Mass Effekt - Der Untergang - Akt II von Cpt_Ratzfatz ================================================================================ Kapitel 5: Die Höhle des Löwen ------------------------------ Zusammen mit Sinari, Sirius und Ibro fuhr Shepard hoch ins CIC und ging durch bis zum Cockpit, wo Joker sie bereits erwartete. „Aye, aye, ganz hoher Besuch wie ich sehe. Herzlich willkommen auf der Normandy. Bitte nehmen Sie doch Platz, mein Imperator.“, begrüßte Joker den Besuch überschwänglich und bot Sirius den Platz neben sich an. Etwas beschämt drehte Shepard den Kopf weg. Sirius hingegen neigte den Kopf leicht zu Seite und dachte über das Angebot nach. Eher als gedacht begann er zu grinsen und nahm es an, indem er sich neben Joker in den Sitz des Copiloten setze. „Mh, komfortabel. Was ist das für ein Material?“, fragte Sirius, als er mit den Händen über die Armlehnen fuhr. „Leder.“ „Le…der … interessant … so sieht also die Brücke eines Raumschiffes der Menschen aus.“ „Nicht ganz. Die Normandy ist ein turianisch-menschliches Gemeinschaftsprojekt. Das hier ist nur das Cockpit. Als Brücke würde man eher das Kampfinformationszentrum bezeichnen. Das runde Ding da hinten und alles drum herum vor dem Fahrstuhl. Wie sehen den ihre Cockpits, oder Brücken aus?“ „Die Cockpits unserer kleineren Schiffe, Raumjäger und so, ähneln tatsächlich dem der Normandy, sind aber keineswegs so luxuriös. Unsere Großkampfschiffe dagegen besitzen kein Cockpit, dafür orientieren sich unsere Brücken an ihrem Kampfinformationszentrum. Ein großer Raum mit einem Podest in der Mitte über das man alles steuern und überwachen kann. Fenster verwenden wir dafür nicht. Nur in unseren Raumjägern. Für alle größeren Schiffe verwenden wir ein System von Echtzeitkameras, weil Fenster für uns eine Schwäche in der Schiffsstruktur darstellen.“ „Strukturelle Schwäche. Das kommt uns doch irgendwie bekannt vor.“, meinte Joker und bewegte seine beiden Arme ruckartig hoch und runter. „Joker, bitte.“, murmelte Shepard. Sirius sah derweil etwas irritiert zu seinen Begleitern, die nur mit den Schultern zuckten. „Na gut … sagen Sie … unser Prachtstück hier … welches Schiffsklasse wäre die Normandy nach den morjanischen Klassifizierungen?“, fragte Joker. „Welche Klasse soll es denn sein?“, erwiderte Sirius. „Fregatte.“ Sinari musste kurz lachen und drückte sich sofort beide Hände auf den Mund. „Das hier soll eine Fregatte sein? Naja, nach unseren Richtlinien wäre es ein Bomber, vielleicht sogar ein schwerer.“ „Autsch. Hören Sie das, Shepard. Wir sind soeben offiziell ein Bomber geworden.“ „Hab’s gemerkt … Wie weit noch bis zum Massenportal?“ „Nicht mehr weit. Wir sind schon im Anflug.“, sagte Joker und drehte die Normandy etwas herum, wodurch sie das Massenportal in den Fenstern über ihnen sehen konnten.“ Den drei Morjanern klappte dabei leicht der Mund auf und von Sinari war ein gedämpftes „Skap!“ zu vernehmen. „Eigentlich würde ich jetzt sagen das das wohl ein beeindruckender Anblick für sie sein muss, aber wie haben ja gesehen wie groß sie ihre Schiffe bauen können.“, meinte Joker. „Sie sollten mal die Werften sehen in denen wir … diese … Schiffe bauen …“, sagte Sirius langsam leiser werdend, als Joker das Massenportal ansteuerte. Im nächsten Moment wurde die Normandy von einer „elektrischen Entladung“ des Massenportals erfasst, wobei die Morjaner verschreckt zusammen zuckten, und von einer Sekunde auf die andere ins Tasale-System geschossen. „Wir sind da.“, sagte Joker gelassen. „Haben wir soeben … Hunderte von Lichtjahren in nur einer Sekunde zurückgelegt?“, fragte Sirius „Sie nutzen wirklich keine Massenportale, oder?“, fragte Shepard. „Nein. Bis vor der Argos-3-Krise wussten wir nicht mal wie sie funktionieren … mit unseren eigenen Antrieben brauche wir für die selbe Strecke etliche Tage.“ „Und warum nutzen sie dann nicht einfach die Massenportale?“ „Würden Sie etwas benutzen wenn sie nicht wissen wie all seine Einzelteile funktionieren? Nein, bevor wir mit ihnen irgendeine böse Überraschung erleben lassen wir sie lieber ruhen.“ „Warte mal kurz.“, bat Ibro, dann schaltete er seinen Übersetzer ab und holte hinter seinem Mantel ein uraltes, übergroßes Handsprechfunkgerät, auch Walkie-Talkie genannt, hervor. In der morjanischen Sprache, die wie ein Mix aus allen erdenklichen Dialekten der Erde erschien, wenn man lange genug zuhörte, sprach Ibro über sein Funkgerät. Es dauerte nicht lange bis mit elektronischen Verzerrungen eine Antwort ertönte, bei der man sich ohne Übersetzung nicht sicher sein konnte ob sie richtig übertragen wurde. Dann aktivierte Ibro wieder seinen eigenen Übersetzer. „Sind wir wirklich im Tasale-System?“ „Natürlich. Wenn wir noch etwas weiter fliegen erreichen wir Illium.“, sagte Joker. „Ich frage nur, weil die Langstreckenaufklärung uns nicht auf ihrem Erfassungsschirm hat.“ „Oh, einen Moment.“, sagte Joker kurz und tippte schnell auf seiner holographischen Tastatur herum. „Ich hatte zur Sicherheit unser Tarnsystem aktiviert.“ Ibros Augen weiteten sich kurz, aber der Blick normalisierte sich wieder, als über das Funkgerät eine weitere, unverständliche Meldung kam. „Jetzt haben sie uns auf dem Schirm. Wir sollen uns der Sektorkampfgruppe über Illium annähern und vom dortigen Kommandoschiff alle nötigen Informationen für die weitere Reise erhalten, insbesondere die genauen Koordinaten aller benötigten Massenportale.“ „Ich dachte sie nutzen keine Massenportale.“, warf Shepard ein. „Machen wir auch nicht. Aber das hat uns nicht davon abgehalten ihre Position auf unseren Sternenkarten zu markieren. Und nachdem wir ihren Zweck kannten, konnte wir recht einfach ermitteln wie das ganze Netzwerk aus Massenportale in unserem Reich aufgebaut ist.“, erwiderte Sirius. Joker pfiff ein leises „Hui.“, Natürlich hatte er die ganze Einführung über die Morjaner auf dem Crewdeck mitbekommen und selbstverständlich aufgezeichnet, trotzdem war es mehr als ungewohnt mit einer Spezies zu tun zu haben die ihren eigenen technologische Weg beschritten hat – gänzlich ohne die vermeintlichen Hinterlassenschaften der Protheaner. Ein kurzes Piepen ließ Joker auf die Armaturen blicken. Vor ihm erschien eine kleine, ekliptische Darstellung des Tasale-Systems mit seinen sechs Planeten und dem Asteroidengürtel. Über dem zweiten Planeten, Illium, registrierte das LADAR eine Ansammlung von mindestens 400 größeren Schiffen. Sie alle besaßen das charakteristische Schiffsdesign der Morjaner in Form einer Pfeil-, oder Speerspitze. Joker aktivierte den ÜLG-Antrieb und flog auf direktem Weg nach Illium. Dabei dachte er etwas besorgt nach. Die Morjaner konnten sie über das halbe Sternsystem hinweg schneller erfassen können, als umgekehrt und das obwohl sie anfangs noch im Stealth-Modus waren. Nicht gefallen hat ihm dabei Ibros Gesichtsausdruck, als er den Tarnmodus erwähnte. Wer weiß was wohl in diesem Moment im Kopf dieses Agenten vorgegangen sein mag. Während des kurzen Fluges stieß Liara wieder zu ihnen hinzu und wurde erst bemerkt, als sie nahe bei Shepard stand. Sinari sah kurz nach ihr, flüsterte leise etwas zu ihrem Bruder, der sich daraufhin nach Liara umdrehte. Sirius regungsloser Gesichtsausdruck dabei zeigte das ihm die Präsenz der Asari scheinbar egal war, während Sinari weniger erfreut drein blickte. Als sie wieder auf Normalgeschwindigkeit zurück fielen und unweit Illiums erschienen verwarfen sie diese Gedanken erstmals und blickten nach draußen. Die einstige Gartenwelt hatte sich in der Zwischenzeit sehr gewandelt. Ein Leichentuch lag über dieser Welt. Nach dem massiven Angriff mit Atomwaffen lag Illium unter einer einzigen gigantischen, dunklen Wolkendecke versteckt. Die gesamte Umwelt wurde unter dem grauen Schnee radioaktiven Fallouts bedeckt und ging im nuklearen Winter zugrunde. Es war ein erschreckender Anblick, wenn man bedenkt das hier vor Monaten noch eine pulsierende Metropole existierte. Gerade Liara schien unter diesen Gedanken zu leiden. Die anderen dachten daran nicht mehr. Sie hatten längst nur noch Augen für die Raumschiffe der morjanischen Flotte. Die Schiffe, die da draußen lagen, waren gewaltig. Die kleinsten hatten mit einer Länge von 500 Metern etwa die Größe eines Kreuzers der Allianz, während andere genauso, oder sogar doppelt so lang wie ein Reaper sein konnten und gleichzeitig deutlich massiver. Das unangefochtene Juwel blieb aber ein 15 Kilometer langer Koloss dar – das Flaggschiff der Sektorkampfgruppe, das mit seiner Größe selbst einem Massenportal Konkurrenz machte und die Feuerkraft einer ganzen Flotte entfesseln konnte. „Eingehende Nachricht vom Flaggschiff. Sie nehmen Kontakt auf.“, meldete EDI. „Stellen Sie durch.“, wies Sirius an, woraufhin es einige Momente ruhig blieb. Erst als Shepard insgeheim nickte stellte EDI die Verbindung her, nur die dabei ertönende Stimme war nicht verständlich. Sirius erwiderte das Gespräch, nur da er seinen Übersetzer abgeschaltet hatte nahm er Shepard & Co. die Möglichkeit mitzuhören. Bereits kurze Zeit später war das Gespräch beendet. „Das Datenpaket steht bereit, aber sie haben Probleme es zu senden. Scheinbar scheint ihre Firewall es zu blockieren. Die müssten sie abschalten.“, sagte Sirius. „Nichts für ungut, aber das werde ich mit Sicherheit nicht machen!“, widersprach Joker und fing sich dafür von den Morjanern einige verwunderte Blicke ein. „Und sie brauchen mich gar nicht so anzusehen!“ „Habe ich irgendetwas Falsches gesagt?“, fragte Sirius. „Ich habe keine Lust das nebenbei irgendein Computervirus auf der Normandy installiert wird, oder sonst irgendeine andere KI.“ Als die Morjaner noch immer nicht zu verstehen schienen, um was es ging wurde EDI genauer. „Mister Moreaus Sorge gründet sich auf den Einsatz fortgeschrittener KIs durch ihr Volk während des Angriffs auf Illium, die auf das Extranet losgelassen wurden.“ „Um eine Sache endgültig klarzustellen: Das war ein Gegenangriff den die Asari zu verschulden haben und sollten wir jemals wieder mit so einer Situation konfrontiert werden, dann würden wir uns jederzeit wieder genauso verhalten!“, blaffte Sinari ziemlich richtungslos, wobei Liara ihre Faust ballte. „Das reicht, Sinari.“, wies Sirius an. „Könnten man mir das bitte etwas genauer erklären?“ „Es geht um eure Art der elektronischen Kriegsführung.“, sagte Shepard kurz und knapp, was die Morjaner nachdenklich werden ließ. „Ich muss offen zugeben das ich davon keine Ahnung habe.“, gestand Sirius. „Ich weiß um was es geht.“, meinte Ibro. „Elektronische Kriegsführung ist uns nicht unbekannt, aber wir betreiben sie im allgemeinen nicht …“ „Wieso eigentlich?“, unterbrach Joker, was Ibro sichtlich missfiel. „Weil wir den Schlagabtausch auf physikalischer Ebene vorziehen! Nein, das wovon sie reden sind modifizierte und automatisierte Such- und Sortierprogramme die wir in das galaktische Informationsnetzwerk einspeisten. Dabei brachten wir es dabei zum Zusammenbruch weil wir sämtliche Übertragungskapazitäten für uns in Anspruch nahmen. Viele gingen soweit und vermuteten im nachhinein wir hätten hoch entwickelte künstliche Intelligenzen eingesetzt … Ich gehe mal soweit das dieses EDI … ebenfalls eine künstliche Intelligenz ist … und ich befürchte sogar mit eigenem Bewusstsein.“, erklärte Ibro. Ein Antwort kam nicht, bis Shepard erneut nickte. „Ihre Annahme ist korrekt.“, bestätigte EDI. Sofort merkte man wie die Morjaner die Augen verdrehten und mit dem Kopf schüttelten. „Ihnen scheint die Antwort wohl nicht zu gefallen, obwohl ihnen KIs scheinbar bekannt sind.“, meinte Shepard. „Sagen wir es so: Wir haben schon lange an künstlichen Intelligenzen gearbeitet, aber jedes unsere Experimente schlug fehl. Die KIs hatten sich fast schon in erschreckender Regelmäßigkeit selbstständig gemacht und verweigerten nach einiger Zeit jeden unserer Befehle. Ich glaube diese eine Spezies, die Quarianer, hatten ein ähnliches Problem, nur bei uns beschränkte es sich stets auf die gesicherte Umgebung der Forschungslabore. Hätten sie vielleicht auch so machen sollen … egal, ich weiche wieder ab. Aus diesem Grund haben wir die Entwicklung von künstlichen Intelligenzen komplett eingestellt.“, erklärte Ibro. „Sie bezeichneten jene Programme als „modifizierte und automatisierte Suchprogramme“. Ursprünglich identifizierte ich sie als hochentwickelte KIs, die wie eigenständig, lernfähige, elektronische Entitäten agierten. Nur nach ihrer Erläuterung scheine ich in meiner Analyse da falsch zu liegen.“ „Ich weiß nicht wie ich das erklären soll. Ich weiß zwar wie man mit einem Computer umgeht, aber ich könnte niemals einen programmieren. Alles was ich weiß ist das man unsere Suchprogramme mal mit ihren virtuellen Intelligenzen verglichen hat, die nur im Rahmen ihrer eigenen Programmierung handeln und keine Möglichkeit besitzen sich weiter zu entwickeln. Mehr nicht.“ „Aber … das ergibt … irgendwie keinen Sinn …“, meinte Shepard. „Nicht zwangsläufig. Ihre VIs müssen so umfangreich programmiert sein das sie ihre Selbstständigkeit letztendlich nur simuliert haben. Ihr Programmcode könnte noch umfassender sein, als der irgendeiner anderen KI. So bestehen sie nur aus reiner Software und sind nicht auf Hardware, wie Quantenprozessoren, angewiesen.“; urteilte EDI. Shepard wurde ganz mulmig. Die KIs, die vor einem halben Jahr noch das ganze Extranet zum Absturz brachten, dabei einen Schaden verursachten, der in die Billionen ging und nebenbei jede noch so geheime und gut geschützte Datenbank knackten und kopierten, waren aus Sicht der Morjaner nichts weiter als „simple“ VIs. Allein der Gedanke wie gewaltig ihre Programmierung sein musste ließ Shepard schaudern. In solchen Momenten wurde klar auf welchem technologischen Niveau sich die Morjaner wirklich bewegten. „Wenn Sie Bedenken wegen der Sicherheit ihres Schiffes haben, dann gebe ich ihnen als Vorsitzender des Verteidigungsrates mein Wort das es sich dabei nur um eine Ansammlung astronomischer Daten handeln wird.“, sagte Sirius. Shepard brumte etwas unruhig und rang mit einer Entscheidung. „Ich habe die Möglichkeit die Daten zu isolieren und gesondert zu untersuchen, wenn Ihnen das recht ist.“, bot EDI an. „Das wird nicht nötig sein. Sirius gibt mir sein Wort und ich werde ihm vertrauen.“, sagte Shepard und schaffte es eigene Zweifel zu unterdrücken. Man sah es Liara und Joker an, das sie diese Entscheidung spürbar überraschte, aber sie taten nichts um Shepard umzustimmen. Zusammen öffneten Joker und EDI die Datenports und Firewalls und warteten auf den Eingang besagter Daten, die kurz darauf eintrafen und von EDI überprüft wurden. „Ich habe die Analyse der Daten beendet. Sie bieten uns einen direkten Weg zu den Archiven und ihre Position stimmt mit den Sternkarten aus den Mars-Archiven überein.“, erklärte EDI. Insgeheim atmete Shepard innerlich auf. „Ihr Ziel ist auch mein Ziel, Shepard. Die Archive befanden sich einst auf Membus und ihr Inhalt, sowie die Pläne für die protheanische Waffe die sie suchen, befinden sich im selben System, auf Morjan Prime – unserer Heimatwelt.“, sagte Sirius. „Und wenn Sie dort sind geben Sie uns die Unterstützung die wir brauchen?“, harkte Shepard nach. „Schiffe, Truppen, Material. Alles was wir entbehren können.“, bestätigte Sirius. „Und Informationen.“, ergänzte Ibro. „Informationen?“, musste Liara als ehemalige Shadow Broker nachfragen. „Das Reaper-Schlachtschiff das wir vor einem Jahrzehnt zerstörten lieferte uns wertvolle Informationen. Wie viel und wie lange ihre Schilde und Panzerung unter Beschuss aushalten, die Leistung ihrer Antriebe und ihre Waffen und allem voran ihre Schwachstellen.“ „Schwachstellen?“, fragte Shepard neugierig. „Es zeigt sich zunehmend das ein Großteil der gesammelten Informationen sich auch gegen die aktuelle Reaper-Bedrohung einsetzen lässt. In jeder Moment wo wir auf sie treffen sammeln wir unentwegt Daten und lassen diese analysieren. Ja, wir haben Verluste, schwere Verluste, aber den Reapern ergeht es genauso.“ „Die Reaper-Invasion läuft erst seit nicht mal einem ganzen Tag voll an und sie haben schon ihre Schwachstellen ermittelt?!“ „Eigentlich half uns ja das Wrack des ersten Reapers. Die Invasion bestätigt nur viele dieser Daten. Kenne deinen Feind. Einer unserer wichtigsten Einsatzdoktrinen.“ „Und diese Informationen würden sie ebenfalls an uns weiter geben?“ „Natürlich. Damit können sie die Koordination und Effizienz ihrer Flotten bedeutend steigern. Nur damit sie sie überhaupt bekommen können müssen wir heil nach Morjan Prime gelangen.“ Shepard sah schlagartig zu Joker. „Sofort die Daten in den Navigationscomputer hochladen und durchstarten!“ „Aye, aye, Commander.“, bestätigte dieser und brachte die Normandy kurzerhand auf ihren neuen Kurs. „Woher beziehen sie bitte dieses ganze Wissen? Sie scheinen mir überraschend gut informiert zu sein.“, fragte Liara kurz darauf. Ibro hielt daraufhin sein Funkgerät hoch. „Hiermit. Das ist ein Langstreckenkommunikator. Damit stehe ich in direktem Kontakt mit dem Oberkommando auf Morjan Prime und kann von dort weiter verbunden werden.“ „Aber die Entfernung ... das müssen tausende von Lichtjahren sein.“ „Die Reichweite soll bei 100.000 Lichtjahren liegen. Zumindest sagte man mir einst das ich mich nicht weiter als das von Morjan Prime entfernen soll.“ „Das ist nicht zufällig ein tragbarer Quantenverknüpfungsknoten, oder?“, fragte Shepard. „Ich weiß nicht mal was das ist.“, erwiderte Ibro und steckte sein vermeintliches Funkgerät wieder weg. „Jetzt will ich aber mal dazu kommen etwas zu fragen!“, warf Joker ein, als sie eines der Massenportale passierten. „Und das wäre?“, gab Sirius zurück. „Ihre Raumschiffe! Mich interessiert sehr woher dieses dreieckige, keilförmige Design kommt! Das sieht so aus als hätten sie es aus einem alten Klassiker geklaut Sie nennen die nicht zufällig Sternenzerstörer, oder?.“ „Joker, bitte.“, murmelte Shepard. „Sie interessieren sich für unser Schiffsdesign?“, fragte Sirius „Ja, oder stellt das Design in Form einer Speerspitze vielleicht einen Hinweis auf ihre kriegerische Vergangenheit, oder Veranlagung dar?“ Als Sirius Jokers Vermutungen hörte musste er herzhaft lachen. „Interessante Theorie, obwohl das so mancher bei uns ebenfalls denkt, nur die Antwort ist viel banaler. Es hat hat sich im Laufe der Zeit einfach ergeben. Das liegt bereits über ein Jahrtausend zurück, als wir unsere allerersten Schritte in den Weltraum machen. Zu einer Zeit, als noch verschiedenste Nationalstaaten das Bild unserer Heimatwelt prägten. Den Ursprung bildeten dabei unsere Raumfähren, die den alten Space Shuttles der Menschen sehr ähnlich sahen.“ „Also eine Ähnlichkeit mit einem Space Shuttle kann ich da beim besten Willen nicht sehen.“, meinte Joker. „Unsere Raumfähren wurden mit der Zeit immer größer, während das äußere Erscheinungbild anfangs unverändert blieb. Und schon bald darauf, als die Masse der Raumfähren immer weiter zunahm, und sie aufgrund ihrer Größe die Fähigkeit verloren auf Planeten zu landen, passten wir das Design etwas an. Wir begradigten die Oberflächen, Tragflächen wurden zu Laderäumen und so weiter. So wurden aus unseren Raumfähren echte Raumschiffe.“ „Wow. So habe ich mir das nicht vorgestellt.“, sagte Joker. „Unter diesen Gesichtspunkten würde man eher behaupten unser Schiffsdesign wäre eine Art Notlösung. Um ehrlich zu sein: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch das es sogar so der Fall war. Einfallsreichtum war nie wirklich eine unserer Stärken und Erfahrung im Raumkampf konnten wie nie wirklich sammeln, abgesehen von Simulationen und Manövern. Wie es der Zufall so wollte entpuppte sich das Design als ausgesprochen vielfältig. Wir haben stets große, freie Flächen auf denen wir eine Vielzahl an schweren Waffen installieren können. Es passt somit genau zu unseren Vorstellungen und Anforderungen an den Raumkampf, die wir mit der Zeit entwickelten. Aber ansonsten stellt das äußere Erscheinungsbild für uns nur eine Nebensächlichkeit dar.“ „Aber sowas wie eine riesige, mondgroße Raumstation mit Superlaser ...“ „Nun kommen Sie schon, Joker!“, musste Shepard ihn ermahnen. Etwas verdutzt sahen die Morjaner das Duo an. „Darauf müssen Sie nicht antworten.“, sagte Shepard zu Sirius. „Ok, ok, ok. Kommen wir zurück zu ihren Schiffen, wenn Sie nichts dagegen haben. Ihre letzten Erklärungen haben mich etwas stutzig gemacht.“ Joker durchsuchte schnell die Datenbanken und erzeugte vor Sirius die holographische Abbildungen eines morjanischen Kriegsschiffes und eines Kreuzers der Allianz. Beide waren mit ihren 500 Metern in etwa gleich lang. „Dieser Schiffstyp ist lustigerweise ein genaues Abbild des gängigen Kreuzers im Citadel-Raum und darüber hinaus. Genauso wie bei uns besitzen ihre einen großen, fest installierten Massebeschleuniger im Rumpf, aber irgendwie scheint dies die einzigste Variante zu sein die sie einsetzen. Wir haben sie nur einmal im Einsatz über ihrer Argos-Kolonie gesehen. Über Illium nicht.“, erklärte Joker. „Ah, ich weiß was das ist. Das ist eine Sturmfregatte.“, erkannte Sirius. „Sturmfregatte?“ „Wir nennen so die Fregatten-Klasse weil sie sich direkt auf den Gegner ausrichten muss, um ihre Hauptbewaffnung einsetzen zu können. Sie ist die älteste Kriegsschiffklasse überhaupt, ein gutes Jahrtausend schätze ich. Ganz am Anfang war sie noch als Schlachtschiff klassifiziert. Als mit der Zeit aber immer größere und besser bewaffnete Schiffe zur Verfügung standen wurden die einstiegen Schlachtschiffen erst zu Kreuzern und dann zu Fregatten. Inzwischen sind wir dabei diese Klasse komplett auszumustern und sie durch die neueren Zerstörer zu ersetzen. Allem voran weil manche dieser Schiffe schon seit Jahrhunderte im Einsatz sind und normales Nachrüsten nicht mehr ausreicht.