Mass Effekt - Der Untergang - Akt II von Cpt_Ratzfatz ================================================================================ Kapitel 18: Der Fall von Thessia -------------------------------- Lieutenant Kurin war angespannt und selbst das war noch eine Untertreibung. Dennoch ließ sich die Asari davon nichts anmerken. Sie entstammte einer langen Ahnenreihe von Kriegerinnen. Eine wohldokumentierte Abstammungslinie, zahllose Jahrtausende alt, die bis zu den Anfängen der Zivilisation zurückging, als die Asari noch mit Stöcken und Steinen gegeneinander kämpften. Sie selbst war eine hervorragend ausgebildete und kompetente Kämpferin und Anführerin. Trotz allem war sie sehr angespannt, genau wie ihre Truppe, ganz egal wie sehr sie es verbarg. Gegenwärtig waren sie und ihr Trupp auf Befehl der Matriarchinnen beim Tempel der Athame stationiert, einem Heiligtum, das fast so alt war wie die Zivilisation der Asari selbst. Es war ihr Auftrag diese Position zu bewachen und Kurin kam dieser Aufgabe mit vollem Pflichtbewusstsein nach, trotzdem gefiel ihr die Sache nicht – aus vielerlei Gründen. Warum wurde ihr Trupp dazu abgestellt einen Schrein zu bewachen? Dass es sich bei den Artefakten um mehr handeln musste, als es den Anschein hatte, oder irgendjemand zugeben wollte, war schnell klar. Den ganzen Tag über, seit bekannt wurde, dass ein massiver Reaper-Angriff unmittelbar bevorsteht, gab es um den Tempel der Athame ein reges Kommen und Gehen. Es waren vorwiegend hochrangige Wissenschaftlerinnen und Matriarchinnen , die sich im Tempel aufhielten. Sie verluden sämtliche Artefakte in speziell abgeschirmte Verwahrungseinheiten, darunter auch die gewaltige Statue der Göttin Athame, und brachten diese zu einem wartenden Frachter in der Nähe. Diese Transporte wurden von Mitgliedern der Serrice-Wache begleitet. Diese Einheit aus Asari-Elitesoldatinnen war geradezu berühmt und berüchtigt für ihre Fähigkeiten im Kampf. Was immer in diesem Tempel gelagert wurde, religiöse Artefakte waren das mit Sicherheit nicht. Kurin wandte sich vom Tempel ab und ging, gefolgt von einer weiteren Asari, zu einer nahen Brüstung und betrachtete von dort weitläufig die Umgebung. Vor ihnen lag die bläulich glitzernde Skyline. Zahllose, weit ausufernde Gebäude und Türme mit glatten, abgerundeten Oberflächen, die wie elegante, aufsteigende Spitzen geformt waren. Sie wirkten fast schon zerbrechlich, doch standen länger, als so manch andere Zivilisation – ein klarer Beweis für die Fähigkeiten der Asari. So beeindruckend dieser Anblick auch war, so trügerisch war er. All die weitläufigen Plätze, Parks, Universitäten und Museen würden keinerlei nennenswerten Schutz bieten, wenn die Reaper angriffen. Im Gegenteil. Sie boten den Reapern sogar ausreichend freie Flächen – hervorragende Landeplätze inmitten dicht besiedelter Gebiete. Man konnte sehen wir mancherorts neben professionellen Verteidigungsstellungen auch provisorische Barrikaden errichtet wurden, während sich Milizen und Soldatinnen organisierten und in umliegenden Gebäuden Stellung bezogen und halbwegs geordnete Evakuierungen durchzuführen. Die Stadt vor ihnen war nur einen Schritt davon entfernt im Chaos zu versinken. Die Warnung, dass ein massiver Reaper-Angriff bevorstand, kam für viele überraschend, obwohl man eigentlich jeden Tag damit hätte rechnen können. Manche verfielen in Panik, andere resignierten, andere versuchten zu helfen und andere gingen in völliger Ignoranz gegenüber der drohenden Gefahr ihrem alltäglichen Leben nach. Die angeordneten Evakuierungen kamen viel zu spät und waren nur notdürftig ausgearbeitet und wurden auch genauso durchgeführt. Hochrangige Persönlichkeiten, die Politiker und einflussreiche Geschäftsleute, waren die ersten, die Thessia verließen, als die drohende Gefahr eines Reaper-Angriffes offensichtlich wurde. Das sie überhaupt Zeit zur Vorbereitung hatten verdankten sie den Morjanern – jenen Monstern, die vor knapp einem dreiviertel Jahr Illium einfach so auslöschten. Für Kurin kaum zu glauben. Auch sie hatte Bekannte auf Illium verloren, Freunde von Freunden, die sie ebenfalls kannte. Und jetzt hofften alle, dass die Morjaner ihnen halfen. Das konnte Kurin kaum glauben. Sie hatte die Ansprache von diesem Sirius Mel’Taun gesehen, der von großen Siegen und gar der Vernichtung eines ganzen Planeten sprach. Für sie ganz klar ein durchgeknallter Spinner, völlig abgehoben, fernab jeder Realität, dessen Ego so groß war wie deren Raumschiffe, dessen überzogene Propaganda sich mit der der Batarianer zu messen versuchte und sicherlich einen genauso verschwindend geringen Wahrheitsgehalt besaß. Kurin konnte da nur seufzen und blickte hoch in den Himmel, denn direkt über ihnen, in Thessias nahem Orbit und mit bloßen Augen erkennbar, sah man die markanten, dreieckigen Rümpfe morjanischer Schlachtschiffe. Andere Schiffe waren Teil der sechsten Asari-Flotte. Deren Präsenz machte Kurin Hoffnung, denn in keiner anderen der anwesenden Flotte der Asari gab es eine größere Konzentration an Schlachtschiffen. Kurin blickte hinüber zum Tempel und sah wie sich ganz offensichtlich der letzte und scheinbar wichtigste Transport auf den Weg zum Landeplatz machte. Er hatte die größte Eskorte, Schützenpanzer und nahezu die gesamte Serrice-Wache und ihm folgten die Matriarchinnen und Wissenschaftlerinnen in gepanzerten Fahrzeugen. Kaum machte sich der Konvoi auf den Weg erhielt Kurin auf ihrem Universalwerkzeug den Befehl, dass sie und ihr Trupp sich an der Verteidigung Thessias beteiligten sollten – etwas, das sie liebend gerne von Anfang an getan hätte. An Bord eines morjanischen Schlachtschiffes über Thessia saß Admiral Cerco und betrachte die taktischen Analysen. Die Asari boten auf was ihnen an Kräften zu Verfügung stand und positionierten diese vor ihrem Planeten in Richtung jenes Massenportals durch das die Reaper schon sehr bald in das Sternensystem einfallen würden. Man könnte meinen die Asari hätten beinahe ihren gesamten Bestand an Schlachtschiffen und der Großteil ihrer Kreuzer vor Ort versammelt. So zog Cerco ebenfalls seine Kräfte bei Thessia zusammen und platzierte diese etwas abseits auf der Flanke der Formationen der Asari. Viel war es nicht. Vier Schlachtschiffe, sechs Kreuzer und knapp 15 Fregatten. Die Flottille hatte bislang an etlichen Kämpfen nur zusehen dürfen, oder besser gesagt, müssen. Immerhin lag ihre Aufgabe in der Aufklärung und dafür waren die Schiffe mit zusätzlichen, verstärkten Sensoranlagen ausgestattet. In den vergangenen Wochen arbeitete man dabei stark mit verschiedenen Asari-Flotten zusammen, besonders der zweiten Flotte, die auf blitzartige Angriffe spezialisiert war. Die Informationen, die ihnen die Morjaner den Asari über die Bewegung der Reaper lieferten, waren essentiell um zu einem die Effizienz weiter zu steigern und gezielt Schwachpunkte in den Reaper-Formationen anzugreifen, sowie kleinere Gruppen von Reaper-Schiffen zu finden und ausschalten zu können, und zu anderem als Früherkennung, damit bedrohte Planeten und Kolonien rechtzeitig evakuiert werden konnten. Dabei stellte sich die Frage was die Reaper bislang eher auf Distanz gehalten