Here We Are Now (Entertain Us) von Morwen (Steve/Tony) ================================================================================ Prolog: Now ----------- „Ich kann das nicht“, sagte Steve. Nervös fuhr er sich mit der Hand durch die Haare, während er im Badezimmerspiegel sein Ebenbild betrachtete. Noch nie hatte er sich so unwohl dabei gefühlt, seinen Captain-America-Anzug zu tragen. „Doch, du kannst“, meinte Tony ruhig. Er stand mit vor der Brust verschränkten Armen hinter ihm im Türrahmen und musterte den anderen Mann aus dunklen Augen. Steve warf ihm im Spiegel einen unsicheren Blick zu, als würde er diese Behauptung stark anzweifeln, und Tonys Miene wurde weicher. „Im Ernst“, fuhr er fort. „Ich wüsste nicht, wer besser dafür geeignet wäre.“ Die Bemerkung entlockte Steve ein schiefes Lächeln. „Du?“, entgegnete er. Tonys Mundwinkel zuckten, dann schüttelte er den Kopf. „Steve, wir haben das lang und breit diskutiert“, sagte er. „Eine Pressekonferenz mit mir endet traditionell in einer Katastrophe, das weißt du ganz genau. Und die anderen...? Fury und Romanoff würden nur alle einschüchtern, Barton würde niemand ernst nehmen, Bruce und große Menschenmengen ist für gewöhnlich eine eher schlechte Kombination, und Thor sind viele... Feinheiten der modernen zwischenmenschlichen Kommunikation leider noch nicht so geläufig.“ „Und mir sind sie es natürlich“, erwiderte Steve sarkastisch. Tony zuckte mit den Schultern. „Ich finde schon“, sagte er. „Ich meine, ohne mich selbst loben zu wollen, aber hey – du hattest in den letzten Monaten den besten Lehrer überhaupt.“ „Das wiederum ist wahr.“ Steve musste schmunzeln. Doch dann wurde er wieder ernst. „Trotzdem... diese Leute von der Presse sind wie Haie, Tony. Sie umkreisen dich mit ihren Fragen und versuchen, eine Schwachstelle zu finden, damit sie sich festbeißen und dich vor aller Welt bloßstellen können. Früher war das nicht so, damals... damals waren die Medien irgendwie weniger verdreht. Ehrlicher. Damit konnte ich umgehen. Aber die Reporter von heute mit ihren Fangfragen und ihrem mangelnden Respekt vor allem, besonders dem Privatleben der Menschen, die sie interviewen...“ „Steve.“ Tony trat näher und lehnte sich neben ihn ans Waschbecken. „Du kannst das. Vertrau mir. Wenn sie dir Fragen stellen, die dir unangenehm sind, dann sagst du halt bloß zwei, drei Worte dazu und gehst nicht näher darauf ein. Und wenn sie unverschämt werden, mach einen Witz. Wechsel das Thema. Und bleib immer charmant dabei, dann merken sie es nicht einmal.“ „Ich bin nicht wie du, Tony“, murmelte Steve. „Ich bin nicht so...“ Er machte eine unbestimmte Geste. „So was?“, fragte Tony. Der andere senkte den Blick. „Du weißt schon...“ Tony hob eine Augenbraue. „So aalglatt, meinst du?“ Steves Ohren glühten und er konnte Tony kaum in die Augen sehen, doch der andere grinste nur. „Du hast Recht“, meinte er. „Und es ist gut, dass du nicht so bist. Das macht deinen Charme aus. Ich glaube...“ Er hielt inne und dachte einen Moment lang nach. Dann zeigte sich plötzlich Entschlossenheit in seinem Blick und er legte eine Hand auf Steves Schulter. „... ich glaube, es wäre vielleicht sogar am besten, wenn du einfach du selbst bist, Steve“, fuhr er fort. „Vergiss, was ich gesagt habe. Beantworte ihre Fragen, wie du es für richtig hältst. Ich bin mir sicher, dass dir schon die richtigen Worte einfallen werden.“ Er schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Steve sah ihn aus großen Augen an. Es überraschte – und ehrte – ihn jedes Mal aufs Neue, dass Tonys Glaube an ihn so grenzenlos war. Nervös befeuchtete er mit der Zungenspitze seine trockenen Lippen. „Tony...