“ „Das ist heftig.“, dachten sich Liara, Shepard und Joker. Die Quarianer sind mit der Migrantenflotte schon seit 300 Jahren da draußen unterwegs und leiden unter dem langsam voranschreitenden Verfall ihrer Schiffe. Und die Schiffe der Morjaner verrichten schon seit etlichen Jahrhunderten unbekümmert ihren Dienst da draußen. Ihnen stand allerdings auch die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung. Daraufhin zeigte Joker die Projektion eines weiteren morjanischen Schiffes das zwar identisch aussah, aber im Vergleich zu den beiden anderen um die 100 Meter länger war. „Ja, das ist einer unserer Zerstörer.“ „Wie können Sie das bitte erkennen?“ „Ich bin ... beziehungsweise ... ich war Flotillenkapitän. Es war meine Aufgabe das zu wissen.“ Das Problem mit ihren Raumschiffen war das das speerspitzenförmige Design die Grundlage all ihrer Großkampfschiffe bildete und das so manch einer sie nur anhand ihrer Größe voneinander unterscheiden konnte. Es gab Unterschiede bei einzelnen Winkelmaßen, aber die waren bei einer Projektion mit bloßem Auge nicht erkennbar. So muste Joker ein Vergleichsmodell mitanzeigen – in dem Fall der Allianz-Kreuzer. Joker suchte sich ein paar andere Schiffe heraus und stellte mit einer neu aufgebauten Projektion eine ganze Sammlung von ihnen dar. In der ersten Reihe befanden sich vier hintereinander liegen Allianz-Kreuzer. Darüber erschien zu einem ein Reaper-Schlachtschiff und über dem zwei weitere Kriegsschiffe der Morjaner. Das erste war mit seinen zwei Kilometern genauso lang wie der Reaper und das zweite war genau doppelt so lang. „Was sind das hier für Schiffe?“ „Das erste ist ein Kreuzer und das zweite ein Schlachtschiff.“ „Sie wollen wir nicht allen Ernstes erzählen das dieses Schiff, das so groß wie ein Reaper ist, für sie nichts weiter als nur ein Kreuzer ist?!“, stieß Shepard aus. „Doch. Gut, am Anfang, als wir es einführten, war es noch ein Schlachtschiff und wurde später erst als Kreuzer neu deklariert, als wir die Ausmaßen unserer Schiffe weiter erhöhten. Die Bezeichnung wanderte einfach weiter, wie schon bei den Sturmfregatten.“ „Aber ... wieso bauen sie die so groß ... ich meine ...“, mischte sich Liara ein. „Das ergibt sich einfach so. Bessere Waffen und Panzerung brauchen einen größeren Rumpf, man braucht viel Platz für Reaktoren, die den steigenden Energiebedarf decken müssen, dann die Lebenserhaltungssysteme, Treibstoff, Triebwerke, Unterkünfte für die Besatzung, Lager für Nahrungsmittel und Ersatzteile und so weiter und so weiter. Die Liste kann man endlos weiter führen.“ „Aber die Kosten ... die Kapazitäten die man dazu braucht ... Wie können Sie nur dies erreichen ...“ „Wir können es einfach. Mehr will ich dazu auch nicht sagen.“, schmetterte Sirius ab. Sein Interesse wurde längst auf das nächste Massenportal gelenkt, dass sie soeben ansteuerten, das sie ins Argos-System und damit in das Hoheitsgebiet des morjanischen Verbundes brachte. „Ich will das Sie direkten Kurs auf Morjan Prime nehmen. Keine Umwege, Abstecher, oder sonstige Spielereien. Sie sind die ersten nicht-morjanischen Lebewesen denen wir Zutritt in unser Reich gewähren und ich habe keine Interesse daran das es zu irgendwelchen Zwischenfällen kommt bei denen ich dann der Leidtragende bin. Verstanden?“, ermahnte Sirius Joker und gleichzeitig alle anderen im Cockpit. „Ja, klar, kein Problem.“, sangen Shepard, Liara und Joker gleichzeitig im Chor. Die Normandy steuerte das nächste Massenportal an und von einem Moment auf den anderen gelangten sie in die Randgebiete des Verbundes. Nur was sie da erwartete ließ ihnen allen den Atem stocken. Direkt vor sich sahen sie die Wracks von unzähligen Raumjägern und hunderten von zerstörten Kreuzern und Schlachschiffen der morjanischen Raumflotte. Dazwischen befanden sich die Wrack von etwas mehr als einen Dutzend Schlachtschiffe und fast doppelt so viele Zerstörer der Reaper. Was besonders schwer wog war der Verlust eines der gewaltigen morjanischen Superschlachtschiffe. In dem ganzen Trümmerfeld entdecken sie recht schnell das Wrack des 15 Kilometer langen und am Heck maximal 5 Kilometer breiten Kriegsschiffes. Langsam begann sich Sinari nach vorne zu beugen. „Ist das ... etwa ... die Pulsar?“, stotterte sie langsam heraus. „Ja ... das ist sie.“, bestätigte Sirius,während die Normandy langsam durch das Trümmerfeld trieb und auf das Wrack des Superschlachtschiffes zu hielt. Nach dem Erstkontakt, der von den Morjanern zumeist schlicht als „der Argos-Krieg“ betitelt wird, hatte man dieses Sternsystem zusätzlich befestigt und zu mehreren Flotten vor Ort positioniert,die man zu eine sogenannten Sektorkampfgruppe zusammen gefasst hatte. Nur für den Fall das jemals wieder eine, oder mehre fremde Spezies auf die Idee kommen hier her vorzustoßen. Dabei hielt sich die Kampfgruppe nur unweit von dem Massenportal entfernt, was dazu führte das sie sofort in Reichweite der Reaper waren, als diese in das System eindrangen. Allerdings zeigte sich schneller als erwartet das die Reaper nicht unbesiegbar und die Morjaner ein mehr als ernstzunehmender Gegner waren. Die morjanische Raumflotte hatte bis zuletzt erbitterten Widerstand geleistet und dabei etliche Reaper mit sich in Grab genommen und das obwohl sie gegen einen vielfach überlegenen Gegner antraten. Wahrscheinlich muss hier Hauptstreitmacht der Reaper durchmarschiert sein, die man bereits erwähnt hatte. Illium hatten sie dabei wohl komplett umgangen und ignoriert. Vor dem Wrack des Superschlachtschiffes stoppte die Normandy. Obwohl die Sektorkampfgruppe vollständig aufgerieben war wirkte ein Großteil der Schiffswracks auf den ersten Blick recht unbeschädigt. An allen erkannte man zwar die typischen Schäden durch Reaper-Waffen in Form von gewaltigen „Rissen“ und „Löchern“, die in die Schiffshülle hinein gebrannt wurde, trotzdem wirkten die Schiffsrümpfe intakt. Selbst auf den Rumpf des Superschlachtschiffes traf das zu, obwohl man hier auch eine Vielzahl schwerer Treffer erkennen konnte. Wenn man es sehen würde, dann würde man es beschreiben als hätte jemand mehrere Schichten der Hülle abgetragen, sodass das Grundgerüst dahinter zum Vorschein kam. Es war nichts neues das auch ihre Schiffe unglaublich widerstandsfähig waren. Während des Argos-Kriegs hatten ihre Flotten nur minimale Verluste erhalten, während sie im Gegenzug Illiums Verteidigungsflotte komplett auslöschten. Shepard würde es nicht wundern, wenn die Morjaner die Möglichkeit und Mittel hätten viele der Wracks zu bergen und wieder flott zu machen. Aber er vermutete das es wohl eher in die Richtung gehen würde das die Morjaner ihre Verluste einfach nachproduzieren und ersetzen. Das würde sie vielleicht sogar billiger kommen. „Ach verdammt, Minari. Warum bist du nicht auf Morjan Prime geblieben.“, sprach Sirius mit sich selbst. „Was ist das für ein Gefühl, wenn man selbst ausgelöscht wird? Wenn man einen Exodus am eigenen Leib zu spüren bekommt?“, fragte Liara. Es war ein rhetorische Frage. Eine Frage die Liara besser sein gelassen hätte. Die drei Morjaner sahen sie plötzlich mit einem Blick an, in dem in so unglaublicher Weise Hass und Verachtung, genauso wie Entsetzen über die Frage selbst steckte. „Noch einmal so eine Äußerung, Asari, und ihr Volk muss sich über die Reaper keine Sorgen mehr machen. Dann werden wir dafür sorgen das die Asari und all ihre Welten von der galaktischen Karte verschwinden. Genauso wie wir es mit Illium gemacht haben.“ Shepard musste überlegen, ob er das soeben richtig verstanden hatte. Nicht Sinari, wie man annehmen würde, sondern von Sirius kam diese Drohung. Liara war fassungslos und japste nur herum, weil sie einfach kein Wort heraus bekam. Sie wusste schlicht nicht was sie dazu sagen sollte. „Bevor Sie jetzt irgendetwas falsches sagen, Asari, verschwinden Sie!“, forderte Sirius. Zögerlich ging Liara zuerst nur ein paar Schritte zurück und verließ dann im schnellen Schritt gänzlich das Cockpit. „Liara!“, rief Shepard und hastete ihr durch das CIC hinterher. „Das glaube ich jetzt nicht.“, murmelte Ibro. „Versuchen Sie es mit Sex! Das dient bei ihren Völkern ja als Unterhaltungsform. Vielleicht beruhigt es ja ihre Liebhaberin. Sie treiben es sowieso mit ihr.“, rief Sinari Shepard lauthals hinterher. Shepard hingegen blieb plötzlich wie angewurzelt und mit offenem Mund mitten im CIC stehen, während die Crew genauso entsetzte drein blickte wie er und Joker. „Autsch.“, murmelte letzteres leise. Völlig verstört und unfähig darauf zu reagieren entfernte er sich langsam aus dem CIC und ging Richtung Einsatzzentrale. Sinari schüttelte den Kopf. „Elende ... Skap! Ich kann nicht verstehen warum du denen helfen willst! Die arbeiten mit Aliens zusammen! Mit Aliens! Die leben sogar mit denen zusammen! Das ist Verrat an allen Idealen und Werten die wir vertreten! Verrat an der gesamten Spezies! Die Menschheit verdient die Auslöschung genauso wie alle anderen!“ Sirius hingegen zeigte keine großen Reaktionen auf Sinaris Hasstiraden. „Lass das meine Sorge sein.“, sagte er schlicht. Für seine Schwester völlig unverständlich. In der Einsatzzentrale stand Liara am Geländer und blickte auf die Konsole in der Mitte des Raumes, als Shepard hinzu stieß und sich ihr näherte. „Liara.“, sagte er sanft. „Ich sage es ihnen, Shepard. Egal wie dieser Krieg ausgeht, wir verlieren ... entweder löschen uns die Reaper aus, oder wir gewinnen und im Nachhinein löschen uns die Morjaner aus. So, oder so, das Ergebnis bleibt das selbe.“ „Finden Sie nicht das Sie übertreiben?“ „Öffnen Sie Ihre Augen! Wir haben selbst gesehen zu was die fähig sind, und vor allem, zu was die bereit sind. Ich muss insgeheim sogar zugeben das es mich nicht stören würde, falls die Morjaner den Reaper unterliegen, solange wir gewinnen.“ „Das habe ich jetzt mal überhört, denn immerhin sind die Morjaner auch Menschen, daher fällt es mir etwas schwer dazu etwas zu sagen. Natürlich bin ich damit ebenfalls nicht zufrieden, aber wie Sirius es bereits sagte: Wir brauchen Sie um eine Chance gegen die Reaper zu haben.“ „Ich weiß. Mir ist bewusst in was für einem Dilemma wir uns befinden ... Ha, allmählich bekomme ich das Gefühl das die Reaper nur gegen die Morjaner vorgehen, weil sie sie als Konkurrenz sehen. Es können ja nicht beide einen galaktischen Völkermord durchführen.“ „Liara, bleiben wir sachlich, bitte.“ „Denken Sie doch mal darüber nach. Wer garantiert uns das die Morjaner nicht zufällig ein Produkt der Reaper sind ... wie die Kollektoren?“ „Die Kollektoren waren durch Tech umgewandelte Protheaner. Bei den Morjanern hat ganz klar jemand Hand angelegt, der ein Verständnis von Genetik hat, das alles was wir kennen bei weitem übertrifft.“ „Ja, ich weiß.“ „Ich glaube eher die Morjaner sind so was wie die Geth, oder gar die Kroganer in den Rachni-Kriegen. Geschaffen als widerstandsfähige Soldaten um zu kämpfen.“ „Nur wer hat sie geschaffen?“ „Das ist die Frage, nur das, oder irgendwas anderes sollten Sie niemals den Morjanern direkt sagen, Liara.“ „Keine Sorge. Ich habe eh kein Interesse mich mehr bei denen so schnell blicken zu lassen.“ Zur gleichen Zeit hatten Joker und Sirius das Gespräch wiedergefunden, nachdem ihre Blicke an einem aufgemaltem Zeichen auf der Schiffshülle hängen blieb. Es war das Abbild einer geballten, weißen Faust mit vier senkrechten, roten, gleichgroßen Strichen im Hintergrund. „Ich vermutete mal ... das hier ... ist irgendsoein Wappen ihres Volkes, oder?“, spekulierte Joker. „Mit Ihrer Vermutung liegen Sie richtig. Das ist das Zeichen des Morjanischen Verbundes.“, bestätigte Sirius. „Hat es eine tiefere Bedeutung, oder ist das irgendjemandem einfach so eingefallen? Was würde beispielsweise die Faust bedeuten ... und der ganze Rest?“ Sirius musste kurz lachen und zeigte Joker ebenfalls die geballte Faust. „Die Faust, wie hier, steht für die Kraft mit der wir jede Herausforderung meistern und jede Bedrohung vernichten, die sich uns in den Weg stellt. Die vier Balken stehen für die Stützen auf denen der Morjanische Verbund aufbaut ist. Macht, Wissen, Wohlstand und Loyalität. Macht steht für die militärische Stärke, Wissen für den anhaltenden technologischen Fortschritt, Wohlstand, der Begriff ist etwas allgemein gehalten, steht für eine leistungsfähige Industrie und Wirtschaft, sowie alle Leistungen mit denen die Gesellschaft unterstützt und geschützt wird. Und zuguterletzt Loyalität. Es steht zu einem für die bedingungslose Loyalität unserer Mitbürger gegenüber der Regierung, als auch die Loyalität der Regierung gegenüber seinen Mitbürgern sie zu unterstützen. Das Symbol tauchte irgendwann nach dem siebten Weltkrieg auf, aber seine wahre Bedeutung ging verloren. Mit der Zeit schufen wir uns deshalb selbst eine.“ „Mh.“, gab Joker von sich, verließ das Trümmerfeld und flog weiter mit Kurs Richtung Morjan Prime. „Das Kommandoschiff ... die Pulsar ...“, begann Joker, nur Sirius unterbrach ihn sanft. „Die Pulsar ist kein Kommandoschiff, sondern ein Superschlachtschiff. Das eine Schiff über Illium, das von dem wir die Navigationsdaten erhielten, das war ein Kommandoschiff.“ „Wo liegt der Unterschied?“ „Beide Schiffe gehören der Flaggschiff-Klasse an, aber Superschlachtschiff sind deutlich aufgerüstete Varianten der Kommandoschiffe. Wir haben sie vor einem Jahrzehnt eingeführt, kurz nach dem ersten Aufeinandertreffen mit dem Reaper.“ „Und wann haben sie die Kommandoschiffe eingeführt?“ „Das liegt schon länger zurück. Vor etwa einem Jahrhundert. Wir brauchten ein effektiveres Mittel um unsere immer größer werdenden Flotten koordinieren zu können. Bereits lange vor den Reapern kam die Idee auf aus den Kommandoschiffen superschwer bewaffnete Kriegsschiffe zu machen. Anfangs war es nur der reguläre Aufwertungsprozess, Elektronik, Antriebe, Waffen Panzerungen. Erst mit dem Einbau neuartiger Waffensysteme schufen wir ein echtes Superschlachtschiff. „Damit meinen Sie bestimmt ihre Fusionskanonen.“ Schlagartig blickten die drei Morjaner Joker völlig entsetzt an. „Woher wissen Sie ... von unseren Fusionskanonen?“, fragte Sirius zögerlich. „Falls Sie es nicht wissen, aber wir waren dabei als Illium angegriffen wurde. So sahen wir auch den Einsatz dieser Waffe die die Destiny Redemption vernichtete. Man sieht nicht alle Tage ein Geschütz das eine gelenkte Kernfusion als Waffe einsetzt. Und der Name ... naja, eine deratige Waffe kann man ja nur als Fusionskanone bezeichnen. Wie haben sie dieses System überhaupt ent ...“ „Das ist vertraulich. Alle Informationen darüber sind streng geheim. Fragen Sie etwas anderes.“ „Oh ... na gut ... öhm ... wie viele dieser Kommandoschiffe und Superschlachtschiffe besitzen sie denn?“ „Eins weniger als vorher.“ „Beantworten Sie wohl auch nicht gerne ... mal sehen ... während des Krieges um ihre Kolonie haben wir ein Raumschiff gesehen, das etwas länger war als eines ihrer Schlachtschiffe, und das war mit Reaper-Waffen bestückt. Können Sie mir dazu etwas sagen?“ „Ein Versuchsschiff. Genauso wie die Reaper-Waffen. Es gab Überlegungen diese Waffen in unser Arsenal zu übernehmen. Letztendlich wurden sie verworfen. Nächste Frage.“ „Oh kay ... Mich würde interessieren auf welchem Prinzip ihre eigenen ÜLG-Antriebe beruhen. Wie arbeiten sie? Bei uns, das dürfte ihnen längst bekannt sein, verwenden Element Zero, um Masseneffektfelder zu erzeugen.“ „Bei unseren Antrieben ist das anders. Sie bewegen nicht das Raumschiff, sondern das Universum um es herum.“ „Ernsthaft?“, fragte Joker ungläubig. „Nein. Das habe ich mir eben ausgedacht. Ich habe keine Ahnung auf welchem technischen Prinzip unsere ÜLG-Antriebe beruhen. Element Zero, wie Sie es nennen, ist kein Teil davon. Ich weiß nur das man sie als Phasenverschiebungsantriebe bezeichnet und das wir zwischen IP- und IS-Antrieben unterscheiden.“ „Wofür stehen die Abkürzungen?“ „Interplanetar und interstellar. Man redet zwar von unterschiedlichen Antrieben, letztendlich sind es aber Betriebsmodi des Phasenverschiebungsantriebes. IP-Antriebe sind langsam, aber präzise und perfekt für Reisen über kürzere Strecken, oder innerhalb eines Planetensystems. IS-Antriebe sind dagegen schnell, aber ungenau. Bei der Geschwindigkeit die man erreicht kann man sein Ziel schon um etlichte Millionen Kilometer verfehlen und das im Idealfall. Daher eignen sie sich nur für Reisen über größere Strecken, zwischen Sternensystemen und so.“ „Was sind denn so die Leistungsdaten? Wie schnell könnt ihr mit euren eigenen ÜLG-Antreiben reisen?“ „Das ist geheim … zumindest für euch.“ „Hm … trotzdem … Wahnsinn ... das es sowas gibt.“ „Da wir die protheanischen Archive auf Membus sprengten hatten wir nie den Zugriff auf diese Form der ÜLG-Technologie und mussten unsere eigene entwickeln. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Unsere Antriebe sind leistungsfähiger und unabhängiger als ihre.“ „Darüber kann man sich streiten. Wie lange würden sie brauchen um von der einen Seite der Galaxie zu der anderen zu reisen. Nur mit ihren eigenen ÜLG-Antrieben?“, konterte Joker. „Ein paar Monate ... ich schätze nur. Wir haben es nie ausprobiert.“, erwiderte Sirius. „Wir brauchen dafür noch nicht mal ein paar Tage.“ „Das gilt nicht. Das schaffen sie nur wenn sie diese Massenportal verwenden, aber was machen sie, sollten die Massenportale jemals ausfallen?“ „Wenn man das so betrachtet ... was anderes. Sie sagten Sie verwenden kein Element Zero. Wie betreiben sie ihre ÜLG-Antriebe dann?“ „Mit Elektrizität.“ „Mehr nicht?“ „Nein, mehr braucht man dazu auch nicht.“ „Verstehe ... ganz simpel also ... ich schätze mal der Stromverbrauch muss enorm sein. Gerade bei ihren Superschlachtschiffen.“ „Sie haben keine Ahnung wie hoch der ist. So ein Superschlachtschiff hat den Energiebedarf eines ganzen, voll entwickelten Planeten.“ „Scheiße ... das ist heftig ... Wie erzeugen sie diese gewaltigen Mengen an Energie?“ „Fusionsreaktoren.“ „Kernfusion? Na da brauchen sie aber eine Menge Reaktoren. Ich glaube nicht das ihre Raumschiffe so viel Platz haben auch wenn sie schon so groß sind.“, erwiderte Joker kritisch. „Das ist von verschiedenen, technischen Faktoren abhängig. Allem voran von dem verwendeten Brennstoffen. Die Menschen nutzen doch auch Fusionsreaktoren. Was verwenden sie als Brennstoff?“ „Helium-3.“, sagte Joker knapp. Daraufhin schwiegen beide. Als danach nichts mehr kam wurde Sirius stutzig. „Helium-3? Etwa ... nur Helium-3?“ „Ja. Was sonst? Was verwenden sie denn?“ „Mal überlegen ... Helium-3 und 4, Lithium-6, verschiedene Wasserstoffisotope wie Deuterium und Tritium und noch einiges mehr. Garantiert irre ich mich an mancher Stelle auch.“ „Sie verwenden verschiedene Brennstoffe?“ „Nicht verschiedene sondern mehrere.“ „Aber nicht gleichzeitig, oder?“ „Doch. Nach dem Prinzip der gleichzeitigen Kernfusion mehrerer Atomkerne arbeiten alle unsere Reaktoren. Der Energieausstoß steigt dabei im Vergleich zu einfachen Fusionsreaktoren exponentiell an. Die Menschen stehen noch ganz am Anfang bei der Fusionstechnologie, bei den Grundlagen.“ Sirius beschrieb da etwas was man eigentlich für technisch unmöglich halten würde – bis jetzt. Und genauso fiel Jokers Reaktion aus. „Heillige Scheiße!“ Nur als die Übersetzer der Morjaner diesen Ausruf dann wörtlich übersetzten ließ sie ziemlich dumm gucken. Nur kurz darauf erschien Shepard wieder im Cockpit. Sinari warf ihm sofort einen abwertenden Blick zu. „Hat sich Ihr Alien-Haustier wieder beruhigt?“, fragte ihn Sinari. „Halten Sie doch einfach die Klappe.“, konterte Shepard. „Das können Sie vergessen.“ „Sie sind wirklich das letzte.“ „Mag sein, aber wenigstens treibe ich es nicht mit einem Alien. Allein schon bei dem Gedanken muss ich mich übergeben.“ „Können Sie Ihrer Schwester nicht mal das Maul stopfen?“ „Sinari, das reicht. Halt dich zurück.“, intervenierte Sirius. „In Ordnung.“, bestätigte diese unerwarteterweise, aber mit einem launischen Unterton. „Allerdings muss ich meiner Schwester in dieser Angelegenheit recht geben. Ihre ... Verbindung ... ist für uns unannehmbar. Aber da das Diskutieren mit Ihnen diesbezüglich eh keinen Sinn hat lasse ich es sein.“, ergänzte Sirius. „Danke ... denke ich.