruchteil einer Sekunde bevor Liara gehen wollte kam die Antwort. „Sehr gerne. Geben Sie mir Zugriff auf die Waffenkammer. Ich bevorzuge Scharfschützengewehr, Maschinenpistolen und Sprengfallen.“, sagte Ibro. „Was?!“, erwiderte Liara sichtlich überrascht mit erhöhter Tonlage, die eigentlich eine ganz andere Antwort erwartet hatte. „Sie fragten mich ob ich sie begleiten werde und ich bestätigte es.“ „Ich … aber … wieso … ich dachte … Sie hassen uns?“ „Das hat damit nichts zu tun, Asari. Sie haben mir angeboten zu kämpfen und zu töten. Ich bin Morjaner. Zu so einem Angebot kann ich unmöglich Nein sagen. Außerdem kann ich eine kleine Ablenkung gut gebrauchen. Aber seien Sie unbesorgt. Ich hasse Ihre und andere Spezies weiterhin.“ „In … Ordnung.“, sagte Liara zögerlich und entfernte sich langsam. DAS lief überhaupt nicht wie gedacht. Wie Shepard wohl darauf reagieren mag, wenn er es erfährt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)