hatte. Etwa die Präsenz der Morjaner, oder die Angriffe der Asari? Was immer es war, es schien nicht mehr zu wirken, wie man an dem bevorstehenden Angriff unschwer erkennen konnte. Cerco war das natürlich egal. Für die Asari hatte er und viele andere außer Abneigung nichts übrig. Für sie war der Krieg um Argos 3 und die folgenden Versuche der Asari sich, trotz ihrer Beteiligung, als unschuldige Opfer darzustellen, eine Schandtat. Trotzdem, seine bisherige Aufgabe, die Asari im Kampf gegen die Reaper zu unterstützen, genauso wie jetzt, führte er dennoch mit vollem Eifer durch. Vordergründiges Ziel war es natürlich den Reaper Schaden zuzufügen. Thessia selbst hatte für ihn dabei keine Bedeutung und selbst der Verbund könnte nichts dagegen unternehmen, um Thessias Fall zu verhindern. Das hatte allerdings nichts mit der Abneigung gegenüber den Asari zu tun. Für sie war das Parnitha-System, in dem Thessia lag, einfach nur das nächste Schlachtfeld. Dem Verbund fehlten schlichtweg die Mittel, um den Planeten zu schützen. Cerco selbst war der Meinung, dass der Beitrag der Asari in diesem Krieg ohnehin zu wünschen übrig ließ. Die Asari hätten wesentlich früher aus ihrer Komfortzone kommen müssen. Bereits im ersten Moment, als die ersten Welten fielen, hätte das ein eindeutiges Zeichen für sie sein müssen, besonders wenn man bedenkt wie lange dieser Krieg schon dauerte. Jetzt versuchten sie das nachzuholen. Neben den Reapern hatte Cerco auch die Anstrengungen der Asari überwacht. Ihm fielen dazu nur vier Worte ein: zu wenig, zu spät. Die Asari hatten allem Anschein nach wirklich geglaubt, ihre Kommando- und Sabotageaktionen würden die Reaper dauerhaft auf Distanz halten. Absoluter Wahnsinn. Nun würden sie den Preis dafür bezahlen. Cerco betrachtete wieder seine Anzeigen. Seine Flotte hatte mittlerweile vollständig Aufstellung bezogen. Alle Schiffe meldeten Kampfbereitschaft und das einzige was noch fehlte waren die Reaper. Zusätzlich hatte man klammheimlich Spionagesatelliten ausgesetzt, die als Wracks und Weltraumschrott getarnt waren. Die sollten allerhand interessante Informationen liefern, selbst nachdem man das System längst verlassen hat. Cerco blickte hinüber zum Kapitän des Schlachtschiffes, Nelas. Die ausgesprochen junge Frau hatte sich auf den Rand eines Brückengrabens gesetzt und ließ ihre Beine baumeln, während sie der Besatzung an den Monitoren und Bedienungen über die Schultern schaute und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stand. Sie war ausgesprochen kompetent, besaß ein herausragendes taktisches Verständnis und war gegenüber ihren Untergebenen äußerst fürsorglich. Zudem war sie mit gerade mal 32 Jahren die jüngste Kapitänin, die das Kommando über ein Schlachtschiff inne hielt. Ihre übervorsichtige und für manch einen überraschend zurückhaltende Art machte sie perfekt für die gegenwärtigen Missionen und Cerco schätzte das sehr. Seit sie ihr Kommando hatte arbeitete sie mit Cerco zusammen und er nutzte ihr Schiff als Flaggschiff für die Flotille. Er selbst betrachtete sich als eine Art Mentor für Nelas und stand ihr ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite. Er war sehr daran interessiert eine neue Admiralin für den Verbund heranzuzüchten, denn von kompetenten Befehlshabern konnte man nie genug haben. Das sah auch die oberste Führung, denn sie wollte regelmäßig Berichte über Nelas persönliche Fortschritte. Cerco fiel auf wie Nelas ein Datenpad von einem der Besatzungsmitglieder gereicht bekam, das sie kurz betrachtete, bevor sie sich ihm zuwandte. „Admiral, die Reaper sind in Bewegung. 144 Schlachtschiffe und 531 Zerstörer. Die geschätzte Ankunftszeit beträgt sechs Minuten. Wir müssen die Asari warnen.“, meldete Nelas. Cerco bestätigte das mit einem Nicken und faltete die Hände vor seinem Mund. Die allgemeine Abneigung gegen die Asari teilte sie nicht unbedingt. Sie wollte nicht durch das Fehlverhalten einiger weniger auf eine ganze Spezies schließen. Für eine Morjanerin eine recht ungewöhnliche Einstellung. „Mach das.“, sagte er und Nelas gab dazu weitere Anweisungen an ihre Offiziere. Nebenbei rief Cerco eine taktische Anzeige auf den vorderen Monitoren auf, die einen Frachter zeigten. „Was ist Deine Meinung dazu?“, fragte er plötzlich Nelas betrachtete die Anzeigen für einen Moment. Für sich genommen war dieser eine Frachter im ersten Moment nichts Besonderes. Da draußen waren zahllose Raumschiffe unterwegs, um Thessia zu evakuieren. Auffallend waren die zwei Kreuzer und vier Fregatten, die den Frachter begleiteten. „Einer dieser modularen Frachter für den Transport von Personen und Waren, aber mit Eskorte … ein Prioritätstransport. Wahrscheinlich wichtige Persönlichkeiten, oder brisante Materialien. Irgendwas in der Art. Auf jeden Fall etwas von Bedeutung, das vor den Reapern in Sicherheit gebracht wird … Wäre das ein Krieg gegen die Asari würde ich versuchen das Schiff manövrierunfähig zu machen … am besten mit dem Einsatz der Laser gegen die Triebwerke …“ „Danke. Das reicht.“, unterbrach Cerco sie freundlich und grinste. Er wusste, dass er die richtige Person ausgesucht hatte und dass sie dem Verbund in Zukunft hervorragende Dienste leisten würde. Derweil fiel ihr Fokus wieder auf den einen Frachter. Dieser blieb nicht lange in Thessias Nähe und ging sofort mitsamt seiner Eskorte auf Überlichtgeschwindigkeit. Nelas war durchaus neugierig was der Frachter geladen haben mag, aber genauso fragte sie sich, ob dieser kleine Konvoi den Reaper überhaupt entkommen konnte. Es könnte durchaus knapp werden. „Gesamte Flotte Gefechtsbereitschaft. IS-Antreibe bereit halten.“, befahl Cerco und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die bevorstehende Schlacht. Captain Myollis T’Sayma war ausgesprochen nervös, als sie mit dem modifizierten Frachter der Kowloon-Klasse das Massenportal erreicht. Sie arbeitete schon seit Jahrhunderten mit den Kommandoeinheiten der Asari und gelegentlich den Spectres zusammen. Da sie selbst für eine Asari nur ausgesprochen schwach ausgeprägte biotische Fähigkeiten besaß war es für sie nicht möglich den Kommandoeinheiten beizutreten. Da sie dennoch ihren Teil zum Schutz ihres Volkes beitragen wollte musste sie sich anderweitig etwas einfallen lassen. So übernahm sie logistische Aufgaben und hatte ein Geschick dafür entwickelt zivile Frachter für die verschiedensten Arten von Geheimmissionen zu beschaffen, zu modifizieren, einzusetzen, sich unerkannt dem Zielgebiet zu nähern und dort zu verbleiben, Einheiten abzusetzen, notfalls Unterstützung zu leisten und schnell wieder abzuziehen. Sie hatte bereits Einsätze nach Omega, Tuchanka, Kar’Shan, oder der Erde begleitet, nur um ein paar zu nennen. Ihr gegenwärtiges Schiff, ein Frachter aus menschlicher Produktion, war dabei nur die jüngste Ergänzung in ihrer kleinen Privatflotte. Zusätzlich ausgerüstet hatte sie ihn dabei mit verbesserten Antrieben und Schilden, Einrichtungen zur Langstreckenkommunikation, ein paar leichten Massetreibergeschützen, sehr hilfreich um so manchen Piraten auf Abstand zu halten, und ganz wichtig, einen sehr „flexiblem“ Transponder, der ihre Kennung verbergen und falsche