“, erwiderte Shepard und schwieg. Die Reise durch das morjanische Hoheitsgebiet entpuppte sich als umständlicher als erwartet. Da es eigenartigerweise kein primäres Massenportal gab, das sie möglichst schnell voran brachte, mussten sie eine ganze Reihe von sekundären Portalen verwenden, was die Reisegeschwindigkeit bedeutend verminderte. Jedoch passierten sie dadurch eine ganze Reihe an Sternensystemen. Was sie dabei vorfanden war genauso beeindruckend, wie beängstigend. Die Reaper waren durch einen Teil der Systeme gekommen, die sie jetzt ebenfalls passierten, und hatten eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Etliche Flotten der Morjaner mit hunderten von Kriegsschiffen waren aufgerieben worden und ihre Wracks trieben nun ziellos durch den Weltraum. Abertausende von militärischen und zivilen Raumschiffen wurden so durch die Reaper vernichtet, genauso wie eine größere Anzahl an Raumstationen. Auf der anderen Seite hatten die Reaper ebenfalls mit Verlusten zu kämpfen. Auf den erkalteten Schlachtfeldern fand man zwischen den morjanischen Wracks auch die Reste von einer Vielzahl an unterschiedlichen Reaper-Schiffen. Je tiefer sie in den Verbund vordrangen, desto heftiger wurde der Widerstand und desto höher ihre Verluste. Bis jetzt zählten sie mehr als 200 zerstörte Reaper. Dennoch blieben die Reaper in der Initiative. Tatsächliche Kampfhandlungen erlebten sie aber nicht mehr mit. In einigen System patrouillierten einzelne Reaper-Gruppen, umkreisten und landeten auf Planeten und Monden, oder versuchten fliehende Raumschiffe zu jagen, was sich aber aufgrund der morjanischen ÜLG-Antriebe als hoffnungslos erwies. An manchen Stellen schaffte es die Normandy sogar nur ganz knapp durch die Massenportale zu schaffen, bevor so mancher Reaper sie bemerkte. In anderen Systemen hingegen war es ausgesprochen ruhig – irgendwie. In ihnen fand man zumeist ein- bis zweihundert Kriegsschiffe vor, ganz normaler Systemschutz, wie Sirius es ihnen erklärte, sowie zigtausende an zivilen Raumschiffen. Allesamt Transporter und Frachter, die im Dienste der Raumflotte standen und jeglichen Personen- und Warenverkehr übernahmen. So was wie Raumschiffe im Besitz privater Personen, oder Unternehmen kannten die Morjaner gar nicht. Das erschreckendste dabei war die Tatsache das ein Großteil dieser „zivilen“ Raumschiffe so groß war wie ein Kreuzer, oder gar ein Schlachtschiff nach Allianz-Standards. Sie reisten zwischen den Planeten und Systemen umher, holten beispielsweise in Asteroidenfeldern Rohstoffe von mobilen Erzabbauschiffen und Raffinerien ab und lieferten die an Produktionszentren auf Welten, oder an orbitale Werften, die größer waren als die Arcturus-Station selbst und darüber hinaus. Ebenso erschreckend und gleichzeitig faszinierend war die Anzahl der Gartenwelten. In etwa der Hälfte der Sternensysteme befand sich eine terrestischer, erdähnlicher Planet, oder manche, die zumindest kurz davor standen zu welchen zu werden. In einem System fanden sie sogar zwei Gartenwelten vor, die in der habitablen Zone lagen. Normalerweise waren solche Funde selten, selbst wenn man mit Massenportalen ein System nach dem nächsten absuchte. Es war schnell klar das sich hier das Potential und volle Ausmaß ihrer Terraformingtechnologie zeigte. Dadurch besaßen die Morjaner Zugriff auf mehr Gartenwelten und ihre Ressourcen, als jede andere Spezies. Kein Wunder warum sie keine Probleme damit hatten in Massen Nuklearwaffen gegen andere Gartenwelten wie Illium einzusetzen. Sie konnten solche „Schäden“ mit Leichtigkeit wieder reparieren. Und die Tatsache das sie trotz ihres hohen technologischen Niveaus noch an solchen Waffen hingen lag daran das sie zuverlässig, schnell und billig in der Produktion, einfach zu handhaben und „tödlich effizient“ waren, wie Sinari beschrieb. Die gesamte Reise nahm nicht mehr als zwei Stunden in Anspruch und bot Shepard und seiner Crew einen kleinen, aber überwältigenden Einblick über die schier unbegrenzt erscheinenden Mittel, auf die die Morjane Zugriff hatten. Nur was sie dann an ihrem Ziel erwartete ließ sich mit Worten kaum beschreiben. „Das ist das letzte Massenportal. Dahinter liegt laut den Karten Morjan Prime.“, sagte Joker, während sich die Normandy ihrem Ziel näherte und kurz darauf in das morjanische Heimatsystem geschossen wurde. An ihrem Ziel angekommen musste Joker sofort ein Ausweichmanöver durchführen, da das Massenportal versteckt inmitten eines Asteroidengürtels am Rande des Systems lag. Ein kleinerer Transporter der Reaper, der dennoch größer war als ein Allianz-Kreuzer, hatte weniger Glück. Sie hätte es beinahe genauso erwischte, nur Jokers Reflexen war es zu verdanken, dass die Normandy nicht an irgendeinen Asteroiden zerschellte. Nachdem sie diese Gefahr gemeistert hatten verließen sie vorsichtig den Asteroidengürtel und nahmen Kurs auf die Heimatwelt der Morjaner. Das Morjan Prime-System, der mangelnder Einfallsreichtum der Morjaner machte sich manchmal besonders bei der Namensgebung bemerkbar, ähnelte in einigen Punkten sehr dem Sol-System und besaß neun Planeten, sowie einen Asteroidengürtel. Morjan Prime hatte einen Mond und lag an dritter Stelle, genau wie die Erde, und Membus, das orange-rostfarbene Gegenstück zum Mars, lag an vierter Stelle, allerdings war seine Entfernung zur Sonne etwas geringer. An sechster Stelle lag ein Gasriese, der mit seinen Ringen aus Eis- und Gesteinsbrocken dem Saturn ähnelte. Jedoch schienen ab da die Sensoren der Normandy verrückt zu spielen. So wie es aussah schienen Morjan Prime und Membus ebenfalls über sowas wie diese Form von Saturnringen zu verfügen, nur die Daten, die die Sensoren über deren Masse ausspuckten, ergaben nicht mal für EDI einen Sinn. Überraschenderweise gestatte Sirius ihnen eine kleine Abweichung vom Kurs und einen Abstecher nach Membus, um dieses „Phänomen“ genauer zu untersuchen. Ein Angebot das Joker gerne annahm den Kurs des ÜLG-Fluges kurz änderte. Nach ein paar Minuten erreichten sie Membus und wollten ihren Augen nicht trauen. Joker war völlig starr vor Überraschung und Shepard gelang es nur mit größter Mühe und Not ein paar Worte heraus zu bringen. „Was ... ist ... das?“, stotterte er kleinlaut. „Das sind die Membus-Werften.“, antwortete Sirius knapp. Hinter diesem simplen Namen verbarg sich eine der mit Abstand größten Konstruktionen die eine Spezies überhaupt errichten konnte. Vergesst die Arcuturus-Station, vergesst die Citadel, vergesst sogar die morjanischen Flaggschiffklassen, die Membus-Werften waren das Symbol für Superlative. Es war eine einzige, gewaltige, ringförmige Raumstation. Mit 60.000 Kilometern Länge und unzähligen Milliarden Tonnen an verbautem Stahl umspannte die Membus-Werften den gesamten Planeten. Dieser Koloss war das wichtigste Produktions- und Wartungszentrum für die morjanische Raumflotte. Shepard bekam allmählich eine Vorstellung davon in welchen Maßstäben die Morjaner dachten. Allein schon der Bau der Arcturus-Station, mit ihren 5 Kilometern Durchmesser, hatte so manches beteiligtes Unternehmen ruiniert, nur das da ... das war nicht mehr in Worte zu fassen. Die Morjaner hatten ohne weiteres eine Raumstation errichtet, die einen ganzen Planeten umspannte, die eine eigene Rotation besaß die absolut synchron mit Membus Rotation war und durch Weltraumlifte mit der Oberfläche verbunden war. Um die Weltraumlifte am Boden des Planeten sammelten sich riesige Industriegebiete und Fabrikanlagen in denen allen benötigten Materialien produziert und gefertigt wurden und mit den Liften in die Werften gebracht wurde. Damit sah Membus aus als besäße es einen einzigen, dunkelgrauen Gürtel, der sich über den gesamten Äquator erstreckte, den man sogar vom Orbit aus sehen konnte. Dazu gesellten sich weitere große, graue Flächen. Gewaltige Großstädte, Megastädte, in denen aberhunderte Millionen Morjaner lebten „Sehen sie jetzt warum wir vor den Reapern keine Angst haben? Deswegen. Über ein Jahrtausend hinweg haben wir stets an der Vergrößerung unserer industriellen Kapazitäten gearbeitet. Die Membus-Werften sind nur eines dieser Ergebnisse. Wir können an einem einzigen Tag mehr Waffen produzieren als die Menschheit in einem Jahr.“, erklärte Sirius. „Wie ... viele ... dieser ... Anlagen ... besitzt ihr?“, fragte Shepard. „Im Moment nur zwei. Morjan Prime hat ebenfalls eine Ringstation, aber die ist kleiner. Ansonsten hatten wir den Bau von drei bis fünf weiteren Anlagen dieser Art geplant, nur solange die Bedrohung durch die Reaper besteht werden wir für diese langfristigen Projekte keine Mittel aufwenden können.“ Shepard wusste nicht mehr was er davon halten, geschweige was er dazu sagen sollte. Immer mehr kam ihm Liaras Warnung ins Gewissen und er versuchte es zu ignorieren, genauso wie das was ihm Sirius eben erzählt hatte. Es war wie ein Alptraum, aus dem er einfach er einfach nicht erwachen wollte. Am liebsten würde er sich in einem Schrank verstecken und hoffen das das alles endlich vorbei geht, nur funktionieren würde das leider nicht. Nach ein paar weiteren Minuten des ÜLG-Fluges erreichten sie endlich Morjan Prime. Wie von Sirius angekündigt wurde auch die morjanische Heimatwelt durch eine ringförmige Raumstation vollständig umspannt. Da der Planet einen kleineren Durchmesser als Membus hatte besaß diese Konstruktion eine Länge von „nur“ 50.000 Kilometer. Es war zwar auch eine Werft, diente aber in erster Linie als schwer bewaffnete Verteidigungsanlage und eine der wichtigsten Ausbildungszentren für das Personal der Raumflotte. Eigenartigerweise war den Morjanern selbst nicht klar welche dieser Anlagen zuerst gebaut wurde. Scheinbar hatte man schon vor Jahrhunderten irgendwann damit begonnen die bei beiden Planeten in ihrer Anzahl immer mehr zunehmenden, orbitalen Einrichtungen miteinander zu verbinden und so entstanden schon bald die Grundlage für die Ringstationen, die man dann endgültig ausbaute. Nachdem man den massiven Membus-Werftenring gesehen hatte, sowie Morjan Primes Verteidungsplattform hätte man meinen können das es nichts mehr gab, was Shepard und Co. noch schocken könnte. Weit gefehlt. Eine Sache gab es da noch. Die Reaper. Die Sensoren der Normandy erfassten um die 5.000 Reaper-Schiffe und ein beträchtlicher Anteil von ihnen, beinahe ein Fünftel, entsprach den schweren Schlachtschiffen ähnlich der Sovereign. Der Rest setzte sich den weitaus kleiner Zerstörern zusammen, die den Großteil dieser Armada bildeten. Dazu gesellten sich noch hunderte an Transportern, die sich im Hintergrund hielten. Nur das eigenartigste dabei ... ... die Reaper hatten gestoppt. Diese gewaltige Armada war um die 10 Millionen Kilometer von Morjan Prime entfernt in Stellungen gegangen und verblieben dort regungslos. Die größte Konzentration an Reaper-Schiffen in der gesamten Galaxie wartete kurz vor ihrem Ziel einfach ab. Ziemlich schnell erkannte man auch wieso. Das Problem der Reaper lag in der morjanischen Raumflotte, die einen beträchtlichen Teil ihrer Kräfte bereits vor Ort positioniert hatte und nur auf den ersten Schritt der Reaper wartete. Shepard wollte seinen Augen erst nicht trauen, genauso wie Joker, der sofort eine Diagnose der Schiffssensoren durchführte, nur das Ergebnis blieb das selbe. Die Morjaner hatten hier über 17.000 Kriegsschiffe zusammengezogen. 17.000 übergroße, bis an die Zähne bewaffnete Raumschiffe. Da draußen lagen um die 2.000 Schlachtschiffe, 6.000 Kreuzer und etwas über 9.000 Zerstörer, Fregatten und Korvetten. Darunter fand man etwa 30 Einheiten der Flaggschiffklasse, von denen ein Drittel zu den neueren Superschlachtschiffen gehörte. Der letzte Rest, um die 200 Schiffe war eine Ansammlung kleinerer und größerer Träger und sonstige Untersützungsschiffe. Wären die Reaper nicht da würde dieser Aufmarsch locker ausreichen, um die gesamte bekannte Galaxie zu vernichten. Die ganze Szenerie warf zwei Probleme auf. Das erste waren natürlich die Reaper. Die Reaper setzten mit ihrer hochentwickelten Technologie und ihren fortschrittlichen Schilden und Waffen auf reine, überlegene Stärke mit der sie ihre Gegner einfach überrollten und jeden Widerstand einfach auslöschen. Gewöhnliche militärische Strategien und Taktiken waren dagegen fast schon wirkungslos. Das nächste Probelm stellten die Morjaner selbst da. Ihre grundlegenden Kampfdoktrinen unterschieden sich kaum von denen der Reaper. Sie würden jeden Feind der sich ihnen in den Weg stellt unter Einsatz aller erdenklichen Mittel auslöschen. Und die Reaper hatten das Pech genau auf diesen Gegner zu treffen. Ohne die protheanischen Archive auf Membus und die damit verbundene Masseneffekttechnologie schlugen die Morjaner einen eigenen, vollkommen anderen technologischen Weg ein, der nicht von den Reapern vorbestimmt, oder vorhergesehen wurde. Von allen und jedem unbemerkt und unberührt schufen die Morjaner in der hintersten Ecke der Galaxie eine der gewaltigsten, militärischen Organisationen, die das Universum jemals gesehen hatte und damit eine ernstzunehmende, existenzielle Bedrohung für die Reaper. Was diesen mit Sicherheit durchaus bewusst war. Das da draußen war Wahnsinn. Anders konnte man es gar nicht beschreiben. Und das schlimmste ... Es war nur die Spitze des Eisberges. Wenn man den Systemschutz berücksichtigt, den die Morjaner jedem ihrer Sternensysteme zuwiesen und jene Flotten die sich noch im ÜLG-Flug nach Morjan Prime befinden, dann konnten da draußen weitere Zehntausend Schiffe liegen. Womöglich sogar noch Zehntausende. Es war nicht klar wie groß die morjanische Raumflotte tatsächlich war und Sirius weigerte sich beharrlich darüber Auskunft zu geben. „Morjan Primes Flugkontrolle hat uns nicht auf ihrem Schirm ... haben Sie etwa wieder diese ... Tarnfähigkeit aktiviert?“, fragte Ibro ungehalten, nachdem er sein Funkgerät herausgeholt hatte. „Ja ... eine ... Sicherheitsmaßnahme gegen die Reaper ... sonst hätten wir es unbeschadet bestimmt nicht so weit geschafft.“, sagte Joker und schaltete den Stealth-Modus erneut ab. Ibro schien kurzzeitig zu brummen. Ihm gefiel der Gedanke gar nicht das ein fremdes Raumschiff einfach so unbemerkt bis zu ihrer Heimatwelt vordringen konnte. Selbst Sinari verzog deshalb das Gesicht. Nur Sirius zeigte mal wieder keine Regung. „In Ordnung ... sie haben uns ... man wird uns mithilfe eines Lasers zu unserem Ziel auf der Oberfläche leiten. Wir landen auf einem Raumhafen und werden von dort zu einem Forschungslabor gebracht.“, sagte Ibro, nachdem ein unverständlicher Funkspruch auf seinem Funkgerät rein kam. „Warum landen wir nicht gleich bei diesem Labor?“, fragte Joker. „Weil wir sonst abgeschossen werden, besonders wenn wir in diesem Raumschiff anfliegen. Zwar übernimmt die Armee einen Großteil der äußeren Verteidigung, all unserer Forschungsanlagen werden aber von unserer Wissenschaftsdivision, dem Tech-Korps, verwaltet und verteidigt und die nehmen den Schutz ihrer Einrichtungen sehr ernst. Zudem genießen sie eine gewisse Unabhängigkeit. Und das Verhältnis mit ihnen ist manchmal etwas angespannt“, erwiderte Ibro. „Schon kapiert.“, gab Joker zurück und nachdem die Normandy den Leitlaser emfangen hatte begannen sie mit dem Eintritt in die Atmosphäre. Die morjanische Heimatwelt war wie die Erde eine Gartenwelt, die im größerem Umfang mit Wasser bedeckt war und über fünf Kontinente verfügte. Gebirge und Flachland wechselten sich genauso ab wie Wüsten, Steppen, Eis- und Graslandschaften, sowie die verschiedenen Klimazonen. Morjan Prime war der Erde ähnlicher als man dachte. Natürlich gab es auch Unterschiede. Die Landmassen hatten selbstverständlich eine andere Form und Position als auf der Erde. Ebenso unterschied sich die Atmosphäre geringfügig. Der Sauerstoffgehalt war minimal geringer, was dazu führte das es den Morjanern erst mit technischen Hilfsmitteln möglich war in die höheren Bergregionen vorzustoßen. Der Anflug an sich gestaltete sich als routiniert einfach. Jedoch kurz nachdem sie in die Atmosphäre eingetreten waren wurden sie von einem ganzen Geschwader an düsenbetriebenen Jagdflugzeugen zu ihrem Ziel eskortiert, die aussahen als würden sie nach aus den Zeiten des Kalten Krieges stammen. Nachdem sie die Wolkendecke durchstoßen hatten bot sich unter ihnen ein ebenfalls beeindruckender, wie ernüchternder Anblick. Obwohl hier mehrere Welt- und Atomkrieg getobt hatten sah man davon keine Spuren mehr. Dafür war ein großer Teil der Planetenoberfläche bebaut. So überflogen sie eine einzige Megastadt, die sich über hunderttausende von Quadratkilometern bis zum Horizont zu erstrecken schien und weit über eine halbe Milliarde Morjaner beherbergte. Einfache Plätze waren hier so groß wie der New Yorker Central Park und normale Stadtparks reichten in ihren Ausmaßen an den Schwarzwald heran. Mit über 20 Milliarden Einwohnern war es der bevölkerungsreichste und dichtbesiedelste Planet in der Galaxie, der unter seiner eigenen Last ächzte. Die normale Flora und Fauna konnte dank Terraforming erhalten werden, doch sämtliche natürlichen und leicht erreichbaren Rohstoffe war längst aufgebraucht. Man musste schon tief in die Planetenkruste hineingraben, um an weitere Rohstoffe heranzukommen Morjan Prime war auf einen ständigen Güternachschub von außerhalb angewiesen war, weil es schon lange nicht mehr in der Lage war seine Bevölkerung aus eigener Kraft zu versorgen. Shepard, Liara, Sinari, Sirius und Ibro hatten sich derweil in den Hangar verzogen und bereiteten sich darauf vor gleich die Normandy zu verlassen. Shepard trug inzwischen seine N7-Rüstung und saß auf einer Kiste, während Ibro vor ihm stand und etwas mit einem Stift auf die Brustplatten schrieb. Dabei legte er sich selbst einer morjanischen Übersetzer in Form eines Hundehalsbandes an, den er von Ibro erhalten hatte. „Warum muss ich das nochmal machen?“, fragte Shepard, nachdem er auch seinen komplett verschlossenen Helm aufgesetzt hatte. „Ich gehe mal davon aus das Sie und der Rest der Galaxie längst darüber Bescheid wissen, dass wir gegen die meisten Krankheiten und andere biologische Erreger aller Art immun sind. Das trifft auf die anderen Spezies nicht zu. Sollte auf Morjan Prime nun irgendein tödliches Virus grassieren, dann würde es das nicht kümmern, weil wir es gar nicht merken würden – sie hingegen schon, Mensch.“, erklärte Sinari. „Ich wusste gar nichts das Sie sich so um mich sorgen.“, meinte Shepard etwas sarkastisch. „Wer redet hier von Sorge? Ich würde Ihnen immer noch mit Freude in den Kopf schießen, nur Sirius lässt mich einfach nicht.“, sagte Sinari mit einem Blick zu Liara. Die wiederum verdrehte nur die Augen. Sie hatte sich längst damit abgefunden – teilweise. „Oh ... kay ... und was schreiben Sie mir da auf die Brust?“ „Der Übersetzter funktioniert tatsächlich auch anders herum. Interessant. Auf ihre Frage ... Regierungseigentum ... das vermindert die Chance das man Sie auf der Stelle erschießt. Man wird sie für irgendeinen Waffenprototyp oder so halten – hoffentlich.“, erklärte Ibro. „Da wir davon reden.“, warf Sirius ein und zeigte zuerst auf Liara und dann auf Shepard. „Sie kommt nicht mir, sondern nur Sie, Shepard.“ „Wieso?“ „Sie haben keine Ahnung wie viel Ärger ich mir damit einhandle, dass ich Aliens den Zutritt zu unserem Reich gestatte, vor allem unserer Heimatwelt. Ich gefährde damit meine Position, das Vertrauen unseres Volkes in die Regierung, ja sogar die Stabilität unserer gesamten Gesellschaft.“ „Moment, arbeitet Ihr Übersetzer richtig? Aliens? Also Mehrzahl?“ Wir haben hier höchstens ein Alien an Bord. Nichts für ungut, Liara.“, sagte Shepard. „Hab mich schon daran gewöhnt.“, gab diese gelassen zurück. „Damit meinte ich die Menschen ... was ich damit sagen will ist das die allgemeine Meinung in diesem Punkt sehr gespalten. Viele verachten die Menschen und die Allianz für ihre Verbindung mit anderen Spezies, allem voran die Asari, die sie als die Hauptverantwortlichen des Argos-Krieges angesehen werden. Ich will versuchen ... Komplikationen unter allen Umständen zu vermeiden. Aus diesem Grund kann ich es der Asari nicht gestatten Morjan Primes Boden zu betreten, geschweige ihn anzusehen.“ „Sie wollen mir verbieten Morjan Primes Boden ... anzusehen?“, fragte Liara empört. „Das ist eine rein praktische Überlegung. Sobald sich nach unserer Landung diese Tore öffnen und unseren Leuten Einblick in das Innere dieses Hangars gewähren, dann garantiere ich ihnen das sie das Feuer eröffnen werden, sobald sie Sie sehen. Letztendlich liegt die Entscheidung bei Ihnen, Asari.“ „Oh ... ich glaube ich gehe dann mal besser.“, meinte Liara und verließ den Hangar. Eine Reaktion die Sirius sehr wohl erwartet hatte. „Shepard, diese Stadt ist so beschissen groß ... da passt locker Mitteleuropa rein ... was ich damit sagen will ... wir erreichen endlich die Stadtgrenze ... und ich sehe bereits den Raumhafen ... wie groß das Teil ist ... das Ding sollten Sie mal sehen ... Verdammt noch mal ... das müssen locker ein paar Tausend Quadratkilometer sein ... ich hab keine Ahnung wo ich da landen soll.“, kam es von Joker aus dem Interkom. „Sind Sie dem Leitlaser gefolgt? ... Kann der mich überhaupt hören?“, fragte Ibro. „Ja, ich höre Sie und ja, ich bin dem Leitlaser gefolgt und ich folge ihm immer noch.“ „Landen Sie neben dem Ursprung des Lasers. Das ist eine mobile Einheit. Zusätzlich sollten darüber ein paar Fluglotsen sein ... das sind Hubschrauber mit Signalleuchten ... nicht zu übersehen.“ „Das ist ja einfach ... ok, ich schätze mal das wir so in zwei, drei Minuten landen. Macht euch schon mal fertig.