Exitus von Flower-chan (Wenn der Feind die Natur ist) ================================================================================ Kapitel 2: Eva -------------- Eva flies away Dreams the world far away In this cruel children's game There's no friend to call her name Eva sails away Dreams the world far away The Good in her will be my sunflower field (Nightwish – Eva) Triel nickte langsam. „Aber eines muss ich wissen: Weißt du, was passiert ist? Ich meine... Ich dachte, nur meine Heimat ist von der Katastrophe betroffen, aber ich habe bisher nichts als Verwüstung gesehen.“ Wollte sie wissen. Eva schlug die Augen nieder. „Nein, ich weiß nicht, was das hervorgerufen hat. Aber jedes Land und jedes Volk ist davon betroffen. Mein Volk hat mich dafür verantwortlich gemacht, deswegen jagen sie mich wieder.“ Erklärte sie. Triel war auch nicht schlauer als zuvor. Ihr wurde klar, es würde keinen Ort geben, an dem Meera wieder gesund werden konnte. Und je weiter sie sich von ihrer Heimat entfernte, desto schlimmer sah die Landschaft aus, das hatte sie auch bemerkt. „Und die Wölfe? Sind sie genauso übel dran?“ fragte Triel weiter. „Besser als wir.“ Erwiderte Eva. „Aber auf jeden Fall ging es ihnen schon besser. Immerhin lebe ich bei ihnen.“ Triel sah an sich herunter und drückte vorsichtig auf den Verband an ihrer Seite. „Wie schlimm hat es mich erwischt?“ fragte sie. „Deine dritte Rippe von oben ist gebrochen und du hast einige Quetschungen. Die Kniesehne hab ich wieder zusammengeflickt, du dürftest bald wieder auf den Beinen sein. Ich gebe dir fünf Wochen, bis zu wieder kampffähig bist.“ Antwortete Eva und wischte sich eine helle Haarsträne aus dem Gesicht. „Fünf Wochen? So viel Zeit hab ich nicht. Gibt es keine anderen Weg?“ bat sie. „Doch, natürlich. Aber der könnte auch schief gehen.“ „Egal.“ Gab Triel zurück. „Lieber sterbe ich, als dass ich hier fünf Wochen untätig rumliege.“ Eva lachte. „Ich bewundere deinen Enthusiasmus, aber fünf Wochen mehr oder weniger reißen die Welt auch nicht in den Ruin. Du solltest dich ausruhen.“ Triel schüttelte energisch den Kopf. Mit jeder Minute wurde ihre Schwester schwächer, je eher die Gefahr gebannt war, desto eher würde Triel zu ihrer Familie zurückkehren und ihre Schwester heilen können. Wenn sie zeit vergeudete, wäre es vielleicht zu spät für Meera. Eva musterte Triel eine Weile. Es schien fast, als würde sie ihre Gedanken lesen. „Schön. Aber wundere dich nicht, wenn du Nachteile davon trägst.“ Sagte sie und legte eine Hand auf Triels Verband. Ein scharfer Schmerz durchfuhr sie, als ihre Rippe mit Gewalt wieder aneinandergefügt wurde. Eva runzelte konzentriert die Stirn und flickte Gewebe zusammen, verband gerissene Muskelstränge miteinander und heilte so die Verletzung vollständig. Merkwürdigerweise fühlte sich Triel immer noch, als wäre sie verwundet. „Du wirst kämpfen können. Aber ein Teil deiner magischen Energie wird dafür draufgehen, die Wunde zusammenzuhalten, und zwar bis sie natürlich verheilt ist. Ich beherrschte nur diese Heiltechnik, ich bin keine Heilerin. Anders geht es nicht, tut mir leid.“ Erklärte Eva. Triel schwieg betreten. Ihr Vater wäre stolz auf sie. Sie wusste, was Eva unausgesprochen ließ. Die Wunde würde sie beim Kampf nicht behindern, aber trotzdem würde sie die Schmerzen noch spüren müssen. Sie tat das für ihr Volk. Für ihre Familie. Sie musste durchhalten. „Wenn wir zusammenarbeiten, haben wir beide größere Chancen. In dieser Welt ist ein Leben nicht mehr viel wert, zu zweit sind wir stärker.