Kennungen erzeugen konnte - unglaublich hilfreich wenn man durch den Raum der anderen Citadel-Völker reiste. Trotz allem war sie ausgesprochen nervös. Neben Wissenschaftlern, hochrangigen Matriarchinnen , hatte sie noch irgendwelche brisanten Artefakte aus dem Tempel der Athame an Bord, von denen ihr niemand sagen wollte, um was genau es sich dabei handelte und Myollis war sich sicher, dass es keine religiösen Schmuckstücke waren. Sie war es gewohnt nur spärliche Informationen zu erhalten, normalerweise informierte man sie nur soweit, dass sie ihre Schiff und die Ausrüstung entsprechend auf die jeweilige Mission vorbereiten konnte. Dieses Mal war es anderes. Dieses Mal ging es nur um einen Transport. Die Passagiere und die nicht näher beschriebenen Artefakte sollten zu einem noch nicht nicht näher genannten Ort gebracht werden, welcher einige Sternensysteme entfernt lag. Letzten Berichten zufolge war der Weg dorthin noch frei von Reapern, nur die Frage war: Für wie lange noch? Myollis, ihr Frachter und die Eskorte passierten das Massenportal, verließen das Parnitha-System und erreichten den Bruchteil einer Sekunde später das benachbarte Sternensystem. Kaum angekommen bildeten ein Kreuzer und zwei Fregatten die Vorhut und beschleunigten auf Überlichtgeschwindigkeit. Myollis verblieb mit ihrem Frachter und dem Rest der Eskorte beim Massenportal und hielt ihren eigenen ÜLG-Antrieb in Bereitschaft. Als kurz darauf die Entwarnung der Vorhut kam reichte Myollis nur ein Knopfdruck, um auf Überlichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. Captain Maltha V’Tiora, die Kommandeuren des Asari-Kreuzers Nefrane, beobachtete wie der zu eskortierende Frachter in Richtung des nächsten Massenportals verschwand. Mit den Worten „Paket unterwegs.“, gab sie der Vorhut die Meldung, dass der Frachter auf Kurs war und gab ihrer eigenen Besatzung ebenfalls den Befehl zum ÜLG-Sprung anzusetzen. Während sich die Antriebe aufluden schlugen kurzerhand die Scanner Alarm. Ehe sie sich versah waren sie von hunderten von Reaper-Schiffen umgeben. Es war jene Streitmacht, deren Ankunft man bereits mit Furcht erwartete. Die Anwesenheit der drei Asari-Schffe störte sie dabei nicht, sie waren ohnehin keine ernstzunehmende Bedrohung, was nicht bedeutete, dass man sie einfach ignorieren würde. „Bringt uns hier weg! Ausweichmanöver!“, schrie Maltha panisch. Ihr Kreuzer und die beiden Fregatten beschleunigten und flohen in alle erdenkliche Richtungen, Hauptsache weg von den Reapern, genauso wie jene Frachter und Transporter, die unablässig durch das Massenportal kamen und die Reaper hielten davon unbeeindruckt direkt auf das Massenportal zu, das sie ins Parnitha-System und damit direkt nach Thessia führen würde. Dabei feuerten sie während des Fluges beiläufig auf alle fliehenden Schiffe. Die langsamen Frachter und Transporter hatten keine Chance. Eines der Reaper-Schlachtschiffe nahm die Nefrane ins Visier und feuerte sein Hauptgeschütz ab. Der rötlich glühende Strahl verfehlte den Kreuzer ganz knapp und Maltha hoffte noch rechtzeitig mithilfe eines ÜLG-Sprungs entkommen zu können. Eine Sekunde später wurde der Kreuzer von einem anderen Schlachtschiff getroffen, dessen Schuss sich mitten durch die Brücke bohrte. Maltha bekam ihren Tod nicht mal mit. Die beiden verbliebenen Fregatten konnten den Schüssen besser ausweichen, zumindest für den Moment. Sie überlebten ein paar Sekunden länger und fielen dann ebenfalls der Reaper-Armada zum Opfer, bevor es ihnen gelang ihre ÜLG-Antriebe zu starten. Davon unbeeindruckte passierten die Reaper das Massenportal. Lediglich ein Reaper-Schlachtschiff stoppte und näherte sich den Raumschiffwracks. Unsicher über die Situation und eine kurze Kalkulation später entschloss es sich dazu das nächste Massenportal in dem System anzufliegen, denn es war das einzige durch das man im Moment noch unentdeckt entkommen konnte. So löste es sich von der Flotte und nahm ohne es zu wissen die Verfolgung auf. „Reaper-Schiffe dringen soeben in das System ein.“, meldete Nelas. „Mh, mh.“, murmelte Cerco leise „Hier Admiral Cerco Marbos, für vollen Waffeneinsatz bereit halten. Bei Feindkontakt Feuer nach eigenem Ermessen.“, befahl er der gesamten Flotte und wartete ab. Es vergingen knapp zwei Minuten, die dennoch gefühlt quälend lang verstrichen, bis die Reaper nahe Thessia erschienen. Die Reaper selbst warteten einige Augenblicke bis alle ihre Schiffe an Ort und Stelle versammelt waren und dann flog die gesamte Armada direkt auf Thessia zu. Gemeinsam eröffneten die Flotten der Asari und Morjaner das Feuer. Tausende von Geschossen und Raketen wurden abgefeuert. In Gruppen aufgeteilt konzentrierte man den Beschuss auf einzelne Reaper für maximale Effizienz. In Gruppen nahmen die Schiffe der Asari ihre Ziele ins Visier und belegten sie mit einem anhaltenden Dauerfeuer, dem sogar mehrere Reaper-Schlachtschiffe zum Opfer fielen. Man kannte relativ genau die Stärke ihrer Barrieren und feuerte so genug Geschosse ab, um ein Schlachtschiff auszuschalten, damit die Kreuzer dieses Ziel endgültig vernichten konnten, während man sich bereits den nächsten Zielen zuwandte. Die morjanische Flotte fuhr ebenfalls alles auf was sie zu bieten hatte. Die schweren Antischiffslaser der Kreuzer und Schlachtschiffe brannten sich durch die Schwachstellen der Reaper-Schiffe. Massives Geschützfeuer konzentrierte sich dabei ebenfalls auf die nächstbesten Ziele. Unterstützt wurden sie von den Fregatten, die den Rest der Flotte abschirmten und vereinzelt auf beschädigte Ziele feuerten. Dazu kam ein gewaltiges Arsenal an Antischiffsraketen, mit denen die morjanischen Raumschiffe ausgerüstet waren und diese wurden auch gnadenlos eingesetzt. Zehntausende an konventionellen und nuklear bewaffneten Raketen wurden abgeschossen und jagten den Reapern entgegen. Die paar Tausend Javelin-Raketen, die von den Asari eingesetzt wurden, fielen dabei schon gar nicht mehr auf. Die Reaper wurden in einem nie enden wollenden Meer an Explosionen eingehüllt und konnten dagegen kaum was unternehmen. Ihre eigenen Abwehrsysteme und die Oculus-Drohnen wehrten zwar zahllose Flugkörper ab, doch die schiere Masse überwältigte selbst deren Verteidigung und so verloren sie weitere Schiffe. Dennoch hielten sie weiter direkt auf Thessia zu. Cerco beobachtete das Verhalten der Reaper auf seinen Anzeigen genau. Trotz des Verlustes von gut zwei Dutzend Großkampfschiffen und annähernd 100 Zerstörern hielten sie weiter ihren Kurs. Ihre Hauptwaffen hatten eine geringere Reichweite und dadurch waren sie gezwungen nahe an ihren Feind heran zu gehen. Cerco selbst beobachtete, wie die Reaper ausgesprochen taktisch vorgingen, trotz dieses, auf den ersten Blick, plumpen Frontalangriffes. Angeschlagene Reaper-Schiffe fielen zurück, tauschten ihre Position mit anderen, wurden sogar von anderen Schiffen gedeckt, die für sie so manchen Treffer einsteckten. Zerstörer hielten sich als zusätzlicher Schutz in der Nähe, genauso wie die Oculus-Drohnen, die sich in Gruppen organisierten und versuchten Lücken und Schwachstellen abzuschirmen. Cerco wusste was los war. Die Reaper versuchten sich anzupassen. Ihre eigenen Verluste zwang sie dazu. Dabei hatten sie definitiv noch viel zu lernen, doch es war eine Entwicklung, die man im Auge behalten und notfalls selbst mit neuen Taktiken und Strategien gegenhalten musste. Im nächsten Moment lösten die Reaper ihre Formation auf, denn sie hatten mittlerweile zu den Flotten der Asari aufgeschlossen und stürzten sich nun auf diese. Die Schiffe der Asari fielen zurück und begannen auf den ersten Blick panisch auf die nächstbesten Ziele zu schießen, wodurch die bislang hohe Effizienz rapide zu sinken begann. Inmitten der Asari-Flotten entstand ein geradezu glitzerndes Gewitter. Oculus-Drohnen der Reaper und Jäger der Asari wuselten zwischen den Schlachtschiffen und Kreuzern umher. Die einen versuchten die Antriebe der größeren Raumschiffe auszuschalten, die anderen versuchten sie, mithilfe der Fregatten, genau davon abzuhalten. Sie versuchten sich auch an der morjanischen Flotte, nur das massive Abwehrfeuer durch die zahllosen Flakbatterien unterband das. „Jetzt wird es interessant.