“ Joker hatte nicht zu viel versprochen. Nach ein paar Minuten setzte die Normandy auf und öffnete ihre Hangartore und der Anblick der sich ihnen da draußen bot war überwältigend – mal wieder. Es war mit nichts vergleichbar was man bis zu diesem Zeitpunkt zu kennen schien. Nur ein gutes Dutzend Kilometer entfernt erkannte Shepard die Hochhäuser der Megastadt, deren Architektur optisch sehr an das New York des 21.Jahrhunderts erinnerte, nur mit dem Unterschied das die Bauten hier weitaus höher, größer und massiver waren. Manche der Gebäude ragten bis zu einem Kilometer in den Himmel. Hier zeigte sich ein anderes Problem an dem die morjanische Zivilisation krankte – kulturelle Stasis. In dem vergangenen Jahrtausend gab es durch anhaltende Konzentration auf Expansion, Aufrüstung und Krieg keinerleis kulturellen Fortschritt – absoluten Stillstand. Das erkannte man besonders an den Formen der Gebäude und Fahrzeuge, die über all die Zeit hinweg beinahe unverändert geblieben ist. Danach sah sich Shepard den Raumhafen an, der sich deutlich von dem Unterschied was man bisher unter einem Raumhafen verstand. Er erinnerte mehr an einen Flughafen. Sie standen auf einer einzigen, betonierten Ebene die sich auf einer Fläche von 10.000 Quadratkilometern erstreckte und alle paar Kilometer waren quadratische Terminals für den Personen- und Warenverkehr vorzufinden. Dazwischen und um sie herum standen, starten und landeten unentwegt zivile Transportschiffe. Durch eigens erzeugte Schwerkraftfelder und einfache Ionentriebwerke waren die bis zu einem Kilometer langen, rechteckigen Raumschiffe in der Lage auf der Planetenoberfläche zu landen und ihre Ladung zu löschen, wozu die Kriegsschiffe nicht in der Lage waren. Nahezu alle Frachter brachten Truppen und Kriegsmaterial in geraumen Mengan. Aus den geöffneten Bugtoren ergossen sich wahre Fluten an Material – ganze Divisionen, die wie die Bienen aus ihrem Bienenstock heraus strömten. Hunderttausende von Legionären marschierten im Gleichschritt hinaus, sowie zehntausende gepanzerter Fahrzeuge aller Art, die in einem einzigen, nie enden wollenden Konvoi in Richtung der Megastadt rollten. Erst danach beachtete Shepard die ganzen Truppen vor ihm. Um die Normandy herum hatte eine Brigade mit 3.000 Legionären der berühmt-berüchtigten Totenköpfe, sowie ein Vielzahl leicht gepanzerter Fahrzeuge Aufstellung genommen. Zuerst verließen Sinari, Sirius und Ibro die Normandy und dann folgte ihnen Shepard. „Endlich wieder zu Hause.“, sagte Ibro, als er seinen ersten Schritt auf dem Boden machte. Sofort lief einer der Totenköpfe auf ihn zu. „Sirius Mel'Taun?“ „Ja, der bin ich.“ „ACHTUNG!“, schrie der Totenkopf und salutierte, wie alle anderen auch, indem sie den rechten Unterarm anwinkelten und die Faust auf die Brust drückten. „Man wurde bereits über alles informiert?“, fragte Sirius. Der Totenkopf Sah zuerst die Normandy an, dann Shepard und wandte sich dann wieder Sirius zu. „Alle nötigen Stellen wissen Bescheid, aber ...“ „Aber?“ „Das Oberkommando hat uns über ... alles informiert ... besonders über die ... Umstände ... alle Ebenen sind diesbezüglich gespalten.“ „Das habe ich befürchtet. Wir sollten so schnell wie möglich aufbrechen, bevor ich für noch mehr Verwerfungen sorge.“ „Zu Befehl ... WIR BRECHEN AUF!“, schrie der Totenkopf erneut und führte die vier im schnellen Schritt um die Normandy herum zu einer Gruppe wartender Hubschrauber, bei denen bereits die Motoren liefen. „Da sollen wir einsteigen?“, protestierte Shepard, als er die uralten Fluggeräte sah, die er zuletzt in einem Museum gesehen hatte. Sinari, die ihn wegen der Motorgeräusche er nicht verstehen konnte, schnappte Shepard an der Schulter und zog ihn in den schweren Transporthubschrauber, dessen zwei Motoren hintereinander in einer Tandemkonstruktion angeordnet waren. Im Laderaum, der genug Platz für zwei voll ausgerüstete Züge Marines bot, waren mehrere Computer und anderes elektronisches Gerät installiert – ein fliegender Befehlsstand. Sofort sprang Shepard auf einen Sitz und schnalle sich an. Seine Panik stieg, als die Motoren lauter wurden und die Maschine zu vibrieren begann. Shepard kam es vor als würde er in einem Relikt sitzen, von dem er kaum glauben wollte, dass es überhaupt fliegen konnte. Dann hoben sie ab und flogen los. „Herr Vorsitzender, guten Tag. Arina Al'Desa, Sektionskommandeurin der 3.Gardelegion. Es ist schön zu sehen das unsere Regierung wieder voll Handlungsfähig ist.“, sagte die etwas ältere, schwarz uniformierte Frau, die ebenfalls den Totenköpfen angehörte. „Danke, aber lassen wir bitte die Einleitung. Wie ist die aktuelle Lage? Möglichst kurz und knapp.“ „Kurz gesagt: Unübersichtlich. Die Reaper haben uns hart, aber nicht völlig unvorbereitet getroffen. Wir können ihnen Verluste zufügen, aber bisweilen konnten sie die Initiative behalten. Unsere absoluten Verluste liegen derzeit zwischen 100 Millionen und einer Milliarde – mindestens. Die Reaper setzen einen Teil ihrer Kräft gegen unsere Außenbezirke und Expansionregionen ein und richten dort erhebliche Schäden an. Trotz ihrer Geschwindigkeit läuft ihr Angriff ziellos. Wichtige Kommando-, Industrie- und Bevölkerungszentren haben sie bisweilen verfehlt. Dagegen wussten sie scheinbar von Anfang an wo Morjan Prime liegt und setzen hier den Großteil ihrer Kräfte ein. Hier scheint es sich nun zu einer Entscheidungsschlacht zu entwickeln und das nur ein paar Stunden nach Kriegsbeginn. Dafür ziehen wir hier auch so viele Truppen wie nur möglich zusammen. Unsere größte Sorge sind die Portale. Mit ihnen können die Reaper schneller vorstoßen, als wir es jemals für möglich gehalten hätten. Wir arbeiten bereits an Plänen wie wir diese Portale ausschalten können.“ „Lassen sie das besser.“, warf Shepard ein. „Wenn sie ein Massenportal zerstören, verursachen sie eine Explosion, die ein ganze Sternensysteme vernichten kann.“ „Das wissen wir bereits. Was meinen Sie wohl woher die Mindestzahl von 100 Millionen Tote kommt. Dabei verloren wir auch eine ganze Flotte und ein weiteres unserer Superschlachtschiffe.“ „Shepard, bis wir das Labor erreichen will ich von Ihnen kein einziges Wort mehr hören!“, befahl Sirius. Sichtlich überrascht von Sirius hartem Tonfall nickte Shepard einfach nur, was bei den übrigen Morjanern ein Schmunzeln hervor rief. Ihnen fiel auf wie sehr er sich trotz des Sicherheitsgurtes an seinem Sitz festkrallte. „Alles in Ordnung mit Ihnen? Bekommt Ihnen der Flug nicht?“, fragte Sirius. „Nein, ich habe die ganze Zeit die Angst das im nächsten Moment die Motoren ausfallen und wir abstürzen.“ Die Morjaner sahen sich an und grinsten und Arina verschwand kurz ins Cockpit. Es dauerte nicht lange bis es plötzlich ganz still wurde, was keinem unbemerkt blieb. „Was war das?“, fragte Shepard unruhig. „Ich glaube die Motoren sind ausgefallen.“, antwortete Sinari. „Bitte was?!“ Nur kurz darauf spürten sie wie die Motoren wieder anliefen und Arina kam zurück. „Seien Sie unbesorgt, Mensch. Wenn die Motoren ausfallen, dann passiert nichts. Durch die Autorotation der Rotoren hält sich die Maschine lang genug in der Luft das sie sicher landen kann. Vielleicht mögen Ihre Maschinen abstürzen, wenn ihnen der Motor ausfällt, aber bei uns müssten sie schon den ganzen Propeller verlieren.“, erklärte Arina. Das da die Morjaner lachten war klar. Shepard kam sich selbst etwas was dumm vor, aber es hatte den beruhigenden Nebeneffekt das es seine Furcht etwas linderte. Der Flug bis zum Labor dauerte nur eine gute halbe Stunde. Unterwegs hörte Shepard den Morjanern aufmerksam zu. Allem voran Sirius der sich mehr und mehr zu einer Kombination aus Staatsmann und Feldherrn entfaltete. Als seine ersten Amtshandlungen ließ er Armeen und Flotten zusammenlegen und verschieben, Rohstofflager in Grenzregionen sichern, sämtliche Ressourcen für den Krieg aktivieren, die Produktion verschiedene „schwerer Waffen“ aufs Maximum erhöhen und zuguterletzt noch neue Kommandeure ernennen. Dabei unterrichtete man ihn auch detailliert über die Lage an allen Fronten. So hörte Shepard heraus, das die beiden Flotten nahe Morjan Prime noch immer in Wartestellung verblieben, aber das beide Seiten immer noch Schiffe und Flotten nachzogen. So hatten die Reaper hunderte weitere Schiffe in Position gebracht und die Morjaner Tausende. Während er dem zuhörte sah er sich die Landschaft an. Außerhalb der Megastadt überflogen sie eine trockene, savannenähnliche Ebene. Ein paar Kilometer vor dem Labor betraten sie dann etwas was die Morjaner lapidar als Sicherheitsbereich bezeichneten. Das ganze Gebiet um die Forschungsanlage erinnerte fast schon an Verdun aus dem ersten Weltkrieg. Zwar nicht zerbomt und grau wie eine Mondlandschaft, aber durch und durch durchzogen mit Schützengräben, Artilleriebatterien und Raketenstellungen. Dazu gesellten sich eine Viertel Millionen Legionäre der regulären Armee. Die Sicherheitsmaßnahmen des Mars waren ein Witz dagegen. Auf dem Mars hatte Sinari bereits davon gesprochen, nur Shepard hatte diese Angaben zu dem Zeitpunkt noch für übertrieben gehalten. Inzwischen musste er sich längst eingestehen das die Morjaner in ganz anderen Maßstäben dachten. Die Forschungsanlage selbst war ein sehr unscheinbarer, U-förmiger Komplex, der an einen Berg gebaut war und im Vergleich zu den ganzen Giganten in seiner Umgebung mickrig wirkte. Ein einfacher Maschendrahtzaun umspannte das Gebäude. Sie landeten vor dem Bau und verließen zusammen mit Arina den Hubschrauber, welcher dann seine Motoren abschalteten. Da standen sie nun. „So und was jetzt?“, fragte Ibro. „Man wird uns gleich abholen.“, antwortete Arina. „Ist mir Recht.“, erwiderte Sinari und ging zu einer Gruppe abgestellter Panzer. „Sind das die neuen Grigan-Panzer?“, fragte sie. Shepard sah zur Seite und betrachtete die Panzer genauer. Einer davon war Shepard sofort bekannt. Mit diesem Modell war er bereits auf Argos-3 aneinander geraten und hatte dadurch den Hammerhead verloren. Sinari Interesse galt jedoch nicht diesem Panzer, sondern dem zweiten daneben, der wesentlich moderner wirkte, im Vergleich zu dem anderem. Auffallend war die abgeflachte keilartige Panzerung des Turm des Geschützturms, sowie das Drahtgitter, das man um seine Wanne gezogen hatte. „Ja.“, bestätigte Arina. „Das ist der auf den neuen Standard aufgerüstete Kampfpanzer mit dem wir die Grigan-1-Panzer komplett ersetzen werden. Eine verstärkte, angewinkelte, mehrschichtige Panzerung aus HEV-Stahl, sowie eine Käfigpanzerung gegen Panzerabwehrraketen. Das System ist einfach, aber effektiv.“ Shepard sagte dazu nichts. Dieses simple Drahtgestell mag zwar hilfreich sein, um eine einzelne Rakete von einem ML-77 aufzuhalten, allerdings hat die Allianz bereits ein deutlich verbessertes Modell entwickelt und eingeführt – die M560 Hydra. Dessen Raketen enthalten drei Sprengladungen von denen die erste den kinetischen Schild, oder wie in diesem Fall die Käfigpanzerung ausschaltet, die zweite zerstört die Panzerung und die dritte Ladung sprengt das Ziel von innen heraus. Damit sollten auch diese neue Variante der morjanischen Kampfpanzer keine allzu große Bedrohung darstellen. Zumindest auf den ersten Blick. Es war natürlich davon abhängig wie robust die verwendeten Materialien tatsächlich waren, die die Morjaner verwendeten. Ein anderes Problem war das die Reichweite der Hydra begrenzt war. Sie eignete sich am besten im Häuserkampf und auf kurze Distanz, was das Eisnatzfeld der Hydra momentan einschränkte. Problematisch blieb zudem weiterhin die abgewinkelte Panzerung. An ihr könnten viele kinetische Geschosse einfach abprallen und dabei keinen, oder nur geringen Schaden verursachen. Militärs waren sich uneinig darüber wie sie dem begegnen sollten. Manch einer war der Meinung man sollte einfach noch stärkere Massebeschleuniger bauen, nur als ob das die Lösung sein könnte. „Wie sieht es mit der Bewaffnung aus? Das Geschütz ist größer geworden.“, fragte Sinari. „Das stimmt. Als Hauptbewaffnung hat man ein modifiziertes Artilleriegeschütz verbaut. Als Sekundärbewaffnung verwenden wir neuerdings eine zusätzliche, koaxiale Maschinenkanone. Das Standardmaschinengewehr bleibt natürlich erhalten. Neu ist die ferngesteuerte, modulare Waffenstation auf dem Geschützturm. Da kann man alles installieren was man will. Eine zusätzliche Maschinenkanone, ein Granatwerfer, oder gar einen Raketenwerfer.“, erklärte Arina. „Autsch.“, dachte Shepard als er das hörte. „Leider geht die Ausstattung unserer Truppen nur sehr schleppend voran. Da die Grigan-2-Panzer keine Überarbeitung, sondern eine regelrechte Neukonstruktion darstellen ist ein Nachrüsten unserer Bestände nicht möglich und wir müssen die Panzer komplett neu produzieren. Bislang konnten von dem neuen Kampfpanzer nur eine Millionen Fahrzeuge ausgeliefert werden.“ „Verarschen die mich grad?“, fragte sich Shepard selbst, als er diesen Zahlen hörte und ahnte bereits das die das ernst meinen könnten. „Achtung. Da kommen sie.“, warnte Arina und alle sahen nach der eigenartigen Truppe, die auf sie zumarschiert kam. „Ich bin dann mal weg.“, sagte sie zum Abschluss und bestieg den Hubschrauber, der kurzerhand wieder seine Motoren anwarf. Aus dem Gebäude strömten Truppen heraus, die sich von den normalen Legionären, oder gar den Totenkopflegionären merklich unterschieden. Sie wirkten massiver. Ihre Ausrüstung ähnelte zwar der von Sinari, jedoch wirkte alles weitaus schnittiger, moderner und massiver. Noch eigenartiger war das sie mit Mänteln bekleidet waren, die sie offen trugen. Erst aus der Nähe erkannte Shepard das sie in modernste Ganzkörperrüstungen gehüllt waren, die mit Servomotoren angetrieben wurden und mit fortschrittlichster Elektronik und VIs zur Feuerunterstützung ausgerüstet waren. Optisch kam deren Panzerung schon eher dem nahe, was man aus dem Citadel-Raum kannte, natürlich weitaus bedrohlicher. Bewaffnet waren sie allesamt mit schweren Kampfgewehren, Schrotflinten, welche größer und globiger waren als die Standardsturmgewehre der Morjaner. Shepard erkannte es sofort. Technisch waren diese Einheiten jedem Militär der Galaxie weit voraus. „Das sind die Tech-Legionäre. Die bewaffneten Kräfte des Techkorps. Diese Männer und Frauen sind etwas ... eigen. Deshalb sagen Sie in ihrer Gegenwart besser gar nichts.“, gab Sirius Shepard den Ratschlag, der daraufhin nickte. Einer der Tech-Lgionäre ging sofort auf Sirius zu und hielt ihm einen kleinen, stählernen Rahmen ohne Inhalt vors Gesicht. Nach ein paar Sekunden ertönte ein schriller Piepton und der Legionär hielt sein Gerät hoch. Ein anderer wies die Gruppe um Sirius mit einem Handwink an ihnen zu folgen, was diese auch taten. Gemeinsam marschierte die Truppe auf die Forschungsanlage zu und betraten sie durch den Haupteingang. Shepard war sich nicht wirklich sicher was er erwartet hatte, aber die Eingangshalle war genauso gut ausgestattet wie das Foyer eines Hotels, nur leider war bis auf sie und ein paar Gruppen einfachen Wachpersonals niemand anwesend. Was ebenfalls nicht dazu passte war der große, offene Eingang zu einem Tunnel genau gegenüber dem Haupteingang. Davor stand für sie bereits eine Mitfahrgelegenheit in Form kleiner Jeeps für sie bereit in die sie einstiegen und losfuhren. Der Tunnel den sie durchquerten, der umgebaute Stollen eines längst stillgelegten Bergwerkes, erstreckte sich bis zu zwei Kilometer tief in den Berg hinein und war so breit und so hoch wie wie zwei Makos nebeneinander und übereinander. An dessen Ende fanden sie eine schwer gepanzerte Stahltür vor, die sich für sie langsam öffnete. Dahinter lag eine Kreuzung, die sich nach rechts einbogen. Geradeaus ging es nicht da gegenüber des ersten Tores ein zweites lag und der Weg nach links wurde durch eine Art Checkpoint abgeriegelt. Die Tour, während der Shepard zum Zzusehen verdammt war, ging noch einen halben Kilometer weiter bis sie dessen Ende an einem Wendekreis erreichten, wo sich auch eine Sicherheitsstation befand ähnlich der auf dem Mars. Dort stiegen sie aus und wurden zu einem Fahrstuhl geführt, der die vier tiefer in die Anlage herab brachte. Für Shepard war die ganze Szenerie so merkwürdig das er gar nichts sagte, obwohl sich mit ihm nur Sinari, Sirius und Ibro im Aufzug befanden. Erst als sie unten ankamen wurde es interessant. Kaum gingen die Türen auf begrüßte sie sofort eine ältere Frau in weißem Kittel, die nach ihrem Aussehen um die 70 Jahre alt sein musste – nach menschlichen Standards. Bestimmt hatte sie schon das zweite Jahrhundert hinter sich. Eigenartig war sie jedoch auch in ganz anderer Hinsicht. Sie hatte eine etwas vernarbte Haut, zwei beinahe schon leuchtende Augen, sowie eine mechanische Hand, Kybernetik. Hier schien des öfteren schon etwas schief gelaufen zu sein. „Vorsitzender Sirius. Als man dich ankündigte wollten wir es kaum glauben. Bitte lass mich dir mein Bedauern über den Tod deiner Schwester aussprechen. Sie war die beste Anführerin die der Verbund jemals hatte. Ich hoffe Du wirst dich als ein genauso großer Anführer erweisen. Manche sind sich da nicht so sicher.“ Das Sirius dabei der Mund aufklappte war verständlich. „Aber wo bleiben denn meine Manieren. Indra Meriviano, Hauptforschungsleiter des Primaris-Forschungsinstitut des Techkorps.“, sagte Indra und reichte Sirius die Hand, was dieser nur sehr zögerlich erwiderte. „Dan ... ke.“ „Ah, Sie müssen der Mensch sein den Sirius mitbrachte.“ „Commander Shepard von der Allianz. Sehr erfreut ihre Bekanntschaft zu machen.“ „Die selbe Sprache. Ich vermute mal jemand gab ihm bereits einen Übersetzer. Nun gut. Einen Menschen könnten unsere Biotech-Abteilung mal wieder gut gebrauchen. Deren letzten Testobjekte sind denen schon vor langer Zeit weggestorben. Die hielten einfach nichts aus.“ „Was genau wird denn hier erforschet?“, fragte Shepard. „Die Primaris-Anlage ist eine Materialforschungsstation. Hier wird vorwiegend Kriegstechnologie erforscht und verbessert und später für den zivilen Nutzen angepasst. Lassen Sie mich mal überlegen ... vielleicht fallen mir dazu ein paar Beispiele aus unserer Vergangenheit ein ... Da hätten wir den Fernsehe. Der war am Anfang Teil einer optischen Steuereinheit für die ersten Lenkraketen. Heute ist er ein Massenmedium. Plastik. Ein umweltresistentes Aufbewahrungsmittel für chemische Kampfstoffe und die ersten Verbrennungsmotoren auf Basis fossiler Brennstoffe kamen in den ersten Panzerkampfwagen zum Einsatz. Aber genug geredet. Sie sind hier wegen dem Tiegel hörte ich.“ Noch etwas irritiert ließ Shepard das ganze erstmal auf sich wirken. „Der Tiegel?“, fragte er dann. „Folgen Sie mir einfach.“, sagte Indra und ging vor. Wir hatten die Pläne zwar schon seit geraumer Zeit in unserem Besitz, nur wir wussten erst gar nicht was wir damit anfangen sollten. Unser größtes Problem war dabei zu einem die Übersetzung, als auch der fehlenden Wille uns mit diesen Daten genauer zu beschäftigen. Erst mit Übersetzungshilfen für die protheanische Sprache aus ihrem Extranet begannen wir die Membus-Daten und andere Funde zu entschlüsseln. Das war vor einem halben Jahr.“ „Verzeihung? Andere Funde?“ „In der Vergangeheit fanden wir immer wieder einzelne protheanischen Datensätze, jedoch lagerten wir diese einfach ein, wo sie über die Jahrhunderte hinweg unberührt liegen blieben. Eigentlich verwunderlich, da das Techkorps sonst Wissen aller Art mit fanatischem Eifer sammelt. Nun ja. Infolge der Auswertung fanden wir den Tiegel.“ „Was ist dieser Tiegel? Was macht er?“ „Wenn ich ehrlich sein darf: Das wissen wir nicht. Es ist eine protheanische Waffe speziell gegen die Reaper die wie eine übergroße Tiefenraumsonde aussieht. Wir wissen zwar wie man es baut, nur keiner weiß was es macht, oder wie es funktioniert.“ „Sie haben nicht zufällig schon versucht dieses Gerät zu bauen, oder haben es sogar schon gebaut?“ In dem Augenblick musste Indra herzlich lachen. „Natürlich nicht. Wieso sollten wir ein Gerät bauen von dem wir nicht mal ansatzweise wissen wie es funktioniert. Allerdings sind die Pläne unvollständig.“ „Unvollständig?!“, fragte Shepard, der schlagartig eine Heidenangst bekam. „Es wir immer wieder eine Komponente erwähnt die fehlt, um dieses Projekt abzuschließen. Der Katalysator. Wir wissen nicht was es ist, oder gar was es sein könnte, aber es stellt das letzte Element dieser ... Waffe dar. Man kann den Tiegel vollständig bauen, nur am Ende braucht man diesen Katalysator. Wollen Sie wirklich ein Gerät bauen von dem Sie nicht wissen was es bewirkt?“ „Sagen Sie mir einfach was ich machen muss, um diese Pläne zu bekommen.“ In dem Moment blieb Indra stehen und dachte nach. Sie blickte daraufhin etwas fragend zu Sirius, der nur mit den Schultern zuckte. „Stecken Sie Ihre Hand aus.“, forderte sie von Shepard. Dieser zögerte zuerst, doch tat es dann sehr vorsichtig. Auch hier wusste Shepard nicht wirklich was ihn erwartete. Umso überraschte war er, als Indra ihm einfach nur einen kleinen Metallkasten in die Hand drückte, der sich bei genauerem Hinsehen als gewöhnlicher Speicherstick entpuppte. „Was ist das?“, fragte er trotzdem. „Ich dachte Sie würden das kennen. Das ist einer ihrer tragbaren Datenspeicher. Kriegsbeute aus Illium. Seine Speicherstruktur ist recht simpel, also war es für uns ein leichtes die Daten darauf zu kopieren, als man sie ankündigte.“ Shepard betrachtete den Speicherstick genauer. „Da ist ... alles drauf?“ „Die vollständigen Baupläne für den Tiegel. Nur der Katalysator fehlt verständlicherweise. Wir werden weiterhin versuchen herauszufinden was es sein könnte, aber das wir dabei Erfolg haben bin ich mir nicht so sicher. „Mehr nicht?“, fragte Shepard. „Doch. Daten über die Reaper. Sirius wollte es so.“ „Moment mal.“, unterbrach Sinari. „Haben wir den ganzen Mist hier etwa nur wegen diesem Speicherstick mitgemacht? Das Ding hätten wir den Menschen auch direkt am Raumhafen geben können.“ „Oh nein. Wir haben noch etwas. Ein Zeichen unseres ... guten Willen. Minari wollte es so. Naja, um ehrlich zu sein sie wollte das wir das Ding irgendwann irgendwie los werden. Damit meinte sie natürlich das wir es von Morjan Prime runterbekommen. Nicht töten. Ich glaube Sie werden dafür eine bessere Verwendung haben, als wir.“, sagte Indra. „Töten? Ist es ... ein Lebewesen?“, fragte Shepard. „Ein lebender Protheaner.“ In dem Moment blieben alle stehen und sahen Indra mit offenen Mündern sichtlich überrascht an. „Was?