“ Schlug Eva vor, als sie sich wieder dem Lagerfeuer zuwandte. „Gut.“ Meinte Triel und setzte sich auf. Eva war wieder bei ihr. Sie gab ihr eine Schüssel leicht ekelhaft anmutendes Gebräu in die Hand. „Iss. Du wirst deine Kraft brauchen.“ Sagte sie. „Wir werden morgen früh weiterziehen müssen. Das hier ist eine Drachenhöhle, und wenn der Bewohner merkt, dass er Untermieter hat, wird er sauer.“ Triel verschluckte sich an ihrer Suppe. „Hier lebt ein Drache?“ keuchte sie. „Momentan ist er auf der Jagd. Ich kenne seinen Tagesablauf, er wird vor morgen Nachmittag nicht wieder zurück sein.“ Beruhigte sie Eva. Triel erwiderte nichts, trotzdem fühlte sie sich unbehaglich. Sie war eine gute Kämpferin, schön, aber gegen einen ausgewachsenen Drachen würde sie nicht bestehen können, nicht einmal mit Evas Hilfe. Selbige verwandelte sich gerade wieder in den weißen Wolf und rollte sich zum Schlafen in einer Ecke ein. -- Triel wachte früh morgens auf. Die Morgensonne blendete sie. Sie würde wohl noch eine Weile brauchen, bis sie sich an die Helligkeit der Oberfläche gewöhnte. Am Höhleneingang stand Eva, in Wolfsgestalt und scharrte ungeduldig mit den Pfoten. „Ja, ja“ murrte Triel missgelaunt und suchte ihre Sachen zusammen. Kaum stand sie, lief Eva auch schon los, so schnell, dass Triel Mühe hatte, Schritt zu halten. Es war unfair, immerhin hatte sie ein Beinpaar weniger. Eva hetzte Triel den ganzen Vormittag durch die Botanik, ließ keine Pausen zu, es schien, als liefe sie vor etwas davon. Als ein gigantischer Drache über die Köpfe der Beiden hinwegschoss, verstand Triel warum. Die erste Pause gab es erst um drei Uhr nachmittags. Triel ließ sich erschöpft auf den Boden fallen. Als sie den Verband ablöste sah sie unversehrte Haut, so als würde dort nie eine blutige Wunde gewesen. Der Verband war inzwischen schwarzgeblutet und roch etwas streng. Triel wollte ihn wegwerfen, aber Eva hielt sie mit einem empörten Kläffen auf. „Hä?“ fragte sie und Eva verwandelte sich zurück. Sie nahm ihr den Verband ab. „Du kannst den doch nicht hier rumliegen lassen! Bist du verrückt? Da ist dein Blut dran, was glaubst du, was passieren kann, wenn das in die falschen Hände gerät? Du könntest getötet werden, ohne dass man dich berühren muss!“ schimpfte sie und ließ kleine Flammen aus ihren Fingerspitzen sprühen. Sie setzten den Verband in Brand und er verbrannte noch strenger riechend auf dem Boden. „Wie hast du das gemacht?“ fragte Triel überrascht. Normalerweise musste man einen Bannspruch sprechen, wenn man die Elemente beeinflussen wollte. Eva hatte es geschafft, Feuer heraufzubeschwören, ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Sie lächelte geheimnisvoll. „Es gibt viele Dinge, die du noch von mir lernen kannst, Triel.“ Sagte sie. Triels Brauen zogen sich zusammen. Sie konnte sich nicht erinnern, ihren Namen in Evas Gegenwart auch nur einmal genannt zu haben! Eva lächelte immer noch. Triel nickte nur. Eva... Sie befürchtete, dass diese Wolfkatzenelfe noch einige Überraschungen für sie bereithielt. Aber sie bezweifelte auch, ob es klug war, diesem seltsamen Wesen blind zu vertrauen. Irgendetwas warnte sie vor Eva. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)