“, murmelte Cerco und betrachtete eine dreidimensionale Projektion der Schlacht, als zusätzliche Kontakte erschienen. Die Asari hatten eine weitere Flotte in die Schlacht geworfen. Eine größere Ansammlung aus modernsten Fregatten, Kreuzern, bewaffnet mit Thanix-Geschützen, unterstützt von einigen leichten Trägern und ein paar weiteren Schlachtschiffen, die im Rücken der Reaper erschienen. Sofort schickten sie ihre Jäger los und begannen die Reaper von hinten anzugehen. Vor allem die angeschlagenen Zerstörer und Schlachtschiffe, die die Reaper für den Moment eigentlich aus den Kämpfen nehmen wollten, wurden so in die Zange genommen. Im Nahkampf griffen die Jäger der Asari die angeschlagenen Reaper mit Javelin-Torpedos an und erzielten so, in Zusammenarbeit mit den anderen Schiffen, einem Abschuss nach dem nächsten. Dutzende Zerstörer und sogar mehrere Schlachtschiffe fielen den Asari binnen kürzester Zeit zum Opfer. Doch trotz dieser Erfolge war für Cerco klar, dass die Asari verlieren würden. Sie hatten nur eine leichte zahlenmäßige Überlegenheit und das würde niemals ausreichen. Der technologische Unterschied und die pure Stärke der Reaper waren einfach zu groß. So teilte sich die Reaper-Armada in drei gleich große Gruppen auf. Die erste Gruppe drehte bei und nahm sich die Flotte in ihrem Rücken vor, die zweite Gruppe fiel über die Flotten vor Thessia her und die dritte und letzte Gruppe hielt auf die morjanische Flottille zu. Die Reaper flogen mitten in die Verbände der Asari hinein und feuerten ihre Thanix-Kanonen ab. Die rötlichen Strahlen, Schüsse aus flüssigem Metall, schnitten sich selbst durch die schwersten Schiffe, ganz egal ob Kreuzer, oder Schlachtschiff. Ein Schiff nach dem nächsten explodierte und wurde in Stücke gerissen. Innerhalb von Sekunden begannen die Reaper die Flotten der Asari zu dezimieren. Es war offensichtlich, dass diese Schlacht vorbei war. Manch einer versuchte zu retten was zu retten war und floh, vor allem die verbliebenen Schlachtschiffe. Andere blieben bei Thessia und versuchten noch irgendwelchen Schaden anzurichten. Cerco beobachtete einen Asari-Kreuzer, der seine Position hielt und auf ein Reaper-Schlachtschiff feuerte, das genau auf ihn zuflog. Keiner von beiden machte irgendwelche Anstalten auszuweichen. Dem Reaper machte der Beschuss ohnehin nichts aus, da seine Barrieren bei voller Stärke waren. Dann feuerte es seine Hauptwaffe ab und zerstörte den Kreuzer mit nur einem Schuss „Das war es dann wohl.“, meinte Nelas, mit einem klar erkennbaren Anzeichen von Trauer. „Alle Schiffe Rückzug.“, befahl Cerco. Sie selbst hatten bislang kein einziges Schiff verloren, da sie sich eher etwas abseits hielten und das sollte auch so bleiben. So, nur eine Sekunde später, bevor die Reaper nahe genug heran kamen, um auch seinen Verband ins Visier nehmen zu können, starteten die Morjaner ihre ÜLG-Antriebe, verschwanden aus dem Raum und verließen das System. Gegen die Übermacht der Reaper konnte er mit seiner kleinen Flottille eh nichts mehr ausrichten. Wenn sich mehrere Verbände zusammenschlossen sah die Lage natürlich wieder anders aus und Cerco erwartete, dass er bei der nächsten Schlacht um das Parnitha-System wieder mit dabei sein würde. Damit, mit der allgemeinen Kontrolle über den Weltraum um Thessia, begannen die Reaper ihre Invasion. Sie gingen methodisch vor, positionierten sich um den gesamten Planeten, stellten ihn faktisch unter Blockade, vernichteten Raumstationen und die letzten Raumschiffe, die zu fliehen versuchten, zerstörten die Extranet-Bojen, um Thessia vom Rest der Galaxie abzuschneiden und bombardierten strategisch wichtige Ziele, wie Verteidigungsanlagen, Raumhäfen, Stützpunkte und Knotenpunkte für Logistik und Infrastruktur vom Orbit aus. Dann setzten sie zur Landung an. Hunderte Reaper-Schiffe drangen weltweit gleichzeitig in Thessias Atmosphäre ein. Mit Entsetzen musste Lieutenant Kurin mitansehen wie die Flotten der Asari über Thessia vernichtet wurden. Zur Weißglut brachte sie die Tatsache, dass die morjanische Flotte einfach so verschwand. Sie versuchten nicht mal die Reaper weiter zu bekämpfen. Und die feuerten mittlerweile auf Ziele auf der Planetenoberfläche. Kurin sah wie Reaper-Strahlen das Stadtgebiet um sie herum trafen und gewaltige Schäden anrichteten. Sie sah wie ganze Gebäude einfach so einstürzten. Sie hatte nicht mal Zeit sich ihrem Ärger Luft zu machen, denn sobald man nur nach oben sah erblickte man die Reaper, die bereits im Anflug waren. Durch die Reibung beim Eintritt in die Atmosphäre sah es so aus, als würden zahllose Feuerbälle auf die Oberfläche herab stürzen. Nur kurz darauf, nur einen Augenblick später, landeten die ersten Reaper unweit des Tempels der Athame, genau in Sichtweite. Es geschah genau wie Kurin es befürchtet hatte. Reaper-Schlachtschiffe landeten auf den weitläufigen Plätzen und stampften los. Am Boden wurden sie von allen erdenklichen Richtungen aus beschossen. Raketen, Geschosse und Geschützfeuer, abgefeuert aus halbwegs befestigten Stellungen, von Kampffahrzeugen, Flugabwehrgeschützen, sowie patrouillierenden Jägern. Doch sie richteten kaum erkennbare Schäden an. Die Reaper erwiderten den Beschuss mit ihren schweren Primärwaffen und den leichteren Sekundärwaffen. Ganze Viertel, aus denen heraus man sie beschoss, wurden durch die Treffer eingeebnet. Den Schlachtschiffen folgten kurz darauf die kompakteren Zerstörer, die ebenfalls inmitten der Städte auf Plätzen, ja sogar Straßen und Kreuzungen landeten. Sofort ließen die Reaper Schwärme an Husks, Kannibalen, Marodeuren und sogar vereinzelten Kollektoren los, die augenblicklich Jagd auf die Zivilbevölkerung machten. Das war nur die erste Welle. Es war klar, das Truppentransporter mit dem Rest der Bodentruppen schon sehr bald folgen würden. Selbst auf Distanz konnte Kurin noch die panischen Schreie aus den umliegenden Stadtgebieten hören. Sie blickte über die Schulter zu ihren Kameradinnen, die selbst ausgesprochen besorgt drein blickten. „ASARI! MIR NACH! FÜR THESSIA!