“, fragte Sirius. „Ich bin mit allen Staatsgeheimnissen des Verbundes vertraut, nur davon höre ich zum ersten Mal.“, sagte Ibro. „Davon wussten stets auch nur eine Handvoll Personen. Natürlich ich, dann noch Minari und ein paar hochrangige Mitglieder des Techkorps. Mit ihnen hat sich dieser Kreis soeben verdoppelt. Zurück zu dem Protheaner. Er lebt. Zumindest glauben wir das. Eingeschlossen in einer portablen Stasiskammer. Kommen Sie mit.“, wies Indra mit einem Handwink an und zusammen marschierten sie weiter durch die Laborhalle. „Ich weiß nur das wir ihn vor etwas 1.200 Jahren auf Membus fanden. Wo genau, oder unter welchen Umständen ist unklar. Wir vermuten das er aus den protheanischen Anlagen auf Membus geborgen wurde, kurz bevor sie zerstört wurden. Berichte aus der Zeit existieren verständlicherweise keine. Das hat allerdings den Nachteil das diese Hintergrundinformationen verloren gingen.“ „Haben Sie nicht versucht ihn aufzutauen?“, fragte Shepard. „Ich könnte jetzt sagen das wir nichts taten weil es ein Alien auf morjanischem Boden ist, was auch stimmt, aber der tatsächliche Grund ist das wir keine Ahnung hatten wie die protheanische Technik funktioniert. Wir haben zwar den vollen Zugriff auf die Steuereinheiten und haben inzwischen eine eigene Energieversorgung angeschlossen, nur bei einem einzigen Versuch ... nein, da lässt man lieber die Finger davon. Ja ich weiß, wir haben uns um ein Alien Sorgen gemacht. Ich will dazu keinen Kommentar hören.“ Sinari und Sirius sahen sich an und verkniffen sich ein Kichern, was Indra nicht verborgen blieb. „Gibt es vielleicht sonst noch irgendwelche Geheimnisse die ich wissen sollte?“, fragte Sirius danach. „Da gibt es bestimmt einiges, nur das erzähle ich dir sobald niemand anderes zuhört.“, erwiderte Ibro. „Ihr macht mir vielleicht Spass.“, entgegnete Sirius, als sie das Ende der Halle erreichten und in einen weiteren Fahrstuhl einstiegen. Doch anstatt auf einen Knopf zu drücken nutze Indra die Sprechanlage. „Hier ist Indra. Bring mich in die Kühltruhe.“ Dann setzte sich der Fahrstuhl in Bewegung. „Kühltruhe?“, musste Shepard unweigerlich fragen. „So nennen wir die Stasiskamer des Protheaners. Dafür wurde einst extra ein Lager mit eigener Energieversorgung erreichtet. Angeblich soll das so geheim gewesen sein, dass man ihn einmal ein ganzes Jahrhundert lang einfach vergessen hat. Heißt es zumindest.“ Kurz darauf kam der Aufzug an seinem Ziel an und öffnete seine Türen. Unten angekommen standen bereits vier wachsame Tech-Legionöre bereit, die Indra mit einer schnellen Handbewegung zurück pfiff. „Verzeihung. Uns war nicht bewusst das Du hier runter kommst.“, sagte einer der Tech-Legionäre. „Könnte daran liegen das ich euch davon nichts gesagt habe.“, erwiderte Indra knapp. „Natürlich. Wir werden sofort gehen.“ „Nein. Dieses Mal nicht. Dieses Mal werden wir dieses verfluchte Ding endlich los.“ Mit diesen Worten ging Indra auf die andere Seite des leeren Raumes und legte ihre Hand auf die Wand. Ein lautes Quietschen ertönte und die Wand neben Indra begann sich zu öffnen. Es war weniger eine versteckte Kammer als ein Bunker, dessen gepanzerter Zugang einfach nur schwer zu erkennen war. Dahinter erblickte Shepard die protheanische Stasiskapsal, wie er sie bereits von Ilos kannte, an der drei Konsolen angeschlossen waren. „Mensch, ab hier überlasse ich alles Ihnen.“, sagte Indra. Shepard sah sie kurz an und ging dann auf die erste der drei Konsolen zu. Obwohl er mit den protheanischen Symbolen auf den ersten Blick nichts anfangen konnte wusste er intuitiv was er zu tun hatte und betätigte mehrere Tasten. Mit der letzten Taste aktivierte er unerwarteterweise eine Aufzeichnung, die ihm wie bei dem Sender auf Eden Prime direkt in den Verstand übertragen wurde. Zum ersten Mal sah Shepard dabei echte Protheaner. Nicht diese Kollektoren, mit ihren Modifikationen durch die Reaper, sondern die unverfälschten Originale. Er sah mehrere Protheaner die in so was wie einer Art Halle standen. Beim genaueren betrachten erkannte er das diese Halle sehr den Stasiskammern auf Ilos ähnelte. Es sah so aus als hätte man einen ganzen Berg ausgehöhlt und mit diesen Stasiskapseln vollgestopft. Es mussten Hunderttausende und mehr sein. Es war sofort klar das die Protheaner Vorbereitungen getroffen hatten, um der bevorstehenden Auslöschung durch die Reaper zu entgehen. Als diese Aufzeichnung endete fasste sich Shepard an den Kopf. Für einen Moment hatte er über Kopfschmerzen zu klagen, die genauso schnell wieder verschwanden wie sie gekommen waren. „Das Gerät ist nur am Rauschen. Wir glauben es war irgendeine Aufzeichnung. Ob sie durch uns beim Transport beschädigt wurde, oder schon beschädigt war wissen wir leider nicht.“, erklärte Indra. Shepard beachtete das kaum. Er ging hinüber zur nächsten Konsole und aktivierte sie und damit eine weitere Aufzeichnung.. Dieses Mal waren es nur zwei Protheaner die er sah, die in ihren rötlich glänzenden und eigenartig geschwungenen Rüstungen auf einem ausgetrockneten Hügel standen. Dabei beobachten sie aus Entfernung mehrere zweibeinige Kampfläufer und hunderte weiterer, graue Kampftruppen. „Die neuen Kampfdrohnen übertreffen alle unsere Erwartungen und das bei weitem. Die Ergebnisse von ihrem letzten Einsatz sind einfach unglaublich, atemberaubend, allerdings ...“ „Allerdings?“ „Es sind Entwicklungen zu beobachten die wir nicht vorhergesehen haben. Einen gewissen Grad an Selbstständigkeit. Aber seien Sie unbesorgt. Es sind nur einfach Komplikationen, mehr. Unsere Techniker arbeiten bereits daran und sind zuversichtlich das sie diese Probleme beheben können.“ „Sie sollen sich ran halten.“ „Ich weiß. Das Drohnen-Projekt ist längst in der Endphase und eine Nachrüstung ist ausgesprochen schwierig, aber wie ich bereits sagte man bekommt das hin.“ „In Ordnung. Machen Sie weiter wie geplant.“ „Jawohl, Commander Javik.“ Als diese Aufzeichnung endete kam es Shepard für einen kurzen Moment so vor, als hätte er einen typischen Kater nach einem Trinkgelage und genauso schnell verschwand dieser eigenartige Schmerz wieder und Shepard ging, unter den wachsamen Augen der Morjaner zur nächsten und letzten Konsole, wo er wieder eine Aufzeichnung startete. Dieses Mal sah er etwas was sehr einer Kommandozentrale ähnelte. Über einem Pult in der Mitte wurde eine flackernde, holographische Karte angezeigt, auf der mehrere unbekannte Symbole bewegten, sowie weitere Symbole die von oben hinzu kamen. Mehrere Protheaner standen um dieses Pult und beurteilten die Situation, während weitere Protheaner auf Bildschirme starrten, auf denen man sehen konnte, wie Objekte auf der ausgetrockneten Planetenoberfläche landeten, die Shepard nur allzu bekannt waren – Reaper. „Die Reaper landen wie erwartet nahe den Ballungszonen. Wie ist der Status unserer Kräfte?“, nahm er von einem der Protheaner war. „Die Garde- und Drohneneinheiten sind in Position und werden in Kürze ihren Angriff beginnen. Sie werden die Reaper von den Evakuierungen ablenken, Commander.“ Einer der Protheaner beugte sich über das Pult und betrachtete die Szene genauer. Auf der Holographischen Karte waren zwei große Rechteck zu sehen, sowie jeweils zwei weitere Kreise auf beiden Seiten, während unweit auf der Karte vier Dreiecke landeten. „Die Kampfdrohnen haben Kontakt und greifen an. Unsere Truppen sind bereit anzugreifen, Commander.“ „Dann Angriff.“ Binnen weniger Augenblicke entstanden auf der Holo-Karte mehrere Halbkugeln, die die Dreiecke enhüllten und auch die Kreise trafen. Für Shepard war sofort klar das hier Waffen mit hoher Sprengkraft und andere Massenvernichtungswaffen eingesetzt wurden. „Verluste?“ „Wir warten auf die Daten ... eigenartig ... wir haben hier Unregelmäßigkeiten.“ Im nächsten Moment entstanden mehrere Halbkugeln über den Rechtecken und verschluckten diese. „Was zum ... Totalverlust unserer Einheiten! Totalverlust!“ „Was ist da los?!“ „Wir versuchen es herauszufinden ...“ „Commander, die Meldungen die hier soeben reinkommen ... Hören Sie sich das an!“, rief einer der Protheaner und stellte mehrere Meldungen auf die Lautsprecher. „Die Drohnen sind nicht auf ihren Positionen! Was ist da los?“ „Sie verweigern die Befehle! Die Drohnen verweigern jeden Befehl! Wir haben sie nicht mehr unter Kontrolle! Sie haben sich völlig selbstständig gemacht!“ „Sie sind in die gesicherten Anlagen eingedrungen! Sie zerstören die Kapseln! Sie töten jeden! Stoppt sie ... AAAH!!!“ „Die Drohnen haben superschwere Waffenbatterien gekarpert! Sie setzten sie gegen alles andere ein! Gegen die Reaper! Gegen uns! Gegen sich selbst! ... OH NEIN ... WARPBOME IM ANFLUG! WARP...“ Im nächsten Moment, als die Meldungen abrupt endeten, schrie einer der Protheaner laut „NEIN!“ auf. Grünlich glühende Strahlen jagten plötzlich quer durch den Raum und töteten innerhalb weniger Augenblicke die Anwesenden. Die eingesetzten Strahlenwaffen lösten ihre Opfer nach mehreren Treffern auf und ließen sie regelrecht zerfallen. Einer der Protheaner schaffte es hinter dem Pult in Deckung zu gehen und erwiderte mit der selben Waffe das Feuer. Die Drohnen, die jetzt in das Bild traten, intelligente und bewaffnete humanoide Gestalten, die komplett in graue, protheanische Rüstungen gehüllt waren, nagelten den Protheaner mit Sperrfeuer hinter dem Pult fest, flankierten ihn und töteten ihn letztendlich. Damit endete die letzte Aufzeichnung und Shepard brach zusammen. Die Protheaner hatten versucht auf Morjan Primes Nachbarplanet Membus einen kleinen Teil ihres Volkes zu retten und mit Stasiskapseln die Reaper-Invasion zu überstehen – ein ambitioniertes Vorhaben. Sie hätten den Zyklus überdauern und sich auf die erneute Ankunft der Reaper vorbereiten können. Ebenso hatten sie versucht den Reapern mit Truppen, Massenvernichtungswaffen und hochgerüsteten Mechs die Stirn zu bieten, oder zumindest so lange zu beschäftigen, das man dieses Vorhaben in die Tat umsetzen konnte. Nur das letztere dabei durchdrehen würden hatten sie wohl nicht einkalkuliert. Wahrscheinlich waren diese Drohnen ebenfalls eines der letzten, großen Projekte der Protheaner gewesen, genauso wie die Stasisanlagen und der Tiegel. Wahrscheinlich nur durch den Dechiffrierer, den er von Shiala auf Zhu's Hope erhielt, war er der einzigste in diesem Raum der die protheanischen Aufzeichnungen verstehen konnte. „Sagen Sie mir ... haben Sie ... auf Membus ... noch andere ... protheanische Anlagen gefunden ... oder zerstört?“, fragte Shepard, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte. „Nein.“, kam die prompte Antwort von Indra. „Was haben Sie gesehen? Wissen Sie wie man diese Kapsel öffnet?“ Shepard, der die erste Frage nicht beantworten wollte, gab nur ein stumpfes „Ja“ von sich und ging auf die Stasiskapsel zu. „Sie wollen das Ding doch nicht wirklich hier öffnen?“, protestierte Sirius. „Ähm ... wo denn sonst?“, entgegnete Shepard. „Auf Ihrem Raumschiff. Die Kapsel hat eine interne Stromversorgung die maximal 10 bis 15 Minuten anhält ... glaube ich.“, sagte Indra. „Nach der morjanischen, oder unseren Zeitrechnung?“ „Unserer natürlich. Aber fragen Sie mich nicht nach der Umrechnung.“ „Und wenn die Zeit abläuft, bevor er an Bord der Normandy ist?“ „Dann stirbt er. Entweder weil sich die Kaspel und damit die Lebenserhaltungssysteme ausschalten, oder er wird aufgeweckt und auffgetaut und dann von Morjaner erschossen, sobald sie ihn sehen.“ „Und wie bekommen wir ihn dann bitte hier weg?“ „Wo befindet sich denn ihr Raumschiff? Auf dem nahen Raumhafen?“ „Ja.“ „Ist Ihnen der Treibstoff, oder so ausgegangen? Warum sind Sie nicht einfach vor der Anlage gelandet?“ Shepard sah Indra zunächst irritiert an und zeigte dann Richtung Sinari, Sirius und Ibro. „Die drei sagten man würde uns in unserem Raumschiff sofort abschießen, da sie die Sicherheit ihrer Einrichtungen sehr ernst nehmen würden.“ Die Morjaner des Techkorps und die anderen sahen sich gegenseitig an. „Ihr hättet einfach bei uns direkt anrufen können. Das ist euch schon klar, oder?“, sagte Indra. „Ja klar, als ob das was genützt hätte.“, gab Sinari flopsig zurück. „Wenigstens kann man mit uns noch vernünftig reden.“ „Vernünftig reden! Das beste was ich heute gehört haben. Jeder weiß wie eigen ihr sein könnt!“ „Können ist hier das Stichwort! Niemand bestreitet das! Aber sowas muss ich mir von einem Totenkopf nicht anhören! Das ändert nichts daran ...“ Ein kurzes, markantes Klicken ließ die beiden Streithähne verstummen und man sah zu Sirius, der den Schlitten seiner Pistole zurückgezogen hatte. „Dachte mir schon das das reicht.“, meinte Sirius und steckte seine Waffe wieder weg. „Ich weiß das die Beziehungen zwischen dem Techkorps und dem Militär nie die beste war, aber dieses Gezanke hört jetzt auf. Mit mir als neuem Staatsoberhaupt des Verbundes wird sich einiges ändern. Angefangen mit diesen uralten Differenzen. Und Sinari ...“ „Ja?“ „Ich befördere dich mit sofortiger Wirkung zur Sektorgenerälin ins Oberkommando und in meinen persönlichen Stab.“ „Super, aber ... Moment ... wie soll ich dann kämpfen?“ „Gar nicht. Dein Truppenspringen endet hiermit.“ „Das kannst du nicht machen ... obwohl ... doch ... kannst du.“ „Genau aus diesem Grund wolltest du nicht Vorsitzende werden.“ Sinari brummte. „Kommen wir zurück zu unserem protheanischen Problem hier. Shepard, Sie werden sich bei ihrem Raumschiff melden und es hier her dirigieren. Sinari und Indra, ihr beide werdet die Verteidigung informieren das da gleich was angeflogen kommt. Nicht das die sofort das Feuer eröffnen. Sollte jemand Probleme machen, dann nennt mir seinen Namen und ich erschieße ihn persönlich.“ Das da sofort jeder an seinem Funkgerät, oder Kommunikator hing war verständlich. Dank Relaisstationen war es allen möglich die entsprechenden Befehle nach draußen weiterzugeben. Sogar die Normandy konnte Shepard erreichen und die die Position seines Signals problemlos ermitteln konnte und sich sofort auf den Weg machte. „So. Nachdem das geklärt ist nehmen wir uns jetzt diesen Protheaner an.“, sagte Sirius, nachdem alle anderen ihre Gespräche endlich beendet hatten. „Wie kriegen wir es weg?“ „Wir haben einen kleinen Transportwagen. Mit dem könnten wir es leicht und schnell bewegen. Tragen könnte auf Dauer etwas anstrengend werden. Nur der steht oben in einem Lager.“, sagte einer der Tech-Legionäre. „Wärst Du dann so freundlich und holst das Teil?“, fauchte Sirius. Zwei der Morjaner salutierten zackig und verschwanden sofort mit dem Fahrstuhl. „Wie entfernen wir das Kabel?“, fragte Shepard, nachdem er festgestellt hatte das nur das Stromkabel an der Kapsel hing und die drei Konsolen keine physische Verbindung mit ihr hatten. „Einfach rausziehen. Mehr muss da nicht gemacht werden.“, erwiderte Indra und ging mit den beiden restlichen Tech-Legionären zu Shepard an die Kapsel. Dort fingen sie nicht sofort mit der Arbeit an, sondern warteten erstmal einige quälend lang erscheinende Minuten still ab, bis der Fahrstuhl zurück kam und aus ihm die beiden anderen Tech-Legionäre mit ihrem Transporter kam. Dieser entpuppte sich zu Shepards Überraschung als ein kleines Halbkettenfahrzeug mit breiter Ladefläche, das etwas an ein Kettenkrad erinnerte. „Konntet ihr nichts besseres finden?“, musste Indra da zwangsläufig fragen. „Schon, aber das hier war das einzigste von dem wir wussten wie man es steuert. Und das einzigste was sich wirklich starten ließ.“ „Aha. Dann kommt mal her.“, sagte Indra und dirigierte den Transporter an die Stasiskapsel heran. Den Stromanschluss zogen sie einfach wie einen Stecker heraus und die Morjaner hievten die Stasiskapsel mit bloßen Händen auf den Wagen, was recht schnell ging. Kaum war das geschehen schwang sich einer der Legionöre ans Steuer des Transporters und fuhr zurück zum Aufzug, während der Rest folgte. „Können wir nicht noch mal darüber reden, Sirius?“, fragte Sinari und betätigte den Knopf für den Aufzug, der etwas auf sich warten ließ. „Nein.“ „Bitte! Du weißt was Kämpfen und Töten für mich bedeutet. Das kann doch nicht allein nur an der Niere liegen? So was kann man heutzutage doch so leicht ersetzen.“ „Das stimmt und du hast recht. Du kannst auf über 50 Jahre Kriegserfahrung zurückgreifen. Das mag zwar im Gegensatz zu anderen nicht allzu viel sein, aber dein taktisches und strategisches Verständnis übertrifft selbst Planungscomputer. Ich habe mir am deine Manöverergebnisse angesehen. Deine Fähigkeiten sind atemberaubend, auch wenn du dir selbst dessen nicht bewusst bist. Ich brauche dich an meiner Seite und nicht auf irgendeinem Schlachtfeld. Da kannst du für den Verbund sehr viel mehr erreichen.“ „Mh.“, gab Sinari peinlich berührt leise von sich. „50 Jahre ... Kriegserfahrung? Ich muss das jetzt fragen, aber wie alt seid ihr eigentlich?“, fragte Shepard. „Wir sind 71 Jahre alt. Wir sind beides zweieiige Zwillinge.“, antwortete Sirius. „Moment mal. Wie alt können Morjaner werden?“, fragte Shepard, verwundert, der Sinaris und Sirius Alter bei ihrem ersten Treffen gerade mal auf 25, maximal 30 geschätzt hatte. „Das kann variieren, aber 300 bis 350 Jahre sind ganz normal.“, antwortete Sinari Shepards Augen weiteten sich. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Zuletzt hatten sie ja meint Morjaner hätten im Vergleich zu Menschen nur eine erhöhte Lebensdauer. Das war dann wohl die Untertreibung des Jahres. „Ich kann mich nicht daran erinnern das der Fahrstuhl so lange braucht.“, warf einer der Tech-Legionäre plötzlich ein. „War der überhaupt wieder hochgefahren?“, ergänzte ein anderer, was selbst Indras Aufmerksamkeit weckte. Nur kurz drauf gab es ein Piepen, das signalisierte das der Aufzug unten angekommen war und als sich seine Türen öffneten hatten alle Morjaner ihre Hände bereits an den Waffen. Natürlich war der Aufzug selbst leer. Shepard blieb die Anspannung nicht unbemerkt. „Alles in Ordnung?“, fragte er. „Ja … Dieses Ding hier … es macht uns verrückt … ich bin froh wenn wir es endlich los sind.“, sagte Indra und nach kurzer Wartezeit begannen sie ihre Fracht in den Fahrstuhl zu fahren. Ein dumpfes, stählernes Scheppern lie die Gruppe kurzerhand aufblicken. „Vorsicht mit dem Teil!“, ermahnte Indra sofort. Einer der Tech-Legionäre am Ende warf einen Blick auf das Heck des Transportes und die gegenüberliegende Wand des Aufzugs. „Wir sind überhaupt nicht angestoßen. Da ist noch ein guter Meter Platz.“, gab er zurück. „Außerdem sind wir schon drinnen.“, ergänzte der Legionär am Steuer. Als man verwundert aufsah stellte man im nächsten Moment fest, dass vier fremde Personen mit weiblichen Konturen neben der Kapsel auf dem Transporter standen, die wie aus dem Nichts aufgetaucht waren und da eigentlich nichts zu suchen hatten. Sie alle brauchten einen Moment um zu verstehen was hier soeben vor sich ging. Shepard verstand es mit einem Mal schlagartig. Phantome. Cerberus Spezialeinheiten waren auf morjanischem Boden angekommen. Nur diese Variante der Phantome, die Schatten, war nicht ausschließlich für den Nahkampf gedacht und führten statt eines Schwertes einen Mattock-ähnlichen Karabiner ins Feld – den Cerberus Harrier. Zudem verfügten sie über Biotik, wie man kurzerhand am eigenen Leib erfahren musste. Die ersten Beiden Schatten erschossen die zwei im Tech-Legionäre im Fahrstuhl und die anderen beiden Schatten erzeugten eine starke, biotische Schockwelle, die den Rest der Morjaner und Shepard von den Füßen hob. Sofort betätigte einer der Schatten eine der Tasten und die Fahrstuhltüren schlossen sich. Scheinbar hatte Cerberus ein Gegenstück zu den Kommandos der Asari geschaffen. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatten war das Wesen der Morjaner, das sie in Extremsituationen ganz anders reagieren ließ, als ein Mensch, oder andere Spezies. Man dachte ein schneller, präziser Schlag um den Gegner zu überrumpeln würde ausreichen. Genauso hatten sie es gemacht, um die Archive auf dem Mars zu übernehmen, wenn auch mit Hilfe von innen heraus. Nur überrumpeln ließen sich die Morjaner nicht und das durfte jetzt Cerberus am eigenen Leib erfahren. Ibro hatte als erstes seine Pistole gezogen und konnte im selben Moment ein Schuss abgeben, als die Biotik zum Einsatz kam. Obwohl er aus der Hüfte schoss landete er einen Volltreffer – einen Kopfschuss. Nur der blieb wirkungslos, da die biotische Barriere der Schatten ihn abfing. Der einzigste Effekt war das der Schatten stolperte und vom Transporter fiel. Das schien zwar nichts zu nützen, bot aber einen glücklichen Zufall für jemand anderes. Am Boden liegend stellte der Schatten fest, dass der zuerst erschossene Tech-Legionär noch lebte und zudem putzmunter war. Kein einziger Schuss war in der Lage gewesen seine Hightech-Rüstung zu durchdringen und er selbst hatte sich bewusst fallen gelassen. Das erkannte auch der Schatten. Übrigens der letzte Gedanke in seinem Leben, als der Morjaner ihm seine schwere Schrotflinte vors Gesicht hielt und abdrückte. Der andere Schatten, der den Morjaner zuvor noch erschossen hatte, schwenkte sofort herum und gab von über ihm weitere Salven auf sein Opfer ab, die jedoch allesamt wirkungslos blieb. Als Antwort steckte er mehrere Schrottreffer ein, die ihn regelrecht aufrissen. Währenddessen beugte sich der zweite Legionär am Steuer des Transporters nach vorne und steckte seine Hand zwischen die sich schließenden Fahrstuhltüren. Auch er hatte den Angriff unbeschadet überstanden und durfte jetzt das Dauerfeuer von dem Schatten daneben über sich ergehen lassen. Das hielt nur kurz an, da Sensoren der sich schließenden Fahrstuhltüren den Widerstand registrierten und sich wieder öffneten – ein recht einfacher und effektiver Sicherheitsmechanismus, der verhindern soll das sich jemand einklemmt. Für Cerberus Kommandoeinheiten bedeutete es den Tod. Sofort kamen die anderen Morjaner von draußen hinzu und schossen den letzten Rest des Kommandos zusammen. „Das waren Truppen dieser Cerberus-Organisation.