“, begann er. Ein leises Hüsteln an der Tür ließ die beiden überrascht zusammenzucken. „Seid ihr endlich fertig mit flirten?“, fragte Clint. „Fury hat schon mehrmals nach euch verlangt, und wenn ihr ihn noch länger warten lasst, dann wird er Natasha losschicken, um euch zu holen, und das wollt ihr nicht, glaubt mir.“ „Halt die Klappe, Barton“, erwiderte Tony nur, ohne den Bogenschützen auch nur eines Blickes zu würdigen. Steve hingegen sah entschuldigend zu Clint hinüber. „Tut mir leid, er meint es nicht so.“ „Doch! Doch, das tut-!“, begann Tony, bevor Steve eine Hand hob und sie ihm einfach auf den Mund legte. „Er meint es nicht so“, wiederholte Steve ruhig und ignorierte geflissentlich Tonys erfolglose Versuche, seine Hand wegzuschieben. „Bitte richte Fury aus, dass wir gleich da sein werden.“ Barton sah von einem zum anderen, dann seufzte er und zuckte in der universellen was-auch-immer-Geste mit den Schultern. „Ihr zwei seid echt seltsam“, sagte er und wandte sich ab. „Na gut, ich sag ihm Bescheid. Aber beeilt euch, sonst massakriert er mich, anstatt euch, wie es sich gehört. Und ich hänge durchaus an meinem Leben.“ Dann war er verschwunden und Steve nahm wieder die Hand von Tonys Mund. „Was habe ich dir mittlerweile schon mehrmals zum Thema ‚Umgang mit anderen Teammitgliedern‘ gesagt?“, fragte er streng. Tony verdrehte die Augen. „Oh, bitte“, erwiderte er. „Es ist Barton! Er zollt mir ebenso wenig Respekt, wie ich ihm, also ermahn mich nicht, als wär ich ein Kleinkind!“ „Weil du ja auch sonst immer so erwachsen bist“, meinte Steve trocken. Doch bevor Tony etwas darauf entgegnen konnte, hob er beschwichtigend die Hände. „Schon gut, schon gut, es tut mir leid, Tony. Ich hab’s nicht so gemeint, und ich will mich wirklich nicht mit dir streiten. – Komm, lass uns endlich gehen.“ Er wollte sich gerade auf den Weg machen, als der andere ihn am Arm packte. „Hast du nicht noch was vergessen?“, fragte Tony und hielt ihm seine Maske vors Gesicht. Steve seufze. „Ist das wirklich nötig?“, fragte er. „Du bist Captain America. Wenn du schon in deinem Kostüm eine Pressekonferenz gibst, dann trag es auch komplett“, erwiderte Tony ohne Erbarmen. Steve verzog das Gesicht. „Es macht dir Spaß, mich zu quälen, oder?“ „Du machst dir ja keine Vorstellung...“ Tony grinste. Dann stellte er sich auf die Zehenspitzen. „Hier, lass mich dir helfen...“ Ergeben sank Steve auf ein Knie und ließ sich von Tonys geschickten Fingern die Maske über den Kopf ziehen. „Da“, meinte der andere schließlich zufrieden, nachdem er ihren Sitz mehrmals minimal korrigiert hatte. „Schon viel besser.“ „Uhm“, machte Steve und erhob sich wieder. „... danke?“ „Nichts zu danken.“ Sie sahen sich an und Steve stellte auf einmal fest, wie nahe sie sich waren, und dass Tonys Hand noch immer auf seinem Hinterkopf ruhte und dass Tony ihn aus dunklen, unergründlichen Augen ansah, ohne Anstalten zu machen, sich zu rühren. Beinahe so, als würde er auf etwas warten... „Wir, uh“, durchbrach Steve schließlich die Stille, bevor irgendetwas passieren konnte, was er mit Sicherheit bereut hätte, und räusperte sich. „Ich glaube, wir sollten gehen.“ Das schien den Bann zu brechen. Tony blinzelte mehrmals und schüttelte kurz den Kopf, als müsste er seine Benommenheit abschütteln. Dann wandte er den Blick ab. „Du hast Recht“, sagte er, und seine Stimme war wieder völlig ruhig und neutral, und irgendwie verursachte gerade die Gleichmütigkeit darin einen dumpfen Schmerz in Steves Brust. „Auf geht’s!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)