“, rief sie die Kriegerinnen zur Besinnung und man marschierte los. Ihnen allen war klar, dass das die größte Herausforderung war, mit der sich die Asari seit den Rachni-Kriegen und den Kroganischen Rebellionen konfrontiert sahen. In einem der benachbarten Sternensysteme bekam man von den Ereignissen um Thessia nichts mit. Myollis erreichte mitsamt ihrem Frachter und ihrer besonderen Ladung das nächste Massenportal, an dem bereits der Kreuzer und eine Fregatte der Vorhut warteten. „Das nachfolgende Gebiet ist sicher. Wir können passieren.“, meldete der Captain des Kreuzers. „Verstanden.“, bestätigte Myollis und näherte sich dem Massenportal an. „Erhöhte Vorsicht. Wir haben den Kontakt zu unserer Nachhut verloren. Außerdem erhalten wir Berichte, dass die Reaper auf Thessia marschieren.“, meldete der Captain erneut. „Verstanden.“, gab Myollis erneut von sich. Sie konnte ohnehin nicht viel machen und je weiter sie vom Parnitha-System weg kam umso besser. So passierte sie mit einem gewissen Gefühl der Erleichterung, aber auch Wehmut das Massenportal und erreichte den Bruchteil einer Sekunde später das nächste Sternensystem. Dort wartete bereits die andere Fregatte, die voraus geflogen war, um den weiteren Weg zu erkunden. „Wie ist unser weiteres Vorgehen?“, fragte Myollis. „Fortfahren wie geplant.“, meldete der Captain des Kreuzers nach einigem Zögern. „Bleiben Sie in Formationen. Sprung zum nächsten Portal.“ „Verstanden.“, bestätigte Myollis die Anweisung widerwillig und startete den ÜLG-Antrieb. Sie hatte schon einige riskante Missionen durchgeführt, doch dieses Mal fühlte sie sich sichtlich unwohl. Noch mehr sogar als dieser eine Einsatz, der sie nach Kar’Shan führte, nachdem die Batarianer ihre Botschaft auf der Citadel geschlossen hatte. Da hätte man sie beinahe sogar erwischt. Die kleine Gruppe an Schiffen beschleunigte wieder auf Überlichtgeschwindigkeit, was Myollis einige wertvolle Minuten der Ruhe gab, bevor sie das nächste Massenportal erreichten und direkt auf dieses zusteuerten. „KONTAKT!“, ertönte auf einmal die Stimme des Kreuzer-Captains übers Kom. Myollis schreckt auf und wollte instinktiv ihren ÜLG-Antrieb wieder anwerfen, doch der würde einige Momente brauchen, bis er wieder voll einsatzbereit war. „Wartet … Entwarnung.“, meldete der Captain des Kreuzers plötzlich. Verunsichert überprüfte Myollis ihre eigenen Anzeigen und musste zugegeben, dass das, was sie da sah, sogar sie überraschte. Unweit von ihnen war eine größere Fregatte durch das Massenportal gekommen, die direkt auf sie zu flog. Mithilfe optischer Sichthilfen konnte sich Myollis das Schiff genauer ansehen. Es war die Normandy. Das Design zusammen mit der Lackierung der Allianz war unverwechselbar. „Hier ist Commander Shepard von der Allianz. Benötigen sie Unterstützung?“, ertönte es über eine offene Kurzstrecken-Kom-Frequenz. Myollus atmete innerlich auf und lehnte sich zurück in ihren Sessel. Zu wissen des der berühmte Commander Shepard in der Nähe war hatte einen ungemein beruhigenden Effekt. Während sie da saß und sah wie die Normandy immer näher kam dachte sie darüber nach was für eine glückliche Fügung des Schicksals das doch war. Was für ein Zufall es doch war, dass er gerade jetzt bei ihnen erschien. Myollis brauchte einen Moment um zu erkennen, wie abwegig dieser Gedankengang war, doch dafür war es längst zu spät. Bevor man sich versah feuerte die Normandy ihre Thanix-Geschütze im Bug ab. Die Strahlem bohrten sich durch den Rumpf einer Fregatte und zerstörten diese augenblicklich. Myollis schreckte auf und wusste anfangs gar nicht was geschah, als vor ihren Augen das eine Raumschiff vernichtet wurde. Als die Normandy dann den Kreuzer einfach so passierte und direkt auf sie zusteuerte geriet sie in Panik und versuchte auszuweichen. Ohne einen Schuss abzugeben flog die Normandy haarscharf an ihr vorbei. Myollis konnte durch ihre Cockpitscheiben sehen, wie die Normany nur wenige Meter an ihr vorbei raste. Die Erschütterungen, die ihr Frachter dabei kurzerhand erfasste, nahm sie im ersten Moment gar nicht wahr. Erst als ihre Alarmsysteme losgingen, und ihr Schäden an den Antriebssystemen meldeten, erkannte sie, dass man während dieses Überflugs Schwachpunkte an den Antrieben mit GARDIAN-Lasern getroffen und beschädigte hatte. Zunehmend panisch versuchte Myollis diese wieder zum Laufen zu bringen, doch vergebens. Ganz egal wie sehr sie ihre Finger über die Armaturen fliegen ließ sie konnte nichts erreichen. Alle Computersysteme waren gesperrt und reagierten nicht auf ihre Eingaben. Das gleiche Problem hatte die Besatzung des Asari-Kreuzers. Keines der Computersysteme reagierte mehr. Waffen, Antriebe, Schilde, Sensoren, absolut alles war ausgefallen. Sie trieben blind, handlungsunfähig, manövrierunfähig und allem voran wehrlos durch den Raum. „Es muss doch irgendwas geben, was wir tun können.“, klagte der Captain des Kreuzers, während um sie herum die Asari versuchten die Kontrolle zurückzuerlangen. Das war leichter gesagt als getan. Jeder Versuch scheiterte. „Wir schaffen es nicht. Keines der Systeme reagiert mehr. Wir wurden … gehackt.“, antwortete eine der Asari-Offiziere. Der Captain brummte niedergeschlagen. Die Gefahren, die von der elektronischen Kriegsführung ausgingen, waren wohl bekannt und eigentlich verfügten die Raumschiffe der Asari, nach denen der Salarianern, über die fortschrittlichsten Firewalls. Besonders nach dem Auftauchen der Morjaner wurden diese Sicherheitssysteme nochmals verstärkt. Genutzt hatte das offenbar nichts. Kaum das sich die Normandy ihnen genähert hatte kam es auf dem ganzen Schiff zu diesen Ausfällen. Ehe man sich weitere Gedanken darüber machte, wie man diese Probleme beheben konnte, offenbarte das Aufheulen eines ganz bestimmten Alarms den Asari, dass ihre Lage weitaus gravierender war, als es anfangs den Anschein hatte. Man hatte sie nicht einfach nur gehackt und sämtliche Computersysteme gesperrt, nein, man hatte sie sogar komplett übernommen und in diesem Moment wurden sämtliche Luken, Schotts, Panzertüren und sogar die Luftschleusen geöffnet. Nur eine Sekunde später wurden alle Personen an Bord hinaus ins kalte Vakuum gezogen. Die letzte verbliebene Fregatte der Vorhut wich aus, bevor sie ebenfalls von der Normandy getroffen wurde und nahm die Verfolgung auf. Sie beharkte die Normandy mit ihren Schnellfeuermassetreibern. Diese bekam einige Treffer ab, die aber durch die kinetischen Barrieren abgewehrt wurden. Die restlichen Geschosse verfehlten ihr Ziel, denn dafür war die Normandy zu schnell und zu wendig. Als dem Captain der Asari-Fregatte klar wurde, dass sie ihrem Ziel nicht mal richtig folgen konnte, aktivierte sie mehrere Lenkraketen und schickte sie der Normandy hinterher. Die Raketen wurden jedoch durch deren GARDIAN-Laser abgewehrt und die Normandy drehte in einer scharfen Kurve kurzerhand bei. Sie hielt nun direkt auf die Fregatte zu. Ehe diese erneut ihre Massetreiber abfeuern konnte feuerte die Normandy ihr Thanix-Geschütz ab. Dessen Schuss traf das Cockpit der Fregatte und ging mitten durch den Rumpf, wo es den Reaktor traf. Die nachfolgende Explosion riss die Fregatte in Stücke. Im Cockpit dieser Normandy stand der Cerberus-Agent Kai Leng und beobachtete mit einem