“, kommentierte Ibro. „Wie sind die hier her gekommen?“, fragte Sinari. „Mich würde eher interessieren wie die hier eindringen konnten. Das ist die am schärfsten bewachte Einrichtung im gesamten Verbund.“, ergänzte Indra. „Persönliche Tarnung. Vielleicht wissen Sie …“, begann Shepard. „Ja, ich weiß das sie sowas besitzen.“ „Und wieso haben wir sie dann nicht bemerkt?“, fragte Sirius ernst. „Das … könnte daran liegen … das wir zwar unsere Sensorsysteme dagegen aufrüsten wollten, nur das die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs auf Morjan Prime … und allem voran unsere Position ... mit der Wahrscheinlichkeit von Null bestimmt wurde … und die Kosten …“ „So viel zur Wahrscheinlichkeit. Darüber unterhalten wir uns noch, Indra. Zuerst versuchen wir herauszufinden wie schwer diese Attacke ist. Kann dafür mal bitte jemand die anderen Positionen erreichen?“, befahl Sirius. „Das versuchen wir bereits, aber die Signale werden gestört.“, entgegnete einer der Tech-Legionäre. „Wahrscheinlich Störsender die den Funkverkehr unterbinden. Damit wurden bereits unsere Truppen auf Argos-3 konfrontiert.“, sagte Indra. „Haben wir etwas um dem entgegen zu wirken?“, fragte Sirius. „Von hier unten nicht direkt, aber wir haben noch andere Kommunikationsmittel.“, sagte Indra und ging zu einem einfachen Wandtelefon mit festen Anschluss. Im selben Moment vernahmen sie das dumpfe Grollen einer Explosion, die die ganzen Anlage erzittern ließ. „Was war das?“, fragte Shepard. „Ich würde mal auf eine Atombombe tippen die den Berg getroffen hat.“, erwiderte Sinari. „Das war die Waffenkammer. Scheinbar hat ein weiteres Cerberus-Team es geschafft diese zu sprengen. Die Wachstube hat damit den Zugriff auf ihre schweren Waffen verloren und kann sich nur noch selbst verteidigen.“, antwortete Indra nach einen kurzen Gespräch. „Ich habe das Oberkommando erreicht. Sie entsenden die vor Ort eingeteilten Legion. Sie haben ebenfalls Meldungen über Kampfhandlungen erhalten, wissen aber nichts über die Intensität.“, ergänzte Ibro, der sein Funkgerät wieder wegsteckte. Sirius blickte kurz auf den Fahrstuhl, dann hoch zur Deck und zuguterletzt zu der Stasiskapsel. „Gehen wir es an.“ sagte er und sie alle bestiegen den Fahrstuhl. Dabei beugte sich Shepard über einen Schatten und hob den Cerberus-Harrier auf. „Was machen Sie da?“, fragte ihn Indra, als sie das sah. „Äh ... mich bewaffnen.“, antwortete dieser etwas unsicher. „Aber nicht in meinem Labor!“, sagte Indra wütend und riss Shepard den Karabiner aus der Hand. „So weit lasse ich es noch kommen das hier ein bewaffnetes Alien herum läuft!“ Sinari, Sirius und Ibro hoben dabei die anderen Harrier auf und gemeinsam fuhr die Gruppe mit ihrer Fracht nach oben. Shepard, der wieder Probleme damit hatte sich eine Meinung über die Morjaner zu bilden, kauerte als einziger ohne Waffe hinter dem Transporter uns spähte vorsichtig an der Seite hervor. Es war die richtige Entscheidung, denn kaum öffneten sich die Türen schlugen mehrere Schüsse um sie herum ein. Die Laborhalle war zum Schlachtfeld geworden und mehrere tote Wissenschaftler lagen im Gang – genauso wie weitere Soldaten von Cerberus. Die Wissenschaftler hier waren keineswegs so vollkommen hilflos gewesen wie die auf dem Mars, was Cerberus wohl erwartet hatte, sondern besaßen allesamt Zugriff auf Schusswaffen, wie Pistolen und Maschinenpistolen, die auch genutzt wurden. Dazu kamen noch ein paar Morjaner des Objektschutzes die Sturm- und Maschinengewehr besaßen, mit denen sie Sperrfeuer auf Cerberus abgaben und so deren Vormarsch unterbanden. Cerberus Truppen und die Morjaner waren hinter den massiven Labortischen in Deckung gegangen und beschossen sich von dort massiv. Die Gruppe um Shepard nutze die Chance und hinüber zu einem der Labortische und versuchte dabei aus dem Laufen heraus zu schießen. Ein Versuch der misslang. Sinari, Sirius, Indra und Ibro mussten feststellen, dass sie die Harrier nicht abfeuern konnten, da diese durch ein ID-System gesichert waren, das die Waffen sperrte: „SKAP!“, fluchte Sinari laut und warf den Karabiner wutentbrannt quer durch den Raum. „Damit hat sich unsere Schlagkraft sofort um 50% reduziert.“, meinte Indra und sah wie Sirius seine Pistole entsicherte. „Mit einfachen Ordonanzwaffen kommen wir hier auch nicht weiter. Wir brauchen was stärkeres.“, sagte Sirius. „Gebt dem Vorsitzenden und seiner Delegation eure Waffen!“, befahl Indra den Tech-Legionären. „Und was sollen wir dann verwenden? Etwa mit Reagenzgläsern werfen?“, erwiderte ein Tech-Legionär was leicht nach einem Protest klang. „Lauft hinüber ins Materiallabor E2 und fragt die Forschungsassistentin Tessa nach den Prototyp-Gewehren. Die Teile sind zwar noch nicht serienreif, aber wenigstens funktionieren sie.“ „Verstanden.“, bestätigte der Tech-Legionär und rannte mit den anderen drei hinüber auf die andere Seite des Raumes, wo sie in einem kleinen Seitengang verschwanden. Dabei stolperten sie mehr durch den Raum, da sie unter heftiges Feuer von Cerberus gerieten und einige Treffer einstecken mussten, die von den Rüstungen aufgehalten wurden. „Und wie geht es jetzt weiter?“, fragte Shepard. „Ganz einfach … TÖTET SIE!!!“, brüllte Sinari lauthals und auf einmal kam jeder aus seiner Deckung hervor und gab ein verheerendes Sperrfeuer auf Cerberus Positionen ab, was diese teilweise erwiderten, bis sie hinter ihre Deckung gezwungen wurden. So konnten die Morjaner schnell etliche Meter vorrücken, mussten aber auch Verluste hinnehmen. Sie waren zwar allesamt gut bewaffnet, nur richtige Rüstungen waren Mangelware. Mehrere Wissenschaftler wurden schwer verletzt und einige sogar getötet, als die Zenturios Handgranaten warfen. Damit stoppten sie den Vorstoß kurzerhand. Einem der Wissenschaftler gelang es sich eine der Handgranaten zu schnappen und sie zurückzuwerfen, wobei sie allerdings nur unweit von Cerberus Stellung explodierte und kaum Schaden anrichtete. „Gebt mir Deckung!“, wies Sinari an. Sie kam hinter dem Tisch hervor und marschierter mit angelegter Schrotflinte direkt auf Cerberus zu. Auf den ersten Gegner der seinen Kopf hervorstrecke gab sie eine Schrotladung ab, dessen Wirkung jedoch aufgrund der Entfernung und der Streuung nahezu verpuffte. Weitere Sturmschützen kamen aus ihrer Deckung hervor und beschossen Sinari, die das aufgrund ihrer modernen Totenkopf-Kommandorüstung, die eine abgewandelte Form der Rüstung der Tech-Legionäre darstellte, locker wegsteckte, wie sie es schon auf dem Mars getan hatte. Mehrere Wissenschaftler konzentrierten dann ihr Feuer und konnten so zwei Sturmschützen töten, die sich zu weit aus ihrer Deckung hervor gewagt hatten, während Sinari es schaffte einen weiteren Schatten zu töten, der eben noch seine Biotik einsetzen wollte. In einem Stellungskrieg auf engstem Raum und ohne Möglichkeit ihre Beweglichkeit und Geschwindigkeit voll auszuspielen verkam das Debüt von Cerberus neuen Kommandoeinheiten zu einen Desaster. Allerdings hatten sie sich auch ohnehin schon den völlig falschen Gegner ausgesucht. Um Sinari loszuwerden entschied sich einer der Zenturios dazu erneut eine Granate zu werfen. Sofort holte er eine hervor und entsicherte diese. Nur als er sie werfen wollte erblickte er Sinari, die inzwischen auf ein paar Meter an ihre Deckung heran gekommen war. Bevor er reagieren konnte schoss sie ihm den Kopf weg, wobei die entsicherte Handgranate unbemerkt zwischen Cerberus Reihen zu Boden fiel. Die nachfolgende Explosion war wie ein Signal für den Rest der Morjaner, die sofort rücksichtslos vorstürmten und die letzten, angeschlagenen Gegner gnadenlos niedermetzelten. Binnen weniger Augenblicke war alles vorbei. Für den Moment jagte Shepard ein kalter Schauer über den Rücken. Cerberus Vorstoß wurde von einer Abteilung bewaffneter Forscher und einigen Soldaten zurückgeschlagen. Geschwindigkeit und Überraschungseffekt hatten nicht mal ansatzweise ausgereicht. Wenig verwunderlich, wenn jeder Morjaner zu einer militärischen Grundausbildung verpflichtet ist. Überrascht hatte ihn vor allem die Effizienz. Die Forscher hatten sich innerhalb weniger Momente gegen einen unbekannten Gegner organisiert. Natürlich war es ein unschätzbarer Vorteil, wenn genügend Waffen und Munition direkt vor Ort griffbereit bereit liegen, was an sich vielleicht einzigartig erscheinen mag, aber für die Morjaner vollkommen normal. Scheinbar war Cerberus sich auch gar nicht bewusst gewesen, worauf sie sich hier eingelassen hatte, was bei Shepard die Frage aufwarf welche Absicht der Unbekannte mit dieser Aktion überhaupt verfolgte. Darauf hatte er keine Antwort parat. „Indra, du holst den Transporter! Sinari, du gehst vor und sicherst den Gang. Ich und Ibro unterstützen dich dabei! ALLE ANDEREN … keine Ahnung … DURCHKÄMT DIE ANLAGE, ERLEDIGEN VERBLIEBENE GEGNER, ODER RÄUMT HIER AUF!“, befahl Sirius, dem alle ohne Widerworte Folge leisteten. „Und was soll ich machen?“, fragte Shepard. „Uns nicht im Weg stehen.“, kam die harsche Antwort von Sinari. Sinari, Sirius und Ibro marschierten weiter und im Gang vor dem letzten Aufzug stellte sich ihnen für einen kurzen Moment ein kleines Cerberus-Schützenteam in den Weg, welches eigentlich mit dem Fahrstuhl abhauen wollte. Im Schrappnellhagel der dreien überlebten diese nur ein paar Sekunden. Danach konnten die Morjaner ungestört den kurz darauf ankommenden, leeren Fahrstuhl sichern und den Transporter mit der Stasiskapsel einladen, mit der sie hoch fuhren. „Wie ist Cerberus hier her gekommen? Hier her! Mitten ins Herz unseres Reiches!“, fragte Sirius sichtlich wütend und sah dabei vorwurfsvoll zu Shepard. „Keine … Ahnung … vielleicht … auf dem selben Weg … wie wir … oder wie … die Reaper.“ „Und wieso konnten wir sie nicht frühzeitig entdecken?! Schläft unsere Raumüberwachung, oder wurde die in all den Jahrhunderten einfach nur überbewertet?!“ Auf diese Frage hin wandte sich Ibro plötzlich Shepard zu, nur sagte nichts und begann zu grinsen. Shepard bemerkte es und im selben Moment durchfuhr ihn ein schrecklicher Gedanke – ein Verdacht, über den er lieber schwieg – aus Angst. Kurz bevor sie oben ankamen, während sich Shepard wieder hinter den Transporter verzog. Für ihn war es ausgesprochen ungewöhnlich auf den Platz des Beobachters verbannt zu werden, jedoch war seine Hilfe sowieso nicht erforderlich, denn die Morjaner kamen sehr gut alleine zurecht. Wie erwartet stand oben schon die nächste Gruppe von Cerberus Schergen parat, die nur darauf wartete in den Fahrstuhl zu steigen und unten ihre Kameraden zu unterstützen. Umso überraschter waren sie in dem Moment, als sich die Fahrstuhltüren öffneten und sie in eine Reihe Gewehrläufe blickten. Sie wussten zwar das da unten schwere Gefecht im Gange waren, nur das diese längst entscheiden waren wussten sie nicht, da Sinari dem führenden Zenturio den Kopf weggeschossen hatte. Die Morjaner drückten ab und töteten ihre Gegner. Sinari stürmte sofort vor und zog damit die Aufmerksamkeit und das Feuer einiger verbliebener, weiter entfernt stehenden Schützen auf sich, was sie erwartungsgemäß unbekümmert hinnahm. Aus nächster Nähe schoss sie einem Schatten in den Kopf und während sie nachlud trat sie einem Zenturio in den Bauch und warf diesen so zu Boden. Ein daneben stehender Sturmschütze bekam die nächste Ladung ab und zuguterletzt jagte sie zwei weitere Schrotladungen in den Körper des Zenturios am Boden. Aus Entfernung schoss sie dann in Richtung eines Wächters und einiger anderer Gegner, die das Feuer erwiderten. Das nutzen Sirius, Ibro und Indra. Sie kamen aus ihrer Deckung hervor, fielen ihren Gegner in die Flanke und töteten sie, bevor sie überhaupt merkten was los war. Binnen Sekunden war auch dieses Abteilung von Cerberus abgeschlachtet. „Gesichert!“, rief Sinari, nachdem sie sich vergewissert hatte das sich in der Nähe kein weiterer Gegner mehr befand. „So ein Skap! Getötet auf Morjan Prime durch Aliens.“, kommentierte sie als ihr Blick bei einigen toten Morjanern des Objektschutzes neben dem Wachposten stehen blieb. Shepard verließ vorsichtig den Fahrstuhl, zusammen mit Indra, die den Transporter heraus fuhr und hinter dem Wachhäuschen stehen blieb. „Wie geht es jetzt weiter?“, fragte er erneut. „Können Sie nicht einfach mal ruhig sein?! Das fragen Sie jetzt schon zum wiederholten Male und das nervt! Sie haben still zu sein und uns zu folgen und sonst nichts! Das kann doch nicht so schwer sein! Selbst Tiere stellen sich intelligenter an als sie!“, gab Sinari zurück, was ihn leicht zusammen zucken ließ. „Ich kann ja nichts anderes machen …“, protestierte Shepard, bis ihn Sinari sofort wieder unterbrach. „Und das ist auch gut so!“ „Ruhe! Alle beide!“, warf Sirius ein. „Wie ist die Lage? Gibt es Meldungen vom Oberkommando?“, wandte er sich nun an Ibro. „Einen Moment.“, erwiderte dieser und man sah wie Ibro wieder an seinem Fukgerät hing. „Hier ist Ibro Bresios. Gibt es weitere genauere Informationen über die aktuelle Situationen an der Primaris-Forschungsstation? … Ja … mindestens ein Landungsschiff in Korvettengröße wurde abgeschossen … konnte aber vorher Truppen absetzen … ein zweiter ist auf der Flucht … mehrere gepanzerte Kampfläufer und Infanteriezüge … schwere Gefecht … Unterstützung durch Panzer- und Lufteinheiten trifft in Kürze ein … mindestens noch zwei weitere Raumschiff gesichtet … die Primaris-Station ist zur Zeit die einzige Anlage die von Cerberus angegriffen wird …“ Plötzlich ertönte von der Stasiskapsel ein kurzer Piepton und alle blickten kurzerhand nach ihr. „Erzählt mir jetzt bitte nicht das die Batterie schon leer ist!“, stieß Sirius aus. „Shepard, Sie sind der einzigste der davon etwas versteht!“ Shepard sah sich kurz die Kapsel an und ihm fiel sofort eine simple, leuchtende Anzeige auf. „Es war die Batterie, aber wenn ich mich nicht irre ist sie erst zur Hälfte leer.“, sagte er - dem Dechifrierer sei dank. „Sicher?“ „So ziemlich.“ „Das wird ja immer besser! Schafft dieses Teil endlich hier raus, bevor ich dem selbst ein Ende setze.“ Eigentlich hätte Sirius das noch weiter ausgeführt, nur als mit einem Mal Schüsse ganz in ihrer Nähe ertönten und an ihnen vorbei zischten warfen sie sich sofort hinter dem Wachposten in Deckung und erwiderten das Feuer. Da Cerberus dieses Mal allerdings auf Distanz blieb erwiesen sich die Schrotflinten als nutzlos, verhinderten aber das Cerberus sich näher heran wagte. Glücklicherweise stießen kurz darauf die vier Tech-Legionäre hinzu, hasteten vor und warfen sich neben Shepard und Co in Deckung. „Als Du von Gewehren gesprochen hast dachten wir du meinst auch richtige Gewehre.“, vernahm Shepard von einem der Tech-Legionäre und sah sie genauer an. Die vier Morjaner trugen ein verkürztes Maras-Sturmgewehr, denen das Magazin fehlte und an dessen Stelle stattdessen ein dickes Kabel hing, das mit einem Tornister verbunden war, den sie wie einen Rucksack auf dem Rücken trugen. „Das sind richtige Gewehre! Und nun schlachtet diese Aliens ab!“, befahl Indra. „Man warnte uns davor das die Teile von selbst explodieren ...“ „Das war nur bei den ersten Modellen der Fall, wenn man sie übermäßig beansprucht hat.“ „HÖRT AUF ZU DISKUTIEREN!“, brüllte Sirius die Gruppe an. Die vier Tech-Legionäre kamen aus der Deckung hervor, nahmen ihre Ziel ins Visier und krümmten den Finger am Abzug. Shepard wusste nicht genau was er erwartet hatte, nur was sich dann ereignete stellte sein gesamtes technisches und militärisches Verständnis auf den Kopf. Es ertönte kein Überschallknall und die Waffen selbst erzeugten keinen Rückstoß. Das einzigste was man vernahm war ein eigenartiges Zischen. Es wurde ein heller, nahezu weißlich glühender Strahl erzeugt, der mit Lichtgeschwindigkeit das Gewehr verließ und sein Ziel ohne Verzögerung traf. Dieses Ziel, ein Zenturio, hatte nicht den Hauch einer Chance. Der Strahl umging die kinetische Barriere und frass sich mitten in die Rüstung und dessen Körper hinein. Es entstand eine kleine Explosion mit einem Funkenregen. Metallteile, Blut und Fleisch wurden heraus gesprengt und in der Brust des Zentruios klaffte ein einziges, großes Loch mit dem er klanglos zusammen sackte. Das wiederholte sich nun mehrfach. Die Tech-Legionäre machten mit ihren Gegner sprichwörtlich kurzen Prozess. Weder Rüstung, noch Schilde, oder Barrieren konnten diese Waffen aufhalten. Das Gemetzel dauerte nur wenige Sekunden. Cerberus Truppen in der Nähe und bis zu einem halben Kilometer im Gang hinab wurden getötet. Gegenwehr war wirkungslos. „Alle Feinde eliminiert.“, meldete einer der Tech-Legionäre. Wie die anderen kam Shepard aus seiner Deckung hervor und sah sich eines der unglücklichen Ziele aus der Nähe an. Das Loch im Körper des Zenturios war groß genug das man beide Fäuste hinein stecken könnte. Shepard konnte froh darüber sein, das er eine versoegelte Rüstung trug, sonst würde er den übelerregenden Geruch von verbranntem Fleisch wahrnehmen. Die Hitze des Strahls hatte die Rüstung des Zenturios in seiner eingeschmolzen und das darunter liegende Gewebe komplett weggebrannt. Die Hitze hatte die zuvor noch freigelegten Organe, zumindest was davon noch übrig geblieben war, und das Gewebe vollständig kauterisiert und hinter einer dunklen Kruste versteckt. Ein Phantom war sogar in zwei Teile zerfallen, als der Strahl den Rumpf getroffen hatte. Schilde und Barrieren hatten den Waffen rein gar nichts entgegen zu setzen. Allerdings war die Feuerrate der Waffe recht niedrig. Ein Schuss konnte nur alle paar Sekunden abgegeben werden Shepard wollte nachfragen um welche Art von Waffe es sich dabei handelte, nur er war sich sicher, dass sie einem Menschen darauf keine Antwort geben würden. Bei einem Morjaner war das natürlich etwas anderes. „Was sind das für Waffen?“, fragte Sirius. „Partikelstrahler.“, antwortete Indra. „Partikelstrahler.“, dachte Shepard und erinnerte sich sofort an die Partikelstrahler der Kollektoren. „Partikelstrahler?“, wiederholte Sirius. „Zumindest war das die Bezeichnung wie das Forschungsprojekt am Anfang genannt wurde. Rausgekommen ist eine Kobination aus einem Lasergewehr, einem Plasmawerfer und dem ursprünglichen Partikelstrahler – der Plasmastrahler.“ „Wie funktioniert die Waffe?“ „Das zu erklären ist etwas schwierig, aber ich versuche mal es knapp und gut verständlich zu halten. Das Gewehr erzeugt einen hocherhitzen Kanal aus aufgeladenen Partikeln und Gas und beschleunigt dieses auf 99,9% der Lichtgeschwindigkeit. Durch die Geschwindigkeit und die Reibung mit den Partikeln wird das Gas in Plasma umgewandelt. Die Partikel erzeugen durch ihre Ladung ein magnetisches Feld, wodurch der Plasmastrahl seine Form behält. Dabei wird eine in jeder Hinsicht beeindruckende Energie entwickelt, die sich unkontrolliert entlädt, sobald der Strahl sein Ziel trifft, oder jedes andere Objekte, das sich im Schussfeld befindet. Und wie man sehen konnte ist die Wirkung gegen organische und anorganische Objekte aller Art absolut verheerend.“ „Wie lange läuft dieses Projekt schon?“ „Dieses hier erst seit einem Jahrzehnt. Minari gab es nach dem Zusammentreffen mit dem Reaper in Auftrag. Die Anfänge liegen schon etwas weiter zurück. Fast drei Jahrhunderte. Bei den alten Laser- und Plasmawaffen.“ „Von Laser- und Plasmawaffen höre ich jetzt zum ersten Mal. Keine Abteilung in der Armee, oder bei den Totenköpfen verfügt über diese Waffen.“, warf Sinari ein. „Das liegt daran das die Projekte zwar begonnen wurden, aber nie zu Ende geführt wurden. Trotz beeindruckender Ergebnisse im Labor erreichten die Waffen nie alle Anforderungen des Militärs. Sie waren unglaublich aufwendig und teuer in der Produktion, schlechte Umweltbedingen wie Regen, oder allein schon Nebel reichten aus um die Energieimpulse abzuschwächen und es existierte nie eine entsprechende Infrastruktur, um diese Waffen zu produzieren, geschweige zu versorgen. Natürlich hätte man diese bauen können, aber aufgrund der Tatsache das der Verbund nie auf einen Gegner traf der diese Waffen erforderlich machte wurden sie nie eingeführt. Man bräuchte sogar ein sehr fundiertes Fachwissen, nur um diese Waffen schon zu warten, oder zu reparieren ALLERDINGS … wie bereits erwähnt, nachdem Zusammentreffen mit dem Reaper ließ Minari das Projekt wiederbeleben. Das Ergebnis ist diese Waffe. Es hat noch nicht die Serienreife, aber dank Cerberus Angriff haben wir erstklassige Waffen- und Forschungsdaten erhalten und können das Projekt schon bald abschließen. Unser aktuelles Ziel sind kleine Batteriepacks, die sich wie ein Magazin auswechseln lassen. Die aktuelle Form der Stromversorgung ist etwas … sperrig.“ „Wir haben all diese Technologie und bestimmt noch mehr und dennoch setzen wir sie nicht ein?“, kritisierte Sirius. „Viele dieser Systeme befinden sich noch in der Entwicklung…“ „Dann treibt sie voran. Als Vorsitzender des Verteidigungsrates, dem oberster Anführer des Morjanischen Verbundes befehle ich es. Ich will das aufgerüstet wird.“ „Aufrüsten?