gewissen Maß an Genugtuung und Belustigung wie das letzte Schiff der Eskorte zerstört wurde. Der Unbekannte hatte, wie man es von ihm gewohnt war, sehr vorausschauend gehandelt, als er mehr als eine Normandy bauen ließ. Drei, um genau zu sein. Der „großartige Commander Shepard“ wusste davon natürlich nichts. Leider war das das letzte Schiff der Normandy-Klasse im Besitz von Cerberus. Mit der ersten brannte Shepard durch und die zweite wurde bei einem Einsatz auf Morjan Prime abgeschossen. Seither stand diese Normandy unter Kai Lengs persönlichem Kommando und leistete ihm hervorragende Dienste. So wie auch jetzt. Wer hätte gedacht, dass es so viel ausmacht, wenn man die letzte, Cerberus-eigene Normandy in Allianz-Farben anmalt und noch dazu ein paar Aufnahmen von Shepard hat, um dessen Stimme zu imitieren. Eigentlich hatte er von den Asari mehr erwartet. Da verdienten sie es erst recht unterzugehen. So viel dazu. „Der Frachter ist außer Betrieb, aber weist unerwartete Schutzmaßnahmen auf. Es ist ein direktes Eingreifen ist notwendig, um die Zielobjekte zu sichern.“, ertönte einer männliche Stimme und erschien im Cockpit, neben dem Piloten, in Form einer holographischen, roten Sphäre. Dabei handelte es sich um EOS, Abkürzung für Erweitertes Offensiv System, eine überarbeitete künstliche Intelligenz, die notwendig wurde, nachdem EDI abtrünnig wurde. Kai Leng schenkte dem nur wenig Beachtung. Bedeutend war nur das EOS die ihm gestellten Aufgaben erfüllte und seine Missionen nicht behinderte. Seinen Wert hatte EOS durchaus schon in vorherigen Einsätzen bewiesen und auch jetzt, als es ihm ohne größere Mühen gelang den Asari-Kreuzer zu hacken und sämtliche Luftschleusen öffnete, ganz genau wie Kai Leng es ihm befahl. „Bringen Sie uns an den Frachter. Das Enterkommando soll sich bereithalten.“, befahl Kai Leng und marschierte ins CIC. „Zu Befehl.“, erwiderte der Pilot, der bereits auf das Objekt der Begierde zuhielt. Die Normandy näherte sich dem Frachter und ließ ein Kodiak-Shuttle aus seinem Hangar, während sie sich selbst der Luftschleuse näherte. An Bord des Frachters, in der hinteren Sektion, jenem Teil des Raumschiffes in dem die Artefakte aus dem Tempel der Athame gelagert wurden, bemerkten zwei Dutzend Asari-Kommandos der Serrice Wache und ein weiteres Dutzend Wissenschaftler die Erschütterungen, als die Normandy an die Luftschleuse andockte. „Was sollen wir tun?“, fragte eine der Wissenschaftlerinnen. „Jeder, der keine Waffe trägt, ins nächste Abteil!“, befahl eine der Jägerinnen. Das mussten sich die anderen Asari nicht zweimal sagen lassen und so hasteten sie allesamt in den nächsten Teil des Frachters, in dem sich die Matriarchinnen und andere hochrangige Würdenträger der Asari-Republiken aufhielten. Leider kamen sie nicht weit. Die Luke, die sie dazu passieren mussten, klemmte nicht nur, sie war sogar verriegelt. Das elektronische Schloss reagierte einfach nicht. Von beiden Seiten versuchte man mit reiner Muskelkraft die Luke zu öffnen, doch ganz egal wie sehr man sich anstrengte, an ihr zog, oder gegen sie drückte, man konnte sie nicht öffnen. „Sucht euch besser Deckung.“, sagte eine der Jägerinnen, als man ein weiteres metallisches Scheppern andeutete, dass die Luftschleuse entriegelt wurde. Es war ganz offensichtlich, dass man sie entern wollte. Wenn es so war, denn sollte der Gegner nur kommen, denn die Asari-Kommandosoldatinnen waren bereit ihn gebührend zu empfangen. Sie gingen hinter Kisten und Containern in Deckung, überprüften Barrieren und Ausrüstung, legten ihre Waffen an und zielten auf den Zugang im Heck, durch die der Gegner kommen musste. Die Wissenschaftlerinnen klammerten sich aneinander und kauerten hinter dem Rest, den man gerade so als Deckung schimpfen konnte und hofften, dass nicht irgendein Querschläger sie treffen würde. Für einige Sekunden geschah nichts. Alles war absolut still. Angespannt erwarteten alle, dass es jeden Moment passieren konnte, dass der Feind, wer auch immer es war, jeden Moment durch die Luftschleuse kam. Dann geschah es. Ein kurzer Alarm ertönte, als die Luftschleuse geöffnet wurde. Die Asari hielten ihre Waffen fest in ihren Händen und die Finger am Abzug. Ohne jede Vorwarnung erschütterten kleine, konzentrierte Explosionen das Schiff und rissen mehrere Löcher in die Außenhaut des Frachtmoduls. Schlagartig entwich die gesamte Atmosphäre in diesem Teil des Schiffes und tötete all seine Passagiere, die Jägerinnen, genauso wie die Wissenschaftlerinnen. Durch die schlagartige Dekompression war es ein ausgesprochen schneller und schmerzloser Tod. Die Asari in dem angrenzenden Abteil konnten nur ahnen was auf der anderen Seite der Tür geschah. Daraufhin betraten Zenturios und Sturmschützen von Cerberus in verbesserten und verstärkten Rüstungen den Frachtraum. Zusätzlich drangen Phantome durch die Löcher, die soeben in die Decke gerissen wurden. Als alles gesichert war betrat Kai Leng, gekleidet in einen leichten Raumanzug, den Frachter und betrachtete kurzerhand ihre Beute und die Leichen der Asari. Es war so leicht gewesen diese Jägerinnen zu überrumpeln. Während die sich auf die Luftschleuse konzentrierten bemerkten sie nicht das Kodiak-Shuttle, dass knapp über dem Frachter ein paar Phantome in leichten Raumanzügen abgesetzt hatte. Die hatten nämlich Hohlladungen mittig auf dem Frachtmodul befestigt und sich so kurzerhand ausgesprochen effektiv um die bewaffneten Aliens darin gekümmert. Mit den Asari wollte man sich nicht länger als nötig aufhalten und außerdem wollte man nicht riskieren, dass die wertvolle Fracht durch ein exzessives Feuergefecht beschädigt wird. „Öffnen.“, befahl Kai Leng seinen Leuten mit Blick auf den größten der Container, einer Verwahrungseinheit, die normalerweise nur für gefährliche biologische, oder chemische Stoffe verwendet wird. Mit Hilfe von Universalwerkzeugen, einem Direkt-Link von EOS, um die elektronischen Sicherungen zu lösen und einigen guten, alten Brechstangen, öffnete man den Container. Darin lag jene übergroße Statue, die eine Abbildung der Göttin Athame darstellen so. Ein kurzer Scan mit zeigte, dass man gefunden hatte, weshalb man gekommen war. Zufrieden aktivierte Kai Leng sein Universalwerkzeug und gab eine kleine Drohne frei, die neben ihm eine holographische Projektion des Unbekannten erzeugte. „Zielobjekt gesichert. Die Informationen waren zutreffend.“, vermeldete Kai Leng. „Natürlich waren Sie das.“, erwiderte der Unbekannte und seine Projektion näherte sich der Statue. „Beeindruckend.“, sagte er mit Blick auf sie. Für ihn war das ein Fortschritt, von dem er selbst kaum zu träumen gewagt hätte. Zufrieden zog er an seiner Zigarette und schwelgte in seinem Erfolg. Die Asari waren gut darin gewesen sich selbst zu belügen. So gut, dass sie anfingen ihre eigenen Illusionen für die Wahrheit zu halten. Sie dachten ernsthaft, nur weil sie sie oft für das fortschrittlichste Volk der Galaxie gehalten wurden, dass sie irgendeinen Führungsanspruch hätten. Das hat sie arrogant werden lassen, blind und jetzt würden sie den Preis dafür bezahlen. Diese Artefakte waren weitaus mehr, als es anfangs den Anschein hatte. Nur die wenigsten kannten ihr Geheimnis, aber in der Statue der Athame versteckte sich ein protheanischer Sender, zusammen mit weiteren protheanischen Archiven, die in den anderen Containern und Kisten aufbewahrt wurden. Das Cerberus überhaupt an diese Informationen gelangt war, war ein absoluter Zufall. Es war vor allem einiger anderer Projekte zu verdanken, die der Unbekannte betrieb, mit dem man schon sehr bald einen entscheidenden Vorteil gegenüber den Reapern erlangen würde. Was immer für Geheimnisse sich hier verbargen, sie hatten die Asari zu dem gemacht was sie heute sind. Sie hatten ihren Aufstieg ermöglicht. Und jetzt gehörten sie Cerberus. „Bereiten Sie Abtransport vor.“, befahl der Unbekannte. „Wird erledigt.“, entgegnete Kai Leng. „Und sorgen Sie dafür, dass es keine Überlebenden gibt.“, sprach der Unbekannte und beendete die Verbindung. „Mit dem größten Vergnügen.“, erwiderte Kai Leng zufrieden und betrachtete die Fracht. Sie zu verladen war kaum möglich, dafür war sie einfach zu groß und sperrig. Glücklicherweise war das nicht nötig, denn der verwendete Frachter gehörte der Kowloon-Klasse an, die aufgrund ihrer modularen Bauweise und der Austauschbarkeit der einzelnen Abteilung eine zunehmende Beliebtheit in der Galaxie erfahren hatte. Das würde ihnen nun zugutekommen. „Agent Leng, ein Reaper ist im System erschienen. Er scheint die Massenportale abfliegen zu wollen.“, meldete EOS. Kai Leng sagte für den Moment nichts. Das änderte die Situation schlagartig, aber verkomplizierte die Lage nicht unbedingt. Sie hatten höchstens ein paar Minuten, bevor der Reaper ihre Position erreichen würde. Trotzdem kein Problem für ihn. „Alle Mann zurück aufs Schiff.“, befahl er dem Schützentrupp, die dem sofort Folge leisteten. „Ihr werdet das Frachtmodul vom Rest des Schiffs lösen.“, befahl Kai Leng den Phantomen. „Zu Befehl.“, erwiderten diese. Nachdem Kai Leng zusammen mit dem ersten Trupp den Frachtraum verlassen hatten und die Luftschleuse wieder geschlossen hatte gingen die Phantome zu den manuellen Kontrollen in Form von mehreren Hebeln, die sich unter unscheinbaren Schaltkästen versteckten. Dort entfernte man zuerst die Sicherungen und mit dem Betätigen der Hebel löste sie die zahllosen zusätzlichen Klammern, die dieses Frachtmodul am Schiff hielten. „Ladung zum Transfer bereit. Ziehen uns jetzt zurück.“, meldete eines der Phantome. Mit geradezu artistischen Kunststücken sprangen die Phantome über die Kisten und Container hinauf zu jenen Löchern in der Hülle, durch die sie zuerst ins Innere gelangt waren, und bestiegen das draußen wartende Kodiak-Shuttle. Zu guter Letzt verpasste dessen Pilot dem gelösten Frachtmodul mit seiner Fähre noch einen kleinen Stoß, damit es endlich vom Frachter weg trieb. Die Normandy, die sich zwischenzeitlich von der Luftschleuse gelöst hatte, flog mit EOS Hilfe genau über das langsam durch den Raum treibende Modul und setzte sich genau darauf ab. Gleichzeitig nahm man das Shuttle im Hangar auf und mithilfe von magnetischen Halterungen auf der Unterseite fixierte man die Fracht genau mittig am Bauch der Normandy, wobei man auch die zuvor in die Außenhülle gesprengten Löcher abdeckte. „Ladung gesichert.“, meldete der Pilot gegenüber Kai Leng, der sich mittlerweile wieder im Cockpit eingefunden hatte. „Je zwei Minen für den Frachter und den Kreuzer.“, sprach Kai Leng fast schon wehleidig. Am liebsten hätte er die Asari den Reapern überlassen, doch die Gefahr, dass die Reaper infolge von Indoktrination etwas über diesen Transport erfuhren, ganz besonders über seine Fracht, war einfach zu groß. So musste er den Asari letztendlich, äußerst widerwillig, einen Gefallen tun. Die Normandy beschleunigte und noch während man den Frachter überflog wurden aus einer Werfervorrichtung zwei Lenkminen ausgestoßen, die sich an die Hülle des Frachters hefteten. Den gleichen Vorgang wiederholte man bei dem Kreuzer, denn auch wenn dieser „leergefegt“ durch das All trieb, wollte man nicht riskieren, dass sich irgendwelche brisanten Informationen auf dessen Bordcomputern befanden, oder jemand in einem Raumanzug überlebte. Myollis sah wie die Normandy über sie hinweg flog, auf das Massenportal zusteuerte und dieses kurz darauf passierte. Das metallische Scheppern, das nebenbei für einen Moment durch das Schiff hallte, war ihr dabei natürlich nicht entgangen, nur konnte sich keinen Reim darauf machen. Sie konnte da nur den Kopf schütteln. Etwas derartiges, einen derartigen Ablauf der Ereignisse, hatte sie nicht mal im Entferntesten erwartet. War sie etwa nachlässig geworden? War alles nur ein unglücklicher Zufall? Oder hatte man sie gar verraten? Wenn man alles betrachte musste es Letzteres sein. Doch von wem? Von derartigen Gedanken unbeeindruckt versuchte sie weiterhin die Kontrolle über ihr Schiff zurückzuerlangen, was allmählich zu funktionieren schien. Solange die Normandy anwesend war scheiterte jeder Versuch – bis jetzt zumindest. Jetzt schienen wenigstens die Scanner wieder zu funktionieren. Der Rest könnte schon bald folgen. Myollis Freude war nur von kurzer Dauer. Auf ihren Anzeigen erschien soeben ein neuer Kontakt, der sich ihnen näherte – ein Reaper-Schlachtschiff. Augenblicklich weiteten sich ihre Augen. Von jetzt an, in ihrer gegenwärtigen Lage, mit den beschädigten Triebwerken, waren sie leichte Beute. Myollis vernahm ein Klopfen und blickte nach hinten. „Was ist bei Ihnen los? Machen Sie doch irgendwas!“, schrie eine Asari-Jägerin, die vor der verschlossenen Cockpittür stand, welche sich noch immer nicht öffnen ließ. „Machen Sie doch irgendwas.“, wiederholte Myollis und lachte schal. Aus einer Tasche neben ihrem Pilotensessel holte sie eine Pistole hervor – eine Carnifex. Seit sie bei einem Einsatz über Kar’Shan beinahe geschnappt wurde und auch nur für einen winzigen Augenblick die Gefahr bestand in batarianischer Gefangenschaft zu landen, etwas das sie niemandem wünschen würde, schon gar nicht wenn man Asari war, führte sie eine Waffe bei sich. Mit einem Lächeln betrachtete sie die Pistole in ihrer Hand. „So endet es also.“, dachte sie sich. In die Fänge der Reaper zu geraten war für sie gleichbedeutend wie von den Batarianern geschnappt zu werden. Myollis setzte sich den Lauf der Pistole an den Kopf und drückte ab. In den Passagierräumen vernahm man ganz deutlich den Schuss, der aus dem Cockpit kam. All die anwesenden Asari, Jägerinnen, Wissenschaftlerinnen, hochrangige Militärs und die Matriarchinnen sahen sich an und wussten nicht wie es weiter gehen sollte. Besonders eine kleine Gruppe von Matriarchinnen , einige Anführerinnen der Asari-Republiken, weigerte sich die gegenwärtige Lage anzuerkennen. Sie wollten nicht einsehen, dass all ihre bisherigen Anstrengungen, die so kurz vor ihrem Ziel standen, jetzt scheitern würden. Als vor fast drei Jahren Sarens Angriff auf die Citadel abgewehrt wurde hatte man sich sein Schlachtschiff, die Sovereign, genauer angesehen. Offiziell war es ein Schiff der Geth, was man regelmäßig gebetsmühlenartig wiederholte. Doch inoffiziell, hinter den Kulissen, wurde so manchem klar, das hinter der sogenannten Reaper-Theorie, weitaus mehr versteckte als eine extravagante