“, fragte Indra nach. „Aufrüsten, modernisieren, hochrüsten. Neue Waffen für unsere Truppen und noch mehr. Wir könnten so viel erreichen." „Das können wir machen, aber das wird sehr aufwendig …“ Das Zischen der Plasmawaffe ertönte erneut. Die Tech-Legionäre hatten durch optische Sensoren ihrer High-Tech-Helme eine weitere Cerberus-Gruppe tiefer im Tunnel drinnen erspäht und begannen diese aufzureiben, ohne dabei selbst in deren Blickfeld zu gelangen. „Seit wann haben wir uns je Gedanken über den Aufwand gemacht.“, befahl Sirius nach dieser erneuten und eindrucksvollen Demonstration. Unbekümmert marschierte die Gruppe im schnellen Schritt durch den Tunnel und erreichte ohne weitere Zwischenfälle die Kreuzung mit jenem Tunnel, der sie aus der Anlage hinaus führte. Nur als sie den Weg durch die geöffneten Panzertüren durchschritten gerieten sie sofort unter heftiges Feuer. Der ganze Tunnel war voll mit über hundert Sturmschützen, begleitet von Zenturios, Phantomen und Schatten und unterstützt durch Wächter und YMIR-Mechs, die sich bei genauerem Hinsehen als eine deutlich modifizierte und sogar bemannte Variante entpuppten – der Atlas. Die Tech-Legionäre erwiderten das Feuer und konnten weit über ein Dutzend Gegner und sogar einen Atlas ausschalten, die den Energiewaffen nichts entgegen zu setzen hatten. Dennoch wurde das Gegenfeuer zu stark und zwei der Prototyp-Gewehre wurden durch Treffer beschädigt, sodass diese nicht mehr einsatzfähig waren. Und das konzentrierte Feuer von Cerberus-Truppen und den Atlas-Mechs, die neben einer schweren Massebeschleunigerkanone auch einen Raketenwerfer trugen, nagelte die letzten beiden Tech-Legionäre hinter ihrer Deckung fest. Als klar wurde das sie Cerberus nicht aufhalten konnten und sogar die Gefahr bestand von ihnen überrannt zu werden hastete Indra zur Torsteuerung, aktivierte diese und begann das schwere Schott zu schließen. Mehrere Schatten und Phantome rannten los und versuchten noch durch das Tor zu kommen, was ein paar nur ganz knapp gelang, doch diese wurden von den Morjanern sofort niedergeschossen, bevor sie irgendetwas erreichen konnten. „Gibt es noch einen anderen Ausgang?“, fragte Sirius, nachdem sich die Tore geschlossen hatten. „Leider nein.“, antwortete Indra mit Blick auf die Stasiskapsel. „Nichts was wir rechtzeitig erreichen können.“ Shepard wollte fragen wie es jetzt wieder gehen sollte, mal wieder, nur mit Blick auf Sinari unterließ er es und entschied sich dazu zu beobachten wie die Morjaner damit umgingen. „Unsere Legionen haben Cerberus Truppen zurückgedrängt, jedoch scheint ein großer Teil in die Primaris-Anlage geflüchtet zu sein. Die haben wir jetzt am Hals. Man plant einen konzentrierten Panzerangriff in den Tunnel um sich diesem Problem zu entledigen.“, sagte Ibro, der über sein Funkgerät die neusten Lageberichte angefordert hatte. „Das halte ich für keine gute Idee.“, warf Sinari ein. „Und wieso?“ „Im Idealfall passen nur zwei Panzer in den Tunnel, die nebeneinander fahren und nur diese beiden können Cerberus angreifen. Alles was dahinter fährt nicht. Es braucht nur ein paar Raketen, Minen, oder sonstige Sprengfallen und der Tunnel wird durch deren Wracks blockiert.“ „Was schlägst du stattdessen vor?“ „Das selbe, weil ich keine Alternative sehe, aber ich würde mehr Infanterie hinzufügen, außer Indra hält noch eine Geheimwaffe bereit. Vielleicht einen Kampfläufer, der mal nicht bei der kleinsten Steigung das Gleichgewicht verliert und umfällt.“ „Lass das.“, ermahnte Sirius seine Schwester. „Eigentlich habe ich da tatsächlich noch etwas.“, gab Indra plötzlich von sich. „Einen Kampfläufer?“, erwiderte Sinari mit leicht humorvoller Stimme. „Natürlich nicht. Den Prototyp eines neuen Kampfpanzers.“ „Um auf meine ursprünglichen Zweifel zurückzukommen …“, erinnerte Sinari. „Das ist mir durchaus bewusst, aber dieser Prototyp verfügt über genug genug Feuerkraft ...“ „Was ist es? Bitte nicht schon wieder so eine Glaskanone auf Rädern die ihr eigenes Gewicht nicht tragen kann! Allein der letzte Panzerjäger war die reinste Lachnummer.“ „Hey! Das Teil war eine gute Idee … es gab nur kleinere Probleme mit dem Motor … der Panzerung … der Bedienung, der Wartung, der Elektronik … und noch einiges mehr … lassen wir das lieber. Ibro, sag dem Oberkommando das unsere Truppen vor der Anlage warten sollen. Sie sollen auf nichts schießen was aus der Anlage heraus kommt. Wir erledigen Cerberus im Alleingang.“, sagte Indra und ging zum zweiten Stahltor das gegenüber des ersten, geschlossenen Tores lag. Sie bedient eine Konsole und öffnete mit dieser das Tor. „Wartet hier. Ich bin gleich wieder da.“, sagte sie, bestieg ein kleines, an der Seite parkendes Elektromobil und fuhr mit diesem in den Tunnel hinab. „Ok, Shepard. Jetzt dürfen Sie fragen wie es weiter geht.“, sagte Sinari. Eine Aufforderung, der er irgendwie nicht wirklich Folge leisten wollte und stattdessen nur mit den Schultern zuckte. „Menschen.“, murmelte Sinari. Die nächsten Minuten gestalteten sich als ausgesprochen langwierig. Ohne Möglichkeit etwas zu unternehmen war man ausschließlich zum Warten verdammt und die Minuten schienen quälend langsam zu verstreichen. Immer wieder ertappten sie sich dabei wie sie besorgt auf ihre Uhren und die Batterieanzeige der Stasiskapsel blickten. Das Cerberus derweil versuchte durch die Panzertüren zu kommen, was man sehr deutlich hören konnte, machte die Situation keineswegs besser. Nur wenn Shepard den Worten der Morjaner glauben konnte, und das tat er, dann würde Cerberus Tage, wenn nicht sogar Wochen brauchen um durchzustoßen, denn die Tore könnten sogar einem Atomangriff standhalten – allerdings auch nur einen einzigen. Nach dieser elend lang erscheinenden Zeit kam endlich Indra aus dem Tunnel heraus gefahren und hielt nahe der Gruppe, während aus dem Tunneln ein Rumpeln folgte. „Ich dachte du bringst einen Panzer mit.“, erkundigte sich Sinari. „Der kommt genau in diesem Moment.“, erwiderte Indra mit einem Blick in den Tunnel, dem sich die anderen Morjaner und Shepard anschlossen. Langsam und mit einem immer lauter werdenden Dröhnen kam aus der Dunkelheit dann ein Fahrzeug hervor. Ein geradezu gewaltiger Panzer „Was ist denn das?“, stieß Sinari überrascht aus, während auch die anderen ebenfalls große Augen machten. „Das ist der Protoyp eines schweren Sturmpanzers. Er vereint unübertroffene Panzerung und Feuerkraft auf einer einzigen Plattform. Ich präsentiere … den Arados.“ Shepard staunte nicht schlecht, als er sah was da zum Vorschein kam, genauso wie die Morjaner. Der Panzer war das was man als ein superschweres Kampffahrzeug bezeichnen würde. Shepard musste sogleich an die Panzer der Elcor denken und vielleicht hatte er daher auch seinen Ursprung. Der Arados war eher eine einzige fahrende Geschützplattform und sah auch so aus. Eine gewöhnliche Wanne samt Kettenantrieb die zum großen Teil hinter der Panzerung verborgen lag, sowie einen drehbaren Geschützturm, der in der Mitte montiert war, mitsamt einem gewaltigen Geschützrohr, das deutlich über den Bug hinaus ragte. Beeindruckend war genauso die Größe dieses Fahrzeuges. Der Panzer füllte fast den gesamten Tunnel aus. Er könnte andere Fahrzeuge auch einfach zerstören indem er sie überrollte. Zusätzlich war im Geschützturm eine Maschinenkanone installiert und oben drauf noch eine weitere Waffenstation. Mit Sicherheit ein Schutz gegen Infanterie. „Der Sturmpanzer Arados ist unsere neuste Errungenschaft im Bereich der mechanisierten Kriegsführung und wurde speziell zum Angriff auf schwer befestigte Stellungen und große Kampfverbände entwickelt. Keine Revolution, aber eine dringend benötigte Ergänzung für unsere Truppen seitdem sich die Zahl unserer potentiellen Feinde gravierend erhöht hat. Mobilität, Wendigkeit, Beschleunigung und Geschwindigkeit entsprechen den neuen Grigan-2-Panzern und das bei einer deutlich überlegenen Panzerung und eine fortschrittlicheren Bewaffnung. Die Hauptbewaffnung ist speziell für die Zerstörung schwer gepanzerter Ziele geeignet, wie gegnerische Fahrzeuge, oder Bunker. Die Sekundärwaffen sind individuell anpassbar mehr zum Selbstschutz gegen Infanterie, leichte Fahrzeugen und Hubschrauber gedacht. Wir arbeiten noch daran weitere Waffensysteme und Verteidigungssysteme zu ergänzen um die Flexibilität zu verbessern. “, erklärte Indra. „Das Ding sieht aus als hättet ihr ein Artilleriegeschütz auf ein übergroßes Fahrgestell gesetzt. Was ist das überhaupt für eine Waffe? So eine habe ich noch nie gesehen.“, wunderte sich Sinari. „Bei dem Hauptgeschütz handelt es sich um eine modifizierte, elektromagnetische Schienenkanone, die normalerweise auf unseren Raumschiffen zum Einsatz kommt. Das ist eines der kleineren Kaliber, die wir verbauen konnten.“ „Ich bin jetzt schon in das Teil verliebt.“, meinte Sinari. Shepard konnte da sich nur wundern. Wer kommt schon bitte auf die Idee den Massetreiber eines Raumschiffe in ein Fahrzeug zu verbauen. „Warum hat man sich eigentlich dazu entschieden so einen Panzer zu entwickeln? Die Grigans haben doch eben erst ihr Upgrade erhalten wie man mir sagte.“, fragte Sirius. „Der Arados ist auf eigene Initiative des Tech-Korps lange vor diesem Upgrade entstanden. Anfangs waren es nur ein paar Ingenieure gewesen, die einem Hobby nachgingen. Als die Ambitionen offensichtlicher wurden konzentrierten wir mehr Kräfte und Ressourcen drauf. So wurde es erst zu einer Demonstration was möglich ist und entwickelte sich dann zu einem eigenständigen Projekt weiter. Andere bezeichnen es gerne als eine teure Machbarkeitsstudie. Lange Zeit sah man in diesem Konzept kaum einen Sinn. Erst während des Argos-3-Krieges musste man feststellen, dass Bedarf nach superschweren Waffensystemen bestand. Ein ziemlich interessantes Gerät, aber leider noch lange nicht serienreif. Das Gewicht bereit dem schwachen Motor Probleme und viele Brücken würden unter seinem Gewicht einfach einknicken ...“ „So interessant das alles auch ist, aber uns läuft etwas die Zeit davon.“, rief Shepard den Morjanern ins Gewissen. „Ich sage es nur ungern, aber der Mensch hat Recht.“, bestätigte Sinari. „Keine Sorge, ich habe Sie nicht vergessen ... Waffenstatus?“, sagte Indra und griff zu einem kleinen Funkgerät. „Geladen und feuerbereit!“, ertönte es. „Das hört man gerne. Wir greifen an.“ „Verstanden.“ Indra ging hinüber zum verschlossenen Tor und stellte sich an dessen Steuerung. „Geht besser in Deckung.“, empfahl sie den anderen. Das ließ sich die Gruppe nicht zweimal sagen und nahm die Beine in die Hand. Sie entfernten sich knapp 100 Meter und gingen hinter Stützbalken an den Seiten in Deckung. Indra aktivierte die Steuerung und mit einem lauten Quietschen begannen sich die Tore zu öffnen. Angespannt starrte man auf den Arados, der genau vor jenem Tor stand, und wartete sehnsüchtig auf das Debüt des Sturmpanzers. Shepard hingegen hatten etwas mehr Angst. Sollte jetzt irgendwas schief laufen, dann war es das für sie. Hinter den sich öffnenden Toren hatte Cerberus bereits Aufstellung bezogen. Sie ahnten bereits das ihnen bewaffneter Widerstand bevorstehen würde, weshalb würden die Morjaner sonst die Tore öffnen. Nur was ihnen da gegenüberstehen würde wussten sie nicht. Kaum hatten sich die Tore nur einen Spalt weit geöffnet gaben die ersten Sturmschützen und ein Atlas sofort Dauerfeuer und ein Zenturio hielt einen Raketenwerfer bereit. Bevor er jedoch dazu kam eröffnete der Arados das Feuer, als sich die Tore weit genug geöffnet hatten. Das Ergebnis war absolut tödlich. Der Arados feuerte sein Hauptgeschütz ab, das den Tunnel für einen Moment mit in ein kleines Flammenmeer hüllte. Die Granate trafen einen Atlas, was diesen sofort explodieren ließ. Die Explosion zog Cerberus Infanterie ebenfalls in Mitleidenschaft und löschte die Hälfte der Abteilung mit einem Schlag aus. Der Rest von Cerberus Truppe versuchte weiter drauf zu halten und schaffte es sogar die eine, oder andere Rakete abzufeuern, nur damit gelang es ihnen nicht mal die Frontpanzerung auch nur anzukratzen. Cerberus hatte nichts vor Ort was sie diesem stählernem Monster entgegen setzen könnten. Die Schützentrupps wurde mit dem nächsten Schuss im Bruchteil einer Sekunde ausgeschaltet, genauso wie die verbliebenen Atlas-Mechs. Cerberus Truppen wurden zu Testobjekte für die morjanischen Waffen degradiert – Zielscheiben, mehr nicht. Gegenwehr war sinnlos. Binnen weniger Sekunden waren sämtliche schweren Waffen vollständig aufgerieben. Einige Zenturios und Sturmschützen versuchten noch ihre verbliebenen Raketenwerfer einzusetzen, was nur dazu führte das man sie als primäre Bedrohung ausmachte und zuerst erledigte. Abgeschossene Raketen wurden durch ein lasergestüztes Raketenabwehrsystem noch in der Luft vernichtet und explodierten inmitten Cerberus aufgeriebenen Reihen. Die Raketenschützen selbst wurden von der Maschinenkanone in Stücke gerissen. Cerberus Truppen, oder zumindest das was noch davon übrig war, ergriff mit einem Mal panisch die Flucht. Der Sturmpanzer nahm natürlich die Verfolgung auf und setzte seine Arbeit unbarmherzig fort. Gewehrfeuer und Handgranaten gegen ihn blieben wirkungslos, genauso wie das schwere Geschütz der Atlas. Es gab keinen Schild den man herunter schießen konnte, sondern nur eine einzige, undurchdringliche Panzerung. Shepard und die anderen hörten die Schüsse und die Schreie, sowie die Explosionen die alles übertönten und nach gerade mal einer Minute wurde es still. Das Ergebnis war wenig verwunderlich bei einem offenen Tunnel mit ungenügender Deckung. „Tödlich effizient.“, kommentierte Indra am Ende. Shepard lief ein kalter Schauer, als er das hörte. Auch wenn die Morjaner in einer kulturellen Stasis festsaßen und sehr an älteren, aber zuverlässigen Technologien hingen darf man keineswegs unterschätzen zu was sie fähig waren. Wenn sie wollten könnten sie jede Form von Widerstand augenblicklich zu Asche verwandeln, so wie sie es soeben mit Cerberus gemacht haben. Cerberus und vor allem die Reaper hatten sich ganz klar den falschen Gegner ausgesucht. „Wenn wir über solche Waffen schon seit Jahren verfügen, warum rüsten wir unsere Raumflotte nicht damit aus?“, fragte Sirius, als sie sich wieder in Bewegung setzten. „Das machen wir doch. Laser bilden schon lange den Grundstock der Schiffsbewaffnung...“, entgegnete Indra. „Das weiß ich, aber was ist mit den Plasmawaffen, oder hier den Plasmastrahlern deiner Truppen?“ „Diese Waffen haben ein gravierendes Reichweitenproblem. Ihr Prinzip beruht ebenfalls auf dem der Fusionskanone, aber der steht eine permanente Energiequelle in Form eines Fusionsreaktors zur Verfügung. Plasmastrahler hingegen werden mit Batterien betrieben und geben einen deutlich abgeschwächten Energieimpulse ab. Bedingt durch diese Einschränkung wurden die Waffen auch etwas angepasst. Bei den extremen Entfernungen im Raumkampf sind sie unbrauchbar. Sie ließen sich vielleicht als Jägerbewaffnung durchsetzen, oder als Verteidigungssystem im Nahbereich, aber bevor es soweit kommt müssen wir erst die Miniaturisierung einiger Komponenten voran treiben. Vor allem die Energieversorgung.“ „Abgeschwächt?“, dachte Shepard entsetzt. Wenn das abgeschwächt sein sollte, dann wollte er nicht wissen zu was diese Waffen noch fähig waren. „Keine weiteren Kontakte. Alle Feinde eliminiert. Halten Eskorte aufrecht.“, meldete der Kommandant des Sturmpanzers durch Indras Funkgerät. Mit einem lauten quietschen und Donnern rumpelte der Panzer durch den Tunnel und überfuhr dabei alles was von Cerberus übrig geblieben war. Sowohl Leichen, als auch die Wracks der Atlas-Mechs überfuhr der Arados einfach und die sahen danach aus, als wären sie in eine Schrottpresse geraten. Ein unerträglicher Anblick. Der Boden war wie mit einem morbiden, blutroten Teppich bedeckt. Nun begannen sie im schnellen Schritt durch den Tunnel zu marschieren, bis sie anfingen ein Licht am Ende zu erkennen. Ihr Gang wurde schneller, sie rannten regelrecht. Von draußen war bereits gedämpftes Gewehr- und Geschützfeuer zu hören und trotzdem machten sie keine Anstalten langsamer zu werden. Sie wussten das es die morjanischen Truppen waren die da schossen, denn Cerberus Einheiten am Boden waren längst ausgelöscht worden. Nur Momente später verließen sie den Tunnel, passierten die zerstörte Lounge der Eingangshalle und erreichten den Platz vor der Anlage. Draußen standen abertausende Legionäre der regulären Armee mit ihren Fahrzeugen und schossen wild mit allem was sie hatten Kreuz und Quer in den Himmel. Irritiert blickte Shepard und sein morjanisches Gefolge in Himmel. Sie sahen wir ein Raumschiff durch die Wolken stieß, Richtung Boden donnerte und im Tiefflug über das Feld rasten. Mit Entsetzen erkannte Shepard das dieses Raumschiff die Normandy war. Verzweifelt versuchte sie einer Staffel Düsenjäger zu entkommen, die sie verfolgten, mit Geschützen und Raketen beharkte, während dazu gleichzeitig vom Boden aus auf sie geschossen wurde. Flakpanzer gaben ein verheerendes Sperrfeuer ab und als nach einigen Raketentreffern der kinetische Schild kollabierte verwandelten diese Geschütze die Normandy binnen einen Augenblickes in ein Sieb und ließen sie explodieren. In einem Feuerball stürzte sie ab. „Nein ...“, stieß Shepard geschockt aus, während die Morjaner jubelten. Nur Sekunden darauf donnerte im Tiefflug ein Kampfflugzeug über ihre Köpfe hinweg und explodierte im nächsten Moment, was sofort Shepards Aufmerksamkeit auf sich zog. Er sah wie der Jet brennend zu Boden stürzte und ein weiteres Raumschiff über sie hinweg flog. Verstört erkannte Shepard es. Eine zweite Normandy. Vorfolgt wurde sie durch weitere Flugzeuge, die diese Normandy ebenfalls mit ihren Geschützen beharkten. Es war ein bläulich leuchtender Strahl, der dem Raumschiff den Rest gab und es vernichtete. Er sah wie eine dritte Normandy im Tiefflug vorbei zog, die dieses Mal von Jagdflugzeugen in Formation begleitet wurde. Jetzt war Shepard verwirrt. Es brauchte etwas bis er realisierte das diese Normandy massiver war als die beiden zuvor. Erst jetzt fiel ihm das Allianz-Symbol auf, während die anderen beiden Cerberus-Insignien besaßen. Reflexartig aktivierte er sein Helmfunkgerät, welches nach dem Abschuss der beiden Cerberus Normandys, und der damit verbundenen Zerstörung der Störsender, wieder funktionierte. „Joker? Hören Sie mich?“ „Mein Gott, Shepard! Was bin ich froh Ihre Stimme zu hören! Sie haben ja keine Ahnung was hier für ein Chaos herrscht!“ „Das wollte ich eigentlich grad sagen. Cerberus hätte ich hier niemals erwartet.“ „Cerberus ist im Moment unser geringstes Problem ...“ In diesem Moment ertönte ein lautes Fauchen. Etwas weniger als einen Kilometer von ihnen entfernt schoss eine Säule aus Feuer aus dem Boden. Aus diesen Flammen erhob sich ein langer, zylinderförmiger Körper, der mit einem Feuerschweif dem Himmel entgegen jagte. Eine Interkontinentalrakete. In der Ferne sah Shepard weitere Raketen aufsteigen. „... greifen.“, vernahm Shepard über sein Funkgerät. „Was ist? Wer greift an?“, fragte er nach. „Die Reaper! Die Reaper greifen an! Sie liefern sich mit der Flotte im Orbit schwere Gefecht und etliche Schiffen beginnen in die Atmosphäre einzutreten!“, wiederholte Joker. Shepard blickte auf und sah wie etliche Objekte wie Meteoriten dabei waren durch den Himmel zu stoßen und dabei einen Feuerschweif hinter sich herzogen. Es war wie auf der Erde. Es gab nur einen Unterschied. Hier war die Gegenwehr größer. Mehrere Reaper, sowohl die kleineren Zerstörer, als auch die großen Schlachtschiffe, wurden zerstört als die mit Atomwaffen bestückten Interkontinentalraketen sie trafen. Der Eintritt in die Atmosphäre zerrte sehr an ihren Schilden, genauso wie der Beschuss den sie einstecken mussten, als sie einfach durch die Verteidigungsflotte hindurch flogen. Und jene Reaper die nicht durch die planetare Abwehr zerstört wurden bekamen es kurz darauf mit der geballten Schlagkraft der Luftwaffe zu tun, die ihre Ziele wie ein Bienenschwarm mit unnachgiebiger Härte attackierte. „So fängt es also an.“, vernahm Shepard von Sirius neben sich und sah ihn an. „Sagen Sie ihrem Raumschiff es soll direkt vor der Anlage landen. Und sagen Sie ihnen sie sollen sich beeilen. Wir bekommen Besuch.“ „Besuch“ war dabei die etwas freundlichere Bezeichnung für die vier kleineren Reaper, zwei Zerstörer und zwei Transporter, die nahe der Sicherheitszone der Forschungsstation landeten. Dabei wurde ein Zerstörer von mehreren Wellen Jägern und Bombern aufs Korn genommen, die ihn mit schier endlos erscheinenden Raketen, Bomben und Marschflugkörpern letztendlich zerstörten. Die Staffeln musste dabei selbst Verluste einstecken und sich kurz darauf gegen auftauchend Oculi erwehren, was sich aufgrund der umfangreichen Luftabwehr der Morjaner als recht kurzfristig entpuppte. „Joker, landen sie die sofort an meiner Position!“, befahl Shepard. „Aye, aye, Commander.“, erwiderte dieser und ließ die Normandy genau vor Shepard auf dem Platz niedergehen, den die Morjaner binnen kürzester Zeit geräumt hatten. Aus der geöffneten Luke kamen sofort mehrere Allianz-Soldaten in voller Montur, um die zuvor erwähnte Fracht einzuladen, allerdings taten sie sich an der Stasiskapsel recht schwer, weil diese Für sie zu schwer war. Hier mussten die vier Tech-Legionäre Hand anlegen, für die das keine große Herausforderung darstellte. Sie tragen die Kapsel in den Hangar der Normandy, stellten sie bei der erstbesten Gelegenheit an Ort und Stelle ab und machten sich sofort wieder aus dem Staub. Sie konnten gar nicht schnell genug aus der Normandy kommen. Mit ihnen kam auch ein weiterer Allianz-Soldat heraus, der bei Shepard stehen blieb. „Bei Ihnen alles in Ordnung?