Verschwörungstheorie. Sehr schnell wurde klar, dass die Reaper sehr real sein konnten und das man ihnen möglicherweise nicht viel entgegensetzen konnte. Ganz egal wie sehr Shepard dabei seine eigene Kampagne gegen die Reaper voran trieb so bereitete sich eine kleine Gruppe von Asari auf ihre ganz eigene Art und Weise auf deren Ankunft vor. Dazu hatten sie in einem ausgehöhlten Asteroiden eine modernste, sich selbst versorgende Einrichtung versteckt in denen sie und zahllose andere Gleichgesinnten den Krieg in Kyrokapseln überdauern wollten, um nach dem Abzug der Reaper ein neues Reich aufzubauen, um sich auf ihre erneute Ankunft vorzubereiten und um der Galaxie endlich die Art von Führung zu geben, die sie verdiente. Dass das Projekt seitjeher unter gewaltigem Zeitdruck stand war nachvollziehbar, vor allem aufgrund der notwendigen Geheimhaltung. Man hatte diese Anlage erst kürzlich fertig gestellt, gerade rechtzeitig, und dieser Transport sollte der letzte sein, um diesen Plan endlich in Kraft zu setzen, vor allem als klar wurde, dass Thessia nicht zu halten war. Nun saßen die Matriarchinnen da und grübelten was falsch gelaufen war und wie sie noch Einfluss auf die Situation nehmen konnten. Unbemerkt kam derweil das Reaper-Schlachtschiff immer näher und analysierte unablässig die Lage. Zwei zerstörte Fregatten, ein Kreuzer, der „leblos“ durch den Raum trieb, und ein Frachter, der noch halbwegs interessant war. Das war es was der Reaper vor Ort vorfand. Ein Fund, der selbst einer Jahrmillionen alten Maschine Rätsel aufgeben konnte. Als der Reaper näher kam zündeten die zwei Paar Minen, die Cerberus zuvor, bei ihrem Rückzug, an den Frachter und den Kreuzer geheftet hatte. Beide Raumschiffe wurden völlig zerstört, womit Cerberus endgültig seine Spuren verwischte. Zurück blieb nur ein Reaper, der völlig ratlos im Raum hing, bis er entschied nach Thessia zurückzufliegen. Die Meldung, dass Thessia gefallen sei, verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der Galaxie. Vor allem die Tatsache das von Thessia kaum noch eine Nachricht zu empfangen war, außer mit Quantenverknüpfungsknoten, sprach dabei seine ganz eigene Sprache und heizte die allgemeine Panik und Verunsicherung nur noch an. An Bord der echten Normandy marschierte derweil Ibro die Gänge in Richtung von Liaras Räumlichkeiten entlang. Im ersten Moment wollte er direkt eintreten, doch hielt es plötzlich für diese bessere Idee vorher zu klopfen. „Wer ist da?“, vernahm er Shepards gedämpfte Stimme auf der anderen Seite. „Ibro Bresios. Es ist wichtig.“ „Treten Sie ein.“, kam die Antwort nach einigem Zögern und Ibro betrat den Raum. Recht schnell fiel sein Blick auf Shepard und Liara, die beide auf der Bettkante saßen. Es war Liaras Gesicht deutlich anzusehen, dass sie trauerte. Shepard saß neben ihr und tröstete sie. Obwohl Ibro für Liara nicht viel übrig hatte und ihre Beziehung mit Shepard im Allgemeinen ablehnte, kam er nicht drum herum für sie, in ihrer gegenwärtigen Lage, Mitleid zu empfinden – zumindest etwas. So blieb Ibro, knapp drei Meter von den beiden entfernt, mitten im Raum stehen. Shepard und Liara sahen ihn an und für eine Zeit lang schwiegen alle nur. „Bitte.“, brachte Liara schluchzend hervor. „Wie schlimm ist es?“ Ibro sagte für den Moment nichts und blickte mit gesenktem Kopf zur Seite. Ihm war natürlich klar, dass sie wissen wollte wie es um Thessia steht. „Sie wissen wie direkt wir sein können.“, warnte er regelrecht. „Bitte.“, wiederholte Liara. „Millionen von Tote und die Lage verschlimmert sich stündlich. Die Reaper sind in voller Stärke aufmarschiert. Die Flotten der Asari konnten sie nicht aufhalten. Sie … konnten den Reapern Verluste zufügen, aber das hat nicht gereicht. Im Moment … versucht man zu retten, was zu retten ist.“ Liara schlug die Hand vor den Mund und kämpfte mit aller Macht darum die Fassung zu bewahren. Shepard legte seinen Arm um Liaras Schulter und drückte sie an sich, um sie zu trösten. „Der Verbund verlagert bereits seine Kräfte. Sirius lässt mehrere Einsatzgruppen zusammenlegen. Kommandoschiffe, Superschlachtschiffe, ganze Flottenelemente, aber das wird dauern. Die wenigen Kräfte die wir zurzeit in diesem Gebiet haben werden versuchen Evakuierungen zu koordinieren. Mehr können wir im Moment selbst nicht unternehmen. Es … tut mir leid.“ Ibro sah zu wie Shepard Liara an sich drückte und ihr über den Kopf streichelte. „Shepard, haben Sie einen Moment? Bitte, nur ganz kurz. Es ist wichtig.“, bat Ibro. „Ich bin gleich wieder da.“, flüsterte Shepard zu Liara und stand auf. Er ging zu Ibro und gemeinsam entfernten sie sich ein paar Meter. „Was ist?“, fragte Shepard. „Kennen Sie eine Miranda Lawson?“ Bei dem Namen weiteten sich sofort Shepards Augen, vor allem da er aus dem Mund eines Morjaners kam. „Woher haben Sie diesen Namen?“, erwiderte Shepard und verschränkte die Arme. Für Ibro war das eine klare Bestätigung. Das hatte er schon bei der ersten Reaktion auf die Frage erkannt. „Diese Frau ist an uns heran getreten und bot uns Informationen über Cerberus an. Ohne Gegenleistung wohlgemerkt. Dabei wurden explizit Sie als Leumundszeuge genannt.“ „Miranda … war eine … wie nenne ich das nur … eine Kollegin, die mir half gegen die Reaper vorzugehen.“ „Sie arbeitete für Cerberus.“, sagte Ibro, wobei es schwer zu erkennen war, ob das ein Vorwurf, oder eine Feststellung war. Ausgerechnet das wollte Shepard nämlich nicht erwähnen, denn er wusste wie sehr Cerberus auf der Abschussliste der Morjaner stand. „Ja, Sie hatte für Cerberus gearbeitet und genauso habe ich mit Cerberus zusammen gearbeitet, um die Reaper zu bekämpfen, aber wir trennten uns von Cerberus bevor ihr … auf der galaktischen Bühne erschienen seid.“, erklärte Shepard, was noch nicht mal gelogen war. „Genau das hat sie uns auch erzählt.“ „Was immer sie euch zu bieten hat, ich würde ihr bedingungslos vertrauen.“, ergänzte Shepard. „Mehr wollte ich nicht wissen.“, erwiderte Ibro. „Eine Sache noch. Ich betrachte Miranda als eine persönliche Freundin. Ich hoffe ihr werdet ihr nichts antun …“ „Natürlich nicht! Was halten Sie eigentlich von uns?!“, unterbrach Ibro, wobei er fast schon beleidigt klang. „Sagen Sie nichts.“, fuhr Ibro fort, bevor Shepard selbst darauf antworten konnte. Der Konversation beruhigte sich wieder und Ibro stöhnte leicht auf. „Ich werde meinen Leuten Bescheid geben. Machen Sie sich keine Sorgen. Von unserer Seite droht Miranda Lawson keine Gefahr. Das verspreche ich Ihnen in meiner Funktion als Exekutivagent und als Repräsentant des Morjanischen Verbundes.“ „Wenn Sie das sagen, dann vertraue ich Ihnen.“, erwiderte Shepard, was Ibro mit einem freundlichen Lächeln und einem Nicken bestätigte. Ibros Blick fiel zurück auf Liara, die schluchzend auf dem Bett lag und trauerte. „Sie sollten bei Ihrer … Partnerin bleiben … ihr Trost spenden … sie braucht es jetzt mehr denn je.“ Diese Worte überraschten Shepard und genauso sah er Ibro auch an. „Ich weiß, dass sie alle uns für Monster halten und wahrscheinlich haben sie sogar Recht, doch das heißt nicht, dass wir nicht zu Empathie fähig wären.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)