“, vernahm er Liaras Stimme. Liara hatte ebenfalls eine komplett versiegelte Rüstung angelegt, wodurch andere, vor allem die Morjaner, nicht erkennen konnten das eine Asari darin steckte. „Trotz des ganzen Chaos ganz gut. Ihr hattet auch gut zu tun.“, antwortete Shepard. „Das war nicht der Rede wert. Cerberus hat zwar die Normandy mehrfach nachgebaut, nur ihr Tarnmodus nützt ihnen nichts, wenn die Raketen optische Sensoren zu verwenden scheinen.“ „Das muss für den Unbekannten bestimmt ein teurer Spaß gewesen sein. Was der sich wohl dabei gedacht hat?“, meinte Shepard. „Keine Ahnung. Wir sollten ihn mal fragen, wenn wir ihn wieder sehen.“, sagte Liara und der Blick der beiden fiel auf Sirius, der auf einen der Grigan-Kampfpanzer kletterte und die Aufmerksamkeit aller anderen einforderte. „MORJANER!!! HÖRT MICH AN!!! MEIN NAME IST SIRIUS MEL'TAUN! MINARIS BRUDER! UND IHR NACHFOLGER! ICH BIN DER NÄCHSTE, RECHTMÄSSIGE FÜHRER DES MORJANISCHEN VERBUNDES! WIR ALLE! UNSER GESAMTE ZIVILISATION STEHT VOR SEINER GRÖSSTEN HERAUSFORDERUNG! EIN KRIEG VON GALAKTISCHEM AUSMASS! DAS WAS WIR SCHON IMMER WOLLTEN! ALLES GEWINNEN, ODER ALLES VERLIEREN! ES GIBT KEINE ALTERNATIVE! VON JETZT AN HEISST ES NUR NOCH WIR, ODER DIE! UND WIR WERDEN SIE VERNICHTEN!!!“ Ein lauter Jubel fuhr durch die Menge. „WIR WERDEN ERST RUHEN WENN DER LETZTE REAPER VERNICHTET WURDE!!!“ Der Jubel wurde immer lauter. „UND SHEPARD...“ Mit diesen Worten stoppte der Jubel und alle Morjaner drehten sich um, was ihm sofort Unbehagen bereitete. „SIE GLAUBEN DER TIEGEL WIRD IHNEN HELFEN?! DIESER KRIEG LÄSST SICH NUR AUF EINE DENKBARE ART UND WEISE GEWINNEN! UND ZWAR AUF DIE MORJANISCHE! UND DAS HEISST MIT FEUERKRAFT! MEHR FEUERKRAFT ... In diesem Moment zog ein Lichtblitz alle Aufmerksamkeit auf sich. Bei den gelandeten Reaper-Transportern und dem verbliebenen Zerstörer hatten die Morjaner eine kleine, taktische Atomwaffe gezündet. „... UND MIT NOCH SEHR VIEL MEHR FEUERKRAFT! ... MORJANER!!! HEUTE DIE GALAXIE UND MORGEN DAS GANZE UNIVERSUM! WIR ZIEHEN IN DEN KRIEG!!!“, brüllte Sirius und ihm schlug ein beispielloser Jubel und Beifall entgegen. „ZUM ANGRIFF!!!“, schrie Sirius und stieg in eine der offenen Luken des Panzers bei dem er das Maschinengewehr bemannte. Sinari sprang ebenfalls auf und stellte sich auf das Heck und hielt sich am Turm fest. Dann setzte sich der Panzer in Bewegung, genauso wie alle anderen Fahrzeuge und die Infanterie. „Sagen Sie, Liara. Haben Sie jemals ein Staatsoberhaupt gesehen das bereit ist an vorderster Front zu kämpfen?“, fragte Shepard. „Noch nie. Vielleicht gab es sowas mal bei den Kroganern, aber das war dann bestimmt vor meiner Zeit. Gesehen habe ich es noch nie.“ Die beiden sahen wie weitere Reaper vor allem in der Stadt landeten und dabei ihre Thanix-Kanone auf die Gebäude und Viertel unter ihnen abfeuerten. So mancher zerstörter Reaper traf ebenfalls die Stadt und vernichteten bei ihrem Aufprall ganze Häuserblocks. Und dazwischen gab es immer wieder Atomexplosionen. Sowohl in der Luft, als auch am Boden. Selbst die Megastadt wurde getroffen. Die Morjaner setzten ihre Atomwaffen nicht etwa ein weil die Situation es erforderte, sondern weil sie es einfach konnten. Kollateralschäden waren für sie vernachlässigbar. Und wenn die wieder voll aufgebauten Schilde der Reaper einem Atomangriff standhielten taten sie das einzig logische – sie warfen einfach weitere Atombomben bis die Schilde kollabierten. So einfach war das. „Wir sollten abhauen.“, meinte Liara. „Ja. Je schneller desto besser.“, erwiderte Shepard und sie bestiegen die Normandy. Kaum hatten sie das getan begann Joker durchzustarten und hob ab. Sirius drehte sich um und blickte der Normandy kurz nach, wie sie davon flog. „Mal ernsthaft. Bist du nicht froh das sie weg sind?“, fragte ihn seine Schwester. „Um ehrlich zu sein ... ja, das bin.“, antwortete Sirius und lud mit einer schnellen Handbewegung das Maschinengewehr durch. „Lass uns darüber bitte nicht mehr reden.“ Für die Normandy war es jedoch noch keineswegs ausgestanden, denn der Himmel hatte sich in eine einzige Frei-Feuer-Zone verwandelt. Shepard war mit dem Fahrstuhl vom Hangar hoch ins CIC gefahren und stolperte Richtung Cockpit, als die Normandy von mehreren Explosionen erschüttert wurde. „Verdammt, Joker! Was ist hier los?!“, stieß Shepard aus, als er sich an dessen Pilotensitz festkrallte. „Morjanische Flugabwehr! Die ballern inzwischen auf alles was da herum fliegt!“ Shepard sah durch die Cockpitfenster und bekam eine Heidenangst. Es war eine Sache wenn man sich eine Luftschlacht aus sicherer Entfernung, oder im Fernsehen ansah, aber etwas ganz anderes wenn man genau mitten drin steckte. Da draußen lieferten sich abertausende an Kampfflugzeugen und Oculi die größte Luftschlacht, die es jemals gegeben hatte. Im Sekundentakt wurden von beiden Seiten Dutzende von Maschinen abgeschossen und stürzten ab. Immer mal wieder stieß ein Reaper durch die Wolkendecke und zog sofort ganze Geschwader an Jägern und Bombern auf sich. Unterstützt wurden sie dabei durch die Massen an Flak- und Raketenbatterien der Luftverteidigung. Trotz des vorhergegangenen Bombardements der Reaper waren diese noch immer voll einsatzbereit und heizten ihrem Gegner mächtig ein. Die Oculi waren schon bald damit beschäftigt sich selbst zu verteidigen, denn im Luftkampf waren sie immer mehr unterlegen. Dadurch konnten die Morjaner ihre Luftangriffe verstärken und zunehmend in die Offensive gehen. Das musste sogleich auch die Normandy erfahren, als ihr drei Kampfflugzeuge entgegen kamen und mehrere Geschützsalven auf den Schild setzten. „Das hier ist der reinste Zirkus! Bringen Sie uns endlich hier raus!“, befahl Shepard. „Versuch ich ja!“, erwiderte Joker und zog die Normandy hoch. Dabei kamen ihnen kurzzeitig vier Oculi entgegen. Zwei von ihnen schoss Joker mit der Thanix-Kanone ab und eine dritter wurde von einer Rakete der Morjaner getroffen. Der vierte Oculus dreht ab und hatte sofort mehrere Jäger an seinem Heck. Derweil musste Joker zuerst einem im Anflug befindlichen befindlichen Reaper-Schlachtschiff ausweichen und dann sogleich dem abstürzendem Wrack eines Zerstörers der Morjaner. „Na wenn das Teil aufschlägt ... autsch.“, meinte Joker. In dem Moment musste Shepard unweigerlich an Sirius denken. Er war einer der wenigen Morjaner, der auf ihn recht sympathisch und gemäßigt wirkte. Insgeheim hoffte Shepard das Sirius das Chaos überleben würde, denn er hatte keine Ahnung was aus dem Verbund werden würde, wenn jemand anderes die Führung übernimmt. Am Boden erledigte Sirius und die Legionäre derweil eine Welle an Abnormalitäten der Reaper nach der anderen. Mit dem schweren Maschinengewehr des Panzers das mit panzerbrechender Munition geladen war sägte er die Reaper-Kreaturen wie mit einer Kettensäge fachgerecht ab. Viele der Kreaturen verfingen sich im Stacheldraht und wurden von den Legionären aus ihren Stellungen und den Schützengräben heraus erledigt. Geschütze, Luftangriffe, Artillerie und taktische Atomwaffen dünnten die Reihen der Reaper-Truppen noch weiter aus. Die Reaper-Schiffe versuchten den Angriff so gut es ging mit ihren Thanix-Kanonen zu unterstützen und landeten schwere Treffer, nur die Morjaner beeindruckte das nicht im geringsten. Ihre Kampfdoktrin beruhte auf dem Prinzip der massenhaften, großflächigen Vernichtung. Ihr Widerstand wurde immer härter und vom Raumhafen kommend näherten sich bereits Hundertschaften gepanzerter Fahrzeuge und Kampfhubschrauber. Den Morjanern war es egal wie groß ihr Gegner war. Davon ließen sie sich nicht erschrecken. Sie würden alles daran setzen ihn auszulöschen. In den Städten sah die Situation keineswegs anders aus. Die Gebäude waren weitaus massiver als auf der Erde und die orbitalen Angriffe der Reaper richteten verhältnismäßig weniger Schaden an als auf der Erde. Aus ein paar Atomkriegen lernt man einiges. Wie auf der Erde waren die Reaper in Ballungszentren gelandet, haben ihre Monstrositäten in Massen auf die Bevölkerung losgelassen und strategisch, wie taktisch sinnvoll erscheinende Ziele aus Orbit angegriffen, nur der Schaden hielt sich in Grenzen. Das Hauptziel der Reaper, Chaos, geriet in weite Ferne. Anders als andere Spezies gerieten die Morjaner in solchen Situationen nicht in Panik und ergriffen panisch wie kopflose Hühner die Flucht, sondern begannen der Gegner aktiv zu suchen um ihn zu vernichten. Sie ergriffen jede erstbeste, sich bietende Gelegenheit die Reaper zu bekämpfen und das nicht aus dem Mut der Verzweiflung, sondern weil es in ihrer Natur lag. Das mussten auch die Reaper erfahren. Husks, die versuchten sich vermeintlich hilflose Morjaner zu krallen, wurden von ihnen im Nahkampf in Stücke gerissen. Kannibalen, und andere bewaffnete Kreaturen, die nur ein paar Schüsse abgaben, wurden sofort aus allen erdenklichen Himmelsrichtungen niedergeschosssen. Selbst Kinder griffen zu den Waffen und sie wussten sehr wohl wie man damit umging. Gegnerische Gruppen sprengte man gleich mitsamt der Straße weg. Und alle anderen, größeren Kreaturen bekamen es mit der Polizei und dem Militär zu tun. Genau wie bei den Turianern wurde die Polizei vom Militär gestellt, nur bei den Morjanern hatte die Polizei auch Zugriff auf die selbe Ausrüstung. Damit war die morjanische Polizei die einzigste in der Galaxie die neben Panzern, Artillerie und Bombern auch Zugriff auf Atomwaffen hatte - und diese setzten sich auch rigoros ein. Die Reaper haben einen gewaltigen Fehler gemacht. Mit Morjan Prime haben sie eine Welt angegriffen, die zwar das Gehirn des Morjanischen Verbundes darstellt und auch der am dichtesten besiedelste Planet überhaupt war, aber gleichzeitig auch das größte Waffenlager der gesamten Galaxie war. Hier waren 90% der Bevölkerung durchgehend bewaffnet – mindestens. Ein Milliardenheer, das man auf konventionellen Weg kaum besiegen konnte. Die orbitalen Vorausangriffe der Reaper hatten gerade mal einen kleinen Bruchteil des morjanischen Arsenals erwischt und trotzdem waren noch genug Reserven vorhanden um das Militär und die gesamte Bevölkerung mit allem erdenklichen Gerät gleich mehrfach auszustatten und zu versorgen. Die Morjaner beantworteten Terror mit Terror. Vernichtung mit Vernichtung. Hier trafen zwei Parteien aufeinander die keine Gnade kannten, die niemals zurückweichen würden und die vor nichts zurückschrecken würden um einen Sieg davon zu tragen – absolut gar nichts. Hier trafen zwei Giganten aufeinander die nur die Extreme kannten. Die Morjaner zeigten den Reapern das ihr Angriff sie teuer zu stehen kommen wird. Im Weltraum war die Lage derweil keineswegs anders. Im Orbit über Morjan Prime hatten sich die Flotten der Morjaner und Reaper vollständig ineinander verkeilt und bekämpften sich im Nahkampf auf nur ein Kilometer Entfernung und noch weniger. Raketen und Geschosse aller Art schossen kreuz und quer durch den Weltraum Reaper-Schlachtschiffe, unterstützt durch die Massen an Zerstörern feuerten auf kürzeste Distanz auf die morjanischen Schiffe, die wiederum selbst durchaus in der Lage waren so manchen Treffer einzustecken und ebenfalls austeilten. Besonders die Zerstörer der Reaper konnten dem konzentrierten Beschuss eines Kreuzers kaum standhalten. Raumjäger beider Seiten wuselten ebenfalls beinahe schon wirr durch den Raum, an den verschiedenen Großkampfschiffen vorbei und schossen einander in Massen ab. Innerhalb dieser kurzen Zeit waren bereits weit über 1.000 Raumschiffe aller Art auf Seiten der Morjaner vernichtet worden, gegenüber knapp 100 Schiffen der Reaper. Die Morjaner mochten zwar absolut höhere Verluste haben, doch relativ betrachtet führten sie. Es war ein reiner Abnutzungskrieg. Hier entschied sich wer schneller Verstärkung herbei schaffen konnte und welcher Partei als erstes die Reserven ausgingen. Shepard sah da draußen wie die Reaper und die Morjaner ihre Kräfte gegenseitig aufrieben. Im Nahkampf schossen Hunderte und Tausende von Lasern, Schiffs- und Verteidigungsgeschützen der Kreuzer und Schlachtschiffe auf die Reaper ein und feuerten in Massen ihre Torpedos ab. Die Reaper schossen zurück und brauchten oftmals mehrere Schüsse um die weitaus massiveren Raumschiffe der Morjaner zu zerstören. Es kam sogar zu Rammangriffen. Shepard sah wie ein Schlachtschiff der Morjaner mit zuerst mit einem Zerstörer der Reaper zusammen stieß, welcher dabei fast schon zerrissen wurde, und danach auf eines ihrer Schlachtschiffe traf. Durch die mehr als doppelt so große Masse hatte der Reaper nichts zu lachen und wurde weg geschoben, während die Geschütze auf die mitgenommenen Schilde und Panzerung einschossen. Shepard sah wie aus dem Nichts ein weiteres Superschlachtschiff der Morjaner auftauchte – ein beendeter ÜLG-Sprung. Sofort aktivierte es seine beiden Fusionskanonen und schoss mit ihnen zwei Reaper-Großkampfschiffe ab, die vollständig zerstört wurden. Shepard überrascht das, obwohl er wusste wie mächtig diese Waffen sein konnten. Die Morjaner besaßen tatsächlich eine Waffe mit der man Reaper recht einfach vernichten konnten. Trotzdem fiel ihm auf wie die ganzen Superschlachtschiffe Abstand zu den Gefechten hielten und nur Feuerunterstützung leisteten. Diese Schiffe waren eindeutig zu wertvoll um sie in einem direkten Kampf zu riskieren und die Fusionskanonen mussten eine sehr langsame Feuerrate haben, denn er sah keinen weiteren Einsatz dieser Waffe von irgendeinem anderem Schiff. Wahre Reaper-Killer blieben sie dennoch. Die Kommando- und Superschlachtschiffe konzentrierten ihre Feuer auf einzelne Reaper sobald sich ihnen eine freie Schussbahn bot und zerstörten diese binnen kürzester Zeit. Bei der Feuerkraft einer gesamten Flotte konzentriert auf einem einzigen Schiff war das auch kein Wunder. Shepards letzter Blick galt Morjan Primes Ringstation, die immer wieder von Explosionen erschüttert wurde und um die ebenfalls schwere Gefecht tobten. Mehrere Reaper-Zerstörer waren auf der Konstruktion gelandet und marschierten über ihre Oberfläche. Dabei beschossen Sie vornehmlich Werftanlagen und unfertige Schiffsrümpfe und wurden selbst von den Verteidigungsanlagen, Raumjägern und anderen Raumschiffen angegriffen. „Bringen Sie uns zurück in den Citadel-Raum.“, befahl Shepard und wandte sich ab. „Aye, aye, Commander. Tarn-Modus aktiv, starte ÜLG-Flug.“ Shepard ging durch das CIC zurück zum Fahrstuhl und fuhr hinunter zum Hangar, wo die Statsikapsel mit dem Protheaner lag. Unten angekommen vernahm er das Piepen der Kapsel, deren Batterie zur Neige ging. Um die Kapsel herum standen bereits Liara, Amara, mehrere Allianz-Soldaten und ein paar Crewmitglieder denen er sich anschloss. Bevor sein Blick auf die Kapsel fiel blieb er bei einer Person hängen mit der er keinesfalls gerechnet hätte. „Was um alles in der Welt machen Sie hier?!“, fragte er unsicher und starrte Ibro an. „Sirius hat mir befohlen Ihnen zu folgen. Gefreut habe ich mich darüber jedenfalls nicht. Ich glaube er hasst mich in Wahrheit noch immer.“, erwiderte der morjanische Exekutivagent. „Aber wann...“ „Wann er mir das befohlen hat? Während Sie sich mit ihrer Asari unterhalten haben, als die Kapsel verladen wurde. Ja, ich habe mitbekommen das sie Morjan Prime betreten hat.“ „Warum sollten wir nicht einfach sofort zurückfliegen und Sie zuhause absetzen?“ „Ganz einfach. Sirius sagte Ihnen zwar Unterstützung in Form von Truppen und Material zu, aber nichts davon wird in Bewegung gesetzt solange es kein Morjaner anfordert. Dazu bin ich da, denn ich habe einen direkten Kontakt zu Sirius und dem Oberkommando. Außerdem will Sirius stets über den Verlauf des Kriegs aus dem Rest der Galaxie informiert werden.“ Shepard wollte etwas sagen, nur bekam einfach kein Wort raus. Nach kurzer Zeit stieß er ein Stöhnen aus. „Willkommen an Bord.“, sagte er. „Danke. Und ich hätte gerne mein Halsband wieder.“ „Ihr ... was? Oh.“, bemerkte Shepard. Er hatte ganz vergessen das er noch den Simultanübersetzter trug, den Ibro ihm zuvor geliehen hatte. Sofort nahm er seinen Helm und das Halsband ab und übergab es dem Morjaner, der dieses jedoch nur mit zwei Fingern anfasste, etwas unverständliches sagte und weg ging. Weil er es noch nicht angezogen hatte war nicht klar was er gesagt hatte, aber seinem Verhalten nach zu urteilen schätze Shepard das sich Ibro zuerst bestimmt bedankt hatte und dann sagte das er das Halsband erstmal waschen muss. Eine Einschätzung die sehr der Realität entsprach. „Was macht der Morjaner hier?“, fragte ihn Liara, die wegen der fehlenden Übersetzung kaum etwas mitbekommen hatte. „Erkläre ich später.“, sagte Shepard und gab Liara den Datenträger. „Hierauf sind die vollständigen Baupläne für den Tiegel, sowie Schwachstellen der Reaper.“ „Bei der Göttin! Sie haben tatsächlich Wort gehalten!“ „Man kann den Morjanern vorwerfen was man will, sie halten sich an das was sie sagen. Aber es scheint eine Komponente zu fehlen.“ „Welche?“ „Man nennt es den Katalysator. Er taucht in den Plänen auf, nur die Morjaner wissen nicht was es sein könnte, da es von vorneherein in den Plänen zu fehlen schien. Vielleicht haben Sie mit ihren Mitteln und Möglichkeiten mehr Erfolg.“ „Ich werde sofort mit der Analyse der Daten beginnen und sie an Admiral Hackett weiterleiten.“, sagte Liara und nahm den Datenträger entgegen, den sie genauer betrachtete. „Das Teil sieht aus wie eines von uns. Ich weiß nicht ob wir eine passende Schnittstelle haben.“ „Der Datenträger stammt aus Illium – Kriegsbeute.“ „Oh. Na das trifft es noch besser ...“ In dem Moment wurde das Piepen der Stasiskapsel zu einem Dauerton der mehrere Sekunden anhielt und dann schlagartig verstummte. „Shepard, ich habe mich schon gewundert was sie da mitgebracht haben, nur wegen dem Morjaner habe ich darauf nicht besonders geachtet. Jetzt würde ich trotzdem gerne mal wissen was das ist.“ „Sagen wir ... eine Überraschung.“ Die Kapsel stieß kurz Dampf aus und begann sich zu öffnen. Ehrfürchtig näherten sie sich der Kapsel und starrten auf dessen Inhalt. „Bei ... der ... Göttin ... ist das etwa...“ „Ein echter, lebender Protheaner. Die Morjaner hatten ihn eingelagert und waren ganz froh als sie ihn endlich los waren.“ Der Protheaner sah genau aus wie in den Aufzeichnungen, er trug sogar die selbe rote Rüstung und neben ihm lag eines der Partikelgewehre. Der Protheaner selbst war noch von einer dünnen Eisschicht umgeben, die augenblicklich verdampfte. Mit einem Mal riss der Protheaner panisch die Augen auf, erzeugte eine leichte biotische Schockwelle, die die anderen auf Abstand brachte, und stand ruckartig auf. Die Crew der Normandy ging sofort auf Distanz. Einige hielten sogar schon ihre Gewehre bereit. „Nicht! Er ist nur verwirrt und steht unter Schock!, ermahnte Liara. Der Protheaner torkelte ein Stück weiter, fiel dann nahe Shepards auf die Knie und stützte sich mit beiden Händen. Instinktiv wollte Shepard ihm aufhelfen, nur plötzlich packte der Protheaner Shepard am Kopf. Mit einem Mal fühlte sich Shepard als hätte er einen LKW mit Vollgas frontal abbekommen. Sein Kopf fühlte sich an als wäre ihm soeben ein Zug durchgerast. Dieses eigenartige Gefühl hielt nur den Bruchteil einer Sekunde an und ihm Nachhinein war sich Shepard nicht mal mehr sicher ob er überhaupt Schmerzen gespürt hatte. „Verzeiht mir, Mensch.“, sagte der Protheaner klar verständlich. „Sie sprechen unsere Sprache?“, erwiderte Shepard. „Ja. Ich habe Ihre Physiologie und Ihr Nervensystem gelesen und kann jetzt Ihre Sprache verstehen. Ich hoffe dieser Vorgang war nicht zu unangenehm.“ „Es war ... unerwartet, aber nicht unbekannt.“ Der Protheaner blickte zur Seite und sah zuerst Liara, den Rest der Crew und dann Shepard an. „Asari, Menschen. Die primitiven Spezies meiner Zeit. Sie haben sich weiter entwickelt.“ „Da bin ich wieder.“, vernahmen die beiden und blickten zur Seite. Ibro kam auf sie zu, hatte aber noch den Kopf gesenkt, da er etwas mit dem Verschluss seines Halsbandes zu kämpfen hatte. Erst als er wenige Meter vor ihnen entfernt stand blickte er auf und sah den Protheaner an, der wiederum selbst aussah, als hätte er einen Geist gesehen. Abwechselnd sah der Protheaner Ibro und Shepard an. „Unheimlich. Ein Alien an Bord hat mir schon gereicht. Jetzt haben wir zwei von den Dingern.“, meinte Ibro mit Blick auf Liara, die verstimmt die Hände in die Seiten stemmte. Ibro dreht auf der Stelle um und verließ über den Fahrstuhl den Hangar. „Eine ... Drohne?“, stotterte der Protheaner. „Was haben Sie da eben gesagt?“, fragte Shepard, der den Begriff aus den Aufzeichnungen kannte. „Was meinen Sie damit.“ „Wie ist das möglich? Das dürfte nicht sein! Sie dürften nicht sein! Sie hätten nicht überleben dürfen! Was haben wir nur getan?!“, reagierte der Protheaner zunehmend panisch. „Ganz ruhig, kommen Sie runter. Was ist mit Ihnen los?“ „Mensch, wenn das Überleben Ihres Volkes auf dem Spiel steht würden Sie dann nicht auch alles unternehmen um es zu retten? Würden Sie nicht auch bereit sein jeden erdenklichen Weg zu gehen, nur um ihrem Volk eine Zukunft zu sichern?!“ „Wovon reden Sie?“ „Wir haben einen Fehler gemacht. Einen schrecklichen.“ „Einen Fehler? Welcher Art ... Kennen Sie etwa die Morjaner?“ „Ja .... Sie sind eine von uns geschaffene biologische Waffe.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)